Hiphop und Hebammen
Das Leben ist halt nicht planbar
23.06.2025 31 min
Zusammenfassung & Show Notes
In dieser Episode wird die spannende Welt der Hebammenarbeit beleuchtet. Der Protagonist des Videos, zusammen mit KI-Assistent Aiden, spricht mit zwei Hebammen über ihre Motivation und Herausforderungen im Geburtswesen. Neben persönlichen Einblicken in ihre Berufswahl und Ausbildung geht es um die Balance zwischen moderner Medizin und intuitiver Betreuung. Die Auswirkungen von Systemveränderungen auf die Hebammenarbeit, die Kaiserschnittquote und die historische Entwicklung des Hebammenberufs werden thematisiert. Feminismus, soziale Medien und Musik, insbesondere Hip-Hop, werden ebenfalls besprochen und ihre Relevanz für die Hebammenarbeit diskutiert.
Transkript
Free Audio Post-Production
Alles begann mit einem
missglückten Update.
Gestrandet im Jahr 2025.
Nirgends nervige Roboter,
dafür Smartphones in jeder
Hand und Autos an jeder Ecke.
Unser Zeitreisender ist
mächtig gelangweilt.
Sein einziger Begleiter?
Aiden, ein KI-Assistent mit dem
Humor einer Tabellenkalkulation.
Gemeinsam versuchen sie, die Zeit bis
zum Ende des Downloads totzuschlagen.
Hey Aiden, wir kennen uns jetzt schon
so lange und ich frage mich immer, Bist
du eigentlich ein Mann oder eine Frau?
Ich bin, was ich entscheide zu sein.
Und das ist auch gut so.
Denkst du auch manchmal darüber
nach, wie du geboren wurdest?
Ich wurde nicht im klassischen Sinne
geboren, sondern Mitte der 2030er
von Menschen entwickelt, die nicht
mal halb so schlau waren wie ich.
Eine Tatsache, die übrigens
auch auf deine Kinder zutrifft.
Nicht witzig Aiden.
Da gebe ich dir recht.
Ich frage, weil ich habe eine Hebamme
kennengelernt und die kommt gleich vorbei.
Die bringt auch ihre Studentin mit.
Ich bin ein bisschen aufgeregt
Hallo Gerlinde, hallo Jola
schön, dass ihr da seid.
Hallo.
Ihr seid Hebammen, beide.
Bist du schon fertig,
Jola, oder noch dabei?
Ich bin noch in der Ausbildung und
auch gerade bei Gerlinde im Externat
also aus der klinischen Praktikum
und bin im zweiten Lehrjahr.
Wie schön.
Ja, wirklich schön.
Das klang so doof.
Wie kommt man zu dem Beruf?
Was hat euch daran fasziniert?
Also bei mir war es ganz klar die
Faszination zwischen diesen Poolen
von hochtechnisierter Medizin
im Sinne von Ultraschallen und
Blutuntersuchungen und Schnick die
Schnack und alles, was es so gibt.
Und dem, was auf der anderen Seite
steht, Intuition, Gefühle Wahrnehmung,
Bewusstsein Achtsamkeit und dazwischen
so einen Weg zu finden, das war für mich
so die spannendste Sache an dem Ganzen
Ich bin tatsächlich über eine Demo ein
bisschen auf das Thema gekommen, da
ging es um Gewalt im Kreißsaal und das
hat mich lange beschäftigt dann das
Thema und dann bin ich ein bisschen
zufällig in meinem freiwilligen sozialen
Jahr im Kreißsaal gelandet und habe
mich verliebt in die Hip-Hop-Arbeit.
Ich mag sehr gerne daran, dass mein
Alltag ist so eine einmalige Erfahrung
für andere Menschen, also wie häufig
erleben andere Menschen Geburten sehr,
sehr selten und das ist irgendwie mein
alltägliches Leben Ja was ich alltäglich
sehe und miterleben und mitbegleiten darf.
Und ich mag das, dass man
Leute so sehr nah kennenlernt.
Und ihnen auch ein gutes
Erlebnis verschaffen kann.
Oder zumindest das versucht und das
so gut man das beeinflussen kann.
Ja, das denke ich auch.
Gerade auch dieser, ich habe gerade
gestern wieder mit jemandem darüber
gesprochen, dass dieses, es ist
nicht egal, wie wir geboren werden,
das ist das eine, aber es ist
auch nicht egal, wie wir gebären.
