Mit Yoga zurück ins Leben
mit Steffi Praunsmändtl
13.02.2024 25 min
Zusammenfassung & Show Notes
Steffi Praunsmändtl spricht über die Nacht vor 17 Jahren, die alles veränderte, wie sie sich nach einem Genickbruch mit Yoga zurück ins Leben kämpfte und über ihr Herzensprojekt "Goals for Kids“.
Vor 17 Jahren änderte ein schwerer Unfall das Leben der Ingolstädter Unternehmerin Steffi Praunsmändtl. im #mdbpodcast erzählt sie, wie sie danach ihren Alltag änderte. Inzwischen führt sie ein erfolgreiches Yogastudio und ist tragende Säule bei "Goals for Kids". Das Wohltätigkeitsprojekt des ERC Ingolstadt sammelt Geld für benachteiligte Kinder.
Goals for Kids im Netz.
Goals for Kids im Netz.
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Mitten durch Bayern - der #mdbpodcast
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Transkript
Heute bin ich wieder unterwegs, mitten durch Bayern.
Das Schöne an meinem Job ist, dass ich viele Menschen treffe, die außergewöhnliche Geschichten zu erzählen haben.
Auch gleich wieder.
Ich bin Reinhard Brandl und das ist mein MdB-Podcast.
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, mein heutiger Gast ist ein fester Bestandteil der Ingolstädter Stadtgesellschaft.
Viele kennen sie vor allem aus der Zeitung.
Wer ihren Namen googelt, findet zahlreiche Artikel.
Im Vordergrund steht dabei aber selten sie, sondern meistens die gute Sache.
Ich rede von Steffi Praunsmändtl, auch bekannt aus der Autohaus-Dynastie Praunsmändtl,
die sich mit einem großen Einsatz sozial engagiert und heute keine Autos verkauft,
sondern als selbstständige Yoga-Lehrerin arbeitet und ihr eigenes Unternehmen aufgebaut hat.
Vor 17 Jahren gab es einen Augenblick, der ihr Leben komplett verändert hat und der zu einem Wendepunkt für sie wurde.
Wie man es schafft, sich danach wieder ins Leben zurückzukämpfen und welche Rolle auch die Macht der Gedanken dabei spielt,
darüber möchte ich heute mit Steffi sprechen. Schön, dass Du da bist.
Vielen Dank für die Einladung.
Liebe Steffi, ich habe schon gerade angedeutet, wenn man mit Dir spricht,
dann muss man auch darüber sprechen, was vor 17 Jahren damals passiert ist.
Ja, vor 17 Jahren. Es war eigentlich fast genau dieses Datum, der 28.01.2007.
Wir waren mit Freunden zusammen beim legendären Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel,
haben da ein bisschen gefeiert und vernünftig, wie wir sind, haben wir beschlossen,
kurz nach Mitternacht ein Taxi zu nehmen, um ein paar Kilometer weiter in die Pension zurückzufahren.
Dieses Taxi ist dann verunglückt. Wir wurden aus dem Großraumtaxi geschleudert.
Ich dachte anfangs, dass es eigentlich nicht mehr als eine Gehirnerschütterung ist.
Das Ganze hat sich dann aber am nächsten Morgen als wahrer Albtraum erwiesen,
als ich dann die Diagnose einer dreifachen Atlasfraktur bekommen habe mit der Möglichkeit eines hohen Querschnitts
und dann ganz schnell nach Innsbruck geflogen werden musste.
Ja, und da mein Leben eigentlich einen komplett neuen Lauf oder einen neuen Anfang bekommen hat.
Wie ging es dann nach dem Unfall weiter? Wie lange hat die Behandlung gedauert?
Du hast auch fremde Hilfe angewiesen.
Genau, also ich war dann erst mal eine Woche in Innsbruck im Krankenhaus.
Man konnte mich nicht operieren, weil das alles zu gefährlich gewesen wäre.
Dann hat man eben meinen Eltern nahegelegt, sie mögen mich bitte abholen.
