Neu im Club

Marie Binder

#7: Kleine Helden: Die Reise eines Frühchens

Schnellstart ins Leben

25.03.2024 42 min

Zusammenfassung & Show Notes

In der siebten Folge unseres Podcasts Neu im Club freue ich mich, Kathrin wieder bei uns begrüßen zu dürfen. Sie erzählt uns die bewegende Geschichte ihres Frühgeborenen. Kathrin, eine außergewöhnliche Mutter, nimmt uns mit auf eine Reise durch die emotionalen Höhen und Tiefen, die sie während der Frühgeburt ihres Kindes erlebt hat. Ihre Geschichte ist ein kraftvolles Zeugnis von mütterlicher Liebe und Stärke und dient gleichzeitig als Inspiration für andere Eltern, die ähnliche Herausforderungen bewältigen. Kathrins Worte bieten Trost für alle Eltern von Frühgeborenen und Hoffnung für diejenigen, die sich noch am Anfang ihrer Reise befinden. Ich möchte mich bei Kathrin dafür bedanken, dass sie ihre Geschichte mit uns geteilt hat, und möchte alle Eltern von Frühgeborenen da draußen erinnern: Ihr seid nicht allein. Bleibt dran für weitere inspirierende Geschichten in unserem Podcast Neu im Club.

Transkript

Hallo und schön, dass du wieder mit dabei bist bei Neu im Club, meinem Podcast rund um Familie, Kinder und den ganz normalen Alltagswahnsinn. Ich bin die Marie und ich habe fast immer Gäste da, die zu ganz unterschiedlichen Themen rund um Schwangerschaft, Geburt, Familienleben und Besonderes im Zusammenhang mit Kindern und Elternschaft vor allem sprechen. Und ich habe auch diese Woche wieder einen Gast und zwar jemand altbekannt. Meine Schwester Katrin war wieder da und das zu einem ganz bestimmten Thema, nämlich zum Thema Frühgeburten. Und jetzt für euch mal so ein paar kleine Fakten für alle, die noch nicht ganz sicher wissen, was ist denn ein Frühgeborenes? Und das ist ganz einfach so, eine Schwangerschaft dauert ungefähr 40 Wochen und wenn das Baby vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren wird, dann ist es eben ein Frühchen. Und Frühchen müssen nach der Geburt sehr häufig auf einer frühgeborenen Station versorgt werden. Und diese intensive medizinische Betreuung und natürlich auch die Fürsorge der Eltern und die Nähe, die erhöhen dann die Chancen, dass eben aus dem Frühgeborenen auch ein wirklich gesundes Baby wird. Nach wenigen Tagen oder Wochen übernehmen dann auch die Eltern die Pflege und die Versorgung des Kindes zu Hause und es läuft dann auch ganz normal. Trotzdem, so eine Frühgeburt ist natürlich eine absolute Ausnahmesituation, emotional und auch körperlich. Und ist einfach für die ganze Familie eine ziemlich große Belastung. Und daher gibt es ganz verschiedene Regelungen zur Entlastung und finanziellen Unterstützung für Eltern von frühgeborenen Babys. Und es gibt eben so ein paar Anzeichen, die auch mal ankündigen, dass eventuell eine Frühgeburt passieren kann. Das sind zum Beispiel vorzeitige Wehen oder auch ein vorzeitiger Blasensprung. Und eine Frühgeburt kann auch aus krankheitsbedingten Gründen ausgelöst werden. Also dabei kann es sich zum Beispiel um Ursachen handeln, die im mütterlichen Organismus begründet liegen. Aber es kann auch zum Beispiel an einer Fehlentwicklung des Fötus liegen. Also da gibt es ganz unterschiedliche Gründe. Und ganz, ganz oft ist der Fall eine aufsteigende Infektion. Also vom mütterlichen Genitaldrakt aufwärts, also Richtung Muttermund, Gebärmutter. Und auch das kann eben zum Beispiel eine Frühgeburt auslösen. So und da habe ich jetzt natürlich, ich bin jetzt auch keine Fachfrau, deswegen habe ich mir da jetzt so ein bisschen mal einen kleinen Spickzettel geholt. Denn es gibt auch bei frühgeborenen Kindern natürlich so bestimmte Grenzen, je nachdem in welcher Woche sie zu früh geboren wurden und mit welchem Gewicht. Also das sind immer so die beiden wichtigsten Punkte. Und was natürlich ganz besonders interessant ist, ist die Überlebenschance. Das ist auch das Allerwichtigste, wahrscheinlich für