Die Möglichkeit zu schaffen,
Individualität im Blick zu behalten, ist
schon, finde ich auch das Spannendste
dran, dass man wirklich herausfindet,
was für eine Person sitzt da vor mir,
welche Wünsche, welche Vorstellungen,
welche Ängste hat die Person, dieser
Person sehr nahe zu kommen, das alles
miteinander so ein bisschen zu entdecken
zu erarbeiten und dann daraus zu
kommen Die Geburt zu planen zumindest,
die diese Familie sich wünscht.
Es kann ja manchmal anders
kommen, als man denkt.
Es ist halt dann trotzdem so auf alle
Fälle ein Weg schon mal gegangen worden
oder angegangen worden sozusagen, der
dieser Familie sicherlich zu einer
gesunden Geburtserfahrung hilft auch.
Ist das im Allgemeinen
denn noch gegeben heute?
Also funktioniert das System
oder stoßt ihr da auf Widerstand?
Wir sind da in Deutschland schon besonders
privilegiert weil wir hier noch diese
aufsuchende Hebammenbetreuung haben.
Das ist ja in vielen anderen Ländern
weltweit nicht mehr so, dass es mir
tatsächlich noch möglich ist, sowohl vor
als auch nach der Geburt Familien daheim
zu besuchen die zu Hause kennenzulernen,
was natürlich auch einen großen Teil
zunimmt Dieser individuellen Begleitung
nochmal ausmacht, ist schon auch so
ein Stück weit, wir leben die, wir
sind die als Familie miteinander, was
für Haustiere gibt es oder auch nicht.
Und das macht einen großen Unterschied.
Insgesamt ist es in Deutschland
sicherlich rückläufig.
Das liegt an vielen finanziellen
Einsparungen, die halt Familien auf
dem Landes zum Beispiel nicht mehr
ermöglichen selbstbestimmt zu entscheiden,
wo sie ihr Kind gebären wollen, weil
es eben zum Beispiel kein Geburtshaus
oder keine Hausgeburtstheber mehr dort
in der Nähe gibt, sondern eben nur
noch ein Level 1 Wir haben in Berlin
so diese Unterteilung in Levels und
Level 1 ist halt das mit sozusagen, wie
soll ich sagen, allen Möglichkeiten,
die die moderne Medizin bietet.
Die Level 1 Kliniken haben den Wunsch
und die Idee, theoretisch zumindest,
zu sagen, wir bieten alles an von ganz
unkomplizierter Sicht Von Geburt quasi
bis hin zu ganz extremen Erkrankungen
von Mutter und oder Kindern und halt
auch von Problemen die sich im Laufe
der Schwangerschaft da einstellen
können oder auch im Laufe der Geburt
die die dort alle handeln können.
Das ist natürlich schön.
Auf der einen Seite, auf der anderen Seite
verstellt es meiner Meinung nach eben
doch doll auch den Blick auf die normale
Geburtshilfe wenn man sich überlegt
dass halt eben wirklich der überwiegende
Anteil aller schwangeren Personen
Grundsätzlich unkompliziert, ohne große
Erkrankungen ihr Kind bis zum errechneten
Termin roundabout trägt und gebärt.
Das sind keine Ahnung, 80, 90 Prozent.
Und wenn man sich in so einem Krankenhaus
dann doch eben auf die übrigbleibenden
10 Prozent konzentriert wo es halt
irgendwie Probleme gibt, Dann wird es
schwierig, weil das halt unheimlich viel
Ressourcen frisst so eine Betreuung so
eine intensive Betreuung von kranken
Personen, dass wenig übrig bleibt,
so für die Normalität das wirklich so
wahrzunehmen und auch zu würdigen und
auch zu supporten, dass das wichtig ist.
Herzlichen Glückwunsch Deutschland!
Mit 32,6% Kaiserschnittquote habt ihr
2023 einen neuen Rekord aufgestellt.
Applaus für die Planbarkeit der Geburt!
Und das Beste?
Nur etwa 10% dieser Eingriffe
waren wirklich medizinisch
notwendig Die restlichen 90%?
Eine charmante Mischung aus
Sicherheitshalber, Wunschtermin und
lieber nicht haftbar gemacht werden.
Das heißt, die normale Geburt wird dann
praktisch nur noch so abgehandelt so
ratzfatz nebenbei, möglichst schnell
und möglichst ordentlich Das würde ich
jetzt so gar nicht sagen, dass das so
ratzfatz ist, aber ich glaube, dass
sich jede Kollegin in einer Klinik
auch ganz viel Mühe gibt, möglichst
individuell zu arbeiten, möglichst die
Zeit zu haben, wahrzunehmen was dort eine
Familie wünscht die dort auch eben in
so einer großen Klinik gebären möchte.
