Couple & Company

Luisa Jones & Thomas B. Jones

044: Entscheidungen und Bauchgefühl – Wenn der Kopf Pause macht

15.05.2025 35 min

Zusammenfassung & Show Notes

Wir diskutieren, wie Entscheidungen, ob spontan oder durchdacht, unseren Alltag prägen und welche Strategien uns helfen, diese zu treffen. Teilt eure eigenen Erfahrungen mit uns: Welche Entscheidungen fällt euch schwer?

Diese Folge gibt euch einen Einblick in die vielen Entscheidungen, die wir als Paar, Eltern und Solo-Selbstständige tagtäglich treffen müssen. Wir diskutieren über die berühmte Entscheidungsmüdigkeit und wie sie uns gerade am Ende eines langen Tages beeinflusst.

Im ersten Teil der Folge sprechen wir darüber, wie man möglichst viele Entscheidungen minimiert, um die entscheidenden Entscheidungen klarer und einfacher treffen zu können. Thomas teilt seine Erfahrungen und Erlebnisse aus dem Alltag, besonders was den Entscheidungsprozess rund um neue Produkte in seinem Business anbelangt. Dabei wird deutlich, dass sowohl Planung als auch Bauchgefühl in der Selbstständigkeit ihren Platz haben müssen.

Im zweiten Teil gehen wir auf konkrete Strategien ein, wie man Entscheidungen besser strukturiert und priorisiert. Sei es durch Pro-Con-Listen, Pausen oder durch das Delegieren an andere: Es gibt viele Wege, sich den Alltag mit seinen unendlich vielen Entscheidungen erträglicher zu gestalten. Wir sprechen offen darüber, wie wir damit umgehen, wenn wir vor einer unliebsamen Entscheidung stehen und warum es manchmal auch einfach okay ist, eine Entscheidung hinauszuzögern.

### Erwähnte Tools, Apps, Social Media Accounts, Tipps oder Websites
- [Georg Hegel Zitate](https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Wilhelm_Friedrich_Hegel)
- [Motel One](https://www.motel-one.com/)
- [Burgmanns Weilheim](https://burgmanns.info)

Transkript

Hallo und herzlich willkommen zu Couple & Company. Mein Name ist Thomas.
Thomas
00:00:16
Mein Name ist Lu.
Luisa
00:00:16
Und zusammen sind wir The Joneses.
Thomas
00:00:20
Herzlich willkommen.
Luisa
00:00:21
Herzlich willkommen zur nächsten Ausgabe unserer kleinen Miniserie über die Realität in der Selbstständigkeit.
Thomas
00:00:31
Ist ja nicht so, als würden wir sonst hier irgendwelche Unwahrheiten erzählen.
Luisa
00:00:34
Stimmt eigentlich, ist ein schlechtes Intro. Okay, lass mich neu anfangen. Willkommen zu unserer Miniserie Business Unplugged. euer Blick hinter die Kulissen von unseren Businesses. Heute geht es um Entscheidungen. Die kleinen, die nervigen, die großen, die unbewussten, die Entscheidungen, die wehtun und alles dazwischen. Wir treffen ja laut Studien so 20.000 Entscheidungen am Tag.
Thomas
00:01:02
Gott, hört sich das schlimm an.
Luisa
00:01:04
Das ist wirklich so. Man sagt 90 Prozent davon unbewusst. Das macht es ein bisschen besser. Dann muss ich nicht ganz so viel nachdenken, zumindest gefühlt nicht ganz so viel nachdenken. Aber gerade als Selbstständige, als Eltern, als Paar sind es wirklich sehr, sehr viele Entscheidungen, die wir in unserem Alltag treffen. Manchmal sind es kleine, es sind aber welche, die ja wirklich auch unser Leben als Familie oder unser Business jeweils massiv beeinflussen können. Also so eine Entscheidung kommt manchmal auch unverhofft und es ist immer eine Aufgabe, eine Entscheidung zu treffen. Ich bin kürzlich mal in Stuttgart unterwegs gewesen zum Fotografieren und da bin ich zufällig über das Zitat von Georg Hegel gestolpert. Das steht da nämlich an der Hauswand dran. Die Angst zu irren ist der größte Irrtum.
Thomas
00:01:52
Super.
Luisa
00:01:55
Ich gebe zu, ich wusste nicht, wer Georg Hegel ist, bis ich das Zitat gelesen habe. Das war irgendwie nicht auf meinem Radar. Ich habe mich dann aber ein bisschen mit ihm beschäftigt. Und das Zitat ist auf jeden Fall sehr gut, wie ich finde. Ich finde, das trifft den Nagel auf den Kopf. Darum soll es heute gehen, Entscheidungen zu treffen, warum es vermutlich ein Fehler ist, Entscheidungen aufzuschieben. Also um Klarheit und um diese Überforderung, die manchmal auch mit Entscheidungen einfach einhergeht. Bist du eher so Kopf- oder Bauchmensch, wenn es um Entscheidungen geht?
Thomas
00:02:32
Was denkst du? Du weißt es ja eigentlich. Also ich bin schon jemand, der viel aufs Bauchgefühl gibt und ich fahre damit auch oft gut. Aber natürlich muss oder sollte eine Entscheidung schon auch durchdacht sein, aber es kommt natürlich auch mal sehr darauf an, um was es geht. Ich glaube, die schwierigsten Entscheidungen oder ja, sehr schwierige Entscheidungen sind so finanzielle Entscheidungen oder ja, einfach die Größe der Sache. Also ob ich jetzt, was ich jetzt heute für ein T-Shirt anziehe, ist ja eine andere Entscheidung als, hey, wollen wir nicht doch auswandern in die USA?
Luisa
00:03:08
Ja, sind unterschiedliche Entscheidungen, definitiv.
Thomas
00:03:11
Genau, die vielleicht unterschiedlich lange Bedenkzeit brauchen und unterschiedlich intensiv sind und somit auch mehr durchdacht werden müssen oder kleinere Entscheidungen könnte man auch einfacher mit dem Bauchgefühl entscheiden, finde ich. Oder mache ich dann auch.
