Die Zwei von der Talkstelle

Gespräche aus der Selfpublisher- und Buchbubble

Schreiben trotz Unlust, Zweifel oder Druck – mit Psychologin und Autorin Karin Hoisl-Schmidt

Was hält uns davon ab, an unserem Manuskript weiter zu schreiben oder nach der Veröffentlichung mutig auf einen Erfolg hin zu arbeiten?

30.10.2025 54 min

Zusammenfassung & Show Notes

Gespräche über das Schreiben und Veröffentlichen von Büchern, egal ob Selfpublishing oder Verlag. 


Was hält uns davon ab, an unserem Manuskript weiter zu schreiben oder nach der Veröffentlichung mutig auf einen Erfolg hin zu arbeiten?

Psychologin und Autorin Karin Hoisl-Schmidt spricht mit uns übers Prokrastinieren und über Deadlines, über Glaubenssätze und vor allem über eine starke Vision:

Was wäre dieser eine Moment, für den es sich lohnt, Ängste und Motivationslöcher zu überwinden?
Und was machen wir mit dieser kleinen, fiesen Stimme, die uns immer wieder einflüstert: "Das bringt ja sowieso nichts"?

Karin hat den Einwänden und Enttäuschungen von Vera und Tamara mit positiven Sichtweisen und praktischen Tools getrotzt – hört unbedingt rein und lasst euch ebenfalls motivieren!

Links

Unser Gast:
https://www.karinhoislschmidt.de
https://www.instagram.com/karin_hoislschmidt

Motivations-Tools von Karin:

PDF Schritt für Schritt zur Zielerreichung mit der WOOP-Analyse
https://www.karinhoislschmidt.de/wp-content/uploads/2025/10/Woop-1.pdf
Weitere Infos zur WOOP-Methode: https://woopmylife.org/

PDF mit Übungen zur Stärkung von Positiven Überzeugungen und zur Umstrukturierung von negativen Selbst-Überzeugungen.
https://www.karinhoislschmidt.de/wp-content/uploads/2025/10/Positive-Perspektiven-staerken-negative-Ueberzeugungen-knacken.pdf

Karins Buchtipp:
'Zwei Leben' von Ewald Arenz
https://www.amazon.de/Zwei-Leben-Roman-Ewald-Arenz/dp/3755805588