Ich kam dann mit dem Krankenwagen ins Ingolstädter Klinikum und hatte da das große Glück,
den damaligen ganz neuen Chefarzt der Unfallchirurgie, den Professor Michael Wenzel, kennenzulernen.
Ich wurde in seine Hände gelegt und bin da sehr dankbar.
Mir wurde ein Gerüst an den Kopf geschraubt, ein sogenannter Halofixateur.
Das hat allerdings ein bisschen gedauert, weil das auch wieder ein paar Umstände waren, die nicht so schön waren.
Aber ich war froh, dass ich irgendwann das Gestell hatte, mit dem Gestell irgendwann im März entlassen wurde,
dann zu Hause war. Dann kam ich im September auf Reha.
Also ich sage mal, insgesamt dieser akute Heilungsprozess hat ein Jahr gedauert.
Danach wurde ich eigentlich mit dem schönsten Geschenk, das man als Frau bekommen kann, beschenkt.
Das war auch natürlich nicht geplant.
Aber ich sage auch, es gibt jemanden über uns, der, glaube ich, die Dinge für einen so ein bisschen regelt,
oder wie die Schutzengel, die beim Unfall da waren.
Ich habe dann im März 2008 meine gesunde Tochter auf die Welt gebracht,
und mein Leben hatte da wieder nochmal eine andere Wendung.
Die Heilung, das hat dann alles natürlich gedauert, weil ich wahnsinnig eingeschränkt war
und mich eigentlich wie ein großer Schrank bewegt habe.
Wie hast du es damals geschafft, zurück ins Leben? An was hast du gedacht? Was war deine Motivation?
Ich war zum einen unfassbar dankbar und glücklich, dass ich mich bewegen kann.
Diesen Moment werde ich nie vergessen.
Das war wirklich der schlimmste Moment in meinem Leben, wo der Arzt mir ziemlich schonungslos am Bett gesagt hat,
ein möglicher Querschnitt, und hat dann auch noch so eine Handgeste dazu gemacht.
Darum bin ich einfach heute auch noch jeden Tag, wenn ich aufstehe, dankbar,
dass ich meinen ganzen Körper bewegen kann, meinen Körper spüren kann
und dieses aktive Leben führen kann.
Natürlich war ich am Anfang auf fremde Hilfe angewiesen.
Ich musste immer mit dem Auto gefahren werden.
Der Unfall hat auch natürlich seelische Narben hinterlassen,
weil ich ziemliche Angstzustände hatte, Panikattacken, also buchstäblich Angst vorm Autofahren.
Wobei das Autofahren ja gerade, wenn man aus einem Autohaus raus ist,
natürlich zu den wichtigen Dingen des Lebens gehört.
Das geht mittlerweile wieder.
Aber in meinem Umfeld weiß eigentlich jeder, dass ich kein guter Beifahrer bin,
das einfach nicht gerne mag und dass es auch Situationen gibt,
wo das einfach alles immer wieder hochkommt.
Sei es, wenn ein Hubschrauber kommt, wenn ich einen Notarzt sehe.
Ich arbeitete auch immer wieder an mir und habe dank Yoga da einen Weg gefunden,
der mir da unwahrscheinlich geholfen hat.
Und auch die Meditation, weil das Einzige, was ich konnte,
war eigentlich nur aufrecht dasetzen und nach vorne schauen.
Du hast dann beschlossen, nicht mehr ins Familienunternehmen zurückzukehren,
sondern deinen eigenen Weg zu gehen.
Wie kam es dann dazu, dass du dein eigenes Yoga-Studio gegründet hast?
Das war nicht geplant.
Für mich war schon klar, dass dieser Schlag des Schicksals, nenne ich es jetzt mal,
dass ich den jetzt nicht einfach so wegstecken kann und sage,
ich mache jetzt weiter wie bisher.
Ich habe natürlich ein wunderschönes Leben geführt.
Ich war damals auch mit meinem Partner, mit meinem Mann,
also dem Vater meiner Kinder, schon zusammen.