die meisten Eltern von Frühgeborenen oder wenn eben in der Schwangerschaft festgestellt wird, es wird wahrscheinlich zu einer Frühgeburt kommen. Und nach der 24. Schwangerschaftswoche ist die Überlebenschance einfach in Deutschland schon richtig, richtig gut. Zwischen 60 bis 80 Prozent. Das ist schon mal eine wirklich tolle Sache, gerade weil wir dann auch sehr gute Frühchenstationen haben, wo alles Mögliche für die Kinder gemacht wird. Und deswegen, das ist wirklich, wirklich, wirklich eine tolle Sache. Aber so eine Frühgeburt ist natürlich auch ein belastendes Thema und darüber habe ich mit Katrin gesprochen. Sie wird uns gleich hier im Gespräch erzählen, wie die letzten Schwangerschaftswochen für sie waren, warum ihre Tochter eine Frühgeburt war und was in der Klinik und in der Zeit danach alles gemacht wurde und vor allem auch, wie es ihr jetzt damit geht und was so die Höhen und Tiefen dieser ganz besonderen Ausnahmesituation für sie waren. Und das bekommt ihr jetzt hier im Interview von der dieswöchigen Folge. Und ich freue mich, dass ihr zuhört und es ist wirklich ein super spannendes Thema für alle. Man hört dich schon blättern, Katrin. Wir zwei hocken mal wieder zusammen. Ich freue mich. Also ist natürlich ganz praktisch, wenn die Schwester auch viel zu erzählen hat. Das Leben gibt ja viel her. Also zumindest bei mir. Bei dir auf jeden Fall. Und wir sind gerade ganz kuschelig nah beisammen, denn wir sprechen hier in ein Mikro, weil ich leider nur eins zur Verfügung habe. Und damit ihr uns gut hören könnt, haben wir uns jetzt sehr, sehr nah zusammengehockt. Als Schwestern ist man das ja auch gewohnt. Also wir haben ja alle, wir Geschwister haben ja eine enge Beziehung zueinander. Genau, weil wir sind ja vier Geschwister, für alle, die das nicht wissen. Wir sind vier Geschwister, drei Mädels und der arme, arme einzige Bruder. Aber wir sind lieb zu ihm. Meistens, meistens, meistens. Also doch, ja. Und wir haben ja heute, weil du warst ja schon mal hier zu Gast in meinem Podcast, Katrin. Genau. Familien leben mit Hindernissen. Da ging es um eure Erkrankung mit Multiple Sklerose und so. Was sich so im Leben ansammelt. Genau. Und diesmal sind wir ja alleine. Also weder meine Tochter hockt im Hintergrund, noch ist dein Sohn dabei. Der schläft nämlich und wir hoffen, der schläft auch noch weiter. Ja, ich drücke gerade selber schon Daumen, dass das klappt. Ich glaube nämlich, dann ist es einfach leichter, wenn wir uns sozusagen unterhalten und keine Kinder im Nacken oder auf dem Schoß hocken. Oder die dann vom Stuhl fallen oder sowas. Genau. Und jetzt kommen wir gleich mal zum Thema, was wir uns für heute überlegt haben, weil du hast eine Tochter. Genau. Und die wird im Mai 15. Oh mein Gott, das ist sowieso wahnsinnig weiß, nämlich noch. Wo waren wir? Ich glaube, wir waren auf so einer Party, oder? Genau, wir waren, ich habe nachgelesen, ich habe mein Tagebuch von der Schwangerschaft da. Ich habe noch, genau. Und unsere Freunde haben eine Gruppe, die hieß Feedback. Feedback, Feedback hießen wir. Genau. Musikgruppe, Band. Ja, ich habe ja am nächsten Morgen schon gewusst, dass ich schwanger bin. Du hast aber noch zu mir gesagt, Marie, ich glaube irgendwie, eventuell, ich weiß ja nicht, ich glaube, ich sollte mal einen Test machen. Genau, der Test ist negativ und wird jetzt 15. Ich will keine Angst machen, aber es ist so. Es gibt Negativtests, die nicht in echt negativ sind. Aber ich habe dann beim Arzt einen Bluttest machen lassen, habe es auch selber ins Labor gefahren, da ich ja starke Medikamente nehme und das ja nicht geplant war. Und am Abend kam halt dann der Anruf. Fangen wir mal ganz vorne an. Als allererstes erstmal, warum sprechen wir denn miteinander über deine Schwangerschaft und deine Geburt? Das hat ja einen bestimmten Grund, denn bei dir war das ja eben auch gerade durch die Medikamente und