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Transkript

Vera
00:00:00
Die Deadline drückt und du kannst dich kaum noch aufraffen zu schreiben, wir haben psychologische Hilfe. Wir haben Karin Heusel-Schmidt heute bei uns. Sie ist Psychologin und mit ihr sprechen wir darüber, wie kann man mit dem Druck umgehen, wie kann man sich motivieren, auch wenn es gerade mal nicht so leicht fällt und sich trotzdem an das nächste Schreibprojekt setzen.
Tamara
00:00:20
Wir waren schwierige Patientinnen, haben Karin ganz schön herausgefordert, aber sie hat uns tolle Tools mit an die Hand gegeben und ich fühle mich jetzt schon motivierter. Hier sind wir wieder mit Folge 285 von Die Zwei von der Talkstelle, dem Podcast übers Schreiben und Veröffentlichen im Verlag und Self-Publishing. Wenn ich ein bisschen demotiviert oder erschöpft klinge, dann liegt das an meinem gesundheitlichen Zustand. Mein Name ist Tamara Leonhardt. Ich habe mich jetzt einfach mal zuerst genannt. Mir gegenüber sitzt die Liebe Vera Nenntnich und die gebe ich jetzt nämlich ab.
Vera
00:01:13
Ja, Mensch, du siehst da sehr vermummelt und kränkelnd aus. Das tut mir ja leid.
Tamara
00:01:20
Ja, irgendwie hat es gestern, ging es los mit Halsschmerzen und jetzt sitze ich hier mit Decke und Tee und heute Nacht mit Wärmflasche und irgendwie tut der Hals immer noch weh.
Vera
00:01:32
Ja, Mensch, das tut mir leid. Ja, grassiert ja jetzt der Herbst, stachelet ja jetzt in vollen Zügen. Bleibt das nicht aus, dass man sich was verkühlt?
Tamara
00:01:42
Ja, und ich denke so nach dem ganzen Messetrubel habe ich letzte Woche mal ein bisschen ruhiger gemacht. Und da dachte mein Körper wahrscheinlich, hey, jetzt ist meine Chance gekommen.
Vera
00:01:54
Okay, ja, du warst ja ein paar Tage länger da, ich war ja nur ein Tag da. Ja, okay, das heißt, da ist jetzt auch nicht passiert viel in letzter Woche, gehe ich mal von aus.
Tamara
00:02:05
Nee, nicht viel. Tatsächlich wollte ich noch eine Geschichte von meinem Meet & Greet auf der Frankfurter Buchmesse erzählen. Und da kam eine Dame an den Tisch und hat gefragt, darf ich mal gucken? Und habe gesagt, ja klar. Und dann hat sie sich das Buch genommen, aufgeschlagen, das Impressum gesucht, das kritisch durchgelesen, das Buch zurückgestellt und ging wortlos wieder. Wenn man so Meet & Greet am Self-Publisher-Stand hat zieht man daraus seine Schlüsse und ganz ehrlich, ich kam mir vor wie so ein Gaul dem auf dem Marktplatz das Maul aufgerissen wird, um zu gucken ob er anständige Zähne hat also das war echt, oder bin ich da jetzt überempfindlich keine Ahnung.
Vera
00:02:54
Was diese Dame sich gedacht hat was die gesucht hat, vielleicht wollte sie einfach nur wissen, wie ein professionelles Impressum aussieht Ja.
Tamara
00:03:02
Wahrscheinlich, das war es.
Vera
00:03:02
Man weiß es nicht, man guckt den Leuten immer nur vor den Kopf und man denkt natürlich immer erstmal an irgendwas Negatives oder so.
Tamara
00:03:10
Wenn die Leute halt dann auch so wortlos einfach hinstellen und weggehen, dann denkst du dir da eins, ne?
Vera
00:03:16
Ja, das stimmt. Ja, ja, ich hatte letztens die Diskussion Meet & Greets auf der Messe irgendwie. Achso, ja genau, am Sonntag waren wir auf Stammticht der Mörderischen Schwester und wir sprachen so über die diversen lokalen Buchmessen und was denn so Sinn macht, um Bücher zu verkaufen und so. Und da sagt er, ja, so Meet & Creed auf der Messe wäre toll. Und da muss ich gestehen, dass meine bisherigen Erfahrungen mit Meet & Creed da nicht so toll sind. Also ich habe so den Eindruck, dass das irgendwie sich nur lohnt, wenn man wirklich schon eine riesen Fanbase hat.
Tamara
00:03:58
Ja, das kann schon sein. Ich meine, ich bin mit einigen Leuten ins Gespräch gekommen und die haben auch Flyer mitgenommen. Und es sind natürlich auch ein paar Leute gekommen, die mich halt kannten. Aber klar, die Schlangen, die sind halt dort, wo Leute schon viel Bekanntheit haben und wo die dann irgendwie ein Buch signiert haben wollen oder so. Also letzten Endes ist es meistens ja dann auch nicht, vermute ich mal, die große Verkaufsgeschichte, sondern eher jetzt, wie wir es letzte Woche hatten, jetzt komme ich mal mit meinen Etiketten, lasse die signieren und klebe die dann in meine Bücher rein. Aber gut, ich meine auf der anderen Seite wenn man nicht da gestanden hat, hat man ja noch weniger Sichtbarkeit ja.
Vera
00:04:40
Ja, klar, man kann da mal sich ein Stündchen hinstellen, ja, Das Thema ist ja immer dann, ich kriege das ja auch schon mal so mit in den Social Media Posts, wenn gefragt wird, ja wie viele Bücher nehme ich da mit und so und ich weiß, bei den ersten Meet & Creed, die ich hatte, habe ich mir auch immer riesen Gedanken gemacht und dann doch, weil ich habe immer Panik, zu wenig Bücher zu haben und dann schleppst du das auf die Messe und so. Ich weiß nicht, ich habe einmal ein Meet & Creed gehabt, weil er auf dem Tolino stand. Da habe ich dann extra zwei Marmorkuchen von meiner Butter backen lassen, die Oma Trudy Marmorkuchen macht. Und den habe ich dann da auf dem Messestand verteilt. Ich meine, da war dann ein größerer Zuspruch. Die Leute haben einen Marmorkuchen bekommen, aber wirklich jetzt für die Bücher war das nicht. Deswegen bin ich da bisher so ein bisschen zurückhaltend. Also meine Begeisterung hat sich da ein bisschen gelegt. aber es ist natürlich auch manchmal, Nicht so gut. Manchmal muss man vielleicht einfach auch Dinge machen, auch wenn man nicht direkt daran glaubt, dass das jetzt irgendwie den Riesenerfolg bringt.
Tamara
00:05:48
Ja, ich sage mal so, vielleicht muss man auch hinterfragen, was man für Ziele hat für so ein Meet & Greet. Also wenn es nur darum geht, irgendwo einen kleinen Tisch auf der Frankfurter Buchmesse zu haben für eine Dreiviertelstunde und dann zu hoffen, dass man da 15 Bücher verkauft, das halte ich für die meisten von uns für Quatsch. Aber man kann ja auch sagen, man möchte einfach irgendwie netzwerken oder irgendwie in Kontakt kommen. Also ich hatte mir eigentlich für mein Meet & Greet auch eine Aktion überlegt, so eine kleine Community-Aktion, wo es dann um Fotos gegangen wäre und daraus hätte ich dann ein Reel gemacht irgendwie. Einfach, dass man vielleicht auch seine Insta-Follower-Schaft ein bisschen erhöht und darüber dann wieder die Möglichkeit hat, die Bücher nochmal vorzustellen. Das habe ich dann alles aufgrund von Überlastung nicht geschafft. Aber das war so meine Idee. Ich gehe da nicht hin, um Bücher zu verkaufen, sondern ich gehe da hin, um dass neue Menschen meine Bücher und mich kennenlernen.
Vera
00:06:50
Ja, genau. Wenn man dann sowieso da ist und keinen großen Zusatzaufwand beschert, dann kann man das sicherlich mal mitnehmen. Ja, das ist ja wie bei vielen Dingen, die man da so macht oder über die man nachdenkt. was motiviert einen dazu wie kriegt man da die Kurve, Ja, da sind wir ja eigentlich auch so ein bisschen bei unserem Thema. Ich habe nämlich jetzt die letzte Woche, ich bin zwar jetzt so wieder ganz gut im Schreib. Naja, Flow ist vielleicht das falsche Wort. Ich sage mal so, ich erreiche jeden Tag meines Tages World Count. Aber ein wirklicher Flow ist noch nicht. Und ja, und es muss mich wirklich auch morgens immer aufraffen. Komm, du machst das jetzt. Und da haben wir uns dann ja heute den richtigen Gast eingeladen. Wir haben ja in den letzten Wochen schon häufiger darüber gesprochen, wie es ist, mit Druck umzugehen, dass man Deadlines gerne verschiebt und dass man auch manchmal nicht so richtig in Schwung kommt und wir haben dann halt überlegt, was kann das sein und da müssen wir uns mal fachlichen Rat holen und deswegen haben wir uns heute eine Psychologin eingeladen. Sie ist nicht nur Psychologin, sie ist auch Liedermacherin und Autorin. Und heute ist sie bei uns. Es geht um Karin Häuser-Schmidt. Guten Morgen, Karin.
