Die Zwei von der Talkstelle

Tamara Leonhard und Vera Nentwich

DZVDT #190 - Was deine Leser:innen wirklich wollen! - Lesemotive erklärt von Stephanie Lange

Weißt du, was sich die Menschen, die dein Buch kaufen, wirklich wünschen? Und woran liegt es, wenn ihre Erwartungen enttäuscht werden? Stephanie Lange ist Vertriebsberaterin und Lesemotivbotschafterin für MVB und erklärt die Lesemotive.

02.11.2023 74 min Staffel 4 Episode 190

Zusammenfassung & Show Notes

Weißt du, was sich die Menschen, die dein Buch kaufen, wirklich wünschen? Und woran liegt es, wenn ihre Erwartungen enttäuscht werden?

Stephanie Lange ist Vertriebsberaterin und Lesemotivbotschafterin für MVB. In dieser Podcastfolge erklärt sie, warum die Lesemotive neben Genre und Inhalt eine ganz andere, ergänzende Größe beim Buchverkauf sind.

Geht es hier nur um eine Einordnung in der Buchhandlung oder kann die Beschäftigung mit den Lesemotiven auch für Titel, Cover und sogar das Schreiben zum Game Changer werden?

Links

www.lesemotive.de
https://stephanie-lange.net/lesemotive/
Einführungswebinar Lesemotive: https://youtu.be/fOWwdFSkDJU?si=3iY7x2tPuBAmC9eS

Vera bei Windmanns Eck:
https://youtu.be/xfPEus5mr9Q?si=WWC3KuyW_e_hJ9nZ

Möchtest du, dass wir dein Buch in unserem Podcast vorstellen? Kein Problem! Sende uns ein kurzes E-Mail an alle@zweivondertalkstelle.de und wir senden dir die Details. Vielleicht erzählen wir unseren Hörerinnen und Hörern schon in der nächsten Episode von deinem Buch.

Welche Themen oder Gäste wünschst du dir bei uns? Sag es uns gleich hier: https://forms.gle/PBJRCrZPsuLBv88x9

