Die Zwei von der Talkstelle

Gespräche aus der Selfpublisher- und Buchbubble

Schreibstil, Autorenstimme, Figurenstimme: Können wir anders schreiben lernen?

Ist der persönliche Schreibstil unveränderbar, fast wie angeboren? Oder können wir gezielt daran arbeiten, auch mal ganz anders zu schreiben? Was genau ist eigentlich 'Stil' und wie unterscheidet er sich von meiner Autor:innenstimme?

18.09.2025 50 min

Zusammenfassung & Show Notes

Ist der persönliche Schreibstil unveränderbar, fast wie angeboren? Oder können wir gezielt daran arbeiten, auch mal ganz anders zu schreiben? Was genau ist eigentlich 'Stil' und wie unterscheidet er sich von meiner Autor:innenstimme? Und die Figurenstimme gab's da ja auch noch!

Vera und Tamara nehmen die verschiedenen Begriffe über und Einflüsse auf das Schreiben Stück für Stück auseinander, diskutieren dabei auch Genre, persönliche Ziele und Zielgruppen und sind sich ausnahmsweise sogar erstaunlich einig. Grund genug, reinzuhören! 

Gespräche über das Schreiben und Veröffentlichen von Büchern, egal ob Selfpublishing oder Verlag. 


Ist der persönliche Schreibstil unveränderbar, fast wie angeboren? Oder können wir gezielt daran arbeiten, auch mal ganz anders zu schreiben? Was genau ist eigentlich 'Stil' und wie unterscheidet er sich von meiner Autor:innenstimme? Und die Figurenstimme gab's da ja auch noch!

Vera und Tamara nehmen die verschiedenen Begriffe über und Einflüsse auf das Schreiben Stück für Stück auseinander, diskutieren dabei auch Genre, persönliche Ziele und Zielgruppen und sind sich ausnahmsweise sogar erstaunlich einig. Grund genug, reinzuhören!

Links

Buchwerbung:
'Die Renaissance der Seife: Verleumdung, Verflüssigung, Wiederkehr' von Frey Wolfgang
https://seifenwissen.org/thema/seifenbuch/buch_die_renaissance_der_seife/

Tamaras Buchempfehlung:
'Kintsugi' von Miku Sophie Kühmel
https://www.amazon.de/Kintsugi-Roman-Miku-Sophie-K%C3%BChmel/dp/3596704928/

