Die Zwei von der Talkstelle

Tamara Leonhard und Vera Nentwich

DZVDT #213 - Freude und Bereicherung beim Schreiben finden: Andrea Heckert gegen den Veröffentlichungsdruck

Schreiben, einfach nur des Schreibens Willen? Oder macht erst die Veröffentlichung den Wert des Schreibprozesses aus? Vera und Tamara haben da recht unterschiedliche innere Antriebe und haben sich deshalb Schreibberaterin Andrea Heckert eingeladen.

25.04.2024 71 min Staffel 5 Episode 213

Zusammenfassung & Show Notes

Schreiben, einfach nur des Schreibens Willen? Oder macht erst die Veröffentlichung den Wert des Schreibprozesses aus? Vera und Tamara haben da recht unterschiedliche innere Antriebe und haben sich deshalb Schreibberaterin Andrea Heckert eingeladen.

Sie spricht in dieser Folge über die Freude am Schreiben unabhängig von Veröffentlichungen. Es geht um persönliches Wachstum und Selbstreflexion. Um die Liebe zu Figuren, das Verarbeiten von Erlebtem und diesen ganz besonderen Glückszustand des Flows. 

Schreiben, einfach nur des Schreibens Willen? Oder macht erst die Veröffentlichung den Wert des Schreibprozesses aus? Vera und Tamara haben da recht unterschiedliche innere Antriebe und haben sich deshalb Schreibberaterin Andrea Heckert eingeladen.

Sie spricht in dieser Folge über die Freude am Schreiben unabhängig von Veröffentlichungen. Es geht um persönliches Wachstum und Selbstreflexion. Um die Liebe zu Figuren, das Verarbeiten von Erlebtem und diesen ganz besonderen Glückszustand des Flows.

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Transkript

Vera
00:00:00
Hier ist Folge 213 von die 200-Talk-Stelle und heute gehen wir der Frage nach, was kann einen antreiben zu schreiben, ohne an eine Veröffentlichung zu denken und einen eventuellen Druck loszuwerden? Wie kann ich einfach den Spaß am reinen Tätigkeit des Schreibens finden? Dafür haben wir Andrea Heckert eingeladen.
Tamara
00:00:20
Ja, also nie hat Veras Vergleich mit der wöchentlichen Therapiesitzung, glaube ich, besser gepasst. Wir haben so einiges Verborgenes gehoben und ja, da gibt es für uns viel zu denken und für euch wahrscheinlich hinterher auch. Die Zwei, Hallo und willkommen zu Folge 213 von die 200-Talk-Stelle. Ich bin Tamara Leonhard und mir sitzt eine in frühlingshaftem Pink gekleidete Vera Nendwig gegenüber. Zumindest sagt mein Bildschirm das. Ihr Gesichtsausdruck sagt gerade, es ist kein Pink.
Vera
00:01:08
Nee, es ist Rot. Aber die Kamera verfälscht irgendwie.
Tamara
00:01:11
Bei mir sieht es Pink aus, das kleidet dich sehr.
Vera
00:01:13
Ja, rot, rot aber auch. Also von daher, alles gut. Ja, hallo zusammen und wie ist es bei euch da in Frankreich? Schneidet bei euch auch? Bei unserem Wochenende hatten wir ja Wintereinbruch hier.
Tamara
00:01:29
Nee, Schnee hatten wir nicht, aber ich war am Samstag am Stall und in den drei Stunden hatte ich sämtliche Klimazonen durch. Ich habe im Hagel gestanden, ich habe im Regen gestanden, ich bin fast weggeblasen worden und ich musste sämtliche Klamotten mir vom Leib reißen, weil die Sonne so heiß war. Also ja, es ist abenteuerlich.
Vera
00:01:52
Das ist April, ne? Und ja, ansonsten, was steht an bei dir?
Tamara
00:02:01
Du, im Moment bin ich immer noch, ich versuche immer noch einfach den Tag irgendwie ohne einzuschlafen zu überstehen und halt zu tun, was wirklich getan werden muss. Insofern hinkt das Schreiben auch immer noch ein bisschen hinterher. Ich bin einfach noch nicht ganz wieder auf dem Damm und also ich habe, geschrieben seit unserer letzten Aufnahme, immerhin. Und war auch sehr angetan. Ich musste ja den Anfang von einem Kapitel neu schreiben und hatte eigentlich gar keine so rechte Lust darauf. Und als ich dann aber in der Szene drin war, hatte ich mega Bock und bin auch ganz zufrieden damit, wie es rausgekommen ist. Aber ja, also ein bisschen, also wenn die Tage einfach ein paar Stunden mehr hätten, in denen ich wach bin, wäre das ganz cool.
Vera
00:02:52
Ja, muss man sich, wenn der Körper das braucht, dann muss man dem auch erst mal das geben und sich entspannen. Die fitten Tage kommen dann schon wieder.
Tamara
00:03:00
Ja, ich meine, im allerschlimmsten Fall muss ich halt die Veröffentlichung verschieben. Das heißt zwar, dass ich dann ein Jahr lang keinen Vorbesteller reinstellen darf, aber ich werde sowieso nicht innerhalb von einem Jahr ein neues Buch veröffentlichen, so wie man mich kennt. Aber ich versuche halt trotzdem noch den Termin zu halten.
Vera
00:03:17
Was ist der Termin? Wann war der nochmal? 5.
Tamara
00:03:20
Juli, das heißt am 1. Juli muss ich hochladen. Es ist noch machbar, aber ich weiß jetzt halt nicht.
Vera
00:03:26
Aber da sind noch zwei Monate, da fange ich gerade erst an.
Tamara
00:03:30
Ja, als ich das eingestellt habe, war ja noch nicht abzusehen, dass mich ein Trauerfall erwartet, der mir einfach sämtliche Lebensenergie aus dem Körper saugt. Und ich weiß halt nicht, wie es jetzt die nächsten Wochen aussieht. Also ich lasse es auf mich zukommen.
Vera
00:03:47
Ja, aber bei zwei Monaten, also das sehe ich aber noch, das kriegst du schon noch hin. Ja, ich habe am Wochenende auch geschrieben, aber nicht unbedingt an meinem Buch, auch ein bisschen, aber leider nicht so ganz in WordCounts. Ich war quasi so ein bisschen journalistisch unterwegs, wo das jetzt hochgestochen klingt. Ich bin ja mein Schreibtisch. Ist ja in so einem Gemeinschaftsbüro und das wiederum ist in so einem urbanen Vorzeigeprojekt der alten Samtweberei in Krefeld, falls sich da jemand auskennt. Der Bundespräsident war ja auch schon vor Jahren da und hat das beobachtet, weil das in so einem Multikultiviertel ist und da sind Arbeitsplätze und Wohnungen. Also lange Rede, kurzer Sinn. Es gibt dann verschiedene Projekte, die halt das Zusammenleben fördern sollen. Und wenn man da Mieter, Mieterin ist, dann ist sogar ein Teil der Miete quasi durch ehrenamtliche Leistungen abzuarbeiten. Jetzt bin ich zwar keine direkte Mieterin, ich bin nur zur Untermieter, aber ich habe dann trotzdem gesagt, ich engagiere mich. Und es gibt halt so eine Stadtteilzeitung, der Sandweber, die auch mehr oder weniger ehrenamtlich gemacht wird. Die haben mich halt dann irgendwann mal gefragt, ob ich da nicht auch mal einen Artikel schreiben könnte. Und ja, habe ich gesagt, klar, kann ich machen. Und es gibt jetzt seit einem Jahr ein Chorprojekt, das in den Räumigkeiten der Samtweberei auch probt. Und dann war das mein Thema und die Proben sonntags morgens. Also war ich dann gestern Morgen da bei der Probe und habe bei der Probe auch ein bisschen mitgemacht und mich nachher noch mit dem Chorleiter auf ein Käffchen hingesetzt und ein bisschen befragt und den Artikel geschrieben.
Tamara
00:05:27
Und nebenbei ein bisschen für dein Buch recherchiert?
Vera
00:05:30
Ja gut, das ist ja ein anderer Chor aber na gut das war jetzt eigentlich nicht so das Thema aber ja und dann hat er Artikel geschrieben und dann geht so ein Tag schnell um, Aber immerhin geschrieben, hat auch so viel Spaß gemacht. Schön. Ja, also zumindest der Schreibmuskel ist betätigt worden.
Tamara
00:05:53
Das ist gut.
Vera
00:05:54
Ansonsten hatte ich am Samstag bei meinem Projekt, ich habe gesagt, komm Vera, du musst jetzt wieder mal, sonst sind es alle so die geplanten Termine. Meine Lektorin hat im Sommer noch mal irgendwann auch Ferien, das heißt, ich will das vorher ja dann noch durchhaben mit ihr. Da muss ich halt ein bisschen jetzt Gas geben. Ich lese ja immer das, was ich so am Vortag geschrieben habe, morgens dann so quasi beim ersten Kaffee nochmal so durch. Und da ist mir aufgefallen, dass ich irgendwie einen Fehler im zeitlichen Ablauf hatte. Ich habe irgendwie einen Tag übersprungen. Und irgendwie passte das gar nicht. Weil das, was ich dann geschrieben hatte, passt schon sehr auf den Samstag. Also es war dann Wochenende. Aber den Freitag hatte ich irgendwie vergessen. Dann muss ich immer belegen, was könnte sie jetzt am Freitag machen oder ändere ich alles so und passt das?
Tamara
00:06:44
Da war sie krank.
Vera
00:06:49
So plötzlich, ja.
Tamara
00:06:51
Oder Oma hatte Geburtstag.
Vera
00:06:54
Den kann ich ja auch nicht so einfach. Ich weiß gar nicht, ob Omas Geburtstag, habe ich nicht schon mal definiert. Da muss ich nachgucken in meinen Unterlagen. Mittlerweile bei acht Teilen muss man schon aufpassen, dass man nicht plötzlich was Neues macht. Es wurde gestreikt. Das spielt im Gräfrat keine große Rolle Da gibt es eh keinen öffentlichen Nahverkehr, Ja.
Tamara
00:07:15
Dann weiß ich auch nicht mehr Ja.
Vera
00:07:16
Also mir ist dann so eingefallen dass ich natürlich das, was ich eigentlich nachher machen wollte so in den Ermittlungen dann an der Nebtag machen könnte, und so Aber das ist dann immer so Das sind immer so Momente, wo ich denke, Würdest du doch einfach besser plotten Dann würde sowas nicht passieren Ja.
