Die Zwei von der Talkstelle

Tamara Leonhard und Vera Nentwich

DZVDT #183 - Weltenbummeln fürs Schreibglück: Katharina Reschke tauscht Leben

Was macht ein glückliches Leben als Autor:in aus? Für Katharina Reschke ist der Fall klar: Tun, was sie zufrieden macht, immer wieder neue Eindrücke sammeln und Schreibinspiration durch das Leben an vielen verschiedenen Orten dieser Welt finden.

07.09.2023 64 min Staffel 4 Episode 183

Zusammenfassung & Show Notes

Was macht ein glückliches Leben als Autor:in aus? Für Katharina Reschke ist der Fall klar: Tun, was sie zufrieden macht, immer wieder neue Eindrücke sammeln und Schreibinspiration durch das Leben an vielen verschiedenen Orten dieser Welt finden. Die Kinderbuch- und Drehbuchautorin, die unter anderem mit dem Hessischen Filmpreis ausgezeichnet wurde, wirft nicht nur in ihrem Roman „Tausche Leben - Suche Glück“ die Frage auf, wie es wohl wäre, einfach mal ein ganz anderes Leben auszuprobieren. In dieser international anmutenden Folge, für die Katharina, Vera und Tamara sich jeweils aus San Francisco, Fuerteventura und Frankreich zugeschaltet haben, wird die alte Frage nach Erfolg ganz neu bewertet. 

Was macht ein glückliches Leben als Autor:in aus? Für Katharina Reschke ist der Fall klar: Tun, was sie zufrieden macht, immer wieder neue Eindrücke sammeln und Schreibinspiration durch das Leben an vielen verschiedenen Orten dieser Welt finden.

Die Kinderbuch- und Drehbuchautorin, die unter anderem mit dem Hessischen Filmpreis ausgezeichnet wurde, wirft nicht nur in ihrem Roman „Tausche Leben - Suche Glück“ die Frage auf, wie es wohl wäre, einfach mal ein ganz anderes Leben auszuprobieren.

In dieser international anmutenden Folge, für die Katharina, Vera und Tamara sich jeweils aus San Francisco, Fuerteventura und Frankreich zugeschaltet haben, wird die alte Frage nach Erfolg ganz neu bewertet.

Links

Unser Gast:
https://katharinareschke.de/

Erlebnisseite zu „Tausche Leben - Suche Glück“:
https://lifeexchange.club/

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Transkript

Vera
00:00:00
Hier ist Folge 183 von den 200 Talkstellen und wir haben Katharina Rechke zu Gast. Sie hat das Prinzip, an anderen Orten zu schreiben, zu ihrer Passion gemacht. Sie ist unter anderem erfolgreich als Drehbuchautorin und als Kinderbuchautorin unterwegs und hat uns spannende Einblicke gegeben.
Tamara
00:00:18
Ja, ich kann nur sagen, ein super sympathischer und inspirierender Gast. Ich muss dieses Wort mal wieder bemühen. Aber was sie uns an Gedanken mitgegeben hat über die Frage, was ist Glück und Erfolg? Ich kann nur sagen, hört rein. Die Zwei von, Ja, herzlich willkommen zu Folge 183 von Die Zwei von der Talkstelle. Mein Name ist Tamara Leonhardt und ich schaue in einen Raum, der mir ganz unbekannt vorkommt. Und da drin sitzt Vera Nentwich und sieht relativ entspannt aus.
Vera
00:01:10
Ja, ich bin auch sehr entspannt. Ich sitze hier in meinem kleinen Bungalow im, wir machen keine Werbung, in meinem Urlaubsclub auf Fuerteventura. Ich habe leider ein bisschen zugezogen, sonst könnte ich dir jetzt hier das Meer zeigen.
Tamara
00:01:26
Jaja, passt schon.
Vera
00:01:31
Hier bin ich ja seit ein paar Tagen, habe ich mich ja so relativ spontan zu entschlossen und versuche jetzt in den letzten Tagen mein Schreibprojekt zu beenden. Der Tages-Word-Count ist schon auf erschreckende 2600 Wörter gestiegen.
Tamara
00:01:53
Da war aber jemand fleißig im Laufbild.
Vera
00:01:56
Aber gut, hier sitze ich ja immer gemütlich, irgendwo an der Poolbar oder sonst wo, oder auf dem Liegestuhl und schreibe. Deswegen habe ich das jetzt in den letzten Tagen auch immer geschafft. Und ja, also Samstag geht's… Hast du schon einen Mörder gefunden? Ja, den wusste ich ja vorher. Aber das Problem ist immer, wie schnell steuert man darauf zu und so die Umwege zu definieren. als schwierige. Und so, dass sie auch trotzdem organisch sind und trotzdem, dass trotzdem jede Szene ein Fortschritt ist. Und ja, da tue ich mich immer ein bisschen schwerer mit. Aber jetzt bin ich so voll auf der Zielgeraden, denke ich. Und ja, also laut meiner Zielvorgabe soll Sonntag alles fertig sein und ja, ich. Bin noch zuter Dinge.
Tamara
00:02:51
Ich frag dich nächste Woche.
Vera
00:02:53
Ja, wirst du wissen. Wird sich ja nicht verweilen lassen, ne?
Tamara
00:02:55
Ja.
Vera
00:02:58
Wie ist es denn bei dir? Was machen denn deine Projekte?
Tamara
00:03:01
Ah, ja, geht so. Ich hab tatsächlich jetzt mit Schreiben nicht viel geschafft. Ich hab, weil ich das als Liedmagnet benutzen möchte, eine alte Kurzgeschichte rausgekramt und wollte die nochmal so ein bisschen feintunen. Und hab dort festgestellt, dass ich da eine Handlung drin hab, die zwar möglich ist, die ich aber 2023 nicht mehr angemessen finde. Weil da wurde geflogen, also innerdeutsch unnötig geflogen. Und ich hätte gern, dass die Person jetzt mit dem Zug fährt. Aber das bringt mir die gesamte restliche Handlung durcheinander.
Vera
00:03:44
Also, es gibt noch innerdeutsche Flüge.
Tamara
00:03:46
Es gibt noch innerdeutsche Flüge, ich finde es aber nicht sinnvoll, wenn man...
Vera
00:03:50
Man lässt die Figur doch ein schlechtes Gewissen dabei haben.
Tamara
00:03:53
Nein, nein, also es ist eine Figur, die sowas nicht tun würde, wenn sie innerhalb von fünf Stunden im ICE an ihrem Ziel ist, würde sie nicht eine Stunde Auto fahren, um dann dort am Flughafen rumzuhängen, um dann mit dem Flugzeug zu fliegen. Das kann ich so nicht drin lassen. Und da hänge ich jetzt so ein bisschen fest.
Vera
00:04:12
Erzähl noch mal zwischendurch, ich muss noch mal eine Frage stellen, du hast gesagt, du möchtest die als Lead Magnet, erklär das mal.
Tamara
00:04:20
Genau, ich muss ja immer noch einen Newsletter machen, weil ich Newsletter-Anmeldungen habe seit meinem letzten Auftritt und zum einen möchte ich jetzt denen, die sich da schon angemeldet haben, diese Kurzgeschichte schenken Und zum anderen, also Lead Magnet, ein Lead ist ja im Verkaufsbereich sozusagen ein Interessent, ein Mensch, der eventuell deine Produkte kaufen könnte und ein Magnet ist ja auch klar. Das heißt, das ist dieses typische, wenn du dich jetzt zum Newsletter anmeldest, dann bekommst du folgendes geschenkt.
Vera
00:04:54
Genau.
Tamara
00:04:56
Und das würde ich ganz gerne dafür verwenden und ja, wo es jetzt noch ein bisschen meine... Gehirnwindungen anzapfen, bis ich dieses Problem gelöst habe. Ansonsten waren aber tatsächlich die letzten Tage sehr von meinen Lektoratsprojekten bestimmt. Ich habe ein ganz wunderbares Lektorat einer früheren Gästin abgeschlossen, nämlich von der Martina Straten, die ja bei uns war, zum Thema Thriller schreiben. Sie hat einen ganz coolen Thriller geschrieben, der jetzt im November, glaube ich, erscheint, Wolfmädchens Wald. Eine ganz, ganz besondere Geschichte. Und das habe ich abgeschlossen und war fast ein bisschen traurig, als ich fertig war.