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Transkript

Tamara
00:00:00
In Folge 280 sprechen wir über den Schreitstil, über die Autoren-Autorinnen-Stimme, über die Figurenstimme, was das alles miteinander zu tun hat und ob man seinen Stil, seine Stimme eigentlich ändern kann.
Vera
00:00:15
Ja, ich habe hier die Expertin gegenüber gefragt, wenn ich darüber nachdenke, wie kann ich meinen Stil verbessern? Wie geht das überhaupt? Ist der so angeboren, dass da gar nichts zu ändern ist? Hört rein! Die, Hier ist Folge 280 von Die 2 von der Talkstelle, dem Podcast rund ums Schreiben und Veröffentlichen. Ganz egal, ob im Verlag oder im Self-Publishing. Mir gegenüber sitzt die erwartungsfroh blickende Tamara Leonard. Und mein Name ist Vera Nentwig. Und ich rufe mal hinüber nach Frankreich. Wie geht's dir, liebe Tamara?
Tamara
00:01:09
Willst du die kurze höfliche Smalltalk-Antwort?
Vera
00:01:13
Du weißt doch, wir sind der Podcast, wo es immer die ehrlichen Aussagen gibt. Also halt dich nicht zurück. und...
Tamara
00:01:22
Ja, ging schon besser, ne?
Vera
00:01:23
Ja, Mensch, mach so viel Sachen, Kind.
Tamara
00:01:26
Ja, hab dann am Wochenende mal diverse Stunden in der Notaufnahme zugebracht.
Vera
00:01:31
Ach Mann, du machst ja Sachen. Ja, das tut mir ja echt leid. Ja, da müssen wir dich jetzt hier so ein bisschen aufpäppeln, ne? Und... Boah, meintest du das, wie sagt man, vergebene Liebensmüh, oder?
Tamara
00:01:48
Ich glaube, das Aufpäppeln muss an anderer Stelle geschehen, aber ich bin gerade sehr intensiv dabei aufzuräumen in meiner ganzen Liste an Dingen und Verantwortungen, die ich irgendwann mal angenommen habe und dank derer zwar alle glücklich sind, aber meine Gesundheit hinten runterfällt.
Vera
00:02:06
Ja, da muss man dann ab und zu mal ein bisschen entmisten, das kenne ich. Genau, dann hoffe ich natürlich sehr, dass wir da nicht entmistet werden, aber ja. Das heißt, Schreibprojekte sind momentan unholt oder kommst du da trotzdem weiter?
Tamara
00:02:24
Ja gut, jetzt diese Woche habe ich noch eigentlich nichts machen können. Mir ging es Gott sei Dank am Dienstag gut, weil ich da meinen Workshop gegeben habe bei dem Selbsthilfeverein. Das war ja schon seit einem halben Jahr irgendwie vereinbart. Das war auch richtig toll und hat Spaß gemacht und hat den Teilnehmenden große Freude gemacht. Ja, aber gestern habe ich dann den ganzen Tag flach gelegen und heute ist jetzt tatsächlich der erste Tag seit dem Zusammenbruch, wo ich wieder am Rechner sitze und schauen wir mal, was jetzt passiert.
Vera
00:02:59
Ja, also wie gesagt, unsere Gespräche sind ja in Spannung.
Tamara
00:03:04
Auf jeden Fall.
Vera
00:03:06
Naja, also ich bin jetzt nach meinem Kreuzfahrt inter Mezzo und einer kurzen Virusinfektion jetzt auch langsam wieder in Schreibschwung gekommen und bin auch motiviert. Und seit letzter Woche habe ich ja ein E-Bike. E-Bike war ja total Schaden nach meinem Unfall, da musste eh ein neues Fahrrad her. Ja, da habe ich mir ein E-Bike zugelegt und ich muss ja sagen, ich hätte nicht gedacht, dass E-Bike fahren so geil ist. Ich bin gestern Morgen, muss mir mal vorstellen, du weißt, dass ich ja durchaus gerne schon mal lange schlafe, aber ich bin gestern Morgen um 8 Uhr losgefahren, 21 Kilometer nach Düsseldorf gefahren in mein Lieblingsbistro, um da Frühstücke zu schreiben und dann wieder 21 Kilometer zurück zu raten.
Tamara
00:04:01
Ui, ui.
Vera
00:04:03
Und das hat mir großen Spaß gemacht.
Tamara
00:04:05
Schön.
Vera
00:04:06
Ja, also muss ja gestehen, also mit so einem E-Bike, man fährt ja doch was eher. Also ich hatte dann auch schon mal heftigen Gegenwind. Dann machst du halt den Automodus rein und dann gibt das Ding Gas. Dann ist es aber nicht. Das macht große Freude. So und tut mir natürlich dann auch mental gut. Also so raus, da kommt das raus.
Tamara
00:04:30
Aber ein bisschen Treten nicht vergessen.
Vera
00:04:32
Jaja, ohne geht es ja nicht. Das muss man auch. Und ich habe extra auch nachgelesen, also alle Untersuchungen sagen, dass so E-Bike fahren der Fitness mindestens genauso gut tut wie normales Fahrradfahren. Und meine Uhr sagt auch, dass ich immer im guten Pulsbereich bin und alles optimal, gerade so für Menschen meines Alters. Ja, nein, also ich bin da sehr, und dementsprechend bin ich sehr motiviert und ja, ich hatte ja schon thematisiert, dass ich ja aktuell zwei Projekte habe, den neuen Bienenhagen-Fall und dann habe ich ja noch so dieses Liebesroman-Reihen-Thema, wir haben es ja diskutiert, dem du mir den Apfelkuchen ausgeredet hast, ist es ja jetzt Kirschkuchen geworden. Und ich muss gestehen, ich habe jetzt so das erste Kapitel geschrieben und ich bin sehr verliebt in diese Idee.
Tamara
00:05:34
Das ist schön.
Vera
00:05:35
Mein Problem ist natürlich, dass ich so diese Womens-Szene so gar nicht kenne. Und was man so hört, dass das ja eher so in Richtung Dark Womens und Bad Boys und Spicy geht. Was so alles nicht mein Ding ist, bin ich natürlich auch sehr verunsichert. Andersrum habe ich jetzt ja auch gelernt, wenn man von irgendeinem Projekt begeistert ist, dann sollte man das auch einfach mal durchziehen, bevor ich verbiege und irgendwas mache, was ich gar nicht will.
Tamara
00:06:10
Das merkt man ja auch. Am Text, am Marketing, an allem, wenn jemand überzeugt ist von seinem.
Vera
00:06:18
Ich muss mal sehen, ob ich vielleicht auch den einen oder anderen Menschen finde, der gerade so in der Romance-Szene und speziell jetzt was das klassische, kuschelige Romance angeht, zu Hause ist. Oder die mir vielleicht auch ein bisschen noch helfen kann, dass ich da wirklich den Geschmack treffe. Ich habe ja schon mal ein Liebesroman geschrieben, es ist heute nübbel, küsst man nicht. Aber meine liebste Freundin sagt immer, das ist eigentlich ein Krimi ohne Leid. Deswegen muss ich jetzt gucken, dass ich nicht wieder so in den Krimi-Modus rüberrutsche, sondern dass es halt trotzdem so, das ist, was Romans Leserinnen und Leser sich erhoffen.
Tamara
00:07:01
Ja, du weißt ja, Gefühl, alle Sinne ansprechen. Wie riecht es da in der kleinen Bäckerei am Meer?
Vera
00:07:09
So ist es. Ja gut, da es ja um Kirschkuchenduft geht, ist da der Geruch quasi impliziert.
Tamara
00:07:20