Luisa
00:03:32
Machst du eine Unterscheidung zwischen Entscheidungen, die du für dein Business triffst und Entscheidungen, die du für dein Privat triffst? Oder sagst du, bei der Business-Entscheidung muss ich mehr den Kopf benutzen als den Bauch oder andersrum?
Thomas
00:03:46
Ja, ich glaube schon, weil jetzt im Privaten, außer man baut jetzt ein Haus, was wir jetzt gerade zum Glück nicht tun. Wir haben eher
Luisa
00:03:54
Teile davon abgerissen.
Thomas
00:03:56
Ja, sind beim Business natürlich die Entscheidungen schon öfter mit finanziellen Sachen verbunden, was dann automatisch heißt, dass da mehr Kopf und Planung reingeht und im Privaten dann schon häufig auch der Bauch entscheidet. Aber das kann man so pauschal jetzt irgendwie nicht trennen, finde ich. Oder wie ist das bei dir? Privaten Entscheidungen, muss man auch mal sagen, treffen wir auch gemeinsam, also du und ich.
Luisa
00:04:19
Ja, klar, das kommt hinzu und da ergänzen wir uns dann vielleicht auch ganz gut, weil ich bin eher der Kopfmensch. Wenn man mal mit mir irgendwas versucht hat, ein Projekt zu starten, ist man immer erstaunt, welche Excel-Tabellen ich plötzlich hervorzaubern kann. Oder genervt. Das kann auch sein. Manche sind froh, dass ich mir diese Mühen mache. Manche denken sich, das hätte man schon längst entscheiden können.
Thomas
00:04:38
Du warst ja auch lange bekannt als der Der große Pessimist, haben wir schon oft eingeordnet, du bist halt eher ein Realist, aber du kannst auf jeden Fall sehr gut in so eine Runde gehen, wo alle so, hey ja, voll geil, wir machen das so und guck mal, dann können wir das so und so machen und dann kommst du und haust halt hier so ein paar Zahlen auf den Tisch und alle danach so, ah ja, okay, gut, dann machen wir das halt vielleicht doch so. Das kannst du schon recht gut.
Luisa
00:05:03
Das kann ich sehr gut.
Thomas
00:05:04
Ich meine, du rettest dann auch oft den POPO. Aber ja, so ganz schnelle Entscheidungen aus dem Bauch raus, da bist du meistens nicht dabei.
Luisa
00:05:18
Nee, ist ja nicht so meins. Also manche Sachen, klar.
Thomas
00:05:20
Überhaupt Spontanität ist nicht so deins manchmal.
Luisa
00:05:23
Na, kommt davon. Also manche Sachen entscheide ich dann schon spontan, aber das sind halt sehr, ich sag mal sehr kleine Entscheidungen. Oft die versuche ich nicht zu verkopfen, aber selbst wenn ich zum Beispiel so einen Workshop plane oder so, Erstelle ich dann nicht so eine Servietten-Milchmädchen-Rechnung, wo man drauf schaut, sechs Teilnehmer mal 250 Euro gleich Profit. Nee, weil was ist, wenn statt den sechs Teilnehmern nur die Mindestzahl von vier bucht? Was kostet mich eigentlich mein Studio hier? Kann ich das umlegen? Was kostet das Model extra? Selbst runtergerechnet, wie hoch ist das Snack-Budget für alle Teilnehmer? Und was ist der durchschnittliche Verdienst, den ich an so einem Workshop habe?
Thomas
00:06:03
Und der durchschnittliche Snack-Anteil.
Luisa
00:06:05
Der durchschnittliche Snack-Anteil, genau. Danach wird nochmal Inventur gemacht, wie viel von den Keksen jetzt weg sind und wie kann ich vielleicht fürs nächste Mal den Snack-Anteil reduzieren. Also ich rechne das schon.
Thomas
00:06:16
Ich dachte gerade schon Snacks aufheben fürs nächste Mal.
Luisa
00:06:18
Wer weiß.
Thomas
00:06:21
Also seid vorsichtig, wenn ihr hier zum Workshop kommt.
Luisa
00:06:24
Wenn Bissspuren, da die Keksen drin sind.
Thomas
00:06:26
Nein, das sind keine Leibniz-Zähne.
Luisa
00:06:30
Wenn sie andersrum drin sind in den Keksen, genau. Also ich bin schon eher Kopfmensch. Ich merke, dass ich immer eine sehr fundierte Datenbasis haben will, bevor ich irgendwelche Entscheidungen treffe. Dass ich vergleiche Angebote, ich suche ewig lang nach, wo kann ich das irgendwie 10 Euro günstiger haben, wenn es... Keine Ahnung, 1000 Euro kostet, also ein 1% Unterschied ist für mich dann schon manchmal es wert, eigentlich ja nicht, es wert dann irgendwie eine Stunde danach zu suchen, was die 10 Euro komplett kaputt macht in dem Moment. Aber ich merke es bei meinen Businessentscheidungen, da will ich schon sehr genau wissen, was entscheide ich da eigentlich, was spielt sich da ab, was sind die Konsequenzen, die da dahinter stehen. Ich merke aber auch, dass es mir hilft, die Entscheidung zu treffen. Klar, dauert es manchmal länger, aber ich treffe dann die Entscheidung. Wenn ich mir den Aufwand nicht mache, mir das wirklich hinzulegen und zum Teil auszurechnen oder was auch immer, dann schiebe ich Entscheidungen lieber vor mir her, merke ich. Und das finde ich viel fataler, als dann zumindest meine Entscheidung irgendwie begründen zu können, vor mir selbst ja manchmal auch nur.
Thomas
00:07:35
Also was ich zum Beispiel festgestellt habe, jetzt gerade aufs Business bezogen, so Kaufentscheidungen investiere ich jetzt in Produkt XY oder nicht Produkt jetzt irgendeinen, weiß ich nicht, neuen Tisch oder irgendein neues Technikgerät, keine Ahnung, was ich jetzt brauche. Da ist es bei mir mittlerweile, dass ich die Entscheidung oft rauszögere, was aber gut ist, weil ich dann nach einer Weile feststelle, okay, ich habe es bisher jetzt eigentlich nicht gebraucht, brauche ich eigentlich gar nicht. Also das finde ich so Sachen, wo ich mittlerweile schon länger drüber nachdenke und also das geht jetzt auch wieder so ein bisschen in Richtung Impulskauf, Kaufkäufe, dass ich da auf jeden Fall, ja, das ist eigentlich Business und Privat, weil so Kaufentscheidungen, die oft rauszöger. Weil, ja, weil ich einfach festgestellt habe, dass diese Impulskäufe oft Fehlkäufe sind und sich da lohnt, die Entscheidung ein bisschen länger liegen zu lassen.
