#4: Einleitung, Wehensturm und Notkaiserschnitt - Rebeccas Geschichte
26.02.2024 55 min
Zusammenfassung & Show Notes
Im Jahr 2023 durchlebte Rebecca eine transformative Erfahrung, die ihr Leben für immer veränderte - sie wurde zum ersten Mal Mutter. Doch dieses Ereignis war weit entfernt von dem, was sie sich vorgestellt hatte. Es war ein stürmischer Prozess, voller unerwarteter Wendungen und Herausforderungen. Ihr kleiner Tino war nicht nur außergewöhnlich groß und schwer für ein Neugeborenes, sondern auch der Geburtsprozess verlief völlig anders als in ihrem sorgfältig erstellten Geburtsplan. Rebecca musste einen Wehensturm, große Schmerzen und Ängste durchleben, und letztendlich war ein Notkaiserschnitt erforderlich.
In dieser neuen Folge von Neu im Club öffnet Rebecca ihr Herz und teilt ihre ehrlichen Erfahrungen. Sie spricht offen über die Schwierigkeiten und Risiken, die während der Geburt auftraten, über die emotionalen und physischen Herausforderungen, die sie durchstehen musste. Aber trotz all dieser Widrigkeiten fand Rebecca ihren Frieden mit ihrer Geburtsgeschichte. Sie hat nicht nur die negativen Aspekte akzeptiert, sondern auch die positiven hervorgehoben und gelernt, an ihrer Erfahrung zu wachsen.
Rebecca beschreibt sich selbst jetzt als eine gefühlvollere Person, eine Veränderung, die sie ihrer Rolle als Mutter zuschreibt. Diese Transformation erfüllt sie mit Glück und sie hat keine Angst mehr vor der Vorstellung, ein weiteres Kind zu bekommen. Stattdessen blickt sie optimistisch in die Zukunft, bereit, die Herausforderungen und Freuden des Mutterseins anzunehmen.
Transkript
Hallo, du hörst wieder neu im Club,
deinen Podcast rund um Alltagswahnsinn, Familienleben und Kinder. Ich bin deine Marie und wenn du mehr
über mich und diesen Podcast erfahren willst, dann empfehle ich dir einfach mal in die Folge
0 rein zu hören. Ansonsten geht es jetzt gleich los, rein in das Thema dieser Woche. Da geht es
um eine wirklich spannende und emotionale Geburt. Bei mir war nämlich die Rebecca zu Gast. Sie hat
2023 ihr erstes Kind auf die Welt gebracht und dabei eine ziemlich stürmische Geburt mit einigen
Komplikationen gehabt. Sie erzählt uns auch, wie sie das Mama-Werden verändert hat und warum sie
am Ende einen Notkaiserschnitt gebraucht hat. In dieser Folge geht es auch um die Themen Einleitung,
Wehensturm und um sehr große Neugeborene. Und damit du schon mal so ein paar Infos dazu hast,
gibt es jetzt erst mal ein paar kleine Fakten zu genau diesen drei Punkten. Fangen wir mal mit der
Geburtseinleitung an. Also jede Frau, die bestimmt selbst, ob und wann die Geburt ihres Kindes
eingeleitet werden soll, wenn sich die Mutter trotz ärztlichem Rat gegen das Einleiten der Wehen
entscheidet, dann muss sie schriftlich erklären, dass sie die Risiken selbst trägt. Es gibt so ein
paar Gründe, die eine Einleitung der Entbindung aus ärztlicher Sicht notwendig machen. Das ist
zum Beispiel ein vorzeitiger Blasensprung, zu wenig Fruchtwasser, eine Schwangerschaftsvergiftung,
Schwangerschaftsdiabetes, abnehmende Kindsbewegungen, ein unverhältnismäßig großes Kind - das wird bei
unserem Interview auch gleich noch der Fall sein - oder auch bei einer Wunscheinleitung. Und dann
gibt es zwei unterschiedliche Arten, die mechanische und die medikamentöse Einleitung.
Bei der medikamentösen Geburtseinleitung, da wird das sehr engmaschig kontrolliert und zwar werden
da die Herztöne mit dem CTG überwacht und dann wird entweder das Hormon Oxytocin oder es werden
Prostaglandine gegeben. Und beide Medikamente wirken Wehen fördern und machen den Muttermund weich.
Dann gibt es aber auch die mechanische Geburtseinleitung. Da gibt es zum einen die
Eipolablösung, bei der die Eihaut von der Gebärmutterwand abgetrennt wird und sobald
die Eihäute abgelöst sind, produziert der Körper von selber eine ziemlich große Menge
an Prostaglandinen. Dann gibt es noch den Ballonkatheter, der wird auch Dilator genannt.
Da wird ein mit Kochsalz gefüllter Ballon vaginal eingeführt und das übt dann so Druck auf dem
Muttermund aus, dass eben auch dadurch Prostaglandine ausgeschüttet werden. All das führt dann zu Wehen,
im besten Falle. Wegen eines erhöhten Infektionsrisikos darf aber zum Beispiel die
Ballonkatheter-Methode nicht angewendet werden, wenn die Schwangere zum Beispiel schon einen
Blasensprung hatte. Und die dritte Methode der mechanischen Geburtseinleitung, das ist dann das
Öffnen der Fruchtblase. Einige dieser Geburtseinleitungen werden wir auch hier im Interview
gleich zu hören bekommen. So ein anderes wichtiges Thema hier ist auch noch der Wehensturm. Und nur
ganz kurz, damit du weißt, was ist denn ein Wehensturm, über was sprechen die beiden. Also
von einem Wehensturm spricht man, wenn eine Frau übermäßig starke oder übermäßig häufige Wehen
bekommt. In der Fachsprache heißt das dann hyperaktive Wehentätigkeit und so ein Wehensturm
ist einfach unfassbar schmerzhaft, sehr sehr anstrengend und auch psychisch herausfordernd.
Und er kann halt leider auch zum gesundheitlichen Risiko für Mutter und Kind werden, denn bei einem
anhaltenden Wehensturm, da kann es zu einer Uterusruptur, also zu einem Gebärmutterreißen
kommen und das Baby kann auch durch diesen andauernden Druck, der auf das Kind wirkt,
zu sehr unregelmäßigen Herzaktivitäten führen. Und im schlimmsten Fall kommt das Baby auch
einen Sauerstoffmangel. Also es kann da auch wirklich um Leben und Tod gehen. So und jetzt
hat noch das allerletzte, auf das wir noch einen Blick werfen wollen, das ist die Durchschnittsgröße
und das Durchschnittsgewicht von Neugeborenen hier bei uns in Deutschland. Denn im Interview
erwähnt Rebecca, dass ihr kleiner Sohn als besonders groß und schwer gilt. Und warum das so ist,
liegt an dem Durchschnittsgewicht und der Durchschnittsgröße hier bei uns im mitteleuropäischen
Gebiet. Ein Blick in die Statistik verrät nämlich, dass deutsche Babys generell schon
ziemlich groß und schwer sind im Vergleich zu anderen. In Deutschland sind Babys bei der Geburt
nämlich durchschnittlich 53 Zentimeter groß und wiegen dabei 3480 Gramm. Die meisten Buben
bringen dabei noch ein paar Gramm mehr auf die Waage als die Mädels. Im internationalen Vergleich
sind deutsche Babys sogar die zweitschwersten. Das ist ein ziemlich krasser Gegensatz. Babys,
die zum Beispiel in Indien zur Welt kommen, die sind am leichtesten und bringen gerade
einmal 2975 Gramm im Durchschnitt auf die Waage. Und dann gibt es etwas, das nennt sich
"fetale Makrosomie". Das definiert ein Geburtsgewicht oberhalb der 95. Perzentile,
sprich 95 Prozent der Kinder in diesem Alter sind leichter und von dieser fetalen Makrosomie spricht
man bei einem Geburtsgewicht über 4350 Gramm. So, das war jetzt aber wirklich genug Theorie.
Jetzt geht's rein ins Interview mit Rebecca. Also, du bist ja heute mal ganz neu bei uns im Club und
wir sind nicht alleine, Rebecca. Wir haben uns gedacht, wir machen es mal richtig schön authentisch.
Du hast keinen Babysitter heute? Nein. Ich habe keinen Babysitter heute. Das heißt,
wir haben heute den Jojo und den Tino mit dabei. Macht uns aber nichts. Wir haben gesagt,
Hauptsache authentisch und das ist, was wir hier haben. Also, der Tino ist bei dir im Arm. Genau.
Der ist jetzt neun Wochen alt. Genau. Neu im Club. Da habe ich gleich an dich denken müssen,
weil du bist ganz, ganz neu im Club. Mama, du warst auch jetzt erst schwanger. Baby kriegen.