Und gestern habe ich noch ein Reel gesehen von einem Verlag, glaube ich, die die neue, tolle, super Ausstattung ihres Buches gezeigt haben. Mit Wendeumschlag und haste nicht gesehen. Und da gab es auch den Duft zum Buch. Und der Duft zum Buch hatte auch was mit der Geschichte zu tun. Also weißt du Bescheid.
Vera
00:07:46
Wir haben es ja auch schon mal irgendwann thematisiert, dass es das ja durchaus schon so gibt, so Duftsticker oder sowas.
Tamara
00:07:51
Dein Buch muss nach Kirschen.
Vera
00:07:52
Muss nach Kirschkuchen duften, ja. Vor allen Dingen muss ich auch mal jetzt mal sehen, dass ich mir mal ein gutes Kirschkuchenrezept besorge. Ich bin ja nicht so die Bäckerin und meine Mutter kann ich ja leider nicht mehr fragen. Also falls du da draußen ein ganz tolles, Kirschkuchenrezepter, so wie die Oma das gemacht hat. Gerne her damit. Das muss ich ja dann mal machen und muss mich dann beim Schreiben mal in Kirschkuchenmodus versetzen. Und ja, mal sehen, wohin es mich führt. Also ihr merkt schon da draußen, ich bin da durchaus offen für Hinweise oder Menschen, die interessiert sind. Gerne mal melden. Ja. Und jetzt hoffe ich halt, dass ich da in dem Schwung bleibe und Und das dann jetzt, wie gesagt, sind zwei Projekte. Aber wie gesagt, momentan bin ich gut im Schwung.
Tamara
00:08:50
Das heißt, wie entscheidest du dann jedes Mal, wenn du dich hinsetzt, neu auf was du gerade Lust hast? Oder wie machst du das?
Vera
00:08:58
Also das Ziel ist eigentlich, beides morgens zu schreiben. Also dieses Jahr werde ich ja nichts mehr rausbringen können. Insofern habe ich ja ein bisschen Zeit. ich habe mir jetzt mal den 30. November als Timeline gesetzt, das sind ja noch zweieinhalb Monate zwei Bücher zu schreiben naja gut, das sind momentan knappe 700 Wörter jeden Tag so zweimal 700 Wörter jeden Tag ist nicht so viel, kriegt man hin so und ich sage mal so, ich werde es ja auch nicht jetzt im Dezember, kann ich es auch nicht zur Lektorin nehmen, der hat ja auch keine Zeit Also da habe ich ja noch ein bisschen Puffer.
Tamara
00:09:42
Ja, ich meine, nach der Ruhfassung musst du ja auch noch überarbeiten.
Vera
00:09:46
Ja, ja. Und das mache ich ja meistens so rollierend, aber ja, und so an so einem Wochenende schaffe ich auch mal was mehr. Also da kann ich auch mal was holen. Ja, also noch bin ich so in Schwung. Ich weiß nicht, ob ich das durchhalte. Also ich nehme mir ja gerne mal Dinge vor, die ich nicht durchhalte. Oder wo ich den Termin verschiebe. Aber wie gesagt, ein bisschen Luft habe ich. Also soll halt irgendwann im Frühjahr rauskommen. Und, Ja, schauen wir mal.
Tamara
00:10:18
Ich bin gespannt.
Vera
00:10:19
Ja, ich auch. Vor allen Dingen hoffe ich natürlich, dass ich da wirklich auch auf eine interessierte Leserschaft stoße.
Tamara
00:10:27
Hast du denn schon so über deine Zielgruppe nachgedacht?
Vera
00:10:31
Nö. Das habe ich ja vor Jahren mal so versucht. Ich kann mir so viele, wie nennt man das? Nicht Amagramme. Wie nennt man die?
Tamara
00:10:45
Avatar.
Vera
00:10:46
Nee, Avatar ist für einen selbst.
Tamara
00:10:48
Achso. Nee, Laser-Avatar.
Vera
00:10:51
Ist das so, Laser-Avatar? Ist das das richtige Fremdwort? Ich meine, das wäre was anderes. Egal. Also eine Persona ist das.
Tamara
00:10:59
Ja, das ist das selbe.
Vera
00:11:01
Okay, wenn du das sagst, du bist ja die Gebildete bei uns. Also, dass man sich so die Person, die durchschnittliche Laser-Person ausmalt. Ich meine, ich kann mir da alles mögliche ausmalen, aber ob das trifft.
Tamara
00:11:15
Im Grunde bräuchte man ein Tool, das andersrum funktioniert. Dass man sagt, hier, das ist meine Geschichte. Wer wird das wahrscheinlich lesen?
Vera
00:11:26
Ja, müsste man mal Chat-GPT fragen. Aber da wird ja auch nur irgendwelche Blödsinn erzählen. Also ich gucke einfach eher, ich meine, mittlerweile kriege ich ja Feedback, wer liest denn so meine Bücher? Und ja, also das sind schon eher, ich sage mal, die Frauen jenseits der 40. Also die ein oder anderen Jüngeren gibt es auch. Aber das, wo ich so von höre, sind dann doch eher die Frauen der älteren Semester.
Tamara
00:11:54
Das ist ja nichts Schlimmes.
Vera
00:11:56
Nö, habe ich jetzt auch so nicht gesagt. Und ja, ich bin so trotz meiner Social-Media-Aktivitäten und so, ja, erreiche ich wahrscheinlich so die junge, hippe Zielgruppe nicht. Da bin ich rausgekommen. Dafür müsste ich dann wieder irgendwas ganz Schräges machen. Und das liegt mir auch nicht so nah. Ja, also schauen wir mal. Und ganz wichtig, was ich noch sagen muss, bevor wir dann so ein bisschen in den Themen einsteigen, ist, wir haben ja am Messe-Donnerstag in Frankfurt, das ist der 16. Oktober, unsere Führung mit Dr. Petra Hart ab 14 Uhr. Und die, die unser Buchbubble-Bulleton abonniert haben, haben die Infos schon bekommen. Es sind auch schon die ersten Anmeldungen eingegangen. Es wird eigentlich so eine kleine Gruppe. Das heißt, wahrscheinlich werden wir ein bisschen losen müssen, wer dabei ist. Also falls du da draußen unser Buchbubble-Bulleton noch nicht abonniert hast, mach das noch schnell. Dann kriegst du die Infos auch. Und dann werden wir, ich habe jetzt mal einen Termin gesetzt, 28. September, also Sonntag in acht Tagen. Und dann werden wir danach auslosen, wer dabei ist und mitteilen. Und dann gehen wir in einer kleinen exklusiven Gruppe mal so durch die Buchmesse und die Petra wird uns da in die Bereiche mal so ein bisschen einführen, die wir so gar nicht kennen, da wo halt wirklich die Geschäfte gemacht werden.
Tamara
00:13:32
Ich freue mich.
Vera
00:13:33
Ich bin auch sehr gespannt. Ja, und ansonsten, wie gesagt, habe ich auch ja da auf dem Kreuzfahrtschiff, wollte ich ja eigentlich intensiver schreiben, das ist ja noch nicht dazu gekommen, aber ich habe mich sehr damit auseinandergesetzt, nicht zuletzt wegen unserer häufigen Gespräche, was denn so eigentlich genau mein Schreibstil ist. Und ich hatte, auf dem Schiff hatte ich das Buch von der Martina Hefter mit, Hey, guten Morgen, wie geht es dir? Was ja wirklich sehr schön zu lesen ist. Und ich habe immer so gedacht, würde ich es hinkriegen, so zu schreiben. Also bei ihr ist es ja, hat ja manchmal schon so ein bisschen was Lyrisches. Also Kappe setzt.
Tamara
