Startups können auch mal scheitern
mit Martin Wild
24.09.2024 22 min
Zusammenfassung & Show Notes
Mit 18 Jahren hat Martin Wild sein erstes eigenes Unternehmen gegründet – aus dem Jugendzimmer, mit 5000 Mark Startkapital und ohne Businessplan. Wie es für den erfolgreichen Investor dann weiterging, hört Ihr im Podcast.
Martin Wild ist erfolgreicher Unternehmer und Investor aus Ingolstadt. Bereits als Schüler (!) hat er seine erste Firma gegründet und nach einigen Jahren erfolgreich verkauft. Wir sprechen im #mdbpodcast über die Rahmenbedingungen für Startups in Deutschland. Außerdem geht es um die Notwendigkeit für deutsche Großkonzerne, schneller Entscheidungen zu treffen und Risiken einzugehen, um mit internationalen Start-ups konkurrieren zu können. Auch hier hat Martin Wild eigene Erfahrungen gemacht.
Sein neuestes Projekt ist Organic Garden, eine Firma zur Förderung gesunder Ernährung. Außerdem unterhalten wir uns über seine zukünftigen Interessen im Bereich KI und Blockchain.
Sein neuestes Projekt ist Organic Garden, eine Firma zur Förderung gesunder Ernährung. Außerdem unterhalten wir uns über seine zukünftigen Interessen im Bereich KI und Blockchain.
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Mitten durch Bayern - der #mdbpodcast
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Transkript
Heute bin ich wieder unterwegs, mitten durch Bayern.
Das Schöne an meinem Job ist, dass ich viele Menschen treffe, die außergewöhnliche Geschichten
zu erzählen haben.
Auch gleich wieder.
Ich bin Reinhard Brandl und das ist mein #mdbpodcast.
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, heute habe ich einen der spannendsten und vor allem
inspirierendsten Ingolstädter zu Gast bei mir im Podcast.
Er ist quasi ein Engel, ein Business Angel, zumindest steht es so auf seinem LinkedIn-Profil.
Die Rede ist von Martin Wild.
Er hat mit 18 seine eigene Firma gegründet, erfolgreich dann verkauft, war bei Mediamarkt
Saturn und ist in der Zwischenzeit als Unternehmer und Investor tätig.
Mit ihm möchte ich heute über seinen Lebensweg sprechen und auch darüber, wie wir gerade
hier in der Region die Rahmenbedingungen verbessern können, damit sich auch mehr Startups, mehr
junge, frische Unternehmen in Ingolstadt ansiedeln.
Lieber Martin, herzlich willkommen im MdB-Podcast.
Vielen Dank, Reinhard, vielen Dank für die Vorstellung und dass ich hier sein darf.
Jetzt habe ich schon so ein bisschen angeteasert.
Ich will mit dir über deinen Lebenslauf sprechen.
Du bist in Ingolstadt geboren, hast die Stadt dann aber bald verlassen und dann relativ
schnell auch dein eigenes Unternehmen gegründet.
Martin, erzähl mal, wie war dein Weg?
Du hast gerade schon gesagt, dass ich hier in Ingolstadt geboren bin.
Als ich zwei, drei Jahre alt war, bin ich in die Richtung ins Bayerische Schwaben gezogen.
Dort bin ich aufgewachsen.
Da hört man auch ein bisschen am Dialekt.
Ich habe mein Abitur gemacht und habe noch während meines Abiturs in der 12.
Klasse, Kollegstufe hieß es damals, K12, überlegt, eine eigene Firma zu gründen.
Ich habe mir einen Gewerbeschein geholt und habe meine Firma gegründet.
Die Firma hieß damals Home of Hardware.
Ich habe mir keine Gedanken gemacht damals über einen Businessplan.
Ich habe 5000 Euro in die Hand genommen als Startkapital oder D-Mark, ich glaube damals war
es Mark, und habe dann begonnen und habe einfach dann eine IT-Firma aufgebaut, die ich, wie
gesagt, ohne großen Plan gemacht habe.
Ich habe sehr viel gelernt während des Ganzen und dieses Wissen, das ich in diesem Unternehmen
aufgebaut habe, das möchte ich mittlerweile auch gerne weitergeben.
