Irgendwas Mit Internet

Marina Dittrich / Daniel Meisen
Since 04/2025 2 Episoden

Episode 1 - Parken für Runaways

Das Ding mit dem Digitalzwang

30.05.2025 71 min

Transkript

Hallo Daniel, hi Marina, willkommen zurück zu Folge 1. Irgendwas mit Internet. Mega. Mega. Thema. Was haben wir uns vorgenommen? Ich glaube, heute wollten wir über den Digitalzwang sprechen. So in Anlehnung der Findings vom 38c3 und den Vorgesprächen, die zu diesem Podcast geführt haben, gesagt haben, wir widmen uns mal den Untiefen der Digitalisierungsprojektlandschaft oder Digitalisierung im Allgemeinen. Und dann sind wir sehr schnell bei den Vorüberlegungen von Digitalisierung zu Digitalzwang gekommen. Wann hast du das Wort zum ersten Mal gehört? Digitalisierung? Nee, Digitalzwang. Ich habe es neulich gehört. Vom CCC, was eine ungewöhnliche Verknüpfung ist. Genau, also ich glaube, gehört habe ich den Begriff vorher schon mal wirklich angefangen, ihn einzuordnen, aber auch erst vor kurzem. Also die digitale Teilhabe und so was, das war vorher schon Thema, Barrierefreiheit, also dass man Menschen bewusst nicht ausschließt von bestimmten Prozessen. Also das Thema ist nicht neu, aber den Begriff des Digitalzwangs habe ich so, glaube ich, auch erst jetzt in Kombination mit dem 38c3 oder den Recherchen drumherum kennengelernt. Ja, vielleicht fangen wir damit an, dass wir das Wort erstmal ein bisschen definieren oder halt sagen, was haben wir darüber, wie reden wir über das Wort, was bedeutet das, was haben wir dazu gelesen? Ich weiß, was wir dazu gehört haben, und zwar, was es nicht heißt, und das ist FOMO, wenn man die ganze Zeit seine E -Mails oder seine Social Media Accounts checken muss. Also es hat nicht mit einer zwanghaften Neigung zur Nutzung oder bei der Nutzung digitaler Technologien zu tun, sondern tatsächlich eher mit einer nicht ganz freiwilligen oder einem Zwang, tatsächlich bestimmte Dinge nur noch digital tun zu können. Genau, kurze Erklärung. Wir haben ganz kurz Chedjipiti gefragt, ob er oder sie, ich weiß nicht, was sagt man, das Wort erklären kann, und da kam die Social-Media-Sucht quasi als zwanghafte Verhalten, immer Nachrichten zu checken. Und das ist jetzt, das ist damit nicht gemeint, sondern die Abwesenheit von analogen Varianten, zum Beispiel einen Termin zu buchen oder seine Bahncard vorzuzeigen. Ich glaube, mit der Bahncard, das war eigentlich der Fall, wo der jetzt ein bisschen hochgespült worden ist in den Medien. Also in dem Zusammenhang, als ich es gegoogelt habe, mich darüber schlau gemacht habe, kam das sofort. Also ich kenne es so als im Alltag tatsächlich, jetzt ganz konkret bei der Modernisierung von Parkhäusern, also wo du früher halt noch so einen Papierschein gekriegt hast, den hast du an den Automaten stecken können, konntest mit deinem Münzgeld bezahlen und musst es keinerlei Datenpreis geben, EC -Kreditkarten oder Apple Pay und Konsorten nützen, sondern konntest wirklich noch ganz analog bezahlen. Und nachdem jetzt eben so Parkhäuser nach- oder umgerüstet werden, hast du plötzlich eine Kennzeichenerkennung und kannst eigentlich nur noch unter Eingabe deines Kennzeichens, wenn du Glück hast, am Automaten bezahlen, im Zweifel sogar nur noch über eine App. Das heißt, du wirst halt nicht nur genötigt, elektronisch zu bezahlen, sondern du musst im Zweifel auch noch eine App mit einem Account haben. Das heißt, dann hast du nicht nur einen Digitalzwang, sondern eben auch noch sowas wie einen Kontenzwang, wenn es dann eben über sowas wie eine der gängigen App-Anbieter für mobiles Parken funktioniert. Ich glaube, der Punkt ist auch, was unterstellt man an allgemein verfügbarer Technik bei dieser Argumentation? Also was ist jetzt