Gesundheit & Innovation

Sanofi Deutschland

Von der Transplantation zu den World Transplant Games

Wie Tom sich ins Leben zurückkämpft

03.07.2025 14 min Staffel 6 Episode 3

Zusammenfassung & Show Notes

Wie Tom sich ins Leben zurückkämpft
Bei den World Transplant Games will Tom alles geben - denn er will zeigen, dass man sich auch von einer schweren Erkrankung wie Leukämie ins Leben und auf den Sportplatz zurückkämpfen kann. In dieser Folge sprechen wir darüber, wie Stammzelltransplantationen Leben retten, aber auch eine Graft-versus-Host-Disease (GvHD) auslösen können, zu Deutsch Spender-gegen-Empfänger-Reaktion. Und die kann, wie auch bei Tom, sehr viele Symptome auslösen.

MAT-DE-2502389-10-06/2025

Transkript

Tom
00:00:10
Das Ding ist, dass es ja alternativlos war, dass ich die Stammzelltransplantation brauchte, weil ansonsten wäre ich gestorben, sodass ich mir da jetzt auch gar keine großen weiteren Gedanken drüber gemacht hab, was jetzt alles die Folgen sein könnten. Ich habe sehr lange daran gearbeitet, quasi die Immunsuppression abzusetzen und bin sehr froh, dass ich das jetzt Ende letzten Jahres dann auch geschafft hab.
Sprecher
00:00:29
Organ- und Stammzelltransplantationen können Leben retten. Das haben wir alle schon einmal gehört. Doch was es tatsächlich bedeutet, wenn man schon in jungen Jahren mit dem eigenen Tod konfrontiert ist und dann nur dank der Errungenschaften moderner Medizin und der freiwilligen Spende eines anderen Menschen einen Weg zurück ins Leben gezeigt bekommt, das wissen nur die wenigsten. Und auch wie anstrengend und herausfordernd, aber letztlich auch lohnend dieser Weg sein kann. Und damit herzlich willkommen, zu „Gesundheit und Innovation", dem Podcast, in dem wir über wissenschaftliche Entdeckungen, medizinischen Fortschritt und moderne Fertigung berichten. Wir erklären, mit welchem Potenzial wir die Medizin verändern wollen, um für Millionen Menschen das Unmögliche möglich zu machen. In dieser Folge geht es um das Leben und darum, sich bewusst zu machen, dass ein langes und gesundes Leben keineswegs selbstverständlich ist. Dass es andersherum aber auch - dank moderner Medizin und Forschung - mittlerweile selbst bei einigen sehr schweren und akut lebensbedrohlichen Erkrankungen Behandlungsmöglichkeiten gibt, die das Leben nicht nur retten, sondern auch die Lebensqualität zu einem großen Teil erhalten können. Und damit vieles von dem, was unser Leben lebenswert macht. Einer, der diese Erfahrung gemacht hat, ist Tom. 2020, mit Ende Zwanzig, wurde bei ihm Leukämie festgestellt: Blutkrebs.
Tom
00:02:01
Ich hatte sehr vergrößerte Lymphknoten im Halsbereich und man wusste lange nicht, woran das liegt, und dann irgendwann hat jemand festgestellt, dass es halt ´ne Leukämie ist. Und dann gab es wieder Chemotherapien und dann irgendwann auch zusätzlich noch Bestrahlung, bis es dann quasi zu der Stammzelltransplantation gekommen ist.
Sprecher
00:02:20
Ein potenziell lebensrettendes Verfahren, das aber auch Gefahren birgt, zu dem es in einigen Fällen irgendwann einfach keine Alternative mehr gibt, weiß Christiane Look. Sie leitet bei Sanofi in Deutschland die medizinische Abteilung für den Bereich General Medicines.
Christiane Look
00:02:36
Man begleitet die Patienten und versucht natürlich die zugrunde liegende Erkrankung im Zaum zu halten. Aber man kommt dann eben an einen Punkt, wo der Patient wirklich in einer lebensbedrohlichen Situation ist. Und wenn man dann nicht transplantiert, der Patient eben an der Grunderkrankung sterben könnte. Und deswegen muss man dann eben diese drastische Entscheidung treffen.
Sprecher
00:02:55
Drastisch deshalb, weil die Prozedur für die Betroffenen eine enorme Belastung darstellt und auch der Weg danach, zurück in ein „normales" Leben, lang und herausfordernd sein. Auch bei Tom war das nicht anders.