Vera
00:05:40
Dann ist jetzt wieder Platz für neue Projekte.
Tamara
00:05:42
Ja, ich habe auch schon angefangen. Das freut mich für dich. Nahtlos.
Vera
00:05:46
Genau.
Tamara
00:05:47
Und sonst gibt es, glaube ich, gar nicht so viel zu erzählen. Ja, die Weihnachtslieder, die ich angekündigt habe, die haben wir geprobt. Das hat auch tatsächlich total viel Spaß gemacht. Mir war es ja an dem Tag gar nicht so gut gegangen. Aber dann da zu sitzen und zu sagen, oh, das Lied noch und das Lied noch und kennst du das und lass es hier. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Jetzt habe ich eine Liste an Weihnachtsliedern, um die herum ich eine Kurzgeschichte schreiben muss bis Anfang Dezember.
Vera
00:06:21
Ja, also ich sag mal so, die Gedanken an Weihnachtslieder könnte jetzt an meinem momentanen Ort hier kaum ferner sein.
Tamara
00:06:27
Also, naja.
Vera
00:06:29
Nein, ja, schön für dich. Bei mir gibt's jetzt auch nichts, außer dass ich jetzt hier neben dem Schreiben relaxe und mein großes Ziel auch erfülle, weil einfach nichts vorzuhaben. Hier gibt's ja durchaus Leute, die von einem Sportprogramm zum anderen hetzen. Und ich bin das komplette Gegenteil. Ich habe absolut keinen Termin und außer die Essenstermine. Das ist ja immer der ganze Stress hier im Urlaub. Wann ist der nächste Essenstermin? Also insofern.
Tamara
00:07:03
Das klingt wunderbar.
Vera
00:07:04
Nein, mir geht es auch wirklich richtig gut. Ich genieße das sehr und bin ja dann quasi ein Bauteil unserer sehr internationalen Folge heute.
Tamara
00:07:13
Das ist wohl wahr. Das hast du perfekt geplant.
Vera
00:07:16
Wie die anderen. Heute haben wir nämlich eine internationale Runde hier. Ich sitze hier auf Ferteventura, wie ihr schon mitbekommen habt. Tamara ist ja immer in Frankreich und unser Gast ist heute zugeschaltet aus dem fernen San Francisco, morgens um 8 Uhr, wofür wir uns schon recht herzlich bedanken. Wir freuen uns sehr, dass das geklappt hat. Katharina Rechke ist heute bei uns. Hallo Katharina.
Katharina
00:07:46
Hallo Vera, hallo Tamara. Es ist ganz toll hier zu sein und vielen Dank für eure Einladung.
Tamara
00:07:51
Schön, dass du da bist.
Vera
00:07:52
Wir freuen uns auch sehr. Ist das Urlaub in San Francisco oder was hat dich da jetzt in diese Stadt getrieben?
Katharina
00:08:01
Nee, das ist Arbeiten an einem schönen Ort und San Francisco ist für mich schon seit fast 20 Jahren schon ist das so eine Herzensstadt geworden und ich kehre hier immer wieder zurück. Dieses Mal war ich aber lange nicht da, dadurch, dass die Pandemie war. Dann war eine lange Pause und jetzt komme ich zurück und gucke mir diese Stadt noch mal wieder mit ganz neuen Augen an.
Tamara
00:08:27
Das heißt, du verreist zum Schreiben?
Katharina
00:08:31
Ich verreise zum Schreiben. Ich habe immer gedacht, dieser Job Autorin, Autor zu sein, hat ja eine Menge Risiken. Man muss mit einer Menge Dinge klarkommen und umso mehr, finde ich, muss man versuchen oder habe ich für mich entschieden, dass ich versuchen will, die positiven Seiten zu nutzen. Und das ist ja, dass man tatsächlich von jedem Ort dieser Welt schreiben kann. Und das haben wir schon früh gemacht und auch immer mit dann mal mit Wohnungstausch oder sonst was, also dass man auch dann loslässt und die eigene Wohnung vermietet. Und das ist auch nicht jeder Manns-, jeder Frau Sache, aber ich finde es schön, also dadurch, dass es uns jetzt dazu verhilft, eben woanders zu sein und über den eigenen Tellerrand zu gucken, was ich immer wieder sehr wichtig finde, und gerade auch fürs Schreiben ist es natürlich extrem inspirierend.
Vera
00:09:38
Ja, also da würde ich jetzt gleich nochmal ein bisschen tiefer eingehen. Also als ich mich dann mit dir, deiner Vita und so weiter beschäftigt habe, sprang das natürlich direkt ins Auge, so dieses Thema, ja, woanders hin, Ausdauern, andere Städte, Gegenden kennenlernen. Und ich finde, das hätte man ja nicht besser planen können, weil ich ja jetzt hier auch gerade in einem Club auf Fuerteventura sitze und morgens an einer Poolbar beim Latte Macchiato schreibe. Also das ist ja eigentlich so ein bisschen der Traum, den viele haben. Aber du hast den ja wirklich so ein bisschen, habe ich den Eindruck, zu deinem Lebensthema gemacht, weil du ja dein aktuelles Buch quasi davon handelt, ne?
Katharina
00:10:31
Ja, ich habe das tatsächlich ein bisschen zu meinem Lebens, ja, Spaß oder so gemacht. Wie gesagt, ich habe ja schon gesagt, es ist nicht nur so einfach, es klingt immer so einfach, ne? Alle sagen immer, ihr macht es so richtig und so easy und so ist es natürlich überhaupt nicht, weil sowas muss man irgendwie finanzieren können und sich Wege finden. Aber ich finde es tatsächlich, geht es mir so, dass ich wahnsinnig viel daraus immer wieder ziehe. Und zum Beispiel so eine Stadt wie San Francisco, da hat man tatsächlich auch jetzt das Gefühl, man blickt im Grunde so ein bisschen in die Zukunft. Weil hier sind die Leute, die nun einfach mal seit, ja, ich würde mal sagen seit 15, 20 Jahren unsere Welt auch ein Stück weit oder sehr stark beeinflussen mit ihren ganzen Ideen. Zum Beispiel auch Dinge wie Airbnb, wo man seine eigene Wohnung an andere Menschen vermieten kann. Und jetzt ist es zum Beispiel so, dass hier überall selbstfahrende Autos rumfahren, wo niemand drin sitzt. Das ist total spooky. Die fahren hier die ganze Zeit durch die Gegend und man denkt so, Wahnsinn, ist das jetzt auch wieder der Hot Shit von morgen? Oder, das ist so ein bisschen eher mein Eindruck ist es so diese Google-Brille. Ich weiß nicht, ob ihr euch noch erinnern könnt, wo alle sagten, oh, das ist es jetzt und jetzt gucken wir nur noch durch diese Brillen und haben da alles drin und so. Da habe ich damals auch Menschen hier gesehen, die diese Brille auf hatten und ich dachte sofort, nee, das glaube ich nicht, dass das funktioniert. Und mit den selbstfahrenden Autos ist es bei mir ehrlich gesagt auch so, dass ich nicht ganz glauben kann, dass das funktioniert. Aber das sind Sachen, die mich natürlich wahnsinnig inspirieren. Auch für Geschichten. Und insgesamt mir natürlich auch immer wieder, auch wenn ich in anderen Ländern bin, in Afrika oder so, mir immer wieder auch klar zu werden über unsere Welt, über den Zustand unserer Welt, über wie wir leben, wo wir hinwollen und das sind Dinge, die mich natürlich sehr für meine Geschichten interessieren.
Vera
00:13:04
Aber wie habe ich mir das konkret vorzustellen? Also ich meine, ich sitze jetzt hier in Fuerteventura am Café, aber den Roman, den ich da schreibe, der spielt natürlich an Standorten, die ich da mal geplant habe. Und außer, dass ich guter Stimmung bin, fließt wahrscheinlich nichts jetzt da in meinen Roman ein. Wie ist das bei dir? Wie sehr fließt jetzt San Francisco in aktuelle Projekte ein?
