Neu im Club

Marie Binder

#3: Familienleben mit Hindernissen

Kathrins Leben mit MS und Kind

19.02.2024 29 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Neu im Club Podcast Episode stellen wir euch Kathrin vor. Trotz der Herausforderungen durch Multiple Sklerose und ihrer Tochter, die mit dem Asperger-Syndrom lebt, bleibt sie inspirierend stark. Kathrin teilt ihre Lebenserfahrungen und gibt uns einen tiefen Einblick in die Höhen und Tiefen ihres Familienlebens. Sie ist nicht nur eine fesselnde Erzählerin, sondern auch eine wahre Lebenskünstlerin, die ihre Strategien und Tipps teilt, um trotz aller Schwierigkeiten ein erfülltes Leben zu führen. Kathrin zeigt uns, dass man selbst in schwierigsten Zeiten das Leben feiern kann. Lehnen Sie sich zurück und lassen Sie sich von Kathrins Geschichte inspirieren.

Transkript

Du hörst wieder neu im Club, den Podcast rund um Familie, Alltagswahnsinn und allem, was dazu gehört. Ich bin die Marie und ich freue mich total, dass du dieses Mal wieder eingeschalten hast. Ich habe wieder einen Interviewgast da gehabt, die Katrin, und sie erzählt uns ein bisschen was darüber, wie das Leben als Familie so ist, wenn die Familienmitglieder allesamt an Erkrankungen leiden. Das ist nicht immer so einfach, aber es gibt trotzdem genug Momente, in denen Katrin sagt, das Leben ist einfach wunderschön und da können wir uns alle, glaube ich, eine Scheibe von abschneiden. Wie genau ihr Familienalltag aussieht und welche Tipps und Tricks Katrin für uns alle hat, um sich das Leben auch mit Steinen im Weg ein bisschen einfacher zu gestalten, das bekommt ihr gleich hier zu hören in unserem Gespräch. Aber davor gibt es jetzt für euch alle mal so ein bisschen, ja, auf Instagram sagt man mehr Realität auf Instagram und bei mir gibt es jetzt mehr Realität bei Podcastaufnahmen. Hört einfach selber. Das schleiden wir raus. Jojo ist vom Stuhl gefangen. Was soll jetzt noch kommen? Und es kommt immer noch was drauf. Ja, Jojo? Der Jojo gibt seinen Senf wie immer auch dazu. Es ist halt so, gell, also wenn man als Mama den Podcast zu Hause macht, dann hat man leider nicht immer die Möglichkeit, dass die Kinder nicht mitquatschen. Also ich bin ja froh, dass nur einer gerade mitredet und nicht alle. Dann würdet ihr von mir gar nichts mehr hören. So und für alle, die jetzt Angst haben, dass er sich da bei seinem Stuhlsturz wehgetan hat. Nein, es ist nichts passiert. Er hat kurz geweint und ja, es ist Gott sei Dank alles gut ausgegangen. Der Herr muss auch zurzeit überall hochklettern und ja, da sind bei kleinen Kindern in dem Alter leider Stürze und kleine Unfälle nicht zu vermeiden. Und ja, beim vierten Kind wird man da Gott sei Dank auch schon nicht mehr ganz so panisch, wie vielleicht beim ersten. Also für alle, die sich Sorgen um den kleinen Jojo machen, es ist alles gut und er hat dann auch gleich wieder gelacht. So, also das passiert halt auch manchmal, wenn man mit Kindern einen Podcast aufnehmen möchte. Trotzdem ist das Gespräch wirklich schön geworden und ich freue mich, dass ihr da jetzt alle zuhören könnt. Und deswegen starten wir jetzt auch gleich los in die neue Folge von "Neu im Club". Heute mit Katrin. Also heute habe ich meine Schwester zu Gast. Also ich hole hier Freunde und Familie. Alle müssen herhalten bei mir. Katrin, schön, dass du Zeit gefunden hast. Wir haben hier ein bisschen erschwerte Bedingungen. Ja, wir kriegen Unterstützung