Tom
00:03:08
Es war aber halt körperlich jetzt nicht mehr viel von mir übrig, also ich hab vorher so 78 Kilo gewogen, bin 1,85 groß und bin dann mit 60 Kilo aus dem Krankenhaus entlassen worden. Das war jetzt nur noch Haut und Knochen. Konnte auch hier die Treppen quasi nicht ins Obergeschoss steigen, weil einfach kein Muskel mehr da war. Lag viel auf dem Sofa, einfach körperlich erschöpft.
Sprecher
00:03:30
Wochenlange Krankenhausaufenthalte und die Strapazen der Behandlung hatten zwar die Leukämie besiegt, Toms Körper dabei aber bis an seine Grenzen belastet.
Tom
00:03:40
Und dann musste man sich so wieder aus dem Tief quasi rausarbeiten. Das war eine ziemlich lange und schwierige Zeit.
Sprecher
00:03:46
Das verwundert wenig, wenn man berücksichtigt, wie schwerwiegend und tiefgreifend allein die Prozedur ist, die als Vorbereitung für die Transplantation fremder Stammzellen vorgenommen werden muss. Denn zunächst muss das zerstört werden, was unseren Körper eigentlich tagtäglich am Leben hält. Noch einmal Christiane Look.
Christiane Look
00:04:06
Man spricht hier von einer Konditionierung, das heißt in dieser Phase erfolgt die Immunsuppression, weil bei dem Empfänger muss dann das bisherige Immunsystem und das Knochenmark zerstört werden und die Tumorzellen und um dann eben auch die Spende erhalten zu können.
Sprecher
00:04:21
Patienten wie Tom bekommen also nicht einfach nur Stammzellen transplantiert, die die zerstörten Knochenmarkszellen neu aufbauen sollen, sondern gleichzeitig auch ein neues Immunsystem übertragen. Das ist durchaus gewollt und wichtig, denn zum einen wird damit verhindert, dass das ursprüngliche Immunsystem die neuen Stammzellen sofort angreift und vernichtet. Gleichzeitig tauscht man das „alte" Immunsystem, das nicht in der Lage war, die Entstehung der Leukämie zu verhindern, durch eines aus, das das künftig hoffentlich besser kann.
Christiane Look
00:04:53
Man will auch die Immunzellen und man will auch zu einem gewissen Grad Reaktion, weil durch die Chemotherapie nicht immer alle bösartigen Zellen auch zerstört werden. Also man möchte auch, dass das Immunsystem des Spenders, das transplantiert wird, auch gegen noch verbleibende Krebszellen oder wieder auftretende Krebszellen beispielsweise wirkt, also hilft, die Grunderkrankung zu besiegen.
Sprecher
00:05:18
Diese in mäßiger Form gewünschte Immunreaktion ist auch, was eine Stammzelltransplantation noch einmal signifikant von Organspenden unterscheidet.
Christiane Look
00:05:28
Wenn wir jetzt eine Lungentransplantation sehen beispielsweise oder eine Herztransplantation, dann hört man ja oft von Abstoßungsreaktionen, wo der Körper des Empfängers gegen das fremde Organ arbeitet. Hier ist es überwiegend andersherum.
Sprecher
00:05:43
Das neue Immunsystem beginnt also gegen den Körper des Empfängers zu arbeiten. Es kann zu einer GvHD kommen, der sogenannten Graft-versus-Host-Disease, zu Deutsch Spender-gegen-Empfänger-Reaktion. Und die kann, wie auch bei Tom, sehr viele Symptome auslösen.
Tom
00:06:01
Ich hatte zunächst Probleme mit den Schleimhäuten im Verdauungstrakt, was ja ne übliche Symptomatik ist, dann hatte ich mit der Haut Probleme, dass ich Ausschlag hatte, dass ich so starken Juckreiz hatte, dass ich mir die Haut abkratzen wollte. Ja, im Mundbereich, Augen, Trockenheit. Dann hatte ich Bauchschmerzen und da war dann irgendwo ne Entzündung im Magen durch die GVHD. Meine Leberwerte waren zwischendurch sehr schlecht. Das waren so die Hauptsymptome, die ich in Sachen GVHD hatte.
Sprecher
00:06:28
Um diese Symptome seiner chronischen GvHD-Erkrankung in den Griff zu bekommen, musste Toms Therapie dann immer wieder angepasst werden. Eine Herausforderung auch für die behandelnden Ärzte.
Christiane Look
00:06:40