Karin
00:08:14
Hallo, ich grüße euch.
Tamara
00:08:15
Hallo.
Karin
00:08:16
Ich freue mich, bei euch zu sein. Freut mich.
Vera
00:08:18
Ja, du merkst schon, wir haben hohe Erwartungen an dich heute. Wir hoffen, dass wir nach unserem Gespräch dann jetzt voll den Arbeitsschwung kriegen. Deshalb direkt an dich die Frage, woran liegt es, dass man etwas, was man ja eigentlich freiwillig macht, trotzdem irgendwie vor sich her schiebt?
Karin
00:08:38
Also ich glaube, wie bei so vielen Dingen ist es nicht nur dieser eine Grund, warum es so ist, sondern es ist eine Kombination aus verschiedenen Faktoren. Grundsätzlich, glaube ich, ist unser Gehirn uns oft da der größte Gegner, in Anführungszeichen, weil das Gehirn an sich einfach faul ist. Also wir wollen einfach es bequem haben, das Gehirn liebt es, Ressourcen zu schonen und eigentlich immer so ein bisschen es dahin plätschern zu lassen und jede Anstrengung und vor allem Veränderung oder auch Gefahren zu umgehen, weil es einfach zu viel Energie kostet.
Vera
00:09:13
Wo sind denn jetzt, wenn ich dann jetzt an meine Schreib-Deadline denke oder an das aktuelle Schreibprojekt, wo sind denn dann da die Gefahren für das Gehirn?
Karin
00:09:23
Ja, es ist ja doch ein gewisser Aufwand, das Buch fertig zu machen. Und jetzt kommen wir schon ein bisschen an die andere Ebene. Was passiert, wenn das Buch fertig ist? Habe ich dann das abgeliefert, was ich erwartet habe von mir? Bin ich zufrieden mit dem, was ich erwartet habe an Leistung? Stichwort. Wie ist mein innerer Zensor gerade drauf? Also sagt er, lass es einfach bleiben. Und wie wird es dann mit dem Erfolg? Also in dem Moment, wo ich fertig bin und wo es ans Marketing geht, kommt ja wieder diese Phase, wo sich zeigt, wird das Ganze ein Erfolg und wo viele unbewusste Ängste vielleicht auch dranhängen, wie wird es denn dann? Und unser Gehirn ist da einfach, oder wir sind einfach vorsichtiger mit solchen Dingen und mein größter, also wenn ich gleich meinen größten Trick verraten darf.
Vera
00:10:16
Ja, natürlich, liebe große Tricks.
Karin
00:10:18
Also für mich, Es ist individuell, aber bei mir ist es wirklich eine starke Vision, sich zu zeichnen, wie cool wird es sein, wenn ich das Ding abgeschlossen habe. Und diese Vision trägt, also in meiner Erfahrung mich, egal ob ich jetzt irgendwelche Masterarbeiten machen muss oder ein Buch schreiben oder irgendwelche anderen Dinge auf den Punkt hin fertig kriegen, diese Vision, wie wird es sein, wenn ich es geschafft habe, mich über diese Trägheit des Hirns hinweg motivieren. Diese Zielvision muss heller strahlen, sodass das Hirn sagt, wow, also okay, wenn sich das so lohnt, dann packt man es jetzt an.
Vera
00:11:01
Okay. Und wenn du das sagst, das ist so bisher dein Trick, hast du denn diese Visionen dann nachher auch erreicht?
Karin
00:11:08
Ja, ja. Erst ganz, ganz kurz, also vor einer Woche genau, habe ich die erste Lesung aus meinem neuen Buch gehalten und tatsächlich durch den ganzen Schreibprozess, der mit vielen Zweifeln, mit vielen Hürden für mich auch mental, gesetzt war, belegt war, durch diesen ganzen Schreibprozess sind durchaus mir vorgestellt, wie wird es sein, wenn ich die erste Lesung halte, vor diesen Menschen stehe, meine Lieder singe, meinen Text lese und in Begegnung komme mit den Menschen. Und diese Vision, die hat mich so getragen und es war so mein Mein Ziel, das will ich erreichen. Also ich habe das auch schon gehört. Mit allen Sinnen reiche ich dann diese Vision an. Wie wird es sich anfühlen? Was sehe ich? Welche Lieder will ich singen? Was werde ich anziehen? Also wirklich so ganz eine bunte Vision, eine wirklich greifbare. Und die hat mich getragen und hat sich erfüllt.
Vera
00:12:04
Wie ist das denn? Jetzt sind Tamara und ich ja jetzt schon mal länger in dem Business. und ich sage mal, das Erfolgserlebnis lässt ja irgendwie nach, es wird Routine. Für mich ist es nicht die erste Lesung, sondern die x-te Lesung. Und ich empfinde es als immer schwieriger, sich daraus so eine verlockende Vision zu machen, weil man irgendwie so, ich sage es mal, ein bisschen negativ so abgestumpft ist.
Karin
00:12:31
Dann brauchst du vielleicht eine neue. Also das ist natürlich nicht mehr diese eine Lesung, sondern ist es vielleicht diese ganz besondere Lesung.
Vera
00:12:39
Aber dann ist das Risiko ja nur größer, das dann auch nicht zu erreichen.
Tamara
00:12:44
Dazu wollte ich gerade ergänzen, auch wo du gerade erzählt hast, wie du dir die Lesung vorstellst und ausmalst. Das mache ich auch, weil ich schon immer sehr visuell mir Sachen, die in der Zukunft liegen, irgendwie ausgemalt habe, aber dann kommt dann von hinten diese böse, fiese kleine Stimme, ja und dann hast du dein tolles Outfit und dann hast du deine Bühnendeko und dann sitzen da zwei Leute. Und das sind ja in Teilen, also natürlich kann man viel bewerben und motivieren, aber ein gewisser Anteil an nicht, wie sagt man, Beeinflussbarkeit ist da ja mit drin. Und da geht es bei mir dann direkt, ach komm, das macht es dann gleich wieder kaputt.
Karin
00:13:32
Ja, das ist der innere Zensor oder der Kritiker oder der Zweifler, der sagt, das wird ja sowieso nichts, der dann in den Ring steigt mit der Vision und versucht, sie niederzuringen und niederzumachen. Das kenne ich natürlich auch. Und selbstverständlich war in meiner Vision das Publikum größer, wie es dann wirklich war. Aber ich glaube, das ist dann der Punkt, dass wir unsere, also die Messlatte, was ist für uns Erfolg, auch überdenken immer wieder. Und wenn die zwei Richtigen da waren, die begeistert waren, und ich mit denen beiden in ein gutes Gespräch gekommen bin, dann kann das ein Auftakt sein oder ein Motivationsgeber wieder zum nächsten guten Schritt. Also es ist immer dieses auch dieses Bewerten von Dingen, diese Perspektiven, die wir uns schaffen und unser Gehirn, sind wir wieder beim Gehirn, ist halt blöderweise immer dabei, schön die Negativbeispiele zu sagen. Also das ist nicht gelungen und das habe ich nicht so gut geschafft und ach, da waren nur 20 Leute im Publikum und oder wenn überhaupt oder es waren nur 5 da oder und das sind alles Dinge, die wir so auf so ein Negativkonto schieben und das immer gern zur Bewertung ranziehen und, Und in meiner Arbeit in der Psychologie oder in der Resilienzförderung ist ganz groß dieses Kultivieren positiver Perspektiven. Ja, und doch waren da zwei, jetzt in dem Beispiel von dir, Tamara, die hatten wirklich Freude. Da waren zwei, mit denen konnte ich dann in aller Ruhe gut ein Gespräch führen. Und das als positiven Erfolg zu werten, und ich hatte eine gute Möglichkeit zu proben vor diesen zwei Menschen. Es war vielleicht nicht so aufregend, als wären es 200 gewesen. 200 ist jetzt im Lesungssetting vermutlich, also in unserer Liga völlig unrealistisch. Aber dass wir lernen und üben, wirklich unser Gehirn auch immer auf das Positive zu programmieren, damit wir unser Selbstbild auch nicht ständig in Gefahr bringen, indem wir uns dann immer sagen, das hast du wieder nicht geschafft.
Tamara
00:15:35
Ich muss jetzt ein bisschen herausfordernd sein, weil eigentlich will ich mich total von dir überzeugen lassen.
Karin
00:15:41
Ja.
Tamara
00:15:41
Aber man hat ja doch schon einige Realitäten hinter sich.
Karin
00:15:46
Glaubst du mir.
Tamara
00:15:46