von deinem einjährigen Sohn. Der jetzt hier schon den PC zuklappen möchte. Ich glaube, er hat eigentlich keine Lust, dass ich das mache. Er möchte lieber selber die Aufnahme leiten. Aber jetzt schauen wir mal. Falls ihr quengelige Töne im Hintergrund hört, dann sind das entweder mein Hund, der am Fenster steht und bellt. Ja, oder der, er meldet sich auch. Oder mein Kleinster, der auch seinen Senf dazugeben will. Deine Tochter ist auch da, Katrin? Ja, die sitzt hinter mir und schaut eigentlich auf den Johannes, beziehungsweise, dass die Katze vielleicht nicht noch mitredet. Genau. Aber da ja die Babys und Kleinkinder nicht immer so wollen wie wir selber, wird wahrscheinlich deine Tochter hier eher zuhören. Das ist auch in Ordnung. Wir haben uns ja heute als Thema was ganz Besonderes überlegt. Und zwar, ich werde ja ganz oft, vor allem von Leuten, die jetzt nicht wissen, was bei mir so 24 Stunden passiert, oft gefragt, sag mal Marie, wie schaffst du das eigentlich alles? Pferd, Hund, Kinder. Aber ich selber denke mir ja eher viel öfter, wie schafft eigentlich meine Schwester Katrin das alles? Man muss dazu sagen, Katrin, bei dir und deiner Familie gibt es ja noch so ein paar Punkte, die das Familienleben, was ja sowieso schon nicht immer so einfach ist, auch für uns normalos, noch ein bisschen erschwert. Ja, also ich war circa 15, 16, als ich die Diagnose MS bekommen habe und da halt wirklich als Pflegefall erstmal im Bett lag im Krankenhaus und das hat natürlich das Leben auf den Kopf gestellt. Für alle, die jetzt den Begriff MS nicht kennen, MS ist ja Multiple Sklerose, bitte nicht wie so viele erstmal denken mit Muskelschwund, das hat damit gar nichts zu tun. Kannst du mal ganz kurz so in zwei, drei Sätzen erklären, was das Fiese an MS, an der Erkrankung ist? Also kurz gesagt, ihr müsst euch das so vorstellen, die Nerven sind wie ein Stromkabel und der eigene Körper zerstört diese Schutzschicht von dem Stromkabel und das, was er kaputt gemacht hat, das funktioniert nicht mehr. Ein Kurzschluss und das war's. Und das müsst ihr euch auch so vorstellen, Nerven im Körper sind ja für alles Mögliche da. Für den Augennerv, für die Fingernerven, also es kann jeden Nerv im Körper treffen, oder? Die Empfindungen, die Wahrnehmungen, das Gehen, das Bewegen, das Fühlen, alles. Okay und da bist du seit du 15 bist, jetzt bist du nicht mehr 15. Nein, jetzt bin ich 44. Bist du davon betroffen, musst immer wieder auf Reha, musst Medikamente nehmen, hast mal gute und mal, nennen wir es mal, nicht so gute Phasen im Leben, krankheitsbedingt. Und dann hast du dir gedacht, na, wenn schon, denn schon, dann suche ich mir auch gleich einen Mann, der dasselbe hat wie ich. Nein, ihr habt euch am Stammtisch kennengelernt, gell? Da haben wir uns das erste Mal gesehen, aber ich dachte mir damals, was ist denn das für ein Typ, der raucht? Ne, rauch ich nicht. Aber dann bei unserer älteren Schwester im Café, in der Bäckerei haben wir uns kennengelernt und ja, da wo die Liebe hinfällt, da ist es halt so. Und das heißt also, mein Schwager, dein Mann, der Markus und du, ihr habt beide MS und habt also beide eure vollen Rucksäcke mit Ballast, der leider manchmal anstrengend ist oder oft anstrengend ist zu tragen. Und dann habt ihr aber auch noch eben eine gemeinsame Tochter. Genau, wir haben eine gemeinsame Tochter, die jetzt 14 Jahre alt ist. Bald 15, sie guckt schon. Das absolute Wunschkind. Und das