Demokratie – Die Kunst ohne Kurs zu paddeln
Man kann nur wählen, was da ist
05.12.2024 20 min
Zusammenfassung & Show Notes
Willkommen zur Episode, in der wir unsere Demokratie nicht als strahlendes Schiff der Freiheit feiern, sondern als skurriles Floß im endlosen Planschbecken des „Wählermarktes“! Heute nimmt Thomas Speck uns mit auf eine Reise durch die süffige Kantine der Demokratie: Die Wahl ist da, und unser Bürger wankt zwischen Suppe und Eintopf, während ihm mit epischen Versprechen von kulinarischen Revolutionen die Entscheidung schmackhaft gemacht wird. Frische Zutaten? Ein neu erfundener Geschmack? Wohl eher ein Hauch von Pfeffer im immergleichen Sud der Demokratie!
Aber keine Sorge, für das große Fest der Volksbeteiligung dürfen wir alle zum Serviettenfalten beitragen – während unsere Volksvertreter uns natürlich immer die Hauptgerichte servieren, die niemand bestellt hat. Thomas seziert das All-you-can-eat-Angebot des „Mitspracherechts“ mit chirurgischer Präzision und viel schwarzem Humor. Er stellt die Frage: Wer rudert hier wirklich? Ist das Ideal der „Pizza-Bucht der Freiheit“ bloß eine Fata Morgana am Horizont? Und falls ja, warum paddeln wir alle so begeistert?
Freut euch auf eine bissige Analyse, die sich die rustikalen Zutaten unserer Demokratie mit Augenzwinkern vornimmt – und uns ganz nebenbei daran erinnert, wie gern wir im Namen der Freiheit zwischen Suppe und Eintopf entscheiden. Ein Muss für alle, die den trägen Demokratiekahn lieber mal ordentlich durchrühren wollen!
Aber keine Sorge, für das große Fest der Volksbeteiligung dürfen wir alle zum Serviettenfalten beitragen – während unsere Volksvertreter uns natürlich immer die Hauptgerichte servieren, die niemand bestellt hat. Thomas seziert das All-you-can-eat-Angebot des „Mitspracherechts“ mit chirurgischer Präzision und viel schwarzem Humor. Er stellt die Frage: Wer rudert hier wirklich? Ist das Ideal der „Pizza-Bucht der Freiheit“ bloß eine Fata Morgana am Horizont? Und falls ja, warum paddeln wir alle so begeistert?
Freut euch auf eine bissige Analyse, die sich die rustikalen Zutaten unserer Demokratie mit Augenzwinkern vornimmt – und uns ganz nebenbei daran erinnert, wie gern wir im Namen der Freiheit zwischen Suppe und Eintopf entscheiden. Ein Muss für alle, die den trägen Demokratiekahn lieber mal ordentlich durchrühren wollen!
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Danke! Euer Thomas
Transkript
>> Thomas Speck: Ich liebe es ja, wenn Podcaster sofort in die Abo
Box hüpfen, wie ein Versicherungsvertreter auf
Kaffee fahrt. Moment mal,
du bist doch gerade erst aufgewacht. Und ich
frag dich schon, ob du mir dein ganzes Vertrauen schenken
willst. Wie wär's, wenn ich dir erst einmal zeige, was
ich kann, bevor du mir den Generalschlüssel für
deine Zeit überreichst? Wir haben
noch alle Zeit der Welt, um darüber zu sprechen, was
wirklich zählt. Ob ich überhaupt
abowürdig bin? Gute
Unterhaltung.
Die Demokratie. Sie ist das
stolze Schiff der Freiheit, das auf den Ozeanen
der Möglichkeiten segelt.
Wohl eher das schicksalsergebene Floß, das sich
irgendwo zwischen Steuererhöhungen, populistischen
Reden und Wahlversprechen verheddert und und
regelmäßig von Haien umzingelt wird.
Doch keine Sorge, auf diesem Floß hat jeder
von uns ein Paddel. Theoretisch
zumindest. In der Theorie klingt die
Demokratie wunderbar. Jeder hat eine
Stimme und diese eine Stimme kann Berge
versetzen, Systeme verändern, das Schicksal
lenken. Aber in der Realität,
nun ja, die Realität ist
da etwas
kreativer.
Der Schalttrichter
Alltagsironie trifft Tiefsinn.
Von und mit eurem man im Black des Alltags.
Ÿousand Thomas Speck
man stelle sich vor, es ist
Wahltag und da steht der brave
Bürger vor der Wahlurne wie vor dem Angebot einer
Kantine mit genau zwei Gerichten.