Wie geht's dir? Ja, jetzt wieder ganz gut, würde ich sagen. Also, man merkt von Woche zu Woche,
dass man einfach auch im Alltag besser klarkommt und dass man das irgendwie doch im Kreuz hat und
alles ganz gut klappt und man keine groben Fehler macht, wenn es drauf ist. Und das Baby sieht noch
ganz gut aus, weil eben auch den Alltag irgendwie wieder so halbwegs geregelt kriegt. Also, da fühlt
man sich dann auch wieder besser. Jetzt bist du zum ersten Mal Mama geworden. Du hast dir bestimmt
vor der Schwangerschaft und dann auch in der Schwangerschaft Gedanken gemacht. Wie wird es
sein? Man hat ja viele Mamas um sich rum. Wir zwei kennen uns aus dem Reitstall. Du hast mich gesehen
mit Babys. Ist es so, wie du es dir gedacht hast oder gab es doch so ein paar kleine Seitenaktivitäten,
mit denen du nicht gerechnet hast? Ganz anders. Also, ich bin ja jetzt auch schon 34 und das erste
Mal Mama und tatsächlich so der erste Teil meines Lebens, sage ich jetzt mal, war schon relativ stark
fokussiert auf Beruf, Karriere. Ich habe viel investiert in mein Studium und es war mir einfach
auch wichtig, dass ich das dann nutze. Und irgendwie bin ich so ein bisschen davon ausgegangen,
naja, ich schaffe das ja auch sonst, viele Dinge in meinem Leben zu integrieren und auch teilweise
gleichzeitig zu machen. Da passt ein Baby schon auch noch rein. Das kann ich auch noch integrieren.
Aber das mit dem Integrieren ist halt nicht so. Also, man ist wirklich ab dem Moment der Geburt
dann zurückgeworfen auf das Kind und auf die Rolle der Mutter. Und da integriert sich gar
nichts. Also, ich integriere mich ja jetzt in sein Leben und das war schon anders. Also,
ich hatte mir auch zunächst vorgestellt, dass ich den Mutterschutz mache und nach acht Wochen
wieder arbeiten anfange. Das wäre jetzt vor drei Tagen gewesen. Ich habe nicht wieder angefangen
zu arbeiten, weil das einfach nicht nur das Leben auf den Kopf stellt, sondern auch einen als Person
irgendwie auf den Kopf stellt. Auf die Gefühlswelt wahrscheinlich. Ja. Hast du es dir leichter
vorgestellt, das Baby zum Beispiel abzugeben? Na ja, ich habe mir irgendwie vorgestellt,
das Baby beschäftigt sich auch mal mit sich selbst. Also, ich habe viel gelesen vorher und
ich habe gelesen, die Babys in dem Alter schlafen 16 bis 20 Stunden am Tag. In meiner naiven
Vorstellung war das dann kein Problem, dass ich innerhalb dieser 16 bis 20 Stunden vier Stunden
am Tag arbeite. Aber das bedeutet, dass ich eine Dreiviertelstunde auch ihn durch die Wohnung trage,
im Tragetuch, bis er denn dann mal schläft und dass er dann tatsächlich auch nur weiter schläft,
wenn er weiter in diesem Tuch ist und ich mich mit ihm bewege oder wenn ich draußen bin. Das war
irgendwie bei mir nicht so präsent. Ich habe letztens erst gelesen, es gibt so einen Cut im
Leben. Den Cut vor dem Mama sein und nach dem Mama sein, weil deine ganze Welt sich einfach
ändern wird. Egal, was du dir vorher vorgestellt hast, alles, also deine Partnerschaft ist nicht
mehr dieselbe, wenn man auf einmal Mama und Papa ist. Das Umfeld ändert sich, der ganze Alltag,
der ganze Lebensablauf. Und das ist nämlich, glaube ich, schon das, mit dem viele doch nicht
so ganz rechnen, so wie du jetzt zum Beispiel. Jetzt fangen wir doch einfach mal da an. Alles
startet mit der Schwangerschaft. Du warst jetzt zum ersten Mal schwanger mit Baby. Du hast mir
erzählt, du hattest einmal leider eine Fehlgeburt. Das ist ja auch so eine Sache,
wird nicht immer gern drüber geredet, aber du sagst, gehört dazu, oder? Machst du kein Geheimnis
draus? Nein, da mache ich kein Geheimnis draus. Es ist ja tatsächlich so, dass viele Schwangerschaften
in einem frühen Stadium auch tatsächlich so enden, dass es halt nicht zu einem Baby am Ende kommt.
Und ich glaube, das hat die Natur eigentlich auch ganz gut eingerechnet, weil die merkt,
dass es ein sehr komplexes Programm, biologisches Programm, das abläuft, bis so ein Baby entsteht.
Dass da einfach alles an Ort und Stelle ist und das, was in der DNA gespeichert ist,
auch ordentlich ausgelesen wird. Und da kann es einfach in einem Computerprogramm oft genug zu
einem Fehler kommen. Und die Natur hat das dann, glaube ich, in dem frühen Stadium richtig
eingerichtet, dass es halt dann nicht weitergeht. Das Ganze mit dem gesundes Baby auf die Welt
bringen ist ja auch so eine Sache. Also ich weiß noch, dass ich damals, ich habe mit Mitte 20
gestartet, dass ich Mama werden will. Und da hatte ich so diese rosa-rote-Wölkchen-Vorstellung. Ja,
man setzt die Pille ab, man wird schwanger, dann hat man eigentlich eine recht nette Schwangerschaft,
nimmt ein bisschen zu, dann kriegt man ein süßes Baby. Das so grob zusammengefasst. Aber wie du
sagst, dass da so viel zusammenspielen muss, dass da überhaupt ein gesundes Baby auf die Welt kommt
oder überhaupt ein Baby auf die Welt kommt, das war für mich damals nicht bewusst. Jetzt,
viele Jahre später, ich habe selber Hormontherapien und Kinderwunschbehandlungen hinter
mir, aber das ist ein anderes Thema. Aber ich finde, da ist man dann ein bisschen dankbarer,
wenn man dieses Baby, so wie du jetzt gerade im Moment, dann im Arm halten darf. War das bei dir
auch so, dass du dann, als du mit dem Tino schwanger warst und alles gut gegangen ist,
du nochmal vielleicht dankbarer warst, dass du ihn haben kannst? Es hätte ja auch anders enden können.
Auf alle Fälle, ja. Also ich meine, wir hatten das Glück, dass es dann sofort drauf wieder
geklappt hat. Aber ich glaube schon, dass wenn das nicht der Fall gewesen wäre, dass ich lang
irgendwie auch darüber nachgedacht hätte, warum das jetzt so ist oder man sich vielleicht auch
anfängt zu grämen und das irgendwie auch vielleicht sogar dann auch zum Stress wird.
Das war jetzt bei uns Gott sei Dank nicht der Fall. Aber natürlich ist diese Erfahrung schon
auch ein Aspekt, die das Ganze nochmal in der Wertigkeit hervorhebt, dass man einfach weiß,
was es bedeutet, dass es alles so funktioniert. Du warst recht aktiv, du bist noch geritten,
da gab es bestimmt zum Beispiel auch Diskussionen. Also es ist ja immer ganz dünnes Eis für jede
Mama. Egal ob jetzt Schwangerschaft oder im Umgang mit den Kindern, jeder weiß es ja besser. Und
bestimmt hast du auch in der Schwangerschaft und auch jetzt mit dem Neugeborenen von allen Seiten,
vielleicht sogar ungefragt, ganz tolle Ratschläge bekommen oder auch, was du alles vielleicht
anders machen sollst. Wie war das so bei dir? Hast du so Kommentare gekriegt? "Oh Gott,
wie kannst du dich noch aufs Pferd hocken?" Ja, regelmäßig. Also ich bin tatsächlich wirklich
lange geritten bis zum achten Monat. Dann hatte ich eine Zerrung oder einen Muskelfaserriss in
den Rippen und es hat mir einfach so wehgetan, dass ich nicht mehr konnte. Ausgelöst durch einen
Husten. Also hatte jetzt gar nichts unbedingt mit dem Kind zu tun. Und natürlich kriegt man
diese Kommentare sowohl in der Schwangerschaft als auch jetzt. Mir selber fällt es relativ leicht,
mich da abzugrenzen. Es geht mehr oder weniger beim einen Ohr rein, beim anderen Ohr raus. Ich
filter die Dinge, die ich für mich wertvoll finde und alles andere lasse ich irgendwo so
vorbeischwimmen. Ich einfach sehr eigenständig und unabhängig bin als Person und dann glaube ich,
fällt es einem auch leichter. Das hat es dir wahrscheinlich auch einfacher gemacht,
weil da gibt es schon viele, die sich auch gerade so beim ersten Mal doch ziemlich verunsichert.
