Mit Humor und spitzer Feder
mit Roman Deininger
15.10.2024 21 min
Zusammenfassung & Show Notes
Warum schreibt ein selbsternannter Nicht-CSU-Fan beruflich über "meine" Partei? Das und mehr erfahrt ihr im Gespräch mit dem gebürtigen Ingolstädter Roman Deininger von der Süddeutschen Zeitung.
Roman Deininger ist Journalist bei der Süddeutschen Zeitung und Buchautor. Mit spitzer Feder und guter Beobachtungsgabe begleitet er vor allem die CSU und ihre Protagonisten kritisch.
Seine Karriere begann der gebürtige Ingolstädter nach dem Abitur beim Donaukurier. Damals schrieb er noch für wenig Geld Kinorezensionen im Kulturteil. Mittlerweile hat Roman Deininger sich als Chefreporter der Süddeutschen Zeitung in der politischen Berichterstattung einen Namen gemacht.
Im #mdbpodcast spricht er über seine journalistischen Anfänge, sein Verhältnis zu Ministerpräsident Markus Söder und warum er gerne aus „journalistischer Notwehr“ mit einer Prise Humor schreibt. Am Ende klärt sich auch die Frage, warum Roman Deininger einst nach seiner Abiturrede Hausverbot am Reuchlin-Gymnasium erhalten hat.
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Mitten durch Bayern - der #mdbpodcast
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Transkript
Heute bin ich wieder unterwegs, mitten durch Bayern.
Das Schöne an meinem Job ist, dass ich viele Menschen treffe, die außergewöhnliche Geschichten
zu erzählen haben.
Auch gleich wieder.
Ich bin Reinhard Brandl und das ist mein MdB-Podcast.
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ich kann mich gut erinnern, in meinem ersten Bundestagswahlkampf
2009 habe ich eine Anfrage bekommen von der Süddeutschen Zeitung.
Ein junger Reporter wollte mich im Wahlkampf begleiten und ein paar Termine mit mir machen.
Ehrlicherweise war ich da etwas nervös, weil mir war schon klar, wenn da die SZ kommt,
das ist jetzt nicht der Bayern-Kurier, der da mit am Tisch sitzt.
Ich habe aber dennoch zugestimmt und zu mir kam ein junger Reporter, wir hatten einige
schöne Termine, ich erinnere mich an das Weinfest in Mindelstetten und am Ende hat
sich herausgestellt, dass meine Angst komplett unbegründet war, weil der Artikel ist nie
erschienen.
Und jetzt sitze ich hier 15 Jahre später im Hochhaus der Süddeutschen Zeitung im Büro
des Chefreporters Roman Deininger und spreche über seine Zeit von damals und die Zeit bis
hierher.
Lieber Herr Deininger, schön, dass ich da sein darf.
Servus, herzlich willkommen.
Herr Deininger, können Sie sich an diese Zeit und an die Termine mit mir noch erinnern?
Selbstverständlich erinnere ich mich dran, ich erinnere mich aber nicht daran, warum
kein Artikel erschienen ist.
Kommt es eigentlich häufiger vor, dass Sie so Termine machen und am Ende nichts rauskommt?
Ich glaube, da haben wir eine sehr gute Quote, das kommt selten vor.
Aber es kann natürlich entweder am Autor liegen, dass nichts rauskommt oder am Protagonisten,
den man beobachtet.
Das können wir uns nicht mehr klären, 15 Jahre später.
Das stimmt, aber ich gebe es ehrlicherweise 15 Jahre später zu, ich wollte extra langweilig
sein, um keine Angriffsflächen zu bieten.
Das ist ganz offenbar gelungen.
Herr Deininger, Sie waren damals als junger Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung.
Ihre eigentliche journalistische Karriere haben Sie aber begonnen beim Donaukurier.
Können Sie mal kurz beschreiben, wie Sie eigentlich zum Journalismus gekommen sind?
Gerne.
Ich war in Ingolstadt am Reuchlin-Gymnasium und habe da schon für die Schülerzeitung
geschrieben.
Mit großer Freude.
Ich habe festgestellt, wenn man es mit Humor versucht und zum Beispiel über einen Tanzkurs
schreibt, kann es vorkommen, dass die Tanzschule beleidigt ist, weil sie den Humor nicht versteht.
Aber das hat mir eigentlich alles nur mehr Lust gemacht.