alles ja eben nicht ganz so einfach alles. Und die liebe Lina ist ja ein Frühchen gewesen und das hat nicht alles einfacher gemacht, oder? Nein, also die Schwangerschaft war super. Was Besseres hätte mir gar nicht passieren können. Auch der Medikamentenzug war natürlich heftig, aber man wusste ja, in sich wächst so ein kleines Gummibärchen heran und dem wollte ich natürlich nur das Beste geben und das ist keine Chemie. Genau, du hast ja dann erfahren, du bist schwanger. Kinder hast du dir ja immer gewünscht, das muss man dazu sagen. Du bist ja auch gelernte Erzieherin, hast viele, viele Jahre im Kindergarten gearbeitet, bist als Judo-Trainerin aktiv gewesen. Ich kann mich gar nicht an Zeiten erinnern, dass du nicht mit Kindern oder Jugendlichen zusammen was gemacht hast. Also es war eigentlich immer klar, dass du gerne Kinder hättest, aber durch die Erkrankung von dir und deinem Mann war es halt so ein bisschen schwieriger, oder? Genau, also wir hatten halt dann überlegt, okay, erstmal selber stabil im Leben stehen und so alles fit sein und vier Wände um einen haben, dass man sich nicht darum noch kümmern muss. Mit Dach. Und Heizung und so Sachen, weil wir haben damals in einem sehr alten Hof gewohnt, ohne Heizung. Also wir hatten einen Feuerofen. Also sie sind nicht auf Ruhe. Aber man hat halt doch so ein bisschen sich gedacht, okay, erstmal die Lebenssituation ruhig hinkriegen, damit man dann die Ruhe und die Kraft hat, eben wirklich dann auch für das Kind da zu sein. Jetzt haben wir ja schon ein bisschen angeteasert. Wie sagt man immer so schön, sie war nicht geplant, aber sehr gewünscht? Genau, also ich wollte ja immer Kinder haben, aber mindestens halt ein Kind. Das war für mich immer der Grundstock einer Beziehung. Also ohne Kind gibt es mich nicht. Und ja, also ich war halt dann erstmal, oh Gott, gerade jetzt. Aber gut, meine Familie hat gesagt, okay, ist jetzt. Wir haben uns alle total gefreut. Meine ältere Schwester war ein paar Wochen vor mir schwanger geworden. Nicht nur deine älteste Schwester, unsere älteste Schwester. Genau und die hat damals ihr drittes Kind, ein drittes Kind gekriegt. Ich hatte noch gar keins, nur meinen Stiefsohn. Und der war da, also da war das auch noch ganz frisch bei mir. Genau, und eigentlich sollte ich von ihrem Kind Taufpate werden. Dann haben wir aber ausgerechnet, dass ich zur Taufe wahrscheinlich hochschwanger bin. Und das ist ziemlich unpraktisch, dann jemandem zu helfen. Aber wir reden ja ehrlich miteinander. Und dann bist ja du die Taufpatin geworden. Ja, ich habe das dann gekriegt. Du bist dann vorgerutscht. Ich habe dann auch endlich mal ein Patenkind bekommen. Da freue ich mich heute noch drüber. Also danke dafür, Katrin. Bitte, bitte. Das hast du ganz gut geplant. Jetzt war es ja so, mein Taufkind, das dann eben da in der Entstehung war vor fast 15 Jahren. Die ist ja Anfang April dann auf die Welt gekommen. Und die Lina hatte ja wann Termin? Juni, Juli? Nee, Juli, oder? Ja, eigentlich hieß es so 9. Juni, Mitte Juni. Sie waren sich nicht so ganz sicher, weil irgendwie das Wachsen war okay, war super. Die Schwangerschaft war auch gut. Sie wäre so, ja, Mitte Juni, glaube ich, war der angerechnete Termin. Und dann war es ja, ist ja alles anders gekommen. Also im Grunde, ich weiß es, du jetzt, ganz ehrlich, jetzt reden wir drüber und jetzt versuche ich mich zu erinnern. Hey Leute, es ist 15 Jahre her, also da darf man auch ein paar Wissenslücken haben. Ich weiß nur, dass du super lang auch schon im Krankenhaus warst. Also dass ich dich in meinem Krankenhaus besucht habe und es da unfassbar langweilig war. Genau, weil meine Nichte kam auf die Welt. Ich habe sie noch besucht. Im Krankenhaus? Im Krankenhaus nach der Geburt. Und mein Mann war zu dem Zeitpunkt mit seinem Onkel arbeiten in Spanien. Ein paar Tage darauf kam mein Mann in der Früh zurück und aus