Die Zwei von der Talkstelle

Tamara Leonhard und Vera Nentwich

DZVDT #123 - Dein Buch auf dem internationalen Markt: Agentin Renate Reichstein über Auslandslizenzen

'Übersetzt in 23 Sprachen' - ein Satz, der so oder so ähnlich bei vereinzelten herausragenden Bestsellern gelegentlich zu lesen ist. Die meisten Autorinnen und Autoren träumen jedoch noch von der Übersetzung ihrer Bücher in wenigstens eine Sprache.

09.06.2022 68 min Staffel 3 Episode 123

Zusammenfassung & Show Notes

'Übersetzt in 23 Sprachen' - ein Satz, der so oder so ähnlich bei vereinzelten herausragenden Bestsellern gelegentlich zu lesen ist. Die meisten Autorinnen und Autoren träumen jedoch noch von der Übersetzung ihrer Bücher in wenigstens eine Sprache. Doch wie genau funktioniert das eigentlich? Talkgast der Woche Renate Reichstein ist Agentin für Auslandslizenzen und verrät in dieser Folge, welche Bücher auf dem internationalen Markt eine Chance haben, welche Länder gerne Werke aus Deutschland kaufen, wo kulturelle Besonderheiten warten und ob sich das Ganze überhaupt lohnt. 

'Übersetzt in 23 Sprachen' - ein Satz, der so oder so ähnlich bei vereinzelten herausragenden Bestsellern gelegentlich zu lesen ist. Die meisten Autorinnen und Autoren träumen jedoch noch von der Übersetzung ihrer Bücher in wenigstens eine Sprache.
Doch wie genau funktioniert das eigentlich?
Talkgast der Woche Renate Reichstein ist Agentin für Auslandslizenzen und verrät in dieser Folge, welche Bücher auf dem internationalen Markt eine Chance haben, welche Länder gerne Werke aus Deutschland kaufen, wo kulturelle Besonderheiten warten und ob sich das Ganze überhaupt lohnt.

Links:
https://www.agentur-reichstein.de/

Renates Ding der Woche, das Buch "Der Held" von Karl Rühmann:
https://www.amazon.de/Held-Roman-Karl-R%C3%BChmann/dp/3906304639/

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Transkript

Musik
00:00:00
Vera
00:00:00
Hier ist Folge 13undzwanzig der zwei von der Talkstelle und heute ist bei uns zu Gast Renate Reichstein. Sie ist Agentin für Rechte und Lizenzen, erzählt uns wie ein Buch aus Deutschland in den internationalen Markt kommt und was dazu gehört mit einem Verlag im Ausland sein Interesse.
Tamara
00:00:20
Haben gehört, welche Länder besonders gut gehen, welche gar nicht gehen und ich muss sagen, da gab's bei Vera und mir einige Überraschungen, Wir haben gesprochen über Inhalte, Titel, über so viele Details, was da verändert wird oder eben auch nicht.
Vera
00:00:35
Und letztlich auch über den schnöden Mammon, was hängen bleibt und was nicht. Also hört rein.
Tamara
00:00:59
Ja, da sind wir schon wieder. Wo ist denn die Woche bloß hin? Folge 123 und ich sage guten Morgen, liebe Vera.
Vera
00:01:06
Guten Morgen liebe Tamara. Äh ich äh überlege die ganze Zeit vor der Corona-Zeit bin ich ja manchmal morgens um 6 Uhr aufgestanden, um dann eine Stunde oder zwei zu schreiben, Heute musste ich ja fast wieder genauso früh aufstehen wie wir äh so früh aufnehmen und ich komme überhaupt nicht in die Gänge. Ich weiß auch nicht, was passiert ist in den letzten zwei Jahren.
Tamara
00:01:27
Ich tue mich aber in letzter Zeit auch ein bisschen schwer mit dem Aufstehen tatsächlich.
Vera
00:01:32
Keine Ahnung. Haben sich unsere inneren Uhren komplett umgestellt.
Tamara
00:01:35
Wer weiß, wer weiß. Aber jetzt erzähl mal, wie's am Sonntag war auf dem Bücherbummel.
Vera
00:01:42
Ja, och das war ja ähm das war eigentlich ganz nett. Ähm, muss man dazu sagen, Bücherbummel, ich erinnere mich letztes Jahr war ich ja auch schon mal da. Da war das so, da da hatten die so eine kleine Lese, so ja, Bühne ist zu viel gesagt, da stand halt unter so einem Zeltdach, so ein Tisch, ne, wie das so ist so bei Lesungen. So und dann, Guckte man so Richtung Straße und dann war direkt hinter diesem Lesetisch, also vor diesem Lesetisch war dann der Bürgersteig, wo die Leute alle ginge und dahinter waren erst ein paar Bänke, aber unüberdacht, wo die Leute sitzen sollten Das heißt, wenn man dann da gelesen hat, hat man immer über die Leute, die da vorbeiliefen, um noch völlig erschrocken waren, das. So drüber weggelesen, Äh und ähm und dazu, dass es dann halt auch nicht überdacht war und das Wetter auch ein bisschen mies war, setzt sich natürlich keiner hin, wenn da Gefahr ist zu regnen. Also insofern äh war ich, Meine Erwartungen sehr gedämpft. So, ne. Ich habe immer gedacht, ich mach's und allein da in der Liste zu stehen, äh es sind ja auch ein paar berühmtere Autoren, Autoren als ich, die dann da auf dem Bücherbummeln mal auftreten. Und so, da macht man, ne, und man kriegt auch 50 Euro, also von daher ist das Essen und die, bezahlt. Äh also gönnt man sich das mal und dieses Jahr war es so, dass es war eben sogenannten Brückenzelt. Da hatten sie erstes Zelt aufgebaut auf eine der Brücken da an der Kö, ähm aus einerseits dazu führte, dass es trocken war in dem Zelt. Andererseits war das dann schon so ein bisschen weg von dem eigentlichen Durchgang und das Zelt war auch mindestens, ich bin so schlecht im Schätzen, aber bestimmt, fünf, sechs, sieben Meter tief so quasi, ne? Das heißt so, die Hürde von einem Mal reinzukommen war irgendwie so groß. Ähm das heißt vorher, als ich vorher kam, äh war da eine eine, Frau, die Lyrik vortrug, vor genau zwei Leuten und einer davon war, glaube ich, auch noch der Verantwortliche organisiert. Ähm, Und insofern meine Erwartungen sehr gering. Ähm, Das Wetter war ja eher durchwachsen am Sonntag. Ich hatte dann gedacht, okay, vielleicht hast du Glück und es fängt pünktlich vor deiner Lesung an zu regnen, hat die Leute sich ein Zelt flüchten. Wusste ich, dass ein paar Freunde, mit denen ich verabredet war, Kommen, mit denen ich dann nachher essen gehen wollte, also würde ich nicht ganz alleine da sitzen. Ja und es kam dann wie bestellt, 5 vor, ich war um 17 Uhr dran, um fünf Minuten vor 17 Uhr fing der Regen an.
Tamara
00:04:23
Vorher einen Regentanz gemacht.
Vera
00:04:26
Und äh und äh ja mein Set, das Zelt füllte sich tatsächlich, ne, Schon allein dadurch waren so fünf, sechs Freunde, die da waren, wenn da schon mal Leute sitzen, dann kommen die Leute ihr Mädel rein, ne, In so ein leeres Zelt gehst du ja nicht rein. Äh vielleicht muss man demnächst bei Lesung so ein paar Puppen mitbringen, die man dahin.
Tamara
00:04:46
Das wäre creepy.
Vera
00:04:49
Ja Und äh ja, mein Zelt war dann gut voll und die Leute hatten Spaß und es wurde auch kräftig geklatscht und eine Person wollte ein Buch kaufen, hatte aber dann keine elf Euro. Gut, ah ja äh wie gesagt das bisschen trauriger dann nach mir war mein mein äh werter Kollege Thomas Dellenbusch dran und es war wirklich mit Ende meiner Lesung hörte der Regen auf und alle standen auf und gingen.
Tamara
00:05:20
Oh nee.
Vera
00:05:21
Und wir haben Thomas Asser da mit zwei, drei Leuten, von dem einer auch nur da war wahrscheinlich ein Obdachloser, der da nur was saß, um mal ein bisschen zu schlafen. Mir bisschen leid getan.
Tamara
00:05:30
Ja
Vera
00:05:33
Aber er hat ein Buch verkauft. Ja also immerhin.
Tamara
00:05:36
Immerhin.