Dann habe ich direkt nach dem Abitur ein Praktikum beim Donaukurier gemacht in der Lokalredaktion
und so hat das alles begonnen.
Wir haben uns natürlich vorbereitet auf diesen Termin.
Das habe ich befürchtet.
Wir haben unsere Quellen beim Donaukurier angezapft und gebeten, Sie möchten doch mal
die Frühwerke des Roman Deiningers uns ausdrucken.
Gefährlich.
Da habe ich welche dabei.
Das Erste, was wir gefunden haben, ist aus dem Oktober 1998 im Kulturteil.
Es geht um eine Filmrezension, Rabenschwarzer Humor, Small Soldiers, Kriegsspiele
im Vorgarten.
Ich erinnere mich.
Es ist doch super, dass Sie das ausgegraben haben.
Wahnsinn.
Sie haben damals vor allem über Kultur geschrieben und über Filme.
Sie haben eine große Reportage, man muss beeindruckt sein, der Donaukurier hat im Frühjahr
schon viel Platz eingeräumt.
Eine ganze Seite über die Oscar-Verleihung in Los Angeles, auch damals 1999.
Ich habe damals viel über Filme geschrieben, weil das war einfach eine große Leidenschaft,
das Kino.
Und was ich damals toll fand, ich habe es eigentlich gar nicht fassen können, dass
mir jemand Geld dafür gibt, dass ich Filme anschaue und darüber schreibe, dass ich also
was mache.
Da war es mich eh begeistert, das Gleiche galt für Kabarett, Eishockey, alles Dinge,
die ich auch so geschaut hätte und die auf einmal für mich so ein bisschen Beruf waren.
Allerdings viel Geld hat man nicht verdient, das waren Pfenningbeträge pro Zeile.
Aber für einen Studenten war es auch gar nicht schlecht.
Wenn man weiter im Redaktionsarchiv kramt, dann findet man aber auch ganz andere Artikel,
nämlich aus dem Lokalsport.
Der Roman Deininger, damals spielte bei der MBBSG Manching.
Jawohl, glorreiche Zeiten.
Ja gut, das geht jetzt aus den Artikeln gerade nicht hervor.
Gott sei Dank.
Aber die Verbundenheit zum Fußball und zum Sport ist immer noch da, oder?
Absolut, ich bin ein großer Fußballfan, auch Eishockeyfan, also verfolge sowohl den FC Ingolstadt
als auch den ERC Ingolstadt ganz genau.
Und auch wenn ich jetzt in München lebe, bin ich auch großer Bayern-Fan,
aber der ERC und der FC Ingolstadt haben einen Platz in meinem Herzen.
Wir sitzen ja hier in Ihrem Büro und was auffällt, direkt überhalb Ihres riesengroßen Bildschirms,
ist ein Foto vom ERC Ingolstadt.
Und ich vermute, das war das Jahr 2014, damals als der ERC Ingolstadt Deutscher Meister wurde.
Richtig vermutet, genau.
Das ist der Moment der Schlusssirene im siebten Spiel in Köln.
Und das Foto zeigt die Bank des ERC, hinten der Niklas Sundblatt, der Meistertrainer damals.
Das war ein ganz toller Moment.
Ich habe ein paar Spiele der Serie im Stadion gesehen, unter anderem das erste Spiel in Köln.
Und ich weiß noch, da sind wir aus der Halle gegangen und haben gesagt,
naja, da hat der ERC verloren, ist ja toll, dass wir überhaupt im Finale sind gegen Köln.
Ehre genug.
Und nach sieben Spielen waren wir dann deutscher Meister.
Darunter hängt der Spielplan zur Europameisterschaft 2024.
Waren Sie mit der deutschen Mannschaft zufrieden?
Ich war sehr zufrieden.
Ich fand, das war ein tolles Turnier.
Nicht nur von den Deutschen, die endlich wieder Spaß gemacht haben.
Ich habe auch ein paar Spiele im Stadion gesehen, hier in der Arena München,
auch ein Spiel in Stuttgart.
Das war ein kleines Sommermärchen, würde ich sagen.
Schreiben Sie ab und zu nur über Sport?
Ich schreibe wenig über Sport.
Gelegentlich ergibt es das mal.
Aber das ist auch eine bewusste Entscheidung.
Ich könnte jetzt zum Beispiel über den ERC oder den FC Ingolstadt oder den FC Bayern
nicht mehr schreiben, weil ich mich da zu meinem Fantum bekenne.
Und dann wären wir einfach zu nah dran.