Katharina
00:13:27
Also in aktuelles Projekt gerade nicht, aber ich habe insgesamt drei Bücher. Bücher. Also ich habe eine Kinderbuchreihe, Pia und Poppy, die hier spielt. Und ich habe einen Roman für Erwachsene geschrieben, Tausche, Leben, Suche, Glück, der auch hier spielt. Und das hätte ich mich auch ehrlich gesagt nicht gewagt, wenn ich diese Stadt nicht mittlerweile so wahnsinnig gut kennen würde. Also ich habe jetzt nicht gedacht, ich finde es jetzt mal schön, einen Roman auf Mallorca zu haben und so. Sondern der Roman handelt letztendlich davon, dass ein 40-Jähriger hat ein Kino und steht vorm Aus mit den ganzen Streamern und so, hat wahnsinnige Schulden und weiß nicht, was er machen soll. Und ein Kumpel von ihm sagt, pass mal auf, hier ist einer, der immer in meine Kneipe kommt, der hat ein Start-up gegründet und das heißt Life Exchange Club. Und auf Life Exchange Club kannst du dein Leben mit anderen tauschen. Und er am Anfang so, no way, das werde ich auch ganz sicher nicht machen, weil das sind eigentlich genau die Typen, die mir hier mein Leben gerade zerstören. Und irgendwann ist er dann aber an einem Punkt, wo er merkt, er hat sonst keine andere Option. Und lockt sich da ein und macht das und stellt eben sein Leben dann auf dieser Website zur Verfügung, macht schöne Fotos und so. Und dann geht die Geschichte los. Dann will es natürlich jemand haben, dann tauscht er und so weiter und so fort. Und das war eine Geschichte, wo ich am Anfang natürlich überlegt habe, die in Berlin, wo ich eigentlich meine Basis ansiedle. Und dann dachte ich aber die ganze Zeit, das passt hier irgendwie nicht hin. Und dann habe ich auch mit Menschen gesprochen, die sagten, oh Gott, eine Seite, wo man sein Leben tauschen kann, das gibt es doch gar nicht, und wie spooky und sonst was. Und dann dachte ich halt, ja, wenn es einen Ort gibt auf dieser Welt, wo so eine Website erfunden werden könnte, dann ist das einfach San Francisco. Und das war der Grund, warum ich dann die Geschichte auch tatsächlich hier angesiedelt habe, weil ich das Gefühl habe, die kann eigentlich auch wirklich nur hier spielen.
Vera
00:15:45
Du hast ja witzigerweise auch tatsächlich so eine Webseite gemacht, liveexchange.club. Wir machen den Link in unserer Show-Notes. Und ich muss gestehen, ich hatte da so zuerst draufgeklickt, ohne dass ich jetzt den Hintergrund von dem Buch hatte und habe auch gedacht, na ja, einerseits klingt es ja cool, ich kann mein Leben tauschen. Wer steckt nicht schon mal irgendwo in seinem Leben und denkt, oh, jetzt wäre ein anderes toll. Aber bei weiteren Gedanken habe ich dann doch gemerkt, na ja, vielleicht ist es das doch nicht. Und das Gleiche gilt ja auch, wenn man so mit vielen Menschen redet, die davon träumen, Bücher zu schreiben. Das Leben von Schriftstellerinnen und Schriftstellern wird ja auch, ich sag mal, zum Teil sehr rosig dargestellt, um es mal vorsichtig zu sagen. Und so, wie ist das denn jetzt, wenn du die Realität machst? Ist es so toll, nach San Francisco fahren zu können und da länger Zeit zu sein? Da bin ich schon ziemlich neidisch drauf, gebe ich zu. Aber andersrum, wenn ich jetzt erstmal in eine andere Stadt muss, dann muss ich mich da erstmal eingrooven. Mein ganzes Umfeld ist nicht da. Das habe ich nicht. Wirklich bin ich da erstmal wochenlang ganz alleine. Das relativiert das dann sehr. Wie ist es denn jetzt für dich real? Ist das so toll?
Katharina
00:17:04
Also für mich ist es super. Tatsächlich, weil ich mittlerweile auch hier einige Freunde habe und so. Ich habe auch das große Glück, mein Mann kann mitreisen, da er auch selbstständig ist. Und so erobern wir uns sozusagen auch so eine Stadt immer wieder. Ich, das ist jetzt, San Francisco ist mittlerweile für mich auch wie nach Hause kommen. Wenn man dann in so einer ganz neuen Stadt ist, dann ist es natürlich genau wie du sagst, man fühlt sich erst mal so und denkt unwohl oder unsicher oder so. Aber das ist für mich gerade das, wonach ich ja auch suche. Also ich will ja raus, um mich auch irgendwo zu challengen. Also, um aus meiner Komfortzone rauszukommen und wieder auch all diese Gefühle zu haben, wie neu zu sein, nicht zu wissen. Und andererseits ist es ja auch so, du kommst in so eine neue Stadt und du kannst, wenn du wolltest, auch jemand ganz Neues sein. Also hier zum Beispiel nennen mich alle Katrina. Und plötzlich ist man Katrina. Und ich glaube, das ist das, was mich auch zu diesem Roman gebracht hat, dieses Gefühl nochmal, auch mal jemand ganz anders zu sein und auch ganz anders gesehen zu werden und nicht in so festen Rollen zu stecken. Das ist ja das, was man in seinem normalen Umfeld hat. Man ist die und die und man ist die Ungeduldige oder die was auch immer. Und plötzlich kannst du noch mal, wenn du willst, auch noch mal dich selber von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Das find ich spannend.
Tamara
00:18:51
Das ging mir nämlich auch schon durch den Kopf, so was in der Art, als wäre er noch bei der Frage war. Wenn man mal so ein bisschen auf die Liste schaut, was du alles gemacht hast. Also, ich nenn mal zwei Dinge als Gegenentwurf sozusagen. Also, einmal dieser Roman, den du schon nanntest, Tausche, Leben, Suche, Glück. Und dann das Sandmännchen-Abenteuer im Traumland. Also das ist ja so verschieden, das eine ein Buch, das andere ein Film. Wie ist das für dich, wenn du so wirklich komplett unterschiedliche Dinge immer wieder angehst?
Katharina
00:19:23
Ja, es ist total lustig, dass du das ansprichst. Also erstmal muss man natürlich sagen, das eine ist eine Auftragsarbeit. Das mit dem Sandmännchen habe ich mir nicht überlegt. Da kommt jemand und sagt, wir wollen gerne einen Kinofilm machen zum Sandmännchen, hättest du Lust? Dadurch, dass ich mittlerweile eine relativ lange, ich schreibe seit fast 25 Jahren für Kinder, habe ich da auch eine Expertise in einer gewissen Weise. Und ja, Drehbuch war das Erste, was ich gemacht habe, oder damit bin ich eingestiegen. Und Tausche Leben, Suche Glück ist zum Beispiel ein Roman, der kommt 100 Prozent von mir und ist eine echte Herzensgeschichte, die ich zum Beispiel auch gewusst hätte, so erstmal im Film nicht unterbringen kann. Auf jeden Fall nicht, dass sie in San Francisco spielt. Jetzt wird man sehen mit Verfilmungsrechten und so. Die sind jetzt optioniert und so. Aber, um zurückzukommen zu dir, das ist was, wo ich tatsächlich mein Leben lang zu tun hatte damit. Und ich denke mal, dir wird es vielleicht ähnlich gehen, weil du bist ja auch auf ganz vielen Säulen aufgestellt, mit Musik und Schreiben und so weiter und so fort, Schauspielerin. Und da interessiert mich auch, wie es dir geht. Bei mir ist es so, dass ich immer wieder festgestellt habe, dass man vor allen Dingen in Deutschland viele Menschen ein Problem haben, wenn sie einen nicht in eine Schublade stecken.
Vera
00:20:56
Das stimmt.
Katharina
00:20:56
Und das haben wir ja auch in der Literatur oder im Buchbereich. Wenn eine Geschichte nicht 100% ein Genre bedient, und das ist zum Beispiel bei Tausche, Leben, Suche, Glück auch so, das ist nicht ein Liebesroman oder ein Krimi oder so. Also es passt nicht in eine feste Schublade. Und damit haben wir, stelle ich fest, in Deutschland ein ganz besonderes Problem. Ich weiß nicht, wie es euch geht. Und das ist wiederum was, was ich hier in Amerika feststelle, zumindest in San Francisco und was ich eben auch so toll finde. Hier triffst du ganz viele Menschen, die tatsächlich das Scheitern auch als was Positives begreifen und als die Möglichkeit, noch mal wieder ganz neu anzusetzen. Und ich treffe ja auch Menschen, die waren in ihrem ersten Leben Ingenieure, dann wurden sie Kinobesitzer, dann haben sie wieder was ganz Neues gemacht, jetzt haben sie einen Keksladen, was auch immer. Und das ist das, was mich natürlich persönlich interessiert, weil ich bin auf dieser Welt, um irgendwie Dinge zu erleben und so viel wie möglich rauszuziehen. Und andererseits eben, ja, brauche ich für das Schreiben natürlich auch immer wieder diese unterschiedlichen, ja, auch Perspektiven und so. Aber Tamara, wie geht es dir denn? Also ich meine, du bist doch auch in einer ähnlichen Rolle und du ja auch, Vera.