Vera
00:05:38
Also, nein, das ist immer nett, bei sowas dabei zu sein und äh und einfach, dass der Name da steht, über das über Zahlen und Wirtschaftlichkeit und so Sachen darf man dabei so Dingen sowieso nicht. Aber mir hat's auch gut getan mal wieder. Ich meine, das hatte ewigen Zeiten mal wieder äh zu lesen und, dass ein paar Leute Spaß dran haben. Ich habe natürlich auch ein paar Leute nachher getroffen, Die man so kennt, ne, aus der Bücher und Autoren Bubble äh das äh belebt auch mal wieder so ein paar äh eingeschlafene Teile des Gehirns.
Tamara
00:06:14
Ja ja. Schön.
Vera
00:06:17
Und jetzt schauen wir mal, ne, was so kommt. Was gibt's bei dir für Pläne?
Tamara
00:06:21
Äh Pläne, ich bin gespannt auf diesen Freitag, da erscheint die Ausgabe des Forummagazins mit dem Interview von mir.
Vera
00:06:30
Ah ja, mhm.
Tamara
00:06:31
Bin ich schon sehr gespannt, wie das so aufgemacht wurde. Ähm ansonsten ist jetzt grade nix super aktuelles eigentlich.
Vera
00:06:41
Also dann darf ich noch sagen, ich habe am fünfzehnten, also das ist ja jetzt schon nächste Woche, ne, tatsächlich ja nächste Woche am 15. lese ich in Sankt Augustin, in Nähe von Bonn, Und die Woche drauf bin ich ja bei dem Autoren Secco, bei dem du ja letzte Woche warst. Ich hab's mir im Übrigen ja auch angehört so und äh wobei das auch so eine Veranstaltung ist, Also ich glaube, ich habe ja live reingeschaltet, da waren genau mit mir fünf Personen live, also ist auch was fürs Massenpublikum, ne?
Tamara
00:07:16
Ja, man kann sich da hinterher auch noch anschauen. Und du musst sagen, mir hat's einfach unheimlich viel Spaß gemacht. Also ich hatte den äh, die Twitch-Seite gar nicht offen. Ich habe jetzt die Kommentare nicht gesehen oder oder die Leute, die da waren, sondern hatte nur quasi ähm die Sissi bei mir aufm Bildschirm und und halt mein eigenes Bild und es hat einfach wahnsinnig viel Spaß gemacht, mit ihr zu plaudern.
Vera
00:07:37
Natürlich. Das ist.
Tamara
00:07:38
Also das hätte ich jetzt auch ohne ohne äh Zugang zur Öffentlichkeit machen können.
Vera
00:07:42
Ich überlege nur noch, wenn ich hatte bin ja hier fast zwei Stunden gedauert, wenn ich also abends zwei Stunden lang Sekt trinke, dann spätestens in der letzten halben Stunde erzähle ich bloß noch Blödsinn. Also da.
Tamara
00:07:52
Also ich habe ich habe irgendwie ein ein Drittel Glas leer gemacht.
Vera
00:07:56
Du hast gepfuscht. Na ja, also.
Tamara
00:07:59
Aber wir haben wir haben extra so ein paar Podcastthemen noch für dich übrig gelassen.
Vera
00:08:06
Podcastthemen. Ja, ihr habt nicht so viel über den Podcast gewählt. Ist mir schon aufgefallen, ja, ja.
Tamara
00:08:08
Eine hat sie auch hinterher extra gesagt, damit für dich noch was überbleibt.
Vera
00:08:13
Also, na dann, dann muss ich das machen. Na ja, also ich habe auch äh in den Rezensionen zu unseren Podcast gewesen, ne, da steht immer drin, äh erst zehn Minuten Gelaber und dann fängt's an, ne? Also wir haben jetzt sieben Minuten vierunddreißig Gelaber gemacht.
Tamara
00:08:27
Jetzt aber Flotti.
Vera
00:08:31
Ja, dann gehen wir heute mal ins Thema und ich glaube, heute haben wir mal ein Thema. Das habe ich also wenn ich jetzt nicht zufällig den Artikel in der Federwelt mal gelesen werde, hatte ich auch gar nicht so richtig aufm Schirm, aber es ist ein sehr spannendes und interessantes Thema und mal ein Einblick in eine Welt, die für mich, Völlig neu ist. Wie geht's dir? Hast du dich da schon mal mit beschäftigt?
Tamara
00:08:54
Nur sehr sehr rudimentär wenn ich mal mitbekommen hab das KollegInnen da unterwegs waren aber nee also ich bin auch sehr sehr gespannt.
Vera
00:09:02
Wir haben heute einen Gast zu Besuch, die uns einen Einblick gibt in einen Bereich mir immer sehr nebulös vorkommt und insbesondere wenn ich dann so Bücher im Buchhandel in der Hand halte, die von irgendwelchen ausländischen Autoren und Autoren kommen, mir war nie so richtig bewusst, wie das eigentlich passiert und das wollen wir uns heute eigentlich genauer erklären lassen. Wir haben die Agentin für Rechte und Lizenzen zu Gast, Renate Reichstein ist heute da. Guten Morgen Renate.
Renate
00:09:33
Guten Morgen Vera. Vielen Dank für die Einladung.
Vera
00:09:36
Ja, ich freue mich sehr, dass das geklappt hat zu zumindest für mich früher Stunde. Ähm ja, also es ist ja, weiß nicht, ob da die anderen Autorinnen, Autoren sich da besser auskennen. Für mich ist das äh ein Buch mit sieben Siegeln, wie das eigentlich passiert, dass ein Buch, das in Deutschland geschrieben wurde, dann plötzlich irgendwo im Ausland erhältlich ist. Wie kommt das? Welche Schritte sind dafür nötig?
Renate
00:10:01
Soll ich was gestehen? Es ist für mich auch nach 32 Jahren immer noch ein Buch mit sieben Siegeln.
Vera
00:10:08
Auge.
Tamara
00:10:09
Beruhigend oder erschreckend?
Renate
00:10:12
Es ist ein Fakt, äh weil es nämlich kein Rezept gibt. Äh Kollege Zufall führt die Regime. Und man kann überhaupt nicht voraussagen, äh klappt's, klappt's nicht, ist das ein Buch, das, reisen kann, das heißt in andere Länder ihr seinen Weg findet oder ist es das nicht und äh ich kann aus äh erfolgreicher Vergangenheit sagen ähm. Es ist ein Buch mit sieben Siegeln, dieses ein Erfolgsrezept gibt es nicht und trotzdem gelingt es immer wieder, gelingt es mit Büchern, denen man es überhaupt nicht zutrauen würde, Das sind in der Regel die Erfolgreichsten, die nämlich, irgendwie einen ähm ja einen magischen äh Punkt im äh ausländischen Gegenüber ansprechen, dass das Lizenzgeschäft ist ein Geschäft von Person zu Person. Ist ganz wichtig, dass man das Gegenüber, ja wahrnimmt in seiner ganzen Befindlichkeit und auch in dem was diese Person jetzt ansprechen könnte, Mein schönster Erfolg war auf der Buchmesse in Bologna, als der erste Golfkrieg tobte kam ein amerikanischer Verleger am unseren Stand vorbei mit hängender Unterlippe und unglaublich wütenden Gesichtsausdruck und ich hatte den schon mal getroffen und habe dann gesagt, was ihn ihnen gefragt, was ihm denn über die Leber gelaufen sei. Und dann sagt er, es ist doch eine verdammte Scheiße, es gibt überhaupt keine pazifistischen Bücher. Das ist ja mal eine Aussage und zu dem Zeitpunkt hatten wir bei Öttinger ein Buch, das im Napoleonischen Russland-Feldzug spielte. Ein Buch, das leider in Deutschland unter Ausschluss der Öffentlichkeit gelaufen ist, So, dieses Buch habe ich ihm den Inhalt habe ich diesem Verleger erzählt. Der hat gesagt, wenn das Haar so gut ist wie meine Geschichte, würde er das kaufen. Er hat es gekauft, es war also doppelt so gut wie meine Geschichte und, Es ist noch immer Schulbuch oder Schullektüre in Amerika. In Deutschland ist es schon lange nicht mehr zu haben. Und äh also an diesen damals backliss Titel hatte in Deutschland keiner geglaubt und das ist eigentlich immer mein schönstes Beispiel, dass ein Buch zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Richtige gegenüber gehen muss, Und das kann man nicht voraussagen. Wenn dieser Mensch nicht mit seiner entsetzlich wütenden Ausstrahlung an mir vorbei geglaubt kommen, Es hätte nicht geklappt und so ist das mit ganz vielen Büchern irgendjemand sucht irgendwas, irgendjemand hat so einen ha, so ein Gefühl, ich brauche was und wenn man das das, rausfindet, wo der kritische Punkt beim Gegenüber ist, dann hat man Glück.
