#2 "Energieabhängigkeit: Nach Putin jetzt Trump?"
26.10.2025 42 min
Zusammenfassung & Show Notes
Es wird kalt, der Winter steht vor der Tür – und mit den steigenden Heizkosten wächst die Sorge vor neuer Energieabhängigkeit. In dieser Folge von Klima Klartext, dem Podcast der Frankfurter Rundschau mit Prof. Dr. Claudia Kemfert, geht es um die Frage: Hat Europa aus der Abhängigkeit von russischem Gas gelernt – oder rutschen wir in die nächste, diesmal gegenüber den USA?
Die Energieökonomin Prof. Dr. Claudia Kemfert analysiert gemeinsam mit der Klima- und Wirtschaftsjournalistin Kristin Langen, wie es überhaupt zur energiepolitischen Verwundbarkeit Deutschlands kam, welche Lehren aus Nord Stream 2 zu ziehen sind und warum die aktuelle Energiepolitik erneut gefährliche Abhängigkeiten riskiert.
Nord Stream 2 – Symbol eines energiepolitischen Irrwegs
Kemfert ordnet ein, warum Nord Stream 2 aus wissenschaftlicher Sicht nie hätte gebaut werden dürfen. Das Projekt sei „geopolitisch hochriskant, klimapolitisch kontraproduktiv und wirtschaftlich grob fahrlässig“.
Politische Verantwortung und fehlende Aufarbeitung
Sie beleuchtet die Rolle Gerhard Schröders, dessen Engagement bei Gazprom und Rosneft Deutschland tief in die Energieabhängigkeit geführt habe. Noch immer fehle eine umfassende politische Aufarbeitung – ein Untersuchungsausschuss auf Bundesebene sei längst überfällig.
EU-Ausstieg aus russischem Gas
Die EU will bis 2027 vollständig auf russische Gasimporte verzichten. Kemfert begrüßt diesen Schritt, weist aber darauf hin, dass noch immer indirekt russisches LNG über Drittländer nach Europa gelangt. Die Abhängigkeit sei also noch nicht endgültig beendet.
Neue Risiken durch US-Flüssiggas
Statt russischem Gas droht nun die nächste Abhängigkeit – diesmal von den USA. Kemfert warnt vor milliardenschweren LNG-Importen aus Frackinggas: „Europa braucht dieses Flüssigerdgas in dieser Größenordnung überhaupt nicht.“ Die geplanten Liefermengen seien klimapolitisch schädlich und wirtschaftlich überdimensioniert.
Dämpfer für Reiches Gaskraftwerkspläne
Auch die nationalen Ausbaupläne für Gaskraftwerke sorgen für Diskussionen. Die von Wirtschaftsministerin Katharina Reiche vorgesehenen 20 Gigawatt zusätzlicher Kapazität wurden von der EU-Kommission deutlich reduziert – ein spürbarer Dämpfer für die Ministerin. Kemfert hatte die Pläne bereits im Podcast als „überdimensioniert“ kritisiert und vor neuen fossilen „Lock-ins“ gewarnt. Statt auf Gas müsse die Regierung auf Speicher, Lastmanagement und Effizienz setzen.
Wärmewende in den Städten
Als positives Beispiel nennt Kemfert Mannheim: Die Stadt bereitet den Ausstieg aus dem Gasnetz vor und setzt auf grüne Wärme. „Mannheim zeigt, wie man ehrlich kommuniziert: Gas hat in Heizungskellern keine Zukunft.“ Gleichzeitig fordert sie finanzielle Unterstützung für Kommunen, um Haushalte beim Umstieg sozial abzusichern.
Der Preis der Abhängigkeit
Das vermeintlich billige russische Gas war, so Kemfert, in Wahrheit ein teurer Irrtum. Die wirtschaftlichen und politischen Kosten der Energieabhängigkeit zeigten sich erst jetzt. „Der Preis, den wir heute zahlen, ist der Preis der verschleppten Energiewende.“
Grüner Wasserstoff als Schlüssel zur Unabhängigkeit
Zum Schluss blickt Kemfert nach vorn: Grüner Wasserstoff könne zur echten Unabhängigkeit beitragen. Die neue Produktionsanlage in Baden-Württemberg sei dafür ein positives Signal: „Wir brauchen grünen Wasserstoff – und es ist richtig, dass jetzt endlich Anlagen gebaut werden.“
In der Rubrik Klima Top und Klima Flop bewertet Claudia Kemfert außerdem aktuelle Entwicklungen im Energiesektor – von Baden-Württembergs Wasserstoffprojekten bis zum Hamburger Volksentscheid für mehr Klimaschutz.
Aufzeichnung vom 22. Oktober 2025
Eine Produktion von Studio Schumann für die Frankfurter Rundschau.
Eine Produktion von Studio Schumann für die Frankfurter Rundschau.
Die wichtigsten Quellen zur Sendung:
Transkript
Klimaklartext. Der Podcast zur Klima - und Energiepolitik. Klar, verständlich, faktenbasiert. Mit Professor Dr. Claudia Kemfert. Es wird kalt. Der Winter steht vor der Tür. Die Heizungen werden aufgedreht. Der Energiebedarf steigt. Und mit ihm steigen die Energieabhängigkeiten. Und genau das ist das Thema dieser zweiten Folge Klimaklartext, der Video-Podcast der Frankfurter Rundschau zur Energie - und Klimapolitik mit Professor Dr. Claudia Kemfert. Kommt nach der Abhängigkeit von Russland in Sachen Energie nun die Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten? Und was bedeutet das für den Klimaschutz? Spielt das überhaupt noch eine Rolle? Darum geht es in dieser Folge. Ich bin Christine Langen, Klima - und Wirtschaftsjournalistin. Und immer am letzten Sonntag im Monat vertiefe ich ein energie - und klimapolitisches Thema mit der Expertin auf diesem Gebiet, Professor Dr. Claudia Kemfert.
Herzlich Willkommen, Frau Kemfert. Ja, hallo. Schön, dass ich da sein darf. Vielen Dank. Sehr gerne. Wir wollen ja einmal im Monat ein Thema in aller Tiefe behandeln, positiver Aspekte davorheben, aber auch Bedenken äußern. Und von Bedenken sind nicht alle ganz begeistert. Der grüne Ministerpräsident von Baden -Württemberg, Winfried Kretschmann, diese Woche. Nur mit dem Pioniergeist, dass wir vorne sein wollen bei der Entwicklung, werden wir Deutsche an der Spitze halten. Nicht, wenn wir gleich tot umfallen, wenn die ersten Bedenkenträger rumrennen. Nein, tot umfallen soll hier niemand. Und welche Technologie Winfried Kretschmann hier verteidigt, darüber sprechen wir am Ende der Sendung in unserer Rubrik Klima Top und Klima Flop. Ich kann nur schon einmal verraten, es hat mit Energie zu tun.
