COMPOSITES LOUNGE - Das Online Experten Netzwerk

Ilkay Özkisaoglu
Since 04/2021 188 Episoden

#184 Applus+ IMA mit Prof. Dr.-Ing. Jens Ridzewski über die Entstehung des Dresdner Composites Ökosystems

13.10.2025 14 min Staffel 5 Episode 142

Zusammenfassung & Show Notes

🎥 Dresden – Wiege des Leichtbaus & Hotspot für Composites

Willkommen zu einer besonderen Podcastepisode der Composites Lounge – direkt aus dem sonnigen Dresden! 🌞

Unser Host Ilkay Özkisaoglu trifft Jens Ridzewski, Prof. Dr.-Ing., Business Development Leiter bei Applus+ IMA, Juror der AVK Innovation Awards und Moderator beim JEC Forum DACH 2025.

🏛️ Historie: Dresden & das RGW*-Erbe
Dresden ist nicht nur schön – es ist historisch bedeutend für den Leichtbau. Die Wurzeln reichen zurück bis 1955, als die VEB Flugzeugwerke Dresden unter Leitung von Brunolf Baade das erste deutsche Passagierstrahlflugzeug „152“ entwickelten. Die dafür errichteten Versuchshallen sind heute Teil des IMA-Werksgeländes.

Nach dem Ende des zivilen Flugzeugbaus entstand 1961 das Institut für Leichtbau und ökonomische Verwendung von Werkstoffen (IfL) – die Wiege des modernen Leichtbaus. Mit über 700 Mitarbeitenden wurden hier Werkstoffe erforscht, Leichtbautechnologien entwickelt und Standards wie die TGL-Normen geschaffen.

🧪 Prüfungen an Composites & Rotorblättern
Jens erklärt die Testpyramide – ein strukturiertes Prüfkonzept:

  • Materialtests: Harze, Fasern, Klebstoffe
  • Komponententests: Laminate, Baugruppen
  • Fullscale-Tests: z. B. komplette Rotorblätter – statisch & zyklisch
Ein Highlight: Die zyklische Prüfung mit einem Unwuchterreger, der das Rotorblatt in Schwingung versetzt und so Jahre an Belastung in kurzer Zeit simuliert. Diese Methode ist essenziell für die Zertifizierung nach IEC 61400-23[3].

🌍 JEC Forum DACH 2025 – Sei dabei!
📅 21.–22. Oktober 2025

📍 Maritim Hotel Dresden - Unser Team war bereits am Tag der Einheit 3.10.2025 zur Inspektion da. zwischen einem futuristischen Kongresszentrum und dem Glaspalast des sächsichen Landtag direkt an der Elbe mit herrlichen Ausblick auf die Brücken (aber lassen wir das Thema Brücken in Dresden lieber ;)

Das JEC Forum DACH ist das zentrale Event für die Composites-Industrie im deutschsprachigen Raum. Es bietet Ihnen:

  • Business Matchmaking zwischen Einkäufern & Lieferanten
  • Konferenzen zu Digitalisierung, Nachhaltigkeit & KI
  • Die AVK Innovation Awards
  • Die JEC Composites Startup Session

Exklusive Werksführungen bei lokalen Playern wie Applus+ IMA, EFW und dem LEIV Validierungszentrum organisiert durch Composites United Ost.

🎬 Composites Lounge powered by JEC City Trailer Dresden

Am Ende des Interviews erwartet euch ein visuelles Highlight: Der JEC City Trailer Dresden, produziert von der Composites Lounge, zeigt die Innovationskraft der Region und stimmt euch auf das Event ein.

📣 Call-to-Action
🔊 Jetzt Podcast & Video anschauen!
YouTube Episode: https://youtu.be/tnBo25PKpRk

Erlebe das Interview mit Jens Ridzewski in voller Länge – mit spannenden Einblicken in die Prüfwelt, die Geschichte Dresdens und die Zukunft der Composites.