Spanien. Die waren mit dem Auto dort und ich sagte noch zu ihm, ich muss zur Kontrolluntersuchung, 30. Woche, schlaf du dich mal aus, weil danach erzählt es mir alles. Und dann war ich bei der Ärztin und dann sagte die mir, ob ich keine Schmerzen habe. Und ich sage, ich habe ja immer Schmerzen, also von welchen Schmerzen sie jetzt da redet. Und dann sie so, nicht nur, dass ich schon Wehen habe, auch der Muttermund wäre so weit so ungefähr und das Kind würde sich in die Startlöcher legen. Sie gibt mir so ungefähr noch die Fahrt nach Hause, dass ich was packe und dann tauche ich im Krankenhaus auf. Weil man muss ja dazu sagen, also ab der 24. Woche sind die Kinder mit Klinikaufenthalt und allem möglichen überlebensfähig. Die 30. Woche ist trotzdem zu früh. Besonders, ich wohnte damals, also wir wohnten damals sehr abseits und die Ärztin hatte einfach Angst, dass wenn was passiert, keiner rechtzeitig da ist. Und ich muss ganz ehrlich sagen, nichts gegen unsere Leute im Dorf. Also ich habe da ganz tolle Freunde und Clique gehabt, aber die Vorstellung, dass der First Responder dann kommt und die mich entbinden und deine Grundschulfreunde und deine Clique bei der Entbindung hilft. Man muss nicht jeden dabei haben. War dann doch für mich so, okay, ich fahre mal lieber heim und packe meine Sachen. Der Markus, also dein Mann, hatte da gerade geschlafen. Ja, weil das war total surreal. Ich bin hoch, habe mich ans Bett geholt und habe gesagt, Markus, du Entschuldige, ich müsste ins Krankenhaus. Die Gefahr besteht, dass das Kind kommt. Der ist aus allen Wolken gefallen, oder? Naja, wirklich gefallen nicht. Also um Gottes Willen, wie kommen wir jetzt von Spanien zurück? Wie schaffen wir das? Regina, wo bist du? Wir müssen sofort zurück. Die muss ins Krankenhaus. Und ich so, Markus, wir sind schon in Deutschland. Du bist wieder hier. Aber ich glaube, es ist keine gute Idee, wenn du mich fährst. Ich frage mal den Papa, schlaf mal wieder weiter. Ja, da warst du in der 30. Woche. Genau. Und dann, wie läuft das eigentlich ab? Also es gibt ja verschiedene Prozedere, mit denen dann meistens ja probiert wird, dass die Schwangerschaft, also das Credo ist ja immer, so lange wie möglich, das Baby im Bauch zu behalten. Und das versucht ja eigentlich jeder Arzt, jeder Frauenarzt. Genau, und das war mir halt auch ganz wichtig. Und ich habe gesagt, ich mache alles, was ihr sagt. Und das war eigentlich ganz einfach. Ich darf nichts mehr machen, Füße hoch, damit es nach unten wieder in den Bauch rutscht so ungefähr und nicht unten rausfällt. Und ich habe natürlich Wehenhämmer bekommen. Ich war in der Infusion. Wehenhämmer, Infusion. Du hast wahrscheinlich regelmäßig im Krankenhaus ein CTG machen müssen. Ja, also ich bin wirklich nur einmal am Tag aufgestanden, um aufs Klo zu gehen. Und sonst lag ich da. Ich hatte eine sehr innige Beziehung zu dem Ast, der beim Fenster reingeguckt hat, weil viel mehr habe ich ja nicht gesehen. Und ja, dieses CTG wurde natürlich dauernd gemacht, ob alles in Ordnung ist. Und sie haben mir schon immer gesagt, so mit einem Fuß bin ich schon unterwegs nach Rosenheim in die Klinik, weil sie sich nicht sicher sind, weil ich darf erst ab der 35. Woche hier entbinden. Genau, weil das war nämlich damals noch in so einer Kleinstadt hier bei uns. Und die gynäkologische Abteilung von dort, die gibt es jetzt auch gar nicht mehr. Also die wurde vor ein paar Jahren aufgelöst. Aber damals konnte man dort noch Kinder bekommen. Mein Mann ist dort auch auf die Welt gekommen. Ich habe dort auch meine erste Tochter gekriegt. Aber die haben, was man dazu sagen muss, die haben keine intensiv Kinderbetreuung für Neugeborene. Und da muss man dann eben in die nächst größere Stadt verlegt werden. Also da kommt dann auch, damals war es so, dass dann halt meine Frau und Ärztin zur Geburt gerufen wurde ins Krankenhaus und nach dem