Denn Energie, Energieabhängigkeit ist unser Thema heute und Frau Kemfert, vielleicht können Sie einmal zum Einstieg erläutern, was heißt Energieabhängigkeit eigentlich? Na ja, Energieabhängigkeit bedeutet, dass wir Energie importieren müssen. In erster Linie ja in der Vergangenheit fossile Energie, fossiles Erdgas aus Russland oder Öl aus anderen Ländern, Norwegen oder arabischer Raum und in der Zukunft vielleicht auch grüner Wasserstoff. Also da sind wir abhängig, einerseits die Importe, die man ja rechnen muss, aber andererseits auch wenn wir Vorprodukte uns angucken, beispielsweise auch bei der Elektromobilität, wenn wir abhängig sind von China, nicht nur, dass die Fahrzeuge zu uns kommen, sondern dann auch die Materialien. Also in der Summe gibt es da viele Abhängigkeiten, aber bei Energieabhängigkeit würde ich in erster Linie auf fossile Energie gucken. Wenn man über Energieabhängigkeit spricht, kommt man an zwei Menschen nicht vorbei, Ex -Kanzler Gerhard Schröder und Russlands Präsident Putin.
Und alle, die diesen Podcast als Video -Stream sehen, sehen jetzt hier ein Bild, wie sich Schröder und Putin ganz herzhaft anlachen und im Vordergrund noch zwei Biergläser stehen. Also so eine richtig dicke Männerfreundschaft, die es ohne die Energieabhängigkeit Deutschlands vielleicht so auch nie gegeben hätte, Stichwort Nord Stream 1 und Nord Stream 2. Am vergangenen Freitag, den 15. Oktober, hat der ehemalige Kanzler Schröder vor dem Untersuchungsausschuss zum Thema Nord Stream 2 aussagen müssen und eine kurze Erinnerung, worum es sich bei Nord Stream 2 handelt. Nord Stream 1 und 2 sind Erdgaspipelines von Russland durch die Ostsee direkt nach Deutschland. Damit sollte russisches Gas ohne Transitländer wie Polen oder die Ukraine nach Deutschland fließen. Diese Abhängigkeit von Russland wurde von Anfang an heftig kritisiert. Nord Stream 1 ging 2011 unter Angela Merkel in Betrieb. Nord Stream 2 wurde 2021 fertiggestellt. Nach dem russischen Überfall auf die
Stoppte Bundeskanzler Olaf Scholz 2022 die Inbetriebnahme. Russland unterbrach kurz darauf den Gasfluss durch Nord Stream 1. Im Herbst 2022 kam es dann zu mehreren Explosionen an den Pipelines auf dem Meeresgrund der Ostsee. Zentral in der Debatte steht der ehemalige Kanzler Gerhard Schröder. Er gilt als enger Vertrauter von Wladimir Putin und übernahm nach seiner Amtszeit Spitzenfunktionen bei russischen Energiekonzernen, unter anderem als Verwaltungsratspräsident der Nord Stream 2 AG, die vollständig dem Staatskonzern Gazprom gehört. Kritiker werfen Schröder vor, Deutschland durch seine Russland -Netzwerke energiepolitisch abhängig und damit verwundbar gemacht zu haben. Um den Bau der Pipeline trotz US -Sanktionen zu ermöglichen, gründete die Landesregierung Mecklenburg -Vorpommern Anfang 2021 die Stiftung Klima - und Umweltschutz Mecklenburg -Vorpommern. Offiziell als Umweltstiftung bezeichnet, diente sie auch dazu, die amerikanischen Sanktionen zu umgehen.
Pipeline -Bau zu Ende führen zu können. Am vergangenen Freitag sagte Schröder im Untersuchungsausschuss des Landtags Mecklenburg -Vorpommern als Zeuge aus, per Videoschaltung aus Hannover gesundheitlich angeschlagen. Dabei verteidigte er den Pipeline -Bau und die Stiftung als außerordentlich vernünftige Entscheidung. Allerdings reagierte Schröder zunehmend gereizt auf Fragen. Er sagte etwa, Herr Vorsitzender, können Sie diesen Mist beenden? Herr Vorsitzender, können Sie diesen Mist beenden? Schröder war offensichtlich etwas genervt von dem Untersuchungsausschuss, hat Fragen von Journalisten nicht nur als Mist, auch als feuchten Kehricht bezeichnet und seine Rolle als Verwaltungsratsvorsitzender der Nord Stream 2 AG auch noch mal verteidigt.
Inhaltlich ist da nicht viel Neues dabei gewesen, oder doch, wie bewerten Sie seine Aussage? Ja, inhaltlich ist da wirklich nicht viel Neues dabei gewesen, also er hat viele Erinnerungslücken, das hatte ich auch schon so fast erwartet. Es ist sehr schade, weil man hätte doch noch in der Retrospektive bisschen Ehrlichkeit weiten lassen können und auch eine gewisse Aufarbeitung, die wir brauchen dringend, das Kapitel Nord Stream 2 und auch das ganze Kapitel Gerhard Schröder, der ja eine zentrale Figur ist im Hinblick auf diese Abhängigkeit, in die wir da geraten sind. Das hätte ich mir gewünscht, dass da doch ein bisschen mehr aufgearbeitet hätte werden können, aber offensichtlich nicht wollen, das ist ein bisschen bedauerlich, ja.
aufgearbeitet werden sollte, ja die Rolle von Schröder für Nord Stream zeigt. Glauben Sie, es hätte diese ganze Gaspipeline überhaupt gegeben ohne Schröder? Ich würde eher denken, nein, er ist eine zentrale Figur. Wir dürfen aber nicht vergessen, Merkel hat das ja hinterher dann auch verteidigt, das Projekt. Aber er ist eine zentrale Figur. Er hat damals Nord Stream 1, das ganze Projekt, diese Erstunterzeichnung mitgestaltet und daraufhin kam es überhaupt erst zu Nord Stream 1 und danach ist er gewechselt nahtlos in den Aufsichtsratsposten und dann später auch zu Gazprom und Rosneft, also hat da sehr starke Verwicklungen, auch als Gaslobby ist dann danach und hat das ganze Projekt massiv gepusht und deswegen...
sehe ich da schon eine sehr große Rolle, die er hatte, um diese Abhängigkeit auch tatsächlich voranzubringen und diese fehlerhaften und auch hochproblematischen, hoch riskanten Projekte, die wir da geraten sind, mit zu verantworten. Das war jetzt so ein bisschen der Auftakt von sehr prominenten Zeugenaussagen. Also es ist angekündigt, dass im November Peter Altmaier, Sigmar Gabriel, Olaf Scholz aussagen, im Dezember, Manuela Schwesig. Was erwarten Sie da von den Aussagen? Glauben Sie, da kommt mehr bei rum? Na, ich erhoffe mir mehr Ehrlichkeit, aber das haben wir ja schon auch bei Gerhard Schröder nicht erlebt, aber ich würde mir wünschen, dass da mehr Ehrlichkeit rumkommt.