00:14:21
Na gut, da kommt sie auch her.
Vera
00:14:22
Genau, man merkt das so ein bisschen, dass sie so aus der Lyrik kommt. Und dann habe ich mich so gefragt, was genau ist eigentlich mein Stil? Ich meine, wenn du schon mal Texte von mir liest, dann kommt dir häufig schon das Feedback, das ich mir schreiben muss, der Running Gag, wie es riecht und so. Und dann frage ich mich, ist das jetzt Stil oder ist das Technik? Und andersrum, wenn ich mit anderen Stil, Menschen spreche, die schreiben gerne mit Menschen, die da noch so am Anfang sind und ich sie dann auf irgendwelche Dinge anspreche, die ich technisch gesehen nicht so gut finde, dann kommt ja oft die Aussage, ja, aber das ist mein Stil. So, wo ich mich dann auch mal frage, wo fängt Stil an und wo hört er auf? So, ja, und da ich ja jetzt im Podcast eine Germanistin als Koost habe, erhoffe ich mir heute grundlegende Aufklärung.
Tamara
00:15:22
Ja, ich glaube, das Spannende ist, dass man da vielleicht begrifflich nochmal drei Schritte rauszoomen muss und mal Autoren oder mal Schreibstil gegen Autorenstimme abgrenzen muss und das dann nochmal gegen Figurenstimme.
Vera
00:15:43
Aha, also meine Hoffnung, dass das einfach wird, so eben zerberstet, zerberstet. Ja, dann erklär mir das mal. Wie unterscheide ich das denn jetzt?
Tamara
00:15:56
Also wenn du zum Beispiel die Biene Hagen schreibst, vermute ich mal, dass du ein bisschen anders schreibst, als wenn du die Frau Appeldorn schreibst.
Vera
00:16:05
Richtig, das ist definitiv so. Aber das liegt ja aber auch, liegt das nicht schon an der Erzählzeit und an der Perspektive? Also Biene Hagen ist ja in der Ich-Form in Präsenz geschrieben. Da ist es natürlich immer die Sabine Hagen, die spricht, wobei, ganz ehrlich, sie spricht schon ziemlich genauso, wie ich es tue. Das ist ja bei Frau Appeldorn, was das Gegensatz von der Ich-Perspektive ist, nicht auktorial, aber aus der Personalerzähle. Und in der Vergangenheit, da ist eine größere Distanz und da mischt sich ja dann immer so das Gedankengut von Appeldorren mit meiner Stimme. Also aus dieser Sache ergibt sich das ja einfach so.
Tamara
00:16:52
Also im Prinzip könnte natürlich eine Biene Hagen auch in der Vergangenheitsform in der dritten Person genauso klingen. Ich glaube, also vielleicht um es mal gegeneinander abzugrenzen, also wenn du jetzt einen Krimi schreibst und wenn du einen Liebesroman schreibst, dann wirst du ja ein bisschen anders an die Sache rangehen, weil du einfach andere Effekte haben willst. Und genauso gehst du auch ein bisschen anders ran, wenn du eben eine junge, flippige Steuerfachmensch schreibst, als wenn du eben eine Rentnerin schreibst mit, ja, sie scheint mir so ein bisschen auch so ein gehobeneres Verhalten zu haben. Und trotzdem bist am Ende immer du, dass die schreibt. Und das sind so diese drei Punkte. Also der Schreibstil, der kann im Grunde variieren. Das ist Wortwahl, Satzlänge, Satzkonstruktion. Also schreibst du kurze Sätze, lange Sätze. Das ist quasi die Technik. Und du kannst das natürlich willentlich bewusst anpassen an das Genre. Wenn du sagst, ich möchte jetzt einen lyrischen Liebesroman schreiben, dann wirst du dich damit auseinandersetzen, was da an Stil notwendig ist. Du wirst entsprechend die Wortwahl treffen, du wirst einfach die Sätze, den Textrhythmus an dieses Genre anpassen. Und wenn du danach einen blutigen Thriller schreibst, wo viel Spannung sein muss, wo du kurze, knappe Sätze brauchst und keine blumigen Beschreibungen, dann wirst du da auch deine Wortwahl und alles anpassen. Das ist der Stil.
Vera
00:18:39
Okay. Entschuldigung.
Tamara
00:18:42
Sprich.
Vera
00:18:43
Ich hatte immer so ein bisschen, ich habe immer gedacht, Stil, das ist so etwas Persönliches. So etwas, das so in mir drin ist.
Tamara
00:18:50
Und das ist die Autorenstimme oder Autorinnenstimme.
Vera
00:18:54
Okay.
Tamara
00:18:54
Es ist natürlich oft schwer, gegeneinander, voneinander zu unterscheiden, aber die Autorinnenstimme ist halt wirklich das, was dich ausmacht. Da spielen ganz viel deine Werte mit rein, deine Erfahrungen mit rein, deine Sicht auf die Welt mit rein. Und das wird man immer irgendwo ein bisschen merken. Also völlig egal, ob du jetzt ein Jugendbuch schreibst mit einer 16-jährigen, flippigen Figur oder ob du einen lyrischen Roman mit einem 70-jährigen Professor schreibst. Man wird deine Werte, deine Erfahrungen irgendwo da drin merken. Am Ende wird man trotzdem merken, diese Sicht auf die Welt, das ist trotzdem immer noch die Vera.
Vera
00:19:39
Ja, aber ich habe mir dann, wie gesagt, ich habe so die Texte von der Martina gelesen und du weißt ja, ich habe ja letztens auch noch so in einem anderen Projekt gearbeitet, wo ich versucht habe, ein bisschen anders zu schreiben. Da hast du ja geschrieben, dass dir die poetische Vera gefällt. War das dann ein anderer Stil?
Tamara
00:20:04
Ja, also du hast da ein bisschen nachdenklicher geschrieben, ein bisschen langsamer, würde ich jetzt mal sagen. Also ich erinnere mich an die eine Szene, wo sie mit der Hand so über das Sofa fährt und drüber nachdenkt, wie fest der Bezug ist und so. Also du hast dir da mehr Zeit gelassen. Trotzdem hat man die Autorenstimme Vera rausgehört, allein schon von der Herangehensweise, dass diese Figur, diese Frauenfigur gesagt hat, ich nehme mein Leben in die Hand, ich will das so gestalten, wie es mir gefällt. Das war deine Stimme, aber der Stil, der war schon anders als bei sowas Bienenhagigem. Und dann kommt eben noch als drittes die Figurenstimme dazu. Also das ist ein Punkt, mit dem ich mich jetzt das letzte Dreivierteljahr auch viel beschäftigt habe, weil da muss man, glaube ich, auch sehr bewusst nochmal drüber nachdenken, was ist meine Stimme, was ist mein Stil und was ist die Figur? Welche Worte benutzt die Figur? Also das ist halt, ja, man schreibt eben auch wieder anders, so diese innere Stimme. Und das kannst du auch in der dritten Person Vergangenheit haben. Also das ist ja meine übliche Perspektive und Erzählzeit. Und trotzdem, wenn da irgendwas Blödes passiert ist in der Vergangenheit, kann ich trotzdem ohne direkte Rede aus Sicht der Figur sagen, verdammte Scheiße. Das kann trotzdem im Fließtext drinstehen. Das ist die Stimme der Figur dann in dem Moment.