Da ist es dann durchaus schon mal vorgekommen, dass man mit VHS eine Lesung veranstaltet hat, die sich komplett darauf verlassen haben, dass die Autorin alle Menschen anzieht. Und wenn halt die Leute, die in der Region die Autorin sehen wollen, schon eine Lesung gehört haben, wäre es halt eigentlich wichtig, dass die VHS selbst auch aktiv Werbung macht und dann vorwurfsvoll der Autorin mitgeteilt wird. Es haben sich nicht genug Leute angemeldet, wir sagen jetzt alles ab. Dann wurde zwar wochenlang geprobt, was ja auch Zeit und Fahrgeld unter anderem involviert, aber dann wird halt alles abgesagt und man kriegt das vereinbarte Honorar natürlich nicht. Und das sind dann so frustrierende Momente, die natürlich in die nächste Bewerbung oder ins nächste Anschreiben bei einem Veranstalter gleich kommen. Wahrscheinlich unterbewusst mit reinfließen, weil man sich innerlich denkt, ach komm, es wird ja sowieso nichts. Ich sage kurz ein positives Gegenbeispiel. Im Frühjahr war ich Support Act für einen Musiker und das war wahnsinnig entspannt, weil ich die ganze Zeit dachte, es ist überhaupt nicht meine Verantwortung, wie viele da kommen. Ich muss mir da gar keinen Stress machen, während ich bei anderen Veranstaltern wirklich immer wahnsinnig angespannt bin, weil ich das Gefühl habe, wenn wenig Leute kommen, habe ich nicht geliefert. Und diese Anspannung ist bestimmt auch schon drin, wenn ich irgendwo hinschreibe, ob ich eine Lesung halten kann, unterbewusst irgendwo zwischen den Zeilen. Wie komme ich da raus?
Karin
00:17:23
Also grundsätzlich ist es natürlich schwierig, wenn ich mit der Haltung schon die Bewerbung los schicke, das wird sowieso nichts. Also ich würde zu solchen Dingen einen Tag raten, wo ich voller Überzeugung bin und wo ich wirklich auch eine positive Erinnerung mir herhole, keine Ahnung, mich stärke daraus und sage so, und das wird was, weil es gibt ja diesen berühmten Spruch, egal ob du denkst, du schaffst es oder du schaffst es nicht, du wirst auf jeden Fall recht behalten. Vom Handy fortgegangen ist. Also es macht einfach wahnsinnig viel aus, wie ich rangehe. Und trotzdem ist man nicht gefeiert vor irgendwelchen Tiefschlägen. Das kenne ich ja natürlich auch als Liedermacherin mit dem Booking. Also das mache ich auch seit langer Zeit schon. Und für mich ist da die, Der Weg, den ich für mich gewählt habe, dass ich einen Mix suche, dass ich Veranstalter suche oder lese, egal ob es Lesung oder Konzert, dass ich mir Dinge suche, wo ich weiß, da bin ich safe, weil ich vielleicht sogar Fixgage habe und dann zwischendrin auch wieder Bühnen einstreue oder lese Veranstalter, wo ich sage, okay, das ist etwas Kleineres oder das ist VHS. Wo ich weiß, die erwarten, dass ich viel Marketing mache. Ich probiere es einfach und mit dem Wissen, ich hatte da schon mal eine schlechte oder nicht so positive Erfahrung, dass sich das ausgleicht. Also ich würde dann nicht auf die gleichen VHS jetzt in deinem Fall wieder und wieder und wieder zugehen, sondern immer wieder schauen, dass ich einen Mix herkriege von Lesungen. Und so ist es bei mir ja auch. Ich hatte jetzt auch eine Sprechung am Laufen bezüglich Lesung. Und dann meinte der Veranstalter, naja, also es ist ja ein Entgegenkommen von ihm, dass ich überhaupt lesen darf, eine Honorare und nicht. Dann habe ich gesagt, vielen Dank für das Gespräch. Also dann wird es auch nichts werden.
Vera
00:19:05
Da muss man sofort abbrechen. Jetzt muss ich auch mal ein bisschen, dass wir jetzt nicht so sehr in Richtung Lesungsakquise gehen. Darum soll es ja gar nicht gehen, so ein bisschen. Ich meine, die Grundtendenzen sind klar. So jetzt, wie du ja schon raushörst, sind sowohl Tamara als ich jetzt ja durchaus schon leidgeprüft. Wie kriegt man es denn? Was gibt es für psychologische Hilfsmittel? Genau diesen dennoch positiven Blick, den du ja sagst, den man braucht, sich zu bewahren oder womöglich auch wieder aufzubauen.
Karin
00:19:41
Also die Frage, die ich mir dann in solchen Situationen immer stelle, weil ich glaube, das kann man jetzt übertragen, ob es jetzt auf Schreiben ist oder auf irgendwelche anderen Dinge, die man so anschieben möchte, ist es, was ist das Schlimmste, was passieren kann und für wen mache ich es denn? Oder wie ging es mir denn, wenn ich jetzt nicht mehr schreiben würde? Wenn ich so, wie ich euch jetzt verstehe, so Tiefschläge auch erlebt habe oder einfach Frustrationen, wo ich sage, wo eigentlich ist es so mühsam, wie wäre es denn, es nicht mehr zu tun? Wie wäre es, es ganz aufzugeben? Das habe ich auch manchmal in meiner Selbstständigkeit als Psychologin, dass ich da den Stellenanzeigen durchblättere und mir vorstelle, ich würde einfach das nicht mehr machen und mich irgendwo anstellen und dann aus dieser Erfahrung heraus oder aus diesem Denken heraus wieder zu entwickeln, Nein, ich will es aber. Also diese neue Entscheidung für das Ganze und diese Entscheidung, ich will es machen, weil ich Freude daran habe, weil ich mich eigentlich superwohl dabei fühle zu schreiben und Bücher zu veröffentlichen, ich entscheide mich immer wieder neu dafür. Dass ich aus diesem Leiden, also ich glaube, die große Gefahr ist immer, dass man in so eine Opferrolle reintappt, dass man sagt, oh, es ist grundsätzlich, also dass man so in so eine Jammerkultur gerät und man sagt, oh, es ist ganz furchtbar und es ist ganz, ganz gemein oder ungerecht oder müßig oder was weiß ich, was man alles so dann von sich gibt oder denkt. Und das ist eine große Gefahr, weil man sich in so eine Negativspirale reinbegibt, wo man zum Schluss das ärmste Würstchen der Welt ist und alle anderen haben Erfolg und nur wir sind jetzt hier die Armen Armen, die es nicht schaffen. Und als wieder rauszukommen und zu sagen, ja, und doch habe ich einen Job, der mich glücklich macht. Und doch habe ich einen Job, wo ich völlig frei bestimmt bin, wo ich meine Kreativität aufs Blatt fließen kann und wo ich Leute erreiche und pick mir Erinnerungen raus an erfolgreiche Lesungen, an Menschen, die gelacht haben oder tolles Feedback und ziehe mich an dem Schritt für Schritt wieder raus. Und das ist eine Trainingssache. Unser Hirn muss erst wieder trainiert werden, die andere Perspektive einzunehmen.
Vera
00:21:52
Jetzt ist es wahrscheinlich ein Unterschied, wenn es da wirklich um den Job geht, der die Existenz sichert. Das ist jetzt beim Schreiben bei uns beiden ja nicht so. Das heißt, es ist im Prinzip ein Hobby, Nebentätigkeit. Also das Leben würde sich erst mal, existenziell nicht groß ändern.
Tamara
00:22:13
Oh doch.
Vera
00:22:14
Doch, bei dir schon.
Tamara
00:22:15
Wo soll ich denn hin mit meinen ganzen Gedanken?
Karin
00:22:18
Ja, eben haben wir es schon.
Vera
00:22:19
Ja, super, dann hast du ja deine Motivationsquelle. Also ich sage mal so, ich würde jetzt lügen, wenn ich sage, dass ich nicht ab und zu mal diese Gedanken habe, wenn es gerade wieder so schwerfällt und sage, naja, was wird jetzt passieren, wenn ich dann einfach alles sein lasse? Ich muss gestehen, das, was mich am meisten dabei widerhalten lässt, sagt, dass ich dass ich schon so lange dabei bin und dann ja doch feststelle, dass ich schon ein paar Dinge erreicht habe. Auch wenn es jetzt keine Riesenerfolge sind, aber ein paar, wie du sie ja vorhin auch sagst, schon Erfolgserlebnisse sind da. Und dass ich es einfach völlig bescheuert finde, bedauerlich fände, das jetzt irgendwie einzureißen, wenn ich mir doch jetzt schon seit Jahren den Hintern aufreiße. So, das ist eigentlich der Punkt. Ich weiß aber nicht, so richtig motivierend ist es aber nicht.
Karin