Tamara
00:22:33
Ich glaube, der Unterschied zwischen dir und mir ist, dass ich da ungleich weniger erfolgreich bin als du.
Katharina
00:22:41
Ja, Erfolg, da reden wir gleich noch drüber. Was bedeutet eigentlich Erfolg? Das finde ich ein total wichtiges Thema, gerade für Autorinnen und Autoren. Aber sprich mal weiter.
Tamara
00:22:52
Aber was du eben gesagt hast mit dem Scheitern, das sehe ich tatsächlich ganz ähnlich. Weil wenn die Firma, bei der ich damals angestellt war, nicht Insolvenz angemeldet hätte, dann hätte ich mich niemals getraut, eine Selbstständigkeit anzumelden. Zu melden, die es mir jetzt eben ermöglicht, zu sagen, okay, jetzt reduziere ich den einen Bereich ein bisschen, mache das andere ein bisschen verstärkt, so wie es gerade passt. Insofern sehe ich das auf jeden Fall sehr ähnlich. Ich glaube nur, dass wenn du mit so vielen Füßen auf so vielen verschiedenen Floßen zu stehen versuchst, dann ist es natürlich schwierig, mit einem mal voranzukommen.
Katharina
00:23:27
Ja, wobei es gibt auch die Theorie, dass je mehr Dinge du sozusagen parallel laufen hast, dein Gehirn viel besser dann die einzelnen Sachen auch vorantreiben kannst, als wenn du dich nur auf eine Sache komplett fokussiert. Also ich weiß nicht, ob es Albert Einstein war oder so, aber das ist dieses Multi-Layer-Ding und da ist es, weil du kannst ja dann auch, hast ja die Möglichkeit, wenn du bei einem gerade so ein bisschen feststeckst, dann switchst du zum nächsten, machst da was, aber in deinem Unterbewusstsein passiert parallel, arbeitet es für das andere weiter.
Vera
00:24:11
Also in einem gewissen Sinn stimme ich dazu. Ich glaube auch, dass das sicherlich dazu führt, dass man mehr Inspiration bekommt, wenn man einfach sich in verschiedenen Dingen engagiert. Aber ich bin auch davon überzeugt, dass es letztlich und so war es ja auch bei Einstein, letztlich ein großes Thema gibt und die anderen sind so drum herum. Also, wenn ich jetzt beispielsweise im Kabarett total durchdachten wollte, dann müsste ich jetzt wirklich mich da mehr oder weniger 100 Prozent drum kümmern, sonst funktioniert das nicht. Und das ist natürlich beim Schreiben letztlich auch so. Irgendwann habe ich ja meinen Frieden damit geschlossen, um dieses Wort noch mal zu benutzen, dass der große Erfolg womöglich nicht so richtig kommt. Aber, naja, was der Erfolg ist, das ist ja eher ein Thema. Was mich aber noch bei dir interessiert, liebe Katharina, ich habe ja, wie gesagt, so ein bisschen deine Vita gelesen und ich würde gerne auch nochmal so ein bisschen tiefer reinbohren, wo da der konkrete Nutzen liegt, wenn man so, wie du, an verschiedensten Orten schreibst. Du hast ja vor vielen Jahren schon mal White House and Residence irgendwo in den USA, ich habe den Ort vergessen. Und ich höre immer, wenn ich mit Kolleginnen und Kollegen spreche, oder ich kriege mal so Ausschreibungen, ah, das wäre toll und so. Wie ist das, so White House and Residence zu sein? Wo warst du da genau?
Katharina
00:25:43
Ich war am Grinnell College in Iowa und da war ich auch schon mehrfach. Ich glaube, man kann das gar nicht so verallgemeinern. Also ich glaube, alle Writer in Residencies sind irgendwie anders. Ich kann nur von denen sprechen. ist es tatsächlich so, da wurde man angesprochen vom German Department und es ist wirklich in the middle of nowhere. Also das ist, ich glaube, ein Ort mit 8.000 Einwohnern, 5.000 davon sind Studentinnen und Studenten. Also es ist sehr klein.
Tamara
00:26:32
Also ich bin hier in einem Dorf mit 500 Einwohnern. Ich wollte es nur kurz am Rand erwähnt.
Katharina
00:26:38
Ich wollte auch sagen, das ist super, das ist ein Traum.
Tamara
00:26:43
Großstadt ist das Jahrtausend. Das stimmt. Überhaupt nicht.
Katharina
00:26:51
Das ist das, was auch irgendwie so toll ist, auch für die Studierenden, dass du halt komplett rausgezogen wirst und du hast insofern also von der Stadt her keine große Ablenkung. Für mich war es so, ich wurde da eingeladen und und es ging darum, dass ich auch einen Kurs unterrichte und einmal die Woche habe ich dann Seminar gehabt. Mit den Studierenden, die haben auch bei mir Noten bekommen und sozusagen einen Schein gemacht. Und entweder ging es um Film oder es ging um Literatur. Und dann kriegt man ein kleines Holzhäuslein gestellt, total kuschelig und süß, und soll die Zeit, und ein Büro, und soll die Zeit damit verbringen, etwas zu schreiben. Und man muss dazu sagen, es herrscht eine wunderbare Ruhe, es gibt irgendwie zwei Cafés oder so höchstens, ansonsten ist es wirklich ganz still. Aber dieses College, das ist ja anders als in Deutschland, ist wahnsinnig gut ausgerüstet, weil die müssen alle bezahlen dafür, dass sie da sind. Und B, es gibt ganz viele Ehemalige, die viel Geld haben, teilweise, da werden dann Häuser abgerissen, da werden ganz neue gebaut und so, die haben eine Ausstattung da, da schlackert es dir wirklich nur mit den Ohren. Also wenn man da in die Kantine geht, da denkt man irgendwie, wow, wenn ich an meine Kantine in Köln denke. Scherz. Aber das ist eben tatsächlich ein Writers in Residence Ding gewesen, wo man dann auch noch Geld bekommen hat. Das war wirklich toll. Und natürlich, man hat aus ganz Amerika Studenten und Studentinnen getroffen und dadurch auch irre viel über dieses Land erfahren und so weiter und so fort.
Vera
00:28:56
Aber was heißt das weiter? Warten die denn, dass du dann am Ende den großen Iowa-Roman geschrieben hast?
Katharina
00:29:02
Die gar nicht. Die erwarten von mir, dass ich ein richtig gutes Seminar gebe und das kostet auch viel Zeit, das vorzubereiten. Und einfach, dass ich da was schreibe, die Zeit nutze. Aber nichts über Iowa und nichts, was mir irgendwie vorgegeben wird. Aber das ist ja bei anderen so, bei anderen Residencies. Und da geht es mir ganz genau, wie dir wahrscheinlich, wo ich immer wieder auch denke, oh wow, da kann man jetzt nach, ich weiß nicht wo, auf die Burg so und so. Und dann stellt man aber fest, man wird dann da auch zu so ein bisschen so einem Dorfochsen. Alle kommen vorbei, alle gucken durchs Fenster. Man muss irgendwie was schreiben über die Stadt, man muss überall anwesend sein. Und da geht es mir auch so, dass ich mir denke, das kommt mir dann häufig eher anstrengend vor.
Vera
00:29:56
Wobei, ich muss ganz ehrlich sagen, bei deiner Schilderung, kleines Dorf, nur zwei Cafés, kleine Holzhütte, Ja gut, das klingt am Anfang heimelig, also für einen dauerhaften Aufenthalt würde mir das aber ziemlich Angst machen, ehrlich gesagt. Vereinsamt man da nicht völlig?
Tamara
00:30:11
Klingt doch schön.