Vera
00:21:47
Ja, wir müssen mal in der Stelle einen Break machen und kommen zu einem ganz anderen Stil in unserem aktuellen Buchtipp. Weil, soweit ich das weiß, ist das ein Sachbuch. Ja, du weißt sicher, liebe Hörer, liebe Hörerinnen da draußen, dass wir gerne auch dein Buch in einer unserer Folgen vorstellen. Sende einfach ein E-Mail an alle.2-von-der-talk-stelle.de und wir schicken dir die Infos. Ja, liebe Tamara, du hast in unseren heutigen Buchtipp tiefer eingetaucht und ich habe so viel mitbekommen. Es ist ein Sachbuch und es geht um etwas, was wir hoffentlich tagtäglich benutzen.
Tamara
00:22:33
Das hoffe ich auch sehr. Normalerweise beschreibe ich dir zuerst das Cover, aber das ist hier sehr schlicht gehalten. Es ist einfach in einem, wie ich aber finde, sehr schönen Taubenblau, nennt sich das, glaube ich. So ein gräuliches Blau, sehr schön und da steht der Titel drauf und das Ding, worum es geht, kann man überall kaufen und man kann das auch selbst machen. Ich habe tatsächlich mal mit dem Gedanken gespielt, das selbst zu machen, weil ich es sehr hübsch finde, wenn Leute sowas selbst machen oder irgendwelche Blüten oder so mit einarbeiten. Aber am Ende war ich dann doch zu feige, weil man sich da, glaube ich, ganz arg verbrennen kann. Und zwar geht es um die Seife. Der Buchtipp, den wir heute haben, der heißt Die Renaissance der Seife. Verleumdung, Verflüssigung, Wiederkehr. und das Buch stammt von Wolfgang Frey.
Vera
00:23:31
Genau, und er ist, soweit ich das gesehen habe, ein absoluter Experte in Sachen Seife und hat uns im Vorfeld mitgeteilt, dass es bisher ein solches umfassendes Werk über die Seife überhaupt nicht gibt.
Tamara
00:23:43
Ich muss ja gestehen, ich finde es ziemlich cool, so einen Alltagsgegenstand zu nehmen und da so ein tiefes Wissen irgendwie sich anzueignen. Also ich habe tatsächlich echt Lust, da reinzulesen. Aber ich lese dir jetzt erstmal den Klappentext vor, warum wir denn alle mehr über die Seife wissen sollten. Feste Seife galt lange als altbacken. Bis heute wird sie von interessierter Seite als hygienisch fragwürdig, in Klammern Keimschleuder, und wenig hautfreundlich, in Klammern Zerstörung des Säureschutzmantels, verleumdet. Nach Jahrzehnten des Schattendaseins erlebt sie inzwischen eine Renaissance, aus gutem Grund. Dieses Buch erzählt die turbulente und nicht immer moralisch einwandfreie Geschichte der festen Seife und ihrer Verflüssigung im Namen eines fragwürdigen Fortschrittsverständnisses der Industrie. Das zahlreiche Kollateralschaden zeitigt, zu Lasten der Natur und unserer Haut. Und es zeigt, warum feste Seife heute das Potenzial hat, vielfältiger, hochwertiger, umwelt-, klima- und hautfreundlicher zu sein als je zuvor.
Vera
00:24:59
Ja, das habe ich schon oft gefragt, wenn die Leute mal flüssige Seife in umweltlichen Plastikbehätern kaufen, wo man schnell nicht nachkaufen muss, ist doch eigentlich wesentlich umweltschädlicher als ein Stück Seife.
Tamara
00:25:11
Ja, ich hatte tatsächlich früher oft so diese Pumpdinger und, Ich bin auch diesem Denken aufgesessen, dass das ja hygienisch ist, weil man dann die Seife nicht anfasst. Aber man fasst halt das Plastikding an und ich würde mal sagen, auf seifehaften Bakterien schlechter als auf Plastik. Und ich muss gestehen, inzwischen bin ich bei der guten alten Kernseife gelandet und sehr froh damit. Ich finde, die riecht auch toll. Und ich habe früher immer, mich hat es immer an den Beinen und an den Armen gejuckt, auch mit dem ganzen Duschgel, mit den tausend tollen Düften, die es da gibt. und seit ich ein Seifensäckchen mit Kernseife in der Dusche habe, habe ich dieses Problem nicht mehr.
Vera
00:25:51
Ja, guck, also ein Lendo-Wee für die Seife, für die feste Seife. Im Übrigen, eine gute Freundin von mir hat jahrelang Seifen selbst gesiedet, man siedelt Seifen und ist damit auf die Märkte gegangen und hat ganz viel selbst gesiedete Seife verkauft. Ich habe hier auch noch ein paar Stückchen, die sehen wirklich sehr schön aus und duften auch lecker. Ja, also wer mal tiefer in die Geschichte und die ganze Welt rund um die Seife, die feste Seife eintauchen möchte, sollte unbedingt in das Buch von Wolfgang Frey hineinschauen. Sagt nochmal den genauen Titel.
Tamara
00:26:31
Genau, der Titel lautet Die Renaissance der Seife, Verleumdung, Verflüssigung, Wiederkehr. Und vielleicht noch ein paar Worte zur Aufmachung. Also da sind auch sehr hübsche Illustrationen drin. Ich habe einen Blick ins Buch gehabt und der ist sehr ansprechend gestaltet und in vielen Kapiteln spannende Themen, also vom Siegeszug der Flüssigseife über das Thema Säureschutzmantel für die Haut und Tenside und die Geschichte der Seife. Also finde ich, es klingt sehr, sehr spannend, wenn man sich mit diesem Thema mal beschäftigen möchte. Und der Autor ist, wie gesagt, Wolfgang Frey.
Vera
00:27:15
Genau. Und um diesen Joke nicht zu verpassen, ein Buchtipp, der sich gewaschen hat. Da sind wir wieder. Die Sachbuchstile, da habe ich gelesen, da gibt es wissenschaftlichen Stile und akademischen Stile und journalistischen Stile. Das soll jetzt mal nicht so unser Thema sein.
Tamara
00:27:35
Zählerisch kann es auch sein.
Vera
00:27:37
Ja, genau. Wir bleiben mal bei der literarischen Stile, sagt man das so, oder bei der Literatur. Und ich hatte das ja schon häufiger thematisiert, dass ich immer mal versuche, die Buchpreisgewinner zu lesen und bis jetzt auf den letzten mit von Martina Hefter war das meistens nicht von Erfolg gekrönt, weil ich das sehr verschwurbelt fand und so. Also ist das dann einfach Technik oder haben die Autoren, die Buchpreise gewinnen, einfach einen verschwurbelten Stil?
Tamara
00:28:13