Sie schreiben ja aber hauptsächlich über Politik.
Genau, weil ich kein CSU-Fan bin.
Das muss ich leider zur Kenntnis nehmen.
Aber das war mir schon bewusst, bevor ich hierher gekommen bin.
Was fasziniert Sie denn an der CSU so, dass Sie uns so lange, so intensiv begleiten?
Also, ich glaube, die CSU ist eine bayerische Realität,
ein Monolith in der politischen Landschaft in Bayern und in Deutschland.
An dem haben sie Generationen von Journalisten abgearbeitet.
Und in diese Tradition stelle ich mich.
Ich finde, dass man ihrer Partei besonders genau auf die Finger schauen muss,
weil sie ja in Bayern so ein Stück weit selbsternannte Staatspartei ist.
Ich würde aber auch sagen, als Journalist fühle ich mich gut unterhalten von der CSU.
Wenn ich in Ihrem Büro mich so weiter umblicke,
dann sind ja auch einige Erinnerungsstücke und besondere Dokumente
der Zeitgeschichte von der CSU hier drin.
Zum Beispiel an dem Tisch, an dem wir gerade sitzen,
sind unten ein paar Zeitungen mit einer historischen Ausgabe des Spiegels,
die ganz oben aufliegt, nämlich vom 28. November 1962
mit dem Titelbild Franz Josef Strauß.
Haben Sie denn auch noch eine Erinnerung an Franz Josef Strauß?
Also richtige Erinnerungen habe ich nicht.
Da bin ich dann vielleicht doch ein Tick zu jung.
Aber der Strauß ist ja bis heute in der CSU präsent.
Ich finde ja tatsächlich, dass er ein bisschen romantisiert wird,
also ein bisschen verklärt wird.
Der hatte natürlich ganz, ganz große Qualitäten,
toller Redner, intellektuelle Kraft hat er auch besessen.
Aber er hat sich schon sehr viel geleistet,
was man wesentlich kritischer sehen könnte, als es die CSU heute tut.
Sie haben ja mehrere Bücher geschrieben, unter anderem über Markus Söder.
Arbeiten Sie gerade wieder aktuell an einem Buch?
Ich glaube, das kann ich meiner Familie nicht zumuten in nächster Zeit,
aber irgendwann werde ich es wieder tun.
Mir macht das Bücherschreiben super viel Spaß,
weil man Gelegenheit hat, sich einmal richtig auszuschreiben.
Bei der Zeitung ist ja immer irgendwo der Deckel drauf,
wie viele Zeilen man unterbringt in der gedruckten Ausgabe
oder wie viel man den Lesern auch online zumuten will.
Und bei einem Buch kann man sich immer richtig gehen lassen.
Und das macht viel Spaß.
Jetzt ist das Buch über Markus Söder gegenüber dem Markus ja nicht nur nett.
Aber jetzt kann ich Ihnen von der Szene berichten.
Ich habe es dann auch ein Foto gemacht, habe es Ihnen dann auch gezeigt.
Wir sitzen mit Markus Söder gemeinsam auf dem Eichstätter Volksfest.
Plötzlich kommt ein Fan, also ein echter Verehrer auch, her
und sagt, Herr Markus Söder, könnten Sie mir bitte dieses Buch signieren
von Roman Deininger.
Und der Markus Söder hat das mit einem Lächeln auch mitgemacht.
Wie finden Sie es, dass er jetzt Ihre Bücher signiert?
Das ist natürlich ein bisschen schockierend, ehrlich gesagt.
Nein, damit muss ich leben.
Ich und mein Co-Autor Uwe Ritzer.
Es wundert mich aber auch nicht,
weil zu den Strategien von Markus Söder gehört schon,
dass er Kritik auch umarmt, um ihr so die Spitze zu nehmen.
Ich glaube, wir haben eine faire, aber natürlich an einigen Stellen
auch nötigerweise harte Biografie geschrieben.
Und er hat damals anerkannt, dass wir uns bemüht haben,
ihm gerecht zu werden, so würde ich sagen.
Und da habe ich mit ihm ein ordentliches Verhältnis.
Der sagt, was ihm nicht passt, und das nimmt man zur Kenntnis.
Manchen Kritik nimmt man sie vielleicht auch zu Herzen,
andere teilt man vielleicht einfach nicht.
Jetzt ist ja die Süddeutsche Zeitung,
und Sie haben es ja gerade selber erwähnt,
nicht gerade bekannt für Hofberichterstattung der CSU.