Katharina
00:30:14
Nee, das meinte ich. Du, bei diesem College, die haben ein Angebot, da kommen die Leute, die kommen von der Zeit, da kommen irgendwie lauter Top-Leute hin, um denen Vorträge zu halten. Also man kann da den ganzen Tag auch sich mit beschäftigen, indem man plötzlich wieder anfängt zu studieren. Das ist ja nicht der Sinn der Sache. Und Holzhütte ist jetzt so ein Holzhäuschen, wie man es halt kennt aus Filmen und so, ne? Also es ist jetzt keine Blockhütte oder so, sondern man hat top WLAN-Anschluss und so. Also das ist wirklich alles richtig toll.
Tamara
00:30:58
Ich stelle mir eher vor, wenn man in so einer Umgebung ist, wo dann auch, wie du das jetzt beschreibst, sehr viel Input einfach für den Geist da ist und kulturell und so weiter. Und dann kommt man zurück in so eine normale Umgebung, dass das irgendwie ein hartes Erwachen ist oder dass man sich da schwer tut, sich wieder in so einen normalen Alltag einzufinden.
Katharina
00:31:20
Nee, es ist eigentlich eher der Fokus. Also du bist halt da, weil du eben, klar, du kannst diese ganzen Sachen machen und so, aber es ist was anderes als jetzt zum Beispiel eine Stadt wie Berlin. Also mir geht es in Berlin so, dass, wenn ich von da gekommen bin, dann denke ich, eigentlich werden mindestens 30 Prozent meiner Energien abgezogen, einfach nur, um in dieser Stadt zu, in Anführungsstrichen, zu überleben. Um mit meinem Fahrrad von A nach B zu kommen, ohne dass ich dreimal irgendwie umgenietet werde und so weiter und so fort. Und wenn du dann halt da auf dem Land bist... Ich habe jedes Mal das Gefühl, wow, so ein Tag hat ja wahnsinnig viele Stunden. Das ist ja toll. Und so hast du deinen ganzen Alltagskram nicht, ne? Das hast du nicht so im Alltag.
Vera
00:32:14
Ja gut, das mit dem Alltag, das ist klar, kann ich nachvollziehen. Aber ich meine, du bist jetzt in San Francisco und das ist ja auch keine kleine Stadt. Wie lebst du da jetzt? Hast du jetzt wieder so Wohnungstausch gemacht oder hast du da schon dein festes Appartement? Wie sind da die Umstände?
Katharina
00:32:32
Ja, wir haben Freunde, genau. Wir haben Freunde, die ein, also Amerikaner mittlerweile, Freunde, die uns immer wieder untermieten lassen, was toll ist. Und und wir vermieten dann unsere Wohnung. Und ja, und witzigerweise, San Francisco hat sich jetzt nach der Pandemie komplett verändert. Also es ist ganz verschlafen geworden. Es ist sehr ruhig. Und ich meine, es ist ja eine kleine Stadt. Das sind ja nur, ich glaube, 800.000. Jetzt wird Tamara wieder lachen.
Tamara
00:33:00
Ganz putzig.
Katharina
00:33:05
Ja, aber jetzt im Gegensatz zu einer Stadt wie Berlin, wo fast vier Millionen Menschen leben, ist es schon noch mal was anderes. Sie ist sehr dominiert von der, auch von der Natur, was einfach traumhaft ist.
Vera
00:33:19
Ich träume ja immer davon, mal so ein Domizil in Paris zu haben. Jetzt wohne ich ja eher, auch zwar jetzt in der Nähe von Städten, aber dann doch eher ländlich. Also ich mag eigentlich so dieses turbulente Stadtleben für die Inspiration. Also so eine Holzhütte irgendwo im Nirgendwo würde mir eher Angst machen. Aber so ist jeder Jeck angerscht. Aber ja, ich weiß noch nicht, wie ich das formulieren soll. Ich sag's mal ein bisschen provokant, ich versuche immer noch so ein bisschen an dem Traum zu kratzen. Ich traue so diesen herrlichen Träumen nicht so, weil ich so alt dafür bin. Keine Ahnung. Sei doch mal ehrlich Katharina, du hast das ja jetzt öfter gemacht und so, gibt es irgendwo negative Seiten. Das kann nicht alles super sein, das gibt's nicht.
Katharina
00:34:12
Nein, ich glaube, vielleicht ist es auch die Frage, was findet man super oder was genau sucht man. Ich stelle einfach fest, wenn ich zum Beispiel in einer Stadt wie San Francisco oder Kapstadt oder so bin. Ich schaff's zum Beispiel, das nervt mich total in Berlin, schaff ich es ganz, ganz schwer, zu sagen, so, 15 Uhr, Computer wird ausgemacht und jetzt geh ich raus in die Stadt, setz mich ins Café, guck mir neue Bezirke an. Gut, die meisten kenne ich, aber trotzdem. All das, was ich hier mache. Hier laufe ich am Tag mindestens 13 Kilometer. Das mache ich in Berlin nicht, weil ich denke, oh Gott, ich habe überhaupt nicht die Zeit. Ich muss ganz schnell von A nach B. Und das sind alles Sachen, die ich als positiv empfinde. Also einfach mal wieder Raum zu haben, zu erkunden, zu schlendern. Wann schlendere ich in Berlin? Das hat für mich eben so einen Riesenwert. Deswegen sehe ich das einfach als positiv an. Und es sind ja auch immer begrenzte Zeiten. Ich kann dir tatsächlich ehrlich gesagt nichts Negatives sagen.
Vera
00:35:46
Aber ab und zu wirst du auch in San Francisco in allen Ecken geschlendert sein. Genau das.
Katharina
00:35:51
Das ist was Neues für mich.
Vera
00:35:55
Ich bin mal durch San Francisco gelaufen, das ist total anstrengend. Und ist das nicht eigentlich etwas, was, ich meine, du könntest auch in Berlin schlendern und das schön finden. Ist das nicht eigentlich was, was eigentlich nur im Kopf abgeht und mit dem Ort gar nichts zu tun hat?
Katharina
00:36:14
Ich glaube schon, dass man manchmal einfach raus muss aus dieser Komfortzone, um gewisse Dinge zu tun. Aber natürlich mache ich das auch in Berlin. Ich glaube, was ich vielleicht ... Ich liebe das Schreiben. Wir haben ja auch darüber gesprochen, was sind Erfolge und so weiter und so fort. Das Ding ist, ich habe viele Jahre, als ich noch jünger war, immer gedacht, schreiben, schreiben, schreiben und ich muss es schaffen irgendwie, dass da ein Kinofilm von mir ist oder dass ich ein Buch rausbringe. Und das ist das, was mich glücklich macht. Und irgendwann lernt man ja in diesen Branchen auch, dass das eben nicht so einfach ist, wie das manchmal aussieht. Und dass es auch häufig nicht von einem selber abhängt. Dass es wahnsinnig viel mit Glück zu tun hat, aber eben auch, dass ein Bestseller nicht unbedingt das Qualität nicht ein Bestseller macht, sondern ein Bestseller ist zu einem großen Teil auch eine Entscheidung. Der Buchmarkt ist genauso kapitalistisch wie jede andere Branche auch. Und wenn ein Verlag entscheidet, das soll jetzt ein Bestseller sein, sei es, weil man einen wahnsinnig hohen Vorschuss gezahlt hat und den wieder reinkriegen will, sei es, weil man wirklich daran glaubt, Dann hat so ein Buch schon mal per se viel, viel höhere Chancen, als wenn ein Verlag sagt, wir nehmen dieses Buch mit, wir finden es schön, wir werfen es da zu den 90.000, anderen Düchern auf den Markt und gucken mal, wie es schwimmt. Bleibt es an der Oberfläche oder sinkt es nach unten? und, Ich habe irgendwann eben für mich festgestellt, dass man sein Glück davon tatsächlich nicht abhängig machen darf, weil man sonst komplett frustriert ist, traurig ist, wütend wird. Warum tun die nichts für mein Buch? Warum? Und so weiter und so fort. Ich meine, ihr wisst das alles.
Vera
00:38:38
Gut, wir machen das ja alles selbst. Wir sind es immer selbst schuld, ne Tamara? Ja.