00:23:14
Nee, und es ist so, also vielleicht ist das ein blödes Beispiel, aber vielleicht ist es immer so ein bisschen eine eingeschlafene Ehe, wo man sich auch so arrangiert hat, man sich gewöhnt hat, naja, jetzt habe ich heute, ich habe schon geheiratet. Und da ist es oft so, ich bin ja auch Familientherapeutin, dieses bewusst auch mal sagen, okay, ich nehme jetzt einfach mehr Auszeit auch von unserer Beziehung, oder einfach mit zwei Wochen Urlaub, keine Ahnung, wie auch immer, alleine, um wieder den Abstand zu kriegen und einfach mal unsere Beziehung zu klären. Also meine Beziehung zum Schreiben. Ist es so ein Gewohnheitsding geworden? Naja, ich schreibe halt jetzt. Oder brauche ich und kann es wieder reaktivieren? Kann ich durch einen Abstand vielleicht wieder den frischen Wind reinbringen? Wie es bei einer Beziehung manchmal eben auch ist. Und was würde passieren, wenn du jetzt einmal sagst, ich nehme jetzt ein halbes Jahr mal Auszeit vom Schreiben und verbiete es mir vielleicht sogar für eine Zeit zu schreiben, um wieder klar zu werden, ob ich überhaupt noch ausreichend dafür brenne oder ob es mehr in Richtung Leiden geht. Was spricht dagegen? Also ich habe auch gerade ein Schreibverbot mir auferlegt, weil ich jetzt gerade ein anderes kreatives Projekt habe und am zweiten Album arbeite und jetzt schreibe ich gerade kein neues Buch, Punkt. Und ich merke aber, wie ich mich jetzt schon darauf freue, es wieder dann tun zu dürfen.
Tamara
00:24:35
Also was ich vielleicht an der Stelle mal einwerfen kann als kleine Anekdote. Ich habe mein letztes Buch im Juni rausgebracht. Dann halt über den Sommer nicht geschrieben, aber halt viel Marketing, bla bla bla. Und hatte dann ein Projekt angefangen mit Drachen mit sehr straffem Zeitplan, den ich nicht einhalten konnte. Das hat mich alles wahnsinnig frustriert, das habe ich hingeworfen und jetzt steht quasi das nächste Buch vor mir. Da kann ich aber gerade noch nicht anfangen, weil ich auf Feedback warte. Und ich habe gestern einfach mal so, ohne konkrete Veröffentlichungsidee, ohne konkretes Ziel, einfach für mich eine Kurzgeschichte angefangen. Ich wollte sie nur anfangen. Ich habe gestern lockerflockig zweieinhalbtausend Wörter geschrieben, die einfach aus mir rausgeflossen sind, weil da kein Druck, keine Deadline, kein das muss jetzt perfekt sein dabei war. Und das fand ich schon sehr beeindruckend.
Karin
00:25:36
Ja, das ist dieser Shift von ich muss etwas tun zu einem ich will etwas und ich lasse es einfach geschehen. Und das, glaube ich, ist die Gefahr, wenn man so in so eine Dauerbeziehung zum Schreiben kommt oder diese Erwartungen hat, auch anzuschließen an Erfolge vielleicht, dass man dann in diesen Erfolgsdruck so strudel hineingeraten kann. Und ich glaube, dieses immer wieder sich bewusst machen, ich bin nicht Gefangener meines Lebens. Und ich kann immer noch gestalten und entscheiden. Und jetzt entscheide ich mich gerade, eine Kurzgeschichte zu schreiben. Und egal, was hinten rauskommt, ich lasse einfach wieder mal fließen. Diese kreative Freiheit, dass wir uns die immer wieder und immer wieder jawolen und aus diesen Fesseln rausgehen, die wir uns ja selber anlegen, indem wir sagen, es muss aber jetzt so und so werden.
Vera
00:26:25
Ja, wobei, da beißt sich meiner Ansicht die Katze ein bisschen in den Schwanz. Also ich kenne diesen Ansatz auch. Es gibt auch so Momente, wo ich mir wirklich sagen muss, ich bin wirklich sehr unabhängig in meinem Leben und dann mache ich schon mal verrückte Sachen und fahre irgendwie spontan nach Paris oder sowas. Um einfach zu sagen, das kann ich jetzt einfach. Das ist auch wichtig. Aber andersrum. Passt das ja jetzt nicht zu dem, was du ganz am Anfang gesagt hast. Wenn da nämlich diese Vision ist von dem tollen Erlebnis, ich möchte das Wörtchen Erfolg jetzt nicht sagen, weil das ist so ein schwammiges Wort, also diese schöne Vision, die erreiche ich nun mal nur, wenn ich schreibe und wenn ich auch dann schreibe, wenn ich gerade nicht gut drauf bin und wenn ich dann vielleicht auch was mehr schreibe, weil die Deadline eng ist. Ich muss dann einfach da durch, sonst erreiche ich das nicht.
Karin
00:27:25
Also wenn ich bei irgendeinem kreativen Tun einen Stresspegel habe, dann verblasst mir die Vision. Ein Weg zur Erfüllung zu einer Vision ist nie eine gerade Linie. Das sind Wendepunkte, das sind Rastpunkte, das geht mal rückwärts, das geht mal verkehrte Seitenstraße rein, im Kreisverkehr falsche Ausfahrt genommen. Ich glaube nicht, dass das dann, also der Druck darf nicht dabei sein bei der Visionserfüllung. Der Zeitplan darf nicht so eng sein in meiner Erfahrung. Und wenn man, das ist nochmal eine andere Schiene natürlich dann das Zeitmanagement. Also wie gestalte ich es denn? Wie mache ich es denn? Wie arbeite ich meine To-Dos ab? Wie konzentriert bin ich denn am Schreibtisch? Das ist nochmal eine andere Schiene. Das ist nochmal dieses Zeitmanagement-Thema, was auch ein ganz großes ist, eine große Komponente in der Zielerreichung auf alle Fälle. Aber rein von der Motivation her ist es immer wichtig zu wissen, ich darf auch mal rasten und darf auch mal nach Paris fahren, wenn es mal gerade danach ist, um nachher wieder mit frischer Kraft mich in die Vision reinzuschmeißen.
Tamara
00:28:31
Ich glaube, das Problem ist, und vorweg, ich möchte auf keinen Fall damit jetzt sagen, dass Menschen, die viel veröffentlichen, nicht kreativ sind oder dass Menschen, die kreativ sind, keinen Erfolg haben. Das ist nicht, was ich sagen möchte, aber die Situation gerade im Self-Publishing ist ja, wenn ich mit meinem Schreiben auch einen gewissen monetären Erfolg haben will, dann muss ich in einen gewissen Takt liefern. Das betrifft mich jetzt nicht, weil ich sage, Den Druck möchte ich nicht haben und ich möchte halt auch mir die Freiheit nehmen können, wenn ich sage, da will ich noch eine Nebenhandlung einflechten oder da will ich nochmal irgendwie aus Recherchegründen irgendwo hinfahren und dann will ich mir die Zeit lassen. Das heißt im Umkehrschluss für mich aber auch, dass ich natürlich nicht die Erwartungen haben kann, wie eine Autorin, die zwei, drei, vier Bücher im Jahr veröffentlicht und umgekehrt, wenn ich halt sage, ich will diese Taktung einhalten, weil ich ein gewisses Maß an monetärem Erfolg habe. Erfolg verfolge, dann kann ich mir nicht endlos Zeit für kreativen Prozess lassen. Also das ist halt, glaube ich, schon ein reales Problem. Einfach darin, wie der Markt funktioniert.
Karin
00:29:51
Ja, also selbstverständlich. Es geht jetzt nicht darum, dass ich sage, ach, die Vision, die will ich jetzt dann mal, keine Ahnung, wann die kommt. Das geht es nicht. Aber wie gesagt, ich glaube, es sind zwei verschiedene Dinge. Das eine ist die Vision, die mich dranbleiben lässt, von der Motivation her. Und der andere Part ist die Organisation. Also wie organisiere ich mich, wie stelle ich mich auf, um dahin zu kommen und einen gesunden Puffer einzubauen. Es gibt immer diese Regel im Zeitmanagement, 60% der Zeit kann ich maximal verplanen, 40% passieren. Also 40% ist das Leben. Und ich glaube, dass man diese, einfach mal Auszeit oder einfach mal Krankheit, keine Ahnung, muss man ja alles einplanen, realistisch einplanen muss im Schweiprozess, um das mental gesund auch durchstehen zu können. Und dann mit einer guten Zeitmanagement- Organisation das Ganze zu planen, zu strukturieren. Das habe ich auch nicht anders gemacht. Also ich hatte auch ein klares Ziel, wann mein Buch erscheinen soll. Ich bin ja auch Self-Publisher. Also ich kenne das ja, also natürlich jetzt nicht drei Bücher im Ausstoß im Jahr, aber diesen Weg der Selbstorganisation, der ist hart manchmal. Aber wenn man das kombiniert, glaube ich, gut die Organisation und die Motivation, dann ist man auf alle Fälle auf einem guten Weg, meiner Erfahrung nach zumindest.