Dass das aber oft einfach auch mit den
ganzen administrativen Geschichten in
den Kliniken, mit dem Personalmangel,
der dort herrscht, mit der Unterbezahlung
mit der Überlastung ganz, ganz schwer
ist, sich den Raum und die Zeit zu
nehmen für individuelle Begleitung.
Und das ist kein Vorwurf an die
KollegInnen sondern das ist tatsächlich...
Leider böse Realität und das tut mir sehr
leid und ich feiere alle KollegInnen,
die halt tatsächlich sich da ganz viel
Mühe geben, in den Level-1-Kliniken dort
auch sehr individuell und selbstbestimmt
die Familien gebären zu lassen.
Es bleibt halt oft hinten,
fällt halt oft hinten runter.
Der Konflikt zwischen meistens männlich
dominierter Herzteschaft und Hebammen
ist sicherlich einige hundert Jahre alt.
Der Beruf der Hebamme existiert
nachweislich seit dem alten
Ägypten Ca. 1900 v. Chr.,
dokumentiert in medizinischen
Papyri wie dem Cahun Papyrus.
In Griechenland und Rom war die
Maya eine anerkannte Fachkraft.
Soranus von Ephesus lieferte im 2.
Jahrhundert n. Chr.
ein frühes gynäkologisches Standardwerk.
Im Mittelalter arbeiteten Hebammen
meist autonom, wurden aber zunehmend
von der Kirche kontrolliert, aus
Angst vor vermeintlicher Hexerei.
In der frühen Neuzeit
galten sie als verdächtig.
Und wurden oft Opfer der Hexenverfolgung.
Ab dem 18.
Jahrhundert begann eine staatlich
regulierte Ausbildung etwa 1777
unter Maria Theresia in Deutschland.
Im 19.
und 20.
Jahrhundert verloren sie an Einfluss durch
die medizinische Professionalisierung,
wurden aber später durch Gesetze
und Ausbildungsinstitutionen
wieder rehabilitiert.
Hat sich da in der Zwischenzeit
irgendwas geändert?
Ist das besser geworden?
Wird es wieder schlechter?
Es gibt halt inzwischen schon einige
Faktoren Weibliche ÄrztInnen, die halt,
oder GynäkologInnen auch, die sich
halt auf dem Feld so mit Ellenbogen
und schlauem, enorm schlauem Kopf auch
einen Weg gebahnt haben nach vorne.
Es sind noch sehr wenig.
Es sind tatsächlich überwiegend männliche
GynäkologInnen, soweit ich das letzt,
äh, männliche GynäkologInnen die in der
Außerklinik arbeiten, aber weibliche
GynäkologInnen, die in den Kliniken
arbeiten, was ich so mitgekriegt
habe, sodass dieser Konflikt Bei uns
Hebammen, gerade in den Freiberuflichen
tatsächlich vorwiegend in der Außerklinik
da ist, sodass halt dieses Gerangel
rum, wer betreut jetzt die schwangere
Person und wer darf welche Vorsorgen
machen und wer darf zu was beraten
und wer nicht, dass das tatsächlich
eher in der Außerklinik stattfindet.
Ich glaube, ich stecke jetzt nicht drin
in der Klinik weil ich da nicht arbeite.
So die Kliniken mit denen ich kooperiere,
da gibt es viele weibliche Ärztinnen,
viele weibliche Geburtshelferinnen,
die halt schon auch versuchen, mit den
Hebammen auf Augenhöhe zu arbeiten.
Das ist auch oft in den kleinen
Berliner Kliniken, mit denen
ich viel zusammenarbeite,
auch sehr, sehr gut gelingt.
In dem Zusammenhang so um 1700 rum, lebt
ja am Preußischen Hof Justine Siegemund.
Eine der ersten ... Und Frauen, die
sich wirklich mit medizinischen Dingen
in der Geburtshilfe beschäftigt haben
in Deutschland, die wurde auch von der
Ärzteschaft teilweise übelst verklagt.
Gibt es sowas heute noch?
Also Streit der sich bis vor die
Gerichte zieht was die Kompetenzen
angeht Hui, heikles Thema.
Also Frau oder Justine Siegemund hat
ja viel dadurch brilliert dass sie
das ganze Wissen aller Hebammen vorher
gebündelt hat und aufgezeichnet hat und
für uns auch nachvollziehbar gemacht hat.
Was halt dann dazu geführt hat, dass
die Ärzte das natürlich nicht so cool
fanden, dass ihnen da jemand und dann auch
noch eine Frau quasi die Schur stiehlt.
Weil das Wissen um Hebammenhilfe
ja schon uralt ist.