war halt auch von Anfang an, wie alles in meinem Leben, einfach turbulent. Und sie ist, so wie sie ist in meinen Augen, perfekt. Und ja, sie war schon immer ein besonderes Kind, auch von der Wahrnehmung her und alles. Und die Mediziner würden sagen, sie hat halt Asperger, eine Form von Autismus, kombiniert mit einer Form von Depression. Das heißt aber nicht, dass sie niemanden in die Augen schauen kann, sondern das ist eine besondere Art, die Welt zu sehen und wahrzunehmen und zu empfinden. Und das kann ja manchmal super schön sein, die Welt anders wahrzunehmen, weil ich glaube, viele nehmen gar nicht alles wahr, was auf dieser Welt zum Beispiel Schönes passiert. Ja, und andererseits, man könnte es auch ein bisschen mit einem Elefanten vergleichen. Elefanten vergessen nie und egal, was jemals wo stand oder gesagt wurde, das ist immer in ihrem Gedächtnis. Und das gibt es nicht, dass es halt verschwindet. Und das heißt, eure Familie besteht aus drei Personen und ihr habt alle drei eine Erkrankung, die das Leben an manchen Tagen echt erschweren kann. Zusätzlich zum normalen Ballast, den jeder von uns hat. Genau, dadurch, dass wir festgestellt haben, dass unsere Tochter, also nach der Geburt ist die Lunge zusammengefallen, dass wir sehr viel Zeit für sie brauchen, haben wir uns gegen weitere Kinder entschieden und einfach viel immer für sie da sein zu können. Also das war mir ganz wichtig, weil ich gemerkt habe, sie braucht einfach extra viel Halt. Jetzt ist es ja so, Katrin, ich will ja hier im Podcast immer ganz gerne Tipps und Tricks auch weitergeben fürs Familienleben, für den Alltag. Den habt ihr ja auch ganz normal. Aber eben wenn zu mir jemand sagt, boah, wie schaffst du das alles? Dann sage ich euch nur, meine Eltern wohnen zwei Straßen weiter. Das erleichtert vieles. Also ich würde es zum Beispiel ohne den familiären Zusammenhalt bei uns, würde ich es nicht schaffen, meinen Hobbys, wie zum Beispiel Pferdeausbildung oder sowas nachzugehen, da hätte ich überhaupt keine Zeit und auch keinen Nerv, wenn ich das immer mit Kindern machen müsste. Und dir werden doch bestimmt auch viele, die von eurer Erkrankung wissen, sagen, boah, Katrin, wie schaffst du das alles? Wie schaffst du das alles? Also es ist halt so, man hat nicht wirklich so viel nach außen hin. Man hat so seine zwei, drei Freunde, die einem schon immer zur Seite gestanden sind, weil die anderen eben das Umfeld nicht damit klarkommen, dass man eben morgens aufsteht und lächelt und sagt, okay, schauen wir mal, was heute passiert und bei uns passiert eigentlich immer was. Ja, die Familie ist es halt wirklich. Also ohne die hätte ich das damals nicht geschafft. Auch mit meinem Mann oder auch eben mit der Tochter, dieser Halt, weil es gibt eben schon Momente, wo man sich fragt, was soll jetzt noch kommen und es kommt immer noch was drauf. Und Katrin sagt gerade ganz wichtig, Familienzusammenhalt. Hast du auch so deine magischen Momente oder deine magischen Tricks, wo du sagst, dass wenn ich mache, dann ist auf jeden Fall besser. Badewanne, keine Ahnung, spazieren, fahren, irgendwo anders hin, einmal laut schreien, Boxsack. Also ich habe alles ausprobiert. Ich habe geboxt früher und bin mit der Faust im Schrank gelandet und der Papa hat dann nur gemeint, geht es dir jetzt besser? Passt. Und ich bin in den Wald gegangen, habe geschrien, ich habe Extremsport gemacht bis zu schweren Verletzungen. Was ich seit