Katharina
00:38:45
Ja, das Ding ist ja, dass ja in der Verlagsbranche heute auch mittlerweile verlangt wird von den Autorinnen und Autoren, dass sie eigentlich auch wahnsinnig viel Werbung für sich selber machen. Und die Leute gucken, wie viele Follower hat die Autorin irgendwie auf Instagram. Und dementsprechend werden auch Vorschüsse ausgehandelt und so weiter. Also es ist, da hat sich ja schon auch sehr viel verändert. Was ich schade finde, weil ich immer denke, Werbung ist was, also jeder hat sozusagen seinen Bereich, wo er gut ist und nicht jeder ist in Werbung gut. Ich zum Beispiel finde das wahnsinnig anstrengend, weil ich in meinem tiefsten Inneren, das glaubt immer keiner, total schüchtern bin und mich wahnsinnig schwer tue, für mich selber Werbung zu machen. Und ich der Meinung bin, dass es Menschen gibt, das ist deren Beruf, die können das und ich kann es eben nicht so. Das ist das, was ich an euch so bewundere und wo ich auch gerne noch mal zuhören will, wie geht es euch damit? Also fällt euch das leicht und so, aber nochmal ganz kurz, um zurückzukommen. Für mich habe ich dann halt irgendwann begriffen, ich darf mein Glück nicht davon abhängig machen, ob ich die Anerkennung von da außen kriege. Sei es, dass meine Bücher oder Filme verkauft werden, sei es, dass ich irgendwie einen Auftrag kriege, was auch immer. Und dazu kommt, dass ich sehr früh und leider sehr häufig auch mit dem Thema Tod konfrontiert wurde um mich herum. Viele Menschen, die gestorben sind, die ich auch begleitet habe und wo ich für mich sehr früh festgestellt habe, dieses Leben ist ein riesengroßes Geschenk. Und wir haben diese bestimmte Zeit auf dieser Erde. Da bin ich für mich an den Punkt gekommen, dass ich versuchen will, so viel wie möglich irgendwie von dieser Erde mitzukriegen, zu sehen, durch mich hindurchzulassen, als Autorin zu versuchen, etwas daraus zu machen. Aber wenn es irgendwie geht, nicht nur schreiben, sondern auch irgendwie in Anführungsstrichen zu leben. Weil das ist das, ich habe es jetzt gerade wieder gehabt, meine Freundin, die diese Welt verlassen hat, am Ende des Tages unsere Bücher und unsere Filme nehmen wir nicht mit ins Grab. Wir nehmen unsere Erinnerungen und unsere Erlebnisse und das Gefühl, mit Menschen in Kontakt zu sein und all das. Das ist das aus meiner Sicht, was wir mitnehmen. Und da versuche ich, meinen Säckel irgendwie vollzukriegen und gehe auch tatsächlich ins komplette Risiko.
Tamara
00:41:56
Ich weiß nicht mehr, ob ich es irgendwo gelesen habe oder in der Reportage gesehen, aber ich muss da die ganze Zeit dran denken, auch zu der Frage von Vera Schlendern, kannst du ja auch in Berlin. Man stellt ja so fest, so ein Jahr als Erwachsener ist ja dreimal blinzeln, dann ist ein Jahr vorbei. Als Kind war das noch dreimal schlafen bis zur Sommerferien endlos lange. Irgendwelche Wissenschaftler haben das erklärt, dass das wohl damit zu tun hat, als Kind erlebst du sehr viele Dinge zum ersten Mal und das setzt sich viel intensiver im Gehirn fest, als wenn du etwas zum hundertsten Mal machst. Insofern, wenn du auch als Erwachsener viele Dinge zum ersten Mal machst, wie zum Beispiel zum ersten Mal durch eine Stadt gehen oder zum ersten Mal irgendwas ganz Neues machen, dann hast du viel mehr Erinnerungen, die sich so intensiv festsetzen, weswegen dir die Zeit einfach viel länger vorkommt und du das Gefühl hast, ich habe in diesem Jahr viel mehr gelebt.
Katharina
00:43:00
Spannend.
Vera
00:43:03
Das habe ich auch gelesen und ich glaube auch, dass dem so ist. Insofern, Katharina, machst du ja schon alles richtig.
Katharina
00:43:11
Ja, aber ich muss auch noch mal sagen, man denkt ja jetzt irgendwie so, weil du auch sagtest, irgendwie erfolgreich und so, ich würde mich zum Beispiel nicht als erfolgreich, also ich würde mich als erfolgreich, dass ich versuche, die Zitrone wirklich auszuquetschen und aus meinem Leben so viel wie möglich rauszuholen. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich irgendwie hier die Bestseller habe, dass ich hier die Mega-Vorschüsse bekomme, ganz im Gegenteil. Es ist so, dass ich tatsächlich für mich auch entschieden habe, meinen Lebensstandard wirklich so überall runter zu kürzen. Also ich fahre mein Leben lang nur Fahrrad und so weiter und so fort, damit ich... Auf der anderen Seite irgendwie mir solche Sachen dann auch leisten kann. Und das ist ja immer eine Frage der Priorität. Für den einen Menschen ist es wichtig, einfach auch eine wohlige Umgebung zu haben, ein schönes Haus zu haben, Hobbys und so weiter und so fort und ein Auto zu haben, um von A nach B zu kommen. Und da finde ich es einfach wichtig, für jeden für sich rauszufinden, Was sind eigentlich meine Prioritäten? Also was macht mich glücklich?
Vera
00:44:30
Ja, das ist gleich auch der Bogen zu deinem Buch, weil viele Leute einfach denken, wenn ich ein anderes Leben hätte, dann wäre alles schöner. Ich muss ja gestehen, ich bin ja jemand, die das Leben einmal komplett umgekrempelt hat, und ich kann sagen, nein, es wird nicht automatisch alles schöner. Und deswegen auch hier und da meine skeptischen Nachfragen, weil ich die Erfahrungen gemacht habe. Ich wollte aber noch zum anderen Satz was sagen, was ich in den Gedanken von dir aufgreife, den ich sehr inspirierend finde. Du sagtest ja, dass so die Erlebnisse, die nimmt man mit. Für mich ist die Motivation zu schreiben, ganz speziell zu schreiben, auch, wenn ich dann das Gefühl habe, es bleibt was von mir. Und wenn das das einzige Exemplar in der Nationalbibliothek ist.
Katharina
00:45:26
Da sind ja jetzt schon einige, ne?
Vera
00:45:29
Ja, ein paar. Und nein, das bleibt irgendwie. Irgendwann wird vielleicht mal irgendjemand bei der Haushaltsauflösung noch auf ein altes Buch von Aldi von mir kommen oder so. Und sich überlegen, wer war denn Veranändlich? Also diesen Gedanken finde ich das gröstlich. Aber wenn du das so sagst, so ein bisschen sagst ja, so ein bisschen, du hast deinen Lebensstandard so angepasst, dass du dir die Dinge erfüllen kannst. Was ist denn jetzt so unter dieser Maßgabe, dass du noch viele Erlebnisse haben willst? Was ist denn jetzt zum Beispiel der nächste Ziel? Hast du schon eins?
Katharina
00:46:05
Ja, ich habe wieder eine Challenge.
Vera
00:46:06
Okay.
Katharina
00:46:10
Ich sitze gerade an einem Theaterstück.
Vera
00:46:12
Oh, wow.
Katharina
00:46:15
Und da bin ich zum Beispiel sehr gespannt. Also mich fragen andere Leute immer, warum suchst du dir immer wieder neue Inseln? Und dann fragen wieder alle Leute, aber du hast doch eigentlich, und du bist doch gar nicht Theater und so. Aber ja, das mache ich halt auch, weil ich es spannend finde und die Herausforderung interessant finde und es einfach mal machen will.
Vera
00:46:41
Keine Ahnung. Ist das auf deine Initiative gekommen oder hat man dich wieder gefragt? Nee, gar nicht.
Katharina
00:46:46
Das ist auf meine Initiative und das ist auch einfach kein Geld dafür. Ich mache das mit meiner befreundeten Kollegin Melanie Haupt. Die ist auch Kabarettistin, so wie du, und Schauspielerin, und mit der traue ich mich das jetzt, weil die halt eben die Bühnenerfahrung hat und so. Und das probieren wir jetzt einfach mal aus.