Andere kümmern sich mit 17, 18 vor allem um einen Führerschein, du um einen Gewerbeschein.
Ich will schon nochmal nachfragen, wie kommt man überhaupt auf die Idee, in so einem jungen
Alter eine Firma zu gründen und was hast du verkauft damals?
Ja, die Idee, ich bin aufgewachsen im Betrieb meiner Onkels, die hatten ein Straßenbauunternehmen.
Ich war immer mit dem Büro mit meiner Mutter, weil die alleinerziehend war, mein Vater ist
früh verstorben und habe wahrscheinlich da auch dieses Unternehmer-Gen sehr früh erlebt,
weil ich immer im Büro quasi mitgearbeitet habe und habe mir dann gedacht, komm, das
probiere ich jetzt auch aus und ich habe dann IT verkauft.
Also ich habe ganz klassisch angefangen, heute sagt man Turnschuh-IT.
Also ich habe PCs verkauft, ich habe kleine Firmen betreut, ich habe Privatpersonen betreut,
meine Klassenkameraden und habe so angefangen mit einem IT-Unternehmen in dieser damals
natürlich sehr schnelllebigen Zeit, wo viele Menschen sich zum ersten Mal einen PC gekauft
haben und in diesem Umfeld habe ich mein eigenes Hobby, IT, das ich immer schon hatte, dann
gesagt, da mache ich jetzt eine Firma draußen, habe das dann nach und nach aufgebaut.
Wie hat sich die Firma dann weiterentwickelt?
Ja, ich habe nebenbei studiert, nicht fertig gemacht, weil die Firma weitergewachsen ist,
habe auch eine Ausbildung begonnen, die ich dann abgebrochen habe, weil die Firma immer
weitergewachsen ist, habe dann 2002 überlegt, dass ich doch noch ein zweites Standbein mir
etablieren konnte, neben dem klassischen kleinen Geschäft und habe dann E-Commerce probiert.
Das war direkt nach dieser Dotcom-Bubble, die es damals gab, also der Einbruch des neuen
Marktes auch und des E-Commerce-Geschäfts und habe dann aus meinem Jugendzimmer heraus
einen Online-Shop quasi gestartet mit auch minimalem Aufwand, auf Ebay gestartet zu verkaufen,
quasi eine eigene Shop-Software gekauft und dann ist das Unternehmen von mir alleine gewachsen
bis zu am Schluss 100 Mitarbeitern und einem Umsatz von 80 Millionen Euro und das innerhalb
von eigentlich fünf Jahren, also von 2002 bis 2007. Am Schluss hat man dann eine Halle in
Westendorf an der Bundesstraße in der Nähe von Augsburg, wo dann das Unternehmen auch
seine Heimat hatte und dann habe ich mich damals entschieden, eben um weiteres Wachstum zu
ermöglichen, dass ich das Unternehmen verkaufe oder ein Teil davon, nicht alles, an die Premiere,
die damals auch unbedingt wachsen wollte im E-Commerce und darum wollten wir gemeinsam im
europäischen Online-Markt quasi auch weiter wachsen. Damals gab es noch Premiere, auch das
ist in der Zwischenzeit Geschichte. Du bist dann nach deinem Ausstieg, glaube ich, zuerst in ein
Sympathical und dann zum Mediamarkt Saturn, da habe ich dich dann zum ersten Mal wahrgenommen.