Motto. Sie war Belegärztin, glaube ich. Genau. Da haben sie eben schon zu dir gesagt, das kann, also bereite dich mal psychisch drauf vor, das kann schon sein, dass wenn das Baby jetzt kommt, das ist dann vielleicht noch nicht fertig entwickelt. Haben sie eigentlich da auch für die Lungenentwicklung, da werden ja dann zum Beispiel Lungenbläschen aktiviert. Ich habe so eine Spritze bekommen, um die Lunge zu aktivieren für das Kind. Und wie gesagt, diesen Wehen-Henropf, den hatte ich wirklich fünf Wochen an mir dran. Und das CTG war dann wirklich so, dass sie das kaum noch machen konnten, weil die Glor so dagegen gearbeitet hat. Sobald sich jemand dem Bauch genährt hat und dieses Gerät da anschließen wollte, hat sie das weggetroschen. Und dann müssen wir uns das so vorstellen, du bist fünf Wochen nach mit deinem Ast am Fenster mit deinem Kumpane, das erinnert mich an Castaway, oder? Heißt der Film, wo Tom Hanks auf der Insel strandet und sein einziger Freund ist dieser Ball, den man Gesicht drauf hat. Und Katrins bester Freund zu der Zeit, wenn wir nicht da waren, war ein Ast am Fenster. Wie ist es dann weitergegangen? Also du bist da gelegen und wann war der Zeitpunkt und wie ist es passiert, dass es einfach hieß, okay, jetzt geht es nicht mehr, jetzt kommt das Kind auf die Welt. Und eigentlich glaube ich ab der 38. Oder wann zählen sie? 36. Woche sind sie keine Früche mehr. Oder wie ist das? Ja, es hat was mit dem Gewicht zu tun und auch in welcher Woche es eben kommt. Und sie haben zu mir gesagt, wenn ich 35 plus schaffe, dann darf ich hier auch ein Eibling entbinden. Und es war halt so, dass aufgrund des Wehenhemmers und so, ich habe mir dann sogar meinen Arm an die Infusionsflasche, an den Halter hoch gebunden. Weil man muss sich vorstellen, wenn man fünf Wochen lang Infusionsnadeln an sich hat, irgendwann sagen die Venen, nö. Jetzt reicht es dann mal. Aber ich wusste halt, wenn ich das jetzt nicht schaffe, diesen Laufzahn mit dem Medikament, dass es wahrscheinlich losgeht und dann hektisch wird. Also habe ich mir selber dann den Arm nachts hoch gebunden, damit das weiterläuft. Sie haben mir dann gesagt, nachdem ich dann einen Ruhepuls in der Früh so von 140, 50 hatte, also ich konnte weder mehr noch Fernsehen noch lesen, weil es hat alles nur geflimmert. Und ich habe schön gesagt, ja, mir geht es gut, weil ich halte das jetzt aus. Aber in Wirklichkeit… Dir ging es nicht mehr gut, oder? Nein, weil diese Venenhemmer und das Ganze, der Körper wollte ja eine Geburt einleiten und man hat es ja zurückge… Man kämpft ja sozusagen gegen die Instinkte des Körpers an. Genau. Und das ist wahrscheinlich wirklich körperlich und auch psychisch ja absolut belastend. Genau. Also ich… Für die Schwestern, die fanden das nett, dass sie mal jemanden auf der Station hatten, den sie als Inventar bezeichnen konnten. Weil selbst wenn die mal eine Woche Urlaub hatten, ich war ja noch da und ich konnte ja auch keinen Schwangerschaftsvorbereitungskurs machen. Du kaufst ja nicht raus. Das ist was, was mir immer, wenn ich… Ich war ja nach dir erst schwanger und insgesamt dreimal. Und du warst immer diejenige, die meinen Babybauch bemalt hat und mit mir meinen Gipsabdruck gemacht hat. Und jedes Mal tat es mir so ein bisschen leid, ein bisschen mehr sogar, weil ich weiß noch, dass du jedes Mal gesagt hast, ach, das ist so schön. Das hättest du auch gern gehabt. Aber das ging ja nicht, weil das macht man oft ja so, diese letzten Dinge wie Gipsabdruck und nochmal Bauch bemalten, das zögert man ja relativ lang. Ich würde jetzt mal sagen, zwischen der 36. und 39. Woche macht man das. Genau, so weit bin ich ja gar nicht gekommen. Genau, das ist dir also verwehrt geblieben. Genau, damals kam… Die Micha war das, ja genau. Meine ältere, also unsere ältere Schwester kam dann ins Krankenhaus, weil wir eben gar keine Bilder machen konnten und hat