damals mache, ist auch Bücher hören, Podcasts. Brav und brav. Natürlich auch hier nur im Club. Ja, genau. Also das ist was, was für mich ganz wichtig ist. Früher war es auch die Musik, also Instrumente. Ja, und die Natur und Tiere. Also manche würden lachen, aber ich kann total abspannen, wenn ich stallen müsste. Ja, das ist doch auch schön, wenn man sozusagen bei der Arbeit so schön entspannen kann. Was würdest du sagen, sind bei euch so die größten Schwierigkeiten im Familienleben? Naja, dadurch, dass wir wie jeder alle drei eine eigene Persönlichkeit sind, eine Persönlichkeit haben, Wünsche und Bedürfnisse, aber gleichzeitig wir drei alle Unterstützung brauchen, ist es natürlich auch schwierig, wenn man sieht, ich würde gern helfen, kann aber nicht, weil ich es einfach nicht hinkriege oder nicht selber machen kann. Ja, man muss sich halt dann wirklich Unterstützung holen. Also nicht nur Familie, sondern ich bin dann auch vor ein paar Jahren selber zum Jugendamt gegangen und habe mir Familienhilfe geholt. Ist das ein Tipp, Katrin, den du anderen jetzt weitergeben willst? Also ich glaube nämlich, dass ganz viele Angst haben, sich Hilfe zu holen oder sich denken, das ist ja peinlich oder was denken dann andere? Hast du die Gedanken auch gehabt und wie bist du damit umgegangen? Also ich muss sagen, ich war das erste Mal sozusagen freiwillig, ohne Vorladung beim Jugendamt, wo meine Tochter zwei war, weil mir Leute gesagt haben, wie ich es wagen kann, ein Kind in die Welt zu setzen, weil wir sind ja schon eine Belastung für die Gesellschaft und sozusagen unser Einzelkör hat eher alle nazimäßig sterilisiert, weil wir sind ja eh schon zu viel für diese Welt. Oh, sorry, aber da kriege ich so das Kotzen. Allein da, falls irgendjemand beim Zuhören gerade diese Meinung teilt, ihr könnt gerne das Abo für meinen Podcast dann wieder beenden. Also ich hoffe, dass natürlich alle neuen Clubhörer nicht so denken, sondern das, was wir ja leben wollen, ist eine weltoffene und tolerante Gesellschaft zu sein und das zu hören war bestimmt schon an manchen Tagen ein Schlag ins Gesicht, oder? Wenn andere sagen, hey, wie kannst du? Ich glaube, es gibt auch viele, ich habe mal von einer Frau, auf Instagram habe ich die gesehen, die im Rollstuhl sitzt, die aber jetzt nicht nur irgendwie querschnittsgelähmt, sondern die hatte wirklich schwerere Behinderungen und die war schwanger, die hat halt ein Kind gekriegt und was die sich unter ihrem Post hat anhören dürfen, eben auch in diese Richtung, wie kannst du und das arme Kind und alles, wo ich mir denke, also jetzt noch? Ja, also ich habe damals auch ganz viel geweint und war wirklich verzweifelt und so viele Psychologenstunden konnten gar nicht herhalten. Ja, dann bin ich halt wirklich zum Jugendamt gegangen, habe gesagt, ich möchte, dass ihr unsere Familie anschaut und mir sagt, ob ich eine gute Mutter bin oder ob ich mein Kind gefährde oder irgendwas. Eigentlich, unsere Tochter war halt wie jedes Kind mit zwei Jahren, also umsonst sagt man ja auch nicht terrible too. Ja, furchtbar, ich bin ja auch wieder kurz davor von dieser Altersstufe. Beim Einkaufen, dass sie sich auf den Boden schmeißen, weil sie ein Gummibärchen nicht kriegen. Unsere Tochter war halt dann noch perfekt im Argumentieren, also die hat einen Wortschatz dann von fünf Sechsjährigen gehabt und also ich bin dann beim Jugendamt eben gewesen und die haben mir ein Zeugnis erstellt