Vera
00:13:25
So, jetzt muss ich aber noch mal ein bisschen einhaken, vielleicht ein bisschen bisschen ofaner. Vielleicht kannst du mal ein bisschen erzählen, wieso überhaupt der der technische Ablauf ist.
Renate
00:13:35
Also der technische Ablauf ist, es erscheint in Deutschland ein Buch. So, dieses Buch ähm soll nun zum Wohle des der des oder der Urheber ähm lizenzmäßig äh verkauft werden an Drittel. Das können entweder andere Verwerter in Deutschland sein, zum Beispiel Audiobuch Das ist eigentlich die meiste innerdeutsche Lizenzvergabe oder eben Taschenbuch, wobei die meisten Verlage inzwischen Taschenbücher selber machen, E-Books machen sie auch selber, also bleiben wir in Deutschland mal beim äh Audiobuch. So und dann ist natürlich der große Traum von allen das Ausland. Und wenn die Leute Ausland meinen, dann meinen sie den englischen Sprachraum. Und den von dem können wir uns gleich mal verabschieden, denn das ist, Eigentlich ja das ganz knappe Sahnehäubchen, was es in dem Job, So, also man äh überlegt sich, wem könnte man das anbieten? Erstmal vom Büro aus und verschickt schon mal äh PDFs, lese PDFs. Zur Ansicht und, dann kommen die Messen. Ähm London, Bologna, Bologna nur für Kinderbücher und Frankfurt sind die großen Lizenzmessen international. Und, man Menschen, von denen man hofft, dass man rauskriegt, wo die nun ihre Soft-Spots haben. Manche, wenn man so lange im Geschäft ist wie ich, hat man äh langjährige Beziehungen ähm, manche in manchen Ländern wechseln die äh Kollegen sehr häufig, das ist immer ein bisschen traurig, weil man sich natürlich auf die Kollegen auch ein bisschen einstellt und weiß, wie die so ticken und die wissen, wie ich ticke und, erleichtert das Geschäft. So und dann trifft man die, macht vorher Termine mit denen, trifft man die und fragt sie zunächst mal, ähm gibt's erstens, wie geht's und zweitens ähm suchst du was Bestimmtes. Denn natürlich ändern sich auch die Verlagsprogramme in den Verlagen, mit denen man schon jahrelang zu tun hat Da gibt es dann den Kinderbuchverlach, der niemals Krimi ist äh machen wollte. Kinderkrimis kommt überhaupt nicht in die Tüte. Und plötzlich sitzt man auf einer Messe so jemand gegenüber, der dann sagt, ach übrigens, wir machen jetzt auch Krimis. So, dann ist es hilfreich, wenn man in seinem Gehirnkastel mal stöbern kann und überlegen kann, ob man irgendwas hat, was man als Krimi verkaufen kann. So, das setzt natürlich voraus, dieses Suchen und Finden im Hirnkastel, dass man die Bücher gelesen hat, Und da nützt es überhaupt nichts, wenn man nur die Zusammenfassung gelesen hat. Meine Erfahrung ist, dass man, Geschichten ja auf vielerlei Weise erzählen kann, Nehmen wir das berühmte Buch Emil und die Detektive. Das ist vordergründig ein Kinderkrimi. Dann geht es aber auch um die alleinerziehende Mutter. Dann geht es um prekäre finanzielle Familienverhältnisse. Dann geht es um etwas, was in Berlin spielt. Also da kann man eine Menge machen. Dafür muss ich aber das Buch gelesen haben, um die Geschichte meinem, möglicherweise hoffentlich Interessierten gegenüber so zu erzählen, dass er denkt, das Buch muss ich lesen. Das ist ja zunächst mal das vordergründig wichtigste Geschäft. Ich muss erstmal, Mein Buch auf seinen oder ihren Schreibtisch bringen, die gleich bei der Messe sagen, oh nee, ja dann ist das schon schade. Dann ist eine Chance vertan. Und deswegen muss man äh ja Geschichten so erzählen, dass sie auf das passen, was das Gegenüber sucht. Das kann man üben ähm und meinen jungen Kolleginnen habe ich immer gesagt, ihr habt für jeden Titel genau drei Sätze. Denn ihr habt nur eine halbe Stunde Messegespräch und in einer halben Stunde mit Vorgeplänkelt und allem kann man ganz wenig erzählen.
Vera
00:17:58
Wer das Problem haben wir als Autorin ja auch immer, ne, wenn man's heißt, mal deine Geschichte.
Renate
00:18:03
Genau, drei Sätze und die müssen sitzen.
Vera
00:18:07
Jetzt hast du da so einen Agenten, der dem hast du jetzt gesagt, okay, das Buch ist interessant. Äh was passiert dann?
Renate
00:18:13
Na dann sagt er schick mir das mal. Das macht man dann. Ähm heutzutage per PDF, weil's schneller geht. Und weil das auch nicht bei denen so viel Platz aufm Schreibtisch nimmt. Ja und dann beginnt das Warten. Und das Warten kann dauern und äh dann schickt man so ungefähr nach sechs Wochen mal einen Brief, sag mal, hat wie hat dir denn die Lektüre gefallen und so und dann kriegt man erstens keine Antwort, zweitens irgendwann dann doch eine und dann heißt es ach das liegt noch hier bei unseren Lesern, Und das Problem ist, dass oder Problem, also es ist einfach ein Fakt, unsere Bücher werden auf Deutsch geschrieben und Deutsch kann man in wenig Ländern selbstverständlich lesen. Englische Bücher leichter, weil wir alle irgendwie Englisch können. Also äh die suchen dann teilweise erst noch einen deutschen Leser, dann haben sie vielleicht einen deutschen Leser, aber der hat schon so viele und deswegen dauert das so lange. Also es dauert. In der Regel dauert es von einer Messe bis zur nächsten. Ähm London und Bologna sind im Frühjahr ähm Frankfurt im Herbst, also man kann sicher sein, dass man bei der nächsten Messe nochmal nachfragen muss. Also es ist ein Geschäft, bei dem man einen sehr langen Atem und eine gute Excel-Tabelle braucht, damit man noch, wenn man auch mal anfragen möchte, wo es denn nun ist. Ähm und weil es so lange dauert, bietet man natürlich, mehreren Interessenten in ein und demselben Land die Titel an, weil man ja sonst das. Schon Lieferanten in Deutschland und dann hat's immer noch kein Ausländer gelesen, Also äh man fährt da mehrgleisig und was äh ich als außerordentlich hilfreich immer empfunden habe und auch noch empfinde, ist die Zusammenarbeit, mit Agenten im Ausland, die nämlich dann im eigenen Interesse ein bisschen Dampf machen. Das heißt, ähm im im Ostblock sowieso, da arbeite ich mit ganz vielen Agenten zusammen in den unterschiedlichen Ländern, aber auch in Asien, und auch in Frankreich, denn ähm Frankreich ist auch ein bisschen schwierig und die brauchen eigentlich auch keine deutschen Bücher. Da ist es in diesen ganzen Ländern ist es sehr, sehr hilfreich, wenn man da Agenten hat, die erstens ihre Szene vor Ort sehr viel besser kennen als wir meine in in Vietnam wäre ich aufgeschmissen, da kenne ich gar niemanden und da haben eine Agentur zu haben ist sehr hilfreich, das Gleiche gilt für Korea, Japan China, Taiwan, nicht all diese, auch all diese Sprachen, die wir selber oder die ich nicht spreche, ähm da ist es hilfreich, wenn man einen vermittelnden Agenten hat, der im besten Falle auch noch Deutsch, spricht oder zumindest lesen kann. Und ähm ja es ist ein ein Geschäft mit viel Geduld auf allen Seiten und.
Vera
00:21:22
Ja und jetzt kommt so nach einem Jahr oder wann auch immer.
Renate
00:21:25
Kommt die Absage, ja.
Vera
00:21:27
Okay, dann ist unser Gespräch vorbei, aber ich äh gehe mal von aus, ab und zu kommt auch mal sagt, ja okay, interessiert uns.