tatsächlich ein Zwang und was ist es nicht? Was kann man voraussetzen? Kann man voraussetzen, dass alle Personen mittlerweile ein Smartphone haben, einen Internetzugang? Das spielt da, glaube ich, mit rein. Insofern, glaube ich, so die glasklare Definition gibt es nicht, sondern man kann, glaube ich, eher sagen, dass dieses Thema aufkommt, weil mittlerweile viele Dinge im Alltag digitalisiert worden sind und das aber in der Form passiert. Ne, da muss ich nochmal drüber nachdenken. Ich muss den Gedanken nochmal, ich habe ihn noch nicht ganz parat, aber du kannst mit deinem einfach weiter machen. Ich glaube, man muss sich mal auch die Treiber dahinter angucken, weil ganz oft, also warum oder was sind die Auslöser für so einen Digitalisierungsprozess? Also warum kommt beispielsweise jetzt irgendwie die Bahn auf die Idee, Papiertickets gänzlich abzuschaffen? Oder warum rüstet ein Parkhausbetreiber eben seine Schrankensysteme nach? Am Ende sicherlich aus einem Optimierungs- und Modernisierungsansinn heraus, weil er eben keine Lust hat, da regelmäßig Personal hinzuschicken, was einfach die Ticketrolle oder die Papierrolle in den Automaten tauscht oder vielleicht auch als Störungsanfälliger ist. Aber ich denke, was man da eben nicht vergessen darf, ist ein Stück weit auch so eine Erwartungskonformität, weil also in dem konkreten Fall war es dann auch wieder sehr deutsch am Ende, weil du konntest zwar elektronisch bezahlen, aber nur mit EC-Karte. Du bist jetzt beim Parkhaus. Bei den Parkhausbeispielen. Das heißt also, wenn du jetzt mit deinem Auto da reinfährst, steht ja draußen nicht dran, wie du bezahlen kannst, wie du da rauskommst. Das heißt also, man setzt schon voraus, dass eigentlich jeder mindestens mal eine EC-Karte und oder ein Smartphone dabei hat, weil ansonsten ist er ein Stück weit gefangen im Parkhaus. Ich denke, da muss man auch relativ deutlich unterscheiden zwischen Prozessen, die man zusätzlich in digitaler Form anbieten möchte, einfach um Verfahren zu beschleunigen oder zu erleichtern, wo es aber eben noch ausreichend analoge Alternativen gibt. Dann sprechen wir, glaube ich, eben nicht von einem digitalen Zwang. Dann ist es okay. Also wenn, das glaube ich auch in dem Prequel zu diesem Podcast kurz, von so Terminbuchungen beim Bürgeramt. Also wenn das auch ein Weg ist und ich mir recht einfach ohne Angabe allzu vieler personenbezogener Daten einen Termin online klicken kann, dann ist das okay, dann finde ich das gut, dann habe ich die Wahl. Aber das setzt voraus, dass ich es eben auch noch telefonisch oder vor Ort tun kann. Und das ist dann ganz oft eben nicht der Fall. Und da haben wir dann eben so einen ganz klassischen Fall von digitalen Zwangen, weil ich werde gezwungen, mir eben einen Account zu machen. Ich werde gezwungen, ein Smartphone, Computer besetzen zu müssen, um überhaupt mal an einen Termin zu kommen. Und das ist in vielerlei Hinsicht natürlich eine relativ hohe Barriere. Nicht nur, weil ich vielleicht besonderen Anspruch an Datenschutz oder den Schutz meiner personenbezogenen Daten habe, sondern weil das vielleicht auch einfach was ist, was ich gar nicht kann als Bürger oder Bürgerin, weil ich keinen Computer, kein Smartphone zu Hause habe. Oder wenn ich zugezogen bin, vielleicht auch gar nicht die Möglichkeiten habe, mir da einen Account anzulegen oder sowas. Sondern das sind ja gerade so Bürger, Bürgernahedienste sind natürlich was, was glaube ich so ein Stück weit den Anspruch haben sollte, idealerweise alle Bürgerinnen und Bürger abzuholen, da wo sie sind, mit ihren jeweiligen Befindlichkeiten oder Einschränkungen. Aber eben auch alle anderen, die es gerne nutzen möchten oder wollen. Ja, ich glaube, so