Ja, total. Das kann ich auch total nachvollziehen. Hast du dann die Schwangerschaft an sich,
lief problemlos, oder? Jetzt außer deiner Hustenzerrung. Ja, doch, die Schwangerschaft
an sich lief tatsächlich problemlos. Also da war eigentlich am Anfang eine übliche Übelkeit,
aber ansonsten ging es mir tatsächlich sehr gut. Das Einzige, was ich hatte,
war ein Eisenmangel relativ stark, dadurch, dass er ja auch schnell und viel gewachsen ist. Und
dann hatte ich immer wieder so, nicht direkt Ohnmachtsanfälle, aber mir ist es schwarz vor
Augen geworden. Ich musste mich hinlegen. Ich war viel schlapp, bis das eben erkannt wurde,
dass es einfach der Eisenmangel ist. Die Eisenspeicher auch leer waren und ich Eiseninfusionen
gekriegt habe. Danach ging es mir tatsächlich wieder sehr gut. Der Tino, du hast es gerade
schon ein bisschen angesprochen, er ist ja jetzt ein relativ großes Baby. Also mein Jojo ist jetzt
siebeneinhalb Monate und sehr viel Unterschied von der Größe und Gewicht ist bei den beiden
jetzt nicht. Das ist aber auch, weil Tino ist glaube ich so um die 97. Perzentile und Jojo ist
halt so zwischen der 15. und 20. Also das ist ja je nach Baby ganz unterschiedlich. Aber das hat
auch die Geburt nicht ganz einfach gemacht für dich. Ja, das kann man so sagen. Die Geburt war
jetzt schon, magst du mal erzählen? Die war ja doch nicht ganz so, wie du es dir wahrscheinlich
so geburtsplanmäßig im Kopf vorgestellt hast. Das war das Gegenteil davon. In meiner Vorstellung
war Geburt einfach immer, naja die Natur hat das so eingerichtet und das läuft dann auch so.
Du warst wahrscheinlich auch im Geburtsvorbereitungskurs? Ja, klar.
Ja, da wird ja auch das alles gezeigt, wo das Baby so durchs Becken kommt und alles und darauf
fixiert man sich. Genau und ich wollte das auch so. Ich habe mir auch gedacht,
wenn ich mich mental darauf konzentriere, dass das alles gut geht, dann geht das auch gut. Weil
es schon so war, dass mir vor der Geburt, jetzt eher zum Ende der Schwangerschaft relativ viel
- man kann das eigentlich auch nicht anders sagen - Angst gemacht wurde wegen dem "zu großen" Kind.
Ja. Also er war relativ von Anfang an immer so zwei Wochen größer geschätzt, als seine
eigentlichen Schwangerschaftswoche entsprochen hätte. Und das ist bis zum Schluss so geblieben.
Er war dann in der 39. Schwangerschaftswoche auf 4,1 Kilo geschätzt und man durchläuft dann schon
im Krankenhaus die entsprechenden "Aufklärungsgespräche". Oh, die sind immer ganz
wunderbar. Die sind nämlich teilweise, finde ich auch, nicht so motivierend. Die sind halt knallhart.
Ja und für mich zu kurz gesprungen. Also ich bin jemand, der sich sehr viel mit den Dingen
auseinandersetzt. Mit einem Hintergrund, ja für mich auch in der Wissenschaft, dass ich einfach
mir selber viele Studien durchlese und mich selber mit den Ergebnissen beschäftige, weil ich jetzt
schon mehrmals auch die Erfahrung gemacht habe, dass das, was einem so in dem - ich nenne es jetzt
einfach mal - Medizinapparat empfohlen wird, manchmal gar nicht das ist, was irgendwo
evidenzbasiert belegbar ist. Und auch gar nicht immer das ist, was vielleicht gerade für dich
und auch dein Kind das Richtige ist. Also es wird ja zum Beispiel heutzutage empfohlen, nicht im
Liegen auf dem Rücken zu entbinden. Das habe ich bei Kind eins dann auch versucht. Horror,
hat 100 Jahre gefühlt gedauert, bis dieses Kind mal rausgekommen ist. Und bei Kind Nummer zwei
habe ich halt gegen dieses mal auf dem Rücken entbunden. Und die war nach zwei Presswehen da
und übrigens auch über vier Kilo schwer. Also es ist ja auch möglich, also wenn sie einem so Angst
machen wegen großen, schweren Kindern. Sie war zwar nicht groß, aber sie war relativ dick.
Ja, und also ich meine, das was bei den großen Kindern halt die Gefahr ist, ist tatsächlich,
dass das Kind während der Geburt sozusagen stecken bleibt. Das heißt, der Kopf kann
geboren werden und dann kommt der Körper und sie schaffen diese Schulterrotation nicht und
bleiben dann stecken. Und das kann natürlich zu schwerwiegenden Folgen für das Kind führen,
bis zu einem Nervenabriss und entsprechende Nähmung im Arm und so weiter. Und das ist
natürlich eine Gefahr. Das was einem damit empfohlen wird, ist, dass man die Geburt früher
einleitet. Also ab einem Geburtsgewicht von über vier Kilo geschätzt, sollte man die Geburt laut
gynäkologischen Leitlinien in 39 plus 0 Schwangerschaftswoche einleiten. Und das war
natürlich auch das, was mir empfohlen wurde. Und ich habe sehr viel gelesen natürlich im
Vorfeld über diese Einleitung, weil ich wusste, dass es natürlich kommt mit dem großen Kind.
Und ich wollte mich halt auch selbstbestimmt irgendwo informieren können.
Du wolltest dich selber einbringen auch in den ganzen Ablauf.
Ich wollte ja auch mit den Ärzten das so individuell für mich klären und habe eben
festgestellt, dass das eigentlich nicht möglich ist. Weil das, was in den Leitlinien steht,
das wird vertreten und relativ egal, was die Schwangere am Ende tatsächlich selber möchte
oder welche zusätzliche Aufklärung sie möchte. Ich habe in dem Aufklärungsgespräch,
das werde ich nie vergessen, dann wurde mir eben gesagt, ja, also mit dem großen Kind,
wenn sie das jetzt natürlich zur Welt bringen wollen und diese Einleitung nicht machen wollen,
dann müssen sie mir das hier unterschreiben, dass es gegen ärztlichen Rat ist. Und da kam
eben die ganze Litanei, was passieren kann, wenn man ein großes Kind zur Welt bringt,
in aufsteigender Schwere bis hin zur Uterusruptur. Man muss ihnen die Gebärmutter entfernen und das
Kind stirbt. Aus so einem Gespräch geht man natürlich jetzt nicht besonders.
Und das Schlimme ist, Rebekka, diese Gespräche, glaube ich, finden regelmäßig statt in den
verschiedensten Bereichen. Also dieses Jahr, ich habe ja letztes Jahr den Johannes bekommen und
da war auch dieses Gespräch, ich lag alleine, es war ja in Corona-Zeiten noch ein bisschen strenger,
in diesem Kreissaal am CTG. Mir wurde gesagt, Fruchtblase ist schon zu lange geplatzt,
wir müssen jetzt dann einleiten. Wenn wir einleiten, kann das, das, das, was, das passieren.
Und dann liegst du da, du weißt, du musst es eigentlich ja machen. Und die erklären dir eben
auch, ja, im schlimmsten Fall gibt es einen Wehensturm, die Gebärmutter reißt und das
Baby stirbt. Danke. Und das ist tatsächlich das. Also bei mir war es so, ich habe dann danach
gefragt, was sind denn im Umkehrschluss die Risiken der Einleitung? Und da wurde mir gesagt,
na, da machen wir nur gute Erfahrungen damit, das machen wir ganz häufig. Ich habe explizit eben
auch nach einem Wehensturm gefragt. Also einen Wehensturm habe ich persönlich bloß einmal
erlebt. Oh ja, bei uns auch nur einmal. Und das ist für mich halt irgendwie keine Aufklärung,
wo ich sage, da kann man gut eine Entscheidung treffen. Weil natürlich fühlt man sich massiv
unter Druck gesetzt und natürlich fühlt man sich irgendwie schlecht, dass man sagt, ja,
ich gehe jetzt diese unbändigen Gefahren für mein Kind ein, wo doch die medizinische Lösung so
einfach wäre. Und du hast dich dann aber dafür entschieden zu warten. Ich habe mich zunächst
dafür entschieden zu warten. Und ich habe mir, glaube ich, ja, ich wollte es irgendwo ausbalancieren,
weil man weiß, na klar, je größer das Kind wird, je länger der jetzt noch in meinem Bauch bleibt,
desto schwieriger wird vielleicht die natürliche Geburt. Hast du dir ein Ultimatum gesetzt? So
ein bisschen. Also es war dann tatsächlich, an einem Freitag hätte die Einleitung stattfinden
sollen. Da bin ich ins Krankenhaus und habe gesagt, ich mache das heute nicht. Ich warte
über das Wochenende, habe dann tatsächlich alles nochmal versucht. Akupunktur, Wehentee,
Nelkenöltampons. Oh ja, die kenne ich auch noch. Osteopathie, also alles, was man irgendwie so sagt.