dann eben gleich nach der Geburt von ihrer Tochter ist sie dann gekommen. Ja, und da gibt es eben so Bilder, wo sie mir ein Tuch unten hingelegt hat. Und eigentlich wollten wir das heimlich machen, aber natürlich kam mein Mann genau in dem Moment rein, wo wir das gemacht haben. Der wollte mit aufs Foto. Genau. Und ihr habt dann sozusagen ein Babybauch-Shooting im Krankenhausbett gemacht. Ja, im Liegen ganz schön mit Krankenhaus-Utensilien ausgenommen. Und du hast das ja so eine Art Foto-Tagebuch, was du geschrieben und gemacht hast, um dich an die Zeit zu erinnern. Und das liegt gerade vor uns. Und erstens, wenn ich da an meinen Bauch denke, kurz vor der Geburt, das war schon noch mal mehr. Also du hast auch gar nicht so einen riesigen Bauch gehabt irgendwie, oder? Im Verhältnis weiß ich nicht. Ich konnte es ja nicht mal wirklich sagen, weil auf einem Bild sieht man, wie meine zwei Wochen alte Nichte auf dem Bauch liegt, auf dem schwangeren Bauch. Und manche haben gemeint so, oh, da ist sie ja schon da. Sag ich, nee, meine ist da noch drinnen. Da haben die schon miteinander kommuniziert. Ja, die ist da runtergerutscht. Also die hat dann auch immer auf die Stimmen reagiert und ihre Position mit dem Po gewechselt, was für mich ziemlich anstrengend war, weil die das mit sehr viel Schwung gemacht hat, unsere Tochter. Das heißt, du hast dann noch ein paar Fotos gekriegt und dann war ja doch, jetzt blättern wir gerade weiter und da gibt es jetzt, oh mein Gott, schau mal, es ist schon faszinierend. Ihr könnt es gerade nicht sehen. Es ist so, die ersten Fotos von der Angelina hier in dem Fotoalbum, da, ah ja, die Katrin, da lächelt sie schon, gell. Also ich glaube, das ist in 40 Jahren noch, wenn man das anguckt, so für Mamas Moment, den kann man nicht glauben und irgendwie kommt es einem gefühlt vor wie gestern wahrscheinlich, wenn man es dann anschaut. Also bei mir ist es so. Und sie war so ein kleines Püppchen, als sie auf die Welt kam. Aber jetzt ganz kurz, also du hast dann gemerkt, 35. Woche, die haben gesagt, du darfst jetzt entbinden im Grunde. Und dann fünf Minuten später ist es losgegangen. Also die haben halt dann gesagt, an dem Tag ist meine Ärztin aus dem Urlaub zurück. Ich habe die 35. Woche erreicht an dem Morgen und sie haben mir gesagt, sozusagen der Dienstbeginn ist um 6.30 Uhr sozusagen. Ab da darf sie kommen. Sie tun jetzt den Wehen den runter, weil meine Adern, also meine Venen einfach sonst. Nach fünf Wochen, man muss irgendwann auch mal sagen, jetzt reicht es. Genau. Und dann dachte ich mir, ja gut, jetzt kann ich mich entspannen. Und ich lese hier gerade, eine Viertelstunde später ging es dann los. Also pünktlich zum Dienstbeginn von der Ärztin und eine halbe Stunde später hatte ich den Blasensprung. Und ja. Das ist auch eigentlich der Wahnsinn, oder? Das heißt ja, dass wenn du diese Wehenhemmer nicht gehabt hättest, die wäre einfach schon in der 30. Woche auf die Welt gekommen. In der 30. Woche. Und das ist halt einfach zehn Wochen zu früh. Genau. Wäre das gewesen. Und jetzt waren es im Grunde fünf oder sechs Wochen. Genau. Und da ich ja wirklich fünf Wochen gelegen bin, war meine Muskulatur nicht mehr wirklich da. Man muss dazu sagen, es heißt immer, eine Geburt ist ein Marathon für den Körper. Also das ist schon echt anstrengend. Also mit Hilfe einer Schwester bin ich dann rüber geschwankt in das Entbindungszimmer. Und die haben dann aber gleich gesagt, was ich von der Badewanne halte, weil die trägt mich halt das Wasser, weil ich konnte ja eigentlich kaum stehen. Ja und dann haben wir uns für eine Wannengeburt entschieden. Und zu Markus haben sie dann noch gesagt, doch entspann dich, du kannst noch frühstücken gehen. Und er wollte sich gerade umdrehen und dann sagte die Hebamme, nee, nee, nee, der Kopf ist eigentlich schon da. Also vielleicht schaffen wir es noch bis zum Wasser. Hier