Also ich weiß es ja jetzt auch nicht. Ich kenne nur eine Buchpreisgewinnerin bislang. Ich glaube, das bedingt sich so ein bisschen selbst. Wahrscheinlich, wie soll ich sagen, du musst ja ein bestimmter Typ sein erstmal, um Verlagsbücher zu schreiben. Also das ist ja oft Typsache, Self-Publishing-Verlagsbuch. Dann bist du vielleicht ein bestimmter Typ Mensch, der sich bei bestimmten Verlagen bewirbt, die dann eher sagen, wir reichen auch mal ein Buch zum Buchpreis ein. Also allein schon diese Auswahlen im Vorfeld, würde ich mal sagen, hängen viel mit dir zusammen. Wer bist du? Was bist du für ein Mensch? Was liest du gerne? Und was für eine Erwartung hast du an dein Geschriebenes? Ich glaube, das ist schon mal so ein Filter und dann kann ich mir natürlich schon auch vorstellen, dass in vielen Köpfen einfach drin ist, guter Stil ist, wenn es kompliziert ist, dass das noch so ein bisschen drin steckt, aber ich denke, das wird sich auch verändern. Man merkt es ja jetzt eben, dass Martina mit ihrem gar nicht komplizierten, aber halt trotzdem wunderschönen und lyrischen Text diesen Preis gewonnen hat, dass da vielleicht auch so langsam ein modernerer Twist reinkommt.
Vera
00:29:39
Aber ich frage mich, ich will ja immer lernen von Buchpreisgewinnern, also am liebsten würde ich ja auch mal einen Buchpreis gewinnen. Jetzt habe ich die Befürchtung, dass ich von meinem bisherigen Schreibstil, der, ich würde ihn eher als ziemlich direkt bezeichnen, sehr handlungsorientiert, da meilenweit von weg bin. Und dann denke ich immer, wie kann ich an mir arbeiten, um in diese Richtung zu kommen? Und ich finde da nicht so wirklich so, ich bin ja so ein pragmatisch, wahrscheinlich auch logisch denkender Mensch, ich finde nicht so wirklich den Ansatz dazu.
Tamara
00:30:17
Also ich meine, erst mal würde ich grundsätzlich mich fragen, warum möchte ich einen Buchpreis gewinnen?
Vera
00:30:23
Ja, um reich und grün zu werden, das weißt du noch.
Tamara
00:30:27
Und eigentlich mag ich ja diese Unterscheidung zwischen Unterhaltungsliteratur und Hochliteratur gar nicht so gerne. Das hatten wir ja auch schon mit der, hilf mir kurz, wie hieß sie, die Lyrikerin, die wir da hatten?
Vera
00:30:42
Ja, die Österreicherin, Kaschka.
Tamara
00:30:45
Genau, mit der Kaschka hatten wir da ja schon drüber gesprochen, dass es eben auch nicht so ein, du bist entweder Unterhaltungsliteratur oder Hochliteratur, sondern dass das halt auch ein Spektrum ist. Aber auch auf diesem Spektrum ist halt erstmal so die Frage, was will ich denn mit meinem Schreiben erreichen? Und ich glaube, es ist halt schwierig zu sagen, ich will Massen an Bücher verkaufen, die große Menge erreichen und den Buchpreis gewinnen.
Vera
00:31:12
Ja, das war jetzt ja auch nur ein exzeptisches Beispiel.
Tamara
00:31:15
Ja, das nur mal so als Gedanke.
Vera
00:31:17
Also wenn du mir sagen könntest, das ist der Stil, um massen an Bücher zu verkaufen, dann würde ich natürlich versuchen, diesen zu schreiben.
Tamara
00:31:24
Ich werde den schreiben.
Vera
00:31:25
Genau.
Tamara
00:31:26
Und davon ab, denke ich, weil eben Stil viel mit Wortwahl, mit Satzkonstruktion und so zu tun hat, viele Bücher in diese Richtung lesen, dass man da so ein bisschen diesen Klang und diese, Wortwahl, diese Herangehensweise einfach sehr im Ohr hat.
Vera
00:31:48
Es ist ja so, dass ich sehr gerne mit Worten spiele und da ich ja auch schon ein bisschen älter bin, auch gerne mal so ältere Worte nutze, die heute weniger benutzt werden. Nicht, dass sie altmodisch sind, aber sie werden ein paar weniger benutzt. Und wann immer ich das mal mache und dann mal so einen Satz einbaue, sei es bei Frau Apelonne oder bei Bienenhagen, wird ja von meiner Rektorin rausgestrichen.
Tamara
00:32:21
Okay. Mit welcher Begründung?
Vera
00:32:24
Weiß nicht, da kann ich jetzt so im Einzelnen nicht sagen. Ich habe es jetzt auch schon länger nicht mehr versucht. Die Frage ist ja dann einfach. Wie entwickle ich ein Gefühl dafür, wo ich an meinem Stil arbeiten muss um halt einen größeren Leserkreis zu erreichen. Ich meine umgekehrt, wir kennen sie ja alle, wir sind ja im Selfpublishing, wir kennen ja die oftmals, ich haue jetzt praktisch extra aus, älteren Herren in Rente, die jetzt endlich ihr Lebenswerk schreiben und da völlig verquast schreiben und das als ihren Stil verkaufen und völlig konsterniert sind, dass die Literaturwelt nicht von Begeisterung in Stürme ausbricht. So und manchmal habe ich das Gefühl, ja so ein bisschen was davon steckt in mir auch ich traue mich nicht, ich schreibe dann eher so das Direktere und und, Und finde nicht so wirklich so ein Maß dafür. Es ist alles so weich. Deswegen suche ich halt. Deswegen habe ich jetzt zum Beispiel Martinas Buch mir sehr genau angeguckt und habe überlegt, kann ich da stilistisch was übernehmen? Und habe aber gemerkt, nee, das ist nicht. Ich bin keine Lyrikerin. Das passt nicht zu mir. Ich suche halt immer irgendwie nach irgendwas, was mir ein Gefühl dafür gibt, wie weit ich wohin kann. Wie kann man das finden?
Tamara
00:34:10
Ich könnte mir vorstellen, ein Grund, warum deine Lektorin dir solche Sätze rausstreicht, ist, dass sie einfach jetzt nicht plötzlich in eine Bienenhagen-Reihe reinpassen. Also wenn du sagst, ich möchte jetzt mal versuchen, einen poetischeren Text zu schreiben, dann wird sie dir den wahrscheinlich nicht komplett zusammenstreichen, sondern sich da einfach neu einstellen, weil das ja dann auch einfach nochmal eine andere Zielgruppe anspricht.
Vera
00:34:39
Ja, ja, genau, so wird es auch sein. Ja, ja, manchmal rutscht Zeit so raus.
Tamara
00:34:44
Und ein Stück weit ist es bestimmt aber auch so, da wackelt halt diese Abgrenzung wieder, dass deine Autorenstimme und dein Charakter, dein ganzes Wesen auch bestimmte Sachen natürlicher produziert als andere. Und ich merke das an mir selber. Ich habe jetzt diese Romans-Bücher geschrieben gehabt, wo jetzt, keine Ahnung, mit der 44-jährigen Professorin oder mit der Musical-Darstellerin eher Figuren sind, die so ein bisschen... Bedachter sind oder ein bisschen mehr auf Emotion und Kunst ausgeprägt sind. Und trotzdem habe ich dann, als ich den 27-jährigen Punkrocker geschrieben habe, merke ich trotzdem, wie ich halt so ein bisschen sehr bildhaft schreiben will und auch sehr nachdenklich schreiben will. Und dann rutscht dieser Charakter halt, und das ist ja auch in Ordnung, auch ein Stück in die Richtung, also es widerspricht sich ja an sich auch nicht, dass ein Punkrocker auch gerne Gedichte schreibt und ein nachdenkliches Wesen hat. Also das weiß man ja sowieso, dass oft die Bühnenpersonas völlig anders sind, als die Künstler im Privatleben sind. Aber da merkt man halt, dass mir als Mensch es leichter fällt. Ein bisschen bildhafter, ein bisschen nachdenklicher zu schreiben, als jetzt das super Rotzige. Und da hängt natürlich dann der Stil schon auch ein bisschen an dir dran. Man kann natürlich bei jedem Satz nochmal bewusst sich daran erinnern, nein, jetzt will ich einen ganz anderen Stil schreiben, ist halt dann ein bisschen anstrengender.