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👉 Melde dich zum JEC Forum DACH an: www.jec-dach.events

Transkript

So einen wunderschönen guten Nachmittag, liebe LinkedIn Community Composits Lounge Members JEC Forum DACH Buyer and Sellers. Ich bin heute hier im sonnigen Dresden. Ja, Petrus meint es gut mit uns bei Jens Ridzewski. Jens hat mich eingeladen zu sich ins Werk. Vielen Dank für deine Gastfreundschaft, lieber Jens, meine Freude. Wir sprechen über das JEC Forum DACH. Insbesondere wollen wir aber im Vorfeld des JFD 2025 noch mal das Ökosystem hier rund um Dresden vorstellen. Und kein geringerer als Jens Ridzewski ist da wirklich ein exzellenter Ansprechpartner, weil Jens hat auch gleichzeitig mehrere Hüte auf. Einmal ist er bei der IMA als Experte beschäftigt. Dann ist er bei der AVK als Juror tätig, bei den Innovation Awards und zudem wird er beim JFD auch die AVK Innovation Awards moderieren. Und ich würde mal sagen, Jens, stell doch unserer Community mal ganz kurz vor. Wer ist die IMA und was ist hier dein Job? Ja, also danke, Ilkay für für die Einführung. Herzlich willkommen. Natürlich hier in der Applus+ IMA, oder wie die Firma gesamt heißt IMA Materialforschung und Anwendungstechnik GmbH. Wir sind seit 2021, also seit 2021 Mitglied der Applus Gruppe, das heißt ein weltweiter Dienstleister. Und da speziell in der Applus Laboratories Division mit über 1.600 Leuten weltweit. Was machen wir hier in der IMA? Wir sind in erster Linie ein Prüfdienstleister für Werkstoffe, für Komponenten in allen Branchen. Das heißt, wir bedienen sowohl die Luftfahrt, Automotive, Schienenfahrzeugbau, Bauwesen, Windenergie, Medizintechnik. Es gibt nichts, was wir bei uns nicht machen. Die alte Übersetzung von IMA war scherzhafterweise früher "Ich mache alles". Wir haben jetzt in der Applus Gruppe den Vorteil, dass wir unser Portfolio noch deutlich erweitern können. Das heißt, es gibt in der gesamten Gruppe eigentlich kaum irgendeine Prüfdienstleistung, die wir in der Gruppe nicht anbieten können. Davon partizipieren natürlich auch unsere Kunden. Die also international kommen, sind also sehr stolz, dass wir nicht nur im Compositesbereich unterwegs sind, sondern uns auch den Zukunftsmärkten widmen können. Ob das jetzt Bauwesen ist, natürlich mit den nichtmetallischen Bewehrungen oder auch in den Defence Bereich verstärkter einsteigen können. Das sind unsere Felder. Ja, Was mache ich hier? Ich bin jetzt seit über 30 Jahren in der Applus oder IMA tätig, habe also angefangen im Compositesbereich habe den Kompositbereich aufgebaut und bin aktuell verantwortlich für das Business Development und leite die beiden Zertifizierungsstellen für Bauprodukte, also sowohl nach Landesbauordnung als auch nach europäischer Bauprodukten Verordnung. Und du hast es schon angesprochen Ich bin in mehreren Verbänden unterwegs, natürlich auch im Vorstand der AVK, habe dort auch die die Ehre und die Freude, die in der Jury des Innovationspreises mitzuarbeiten und bin natürlich unglaublich stolz, dass die JEC FORUM DACH dieses Mal in Dresden stattfindet. Das ist eine Anerkennung für die ganze Gegend, weil du hast es schon gesagt, hier ist eine starke Composite Community und wir sind ein Teil davon. Wir haben ein super Netzwerk hier in dieser Gegend und ja, ich freue mich darauf, diese Veranstaltung hier besuchen zu können und die JEC hier begrüßen zu dürfen. -Ja, lieber Jens, vielen Dank für die einführenden Worte zur IMA. Jetzt lass uns mal ganz kurz über Dresden und das Ecosystem hier sprechen. Liebe Community Ihr seht ja über mir hier schwebend ein Rotorblatt der Wind Industrie. Und wir wissen ja, das ist ja eines der wirklich klassischen Anwendungen für Composites. Wir wollen uns aber jetzt nicht einen Deep Dive für Windindustrie machen, sondern wir wollen Deep Dive in die Dresdner