Wie reagieren denn auch meine Kollegen oder CSU-Leute auf Sie,
wenn sie sagen, ich komme von der Süddeutschen Zeitung,
könnten Sie mir ein paar Fragen auch mal beantworten?
Merkt man da diese Distanz?
Also ich würde sagen, es fliegt nicht jede Tür sofort auf,
wenn man sagt, man kommt von der SZ in der CSU.
Aber was ich schätze an der CSU ist,
dass es so sportliche Nehmerqualitäten gibt.
Das fängt an bei Markus Söder,
der schon umgehen kann mit journalistischer Kritik,
vielleicht, weil er ja selber ein Journalist ist,
qua Ausbildung, er hat ja beim Bayerischen Rundfunk volontiert.
Und überhaupt finde ich, die CSU kann schon auch einstecken.
Ihr seid auch groß im Austeilen, aber ihr könnt es auch einstecken.
Das ist etwas, was ich über die Jahre zu schätzen gelernt habe.
Sie waren ja kurz nachdem wir unsere erste Begegnung hatten,
für einige Jahre auch in Baden-Württemberg.
Aus der Zeit hängt in Ihrem Büro auch noch ein Foto mit Winfried Kretschmann,
der etwas verdrieselig schaut,
vermutlich, weil er gerade einen Ihrer Kommentare liest.
Aber kleiner Scherz am Rande.
Auch zu den Grünen sind wir streng.
Das wollen viele in der CSU immer nicht wahrhaben,
aber wir betrachten alle Parteien kritisch.
Aber Sie haben ja eigentlich bayerische Politik
und baden-württembergische Politik hautnah beides erlebt.
Was ist der Unterschied?
Ich würde feststellen, Bayern ist selbstkritisch als Bayer.
Baden-Württemberg ist ja auch ein wunderschönes,
auch wohlhabendes Südland, genau wie Bayern.
Aber das führt nicht zu so einem riesengroßen Sendungsbewusstsein,
wie wir Bayern das vielleicht besitzen.
Das Symbol für Bayern wäre vielleicht Königsschloss Neuschwanstein.
In Baden-Württemberg ist das alles eine ganze Nummer bescheidener.
Das ist so das Häusle mit Gärtle.
Das ist so das baden-württembergische Selbstverständnis.
Da protzt man nicht so gern, wie wir das in Bayern machen.
Also ich habe Baden-Württemberg sehr liebgewonnen in den vier Jahren,
muss aber auch sagen, dass ich dann ganz happy war,
wieder nach Bayern zurückzukehren.
Aus Ihrer Zeit aus Baden-Württemberg haben Sie noch ein Andenken
hier weiter im Büro stehen.
Ich sage es jetzt ganz ehrlich, man ist ein bisschen irritiert,
wenn man es sieht. Es ist ein Arsch mit Ohren.
Ja, das ist der eine Journalistenpreis, den man nicht gewinnen will.
Ich habe ihn zweimal gewonnen, gemeinsam mit meinem Kollegen Max Hägler.
Welche Leistung wird da besonders ausgezeichnet,
beziehungsweise nicht ausgezeichnet?
Die Leistung ist, dass man den größten Leserhass auf sich gezogen hat.
Also dass man die zornigsten Leserbriefe bekommen hat.
Das war in Stuttgart aber nicht schwer und zwar aus zwei Gründen.
Erstens gibt es Baden-Württemberger,
die so die grundsätzliche Frage aufgeworfen haben,
muss die Süddeutsche unbedingt einen Bayern schicken,
um über Baden-Württemberg zu berichten?
Hätte es da keine Einheimischen gegeben?
Und das Zweite war, damals tobte der Streit um Stuttgart 21
und da lagen die Nerven natürlich auf beiden Seiten,
Befürworter und Gegner, blank.
Das heißt, egal was man geschrieben hat, es gab immer böse Post.
Was man im Gespräch schon merkt und was man vor allem auch merkt,
wenn man Ihre Artikel liest, eines Ihrer zentralen Stilmittel ist der Humor.
Die Ironie, mit der Sie manche Dinge mit verpacken, das zeichnet Sie aus.
Wie haben Sie das entwickelt?
Ich habe relativ früh angefangen damit zu experimentieren,
eigentlich schon in der Schülerzeitung.
Das hat mir einfach Spaß gemacht,
vielleicht weil ich selber mich schon früh für Kabarett interessiert habe, Comedy.