Vera
00:31:09
Dem will ich jetzt nicht widersprechen, wobei ich jetzt so die Grundannahme schon sehr idealistisch, als sehr idealistisch empfinde. Ich muss gestehen, ich kann mich, Also alle Dinge irgendwie im Leben, die weiterbringen, haben immer auch etwas mit Herausforderungen und auch mit Druck zu tun, wenn ich nur an Prüfungen oder sonst was denke. Also nicht, dass das alles so harmonisch läuft, das mag man sich zwar wünschen, aber das ist ja aus meiner Sicht völlig irreal.
Karin
00:31:41
Ja, aber was machst du auch bei Prüfungen? Also ich bin bestimmt die Letzte, die behauptet, dass alles harmonisch läuft. Also ich habe ja auch schon, wie man sieht, einige Lebensjahre auf dem Bokel und Brüche und so weiter. Aber ja, was mache ich, wenn es nicht harmonisch läuft?
Vera
00:31:58
Ja, dann musst du da durch. Genau. Genau, dann muss man da durch. Und das ist halt da, wo es halt wirklich auch äußere Zwänge gibt, auch existenzielle Zwänge gibt, klar. Da ist natürlich noch ein ganz anderer Effekt dabei. Das ist bei etwas, was letztlich freiwillig ist, dann schon schwieriger. Weil das muss man ja irgendwie intrinsisch aus sich herausholen. Und ich bin sicherlich eine Freundin des guten Zeitmanagements. Aber wie du sagst, es passiert das Leben und plötzlich ist der Tageswordcount, den ich schaffen muss, um meine Debtlern zu erreichen, sehr hoch. Und das sind dann schon mal quälende Stunden, die man sich da abarbeitet, wo dann schon morgens die Frage sich stellt, kriege ich die Kurve, schaffe ich das oder schmeiße ich alles hin? Ich meine, Tamara hat ihre Deadlines ja vielfach verschoben. Das kann man natürlich machen, aber geht auch nicht endlos. Insbesondere dann, wenn man vielleicht so ein paar Visionen hat, was da am Ende rauskommen soll. Das ist, finde ich, eine ganz schwierige Gemengelage und so richtig den Ausweg habe ich da noch nicht gefunden.
Karin
00:33:17
Ich glaube, der Ausweg kann auch nur individuell sein. Also Tamara, wenn ich dich jetzt fragen darf, wie ging es dir denn mit dem Verschieben deiner Deadline? War das für dich entlastend oder war das Stress?
Tamara
00:33:28
Welcher Fall? Unterschiedlich. Also das eine, das war keine bewusste Entscheidung, das zu verschieben, sondern es sind halt Dinge in meinem Leben passiert, weswegen es absolut unmöglich war, das Buch letztes Jahr schon rauszubringen. Und das war dann halt einfach so. Jetzt, wo ich kürzlich das andere Projekt aufgegeben habe, da war tatsächlich viel Erleichterung bei.
Karin
00:33:56
Eben, und ich weiß nicht, wie ist das für dich, Werder, ist das überhaupt denkbar, dass du eine Deadline verschiebst, oder ist das für dich so ein ganz eisernes Ziel, dass du die Deadline unbedingt hast?
Vera
00:34:05
Also so ganz fix, also die sind schon immer ein bisschen flexibel, aber ich würde jetzt nicht wie Tamara ein ganzes Jahr oder so verschieben, sondern bei mir geht es dann eher um Wochen oder mal einen Monat. So, weil halt dann doch die größere Vision da ist also ich will schon noch ein bisschen weiterkommen mit dem Schreiben, also ich bin da glaube ich, meine Motivation ist sicher auch eine andere als Tamara, bei ihr ist es sicherlich das Schreiben und das Geschichten erzählen, was ein großer Teil ausmacht bei mir ist es mehr das Buch haben und was da dran kommt und letztlich auch zunehmend auch ein gewisses, ja, finanzielles Element also Auf Dauer muss da schon auch mal was bei rumkommen. Und das macht von sich aus schon Druck, weil es dann einfach Anforderungen gibt, die man erfüllen muss. Und damit umzugehen und sich da... Und dann auch gleichzeitig, ich bin ja, wie gesagt, schon ein paar Jährchen dabei, ja, immer noch wieder mal so diese kleinen Erfolge zu sehen und nicht das Gefühl haben, ich zitiere jetzt ständig meine kleinen Erfolge, obwohl sie sich für mich gar nicht mehr wie kleine Erfolge anfühlen, sondern nur noch so ein verzweifeltes Festhalten an irgendwelchen Dingen, die lange in der Vergangenheit sind. Also das mag jetzt für alle da draußen sehr depressiv klingen. Ich überziehe ein bisschen. Und wir wissen ja auch aus Gesprächen, Das ist auch gerade bei Verlagsautoren und Autorinnen, die ja nun wirklich auch eine vertragliche Deadline haben. Das ist am Ende richtig Druck, wenn man es erreichen muss. Da hängt ja richtig was hinter. Dazu sagen, ich habe einfach nur die Vision, dass da was Schönes kommt und das treibt mich an, halte ich ein bisschen für zu kurz gegriffen.
Karin
00:35:59
Welchen Zauber, also was würdest du dir denn wünschen? Also du hast ja konkret auch nach einer Fachfraumeinung gesehnt und gehofft, dass irgendein Zaubertrick kommt. Was erwartest oder was wird sich denn ändern? Woran würdest du merken, dass ich dir so richtig einen coolen Tipp gegeben habe?
Vera
00:36:19
Ich glaube ja, also ich glaube jetzt nicht, dass man eine, du sagst eine Sache und alles ist anders. Aber ich weiß ja auch aus Erfahrung, dass es ja durchaus Werkzeuge gibt. Es gibt so Sachen wie Affirmationen, die ich mir immer versuche, morgens zu sagen. Oder, Meditation oder was es da sonst noch für Methoden gibt, um in irgendeiner Form, wie du es ja gesagt hast, dem Gehirn das irgendwie leichter zu machen oder andere Bilder einzupflanzen. Sowas in der Richtung vielleicht. Keine Ahnung. Du bist ja die Fachfrau.
Karin
00:36:56
Ja, aber ich merke halt, dass ich nicht landen kann mit meiner positiven Vision bei dir. Dass du sehr an der negativen Version festhältst. Und jetzt frage ich dich, wie können wir denn das umschiffen? Oder was kann ich dir denn noch erreichen an Möglichkeiten? Affirmationen, ja. Also für mich ist Affirmation meistens schwächer wie die innere Überzeugung. Also wenn ich sage, ich halte mich daran fest oder es ist für mich einfach schwer und ich deklariere meinen Weg schwer und stelle auch oft in Frage, ob es noch gut ist, daran festzuhalten, da glaube ich, ist eine reine oberflächliche Affirmation einfach zu schwach. Also wenn du zu mir in die Praxis kommen würdest, im Coaching, würde ich erstmal deine ganz persönliche Motivation ergründen und würde auch schauen, welcher innerer Kritiker oder welcher innere Überzeugung von dir steht dir vielleicht auf dem Weg da ein bisschen quer. Also das wäre jetzt meine Herangehensweise als Psychologin, weil wenn so dieses Ganze, die kleinen Werkzeuge einfach nicht greifen, muss ich eben tiefer schauen. Weil das ist natürlich, also jeder kennt irgendwelche Tricks, Meditation, Affirmation, Zeitmanagement, ja, das sind alles Werkzeuge, das ist alles Wissen, aber die Anwendung ist dann immer das andere, in die Praxis zu bringen und die tiefere Schicht, warum sperrt sich in mir da was, warum, das ist dann oft der Knoten.
Tamara
00:38:23