kann man das eigentlich ganz gut fassen, dass man sich eine Voraussetzung beschaffen muss. Das kann ein Gerät sein, also ein Smartphone beispielsweise. Das kann eine App sein, die man sich runterladen muss. Das kann ein Account sein, den man anlegen muss und natürlich Daten, persönliche Daten hinterlegen. Ja, so diese drei Dinge. Einen Internetzugang vielleicht auch noch, der auch erfordert ist. Zwangsläufig, ja. Ich weiß gar nicht, ob so, also wenn wir von Behörden sprechen, ob es da kostenfreie WLANs oder sowas gibt. Das weiß ich auch nicht. Müssten wir mal gucken. Aber das wäre tatsächlich dann eben auch noch eine weitere Hürde. Also nicht nur brauche ich ein Smartphone, sondern ich brauche auch noch Zugang zum Internet. Und ich glaube, so im Stadtbild, also hier in Berlin, wo wir gerade aufzeichnen, die Internetcafés, die es früher nun überall gab, das waren Zeiten von Vorsmartphones, die gibt es halt de facto fast nicht mehr. Manchmal gibt es die noch. Also einen Sitzplatz im Spätkauf irgendwo vielleicht noch. Okay, ja, du hast ja schon angefangen mit dem Parkhausbeispiel. Ich habe auch nochmal überlegt, wo mir das mal untergekommen ist oder jetzt nochmal im näheren Familien- und Freundeskreis. Oder vielleicht einfach, dass wir da die Beispiele mal ein bisschen durchgehen. Jetzt bist du bei dem Parkhaus. Mir hast du es ja schon mal erzählt, aber wie ist dir das aufgefallen und wie ist dir aufgefallen, dass es vielleicht nicht gut gelöst ist mit dem neuen Parkautomaten? Also welche Probleme sind dir da aufgefallen? Also ich meine zwei ganz konkrete Einschränkungen. Also das eine ist zum einen die Usability ist nicht gut bei diesen Automaten. Das heißt, du gibst dein Kennzeichen ein und wenn du da nicht schnell genug bezahlst, ist die Maske zum Bezahlen halt wieder weg. Das heißt, wenn du nicht besonders technikaffin bist, hast du da überhaupt schon Probleme, mal bezahlen zu können. Jetzt ist es so, dass... Also früher war ganz normal, du fährst rein, holst ein Ticket, bezahlst es im Automaten, steckst es irgendwie in so ein Schranken-Ding rein und fährst wieder raus. Genau. Und jetzt kriegst du kein Ticket mehr, fährst halt rein, der zeigt dir dein Kennzeichen nochmal an. So im Sinne von, guck mal, wir haben dich jetzt erfasst und beim Rausfahren gibst du es in den Automaten ein. Und das funktioniert fehlerfrei oder kann man da nochmal eingreifen, falls er es falsch erkannt hat? Ich würde vorsichtig behaupten, nicht. Also du kriegst im Wesentlichen, hast ein Bildschirm, an dem du vorbeifährst. Aber dieses konkrete Beispiel ist in einem Ärztehaus. Das heißt jetzt auch noch einen Platz, wo tatsächlich einfach viele Menschen hin müssen oder zumindest ein Bedürfnis haben, hinzugehen, wo es einfach auch nicht viele andere Parkmöglichkeiten gibt, wenn du mit einem eigenen Pkw kommst. Und früher gab es dann, also in dem Discounter nebenan konntest du zum Beispiel auch noch die erste halbe Stunde kostenfrei parken oder teilweise haben die Ärzte oder das Reha-Zentrum dann dein Ticket entwertet. Das geht natürlich jetzt nicht mehr. Also du zahlst jetzt voll ab der ersten Minute, weil die schlicht einfach keine Möglichkeit mehr haben, dein Kennzeichen oder dein Parkvorgang quasi zu subventionieren. Du kannst nur noch mit einer EC-Karte bezahlen, elektronisch. Also vorher hat es dann im Automaten so einen Standard-Kartenleser und zwar eigentlich egal, ob es Kredit- oder EC-Karte oder eben auch so diese klassischen Mobiltelefon-basierten Zahldienste waren. Das heißt auch da ist es eigentlich eine Verschlechterung im Service. Es ist teurer geworden, einfach weil wahrscheinlich die Anschaffungskosten wieder reinkommen müssen. Und Münzen