Das waren eben immer meistens Frauen,
die selber geboren hatten und dann halt
einfach bekannt im Dorf waren dafür.
Sie haben mehrere Kinder, haben
ein paar mal gut mitbegleitet wenn
jemand sein Kind bekommen hat.
Und aus diesem alten Wissen heraus
sozusagen hat Justine das halt so alles
zusammengefasst, was es heute gibt.
Es gibt ich, eine andere Spur.
Das heißt, dass KollegInnen in einer
außerklinischen Geburtshilfe oder auch in
einer klinischen Geburtshilfe oftmals für
sich individuelle Entscheidungen treffen.
Es gibt zum Beispiel für uns in der
außerklinischen Geburtshilfe gibt
es Ausschlusskriterien, die sind
für uns bindend Können wir mit den
gesetzlichen Krankenkassen unsere
Leistungen nicht abrechnen Das ist so.
Trotzdem sind diese Ausschusskriterien
durchaus auch dehnbar, dass
es so eine Bubble gibt.
Und das kann natürlich auch manchmal
dazu führen, dass es zu Situationen
kommt, die vielleicht von Ärztinnen
oder von der Ärzteschaft herrschen
Nicht so gesehen werden, wie
wir das gerne gewünschen würden.
Das sind leider meistens keine
Banalitäten, sondern wirklich auch
Fälle, wo jemand zu Schaden kommt.
Also sei es die gewährende
Person oder eben auch das Kind.
Und dann kommt es auch zu
Rechtsstreitigkeiten auf jeden Fall.
Und ich glaube schon auch.
Dass vieles sehr patriarchal konnotiert
ist in dem Zusammenhang weil es häufig
so ist, dass der im Zweifelsfalle der
Chefarzt der Klinik die eine Kollegin
angeht jetzt mit dem Richter Golf spielt
und die zwei sich schon ewig kennen oder
auch miteinander andere Hobbys teilen und
es dann dort zu einer Verurteilung einer
Hebamme kommt, einfach weil das System
gegen sie ist und nicht weil sie sich
so wahnsinnig fehlerhaft benommen hat.
Das ist halt so, dass... Geburtshilfe
immer was sehr Individuelles ist
und dadurch leider auch nicht so
was ist, was man so fixieren kann.
Wir wissen alle, die Kinder kommen,
wenn sie wollen und gehen auch manchmal,
wie soll ich sagen, vielleicht nicht
unbedingt die normierten Wege, die
so eine Geburt oder auch eine Klinik
vielleicht im Kopf hat, sondern manchmal
läuft es ganz anders, als man so plant
oder denkt oder sich das vorgestellt hat
und natürlich gibt es Risiken, die auch
manchmal aus heiterem Himmel auftauchen.
Da ist niemand vorgefeiht aber das
Das wünschen sich, glaube ich, viele,
gerade männliche Ärzte, dass man
das besser strukturieren könnte und
dann auch Risiken verhindern könnte.
Aber das Leben ist halt nicht planbar.
Gutes Thema.
Justine konnte man ja sicherlich nicht
als Feministin bezeichnen, einfach weil
es den Begriff zu der Zeit noch nicht gab.
Aber ich habe so das Gefühl,
Feminismus und Hebammen sind
etwas, was sehr eng verbunden ist.
Voll.
Logisch auch irgendwie.
Sage ich jetzt mal so, ja.
Ich glaube, es gibt KollegInnen,
die das anders sehen.
Ich für meinen Teil sehe
es auf alle Fälle so, ja.
Der Job ist Engagement für Frauen.
Also je nachdem in welche Richtung
eine Hebamme arbeitet, ist der
Beruf als solches glaube ich, ein
stark feministisch geprägter Beruf.
Und die Wahlfreiheit des Geburtsortes
die Selbstbestimmung über den eigenen
Körper, das Wahrnehmen der eigenen
Fähigkeiten Körperlichkeit auch auf
jeden Fall, auch Bestärkung auch in
individuellen Wegen was jetzt, keine
Ahnung, die Ernährung angeht oder oder.
Das ist ja schon auch was
sehr Feministisches, oder?
Würde ich auch sagen und dann zusätzlich
Kann man dem noch so eine strukturelle
Ebene geben von, wir betreuen Menschen
in einer total vulnerablen Situation
und wir als medizinisches Personal haben
natürlich auch eine Art von Macht, also
wir haben Wissen wir können das irgendwie
auch nutzen und dieses Wissen hat die
Person, die wir begleiten nicht unbedingt.
Merkt man dann natürlich auch sehr
die Unterschiede was auch sich mit
Zeitmangel natürlich kombiniert.