Renate
00:21:34
Das kommt auch und wenn man dann äh genügend nachgefragt hat oder wenn wenn man auch auf Messen Leuten das gleiche Buch schon zum dritten Mal vorstellen und die dann plötzlich sagen, ach ja, ach ja, sag mal, haben wir da nicht schon mal drüber gesprochen und kommt so ein bisschen erstens das schlechte Gewissen und zweitens die Sicherheit auch wir in Deutschland zu diesem Titel stehen. Das ist ganz wichtig. Eine Neuerscheinung übt keinen großen Reiz aus, eine ein ähm übt sehr viel mehr Reiz aus, Also äh im ersten Jahr nach Erscheinen tut sich leider in der Regel wenig. Ne und so. Also jetzt sagt irgendjemand das Buch machen wir. Und dann muss man verhandeln über die Kondition. Und die sind. In der Regel nicht so, dass da irgendjemand von reich wird, weshalb ich den Autoren und oder den Urhebern immer gesagt habe, es geht im Grunde um den Schmuck in eurem Bücherregal. Es geht um die Fremdsprachige schön gemachte Ausgabe Meine Lieblingsschrift ist Teilländisch, das sind wunderschöne ähm Schriftzeichen und so ein Buch schmückt unheimlich. Und ähm gut. Nun äh werden die die Konditionen werden nach, Sitte verhandelt, dass das oder nach Landesgegebenheiten, ein Land, in dem Bücher vier umgerechnet vier Euro kosten. Da können Sie sich überlegen, wenn Sie sieben, 8 Prozent Honorar davon verlangen, dann kommt da nicht viel rum und wenn die eine Auflage machen von tausend, dann kommt da, nicht viel rum, aber es kommen auf jeden Fall die Belege. So und dann verhandelt man erstens eine Garantie-Honorar, also Deutsch, sagen wir immer Vorschuss und dieses Garantie-Honorar, der sollte in der Regel das Absatzhonorar der ersten Auflage abdecken, Das hat auch ein bisschen psychologische Wirkung, dass wir natürlich daran interessiert sind, dass die, die Bücher tatsächlich in der entsprechenden Menge drucken. Und wenn ihr das Honorar schon mal als Garantiehonorar bezahlt haben, dann ist das ja ein Anreiz. Die müssen dann trotzdem äh jährlich oder halbjährlich Abrechnungen schicken, dann sieht man auch wie viel oder wie wenig sie leider nur verkauft haben, aber man hat so einen ungefähren Überblick.
Vera
00:24:14
Sind diese sieben, acht Prozent, die du da gesagt hast ähm vom Verkaufserlös oder so sind das so die die Größenordnungen, die international gelten oder gibt's da markante Unterschiede?
Renate
00:24:25
Es gibt Unterschiede ähm also bei Kinderbuch ist es niedriger als bei Bälle Tristic. Ich würde sagen, erfahrungsgemäß ist die Schallgrenze zehn Prozent nun äh sind wir in Deutschland in der glücklichen Lage, dass wir einen gebundenen Ladenpreis haben. Das heißt, wir wissen genau, wie von was die zehn Prozent gezahlt werden, In anderen Ländern gibt es den entweder den Listenpreis, das ist der Preis, der im im Katalog oder im Angebot des Verlages, als empfohlener Preis genannt wird und ähm in der Regel beziehen sich unsere Ab, Honorare bei Lizenzausgaben auf den Listenpreis oder auf den recommended Retail Price. In der Regel ist beides das Gleiche. Und das ist natürlich sehr viel niedriger. Bei einem Buchpreis, sagen wir von 4 Euro ist der Listenpreis höchstwahrscheinlich irgendwas, um die 250 bis drei. Umgerechnet Augen. Also ist es natürlich sehr viel niedriger, und man darf bei Lizenzausgaben auch nicht vergessen, dass natürlich die Kosten für den Übersetzer, Ich nehme immer die männliche Form übrigens, das, weil ich's mir zu lästig ist äh zu gendern in im Gespräch. Ähm also äh es kommen noch die Übersetzungskosten dazu. Die sind in der Regel wie in anderen Ländern nicht ganz so hoch, wie im äh westlichen Europa, aber äh trotzdem verschlagen die natürlich zu Buche.
Vera
00:25:57
Aber die bezahlt der der Kaufen.
Renate
00:25:59
Bezahlt der der Käufer, das ist immer so, dass der, der die Übersetzung ins in Auftrag gibt, sie auch bezahlt. Ne? Und ähm ja, also dann hat man so einen Vertrag, der ist äh zeitlich befristet und der ist auch, einigen äh Fällen regional ähm, beschränkt ähm und das bei Sprachen, die in mehreren Ländern gesprochen werden. Also bei Chinesisch zum Beispiel wird das beschränkt auf entweder Taiwan, Hong Kong und Macau. Auf der einen Seite und äh Volksrepublik China auf der anderen Seite. Bei Spanien ist es entweder Festland Spanien Europa, und oder dann kann man noch die spanischen äh sprechenden Länder in Südamerika dazu nehmen. Das macht man aber nur, wenn man weiß, dass der entsprechende Verlag in den jeweils anderen Territorien einen vernünftigen Vertrieb hat, sonst blockiert man sich da ja, Wenn man Spanisch Weltrechte vergibt an einen spanischen Verlag, der sehr ambitioniert ist und in Galizien sitzt und in Argentinien keinen Vertrieb hat, dann hat man das blockiert Also das macht man nicht bei solchen Sprachen, aber bei sonstigen Sprachen, also Vietnamesisch, das vergibt man weltweit. Glaube nicht, dass außerhalb Vietnams irgendein Buch davon verkauft wird, aber das mögen die Verlage auch gerne und das schadet niemandem. Angenehm ist, dass inzwischen, dass Berne ähm Abkommen zur zum Urheberrecht, die Berner Konvention inzwischen weltweit, gilt bis auf Nordkorea, nun da ist mir noch nie jemand begegnet aus Nordkorea. Und Iran. Und Iran ist ein inzwischen immer interessanter werdendes Land und da äh werben jetzt iranische Verlage damit, dass sie mit Copyright, Rechte erwerben. Das heißt, sie unterwerfen sich als Einzelunternehmen der Berner Konvention. Und ähm das da kann ich mir vorstellen, dass, in den nächsten Jahren ein durchaus bemerkbarer Lizenzmarkt entsteht. Noch ist er klein, noch ist er auch finanziell klein, aber, Es schmückt ganz ungemein, also eine Ausgabe im Regal, da sagen manche Autoren, da würde ich sogar noch was dazu bezahlen. Schon zweimal passiert, fand ich in beiden Fällen ganz reizend und die Freude über so ein Belege-Exemplar bei den Urhebern, das ist einfach das Allergrößte. Da spielt dann Geld auch irgendwann gar keine Rolle mehr in so, allen, ja? Aber das ist ähm inzwischen ganz angenehm, dass man sich auf diese Berner Konvention verlassen kann.
Vera
00:29:05
Jetzt hast du ja schon sehr exotische Länder genannt. Ich hatte jetzt im.
Renate
00:29:09
Das sind aber die Erfolgreichen, die, Also ich würde nichts sagen, Amerika kann jeder, nein, Amerika kann man fast gar nicht und England auch nicht, aber diese kleinen, feinen Länder, die sich entweder grade öffnen, oder die ihre Nationalsprachen grade ähm entdecken, wiederentdecken. Nicht nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Kamen die baltischen Staaten, auf den Lizenzmarkt. Davor kam äh ja die ganzen ähm Balkanstaaten, Nachdem äh Jugoslawien zerfallen war und solche solche Situationen muss man nutzen und muss sagen, so da kriege ich jetzt mal meinen Fuß in die Tür Und wenn man dann da den Fuß in die Tür hat und schnell war und bei den ersten war, dann kann man da sehr schöne fast exklusive Beziehungen, ausbauen.
Vera
00:30:07
Das denn auch jetzt so die die ich sage mal jetzt äh vom Volumen her erfolgreichsten Länder für den Liquenzverkauf aus Deutschland oder wo geht da das meiste hin.
Renate
00:30:18
Also das meiste geht immer noch nach China.
Vera
00:30:21
Ja, tatsächlich.
Renate
00:30:22
Der chinesische Markt, der ist wie ein Schwamm. Äh das finde ich äh immer ganz erstaunlich und das fand ich auch ich war ein paar Mal in China fand ich auch erstaunlich, wenn man da in die großen Buchläden geht, was da an aus westlichen Ländern übersetzte Bücher liegen. Kinderbücher in allen ähm für alle Altersgruppe alles liegt da und es, schön gemacht, ähm gut ich kann die Qualität der Übersetzung nicht nachvollziehen, aber ich nehme an, sie ist ordentlich, sonst würde das nicht so gut laufen. Und die verkaufen auch richtig gut, Also.
Vera
00:31:00
Ist das denn da mit äh mit der Zensur und äh.
Renate
00:31:04
In China, in China äh offensichtlich nicht. Was mich immer wundert, ist, dass die also auch Bücher nehmen, in denen die Familie eine unendliche Zahl von Kindern haben und in der diese Kinder auch noch dauernd Ferien haben. Das ist ja etwas, was die Chinesen überhaupt nicht kennen, weder haufenweise Verwandtschaft, ähm der nahen und fernen Art noch dauernd fehlen. Chinesischen Kinder scheinen gar keinen Schaden daran zu nehmen, solche Bücher zu lesen und das macht mich manchmal ein.