Wir waren sehr unabhängig, sehr frei.
Und auf einmal war das eben alles anders.
Dann kam eben meine Tochter Lena auf die Welt.
Und ich habe überlegt, nachdem ich nicht lange am Schreibtisch sitzen konnte,
was kann ich denn tun?
Und bin wirklich durch Zufall über Nacht, als ich mal am Bildschirm saß,
auf eine Kinder-Yoga-Ausbildung gestoßen, habe das gemacht.
Und daraufhin meinte dann meine Yoga-Lehrerin, wo ich ja auch immer wieder war,
um selber in Bewegung zu sein, ob ich denn nicht eine große Ausbildung mache.
Dann habe ich aber zu dem Zeitpunkt gesagt,
ich kann so viele Sachen noch gar nicht machen.
Einen Kopfstand werde ich nie wieder machen können.
Dann hat sie gesagt, das musst du auch nicht, überleg dir das jetzt.
Ja, und dann habe ich mir gedacht, warum eigentlich nicht?
Also wie gesagt, weniger, dass ich da jetzt ein Business draus mache.
Aber ich glaube, wenn man halt irgendwie das Unternehmergen in sich hat,
hat sich dann relativ schnell herauskristallisiert, dass daraus mehr wird.
Und ja, irgendwann hat mein Mann mir nahegelegt,
dass der heimische Keller jetzt vielleicht auch nicht mehr die ideale Base ist
für das Business.
Und so habe ich 2010 Yoga.me gegründet.
Ich mache das jetzt also schon seit 14 Jahren.
Habe dazu meine Begeisterung an der Mode mit aufgenommen.
Habe damals auch schon im Keller angefangen, Yoga-Klamotten zu verkaufen, Yoga-Zubehör.
Mittlerweile ist es auf andere Dinge, die Frauen einfach begeistern, gewachsen.
Habe einen Webshop dazu.
Genau, und so ist mein kleines Unternehmen Yoga.me entstanden.
Da bin ich wahnsinnig stolz drauf
und versuche eben mit meiner Geschichte Menschen zu motivieren,
um eben zu zeigen, dass ein Plan B ja auch nicht ganz verkehrt ist.
Und natürlich habe ich auch von daheim die Unterstützung gekriegt.
Das muss ich auch dazu sagen.
Meine Eltern haben uns alle drei sehr, sehr frei erzogen.
Klar, ich weiß noch, ich war damals auch, wo ich einen Lehrplatz gesucht habe,
in der Mercedes-Benz-Niederlassung und habe da Mittag beschlossen,
habe daheim angerufen und gesagt, da kann ich nicht hingehen.
Das geht gar nicht.
Bin dann in ein Modeunternehmen in Ingolstadt und war da wirklich sehr glücklich.
War natürlich zwischenzeitlich, da haben wir, glaube ich,
eine ein bisschen ähnliche Geschichte im elterlichen Unternehmen.
Ja, und dann kam der Unfall, hat mich daraus katapultiert.
Und nachdem mein Vater 2010 sehr krank worden ist, auch verstorben ist,
war ich sehr glücklich, dass ich, wie gesagt, mit meinem Partner
und meinem Mann, den ich auf einem Mercedes-Benz-Workshop kennengelernt habe,
der das Ganze also auch von der Pike auf gelernt hat, jemanden gefunden hat,
ja, der jetzt sozusagen die Unternehmensnachfolge angetreten hat
und zuerst noch zusammen mit meiner Mama das Unternehmen geführt hat
und jetzt, wie gesagt, als Geschäftsführer das Unternehmen Braun's Mäntel
in die nächste Generation führt.
Kommen wir nochmal auf das Yoga-Studio zurück.
Es gibt ja viele Yoga-Studios und viele Yoga-Lehrer.
Was macht Dein Yoga mir eigentlich besonders?
Ja, gute Frage. Also ich glaube einfach, weil es ja ganz persönlich geführt wird.