Tamara
00:07:34
Also da bin ich wirklich mit meinem mit meinem Excel-Kalender total froh, da sehe ich immer auf einen Blick an welchem Tag was passiert.
Vera
00:07:41
Ja, das sehe ich an meinem Zeitstrahl auch. Ich muss halt nur drauf gucken. Ja.
Tamara
00:07:47
Vera, wie soll ich es dir erklären? Ganz einfach.
Vera
00:07:51
Wenn ich da bei der Szene eingebe, das ist jetzt Samstag und nicht drauf gucke, dass vorher die Szene Donnerstag war, dann hilft die beste Excel-Tabelle nichts. Also die Technik habe ich alles. Das ist nicht das Problem. Da ist es mir ja dann auch aufgefallen. Ich wollte dann bei den Szenen dann noch, ich ordne die dann auch mal zeitlich ein und denke, Moment, hier passt was nicht. Und ja, und da ist es mir dann aufgefallen. Also insofern wäre es mir ohne wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Aber wie gesagt, das sind dann immer, und das ist so in diesem Mittelteil jetzt so, oder ich sage mal so Anfang des Mittelteils, wo du bei jeder Entscheidung, die du bei der Geschichte triffst, also ich zumindest immer so ein bisschen Angst habe, biege ich jetzt vielleicht falsch ab und kriege ich diesen Faden am Ende nicht mehr richtig zusammengesprungen. So, ne? Und das nimmt mir dann an deutschen Stellen ein bisschen die Leichtigkeit. Ja. Auch wenn ich natürlich weiß, also ich, ich meine, ist ja nicht mein erstes Buch, bis jetzt habe ich immer alles doch irgendwie wieder zusammenbekommen. Aber so diese Unsicherheit bleibt und ist das vielleicht auch sagen die Leser und Leserinnen nachher, ah, das ist aber jetzt total blöd. Auch wenn das noch nie vorgekommen ist. Aber man hat ja so diese, oder ich habe ja so diese Befürchtungen.
Tamara
00:09:09
Ja, das ist, glaube ich, ganz normal.
Vera
00:09:12
Ja, und wie gesagt, das sind Momente, in denen denke ich, ah, wenn du jetzt so einen Plotplan hättest, da würde so was nicht passieren. Aber auch den kriege ich ja nie hin. Also von daher ist das nicht wichtig.
Tamara
00:09:23
Ja, ich meine, ich habe, also mein Manuskript ist ja in drei Teile geteilt und ich hatte dann für den zweiten mir so aufgeschrieben, was in welchem Kapitel grob passieren soll oder, nee, ich habe es, glaube ich, gar nicht nach Kapitel aufgeteilt, sondern nur, was nacheinander so grob passieren soll. Und als ich mit Teil 2 fertig war, habe ich die Datei aufgemacht, um dann den Teil 3 nochmal zusammenzuschreiben. Also so grob im Kopf habe ich das ja, aber ich wollte es dann einmal aufschreiben und habe den Teil 2 nochmal durchgelesen. Habe so gedacht, ja, wäre auch eine lustige Geschichte geworden. Also das bringt halt einfach sehr wenig bei mir, außer dass ich in Zweifel was habe, um mich dran festzuhalten. Aber ich kann, apropos Zweifel, die kann ich sehr gut nachvollziehen, gerade weil tatsächlich jetzt am Wochenende kam es auch wieder so über mich, dass ich gedacht habe, ach komm, das bringt doch alles nichts. Wo sollen diese Geschichte hinführen? Weil ich halt auch bis jetzt immer in den Romance-Stories, völlig klar, es muss darauf hinauslaufen, dass sie sich kriegen oder wieder kriegen. Kriegen, aber jetzt ist halt vieles anders und irgendwie zweifle ich gerade fürchterlich an der Geschichte, aber da muss man wohl einfach Augen zumachen und weiterschreiben.
Vera
00:10:34
Ja, das ist es eigentlich. Letztlich sind es ja immer nur in der Entscheidung, man muss einfach irgendwann die Entscheidung treffen und sagen, den Weg gehe ich jetzt, Punkt. Und dann, wie ich ja gerade schon sagte, es kommt ja immer zum Ende, also dass es so komplett scheitert, ist ja noch nie passiert. Und oft sind das auch Teilstellen, wo dann eine Rezension gesagt hat, das ist total überraschend oder toll und hier. Und ich habe jetzt aus dieser Szene, die ich da jetzt für den Freitag habe, als ich das so weiter gesponnen habe, ergab sich irgendwie noch so eine weitere verdächtige Person. Da bin ich jetzt unsicher. Inwiefern kann ich die Person als verdächtig machen und was mich da ein bisschen hindert ist, ähm, Ich habe auch in der letzten Woche recherchemäßig an dem Arbeitsplatz angerufen. Also mein Mordopfer ist beschäftigt bei der Gemeinde Grefrath im Bauamt und zuständig für Denkmalschutz. Und bei meinem Auftritt in Grefrath habe ich ja zufällig genau in dem Büro gesessen. Da war meine Garderobe. Und dann habe ich die Frau, die da wirklich arbeitet, angerufen. Und so ein bisschen Hintergrundwissen erfragt, weil sie natürlich sehr vorsichtig ist. Und jetzt war das genau so eine Szene, wo die dann da anfangen, in dem beruflichen Umfeld zu recherchieren. Jetzt bin ich immer ein bisschen unsicher, wie weit ich da gehen kann. Nicht, dass sich da ein paar Leute angesprochen fühlen. Das ist irgendwie anders, wenn man nicht vorher mit denen geredet hat, da sind die so weit weg aber jetzt hat die irgendwie so ein Gesicht für mich, und da bin ich jetzt, das bremst mich jetzt ein bisschen, aber ich glaube ich muss da einfach drüber weg, ich meine bis jetzt ja, also da bin ich am Kauen, aber also ich sitze ja morgen vier Stunden im Zug nach Paris, da werde ich dann hoffentlich ein paar Wörter geschrieben kriegen, und Und habe dann auch vor, in den Tagen Paris so morgens beim Grand Gré im Bistro zu sitzen und ein bisschen zu schreiben und mich von dem städtischen Flair etwas inspirieren zu lassen.
Tamara
00:12:49
Das hört sich sehr, sehr gut an.
Vera
00:12:51
Finde ich jetzt auch erstmal. Mal sehen, was daraus wird. Wobei wir da ja dann im Prinzip auch schon beim Thema sind, was die Motivation und speziell die Freude am Schreiben, ausmacht und die Hörerinnen und Hörer wissen ja, dass es, Also dass ich ja wahrscheinlich nicht schreiben würde, wenn da nicht Veröffentlichung wäre. Und ich sage ja auch immer, ich konnte ja schon nicht Tagebuch schreiben, weil es halt keiner liest. Und das ist der Aufhänger für das oder der Auslöser, dass wir den heutigen Gast eingeladen haben. Ich habe von dem heutigen Gast erfahren, als ich in einer der letzten Ausgaben der Federwelt schon auf dem Titelblatt sah, Moment, das ist das Thema meines Lebens. Ja, weil es geht darum, wie man die Freude am Schreiben findet. Und ich habe es ja gerade schon gesagt, dass ich ja noch nicht mal Tagebuch schreiben konnte, weil es keiner liest. Und ich eigentlich bisher immer schreibe mit dem Ziel, dass da ein Buch ist. Also wenn ich ein Buch anders kriegen würde, würde ich es auch anders machen. So, und dann habe ich aber den Artikel von unserem heutigen Gast gelesen und habe gesagt, die Frau muss ich einladen, da habe ich hunderte von Fragen und heute ist sie da, sie ist Autorin, Lektorin und Schreibberaterin und ich freue mich sehr auf Andrea Heckert. Hallo Andrea.
Andrea
00:14:24
Ja, hallo Vera, hallo Tamara. Mara.
Tamara
00:14:26
Hallo, also wenn ich das mal gerade für die ZuhörerInnen kurz beschreiben darf, also diese Freude, die leuchtet uns gerade schon von einem unglaublich strahlenden Gesicht entgegen. Ich glaube, wir sind also schon voll im Thema.
Andrea
00:14:40
Ja, ich glaube, ihr habt mich einfach auch zu meinem Thema eingeladen. Es war mir echt auch eine Herzensangelegenheit, diesen Artikel mal zu schreiben und da wollte ich mal was in die Welt bringen. Da sollte das mal geschrieben draußen vorhanden sein. Ja, witzig. Freut mich auch, auch, dass ihr das so fühlen könnt.
Vera
00:14:57
Aber jetzt muss ich dann direkt ketzerig fragen, hättest du den Artikel auch geschrieben, wenn er nicht veröffentlicht worden wäre?
Andrea
00:15:03
Nee, aber es war ja, also die Inhalte waren ja da. Also die sind ja bei mir da und verinnerlicht. Aber es ist wirklich witzig, weil ich schreibe total viel für mich selbst, ohne da an dich umzudenken. Also es war jetzt auch schon ganz klasse, dass du das Tagebuch als Beispiel hattest und nicht mal das wolltest beschreiben. Also ich mache ganz viel Journaling und schreibe ganz viel für mich selbst. Und also für mich ist es eher dann eine Besonderheit, wenn dann mal was raus soll. Ich bin ja auch Autorin, aber ich schreibe keine Romane oder so, sondern ich schreibe so, ich nenne es mal Gebrauchstexte. Ich schreibe für Deutsch als Fremdsprachlehrwerk. Also das ist was ganz anderes. Und ja, ich freue mich auf jeden Fall riesig, dass euch der Artikel so angesprochen hat und bin ganz gespannt.
Vera
00:15:48
Ich wollte nicht so früh, es kommen nachher noch ein paar ganz kräftige Fragen. Ich habe da jetzt sehr große Erwartungen in dich, was du da jetzt bei mir zu ändern hast. Aber jetzt vielleicht erst noch mal so zur Grundlage, weil du sagtest ja gerade, es war dir so ein Bedürfnis, diesen Artikel zu schreiben. Woher kam diese Bedürfnis?