Es gibt Eintopf oder Suppe und
obendrauf hat die Küche noch den Chefkoch gewechselt.
Und doch, das Menü bleibt trotzdem seit
Jahren unverändert. Wählen
sie. Wählen sie. Eintopf oder Suppe.
Oder, und das ist der Clou, Suppe
oder Eintopf. Wenn
man dann die Wahlentscheidung treffen muss, fängt man an, sich
ganz wehmütig an die Pizza zu erinnern, die es im Traum
der Demokratie eigentlich geben sollte.
Der Bürger, also die Wahlkarte in der Hand,
schreitet zur Urne, flankiert
von Parteivertretern, die an der Küchenfront eifrig
ihre neuen Gerichte anpreisen. Die
Werbetafeln sind vollgekleistert mit Slogans wie
revolutionärer Geschmack. Das ist mehr als
nur Suppe. Da werden neue Zutaten
angepriesen, von der raffinierten Kräuternote bis
hin zum frische Upgrade. In der
Küche, die stolz hinter Glas präsentiert wird,
brodelt es mysteriös, bis man näher
hinschaut und erkennt, dass die alten Suppentöpfe
einfach ein wenig weiter nach hinten geschoben
wurden. Tatsächlich ist die
geheime Spezialzutat, die der
Küchenchef exklusiv enthüllt, nichts weiter
als eine Prise Pfeffer. Doch das
hält die Wähler nicht davon ab, optimistisch zur Wahl zu
gehen. Manche sogar mit selbst. Mitgebrachten Löffeln
und Gewürzen, als könnten sie das Gericht am Ende noch auf
eigene Faust aufpeppen. Da steht dann
einer mit einem kleinen Salzstreuerchen bereit.
Ein anderer zieht eine kleine Prise getrocknete Chili
aus der Tasche und na, vielleicht gibt's heut ein
bisserl mehr Würze. Aber die Wahlhelfer
lächeln nur milde. Na, heute bleibt
die Suppe traditionell. Doch beim nächsten
Wahlgang, ganz versprochen, da wird's dann
anders schmecken. Die
Demokraten sagen ja, das Wunderbare sei,
jeder kann Koch werden. Nur müsste man
dafür erst einen endlosen Parcours aus
Fraktionen, Fördervereinen, Parteitagen und
ein Netz aus Freunden überstehen.
Ganz zu schweigen davon, dass einem der ein oder andere
Parteihaifisch das Kochmesser in den Rücken
rammt, bevor man den Löffel in den Kochtopf
tauchen kann. Der steinige Weg zum
Koch ist gepflastert mit dem Elan jener, die
einst von Gourmet Menüs und
revolutionären Rezepten träumten.
Sie treten an, enthusiastisch, mit einer
kochenden Suppe an Ideen und einem Rezeptbuch
voller Innovationen, das sie stolz zur
Schau stellen. Doch schon beim ersten
Parteitag wird der Traum ein wenig
angebrannt. Also wir arbeiten hier
nur mit einheimische Zutaten. Setzt das
exotische Klumpert mal lieber auf die Warteliste.
So schluckt der angehende Chefkoch also die
bittere Pille und wirft die neuen Gewürze
über Bord. Im nächsten Kreis
der Höllenküche wird ihm freundlich bedeutet,
dass in der Suppe nur 10 % Experiment
erlaubt sind. Zweitausendein. Der Rest Sei fest in der
Tradition verankert. Und es folgt eine
weitere Lektion in der Kunst der
Seilschaften. Ja, und für den Suppentopf wird
traditionell nur jene Karotte gehackt, die vom
Fraktionschef persönlich abgesegnet wurde,
gell? Und da
steht ja nun unser einst so freudiger
Jungkoch mittendrin in einem Kurs
namens Grundlagen der Einheitsküche,
Teil siebzehnte. Statt rote
Beete Schaum auf Trüffel lernt er nun,
wie man Wasser aufsetzt und eine
ordentliche Prise Parteidisziplin
hinzufügt. Er bekommt ein
Zertifikat im diskreten
Sprudelverfahren und darf die feine Balance
zwischen nichtssagend und
politisch korrekt meistern.
Am Ende, nach Jahren der Ausbildung und
zahllosen nervenaufreibenden
Wahlkämpfen, ist die große H
gekommen. Unser Koch darf
tatsächlich den Löffel schwingen. Für
Eintopf oder Suppe, versteht sich.