Und auch Aufarbeitung, was diese ganzen Prozesse angeht, denn es sind ja viele, viele Personen damit auch involviert gewesen und in der Retrospektive anzuschauen, wie das Ganze zustande kam. Wie wir da auch in diese Abhängigkeit geraten sind, wie wir auch dieses Hochrisikoprojekt, trotz so vieler Warnungen, nicht nur aus der Wissenschaft, wir haben gewarnt, andere auch, trotzdem voranzubringen, das würde mich interessieren. Also die Rolle der einzelnen Akteure auch in diesem ganzen Prozess und wie konnte es passieren, dass diese ganzen Warnungen einfach in den Wind geschlagen wurden. Und ich erhoffe mir Ehrlichkeit, aber wenn man sich die Aussage von Gerhard Schröder anschaut, vermutlich nicht mit Erfolg gekrönt.
Sie haben gerade gesagt, die Wissenschaft und auch Sie selbst haben gewarnt, Sie waren ja auch vor zwei Jahren selber geladen in den Untersuchungsausschuss als Expertin. Können Sie uns da einmal mitnehmen? Wie war das so? Da hat das Telefon geklingelt und jemand hat gesagt, Frau Kemfert, können Sie hier als Expertin einmal nach Schwerin kommen oder wie? Es gab einen Brief, eine Aufforderung, im Januar 2023 in den Untersuchungsausschuss zu kommen, per E -Mail, aber letztendlich als Brief verfasst vom damaligen oder vom Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses, der einen vorlädt. Und dann kann man nichts anderes machen als dorthin gehen, weil wenn man es nicht macht, droht ein Ordnungsgeld von über 10 .000 Euro. Und das darf man sich nicht so vorstellen wie eine Anhörung im Bundestag, sondern es ist eine Vorladung. Es ist eine juristische Vorladung und das heißt, es ist ähnlich wie bei Gerichte. Wenn man da als Zeuge eingeladen wird, dann kann man nicht einfach sagen, so ich bleib weg oder ich sag nicht aus, sondern das ist justiziabel, was man dort sagt.
strafrechtlich relevant. Das heißt, man muss auch sehr genau gucken und die Wahrheit sagen natürlich, aber vor allen Dingen bei den Fakten bleiben. Und das ist auch der Grund, warum so viele PolitikerInnen Erinnerungslücken in diesem Untersuchungsausschuss haben, weil er doch etwas anderes ist als eine reine Parlamentsdebatte oder eine Anhörung im Ausschuss. Spannend, dass Sie ja so hingehen mussten, aber ich vermute, Sie hätten sich auch gar nicht drücken wollen. Nein, also man drückt sich da natürlich nicht. Also ich wurde in der Rolle der Wissenschaftlerin eingeladen, in der ich ja war. Wir warnen seit über 15 Jahren davor, nicht zu abhängig zu werden vom russischen Gas. Wir haben Studien erstellt im Jahre 2014, 18, 19.
Aber die zentrale Studie, um die es hier ging, war die aus dem Jahre 2019, wo wir das Projekt Nord Stream 2 bewertet haben aus wissenschaftlicher Sicht und festgestellt haben, dass es aus wissenschaftlicher Sicht, aus wirtschaftlichen Gründen, aus Hochrisikogründen und aus klimapolitischen Gründen kein Projekt war, welches wir unterstützt haben oder empfohlen haben weiter zu verfolgen. Es ist klimapolitisch kontraproduktiv, es war wirtschaftlich hoch riskant und geopolitisch grob fahrlässig. Und das stand auch so in der Studie drin und diese Studie habe ich dort präsentiert und vorgetragen, die wissenschaftlichen Fakten dazu noch mal zusammengetragen.
Und das war meine Rolle, da bei den Fakten zu bleiben und die wissenschaftlichen Fakten vorzutragen. Wir haben auch schon 2014 eine große Studie für Europa gemacht, wo wir die Rolle von Gazprom in Europa eingeordnet haben und auch schon gewarnt haben, dass wir da die Abhängigkeit zu hoch haben. Und gerade aus deutscher Sicht war das hoch problematisch. So manche, die ja meinten, ich hätte da oder wir hätten da irgendwie was anderes in der Öffentlichkeit behauptet, bitte ich einfach mal, die Studien zu lesen, die es gibt seit diesem Zeitraum schon vor 2010, wo wir dezidiert immer gewarnt haben. Und diese Rolle hatte ich da und deswegen hatte ich das da vorgetragen und auch die wissenschaftlichen Fakten vorgetragen. Und so lief es letztendlich auch ab. Können Sie da nochmal darauf eingehen, was sind genau die klimapolitischen Aspekte gewesen, die Sie hervorgehoben haben? Ja, wir haben ja festgestellt, wenn dieses Projekt umgesetzt wird, dass es langfristige oder Laufzeit oder langefristige Verträge gibt, wo wir uns binden an Russland als Gaslieferant.
über ein Jahrzehnt lang, also mindestens wahrscheinlich zwei Jahrzehnte, die genauen Verträge konnten wir nicht einsehen. Aber üblicherweise sind es so 20-, 25-, 30 -Jahresverträge, über die man sich bindet, aus Russland Gas zu beziehen. Und jetzt wissen wir, wie lange die Verträge laufen. Also die SEFE -Verträge, jetzt dadurch, dass Gazprom ja durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine übernommen wurde von SEFE, einem deutschen Unternehmen, wissen wir, wie lange die Laufzeit ist. Aber damals war es noch nicht so bekannt und wir gingen davon aus, dass es über mehrere Jahrzehnte ist. Und wenn man sich so lange bindet an einen Gaslieferanten, bedeutet das eben, dass Gas, fossiles Erdgas importiert wird. Und wenn man es importiert, nutzt man es auch, man verbrennt es in den Heizungen oder in der Industrie.
Und deswegen erhöht es die Emissionen. Und das konnten wir auch berechnen, dass wir dann Gefahr laufen, die klimapolitischen Ziele, insbesondere im Energiesektor, nicht zu erfüllen, wenn wir uns eben so langfristig an ein solches Projekt binden. Wir dürfen ja auch nicht vergessen, wir importieren ja schon sehr viel Gas. Und das war dann eine zusätzliche Pipeline, die uns nochmal ab 2019, 2021 über mehrere Jahrzehnte an fossiles Erdgas bindet, wo wir doch wissen, dass wir aus fossilem Erdgas aussteigen müssen und der Bedarf eher zurückgehen wird. Und das haben wir in der Studie sehr deutlich gemacht. Sie haben damals sehr klare Worte gefunden und andere auch.