Vielleicht hat sich das irgendwie in journalistisches Schreiben übersetzt.
Jedenfalls hat es sich dann später als praktisches Mittel erwiesen,
im Angesicht der mächtigen CSU, so ein Stück journalistische Notwehr,
der Humor und die Ironie für mich.
Und es gehört natürlich auch bei der Süddeutschen Zeitung,
für die ich jetzt arbeiten darf, so ein bisschen zur DNS der Zeitung.
Man schaut witzig auf die Welt, wo es möglich ist, ernst, wo nötig.
Das ist ein Stil, der mir sowohl als Leser als auch als Autor sehr gut gefällt.
Ich gebe zu, manchmal schmeiße ich mich selber weg bei Ihren Artikeln,
weil sie durchaus lustig sind und auch mit tiefsinnigem Humor,
besonders Ihre Glossen.
Ich frage mich nur, ob da jeder immer den Unterschied erkennt,
was ist jetzt ernst und was ist ein Kommentar und was ist eine Glosse?
Das ist eine sehr berechtigte Frage.
Auf Glossen kriegt man sehr verlässlich einige Leserbriefe von Leuten,
die das für exakt wahre Münze genommen haben.
Und da muss man das dann erklären.
Aber das gehört dazu, Humor ist immer eine Geschmacksfrage.
Nicht jeder hat den gleichen Humor.
Ich finde aber, das hat sich bei mir so ein bisschen herauskristallisiert,
für eine gute Pointe, wenn ich finde, irgendwas ist wirklich ein guter Witz,
dann kann man den machen, wenn man glaubt, dass die Mehrheit ihn versteht.
Dann kann man auch in Kauf nehmen, dass es ein paar Leute gibt,
die drüber stolpern und sagen, das verstehe ich nicht.
Und was mir, vielleicht der Gedanke noch, was mir sehr gefällt am Humor ist,
er ermöglicht einem, so ein bisschen scharfe Kanten abzuschleifen,
ohne dass man zum Beispiel von Kritik was wegnimmt.
Man kann Botschaften überbringen, die vielleicht hart sind,
die dann aber leichter zu verdauen sind, weil sie humoristisch serviert wurden.
Ich habe da gerade eine schöne Formulierung im Text von Ihnen gefunden.
Es geht um Friedrich Merz und Markus Söder.
Aktuell vom 16. September steht der schöne Satz drin.
Merz selbst hat zeitweilig mehr vermeidbare Fehler gemacht
als Alexander Zverev bei den US Open.
Und dann ist ja noch die Thüringer Angelegenheit der CDU,
die den Raum für Last-Minute-Unglücke wenigstens erweitert.
Ja, also der Raum war nicht weit genug erweitert,
dass Markus Söder doch noch hätte Kanzlerkandidat der Union werden können.
Ja, ich finde es einfach schön, wenn man nicht immer bierernst ist.
Ich finde, man kann in Kommentaren, kann man natürlich manchmal auch,
oder muss man auch ernst sein, wenn die Situation das erfordert.
Aber die Zeiten sind so schwermütig, die Zeiten sind so ernst,
dass man die Gelegenheiten, ein bisschen Leichtigkeit reinzubringen,
auch nutzen sollte, wenn sie sich bieten.
Herr Deininger, kommen wir nochmal zurück an den Anfang unseres Podcasts.
Wir haben über Ihre Wurzeln gesprochen,
damals begonnen beim Donaukurier in Ingolstadt.
Wie blicken Sie heute aus der Münchner Perspektive auf unsere Stadt Ingolstadt?
Ich lebe jetzt schon lange in München, fühle mich auch da daheim,
aber ich würde sagen, Ingolstadt ist meine Heimat.
Ich bin immer noch gern dort, meine Eltern leben dort.
Ich finde, dass Ingolstadt eine unterschätzte Stadt ist.
Also man erlebt immer wieder, dass Leute nur Audi kennen,
nur vom Vorbeifahren auf der Autobahn, die Raffinerietürme,
vielleicht das Factory Outlet Zentrum,
aber dass die wenigsten wissen, dass das eine wunderschöne mittelalterliche Stadt ist,
die auch heute viele Vorzüge bietet, tolles Kulturleben zum Beispiel.
Gleichzeitig finde ich, dass Ingolstadt immer noch zu wenig aus sich macht.
Ingolstadt könnte sich besser verkaufen.