Voller Stolz rührt er also und merkt
langsam, dass der Unterschied zwischen Suppe und
Eintopf eigentlich nur darin besteht, ob die
Kartoffel einmal durchgerührt wird oder
nicht. Die
profane Realität hat sich wie ein fades
Kräuterbouquet in den Topf geschlichen und der
einstige Traum von Novelle Gysin hat sich
in grauen Einheitsbrei verwandelt.
Und als er in die fragenden Augen der Mitbürger
blickt, bleibt ihm nur ein schuldbewusstes
Schulterzucken. Das Menü bleibt vorerst
unverändert, aber die nächste Wahl bringt
ganz bestimmt den super Eintopf.
Während sich der Koch also durch die Mühlen der
Parteiküche kämpft, steht der Bürger selbst in
einer langen Reihe Zweitausendein vor einem endlosen
Buffet. Er schiebt sein Tablett geduldig an den
Suppentöpfen vorbei und seufzt innerlich,
während er versucht, sich zum hundertsten Mal für
Suppe oder Eintopf zu begeistern.
Manchmal blitzt ein verschämt hungriger Blick zu
den Wurstwaren und einer dampfenden
Lasagne am anderen Ende der
Kantine. Aber natürlich bleibt es
dabei. An seinem Ende muss der Bürger
wählen, was im Menü vorgegeben
ist.
Nach jedem Löffel Suppe oder
Eintopf wird er artig gebeten, einen
Fragebogen auszufüllen. Wie war die
Konsistenz? War die Temperatur
angenehm? Und natürlich die
obligatorische würden sie sich bei der
nächsten Wahl wieder für Suppe oder doch für ein
Topf entscheiden? Der
Bürger schlürft pflichtbewusst seine Wahl
und denkt sich, dass er ja so ein wenig Auswahl
hat, zumindest zwischen lauwarm und
aufgewärmt. Doch da
ist auch ein Hauch von Hoffnung.
Direkt neben der Wahlurne gibt es einen
kleinen Tisch mit Wunschkarten,
wo man ganz diskret natürlich seine
kulinarischen Träume eintragen darf.
Manche Bürger schreiben vorsichtig
Lasagne oder gar Pizza
auf die Kärtchen und schieben sie hoffnungsvoll in die
Urne, als würden sie damit einen kulinarischen
Frühling einläuten.
Die Karte landet allerdings direkt beim
Sonderausschuss für Träumereien, der sie
sorgfältig abheftet und für den nächsten
Wahlgang die Idee prüft, eine Suppe mit
italienischen Kräutern zu aromatisieren.
Natürlich unter der Wahrung der traditionellen
Rezeptur.
Und dann geht der Bürger jubelnd zur nächsten
Wahl, denn immerhin hat man ihm diesmal
versprochen, es gibt nicht nur Suppe oder
Eintopf, sondern eine super Eintopf
Suppe. Und für diesen Fortschritt klatscht
das Volk, ohne zu merken, dass auch diese
Suppe nur aus den Knochen alter Versprechen
und einer Brise gut abgehangener
Wahlzusagen besteht.
Die Demokratie ein Festakt,
eine Partie der Möglichkeiten
jedenfalls wird der Bürger mit großen Versprechungen zur
Wahl eingeladen. Kommen sie zur großen
Demokratiefeier. Es erwartet sie ein Fest der
Freiheit, der Entscheidungen und der
unbegrenzten Zukunftschancen.
Mit glänzenden Augen und einem Herzen voller
Hoffnung tritt der Bürger also ein
stolz und bereit, seine Stimme zu
erheben. Doch kaum
betritt er den Festsaal, stellt er fest, dass
es sich eher um eine Einweihungsparty in einem
Vereinsheim handelt. Die Tische sind
karg gedeckt, die Servietten
halbherzig gefaltet, und in der Ecke
hängt ein handgeschriebener Zettel bitte räumen
sie auf, bevor sie gehen. Soviel
zur Demokratie Party.
Statt einem rauschenden Fest findet der Bürger vor
sich die altbekannten Wahlzettel. Als ob
jemand die gleichen Zutaten aus der letzten Wahl noch
einmal zusammengeschnürt und einfach mit ein paar
bunten Aufklebern versehen hätte.
Keine Überraschung, kein pompöses
Menü, sondern dieselben zwei, drei
Optionen, die man eh schon kannte.
Und doch, irgendwie hofft man, dass dieses
Mal der Geschmack ein bisschen frischer ist. Der
Moment in der Wahlkabine ist der einzige Augenblick,
in dem der Bürger noch für sich alleine ist.
Dieser eine persönliche Moment der Stille.