Andrea
00:16:08
Woher kam das? Genau. Also ich glaube, das hat so seinen Anfang genommen vor ein paar Jahren, als ich eine Ausbildung zur Schreibberaterin gemacht habe. Also ich habe ja schon gesagt, ich komme aus diesem Bereich Deutsch als Fremdsprache, Deutsch als Zweitsprache und ich habe da auch internationale Studierende an der Uni unterstützt und bin dort mit der Idee der Schreibberatung in Kontakt gekommen. Vorher hatte ich immer ganz viel als Lektorin gearbeitet und habe dann so ganze Bücher druckreif gemacht und war immer so ganz am Ende vom Schreibprozess involviert. Also als der Text schon da war und dann für die LeserInnen perfekt gemacht werden sollte und für den Druck, Das ist ja die Arbeit, die wir als Lektorinnen haben. Und dort habe ich mich dann eher auf so frühe Phasen im Schreibprozess gestürzt, gemerkt, ja, was haben denn da die Studis eigentlich für Schwierigkeiten beim Schreiben? Und um sowas kümmert sich die Schreibberatung. Also die unterstützt Schreibende tatsächlich in allen Phasen des Schreibprozesses von der ersten Idee oder ich habe da so eine vage Idee oder weiß nicht, wie kriege ich das klar, bis dann eben hin zur Endredaktion. Und die Grundannahme ist, die Lösung liegt bei dir selbst. Und an der Stelle möchte ich gern kurz was erklären, weil ich glaube, dass das wichtig ist. Weil das ist dieses entweder was schreiben, um es dann zu veröffentlichen. Und ich denke da schon ganz viel an die Leute, die es lesen sollen. Oder früh im Schreibprozess schreibe ich vielleicht erst mal für mich, um für mich selbst was klar zu kriegen. Ja, also ist das so, wir nennen das, das ist die Writer-Based-Pros, die da entsteht. Also da bin ich als Schreibende noch ganz stark im Mittelpunkt, in dem Fokus und ich denke noch gar nicht so viel, was wird das für eine Textsorte, was wissen meine LeserInnen, was könnte irgendwie für die interessant oder lustig oder was weiß ich was sein, sondern denke auch noch nicht über den Plot nach bei einem Roman, sondern erstmal, was ist da, was mich da kriegt und warum ist das für mich von Bedeutung. Und in der Phase schon für sich selbst zu schreiben, das habe ich kennengelernt, neu kennengelernt in dieser Ausbildung. Und es hat mich völlig geflasht.
Vera
00:18:19
Wobei mir, da muss ich jetzt gestehen, du siehst vielleicht auch meinen fragenden Blick, ich da gar keine Vorstellung habe. Klar, ich habe ja jetzt auch schon ein paar Bücher geschrieben und beschäftige mich die letzten 10, 12 Jahre eigentlich intensiv mit dem Schreiben. Und mit dem allem, was da drüber rum ist. Ich weiß gar nicht, vielleicht ist mir dadurch ein bisschen die Lockerheit verloren gegangen, aber ich bin noch nicht sicher, ob es die vorher gab. Also ich kann mich eigentlich immer nur erinnern, dass ich zwar durchaus gerne geschrieben habe und mir auch immer eingebildet habe, das ganz gut zu können, aber der Antrieb war immer irgendein Feedback. Sei es irgendein Artikel in irgendeiner Verzeichniszeitung oder eine Kolumne oder sowas. Es war immer das Feedback, die Motivation.
Andrea
00:19:14
Ja, ja.
Vera
00:19:16
Und in deinem Artikel in der Fehlerwelt, da erarbeitest du ja auch und sagst, klar, man muss sich klar werden, was ist so das Bedürfnis, warum ich das schreibe oder was ich jetzt in dem Fall mit der Veröffentlichung verbinde. Wobei du in der Federwelt, zumindest in Klammern, auf Verlagsveröffentlichung eingrenzt bist.
Andrea
00:19:43
Ich habe es in Klammern geschrieben. Also der Verlag steht in Klammern.
Vera
00:19:47
Das ist mir ein bisschen aufgestoßen, aber gut, bei der Federwelt darf das dann sein. Und bei mir ist es, glaube ich, ganz klar, das Bedürfnis, und das hast du in deinem Beispiel, wir haben das ja andere auch, also ich bin da kein Einzelfall, ist sicherlich so dieses für mich, dieses bemerkt präsent zu sein, bemerkt zu werden. Und das Buch dann auch, natürlich auch jetzt mit der Zeit, auch als Hebel für weitere Dinge benutzen zu können. Und dann stellst du die Frage, wenn man dann weiß, wofür es ist, ob man das dann auch durch was anderes kriegen könnte. Und du gehst davon aus, dass man einen Weg findet. Und da bin ich gescheitert.
Andrea
00:20:36
Ja, du hast einen ganz starken Schwerpunkt auf diesem Bedürfnis, damit Wirkung zu zeigen, Wirkung zu haben in der Welt. Habe ich das richtig verstanden?
Vera
00:20:44
Ja, aber haben das nicht andere auch? Oder Tamara, möchtest du keine Wirkung? Oder bin ich da so schräg?
Tamara
00:20:51
Ich habe jetzt die ganze Zeit darüber nachgedacht. Also ich glaube, ich hätte kein Buch geschrieben, wenn nicht das Ziel wäre, das rauszubringen und dass Menschen das lesen und ich da auch irgendwie die Leute mit berühren kann und auch wo meine Reichweite dadurch bekommen. Kommen. Ich erinnere mich, als Kind habe ich Comics gezeichnet und die waren wirklich nur so für mich, dass sie auch Geschichten erzählen. Und ich glaube aber, dass ich auch kein Buch schreiben würde, wenn es nicht auch was für mich tun würde. Also da unterscheide ich mich, glaube ich, auf jeden Fall von dir. Zum Beispiel, wenn ich jetzt zurückdenke bei meinem Musical- Roman, da hatte ich einfach unheimlich viel Bock, noch ein bisschen mehr in dieser Musical-Welt zu schwelgen. Also schreibe ich ein Buch drüber, dann bin ich da ja drin. Da konnte ich ganz viel von dem verarbeiten, was ich vorher in der Realität erlebt habe. Und bei dem aktuellen Buch habe ich inzwischen auch verstanden, also das hat mich ja so unheimlich gepackt, als ich diese Idee hatte und habe selber gar nicht verstanden, warum begeistert es mich so, über den Tod zu schreiben. Inzwischen habe ich durchaus für mich verstanden, was ich damit verarbeiten wollte. Das hat bei mir jetzt quasi bewusst ein bisschen länger gedauert. Also ich glaube, es ist schon so ein bisschen beides. Ich hätte es nicht geschrieben, wenn keine Veröffentlichung als Ziel da wäre, aber, muss schon auch was für mich drin finden.
Andrea
00:22:12
Ja, super. Das ist nämlich auch gar kein Entweder-Oder. Ich will damit nicht sagen, wenn du das Bedürfnis anders erfüllen kannst, dann lass doch das mit dem Buch. Das ist doch dann eh Quatsch. Um Gottes Willen, das meine ich überhaupt gar nicht so. Es war eher die Grundannahme, oder ich kriege das einfach auch viel mit bei Schreiben, dass sich die einen Wahnsinnsdruck machen und sagen, wenn es hinterher nicht veröffentlicht wird oder ich das nicht selbst veröffentliche oder wie auch immer, dann war es total für die Katz. Und da möchte dich einhaken, weil das glaube ich einfach nicht. Und das ist so schön, was du gerade gesagt hast, Tamara. Also, dass du gemerkt hast oder du hast dann beim Schreiben erst rausgefunden, warum dieses Thema Tod jetzt irgendwie, warum du dich damit beschäftigen willst. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, das ist was, was ich auch immer mit meinen Klientinnen und Klienten erlebe, wenn ich die durch solche Schreibprozesse begleite, dass die wachsen, während sie schreiben. Dass sie ihr Menschsein, was sie gerade an Themen interessiert oder dass sie das tiefer durchdringen auf eine Art und Weise. Und meine Erfahrung ist halt, dass es oft früh im Schreibprozess so eine Rolle spielt, wenn da geschrieben wird oder erst mal sogar ans Thema ran. Und nach und nach denkt man dann immer mehr natürlich daran, dass es veröffentlicht werden soll und dass es dann Leser geben soll und wie das dann für die ist. Also ich habe es hoffentlich ein bisschen klarer gemacht. Es sollte gar nicht entweder oder sein.
Vera
00:23:36
So habe ich aber auch deine Frage nicht verstanden. Also ich habe den Ansatz und schon verstanden, dass wenn man nachher sagt, ich kann die Bedürfnisse, die ich momentan so auf das Buch projiziere, auch anders erreichen, dass dann quasi der Druck vom Buchschreiben wegfällt, sondern beim Schreiben bleibt. Mein Problem ist halt, dass ich diese Frage eben nicht mit Ja beantworten kann. Wobei ich jetzt auch gerade, was Tamara sagte, so ein bisschen den Eindruck hatte, womöglich hängt das auch einfach damit zusammen, dass es eben nicht mehr mein erstes ist. Bei meinem ersten Buch, da war es sicherlich so, wie Tamara das auch gesagt hat. Das war ja auch ein Buch, was nah an meinem Leben ist. Und so, da waren sicherlich andere Motivationen dabei, überhaupt auch mit meiner eigenen Geschichte auseinanderzudenken und auch so ein bisschen die Umwelt damit konfrontieren, um zu sehen, ob was Schlimmes passiert. Interessiert, so, ne, weil es einfach auch, damals ist ja eine Zeit lang, wo jeder Schritt in die Öffentlichkeit für mich ja eine Herausforderung war und so, also das, also da kann ich schon vieles reinlesen, so. So, aber dann habe ich ja irgendwann angefangen, jetzt in der Cosi-Quam-Reihe zu schreiben, so. Und ich habe da angefangen, klar, weil mir das gefällt und weil ich auch ein Vorbild hatte an einer Krimireihe, die mir große Freude gemacht hat und ich gerne gelesen habe. Also da war schon eine Motivation aus mir raus. Aber ich habe die ganz klar geschrieben, weil ich damit Leser und Leserinnen finden will und, um es mal platt zu sagen, reich und berühmt werden will.
Andrea
00:25:14
Ja, ist doch cool, ist doch völlig in Ordnung. Genau.
Tamara
00:25:17
Aber ich frage mich gerade, zum Beispiel bei deiner Appeldorn-Reihe hast du ja auch ein konkretes Vorbild für die Figur, zumindest in Teilen gehabt. Ob das nicht irgendwo eine Motivation ist, vielleicht was zu verarbeiten und ob bei keinem der anderen Bände, jetzt auch von Biene Hagen, irgendwie mal ein Thema dabei war, wo du gesagt hast, das ist einfach ein Thema, was ich total mag. Da möchte ich mich mehr mit beschäftigen und das kann ich durch dieses Buch. War da sowas nicht dabei?