Also jeder, der mich kennt, der weiß, dass ja die persönliche Verbindung
zu den Menschen ganz wichtig ist, wo ich sage, ich wollte immer,
dass es klein und fein, die Gruppen überschaubar sind.
Also sprich, ich kenne jeden, wir haben ganz viele Yoga-Schülerinnen,
die seit wirklich oder von Beginn an dabei sind,
wo ich ja auch so viel am Leben teilhaben darf.
Also sei es, klar, nicht so schöne Dinge wie Krankheiten,
aber auch, wenn die Leute dann Kinder kriegen, wenn sie heiraten.
Das verbindet einfach ungemein.
Genau das, meine zwei Mitarbeiterinnen, auch die sind beide schon über zehn Jahre bei mir.
Also einfach diese Beständigkeit.
Und da bin ich einfach stolz drauf und das hoffe ich,
dass ich das in dieser schnelllebigen Zeit, wo es ja so viele Veränderungen gibt,
dass ich das einfach nur so weiterführen kann.
Wo ist denn Dein Studio?
Mein Studio ist an der schönen Schutter.
Ich glaube, den Zoo Wasserstern kennt jeder in Ingolstadt, im Ingolstädter Westen.
Also direkt an der Schutter, es plätschert, die Enten schnattern.
Man ist eigentlich, obwohl man in der Stadt ist, mitten in der Natur.
Und auch das ist für mich ganz wichtig, dass da das Ambiente ein bisschen passt,
dass man wirklich so eine Wohlfühloase schafft für Menschen, die aktiv im Leben stehen
und hier eben eine Stunde eine Auszeit finden und sich wirklich mal aus ihrem Leben ausklinken können.
Du sprichst jetzt von Menschen, sind da auch Männer darunter?
Wir haben auch ein paar Männer und die fühlen sich, manche grinsen jetzt vielleicht,
also die, die ich jetzt da meine, weil die fühlen sich auch schon seit vielen Jahren sehr wohl bei mir oder bei uns.
Also wir haben gemischte Gruppen.
Und das finde ich einfach ganz schön, dass bei uns oder mein Yoga für alle ist.
Und wie gesagt, ich komme aus der Geschichte raus, wo ich sage, darum liebe ich Yoga so,
weil es sanft ist, weil jeder für sich entscheiden kann, wie weit gehe ich.
Ich kann ganz bequem aus der Position rausgehen.
Also es sind keine Sprünge, nichts Schnelles.
Jeder hastet durchs Leben und darum finde ich es ganz wichtig,
dass wir da einfach einen Ausgleich haben, wo man sich zurückziehen kann.
Also ich habe einmal Yoga gemacht und bin dann mehrmals so umgefallen.
Mir war das ein bisschen peinlich, weil die, die es neben mir gemacht haben,
offensichtlich schon länger mit dabei waren.
Deswegen habe ich mich eher sozusagen zurückgezogen vom Yoga.
Aber kannst du Leuten, die nicht so gelenkig sind, auch Yoga empfehlen?
Ja, auf jeden Fall.
Und ich meine, ich bin das beste Beispiel, weil wer mich so vor 17 Jahren
oder noch vor 15 Jahren gesehen hat, der hat wirklich gesagt,
mein Gott, also ich konnte meinen Kopf überhaupt nicht bewegen.
Auch das Thema Gleichgewichtssinn war bei mir ganz schwierig,
weil es eben auch durch diesen Bruch massiv gestört war.
Und das ist eben das Schöne, dass ich einfach einen geschützten Raum biete,
wo jeder so sein kann, wie er ist, egal ob er jung, alt.
Also meine älteste Yogaschülerin ist jetzt, glaube ich, knapp 85.
Die ist aber so beweglich, dass ich sage, ein großes Vorbild.
Da kann man Hut ziehen.
In der Früh sind Mamis, die eben mit meinen Seniorinnen üben.