gibt es auch nicht mehr oder Bargeld. Das heißt, also bei mir war es ganz konkret so, dass eben eine ältere Dame einfach wirklich sichtlich überfordert war mit dem Auschecken aus dem Parkhaus. Insofern, ich habe sie dann dann am Ende eingeladen auf ihren Parkvorgang, einfach weil sie, also weil sie auch nicht in der Lage war, sie hatte noch nicht mal Karten bei. Also weil sie einfach nicht in der Lage war, da rauszufahren. So, ich weiß nicht, wie sie sich das vorgestellt haben, ob sie das noch nachrüsten wollten. Steht denn eigentlich, wenn man reinkommt, irgendwo ein Schild, also dass man zumindest nochmal umdrehen kann, wenn man merkt, ich komme hier nicht wieder raus? Nee, also ich glaube, ich weiß gar nicht, was die rechtlichen Anforderungen sind. Also die Parkgebühren stehen dran, aber welche Einschränkungen es quasi oder welche Voraussetzungen es zum Wieder -Rausfahren gibt, stehen nicht dran. Also, dass du eben nur mit einer EC -Karte elektronisch bezahlen kannst. Das haben sie tatsächlich entweder noch nicht angebracht oder rüsten es noch nach oder man weiß es nicht genau. Also zum aktuellen Zeitpunkt ist tatsächlich nur die Ausfahrt mit einer EC-Karte gedacht. Also eigentlich von der Idee her schon wahrscheinlich, ich sag mal, in der Projektplanung gar nicht so schlecht gedacht, zu sagen, wir sparen uns im Prinzip hier die Personalkosten, wir müssen die die Bon-Rollen oder die Ticket-Rollen nicht regelmäßig tauschen, das ist wartungsunanfälliger, aber tatsächlich eben ein Stück weit realitätsfern und mit einem deutlich höheren Digitalzwang versehen oder verknüpft. Ja, ich glaube, was das Beispiel halt ganz gut zeigt, ist, dass es in Intentionen wahrscheinlich eine gute Sache war und man sich da schon irgendwie Gedanken darüber gemacht hat, wie man da Dinge verbessert oder optimiert, aber ja, ich glaube, die Zielgruppe nicht genau genug im Blick gehabt hat. Ja, die Voraussetzungen einfach. Also gewisse Sachen wurden einfach unterstellt. Jetzt in dem Fall ja konkret eine EC -Karte. Und was wurde noch unterstellt? Im Wesentlichen halt das bargeldlose Zahlen. Und dass es halt plötzlich Geld kostet. Also, wer es vorher gewohnt war, da eben in einem Reha-Haus die halbe Stunde schnell irgendwie was abholen oder sowas, da wird es auch sicherlich einige Krankenpflegedienste geben, die da Dinge einfach abholen für ihre Kundinnen und Kunden, die das natürlich nicht gewohnt sind. Aber das ist die Frage, ob man das von einem privaten Anbieter, ob man das von dem jetzt erwarten kann, aber es ist zumindest erst mal offensichtlich eine Verschlechterung des Services und ein deutlich höherer Zwang. Und der Automat, du hattest ja irgendwas gesagt, der ist kleiner geworden oder irgendwie schlechter zu bedienen. Ja, es ist also, ich meine, man kennt das. Vorher war es halt so ein menschhoher, klassischer Kassenautomat mit viel zu vielen Tasten und eigentlich einem viel zu kleinen Display. Und jetzt ist es halt ein ganz kleiner Kasten mit einem sehr großen Display, aber halt alles Touch, also auch keinerlei Haptik mehr. Deutlich dunkler, also schlechter zu lesen und eben von der UI oder von der Usability her auch einfach schlechter zu bedienen, weil du wirst halt aufgefordert, dein Kennzeichen einzugeben und hast dann eben nur einen begrenzten Zeitraum, um zu bezahlen, weil diese Maske dann einfach sehr schnell sich wieder schließt, damit man da eben für den nächsten Kunden oder die nächste Kundin wieder diesen Suchschlitz aufmacht, wo man sein Kennzeichen eingeben kann. Aber es ist, glaube ich, also so ein Beispiel von einem ganz alltäglichen Digitalzwang. So jetzt kann ich natürlich die Entscheidung treffen, dieses Parkhaus nicht mehr zu