Es gibt ja sehr viele Tipps. Die auf natürlichem Wege helfen könnte. Und ich hatte auch Wehen,
aber halt keine wirklich geburtswirksamen Wehen. Nicht genug. Und dann habe ich am Montag nach
dem Wochenende tatsächlich dann gesagt, doch, okay, dann machen wir das. Dann soll es jetzt so sein,
dann mache ich das mit der Einleitung. Einfach unter Abwägung der Risiken. Und
habe mir dann gedacht, naja, das wird dann schon klappen. Ja, jetzt lachst du schon.
Und habe mich zunächst entschieden für so eine mechanische Einleitung. Also es ist ein kleiner
Ballon, der quasi in den Muttermund eingesetzt wird, um den einfach mechanisch zu weiten und
dadurch die Hormonausschüttung für die Geburt zu fördern. Das hat in dem Sinne nicht funktioniert.
Es hat natürlich den Muttermund ein bisschen geweitet, aber nicht so weit. Auch keine Wehen
ausgelöst. Und dann folgt eben die medikamentöse Einleitung. Ganz toller Prozess. Das heißt,
man fängt in der Früh an, diese Medikamente zu nehmen.
Welche hast du?
Prostaglandine, also diese Tabletten, Hormontabletten.
Wie viele Tabletten musstest du denn dann insgesamt nehmen, bis es wirklich gewirkt hat
oder hat es überhaupt nicht gewirkt?
Doch, es hat gewirkt. Ich kann dir jetzt gar nicht sagen, wie viele das waren. Es war ein
ganzer Tag und man nimmt ja quasi immer die Tablette, hat irgendwie eine Stunde CTG, geht
nochmal eine Stunde spazieren und dann die nächste. Also ich glaube, alle zwei, drei Stunden.
Genau. Und am Abend war die letzte, glaube ich, um halb acht und es hat sich nichts getan. Und
ich bin kein besonderer Freund vom Krankenhaus, wie wahrscheinlich die Blamassen nicht, und
hab dann gleich so relativ selbstbewusst gesagt, ja, ich gehe jetzt nach Hause. Also das konnte
die Ärztin gar nicht glauben. Ich meinte dann, sie können nicht nach Hause gehen. Wir haben
jetzt den Geburtsprozess eingegriffen. Ich sagte, warum nicht? Ich kann doch nach Hause gehen,
wenn ich wenige habe, dann komme ich schon wieder. Da habe ich dieselbe Litanei geerntet,
quasi was jetzt alles passieren könnte, wenn ich mich dagegen entscheide, jetzt hier zu bleiben,
unter dieser Überwachung zu bleiben. Ja, schwerwiegenden Folgen, die irgendwie so
eintreten könnten, wo ich mich schon stark geärgert habe, weil ich ja explizit nach den Risiken der
Einleitung gefragt hatte, die mir nicht genannt wurden. Und dann in dem Moment, als die Einleitung
passiert ist, waren auf einmal diese ganzen Risiken da, mit denen man vorher nicht gesprochen hat.
Genau, die dann doch eben eigentlich ja vorher erwähnt hätten.
Ja. Und ich habe mich dann darauf eingelassen, dass wir gesagt haben, also ich habe jetzt gerade
die Tablette genommen, ich gehe einfach nochmal anderthalb Stunden im Krankenhaus spazieren.
Das sind ja auch äußerst erhebende Dinge. Treppe rauf, Treppe runter.
Genau. Und dann würde ich nochmal kommen zu einem CTG und dann sprechen wir nochmal.
Dann bin ich gekommen zu dem CTG. Während dieses CTGs haben tatsächlich die echten Wehen eingesetzt
und er hatte zunächst auch dann schlechte Herztöne, die haben sich dann aber wieder
stabilisiert. Und irgendwann in dem Verlauf ist dann auch meine Fruchtblase gesprungen,
es war ein hoher Blasensprung. Und dann war natürlich klar, dass ich nicht mehr nach Hause
gehe. Dann war für dich klar, du bleibst jetzt dann doch hier.
Dass es jetzt doch zur Geburt kommt. Und warst du dann aufgeregt, wo dir bewusst geworden ist,
jetzt geht's los? Ich glaube, aufgeregt war ich nicht. Ich war erleichtert, dass ich nicht wieder
mich gegen ärztlichen Rat durchsetzen musste und was unterschreiben und alles auf eigenes Risiko,
sondern dass es jetzt wirklich soweit ist. Und habe mich eigentlich, irgendwie habe ich mich
darauf gefreut, dass ich wusste, ich habe mich darauf eingestellt, jetzt wird es anstrengend.
Aber ich habe mich eigentlich darauf gefreut, dass es jetzt wirklich soweit ist.
Also eigentlich möchte man dann meinen, jetzt ist die Blase gesprungen, jetzt sind die Wehen da,
jetzt kommt das Baby auf die Welt. War aber immer noch nicht so, wie du geplant hattest, oder?
Naja, also es ging dann schon los. Es ging auch gleich in einem ordentlichen Tempo los. Ich hatte
dann von Anfang an relativ heftige Wehen im Abstand von einer Minute. Also nicht so dieses,
ja, diese fünf Minuten, die man sich da irgendwie wünscht, wo man die Erholungspause dazwischen hat,
haben auch gut auf den Muttermund gewirkt. Also das hat sich sehr schnell dann geöffnet. Und
es war schon hart. Das fand ich auch. Also man denkt sich ja, ah, beim ersten Kind, man hört
so die Geschichten, wie sich so Geburtswehen anfühlen, aber man kann sich es nicht wirklich
vorstellen. Wenn man dann in der Situation ist, dann denkt man sich, oh mein Gott. Also bei mir
war es so, ich dachte in dem Moment so, ich muss sterben. Das hält man nicht aus. Das kann einem
vorher keiner erklären, wie sich das anfühlt. Also tatsächlich bei den Wehen hatte ich noch
so dieses, okay, das ist jetzt also Geburt. Das ist schon was anderes, als das, was ich irgendwie
so vorher hatte mit diesen Vorwehen. Und dann habe ich gedacht, naja, aber wenn das das ist,
irgendwie kriege ich das geschafft. Irgendwie schaffe ich das. Der Muttermund hat sich dann
auch recht schnell geöffnet. Also tatsächlich von, wir haben angefangen eigentlich bei einer
vier Zentimeter Öffnung des Muttermunds bis vollständig eröffnet, innerhalb von einer
dreiviertel Stunde. Also was natürlich für eine Erstgebärin, die vor allem einfach wahnsinnig
schnell ist. Und es war aber weiterhin so, dass eben noch viel Fruchtwasser drin war und er
natürlich auch, er ist schon tiefer gerutscht, aber nicht ganz so tief, weil die Fruchtblase ja nur
oben gesprungen war. Und als dann der Muttermund vollständig geöffnet war, hat die Hebamme mich
gefragt, ob es okay ist, wenn sie die Fruchtblase jetzt unten öffnet. Hat das gemacht. Das gibt
einen richtigen Knall. Ja, es ging also. Bei mir klang es wie so ein Luftballon. Nee, ich glaube,
weil sie oben schon gesprungen war, vielleicht nicht. Aber es gab dann einen riesengroßen
Schwall Fruchtwasser. Es war wahnsinnig viel Fruchtwasser. Kann man sich auch vorher nicht
vorstellen. Es war wirklich, wirklich viel Fruchtwasser. Und ab dem Moment war es eine
absolute Katastrophe. Wirklich unerträglich. Also ich hatte dann diesen besagten Wehensturm,
was einfach bedeutet, wehen nonstop und auch einer Schmerzintensität, die einfach absolut
nicht mehr auszuhalten war. Was waren da so die Gefühle, die dir durch den Kopf gegangen sind?
Ich habe von Anfang an gedacht, oh mein Gott, wie soll das ein Mensch aushalten? Und dann habe
ich mir nur gedacht, vielleicht, wenn es dann jetzt auch so stark ist, dann geht es hoffentlich
wenigstens schnell. Und ich muss das jetzt irgendwie durchhalten. Ich muss da jetzt
irgendwie durch. Ich will den so auch auf die Welt bringen. Und das funktioniert schon,
wenn ich es nur gut genug mache und gut genug will. Hattest du da irgendwie mal so den Moment,
wo du dir gewünscht hättest, es ist jetzt einfach vorbei, du hast jetzt keinen Bock mehr?