Richtig, also ich habe dann mich 2007, die Firma hat verkauft und dann kam die Finanzkrise 2008,
vielleicht erinnern sich einige, ich habe mich natürlich auch massiv betroffen, weil ich als
Unternehmer in diesem Umfeld aktiv war, die Premiere hatte auch Schwierigkeiten. Ich habe
dann die Firma nochmal verkauft, dann einen weiteren Käufer und habe mich dann entschieden,
dass ich aussteige und wollte eigentlich auch dieser Consumer Electronics, also diese Elektronik
Branche, den Rücken kehren und habe mit meiner Familie ein Sabbathical in Florida gemacht,
weil ich davor meine Kinder nicht so wirklich Zeit für sie hatte und dann haben wir dort gelebt
und haben auch überlegt, dort länger zu bleiben und dann kam Mediamarkt Saturn, die jemanden
gesucht haben für das Online-Geschäft, weil die hatten ja lange Zeit online verschlafen,
sagt man so, und haben dann mich angesprochen, ob ich nicht helfen könnte, das Online-Geschäft in
Deutschland zu etablieren. Ich habe dann lange überlegt, weil ich genau in die Branche zurückkehren
sollte, aus der ich ja gerade rausgekommen bin, aber da das in Ingolstadt war, wo ich geboren war
und da habe ich gesagt, komm, probier es aus, es schadet nicht, ich war damals knapp 30,
es schadet nicht, dass man mit 30 auch mal lernt, wie ein Konzern funktioniert. Man wird ja nur
smarter damit und habe dann gesagt, komm, probier es aus, kann nichts kaputt gehen und bin dann mit
meiner Familie nach Ingolstadt gezogen und bin dann bei Media Saturn eingestiegen und habe das
Online-Geschäft aufgebaut. Jetzt hast du ja zwei Welten kennengelernt, was ist der große Unterschied?
Ganz offensichtlich die Geschwindigkeit und die Risikobereitschaft und die Entscheidungsfähigkeit.
Als Start-up oder Unternehmer muss man schnelle Entscheidungen treffen, auch Risiko nehmen. Wenn
es schief geht, ist man selber verantwortlich. Im Konzern habe ich genau das Gegenteil erlebt.
Menschen, die versuchen, Risiken von sich wegzuschieben. Entscheidungen werden auf die
lange Bank geschoben und wenn, dann wird immer ein anderer vorgeschoben, der die Entscheidung
trifft. Oder ein großes Gremium wird vorgeschoben, dass ja niemand verantwortlich ist. Das war für
mich auch teilweise sehr viel Schmerzen mit dabei, weil ich ganz anders gewohnt bin zu agieren und im
Konzern gemerkt habe, dass man immer versucht, politisch zu agieren und immer Risiken zu
vermeiden. Das war für mich auch eine Zeit, in der ich mir sicher nicht nur Freunde gemacht habe,
weil ich natürlich mit meiner jungen, wilden Art, ich war gerade mal 30 und komplett,
wie soll ich sagen, nach dem Ziel orientiert und nicht nach Politik, gab es viele Diskussionen
innerhalb des Unternehmens. Was mich massiv wirklich behindert hat, war immer wieder,
dass man für Entscheidungen teilweise ewig lang alle abholen musste und dann gab es wieder jemand,
der dagegen war. Als Unternehmer kann man das gar nicht. Das kann man sich gar nicht leisten. Das
ist für mich auch etwas, was die deutsche Großkonzernmentalität massiv lernen muss,
wenn sie mit den großen Start-ups oder Scale-ups der Welt konkurrieren wollen,
dass sie einfach schneller auch Entscheidungen treffen und auch mal Risiken nehmen und nicht
immer nur versuchen, alles 25 mal zu diskutieren. Es ist ein besonders deutsches Phänomen oder ist
es vor allem ein Phänomen großer Unternehmen, das zum Beispiel in Amerika oder an anderen
Orten auch ähnlicherweise auftritt? Es ist sicher großunternehmensspezifisch,
das haben auch andere, die groß werden, aber ich glaube in Deutschland noch stärker ausgeprägt,
weil die deutsche Mentalität keine hohe Fehlerkultur hat. In Deutschland werden Menschen,
die Fehler machen, auch eher negativ bespielt. In den USA ist es so, dass wenn man auch Fehler
macht oder auch ein Start-up mal schief geht, ist man deswegen nicht verpönt, sondern man hat ja
was gelernt daraus und das haben glaube ich die Deutschen ganz besonders. Über Fehler spricht man
nicht, Fehler werden unter den Teppich gekehrt, passieren tun sie natürlich trotzdem und das ist
eine Mischung, die da in Deutschland ganz besonders ist, wieso auch viele große deutsche
Unternehmen so behäbig und langsam agieren, weil eben genau diese Dinge zusammentreffen.
Große Unternehmen, die automatisch langsam sind, gepaart mit der deutschen Kultur,
lieber vorsichtig und lieber noch mal darüber nachdenken, als jetzt was zu schnell zu entscheiden.