Der Vorhang fällt, und er steht dort
allein vor einem Bündel von Entscheidungen,
die er nie wirklich treffen wollte. In
einem Augenblick der Wehmut denkt er an die großen
Chancen, die er hätte haben können, an die
Pizza, die vielleicht auf der Speisekarte gestanden
hätte, oder die farbenfrohen Gewürze, die
eine echte Wahl ausgemacht hätten. Doch
dann blättert er durch die vertrauten, ewig
gleichen Optionen und fühlt sich fast wie
im Déjà vu. Eintopf oder
Suppe? Fragt der Zettel wieder
und immer wieder, als hätte sich die
Zeit selbst ein wenig gelangweilt und beschlossen,
die Uhr zurückzudrehen.
Und so, mit einem letzten Blick auf die
eingekreiste Auswahl, zieht der Bürger seine
Karte heraus, als ob er bei einem Bingo Spiel die
einzig sichere Zahl gezogen hätte.
Ein leises Seufzen, ein schwerer
Schritt. Die Party endet, bevor
sie überhaupt begonnen hat.
Nächste Wahl, denkt er sich. Zweitausendein und
macht sich wieder auf den weg, weil, na
immerhin, irgendwann gibt's ja vielleicht wirklich mal
was anderes als Suppe oder
Eintopf. Und
kaum hat der Bürger die Wahlparty verlassen,
beginnt das nächste Spektakel der Demokratie,
die versprochene Bürgerbeteiligung. Denn
schließlich, so wird ihm eifrig versichert, sei die
Demokratie kein bloßes einmalkreuzchen
Erlebnis. Nein, der
wahre Schatz liege in der Mitgestaltung
zweitausendein in den Bürgerforen und
Beteiligungsgremien, bei denen endlich auch das
Volk seine Stimme erheben darf.
Da flackert ein letztes Mal Hoffnung
auf, vielleicht wirklich etwas verändern zu
können. Und so tritt der
Bürger in diese heiligen Hallen der Demokratie
ein, erwartungsvoll, als hätte er
gerade eine Einladung zur VIP Party des
Staates erhalten. Doch auch
hier die Realität entpuppt sich als eine
dieser Partys, bei der das große Versprechen
schneller verdampft als die ersten Drinks.
Hier im Zentrum der Bürgerbeteiligung
stehen die Tische hübsch gedeckt, aber die
Entscheidungsmacht beschränkt sich auf ein
Detail. Der Bürger darf nicht wählen, ob
es Bier oder Sekt gibt. Er darf höchstens
bestimmen, in welcher Farbe die Servietten gefaltet
werden. Zweitausendein. Während
er also mühsam versucht, ein wenig Einfluss
zu nehmen, heben ein paar Bürokraten
am großen Tisch entspannt die Gläser.
Sie wissen längst, am Ende ändert sich so wenig,
dass niemand auch nur merkt, wie lange diese Party schon
läuft und wie oft die Serviettenfalten schon
durchdiskutiert wurden.
Während der Bürger noch darüber nachdenkt, welche
Serviettenfalten denn nun die beste Wahl für das
Gemeinwohl wären zweitausendein. Wandern seine Gedanken
weiter. Ja, am End sind's ja doch die
Volksvertreter, die das Ganze dort zusammenhalten müssen,
murmelt er in sich hinein, während er die Party der
Bürgerbeteiligung traurig verlässt.
Die Volksvertreter, jener edle
Kader, dem man alles anvertraut, vom Großen
bis ins Kleinste, weil sie doch das Beste für alle im
Blick haben oder haben
sollten. Ein faszinierendes Konzept.
Stell dir vor, du würdest einen Nachbarn beauftragen,
für dich deine Miete zu bezahlen, den Müll
rauszubringen und das Essen zu kochen. Und stell dir
weiter vor, er würde das alles tun. Aber statt der Miete
für die Wohnung zahlt er das Abo für einen
Fernsehsender, den du nie ansiehst. Und statt des
Mülls entsorgt er das Klavier im Keller.
Tja, Volksvertreter eben.
Zweitausendein, da bleibt man in guten Händen.
Stell dir vor, eines Tages würde ein fremder
Koch die Bühne betreten. Er schwenkt
theatralisch eine Servierschüssel und verkündet mit donnernder
Stimme genug von Suppe und Eintopf, bei
mir gibt's jetzt Wurstsemmeln.
Die Menge erstarrt.
Wurstsemmeln, das klingt so
anders, so frisch, so würzig.