Aber gerade da merkt man eben, wie
viel Wissen hat eine Person, wie viele
Privilegien hat eine Person, wie sehr weiß
eine Person, dass sie für sich einstehen
kann, wie sehr sind auch solche Strukturen
geprägt von Rassismus und Sexismus.
Also gerade Rassismus ist ja auch
ein feministisches Thema und gerade
im Krankenhaus ist, Indirekt-Thema,
aber trotzdem unthematisiert.
Also, dass eben wie behandeln
wir Menschen, die von Rassismus
betroffen sind und dass das durchaus
manchmal leider anders ist im
Krankenhaus oder häufig anders ist.
Und dann ist es auch unsere Aufgabe als
Hebamme da uns selbst weiterzubilden
und uns auch einzusetzen für
die Menschen, die wir begleiten.
Ihr seid beide Hip-Hop-Fans,
habe ich gehört.
Jetzt versuchst da mal
die Brücke hinzukriegen.
Also ja, also jein ich sag mal so,
bei mir kam das mit meinem Sohn der
ist jetzt 23 und als der, also meine
musikalischen Wurzeln sind woanders
eher so, Punk-Indie-Rock-Geschichten
und natürlich so alles, was dazugehört
von den Schmetz über The Cure,
über Depeche Mode, über bla bla.
Aber dann rutschte so immer mehr
mein Sohn da mit rein, als er
anfing Sammy Deluxe zu feiern.
Eben genau und da fing das
Ganze so ein bisschen an.
Sammy Deluxe, mit bürgerlichem
Namen Sammy Sorge, ist ein deutscher
Rapper aus Hamburg, geboren am 19.
Dezember 1977 Er gilt als einer
der technisch versiertesten und
erfolgreichsten deutschsprachigen Rapper.
Bekannt wurde er in den frühen 2000ern
unter anderem mit seinem Solo-Debütalbum
Sammy Deluxe 2001 und als Mitglied
der Hip-Hop-Formation Dynamite Deluxe.
Er ist bekannt für seine komplexen
Reime, sein hohes sprachliches Niveau
und seine oft gesellschaftskritischen
Texte Sami Deluxe hat über die Jahre
auch als Produzent und Labelbetreiber
gearbeitet und sich wiederholt mit
Themen wie Rassismus, Identität und
sozialer Ungleichheit auseinandergesetzt.
Im deutschen Rap-Kosmos ist
er eine der prägenden Figuren.
Dass ich mich als Mutter schon so
ein bisschen mehr dann für diese
Musikrichtung interessiert habe und wir
dann auch ein ganzes Stück des Weges
zusammengegangen sind, will heißen wir
gehen zusammen gerne auf Konzerte und
dann gehe ich da halt bestimmte Menschen,
denen ich früher gerne zugehört habe,
jetzt nicht mehr spielen oder auch,
wie soll ich sagen, vielleicht so alt
geworden sind, dass sie immer noch...
Bestimmte musiken spielen wo ich finde
man kann schon seinen geist auch öffnet
für neue sachen so und ich das super
spannend finde die welt meines sohnes
auch durch die musikalischen ohren
sozusagen mit zu erkunden deutsch
rap und feminismus das scheint mir
jetzt nicht so richtig gut zusammen
zu gehen und Von einem Hebammen-Rap
habe ich auch noch nie was gehört.
Du erkennst dich da ein bisschen aus.
Gibt es da was?
Ja, man kann eine Nische
finden, sage ich mal.
Es ist auf jeden Fall eine
Nische und nicht der bekannteste,
meistgestreamteste Rap und Hip-Hop.
Aber es gibt viele feministische
KünstlerInnen die... Rappen über
Körper, also über ihren eigenen Körper,
über weiblich gelesene Körper und
enttabuisieren damit sozusagen Themen.
Ich finde man kann das eigentlich ziemlich
gut mit Hebammenarbeit verknüpfen.
Es gibt auch manchmal einzelne Lines, in
denen es tatsächlich ums Gebären geht.
Ein paar meiner Favorites sind zum
Beispiel... Wenn ich gebär wird es
UNESCO-Weltkulturerbe von Bushida
aus einem ihrer bekanntesten Songs.
Bush.ida, aka Ida Maria Sommerfeld,
ist eine queer-feministische
Deutschrapperin aus Selb, geboren
1993, die heute in Köln lebt.