besuchen. Ja gut, in der Region wahrscheinlich. Das ist das einzige Parkhaus, aber egal. Dann komme ich halt nicht mehr mit dem Auto, sondern zu Fuß, mit Bus oder Bahn geht auch, kein Problem. Also da habe ich tatsächlich, also auch wenn es natürlich mit einer, ich sage mal, weniger convenient ist, aber da habe ich die Wahl. Bei anderen Dingen habe ich sie vielleicht einfach nicht. Und das ist, glaube ich, auch was, was auch so mit einer der Treiber war für die heutige Folge, dass wir uns mal sowas wie die elektronische Patientenakte angeguckt haben. Also die, die ja jetzt dann ab 2025 kein Opt-in mehr ist, sondern ein klassisches Opt-out. Das heißt also auch da wird standardmäßig erst mal eine elektronische Patientenakte für jeden angelegt, ob er will oder nicht, oder sie will oder nicht. Das heißt an der Stelle muss ich das A wissen, weil wirklich, wirklich darüber informieren. Also wahrscheinlich gab es da mal einen Brief von der Krankenkasse, dass das jetzt passiert. Ich würde aber vorsichtig behaupten, das ist recht niedrigschwellig. Also viele bekommen es gar nicht mit, dass da ihre Patientendaten plötzlich elektronisch zur Verfügung stehen und vor allem zu welchen Bedingungen und mit welchem mit welchem tatsächlichen Schutzmaß auch. Ja, wobei die Patientenakte, es ist jetzt, fällt das unter Digitalzwang? Ich meine klar, das ist ein Thema für sich, sich das anzugucken. Aber in dem Sinne, dass jetzt, dass ich gehe zum Arzt und so weiter, das ist ja in dem Sinne nicht, nicht eingeschränkt. Oder was wäre jetzt der Fall, was ich mir beschaffen müsste, um weiterhin beispielsweise zum Hausarzt zu gehen? Ich glaube, also aktuell ist es noch kein, kein echter Digitalzwang, weil du brauchst die Akte nicht, um behandelt zu werden. Also weil sowohl beim Hausarzt als auch bei Spezialisten wirst du, glaube ich, auch ohne eine elektronische Patientenakte behandelt. Weil der klassische Weg ist ja, du gehst irgendwie zum Hausarzt, bekommst Überweisungen, idealerweise noch irgendwie ausgedruckt aus so einem, aus so einem Nadelmatrix -Drucker, gehst damit irgendwie zum nächsten Arzt und rennst dann so von Station zu Station immer irgendwie mit so einem Stapel Papiere unterm Arm. Aber irgendwann kann ich mir schon vorstellen, dass eben diese Spezialisten einfach die Behandlung ein Stück weit, also so sie denn keinen, keinen Kassensitz haben, sich auch ein Stück weit überlegen, ob sie, ob sie das eben für nicht digital angebundene Patienten in der Form überhaupt noch machen. Oder ob du überhaupt noch eine Wahl hast, quasi, was ist, sich eine radiologische Untersuchung zu bekommen, wenn eben nicht. Jetzt keine Inspiration liefern, ne? Ja genau, aber das weiß man ja nicht. Also auch, also auch für Krankenkassen oder sowas ist das natürlich eine massive Erleichterung in den Prozessen, wenn eben nicht mehr Papierakten hin und her geschickt und kopiert und gescannt und digitalisiert werden müssen. Ja, ich glaube die Patientenakte ist jetzt noch gar kein geeigneter Fall für das Thema, was wir heute haben. Aber ein Gedanke, der für relevant ist, dass ja quasi die, damit ein Digitalzwang eintreten kann, muss es quasi erstmal diese digitale Lösung geben. Also wenn ich jetzt quasi das Thema ein bisschen Richtung Bahncard lenke, auf diesen Fall, der ja unter diesem, diese Überschrift diskutiert wird. Erstmal muss es quasi diese digitale Bahnkarte als Ding neben der Plastikkarte geben. Ich habe es zum Beispiel gar nicht mitbekommen, dass sie jetzt nur noch digital ist. Ich habe sie irgendwie, ja jetzt, wo ich überlege, ich habe sie nicht mehr zugeschickt bekommen, aber ist mir nicht aufgefallen, dass es diese Option nicht mehr gibt. Okay, aber wenn, wenn, wenn es