Vera
00:25:47
Doch, das stimmt natürlich, klar. Also allein, dass die Bienenhagen-Remminger an meinem Geburts- und Heimatort spielen und die Oma Trudi, also das Vorbild der Oma Trudi ist meine Mutti und die Küche, die da ist, das ist genau wie bei einer Mutter und die Eckbank und die Stammplätze und was es zu essen gibt, Das ist schon so ein bisschen auch, ja, so zurückschauen in mein, ja, bei mir ist es ja fast so das frühere Leben. Klar, also das wird schon noch eine Rolle spielen. Wobei ich jetzt nicht sagen kann, das wäre jetzt das auslösende Bedürfnis gewesen, das Buch zu schreiben, sondern das ist mehr so eine Begleiterscheinung. Also das auslösende Bedürfnis, das Buch zu schreiben, ist damit Leser und Leserinnen zu finden. Es ist so ein Aspekt mehr, wenn in dem Buch was von mir drin ist dann kriege ich ja bei jedem Leser und jedem Leserin, die das gefällt indirekt auch gesagt, naja so schlimm bin ich auch nicht, so, ne, also ich glaube ich muss.
Andrea
00:26:57
In Austausch zu gehen mit anderen und auch gespiegelt zu bekommen hey, so what, okay Okay, das ist, glaube ich, ein Bedürfnis, das tatsächlich auch anders erfüllt werden könnte und nicht unbedingt nur über eine Buchverabschiedung. Also kann ich mir vorstellen.
Vera
00:27:12
Ja, also ich kann mir jetzt sehr theoretisch, ich könnte auch Filme machen oder was auch immer. Aber was heißt könnte, ich könnte es ja nicht, also vom Können her. Also es gibt andere Wege, aber die stehen mir nicht offen.
Andrea
00:27:25
Aha, es ist für dich immer ein künstlerischer Weg auf jeden Fall über ein Medium. Ich gehe auf die Straße und jeden Tag erlebe ich, ich bin hier, ich bin gut.
Vera
00:27:37
Also da müsste ich mich schon auf den Marktplatz stellen und irgendwelche Reden halten oder so. Allein durchs Dorf gehen kriege ich nicht das wieder. Da beschäftigt sich ja niemand so eng mit mir, als wenn jemand in 300 Seiten ein Buch von mir liest.
Andrea
00:27:53
Ja, das ist ein interessanter Punkt. Nur die, die es gelesen haben, die schreiben dir ja auch nicht alle. Während du mit jeder Person, die du irgendwie auf dem Marktplatz triffst und irgendwie...
Vera
00:28:03
Also ich rede nicht mit jedem auf dem Marktplatz.
Andrea
00:28:07
Keine Ahnung. Da bist du ja in direkten Kontakt und erlebst, dass du da bist, gut bist.
Vera
00:28:15
Gut, das finde ich jetzt sehr theoretisch. Also würdest du auch über den Marktplatz gehen und da mit sämtlichen Filmen merken, reden, was haltet ihr von mir?
Andrea
00:28:23
Ich bin gerade nur so ein bisschen vor mich hin. Also wir sind an dem Punkt, vielleicht sollte man das gerade noch mal erklären, für die, die jetzt neu zuhören und den Artikel nicht gelesen haben. Ich habe also ganz in der Grundannahme, die Lösung liegt in dir, habe ich einen Coaching-Artikel geschrieben. Und habe das zusammen mit der Anke Gasch von der Federwelt ausgeheckt, dass das doch eigentlich in Form eines Coachings stattfinden könnte. Sodass wir dazu einladen, sich mal zu überlegen, was eigentlich, Also jenseits von diesem großen, schweren Stein, das Ding muss unbedingt am Ende veröffentlicht werden, sonst war es nichts. Also was da eigentlich beim Schreiben Freude macht, lebendig ist, ja, also wieso setze ich mich immer wieder hin und schreibe? Schreiben ist ja eigentlich auch ein mühevolles Geschäft.
Vera
00:29:07
Wem sagt das?
Andrea
00:29:08
Und ich finde manchmal braucht auch diese Motivation zu sagen, das soll jetzt aber ein Buch draus werden, so wie Tamara auch vorhin gesagt hat, weil sonst setzt man sich da ja nicht jeden Tag hin oder ist nicht so diszipliniert. Genau, aber ich kann mir halt vorstellen, oder ich habe es immer wieder so erlebt, dass bei ganz vielen Menschen eigentlich was anderes drunter ist, was sozusagen so schwer von diesem Veröffentlichungsdruck belastet ist, dass es gar nicht ins Bewusstsein kommt. Und sei es jetzt, das haben bestimmt viele erlebt, nur so eine Art, nur in Anführungsstrichen, sehr was Großartiges, Flow-Gefühl beim Schreiben. Also ich sitze hier und schreibe und plötzlich kommt was zu mir von ich weiß nicht woher und ich bin da völlig drin und kann mich und die Welt vergessen. Das ist doch ein traumhafter Zustand. Und den hast du beim Schreiben immer wieder mal. Ich hatte auch dieses Bild, ich muss überlegen, Ah ja, Stichwort tot, wenn morgen mein letzter Tag wäre hier. Und ich hätte heute noch geschrieben, wäre das okay? Oder würde ich sagen, nee, verpimperte Zeit. Und ich hatte da ein Beispiel, also ich bin jetzt gar nicht die große Schreibende, also ich mache das eben anders, wie ich schon gesagt habe. Aber für mich ist zum Beispiel irgendwie im Garten und draußen sein so wichtig. Händen in der Erde wühlen.
Vera
00:30:26
Das habt ihr ja in dem Artikel auch beschrieben.
Andrea
00:30:29
Ja genau, das habe ich beschrieben. und habe sogar so eine Art kleines Free-Writing dazu gemacht, um mal selber danach zu forschen, ja, wieso ist mir das so wichtig?
Vera
00:30:38
Aber um die Frage zu beantworten, da war ganz klar, als ich das schon las, die Frage, da war für mich völlig klar, wenn das heute mein letzter Tag wäre, also da würde ich mich definitiv nicht noch eine Stunde hinsetzen und an meinem Buch schreiben.
Andrea
00:30:51
Ah, interessant.
Tamara
00:30:53
Weil du ja die Veröffentlichung nicht mehr erlebst.
Vera
00:30:57
Korrekt. Wofür? Ja.
Andrea
00:31:01
Und jetzt umgekehrt, weil du weißt ja nicht, dass morgen dein letzter Tag ist, weil es meine ja meistens nicht. Aber du merkst dann, es geht jetzt zu Ende und gestern habe ich acht Stunden geschrieben. War das okay für dich oder nicht?
Vera
00:31:13
Ja, gut, die Vergangenheit kann ich nicht ändern. Da müsste ich jetzt über alles nachdenken, was ich die letzten Tage und Wochen getan habe. Also das würde jetzt für mich da kein... Ich finde es müßig, sich das vorzustellen. Aber dann würde ich eher sagen, okay, entschuldige, scheiß auf Biene Hagen, ich schreibe jetzt noch was runter, was ich der Welt noch gerne mitteilen wollte.
Andrea
00:31:36
Ah, ja, da ist wieder dieses Mitteilen. Das ist echt wichtig.
Vera
00:31:40
Also das ist so, wo habe ich denn dieses Thema letztens schon mal gehabt? Oder war das hier bei uns sogar? Dass wir irgendwie auf dem Thema kamen, was ist so die Erwartung, wenn man stirbt? Es gibt ja Menschen, die glauben dann irgendwie, sie kommen, werden wiedergeboren oder ins Paradies oder was auch immer. Andere denken, es ist alles vorbei. Und ich finde immer den Gedanken tröstlich, zu gucken, was habe ich so im Leben gemacht? Welche Leben habe ich in irgendeiner Form beeinflusst? Und wodurch bleibt so ein bisschen was von mir auf der Welt?
Andrea
00:32:21
Das schreiben natürlich wunderbar.
Vera
00:32:23
Das sind Bücher jetzt, glaube ich nicht, dass meine Cosi-Crimes für die Ewigkeit sind. Aber deswegen ist ja mein Traum, wenn man dann irgendwann mal so eine Sackgasse im Neubaugebiet in Willich, die näher an Entwig-Gasse wird oder so, sowas halt. Sowas finde ich tröstlich. Es war nicht alles für die Katz, was man so die Jahrzehnte auf dieser Welt gemacht hat. Und in dem Kontext würde ich dann, ich weiß jetzt gar nicht, wo wir jetzt zu dem Thema kommen.
Tamara
00:32:54
Das ist total interessant, weil was habe ich hinterlassen? Das ist dann mehr so quasi der Kontakt zu den Leuten. Und ich habe jetzt so überlegt, auch als du gesagt hast, welche Leben habe ich, bevor du das Wort beeinflusst gesagt hast, fiel mir ein, bei mir wird es jetzt heißen, welche Leben habe ich gelebt? Weil ich ja mit jedem Buch auch ein Stück das Leben der Protagonisten mitleben kann. Also für mich ist es auch so ein bisschen quasi deren Leben miterleben und ein kleines Abenteuer haben. Und ich habe meine Figuren ja immer furchtbar lieb. Ich kann mir da auch Freunde bauen, so wie ich sie haben möchte. Und das ist gar nicht so traurig, wie es jetzt klingt.
Vera
00:33:38
Ja, aber es klingt definitiv traurig.
Tamara
00:33:41
Nee, ich bin doch auch nur ein Mädchen.
Vera
00:33:46
Das lieb gehabt werden will.
Andrea
00:33:49
Ich backe mir meine Freunde selber, ich mache das mit Text. Aber dieser erste Aspekt allein ist doch schon wahnsinnig groß. Also, welche Leben habe ich gelebt? Also, du sagst damit eigentlich, dass du dadurch, dass du schreibst, mehrere Leben lebst. Also, du potenzierst deine Lebensmöglichkeiten. Ist das nicht der Oberhammer?
Vera
00:34:10
Ja, wenn man das so sehen kann, ja, freut mich.
Andrea
00:34:13
Also ich habe das gerade so rausgehört.