Finden Sie, es hätte im Bundestag diesen Untersuchungsausschuss eigentlich geben sollen? Also es ist ja einen Untersuchungsausschuss des Landes Mecklenburg -Vorpommern momentan. Ja, es hätte und sollte noch immer diesen Ausschuss geben, einen Untersuchungsausschuss auf Bundesebene, wo man ganz gezielt aufarbeitet, warum ist diese Abhängigkeit überhaupt entstanden, welche Akteure waren da involviert, wir brauchen volle Transparenz und auch energiewirtschaftlich, warum hat man trotz Warnungen an diesem Projekt festgehalten, wer war da dran beteiligt und das wäre aus meiner Sicht extrem wichtig, dass wir das aufarbeiten. Dieses Projekt war ja geopolitisch hochriskant und wirklich hochproblematisch.
Und deswegen gilt es, das aufzuarbeiten. Es ist gut und richtig, dass man das in Mecklenburg -Vorpommern macht. Aber wie man sieht, unterm Radar, nur wenn Gerhard Schröder mal auftritt, berichtet überhaupt jemand drüber. Und das wäre schon gut, dass auch die Bundespresse überall darüber berichtet, was dort passiert ist. Genau, deshalb machen wir diesen Podcast. Das ist eine gute Idee. Und das Thema heute, hier zum Thema des Podcasts. Hätte es denn damals eine Alternative zum Gas aus Russland gegeben? Ja, selbstverständlich. Und zwar jede Menge. Und das auch schon vorher, auch schon bei Nord Stream 1. Wir bekommen ja den Großteil des Gases aus Norwegen und alle diejenigen, die damals wirklich vehement behauptet haben. Da gibt es wirklich eine lange Liste an Kolleginnen, die über ein Jahrzehnt lang behauptet haben, ohne russisches Gas würden hier die Lichter ausgehen, ganz Deutschland würde nicht mehr existieren. Also wirklich in der Dramatik, die sie auch damals vorgetragen haben.
Die sehen ja jetzt, dass wir ohne russisches Gas auskommen seit dem russischen Angriffskrieg aus der Ukraine und der Sprengung eben dieser Pipeline. Da kommt ja auch kein russisches Gas mehr an. Und wie wir sehen, wir sitzen nicht im Dunkeln. Wir haben ausreichend Gas, weil wir eben Gas aus Norwegen bekommen. Das ist das eine, dass wir da mehr importiert haben. Passenderweise weil es nicht teurer ist. Das war ja auch ein Hauptargument, dass es günstig ist. Vermeintlich günstig. Also da muss ich sofort reingehen, weil der Preis, den wir jetzt zahlen, dieser Abhängigkeit aus Russland, der ist so gigantisch hoch. Also wenn wir das auf den Gaspreis umlegen würden, würden wir gigantische Gaspreise zahlen. Also das Argument, und da habe ich ja damals sehr eng auch mit Norwegern immer gesprochen, auch mit den norwegischen Kollegen, die immer sagten, wieso wollt ihr unser Gas nicht? Wir wollen euch sogar eine zweite Pipeline bauen. Dann hieß es immer, ja ihr seid ja so teuer, wo die sagten, das stimmt nicht. Und da gab es auch wirklich Vergleiche, wo sie das sehr deutlich gemacht haben. Und überhaupt, die geopolitischen Risiken müssen ja mit eingepreist werden.
Dass da nicht erkannt wurde, dass Russland einen vermeintlich billigen Preis anbietet, um uns zu locken auch in diese Falle, in die langfristigen Abhängigkeiten, mit dem Argument, angeblich sei Norwegen ja so teuer oder andere sind ganz teuer, das wurde nie erkannt. Und das hätte man ja von vornherein immer mit einpreisen müssen. Wir haben das immer gemacht. Es gibt auch andere Studien, die das gemacht haben, und da war Norwegen eben nicht so teuer. Und wir hatten eine zweite Pipeline gehabt. Als dann der russische Angriffskrieg kam aus der Ukraine, hat man ja versucht, mit Norwegen zu verhandeln, dass sie noch eine zweite Pipeline bauen. Da haben die gesagt, wisst ihr was? Nö. Wir haben euch das über 10 Jahre eingeboten. Und das wollen wir nicht mehr. Und das hat Gründe, uns haben sie jetzt nach Polen gebaut, verständlicherweise, und dort hat man sich besser abgesichert. Und Deutschland war da immer auf diesem falschen Pfad.
Und leider auch die Medien, muss ich sagen, die eben mal dann sofort das Argument, aber Norwegen ist doch zu teuer, LNG ist doch zu teuer und russisches Gas ist doch so so billig, vermeintlich billig, sage ich an der Stelle immer. Und die Studien, die es ja damals gab, die im Übrigen zum größten Teil verschwunden sind, muss man auch mal dazu sagen, die immer reingerechnet haben, russisches Gas ist so billig auf Dauer und wir werden da, wirtschaftlich wird es uns so gut gehen, nur mit russischem Gas und ohne russisches Gas geht hier die Welt unter, die gibt es gar nicht mehr. Also deswegen, dieses Argument kann ich echt nicht mehr hören, weil das war damals schon unrichtig und ist heute auch unrichtig.
Jetzt sagen Sie, es hätte auf jeden Fall eine Alternative zu russischem Gas gegeben. Hätte es auch eine Alternative zu Gas überhaupt gegeben? Also erneuerbare Energien gab es damals schon, aber sind da jetzt nicht so weit ausgebaut gewesen? Ja, weil wir die Innovationsbremse russisches Gas hatten. Das war ja auch ein Bremser. Also dadurch, dass wir uns so lange auch abhängig gemacht haben vom russischen Gas oder Gas insgesamt, haben wir eben zu wenig erneuerbare Energien ausgebaut, zu wenig auf Energieeffizienz gesetzt, zu wenig überhaupt auf Alternativen zum Erdgas. Die hätte es damals natürlich gegeben im Wärmesektor. Wir sind Schlusslicht, was den Einbau von Wärmepumpen in Europa angeht. Dort haben wir eben zu sehr auf Erdgas gesetzt. Noch immer viel zu viele Heizungen, die mit Gas heizen. Die Industrie, die vollständig auf Gas gesetzt hat, also zu größten Teilen.