die gibt in digital, dann kann man irgendwann sagen, okay und jetzt die Plastikkarte halt nicht mehr. Und in dem Fall muss man ja fast sagen, es war schon ein Stufenmodell, weil es gab es ja parallel. Ja, insofern gab es eine Umgewöhnungsphase, die gibt es ja bei manchen Fällen, die uns vielleicht jetzt auch noch gleich im Rahmen der Folge einfangen, gab es ja dann gar nicht, ne, diese Umgewöhnungsphase. Ist dir das, also mein Interesse halber, ist dir das aufgefallen mit der Bahncard? Also ich habe noch eine in Plastik, insofern ist es mir nicht aufgefallen, weil ich sie immer zusätzlich auch im DB-Navigator drin habe. Aber da hast du keine gültige mehr. Ich habe noch eine gültige, die läuft noch bis Juli diesen Jahres. Echt? Aber ist es nicht letztes Jahr schon? Bahncard Business, also vielleicht ist es, ist es. Ja, da gibt es auch diese, diese Bahncard 100 gibt es auch noch als Plastikkarte. Nein, 100 ist es leider nicht. Das ist ein ganz normaler Bahncard Business, 50, zweite Klasse, also nichts, ich sage mal so, nichts Außergewöhnliches, aber die habe ich bei der letzten Verlängerung noch als Plastikkarte zugeschickt bekommen. Okay, ja, vielleicht so gerade eben noch. Aber genau, also da sind wir aber genau beim Punkt, ne, also zum einen hast du keinen, keinen Einfluss mehr drauf, ob du jetzt eben, eben dann noch eine Plastikkarte bekommst oder nicht. Und das ist, glaube ich, auch ein Fall, wo du eben nicht nur einen Digitalzwang hast, sondern auch einen Accountzwang, weil du musst eben deine, deine personenbezogenen Daten da hinterlassen. Brauchst du, glaube ich, eh für eine Bahncard, weil du die anonym nicht kaufen kannst. Also die ist ja immer personengebunden. Aber du musst natürlich noch mehr Daten hinterlassen, um dir dann einen Account bei der Bahn anzulegen und dann darüber eben auch deine Tickets zu buchen, weil das ja immer in Kombination dann auch validiert wird, ob du denn Inhaber einer Bahncard bist oder nicht, wenn du den entsprechenden Ticket kaufst. Und die gibt es dann in der Regel halt auch nicht mehr als Papierticket. Gab's auch bezogen auf Spartickets, dass man keine Sparpreise mehr im Automaten kaufen konnte, sondern auch nur noch über die App mit Angabe eben dann von der E-Mail-Adresse. Das wurde jetzt aber wieder rückgängig gemacht. Also ganz so fix scheint das ja dann doch nicht zu sein. Kann man ja auch schnell wieder rückabwickeln. Ich frag mich ein bisschen, ob das, ob das vielleicht auch damit zusammenhängt, dass dann nicht immer überall auch ein funktionierendes Internet auf der Strecke zur Verfügung steht. Ja, aber ja. Ja, ich glaube, die Bahn ist auch ein ganz eigenes Thema. Wobei nicht alles schlecht ist. Also ich finde gerade so Funktionen wie diesen Komfort-Check-In, der auch eigentlich eine Digitalisierung eines sonst recht analogen Prozesses ist. Nämlich der Schaffner, sagt man Papierticket, damit er im Prinzip belegt, dass du da die Fahrt angetreten hast. Das kannst du mittlerweile auch recht komfortabel über die App machen. Das funktioniert auch gut. Also einfach hinsetzen, losfahren, Komfort-Check-In nutzen und dann wirst du auch nicht mehr gestört. Aber da hast du im Prinzip die Wahl. In dem Moment, wo das tatsächlich als Option wegfällt und er zwangen wird, dann sind wir wieder beim Digitalzwang. Das ist natürlich für Menschen, die eben kein Smartphone haben. Für die funktioniert das dann irgendwann nicht mehr. Also die können schlicht einfach nicht mehr Bahn fahren. Wenn alle papiergebundenen oder nicht elektronischen Tickets einfach nicht mehr verfügbar sind, dann hast du da ein Problem. Und das ist gerade sowas wie bei der Bahn, finde ich, ist es was, wo du am Ende ja auch Fahrgäste