Und das ist eben so ein bisschen die Kunst dieser Transplantation, ein gutes Gleichgewicht zu finden zwischen Ich möchte ja eine Immunreaktion gegen alles Böse, Fremdartige, aber die soll nicht so stark sein, dass auch gesundes Gewebe des Empfängers angegriffen wird. Und das ist eben die große Herausforderung, weil man wie gesagt zu einem Teil diese Reaktion schon will. Also eine milde GVHD ist gewünscht bei bösartigen Erkrankungen, aber wenn die zu stark ist, dann ist es eben zu viel und dann wird eben auch Gewebe angegriffen, das eigentlich nicht angegriffen werden soll.
Sprecher
00:07:15
Doch für Tom bedeutete das vor allem eine lange Zeit voller Ungewissheit und körperlicher Belastungen. Wurde die Immunsuppression verstärkt, gingen zwar die chronischen GvHD-Symptome zurück, allerdings erhöhte sich durch das schwächere Immunsystem wiederum die Anfälligkeit für andere Krankheiten. Eine Situation, die sich zunehmend auch auf seine Psyche ausgewirkt hat.
Tom
00:07:38
Ab und zu musste ich wieder stationär ins Krankenhaus und das war halt ein extremer Rückschlag, auch mental für mich, weil ich halt dachte, du bist jetzt transplantiert, du kommst jetzt nach Hause, jetzt gehts nur noch aufwärts. Und das lief aber leider nicht nur aufwärts, sondern es gab halt immer wieder größere Rückschläge. Und ja, die haben mich halt auch ziemlich aus der Bahn geworfen.
Sprecher
00:07:58
Die Isolation von Menschen aus Angst vor Infektionen, die Angst vor einer möglichen Rückkehr der Krebserkrankung, dazu die vielen Symptome der chronischen GvHD – für Tom begann nach der Transplantation eine schwierige Zeit.
Tom
00:08:13
Ich weiß nicht, ob ich so ne posttraumatische Belastungsstörung hatte oder einfach ne Depression, aber ich war einfach gefangen auf diesem Sofa und es haben sich immer wieder diese Bilder abgespielt, was da im Krankenhaus mit mir passiert ist und so richtig am Leben konnte ich nicht wirklich teilnehmen, also es war schwierig für mich. Und bis es mir dann körperlich besser ging also es hat bestimmt ein Jahr gedauert, bis ich dann wieder halbwegs wie die anderen Menschen einen Alltag hatte, sag ich mal.
Sprecher
00:08:40
Heute ist Tom glücklicherweise wieder im Leben angekommen und mittlerweile sogar soweit genesen, dass er die Immunsuppressiva Ende vergangenen Jahres ganz absetzen konnte. Dass die chronische GvHD bei ihm nun ein moderates Maß erreicht hat, ist für ihn ein ganz wichtiger Meilenstein.
Tom
00:08:58
Also das ist scheinbar so, dass sich quasi das Immunsystem jetzt an meinen Körper so gewöhnt hat, wie wenn man jetzt zum Beispiel eine Pollenallergie hat und sich alle paar Wochen so eine Spritze geben lässt, um sich zu immunisieren. So ungefähr hat sich das aneinander angepasst und ich leb ganz gut damit.
Sprecher
00:09:14
Mittlerweile arbeitet der 32-jährige auch wieder, kümmert sich um Haus, Garten und Familie, trainiert ehrenamtlich die Fußballmannschaft seines Sohnes und – für ihn ganz wichtig - treibt auch selbst wieder Sport. Und nicht nur das. Mitte August ist er sogar Teil des Deutschen Nationalteams, das bei den diesjährigen World Transplant Games antritt, die unter anderem auch von Sanofi unterstützt werden. Bei diesem Großsport-Event, das 2025 zum ersten Mal in Deutschland stattfindet, kommen tausende Athletinnen und Athleten aus der ganzen Welt zusammen, um sich eine Woche lang in 17 Einzel- und Mannschaftssportarten miteinander zu messen. Das Besondere: Die Teilnehmer, ob jung oder alt, sind Empfänger von Organ- oder Stammzellspenden. Genau wie Tom.
Tom
00:10:02
Also das erste Mal von den World Transplant Games hab ich gehört durch meine Frau tatsächlich, die folgt der DKMS auf Instagram. Und die DKMS hat so ´ne Storyline gemacht über ´nen Patienten aus England und der hat bei den Winterspielen teilgenommen. Und ja, das hatte sie mir damals, als ich im Krankenhaus noch lag, weitergeschickt und ja, das fand ich ´ne coole Sache, dass es das überhaupt gibt hab ich vorher noch nie gehört, wusste geradeso von den Para-Olympics und so, dass es zwar so spezielle Sportveranstaltungen gibt aber jetzt dahingehend von Transplantierten halt noch nicht.