Luisa
00:08:32
Ja, also, sind wir ehrlich, Werbung funktioniert da ganz gut bei sowas und dann sieht man was, das brauche ich unbedingt und dann ist es vielleicht doch nicht so. Also wenn man dann nochmal eine Nacht drüber schläft oder so, vor allem wenn es keine dringende Kaufentscheidung ist, lohnt sich da wirklich eine Nacht drüber zu schlafen. Aber diese Kopf-Bauch-Sache, ich versuche den Bauch, ich versuche zumindest mehr auf meinen Bauch zu hören bei Entscheidungen auch. Also wirklich zu sagen, okay, da verdient man jetzt vielleicht nichts dran und es ist nicht kalkulierbar, ob das hier was wird und es dann trotzdem zu machen. Eine von den Entscheidungen war zum Beispiel damals der Bildband, den ich gemacht habe. Das war auch vier Jahre schon her, glaube ich. Das war finanziell, ich wusste ja, wie schwer Bildbände sich verkaufen und dass die Druckkosten hoch sind. Und das war zu Beginn der Pandemie dann noch mittendrin. Und das wusste keiner so richtig, wie es eigentlich weitergeht. Aber die Zeit war halt da. Und ich dachte mir, wenn ich es nicht jetzt mache, wann dann? Und das war wirklich eher eine Bauchentscheidung, weil das hat gegen die Kalkulation gesprochen. Und am Ende ging es aber auf. Was für mich dann gezeigt hat, also ich habe mit den Vorbestellungen quasi schon die Druckkosten fast komplett da drin gehabt. Hat mir dann gezeigt, okay, der Bauch hat hier durchaus auch seine Berechtigung in so einem Entscheidungsprozess. Ich für mich muss abwägen, wie entscheide ich die Sachen auch, weil sonst verkopfe ich es zu sehr.
Thomas
00:09:57
Ja, also habe ich natürlich auch bei manchen Sachen, dass ich dann merke, okay, ich komme jetzt hier gar nicht mehr raus. Bei uns ist halt ein bisschen das Problem in Anführungszeichen oder die Herausforderung in unserem Business, in dem Alltag, so wie er jetzt ist für uns, dass wir ja beide als Solo-Selbstständige alle Entscheidungen immer komplett alleine treffen müssen. Und das ist was, wo ich mich schon manchmal schwer tue oder auf jeden Fall schwer getan habe. Es ist natürlich in manchen Bereichen besser geworden, deswegen besprechen wir uns ja auch viel. Wir holen uns da quasi ja eine Meinung von außen, das ist immer so eine halb unvoreingenommene, weil wir ja immer ein bisschen auch reinschauen oder wissen ja, wie es beim anderen so aussieht. Und trotzdem ist es jetzt, bei manchen Produkten bist du zum Beispiel, hast jetzt keine Ahnung, ob jetzt Kindertattoos mit Glitzer, kleiner Spoiler, sich jetzt gut verkaufen oder nicht, aber einfach diese Entscheidung manchmal zu teilen oder das jemandem zumindest zu erzählen und dann irgendwie die Reaktion zu bekommen, hilft manchmal finde ich schon, sich für oder gegen was zu entscheiden.
Luisa
00:11:00
Ist ein großer, großer Vorteil, den wir hier im Studio haben, jetzt sind wir mittlerweile zu dritt, dass wir uns gegenseitig so Sachen mal kurz hinlegen können und eine ehrliche, transparente Meinung, das ist ja kein fundiertes Research irgendwie dahinter, aber eine Meinung von außen holen können, um die.
Thomas
00:11:17
Manchmal den Kopf oder den Bauch zu überzeugen,
Luisa
00:11:19
Was zu tun oder auch nicht zu tun. Das geht ja in beide Richtungen. Aber schön ist, dass wir es hier jetzt doch so haben, dass wir nicht mehr ganz alleine sind. Klar, wir entscheiden, wir tragen auch die Verantwortung für die Entscheidung.
Thomas
00:11:30
Das wollte ich gerade sagen. Das ist natürlich dann, also eigentlich auch wieder ein Vorteil, dass zumindest, wenn wir eine falsche Entscheidung treffen, dann nicht irgendwo von oben jemand sagt, hey, wieso hast du es gemacht? Das ist jetzt hier für das Unternehmen total schlecht. War eine richtig schlechte Entscheidung, sondern das ist ja dann unsere eigene Verantwortung. Das macht es dann manchmal, finde ich, wieder ein bisschen leichter. Aber wie mit allem, gibt es so Für und Wider.
Luisa
00:11:54
Ich finde es total spannend, dass du das so siehst, dass eine Entscheidung, die du triffst, dass du dafür die Verantwortung trägst und du siehst das positiv. Weil viele sehen das ja gerade negativ. Wie gesagt, ich finde.
Thomas
00:12:04
Es ist auch manchmal schwierig, das komplett alleine zu entscheiden, weil manchmal, wenn man dann so eine Frage in den Raum wirft und das sitzen fünf Leute, dann diskutiert man das und am Schluss, ja, hat man einfach eine größere Erfahrung, die vielleicht zu der Entscheidung beiträgt. Aber wie gesagt, das Positive daran, dass mich halt nachher keiner doof anmachen kann, wenn das eine blöde Entscheidung war. Ich muss dann halt von mir selber rechtfertigen, was ja auch manchmal schwer genug ist, aber ja, ich kriege zumindest keinen auf den Deckel von irgendjemandem.