Der Moment kam tatsächlich relativ schnell, weil also diese Schmerzen und ohne jegliche Pause,
also es waren vielleicht mal zehn Sekunden Wehenpause. Mein Mann stand auch relativ verzweifelt
daneben und hat gesagt, das gibt es doch nicht. Und ich habe nur noch gesagt, ich brauche eine
Pause. Ich brauche eine Pause. Weil der ganze Körper einfach dann fängt nur noch zu krampfen.
Also man hat auch überhaupt keine Möglichkeit, irgendwo zu entspannen und loszulassen,
was es ja auch braucht für die Geburt. Absolut. Und hinterher hat mein Mann dann auch gesagt,
also er hat gar nicht verstanden, was da eigentlich los war. Er hat gedacht,
ja irgendwie in dieser Geburt, wir haben das ja gelernt im Geburtsvorbereitungskurs,
da kommt irgendwann noch das mit diesen Positionen. Aber wenn es dann halt so weit ist,
läuft es eben meistens überhaupt nicht nach Plan. Ja. Und ich konnte dann relativ schnell auch gar
nichts mehr denken. Ich war zwischenzeitlich dann auch ohnmächtig. Und wenn ich nicht ohnmächtig
war, habe ich tatsächlich nur noch gekrampft, also ohne jegliche Kontrolle irgendwo über meinen
Körper. Und kam dann wahrscheinlich relativ schnell der Punkt in dieser Situation, wo auch
die Ärzte dann gesagt haben, so geht es nicht. Also ich habe das tatsächlich eine gute halbe
Stunde, so 40 Minuten ausgehalten. Wow, okay. Und ja, dann war ich aber an einem Punkt,
wo ich konnte nicht mehr. Und ich habe auch, man hat dieses innerliche Gespür, dass es nicht geht.
Also ich glaube, eine Frau weiß das auch intuitiv irgendwie, dass es nicht geht. Man spürt das Baby
während dieses Prozesses ja, dass sich da nichts tut und dass es einfach nicht geht. Und ich habe
irgendwann dann nur gedacht, ich kann nicht mehr, ihr müsst mir helfen. Ja. Und wir waren tatsächlich
alleine. Also die Hebamme war da und ich und mein Mann. Aber die Ärzte hatten bis zu dem Zeitpunkt
noch nicht geschaut. Die Hebamme hat dann die Ärzte geholt. Oh wow, okay. Die Hebamme war
sich also eigentlich recht sicher, dass es noch vorangeht? Ja, sie hatte es wohl gehofft. Ja,
ja, also bis zu dem Zeitpunkt, wo ich gesagt habe, ich kann nicht mehr und es geht auch nicht. Dann
kam die besagte Ärztin, die mir davor gesagt hat, na, Wehensturm habe ich persönlich erst einmal
erlebt. Dann bist du also jetzt die Zweite, die sie erlebt hat. Lustigerweise, das konnte ich
in dem Moment noch denken. So, bitteschön, jetzt hast du deinen zweiten Wehensturm. Die war,
glaube ich, noch relativ jung. Die Ärztin hat dann auch ein bisschen hilflos geschaut und nur gesagt,
sie wären ja vollkommen überrollt von den Wehen. Und die Hebamme hat eindringlich zu ihr gesagt,
der Oberarzt muss kommen jetzt, weil wir müssen entscheiden, wie es weitergeht. Und ja,
der Oberarzt kam dann nach einer Weile und das war tatsächlich, glaube ich, der Moment,
den ich oder diese Minuten, die darauf folgen, fand ich im ganzen Geburtsprozess eigentlich am
allerschlimmsten. Weil ich wusste, ich brauche Hilfe. Ich wusste, ich schaffe es nicht. Ich
hatte in dem Moment Todesangst. Also ich habe gedacht, wenn das jetzt nicht, wenn mir niemand
hilft, dann sterbe ich und dann stirbt mein Kind. Und ich habe tatsächlich in dem Moment dann gesagt,
wir müssen einen Kaiserschnitt machen. Ich kann dieses Kind nicht auf die Welt bringen. Und es
war sehr schlimm für mich, dass man mir das irgendwie nicht geglaubt hat oder dass ich
dieses Gefühl hatte, ich kann das jetzt nicht selber bestimmen. Sondern es war, also es wurde,
es fiel auch der Satz, ich weiß nicht von wem, der Oberarzt bestimmt, wie dieses Kind jetzt auf
die Welt kommt. Und ich lag da, ich war so, ich konnte das ja nicht mehr selber. Ich kann ja nicht
selber einen Kaiserschnitt durchführen. Und ich wusste aber, ich brauche das. Es geht nicht anders.
Ich werde es nicht schaffen. Ich werde ihn nicht normal auf die Welt bringen können.
Hast du dann vielleicht auch diese Machtlosigkeit?
Ja, ich habe mich machtlos gefühlt und ich war einfach nicht mehr selbstbestimmt.
Wenn man auch diese Leitlinien der Gynäkologie für die Geburt liest, da steht einfach das genaue
Gegenteil drin, dass es immer die Entscheidung der Frau ist, dass es das Wichtigste ist,
dass die Frau selbstbestimmt entscheiden kann, dass die Frau am besten weiß, was sie braucht,
was geht, was nicht geht, was hilft, was nicht hilft. Und ich habe mich in dem Moment einfach
ganz anders gefühlt. Ich habe mich machtlos gefühlt und ich habe mich hilflos gefühlt.
Und dazu kam, dass der Oberarzt dann schon die Anästhesistin dazu geholt hat, die mir, glaube ich,
mal erklärt hat, ja, wir können sie jetzt gar nicht operieren, weil wir haben gerade einen akuten
Blinddarm im OP. Und ich habe in dem Moment wirklich gedacht, wenn mir nicht sofort geholfen
wird, dann sterben wir jetzt beide. Und dann kam dazu, dass man sieht ja auch in jedem Kreißsaal
am CTG die Herztöne von allen Geburten, die gerade im Gange sind. Und es gab dann noch eine andere
Frau, die eben auch gerade in der Geburt war. Wahnsinn, dass du da noch darauf achten konntest.
Naja, ich habe es dann im Gespräch mitgekriegt. Das Kind war auf viereinhalb Kilo geschätzt und
hatte schlechte Herztöne. Und es musste quasi in dem Moment entschieden werden, was ist der
größere Notfall. Also erst mal muss der Blinddarm aus dem OP raus. Und dann, was ist der größere
Notfall? Dieses Kind mit den schlechten Herztönen. Wir mit einigermaßen guten Herztönen noch. Sie
waren nicht optimal, aber sie waren in Ordnung. Aber wo ich sage, ich kann einfach nicht mehr,
was ja auch zu einer Gefahr wird für die Geburt. Und dass diese Diskussion wirklich neben mir an
meinem Bett geführt wurde, das fand ich unheimlich belastend. Also das ist für mich auch nach wie
vor der schlimmste Punkt in dieser Geburt. Im Endeffekt wurde dann aber für einen Kaiserschnitt
entschieden. Nein. Immer noch nicht. Nein. Dann hieß es zunächst, wir legen die Zugänge,
wir bereiten vor, dass wir einen Kaiserschnitt machen könnten. Aber der Oberarzt war fest
überzeugt, dass wir dieses Kind innerhalb von zehn Minuten jetzt auf die Welt holen können. Und
wollte noch mal probieren, ihn mit der Saugglocke zu holen. Ach, du hast also fast alles durch,
oder? Ja, also in der Geburt ist glaube ich wirklich sehr viel des Programms abgespielt
worden. Und auf dem Weg in den OP, also diese Saugglocke wurde dann im OP ausprobiert,
fielen auch noch mal so Sätze wie, es ist gerade eine Geburt, natürlich haben sie Schmerzen. Und
das ist schon so was, also diese Sätze, die heilen nach. Also die wirken auch jetzt noch,
wenn ich die aussprechen muss, das ist echt schwer, da habe ich schon ein Kloß im Hals.