Und ich glaube, diese Mischung macht es auch aus,
dass man sich gegenseitig einfach motiviert oder dass es einfach,
dass Yoga eben kein Leistungsgedanke dahinter steckt,
sondern einfach, wo ich sage, Mensch, da fühle ich mich wohl
und ich kann für mich, für meinen Körper und auch für meinen Geist was tun.
Wie viele Stunden bietest du dann an?
Kann man regelmäßig dann zu dir kommen?
Es gibt immer die gleichen Gruppen.
Wie läuft das praktisch ab?
Genau, also wir haben von Montag bis Donnerstag Stunden,
zwei Abends, Dienstag und Donnerstagmorgen eine.
Wir haben einen Stundenplan.
Den kann man über meine Homepage www.yogami.de einsehen.
Und da kann man sich ganz easy auch eine Stunde buchen
oder ein Dreier-Kennenlern-Ticket buchen.
Man kann sich immer den Tag aussuchen.
Mit Corona bucht man jede Stunde eigens.
Aber wie gesagt, wenn du sagst, Mensch, jetzt passt es mir am Montag,
komme ich am Montag oder ich komme mal in der Früh.
Und das ist das Schöne, dass man hier sehr flexibel ist
und auch immer wieder, wenn man sagt, Mensch, ich bin jetzt mal
zwei Wochen im Urlaub oder auf Geschäftsreise eine Pause machen kann.
Die Steffi hat mir übrigens eine Sanduhr mitgebracht,
die zehn Minuten geht.
Und ich kenne ja Sanduhren hauptsächlich vom Eierkochen.
Und sie hat mir den Tipp gegeben, ich soll jetzt die Sanduhr mal umdrehen
und dann einfach zehn Minuten lang nichts machen
und vor allem auch nicht aufs Handy schauen.
Machst du sowas selber auch?
Also wie gesagt, damals, wo ich zu Hause saß mit meinem Gestell um den Kopf,
blieb mir nichts anderes übrig, als wirklich nur da zu sitzen.
Klar war da Internet oder gab es, weiß ich nicht,
also habe ich mich zumindest noch nicht auf Instagram bewegt.
Und jetzt geht es mir natürlich selber so,
dass man immer wieder im Alltag auch schauen muss.
Ich lege das Handy weg oder wir haben es jetzt wirklich so,
dass wir sagen, mittags kommt das Handy auch in eine Box.
Weil klar, mit zwei pubertierenden Mädels daheim
ist das Handy natürlich ein ganz wichtiges Accessoire.
Und auch natürlich bei mir,
weil ich ja auch natürlich viel mit Social Media mache
oder da auch sichtbar bin.
Aber man muss sich da wirklich immer wieder mal zurücknehmen.
Und darum soll dir dieses Accessoire,
das man sich an den Schreibtisch stellen kann,
dass man sagt, Mensch, ich nehme mir einfach zehn Minuten,
wo ich nur die Augen zumache und atme
oder wo ich nur zum Fenster rausschaue
oder zehn Minuten einmal ums Haus rumgehe.
Ich glaube, zehn Minuten auf Instagram schaffen wir alle schnell.
Aber so zehn Minuten einfach nichts zu tun,
das ist einfach unwahrscheinlich wertvoll.
Ich werde es heute Abend mal probieren.
Aber lass uns weiterreden.
Ich habe es angesprochen, du bist nicht nur bekannt
aufgrund deines Yoga-Studios,
sondern auch für dein soziales Engagement.
Und so wie ich das sehe, steht da im Mittelpunkt der Verein
Goals for Kids, den jeder kennt,
der schon mal in Ingolstadt im Eishockey war
und die Panther hoffentlich ein Tor geschossen haben,
weil bei jedem Tor dann eingeblendet wird,
wer denn für Goals for Kids gerade gespendet hat.
Kannst du mal erklären, wie es zu diesem Verein kam
und wie der Verein und auch das Spendensystem
denn auch funktioniert?
Goals for Kids habe ich im Jahr des Umfalls 2007 mitgegründet.
Dem ist die Stiftung 96 hervorgegangen.