Vera
00:36:32
Ja, würde ich auch nicht durchhalten. Also ich habe das ja deswegen, habe ich ja auch bewusst die Frau Appeldorn entwickelt, so als Gegengestück zu der Biene Hagen. Beide Figuren sind mir nahe und reflektieren letztlich auch einen Teil von mir. Also so von dieser. Spontanität und so und einfach mal Dinge machen, wie es die Bienhagen macht, das ist mir sicherlich nahe. Aber ich mag auch dieses Kontrollierte und Bestimmte, wie es Frau Appeldorn hat. Mich trifft immer sehr, wenn um, Wenn ich dann so Feedback bekomme, dass genau solche Szenen, wo Frau Appeldeuer eigentlich genauso handelt, wie ich handeln würde, dass die dann von Rezensenten als zum Teil unangenehm und so rüberkommen. Weil ich halt auch manchmal sehr vernunftorientiert oder logisch reagiere und wenig emotional. Das ist sicherlich hier und da ein Problem. Und das tut dann Frau Appeldorn auch. Und so, die ist halt da sehr bestimmt. Sie will halt, dann macht sie das. Und so. Wobei ich auch manchmal, ich schweife zwar ein bisschen ab, denke, wenn ich eine Männerfigur hätte, die so handeln würde, würden sie alle begeistert feiern.
Tamara
00:38:03
Ja, der wäre nämlich dann zielstrebig.
Vera
00:38:06
Genau, genau. Aber das ist jetzt so, Und du merkst ja, wenn ich dann wieder reflektiere, wie groß ist die Leserschaft, wie kommt so ein Buch an, was kriege ich an Feedback, dann wie du mich erkennst, komme ich ja dann sofort ins Zweifeln und schaue, muss ich da an meinem Schreiben was ändern und wie viel kann ich überhaupt ändern, ohne dass ich gegen meine Natur schreibe. Und da bin ich gerade, fehlt mir da jede Orientierung, wo macht es auch überhaupt Sinn, in welche Richtung zu arbeiten.
Tamara
00:38:49
Also natürlich ist es am Ende immer auch so ein Abwägen, wie viele Leute prozentual hätten das lieber so und wie viele so und willst du mehr bei dir bleiben oder willst du mehr Bücher verkaufen, aber wenn du jetzt sagst, so ist das jetzt halt mit ihr, vielleicht ist dann auch so ein bisschen die Frage inwiefern Cover und Klappentext, dieses Wesen noch klarer machen können, dass einfach die Erwartungshaltung mit dem, was man bekommt übereinstimmt?
Vera
00:39:22
Das ist sicherlich immer ein Thema. Ich habe das ja auch, glaube ich, immer gesagt. Ich hatte ja eine Zeit lang jetzt hier für Frau Appel und der tote Kapitän Amazon Ads gescheitert und habe, halt die Erkenntnis gehabt, dass ich eine relativ hohe Zahl an Klicks hatte, aber dagegen nur sehr wenig Verkäufe. Und ich mich bis heute eigentlich frage, woran liegt es? Ich habe auch den Beschreibungstext, jetzt mehrfach schon überarbeitet, um zu sehen, ob das irgendwas ändert. Also das Cover kann es nicht sein, weil darauf klicken sie ja. Also muss es eigentlich der Beschreibungstext sein oder womöglich der Blick ins Buch. Aber ich finde keinen Pack an. wenn ich, ich denke mir, wenn das, Buch so schlecht wäre, dass die Leute das dann nicht kaufen, dann müsste ich ja eigentlich auch mehr schlechte Rezensionen haben.
Tamara
00:40:16
Ja, ja, nee, ich glaube, hier geht es auch gar nicht um schlecht und ich glaube, du bist jetzt auch nochmal einen Schritt in eine andere Richtung gelaufen, weil ob jetzt Blick ins Buch und Klappentext und so überzeugen, das ist im Prinzip eine Frage von, Leserschaft, wie viele Leute wollen genau sowas haben. Aber Aber wenn du jetzt sagst, im Verlauf der Geschichte handelt sie halt in einer Art und Weise, die dann viele nicht mögen, das ist dann vielleicht so eine kleine Diskrepanz zwischen, was für eine Figur erwarte ich anhand des Covers und Klappentexts und was für eine Figur, wie entwickelt sie sich und entpuppt sie sich nachher. Es gibt ja viele Bücher, wenn du jetzt männliche Protagonisten hast, wo dann steht, der raubeinige Sohn so. Ist jetzt ein Wort, was ich glaube ich für eine weibliche Figur nicht unbedingt nehmen würde, weiß ich nicht aber da weißt du direkt, okay das ist halt so ein, Krummelbär, du hattest trotzdem ein Herz aus Gold, aber da kommt halt auch mal so ein murriger Spruch, Ja.
Vera
00:41:24
Das ist auch so was ich mir auch überlegt habe, dass vielleicht, ich habe ja gerade die Figur der Frau Appeldorn die habe ich ja sehr bewusst gestaltet zumal es ja da auch eine, eine Person gibt, die so ein Vorbild für mich da ist und, weil einfach auch ich diese, die Freundin, die ja dann verstorben ist, auch wenn wir uns da auch nahe standen, weil ich das immer sehr, genossen habe, dass sie so in vielen Sachen so straight gedacht hat wie ich, das war schon so eine Gemeinsamkeit und das habe ich natürlich mit großem Vergnügen dann der Frau Appel da mitgegeben aber muss schon feststellen, dass das die Erwartungen, vieler Menschen anscheinend nicht trifft oder dass das so ein Bild ist, wo aber so viele nicht so mit umgehen können. Was mich persönlich trifft, wie gesagt, weil ich schon da Parallelen zwischen Frau Appelner und mir sehe und ich das da ein bisschen halt auch persönlich nehme. Aber ich kann es nicht ändern. Und was natürlich dann schon auch die Frage stellt, ja gut, habe ich dann vielleicht eine Figur designt, die eben nicht für die Massenleserschaft geschaffen ist.
Tamara
00:42:37
Ja, ich glaube, da, rennst du tatsächlich einfach gegen die immer noch sehr stabile Wand des Patriarchats. Weibliche Figuren oder weibliche Personen in der Öffentlichkeit müssen entweder jung und schön und lieb und leise und zart sein oder wenn sie älter werden, irgendwie putzig und mütterlich und so. Das ist halt was immer noch in den Köpfen drinsteckt. Denn natürlich gibt es Gott sei Dank viele Menschen, die sich das jetzt im Moment, habe ich das Gefühl, gerade so langsam bewusst machen und versuchen, sich das abzutrainieren. Aber das ist halt immer noch nicht die große Masse.
Vera
00:43:16