wird nicht mehr Kaffee geholt. Genau. Und ja, das Ganze ging dann auch ziemlich schnell. Also sie kam auf die Welt. Und das Lustige war, wir wussten ja, dass es ein Mädchen wird. Und irgendwie wurde sie dann gewogen, eingepackt und so. Und dann sage ich zum Spaß noch so, und ist es wirklich ein Mädchen? Haben wir jetzt gar nicht nachgeguckt. Dann haben sie sie nochmal schnell ausgepackt. Mal schnell gucken, ob da nicht noch was dabei baumelt. Genau, aber es war ein Mädchen. Und ist auch noch ein Mädchen. Ja. Und sie war sehr leicht. Also wir haben noch leichtere Frühgeburten kennengelernt, aber sie war schon echt. Also im Gegensatz zum Beispiel zu meinem 4-Kilo-Mädchen, was ich mal gekriegt habe, war sie ein Leichtgewicht. Genau, also die Ärzte haben eigentlich damals gemeint, dass sie bestimmt drei Kilo hat, weil sie groß ist und so. Aber sie hatte nur 2,3,140. Also zwei Kilo, 3,40. Und ja, das Ganze war dann eigentlich, wir sind sozusagen aus dem Wasser rausgekommen. Sie wurde gewogen, ich durfte sie kurz im Arm nehmen. Und wie das halt so ist, wir Frauen haben manchmal so Stellen dann, die repariert werden müssen. Und mein Mann ist noch runtergegangen, weiß ich noch, dass er mal an die frische Luft ist, um den anderen zu sagen, dass alles gut ist. Und dann habe ich noch mitbekommen, dass sie auf einmal gemeint haben, so ruft die Ärztin. Und die wurde eh gerufen, die war schon unterwegs, weil sie eben zu leicht war. Und das war unser Glück, weil ihre Lunge ist wieder zusammengefallen. Ich kriege da echt Gänsehaut. Ich lag da also auf diesem Stuhl und meine Frauenärztin hat mich sozusagen zusammengeflickt und ich habe im Augenwinkel gesehen, wie sie sie an Sauerstoff angeschlossen haben. Und das ist schon, also du hast hier im Buch ja auch die Fotos, ich weiß nicht, ob die, die jetzt zuhören, das schon mal gesehen haben, aber es ist schon einfach ein beklemmendes Gefühl, wenn man so ein ganz kleines, neugeborenes Baby sieht mit Schläuchen und Apparatschaften an sich dran. Das muss ein wahnsinnig beklemmendes und beängstigendes Gefühl gewesen sein, oder? Also es war total schlimm, weil ich lag ja da und konnte nicht weg. Und mein Mann kam hoch und hat, was ist los? Und in dem Moment kam ein spezieller Baby-Notarzt-Transporter mit so einer Art, für mich sah das aus wie so ein gläserner Sarg, kamen die da rein mit tausend Geräten und Blinken und haben nur gesagt, alles wird gut, haben das Kind genommen, angestöpselt und waren wieder weg. Ich habe wirklich ohne Scheiß Gänsehaut, gerade bis unter die Haarspitzen. Also das ist einfach, finde ich, das Schlimmste, was man erleben kann, wenn man gerade sein Kind auf die Welt gebracht hat und man auch unfähig ist zu handeln, wenn man da gerade liegt und dann kommen andere Leute und es muss mitgenommen werden. Und dann musste sie in die Kinderklinik gebracht werden. Also sie ist mit diesem Baby-Notarzt mit Blaulicht hingebracht worden. Und zu mir haben sie dann nur gesagt, wann wir sie da hinbringen können, wissen wir nicht. Und ich lag dann da auch wirklich über sechs Stunden in dem anderen Krankenhaus, bis dann ein Transporter frei war, um mich zumindest ins selbe Haus zu bringen. Aber ich wusste nicht, wie es ihr geht oder was los ist. Wie viel hast du in den sechs Stunden geweint? Ich habe eigentlich, glaube ich, gar nicht geweint. Ich war einfach nur unter Schock, weil ich musste ja, mein Mann ist da hingefahren, wollte irgendwas rausbringen, konnte aber auch nichts wissen. Und ja, am Abend bin ich dann endlich in dem anderen Krankenhaus angekommen. Da war dann auch mein Mann da und mir wurde nur gesagt, ich kann nicht zu ihr runter. Ich muss bis morgen warten. Sie können jetzt noch nichts sagen. Habe ich schon mal erwähnt, ich bin so ein bisschen eine Glucken-Mama, wie wir, glaube ich, alle bei uns in der Familie. Und es ist, finde ich, schon mit das