Vera
00:47:11
Das kann komplett schiefgehen. Ja, das kann es ja immer, aber wenn man was machen will und sich gut fühlt, dann funktioniert das auch irgendwie. Das ist zumindest meine Lebenserfahrung. Aber jetzt habe ich mal die ganz pragmatische Frage, weil ich da gar keine Vorstellung habe. Ich meine, du hast ja sehr erfolgreich Drehbücher geschrieben, bist ja sogar mal für Hanni und Nanni ausgezeichnet worden und so. Wie ist das denn für dich jetzt, vom Drehbuch zum Theaterstück? Und wie verdient man mit Theaterstücken überhaupt Geld?
Katharina
00:47:47
Keine Ahnung, Vera. Frag mich in anderthalb Jahren.
Vera
00:47:54
Okay, machen wir, definitiv.
Katharina
00:47:57
Keine Ahnung. Ich meine, weißt du, wenn ich jetzt nur vom Buch leben müsste, dann würden wir hier nicht sitzen, weil dann hätte ich auch keinen Computer, um jetzt mit euch zu sprechen. Weil das ist leider einfach keine Branche, in der man zumindest nicht mit dem Buchschreiben sein Geld verdient. Im Kinder- und Jugendbereich ist es so, dass die Schreibenden, natürlich es gibt die Ausnahmen, aber das Gros verdient sein Geld über Lesungen. Und das bedeutet, man reist, keine Ahnung, 100 Tage im Jahr durch Deutschland, in die Schweiz, nach Österreich und liest vor Klassen. Das ist eigentlich nicht der Job, für den du angetreten bist, das ist das, wie du dich irgendwie finanzierst und über Wasser hältst. Und natürlich macht es insofern Spaß, weil du halt mit deiner Zielgruppe zusammenkommst, weil du wahnsinnig viel mitkriegst und so. Aber es ist auch jetzt für Menschen, die jetzt nicht so darauf gepolt sind oder so zu sagen, boah ja, wieder heute vor drei Klassen stehen und die Show abziehen, sondern eher vielleicht zurückhaltend sind oder sonst was, nicht so gerne in der Gegend rumreisen. Eine Familie haben, Kinder ernähren müssen, und für die ist das zum Beispiel total schwierig. Die Filmbranche wiederum, und das frage ich mich halt manchmal, warum ist eigentlich die Filmbranche durchgefördert mit staatlichen Fördergeldern, die du zumindest beantragen kannst, die zahlst du dann wieder zurück, wenn es alles funktioniert, aber trotzdem, Da gibt es das. Der Buchmarkt aber muss irgendwie ganz alleine das für sich schaffen. Die Museen sind alle durchgefördert, die Theater sind alle durchgefördert, alle kulturellen Branchen, die Kunstbranchen, nur das Buch nicht. Und das heißt eben zum Beispiel auch, wenn ich ein Drehbuch schreibe und das große Glück habe, und das ist ja auch Lotterie, wenn ich das große Glück habe, dass ich da einen Auftrag kriege oder dass ich eine Förderung bekomme, dann ist das ein Vielfaches von dem, was mir da gegeben wird, wenn ich das vergleiche mit dem Buchmarkt. Es ist einfach so. Und so finanziere ich mir zum Beispiel meine Sachen ganz klar quer. Und klar, da habe ich natürlich jetzt Glück, weil ich das seit 25 Jahren mache mit Drehbuch, dass man dann mittlerweile natürlich auch eine Expertise hat und so. Aber ganz am Anfang war das ja auch nicht so.
Vera
00:50:52
Aber dann nochmal, um jetzt auch deine anfängliche Frage mal an dich zu geben. Was ist denn dann Erfolg für Dich?
Katharina
00:51:01
Für mich ist, ehrlich gesagt, Erfolg, wenn ich so viel Geld zusammenkriege durch meine Arbeit, die ich gerne mache, dass ich das Leben leben kann, was ich gerne leben will. Das ist für mich Erfolg. Und ich weiß von vielen, auch in der Familie, die dann sagen, Hach, ich würde dir ja so wünschen, dass du mal so einen Erfolg hast, so Cornelia Funke oder so, wo ich so denke, ey Leute, wisst ihr eigentlich, was wir hier für einen Job machen? Es ist überhaupt schon mal ein Hammererfolg, wenn man davon leben kann.
Vera
00:51:36
Absolut.
Katharina
00:51:37
Und auch das ist nicht das Normale. Das ist echt Glück, wenn das funktioniert. Und das ist genau das, was du am Anfang gesagt hast, Vera. Die Leute stellen sich immer so vor, und dann sitzt man da irgendwie so wunderschön und alles ist wunderbar und man hat ja auch immer Ideen und man kämpft ja auch gar nicht mit sich selber und man hackt ja auch nicht den ganzen Tag auf sich selber rum und sagt, das war wieder scheiße und du bist nicht gut genug und so und und möchte eigentlich lieber an der Poolbar sitzen gerade und nicht wieder diesen Computer vor der Nase haben und schreiben, weil man seine 5000 Wörter noch nicht fertig hat und so. Das sind ja eben genau diese Sachen. Und deswegen ist für mich Erfolg, und genauso macht ihr das ja auch, dass ihr auf vielen Füßen, das aufbaut, was ihr macht, um eben das Leben zu leben, was ihr leben wollt. Und das ist eine Mischkalkulation. Und das mache ich ganz genauso. Ich muss auch eine Mischkalkulation machen.
Vera
00:52:46
Du sprichst mir aus der Seele, liebe Katharina. Und ich habe die Gespräche jetzt hier in der Pool über mehrfach geführt, weil dann immer, ach, du schreibst Bücher, kenne ich deinen Namen? Ich sage immer, ich befürchte nicht. Sag ich auch immer.
Katharina
00:53:00
Stimmt auch.
Vera
00:53:01
Ja, bestimmt auch wirklich. Ja, bist du denn erfolgreich? Ich sag, wenn ich eine Leser und Leserin gefunden hab, ist das ein Erfolg.
Katharina
00:53:09
Ja, ich frag die Leute dann immer, was ist denn für dich erfolgreich? Und am meisten liebt man es natürlich als Schreibender, Schreibende, wenn die Leute sagen, ach, ich hätte auch da eine Idee, ich hätte auch einen Roman, da könntest du einen Roman draus machen. Was ich immer höre, Was für Dinge, die kommen, aus was man einen Roman machen könnte.
Tamara
00:53:32
Wenn ich Zeit hätte, würde ich ja auch ein Buch machen.
Katharina
00:53:35
Ich sage allen Leuten immer, mach es, mach es.
Vera
00:53:39
Genau, ich auch, anfangen.
Katharina
00:53:41
Weil das ist das, was ja die meisten Leute nicht auf dem Schirm haben. Was das eigentlich bedeutet, jeden Morgen aufzustehen, ohne einen Auftrag zu haben. Man jetzt ein eigenes Buch schreibt, sich an seinen Schreibtisch zu setzen, sich die ganze Zeit zu sagen, das ist jetzt total wichtig, dass du das aufschreibst, da wartet gerade die Welt drauf, die wollen das lesen, obwohl du diese tausend Zweifel in dir hast und trotzdem immer wieder dich aus dem Sumpf rauszuziehen, dann gibst du jemandem von deinen Freundinnen oder Freunden, Erstleser deinen Text, dann kriegst du Kritik und denkst, du kannst das ganze Ding eigentlich komplett in die Tonne hauen. Auch das Gefühl, dann zu sagen, nein, ich meine, tausche Leben, suche Glück, da habe ich glaube ich sechs oder acht Jahre letztendlich dran rumgepopelt. Nicht am Stück, aber wie oft ich da zu hören bekommen habe, nein und ach und der Anfang ist nicht gut und es zieht mich nicht rein und nein und nein und nein und nein und wie oft ich heulend da gesessen habe und dachte, ich gebe jetzt auf, ich gebe jetzt auf und dann doch wieder zu sagen, so und für das Geld, was man dann am Ende kriegt und das ist das, da würden 99,9 Prozent der Leute, die dir sagen, ich schreibe auch einen Roman, würden an der Stelle aussteigen und sagen, bin ich denn bescheuert? Ja, für das Geld? Warum? Spinnst du?
Vera
00:55:17
Die Vorstellungen, was Schreibende verdienen, sind ja völlig absurd zum Teil. Ja, komplett. Ja, liebe Katharina, also äh, äh... Ich ringe nach Worten, wie du gerade merkst, und du hast mir voll aus der Seele gesprochen, und ich hoffe natürlich den Hörern und Hörern da draußen auch, oder ich bin ziemlich sicher, aber wir entlassen dich jetzt nicht, bevor du dich nicht unseren total schweren Bug-Bubble-Fragen gestellt hast.