Luisa
00:12:32
Weil ich sehe halt bei meinen Kundinnen und Kunden oftmals dieses, nicht nur dass Entscheidung aufgeschoben werden, sondern auch verschoben werden. Dass die das nicht selbst entscheiden, sondern man gibt dann die nächsthöhere Stelle weiter und irgendwann sprichst du mit dem Bundeskanzler, um irgendwie hier in der Physiotherapiepraxis die Haustür zu fotografieren. Also gefühlt geben die Leute diese Verantwortung gerne ab und damit auch die Entscheidung, um sich ein bisschen leichter zu fühlen.
Thomas
00:12:57
Ja, aber weil sie Angst davor haben, falsch zu entscheiden und sich nachher vor den allen anderen rechtfertigen zu müssen. Dürften sie es komplett alleine entscheiden und müssen es von jemandem rechtfertigen, wird es bestimmt schneller gehen. Das ist ja das, was wir ja auch so daran mögen.
Luisa
00:13:11
Ich habe mal gelesen, je mehr Entscheidungen wir treffen müssen, desto schlechter werden sie im Laufe des Tages. Man merkt es bei mir auch, abends, also nicht nur die Qualität der Entscheidung nimmt ab, sondern auch meine Entscheidungsfreudigkeit nimmt zum Abend hin ab. Man spricht ja von so einer Entscheidungsmüdigkeit. Das kommt von diesen 20.000 Entscheidungen, die man jeden Tag treffen muss. Irgendwann hast du keinen Bock mehr, irgendwas zu entscheiden. Wir merken das an kleinen Personen, die bei uns mit im Haushalt leben, die sich ja morgens schon nicht fürs Frühstück entscheiden können. Da ist die Kraft, Entscheidungen zu treffen, vielleicht noch nicht ganz so hoch. Aber wenn er mal eine Entscheidung getroffen hat, dann bleibt er dabei.
Thomas
00:13:50
Ja, da ist ja so ein bisschen dieses Bild von Kompromissen, dass vor allem Kinder ja nur so eine gewisse Anzahl an Kompromissen pro Tag haben und die ist halt irgendwann auch aufgebraucht. Morgens hat es, glaube ich, an dem, dass man halt noch nicht so ganz wach ist vielleicht. Aber ja.
Luisa
00:14:06
Aber abends sind keine Kompromisse mehr mit ihm möglich.
Thomas
00:14:08
Genau. Und auch bei uns kann man auf uns übertragen, wenn man einfach dann abends müde und fertig ist. Es geht mir oft so, dass wenn wir dann abends noch zu Hause sitzen, noch irgendwas besprechen müssen, gerade was jetzt im Haus irgendwie ansteht oder keine Ahnung, dass ich dann oft sage, boah, das kann ich heute nicht mehr entscheiden.
Luisa
00:14:25
Genau. Also das ist genau diese Entscheidungsmüdigkeit. Und es gibt eine Studie dazu, die ist damals gemacht worden. Da sind israelische Richter, das ist untersucht worden, und Bewährungsanhörungen. Und die Studie hat gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, eine Bewährung zu bekommen von den Richtern, am Anfang des Tages bei 65 Prozent lag. Und je länger der Tag ging, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, auf Bewährung wegzukommen. Das schoss dann aber wieder auf 65 Prozent hoch, wenn alle eine Pause hatten und was gegessen haben.
Thomas
00:14:57
Das ist schon krass. Das ist eigentlich total logisch. Aber irgendwie auch schlimm, dass, naja, unter Umständen dein Leben davon abhängt, ob der Richter jetzt einen guten Tag hat. Was ja immer unterstellt wird, dass es nicht so ist, aber es ist ja einfach so.
Luisa
00:15:12
Wir wünschen uns, dass es nicht so ist, aber es sind ja auch nur Menschen am Ende des Tages.
Thomas
00:15:16
Und
Luisa
00:15:17
Diese Entscheidungsmütigkeit beeinträchtigt dadurch ja die Urteilsfähigkeit. Heißt, wenn ich eigentlich keine Entscheidung mehr treffen möchte, aber ich muss, weil die Entscheidung jetzt getroffen werden muss, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ich eine andere Entscheidung treffe, als wenn ich es, vielleicht auch die falsche, als wenn ich es morgens mit klarem Kopf mache. Ich habe mir das halt zum Beispiel wirklich auch angewöhnt, Entscheidungen morgens zu treffen. Morgens habe ich die Kapazität, irgendwelche Entscheidungen zu treffen. Und ich versuche das in meinem Tagesplan irgendwie so unterzubekommen, dass ich das möglichst morgens mache und dann den Rest vom Tag was anderes machen kann. Und je später der Tag wird bei mir, desto eher habe ich Lust auf weniger Entscheidungen. Also wo ich einfach nur durcharbeiten kann irgendwie die Buchhaltung. Da muss ich nichts entscheiden, großartig. Das ist eine Rechnung, die muss ich bezahlen, die muss in die Buchhaltung und fertig. Da bleibt mir nichts anderes übrig. Ich kann das einfach abarbeiten. Das mache ich morgens auch ungern. Bin ich ehrlich? Es ist eher so, ich mache die Buchhaltung eigentlich ungern.
Thomas
00:16:17
Überhaupt ungern.
Luisa
00:16:18
Überhaupt ungern. Ich will mir die gute Zeit morgens auch manchmal nicht damit ruinieren, auch wenn ich wüsste, dann würde ich es eher durchziehen mit der Boga, aber ich kenne meine Quality Time für Entscheidungen, dass die wirklich morgens liegt.
Thomas
00:16:33
Ja, bei mir ist morgens, ich mache morgens gerne oder was bei mir so ein, ist jetzt nicht 100% eine Entscheidung, aber ja doch eigentlich schon, ich würde es da reinziehen, bei mir ist ja das ein großes Thema nach wie vor so Daten in Druck geben, was für mich eigentlich auch eine Entscheidung ist, weil ich quasi dann entscheiden muss, jetzt ist es fertig.
Luisa
00:16:53
Jetzt gebe ich das Geld aus.
Thomas
00:16:54
Jetzt gebe ich das Geld aus und jetzt ist es fertig und wenn ich das jetzt abschicke, dann kann ich es auch nicht mehr ändern. Das ist für mich auch immer eine Entscheidung, dass es jetzt so fertig ist und ich habe jetzt, gerade zu den Glitzer-Tattoos, jetzt habe ich es ja eh schon gespoilert, wer bei Clou folgt, hat es vielleicht schon gesehen. Ich habe eine neue Tattoos, Kindertattoos bestellt mit Glitzer.