Ÿousand. In Scharen strömen die Menschen
herbei, jeder voll Vorfreude und
Sehnsucht nach dem Versprechen dieser neuen,
herzhaften Speise. Und während sie ihre
Stimme abgeben, raunt der neue Koch mit
verschwörerischem keine Angst, diese
Wursthemmeln sind nur für euch garantiert.
Ohne Fremdgewürze oder unangenehme
Beilagen. Doch
als die Semmeln verteilt wurden und die ersten
Bissen die Runde machen, stellt sich ein vertrauter
Geschmack ein. Altbackene
Semmel, dick aufgestrichene Versprechungen,
aber die Wurst
hauchdünn, fettig und
uralt, nur mit einem Hauch von
billigem Senf übertüncht. Aber
wenigstens is es kein Eintopf, murmelt einer
aus der Menge, während der Rest sich leise fragt,
warum sich das Neue doch wieder so anfühlt wie
das alte. Und während das Volk
noch kaut und grübelt, hat der neue Koch
längst sein Ziel
Stimmenfang und Machtgewinn mit
neuer Hoffnung, die am Ende doch nur ein alter Hut
ist, der clever neu verpackt wurde. Denn
ob Suppe, Eintopf oder Wurstsemmel,
am Ende bleibt die Küche dieselbe und die
Zutaten kommen aus den gleichen, längst
abgenutzten Vorratsschränkchen.
Und dennoch bleibt die Demokratie ein
faszinierendes Spektakel. Denn
irgendwie lieben wir es ja auch, uns zu beschweren und das
System zu hinterfragen, während wir brav alle paar
Jahre an die Urnen trotteln und mit dem
alles bleibt besser ein Kreuzchen
setzen. Und so bleibt
das Floß der Demokratie weiter auf hoher
See, in einem schicksalsergebenen,
strömenden Kreisverkehr der Hoffnung und
Enttäuschung. Jeder glaubt fest daran,
dass sein Paddeln einen kleinen Unterschied
macht, dass der nächste Ruderzug uns alle
doch ein Stückchen näher an die verheißene Küste
bringt. Jene legendäre
Pizzabucht, von der so oft erzählt
wird. Und man paddelt voller Elan
und Überzeugung, dass es diesmal mit dieser
Wahl und einem frischen Schub Reformen
endlich vorwärts geht. Doch
während das Floß weiter seine Runden zieht,
hegt der eine oder andere den Verdacht, dass
wir längst in einem riesigen Planschbecken
paddeln. Die Ufer sehen verdächtig
vertraut aus, der Horizont scheint auch nicht
näher zu kommen. Aber natürlich,
solange wir alle fleißig rudern, bleibt zumindest
die Illusion der Bewegung.
Vielleicht erreichen wir irgendwann diese
Pizzabucht. Vorausgesetzt, der nächste
Sturm der Wahlversprechen reist uns nicht wieder zurück in die
raue See des Einheitspreis. Doch bis
dahin paddeln wir weiter, schimpfen über
unsere Volksvertreter, diskutieren
Serviettenfalten und genießen irgendwie doch die
Reise. Und auf dem
Floß der Demokratie, in einer improvisierten
Kombüse, steht unser desillusionierter
Chefkoch mit bekleckerter Schürze in seinen
Töpfen. Rührend und äußerst wachsam.
Denn letztlich darf der rostige Kahn nie
die Pizzabucht erreichen. Denn
wäre das Volk erst satt und zufrieden,
wer würde dann noch mit voller Kraft
für den nächsten Löffel Eintopf rudern?
Danke fürs Zuhören. Und jetzt, lieber
Hörer, der dramatische Höhepunkt eines jeden
Podcasts. Zweitausendeinundzwanzig. Wie angekündigt, eine
Bitte um ein Abo. Aber hey, ich
werde das Ganze nicht zu theatralisch machen. Wir sind
doch beide erwachsen. Du bist nicht hier, um dir sagen, zu
lassen, was du tun sollst. Und ich bin nicht hier, um dich
zu zwingen. Wenn's dir gefallen hat, drück auf
abonnieren, wenn nicht, dann lass es bleiben.
Wenn du aber wirklich bis hierhin durchgehalten hast
und hey, das war gar nicht so schlecht, dann
freu ich mich über ein Like, fünf Sterne
oder eine kleine Bewertung von dir. Und falls du immer
als erster Bescheid wissen willst, was als nächstes
kommt, melde dich für meinen Newsletter an.
Bis nächste Woche, same time, same
station, euer Thomas.
Kreisverkehr, stör damit, blablabla,
diable.
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