Wie siehst du die deutsche Position im E-Commerce? Haben wir da eine Chance oder
ist am Ende alles amazon.com? E-Commerce ist eigentlich durch,
Amazon und die Chinesen, die natürlich jetzt massiv reinkommen mit Billigangeboten. Also
Temu kennt mittlerweile jeder, die leider auch billig rein liefern dürfen. Davor gab es Whish,
der auch aus China agiert hat. Shein, also gibt es viele Unternehmen. Deutsche,
echt große E-Commerce. Zalando war quasi das Größte, was wir da hinstellen konnten.
Mediamarkt hat es natürlich auch geschafft sich zu etablieren aufgrund der Größe und des Namens,
aber wir werden in Deutschland keinen global agierenden E-Commerce Player mehr haben. Dafür
ist einfach Amazon einfach zu schnell gewachsen und hat auch die Infrastruktur jetzt da geschaffen.
Wir müssen uns auf neue Themen fokussieren, die vor uns kommen, aber E-Commerce ist mittlerweile
einfach ein Standard, der da ist und da ist sehr viel Geld notwendig, um da noch mitspielen zu
können. Die letzten, die es probiert haben, wie eine Quelle, die einen großen Marktplatz gründen
wollten, haben es nicht geschafft. Otto wird es vermutlich auch nicht schaffen, eine größere
Plattform etablieren zu können auf Dauer. Wo sind für dich Themenbereiche, wo du siehst,
dass die deutsche Wirtschaft digital im Online-Bereich noch Chancen hat?
Wir haben natürlich jetzt im Bereich KI riesengroße Chancen. Auch hier wieder ein Beispiel,
was mir da einfällt. Wir sind, glaube ich, die ersten in Europa, die eine KI-Verordnung haben,
aber leider haben kein großes KI-Unternehmen. Wir haben zwar eine Verordnung, haben uns darüber
Gedanken gemacht, aber nicht, um Unternehmen zu etablieren. Und die Unternehmen werden natürlich
dann auch die Geschichte machen. Wir haben hier in Ingolstadt mit dem I-Ninja auch eine wichtige
Basis gelegt, aber ich brauche natürlich auch Rahmenbedingungen. Also ich brauche vor allem
ganz viel Geld, um in diesem Segment agieren zu können. Also KI ist ein Riesenthema im Deutschen,
auch in diesem ganzen Bereich. Nachhaltige Modelle, die digitalisiert werden, riesengroße
Chancen. Wir können auch meiner Ansicht nach in der Blockchain zukünftig noch Chancen heben,
weil der Markt noch in einer frühen Phase ist. Die Deutschen haben eine sehr, sehr gute
Ingenieurfähigkeit und sehr smarte Leute. Wir müssen nur sicher gehen, dass wir diese Menschen
hier halten können und die Rahmenbedingungen schaffen, dass die auch erstens die finanziellen
Mitteln und auch die gesetzlichen Regelungen offen sind, dass sie nicht von Anfang an beschränkt
werden in ihrer Kreativität. Der AI-Act hat mich ja politisch sehr stark beschäftigt, weil wir uns
natürlich schon darüber unterhalten haben, dass wir in Europa die erste KI-Verordnung haben. Wir
aber gleichzeitig sehen, dass sich der Markt zum allergrößten Teil in den USA und teilweise in
China abspielt. Bei diesen generativen Modellen sind über 70 Prozent in den USA, 15 Prozent in
China und 12 Prozent im Rest der Welt, inklusive Europa. Unsere deutsche und europäische Mentalität
ist, erst mal Regeln zu schaffen, aber die Frage, ob dadurch mehr in Europa entsteht,
diese Frage haben wir ehrlicherweise nicht beantwortet. Meine Befürchtung ist eher,
dass wir mit den vielen Regeln eher das Risiko erhöhen und eher Investoren und Unternehmer
abschrecken, als dass wir neue anziehen. Kommen wir wieder zurück zu dir, weil dein Leben geht
noch weiter und du hast schon vorher einen Begriff geprägt, der deinen weiteren beruflichen
Werdegang doch auch ganz gut beschreibt, das ist das Thema Nachhaltigkeit. Viele in Ingolstadt