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Transkript

Vera
00:00:00
Hier ist Folge 190 von die 200-Talk-Stelle und wir haben heute Stephanie Lange zu Gast. Sie ist Lesemotiv-Botschafterin von MVB und hat uns erzählt, wie uns Lesemotive helfen, die Bedürfnisse unserer Leserschaft rauszubekommen und was der Unterschied zwischen entspannen, leicht lesen und lachen ist.
Tamara
00:00:22
Ja, also Leute, zumindest ich bin völlig geflasht, sie hat mir eine komplett neue Welt eröffnet, die mich beim Schreiben, aber auch bei Coverdesign, Klappentext, überall jetzt glaube ich künftig begleiten wird. Ich bin völlig angetan, hört rein! Die zwei, Ja, hallo, hier sind die zwei von der Talkstelle Nr. 190. Mal wieder eine runde Nummer. Wir nähern uns dem nächsten Jubiläum. Und es ist noch früh am Morgen. Hier ist Tamara Leonhardt und mir gegenüber virtuell zugeschaltet sitzt Vera Nendlich und sieht für die Uhrzeit doch schon recht fit aus. Hallo.
Vera
00:01:14
Ja, man muss natürlich dazu sagen, wir haben Ich habe meine Uhrzeit umgestellt. Mein Körper ist jetzt ja schon eine Stunde weiter. Aber ich versuche gerade, den Schwung ein bisschen aufzunehmen und ein bisschen eher in den Tag zu kommen. Ich habe es die letzte Zeit ein bisschen schleifen lassen. Und da mich nun mal selten jemand tritt oder eigentlich nie, muss ich mich mal selbst treten.
Tamara
00:01:36
Möchtest du, dass ich dich öfter trete? Das können wir einrichten. Kannst ja mal versuchen.
Vera
00:01:42
Wozu ist das, gebe ich ja selbst einsichtig zu, durchaus mal nötig. Ja, es ist schon nicht so leicht, sich immer selbst zu motivieren und wenn es keinen so direkten Druck gibt. Ich neige per se sowieso dazu, alles immer vorbeherzuschieben, wenn ich das sowieso noch irgendwie hinkriege, was man ja auch in meinem Buch Veröffentlichungsterminen immer wieder merkt. Und von daher, ja, so ab und zu so ein Tritt, so eine Verpflichtung.
Tamara
00:02:16
Mach das so wie ich, mach einfach viel zu viel, dann bist du immer unter Strom.
Vera
00:02:22
Ja, die Zeiten hat es ja bei mir auch gegeben. Das fand ich jetzt auch nicht so toll. Aber ja, ich muss wieder ein bisschen mehr Gas geben, auf jeden Fall. Also habe ich so das persönliche Gefühl, wobei immer alle, denen ich das erzähle, immer so im Kopf schütteln, wie, ja, du machst doch so viel. Ich meine, sagst du ja auch immer. Aber ja, so mit dem persönlichen Empfinden und der Außenwirkung, ja, so ist das. Genau, so ist das. Ja. Was gibt es denn noch was zu erzählen bei dir?
Tamara
00:02:55
Ja, war eine aufregende Woche, ne? Echt? Ja, wiew. Ja, guck.
Vera
00:03:02
Ja, ja, achso, dein Barcode. Ja, ich muss den... Wir haben ja Audioformat, liebe Tamara. Ich muss denen die Werten hören und hören, aber sagen, dass die Tamara ein Tattoo begonnen hat. Ich habe ja gelernt, das ist noch nicht ganz fertig. Am Arm. Und was ich ganz spannend finde, das ist der Barcode von ihrer ersten ISBN-Nummer da drauf.
Tamara
00:03:25
Unter anderem, genau. Und ich habe es ausprobiert, man kann ihn scannen und man wird auch zum Buch geführt. Es gibt das zwar nicht mehr zu kaufen, aber ich meine, ich habe jetzt irgendwie, ich weiß nicht, bestimmt 20 Jahre drüber überlegt, was ich gerne hätte. Und dann bist du auf den Barcode gekommen. Ja, also für die, die es noch nicht gesehen haben, es ist noch ganz viel drumherum. Ich habe da einen ganz tollen Menschen gefunden, der sich unheimlich viel Gedanken darüber gemacht hat. Ich habe ihm die Geschichte erzählt, die ich gerne bildlich dargestellt haben möchte. Er hat sich wirklich ganz viel überlegt, wie man das umsetzen könnte. Da war ich sehr, sehr froh. Es ist aber trotzdem sehr seltsam, so diese 20 Jahre alte theoretische Überlegung jetzt plötzlich real zu sehen. Und das geht jetzt nicht mehr weg und so. Aber es war schon cool. Ich hab mich gefragt, wie fühlt sich das an? Und es hat sich eigentlich ziemlich entspannend angefühlt alles.
Vera
00:04:28
Was ich mich jetzt frage, ich bin ja jetzt wahrscheinlich eine andere Generation. Also der Gedanke, ich mach mir da was aus der Haut, was nicht mehr weggeht. Gut, bei mir wäre ich jetzt eh nicht mehr so lang. Aber ja, also was ist der Reiz daran?
Tamara
00:04:45
Ich finde das total schön, ich mag das. Deswegen war für mich immer klar, dass ich so was haben will. Aber so das Erste ist halt, du willst halt, dass es bedeutsam ist. Und es muss perfekt sein. Und du überlegst dann hin und her. Ich glaub, wenn man einmal den Sprung gemacht hat, dann ist es auch leichter zu sagen, da noch was hin.
Vera
00:05:09
Wenn ich jetzt mein Leben zurückdenke, dann gab es Momente oder viele Momente, wo ich irgendwas für besäutsam hielt, was ich heute alles überhaupt nicht mehr für bedeutsam halte. Da hätte ich jetzt einiges auf meinem Körper, wo ich sagen würde, naja. Da darfst du mit 30 im Macht, aber...
Tamara
00:05:32
Es ist doch auch ein schönes Tagebuch, das du mit dir rumträgst.
Vera
00:05:37
Ja, ja, genau wie er kann.
Tamara
00:05:40
Nein, ich finde das ästhetisch einfach sehr, sehr schön.
Vera
00:05:43
Sieht auch sehr schön aus, das muss ich jetzt mal sagen.
Tamara
00:05:48
Das Spannende an diesem Stil ist, dass das nicht so ein abgeschlossenes Bild ist, sondern dass man das beliebig erweitern kann und da immer noch was dran bauen kann.
Vera
00:06:01
Oh Gott, das wird ja schon mehr. Ich hab ja schon mal drüber nachgedacht, vielleicht so irgendwas Kleines, so auf dem Popo, wo es niemand sieht oder so. Aber so die ganzen Armen dann auch immer mehr werden, da hätte ich jetzt so meine...
Tamara
00:06:17
Ja, eigentlich wollte ich auch mit was Kleinem anfangen. Plötzlich war der ganze Arm bunt. Jetzt darf ich nur gerade sehr viel Selbstbeherrschung lernen, weil diese Abheilphase oder diese Abheilzeit hat ja verschiedene Phasen. Und gerade bin ich in der, es juckt und ich darf nicht kratzen und die oberste Schicht pellt sich ab und ich darf nicht piddeln-Phase. Das heißt, ich darf gerade auch sehr viel dazu lernen.
Vera
00:06:45
Okay, es sind aber auch wieder mehrere Argumente, dass ich das nicht mache. Ach, ich habe ja noch eine Sache vergessen, wo wir bei bunter Welt sind. Ich war ja letzte Woche zu Gast bei der lieben Laura Windmann, die ja vor einigen Folgen bei uns war. Ich durfte ihr Windmanns Eck besuchen.
Tamara
00:07:08
Stimmt, ich habe schon reingeschaut, aber noch nicht zu Ende gehört.
Vera
00:07:10
Sie nimmt das ja mit Video auf. Bei ihr muss man auch gut aussehen und war sehr unterhaltsam und ist überall auf YouTube und sonst wo zu hören und eben auch zu sehen.
Tamara
00:07:27
Genau, Link packen wir in die Shownotes, schaut's euch auf jeden Fall an oder hört's euch an oder zieht's euch rein. Genau. Ja, ansonsten hab ich mir jetzt fest vorgenommen, den NaNoWriMo Vibe mitzunehmen, um mein Manuskript zu Ende zu bringen. Ich hab ja jetzt doch nach der Messe, ja, hab ein bisschen länger gebraucht, um nochmal so in den normalen Tritt zu kommen. Und dann war eben am Freitag tatsächlich sehr spontan dieser Tattoo-Termin. Eigentlich wäre erst nächstes Jahr was frei gewesen, aber dann ist da jemand ausgefallen und ich konnte spontan diesen Termin wahrnehmen. D.h. der ganze Vormittag und Mittag war weg. Dann wollte ich nachmittags was arbeiten, aber dann hat mein Körper auf einmal gemeint, ich bin jetzt sehr, sehr müde und erschöpft. D.h. der Tag war dann auch weg. Insofern habe ich letzte Woche nichts für mein Manuskript getan. Jetzt muss ich noch ein Lektoratsprojekt abschließen. Und dann will ich aber den November NaNoWriMo nutzen, um wirklich das Ding zu Ende zu powern.
Vera
00:08:25
Ja. Ja, ich bin sehr gespannt. Ich hab noch nicht entschieden, in welche Richtung ich jetzt anfange. Ich hab auch noch kein Feedback von euch, liebe Hörerinnen und Hörer, zu unserer Titeldiskussion in der letzten Folge bekommen.
Tamara
00:08:38
Wie könnt ihr nur?
Vera
00:08:39
Ja, also, ne? Geht ja gar nicht. Insofern bin ich da noch ein wenig ratlos. Aber es wird kommen. Es wird kommen. Ja, und wir haben ja heute auch ein Thema, was da vielleicht auch hilft, das Buch dann so richtig auszurichten. Das lassen wir uns heute mal ein bisschen erklären.
Tamara
00:08:57
Genau.
Vera
00:08:58
Wir wollen uns nämlich heute mit einem Thema beschäftigen, was mir jetzt schon mal so länger am Rande entgegengekommen ist und aber was ich zugegebenermaßen eigentlich bisher eher ignoriert habe. Und jetzt auf der Frankfurter Buchmesse kam es mir wieder in den Sinn, weil MVB ein Büchlein rausgegeben hat, gegeben hat, Lesemotive für Dummies und das habe ich mir besorgt und reingelesen und habe gedacht, so da müssen wir uns jetzt mal tiefer mit beschäftigen. Was bedeutet das gerade für uns als Autorinnen und Autoren? Wir laden uns ja da nicht irgendwen ein, wir laden uns die Koryphäe des Themas ein und ich freue mich sehr, dass sie ganz spontan heute Zeit hatte. Stefanie Lange ist heute da, sie ist Vertriebsberaterin, Coach und sie ist die Lesemotivbotschafterin von MVB. Guten Morgen, Stefanie. Stefanie.
Stephanie
00:09:47
Guten Morgen, vielen Dank für die Einladung.
Tamara
00:09:49
Hallo, schön, dass du da bist.
Stephanie
00:09:51
Ich freue mich auch sehr.
Vera
00:09:53
Ja, jetzt mal für unsere Hörerinnen und Hörer, die, ich befürchte, größtenteils noch nie was von Lesemotiven gehört haben. Was ist das?
Stephanie
00:10:03
Die Lesemotive sind die Klassifikation der Bedürfnisse unserer LeserInnen und KäuferInnen. Das heißt, welches Bedürfnis führt zu welchem Kauf? Also was ist eigentlich das unbewusste Motiv hinter dem Buchkauf? Das haben wir über eine große Studie herausgefunden und dann immer weitergearbeitet, sodass wir heute in der Lage sind, jedes Buch mit einem Lesemotiv, mindestens einem Lesemotiv zu hinterlegen.
Vera
00:10:29
Das kann ich mir vorstellen, dass jemand, der einen Thriller kauft, mit dem üblichen schwarz-roten Titel und dem blutigen Messer drauf, dass der jetzt nicht Humor sucht. Also jetzt direkt mal die provokante Frage, ja und? Was bringt mir da Kraft?
Stephanie
00:10:47
Absolut berechtigte Frage und die höre ich auch immer wieder. Es ist in der Tat eine anders gelagerte Frage. Wir beschäftigen uns ja mit Buchinhalten und sagen, okay, ein Thriller, der bringt das und das und das. Was wir herausgefunden haben und auch bewusst herausgefunden haben, ist, welches Bedürfnis wird bedient. Also wir setzen uns immer in die Kundinnen, in die Leser hinein und fragen, was ist eigentlich das tieferliegende Bedürfnis, was dieses Buch, also dieser Buch-Content, dieser Inhalt bedienen soll. Und so ergänzen die Lesemotive ganz, ganz fantastisch, muss ich wirklich sagen. Ich bin ja schon lange in der Branche und so was habe ich, ehrlich gesagt, noch nie erlebt. Diese Lesemotive ergänzen ganz fantastisch die inhaltliche Kategorie. Das heißt, wir erfinden nichts neu, wir versuchen nicht umzudeuten, sondern wir ergänzen die Art und Weise, wie wir auf Kundinnen und Kunden schauen in Bezug auf ihre Bedürfnisse.