Luisa
00:17:14
Die sind aber auch für Erwachsene gut, das muss ich mal kurz sagen. Lass uns dann nachher eine Story machen mit unseren coolen Tattoos.
Thomas
00:17:18
Sind aber noch nicht im Shop. weil ich das ewig lang rausgezögert habe, die Umschläge, die haben so eine Umverpackung, dazu zu bestellen. Ich weiß auch nicht, warum genau, weil ich dann immer Angst habe, dass ich irgendwas vergesse, irgendwas übersehe, was dann wieder halt einen finanziellen Schaden bedeutet. Und da muss wirklich der Tag kommen, an dem ich jetzt sage, okay, jetzt kann ich das in Druck geben. Keine Ahnung, an was das dann genau hängt. Es war jetzt gestern der Tag, deswegen dauert noch ein paar Tage, bis die da sind und die dann fertig machen kann. Aber das habe ich wirklich richtig unnötig in die Länge gezögert. Das war eigentlich schon vor zwei Wochen fertig. Aber ich habe es nicht geschafft, das abzuschicken.
Luisa
00:17:58
Du hast ja mich zum Ende des Designprozesses hin von den Umschlägen für die Glitzer-Tattoos noch gefragt. Du hast mir zwei Varianten gezeigt, wie diese Umschläge gestaltet werden könnten. Also guck mal, hier der Störer, hier die Erklärung, nenne ich so, nenne ich so. Glitzersternchen, ja, nein, wie groß, wie klein. Also da waren viele Entscheidungen. Das ist nicht, dass ich jetzt sage, ah, mach das, mal das so, mal das so und dir über die Schulter irgendwie das Design diktiere. Aber da waren Entscheidungen zu treffen und da merkt man manchmal, Ich kann das nicht mehr entscheiden, ich frage jetzt jemand anderes.
Thomas
00:18:26
Ja, genau. Und da fehlt mir dann schon manchmal, fehlen mir dann Leute, denen ich jetzt irgendwie, wenn ich jetzt drei Leuten hinlege, was kommt da am Schluss raus? Im schlechtesten Fall drei Meinungen.
Luisa
00:18:35
Oder vier.
Thomas
00:18:36
Ja, aber irgendwie ist es so ein Feedback, weil man halt da oft so einen unbefangenen Blick braucht. Ja, das klingt so total nach einer Lappalie, aber das ist für mich sind immer eine der größten Entscheidungen, Daten in Druck geben und das mache ich gerne morgens. Ja, als erstes, dann ist das irgendwie auch weg und das kann ich jetzt zum Beispiel schlecht abends auf der Couch. Wobei, wenn es dann ganz ruhig ist und sonst einen, die man nervt, ist es auch nochmal ein guter Zeitpunkt, wenn ich die Energie habe, aber ansonsten mache ich es gerne morgens.
Luisa
00:19:06
Es ist dann auch ein gutes Gefühl, wenn man die Entscheidung getroffen hat für den Rest vom Tag, finde ich. Also wie du sagst, es ist dann weg und ich so, wow, eine Entscheidung weniger. Jetzt ist was erledigt. Klar, es ist ein To-Do abgehakt, aber ich finde auch eine Entscheidung getroffen, ganz stark, das jetzt zu machen. Würdest du, hast du Strategien dazu, dass du sagst, okay, du sagst gerade so, was machst du lieber morgens? Versuchst du das auch so irgendwie zu planen über To-Dos oder sonst was? Hast du Strategien zur Entscheidungsfindung?
Thomas
00:19:36
Also jetzt nicht so konkret, also ja, wenn es mir so arg schwerfällt, dann tatsächlich mir Hilfe, also nicht Hilfe, sondern Meinung von außen holen, mal ein paar Leute dazu befragen, das ist eigentlich immer meine Strategie. Oder nochmal wirklich recherchieren. Wenn es wirklich solche Sachen sind, wie mit einem neuen Produkt, dann mache ich da schon eine Marktrecherche, gucke mir die Preise an und lasse es dann oft wirklich eine Weile liegen. Also zum Beispiel diese Glitzer-Tattoos, da habe ich vor einem Jahr schon drüber nachgedacht. Und das liegt dann wirklich manchmal sehr, sehr lange. Und ich kann aber nicht genau sagen, wann und wie dann der Punkt kommt, dass ich sage, jetzt ist der Zeitpunkt.
Luisa
00:20:17
Hat ja auch viel noch mit Prioritäten zu tun. Also in so eine Entscheidung fließt ja viel ein, warum man was nicht macht. Es können auch externe Faktoren sein, die wir gar nicht beeinflussen können. So gibt es natürlich auch. Ich habe für mich so ein bisschen versucht zu etablieren, dass ich zumindest erkenne, wenn ich eine Entscheidung aufschiebe und mir in meinem To-Do-Manager das als extra Kategorie quasi angelegt.
Thomas
00:20:43
Wenn ich merke,
Luisa
00:20:44
Ich habe das jetzt dreimal überlegt und nicht entschieden, dann nehme ich es in den To-Do-Manager, in diese spezielle Kategorie rein und die gucke ich mir morgens als erstes an, weil ich weiß, morgens treffe ich am liebsten Entscheidungen. Und dann...
Thomas
00:20:56
Gucke ich mir eine
Luisa
00:20:57
Liste an und denke mir so, ja und dieses Projekt verfolge ich jetzt weiter oder ich mache keine Ahnung was, kaufe mir diese neue Kamera, weil ich die unbedingt haben will, als ob ich das groß überlegen würde, aber ich versuche zu erkennen, wo ich selbst entscheidungsmüde bin, was aufschiebe oder Kopf und Bauch sich irgendwie hauen und beide sagen was unterschiedliches, ist, dass ich mich zu einem bestmöglichen Zeitpunkt mit der Entscheidung beschäftige, wo ich vielleicht sowohl Bauch und Kopf die besten Argumente liefern können, damit eine Entscheidung gefällt werden kann von mir und dann es ein Hopp oder Top einfach gibt.