sind schon mal am Westpark Kreisel vorbeigefahren, haben das Schild Organic Garden gesehen, auch ein
Projekt, das du wesentlich mitgestaltet hast. Kannst du mal kurz beschreiben, was dann dahinter
steckt? Ja, ich bin, nachdem ich bei Mediamarkt Saturn dann ausgestiegen bin 2020, bin ich zu
Organic Garden, habe dann Organic Garden quasi die letzten dreieinhalb Jahre auch als CEO und
Co-Founder mit aufgebaut. Organic Garden hat ja die große Mission, eine gesunde Ernährung zu
etablieren, die lecker schmeckt und auch gleichzeitig gut für den Menschen und den
Planeten ist. Organic Garden ist heute sehr stark fokussiert auf die Großverpflegung. Also
Organic Garden versorgt aktuell 7.000 Menschen täglich, 1.000 Erwachsene, unter anderem das
Landwirtschaftsministerium in München, bis zu 6.000 Kinder, auch davon ungefähr 700 in Ingolstadt,
die täglich versorgt werden und hat eine eigene Softwarelösung, die es hilft, dass Kantinen
gesünder, leckerer, nachhaltiger kochen können und gleichzeitig ihren Tischgästen, also den
Gästen, die vorbeikommen, auch über diese Dinge erzählen, berichten können. Also immer mit dem
großen Ziel, immer mehr Menschen zu begeistern für die bessere, gesündere Ernährung, die
gleichzeitig natürlich super lecker schmeckt. Das ist so Organic Garden in einer Kurzform und das
habe ich in den letzten dreieinhalb Jahren quasi aufgebaut und jetzt vor kurzem übergeben an einen
Nachfolger und ich werde mich zukünftig dann dort im Aufsichtsrat engagieren von Organic Garden und
werde mir wieder selbst etwas Neues anschauen. Hast du schon Ideen? Im Moment gehe ich mit sehr
offenen Augen durch die Welt. Es gibt viele spannende Themen. Ich habe gerade schon ein
bisschen erwähnt KI oder AI, super spannendes Thema. Blockchain bin ich auch ein riesengroßer
Fan. Ich war vor kurzem auch hier in Ingolstadt auf dem Bitcoin-Forum. Ich weiß nicht, wer es
gesehen hat. Die Volksbank-Raiffeisenbank Ingolstadt ist die erste Bank Deutschlands,
das wissen viele gar nicht, die Bitcoin quasi auch vertreibt oder dazu berät. Das finde ich
super spannend und innovativ von einem Finanzinstitut in Oberbayern. Das finde ich auch
super spannend, werde mich auch sicher immer wieder mal im brigkk hier auf aufhalten. Das habe
ich ja damals auch mit Mediasaturn gemeinsam initiiert und finde ich eine super gute, auch eine
Basis, um hier Unternehmen zu entwickeln und werde mir viele Dinge anschauen, um dann zu sehen, wo es
am meisten Sinn macht, wo man erfolgreich sein kann und gleichzeitig auch einen positiven Fußabdruck
hinterlassen kann. Du hast das brigkk schon erwähnt, da habe ich dich auch so richtig noch
mal wahrgenommen. Du warst damals neben dem Christian Lösel als Oberbürgermeister auch einer der Treiber
dahinter, so ein digitales Gründerzentrum in Ingolstadt entstehen zu lassen. Wenn man sieht,
was für ein toller Ort daraus geworden ist, dann kann man sagen, es war ein Riesenerfolg,
eine tolle Visitenkarte für Ingolstadt. Aber es reicht nicht nur, das Gebäude zu schaffen. Man
muss auch Unternehmen finden, dort ansiedeln. Könntest du der Politik noch ein paar Hinweise
geben, was wir tun müssen, um die Startup-Kultur in Ingolstadt weiter zu fördern?
Ja, die Politik kann einen Teil davon tun, nicht alleine, aber ein großes Problem für Startups sind
immer möglichst einfache Regularien, um Unternehmen gründen zu können. Da kann man
regional nur bedingt viel tun, aber es gibt ja einige Staaten, wo man beispielsweise komplett
online ein Unternehmen gründen kann, den Start möglichst einfach machen. Das brigkk hilft dabei.