Und ich habe mich dann auch danach damit beschäftigt. Ich meine, das ist genau das,
was man eigentlich unter Gewalt während der Geburt versteht, die die Frauen halt doch oft
erfahren. Weil, welche Schmerzen ich gerade habe, das weiß niemand. Es ist auch so,
dass jeder Mensch ein anderes Schmerzempfinden hat. Also was jetzt der eine als extrem Schmerz
empfindet, empfindet der andere vielleicht nicht so. Und das jemanden abzusprechen,
ist schon hart. Und es ist tatsächlich so, das hat mir hinterher meine Wochenbett-Hebamme erklärt,
mit der ich da auch viel darüber gesprochen habe, dass dadurch, dass er eben ja viel größer war
noch als geschätzt, also er hatte 4,7 Kilo bei der Geburt und war auf 4,1 Kilo geschätzt. Und
man hätte tatsächlich ab 4,5 Kilo sowieso einen primären Kaiserschnitt empfohlen und nicht mehr
die Geburtseinleitung. Weil ab da einfach das Kind als so groß gilt, dass das Risiko für eine
natürliche Geburt eigentlich zu groß ist. Und er dann durch das Öffnen der Fruchtblase sehr tief
einfach in den Geburtskanal gerutscht ist, dass das kein normaler Wehenschmerz mehr war, sondern
dass das ein Schmerz ist wie Knochen auf Knochen. Also das kann man sich vorstellen,
wie wenn man beim Fahrradfahren zu stark bremst und mit dem Schambein auf diesen Holm knallt.
Diese Schmerzen für 45 Minuten, ich glaube, dann weiß jeder, was das bedeutet und dass das keine
normalen Schmerzen sind. Und es war für mich einfach klar, ich konnte mich nicht stillhalten.
Die Anästhesistin hat gesagt, sie müssen sich stillhalten, sonst können wir keine PDA legen.
Ich kann mich aber nicht stillhalten, ich habe keine Kontrolle mehr über meinen Körper.
Das ist auch eine Freundin von mir, bei der steht im Mutterpass jetzt drin,
dass sie während der Geburt unkooperativ war. Da ärgert die sich heute, Jahre später noch
drüber, weil es einfach eine Frechheit ist, einer Mutter während der Geburt solche Sachen
an den Kopf zu knallen. Wie du sagst, man hat da keine Kontrolle mehr über die Muskelaktivitäten,
teilweise nicht mehr über das Denken. Man ist da in einem ganz anderen Film,
vor allem so wie du es jetzt erzählst. Du hattest ja wirklich eine dramatische Geburt
und da wird einem vorher ja auch nicht gesagt, dass das so ablaufen kann und wie du dann damit
umgehen kannst. Ja, und es war dann tatsächlich so, wir haben im OP das noch probiert mit der
Saugglocke, gleichzeitig kristallern, das bedeutet, dass also zwei Leute von oben noch auf den Bauch
drauf drücken und das Kind hat sich keinen Millimeter bewegt. Das heißt, er ist einfach
so in den Geburtskanal gerutscht mit diesem vielen Fruchtwasser, dass es diese Position
nicht optimal war, also dass sein Kopf auf meinen Schambein gedrückt hat und er einfach durch diesen
Geburtskanal gar nicht mehr durchrutschen konnte. Es ging nicht, ich konnte ja auch meine Muskulatur
nicht mehr entspannen durch diesen Wehensturm. In dieser Situation, so wie es die Konstellation
war, war es einfach unmöglich. Er hat sich nicht mehr bewegt und da hat der Oberarzt diese
Erfahrung selber gemacht und hat dann eben auch ganz schnell entschieden, wir müssen einen Kaiserschnitt
machen. Auch die Herztöne waren zu dem Zeitpunkt dann nicht mehr gut durch den ganzen Stress,
der natürlich da auf das Kind noch zusätzlich einwirkt. Und dann war ich innerhalb von zwei
Minuten oder so in der Vollnarkose und das Kind wurde per Kaiserschnitt geholt, also per Notkaiserschnitt.
Und das heißt, du hattest eine Vollnarkose, das ist ja dann auch nochmal, ich nenne es jetzt mal
ganz böse gesagt, undankbar für dich. Den ganzen Schmerz durchgemacht und dann aber während dem
Moment der Geburt warst du gar nicht geistig anwesend. Ja, also das fehlt mir auch. Ich finde
es wahnsinnig schade, dass ich die Geburt dann jetzt nicht miterlebt habe. In diesem Moment
fehlen diese Stunden, eine oder zwei Stunden, wo man hinterher das Kind auf der Brust haben kann,
das hatte ich alles nicht. Fühlst du dich da so ein bisschen dieser Momente beraubt? Ja. Hätte man
den Kaiserschnitt von Anfang an geplant, hätte er ja ganz anders ablaufen können. Dann hättest du
eine Teilnarkose, also eine Anästhesie gehabt, aber so, dass du anwesend sein kannst, geistig und
körperlich. Wäre das gegangen, oder? Ja. Und ich weiß nicht, wenn ich es gewusst hätte, dass er
4,7 Kilo hat, ob ich mich tatsächlich für den Kaiserschnitt entschieden hätte oder ob ich mich
für eine normale Geburt entschieden hätte. Einfach, dass man es trotzdem versucht, aber in dem Wissen,
was sein kann und dann eben rechtzeitig irgendwo sich für einen Kaiserschnitt noch entscheiden
kann. Und eben nicht mehr dann, wenn eigentlich alles zu spät ist und dann, wenn es nur noch
unter Vollnarkose geht. Ich hatte drei wirklich schöne Geburten, klar, mit Schmerzen. Alle drei
unterschiedlich, aber so, dass ich danach gesagt habe, ich fand sie schön. Das kannst du jetzt
wahrscheinlich nicht sagen. Nein. Und ich würde auch auf gar keinen Fall jemals wieder diese
Geburtsanleitung machen. Ja. Das ist also deine Quintessenz von dem Ganzen. Würdest du auch noch
mal in dieselbe Klinik gehen? Oder bist du jetzt von dem Ganzen enttäuscht? Das glaube ich schon.
Also die haben, ich finde, man muss halt auch immer sehen, die Ärzte reagieren da auch unter
Stress. Die versuchen auch nur ihren Job richtig gut zu machen und wollen das Beste,
für Mutter und Kind. Und das war nicht mit Intention böse, sozusagen, was sie mir da in
Anführungsstrichen angetan haben. Es war auch so, dass die Anästhesistin, die ja vorher gesagt hat,
ja, sie müssen sich schon stillhalten. Sie findet es wahnsinnig schade, dass ich mich jetzt noch
für einen Kaiserschnitt entscheide. Die Geburt ist ja schon soweit. War sie eigentlich die Erste,
die dann zu mir gekommen ist und gesagt hat, sie weiß nicht, ob schon jemand bei mir war,
ob mir das schon jemand gesagt hat. Es ist ein sehr, sehr großes Kind. Er hat 4,7 Kilo. Das
ist mir erst mal die Kinnlade runtergefallen. Und sie wollte sich bei mir entschuldigen,
dass sie das vorher gesagt hatte. Wenn sie gewusst hätte, dass er so groß ist,
dann hätte sie es nicht gesagt, weil ich hätte ihn nicht auf natürlichem Wege auf die Welt
bringen können. Das heißt, so im Großen und Ganzen bist du jetzt da keinem sauer oder böse,
aber du hast schon so ein paar, sagen wir mal, Narben davon getragen? Ja, auf alle Fälle. Also
das ist schon auch das, was einem irgendwie ja auch keiner sagt, wie solche Sachen nachwirken.
Also das ist einfach ein Trauma. Trauma wirken entsprechend auf Menschen und man muss diese
Traumata auch im Nachhinein aufarbeiten und bewältigen. Also man muss darüber sprechen.
Man muss sich Hilfe suchen, dass man da irgendwie auch damit klarkommt, je nachdem,
welche Traumabewältigungsstrategien man selber hat. Und das ist schon so, dass also jetzt gerade
so diese ersten zwei Wochen hatte ich ganz massiv Baby Blues. Ich habe wirklich sehr,
sehr viel geweint und mir ging es nicht gut und ich habe mich als Versagerin gefühlt.
Also du hast dich selbst, weil du diese natürliche Geburt nicht geschafft hast.
Ich habe es nicht geschafft und das ist wirklich so selbstzersetzend. Diese Sätze,
die einem da im Kopf rumgehen, ich habe das jetzt nicht geschafft und ich bin keine gute Mutter und
keine gute Frau, weil ich das nicht geschafft habe. Die Natur hat das so vorgesehen, dass wir
unsere Kinder so auf die Welt bringen und nur ich habe das nicht geschafft. Andere schaffen
es problemlos, große Kinder auf die Welt zu bringen. Kennst du viele, die so große Kinder,
wie du, auf die Welt gebracht haben? Viele nicht, aber es war natürlich bei uns schon
oft Diskussionsthema vorher, weil wir ja wussten, es wird ein großes Kind. Und mein Mann hat zwei
Schwestern, die jeweils vier Kinder gekriegt haben. Alle diese vier Kinder hatten ein hohes
Geburtsgewicht, jeweils drei davon auch gut über vier Kilo, also bis zu viereinhalb Kilo. Und die
hatten wirklich gute Geburten. Aber es ist tatsächlich sehr individuell. Es kommt immer
darauf an, wie die Frau beschaffen, wie ist der Geburtskanal der Frau beschaffen.