Vera
00:34:16
Ja, ich glaube ihr das auch. Ich meine, ich kenne sie jetzt ja schon ein bisschen. Also von daher, sie hat ja auch einen ganz anderen Bezug zu ihren Protagonistinnen und Protagonisten. Die machen ja irgendwie Dinge, von denen sie nichts weiß, was bei mir schlicht unmöglich ist. Und von daher, also bei mir ist es ganz, also jede Figur, nicht nur die Protagonisten eigentlich, die haben natürlich natürlich auf jeden Fall, hat einen Teil von mir. Da fließt ein Teil von mir rein. Also ich sehe die nicht als irgendwie andere Leben, sondern, Die sind einfach ein Teil von mir. Und wenn ich da mit diesem Teil das den Menschen präsentiere, wie ich das ja gerade schon sagte, wenn das gemocht wird, dann mögen die halt auch einen Teil von mir. Und wenn sie es nicht mögen, dann lehnen die einen Teil von mir ab. Und so das, ja. Ja, ich glaube, jetzt ist mal eine gute Stelle, um einen Break zu machen für einen Buchtipp.
Tamara
00:35:12
Oder?
Vera
00:35:18
Wir haben heute wieder einen Buchtipp für euch. Ihr wisst ja, liebe Hörer und Hörer da draußen, dass wir gerne auch dein Buch bei uns vorstellen. Schreib einfach ein E-Mail an alle-at-zwei-von-der-torf-stelle.de und du bekommst alle Infos von uns. Ja, und ich bin gespannt, um welches Buch es heute geht. Was haben wir denn da, Tamara?
Tamara
00:35:37
Ja, du weißt ja wie immer, erstmal kommt das Cover und dazu machen wir mal kurz ein kleines Rätsel. Ich habe hier nämlich was, das habe ich von dir. Sag mir mal, was das ist.
Vera
00:35:47
Ein Kaleidoskop.
Tamara
00:35:48
Ja, die Vera hat mir nämlich damals zum 40. ein Kaleidoskop geschenkt. Und wir sehen auf dem Cover nämlich auch genau diese kleinen, verschiedenen bunten Glassplitter, die sich so über das Cover ziehen. Und die Hälfte vom Titel hast du jetzt auch schon erfahren. Das Buch heißt nämlich Kaleidoskopische Welten. und der Untertitel lautet Kurzgeschichten, Miniaturen und szenische Texte. Veröffentlicht wurde das von Dario schrittweise und ich habe vorhin noch einen Buchtrailer gesehen, den verlinken wir euch gerne mit in den Show Notes und der hat mich tatsächlich mit sehr fulminanter Musik im Hintergrund in einen Wald entführt, dann ins Weltall entführt, dann waren wir unter Wasser, also mit Welten ist schon eine breite Vielfalt gemeint. Und dann will ich dir auch mal noch den Klappentext vorlesen.
Vera
00:36:45
Ja, ich bin sehr gespannt.
Tamara
00:36:48
Episoden aus dem Leben, bunt beleuchtet und zu einem neuen Ganzen zusammengefügt. Dieser Erzählband funktioniert wie ein Kaleidoskop, in dem sich aus einzelnen Elementen immer wieder neue Bilder zusammensetzen. Quer durch die Realität, immer mit einem Schuss Fantasie, begleiten wir einen mürrischen Angestellten in einem Copyshop, beobachten eine hilfsbereite Krabbe und werden in einer Berghütte eingeschneit. Kaleidoskopische Welten ist eine Sammlung von Kurztexten, die in beliebiger Reihenfolge gelesen werden können.
Vera
00:37:22
Also wie so ein Kaleidoskop, wie ich dir das damals geschenkt habe, um die Welt ein wenig bunter zu machen. Und das scheint mir bei diesen Geschichten dann auch so zuzutreffen.
Tamara
00:37:35
Genau, das klingt sehr, sehr vielfältig und ich muss sagen, macht auf jeden Fall Lust, da mal reinzuschauen, weil eben auch der Klappentext jetzt so sehr unterschiedliche Beispiele genannt hat. In dem Trailer kamen auch nochmal ganz verschiedene Beispiele. Und ja, ist bestimmt was Schönes, so für abends nett noch eine Geschichte wegzusnacken.
Vera
00:37:55
Ja, auf jeden Fall. Sag doch mal den Titel und Autor.
Tamara
00:37:58
Genau, Dario Schrittweise hat dieses Buch geschrieben und es heißt Kaleidoskopische Welten.
Vera
00:38:04
Also greift zu und vergesst nicht, wenn wir euer Buch auch vorstellen sollen, dann meldet euch und schreibt an alle at zweifunder-talkstelle.de Ja, wir wissen nicht, wie sich der Autor unseres Buchtipps motiviert hat, um zu schreiben und ob er auch geschrieben hätte, wenn es nie veröffentlicht worden wäre. Wobei das bei Kurzgeschichten, wie das ja diesmal sind, durchaus denkbar wäre. Vielleicht denkbarer noch als bei einem Roman und erst recht bei einem Teil 8 einer Krimireihe. Also das ist auch mal, um da zurückzukommen, Andrea, wer bisher her, muss ich mal ein bisschen mehr nachbohren. Ich kann so deine Vorgehensweise so bei dem ersten Buch, wie ich das ja auch, 20 Jahre mit dem Gedanken, schwanger gegangen und auch immer wieder von Freunden und Freundinnen angesprochen worden, du musst da mal ein Buch drüber schreiben, also diesen Angang, da kann ich, noch sehr wohl irgendwo nachvollziehen, dass es da ein tieferes Bedürfnis gegeben hat, das zu schreiben und dass es allein das Schreiben an sich einen Wert hat. In dem Status, wo ich jetzt bin, wo ich Krimi-Reihen schreibe, da gibt es vielleicht noch das Bedürfnis, dass es Gott sei Dank ein paar Menschen da draußen gibt, die diese Reihen lieben und die ich auch nicht enttäuschen möchte. Und ich es auch ganz schrecklich fände, dass ich jetzt über zehn Jahre harter Arbeit da ein paar Menschen aufgebaut habe, die das mögen, was ich schreibe, um dann jetzt wieder nichts mehr zu schreiben. Also das sind so die Motivationen. Da wüsste ich aber keinen anderen Weg außer Bücher schreiben. Also deine Frageabfolge, habe ich das Gefühl, funktioniert bei mir nicht.
Andrea
00:39:50
Ja, also ich habe überhaupt nicht behauptet, dass das für jeden funktioniert.
Vera
00:39:55
Ach komm, das ist nicht so einfach. Ich habe jetzt die Lösung.
Andrea
00:39:58
Ich bin ja sozusagen von der Ausgangssituation ausgegangen, dass Leute eigentlich gerne schreiben, aber sich einen Wahnsinnsdruck machen und eben sagen, wenn das nichts klappt, dann war es total für nichts. Und das tut mir so weh, das tut mir so leid, weil ich ja immer wieder sehe, dass es nicht für nichts war. Das Schreiben ganz alleine für sich und sei es Journaling. Also was jetzt wirklich Tagebuch quasi ist. Das ist nicht für nichts, sondern das ist für ganz viel. Und die Antwort aber, was es ist, also die muss jeder und jede für sich selbst finden. Und ich finde, also Tamaras Antwort ist doch hammermäßig. Ich kann mehr Leben leben. Ist doch unglaublich. Ich habe ja so ein paar Beispiele auch in den Artikel genommen. Also ich kann meine Feinfühligkeit wertschätzen zum Beispiel und ich merke, dass das irgendwie mein Leben bereichert oder vertieft. Oder ich kriege mit, dass Ideen von irgendwo herkommen. Das ist ja abgefahren und ich fühle mich damit irgendwas verbunden, irgendwas passiert da. Oder ich habe einfach totalen Spaß an Wortschöpfungen. Kinderbuchautorin hat das gesagt. Ich habe, also genau, das kann ja XYZ alles Mögliche sein, was da als Antwort kommt. Und vielleicht aber wäre, hast du gar nicht diesen Leidnis- und Druckpunkt. Du veröffentlichst dich ja schon reihenweise. Du weißt, das wird auch klappen und so. Dein Schreiben ist vielleicht überhaupt nicht davon belastet.
Vera
00:41:33
Also es hat sich heute Morgen, als ich vor dem Rechner saß, völlig anders angefühlt.
Andrea
00:41:38
Dann geht es doch vielleicht darum, irgendwie zu gucken, wie kannst du dich im Schreibprozess wohler fühlen. Ja, und das hängt ja auch mit dieser Frage zusammen und war auch Teil des Artikelthemas. Also schiele ich nicht immer nur aufs Ergebnis und das sollen dann unbedingt alle Leser wieder und Leserinnen wieder lesen, die schon jetzt meine Reihe mögen und dann noch mehr. Natürlich. Habe ich das eigentlich ständig mit auf dem Schreibtisch dabei?
Vera
00:42:03
Absolut, ja.
Andrea
00:42:04
Oder gelingt es, das mal ein Stück zur Seite zu rücken, mal zu gucken, ja, irgendwie ist es cool, mir diese Crime-Stories auszudenken. Was mag ich denn daran eigentlich, da mal so nachzugucken?
Vera
00:42:17
Ja, das stimmt natürlich.
Andrea
00:42:18
Die Einladung in diese Richtung sollte, so war die gemacht.
Tamara
00:42:22
Ich stelle mal eine ganz gewagte These in den Raum und Vera, ich will dich nicht ärgern. Aber du warst ja zum Beispiel bei dem Eishockey-Verein, du warst beim Chor vor Ort und so. Und ich weiß jetzt nicht, wie es jetzt genau bei den Fällen war, aber ich habe für mich schon gemerkt, wenn ich recherchiere, wenn ich mir irgendwas vor Ort selber anschaue oder so, das bereichert mich halt auch total, dass ich da neue Dinge lerne, vielleicht was Neues für mich entdecke und so. Und du bist ja sehr auf dieser Einstellung, ich muss das Ding jetzt halt effizient zu Ende bringen, damit ich es veröffentlichen kann. Und da gehen dir, glaube ich, von diesen Momenten, die man haben könnte, wenn man ein bisschen mehr Energie ins Recherchieren, in den Hintergrund, in das Ganze drumherum stecken würde, gehen dir, glaube ich, ganz viele Momente verloren, weil du die Einstellung schon so hast. Weißt du, was ich meine?
Vera
00:43:14
Ich weiß, was du meinst. Und zum Teil ist es sicherlich so. Ich habe während Andrea vorhin sprach auch so dran gedacht, ich meine, wir haben ja gerade auch im Vorgespräch über so einen Recherchemoment gesprochen. Das sind, also ich sage mal so, irgendwo anzurufen und zu sagen, hey, darf ich mal vorbeikommen? Ich plane ein Buch zu schreiben, das bei Ihnen spielt oder wo eine Figur mit ihrem Job eine Rolle spielt. Das gibt schon immer eine super Aufmerksamkeit. und man wird ja im Regelfall mit offenen Armen und mit sehr neugierigen Augen empfangen. Das sind sehr schöne Kontakte und schöne Erlebnisse. Die liebe ich sehr. Wobei das doch wieder dieses Aufmerksamkeitsding eigentlich ist.