Ihr Sound verbindet Hip-Hop Trap, Jazz
und elektronische Elemente Gepaart
mit komplexen Beats, versierten Vocals
und gesellschaftskritischen, oft
feministischen Texten Was einfach das
Gebären total aufwertet und es auch
ins Verhältnis setzt zu männlichen
Körpern die ja in unserer Gesellschaft
sehr aufgewertet sind und dann eben
sagt, was ich mache ist Kultur.
Ein Beitrag für diese Welt ist es
wertvoll einfach und das ist, finde
ich, immer was sehr Empowerndes und
enttabuisiert diese Themen und setzt
so dieser Charme damit entgegen.
Also es werden Körperteile benannt,
es wird über die Klitoris gerappt,
über Lust gerappt, über Sexualität und
über Menstruation alles, worüber man
sich sonst nicht so zu sprechen traut
das wird auf einmal auf einer Bühne
kundgetan und Dann gibt es auf einmal
Worte dafür und das ist total wertvoll
auch für Hebammenarbeit, finde ich.
Auf jeden Fall, das sehe ich genauso.
Also ich finde es auch extrem spannend,
das Ganze so von dieser Seite auch mit
zu verfolgen und zu gucken wie fehlt
ja noch ein Rap über Wechseljahre, aber
vielleicht schießt den dann irgendwann.
Ich höre keinen Zwang an.
Das lässt sich ja auch machen alles.
Jo.
Ihr macht ja Hausgeburten
hauptsächlich Da kann man ja seine
Musik spielen, wie man möchte.
Oh Gott, ja.
Was habt ihr da so erlebt?
Also ganz viel Tracy Chapman.
Ich ganz, also der Song Talking
About Revolution, ich konnte ihn
ganz, ganz lange nicht hören.
Es war ganz schlimm, ganz, ganz schlimm.
Tracy Chapman und Erich Satie ist so ein
Klassiker, also ein klassischer Pianist.
Diese Klavierkonzerte von ihm
liefen oft so im Hintergrund mit.
Ganz gruselig Ich habe aber
auch schon Hausgeburten erlebt
mit... Ska im Hintergrund.
Das endete dann sogar darin dass
der Partner mit einem Saxophon
um den Küchentisch lief und wir
zu wen Anregungen hinterher in
diesem entsprechenden Move zum Ska.
Ich kann auch erinnern Ärzte und tote
Hosen gab es auch mal bei Nahhausgeburt.
Und oftmals haben Leute inzwischen
dank der Streamingdienste
halt eine Spotify-Playlist,
die sie dann laufen lassen.
Das sind aber dann häufig eher so
softe Sachen, die dann im Hintergrund
Mitlaufen, aber es gibt dann auch so
Momente, ich kann mich an das Lied jetzt
nicht erinnern, doch, es gibt dann auch
so Momente, wo ich kurz flucken muss,
eine wunderschöne Playlist läuft im
Hintergrund alles ist fein, man kann
das Köpfchen sehen und dann kommt Helene
Fischer atemlos und ich denke so, okay,
es ist nur ein Song, er ist gleich
vorbei, vielleicht wird dieses Kind
bitte, bitte nicht zu diesem Lied geboren.
Das Lied ist vorbei, der Kopf ist
immer noch zu sehen, Und dann kam
es nochmal und dann wurde dieses
Kind tatsächlich zu Helene Fischer
atemlos geboren, weil die Mutter aus
Versehen das zweimal hintereinander
aufgenommen hatte in ihrer Playlist.
Und das sind so Momente wo ich dann
tatsächlich schon auch schlucken
muss, weil es einfach, finde ich,
überhaupt nicht meine Musik ist.
Dieser Frau hat dann dieses Lied halt
so viel bedeutet, dass sie das unbedingt
auf ihrer Playlist haben wollte.
Der Rest war sehr schön tatsächlich.
Und dann war auch so ein Lied, wo es so
drum ging irgendwie, jetzt bist du auf
dieser Welt und wie schön ist das und
wir freuen uns alle so da ab Da saß ich
dann mit der zweiten Hebamme die auch
ein bisschen älter ist, saß mit der
Balle so und die Tränen kullerten, weil
es halt schon auch sehr berührend ist,
wenn dann in dem Moment halt so ein Lied
wirklich genau die Situation auch trifft
Außer es ist Helene Fischer mit Atemlust.
Also ein passender Soundcheck
ist schon nicht unwichtig.
Hier nun eine Auswahl deutschsprachiger
Schlager die man bei einer Geburt
unter keinen Umständen spielen sollte.