Thomas
00:21:34
Was würdest du sagen, wie gut kannst du Entscheidungen abgeben an andere?
Luisa
00:21:40
Also manche Sachen gebe ich sehr gerne ab, um es dann doch nochmal zu diskutieren, siehe Mittagessen gehen. Also das kennen wir glaube ich alle, das ist auch der Punkt.
Thomas
00:21:50
Wo… Oh, das ist ein gutes Beispiel. Was essen wir heute? Entscheidung abgeben.
Luisa
00:21:54
Und das ist ja auch zum blödest möglichen Zeitpunkt.
Thomas
00:21:56
Nee, das mag ich doch nicht.
Luisa
00:21:58
Ja, genau, hat man nämlich Hunger. Ja, man hat Hunger, man ist eh schon müde, man hat jetzt irgendwie vier Stunden lang Sachen entschieden und jetzt müssen wir uns entscheiden, was wir eigentlich essen. Das ist der blödest mögliche Zeitpunkt dafür. Eigentlich sollte man morgens noch vor dem Frühstück am besten entscheiden, was man zu Mittag.
Thomas
00:22:11
Isst und das
Luisa
00:22:12
Es einfach weg hat.
Thomas
00:22:12
Ja, aber das ist mir echt zu organisiert. Nee, also ich bin schon bei vielen Sachen so, dass ich es einfach auf mich zukommen lasse und wenn es, das Problem ist ja auf der Zeitdruck, wenn man halt jetzt einen Zeitdruck hat und muss sich entscheiden, dann ist es halt schlimm, weil dann kann man einfach die Entscheidung nicht liegen lassen so lange, bis man gerade einen guten Moment hat. Ansonsten jetzt gerade wie mit den Tattoos oder so, was jetzt nicht wirklich dringend ist, das lasse ich wirklich so lange liegen, bis der gute Tag kommt, wo ich jetzt irgendwie denke, heute mache ich das. Ich kann aber nicht sagen, warum.
Luisa
00:22:43
Es gibt ja so Tage, wo man Bock hat, Entscheidungen zu treffen. Also ich hatte letzte Woche ja so einen Tag, wo ich Bock hatte, boah, ich will ein großes Projekt, wo viel Text dranhängt, wo viel Strukturieren, viel Nachdenken dranhängt. Was kommt rein, was kommt nicht rein? Was mache ich, was mache ich nicht? Ich bin morgens aufgestanden und dachte mir, heute ist der Tag.
Thomas
00:23:01
Ja, und das meine ich. Und das ist ja aber auch das, was wir zum Beispiel an der Selbstständigkeit so lieben, dass wir wirklich, das hat man ja oft. Also ich hatte das neulich, vor zwei Wochen, glaube ich. Das weiß ich nicht, da lag ich abends auf der Couch, um neun oder so und dann bumm hatte ich eine Idee Und habe da dann nicht lang drüber nachgedacht, sondern habe mir das direkt irgendwie notiert, mit der GPT ein bisschen ausformulieren lassen und direkt der Person geschrieben, also mit der ich das zusammen vielleicht machen will. Vielleicht? Nee, nicht vielleicht, sondern machen will.
Luisa
00:23:35
Du hast gesagt, machen will, das ist gerade vielleicht eingewiesen.
Thomas
00:23:36
Ah, okay, nee, genau, die Person, mit der ich das machen will, oder ich wusste ja in dem Moment nicht, ob sie mitmacht, aber genau, habe sie dann angeschrieben und der ganze Prozess war halt irgendwie so eine Stunde. Also das ist ja, das war jetzt trotzdem nur mal quasi eine Projektidee, da ist ja noch nichts in Stein gemeißelt, aber die Entscheidung zu, das könnte man eigentlich mal machen und ich frage konkret die andere Person, ob sie es machen will, war halt super schnell. Und das ist manchmal ja auch gut. Also das kann man auch nicht planen, manche Sachen.
Luisa
00:24:01
Nee, manchmal sind es ja auch eine Idee, die man spontan hat, die dann direkt auch eine Entscheidung, das hätte ja keine direkte Entscheidung gebraucht, aber manchmal ist man einfach in dem Moment so in der Lage zu sagen, ja, das mache ich, ich entscheide, das machen wir oder mache ich, je nachdem und man trifft es dann auch. Das ist natürlich gut, wenn man sowas dann nicht aufschiebt, weil man dann ja schon in die kleineren Entscheidungen wieder reingehen kann, die ja später in so einem Projekt dann oftmals aufkommen. Wir hatten ja mal, wir haben ja schon eine Episode aufgenommen, die Episode 39 war das Mut zur Lücke, warum Perfektionismus dein Business bremst. Da zählt das ja auch so ein bisschen rein. Also manchmal muss man einfach entscheiden, was zu tun, auch wenn es nicht perfekt ist.
Thomas
00:24:44
Genau, um dann festzustellen, okay, ist es gut oder nicht. Also im Zweifelsfall ist es dann halt auch eine schlechte Entscheidung, aber dann weiß ich es danach wenigstens.
Luisa
00:24:51
Das bringt uns zu dem Hegel-Zitat wieder, dass die Angst vor dem Irrtum ist der größte Irrtum.
Thomas
00:24:59
Und manche Sachen, also es ist ja auch nicht alles immer eine finale Entscheidung. Also ich hatte zum Beispiel auch einen Fall, wo ich mich für was entschieden habe. Nachdem ich zugesagt habe, habe ich festgestellt, es fühlt sich falsch an. Und ich musste aber quasi die Entscheidung treffen, um dann zu spüren, das fühlt sich gar nicht richtig an. Und dann kann man ja in einigen Fällen, leider nicht in allen, aber in einigen Fällen kann man dann auch einen Rückzieher machen. Das ist auch, finde ich, okay, wenn man das dann so klar spürt, dann hat es diese Entscheidung eben gebraucht.
Luisa
00:25:36
Es muss ja nicht jede Entscheidung immer perfekt sein. Auch die Entscheidung kann ja unperfekt sein, weil man zurückrudert danach.