Tamara
00:44:01
Du könntest ja jeweils auch noch einen Blogartikel oder so mit draus machen.
Vera
00:44:05
Das ist noch mehr Aufmerksamkeit. Ja, genau.
Andrea
00:44:11
Und geht schneller als ein ganzes Buch und kannst du häufiger machen und kannst dir deine Leserschaft versorgen, deine Fangemeinde. Klingt gut.
Vera
00:44:20
Ja, also ich plan ja jetzt nach dem Gespräch, was wir letzte Woche hatten oder eigentlich vorher schon, arbeite ich auch bereits an einem Krimi-Kabarettprogramm. Mit dem Arbeitstitel ständig morden macht auch nicht glücklich. Und da versuche ich mir jetzt genau solche Rechercherlebnisse wieder in Erinnerung zu rufen, um daraus dann irgendwelche lustigen Nummern zu machen. Ich erzähle jetzt schon immer meine Szene, als ich in die Apotheke kam und gefragt habe, wie viele Pillen von dem Herzmedikament man nehmen müsste, um jemanden umzubringen. Das Gesicht der Apothekerin kenne ich bis heute.
Andrea
00:45:05
Ey, das macht wahnsinnig Spaß.
Vera
00:45:07
Das macht Spaß, aber auch dafür muss ich ein Buch schreiben, sonst geht es nicht.
Tamara
00:45:12
Ja, also macht ja nichts.
Andrea
00:45:14
Also du erlebst das auf dem Weg zum fertigen Buch. Aber egal, was hinten dann passiert, und bei dir ist es ja eh die Veröffentlichung, kannst du das doch vorher auch schon genießen, oder?
Tamara
00:45:27
Ich musste gerade, wie du gesprochen hast, an die Romy Hausmann denken. Die Folge können wir noch mal in den Shownotes verlinken, die ja mit Betroffenen gesprochen hat. Jetzt weiß ich gar nicht mehr, wovon betroffen. Waren es Mordbetroffene? Ich weiß es nicht mehr, aber auf jeden Fall hatte sie aus Recherchegründen für ihren Roman viele Gespräche mit Betroffenen und das hat sie so berührt, dass sie gesagt hat, da mache ich noch ein Sachbuch draus. Also da musste ich jetzt gerade dran denken. So ein bisschen waren da, glaube ich, Parallelen.
Andrea
00:45:58
Ja, noch was Zweites draus zu machen, noch was anderes. Also jetzt ein Sachbuch oder in deinem Fall wäre vielleicht Blogartikel. Das ist ja auch cool, dann kann man zuschauen, wie das Buch entsteht sozusagen. Also mir würde das Spaß machen als Leserin.
Vera
00:46:17
Ja, also klar, wir kommen da sicherlich, wenn ich da so in mich gehe, natürlich gibt es schöne Aspekte an dem Schreiben, aber es ändert eben auch nichts daran. Und das ist so ein Aspekt, den hast du in deinem Artikel so nicht genannt, dass letztlich das Schreiben, wenn man es so regelmäßiger macht und weiter macht, irgendwann ja auch so eine existenzielle Faktor hat. Also bei mir ist klar, so auf Dauer muss das Schreiben schon auch mal ein bisschen Geld einbringen. Jetzt muss ich nicht 100% davon leben, aber so ein gewisses Zusatz, also zumindest kein Zuschussgeschäft mehr, aber es muss schon auch mal was Sichtbares übrig bleiben. Und damit wächst dann schon auch der Druck.
Andrea
00:47:10
Auf jeden Fall, ja.
Vera
00:47:12
Und dann, das weißt du auch, Tamara, wenn ich damit Geld verdienen will, dann reicht das nicht, alle zwei Jahre ein Buch rauszubringen. Es sei denn, ich bin einer der Top 5 bei den großen Verlagen oder so. Aber ansonsten nicht. Also muss da schon ein Durchsatz kommen. Also ist da durch ein gewisser Druck. Und diese Diskrepanz zwischen diesem Druck, der einfach da ist, und einer möglichen Freude, die aber, so habe ich jetzt im Lesen daraus, irgendwie resultiert, dass man das alles in irgendeiner Form ausblendet. Das kriege ich noch nicht übereinander.
Andrea
00:47:52
Also ich muss aber auch sagen, dass beruflich Schreibende jetzt nicht im Fokus standen, als ich den Artikel geschrieben habe und da mir mögliche LeserInnen vorgestellt habe. Also ganz ehrlich. Es ist ja auch so, dass, also wenn ich Schreibberatung anbiete, dann wende ich mich vor allen Dingen und sehr, sehr gerne auch an Menschen, die sozusagen meinen, ich darf das nicht, ich kann das nicht. Und da habe ich Menschen, die pensioniert sind und über ihren Beruf schreiben möchten, weil da was bleiben soll. So war es zum Beispiel. Oder ich hatte zwei ganz tolle Autoren, die Gedichte schreiben. Und irgendwie ist ihnen das so wichtig. Und sie möchten da gerne mal eine Lektorin haben, die sie dabei unterstützt. Und sie trauen sich aber eigentlich gar nicht, sozusagen. Und in diesem Bereich sehe ich eben so stark, wie Menschen wachsen oder ihr Leben vertiefen oder was für sich klarkriegen, dadurch, dass sie Dinge mit Zettel und Stift angucken. Und da ist einfach ganz große Wertschätzung von mir da fürs Schreiben, fürs Schreiben an sich, für den Prozess. Und was dann wird hinten, schauen wir mal, sehen wir schon, ist jetzt nicht so wichtig. Und diese Perspektive wollte ich mal einbringen. Und ich glaube, da gibt es auch viele Menschen, die die Federwelt lesen, die an ihrem ersten Buch schreiben und so völlig... Wenn das nichts wird, dann war alles für nichts. Oder es gibt ja echt auch so, wie ich ja auch geschrieben habe, versucht so O-Töne reinzubringen. Jetzt wieder so ein Kurs, jetzt fahre ich auf so eine Schreibretreat. Meine Familie ist schon total genervt und es kostet so viel Geld und hinten raus kommt dann kein Buch raus. Wie soll ich das eigentlich rechtfertigen und so weiter. Und da wollte ich einfach so Ideen an die Hand geben, da mal zu gucken, es ist vielleicht sehr wohl zu rechtfertigen, was ich da tue. Weil Schreiben an sich einfach unglaublich wertvoll sein kann. Und da so das Licht drauf zu lenken, das war meine Intention.
Tamara
00:49:50
Du hast gerade einen total schönen Satz gesagt, die Dinge, oder ich formuliere es mal um, das Leben mit Zettel und Stift anschauen. Das fand ich gerade so schön, dass ich es jetzt doch mal wiederholt habe.
Andrea
00:50:03
Oh, ich finde es auch schön, wie es da redet.
Tamara
00:50:06
Aber ich glaube, ein anderes Stichwort, was du vorhin gesagt hast, ist jetzt, damit wir den Fall Vera hier heute noch zu einem guten Ende bringen können, total wichtig. Würde ich auch gerne. Du hast vom Flow gesprochen und ich glaube, selbst wenn ich das Ziel habe oder einfach aus finanziellen Gründen muss, weiß nicht, viermal im Jahr zu veröffentlichen, kann ich ja trotzdem in der Zeit, in der ich halt schreibe, weil geschrieben werden muss, in den Flow kommen. Hast du da irgendwas zu recherchiert oder erfahren, wie man diesen schönen Zustand erreicht?
Andrea
00:50:43
Oh, also ein Flow-Expertin bin ich jetzt überhaupt gar nicht. Ich kann euch vielleicht erzählen, wie das bei mir funktioniert, wie ich das beobachtet habe. Und da habe ich ja auch ein bisschen Ähnlichkeit mit dir, Vera. Denn ich schreibe auch an Büchern mit, die veröffentlicht werden als Co-Autorin von diesen großen Deutsch-als-Zweitsprache-Lehrwerken. Und hinterher soll mir das dann bitte auch möglichst Geld einbringen. Und ich habe da Abgabetermine und es muss fertig werden und wie auch immer. Und dann soll ich da irgendwie so einen Text über ein Thema schreiben und ich habe erstmal gar keine Idee. Und dann mache ich das auch so, dass ich einfach erstmal für mich drauf losschreibe. Und sei es, dass ich sowas schreibe wie, oh Gott, morgen muss ich abgeben, jetzt fehlt noch dieser große Lesetext hier. oder irgendwie sowas. Also ich bin erst mal mit dem, was da gerade ist. Und dann habe ich aber halt festgestellt, es läuft gut und ich komme in Flow, wenn grundsätzlich diese Aufgabe mir liegt, wenn die so meinen Kompetenzen entspricht, wenn ich da schon auch einfach irgendwie ganz firm bin. Das seid ihr ja als Schreibende. Ihr seid firm im Schreiben. Und dann aber immer so plus eins, so eine kleine Herausforderung mehr. Ich muss mir da einen Gedanken machen, Was ist das Lernziel jetzt bei dieser Übung, die beschrieben werden muss? Dann finde ich den nächsten Schritt, dann recherchiere ich, wie habe ich das früher schon mal gemacht oder gesehen oder so. Und immer kann ich irgendwie den nächsten Schritt sehen und den dann gehen. Und also sowas führt bei mir dazu, dass ich mich wohlfühle bei der Arbeit und, Und möglicherweise passiert dann auch Flows. So habe ich es erlebt.
Vera
00:52:19
Nein, das kann ich so unterstreichen. Das ist definitiv so. Also die Punkte, also da, wo es schwierig wird, das sind so Situationen, wo ich jetzt gerade bei meinem aktuellen Schreibprojekt bin, dass ich aus irgendwelchen persönlichen Gründen so ein bisschen rausgerissen war und auch eine Zeit lang nicht schreiben konnte oder mich nicht aufraffen konnte. Weiß man noch nicht so genau. Und dann ist es per se immer schwer, wieder reinzukommen. Und wenn dann, da ich jetzt leider ja keine Plotterin bin, sondern mehr so entdeckend schreibe, wenn dann so Punkte kommen, die nicht so direkt sich so richtig anfühlen. Du hast vorhin gerade gesagt, der Flow kommt, wenn du weißt, was als nächstes kommt und genau das ist der Punkt. Wenn der nicht da ist, dann ist der Flow, unterbrochen.