hast, die im Prinzip nur im Transit in Deutschland sind beispielsweise. Also willst du die jetzt alle nötigen, dass sie sich einen deutschen Bahn-Account anlegen in dem Moment, wo sie sich einen Zugticket kaufen, nur um mal irgendwie im Urlaub von A nach B zu kommen beispielsweise? Tja, das ist die Frage, ne? Also, es ist von der Idee her auch wieder nett gemacht, aber nicht so gut gemacht am Ende. Was ist jetzt die nette Idee? Die nette Idee ist, dass es natürlich denen, die, ich sag mal, ein Stück weit technikaffiner sind, schon ein bisschen Arbeit erspart. Also ich muss eben nicht mehr, mit dem Schalter musst du schon eine ganze Weile nicht mehr, aber ich kann mir im Prinzip relativ komfortabel ein Ticket einfach in der Smartphone-App buchen und brauche dann auch nichts weiter. Ich habe meine Bahnkarte hinterlegt, ich kann im Prinzip einfach mit dem Smartphone losfahren. Das ist ja jetzt erst mal eine Prozesserleichterung. Ja, ich muss auch sagen, mir ist es eher positiv aufgefallen und ich hatte mit der Bahn-App, obwohl ich jetzt ja auch regelmäßig fahre, gar nicht so viele Probleme. Also ich konnte immer mein Ticket vorzeigen, ich konnte auch immer meine Bahnkarte vorzeigen und auch das Vorzeigen ist jetzt in der App leichter als vorher, weil es quasi zusammen ist in einer Ansicht und man da nicht nochmal irgendwie rumscrollen muss und nochmal einen anderen Menü-Reiter öffnen. Insofern fand ich das auch, also für mich hat es bislang komfortabel funktioniert. Klar, mit der Voraussetzung Smartphone, Internetverbindung und einen funktionierenden Akku, muss man dann ja auch schon sagen. Mein Gott, man kann es auch theoretisch laden, aber die Steckdosen funktionieren nicht. Also damit habe ich Probleme, mein Handy aufzuladen und insofern vor jeder Bahnfahrt gucke ich auch, okay, der Akku muss irgendwie aufgeladen sein und es ist auch so, das habe ich nachgeschaut, das ist, also wenn der Akku dann aus irgendeinem Grund, also du hast ein Ticket, du kannst es aber nicht vorzeigen in dem Moment, dann fährst du schwarz. Ja, du bist ja Nachweispflicht. Ich glaube, bei sowas wie Berlin im öffentlichen Personennahverkehr hast du dann immerhin die Gelegenheit, wenn du deine Fahrkarte oder deine Monatskarte als Abo -Inhaber nicht dabei hast, dass du das noch nachzeigen kannst. Du kannst es nachträglich noch mal nachzeigen, aber dann hast du natürlich die Zeit und das liegt dann auch wieder bei dir. Ja, genau. Das ist quasi dein Gerät, deine technische Verantwortung, das ja aufgeladen ist und du halt dein digitales Ticket zeigen kannst. Also auch wieder relativ viele technische Hürden für einen eigentlich recht einfachen analogen Prozess. Also ich meine, es geht ja nicht darum, um tatsächlich alles wieder nur analog zu haben, aber die analoge Alternative fällt ja halt eben auch komplett weg. Also ich bin zu keiner Antwort gekommen, aber ich habe dann mir die Frage gestellt, okay, was ist jetzt dadurch gewonnen? Also, dass die, auch nicht mal alle Karten, sondern halt die BahnCard 50, die BahnCard 25, dass die jetzt digital ist. Was ist jetzt der große, also offene Frage, ich habe keine Antwort. Ja, im Zweifel hast du, also du sparst dir mindestens mal das Porto, weil du diese Karten nicht mehr verschicken musst. Also ich meine, da kann man ja auch über so Defaults sprechen. Das heißt, der Standardfall könnte ja auch sein, dass diese Karte grundsätzlich erstmal nicht verschickt wird, du aber eine Plastikkarte antworten kannst als Abonnent beispielsweise. Das geht, glaube ich, gar nicht mehr. Also du bekommst einfach schlicht keine mehr, die gibt es nur elektronisch, Punkt. Das heißt, die Bahn hat sich an der Stelle natürlich einen Teil der