Vera
00:31:34
Lesen ist ja Fantasiewelt. Ich meine, also ich kam Mai gelesen habe, habe ich jetzt auch war ich auch nicht traurig, dass ich nicht bei Indianern war oder so.
Renate
00:31:42
Ja, aber das zeigt, finde ich, eine äh große äh kulturelle Offenheit, äh die ich bei uns in Deutschland etwas vermisse, Denn äh bei uns herrscht oft so die Meinung oah, das ist unseren deutschen Kindern nicht zuzumuten, weil es ist ja eine ganz andere Lebenswelt. Und das glaube ich nicht. Ich würde mir wünschen, dass man sehr viel mehr mal guckt was in so Ländern, in die wir so viel verkaufen, also äh China, Korea, Japan Das sind die großen ähm östlichen äh Lizenzländer. Wenn man von denen, sehr viel mehr bei uns auch mal veröffentlichen würde. Ich glaube, es würde dem gegenseitigen Verständnis sehr, sehr gut tun.
Vera
00:32:29
Aber jetzt gibt es ja auch kritischere Sachen, ne? Ich meine homosexualität, die ganze Sexualität und solche Themen ähm äh.
Renate
00:32:37
Ja, aber auch damit können also äh gut, äh in Maßen und bei Kinderliteratur ist das sicherlich äh ja in Deutschland auch nicht so ausgeprägt, aber ähm so eine so eine ganz also so eine offene ähm Zensur. Gerade für diese Themen äh äh der Sexualität oder auch des ja Drogenkonsums oder ja Selbstscheidung, ähm was ja nun in Deutschland gar kein Problem mehr ist. Dass das diese Art der Zensur gibt es in Russland. Das ist schon heftig, wenn dann also so ein so ein bescheidenes Buch wie Emil und die Detektive dann ähm für 18-jährige gelabelt wird, Was natürlich, den Käufer gar nicht stört und der Buchhändler muss es halt im Regal für 18-jährige parken dieses Buch und da wird es trotzdem gefunden und gekauft, Also diese Labelei, dass man das also ähm dann eben unter Verschluss halten muss, ja dies gibt es offiziell und dann werden die Bücher trotzdem hergestellt. Also die die Kreativität beim Umgang von Zensur, ist spannend. Da kann man.
Vera
00:33:58
Denn schon mal im Gegenzug? Hast du denn schon mal zum Beispiel ein chinesisches oder russisches Buch, weil jemand hier wieder von einem äh Muttersprachler lesen lassen, um mal zu sehen, haben die textlich was verändert.
Renate
00:34:08
Ähm es ist äh ich habe ein paar Leser hier, ähm die sich noch nie äh hat sich einer von denen über eine asiatische äh Übersetzung, markiert, spannenderweise sind es eher die alten europäischen Übersetzungen, Also es gibt eine große Diskussion äh anhaltende Diskussion über die Kestnerübersetzung in Schweden, die da noch in den Bibliotheken vorhanden sind, wo man immer sagt, na ja, also das ist jetzt aber wirklich dreißiger Jahre, und ähm weil das aber in den Bibliotheken schon vorhanden ist und die Bibliotheken lieber neuere Übersetzungen dann kaufen, bleibt das da eben. Und ähm in meiner Übersetzung sind immer ein Produkt ihrer Übersetzungsgegenwart, Sprache verändert sich, weshalb ja auch deutsche Verlage, ihre Übersetzung mitunter anpassen oder nochmal drüber gehen. Ich also bei bei Oettinger hat man die ganzen Astrid Lindgren-Übersetzungen immer wieder angeguckt und ja optimiert nach heutigem Sprachgebrauch. Und das macht man Balance heller. Nun hat sich viel verändert so Longseller gibt's ja nur noch ganz wenige, Die meisten Lizenzen, die man heute einkauft oder verkauft werden für zehn Jahre eingekauft. Also da hat die Übersetzung wenig Chance, so richtig zu verhalten.
Tamara
00:35:47
Wie ist das denn mit ähm also es gibt ja Geschichten eben, die in Deutschland geschrieben werden, die auch ganz grundsätzlich in Deutschland spielen, andere sind aber sehr lokal auch mit Lokal Kolorit und wieder andere spielen im Ausland. Das ein Unterschied.
Renate
00:36:03
Also die besten Bücher sind die, die ganz genau wissen, für welche Zielgruppe sie geschrieben werden. Und dann sind sie nämlich authentisch. Und ich habe in letzter Zeit viele Bücher gelesen, bei denen man so den Eindruck hat, da wird noch ein bisschen was hiervon reingepackt und davon reingepackt, damit es auf jeden Fall international verträglich ist. Das ist nicht international verträglich, wenn sie ein ein Buch haben eines deutschen Autors dass in Deutschland spielt das ist dann ist egal ob das auf Pellworm spielt oder am Ammersee in Bayern. Hauptsache das dies die Stimmungs stimmt und die Geschichte stimmt. Wenn sie jetzt als deutscher Autor irgendwie sagen, das spielt jetzt, sagen wir auf Mallorca und da sind auch ganz viele andere und das ist ganz dicht Mallorca, dann ist das noch lange kein Grund warum das Mallorca Touristen aus anderen Ländern lesen wollen sollten, Und man muss dazu sagen, dass eben, ja wie gesagt deutsche Autoren sollten sich ihre deutsche Zielgruppe. Ganz genau vorstellen und für die schreiben. Und wenn es dann authentisch ist und wenn es dann was Besonderes ist oder einen besonderen Kniff hat oder oder irgendetwas, was, vielleicht auch den Zeitbezug ganz deutlich herstellt. Dann äh kann das eine eine Chance haben, nicht zwingend, aber es kann, oder es kann, wie dieses Buch über den Napoleonischen Russland fällt's auch plötzlich was werden, aber das ist eher selten. Also im Grunde ähm glaube ich, ist jeder Autor am glücklichsten dran, wenn er sich seine deutsche Zielgruppe als Ziel vor Augen nimmt und dann. Dem Kollegen Zufall ähm den Rest überlässt.
Tamara
00:38:10
Und.
Vera
00:38:11
Ach so, Entschuldigung.
Tamara
00:38:14
Wenn jetzt äh die Geschichte sehr tagesaktuell ist, sage ich mal und und Bezug nimmt auf irgendein Ereignis, was in Deutschland die Leute eben kennen, ähm aber was jetzt, keine Ahnung, in China keiner mitbekommen hat. Ist das ein Problem oder.
Renate
00:38:29
Also also nehmen wir doch mal neunzehnhundertneunundachtzig. Ja? Äh da sind sicherlich noch Aspekte bislang literarisch unbearbeitet. Das könnte man möglicherweise unter dem Aspekt Tianamen Massaker durch ein Hintertürchen an einen chinesischen Verlag verkaufen, der über das Tianamen-Massaker, nicht nichts veröffentlichen darf, weil das ein Tabuthema ist in China, der aber über diese diese 1989 Geschichte, etwas schreiben kann, was oder den Chinesen klarmachen kann, es gibt auch woanders oder es gab auch woanders zu einer ungefähr gleichen Zeit. Dieses, Bedürfnis nach Freiheit, nach Aufbruch, nach Überwindung von Strukturen, Ne? Also von daher wäre so was durchaus machbar oder dass man ein Buch, zum Thema irgendein Seitenaspekt des Holocausts, dass man das ähm auch in Länder bringt, wo es ähnliche Unterdrückungen gab oder gibt. Über die man möglicherweise nicht schreiben kann. Also dieses gerade wenn es so Tabuthemen gibt in anderen Ländern und man hat hier etwas, was ähm eine hiesige Situation beschreibt, die aber andeutungsweise ähnlich ist.
Vera
00:40:07
Ich wollte jetzt mal kurz einhaken, liebe Tamara. Äh es ist Zeit, unser Thema für den Schreibtipp Freitag zu benennen. Und ich würde vielleicht die profane Frage stellen, in welche Sprache oder welche Fassung sich unsere Autorinnen, Autoren von ihren Büchern mal wünschen würden.
Tamara
00:40:26
Ja, das klingt gut.
Vera
00:40:28
Verstehen wir, nur nur zur Erklärung, liebe Renate, wir haben immer den Hashtag Schreibtipp-Freitag, der immer zeitgleich mit unserer mit unserer aktuellen Folge wird, wo dort unsere Hörerinnen und Hörer äh so ihre Meinung, ihre Eindrücke zu dem Thema geben können, ne und so auf Social Media eben, muss ich aber nochmal fragen, du hast ja vorhin gesagt, ja du musst, wenn du die die ähm Bücher verkaufen willst ins Ausland, die gelesen haben. Das heißt, die Menge ist natürlich begrenzt. Wie findest du die Titel, die für dich reizvoll sind? Die immer liest und und.