Tamara
00:53:08
Ja.
Andrea
00:53:09
Geht es dir genauso, Tamara?
Tamara
00:53:11
Absolut. Dann muss ich mich wirklich zwingen, weiterzuschreiben, weil Bock habe ich halt in dem Moment, wenn ich weiß, jetzt passiert dann das und das und das wird total schön sein, das beim Schreiben zu erleben.
Vera
00:53:22
Ja, das ist definitiv so. Und ich wollte auch zu dem, was ihr vorhin noch erzählt habt, sagen, natürlich, wenn ich jetzt so zurückdenke, ich meine, wir sitzen ja nur hier, weil ich irgendwann mal angefangen habe zu schreiben. Und wenn ich sehe, was das Schreiben, wie sehr das die letzten zehn, elf Jahre meines Lebens verändert hat, das ist ja einmal um 180 Draht gedreht, wobei, auch da muss man jetzt wieder sagen, wahrscheinlich, wenn ich das Film still in den Kämmerlein geschrieben hätte, wäre das nicht passiert. Also, so zweischnelliges Schwert. Ja, also, dass das Schreiben an sich jetzt nicht, zumindest bei mir, es nicht negativ, nicht per se negativ belastet ist. Trotzdem so das zu sagen, völlig auszublenden, wenn ich da morgens mein Textprogramm aufmache und mir sagt, der grüne Balken unten erstmal komplett leer ist und der tägliche Wordcount jetzt schon auf 1100 angestiegen ist, weil ich so lange rumgeschlunzt habe und ich es nicht endlos nach hinten verschieben kann, weil meine Lektorin wartet, die hat dann Urlaub und, und, und. Das sind einfach Dinge, die kann ich nicht ausblenden.
Andrea
00:54:42
Ja, genau.
Vera
00:54:43
Und die nehmen bei mir, aber das ist, wie ich das ja lerne, wahrscheinlich auch so eine persönliche Macke bei mir, die nehmen dann Freude weg.
Andrea
00:54:54
Ich glaube gar nicht, dass das eine persönliche Macke ist. Ich glaube, dass das ganz, ganz viele beim Schreiben so erfahren, dass ständig so Stimmen querfunken, so, äh, du bist viel zu langsam. Das ist keine gute Idee, ehrlich. Das ist so eine Scheißformulierung oder was, weiß ich nicht. Du kannst das nicht, jetzt mal so. Und was vielleicht hilfreich sein könnte, ist, auch diese Stimmen erstmal einfach da sein zu lassen und gern auch den Stimmen, mal den Stift in die Hand zu drücken. Vielleicht so ein zweites Blatt Papier neben die Tastatur zu legen oder auch ein zweites Dokument aufzumachen, je nachdem, ob er gerne so oder so arbeitet. Und das dann einfach mal raussprudeln lassen. Also es passiert mir auch, dass ich am Schreibtisch sitze und eigentlich will ich dies oder das oder jenes schreiben, Aber ich merke, dass ich mich innerlich total sabotiere. Und mittlerweile mache ich dann eben so ein Dokument auf und lasse da alles raus, was da gerade ist. Und dann ist es erstmal gehört worden und auch in der Form wertgeschätzt worden. Ja, ich habe gesagt, okay, du hier Saboteur, jetzt, du kriegst das Mikro, du kriegst die Tastatur oder den Stift, jetzt lass mal alles raus, dann sagst du mir alles auf einmal, ich höre dich an. Und wenn es dann raus ist, dann kann ich es auch so irgendwie zur Seite legen und so, okay, habe ich gehört, jetzt gehe ich wieder dahin zurück.
Vera
00:56:14
Wie wertest du denn dieses Gefühl oder diese persönlichen Zweifel? Also ich persönlich, obwohl ich ja jetzt schon ein paar Texte geschrieben habe in meinem Leben und auch wirklich sehr viel positiven Zuspruch bekommen habe, eigentlich so richtig negativ, kann ich mich gar nicht erinnern. Sondern trotzdem, bei jedem Text, den ich schreibe, wenn der fertig ist, bin ich total unsicher, ob der gut ist. Ich habe in den letzten Wochen zwei Artikel für Zeitungen geschrieben. Einen für die kommende Self-Publisher-Magazin und habe ich im Vorgespräch gerade gesagt, gestern einen für ein Stadtteilmagazin. Vor einer Woche habe ich den Artikel für das Self-Publisher-Magazin abgeschickt. Und obwohl die Sandra ursprünglich sich normalerweise immer schnell meldet, hat sie sich die ganze Woche nicht gemeldet. Du glaubst gar nicht daran, wie es mich zerrissen hat. Der Artikel war scheiße.
Andrea
00:57:18
Dann sitzt man da mit den eigenen Dämonen.
Vera
00:57:23
Irgendwann gestern kam Mail, sorry, ich bin unter Wasser, ist alles gut, ich melde mich. Jetzt habe ich gestern diesen anderen Zeitungsartikel angegeben. Ich habe auch noch von der Redakteurin keinen Rückfluss. Das war nicht wahnsinnig. So, sollte ich nicht mittlerweile eine gewisse Sicherheit haben, sagen, du hast jetzt ein paar Texte schon geschrieben, also so schlimm kann das ja gar nicht sein.
Tamara
00:57:45
Also ist das nicht das klassische Hochstapler-Syndrom? Dass man einfach glaubt, ich kann es eigentlich nicht und irgendwann fällt es auf?
Vera
00:57:54
Frage nicht.
Tamara
00:57:57
Das haben viele Kreative. Und ich habe mal irgendwo gehört oder gelesen, tatsächlich, je intelligenter die Leute sind, desto eher haben sie das auch. Auch da wurde man in irgendeiner Uni.
Andrea
00:58:07
Definitiv.
Tamara
00:58:07
Also in einer dieser hochwertigen Unis haben bei diesem Einstiegskurs der Mensch vor der gesagt, jetzt machen wir alle die Augen zu. Und jeder, der glaubt, dass er eigentlich durch einen Systemfehler hier den Platz bekommen hat, hebt mal die Hand. Und es waren halt wahnsinnig viele Hände.
Vera
00:58:25
Ja, ja, ich habe ja mal vor vielen Jahren mal einen Wochenend-Workshop mitgemacht mit dem Titel Warum bin ich hochbegabt und nicht reich und berühmt? Und da kam das auch, na klar, du machst mir halt komplexere Gedanken, klar.
Andrea
00:58:41
Definitiv gibt es da einen Zusammenhang.
Vera
00:58:43
Aber trotzdem, ich würde es ja nie ausschließen, dass ich nicht womöglich auch mal Mist schreibe.
Andrea
00:58:49
Ja, aber ich finde das interessant, also du hast gesagt, ist der Artikel gut oder habe ich Mist geschrieben? Also was macht denn den Artikel gut? Zum Beispiel für das Stadtteilmagazin. Den lesen dann so und so viele Leute und die einen sagen, hey, cool, das wollte ich schon immer mal wissen, das ist ja genial. Und andere sagen, irgendwie nicht. Höre ich auf nach Absatz 2, spricht mich nicht an. Also was hast du für einen Anspruch? Wann ist etwas gut für dich? Also du hast was ausgegeben und definitiv bereicherst du die Welt damit in einer Form.
Vera
00:59:23
Ja, selbst wenn es misst. Ja, genau.
Andrea
00:59:26
Naja, aber das ist ja jetzt für mich gar nicht vorstellbar, dass sowas rauskommt.
Vera
00:59:30
Das wiederum finde ich total spannend, dass das für dich, für mich ist, also ich kann mir gar nicht vorstellen, dass jemand da nicht drüber nachdenkt.
Andrea
00:59:43
Ob es gut ist oder Mist ist.
Vera
00:59:45
Ja, wenn du so Texte machst, wenn du die schreibst für deine Dachbücher da. In dem Moment, wo du die abgibst, bist du dann sicher, dass es gut ist?
Andrea
00:59:56
Nee, natürlich nicht. Also ich kriege Rückmeldung aus der Redaktion. Oder das verbessern wir noch oder wie auch immer. Und wir arbeiten dran und irgendwann ist es gut genug. Und natürlich finde ich manche Texte und Themen gelungener als andere.
Vera
01:00:14
Ja, also jetzt wo ich so darüber nachdenke, ich finde zum Beispiel den Text, den ich gestern geschrieben habe, ich finde den persönlich ziemlich geil.
Tamara
01:00:25
Jetzt.
Vera
01:00:27
Vielleicht ist die Angst auch nicht, dass es Mist ist, sondern dass die anderen den nicht geil finden.
Andrea
01:00:32
Ja, und das ist wieder dieses, ich möchte mich spiegeln, ich möchte Feedback bekommen, bin ich eigentlich okay? Das verweist auf dieses Thema.
Vera
01:00:40
Also meine Grundneurose ist jetzt, glaube ich, allen klar.
Andrea
01:00:47
Wir sind ja los mit diesen Fragen gekommen.
Vera
01:00:51
Ja, wir haben dich eingeladen.
Andrea
01:00:54
Damit ich dich jetzt hier mache.
Vera
01:00:56
Mal auf die Spur bringst.
Andrea
01:01:00
Ja, ich meine, es ist auch so eine Frage des Anspruchs, was ist gut und was ist Mist? Also ich meine, dieses Stadtteilmagazin ist dadurch bereichert, die nächste Ausgabe von dem Self-Publisher-Magazin ist dadurch bereichert und es wird Menschen finden, die das brauchen. Und möglicherweise, oder jetzt bei meinem Artikel, vielleicht haben den auch ganz viele gewesen, wie so ein Bullshit. Also bei mir funktioniert das gar nicht, so ähnlich wie du, Vera. Aber vielleicht auch, wenn zwei, drei Dinge gelesen haben und wirklich begeistert sind und für sich da was rausgefunden haben und ich habe auch erfreulicherweise, freut mich dann ja auch, solche Rückmeldungen bekommen, dann finde ich das toll, dann ist es schön.
Vera
01:01:36
Das stimmt.
Andrea
01:01:37
Genau. Also es kommt dir so schwarz-weiß vor, weißt du? Ist es nur gut oder Mist? Es ist draußen, du hast rausgegeben, was du rausgegeben hast. Super.