Prozessschritte gespart, indem sie diese Karten nicht mehr fertigen müssen. Sie müssen die Karten nicht mehr ersetzen, nicht mehr austauschen. Sie müssen sie nicht mehr versenden und sie können sie im Prinzip in dem Moment, ich meine, die sind, glaube ich, alle prepaid. Also du bezahlst dann in der Regel im Voraus für die BahnCard, für die Dauer der Gültigkeit. Aber eine elektronische BahnCard können sie halt jederzeit auch stornieren, beispielsweise. Das weiß ich nicht. Da müsst ihr tatsächlich nachgucken. Innerhalb der Laufzeit wahrscheinlich nicht, aber es erlaubt ihnen zumindest, das in der Zukunft einfacher zu machen. Also wenn sie jetzt beispielsweise eine BahnCard auch monatlich ausgeben wollen oder sowas. Also ich meine, aktuell geht es nicht. Also sie können natürlich nicht die BahnCard einfach entziehen, zumindest nicht für den Zeitraum, für den du bezahlt hast. Es gab so Papierdinger, die man, wenn man so eine Art Probe-BahnCard bekommen hat, dann hat man keine Plastikkarte bekommen, sondern so Dialogpost, so eine Popkarte. Ja, stimmt. Aber bei den Karten ist mir nämlich eingefallen, so war das, bis es dann auch jetzt nur noch digital ist, das Uni-Semesterticket. Also vorher gab es diese Papierausweise, die man einmal bekommen hat im Semester, dann gab es diese Karten. Und man hat nur einmal eine Karte bekommen, die hat man über so einen Automaten sich gezogen. Die gibt es an den wichtigen Uni-Standorten in Berlin, also in Adlershof gab es einen Automaten, im Grimm-Zentrum, im Hauptgebäude der HU. Und da konnte man sich dann über die Matrikelnummer und diese Karte besorgen. Und mich würde eigentlich mal interessieren, wie das technisch funktioniert, weil du hast diese Karte immer behalten und bis jedes Semester einmal zu dem Automaten hingedackelt, also dass jeder funktioniert und Voraussetzung ist, du hast die Semestergebühren bezahlt. Und dieser Automat weist das und dann steckt man diese Karte da rein und dann bekommt man einen neuen Aufdruck und dann hat man wieder, also immer die gleiche Karte. Die musste auch nie übrigens per Post verschickt werden, weil dieser Automat das ausgegeben hat. Und wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ist es ja auch offensichtlich eine technische Option, die es gibt und die funktioniert. Also das hat immer zuverlässig funktioniert. Es ist zumindest, glaube ich, ein guter Kompromiss, wenn man an der Stelle so ein bisschen den Zwang aufhebt. Also ich glaube, in der Vorbereitung zur Folge hatte ich auch nochmal recherchiert, wie das mit so mobilen Bürgerdiensten aussieht. Weil gerade so die Bürgerämter in Berlin und anderen größeren Städten personell nicht erst seit der Pandemie halt wirklich einfach streckenweise unterbesetzt sind, weil man nur noch schwer oder gar nicht Termine bekommt und gerade für bestimmte Themen ja schon auch angewiesen ist, zu einem gewissen Zeitpunkt eben einen neuen Personal- oder Reise-, also Personalausweis oder Reisepass beantragen zu können. Und in meiner Werkstatt in der Zeit habe ich für eine Firma gearbeitet, die man in so einem Modellprojekt eben mobile Bürgerdienste entwickelt hat. Da ist dann wirklich das Bürgeramt oder Bezirksamt, hieß es damals noch, in so Einkaufszentren oder andere öffentlich erreichbare Orte gegangen und hat da bestimmte Dienstleistungen angeboten. Also ich kann mich daran erinnern, dass so in diesem Feldversuch das Feedback ganz oft so war, dass man da eben dem Staat oder der Stadt so eine Flexibilität nicht zugetraut hat. Das heißt, man hat die halt einfach nicht ernst genommen. Das fand ich tatsächlich so ein ganz lustiges Feedback, weil damit hat glaube ich keiner gerechnet.

2025 - Marina Dittrich / Daniel Meisen