nach sechs Wochen und da haben sie mir schriftlich mitgeteilt, dass sie uns als Familie eine Eins geben, dass wir es sehr mitsterben und sie wären total froh, wenn die Eltern kommen würden und sich Rat und Hilfe holen, bevor das Kind in Brunnen gefallen ist, bevor man durchtritt, bevor man auswandert oder manchen ihrer Verzweiflung vielleicht sogar sich oder dem Kind was antun. Und das ist ja der absolute Wahnsinn, warum gleich mal davon ausgegangen wird, dass wenn man selber eine Erkrankung hat, also erstens, das ist ja das, was ich auch immer gerne als Argument nehme, in den Schwangerschaften habe ich nichts testen lassen, kann jeder absolut machen, wie er möchte, aber für mich selber war so mein Argument immer, selbst wenn das Kind krank sein sollte, will ich es haben. Also ich persönlich will es trotzdem. Jeder, der jetzt sagt, er kann das in seinem Leben nicht vereinbaren, ist auch okay, aber niemand versichert mir ja selbst, wenn ich ein gesundes Baby auf die Welt bringe, dass dieses Baby auch gesund bleibt und da denke ich mir, auch als Eltern kann ich ja gesund sein, Kinder in die Welt setzen und dann läuft es halt scheiße, Entschuldigung, und dann bin ich vielleicht krank, ja werden mir meine Kinder dann weggenommen. Im schlimmsten Fall vielleicht ja, aber wenn ich es doch eigentlich ganz gut wuppe, hoffentlich ja nicht. Nein, also ich muss sagen, die Schwangerschaft war das Beste, was mein Körper jemals gemacht hat, seitdem bin ich relativ schubfrei, was die schweren MS-Schübe betrifft und ich habe das halt gleich auch mit meinen Eltern und der Familie besprochen und es war klar, dass sie sich alle total freuen, weil ich war erstmal so, oh Gott, eigentlich wollte ich es noch ein bisschen verschieben, aber jetzt ist es halt so und meine Eltern haben nur gemeint, freu es dich nicht, also wir schon, auf geht's und ja, so läuft es eigentlich jeden Tag. Seitdem sind jetzt doch schon einige Jahre vergangen. Ja, 14. 14, über 14. Fast 15. Und hast du die Erfahrung gemacht, dass die Menschen jetzt, wo du jetzt ein Teenie hast, anders über die Geschichte denken, Erkrankungen und Kinder haben? Ich muss sagen, die Menschen, die sich wirklich dafür interessieren, die fragen nach und die schauen unser Leben genau an. Also wie der Mann, der sitzt halt im Rollstuhl und ja, das ist halt echt, echt schwierig, also gerade dann eben, ja vor zwei Wochen hatte er einen Herzinfarkt und das ist in dem Alter mit 46 nicht üblich, aber in seiner Familie wohl leider genetisch bedingt und das hat auch gar nichts mit MS oder so zu tun, das ist halt so. Und die einen, die sich wirklich dafür interessieren und mit uns reden, die finden das toll, wie wir das alles machen und dass wir unseren eigenen Weg gehen, aber ja, also ganz viele finden das toll, dass wir unseren eigenen Weg gehen, aber der entspricht halt zu 99 Prozent nicht dem, wie die anderen Menschen leben. Von morgens bis abends, wir haben einen ganz anderen Lebensrhythmus und auch eine andere Lebenseinstellung, wie viele Menschen, sag ich mal, die eben gesund sind, die keine Einschränkungen haben, sag ich mal, ich nenn's jetzt mal fies gesagt, die 08/15 Probleme haben. Das denkst du dir schon manchmal, oder, wenn dann andere jammern? Ja, wenn ich dann so höre, so, oh, ich weiß auch nicht, also heute zwickt's mir so in der Schulter und ich weiß gar nicht, ich glaube, ich geh mal zur Massage hin oder so und… Du hast dauerhaft