Tamara
00:11:43
Also ich erinnere mich gerade dunkel an ein Gespräch, was Vera und ich vor längerer Zeit hatten über einen FITZEG-Thriller, wo ich ihr davon erzählt wie der irgendwie den Leuten, also nicht der Fitzek, der Täter, die Augen rausschneidet. Und ich das sehr aufregend fand und sie sich jetzt schon wieder schüttelt. Das heißt, ihr seht jetzt nicht, dass ich Spannung suche, sondern ihr wisst, warum ich es cool finde, wenn Leuten die Augen rausgeschnitten werden.
Stephanie
00:12:11
Absolut. Das ist genau das, was wir versucht haben rauszukriegen. Wir sind von einer breiten Marktforschung losgegangen, haben viele, viele Menschen befragt und haben aus dieser Vielfalt der Bedürfnisse diese Bedürfnisse geklustert. Das heißt, wir haben sie so lange zusammengeführt, bis wir gesagt haben, so mehr können wir jetzt nicht zusammenführen, haben zehn Lesemotive gefunden und das, was du beschreibst, warum du das liebst und Vera wahrscheinlich nicht, ist das Thema Nervenkitzeln versus entspannende Krimihandlung. Also das ist was, was wir, was ehrlich gesagt als Wissen, natürlich gerade bei euren AutorInnen, die ihre Zielgruppe ja so gut kennen, aber auch natürlich bei vielen BuchhändlerInnen da draußen natürlich. Bekannt war, dass es einen Unterschied gibt zwischen harten Srillern, psychosillern, Schlitzern und den Cozy Grimes, die einem ein ganz anderes Bedürfnis bedienen. Das war als Wissen da. Aber wir haben das jetzt wirklich kategorisiert und können es erklären. Und wir nennen das immer Kopfsache statt Bauchgefühl. Also das, was wir als Bauchgefühl natürlich sehr gut und professionell seit vielen Jahren tun, können wir jetzt wirklich wissenschaftlich belegen. und wir können es sogar quantitativ hinterlegen. Das heißt, wir wissen jetzt, wie häufig wird eigentlich ein Nervenkitzel, das ist nämlich das Motiv mit den Augen rausschneiden. Ich sage immer, die Leute bei Nervenkitzeln, die wollen nicht schlafen, immer Tempo und die Krimi-LeserInnen, die Korsikams suchen, das ist jetzt auch nicht die neue Wahrheit, wo jetzt alle sagen, boah, ist ja gut, dass mir das mal jemand erzählt hat, aber wir wissen jetzt, dass dieses Bedürfnis nach einem Buch, was zwar eine Krimi-Handlung hat, aber eigentlich sowas ganz Weiches, Warmes, Entspannendes ist, dass die diametral auseinander liegen. Und wir können das jetzt mittlerweile sogar quantitativer, wie ja alle Bücher im VLB, nicht alle, aber viele, also deutlich über zwei Millionen Bücher im VLB mit Lesemotiven hinterlegt haben, wir können das jetzt sogar auswerten und sagen, Korsikreim hat einen ziemlichen Siegeszug hinter sich, aber im Moment verliert Korsikreim. Also entspannen, mit Grimmi-Handlung, verliert ein bisschen an Umsatz. Dafür legt Nervenkitzel, die so ein bisschen verloren hatten in den letzten Jahren, jetzt gerade wieder zu. Warum auch immer, da müsstet ihr eine Soziologin fragen, was dahinter steckt, warum auf einmal dieses eine Bedürfnis sich so ein bisschen umsatzseitig zurückentwickelt und das andere vorentwickelt, das kann ich euch jetzt gerade nicht erklären, aber ich kann es in den Zahlen sehen, dass es so ist. Und da, wo wir früher eine Warengruppe hatten, nämlich Grimmi, unter Spannung, kennen wir heute das Bedürfnis dahinter und wissen es in zwei oder sogar mehreren. Weil das ist ja nur die oberste Schicht, die wir jetzt hier gerade betrachten. Darunter gibt es natürlich auch nochmal einen Unterschied, ob ich nun einen Psychoschiller lese, einen Polizschiller oder einen Schlitzer. Da gehen wir dann in die Inhalte. Und das sind so ein bisschen changierende Bedürfnisse, die dahinter liegen.
Vera
00:15:05
Gut, jetzt aus der Sicht, um das auszuwerten und zu sehen, okay, welche Richtung findet gerade mehr Anklang? Kann ich das ja noch nachvollziehen? So, also wir haben jetzt einfach eine zusätzliche Klassifizierung. Schön. So, was bringt mir das denn jetzt als Autorin?
Stephanie
00:15:26
Also, das eine ist, ich freue mich total, dass ich jetzt hier sein darf und mal in eure Bubble hineinberichten darf. Was bringen eigentlich die Lesemotive gerade im Self-Publishing-Bereich? Auf der einen Seite, muss ich sagen, ist eure Autorinnen und Autoren schafften ja nicht nur Selbstpublisherinnen, aber eure Autorinnen und Autoren würden ja für sich selbst immer in Anspruch nehmen, dass sie ihre Zielgruppe kennen und dass sie genau in deren Bedürfnisse hineinschreiben. Ich glaube, wir können dieser guten Kenntnis der Community weitere Aspekte hinzufügen können den AutorInnen Wissen mitgeben, wenn sie ihr Buch konzeptionieren, ihre Geschichte entwickeln, wie man ein Bedürfnis zum Beispiel Eindeutige bedient oder das Wissen darüber, ich bediene hier gerade zwei Bedürfnisse, ich mache das aber sehr bewusst. Ich kann euch mal eine Geschichte erzählen. Wir haben mit Fischer gearbeitet zu den Lesemotiven und die haben ja diesen enorm erfolgreichen Autor, ich glaube Klaus-Peter Samitornam-Wolf, der die die aus Riesenkrimis schreiben. Und dann haben wir mit Fischer wahnsinnig gezackert, ob das Titel Cover nun gut ist oder nicht gut ist. Da kann ich gleich gerne mal ein bisschen zu berichten, was das alles mit den Covern zu tun hat und mit dem Titel. Da haben wir nämlich auch viele interessante Dinge herausgefunden. Aber wir haben zum Beispiel bei den aus Riesenkrimis ist es so, sie bedienen eigentlich genau hälftig-hälftig Nervenkitzeln und entspannende Krimi-Handlungen. Also einmal dieses cozy und auf der anderen Seite dieses harte. Und dann haben wir gesagt, ich möchte doch mal mit dem Autor, der muss eindeutiger adressieren, also auch so ein bisschen eine großkotzige Haltung und dann hat er uns zurückgefunkt, ich mache das bewusst. Das kann man auch und ich meine, er ist ja, ich meine, der Erfolg gibt ihm ja nun wirklich absolut recht, aber so aus der reinen Lehre würde ich sagen, je klarer du adressierst, je eindeutiger du ein Bedürfnis bedienst, umso weniger Enttäuschung gibt es bei deinen LeserInnen, weil das ist ja was, wir kommen ja, Wir kommen ja aus der Frage, warum verlieren wir eigentlich LeserInnen? Also die Lesemotivstudie ist ja aufgesetzt worden als Antwort auf die Covadis-Studie und die Covadis-Studie hat sich ja vor allem damit beschäftigt, warum hören Menschen eigentlich auf, Bücher zu kaufen und Bücher zu lesen. Und dieser Trend, also dieser reichweiten Verlust des Lesens ist ja leider, muss ich sagen, ungebrochen. Und meine persönliche Leidenschaft, und die habe ich schon seit vielen Jahren. Ich habe ja lange im Handel gearbeitet, auch bei Verlagen. Ich habe mich immer dem gewidmet, wie schaffen wir es. Den Menschen die Freude am Lesen, so lange wie es eben geht, zu erhalten und so viele Menschen mit dieser Begeisterung, die wir für das Buch haben, anzustecken. Faktenlage ist, wir haben in den letzten zehn Jahren elf Millionen BuchleserInnen verloren. Also wir verlieren an Reichweite und das besteht fort. Also das ist ein ungebrochener Trend und wir versuchen mit den Lesemotiven diesem Trend etwas entgegenzusetzen. Das ist so ein bisschen natürlich so eine Großherrschaftssucht vielleicht in euren Augen, aber wir wollen es schaffen, dass die Menschen wieder mehr Freude am Buchlesen haben und das glauben wir, ist unsere Überzeugung, schaffen wir, indem wir den Menschen ermöglichen, das richtige Buch, was zu ihrem Bedürfnis passt, zu finden. Weil die Studie hat, und das war es für mich, Also ich bin dabei zurück zum Stuhl gefallen. Ich habe bei vielen Fokusgruppen dabei gesessen und in diesen Fokusgruppen haben die Leute immer gesagt, Bücher sind Muggelpackungen. Also Bücher versprechen mir was, was die Bücher da nicht halten und die haben uns ganz klar gesagt, ich habe aufgehört, Bücher zu lesen, Bücher zu kaufen, weil wenn du drei, vier, fünf Mal ein Buch kaufst, wo du dann auf Seite 20 sagst, das ist es nicht. Ich habe mir was anderes darunter vorgestellt, dann verliere ich den Spaß am Lesen und mittlerweile habe ich ja Alternativen. Ich gehe zu Netflix und hole mir eine Serie und die passt nicht. Dann hole ich mir die nächste und beim dritten Mal habe ich spätestens eine, die passt. Außerdem machen die Herrschaften von Netflix das ja extrem clever, dass sie mich auslesen, meine Bedürfnisse auslesen und immer sicherer werden in der Art, wie sie mich mit meinen Bedürfnissen abholen.
Vera
00:19:41
Da muss ich jetzt direkt reinspringen, weil das ist ja dann der Punkt. Du hast das vorhin schon mal kurz erwähnt, dass du sagst, ihr könnt genau beurteilen, ob ein Buch jetzt in das Lesemotiv entspannen passt oder lachen. Und du hast auch behauptet, ihr könnt sagen, was ich denn tun muss, damit ich reinpasse. Wie kann ich denn als Autorin jetzt dazu kommen, dass du mir sagst, was ich an meinem Buch noch optimieren kann? Also ich habe im Vorfeld natürlich mal in VLB reingeguckt. Also beim VLB, für die, die es nicht wissen, ist es ja so, dass jedes Buch, was man einträgt, wenn man da seine Metadaten einträgt, Klappentext etc. Automatisch durch so eine KI Lesemotiven zugeordnet wird. Wir haben gerade im Vorfeld mal geguckt, meine Frau Appeldorn und der tote Maler ist, wenn ich das richtig gesehen habe, nur Lesemotiv entspannen. Der zweite Teil, Frau Appeldorn und der tote Bademeister, ist Hauptlesemotiv lachen, Nebenmotiv entspannen. So, okay, das weiß ich jetzt, aber A, wüsste ich jetzt nicht, Auf welches sollte ich setzen und was muss ich ändern? Wie kriege ich das raus?
Stephanie
00:20:50