Das war die eigene Stiftung vom damaligen ERC-Kapitän Glenn Goodell.
Und ich war eigentlich so Sekretärin, Übersetzerin, Netzwerkerin,
dass ich praktisch die Verbindungen zu den Sponsoren des ERC schaffe,
zu Geschäftsleuten in Ingolstadt.
Und nachdem natürlich mein eigener Umfall,
wo ich selber gemerkt habe, wie schnell es gehen kann,
dass man ein selbstbestimmtes Leben nicht mehr führen kann
oder auch finanziell oder wie auch immer ganz schnell
ein Sozialfall werden kann.
Deshalb war es für mich einfach gar keine Frage,
im November diesen Verein mit ein paar anderen Leuten,
unter anderem eben dem Ehepaar Goodell, mitzugründen.
Und nachdem der Glenn dann 2010 nach Kanada zurück ist,
war es mir wichtig, dass man das eben nicht sterben lässt,
sondern dass man es irgendwie weiterführt.
Und nachdem dann damals der Herr Stiefel,
damals Beiratsvorsitzender des ERC, gesagt hat,
okay, wenn ich das weiterführe,
dann können wir das auch unterm Dach des ERC weiterführen
nach unserem Spendenmodus, bin ich happy, dass ich es geschafft habe,
dass der Verein immer noch oder mittlerweile sehr erfolgreich ist.
Wir sind ein tolles Team.
Und wir seit der Zeit über 750.000 Euro Spenden sammeln konnten,
also seit 2010, weil seitdem gibt es diese Aufzeichnung der Spenden,
und damit ganz vielen benachteiligten Kindern
in Ingolstadt und in der Region helfen können.
Kannst du mal erklären, wie es funktioniert?
Die Haupteinnahmenquelle sind unsere TOR-Spenden.
Also wir vergeben.
Darum sind wir, wie gesagt, dankbar,
dass wir mit dem ERC eine Plattform haben,
wo wir uns bewegen können,
wo wir natürlich sehr einfach an diese Spenden kommen.
Wir sind vier Frauen.
Und wir suchen vor jeder Saison für jeden Spieler einen,
mittlerweile sind es mehrere TOR-Paten,
die dann 150 Euro pro TOR,
mittlerweile haben wir ja noch einen Heimsieg,
einen Auswärtssieg, den Goalie, ein Shutout,
also wir versuchen alles irgendwie zu Geld zu machen,
was wir irgendwie während eines Spiels rausholen können.
Und sobald dann ein Tor fällt,
gehen 150 Euro in unsere Kasse
und am Jahres- oder am Saisonende
rechnen wir dann diese Spenden ab.
Ich sage mal, diese TOR-Spenden
machen schon zwei Drittel unserer Gesamtspenden aus.
Mittlerweile wachsen auch die Einzelspenden,
weil wir natürlich bekannt werden,
über das Eishockey hinaus.
Oder jetzt haben wir zum Beispiel
mit dem Ingolstädter Triathlon,
wo jetzt auch zum zweiten Mal der Goals for Kids-Lauf stattfindet.
Also noch so eine interessante Plattform,
wo wir einfach an Spenden kommen
und für unsere Arbeit auch begeistern können.
Weil ich sage, wenn man ein gesundes Kind hat,
dann weiß man gar nicht,
was gibt es eigentlich alles für Schicksale hier.
Also wie gesagt, das sind auch Themen,
die mich ja immer wieder ganz stark bewegen.
Darum bin ich sehr glücklich auch,
dass ich diese Arbeit machen darf.
Sind jetzt eigentlich die Spieler,
die mehr Tore schießen, beliebter bei den Spendern
oder eher die, die weniger Tore schießen?
Ja, also jeder hat ja immer so eine klare Vorstellung.
Und wir haben ja dann auch immer so
mittlerweile das so ein bisschen markiert.
Aber vieles verändert sich dann auch
und kristallisiert sich dann oft auch anders raus,
wie es am Anfang eingeschätzt wurde.