Die jetzt zum Teil abgewandert sind, das gehörte auch dazu, aber die eben auch ihren Gasverbrauch deutlich reduzieren konnten und es gibt auch Alternativen auch in der Industrie, die hat's damals auch schon gegeben und im Stromsektor sowieso, da haben wir die erneuerbaren Energien und die hätten wir sehr viel schneller intensiver ausbauen können und das russische Gas hat uns eben daran gehindert, dass wir da so schnell werden und deswegen haben wir die Energiewende zu lange verschleppt und den Preis der verschleppten Energiewende, den zahlen wir heute und auch eben die Abhängigkeit zu Ostern, die uns sehr teuer zu stehen kommt. Ein Argument war ja immer, Gas ist eine Brückentechnologie, um dann überhaupt Erneuerbare sozusagen die Energiewende zu schaffen.
Können Sie noch mal kurz erklären, was heißt dieser Begriff Brückentechnologie genau? Weil der ist ja auch gerade in der aktuellen Debatte total präsent. Also Katarina? Ja leider. 2025 reden wir noch immer über Brücken, obwohl wir das rettende Ufer schon längst erreicht haben. Nämlich der erneuerbaren Energien und fast jedes Erdgas war früher als Brückentechnologie und das haben wir auch in unseren Studien teilweise auch so benannt vor 2010, weil es durchaus Sinn gemacht hat, wenn man erneuerbare Energien konsequent ausbaut und eben noch ein Rest hat, beispielsweise im Industrie -Sektor oder auch im Stromsektor, wo man Erdgas noch benötigt. Das soll die sogenannte Brücke sein oder auch Zeit. Es wurde auch manchmal genannt, wir müssen Zeit kaufen, um erneuerbare Energien auszubauen.
Und auch da wurde dann fossiles Erdgas genannt, also die Alibis und die Gründe, warum man angeblich so viel russisches Erdgas kaufen muss, die waren immer sehr, sehr lang. Und die Terminologie, Brückentechnologie, gibt es schon ganz, ganz lange. Also auch schon bei der Atomkraft, da gab es in den 70er -Jahren schon die Argumentation, wir brauchen, wir müssen Zeit kaufen, wir brauchen eine Brückentechnologie, und das war dann damals die Atomkraft. Dann wurde später die Kohletechnologie, die dann auch als Brückentechnologie bezeichnet wurde, und dann kam das fossile Erdgas. Und ich bin da schon so lange dabei, deswegen höre ich diesen Begriff so oft. Aber heute, in der jetzigen Zeit, wo wir doch das rettende Ufer schon längst erreicht haben, macht es wirklich keinen Sinn, mehr über Brückentechnologien zu sprechen. Aber Wirtschaftsministerin Katharina Reiche bezeichnet weiterhin Gas als Brückentechnologie und möchte auch Gaskraftwerke sogar ausbauen, ihr sagt für den Fall, dass der Wind nicht weht, die Sonne nicht scheint.
bräuchte es zusätzliche Gaskapazitäten und die sollen mit staatlichen Fördermitteln sogar gebaut werden. Jetzt gibt es da Widerstand und das hat ein Energieunternehmen aus Hamburg, auch Beschwerde in Brüssel, eingelegt. Das ist jetzt gerade ganz aktuell, diese Woche passiert. Wie bewerten Sie diese aktuelle Entwicklung? Ja, der Wunsch, dass man so viele Erdgaskraftwerke ausbaut, ist zum Teil überdimensioniert. Gerade wenn es darum geht, diese 20 Gigawatt -Gaskraftwerke auszubauen, das halten wir für sehr überdimensioniert. Da müssen wir aufpassen, dass wir nicht noch wieder fossile Lock -Ins schaffen, also Fahrtabhängigkeiten, die uns dann wieder abhängig machen über Jahrzehnte an fossiles Erdgas, sondern da muss es darum gehen, dass wir behutsam sehen, was brauchen wir überhaupt.
und die erneuerbaren Energien sehr viel schneller ausbauen. Und dann braucht es Flexibilität im Markt. Und diese Flexibilität kommt über Nachfragereaktionen, über Digitalisierung, über ein effektives Energie - und Lastmanagement, über Großbatteriespeicher oder Batteriespeicher insgesamt, auch nachhaltige Biomasse, mit denen man im Übrigen auch die Gaszubietenden betreiben kann, wenn man das will. Also da gibt es eine lange Liste an Möglichkeiten, an denen man sich verbaut, wenn man wieder jetzt so viele zusätzliche Gaskraftwerke ausbaut. Also insofern sehe ich das ähnlich kritisch. Das Unternehmen aus Hamburg hatte auch Recht und Brüssel sitzt ja auch sehr kritisch, weil es ist ja beihilferechtlich hoch problematisch, wenn man jetzt so viele Gaskraftwerke fördert. Da muss es darum gehen, dass man die Alternativen in den Vordergrund stellt.
Das Argument von dem Unternehmen ist auch, dass es Wettbewerb verzehren würde. Das ist dann nochmal ein anderes Argument. Ja, aber der Wettbewerb wird auch verzehrt. Das ist ja richtig, weil man fossile Lock -ins schafft und damit die anderen Lösungen wie Batteriespeicher, Flexibilitäten, Energie - und Lastmanagement, Digitalisierung, also diese ganzen Komponenten, die wir jetzt sehr dringend brauchen, die so in den Startlöchern stehen, dann verhindert, weil man so stark in fossile Erdgaskraftwerke investiert. Und diese vermeintliche Brücke, die ist eher in diesen anderen Bereichen zu sehen und nicht im fossilen Erdgas. Und deswegen irrt die Wirtschaftsministerin zumindest in der Dimension der Größenordnung. Aber sie muss die Rahmenbedingungen schaffen, damit die Alternativen sehr viel schneller ins System kommen.
Lassen Sie uns mal da ein bisschen genauer reinschauen, wofür das Gas gerade überhaupt noch braucht. Also wie viel Gas braucht Deutschland gerade noch, würden Sie sagen, und wofür? Ja, wir brauchen in erster Linie Gas noch fürs Heizen. Es ist tatsächlich so, dass die Hälfte der Haushalte noch immer mit Gas heizen und leider leider auch oftmals noch eine Gasheizung einbauen aufgrund des Heizungshammer -Thematik und diesen ganzen Schlechtreden der Gebäudeenergiewende. Also da ist ein großer Teil die Industrie, verbraucht noch 30 Prozent des Gasbedarfs und wir nutzen auch noch Erdgas zur Herstellung von Strom. So ungefähr 13 Prozent des Stroms wird noch mit Erdgas hergestellt.