Das ist eine ziemlich komplexe Geschichte, die die zweite Zeit beantwortet. Dafür bist du da. Genau, und wir haben ja Gott sei Dank eine Stunde Zeit, ich bin im Glück. Also das eine ist, warum glauben wir, wir kennen diese Bedürfnisse? Wir haben eine große, große Marktforschung qualitativ und quantitativ angestoßen, hat MVB ein Stangegeld gekostet, weil wir gesagt haben, das müssen wir richtig ordentlich machen und zwar qualitativ und quantitativ. Das heißt, wir haben einmal herausexploriert mit einer qualitativen Marktforschung, was sind die verschiedenen Bedürfnisse und haben da wirklich mit vielen, vielen Menschen gesprochen und haben dann in einer quantitativen Ergänzung das wirklich auf die Masse gebracht und erweitert, sodass wir heute sagen, wir sind sicher, was die Bedürfnisse der Menschen, die ihre Bücher selbst kaufen und für sich selbst kaufen, das ist wichtig, aber kann man gleich nochmal zu sprechen, was deren Bedürfnisse sind und haben die geklastert. Das heißt, wir sagen, wir kennen auf Basis dieser Lesemotive die Bedürfnisse der Menschen. Das hat ja eigentlich erst mal mit dem Buch nicht zu tun, sondern erst mal, welches Bedürfnis gibt es, wenn ein Mensch in eine Buchhandlung reinkommt oder online kauft und sagt, ich suche ein Buch, was mit seinem Inhalt, mit seinem Content dieses Bedürfnis bedient. Das haben wir herausgefunden. Das ist das Das Zweite ist, wir haben dann gesagt, das bringt uns ja alles nichts, wenn wir nicht erkennen können, welche Bücher bedienen denn dieses Bedürfnis. Also wie viele sind das, was sind das für Bücher, so dass wir auch dem Handel und den AutorInnen und den Verlagen ermöglichen können, zu sagen, wie arbeite ich denn jetzt nun damit. Dieser Schritt, es im VLB zu hinterlegen, ist in der Tat, wir haben uns dafür entschieden, das mit der KI zu machen. Das heißt, ihr könnt, eure Autorinnen können das nicht aktiv anwählen. Ihr könnt nur mithilfe eurer Metadaten, dafür sorgen, dass die KI in der Lage ist, den Content und das Bedürfnis, den dieser Content bedient, zu erkennen. Das heißt, es kommt eine hohe Bedeutung den Metadaten zu. Wir lesen über 60 Metadatenpunkte aus. Wir lesen auch in das Buch rein, wenn wir eine Leseprobe haben. Das ist mal der erste Tipp für eure AutorInnen. Gebt uns Lesetroben, weil die Sprache des Buches ist ein unglaublich wichtiger Bestandteil in der Frage, welches Motiv bediene ich denn hier. Das hat natürlich in der Balletristik viel mit der Komplexität der Sprache, mit der Komplexität der Handlung, mit den Zeitebenen zu tun. Es hat aber auch im Non-Fiction-Bereich, also im Sachbuch, im Ratgeber damit zu tun. Bedient es ein Bedürfnis, wo ich sage, ich will, dass mir jemand ganz klar sagt, als meine zuverlässige Quelle, tu dieses und jenes, dann wirst du erfolgreich sein. Oder ist es eher das Bedürfnis Verstehen, wo es um die breite Darstellung des Themas geht, also wo ich sage, ich will das mal aufgefächert haben, weil ich will mir selbst eine Meinung bilden. Also da gibt es viel, was uns helfen kann, diese Motive sauber zu hinterlegen. Wir haben eine KI trainiert, das haben BuchhändlerInnen gemacht, VerlagsmitarbeiterInnen, MetadatenspezialistInnen, die sich mit der Vielfalt des Buches gut auskennen. Die haben tausende von Büchern mit Lesemotiven hinterlegt. Das ist unser Lernsatz gewesen für die KI und dann haben wir viel Aufwand betrieben und mittlerweile hat die eine 95-prozentige Sicherheit. Das heißt, die KI vergibt sehr gut das richtige Motiv. Es kommt natürlich vor, dass Verlage oder AutorInnen sagen, das ist trotzdem das falsche Motiv. Da liegt es meistens an den Informationen, die ich dem Buch mitgegeben habe. Das heißt, es ist ja nicht nur für die Lesemotive, sondern es ist ja vor allem für die Auffindbarkeit, für die Suche von enormer Bedeutung, welche Metadaten gebe ich eigentlich meinem Buch mit. Das sind inhaltliche Aspekte und die liest auch unsere KI, wie viele andere KIs ja in den Suchmaschinen bei Amazon, bei Google und so weiter, auch diese Daten auslesen, liest unsere KI das aus. Ich persönlich finde ja unsere KI sensationell, weil wir zum ersten Mal aufmachen, zu was denn eigentlich dieses Metadatum führt, also diese Fülle der Metadaten führt. Also im Grunde könnt ihr die so ein bisschen auch wie einen Lackmus testen und sagen, hey, wenn da das völlig falsche Bedürfnis rauskommt, dann ist es ein Hinweis darauf, dass diese Metadaten nicht gut auf dem Inhalt sitzen. Und das hat auch Relevanz für die Auffindbarkeit bei anderen Suchmaschinen, Google, Amazon, den Webshops der Buchhandelsunternehmen, überall.
Tamara
00:25:50
Das ist genau, was mir gerade durch den Kopf geht. Also eigentlich explodiert mein Kopf gerade. Ich versuche das jetzt mal alles für mich zu sortieren. Also wenn ich das richtig sehe, habe ich eigentlich zwei Vorteile. Zum einen oder in Variante A weiß ich relativ klar, wer ist meine Zielgruppe, was sind deren Bedürfnisse und wenn ich merke, da kommt das falsche heraus, dann muss ich an meinem Klappentext und so weiter pfeilen. Variante B wäre, dass ich im Prinzip schon sehr früh im Prozess eventuell die Möglichkeit habe, herauszufinden, okay, das ist meine Idee, das ist mein Schreibstil, wer ist denn jetzt meine Zielgruppe? Jetzt mal für mich ganz praktisch, ich nutze jetzt den Podcast mal zu meiner persönlichen Beratung. Ich bin jetzt gerade dabei, in einem für mich neuen Genre zu schreiben. Also ich bewege mich immer im Musikbereich, Ich war bisher in der Romance-Ecke und da ist es ja relativ klar, ne? Rockstar, Romance. Wenn irgendwie ein Musiker auf dem Cover ist, dann erwarten die Leute auch, dass es da um eine Liebesgeschichte geht. Ich schreibe jetzt aber einen Musikdrama, das heißt, und das Detail habe ich tatsächlich noch gar nie erzählt, es geht um einen verstorbenen Musiker. Aber trotzdem in diesem Rock-Bereich, das heißt, es ist schon ein bisschen komplex. Der einen Seite bedrückende Emotionen, auf der anderen Seite trotzdem dieses Wilde, zwischendurch vielleicht auch mal was zum Schwunzeln und ich habe eigentlich ein recht klares Bild vor Augen, wie das Cover aussehen soll. Den Klapptext habe ich auch schon entworfen, aber das ist natürlich jetzt alles noch veränderbar. Was kann ich jetzt in dieser Situation, wo ich noch am Rohmanuskript bin und noch alles vor mir liegt, tun, wenn ich jetzt in dieses neue Genre reingehe? Um auch verstehen zu müssen, vielleicht den Nachtrag noch. Also ich hätte nie gedacht, dass ich mal ein Drama schreiben würde, weil ich eigentlich so über Tod zu schreiben oder zu lesen, also ich gucke mir auch nicht gerne Filme an, eigentlich wo jemand stirbt, aber die Geschichte hat mich jetzt halt überkommen und ich muss sagen, obwohl es so ein trauriges Thema ist, liebe ich die Geschichte, ich liebe die Figur, aber ich würde gern verstehen, warum sollen denn meine LeserInnen, dass diese Emotionen auch haben. Was mache ich jetzt mit euch?
Stephanie
00:28:09
Das ist ehrlich eine tolle Frage, weil die mich auch noch mal klarstellen lässt, die Kreativität der AutorInnen wird durch die Lesemotive überhaupt nicht tangiert. Das heißt, das was du mit Genre bezeichnest, ist eine inhaltliche Kategorie. Die kreuzt sich sozusagen mit den Lesemotiven, weil die Vielfalt der Inhalte, Die ist so vielfältig, wie wir Bücher haben oder AutorInnen haben. Was die Lesemotive dir helfen können, ist zu überlegen, wie adressiere ich das Buch, so wie es als Buch daherkommt, mit meiner Sprache, mit meiner Geschichte und so weiter, so an meine zukünftigen LeserInnen, dass da keine Enttäuschung entsteht. Das heißt, ich würde jetzt mal sagen, ohne dass ich dein Buch gelesen habe, das ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Buch aus dem Bereich Entspannen. Wir haben in der Belletristik einen Entspannen-Anteil von über 40 Prozent. Das heißt, wir müssen, wenn wir tiefer in Entspannen gehen, das nochmal unter dem Hauptcluster Entspannen nochmal aufwächern und sagen, wo positionierst du dich denn da? Und das ist in der Tat eine wichtige Frage. Also der Unterschied zwischen Entspannen und Leichtlesen, im Größenmotiv übrigens Leichtlesen, gucken wir uns nachher vielleicht nochmal an, ist, Leichtlesen will keine Reibung. Die Menschen, die Leichtlesen wollen, die wollen haben das Bedürfnis nach leichter Lektüre mit einfacher Sprache und geringer Komplexität. Und dazu gehört auch, bitte keine Reibung. Wenn jetzt bei dir du dich auseinandersetzt mit dem Thema Tod, dann ist klar, du kannst nicht mehr Leichtlesend sein, weil das zu viel Reibung erzeugt. Die Leute, die liegen eventuell noch ein bisschen wach, denken über diese Geschichte nach, die denken auch am nächsten Tag über diese Geschichte nach, die sollen mich einfach ja auch ein Stück weit beschäftigen. Das ist ja das, was du willst. Also bist du im Motiv entspannen und dann immer innerhalb des Motivs entspannen, weil diese Vielfalt so groß ist. Viele elitistische Bücher sind entspannen, musst du dir überlegen, wo positioniere ich mich. Und dann hast du einmal eine inhaltliche Positionierung und das zweite ist, du hast eine Bedürfnispositionierung. Und da ist es wichtig, dass du sowohl von dem Cover-Motiv und dem Titel, das sind die beiden wichtigsten Aspekte, um dein Buch klar zu adressieren, Aber auch mit dem Klappentext musst du klar formulieren, was du bringst. Und da muss klar sein, hier geht es um Drama. Damit die Menschen, und viele Menschen lesen das ja, es ist ein riesiges Motiv, damit aber klar ist, was sie bekommen. Und das heißt, du fächerst auf den inhaltlichen Aspekt, aber du sagst auch ganz klar, Das wird dich beschäftigen, das wird dich vielleicht phasenweise traurig machen. Du begleitest jemanden in dieser Todeserfahrung, wie auch immer die jetzt ist, habe ich nicht ganz verstanden. Also da maximal deutlich sein und eine Sprache nutzen und eine Bildmotivkeit benutzen, die da eindeutig ist. Und dieses Bildmotiv hat die herausragendste Bedeutung beim Buch. Also wir haben herausgefunden, dass wir diese vielen Modepackungen haben Und in der erzählenden Literatur haben wir, also das ist ja quantitativ und qualitativ erforscht worden, 70 Prozent Mogelpackungen. Das heißt, die Menschen haben aufgrund des Covers und des Titels, und das ist die Hauptbewertung, die sie vornehmen, die AutorIn ist irrelevant. Wir haben außer wirklich in der Liga FITZEG keine Autorenbekanntheit. Das heißt, Bildmotiv des Covers und Titels sind von herausragender Bedeutung. Und das ist ja auch nicht so einfach, mit diesen beiden Dingen jetzt sowohl die eindeutige Positionierung deines Themas, also Rockstar, Drama, Tod spielt eine Rolle, aber dieses Milieu natürlich auch, vielleicht auch ein bisschen Liebe, also Bildmotive aufzusetzen, um gleichzeitig im Motiv entspannend zu sein und dann nicht diese knallharte Reibung zu haben. Das heißt, wir haben, wir kennen und das wir bearbeiten ja mit der Limbic-Methode. Wir wissen, welche Farbgebung du haben müsstest, welche Typo du nehmen müsstest, welche Sprache du nehmen müsstest, um dich abzusetzen, wenn es entspannend ist. Zum Beispiel von den beiden Motiven, die ganz woanders sitzen auf der Limbic-Map, auseinandersetzen und Nerven kitzeln. Das müssten wir halt mal gucken. Schreibst du hier gerade auseinandersetzen und Nerven kitzeln, so wie du es beschrieben hast, eigentlich nicht. Glaube ich, dass es entspannend ist. Aber dann darfst du nicht diese harten Schwarz-Weiß-Rot-Kontraste haben. Du musst es weicher machen, damit dieses Entspannen eindeutig getriggert wird.