Nachdem es um die gute Sache geht,
ist da jeder wirklich bereit.
Und da sind wir wirklich dankbar,
dass wir da einfach so ein Vertrauen auch geschafft haben,
dass mittlerweile die Torparten halt auch schon
über Jahre dabei sind und sagen,
Mensch, das machen wir einfach weiter.
Mit welchen Kriterien wählt ihr dann die Einrichtungen aus,
denen ihr das Geld zukommen lässt?
Also auch dieses Netzwerk haben wir über die Jahre ausgebaut,
weil früher war das eben,
oder der Glenn war mit dem Peter-Steuert-Haus verbunden,
die Waisenhausstiftung,
was ja kein Waisenhaus in dem Sinne ist,
sondern einfach ein Heim für Kinder
aus sozial schwachen Familien,
aus Familien, wo häusliche Gewaltsuchthemen
ein Riesenthema sind,
also wo die Kinder nicht bei den Eltern leben können.
Es leben derzeit 60 Kinder.
Genau das ist natürlich auch noch,
mit dem sind wir sehr eng verbunden.
Aber wir haben mittlerweile ein Netzwerk
von bis zu zehn Einrichtungen
in Ingolstadt und in der Region.
Mit denen sind wir in regelmäßigen Austausch,
schauen immer wieder,
was brauchen die,
was machen die mit unserem Geld,
fahren dahin, sind vor Ort.
Und wie gesagt, auch da haben sich über die Jahre
einfach Freundschaften,
wo wir einfach ganz vertrauensvoll zusammenarbeiten.
Wie können euch denn Spender erreichen?
Am besten über unsere Homepage,
www.goalsforkids.de.
Da gibt es einen Spenden-Button,
also einfach per Überweisung
oder auch per Paypal an info.goalsforkids.de.
Und wir freuen uns über jeden Cent,
weil man kann wirklich mit kleinen Dingen
hier schon vielen Kindern
ein Mehr an Lebensqualität schenken.
Und Einrichtungen können sich vermutlich
auch über die Website bei euch melden
und sich bei euch vorstellen?
Auch da sind wir immer wieder dankbar,
wenn sich Einrichtungen bei uns melden
mit ihren einfach konkreten Wünschen,
Bedürfnissen
und uns einfach anschreiben.
Ich möchte an der Stelle auch erwähnen,
dass du für dein Engagement auch
mit dem Bundesverdienstorten bereits ausgezeichnet
worden bist. Das ist eine ganz seltene
Auszeichnung und eine ganz besondere Ehre.
Ja, es ist auch für mich
immer noch sehr bewegend
und berührend. Also ich werde nie den Moment
vergessen, als ich irgendwann,
also es war gerade zur Corona-Zeit
im April 2021
einen Brief von,
da stand nur hinten drauf,
der Ministerpräsident, also den hat der Postbot
bei uns reingelegt und ich nehme den Brief
und dann dachte ich im ersten Moment,
ich kriege jetzt irgendwie, weil ich
irgendwann mal auf irgendeinem Post
ja, weiß ich nicht,
einfach meine Meinung geschrieben habe
und natürlich auch Yoga-Studios
in dieser Zeit sehr gelitten haben,
dachte ich mir, er schreibt mir jetzt oder
ja, dann mache ich das auf und dann steht eben,
dass ich mit dem
Bundesverdienstorten bedacht
werde und,
dass ich wieder von ihm höre.
Und ich muss gestehen, ich habe es erstmal
überhaupt kaum erzählt, weil ich habe den Brief
genommen und irgendwo im Büro hingesteckt
und hab mir gedacht,
weiß ich nicht, muss ich vielleicht mal
Verwechslung oder keine Ahnung.