Aber die größten Bereiche sind in der Tat noch immer der Heizbereich und auch die Industrie. Und die Industrie braucht es für Hochtemperaturanlagen, und da muss man sehen, wie man das ersetzen kann, durch entweder grünen Wasserstoff wäre eine Möglichkeit, Energieeffizienzmaßnahmen oder auch andere Alternativen, wie Großwärmepumpen und solche Thematiken, die da auch möglich sind. Sie haben gerade gesagt, neben der Industrie vor allem auch der Heizsektor. Lassen wir uns da mal gerade reinschauen. Deutschland hat ein fast flächendeckendes Gasnetz, das die Haushalte mit Gas versorgt, damit diese heizen können. Jetzt gibt es einzelne Städte in Deutschland, die gerne ihr Gasnetz in den nächsten Jahren stilllegen würden. Und eine davon ist Mannheim. Und ich habe diese Woche mit Alexandra Halkenhäuser gesprochen. Sie ist bei dem Mannheimer Energieversorger MVV Energie Projektleiterin für das Thema Wärmewende und sagte mir Folgendes.
Die Stadt Mannheim hat analysiert, dass hunderte von Heizungen noch mal fossil getauscht wurden. Und wir wollten Transparenz schaffen. Wir wollten den Kunden oder den Bürgerinnen und Bürgern in der Stadt, die vor der Frage stehen, welche Heizung ist die nächste. Die müssen ihre Heizung vielleicht erneuern und fragen sich, ob noch mal eine fossile Heizung, eine Gasheizung nicht die einfachste und bequemste Lösung wäre. Und denen wollten wir sagen, dass Erdgas in den Heizungskellern keine Perspektive hat.
dass Fossilheizen teuer wird und dass es vor allen Dingen wirtschaftlicher auch für diese Gebäude -Eigentümerinnen und Eigentümer ist, heute schon auf eine klimaneutrale Heizung umzustellen. Und da ist es nicht hilfreich, wenn die Anforderungen immer wieder geändert werden oder große Verunsicherung geschürt wird, also ob noch dauerhaft gefördert wird. Also eine Klarheit bei den Rahmenbedingungen, eine Verlässlichkeit bei den Förderbedingungen, das wäre wichtig für uns als Infrastrukturunternehmen, für die Handwerker, für die Hersteller von Wärmepumpen und nicht zuletzt für die Bürgerschaft. In Mannheim gibt es laut Frau Halkenhäuser tausende Haushalte, die noch mit Gas heizen. Und Mannheim ist ja nur eine Stadt, das ist jetzt beispielhaft hier an dieser Stelle. Und auch nochmal einige Haushalte, die ihre Heizung auf Fossil umgestellt haben.
Das heißt, wir brauchen in irgendeiner Form gerade auch weiterhin Gas zum Heizen, richtig? Es sind viele Haushalte, die noch immer Gas nutzen zum Heizen, aber besser wäre es gewesen, wenn diese Haushalte nicht noch wieder eine Gasheizung eingebaut hätten, sondern entweder auf Wärmepumpe umstellen oder, wie Mannheim das ja vorbildlich macht, sie bieten ja an, dann auch umzustellen, das ist ja genau die Lösung, die viele auch mit ihren Nahwärmenetzen machen können, dass sie kommunale Fernwärme anbieten, die grün hergestellt wird, also Mannheim ist ja wirklich vorbildlich, gibt aber auch ein paar andere, Bremen hat das auch vor, mit so großen Flusswärmepumpen die Wärme bereitzustellen, Mannheim will das, glaube ich, ähnlich machen, Augsburg hat auch was geplant. Und was ich hier besonders gut finde an Mannheim, ist, dass die transparent
auch kommunizieren und sagen, liebe Leute, wir werden ja weniger Gas nutzen. Das geht auch gar nicht anders. Baden -Württemberg hat ja auch Wärmepläne schon lange und die Wärmepläne liegen ja auch schon vor. Sie sind viel früher angefangen, also das Bundesland ist viel früher angefangen als andere. Und deswegen ist es so wichtig, dass man da umstellt. Und das ist sehr vorbildlich, dass die so kommunizieren, weil am Ende des Tages müssen wir umsteigen, weg vom fossilen Erdgas, hin eben zu Alternativen. Und die Wärme, also die Kommunen sind gefordert, hier Wärmepläne aufzustellen und dann auch Alternativen anzubieten. Und das ist besonders gut. Und alle diejenigen, die jetzt noch eine fossile Heizung eingebaut haben, müssen an die Hand genommen werden, weil das am Ende des Tages sehr teuer werden kann. Nicht nur wegen steigender CO2 -Preise, sondern auch weil die Gasnetzentgelte, die am Ende übrig bleiben, je mehr ja auch aussteigen aus Gasnetz. Das Gasnetz, das Betreiben des Gasnetzes ist ja immer teurer.
Augsburg und Mannheim bereiten sich darauf vor, andere Städte auch, aber das muss man vermeiden, dass am Ende des Tages die letzten Kunden, die da noch eine Gasheizung haben, irre, teure Preise bezahlen und das kann man auch vermeiden. Wir werben sehr stark dafür, das auch bundeseinheitlich zu unterstützen, die Kommunen zu unterstützen, weil sie verdienen ja noch ihr Geld mit dem Gasverkauf und außer eben Mannheim, die jetzt da wirklich umstellen und andere sich da sehr schwer tun, braucht man da einerseits, dass sie das Gasnetz abschreiben können und da nicht benachteiligt sind und andererseits eben auch die Kunden nicht hängen zu lassen. Ja, aber wie kann man das vermeiden? Also, weil das fand ich einen sehr spannenden Aspekt, auch in dem Gespräch mit Frau Heckenhäuser, dass sozusagen alle, die umstellen, brauchen das Gasnetz eigentlich nicht mehr, aber alle, die noch eine fossile Heizung haben, brauchen es und wenn das immer weniger werden wird, wird es für die wenigen teurer.
Was sind da Ihre Vorschläge? Genau, wir haben im Rahmen unseres Studiums uns das angeschaut und unsere Vorschläge ist, dass man bundeseinheitlich unterstützt, die Kommunen unterstützt, finanziell unterstützt, auch die Gasnetzbetreiber unterstützt, damit das vermieden wird, damit die Zusatzkosten eben nicht bei den Endkunden hängen bleiben, sondern die abgepuffert werden können und dass man die Betreiber, die Gasnetzbetreiber da finanziell ausstattet und ihnen die Möglichkeit gibt, günstige Abschreibungen zu machen. Wenn sie das Gasnetz jetzt runterfahren oder auch zurückbauen oder stilllegen, die meisten legen es still, dass sie da auch finanziell eine Möglichkeit haben. Ich weiß nicht, ob sie eine Gasheizung haben, also wir haben unsere stillgelegt, dann kommen die und legen eben diesen Anschluss still.