Vera
00:32:44
Da sind wir jetzt auch wieder bei der Frage, die ich vorhin schon gestellt habe, die du bis jetzt noch nicht so richtig beantwortest, zumindest für mich noch nicht. Woher weiß ich denn jetzt genau, was ich tun muss? Also woher weiß ich, was vielleicht an meinen Covern fehlt, damit ich noch exakter in irgendwelche Lesemotive passe.
Tamara
00:33:02
Und vielleicht ganz kurz, ich weiß nicht, ob es dazu gehört, aber du hast einen Begriff genannt, den ich gerne nochmal nachhaken würde, Limbek, Limbek? Limbek.
Stephanie
00:33:10
Ja, genau. Also die Methodik, auf der diese Lesemotive entwickelt wurden, ist die Limbek-Methodik. Das ist was, von dem ich persönlich sehr überzeugt bin. Es gibt da Anhänger, es gibt da Gegner. Diese Limbeck-Methodik ist in den 90er Jahren von Professor Heusel entwickelt worden. Und das Buch, was damals erschienen ist, ist durch die Decke geknallt. Das hieß Link-Limbeck. Und diese Methodik geht, anders als zum Beispiel die Sinus-Milieus, davon aus, dass die Mehrzahl unseres Handelns unbewusst gesteuert ist. Und dass wir nur, wenn wir die Bedürfnisse und Motive der Menschen kennen, die Werte der Menschen kennen, dass wir dann sauber erkennen können, was treibt sie an und was sind ihre Bedürfnisse. Und auf diese Methodik haben wir die Lesemotive aufgesetzt. Das heißt, es gibt einen Unterschied zwischen dem, wie wir arbeiten mit Bedürfnissen, situativen Bedürfnissen. Wir haben jetzt ein paar Mal das Thema Zielgruppe da reingebracht. Das können wir, wenn wir die Zeit uns nehmen wollen, auch noch mal auseinanderziehen. Wir sagen, jenseits von der Zielgruppe gibt es situative Bedürfnisse, die auf Basis eines unbewussten Impulses vorliegen. Und die können heute anders sein als morgen, die können auch jetzt schon anders sein als heute Nachmittag, wenn nicht anderen Stimulationen ausgesetzt sind. Das heißt, jenseits von der Zielgruppe denke, geht dieses Modell von Bedürfnissen, Werten und Motiven aus. Und die Limbeck-Methodik hat dann ganz vielfältige Ansatzmöglichkeiten und Handlungsfelder entwickelt. Das ist immer weiterentwickelt worden und die Lesemotive basieren auf dieser Limbeck-Methodik. Und ich kann euch das auch in dieser Kürze der Zeit nicht beantworten, weil das ist so ein bisschen die Problemstellung. Vera, du hast die Lesemotive für Dummies gelesen. Ich habe die ja schreiben dürfen. Ich habe gedacht, das mache ich mal so am Freitag Nachmittag drei Stunden und dann habe ich da tagelang und wochenlang dran geschrieben. Das wird euch als AutorInnen nicht überraschen, mich hat das Team nicht überrascht. Es ist nicht ganz easy und wahrscheinlich müssen...
Vera
00:35:16
Und wenn ich da noch mal so reinhaken darf, das ist auch wirklich der Punkt, auch da, da steht zwar drin, dass AutorInnen und so sich danach richten können, aber wie das genau funktionieren soll, steht da nicht drin.
Stephanie
00:35:28
Steht nicht in dem Büchlein. Und das ist auch so einfach nicht zu erklären. Also da müssten wir wirklich uns überlegen und das würde ich auch total gerne machen, dass wir da wirklich mal eine Weiterbildung zu anbieten, damit man wenigstens mal so einen Griff, so einen Anfang auf dieses Thema kriegt, weil das kann man in der Tat weder in so einem 48-Seiten-Häfterl oder in einem Stunden-Podcast erklären. Man muss dafür tiefer in die Methodik einsteigen, um zu verstehen, wie würde denn so eine Bildmotivität für Entspannen aussehen und dann kreuzt sich das Thema, und das macht es ja nicht weniger komplex, ja immer noch mit den inhaltlichen Themen. Das heißt, wir haben ja eurem vielfältigen Wissen eine weitere Kategorie, die das Thema nicht leichter, sondern komplexer macht hinzugefügt. Und das kann man so schnell nicht erklären und deswegen ist es auch nichts, was man, einfach mal so in einer Stunde Podcast sich reinzieht.
Tamara
00:36:24
Aber ganz praktisch, technisch, habt ihr denn ein Tool, das mir jetzt irgendwie sagt, hier entspannen ist nicht rot-schwarz?
Stephanie
00:36:34
Also es gibt da natürlich Wissen. Dieses Wissen liegt bei der Gruppe Nymphenburg. Das darf auch wirklich nur weitergegeben werden, wer da wirklich lizenziert ist. Aber es gibt diese Toolbox. Es gibt eine Toolbox, wo man ganz klar sagt, hier eher pastellige Töne, eher sanfte Übergänge, wenig Kontraste, Tipo mit wenig Serifen, Sprache, die nicht radikalisiert, die nicht provozieren will. Also das gibt da eine Toolbox dahinter, die man lernen kann. Also wenn man sich so ein bisschen mit der Limbek-Methodik beschäftigt, dann ist das jetzt auch kein Hexenwerk, muss ich ganz klar sagen.
Vera
00:37:11
Gut, aber das ist jetzt nichts, was jetzt irgendwie frei zugänglich ist. Das heißt, als Autorin bin ich eigentlich jetzt keinen Schritt weiter, weil ich kann jetzt wieder nur das tun, was ich bisher tue. Ich kann gucken, was ist so bei den anderen nicht Standard. Sondern weiß ich, wenn ich rot-schwarz habe oder blutige Messer, ist das ein Zwiller und so. Also eigentlich hilft mir doch jetzt die ganze Sache gar nicht weiter.
Stephanie
00:37:32
Ich glaube schon. Ich glaube, die Auseinandersetzung mit den Lesemotiven, auch jenseits von – ich kriege diese Toolbox geöffnet als Wunderkasten – Hilft mir, für mich mehr Klarheit über die Bedürfnisse meiner Leserschaft zu kriegen. Hilft mir, präziser in ein Bedürfnis hineinzuschreiben, wenn ich das will. Hilft mir, mein Bauchgefühl mit einem System, mit der Kategorisierung zu erweitern. Und es ist ja vieles wirklich offengelegt. Wir haben viele YouTube-Videos, wo wir das System erklären und so weiter und so weiter. Und es ist auch kein Hexenwerk.
Vera
00:38:10
Okay, aber ich hake da jetzt noch mal ein, weil du sagst, es hilft. Aber es hilft mir ja nur, wenn ich irgendwo mit dem, was ich gerade mache, irgendwo einen Abgleich habe und mir irgendjemand sagt, okay, da fehlt noch das, du bist nur zu 65 Prozent in Entspannen, musst gucken, dass du auf 100 Prozent reinkommst. So, jetzt hast du gerade YouTube-Videos. Also wie kann ich denn dann da hinkommen?
Stephanie
00:38:35
Also so mechanisch würde ich das auch gar nicht sehen. Also wir hinterlegen die Hauptmotive im VLB, damit auch der Handel damit gut arbeiten kann und so weiter. Als Autorin ist es wichtig, dass ich ein tieferes Verständnis dafür entwickle, welches Motiv eigentlich... Welches Bedürfnis bedient? Also was ist das, was ich da bediene? Wie sind die Menschen drauf? Was suchen die, wenn die meine Bücher suchen? Und da ist ja die Frage nach dem Bildmotiv und dem Titel und dem Cover nur eine Frage, die ich beantworten muss. Vor allen Dingen beantworte ich ja erstmal die Frage, wie schreibe ich denn? Was für ein Content erschaffe ich denn? Und wie erschaffe ich den, der dieses Bedürfnis eindeutiger adressiert? Und da finde ich schon, dass wir mit dem Angebot, was wir haben, viel, viel Wissen mitgeben. Wer im Börsenverein ist, kann sich die Kompaktversion runterladen, wo auch noch mal wirklich viel, viel mehr Informationen, zum Beispiel, aus welchen Einzelbedürfnissen besteht denn so ein Motiv optimieren, zum Beispiel. Wir öffnen die zweite Ebene und sagen, das Bedürfnis optimieren besteht aus zwei Submotiven. Das ist einmal Ich 2.0 und Ego Boost, die sich voneinander unterscheiden. Also wir geben auch freien Content, viele, viele Informationen, die es da euren AutorInnen ermöglichen, mehr über die Bedürfnisse zu verstehen, auf die sie schreiben oder auf die sie zuschreiben.
Vera
00:40:04
Aber kannst du das nochmal ein bisschen sagen, also was genau unsere Mithörer und Hörerinnen sind? Wahrscheinlich alle kein Mitglied im Börsenverein. Also was genau ist das? Wo finden wir was? Wo müsste man einen Einstieg finden? Wo finde ich das, was mir als Autorin hilft?
Stephanie
00:40:21
Also wir haben eine Seite www.lesemotive.de da findet ihr alle Links. Die ist wirklich umfassend. Da findet ihr die Links zum VLB, die euch Aufklärung geben, welche Metadaten, also wie arbeiten wir mit den Metadaten, welche Metadatenpunkte sind wichtig, was berücksichtigen wir dabei? Ihr findet den Link zum Feedback-Browser, wo ihr uns sagen könnt, die KI hat das falsch verortet, sodass wir das überprüfen können. Wir haben eine Checkliste gemacht, was sind die Punkte, wenn ich nicht zufrieden bin mit meinem Lesemotiv, was müsste ich mir angucken? Ihr findet da die Links zu den YouTube-Videos, wo mittlerweile wirklich eine Vielfalt von Videos offen gelegt werden, wo ihr euch angucken könnt, wo ich wirklich auch im Detail erkläre. Ihr findet den Kontakt zu mir, wo ihr Fragen stellen könnt, wenn ihr sagt, ich habe wirklich jetzt eine ganz konkrete Frage. Ihr findet Use Cases, wo wir gearbeitet haben mit den Lesemotiven, weil die ganze Sache bringt ja nur was, wenn wir praktisch arbeiten. Wir haben bis heute noch keinen Use Case, aber das kann ja noch kommen, vielleicht durch eure Vermittlung, wo wir wirklich explizit mit AutorInnen arbeiten. Aber wir haben viele Use Cases, wo wir mit Verlagen arbeiten, wo wir mit dem Handel arbeiten und so weiter. Ich glaube, wenn eure HörerInnen auf diese Lesemotiv-Seite gehen, dann sind die eine ziemliche Weile beschäftigt und haben danach ein gutes Bild davon, was es bedeutet.
Vera
00:41:47
Kannst du mal, wenn du sagst, ihr habt so Use Cases, kannst du es mal so ein bisschen griffiger machen? Weil ich muss gestehen, für mich ist das immer noch sehr...
Stephanie
00:41:55
Theoretisch.
Vera
00:41:55
Genau, sehr theoretisch. Mein Verlage ist ja das, was als Autorin vielleicht als nächstes kommt. Ich sehe jetzt, jetzt wird mein Lesemotiv im VEB angezeigt. Nach meiner Erfahrung, nach Gesprächen mit Buchhändler und Buchhändlerinnen, ich habe doch von keinem gehört, dass der jetzt irgendwie unter Entspannen im VEB sucht und was er sich ins Regal stellt. Kannst du das ein bisschen griffiger machen, wo da jetzt auch mein Nutzen noch ist?
Stephanie
00:42:21