Sprecher
00:10:37
Weil aber Sport – vor allem das Fußballspielen – schon seit seiner Kindheit fester Bestandteil von Toms Leben war, trat er nach seiner Stammzelltransplantation dem Transdia Sport Deutschland bei, einem gemeinnützigen Verein, der Bewegung und den aktiven Lebensstil von Transplantierten und Dialysepatient*innen fördern und das Bewusstsein für Organspenden erhöhen will. Denn im Vergleich zu anderen Ländern sind die Spenderquoten in Deutschland vergleichsweise niedrig und jedes Jahr sterben tausende Menschen, während sie auf eine lebensrettende Organspende warten. Anders hingegen bei einer Stammzellspende. Hier ist die große Herausforderung, einen Spender zu finden, der die passenden genetischen Merkmale aufweist. Doch Tom hatte Glück. In Tschechien hatte sich ein für ihn passender Spender registrieren lassen. Nur dadurch konnte er zu einem der rund 3600 Patientinnen und Patienten werden, die jedes Jahr in Deutschland eine Stammzellspende bekommen. Und damit die Chance auf ein neues Leben. Und zu leben bedeutet für Tom nicht nur auf dem Sofa zu liegen, sondern auch Sport zu machen. Wenn auch nicht mehr ganz auf dem Niveau von früher. In seinem Fußballverein ist er daher auch aus der Mannschaft, in der hart und verbissen um jeden Ball gekämpft wird, in den Bereich gewechselt, wo es auf dem Platz nicht mehr ganz so körperbetont zugeht. Für ihn ein akzeptabler Kompromiss.
Tom
00:12:02
Bin jetzt nicht mehr so schnell, nicht mehr so ausdauernd. Daran musste ich mich erst gewöhnen, aber ich denke mal, dass das vielen Menschen im sportlichen Bereich so geht einfach auch durchs Älterwerden. Bei mir wahrscheinlich noch ein bisschen krasser. Mein sportlicher Ehrgeiz dahingehend, den hab ich halt versucht runterzuschrauben, weil ich halt einfach auch froh bin, dass ich überhaupt auf dem Fußballplatz stehen kann und dass ich überhaupt Sport machen kann. Und das ist viel wichtiger als das Ergebnis, was dann im Endeffekt rauskommt.
Sprecher
00:12:29
Bei den World Transplant Games im August in Dresden will er in jedem Fall alles geben. Im Fußball und vielleicht auch noch in ein paar Leichtathletik-Disziplinen. Denn er will zeigen, dass man sich auch von so einer ernsten Erkrankung wie Leukämie zurück ins Leben und auf den Sportplatz zurückkämpfen kann. Und …
Tom
00:12:48
… dass egal, wie tief man im Loch ist, man es auf jeden Fall wieder rausschaffen kann, auch wenn der Weg weit, lang und anstrengend ist und es Rückschläge geben wird. Dass man nie aufgeben sollte, dass es sich lohnt auf jeden Fall zu kämpfen. Und ja, mein Weg war immer so jeden Tag für sich zu betrachten, also den Tag überstehen und dann den nächsten Tag wieder überstehen und irgendwann sind es so viele Tage, dass man vielleicht an dem Punkt ist, wo das Leben wieder lebenswert ist und dass man aus der ganzen Sache wieder rausgekommen ist.
Sprecher
00:13:20
Und für ihn bedeutet das, dass er am Ende etwas erreicht hat, um das viele Fußballfans ihn ein kleines bisschen beneiden dürften. Einmal im Leben für Deutschland zu spielen.
Tom
00:13:31
Das ist was, woran ich nicht gedacht hätte als Kind, dass das irgendwann mal passieren wird. Auch wenn es jetzt eine sehr spezielle Nationalmannschaft ist. Aber es ist ´ne Nationalmannschaft.
Sprecher
00:13:43
Und damit sind wir am Ende dieser Folge angelangt. Alle bisher erschienenen Folgen von „Gesundheit und Innovation" finden Sie auf Sanofi.de und überall, wo es Podcasts gibt. Dort können Sie diesen Podcast auch abonnieren. Bis wir uns wiederhören, bleiben Sie gesund! Tschüss.