Schmerzen. Genau, ich hab… Das muss man dazu sagen, eben das für dich, so eine zwickende Schulter, das wäre das kleinere Übel, oder? Genau, also ich hab chronische Schmerzen schon seit Jahrzehnten und dann auch vor zwei Jahren die Diagnose Fibromyalgie, also das ist auch eine Autoimmunerkrankung und muss dafür Medikamente nehmen und ja, mal so, wenn ich weiß, woher der Schmerz kommt, bin ich eigentlich immer total glücklich, wenn ich mich angehauen hab und das ist irgendwie ein Bluterguss, sag ich, ha, alles klar, der weiß ich, woher kommt, passt, kein Problem. Aber dieses Nicht-zu-Wissen, das ist dann oft das, wo man hadert dann. Jetzt hast du gesagt, Katrin, dass euer ganzer Tag anders aussieht, magst du mal so kurz umreißen, was euch ein normaler Tag, der sich, was unterscheidet sich da vielleicht von meinem? Also es fängt schon an, dass um fünf Uhr morgens mein Wecker klingelt, ich meine ersten Tabletten nehmen muss und ich meinen Mann wecke, also um fünf Uhr morgens klingelt mein Wecker, ich nehme meine ersten Tabletten, weck meinen Mann, schau, dass er seine Tablette nimmt. Dann kann ich noch ein bisschen schlafen, dann stehe ich auf, versorg den Hund, weil unsere Tochter hat einen Hund vor ein paar Jahren bekommen und der beschließt dann immer, dass Frühstückszeit ist und die Meerschweinchen, riecht alles her, ja, schau, dass mein Mann das Bad frei hat, dass der Weg frei ist, dass er mit dem Rollstuhl rüber kann, ja, und dann machen wir natürlich auch Schule, wobei das auch bei uns anders da ausschaut, da bin ich echt froh über unsere Schule und echt glücklich, dass die Direktorin uns da so hilft. Ja, weil nämlich, das muss man auch dazu sagen, bei deiner Tochter ist es nicht so, dass die jetzt ganz normal in den Schulunterricht geht, wie jetzt andere in der achten, neunten Klasse, sondern sie hat Homeschooling. Sowas in der Art, also eigentlich hat sie eine Art, eine Schulbegleitung hatten wir und bei ihr ist das Problem, dass sie die Angst vor Menschen hat, besonders Jugendliche kann man ja nicht immer so verstehen, da tun ja wir uns schon schwer und unsere Tochter ist ein sehr ehrlicher und klarer Mensch und würde nie jemanden ärgern oder tratzen und das ist ja gerade in der Jugend Standard. Ja, das stimmt. Genau und damit sie in Ruhe lernen kann, darf sie in der Schule in einem extra Raum denselben Schulstoff wie die in ihrer Klasse und den gibt man dann da ab. Genau, aber sie ist zum Beispiel von Noten und Tests befreit, weil ihr Perfektionismus und ihre Einstellung zu manchen Sachen, sie daran halt hin dazu was aufzuschreiben. Also man merkt, da ist der Morgen schon mal ganz anders, bei uns jetzt zum Beispiel, wir stehen halt in der Früh auf, ich stresse mich runter, dass wir alle irgendwie pünktlich Kindergarten, Schule, Arbeit und ich weiß nicht was erreichen und trinke erst mal einen Kaffee und jetzt ist es ja so, die Leute sehen dich nicht, sie können dich nur hören, aber ich sehe dich sehr oft und jeder der dich kennt, weiß, dass du eigentlich sehr viel am Strahlen und Lachen und du wirkst immer total positiv, obwohl dir bestimmt doch manchmal zum Schreien und Heulen zumute ist. Wie schaffst du es da so ein doch sehr glücklicher oft oder sehr positiver Mensch zu sein? Weil eben auch zum Beispiel vor zwei Wochen hatte dein Mann einen schweren Herzinfarkt aus dem Nichts heraus. Ihr habt es mit viel Verlust und mit vielen Steinen im Weg zu kämpfen. Wie