Ich erzähle mal vielleicht zwei Use-Cases, die wir haben. Vielleicht jetzt mal, weil das als letztes von dir kam, das Thema Handel. Ich komme, deswegen sehe ich etwas übernächtigt, aber gestern Abend hatten wir hier im Landesverband Bayern, ich wohne ja im Südbayern, hatten wir einen Abend, wo wir in der Buchhandlung, die sehr, sehr lange schon mit den Lesemotiven arbeitet, BuchhändlerInnen empfangen haben, die Interesse an den Lesemotiven haben, es war ein sehr reges Interesse, waren über 30 Leute da, die sich das angeschaut haben, praktisch in der Buchhandlung Lesezeichen in Germaringen, aber auch viel gefragt haben, wie kann man das umsetzen. Wir haben vor kurzem veröffentlicht, welchen Umsatzerfolg die LG Buch mit seiner Projektgruppe hat. Wir haben zehn Buchhandlungen, die umgeräumt haben, die Belegristik auf Lesemotive. Das kann man sich so vorstellen, dass wir wirklich das Sortimentskonzept in der Buchhandlung wegentwickelt haben von der Warengruppendenke. Also da gibt es nicht mehr ein Regal Krimi, um zu unserem Eingangsbeispiel zu kommen, sondern da gibt es ein Regal Nervenkitzeln und einen Tisch Nervenkitzeln, wo die Thriller stehen, die dieses eindeutige Bedürfnis bedienen. Und es gibt einen zweiten Tisch oder die zweite Hälfte eines Tisches, das ist in kleineren Buchhandlungen, und ein zweites Regal, wo entspannende Krimi-Handlung ist. Das heißt, wir haben uns entschieden, im ersten Schritt die Warengruppen denke zu lassen, also Krimi zusammenstehen zu lassen, im zweiten Schritt die beiden Motive sauber voneinander zu trennen und dann innerhalb des Regals wieder eine Autorenalphabet zu entwickeln. Und diese Buchhandlungen, die damit arbeiten, und das war der Sinn hinter dem LG-Buch-Projekt, wir haben die zehn Buchhandlungen, die damit arbeiten, umzerzeitlich verglichen mit den restlichen LG-Buch-Buchhandlungen, es sind ja über 100 Buchhandlungen in der LGBU als Verbund in der Kooperation zusammen und die haben sich signifikant im Umsatz, in der Umsatzentwicklung besser entwickelt als der Rest. Das heißt, wir haben diesen Beleg und ihr könnt euch vorstellen, dass die LGBU-Buchhandlungen, in denen wir das offen belegt haben, ein großes Interesse haben, auf Lesemotive umzustellen. Wir haben aber, wir arbeiten aber auch mit dem Nordbuchverbund, ich arbeite mit Talia AT in Österreich zusammen, ich bin im Gespräch mit Talia Deutschland. Bei den Großen ist das natürlich immer eine viel größere Geschichte, weil die natürlich immer standardisiert ihre Buchhandlung umbauen. Aber wir haben mittlerweile in Deutschland viele, viele Buchhandlungen, die damit arbeiten. Das heißt, für eure AutorInnen, wenn sie in die direkte Handelsansprache gehen, ist es von großer Bedeutung, über ihr Lesemotiv Bescheid zu wissen, weil es immer mehr Buchhandlungen geben wird, die damit arbeiten. Es ist aber auch wichtig, dass es den VLB richtig hinterlegt, weil sonst landen sie im Zweifelsfall im falschen Regal. Und ich glaube, diese Kenntnis um das Bedürfnis ist auch ein USP, wenn man ihn eindeutig adressieren kann, wo auch mal Klarheit reinkommt, warum sollte ich als Händlerin dieses Buch jetzt eigentlich einkaufen. Also das bedient erfolgreicher als andere Bücher, vergleichbare Bücher, ein eindeutiges Bedürfnis. Das ist für mich ein wirkliches Alleinstellungswerk, was man da mitgeben kann. Bei Verlagen arbeiten wir auch da viele, viele Handlungsfelder, also wie beim Handel, wo wir auch in der Werbung sauber gearbeitet haben, arbeiten wir bei Verlagen, indem wir mit den Verlagen Leitplanken entwickeln, wie Sie ein Buch, wenn Sie das Manuskript vorlegen haben, wenn Sie das Gespräch mit den AutorInnen hatten, wie Sie ein Buch schon im Vorfeld, bevor Sie es überhaupt in VLB gemeldet haben, eindeutig zuordnen. Weil eigentlich sollte ja klar sein, das steht drin, das ist das Lesemotiv, wenn ich meine Metadaten sauber mache, dann ist im VLB auch das richtige Motiv. Aber das ist ja ehrlich gesagt eine schematische Arbeit. Viel interessanter ist ja, wie positioniere ich dieses Buch in dieser in diesem Schnittpunkt Bedürfnis zu inhaltlicher Kategorie. Das, was wir eben mit Tamara diskutiert haben. Es ist ein Drama, es geht um einen Rockstar, es geht um die Musikgeschichte, es geht vielleicht um Liebe und es bedient das Bedürfnis Entspannen mit einer ordentlichen Packung Reibung. Und dann entwickeln wir Leitplanken, wie wir wegkommen von dieser Diskussion in den Verlagen. Der eine sagt, ich fände es aber grün schöner, der andere sagt, ich habe es meiner Schwester gezeigt, Ich finde aber, da müsste unbedingt ein Auto drauf. Warum machen wir einen Mann und nicht eine Frau? Ihr kennt diese Geschichte. Und die Verlage, die mit diesen Leitwagen arbeiten, sind 30 Prozent weniger Diskussion, weil von vornherein klar ist, das ist der Inhalt, das ist das Bedürfnis. Und dann ist es schon viel klarer, wie sollten wir dieses Buch positionieren? Titel, Cover, Klappentext, Werbetexte, Metadaten. Also ich bin einfach schneller durch diesen Prozess, weil es mir hilft, eindeutiger zu werden. Und das ist was, wo wir mit Verlagen wirklich, wirklich gute Erfahrungen haben, weil die sagen, es geht schneller, es wird eindeutiger. Es ist eine Ergänzung, die uns hilft, präziser zu arbeiten, um die Adressierung, an potenzielle Kundinnen klarer hinzubringen.
Vera
00:47:32
Diese Leitplanken, von denen du sprachst, findet man die auch auf dieser Webseite?
Stephanie
00:47:37
Nee, weil die ja für die Verlage entwickelt werden. Und so einfach ist es dann wiederum auch nicht. Und da verstehe ich, dass du da so ein bisschen sagst, also wie hilft mir das denn jetzt wirklich? Weil ich muss es für mich, also wenn wir jetzt über eure Babbel reden, über die AutorInnen, ich muss es für mich einmal überlegen. Ich muss mir selbst Leitplanken verpassen. Ich muss sagen, was ist das, wo ich schreibe? Inhaltliche Kategorien sind ja meistens klar, manchmal auch die Zielgruppen, aber wenn wir jetzt zum Beispiel sagen, die Selbstpublisherinnen bedienen ja sehr, sehr gut ihre Zielgruppen, aber diese Übersetzung, welche Bedürfnisse haben meine Zielgruppen und wie unterscheiden die sich voneinander? Das ist eine Arbeit, die jetzt ich euren AutorInnen erstmal empfehlen würde, für sich zu tun. Ich biete da gerne an, dass ich da beratend tätig bin. Das ist ein Beratungsmandat, was ich für die MVB tue, was natürlich nicht kostenlos ist, aber ich glaube, ich komme da auch mit den Informationen, die wir zur Verfügung stellen können, schon sehr weit, sodass eure AutorInnen auch in der Lage sind, sich ihre eigenen Leitplanken zu entwickeln. Ich glaube, das ist gut investiertes Geld, weil es einem Klarheit bringt in der Frage der Bedürfnisse der Zielgruppen.
Vera
00:48:49
Aber jetzt von den Möglichkeiten und losgelöst von bestrahlten Dienstleistungen, so unsere Hörer und Hörerinnen sind ja im Regelfall Autoren, Autorinnen. Wie kann ich denn da so meine, in ersten Schritten meine Leitplanken finden? Oder mache ich es doch so, wie ich es bisher mache? Ich gucke einfach, was die anderen machen.
Stephanie
00:49:07
Ich glaube, eine Beschäftigung mit den Lesemotiven, so ein bisschen strukturiert. Vorher überlegen, was will ich wissen, bevor ich in diese Welt der Lesemotive, die unglaublich komplex ist, aber auch, wir haben viele Informationen zusammengetragen, vorherüberlegen, was will ich wissen. Ich kenne meine Zielgruppe vielleicht. Vorher sagen, welche Bedürfnisse könnten die denn haben? Was weiß ich denn über deren Bedürfnisse? Und auf der anderen Seite vielleicht das, was du eben gesagt hast, ich habe mir das angeguckt, ich habe da entspannt und dann habe ich da mal entspannt mit Lachen, dann zu sagen, was sind denn zum Beispiel meine Bedürfnisse, die ich bediene, euch mal rauszufiltern, was ist denn das, was heute schon die KI sagt über euch und dann mal gucken, findet ihr euch da wieder, ist es richtig, ist es falsch, wenn ihr euch da wieder findet, Was bedient ihr denn eigentlich heute schon? Also sich ein bisschen eine Erkenntnis und dann so ganz fokussierter darauf zu gucken, was bedient ihr denn heute schon? Und wenn ihr sagt, ich bediene immer entspannen und leicht lesen, dann einfach die anderen Lesemotive mal rechts liegen lassen und einfach euch alles das rausziehen, was ihr zu diesen beiden Motiven bei unseren Informationen findet. Ich weiß nicht, ob wir uns die Zeit noch nehmen wollen, dass wir die Motive einmal so durchlaufen lassen oder vielleicht nur die die Lesemotive, die in der Belletristik vorherrschen, dass ich euch die noch mal ein bisschen näher erläuter, weil schon da wird wahrscheinlich klar, wie komplex das ist, aber auch wie griffig, dass es euch da helfen könnte.
Vera
00:50:40
Das machen wir. Nur eine kurze Frage, weil gerade jetzt, als ich dann gesehen habe im VLB, ich bin entspannt und lachen. Also die Frage, die sich mir stellt, ist eigentlich weniger, welches möchte ich machen. So, mir macht beides Spaß. Die eine Frage ist jetzt mal ganz simpel. In welcher wäre ich denn erfolgreicher oder welche ist lohnenswerter? Welches Lesemotiv? Kann man das so sagen?
Stephanie
00:51:03
Also es gibt da zwei Antworten drauf. Gehen wir mal nur in die Bälle, weil da ist es schon schön eingegrenzt. Also, weil im Rest, naja, vielleicht erzähle ich euch auch noch ein bisschen was zu sagen. Also in der Bälle Dristig, es gibt das Lieblingsmotiv des deutschen Buchhandels und wir haben mit der LG Buch zwei Dinge ausgewertet. Wir haben immer gesagt, womit macht ihr denn euren Umsatz, mit welchem Motiv und was habt ihr denn im Bestand. Und ihr könnt euch lebhaft vorstellen, Entspannen ist alles drin, die sogenannte gute Unterhaltung, aber auch die Literatur. Es ist krass, in welcher Dimension der deutsche Buchhandel Entspannen anbietet. Das heißt, um reinzukommen, ist Entspannen das Mittel der Wahl. Wir haben in diesen Welle-Abteilungen der deutschen Buchhandlungen teilweise 60-70% Bestandsanteil entspannen. Das ist die Antwort auf, wie komme ich denn rein. Sie lieben einfach das. Aber das wissen natürlich auch alle Verlagen. Alle Verlage bedienen das, ob groß oder klein. Das Motiv mit dem größten Potenzial. Bedeutsam mit dem Größenpotenzial ist das Motiv Leichtlesen. Das Bedürfnis nach einfacher Sprache, mit geringer Komplexität, also wenig Zeitebenen, einfache Sprache, wenig Personal. Das ganze Buch soll keine Reibung erzeugen. Das ist das größte Bedürfnis unserer BuchkäuferInnen und vor allen Dingen mit 30 Prozent das häufigste Bedürfnis der Abwanderer. Das heißt, sie sind gegangen, weil sie dieses Bedürfnis nicht mehr bedient bekommen. Und die holen sich das jetzt über Netflix. Das heißt, würdest du mich fragen, was hat das größte Potenzial? Würde ich sagen, Leichtlesen. Und es ist auch gleichzeitig im Moment das Lesemotiv mit der größten Umsatzentwicklung, weil es Young und New Adult in großer Dimension bedient. Also das ist auch gleichzeitig das mit der größten Dynamik. Das heißt, würdest du mich fragen, würde ich sagen, schreib in Leichtlesen. Aber ehrlich gesagt, so funktionieren ja AutorInnen nicht. AutorInnen funktionieren ja aus einer Motivation, diesen kreativen Prozess, den man fühlt, zu Papier zu bringen und haben eine Botschaft. Und deswegen würde ich ja auch nicht empfehlen, schreib in einen Motiv. Also du warst bisher immer, hast du immer Sachbuch gemacht. Jetzt schreib mal leicht lesen. Das ist ja Quatsch. Aber wenn ihr mich fragt, das größte Potenzial liegt im Moment in Leichtlesen und Young and New Adult als aufgehender Stern, den alle Buchhandlungen jetzt gerade im Blick haben, da kommst du am schnellsten mit rein. Weil da ist echt Bedarf da. Da braucht es wirklich Masse im Moment. Wie lange das anhält, dieses Thema, das weiß ich nicht.