Composites Ökosysteme wagen. Und meine Frage Jens an dich ist. Kannst du uns mal kurz beschreiben Wie entstand das Ecosystem und wer sind da so die, kann man sagen Keyplayer, oder die Hauptinstitutionen, die dafür mit an der Wertschöpfungskette arbeiten? Ja, das ist eine gute Frage. Wo kommt eigentlich diese Kompetenz in dieser Region zu den Composites her? Da dürfen wir durchaus stolz in der Region sein, mal den Blick nach ganz hinten zu werfen. Und zwar mit der Entwicklung und dem Bau des ersten deutschen strahlgetriebenen Passagierflugzeugs der 152. Die ist also in diesem ganzen Areal hier entstanden, also nicht nur hier, sondern auch oben am Flughafen mit ganz vielen Beteiligten. Und das war natürlich eine Keimzelle für deutlich weiterführende Industriebereiche. Und aus den Flugzeug Werken ist damals das das "IFL" Institut für Leichtbau hervorgegangen. Und das IFL war also unglaublich stark in der Entwicklung von Faserverstärkten und Leichtbau. Lösungen mit Ausstrahlung. Wirklich weltweit, nicht nur auf Ostdeutschland oder damals in RGW (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe), sondern wirklich weltweit Ausstrahlung. Was uns dann nach der Wiedervereinigung auch sehr geholfen hat, hier im Markt wieder Fuß zu fassen. Ja, mittlerweile kann man sagen, diese Composite Community hier in der Gegend setzt sich nicht nur zusammen aus Industrieunternehmen, so wie die Applus IMA das ist, sondern eben auch aus Forschungseinrichtungen, aus Universitäten. Auch ich habe hier an der TU Dresden studiert, das heißt, das ist mein Stall, da komme ich her und viele andere auch. Und wir haben hier Fraunhofer Einrichtung, die sich mit Faserverstärkten Kunststoff und Leichtbau beschäftigen. Ich glaube, wir haben in Dresden mit die größte Fraunhofer Dichte überhaupt in Deutschland. Und dann gucken wir uns einige Verarbeiter an, von Faserverbundverbunden. Das ist natürlich die Elbe Flugzeugwerke mit den Fußbodenplatten. Das ist Hightech, das ist East4D. Also wir haben ganz viele Player, die in den unterschiedlichsten Industriebereichen unterwegs sind. Und diese Community trifft sich also regelmäßig auch organisiert vom Composites United. Wir haben hier in Dresden die Geschäftsführung sitzen für den Composites United Ost. Das heißt, wir haben nicht die Grenzen nachgezogen, aber doch versucht, die Stärken und die Interessen der ostdeutschen Unternehmen hier im Kompositbereich zusammenzufassen. Und natürlich auch Forschungseinrichtungen. Ja, daher kommen wir eigentlich. Ja, da können wir mal als Beispiel die Windindustrie nehmen. Hinter mir ist noch so ein Rotorblatt zu sehen, zumindest die Lastanleitung. Wir waren als als IMA tatsächlich eine der wichtigsten Labore, die die Zulassungsprüfung für die Werkstoffe, Komponenten und auch Rotorblätter hier unterstützen konnten. Für den deutschen Markt natürlich in erster Linie. Es ist, glaube ich, allgemein bekannt, dass wir in Deutschland gerade keinen Hersteller mehr haben. Das ist also abgewandert. Trotzdem haben wir im Hintergrund noch dieses Rotorblatt stehen. Ja, der Bedarf an Windenergie in der Politik ist groß geschrieben und ich glaube auch das Interesse der Gesellschaft geht in diese Richtung. Leider haben wir es hier in Deutschland verpasst, hier wirtschaftlich Anschluss zu finden und diesen Markt also in Größenordnungen an das asiatische Ausland abgegeben, was sehr schade ist inklusive Entwicklungsleistung. Ja, wir sind noch unterwegs. Ist natürlich nicht mehr diese Bedeutung von früher. Das heißt auch wir haben unsere Interessen etwas verschoben und haben also oder sind gerade dabei, in China ein neues Labor aufzumachen. Wo es also um die Prüfung von Materialien und Komponenten für Rotorblätter geht. Das heißt, wir folgen den Herstellern und gehen also dorthin als Applus, wo der Windenergiemarkt gerade