Renate
00:41:08
Sagen wir so, solange solange ich noch die 30 Jahre beim Verlach angestellt war, habe ich alle Titel, die im deutschen Original erschienen waren. Immer gelesen. Alle. So und äh das äh mache ich heute auch so, wenn ich also irgendwie den Auftrag kriege, dieses oder jenes äh Werk zu behandeln bestmöglich, dann lese ich das. Also.
Vera
00:41:37
Heißt, es kommt jemand zu dir und sagt, hey ich habe hier mein Verlagsprogramm oder Wir kommen ja mehr so aus dem Self-Publishing. Jetzt kommt hier die Vera Netwig, sagt hey, ich habe ja ganz tolle äh Regionalkrimis und äh.
Renate
00:41:52
Dann lese ich die, äh zumindest einen Band lese ich komplett, und ähm wage dann auch zu sagen, da sehe ich keine Chancen oder da sehe ich Chancen hier oder da oder lass uns mal versuchen. Aber ich lese diese Bücher, Ich lese sie alle und von vorne bis hinten, denn nur dann kann ich kann ich sie anbieten. Ein Obst- und Gemüsehändler, der noch niemals eine äh eine ähm Grapefruit gegessen hat, wird die Grapefruit schlecht verkaufen können. Ne und ungefähr so ist das mit Büchern auch. Kannst nur verkaufen, was du wirklich kennst.
Vera
00:42:34
Hast du schon mal Self Publishing Titel ins Ausland verkauft?
Renate
00:42:37
Nee. Nee.
Vera
00:42:39
Überhaupt schon welche, die du im Portfolio hast.
Renate
00:42:42
Ich hatte äh also ich habe welche angeboten gekriegt. Ich habe sie nicht genommen. Äh aus unterschiedlichen Gründen. Teilweise sind die.
Vera
00:42:47
Okay.
Renate
00:42:51
Deutlich zu lang. Also ein Buch mit fast 500 Seiten ängst bedruckt ohne oben und unten und Seitenrand. Wird mir keiner abkaufen. Ein äh Buch, in dem 100 Seiten lang nichts passiert und auf Seite 120 kommt eine Hexe vorbei. Ähm, das äh bringt's auch nicht. Also wenn, dann sind es wirklich diese, knusprig, knackig geschriebenen Büchern mit maximal 250 Seiten. Ähm das ist so eine Schallgrenze. Auch wegen der Übersetzungskosten. Wenn man sich über also als als äh Richtlinie kann man sich merken, eine Buchseite, 30 Euro Übersetzungskosten. Für den einkaufenden Verlag, ne? Das geht ganz hübsch ins Geld und äh deswegen sind so zweihundertfünfzig Seiten gut können auch mal 267 sein oder so, aber so als Richtwert 2hundertfünfzig.
Vera
00:43:56
Also meine Bücher sind da zumindest schon mal so in.
Renate
00:44:03
Und du und du sagtest, das sind Regionalkrimis, ja?
Vera
00:44:06
Genau. Ja, ich weiß. Aber du hast gerade gesagt, dass das Regionalkolorid äh auch in China gehen würde.
Renate
00:44:16
Ja, wenn es wenn es dann noch eine entsprechende Handlung hat und du nicht grade den Chinesen abgemurst hast.
Vera
00:44:21
Nein, nein, nein, nein. Ich glaube, da müssen wir nachher mal drüber reden.
Renate
00:44:29
Ja genau.
Tamara
00:44:32
Ja, jetzt scheint's dir tatsächlich so ein bisschen ähm, ja nicht die idealsten surflichen Bücher angeboten zu bekommen. Also es gibt ja durchaus sehr, sehr qualitativ hochwertige ähm Werke. Wenn jetzt jemand dir ein self publishing Buch eben anbietet Die die Seitenzahl nicht überschreitet, was wirklich gut geschrieben ist und und komplett rundes Ding. Gibt's da sonst irgendwelche Hindernisse?
Renate
00:44:58
Nö. Nö. Das einzige Hindernis ist, wie gesagt, das das Buch selber, das ich irgendwie im Weg steht, sonst gibt's keine, nein.
Tamara
00:45:07
Und wie ist das mit diesen Seitenzahlen? Weil jetzt auch im Verlag, also so so dreihundert ist ja schon so eine so ein Standard bei den meisten Romanen oder.
Renate
00:45:17
Na also äh also die meisten sind im Grunde so zwischen 2fünfzig und dreihundert20.
Tamara
00:45:25
Ja.
Renate
00:45:26
Aber das sind dann auch schon Ja äh dann kommt es teilweise auch drauf an, müssen die Seiten, muss man sich manchmal auch das Papier angucken und die und den den die Seitenränder und so, ne? Da gibt's auch bei zu dünnen Büchern kann man da auch noch was machen. Also äh deswegen ähm ich bleibe eigentlich so bei meiner äh Aussage so um die zweihundertfünfzig, so so als generelle Richtlinie, einfach um zu verhindern, dass da so ein 400 Seiten äh Werk ankommt. Weil das das ist einfach ähm viel zu schwierig zu verkaufen, Muss es wirklich etwas sein, wo man sagt, ja das ist jetzt, es gibt ja so ein paar Sachbücher, historischer Art, wo dann wirklich also minutiös der Tagesablauf in Sekunden beschrieben wird und das ist auch gut so Aber das sind äh nicht die großen Lizenz jetzt dann.
Tamara
00:46:20
Welche Genres gehen am besten?
Renate
00:46:24
Unterschiedlich. Äh immer noch ähm äh geht Kinderbuch erstaunlich gut. Und dann ja Erzählungen äh also also Belletristik. Aber Kinderbuch ist Nummer eins, suchen die Leute und da sind die, da sind die auch ganz offen. Das finde ich, wie gesagt, habe ich vorhin ja schon gesagt, da ist man im Ausland sehr viel offener als wir es hier sind. Ne
Vera
00:46:53
Ich glaube, ich muss mal mit meinem Verlag wie Gunschleben reden, ob das ein Thema. Musst die mal auf dich verweisen. Ich habe der Kontakt kam ja über deinen Artikel in der Federwelt und äh da habe ich eine interessante Statistik gelesen, dass irgendwie 13 Prozent der in Deutschland erscheinenden Titel Lizenztitel seien.
Renate
00:47:21
20 Prozent.
Vera
00:47:23
Oder 24 OK das kommt dann doch wieder ich hatte irgendwie immer das Gefühl das sind viel mehr weil ich mein.
Renate
00:47:28
Ja es ist es ist ein Viertel. Ein Viertel der Produktionen sind Übersetzungen und die sind äh wir sind ja ganz weltoffen äh sind meistens ausm Englischen.
Vera
00:47:40
Ja ja. So aber du sagst ja umgekehrt, dass dass ein Buch von uns ins Englische übersetzt wird, ist eher selten.
Renate
00:47:48
Ja das äh ich meine, wenn du dir mal überlegst oder anschaust äh die die ähm Verlagslandkarte. Da gibt es die großen, englischen amerikanischen Verlagsmauser. Macmill, Pinguin, ähm Simon and Schuster und so, die sitzen in Kanada in den USA, in England, in Irland, in Australien, in Neuseeland, Ja, die sind doch äh ja die Engländer sagen immer Selfserfischen, die brauchen nichts, ne? Die verteilen das unter sich und haben noch nicht mal die Last der Übersetzung. Das ist, wenn man, wenn man einen amerikanischen Verlach interessieren will, dann ist deren erste Frage ja und was ist mit der Übersetzung, Und wenn man dann sagt, ja, die müsst ihr machen. Ja und wer zahlt die? Ja ihr natürlich, wir zahlen doch unsere Übersetzungen außer. Ne also das dieses dieses ähm erstens kann ich's nicht lesen, zweitens will ich's die Übersetzungskosten nicht und drittens haben wir sowieso genug. Das ist wie so ein wie so ein Firewall, da kommt's kaum durch. Ne? Und ähm die Schwierigkeit ist ist bei den englischen Englisch sprechenden, ich sage jetzt englisch-amerikanischen äh Verlagen, dass sie eben keine german reader haben. Buch übergeben sollen, dem sie dann wenn ich dann sage ja die Koreaner schaffen das auch, die haben da ihre, Ja, aber ich weiß doch gar nicht, ob ich dem vertrauen kann. Also ob der weiß, was ich will. Ja, ich meine, wenn man so natürlich rangeht, dann wird's schwierig. Und da äh haben die wirklich so ein so eine so eine Blockadehaltung auch und sie brauchen uns nicht. Sie brauchen uns wirklich nicht. Als als Verkäufer, als Einkäufer brauchen sie uns dringend, aber, andersrum nicht und eben auch dann so ein so ein bisschen mangelndes Interesse, ne. Was können die Deutschen schon schreiben, was wir nicht aufschreiben können?