Das ging mir nämlich auch gerade durch den Kopf, weil um nochmal einfach als Vergleich zu sagen, also ich habe da schon gestern Abend intensiv drüber nachgedacht, warum konnte ich zweieinhalbtausend Wörter einfach runterschreiben, wenn ich bei meinem Romanprojekt an 800 Wörtern manchmal schon um jedes Wort kämpfe und verzweifelt bin. Ich glaube, wenn ich mich da jetzt ein Stück weit mal selbst psychologisieren kann, aufgrund dessen, dass ich gar nicht weiß, will ich das mal rausbringen oder was soll damit passieren, war da nicht die ganze Zeit bei jedem Satz dieses Ding im Hinterkopf, das sagt, der Satz ist aber nicht schön und das ist nicht logisch. Das wird dir irgendjemand in einer Rezension sagen, das macht keinen Sinn und das ist kein authentisches Verhalten. Also ich glaube, verstanden zu haben gestern, dass ich beim Schreiben von Projekten, die wirklich das konkrete Ziel haben, dass ich sie als Roman rausbringe, immer schon die negativen Rezensionen im Hinterkopf habe, was man mir vorwerfen könnte. Und das lähmt natürlich extrem. Man weiß aber noch nicht so ganz, wie es los wird. Aber deswegen dachte ich jetzt auch gerade bei Vera, wenn es nicht hilft, das Positive zu finden, vielleicht muss man das Negative identifizieren.
Karin
00:39:47
Ja, super. Ein tolles Beispiel. Also sich selber zu reflektieren. Was denke ich denn darüber? Oder warum hat es jetzt funktioniert? Das ist das A und O. Also sich selber auf die Schliche zu kommen. Das kann von außen noch so ein tolles Werkzeug sein. Aber wenn ich innerlich da was sperre, und der Gedanke mich auf so eine kritische Fährte führt, dann ist da was, eine eigene Überzeugung dahinter. Und das sind unsere größten Fallstricke oft, diese eigene Überzeugung, dass da irgendwas passiert, dass ich irgendwie, also ich kenne das ja auch, ich habe einen autobiografischen Roman geschrieben, also dieses, oh nee, wenn ich das jetzt veröffentliche, oh Gott, also ich hatte auch meine Sperren, ich durfte das auch wieder überwinden und habe mich dann ganz bewusst dafür entschieden, ich traue mich. Aber das ist ein Prozess und das braucht eine innere Reflexion und sagen, okay, ich tue mich jetzt schwer, überhaupt anzufangen. Weil da hinten schon wabert irgendwo in meinem Hinterkopf die möglichen Konsequenzen, die möglichen Folgen, der Misserfolg, die Anklagen, wie auch immer. Und das hat mich gelähmt. Und dann musste ich mit diesen Anklagen und mit dieser Angst erst mal arbeiten und sagen, ja okay, was ist realistisch, was das Schlimmste, was passieren kann, ist meine Lieblingsfrage übrigens, weil einfach diese Katastrophen im Kopf oft so uns hindern, in den Fluss zu kommen. Und wenn wir die mal ein bisschen die Wucht nehmen, weil wir oft merken, ja, das Schlimmste, was passieren kann, ist jetzt eigentlich gar nicht so schlimm, ja, dann kommt eine negative Rezension und dann, oder irgendwer aus der Familie sagt, hat das jetzt sein müssen, ja, und dann, also sich mit dem innerlich zu beschäftigen, was hindert mich, das ist das Allerwirksamste, da brauche ich gerade die ganzen Werkzeuge zur Seite schieben. Ich glaube, dass das wirklich die innere Motivation und die inneren kritischen Punkte aufzudecken und liebevoll zu umarmen und zu sagen, jetzt pass mir auf, okay, ich habe es jetzt erkannt, beim nächsten Mal wird es vielleicht einfacher. Das ist für mich der wichtigste Schritt.
Tamara
00:41:43
Aber was sagst du als Expertin dazu? Also das ist ja jetzt ein Schritt zu erkennen, okay, ich denke zu viel schon beim Schreiben über Kritiken nach, aber wie wichtig findest du es dann nochmal, den nächsten Schritt zu gehen und zu sagen, warum sind Kritiken so schlimm für mich? Also ich habe mich dieses Jahr viel mit mir selbst beschäftigt und glaube auch verstanden zu haben, dass ich von frühester Kindheit auf einfach gelernt habe, wenn nicht alle zufrieden sind, gleich schlimm. Also das steckt ja ganz tief, aber denkst du, dass man diesen Schritt auch noch gehen sollte und wenn ja, wie kann man das machen oder ist das dann schon wieder zu viel interpretiert?
Karin
00:42:25
Also ich glaube, man kann sich schon in dieser Ursachenforschung verlieren und ich glaube, wenn du merkst, du leidest daran und es nimmt dir Lebensfreude und Qualität, das ist für mich immer so ein Zeichen, dass ich sage, okay, dann schaust du genauer an. Aber wenn es für dich vielleicht reicht zu sagen, ja, ich merke, ich habe Angst vor der Kritik. Und diese Angst vor der Kritik, ich arbeite mit der mal, entsetze die, während ich schreibe auf einen Stuhl vor die Tür vom Büro. Also so dieses spielerische, ich bin systemische Therapeutin, da mache man solche Geschichten dann. Dieses bewusste, mentale Ausgrenzen, Wegschieben, jetzt bist du Kritiker, bist du vor der Tür, jetzt schreibe ich. Das kann schon allein reichen, aus meiner Erfahrung heraus und Überzeugung auch. Und wenn du merkst, dieses Thema, ich habe Angst, eben kritisiert zu werden und das belastet mich mehr in mehreren Lebensbereichen und das macht, keine Ahnung, zum Beispiel Beziehungen schwer, weil ich immer überempfindlich bin, weil mich der kritisiert, weil es mich erinnert an meine Kindheit, was weiß ich. Dann kann man ja mal irgendwie in eine Beratung gehen oder in Coaching gehen oder zur psychologischen Beratung gehen und das mal anschauen. Aber ich bin immer die, die positiv nach vorne arbeitet mit Visionen, die Erfahrungen aus der Vergangenheit integriert und schaut, wie kann ich mein Leben gestalten. Und oftmals dieses Verweilen in der Vergangenheit und dieses Graben. Es kann wichtig sein zum Integrieren, es kann super sein, aber es ist nicht immer das erste Mittel der Wahl, wenn es jetzt noch nicht irgendwie zum belastenden Symptom sich ausgewachsen hat.
Vera
00:43:58
Wie ist das denn, wenn man jetzt identifiziert hat, was letztlich so, ich sag mal, die belastenden, die hemmenden Gedanken sind, ne, so, also bei mir ist es sicherlich so, dass ich, ja, mir immer denke, so, dass mit dem Buch möchte ich jetzt wieder einen deutlichen Schritt nach vorne kommen und hoffentlich schaffe ich das und so diese Angst, das da nicht zu schaffen, so, Wie kriegt man das denn hin, diese Gedanken, die ja nun mal so im Gehirn sind und die teilweise aus verschiedensten Gründen auch tief verankert sind, die in irgendeiner Form loszuwerden oder zumindest nicht mehr ganz so bedeutend zu haben? Ich kann mich ja nicht einfach entscheiden, so jetzt denke ich so nicht mehr. Das funktioniert ja nicht.
Karin
00:44:42
Ja, also das nennt man kognitive Umstrukturierung im Fachjargon. Also ich muss meine, oder nicht muss, jetzt habe ich es gesagt, habt ihr es gehört? Ich darf und ich kann mich dafür entscheiden, meine Gedanken zukünftig in anderen Farben zu streichen und diese alten Überzeugungssätze, Glaubenssätze, wie sie auch oft heißen, umzuändern. Die ihnen einen neuen Glaubenssatz über eine alte Überzeugung drüber tapezieren. Und das ist ein Prozess und das ist eines der wirksamsten Dinge, denke ich mal, in der Psychologie, die man schaffen kann, weil das in uns Angelegte am meisten wirksam ist in der Motivation. Und da gibt es tolle Methoden. Das kann man jetzt nicht hier im Podcast durchexerzieren. Aber grundsätzlich geht es darum, zum Beispiel einen Glaubenssatz zu identifizieren. Ich muss mit diesem Buch erfolgreich werden oder keine Ahnung. Es wird nicht gut genug sein. Dann schaut man halt mir an, wie viel Wahrheit steckt denn in dem Satz. Also ist das wirklich so? Also welche Belege gibt es denn dafür, dass das wirklich so ist? Und dann kann ich das Ganze umdrehen. Woran wird mein Erfolg messbar sein und einfach dann in die Richtung denken, auch wenn es kein Bestseller wird, kann ich mit diesem Buch wieder Menschen erreichen. Jetzt hast du ein heftiges Schuss.
Vera
00:46:15
Ja, klar. Verstanden.
Karin
00:46:18
Dass ich diesen Negativ-Trall mal rauskriege, weil sonst zieht es mich immer wieder rein. Und dann ist es immer, dass diese Negativ-Abwärtsspirale bis hin zur Depressionen kann das natürlich führen. Das ist einfach ein Mechanismus, der uns wirklich gefährlich werden kann, wenn wir uns in diesen Gedanken verstricken.
Vera
00:46:38