schafft man es da? Also das ist natürlich schwer und es gibt dann die Momente, wo man sagt, jetzt noch eins drauf und es klang dann. Also ich habe ja die Familienhelferin, mit der zusammen haben wir so viel jetzt geschafft, sei es einen Treppenlift, wir haben die Anträge gemacht mit meinem Bruder zusammen, es gibt so viel Unterstützung in Deutschland, wenn man sich mal traut durch diesen Dschungel durchzukämpfen, also dass man Unterstützung fürs Auto, den Umbau bekommt, einen Außentreppenlift oder ich habe jetzt auch Haushaltshilfe bekommen, die alle zwei Wochen kommt und einfach mit mir zusammen Sachen plant und macht und einfach das Jugendamt durchstrukturiert, damit wir alle als Familie besser durchs Leben kommen. Weil ich will weder mein Kind in ein Spezialinternat schicken oder heim, was mir schon ganz oft empfohlen wurde, oder auch mich scheiden zu lassen, wurde mir gesagt, das wäre doch das allerbeste, weil... Und das sind eigentlich nicht die Tipps, die wir hier weitergeben wollen. Schickt eure Kinder, sorry, aber weißt du, da habe ich jetzt gestern was gesehen, wo eine Gemeinde hat, wie man es schafft, ein sauberes und aufgeräumtes Zuhause zu haben. Schaffe dir keinen Hund, keinen Mann und keine Kinder an. Aber das ist ja schon einfällig bei uns. Genau und ohne die würde es auch gar keinen Sinn machen, aufzustehen. Also wenn ich meinen Mann nicht hätte und mein Kind nicht hätte, ganz ehrlich... Und dein Hund. Und Hund und Pony und einfach so dieses Drumherum und die Familie. Ich glaube, da jeden Tag aufzustehen und sich durchzukämpfen, stundenlang, nur dass ich, sag ich jetzt mal, putz, koch oder in die Arbeit gehe, damit irgendwas auf dem Konto geht. Also ich denke, da wäre ich schon längst wahrscheinlich in Afrika und würde irgendwelche Hütten bauen oder vielleicht auch gar nicht mehr da sein. Also es gäbe keinen Grund für mich, ohne meine Familie hier zu sein. Das heißt, egal wie schwer es ist, wichtigster Punkt für dich ist, Hilfe suchen, Hilfe annehmen und das Lächeln nicht verlieren, oder? Ja und einfach auch ganz sich trauen, ehrlich zu sagen, ich kann nicht mehr. Genau, ich kann nicht mehr oder es tut mir nicht gut, es hat mir nicht böse. Und die, die einen verstehen wollen und einem wichtig sind, die akzeptieren das auch. Und dann ist das Leben eigentlich egal, ob du jetzt chronisch krank bist, ob du eine Behinderung hast oder anders die Welt siehst oder empfindest, ist es gerade bei uns, muss ich sagen, in Deutschland wirklich alles möglich. Also der Tipp geht also raus an uns alle, wenn wir uns trauen, uns Hilfe zu suchen in Zeiten, wo es schwer ist. Oder davor schon. Am besten sogar davor schon. Und wenn wir uns schon immer wieder bewusst machen, was wir eigentlich haben, oder? Ja und einfach, krass gesagt, Gesundheit ist unbezahlbar. Das kann man mit keinem Geld der Welt weg machen und Familie. Und ja, einfach mit den einfachen, ich nenne es jetzt mal einfache Dinge, glücklich sein. Man braucht kein Riesenhaus und man braucht keine Luxus-Designer-Wohnung. Es sind die kleinen Dinge, die einfach das Leben spaßig machen und lustig und ja. Schön. Genau. Ich würde mein Leben nicht ändern wollen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe das Gefühl, meine Gäste haben immer die perfekten Schlussworte für ihr Sendethema und damit könnten wir jetzt eigentlich auch schon die Folge von heute beenden. Aber ich habe mir gedacht, dass ich