Ein riesengroßes Thema ist immerhin in Deutschland oder Europa die Finanzierung
sicherzustellen. Da gab es auch immer wieder Möglichkeiten vom Staat und ich glaube,
da muss man auch weiter daran arbeiten, dass Startup-Investitionen steuerlich begünstigt
oder bevorteilt werden. Das sind meiner Ansicht nach große Hebel, weil deutschen Investoren kann
man oft gewinnen, indem man ihnen steuert. Das ist für Deutsche immer ein Thema und wenn man
ihnen sagt, wenn du in Startups investierst, dann sparst du auch nebenbei Steuern, halte ich
für eine Möglichkeit, wie die Politik neben der allgemeinen Startup-Freundlichkeit und auch
darüber sprechen kann. Natürlich auch Butter bei den Fischen, also quasi auch zeigen kann,
dass man es ernst meint. Die größte Herausforderung ist immer noch, dass Startups,
die wirklich große Ziele haben, einfach extrem viel Kapital brauchen. Das ist eigentlich der
große Unterschied zwischen den USA, dem Silicon Valley oder Texas, wo einfach das Kapital deutlich
mehr verfügbar ist, deutlich risikobereiter ist und damit natürlich auch Startups viel
mehr Möglichkeiten haben, Dinge auszuprobieren. Versus bei uns, wo man eher dazu neigt, dass man
sagt, du musst aber in zwei Jahren profitabel sein und wenn man mit so einer Mentalität rangeht,
dann kann man schon ein Startup etablieren, aber nicht zwingenderweise etwas ganz Großes schaffen.
Wir haben natürlich ja eigentlich das Ziel, dass wir sagen, wir schaffen große Unternehmen,
die weltweit oder zumindest europaweit Einfluss haben und nicht kleine Mittelständler,
die wir etablieren. Das ist auch super wichtig, aber wir brauchen natürlich auch gerade einen
digitalen Umfeld, große Unternehmen. Und spezifisch auf Ingolstadt. Du beobachtest
die Szene ja schon seit Längerem. Wir haben auch viel investiert, auch an der Technischen
Hochschule Ingolstadt. Das Thema Startups hat natürlich noch höhere Bedeutung bekommen. Das
brigk ist direkt daneben. Wie schätzt du die Situation gerade bei uns in der Region ein?
Ja, mit dem brigk hat man eine super gute Basis geschaffen. Es ist eine sehr gute Lage in der
Stadt, ein tolles Gebäude, ein tolles Umfeld direkt neben der Hochschule. Man kann da meiner
Ansicht nach sich langsam in Richtung TU München-Unternehmer tun. Die haben es ja
wirklich geschafft, das Thema wirklich zu etablieren. Und die Basis ist da. Man hat
alles geschaffen. Ich glaube, man muss nach und nach immer wieder natürlich auch dafür werben,
weil ich immer wieder Menschen treffe, die das brigk nicht kennen. Und das schockiert mich. Wenn ich
denen erzähle, dann haben sie noch nie davon gehört. Und es geht ja nur, wenn möglichst alle
wissen, dass das brigk da ist und auch immer wieder darauf angesprochen werden, dort vorbeikommen.