Es hängt davon klein, wo liegt das Baby, wie dreht sich das Baby, wie wirkt der Körper
aufeinander ein. Und es ist halt auch so, dass durch dieses Eingreifen in den Geburtsprozess,
durch die Einleitung, weder das Baby noch mein Körper konnten sich darauf so einstellen,
dass es irgendwie möglich gewesen wäre. Das heißt, ich weiß jetzt am Ende gar nicht,
ob es unter anderen Umständen tatsächlich vielleicht sogar geklappt hätte. Aber unter
diesen Umständen war es unmöglich. Ich weiß nicht, ich bin von meinem Charakter her,
habe ein hohes Leistungsmotiv, ein hoch ausgeprägtes Leistungsmotiv. Am Ende habe
ich mir jetzt tatsächlich auch gedacht, es ist doch kein Wettbewerb Leistungssport,
wenn man sagt, welche Frau hat jetzt hier die absolute Top-Geburt vollbracht.
Aber man hat manchmal das Gefühl, oder? Ja.
So, wer nimmt am wenigsten zu, wer wirkt nicht so dick, wer ist so lang sportlich,
wie du jetzt reitet noch bis zum achten Monat, der andere kann im fünften Monat sich selber
nicht mehr mehr die Schuhe anziehen. Aber es ist halt eigentlich kein Wettbewerb.
Nein, überhaupt nicht. Und es geht ja am Ende nur darum, dass dieses Kind gesund auf die Welt
kommt und dass die Frau auch hinterher auch gesund ist. Also es ist ja auch so was wie eine
Beckenbodengesundheit. Ich weiß jetzt gar nicht, wenn am Ende das Kind natürlich auf die Welt
gekommen wäre, würde es dann jetzt zum Beispiel in meinen Beckenboden gehen. Vielleicht sehr viel
schlechter als jetzt gerade. Das könnte natürlich sein.
Irgendwie hat man trotzdem diese Gedanken. Man hat diese Gedanken, wie das abzulaufen hat,
wie man sich das auch vorstellt. Also ich hatte einen ganz minutiös aufgeschriebenen Geburtsplan,
was ich mir alles so vorstelle. Aber zu diesem Geburtsplan kam es ja bei mir gar nicht. Ich
habe den am Ende auch zwei Wochen nach der Geburt genommen und zu Hause wie in so einem Ritual
verbrannt. Ich habe ihn zerrissen. Aber es war mir irgendwie wichtig, damit nochmal abzuschließen.
Was ich jetzt da ganz schön finde, ist, dass du erstens da so ehrlich bist und du hast jetzt
selber auch angesprochen, man ist von sich selber enttäuscht. Man hat das Gefühl,
keiner redet da so richtig drüber, dass du bist nicht die Erste, der das passiert. Aber man hat
manchmal das Gefühl, wahrscheinlich gerade wenn es eben nicht so perfekt und bilderbuchmäßig abläuft,
man ist alleine. Man denkt ja, dann ist das Baby auf der Welt und man ist einfach nur glücklich,
dass man aber diesen Babyblues hat und dass sich das eben manchmal gar nicht gut anfühlt und dass
man da vielleicht auch, wenn man es sich anders wünscht, eben da sitzt und weint. Hast du damit
gerechnet gehabt? Nein, überhaupt nicht. Also ich weiß gar nicht, ob ich darüber vorher lesen hatte.
Also gesprochen hat mit mir keiner drüber. Also der Babyblues ist real. Erst dann, als ich es hatte
und schon auch irgendwo mit dem einen oder anderen darüber gesprochen habe, dann hieß es, ja, doch,
das hatte ich auch. Aber dadurch, dass man es glaube ich einfach nicht weiß, dass man überhaupt
nicht weiß, was da auf einem zukommt. Man hat so eine abstrakte Vorstellung davon, ja, und ist
alles irgendwie ganz aufwühlend und sind große Schmerzen und ist mit Sicherheit das lebensveränderndste,
was man jemals in seinem Leben macht, dieser Moment. Aber dadurch, dass man zu wenig konkrete
Vorstellungen hat, stellt man auch zu wenig konkrete Fragen. Und dann ist es vielleicht
tatsächlich so, dass darüber dann eher nicht gesprochen wird, weil es ja auch die Frauen selber
noch, vielleicht auch später, noch belastet und man dann über diese Dinge deshalb nicht unbedingt
sofort frei von der Leber weg so sprechen möchte. Genau, und du hast ihn jetzt hier gerade im Arm
und das ist eigentlich ja alles, was zählt. Ja, genau. Jetzt bist du so richtig Mama. Es ist ja,
wie wir gesagt haben, dieser Cut im Leben. Auf einmal ist man nicht mehr nur man selber. Was
sind so die Punkte, wo du sagst, das habe ich so gar nicht erwartet, dass mich eben, du hast
vorhin schon gesagt, dass man eben vielleicht vorher noch gar nicht so einschätzen könnte,
wie man selber als Mama sein wird. Du hast gedacht, du gehst auch wieder nach acht Wochen
arbeiten. Also eigentlich wärst du jetzt schon wieder in deinem Projekt. Du hattest ein Riesenprojekt
in deiner Firma und eigentlich war so deine Vorstellung, dann machst du das jetzt auch
weiter. Ja, genau. Also es war mir tatsächlich sehr, sehr wichtig. Ich bin extrem pflichtbewusst.
Ich hänge da irgendwie auch persönlich dann dran. Es ist wirklich ein Projekt,
das jetzt in so einem Unternehmen, ein großes IT-Projekt, vielleicht alle 25 Jahre mal gemacht
wird. Es sind 300 Leute, die da mitarbeiten. Es hat 100 Millionen Euro Budget. Es ist einfach
was Großes, was ich auch für mich wollte, um zu zeigen, dass ich das leisten kann. Und es hat mir
wahnsinnig viel Spaß gemacht. Und deswegen war es mir vorher sehr wichtig, dass ich am Ende beides
schaffe. Dass ich das mit dem Baby schaffe und dass ich das mit dem Projekt. Kind und Karriere,
wie es einem halt auch so gesagt wird. Ja, und ja, fast auch irgendwie erwartet wird,
dass man das beides dann so irgendwie auch geschaukelt kriegt. Ja, und ich war der absolut
festen Überzeugung, dass mir das auch so gelingt und dass ich es auch will weiterhin.