Ja, und dann kam, dann habe ich es irgendwann
meinem Mann erzählt, meiner Mama
erzählt und, aber hab gesagt, bitte
sagt das keinem Menschen und
habe es dann meinem Golds4Kids-Team
erzählt, die dann nur geschmunzelt haben
und ich wusste, dass
ja, eine Freundin
oder eine Frau, die auch sozial sehr
engagiert ist, die hatte mal vor
sage und schreibe zehn Jahren einen Brief
über mich an das
Bundespräsidialamt geschickt.
Irgendwann sagt sie mir mal, du, ich habe das dahin geschickt,
aber darum sage ich es dir jetzt, aber da ist
ja nie was passiert und darum gebe ich dir das
jetzt. Okay.
Und scheinbar ging da
irgendwo eine Schublade auf und man hat mich
da wieder entdeckt und ja,
irgendwann kam dann der nächste Brief,
dass natürlich wegen Corona das jetzt alles
schwierig ist und ich nicht nach München
zum Ministerpräsidenten kann und ich
müsste noch mal warten. Also
irgendwann im Oktober war es dann soweit und
ich durfte den wunderbaren
Orden in Deinem Beisein,
das fand ich damals auch wirklich sehr schön,
bedanke ich mich
mit meinem Golds4Kids-Team,
mit meinen engsten Freundinnen und mit meiner
Frau Ingolstädter Rathaus vom
Herrn Oberbürgermeister entgegennehmen.
Ja und das war einfach
sehr berührend, also zum einen, weil in der
Zeit, das war glaube ich die erste Veranstaltung
ohne Maske, man musste zwar noch
die Stühle ein Meter auseinanderschieben,
man musste auch um 10 Uhr nach Hause
gehen, aber das war
egal und das war einfach ein
wunderbarer Moment und ich muss
aber einfach immer wieder sagen, dass ich das nicht
alleine mache, sondern einfach
drei tolle Frauen an meiner Seite
die Stefanie Büchel, die
Doris Schmalzel, die Rekara Tretter und
ja, das macht einfach so
Spaß, weil wir einfach
eine enge Verbindung haben und ich glaube nur so kann man
ein erfolgreiches Ehrenamt
machen mit den richtigen Menschen und
dann investiert man gerne die Zeit
und natürlich ist so eine Auszeichnung
ja dann nochmal die Krönung
und aber
wie gesagt, für mich ist diese Auszeichnung
auch für alle, die mit diesen Kindern arbeiten,
weil vor denen ziehe ich echt den Hut.
Liebe Steffi, vielen Dank für den spannenden
Einblick in dein Leben
und nachdem du gesagt hast, du hast
meine Podcast schon gehört, weißt du ja, was
kommt. Es kommen nämlich jetzt
nochmal ganz kurze Fragen mit einer Bitte
um eine ganz kurze Antwort,
im besten Fall mit einem Wort.
Frühaufsteher oder Langschläfern?
Langschläfer.
Kaffee oder Tee? Kaffee.
Wein oder Bier? Bier.
Schweinebraten, Gemüsebratling?
Schweinebraten. Ketchup oder Mayo?
Mayo. Hunde oder Katz?
Hunde. Berge oder Meer?
Berge. Whatsappen oder
anrufen? Anrufen.
Optimistin oder Pessimistin?
Optimistin.
Das dachte ich mir. Liebe Steffi,
ich wünsche dir für deine weitere
Zukunft, für deinen Verein,
für Goals for Kids, aber auch
für dein weiteres persönliches Leben
alles Gute, dass du deinen Optimismus,
deine Kraft, deine Motivation
nicht verlierst und sie an möglichst
viele Menschen auch weitergibst.
Vielen Dank für das schöne Gespräch und
es hat mir echt ganz viel Freude gemacht.
Und am Ende dieser Folge
hätte ich noch eine Bitte an euch.
Wenn euch der MDB-Podcast gefallen hat,
dann abonniert ihn und erzählt euren Freunden davon.
Wenn ihr Ideen oder Anregungen habt,
dann schreibt mir gerne eine E-Mail
an reinhard.brandl at bundestag.de
Ich mache mich jetzt wieder auf den Weg
und freue mich auf die nächste Station.
Tschüss!
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