Vera
01:01:46
Naja, also klar, wir können jetzt eine Podcast-Folge über Grau nicht machen, das ist langweilig. Also das ist schon schwarz-weiß. Erstmal, und es geht mir genauso, ist bei jedem Buch so. So die ersten zwei Rezensionen, zwei, drei Rezensionen, die müssen gut sein. Wenn danach eine schlechte kommt, dann ist es egal. Dann bin ich drüber. Dann bin ich klar. Wenn die erste schlecht wäre, was Gott sei Dank, toi, toi, toi, wirklich noch nie passiert ist, das würde mich, glaube ich, ziemlich ins Markt treiben.
Tamara
01:02:16
Ja, verständlich aber. Aber an sich immer, wenn du irgendwas tust, kannst du die Leute, die das mitkriegen, in drei Gruppen teilen. Die einen feiern es, die anderen finden es scheiße und der dritten Gruppe, denen ist es einfach egal. Die Frage ist halt, was machst du draus?
Andrea
01:02:32
So ist es, genau so.
Vera
01:02:34
Aber ich möchte, dass die eine Gruppe, die es gut finden und die mit Abstand größer ist.
Tamara
01:02:38
Mit groß ist, klar.
Vera
01:02:41
Also von daher. Ja, also ich habe so ein bisschen das Gefühl, ich bin untherapierbar in der Beziehung. Und auf jeden Fall, also liebe Andrea, ist dir aufgefallen, dass mich dein Artikel sehr beschäftigt hat. Und ich auch so nach Antworten suche, Wegen, die es mir vielleicht leichter machen, auch mal den inneren Schweinehund so ein bisschen zu überwinden. Also ich versuche mir schon immer, so positive Erlebnisse irgendwie zu speichern.
Andrea
01:03:16
Ja, ja.
Vera
01:03:39
Das und dann...
Andrea
01:03:40
Wunderbar, ja.
Vera
01:03:41
Das ist super. Also es ist so, dass man sich so ein Gefühl nicht in so ein Einweckglas machen könnte und ab und zu mal dran schnuppern oder so. Das sind so die Sachen. Wobei das natürlich dann auch wieder Veröffentlichung ist. Also das habe ich auch nicht, wenn ich das Buch nicht veröffentliche. Das habe ich nicht durch das Schreiben.
Andrea
01:03:59
Ich habe gerade so eine Idee. Darf ich kurz?
Vera
01:04:01
Ja, natürlich.
Andrea
01:04:02
Einhaken. Einweckglas ist das Stichwort. Denn vielleicht das nächste Mal, wenn du von dieser Party kommst, dann schreib mal einen Text nur für dich. Schreib mal, wie sich das jetzt anfühlt. Was du da fühlst. Wie schuld und glücklich das ist. Oder schreib mal, was da kommt. Vielleicht in Form von so einem Free-Writing. Lass dich überraschen, was dir da einfällt. Und dann machst du ins Einweckglas rein und stell dir das so ins Regal. Für andere Tage, für schlechte Zeiten. Vielleicht kann man schon so was kommen. Und noch was fällt mir dazu ein, das kennt ihr bestimmt. Ich habe mal gehört, dass man sich an gute Ereignisse viermal schlechter erinnert als an schlechte Ereignisse. Also muss man sich die viermal bewusst ins Gedächtnis rufen, damit die genauso groß sind, gleichwertig wie die schlechten Rückrufungen oder was auch immer. Das fand ich total interessant. Und ja, vielleicht können wir da ja auch ein bisschen was machen. Wenn ein Schreibtag mal gut gelaufen ist, heute ging es gut, woran lag das, was war da, was habe ich gefühlt? Und ja, auch das könnte man ja zum Beispiel noch irgendwie auf dem Zettel notieren, um dem mehr Gewinn zu geben. Ja, ja, ihr seht schon, ich bin die Frau, die für sich selbst schreibt.
Tamara
01:05:15
Vera, du darfst es auch als Social-Media-Post machen. Dann wird's gelesen.
Vera
01:05:22
Ah ja, dann muss ich ja bei Instagram schon wieder ein Bild komponieren, dann bin ich doch schon wieder auf der Rolle. Dann wird's wieder schwierig. Schwierig. Ja, also ich, du merkst daran an meinem Gestammele, dass es sehr heftig in mir arbeitet, wie ich da, weil an so ein paar Dinge anders rangehe. Wie ist es bei dir, Tamara? Glaubst du jetzt doch dran, in zwei Monaten dein Buch fertig zu haben?
Tamara
01:05:47
Ich glaube da immer noch dran. Es gibt Zweifelsmomente, aber wie ich früher immer gesagt habe, wenn es bei den Theaterproben nicht gut lief, das wird bei der Premiere funktionieren, weil es muss.
Vera
01:06:00
So ist es. Und das sage ich ja auch immer, wenn so Menschen mich fragen, Gerade Menschen, die von Träumen ein Buch schreiben. Wie macht man das? Ich sage denen immer, einfach anfangen. Einfach schreiben. Gar nicht so viel drüber nachdenken. Vielleicht sollte ich den Rat selbst mal beherzigen.
Andrea
01:06:20
Gar nicht so viel drüber nachdenken.
Vera
01:06:25
Liebe Andrea, ich hoffe, wir waren jetzt nicht zu fordernd für dich.
Andrea
01:06:31
Alles gut, es hat mir Spaß gemacht.
Vera
01:06:33
Wenn du hier mit so schwierigen Fällen kontrastiert wirst.
Tamara
01:06:36
Sie strahlt immer noch, so wie am Anfang.
Vera
01:06:39
Nichts klein zu kriegen. Ich habe mein Bestes getan. Jetzt setzen wir noch einen drauf. Jetzt kommen nämlich noch die total kritischen Buch-Bubble-Fragen.
Tamara
01:06:51
Stimmt, die gab es ja auch noch. Lieber Andrea, welches Buch hat dich denn zuletzt Tränen, Lachen oder Weinen lassen?
Andrea
01:06:59
Also ich habe tatsächlich kein Buch, sondern einen Film. Aber der hat mich nämlich lachen und weinen lassen zugleich. Das finde ich echt stark. Und zwar habe ich einen Ghibli-Klassiker wieder gesehen aus dem japanischen Studio und zwar Mein Nachbar Totoro. Das ist die Geschichte von zwei kleinen Mädchen, die zusammen mit ihrem Vater aufs Land ziehen, während die Mutter noch im Krankenhaus gerade ist aktuell. Und sie kommen da in Kontakt mit Naturgeistern und bekommen Hilfe in scheinbar ausweglosen Situationen. Und den habe ich schon mehrfach gesehen und neulich wieder. Ja. Tränen, Lachen gleichzeitig. Also ich bin einfach sehr, sehr berührt von diesem Film, von dieser Geschichte. Ein Klassiker aus dem Jahr 1988. Ich habe nochmal recherchiert.
Tamara
01:07:47
Sehr schön. Welche Begegnung in der Buchbranche oder ich sag mal in der Schreibbranche hat dich denn ganz besonders inspiriert?
Andrea
01:07:58
Ja, da bin ich so, also da bleibe ich an dem Wort inspirieren hängen und denke an ein Telefonat, das ich mit Anke Garsch geführt habe. Das ist die Chefredakteurin der Federwelt. Und ich habe vor ein paar Jahren schon mal für die Federwelt geschrieben. Da ging es ums Warum fürs eigene Schreiben, also auch so innere Themen zu beleuchten. Und als ich ihr dann vorgeschlagen habe, dieses Thema, also des jetzigen Artikels, über den wir auch gesprochen haben, dieses, also was ist da eigentlich, also was ist der Wert des Schreibens an sich? Und auf dem Cover steht Schreibschätze heben. Da sind wir in so genialen Austausch gekommen. Und das war wirklich inspirierend, dieses Gespräch. Also ich finde, dass Frau Gasch wirklich einen tollen Job macht. Und ja, lesen wir uns selbst, wir haben die Federwelt.
Tamara
01:08:45
Ja, Anke ist klasse, die war ja auch schon bei uns.
Vera
01:08:48
Genau, und dieses Gespräch hat dazu geführt, dass du heute bei uns bist. Also mehr kann ja nicht mehr kommen.
Andrea
01:08:55
Und im Übrigen alles nicht im Vorhinein planbar. Da hätte ich auch nicht schon aus Ergebnis ziehen können.
Vera
01:09:02
Aber ich will jetzt nicht drauf rumreiten, dass es erst durch die Veröffentlichung passiert ist.
Andrea
01:09:08
Doch, Max, das ist völlig gut.
Tamara
01:09:12
Jetzt ganz schnell zum Schluss. Welches Klischee möchtest du denn in Büchern oder allgemein in Geschichten nicht mehr lesen, sehen oder hören?
Andrea
01:09:19
Ich will keine Erzählstimmen, die mir erklären, wie ich mich fühlen soll beim Lesen. Ich weiß nicht, ob das ein Klischee ist, aber ich will einfach irgendwas fühlen und mich erklärt bekommen.
Vera
01:09:31
Das kann ich gut nachvollziehen, ja. Ich will selbst fühlen beim Lesen.
Tamara
01:09:37
Sehr schön.
Vera
01:09:38
Sehr schön, ja. Ja, also ich fühle einiges jetzt gerade und werde das nochmal so im Nachgang für mich verarbeiten. Liebe Andrea, es war ganz, ganz toll, dass du heute die Zeit gefunden hast und mit uns hier eine kleine Therapiesession gemacht hast.
Andrea
01:09:53
Danke euch für die Einladung. Ich hoffe, ich habe Gutes bewirkt.
Vera
01:09:58
Du wirst es bemerken und wir werden es auch berichten und hoffentlich sehen wir uns, treffen wir uns irgendwann nochmal in der Schreib- und Buch-Bubble. Dann, Dann wirst du vielleicht mitbekommen, wie verändert ich plötzlich bin.
Andrea
01:10:14
Mal sehen, der Schlüssel liegt in dir.
Vera
01:10:16
So ist es, so ist es. Ich werde weiter nachgraben.
Andrea
01:10:19
Danke für die Einladung.
Vera
01:10:21
Ja, ihr Lieben da draußen, sagt uns gerne mal, was euch so motiviert, euch ans Schreiben zu setzen. Ob das auch losgelöst von der Veröffentlichung Dinge sind. Also wir lernen gerne dazu. Und ja, ansonsten wisst ihr ja, folgt uns, wo immer ihr könnt. Und erzählt der Welt von uns und bleibt uns gewogen. Also bis nächste Woche. Tschüss.
Tamara
01:10:43
Ciao, ciao. Tschüss.