Wie lange, jetzt wird es ja wahrscheinlich nicht genügen, wenn ich mich jetzt einmal damit beschäftige, jetzt haben wir miteinander gesprochen, dann gehe ich gleich, setze mich hin und arbeite an meinen Glaubenssätzen. Aber das wird ja wahrscheinlich nicht reichen. Wie lange muss ich denn mir immer wieder an diesen umgeänderten Glaubenssatz in Erinnerung rufen oder was immer ich da tun muss? Wie lange dauert so ein Prozess, bis ich dann vielleicht irgendwann automatisch nicht mehr irgendwie negativ denke?
Karin
00:47:10
Also es gibt Zahlen, die ich jetzt leider nicht aktuell im Kopf habe. Aber ich glaube, es war so irgendwie alles so zwischen drei und acht Wochen dauert, dass wir ein neues Verhalten verankert haben. Also wir müssen Dinge oft wiederholen, dass es neu in uns wirken kann. Und die Gefahr ist immer, wenn wir uns was vornehmen oder auch wenn wir schnell zu irgendeinem Kurs gehen und sagen, ja, jetzt weiß ich es, wie es geht und gehe dann raus und dann am nächsten Tag mache ich einmal die Übung und am zweiten Tag hat sich dann noch nichts verändert und ich es vergesse. Und am dritten Tag denke ich, ach, das bringt sowieso wieder alles nichts und verwerf es schon wieder. Und das ist die große Gefahr bei dem Ganzen, dass man zu wenig durchhält und dass man sich auch vielleicht zu viel vornimmt. Wenn ich euch eine Übung an die Hand geben darf, um dieses Positive mehr zu stärken. Ich gebe in meinen Seminaren gerne die Glückshandelsübung, also die fünf Finger einer Hand und Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger, jeden Tag am Abend, was war heute gut, was ist mir heute gut gelungen, welche Begegnung war schön, was, positive Feedback, irgendwas. Drei Dinge. Und die zwei Finger, Ringfinger, kleiner Finger, für welche beiden Dinge in meinem Leben bin ich dankbar. Hört sich total simpel an, total, also unglaubwürdig eigentlich, dass das was helfen kann. Aber wenn ich das alleine zwei Wochen oder drei Wochen mache, verändert sich in meinem Denken was, wenn ich das jeden Tag am Abend mache, weil mein Hirn einfach in eine andere Denkspur kommt, in die Ressourcen kommt, in die kleinen Glücksdinge im Leben, Glücksmomente, Glückssplitter zu sammeln beginnt und das so ein Selbstläufer wird. Das Hirn kann dann irgendwann gar nicht mehr anders, wie auch vermehrt das Positive wahrzunehmen und daraus gestärkt die Herausforderungen, die Tiefschläge, die negativen Rückmeldungen auszubalancieren. Das geht, dass ich dem Ganzen was entgegensetzen kann wieder und mich wieder rausarbeite mehr ins Positive. Und das ist das Beispiel.
Tamara
00:49:08
Das ist, finde ich, deswegen ein cooler Tipp, weil man ist ja manchmal so, so, Ich habe das ja auch schon oft gehört, dass man sich abends aufschreiben soll, was ist gut gelaufen und so. Aber dann ist der erste Gedanke, okay, dann brauche ich jetzt ein Büchlein oder ein Heft, irgendwas.
Vera
00:49:27
Ja, gut, da ist es ein kleiner vielen Journale.
Tamara
00:49:30
Genau, dann fängt man sowas an, dann liegt es auf dem Nachttisch, dann am nächsten Tag nimmt man es aufs Sofa, dann liegt man aber am Tag drauf schon wieder im Bett und das ist nicht da. Und einfach sowas Simples wie eine Hand, die man immer dabei hat. Auf so eine Idee muss man halt auch erstmal kommen.
Karin
00:49:48
Genau, also ich glaube schon, dass das Schreiben noch mehr verankert, also wenn ich das Ganze in Worte fliehen lasse, aber die Hand aufs wird immer dabei. Und auch beim Einschlafen, viele Menschen haben ja Probleme mit dem Einschlafen, weil sie negative Gedanken hin und her wälzen. Da kann das auch ein wunderbares Einschlafhilfsmittel sein, weil ich meine Gedanken einfach positiv färbe beim Einschlafen. Auch wenn man Kinder hat, kleinere Kinder noch, kann man das auch wunderbar machen. Oder wenn man so auch zu Hause in der Familie so in der Negativ-Klagespirale oft kommt, so nach der Arbeit. Jeder erzählt, wie schlimm es war, wie schlimm es mit einem Kollegen war und der Nachbar hat wieder nicht gegrüßt oder keine Ahnung, was es alles so gibt. Dem kann man wunderbar als entgegensetzen, indem man gemeinsam auch mal sammelt und sagt, was ist heute gut gelaufen.
Vera
00:50:29
Ich finde das, liebe Karin, das finde ich einen sehr schönen Ansatz. Tamar und ich, wir machen ja seit über fünf Jahren unsere wöchentliche Therapie und ihr.
Tamara
00:50:42
Miteinander.
Karin
00:50:43
Schön, dass ich mir dabei sein darf.
Vera
00:50:46
Und ich darf das hier auch sagen, da bin ich dann auch jede Woche für dankbar. Und ja, das ist sicherlich auch ein kleiner oder vielleicht sogar größerer Erfolg, an dem ich mich durchaus aufrichten kann. Ich hoffe, Tamara auch und die eine oder andere Hörer und Hörerin. Und ja, du bist jetzt noch nicht ganz entlassen. Die große Herausforderung kommt noch. Es kommen die total kritischen Buchbubble-Fragen von Tamara.
Karin
00:51:13
Uh, ja.
Tamara
00:51:15
Genau, es geht um Bücher und Emotionen. Welches Buch hat dich als Leserin zuletzt Tränen weinen oder lachen lassen?
Karin
00:51:23
Das Buch hat mich Tränen strömen lassen. Es waren Ewald Ahrens zwei Leben. Es hat mich voll umgehauen und ich war völlig verheult. Und das hat mich sehr berührt.
Tamara
00:51:38
Sehr schön.
Karin
00:51:39
Ich liebe diese Sprache. Es ist einfach unglaublich, finde ich, wie der schreibt und kann mich da richtig drin baden in diesem Text.
Tamara
00:51:48
Und welche Begegnung in der Buchbubble war für dich besonders inspirierend?
Karin
00:51:53
Ja, nachdem ich ja jetzt erst mein erstes Buch veröffentlicht habe, bin ich jetzt noch nicht so in der Buchbubble drinnen. Aber was mich in diesem Literaturfeld sehr fasziniert, ist die Begegnung in Schreibwerkstätten, Werkstätten, wo ich in einigen teilgenommen habe, wo Menschen einfach beginnen, Texte zu schreiben, noch relativ unbedarft. Und ich finde es unfassbar berührend, welche Geschichten aus Menschen liessen, die sich auch vielleicht gar nicht erst zutrauen, dass sie überhaupt schreiben können, wo diese Leichtigkeit noch drinnen ist.
Tamara
00:52:24
Und.
Karin
00:52:25
Es berührt mich so, dass ich wirklich nach einzelnen Geschichten völlig detailliert weiß, weil sie mich so geflasht haben, was Menschen auch erlebt haben. Und ich finde es so wichtig und wertvoll, dass Menschen von sich erzählen. Und jedes Leben ist es wert, erzählt zu werden und hat seine wunderbaren Geschichten, die berühren und bereichern können. Und das ist, glaube ich, auch auf die Buchbubble zu übertragen, weil jeder so Geschichten gebiert ins Leben hinein. und wir Menschen brauchen dringend mehr Geschichtenerzähler in diesen Zeiten.
Tamara
00:52:56
Sehr schön. Und zum Schluss, welches Klischee willst du denn aber nie mehr in einem Buch lesen?
Karin
00:53:02
Die alte, verblühte, verwelkte, grauhaarige Frau.
Tamara
00:53:06
Ja.
Vera
00:53:08
Okay, das kann ich nachvollziehen.
Karin
00:53:11
Könnte was mit mir persönlich zu tun haben, aber ich halte das sehr schwer aus.
Vera
00:53:18
Das kann ich verstehen, sehr gut. Ja, liebe Karin, vielen, vielen Dank, dass du dir heute Zeit für uns genommen hast und auf jeden Fall gibt es ein paar Anregungen, an denen ich jetzt mal so ein bisschen arbeiten werde und, den positiven Blick mir erarbeite und mal sehen, ob die nächsten Schreibmorgende da fließender laufen. Bei euch da draußen hoffe ich natürlich, dass ihr auch was mitnehmt und ihr wisst, was ihr zu tun habt, uns zu folgen, wo ihr mir könnt, unser Buch Bubble Bulletin abonnieren und uns gewogen bleiben. Bis nächste Woche. Tschüss.
Tamara
00:53:54
Danke, Karin.
Karin
00:53:55
Tschüss. Danke euch. Tschau.