Ja gut, ich denke mal, es wird jetzt auch damit zu tun haben, dass die Boomer-Jahrgänge jetzt so langsam in das Alter kommen und die ja dann doch zum Teil anders sozialisiert sind. Und ja, deshalb überlege ich ja dem Portfolio jetzt noch eine neue Facette anzusetzen und beginne mit der Kirschkuchenliebe und bin aber da halt auch dann sehr unsicher. Ich habe so die klare Figuren so im Kopf, aber vielleicht verrenne ich mich da wieder. Und deswegen muss ich da glaube ich schauen, dass ich da mir intensiveres Feedback schon im Schreibprozess hole, um zu sehen, ob ich da in eine Richtung gehe, die dann auch eine größere Leserschaft anspricht.
Tamara
00:44:02
Aber ich glaube, das ist jetzt so ein Punkt, wo du genau jetzt entscheiden kannst, will ich da auch so ein bisschen was humorvoll Leichtes haben, wie ich es mit Biene mache oder will ich das jetzt nutzen, um ein bisschen poetischer, ein bisschen nachdenklicher, ein bisschen langsamer zu erzählen, Gedanken mehr so ein bisschen meandern lassen und so in diesen Stil gehen. Dann musst du natürlich auch gezielt Leute als Testlesende haben, die genau sowas gerne lesen. Sonst kriegst du halt als Feedback nur, das geht mir zu langsam, da muss mehr Handlung rein. Aber das ist halt eine bewusste Entscheidung, die du jetzt treffen solltest, genau in diesem Moment.
Vera
00:44:45
Ja, genau. Also vom Konzept her habe ich ja geplant, das aus mehreren Perspektiven zu erzählen. Weil der Viktor, meine Hauptperson, ist ja nicht der oder die, die dann am Ende verliebt sind, sondern, Da kommt ja jeweils ein anderes Spalenspiel und die Idee ist, dass ich immer im Wechsel ein Kapitel aus Victors Sicht sehe, ein Kapitel aus Liebesperson 1 und ein Kapitel aus der Sicht von Liebesperson 2 und am Ende kommen sie halt zusammen. So ist die Idee, zu erzählen. Und da habe ich ja dann, da ich ja dann jeweils die Sichtweisen der einzelnen Personen habe, habe ich ja dann schon Gelegenheit, tiefer in die jeweiligen Perspektiven einzutauchen und die Gedanken gut zu erzählen. Also es sollte dann schon etwas auch langsamer erzählt sein als so bisher. Meine Krimis, die wie gesagt, die sehr handlungsorientiert sind. Ich versuche es. Ich habe jetzt so das erste Kapitel fertig. Oder fertig, ich habe es jetzt von der Wortzahl fertig. Und ich habe aber heute Morgen schon beim Kontrolllesen gemerkt, da sind doch Stellen, wo ich wieder Tempo rausnehmen muss, wo ich mehr in die Tiefe gehen muss, wo ich jetzt so halt Stück für Stück arbeite. Aber es bleibt halt so, ich merke halt bei mir, dass so eine Schreibweise in mir so drin ist. Wenn ich es nur runterschreibe, dann geht es sehr schnell wieder in das zack, zack, zack, da passiert A, B, C. Anscheinend ist das mein Stil. Oder zumindest der, der in mir drin ist und ich muss daran arbeiten.
Tamara
00:46:27
Also für so eine Liebesgeschichte, die jetzt ein bisschen langsamer, poetischer, aus mehreren Perspektiven erzählt ist, kann ich dir, ich glaube, ich habe dir das Buch schon mal empfohlen, aber kann ich dir und allen vielleicht mal kurz erzählen, was ich kürzlich zu Ende gehört habe als Hörbuch. Und zwar ist das Kintsugi von Miko Sophie Kümel. Also Kintsugi ist ja diese Technik, wenn, ich glaube, chinesisch, bin mir jetzt nicht ganz sicher, ehrlich gesagt. Nee, japanisch, ich lese es gerade hier. Es ist eine japanische Tradition, wenn zum Beispiel eine Vase zerbricht, dass man die nicht wegwirft, sondern die Scherben mit Gold wieder zusammenlötet.
Vera
00:47:09
Ach, das ist Kintsugi.
Tamara
00:47:10
Ja gut. Dass also quasi diese Bruchstellen, und das ist dann halt im übertragenen Sinne gemeint, die Bruchstellen im Leben, dass man die eben als schöne Dinge hervorhebt. Wobei das thematisch nur am Rande zeigt wird. Also letzten Endes geht es in dem Buch um vier Menschen, drei Männer und eine junge Frau, die ein Wochenende in einem Ferienhaus verbringen. Zwei der Männer feiern gerade ihren 20. Hochzeitstag, Beziehungstag, weiß ich gerade nicht. Und der Dritte ist halt schon seit Ewigkeiten mit denen befreundet und die junge Frau ist die Tochter von den Dritten. Und es beginnt halt aus der Perspektive des Ersten, wo, also eigentlich die ganze Geschichte spielt an einem Abend und einem Morgen. Aber wir begleiten nacheinander die vier Figuren, die halt so ganz viel sich Gedanken machen über ihre Beziehung zu den jeweils drei anderen. Und du bekommst diese Perspektive mit, wie er die anderen sieht und so. Und wenn es dann wechselt, dann merkst du, dass vieles, was die Person angenommen hat, eigentlich ganz anders sich darstellt, dass da ganz andere Gedanken sind und so. Und am Ende geht es halt schon um die, also jeder hat irgendwie Emotionen für eine andere Person. Es geht am Ende um die Liebe, aber eben auch sehr, sehr viel um Sachen, die man so voneinander erwartet, wie man sich selbst sieht, wie man den anderen sieht, wie man wahrgenommen werden möchte. Das ist ein sehr, sehr nachdenkliches Buch, aber mir hat es gut gefallen.
Vera
00:48:44
Das klingt wirklich sehr interessant und vielleicht für mich genau die richtige Lektüre, um da nochmal so ein bisschen das Gefühl für zu kriegen. Ja, werde ich mir auf jeden Fall mal anschauen. Na gut, meine Liebe, ich danke dir sehr für dein Feedback und ja, ich bin sicher, der ein oder andere da draußen hat auch was mitgenommen, sonst freuen wir uns natürlich gerne über irgendwelche Rückmeldungen, was ist euer Stil, was sind da vielleicht eure Herausforderungen.
Tamara
00:49:16
Wünscht ihr euch von Veras Kirschkuchenliebe?
Vera
00:49:20
Genau, oder so, nicht? Was sollte ich auf jeden Fall machen und was auf keinen Fall? Ja, da freuen wir uns sehr über Regenaustausch und vielleicht sehen wir uns ja dann auch in Frankfurt auf der Buchmesse am Messe Donnerstag. Also gerne noch schnell das Buchbubble-Bulleton abonnieren, dann gibt es die Infos und sich eintragen und vielleicht gehen wir dann ja gemeinsam mit Frau Dr. Petra Hart über die Messe. Würde mich ja sehr freuen, mit der ein oder anderen Hörer und Hörerin mal gemütlich zu plaudern und neue Dinge kennenzulernen. Ja, ne wolltest du noch was anschließen liebe Tamara ne.
Tamara
00:49:59
Ich hab ihn fertig du hast fertig.
Vera
00:50:01
Wir sind fertig dann würde ich sagen, macht's wie immer, folgt uns und bleibt uns gewogen, bis nächste Woche, ciao.