richtig präsent ist. -Jens, wir stehen jetzt hier vor einer legendären Blattwurzel, vor diesem Windrotor. Was mich immer wieder begeistert, sind natürlich die Prüfungen an Composites. Kannst du uns mal kurz vor dem spezifischen von der Windindustrie zum Allgemeinen, zur allgemeinen Kompositindustrie führen? Auf was muss man bei Prüfungen genauestens achten? -Ja, also wieder wieder eine interessante Frage. Tatsächlich ist so ein Rotorblatt das Faserverbundwerkstoffen ein gutes Beispiel, um diese Philosophie zu erklären. Unsere Philosophie, die wir bearbeiten oder wo wir den Kunden unsere Unterstützung anbieten, ist die sogenannte Testpyramide. Das heißt, wir fangen in der untersten Ebene an dieser Testpyramide, prüfen die Werkstoffkomponenten. Das ist beim Rotorblatt zum Beispiel das Harz oder der Klebstoff auch die Fasern. Dann gehen wir in der Ebene der Pyramide etwas höher, prüfen die Laminate, prüfen Komponenten. Und ganz zum Schluss prüfen wir also Fullscale. Das heißt in diesem Fall, wir prüfen das gesamte Rotorblatt statisch zyklisch, weisen also die komplette Lebensdauer nach. Das ist der grundsätzliche Ansatz, den wir hier in der Applus+ IMA verfolgen. Und ich glaube, das ist auch der grundsätzliche Ansatz für für alle Prüfer, die in diesem Bereich unterwegs sind. Man legt also eine solide Basis im Material und Komponentenbereich und validiert dann diese ganzen Dinge, die man bestimmt hat. Also dann im Fullscaletest. Das ist in der Luftfahrt genauso wie im Automotive oder im Schienenfahrzeugbau, um sicherzustellen, dass man im finalen Test im Fullscaletest an der Gesamtstruktur also keine unerwarteten Schäden bekommt oder unerwartetes Verhalten. Es ist also eine solide Vorgehensweise, die zum Beispiel auch von der VDI so abgedeckt ist. Also das heißt, es ist auch nicht unsere Idee, sondern wir verfolgen das nur sehr professionell. Ja, was jetzt im Bild an der Rotorblattprüfung, ist also ein Fragment noch aus der zyklischen Prüfung an dem Rotorblatt. Das heißt auf das Rotorblatt montiert ist ein sogenannter Unwucht Erreger. Das heißt, wir bringen über Rotation mit einer angehängten Unwucht. Das ist das blaue Teil, was da zu sehen ist, das Rotorblatt in Schwingung. Und je nach Drehzahl erreicht man quasi eine eine andere Frequenz am Rotorblatt, also eine Biegefrequenz, also Eigenfrequenz. Was man also provozieren will und kann dann also in relativ kurzer Zeit die zyklischen Lasten in so ein Rotorblatt einleiten und damit dann auch, also mehrere Jahre zum Beispiel relativ schnell simulieren, dass das Ziel also von von so einer Prüftechnik. Ja, ich sagte Fragmente, weil wir werden diesen Prüfstand rückbauen. Wir werden das nicht weiterverfolgen. Die letzten Jahre haben wir diesen Prüfstand also nur noch dafür verwendet, um Health Monitoring Systeme hier zu erproben an solchen Rotorblättern, was natürlich gerade für Anwendungen in der Offshore Industrie sehr, sehr wichtig ist. So liebe Community. Ihr seht, Dresden rockt. Und Dresden ist wirklich ein Hotspot für Composites Industrien. Und der Jens hat uns wirklich hier einige Insights gebracht zu Dresden und der ganzen Industrie, die hier angesiedelt ist. Wir freuen uns auf das JEC Forum DACH, was jetzt in Kürze stattfindet. Es ist nicht mehr lang bis dahin. Deswegen werden wir uns auch mit diesem Video sputen. Vielen Dank, lieber Jens, für deine Einsichten in diese Industrie. Man merkt, du bist ja wirklich mit Leidenschaft dabei. -Danke, Ilkay und ich freue mich darauf, die Besucher der JEC DACH hier auch bei der Applus IMA begrüßen zu dürfen. Wir bieten im Rahmen eines Begleitprogramms eine Führung hier mit an und hoffen auf rege Beteiligung. Und bei diesem Rundgang werden wir natürlich noch deutlich mehr Beispiele unsere Prüfdienstleistungen auch im Kompositbereich zeigen dürfen. Meldet euch an!