Vera
00:50:00
Es gibt ja von deutscher Seite durchaus habe ich zumindest schon mal gelesen, auch durchaus Klagen über die äh doch erklärliche Zahl von Lizenzen und warum man nicht lieber deutsche Autoren hier unterstützt oder so was, ne?
Renate
00:50:11
Ja ja das gibt's doch, aber ich meine du kannst auch kann man ja äh in dem Bereich auch über alles meckern. Also äh von daher ja das Problem ist eben äh wirklich, dass nun natürlich, im Prinzip ist der Einkauf einer Lizenz zwar teuer, aber praktisch, du hast das Buch schon fertig vorliegen. Du du weißt, was du kriegst. Und du sparst dir natürlich äh einen wesentlichen Teil der Lektoratsarbeit. Die du bei einem bei einem deutschen Originalautor eben immer, und auch einbringen musst. Ich meine ein gutes Lektorat hat noch kein Buch geschadet.
Vera
00:50:53
Ja, absolut.
Renate
00:50:55
Von daher.
Vera
00:50:58
Wie sieht's mit dem Skandinavischen Markt aus? Ich kenne so viele Autorinnen in Deutschland, die so unter Pseudonym Skandinavienkrimis, dann auch nach Schweden verkaufen.
Renate
00:51:11
Ja also mit Krimis sind die ja äh sehr offen und äh das bei den bei den äh Schweden darf's ja auch mächtig blutig sein, wie wir wissen, Äh ja, die sind offen ähm aber sind jetzt nicht so ein Markt, wo man sagt, da geht alles hin. So wie das in den 90er Jahren war, dass man gefragt wurde, was, das Buch hast du noch nicht nach Korea verkauft, dann kannst du es nirgendwo hin verkaufen, Koreaner alles alles kauften also das hat sich geändert solche sicheren Länder wo man einfach nur hingeht und die sagen ja gib her, war schön, aber so ist es nicht mehr. Aber äh ja also ich glaube nicht, dass ein äh englisches Pseudonym dem Auto helfen würde in in englischen, amerikanischen Verlag zu finden, Glaube Glaube man kann auch mit einem schrägen deutschen Namen was werden und zur Not kürzt man den irgendwie ab oder so.
Vera
00:52:14
Also ich finde Tamara Leone hat das sowieso international und Vera Nenf auch, ne? Oder?
Renate
00:52:18
Ja super und die Amerikaner können auch Reichstein inzwischen sagen. Also es. Klappt alles, ne?
Vera
00:52:30
Nun gut, wenn du dir ein Buch für den internationalen Markt oder was besser gesagt Iran ist jetzt gerade so aufstrebend ähm, wenn du dir jetzt so ein Buch zusammensetzen würdest für so dein Wunschland, was wäre das?
Renate
00:52:46
Würde ich mich tunlichst enthalten. Weil in dem Moment, in dem ich sagen würde, das muss drin sein, das muss drin sein, das muss drin sein. Haben die sich schon wieder was überlegt, was da äh eigentlich gar nicht drin sein darf oder unbedingt drin sein müsste? Also deswegen äh mir sind eigentlich die Titel am liebsten die ich, gerne gelesen habe, von denen ich irgendwie denke, sie sind ansprechend, sie haben einen Plot, sie kommen zur Sache, und es gibt mindestens eine äh Figur drin, von der ich gerne mehr wissen würde ähm und für die ich mir einen zweiten Band wünschen würde. Also so ein bisschen Suchtfaktor darf schon drin sein. Ne?
Vera
00:53:36
Äh du hast in dem in dem Fehlerwelleartikel das wollte ich noch fragen äh erwähnt, dass dass Frankreich so ein spezieller Markt ist. So, jetzt lerne ich gerade Französisch und, gerade meine Seite ähm was macht Frankreich so speziell und so schwierig?
Renate
00:53:56
Frankreich ähm hat einen ganz besonderen, äh Illustrationsstil zunächst mal. Die können mit unseren illustrierten äh Büchern ganz wenig anfangen, weil die immer schon, also wenn man sich mal in Frankreich ähm illustrierte Bücher, also vornehmlich natürlich Kinderbücher, angucke, dann äh fällt einem sofort der deutsche Buchhändler ein, der sagt das kann ich nicht verkaufen. Und umgekehrt ist es genauso. Unsere Illustrationen sind sehr kindgerecht, obwohl ich immer denke, sie sind hauptsächlich Oma gerecht, aber also sie sind sehr kindgerecht, sagen die Verlage und in Frankreich, die sind ja sehr, Ja, teilweise auch ähm, Wir sagen so ein bisschen eckig, bisschen kantig dann mit Farben, also in die spielen dann mit grau-braun-schwarz. Na da kriegt ja die deutsche Großmutter schon zu viel, wenn das in dem Kinderbuch auftaucht, Und ähm also Illustrationsmäßig ist das sehr, sehr schwierig. Die uns wenig kompatibel. Und die Franzosen sind auch äh so ein Völkchen, die eigentlich ihre eigenen Bücher machen und äh zur Beglückung ihrer Kunden jetzt nicht unbedingt eine Lizenz brauchen.
Tamara
00:55:20
Ja, das fängt ja schon beim Radio an, wo eine bestimmte Prozentzahl wirklich französische Musik sein muss.
Renate
00:55:26
Ja. Also da ist äh die kulturelle Toleranz vielleicht noch geringer als bei uns, ja.
Vera
00:55:33
Wie ist das denn generell, wenn du sagst, Illustrationen, okay bei Kindernbüchern kann ich mir noch vorstellen, wenn ich die äh ist in ein anderes Land bringe, werden die Illustrationen auch dann angepasst, also aus dem, äh aus dem deutschen Kind, das da abgebildet ist und wenn's in Asien ist, äh wird das angepasst.
Renate
00:55:51
Nein. Das wird nicht angepasst und das äh gehört für mich eben auch zu dieser äh sehr bemerkenswerten, kulturellen Toleranz. Die vertragen unsere Illustrationen Die vertragen unsere unsere äh Familiensituation, die vertragen alles und nehmen offensichtlich keinen Schaden. Die Einzigen, die fragen, ob sie etwas verändern dürfen, sind bei Kinderbüchern die, arabischen Verlage und ähm ganz besonders die IRA, also der will man was im Iran verkauft, dann ist immer die Frage, dürfen wir den abgebildeten Erwachsenen Frauen einen Schal oder Schleier malen? Und äh diese Fragen gebe ich immer an äh Autor und Illustrator weiter und die Reaktion bislang waren immer ja selbstverständlich, wenn's schön ist, So und ähm dann äh sieht das zwar hinterher ein bisschen anders aus als unsere Illustration, aber der Rest der Illustration bleibt, da kriegen dann Mütter und und so die und Lehrerinnen, die kriegen dann, also eine Verschleierung oder einen schönen Schal so. Rumgetüttelt. Also das das dann schon. Aber sonst in in Asien überhaupt nicht bleibt alles. Ich habe es einmal erlebt, Es war in Japan. Da wird ja nun andersrum gelesen, ne? Da hatten die die Illustrationen gespiegelt.
Tamara
00:57:24
Okay.
Renate
00:57:27
Das war interessant, weil die dann ganz anders aussahen, weil nämlich die Strichrichtung beim Zeichnen dann plötzlich für unsere also äh ganz anders aussah. Die Illustratorin, die dem zugestimmt hatte, sagte dann nachher, dass sie ja überhaupt sieht ja schrecklich aus. Man sieht, alle alle Strichansätze stimmt, wir sehen sie nicht, weil wir das so gewöhnt sind und wenn man es dann durch die Spiegelung gezeigt Es war schon sehr speziell, aber das ist auch nur ein einziges Mal passiert.
Vera
00:58:00
Aber das das bezieht sich jetzt auf Illustrationen, äh so Sachen wie der der Satz oder wenn wenn ein Buch ein bisschen aufwendiger gestaltet ist mit irgendwelchen schönen Lettern oder, Kapitelüberschriften gestaltet, wird es dann auch so gemacht oder machen die den Satz dann, so wie sie wollen.