Da muss man zum Teil ja für bezahlen, aber am Ende des Tages ist es ja so, dass die Kommunen häufig durch den Gasverkauf viel Geld verdienen. Und wenn das jetzt wegfällt, fallen auch Einnahmen weg. Und da muss man sie unterstützen in dieser Transformation. Lassen Sie uns einmal, das ist jetzt die kommunale Wärmewende, dafür braucht es momentan noch Gas. Es gibt verschiedene Pläne, wie das umgestellt werden kann. Lassen Sie uns einmal einen Blick in die Zukunft werfen. Jetzt am Montag, diese Woche hat sich ein bisschen überschlagen, tatsächlich was Nachrichten in diese Richtung angeht. Am Montag hat eine Mehrheit der EU -Länder sich dafür ausgesprochen, Gaslieferungen bis Ende 2027, also in zwei Jahren aus Russland.
zu beenden. Genau, braucht Deutschland momentan eigentlich überhaupt noch russisches Gas? Nein, das hat sich ja erledigt durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Da hätten wir auch sehr schnell selber von weggehen können, aber es war ja so, dass dann die Pipeline in die Luft gesprengt wurde. Spätestens da beziehen wir kein russisches Gas mehr, zumindest nicht direkt. Also es gibt noch Verträge mit SEFE, die eher als Gasbomben, wo Gasbezugsverträge noch drin sind. Aber wir beziehen indirekt, also Europa auch indirekt, auch die Länder, die gar kein russisches Gas mehr beziehen, indirekt über Flüssiggas -Importe nach Gas aus Russland. Das wurde jetzt letzte Woche oder vor kurzem in einer Studie offengelegt, oder die haben sich die ganzen Verträge angeguckt und festgestellt, so indirekt kommt da noch.
Fünf bis acht Prozent unseres Gases über eben diese Schattenflotten indirekt nach Europa. Aber es gibt eben die Länder noch, Slowakei und Ungarn, die noch am russischen Gas hängen und da ja auch nicht von weg wollen. Und das ist das, worum es geht, wenn sich Europa jetzt entscheidet, davon wegzugehen, bedeutet, dass diese Länder auch versorgt werden müssen durch den südöstlichen Pipeline -Korridor. Aber das geht auch, das haben wir uns in einer Studie auch angeschaut, kein Problem. Aber die Länder wollen ja nicht, also die sind ja sehr russlandfreundlich und wollen das in Europa nicht so wirklich umsetzen. Mit Umsätzen wurden aber überstimmt und jetzt hat Europa sich ja entschieden, das halte ich auch für absolut richtig. Jetzt gilt es noch, diese Schattenflotten in den Griff zu kriegen, um da auch zu vermeiden, dass indirekt doch noch flüssig Erdgas nach, russisches flüssig Erdgas nach Europa kommt.
Sie sagen, es ist russisches Flüssig -Erdgas, also die Abhängigkeit von Russland ist an der Stelle sozusagen sehr stark reduziert. Stattdessen hat jetzt im Juli die EU -Kommission beschlossen, Energieprodukte aus den USA zu beziehen und zugesagt, dass sie Energieprodukte im Wert von 750 Milliarden Euro in den nächsten drei Jahren beziehen werden. Und da geht es vor allem um LNG, um Flüssiggas. Also erstmal die Frage, braucht Europa überhaupt Energie in dieser Größenordnung? Nein, Europa braucht dieses Flüssig -Erdgas in dieser Größenordnung aus den USA überhaupt nicht. Also gerade weil wir klimaneutral werden wollen, bis 2045, müssen wir, wird der Gasbedarf zurückgehen müssen und dann brauchen wir nicht noch extra Flüssiggas aus den USA. Ganz abgesehen davon, dass es sich um umweltschädliches Frackinggas handelt.
und wir dieses Gas nicht noch in dem großen Stil importieren sollten. Amerika will offenbar und tut es ja eben Drill Baby Drill -mäßig da noch mehr Flüssiggas -Terminals aufbauen. Die brauchen sie auch, um das überhaupt exportieren zu können. Aber das muss dann alles nach Europa gehen. Und das ist dann, das ist wirklich teuer. Klimapolitisch schädlich und tatsächlich unsinnig. Das sollten wir auch nicht tun. Das wäre ja eine Versechsfachung der jetzigen Kapazitäten. Die brauchen wir nicht. Schon jetzt ist der Anteil von den USA an den Flüssiggas -Importen sehr hoch. Mit 45 Prozent aller Flüssiggas -Importe, die aus den USA kommen, dann laufen wir so ein bisschen in die nächste geopolitische Abhängigkeit hinein, die wir nicht mehr wollen. Und das können wir auch vermeiden. Das ist jetzt meine anschließende Frage gewesen. Machen wir uns abhängig von Russland, also statt von Russland jetzt von den USA abhängig? Das sollten wir nicht tun. Und das ist tatsächlich auch eine Fehlentscheidung. Das halte ich auch für eine große Fehlentscheidung, dass man da diese Deals eingeht mit einem
der einem auch nicht mehr so richtig oder uns nicht so wirklich wohlgesonnen ist. Und wir damit in die nächste Abhängigkeit kommen. Ähnlich wie wir es damals mit Putin erlebt haben. Und da gehen wir jetzt jenen Auges in eine solche Abhängigkeit hinein. Ich kann nur hoffen, Verträge werden nicht auf Brüsseler Ebene gemacht, sondern von Energieunternehmen. Und Energieunternehmen kaufen da, wo es am preiswertesten ist. Und wir brauchen gar nicht mehr so viel Erdgas. Also dass sich das so ein bisschen in Luft auflöst. Und wenn, müssen das die europäischen Steuerzahler bezahlen. Das halte ich für hochproblematisch. Also das geht in die völlig falsche Richtung. Es gibt ja auch einige Kritik auch aus der EU selber daran. Zu Recht.
Es gibt zusätzlich noch die Gerüchte, dass der amerikanische Investor Stephen Lynch Nord Stream 2 kaufen und auch reparieren möchte. Und im Mai gab es da wohl laut Berichten der Zeit auch schon Gespräche mit Politikern aus dem Wirtschaftsministerium zu. Um das zu tun, muss er dann erstmal eine Genehmigung bekommen von der US -Sanktionsbehörde UFEC. Und er hat da einen Antrag gestellt und ich finde es ganz spannend, was er schreibt. Er schreibt nämlich, eine solche Übernahme würde, Zitat, den amerikanischen Einfluss auf die europäische Energieinfrastruktur sichern. Na wunderbar. Ja, da gibt es ja sogar zu. Also das ist ja genau das, was wir nicht mehr wollen. Aber für wie realistisch halten Sie so ein Szenario? Ich halte es eher für unwahrscheinlich. Es ist juristisch so kompliziert. Es ist ja auch verstrickt. Es ist energiepolitisch völlig falsch. Und es ist auch aus geostrategischer Sicht.