ab und zu mal am Ende der Folge für euch noch so ein bisschen Realtalk mache, ganz kurz und so einfach so, wie wollen wir es nennen? Vielleicht habt ihr eine gute Idee. Wenn ihr einen guten Namen für diese Rubrik habt, dann sagt es mir vielleicht "Maries Aufreger der Woche" oder wie wäre es mit "Marie erzählt vom Leben". Nein, ich weiß es wirklich nicht, wie wir es nennen könnten, aber es geht einfach um die ganzen wahnsinnigen Sachen, die einen so im Familienleben aufregen. Meine mittlere Tochter sitzt gerade grinsend gegenüber von mir und amüsiert sich schon. Die weiß, die Mama, die flippt hier nämlich regelmäßig aus. Ich weiß nicht, wie es euch geht. Ich bin leider keine von den Mamas, die es zu 100% immer schafft, ruhig zu bleiben. Ja, wenn die Batterien mal leer sind, sind sie leer. Deswegen gibt es jetzt für euch ein bisschen Realität aus Maries Leben. Wisst ihr, was diese Woche absolut anstrengend ist bei mir zu Hause? Mein Jüngster. Mein Jüngster ist zurzeit so, so anstrengend. Er hat nämlich eine neue Macke entwickelt. Ich weiß nicht, ob ihr das kennt. Es gibt so ein Ikea-Hack. Das ist wie so ein Turm, in den die kleinen Kinder sich reinstellen können und dann stehen die in der Küche mit an der Küchenplatte. Und wenn man dann kocht oder so, dann können die dabei stehen. So, das haben wir schon seit über acht Jahren. Das haben wir damals für unsere Tochter gebaut. Und unser Kleinster, der steht da total gerne dabei. Und mein Mann hat dann angefangen, ihm immer von der Kaffeemaschine den Milchaufschreiber in die Hand zu drücken und das Kaffeesieb. Ja, und da beschäftigt er sich damit. Aber das macht ihm so viel Spaß. Ich sage schon immer, mein kleiner Barista, dass er sich jetzt diesen Hochstuhl, nennen wir es einfach mal Hochstuhl-Kletterturm, selber, sobald die Küchentür offen ist, holt und an die Küchenplatte zur Kaffeemaschine schiebt. Und dann macht er Kaffee. Sprich, der schaltet die Kaffeemaschine auch ein, mit seinen noch nicht mal ganz eineinhalb Jahren. Er malt auch die Kaffeebohnen dann ins Leere und er wurstelt da wie der größte Barista aller Zeiten. Aber das ist nicht immer so cool, weil ja, manchmal steht da auch Geschirr, das räumt er dann mit sehr viel Schwung auf die Seite oder es ist auch mal die Herdplatte an. Also man darf bei uns die Küche nicht mehr offen lassen. Sobald irgendjemand die Küche offen lässt, kommt der kleine Mini-Barista und macht Kaffee. Und deswegen haben wir ihm jetzt eine Siebträgermaschine zum Spielen bestellt. Die kommt nächste Woche und ich hoffe, dass er mit der dann genauso viel Spaß hat, wie mit unserer echten Siebträgermaschine. Und dann kann der kleine Barista seinen eigenen Kaffee für sich machen. Das war es jetzt auf jeden Fall von mir. Wenn ihr mehr Infos wollt, wenn ihr neu im Club folgen möchtet, dann sehr gerne zum Beispiel auf Instagram besucht, auch meine Homepage. Da gibt es dann auch alle Infos zu mir, zum Podcast, zu den Folgen und vielleicht hast du ja auch ein cooles Thema, über das wir sprechen könnten. Nächste Woche wird Rebecca zu Gast sein. Sie erzählt uns dann nämlich über ihre sehr, sehr stürmische Geburt. Da gibt es dann auch ganz interessante Fakten zur Einleitung, zum Wehensturm und allem Möglichen. Also es ist ein sehr, sehr interessantes Gespräch gewesen. Ich hoffe, ihr schaltet dann auch wieder alle ein. Und bis dahin wünsche ich euch eine wunderschöne Zeit. Bis bald, eure Marie. [Musik]