Renate
00:58:16
Nein, wenn du jetzt also sagen wir einen schönen schönen Schmuck ersten Buchstabe, also ein schönes L, weil irgendwie es geht um Liebe oder so, das erste Wort, also der erste Buchstabe des ersten Wortes, wenn der so schön grafisch gestaltet, dann haut das in der Übersetzung meistens nicht hin Und dann ist es schon vorgekommen, dass der Lizenz nehmende ausländische Verlag, den äh Grafiker oder den den Letterer oder wen auch immer bittet ein Alphabet, herzustellen. Das heißt, die gucken im Buch, welche Buchstaben sind denn da schon drin? Und die anderen, die sie brauchen, geben sie dann in einen Auftrag, bei dem, der das gemacht hat, also dem Deutschen. Dass er ihnen bitte die anderen Buchstaben auch noch macht. Also da wird dann nicht irgendwie äh die Liebe mit durch ein Wort mit L in der, ersetzt bloß damit es da klappt. Nee nee das.
Vera
00:59:15
Die halten sich schon an die an die an so als Richtlinie an die Originalgestaltung. Machen das nicht komplett neu. Wie sieht's mit dem Cover aus, machen.
Tamara
00:59:23
Ja, wollte ich auch grad fragen.
Renate
00:59:24
Äh das äh gibt man immer frei, weil ähm Cover ja im Grunde ein Marketinginstrument ist und das muss Verlag für sein eigenes Land und seine eigene Klientel aussuchen dürfen, da bittet man eigentlich nur drum, dass man es vorher sehen darf.
Tamara
00:59:46
Hast du da irgendwie ähm Tendenzen beobachtet? Wie so ein ein gutgehendes Cover sich jetzt unterscheidet zum Beispiel zwischen Deutschland und China oder Iran oder wie auch immer.
Renate
01:00:00
Die Chinesen lassen ganz oft unsere Cover, äh die Iraner haben sie auch gelassen Aber zum Beispiel dieses äh kommen wir noch mal auf mein Beispiel vom Anfang dieses dieses Buch über den Russland-Feldzucht da, des pazifistische Buch. Das hatte in Deutschland ein Cover-Rot mit einem Birkenstamm und ganz hinten war so ein so ein Pferd zu sehen. Also ne? Gut, war schon klar, warum das nicht verkauft wurde. In Amerika ähm war dann, das hieß dann äh drüben auch der unschuldige Soldat. Da hatten sie die Abbildung auch von einer alten alten Grafik eines Soldaten aus dem frühen ähm 8zehnten Jahrhundert. 19. Jahrhundert. 18hundert5 war der, ja glaube ich, der Krieg. Und äh das war irgendwie stimmiger. Da wusste man gleich, worum's geht. Und ähm ja also das äh ist jedermanns Sache, wie er das gestalten will und denn er muss es ja verkaufen wollen.
Tamara
01:01:09
Aber das bringt mich jetzt grad auf die nächste Frage mit dem Titel. Also ähm wahrscheinlich werden viele Titel wörtlich übersetzt, aber oft macht sie auch keinen Sinn, ähm weil man's ein bisschen umformulieren muss, könnte ich mir vorstellen. Gibt's auch Fälle, wo der Titel völlig abweicht?
Renate
01:01:24
Ja ja gibt's, aber das gibt's bei uns auch, wenn wir äh Bücher einkaufen ähm entweder weil's ein Buch mit sehr sehr ähnlichem Titel schon gibt oder weil wir finden, dass für unsere Übersetzung, dass wir den Schwerpunkt anders setzen sollten. Also der Titelgestaltung und Covergestaltung ist frei.
Vera
01:01:47
Manchmal sind da ja auch Wortspiele drin, die in anderen Sprachen gar nicht funktionieren, ne? Äh passt das nicht. Wobei ich mich oft schon geärgert habe, wenn ich habe zum Beispiel lange Zeit so die die Stefanie Plumreihe von Jenett Ivanovic gelesen und äh die hat im im englischen Original. Baut sie immer die die Nummer des Bandes im Titel ein, ne, also ist dort der erste heißt ja irgendwie, one irgendwas ne und so das haben die im Deutschen und da haben die total äh, Liebling heißt dann ein Titel oder sowas, ja, das ist völlig absurd. Und da habe ich mich auch ein bisschen geärgert.
Tamara
01:02:30
Ich könnte mir vorstellen, Namen von von Protagonisten und Protagonistinnen, wenn die sehr schwer zu lesen sind, sind wahrscheinlich auch mal ein Thema, oder?
Renate
01:02:40
Ja, da gab es ähm äh ja in also ich kann das jetzt nur aus Deutschland so sagen. Es gab ja in Deutschland auch die Tendenz, dass man Namen eindeute. Das gilt heute eigentlich als No-Go. Das macht man nicht mehr und das finde ich auch gut, weil Namen durchaus zum Lokalorid ja auch dazu.
Vera
01:03:04
Ja, liebe Renate, es ist äh ein was den Nebel für mich zumindest ein bisschen gesichtet und äh ähm ich weiß noch nicht, ob ich mich traue, mir mal dein dir mal mein Buch zu schicken, aber, Äh
Renate
01:03:20
Ja das kannst du dir ja dann mal überlegen.
Vera
01:03:24
Ähm so ähm, Du weißt vielleicht, wir haben immer so am Ende eine Rubrik, wo unser jeweiliger Gast äh etwas äh Besonderes vorstellen, empfehlen darf, was wir das Ding der Woche nennen. Gibt es etwas, was du unseren höheren Hörern näherbringen möchtest.
Renate
01:03:56
Ja unbedingt, ein Buch, das 220 nominiert war für den Schweizer, Buchpreis. Ähm Titel, der hält, von Karl Rühmann geschrieben. In diesem Buch geht es um die Nachwirkungen des bosnisch-Serbischen Kriegs. Zwei Kriegs anführen, nämlich eine Jacke und ein Serbe sitzen in den Haag im, Gefängnis. Der eine wird freigesprochen, der andere wird äh nach seinem äh wird verurteilt und kommt zurück, der freigesprochene kommt zurück. Und trifft äh in seinem Heimatort die Frau eines seiner Soldaten, der, wie sie denkt, Selbstmord gemacht hat, Er hat kein Selbstmord gemacht. Das kommt im Laufe der Geschichte raus. Die beiden ähm, der der in den Haag weiter sitzt und der, der nach Hause zurückkehren konnte, schreiben sich Briefe. Die liest diese Frau, die inzwischen als Haushälterin arbeitet bei dem Freigelassenen, Fallen nach und nach, wie Schuppen von den Augen, was eigentlich da damals passiert ist in diesem Krieg Das ist eine sehr anrührende, ganz leise erzählte Geschichte, die einem so ein ganz schreckliches Gruseln über den Rücken laufen lässt Dieses Buch gewinnt, finde ich, durch den derzeitigen Ukraine Russlandkrieg, neue Bedeutung, weil es es geht immer um den Menschen im Krieg, immer um den Unschuldigen und das macht dieses Buch der Held. So wunderbar deutlich. Der Held ist nicht der verstorbene Ehemann der Haushälterin, der hält. Ja, ist ein anderer, aber ähm es ist schon es ist ein super Buch man kann es ja einmal lesen, und es dann aber nicht wieder weglesen und dann liest man es gleich nochmal, weil man denkt, sag mal, was hat die da was hat der da geschrieben? Was war da? Und dann blättert man wie wild zurück und fängt dann doch wieder vorne an zu lesen, Es ist ein ganz, ganz wunderbares Buch und das würde ich gerne sehr viel stärker verbreitet sehen.
Tamara
01:06:27
Noch mal den Autor.
Renate
01:06:29
Rühmann wie der Schauspieler mit also RÜH, Karl Rühmann der Held.
Vera
01:06:39
Klingt sehr eindringlich, ich werde jedenfalls reinschauen.
Renate
01:06:41
Tu's. Gut.
Vera
01:06:43
Super. Ich danke dir, liebe Renate, dass du bei uns zu Gast äh bist, also am frühen Morgen. Ähm ich hoffe, ihr da draußen, ihr habt was mitgenommen und äh, Also solltet ihr über nachdenken, schaut noch mal genau auf euer Buch, ob das Sinn macht. Strömt jetzt nicht alle auf die Libe Renate ein. Mit meinen Büchern jetzt genug zu tun. Aber wenn's passt und es eine erfolgreiche Geschäftsgeschichte gibt, dann immer gerne, dann möchten wir die dann später auch mal hören, ne.
Renate
01:07:23
Okay, ich danke euch. Es war ein sehr äh gemütlicher Morgen mit euch. Ich wünsche noch einen schönen Tag, wo immer ihr seid und werde mich jetzt auf die Straße begeben. In diesem Sinne, vielen Dank und tschüss.