Tamara
00:53:42
Da hab ich es ja schon wieder verkackt.
Stephanie
00:53:46
Überhaupt nicht.
Tamara
00:53:47
Vielleicht kurz für dich wäre auch, vielleicht hilft dir das auch beim Verständnis, wenn ich mal kurz erzähle, was gerade so alles in mir arbeitet, weil ich muss gestehen, ich habe mich bisher nicht wirklich mit Lesemotiven beschäftigt und für mich waren halt wirklich so zwei Fragen da. Einmal, warum sollte man meine Geschichte lieben und zum anderen, ich würde sagen, meine Sprache ist nicht kompliziert, aber schon als mal ein bisschen blumig, mit ein bisschen auch mal gehobeneren Worten. Ich habe mich gefragt, ist da ein problematischer Kontrast dazu, dass dann eben auch dieses Sex, Drugs und Rock'n'Roll-Milieu ist, wo der auch mit Wörtern um sich wirft, die man jetzt hier im Podcast nicht unbedingt sagen muss. Und wo du dann eben diese Begriffe in den Raum gestellt hast, also allein schon entspannen, wäre ich gar nicht dass es entspannend ist, über so eine Geschichte zu lesen, aber dann eben nicht leicht lesen, sondern darüber nachdenken und dieses Stichwort Reibung, also da habe ich eben wirklich eine Gänsehaut bekommen, weil ich gedacht habe, ja, das ist ja so. Ja, das ist es. Und da geht jetzt in mir auch so die Bildmaschine los, dass ich da schon irgendwie das für mich greifen kann. Also mir hilft das gerade total, einfach mich selbst und meine Geschichte zu verstehen. Und ich glaube, wäre vielleicht, wenn man da sich einfach noch mal weiter reinsetzt sozusagen und reinfühlt, dass man da so drüber sinniert und dass einem dann wirklich vielleicht so Bilder aufgehen, die einfach total hilfreich sind. Die praktische Frage ist dann einfach, wenn ich jetzt auf lesemotive.de gehe, finde ich da diese ganzen Kategorien, die du uns ja gleich noch, nicht Kategorien, Lesemotive und unter, okay, also die finde ich auf lesemotive.de, und du würdest uns jetzt auch noch kurz was dazu erzählen, weil wir nehmen uns so viel Zeit, wie wir brauchen.
Stephanie
00:55:45
Sehr gut, ich würde gerne auch noch mal auf dich antworten, Amara. Du Du hast es genau richtig erkannt. Es gehen Türen auf, die einen Zugang zu den Bedürfnissen der Kundinnen und LeserInnen bringen. Du hast ja gesagt, ich will, dass sie meine Geschichte lieben. Sie lieben deine Geschichte dann, wenn sie ihr Bedürfnis bedient. Und dieser Aspekt ist immer, einmal ist es inhaltlich das, was zu meiner Lebenswelt passt, was zu den Interessen, die ich habe, passe. dann darf der Rockstar auch Fäkal-Sprache benutzen, weil so ist das Milieu einfach. Und jemand, der keine Lust hat, über dieses Milieu zu lesen, der wird sich vielleicht daran stößen, der wird aber vielleicht auch mit deinem Buch gar nicht happy sein. Das ist der inhaltliche Aspekt. Das andere, was wir immer beantworten und das, was wir mit den Lesemotiven bedienen, ist die Bedürfnisseite. Wir reden nicht über den Inhalt des Buches, wir reden darüber, welches Bedürfnis es bei der Leserin bedienen und das hat mit dem Inhalt, natürlich am Ende des Tages muss auch der Inhalt dann stimmen, also es muss von meinem, für mich von Interesse sein, dass es dieses, dass es dieser, also diese inhaltliche Geschichte, aber vor allen Dingen geht es darum zu sagen, was ist eigentlich das Bedürfnis und diese Begriffe, die hat der Teufel gesehen, dass wir dieses Lesemotiv entspannt genannt haben und noch viel, viel schlimmer leicht Ihr könnt euch vorstellen, was die VerlegerInnen der Verlage, die wir in Live-Lesen eingeordnet haben, was die mir um die Ohren hauen, weil das ist natürlich etwas, was man überhaupt nicht sein will. Und der unvergleichliche Tobias Streitpferd, der... Der da maßgeblich mitgewirkt hat an den Lesemotiven, der sagt immer, hätten wir sie doch bloß Lesemotive 1 bis 10 genannt. Weil die Weibung entsteht schon durch die Kategorie oder den Namen der Kategorie, wo man nicht sein will. Also will wäre lachen sein, keine Ahnung. Es ist ein extrem großes Motiv, viel größer als das, was der Buchhandel aus dem Thema Humor macht. Also wir haben viele, viele Bestseller, die lachen sind, auch wenn wir es nicht erkennen. Also Dieter Falk zum Beispiel ist natürlich oft im Hauptmotiv Lachen und es ist ein bedeutsames Produkt. Und gestern die Buchhändlerin hat uns auch erzählt, dass sie jetzt endlich ein Lachenregal gemacht hat. Und sie sagt, ich bin im Glück, weil da stehen Leute davor und kommen auf einmal klar, wo ich mich vorher zu Tode bewahrten habe. Weil die irgendwie nicht benennen konnten, was sie eigentlich suchen. Weil die wären ja natürlich nie auf Lachen gekommen. Und die haben immer gesagt lustig. Und dann hat man immer angefangen, ihnen lustige Bücher zu geben, aber sie meinen ja nicht lustig. Die meinen ja im Breiten, also in der großen, in der Metaebene lachen. Also so gesehen ganz, ganz spannende Geschichte. Aber jetzt sollte ich eigentlich ja die Lesemotive vorstellen. Also ihr findet das auch auf der Lesemotivseite. Wir haben sie qualitativ und quantitativ bewertet. Das heißt, ich gebe euch jetzt auch mal nochmal die Quantität mit. Die Frage, die wir gestellt haben, damit ihr die Quantität einordnen könnt, ist, Was ist das häufigste Bedürfnis, mit dem du in eine Buchhandlung gehst? Ein Buch kaufst. Das ist ja nicht immer eine Buchhandlung. Also was ist das häufigste Bedürfnis, was du hast, wenn du an Buchkauf denkst? Das ist das, was wir bewertet haben. Es gibt natürlich auch immer noch das zweitwichtigste Bedürfnis und das drittwichtigste Bedürfnis. Also es ist nicht so, dass die Abwanderer sagen, ich fand Lesen immer schon scheiße, sondern die sagen, ich habe etwas verloren, was mir wirklich wichtig war und ich weiß gar nicht, warum ich es verloren habe. Das häufigste Bedürfnis ist das Bedürfnis nach, also haben wir Leichtlesen benannt, das Kundenbedürfnis nach unbeschwerter Lektüre mit einfacher Sprache und niedriger Komplexität. Und das ist gleichzeitig das mit fast 30 Prozent, 29, irgendwas Prozent wichtigste Motiv bei den Abwanderern. Das heißt, die gehen nicht mehr in das, wo man heute Bücher kauft, weil sie da auf das Bedürfnis nicht mehr treffen. Und wir haben das sehr stark festgemacht an dem, ich hätte jetzt fast gerade Niedergang, also an dem Kleinerwerden von Weltbild und an dem Verschwinden des Club. Der Bertelsmann Buchclub hat sich bedeutsam mit dem Motiv Leichtlesen auseinandergesetzt und es ist uns verloren gegangen und wir haben Reichweite verloren für dieses Bedürfnis. Das zweite ist das mit 16 Prozent das Motiv entspannen, das Kundenbedürfnis nach Rückzug, der ausgleichend wirkt und das ist das Tamara, was du meinst. Also auf entspannen wärst du nicht gekommen. Aber ich entspanne bei Sasa Stanisic. Viele Leute sagen mir, die Herkunft ist so aufreibend zu lesen, das kann ich nicht lesen, weil das entspannt mich nicht. Also wir reden über die Meta-Ebene entspannend. Was nehme ich, um aus meinem Alltag zu entfliehen? Das ist entspannen. Mit was entfliehe ich aus meinem Alltag? Mein Mann liest dazu nur Sachbücher. Ich lese da Sasa Stanisic oder Daniela Green. Ich lese aber keine Barbara Wood, aber es gibt viele Leute, die aus dem Alltag entfliehen und lesen Barbara Wood. Barbara Wood ist auch entspannend und nicht leicht lesen, weil sie mit vielen Zeitebenen immer aufwartet und mit einem unglaublich breiten Personal, sodass sie ganz häufig in den Büchern hinterher eine Liste braucht, wo man sieht, welcher Cowboy und welcher Richter und welche Bibliothekarin denn jetzt nun in welcher Zeitebene eine Rolle gespielt hat. also entspannen. Dann haben wir mit 15 Prozent sehr bedeutsam und im Moment sehr aufsteigend das Motiv Eintauchen, das Kundenbedürfnis nach anderen auch fiktiven Welten, die aus dem Alltag entfliehen. Das ist oft inhaltlich sehr nah und auch überlappend mit entspannen Unterhaltung. Das Bedürfnis dahinter ist aber dieser Mensch, der das liest, will weg sein. Also ich bin Claire, die mit Jamie über die Highlands reitet. Also ich bin, und deswegen könnte dein Buch auch ein Nebenmotiv eintauchen haben, ich bin der Rockstar oder ich bin die Frau an der Seite dieses Rockstars. Ich bin weg. Also das, was die wollen ist, und das ist oft Romanticy, ist raus sein. Und wahrscheinlich hast du früher, wenn du Romanticy geschrieben hast, tendenziell größere Anteile eintauchen gehabt. Das müsste man sich angucken. Das ist aber auch gar nicht so wichtig, weil viele Bücher zwei Motive bedienen und diese drei Motive sehr nah beieinander sind. Das ist gar nicht so wichtig, was ich da jetzt eigentlich wirklich praktisch am häufigsten habe. Die KI vergibt ja Prozentsätze und das könnt ihr leider nicht sehen, aber für euch beide mache ich da eine Ausnahme und guck mal in das Gehirn der KI und guck mal, wie viel Prozent hast du, Vera, denn entspannt und wie viel Prozent hast du lachen. Und das ist aber ein theoretischer Wert. Also es ist ein theoretischer Wert, den eine KI ausspuckt, die 64 Meterdaten ausliest. Wir brauchen das einfach, um diese Bücher zu hinterlegen, damit wir diese Quantität ausweisen können. Dann kommt Lachenwährer. Das ist mit 15 Prozent eines der ganz großen Motive. Das Kundenbedürfnis nach Heiterkeit, vom Schmunzeln bis hin zum Spaß pur. Und das ist in der Tat nicht im eingeengten Sinn Humor, sondern das ist dieses ganze Spektrum. Das ist Satire, das ist Humor, das sind viele Manga sind da auch drin. Wir haben aber auch viele Romane, die in diesem Bereich sind. Also das ist wirklich diese komplette Breite des Motivs Lachen und wir hatten das mal, wir haben ja zwei generische Motive, die ich jetzt gar nicht mehr benenne, aber das größte generische Motiv ist Freude am Lesen und das ist sehr sehr deckungsgleich mit dem Motiv Lachen. Das