Ingolstadt könnte mutiger sein, zum Beispiel architektonisch.
Also da wäre sicher noch Luft nach oben,
aber mein Herz schlägt schneller, wenn ich in Ingolstadt an der Autobahnausfahrt Nord abfahre und nach Hause fahre.
Jetzt haben wir auch ein bisschen recherchiert, welche Spuren Sie in Ingolstadt auch hinterlassen haben.
Die einen Spuren habe ich Ihnen schon gezeigt.
Klingt schon wieder gefährlich.
Im Archiv des Donaukuriers, wir haben uns auch über Ihre Schulzeit informiert
und sind dann darauf gestoßen, dass Sie bei Ihrer Abiturfeier am Reuchlin-Gymnasium eine Rede gehalten haben
und danach Hausverbot erhalten haben.
Das muss ich leider bestätigen.
Keine Fake News, das war so.
Aber das klingt dramatischer, als es war.
Für uns alle.
Vor allem in der Rückschau.
Mein Jahrgang, wir haben uns damals kurz vor dem Abitur
ein bisschen mit unserem damaligen Schuldirektor überworfen,
was sehr schade war, weil wir, also ich spreche jetzt für mich und viele Mitschülerinnen und Mitschüler,
die Zeit am Reuchlin wirklich genossen haben.
Das war für mich auch ein Stück Heimat, die Schule.
Und gut, kann sein, dass ich in der Abiturrede dann vielleicht
einen kritischen Gedanken zum Bildungssystem zu viel angeführt habe,
aber das sollte damals schon nicht darüber hinwegtäuschen,
dass das Reuchlin ein toller Ort meiner Jugend war.
Okay, aber jetzt ist die spannende Frage, dürfen Sie wieder ins Reuchlin hinein
oder gilt das Hausverbot immer noch?
Also wenn es noch gilt, dann wird es nicht durchgesetzt.
Ich war mehrmals zu Gast, bin eingeladen worden zu Lesungen,
habe wirklich gute Verbindungen ans Reuchlin und freue mich jedes Mal,
wenn ich da lesen oder mit den Schülerinnen und Schülern diskutieren darf.
Also beste Beziehungen zum Reuchlin.
Okay, das hört man gerne und ich würde mich auch freuen,
Sie mal wieder in Ingolstadt sehen und begrüßen zu können.
Am Ende unseres kurzen Gesprächs haben wir aber noch ganz kurze Fragen vorbereitet.
Die Zuhörer, die den Podcast häufiger verfolgen, kennen das bereits
und ich bitte Sie um eine kurze Antwort, am besten mit nur einem Wort.
Sprudel oder still? Still.
Süß oder herzhaft? Süß.
Kaffee oder Tee? Tee.
Lieferdienst oder selber kochen? Lieferdienst.
Langschläfer oder Frühaufsteher? Langschläfer.
Gedruckte Zeitung oder App? Beides.
Ich mag die gedruckte Zeitung immer noch als zum in der Hand halten.
Gleichzeitig informiere ich mich natürlich digital.
Lieber Kommentar oder Glosse? Eindeutig Glosse.
Würden Sie lieber Zeitreisen oder in die Zukunft ziehen?
Dann nehmen wir die Zukunft.
Podcast hören oder Buch lesen?
Ach, großes Sorry, Buch lesen.
Fußball oder Eishockey?
Ganz eine harte Nummer, aber am Ende Fußball.
Plan oder spontan? Spontan.
Kreativ oder technisch? Kreativ.
Optimistisch oder pessimistisch? Optimistisch, sicher.
Also dann blicken wir mal optimistisch in die Zukunft, lieber Herr Deininger.
Ich bedanke mich für das Gespräch, ich freue mich,
auch wenn es manchmal hart ist, wieder mal von Ihnen zu lesen,
weil zum Lachen gibt es am Ende vielleicht immer was.
In diesem Sinne.
Ich danke Ihnen für den Besuch und für das heitere Gespräch
und ich bin froh, dass es diese Ebene auch gibt zwischen Journalisten und Politikern,
weil ernst wären wir ja dann früh genug wieder.
So ist es. Alles Gute und bis bald.
Servus, danke.
Abonniert ihn und erzählt euren Freunden davon.
Wenn ihr Ideen oder Anregungen habt, dann schreibt mir gerne eine E-Mail.
an reinhard.brandl at bundestag.de
Ich mache mich jetzt wieder auf den Weg und freue mich auf die nächste Station.
Roman Deininger
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