der völlig falsche Weg, ganz abgesehen davon, dass die Pipeline ja kaputt ist und man sie dann auch erst mal reparieren muss. Das würde vielleicht noch technisch gehen, aber politisch halte ich das für den völlig falschen Weg. Wenn Sie jetzt aus dieser ganzen Nord Stream 2 -Geschichte eine zentrale Lehre ziehen würden, welche wäre das? Ja, die zentrale Lehre ist, dass wir nicht zu abhängig werden dürfen. Die Abhängigkeit schafft Risiken und auch hohe volkswirtschaftliche Kosten. Davor haben wir immer gewarnt, andere Studien auch, und letztendlich ist es leider, leider so gekommen, mit diesem Preis dieser hohen Abhängigkeit, den zahlen wir alle. Und den werden wir auch noch über Jahrzehnte bezahlen. Und diese vermeintlich billiges Erdgas, was uns da angedreht wurde vor über zwei Jahrzehnten, das wird heute und in den nächsten Jahrzehnten noch immer teuer bezahlt durch die volkswirtschaftliche.
negativen Wirkungen, die wir immer noch merken, und auch den Preis der verschleppten Energiewende. Denn das zu lange Festhalten an russischem Gas hat uns doch daran gehindert, die Energiewende schneller umzusetzen. Vielen Dank für diese Einordnung zum Thema 1902 und Gas. Und zum Schluss kommt jetzt noch unsere Rubrik Klima -Top und Klima -Flop. Und da schlagen wir den Bogen zurück zu Winfried Kretschmann, der hat eine Produktionsanlage für grünen Wasserstoff in Baden -Württemberg eröffnet. Und auf Nachfrage eines Journalisten, ob Wasserstoff mit Blick auf die hohen Kosten nicht schon wie der Schnee von gestern ist, hat er Folgendes gesagt.
Wie kann man denn jeweils was Neues machen, wenn man denkt, es ist gleich so billig, wie es das Alte war? Das kann ja niemals funktionieren. Darum muss man das natürlich fördern, gute Bedingungen schaffen. Und wenn der Hochlauf dann erfolgt und es in die Breite geht, dann wird es auch preiswerter. So ist es in der Wirtschaft nun mal und so wird es hier auch sein. Und darum ist es wichtig, anzufangen, die ersten Schritte entschieden und selbstbewusst zu gehen und daran zu glauben, dass das der richtige Weg ist. Und wenn wir das nicht machen, werden uns andere wieder überholen. Da haben wir jetzt genug schlechte Erfahrungen gemacht. Und jetzt machen wir mal gute Stimmen und Aufbruch und nicht Bedenken, Trägerei.
Gute Stimmung und Aufbruch. Ja, das hört sich gut an. Aber eine Produktionsanlage für grünen Wasserstoff? Top oder flopp? Also eindeutig top aus meiner Sicht, weil wir brauchen grünen Wasserstoff. Es muss ja mal angefangen werden. Wir haben so ein H &I -Problem, dass wir entweder nicht finanzieren oder es dann importieren müssten und die Infrastruktur nicht da ist oder die Produktion nicht da ist. Jetzt wird hier mal angefangen mit einer Produktionsanlage, die man gut gebrauchen kann, gerade in Baden -Württemberg, weil eben auch die Infrastruktur nicht da ist. Deswegen halte ich es für einen absoluten Top. Obwohl Herr Kretschmann keine Bedenken hören will, halten Sie es trotzdem für einen Top? Unabhängig davon. Er will keine Bedenken hören, aber Bedenken kann man immer natürlich formulieren. Aber das geht in die richtige Richtung. Ich halte es auch für richtig, dass man das finanziert, weil sonst kommen wir wirklich nicht auf dem Pfad, wo wir hin müssen, was grünen Wasserstoff angeht. Und in der Region wird er auch tatsächlich gebraucht.
Dann noch ein zweiter Top und Flop in unserer Kategorie, die Initiative Hamburger Zukunftsentscheid hat den Volksentscheid zu mehr Klimaschutz gewonnen und Hamburg soll bereits 2040, also fünf Jahre früher als eigentlich geplant, klimaneutral werden. Ich vermute, dass das für Sie ein Top ist, aber die spannende Frage ist, warum ist das ein Top für Sie? Also absolut Top. Ich freue mich ja, dass die Zivilgesellschaft da so aktiv ist und das auch unterstützt hat. Das hat ja keiner gedacht in Hamburg. Ich bin ja selber im Hamburger Klimarat und da haben wir das auch besprochen und das auch vorher haben doch viele gedacht, das wird niemals positiv beschieden werden. Aber die Hamburgerinnen sind da wirklich sehr gut informiert und wissen auch um ihre Stadt und wissen, was der Klimawandel bedeutet.
Und dass das frühere Handeln auf jeden Fall sinnvoll ist, Städte müssen Tempo machen. Wir haben ja eben schon über Wärmewände gesprochen, das trifft auf Hamburg ja auch zu, der ÖPNV ist auf einem guten Weg, also Hamburg macht schon auch sehr, sehr viel in Richtung Klimaschutz, ist da auch sehr offen und muss jetzt nochmal in die Puschen gehen und ich glaube, dass das politisch auch sinnvoll ist, da ein bisschen Druck zu machen. Und spannend war ja auch, dass es sozialverträglich sein soll, das war da ja hervorgehoben. Ja, das finde ich auch sinnvoll und diese Sozialverträglichkeit wird ja immer hinten vorgelassen, dass Klimaschutz oder Kluger Klimaschutz ja auch gerade soziale Vorteile schafft, wenn der ÖPNV billiger wird, wenn er attraktiver wird, wenn das energetische Sanieren dazu wirkt, dass das Heizen billiger wird, dass es auch umweltfreundlicher wird und so weiter. Und wenn man dann auch den einkommensschwachen Haushalten dabei hilft, diese Transformation mitzugestalten, halte ich das für absolut sinnvoll.
Wenn ihr auch einen Klimatop oder einen Klimaflop für uns habt, dann meldet euch gerne, das kann aus eurer Gemeinde, eurer Stadt sein, ganz egal. Schreibt uns an podcast@klimaklartext .de Vielen Dank, Frau Kemfert, für diese Einordnungen. Danke Ihnen. Die wichtigsten Quellen zu dieser Sendung findet ihr in den Show Notes. Wir hören und sehen uns immer am letzten Sonntag im Monat, überall wo es Podcasts gibt und auf den Seiten der Frankfurter Rundschau. Und wenn ihr irgendwelche Fragen, Hinweise, Kommentare habt, dann schreibt uns eine E -Mail an podcast@klimaklartext .de Wenn euch die Gefolge gefallen habt, dann erzählt sie gerne anderen Menschen und dann fehlt uns weiter, abonniert uns und dann hören wir uns Ende November wieder.
Das war die zweite Folge von Klima Klartext, der Podcast der Frankfurter Rundschau zur Klima - und Energiepolitik. Ich bin Kristin Langen. Vielen Dank.