Thomas
00:25:43
Ja, vielleicht, weil es der falsche Zeitpunkt war zum Beispiel.
Luisa
00:25:45
Es muss nicht die perfekte Entscheidung sein, aber sie muss mal getroffen werden. Das ist ganz wichtig. Weil ich sie nicht treffe, weiß ich ja gar nicht, ob sie richtig oder falsch ist. Ich schiebe es nur vor mir her, was mich massiv in allen anderen Entscheidungen hemmt, weil viele Entscheidungen sich halt auftürmen irgendwie. Hast du noch andere Strategien, die dir helfen, vielleicht auch die Zahl der Entscheidungen zu reduzieren, die du am Tag treffen musst?
Thomas
00:26:08
Ja, also ich bin schon, ich würde von mir zum Beispiel schon sagen, dass ich jemand bin, der Entscheidungen ganz gut abgeben kann. Also es gibt ja auch so Leute, die alles kontrollieren müssen und bei allem irgendwas mitreden wollen. Bei mir ist das, würde ich sagen, also ich hoffe, dass das natürlich in der Wahrnehmung von außen auch so ist. Aber wenn ich jemanden habe vor mir, der Profi ist in irgendeiner Sache, dann zweifle ich da überhaupt nicht daran, die Entscheidung abzugeben. Also ich sage immer, nee, mach du ruhig, ich vertraue dir da voll, ich brauche da gar nicht mitreden, du machst es schon. Das versuche ich und das genieße ich dann auch voll, dass ich in dem Fall eben nicht die Entscheidung treffen muss. Und das reduziert dann meine Entscheidungen auf die, die wirklich für mich persönlich wichtig sind und die ich eben nicht abgeben möchte.
Luisa
00:26:53
Also da Kontrolle auch mal bewusst abzugeben, ist ja nicht nur... Zum eigenen Nachteil, es kann ja auch wirklich zum Vorteil sein, ich gebe ja auch viele Entscheidungen dann ab. Also ich befreie mich ja auch von Entscheidungen, die ich dann treffen müsste. Selbst wenn ich sage, ja, ich könnte das, vielleicht genauso gut, ist es doch vielleicht einfach schön, wenn jemand anderes diese Entscheidungen treffen kann. Ich muss dann halt mit den Konsequenzen leben. Aber das ist ja durchaus eine Möglichkeit, die Zahl der Entscheidungen an so einem Tag zu reduzieren. Also ich mache das auch in kleinen Bereichen, das ist glaube ich schon mal erwähnt, dass ich irgendwie zu Hause 30 mal das gleiche T-Shirt liegen habe. Also ich muss morgens überlegen, welches T-Shirt ich anziehe, weil da liegen halt 30 schwarze T-Shirts in unterschiedlichen Schwarz- bis Graustufen natürlich. Aber prinzipiell, manche sind noch eher deckend schwarz, werden manche leicht ausgerauen. Aber ich muss nie überlegen. Ich habe nur die gleichen Socken, ich habe nur die gleichen T-Shirts. Das ist nie eine Entscheidung. Ich trage das eine Paar Schuhe, so lange es geht, bis sie auseinanderfallen. Da kommt, wenn möglich, das exakt gleiche Paar nochmal her. Ich versuche dabei in vielen Kleinigkeiten das zu reduzieren.
Thomas
00:28:02
Ja, das ist ein gutes Beispiel. Ich hatte es vor kurzem mit meiner Mama, dass wir irgendwie gerade ein Talent dafür haben, uns immer die falsche Schuhgröße zu kaufen. Das finde ich auch schrecklich. Dann entscheidet man sich für ein paar Schuhe und stellt dann irgendwann fest, die passen nicht. Das ist auch total ätzend. Deswegen, das ist ein gutes Beispiel, tendiere ich auch dazu, mir einfach die gleichen Schuhe wieder zu kaufen, weil ich dann weiß, die passen. Und ich bin ja auch, ich würde ja von mir sagen, dass ich in vielen Bereichen eher unkompliziert bin oder ja, würde ich jetzt einfach mal so sagen, aber ich bin relativ kompliziert, was Essen angeht und tendiere da dann oft immer das Gleiche zu bestellen, wenn ich jetzt irgendwo bin, weil ich einfach Angst davor habe, die falsche Entscheidung zu treffen, dass mir das dann nicht schmeckt.
Luisa
00:28:50
Ja, aber auch sehe ich voll ein. Bin ich ja auch oftmals so. Ich meine, du kennst mich jetzt, ich kaufe glaube ich seit drei oder vier Jahren, vermutlich sogar noch länger, immer das exakt gleiche Müsli. Und wo das mal kurzzeitig aus dem Programm genommen war, war ich richtig enttäuscht, dass ich das dann wechseln musste. Jetzt habe ich es minimal gewechselt. Aber ich versuche auch da. Also es gibt immer das gleiche Müsli. Ich habe immer das gleiche Müsli da. Ich esse immer das gleiche. Heute Morgen war ich so richtig mutig und habe mal eine brutale Entscheidung getroffen, mir ein bisschen was von einem Apfel in mein Müsli reinzuschneiden.
Thomas
00:29:25
Das heißt, heute ist ein Tag für Entscheidungen.
Luisa
00:29:27
Vielleicht ist heute der Tag, wo die großen Entscheidungen getroffen werden, wo ich einfach mal richtig mutig bin, so richtig aus mir rausgehe.
Thomas
00:29:32
Nee, wir kennen das alle. Ich habe da auch einen guten Spruch gelesen. Ich habe neulich mal wieder rumgesappt, was denn so im linearen Fernsehen läuft und da kam eine Doku über, wie hieß es denn nochmal genau? Also ich glaube Fast Food, der Fast Food Check oder irgendwie sowas. Und dann ging es darum, ja, dass man eben also Markenprodukte und günstige Produkte und die wurden gegeneinander getestet und dann hat einer auch, also für mich als Marketingmensch eigentlich recht logisch, aber ich fand diesen Spruch sehr einleuchtend, der meinte, dass es Marken eigentlich nur gibt, weil Menschen Gewohnheitstiere sind. Und das finde ich so einleuchtend und so klar und jeder kann sich damit identifizieren, weil jeder hat glaube ich Produkte, die er halt gern von der gleichen Marke kauft, weil der weißer, was er hat, ist die Qualität irgendwie gewohnt und muss sich nicht entscheiden. Weil unsere Supermärkte sind ja eh, wenn man dann von Kuba mal zurückkommt, hatten wir dann einen Backflash, als wir da zurückkommen, weil da kann man sich nicht so viel entscheiden. Und bei uns gibt es ja von jedem Produkt, weiß ich nicht, wie viele verschiedene Varianten und das überfordert einen, finde ich, auch oft beim Einkaufen. Und deswegen, genau, gibt es Marken und... Produkte, die sich einfach seit Jahren bewähren und wir damit ein paar Entscheidungen minimieren können.