Und auch alle, die gründen wollen, dort vorbeikommen, weil es gibt so viele gerade junge
Menschen, die sich gerade überlegen zu gründen. Und die müssen natürlich auch dann das überhaupt
kennen, dass sie die Chance nutzen können. Aber ich glaube, die Voraussetzung, die wir
geschaffen haben mit dem brigk, ist in Bayern schon einzigartig. München ist immer ein bisschen
außen vor, hier in Ingolstadt, dass man wirklich eine gute Basis hat. Und man muss nur weiter
daran arbeiten. Und es gibt ja immer wieder Kongresse, auch das brigk hat Festivals, auch
immer wieder darüber sprechen. Also auf alle Seiten gemeinsam Presse, Politik und optimalerweise
Veranstaltungen vielleicht dort machen, um auch die Aufmerksamkeit draufzulegen. Und für mich
noch ganz, ganz wichtig, das müssen wir alle gemeinsam, wir müssen in Deutschland eine offenere
Federkultur vorleben, weil Startups können auch mal scheitern. Das gehört dazu. Sonst wäre es kein
Startup. Und ganz wichtig ist, dass man dann, wenn ein Startup scheitert, auch nicht die Personen,
die es dann nicht geschafft haben, verurteilt und sagt, schau, ihr habt es verbockt, ihr könnt es
nicht. Sondern eigentlich, und so machen es die Amerikaner, sagt, okay, es war nichts, aber du
hast jetzt was gelernt. Beim nächsten Mal wirst du aus diesem lernen wissen. Und viele gute
Unternehmer haben drei, vier Mal gegründet, drei, vier Mal gegen die Wand gefahren und beim fünften
Mal ist es dann erst abgehoben. Und das ist etwas, was wir auch gemeinsam tun können, dass wir auch
mal Dinge, die schiefgelaufen sind, nicht negativ, sondern auch sagen, okay, es war ein Learning, aber
es war halt vielleicht nicht der richtige Zeit, nicht der richtige Ort. Und das kann man auch
politisch und auch gesellschaftlich unterstützen. Ich glaube, das ist ein guter Impuls auch in
Richtung jungen Menschen, aber auch in Richtung möglichen finanzierenden, etablierten Wirtschaft,
auch mal scheitern zuzulassen. Denn nur wenn etwas zusammenfällt, kann auch manchmal etwas
Neues entstehen. Martin, das war ein hoch inspirierendes Gespräch. Und alle Hörer meines
Podcasts wissen, was jetzt kommt. Nämlich, ich habe kurze Fragen an dich mit der Bitte um eine kurze Antwort.
Sprudel oder still? Sprudel. Süß oder herzhaft? Süß. Kaffee oder Tee? Kaffee. Lieferdienst oder
selber kochen? Selber kochen. Langschläfer oder Frühaufsteher? Frühaufsteher. Zeitreisen oder in
die Zukunft ziehen? Zeitreisen. Podcast hören oder Buch lesen? Podcast hören. Plan oder spontan?
Spontan. Brettspiele oder Computerspiele? Computerspiele. Kreativ oder technisch? Beides.
Optimist oder Pessimist? Optimist. Eine andere Antwort hätte mich bei dir auch gewundert und ich
hoffe, dass wir mit dem Podcast auch anderen Menschen Optimismus geben können, dass wir,
wenn man bei uns aus der Region stammt, wenn man bei uns aus der Region gründet, dass man auch
was erreicht kann. Wir haben Voraussetzungen geschaffen. Wir müssen besser werden. Aber dazu
brauchen wir auch Menschen wie dich, die uns in der Politik auch immer wieder challengen. Und da
bist du ein sehr positiver Challenger und Antreiber, dass etwas vorangeht. Solche Leute brauchen wir.
Herzlichen Dank, dass du da warst. Vielen Dank. Hat super Spaß gemacht. Dankeschön.
Und am Ende dieser Folge hätte ich noch eine Bitte an euch. Wenn euch der #mdbpodcast gefallen hat,
dann abonniert ihn und erzählt euren Freunden davon. Wenn ihr Ideen oder Anregungen habt,
dann schreibt mir gerne eine E-Mail an reinhard.brandl@bundestag.de.
Ich mache mich jetzt wieder auf den Weg und freue mich auf die nächste Station.
Martin Wild
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Reinhard Brandl
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Martin Wild
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Reinhard Brandl
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Martin Wild
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Reinhard Brandl
00:03:30
Martin Wild
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Reinhard Brandl
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Martin Wild
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Reinhard Brandl
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Martin Wild
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Reinhard Brandl
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Martin Wild
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Reinhard Brandl
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Martin Wild
00:09:10
Reinhard Brandl
00:10:12
Martin Wild
00:10:18
Reinhard Brandl
00:11:27
Martin Wild
00:12:45
Reinhard Brandl
00:15:06
Martin Wild
00:15:47
Reinhard Brandl
00:17:44
Martin Wild
00:17:59
Reinhard Brandl
00:20:08
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