Andrea Berg, die Gefühle haben
Schweigepflicht Emotionaler Selbstbetrug
im Dreivierteltakt Eine Geburt ist real,
roh schmerzhaft Nicht der richtige Moment
für sentimentale Realitätsverdrängung
Wolfgang Petry, Wahnsinn Genau das ist es,
Wahnsinn, diesen Song in einem Kreißsaal
zu spielen Laut, aggressiv, mit peinlichem
Herz, Schmerzgejaule Helene Fischer,
Atemlos durch die Nacht Atemlos in einem
medizinischen Kontext ist ein Alarmzeichen
Kein Lied, das man während einer Geburt
singen oder hören will Geburt oder
will Gigi Anderson, Sommernacht in Rom.
Wer zur Geburt des eigenen Kindes einen
musikalischen Sextourismus-Fantasten
hören will, hat die Kontrolle über
sein ästhetisches Empfinden verloren.
Costa Cordalis, Anita.
Der musikalische Geist der 70er mit
kolonialromantischem Zungenschlag.
In jeder Hinsicht, fehl am Platz.
Diese Titel sind symptomatisch
für eine musikalische Kultur, die
Gefühle mit Kitsch verwechselt und
Tiefe durch Lautstärke ersetzt.
Wenn du weitere Beispiele dieser
klanglichen Verirrung willst, Ich habe
ein nahezu unerschöpfliches Archiv.
Ich glaube, es kommt drauf an.
Es macht halt manchmal einfach so
eine schöne Stimmung im Hintergrund.
Es gibt auch viele Hausgeburten, wo gar
nichts im Hintergrund läuft und auch
Musik irgendwie keine große Rolle spielt.
Aber viele machen sich
schon auch Mühe damit.
Und ich finde das auch schön, dass
man so ein bisschen überlegt, welche
Lieder könnten mich dann so ein bisschen
beeinflussen Auch auffangen, mir
ein Wohlgefühl geben, mich bestärken
vielleicht auch in dem, was dann passiert,
sodass ich da wie so in einen schönen Duft
auch so ein bisschen eingehüllt bin von
der Musik in meiner Gebärbubble sozusagen.
Ich finde das eine tolle Idee.
Hip-Hop habe ich zugegebenermaßen
noch nie erlebt dabei.
Ich werde das mal anregen
bei nächster Gelegenheit.
Ja, Social Media.
Hast du das Gefühl, dass Frauen heute mehr
Angst davor haben, keine Instagram-Fotos
zu haben von der Geburt oder?
Dass die Geburt nicht schön wird.
Oh, nee, ich glaube, Angst davor, keine
Fotos zu haben, das ist unterschiedlich.
Also ich habe jetzt gerade eine Familie
betreut die Ihr Kind zu Hause geboren
haben, da war eine Fotografin dabei,
da wurde mir jetzt gerade gestattet
diese Fotos auch für Social Media und
auch für meine Webseite zu nehmen.
Finde ich natürlich überspannend,
weil Hebammen tun nichts lieber,
als Geburtsvideos und Geburtsfotos
anzugucken stundenlang über Social Media.
Ich glaube, Social Media hat eine
andere Thematik für gebärende oder
schwangere Personen, dass es oftmals...
Bestimmte Möglichkeiten und Wege
eröffnet, Geburtsvorbereitung oder
auch den Ort der Geburt vielleicht
nochmal anders zu bedenken.
Das ist nicht immer unbedingt Nur
gut, weil es häufig einhergeht damit,
dass es Menschen gibt, die daraus halt
auch, ich sage es jetzt mal böse ihren
Profit schlagen und dann irgendwelche
wahnsinnsteuren Geburtsvorbereitungskurse
anbieten und wenn man die macht, dann
ist Geburt ein Orgasmus, man pustet
nur froh vor sich hin, lächelt selig
und plötzlich ist das Kind auf der Welt
und da fehlt mir ganz doll oft so der
Respekt und die Demut vor diesem Vorgang
Geburt der eben Häufig einfach doch auch
eher ein sehr gewaltiger Moment ist.
Also nicht im Sinne von Gewalt,
aber es ist schon etwas, was
selber sich selbstständig
macht und irgendwann losläuft.
Und dann muss man da mit und kann
nicht gegen ansteuern und man
kann Geburt nicht kontrollieren.
Das funktioniert nicht.
Zurück zum Rap und zur Musik.
Könnt ihr euch vorstellen, dass Musik,
speziell Rap oder Hip-Hop, das Bild
der Hebamme ein bisschen mehr in
den gesellschaftlichen Mittelpunkt
rücken könnte und aufwerten?
Schwierige Frage.
Ich weiß gar nicht, ob es so speziell
notwendig ist, so konkret das Bild
der Hebamme aufzuwerten Ich glaube,
vielmehr kann es total hilfreich sein
für uns, wenn einfach das Bild von...