heißt, die Menschen nutzen die Lektüre von Büchern häufig, um aus ihrem Alltag zu entfliehen und da ist eine gewisse Leichtigkeit, Also das Thema Lachen ist davon großer Bedeutung. Also das ist auch wieder, wenn du sagst, wie muss ich es denn machen, ein Wettbewerbsvorteil, muss man ganz klar sagen. So, jetzt kommen die non-fiktionalen Motive, die sind ein bisschen kleiner in dieser Fragestellung, weil am häufigsten kommen die Leute schon, um aus ihrem Alltag zu entfliehen und das sind halt häufig fiktionale Texte. Aber die sind deswegen nicht weniger bedeutsam, weil als Nummer 2 und 3 kämen die dann häufig. Und das größte Motiv in diesem non-fiktionalen Bereich ist das Motiv Entdecken. Kurios Kundenbedürfnis nach unbekannten Kanten, das Lust auf Neues macht und inspiriert. Ein sehr starkes Motiv, was sich sehr stark auch umsatzseitig entwickelt, weil da alle die Dinge reinkommen, die es stimulieren, die mich entführen. Das ist ein Grund dafür, so ein Schwestermotiv zu eintauchen. Also wenn es mich entführt aus meiner Denkwelt, aus meinem Alltag, dann ist es das Motiv Entdecken. Und das war in Corona sehr, sehr stark, weil wir damit entfliehen konnten aus dem engen hermetischen Alltag, in dem wir waren. Bekanntes Buch zum Beispiel, was das Motiv Entdecken sehr, sehr stark triggert, ist von Ottolenghi, Jerusalem. Da geht es nicht um die Rezepte. Also da hat Ottolenghi mit seinem Kompagnon eigentlich eine ganz andere Welt eröffnet. Man hat eine wahnsinnige Bildstrecke am Anfang und auch einen sehr intensiven Text, den ich liebe, wo der Ottolenghi mit seinem arabischen Kochfreund durch Jerusalem geht. Man riecht diese Gewürze, man fühlt die Wärme der Altstadt, die die Mauern abstrahlen. Man riecht dieses Essen, man sieht diese vielen Stände, wo Essen angeboten wird und man taucht ein in die Vielfalt der jüdischen, aber auch arabischen Kochwelt und dieser Produkte, die die benutzen und die sehr so nah beieinander sind. Die haben ja wunderbar dargelegt, dass sowohl die arabische Mutter wie auch Ottolengis Mutter, die jüdisch kocht, aber wie sie natürlich dieselben Produkte benutzen und auch beide in der Form von Hummus haben. Und das ist entdecken, das ist nicht kochen. Natürlich will ich auch danach kochen, aber das koche ich nicht jeden Tag. Da gehe ich vielleicht mit meinen Freundinnen in der Küche, komme ich zusammen und wir entdecken Neues. Dann kommt das Motiv verstehen, das Kundenbedürfnisse, Erklärungen und Zusammenhängen oder Pflichtlektüre, zum Beispiel für Schule und Studium. Diese Bücher fächern die Welt des Wissens auf. Die führen mich in diese Welt. Und anders als das Motivorientieren, was das Ratgebermotiv ist, wo ich sage, sag mir einfach, was ich tun soll, soll dieses Motiv verstehen, mit viel Wissen und auch mit einer Komplexität auffahren. Dann habe ich das Motiv Optimieren mit 5 Prozent, das Kundenbedürfnis nach Leistungsverbesserung, die zu persönlichem Erfolg führt. Daran kann man immer schön sehen, wie komplex diese Motive sind. Wir haben die hochgeclustert. Und das Optimieren-Motiv hat zum Beispiel zwei Submotive, einmal Ego-Boost. Da geht es um die extrinsische Motivation. Ich will, nach außen sollen die alle merken, wie doll ich bin. Ich will mich weiterentwickeln und das hat viel mit Ruhm und Autonomie und Karriere zu tun. Es gibt aber auch ich 2.0. Das ist ein intrinsisches Motiv. Das ist mir wurscht, ob die anderen das merken, aber ich will mich für mich verbessern. Da könnt ihr euch lebhaft vorstellen, in dem einen viele Karrierefiebel, in dem anderen viel, was mit Spiritualität, mit Achtsamkeit zu tun hat, aber auch mit den ganzen Themen der Persönlichkeitsentwicklung. Also da kommen ganz unterschiedliche Themen zusammen. Dann haben wir Nervenkitzel, das ist völlig klar, Spannung, die einen mitfiebern lässt, ganz oben im Bereich Abenteuer, Thrill und ganz weit weg von Entspannen. Und das Schwestermotiv, es war mal eins, wir haben es dann auseinandergezogen, um es inhaltlich klarer zu machen, das Motiv auseinandersetzen, das Grundbedürfnis nach gesellschaftspolitischen und oder provokativen Inhalten, auch damit ein Statement zu setzen. Das sind radikale, fiktionale Texte. Da war sicher mal irgendwann mal 50 Shades of Grey drin. Da ist natürlich Kim Lo Reisen drin. Das ist das Nebenmotiv von Sunnysitch, den ich schon eben erwähnt habe, der beides bedient. Ich kann es als entspannend, mit dem Bedürfnis entspannen, lesen. Ich streite mich dabei sehr mit der Mutter der KI, mit Gesa Schöning, die sagt, für mich ist Danish Setsch auseinandersetzend, weil der greift uns doch an, der führt uns doch vor Augen, wie wir in den 70er Jahren, als er groß geworden ist, mit Menschen mit Migrationshintergrund umgegangen sind. Der fächert aber auch diesen ganzen Jugoslawien-Konflikt dieser Zeit auf. Also Bücher können unterschiedlich gelesen werden und unterschiedliche Bedürfnisse bedienen. Natürlich würde ich immer sagen, je eindeutiger es sitzt, also umso klarer führe ich zu eindeutiger Lesefreude. Aber klar können Bücher verschiedene Motive bedienen. Und jetzt habe ich das fast geschafft. Das letzte Motiv ist Orientieren. Das Kundenbedürfnis nach Sicherheit, die sich auf Wissen stützt. Das heißt, der Otto Leng ist im Ratgeberbereich Entdecken ein sehr stark wachsendes Motiv. Das, was GU früher perfekt bedient hat oder was viele Reiseführer bedient haben, ist diese Sicherheit. Das heißt, wenn ich nach Neapel weise, sagt mir mein Reiseführer, wo sind die bösen Ecken? Wie schaffe ich es ganz sicher, dass alles, was man gesehen haben muss, wenn man in Neapel war, gesehen zu haben? Und wo sind die besten Pizzerien in Neapel? Da geht es um Sicherheit. Da geht es um Harmonie, um Gemeinsamkeit. Was habe ich mit der Community, die nach Alme Abel weist, gemeinsam? Und ich hoffe, dass es so ein bisschen, weil es ist ja wirklich eine Zumutung, dass ich so alles anzeige, auch in einem Podcast ohne Bilder, aber ich hoffe, dass die Vielfalt dieser Motive klar gemacht hat, wie breit das ist und dass wir immer vom Bedürfnis kommen. Es hat mit Inhalten wenig zu tun. Hinter jedem Bedürfnis können alle kreativen Welten, die eure AutorInnen erschaffen, einen Platz finden und einfach euch helfen, das Bedürfnis der Menschen noch klarer zu adressieren.
Vera
01:09:38
Also, ich fand's auf jeden Fall jetzt sehr interessant. Zwei Aspekte. Also, ich find Stunning Siege echt schwer zu lesen. Ich hätt den nie unter Entspannen eingebunden. Und dass Nervenkitzel so gering ist von den ... Wir haben vorhin von FITSEG mal erwähnt. Aber ist eigentlich von den Prozentzahlen so gering. Und ich bin sehr zufrieden, dass ich doch mit Lachen und Entspannen weit vorne stehe. Ich würd mich sehr freuen über die Prozentzahlen. Wir schauen mal, wo ich das auch anpassen muss. Das ist sehr faszinierend und ich könnte dir noch zwei Stunden zuhören oder noch länger. Also ich hoffe, dass es euch da draußen auch schon mal ein paar Einblicke gegeben hat und jetzt entlassen wir dich aber nicht, Stefanie, ohne die drei total harten Fragen von Tamara.
Tamara
01:10:22
Ja, ich muss mich erst mal sortieren. Ich bin so angetan und habe gerade an deinen Lippen gehangen. Ja, du hast uns ganz viel erzählt, aber liebe Stefanie, was ist denn etwas, was andere nicht über deine Arbeit wissen?
Stephanie
01:10:34
Ich glaube, also einmal, wie vielfältig sie ist als Beraterin. Also ich begegne einfach wahnsinnig vielen tollen Menschen und ich habe ein zweites Standbein, was auch neben den Lesemotiven mein Herzensprojekt ist, sind die deutschen Landfrauen. Ich arbeite auch viel, viel, viel mit den Landfrauen und das wissen die wenigsten, weil es einfach so eine ganz eigene Community ist. 500.000 Frauen in Verbänden organisiert, die größte Interessenvertretung für Frauen im ländlichen Raum. Ich liebe es sehr.
Tamara
01:11:02
Spannend. Was ist denn deiner Meinung nach einer der größten Irrtümer in der Buchbranche?
Stephanie
01:11:09
Wir kennen unsere LeserInnen. Ich glaube, das können wir wirklich noch besser machen. Ich will es positiv formulieren. Ich glaube, da ist noch viel Potenzial drin. Ich glaube, dass wir viele Glaubenssätze im Buchmarkt haben, die zu so einer Verfestigung führen. Und ich arbeite immer kundenzentriert. Das war schon immer mein Anliegen. Und wir müssen die Vielfalt und die Komplexität, die die Menschen da draußen haben in unsere Buchwelt hineinlassen, um ein bisschen weniger schematisch und ein bisschen mehr von deren Interessen und deren Bedürfnisse zu verstehen.
Tamara
01:11:47
Mir geht gerade noch mal durch den Kopf, wie du eben gesagt hast, vom Bauchgefühl zum Kopfgefühl. Das Gefühl habe ich gerade wirklich. Jetzt wollen wir aber einmal andersrum. Wenn du als Figur in einen Roman eintauchen könntest, was für ein Roman wäre das? Und was würdest du da mit deinem Bauchgefühl anstellen?
Stephanie
01:12:09
Also das wäre Pippi Langstrumpf. Ich habe das gerade spontan gedacht, das ist Pippi Langstrumpf. Ich finde das so toll, wie bedingungslos autonom sie ist, wie wenig abhängig von der Außenmeinung und wie sehr sie ihre Werte klar hat. Und ich wünschte mir für mich, das hätte ich manchmal, vor allen Dingen als Babyboomerin, wäre ich ein bisschen weniger abhängig von dem, was die anderen für mich denken. Also unbedingt, unbedingt. Kippi, die scheißt sich nichts.
Vera
01:12:40
Ja, das finde ich ein sehr schöner Gedanke, da kann ich mitfühlen und ja, liebe Stephanie, du merkst, es arbeitet in mir, was du alles erzählt hast und ich werde das nochmal angehen. Ich werde definitiv Leseproben mit VW hochlesen und mal sehen, ob dann die KI noch was anderes sagt. Wenn ich einbilde, das Leichtlesen, dass ich da auch nicht so weit von weg bin, ja, mal sehen, wohin es führt. Ich danke dir sehr, dass du dir heute die Zeit so spontan genommen hast und uns da eingeführt hast. An euch da draußen, liebe Hörerinnen und Hörer, die Stefanie hat natürlich auch einen Tipp für uns, der ins kommende Buch-Bubble-Bulletin reinkommt, wenn du den noch nicht abonniert hast. Also schnell noch klicken. Und ansonsten folgt uns und schickt uns auch gerne mal euer Feedback, auch eure Fragen zu dem Thema. Wir diskutieren da sehr gerne. Ja, liebe Stefanie, ich hoffe, wir sehen uns demnächst irgendwo in der Buch-Bubble. Und ich danke dir nochmal und sage Tschüss an euch da draußen.
Tamara
01:13:40
Ich schließe mich an und super spannend, bei mir arbeitet es jetzt noch weiter.
Stephanie
01:13:45
Ich danke euch auch, ganz herzlichen Dank. Alles Gute an alle.
Tamara
01:13:48
Ciao, ciao.