Jetzt grinst du schon, weil wir wissen ja beide, du bist die Woche nicht arbeiten gegangen. Liegt
es daran, dass sie dich nicht zurückhaben wollten? Nein, ich wurde begniet zurückzukommen. Und wenn
es nur zehn Stunden die Woche sind und ob ich nicht irgendwie dann zumindest im Hintergrund,
wenn ich schon nicht mehr die Projektleitung machen möchte, dass ich doch wieder mit einsteige. Und
ich habe mich jetzt am Ende dagegen entschieden. Ich habe mich entschieden, doch zu Hause zu bleiben
und doch die Elternzeit zu machen. Erstmal voll, wahrscheinlich kürzer als es die meisten dann
machen, wahrscheinlich bloß ein halbes Jahr. Dann wieder teilweise einzusteigen. Aber es ist mir
extrem wichtig, jetzt zu Hause zu sein. Mir extrem wichtig, bei dem Kind zu sein und jede Minute mit
zu erleben, weil er jede Minute irgendwie was Neues kann. Er sieht heute anders aus als gestern,
oder? Er hat mit sieben Wochen angefangen, sich umzudrehen. Diese Dinge würde ich vielleicht gar
nicht so mitkriegen so intensiv. Und ich habe auch den Eindruck, da ist einfach kein Platz in meinem
Leben jetzt für die Arbeit. Es ist auch in meiner Person kein Platz für die Arbeit, wo ich sagen,
ich könnte mich jetzt darauf so einlassen, dass das auch irgendwie sinnvolle Arbeit werden würde,
die ich da vollbringe. Fühlst du dich dann jetzt wie ein neuer, anderer Mensch? Ja, total. Das heißt,
so wie ich dich jetzt verstehe, hast du auch nicht so ganz mit der Art von Beziehung zu deinem Kind
gerechnet, oder? Ja, das ist richtig. Also tatsächlich, ich habe mir das so nicht vorstellen
können, wie diese Beziehung zu dem Kind ist und wie es einen auch als Person verändert. Also ich
habe mir vorgestellt, dass es mein komplettes Leben verändert. Aber ich habe mir nicht vorgestellt,
dass es mich als Person verändert. Und diese Verantwortung, die man dafür das Kind hat und
auch dieses Verantwortungsbewusstsein und diese unbändige Liebe, die man da so empfindet und die
einen wirklich überrollt und jeden Tag wieder neu wird. Und wo man auch immer wieder diese Beziehung
zum Kind, der sich auch weiterentwickelt jeden Tag. Das habe ich so nicht kommen sehen. Das heißt,
die Liebe zu deinem Kind kam schon unerwartet. Ja, also ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben
soll. Vielleicht hatte ich zu wenig Vorstellungen davon. Ich habe einen stark akademischen Hintergrund
und bin da vielleicht ein bisschen zu nüchtern dran gegangen. Und dann von diesem ganzen
emotionalen Teil jetzt tatsächlich so ein bisschen positiv, sehr positiv überrascht auch. Und auch
froh. Ich habe mir davor ab und zu mal so Gedanken gemacht, kann ich das überhaupt gut genug Mutter
zu sein? Hast du selber das Gefühl gehabt, du bist vielleicht nicht so die gefühlsintensive
Mama? Vielleicht. Bisschen rational. Ja, genau. Tatsächlich. Ja, so ein bisschen rational. Ich
habe dann schon gedacht, dass ich gut ein Kind groß kriegen kann, weil ich mich damit auseinandersetze,
was deine Bedürfnisse sind, was es braucht. Aber tatsächlich, dass ich diesen emotionalen Teil,
dass der auch so intensiv bei mir angelegt ist, bin ich extrem froh drüber, muss ich sagen. Wo
schläft der Tino? Bei mir im Bett. Oft, meist zwischen uns oder neben mir. Und was war der
Plan? Ich habe so einen Baby-Bay. Also schon der Plan, dass er irgendwie in der Nähe von mir auch
am Bett dran schläft. Aber das wird eigentlich nur als Ablage genutzt. Und deswegen kann ich
jetzt nur sagen, herzlich willkommen im Club. Das sind all die Dinge, wo man vielleicht vorher sagt,
ja, still doch ab zu einer Freundin, dann gib doch Fläschchen, dann kannst du schnell mal mit ins
Kino und musst nicht beim Baby bleiben. Hat eigentlich gar keine Lust drauf, oder? Nein,
ich würde diese Sachen auch alle nicht wollen. Also es ist tatsächlich so, wenn jetzt mein Mann
mal eine Dreiviertelstunde mit ihm alleine spazieren geht, dann stelle ich mir die Frage,
wie geht es ihm denn? Wo ist er jetzt eigentlich? Hoffentlich hat er keinen Hunger. Hoffentlich
kommt er bald wieder. Also, ja, da geht das schon sehr drin auf. Ich kann dich beruhigen. Irgendwann,
je größer sie werden, kommen auch die Phasen, wo du mal genervt sein wirst von ihm. Von dem her,
genieß die Babyblase. Das ist eben diese sogenannte Magie der ersten Wochen. Und freut
mich auf jeden Fall, dass du da jetzt auch positiv überrascht bist von dir selber so,
dass du eine Mama bist, die du gerne sein möchtest, oder? Ja, das kann man wirklich sagen. Siehst du
jetzt andere Mamas mit anderen Augen? Ja, definitiv. Also ich habe einen viel größeren Respekt und
Anerkennung für die Leistung, die jeder da auf seine ganz persönliche Art und Weise vollbringt.
Was würdest du jetzt anderen Erstmamas, die eben auch ganz neu im Club sind, egal ob jetzt schwanger
oder gerade vielleicht mit frisch geborenem Baby, was würdest du denen gerne als kleinen Rat noch
mitgeben? Dass man möglichst wenig Erwartungen hat und einfach alles so nimmt, wie es kommt.
Ja, das war jetzt das Interview mit Rebekka. Vielleicht ist dem einen oder anderen aufgefallen,
im Interview sage ich mal, dass mein kleiner Jojo zehn Monate alt ist, obwohl er diese Woche schon
eineinhalb Jahre alt wird. Und das liegt darin, dass die Rebekka und ich das Interview schon vor
gut acht Monaten aufgenommen haben. Damals wusste ich nämlich schon, dass ich den Podcast starten
werde und dass ich unbedingt Rebekkas Geschichte dabei haben will. Damit aber die Eindrücke von
ihr noch so richtig frisch sind, haben wir das Gespräch schon damals aufgezeichnet, als der
kleine Tino erst acht Wochen alt war, beziehungsweise fast neun. Gestern habe ich mich dann noch mal mit
ihr getroffen und nachgefragt, was sich denn seitdem so getan hat. Und der Tino, der ist
letzte Woche ein Jahr alt geworden und hat jetzt stolze 83 Zentimeter. Also das hatten meine Kinder
zum Beispiel erst mit zwei Jahren. Daran merkt man, Tino gehört wirklich zu den ganz, ganz Großen.
Er wiegt jetzt auch schon 13 Kilo, bekommt einen Haufen Zähne und ist ein echter kleiner Sonnenschein.
Die Rebekka ist sehr viel gefordert, aber natürlich auch glücklich. Und im Interview hat Rebekka gesagt,
sie möchte wieder zum Arbeiten starten, wenn Tino circa acht Monate alt ist. Sie hat das Ganze dann
noch mal um zwei Monate nach hinten geschoben. Jetzt arbeitet sie 20 Stunden in der Woche,
also 50 Prozent und das im Homeoffice. Sie und ihr Mann kümmern sich gemeinsam während der
Arbeitszeit um Tino, teilen sich das so ganz toll auf und es klappt meistens auch richtig gut. Einmal
die Woche springt die Oma ein und auf die Frage, wenn sie so zurückdenkt, wie es ihr denn damit
geht, meint Rebekka, sie hat wirklich ihren Frieden damit gefunden. Vor allem, weil viele neue
Erlebnisse und Momente mit dem Baby ja auch dazukommen. Die lassen das andere dann auch ganz
gerne mal ein bisschen verblassen. Und einem zweiten Baby steht also nichts im Wege, wenn es
nach der Rebekka geht. Auch wenn eine Geburt nicht immer nach Geburtsplan läuft und wenn es wirklich,
wirklich schwer wird. Es findet doch meistens, Gott sei Dank, ein gutes und positives Ende.
So, das war es jetzt auch schon wieder mit der Folge für diese Woche. Aber ihr wisst ja,
ich schließe ganz gerne die Folge immer mit ein bisschen mehr Realität aus meinem Leben ab. Und
letzte Woche hatten wir den kleinen Mini-Barista Jojo, der bei uns in der Küche Kaffee gekocht
hat. Übrigens, seine Kinderspiel "Siebträgermaschine" ist der absolute Hit bei uns im Kinderzimmer. Alle
Kinder lieben es. Man kann jetzt Americano und auch Cappuccino damit zaubern. Aber was war jetzt
diese Woche bei mir so los, was mich fasziniert hat? Nämlich mein Schulkind. Ich sage euch eins,
manchmal, wenn es zum Beispiel um Heimat und Sachkunde geht, da kann sich dieses Kind Dinge
nicht merken, die liest sie sich fünfmal durch. Aber wir waren gestern im Pepperwoods Puppentheater
und als wir nach Hause gekommen sind, konnten meine zwei Mädels das Puppentheater komplett
nachsprechen. Also sie haben selber Puppentheater aufgebaut, ihre Pepperwoods-Figuren genommen und
ich habe so nebenher ein bisschen zugehört und es war faszinierend. Sie konnten das im Grunde
eins zu eins nachspielen. Exakt die 50 Minuten, die wir angeschaut haben. Schon lustig, oder? Wie
sie sich das merken können, aber die Reihenfolge der Jahresmonate und wie viele Wochen das Jahr
hat, das nicht. Ja, so viel dazu. Also Kinder sind da nicht so anders wie wir, oder? Was uns so
richtig viel Spaß macht, das können wir uns merken, da stehen wir gerne früh auf. Da läuft's
und ja alles andere, wo so ein bisschen Kaugummi zäh ist. Da ist dann auch das Gedächtnis und die
Motivation nicht immer so groß. Wenn du mehr zu mir oder zum Podcast wissen willst, kannst du auch
ganz gerne mal auf meine Internetseite gucken www.neu-im-club.de oder du folgst mir auf Instagram.
Wäre natürlich auch schön und was natürlich ganz ganz toll wäre, wenn dir meine Folgen gefallen,
dann darfst du sie auch ganz gerne bewerten. Sterne da lassen, Herzen da lassen. Ich freue mich total
drüber. Ja, das war's jetzt auch schon wieder für diese Woche. Ich wünsche dir eine wunderschöne
Woche und freue mich, wenn du nächstes Mal wieder einschaltest. Also ciao, deine Marie.
[Musik]