Katharina
00:55:47
Hilfe!
Tamara
00:55:50
Ja, jetzt muss ich mich noch mal kurz sortieren, weil ich gerade so die an den Lippen hänge und mich dir so verbunden fühle. Wie war denn die erste Frage? Liebe Katharina, was wissen denn andere nicht über deine Arbeit, außer dass man da so wenig verdient?
Katharina
00:56:13
Naja, so ein bisschen das, was ich halt vorhin kurz angesprochen habe und wo ich im Grunde auch noch eine Antwort von euch brauche. Und zwar ist das dieses Ding, dass halt in der Buchbranche immer mehr erwartet wird von uns Schreibenden, dass wir eigentlich für uns selber Werbung machen. Ich finde, für andere Werbung zu machen ist echt easy. Mir geht es so, für mich selber, mich kostet jeder Post bei Instagram, Facebook oder wo auch immer, wahnsinnig viel Überwindung, wahnsinnig viel Kraft. Ich überlege eigentlich täglich, mich von all diesen Medien auch wieder abzumelden. Melden, weil ich merke, dass ich auch ganz häufig danach ein schlechtes Gefühl habe, wenn ich dann sehe, wie alle da stehen und sagen, wow, und hier und mein Buch und Hammer und so, und man denkt so, man ist die letzte kleine Wurst. Und da würde mich interessieren tatsächlich noch mal die Frage umgedreht. Entschuldigung Tamara, aber wie geht ihr damit um? Wie macht ihr das?
Tamara
00:57:14
Puh, also bei mir kommt das extrem auf die Grundstimmung an. Es gibt Tage, wenn ich was online stelle und da nicht die Reaktionen drauf kommen, die ich mir erhofft hab, dann zieht mich das komplett runter.
Katharina
00:57:27
Ja.
Tamara
00:57:28
Mhm. Und dann gibt's Tage, da ist mir das völlig wurscht. Oder man ist dann manchmal auch überrascht, wenn man irgendwas postet, was jetzt eben nicht so werblich ist, wenn man irgendwas Persönliches teilt, wie viele positive Rückmeldungen und Anteilnahme dann kommen, das macht mich dann wiederum sehr glücklich. Also ich muss gestehen, ich gehe auch sehr emotional damit um und das tut mir manchmal gut und manchmal gar nicht.
Vera
00:57:54
Ich muss gestehen, ich habe mich da mittlerweile voll frei gemacht. Was mir, das habe ich glaube ich letzte Woche schon erzählt, extrem geholfen hat, dass Tamara, die ja grafisch besser drauf ist als ich, mir so schöne Instagram-Rahmen gemacht hat. Dass jetzt plötzlich jedes bescheuerte Foto, das ich mache, auf Instagram super aussieht. Das erleichtert mir die Sache sehr, weil das war immer mein größtes Hindernis. Ich habe immer gedacht, was könnte ich jetzt hier schön Fotos machen, diesen ganzen Aufwand. Ansonsten fällt es mir jetzt persönlich schon leicht, ich erzähle sehr gerne über mich, weil ich denke, tut ja sonst keiner. Und ich hasse es immer so, das ist jetzt so gerade hier Club-Experience, so als Alleinreisende, man kommt da, es gibt einen Connect-Friends-Tisch, wo die Alleinreisenden sich treffen. Da bin ich am ersten Abend auch hin. So, wenn ich an so einen Tisch gehe, dann sage ich immer erstmal eine Runde, hallo ich bin Vera und dann fange ich an die rechts und links auszufragen wer bist du denn und so. Aber es ist noch nie passiert, dass mir mal einer eine Frage gestellt hat.
Katharina
00:59:06
Aber das ist doch so typisch, oder?
Vera
00:59:08
Ja, aber ich finde das ganz schrecklich. Ja, das ist ganz schrecklich. Wenn du jetzt darauf wachtest, dass die anderen irgendwie Interesse haben, dann wird das nicht passieren. Also muss ich rausschreien und muss sagen, hallo, ich bin Vera. Und ich sage zwar nicht direkt, ich schreibe hier ein Buch, aber irgendwann kriege ich das hin, dass das darauf kommt.
Katharina
00:59:27
Du musst einfach sagen, ich schreibe ein Buch über euch.
Vera
00:59:31
Du glaubst gar nicht. Ich bin jetzt hier sechs Tage. Wie oft haben die Leute schon gesagt, du musst ein Buch über Cluburlaub schreiben. Ich sage, ja. Also mach einfach. Kann ich dir sagen, mach einfach, weil es dir Spaß macht. Dann kommt er doch an.
Katharina
00:59:50
Auch an.
Vera
00:59:52
Nächste Frage.
Tamara
00:59:55
Was ist denn deiner Meinung nach der größte Irrtum, der sich beharrlich in der Buchbranche hält?
Katharina
01:00:04
Auch da haben wir ja, glaube ich, gerade auch so ein bisschen drauf angesprochen. Also ich glaube, die Buchbranche denkt immer noch, dass die Autorinnen und Autoren von ihrer Passion und Luft und Liebe leben, aber ganz sicher nicht von ihrem Buch vorschüssen, weil ansonsten würden die irgendwie anders aussehen.
Tamara
01:00:27
Das können wir so unterstreichen. Und dann noch was Verträumtes zum Schluss. Wenn du in ein Buch deiner Wahl eintauchen könntest, als eine der Figuren, Welches Buch würdest du auswählen und was würdest du da anstellen?
Katharina
01:00:47
Ja, da wir ja das große Glück als Schreibende haben, dass wir in unseren eigenen Büchern eh leben, muss ich jetzt mein Lebenstauschbuch nicht nennen, sondern ich glaube, ich würde als Alice im Wunderland auch in so ein Erdloch kriechen und ich fände es total super, halt so skurrile Figuren zu treffen, die eigenwillig sind und halt Welten zu entdecken, die ich mir so nicht vorgestellt hätte oder die mich eben auch herausfordern, dass ich am Ende des Tages auch wieder aus diesem Leuchtturm nach oben komme und Genau, voll mit schönen Erlebnissen oder auch schwierigen.
Tamara
01:01:36
Das fasst doch die Folge fast zusammen.
Vera
01:01:39
Ich wollte gerade sagen, das ist doch so weit von deinem realen Leben gar nicht weg, wenn du da überall bist.
Katharina
01:01:44
Das ist ja immer das Schöne, das ist ja auch immer das Tolle an Instagram und Facebook, nach außen hin wirkt das ja immer alles so grandios.
Vera
01:01:55
Ich kriege auch immer gesagt, dass ich total erfolgreich bin, ich nicke dann immer.
Katharina
01:01:59
Ja, bist du auch. Bist du auch.
Vera
01:02:04
Ja, bist du.
Katharina
01:02:06
Bist du. Du machst das, was du machen willst und du ziehst es durch. Und das ist tatsächlich ein Riesenerfolg. Und ich für meinen Teil bin dankbar und genauso finde ich es super und schlage euch auf eure Schultern virtuell, dass ihr das auch so durchzieht und macht. Und alle da draußen, ey, bleibt dran und glaubt an euch.
Tamara
01:02:30
Liebe Katharina, vielen Dank, dass du uns alle da nochmal dran erinnert hast. Das muss man ab und zu nochmal sagen.
Vera
01:02:37
Wir sind dir auch sehr dankbar. Und ja, ich sag jetzt mal, wir klopfen uns mal selbst. 183 Folgen Podcast ist definitiv eine Erfolgsgeschichte. Und mit dir als Gast haben noch mal ein richtiges Highlight draufgelegt. Vielen, vielen Dank, liebe Katharina, dass du dir die Zeit genommen hast, so früh am Morgen in San Francisco. Geh mal am Fisherman's Wharf vorbei und guck mal noch und grüß ihn von mir. Irgendwann komme ich auch wieder dahin. Und ja, an euch da draußen, ich hoffe, ihr seid jetzt auch inspiriert. Bleibt uns gewogen, folgt uns, Das hört uns und nächste Woche gibt's wieder was. Also macht's gut, ciao!
Katharina
01:03:23
Danke euch, tschüss! Tschüss.