Luisa
00:30:54
Bei mir ist so ein Beispiel, wenn ich irgendwo hingehe, in einer anderen Stadt irgendwas mache, ich gucke immer erstmal nach dem Motel One, weil da weiß ich exakt, was ich bekomme.
Thomas
00:31:04
Ja, ist auch ein gutes Beispiel.
Luisa
00:31:04
Der Preis ist okay und ich muss mich nicht zwischen irgendwie drei Hotels entscheiden, die ich nicht kenne. Und wenn das Motel One dann 10 Euro teurer ist als die anderen, nehme ich trotzdem das Motel One. Einfach, weil ich dann die Entscheidung hinter mir habe. Aber ich weiß, das ist gut, passt super und fertig. Weil du gerade das mit den Restaurants erwähnt hast, das sind wir beides, glaube ich, große Freunde davon, Restaurants mit kleineren Karten. Also nicht in ein Restaurant zu gehen, wo es Burger, Pizza.
Thomas
00:31:28
Indisch, Sushi... Ja, wobei das nicht so viel mit Entscheidung zu tun hat, sondern mit Qualität auch oft zu tun hat.
Luisa
00:31:33
Auch mit Qualität zu tun hat in den Restaurants, aber wir haben beide ein Lieblingsrestaurant, würde ich mal sagen, des Burgmanns in Weilheim. Die haben eine wöchentlich wechselnde Karte, aber nur drei Gerichte drauf.
Thomas
00:31:45
Super, begrüße ich total. Meistens auch nur ein vegetarisches oder so.
Luisa
00:31:48
Das macht die Entscheidung noch einfacher. Aber ich finde, wenn man das mal erkannt hat, kann man das ja auch wirklich bewusst nutzen. In manchen Bereichen sagen, okay, wo kann ich meine Entscheidung reduzieren, um dann die Entscheidung, die ich treffen muss, die vielleicht auch unangenehm sind, besser treffen zu können am Ende des Tages. Weil die Entscheidung muss nicht perfekt sein, aber ich muss sie halt treffen. Ich muss irgendwie in Bewegung kommen, irgendwas machen. Und da muss man für sich selbstmöglich viele Hürden, glaube ich, abbauen.
Thomas
00:32:17
Ja, also das ist glaube ich auch eine Typsache. Vielleicht gibt es ja auch Leute, die jetzt mit so einer geringen Auswahl gar nicht so gut klarkommen, die viele Optionen oft brauchen in vielen Dingen. Aber vielleicht für uns jetzt als Fazit, wir versuchen im Alltag durch so einfache Dinge, das ist ja auch Minimalismus so ein bisschen Überthema, so kleinere Entscheidungen vielleicht ein bisschen zu minimieren, um dann noch Kapazitäten zu haben, die großen Entscheidungen zu treffen. Und wenn wir da nicht weiterkommen, fragen wir uns erst mal gegenseitig oder holen uns Hilfe von außen und lassen die Entscheidung, wenn es geht, einfach eine Weile liegen. Und irgendwann kommt der richtige Moment.
Luisa
00:32:57
Ja, muss man individuell, glaube ich, betrachten auf der Fallbasis, wie man sagt, um dann die richtigen Entscheidungen zu treffen oder um überhaupt Entscheidungen zu treffen.
Thomas
00:33:07
Ich glaube, damit
Luisa
00:33:08
Haben wir es durch. Jetzt würde mich noch interessieren, ihr, die uns da draußen zuhört, welche Entscheidung schiebt ihr gerade vor euch her?
Thomas
00:33:15
Lasst uns zusammen entscheiden.
Luisa
00:33:17
Genau, können wir euch bei der Entscheidung helfen. Was hilft euch, Entscheidungen zu treffen? Kommentiert uns gerne was bei Insta, schreibt uns.
Thomas
00:33:27
Ganz wichtig haben wir gar nicht besprochen, eine Pro-Con-Liste ganz einfach machen.
Luisa
00:33:30
Ah, stimmt.
Thomas
00:33:31
Die gute Pro-Con-Liste. Mache ich eigentlich nie. Du?
Luisa
00:33:34
Nee, ist bei mir durch Excel ersetzt worden so ein bisschen, aber ich, es hilft manchmal, so eine Pro-Contra-Liste wirklich aufzubauen und sagen, was spricht dafür, was spricht dagegen, wobei ich mich kenne, es ist eigentlich nicht unbedingt die Liste, die es am Ende entscheidet.
Thomas
00:33:48
Sondern was man da drauf schreibt.
Luisa
00:33:50
Genau, wenn ich merke, ich brauche mehr Pro, ich brauche mehr Pro, ich brauche mehr Pro, okay, ich will Pro entscheiden.
Thomas
00:33:55
Ja, oder eine Münze werfen, das gibt es ja auch, diese Tools, Münze werfen und ob sich das dann gut oder falsch anfühlt.
Luisa
00:34:01
Genau, die Entscheidung treffen, um dann zu merken, fühlt es sich richtig oder falsch an.
Thomas
00:34:04
Nutze ich beides aber nicht so, deswegen haben wir es jetzt auch nicht erwähnt.
Luisa
00:34:07
Ja, müssten wir vielleicht mal wieder einführen. Könnten wir mal probieren, ja. Also wir versuchen die Pro-Con-Liste und wir schauen, dass wir eine Münze irgendwo finden. Und ihr dürft uns gerne schreiben, wie ihr eure Entscheidung trefft. So sieht es aus.