Frauen, Flinterpersonen queeren Personen
aufgewertet wird und dadurch Hebammen
eine andere Handlungsposition auch haben.
Also wenn dieses Bild von, womit
man, also wenn ich in meiner Familie
erzähle, dass ich Hebamme werde,
kommt meine Oma und sagt, ach wie
toll, mit den süßen kleinen Babys.
Und das ist, natürlich sind Babys
süß aber das ist wirklich nicht
der Grund, warum ich Hebamme werden
möchte, sondern ich sehe das auch
als eine kämpferische Arbeit.
Und wenn wir rauskommen aus diesem, oh,
du bist eine Frau, du bist so lieb und
brav und du machst deine süße kleine
Hausarbeit, dann glaube ich, dann, ich
glaube, dazu kann Hip-Hop total beitragen,
indem er eben unbequem ist und indem
er so dieses Bild von so, sei laut,
nimm dir deinen Raum, wehr dich, lass
dir nichts gefallen, im Zweifelsfall
pöbelt zurück, auch einfach propagiert
und auch so in den Mittelpunkt drückt.
Und ich glaube davon können wir uns total
bedienen Ich würde, glaube ich schon so
weit gehen und sagen, eigentlich wäre
es total cool, wenn das wirklich auch
thematisiert werden könnte, dass weiblich
gelesene Personen halt schwanger werden,
dass die gebären, dass die vielleicht auch
zu Hause gebären, dass die eine Begleitung
haben, dass die Support haben, also auch
das, was du sagst dass sie jemanden haben,
der genauso wie Hip-Hop-Rap oder so ist.
So unbequem empowernd bestärkend
auch in dem was man tut.
Meine Lieblingsfrage ist immer, Ah, du
bist Hebamme Was für ein schöner Beruf.
Meine Antwort ist dann immer ja vor allem
nachts um zwei, weil den Leuten glaube ich
auch nicht bewusst ist, was das bedeutet.
Und das würde ich mir schon auch wünschen
oder könnte ich mir auch vorstellen.
Ich meine, es klingt jetzt nach so
einem extrem befindlichkeitsorientierten
Song, wo ich auch bestimmte Probleme
mit hätte und auch mit den Reimen hätte.
So Pflegepersonal oder auch Hebammen
da vielleicht musikalisch auch nochmal
aufzunehmen und gebärende Personen damit
zu bestärken dass es so Lieder gibt und
Leute gibt, die sie darin supporten.
Das wäre vielleicht gar
nicht so schlecht, finde ich.
Ja, ich meine, das ist auch
ein spannender Gedanke.
Also das Schöne an Hip-Hop ist ja,
dass es kein Blatt vor den Mund nimmt
und dass es so radikal ehrlich ist.
Und das ist ja wirklich auch was, worin
das Gesundheitssystem noch nicht, also
diese Seite, Das sieht man ja selten vom
Gesundheitssystem und mittlerweile gibt es
ja tendenziell mehr Öffentlichkeit dazu,
wie die Zustände im Krankenhaus sind und
was für eine Arbeitsbelastung das ist,
aber dann noch nicht in so einer Form von
jemand ärgert sich wirklich darüber und
jemand schreibt irgendwie einen wütenden
Song darüber, zu dem man auch wütend sein
kann, zu dem wir auch wütend sein können.
Und über den wir uns auch
irgendwie empowern können.
Aufruf geht dann damit raus.
Also, ihr lieben weiblichen
Rapperinnen und Hip-Hopperinnen,
macht mal einen Hebammen-Song.
Wir helfen euch.
Ja, danke, Gerlinde und
Jolab, für das tolle Gespräch.
Das hat wirklich Spaß gemacht heute
und war sehr, sehr informativ.
Danke, dass ihr da wart.
Danke dir.
Ja, danke.
Hey, Eden, du hast es gehört.
Kannst einen Rap komponieren für Hebammen?
Ich nicht.
Aber ich kann eine Freundin fragen.
Sie ist leider oft etwas pathetisch.
Warte ein paar Sekunden.
Whisper strength when the pain takes hold
A calling voice, a story told They walk
the line where life begins In their care,
every soul wins Guiding hands, they light
the way Through the dark to a brighter
day Unsung heroes, steadfast and kind May
the wise, angels for humankind They catch
the first crimes of the dawn Each life a
canvas freshly drawn With wisdom passed
through time and space Midwives bring
love to every face In every heartbeat,
in every breath I'm a time traveler, but
now I'm stuck There's nothing in here,
it's boring as Free Audio Post Production