Schlimmste, wenn es den Kindern nicht gut geht und man nicht bei ihnen sein kann oder wenn man ihnen nicht helfen kann. Jetzt warst du die erste Nacht dann ohne sie. Ja, und ich hatte eine Frau bei mir im Zimmer, die auch vorher entbunden hat und die war von ihrem Neugeborenen so genervt, weil sie wollte zum Rauchen gehen und die Schwestern haben ihr das verboten und das Kind wollte ja was trinken und sie hat aber keinen Bock dazu und sie hat sich das alles ganz anders davor gestellt. Die war nur am Meckern. Und dann liegt die da und du hast dir wahrscheinlich gedacht, sei doch einfach froh, dein Kind ist bei dir, scheiß doch auf die Zigaretten. Wie kann man nur? Du Piep, das hast du dir gedacht. Ja, also es war für mich total schlimm. Und wann durftest du dann, bei einem Frühchen, läuft es ja bei jedem anders, also war sie da auf der Intensivstation? Ja, sie war zwar im Gegensatz zu anderen Frühchen, sie hat nur noch 2000 Gramm gewogen, war sie ja groß. Sie war groß, wie groß war sie damals? Ich glaube 48 Zentimeter. Ich glaube auch nicht so auf 48, weil wir kennen innerhalb der Familie ein Frühchen aus der, ich glaube auch 34./35. Woche mit unter 1500 Gramm und nur 42 oder 43 Zentimeter. Das ist wirklich, natürlich dann ist so ein Kind wie die Lina, die schon ein bisschen mehr hat, denkt man stabiler, aber es ist halt trotzdem eben nicht so gewesen. Also es gab wirklich kleinere und andere Kinder, die weniger waren wie sie, aber die waren stabil, die konnten selbstständig atmen, was sie nicht konnte. Dann war sie in diesem Glaskasten. Also das war so ein offener Brutkasten, sag ich immer. Brutkasten, also wie bei dem Hühnchen. Genau, mit Wärmebett, weil sie konnte ihre Körperwärme nicht halten und damit sie schneller an sie rankamen, war der offen. Also das war nicht so wie bei den anderen, dass man so mit den Händen so reinschlupfen kann, sondern sie stand wirklich bei den Schwestern schon fast drinnen und da hat es eine Zimmertemperatur von gut 30 Grad da drinnen. Aber ich durfte sie erst mal ja auch nicht rausnehmen und nichts. Aber du durftest sie streicheln und anfassen? Ja, ich habe dann/ Oder auch nicht? Doch, ich habe dann einen Rollstuhl oben bekommen, weil ich konnte ja vor Erschöpfung nicht laufen und ich war am anderen Ende von der Intensivstation. Also ich musste ganz weit dahin und es war ja keiner da. Also bist du mit dem Rollstuhl da runter und ich durfte dann zumindest meine Hand mit reinlegen. Was würdest du jetzt sagen ist dann das Schwierigste? Kannst du jetzt so sagen, was für dich, wenn du da zurückdenkst, was für dich so das Schwierigste war daran ein Frühchen zu bekommen? Weil gut gegangen ist ja Gott sei Dank alles und man muss auch dazu sagen, dass gerade hier in Deutschland bei uns ein Frühchen kein Todesurteil ist. Also wir wollen hier niemanden Angst machen, sondern eher eben Mut geben, dass selbst wenn es heißt, es wird ein Frühchen, das geht sehr, sehr oft wirklich gut aus. Ja, also sie wird ja jetzt 15. Sie hat mich jetzt dann eingeholt. Also sie ist gute 1,70. Das Schlimmste damals, glaube ich, war einfach halt auch, sie war ja so einerseits so ein Energiebündel, aber durch diese Schläuche, die sie überall hatte, hatte sie keine Stimme. Das heißt, wenn man ihr Blut abgenommen hat und sie hat geschrien, war das ein stummes Schreien. Also es kam kein Laut aus ihr raus und sie hat auch erst nach einer Woche oder so nach diesem ganzen Desaster die Augen wieder geöffnet, weil sie einfach viel zu einerseits erschöpft war. Stimmt, aus den ganzen Fotos, die da sind, hat sie auch immer die Augen zu. Genau. Und trotzdem waren ihre kleinen Händchen dann mit so Softbändern links und rechts teilweise fixiert, weil sie wollte sich, sie hat sich immer die Schläuche rausgerissen. Das Antibiotika, das lief über den Kopf hinein und also das wird dann über den Kopf oben, also von oben reingelassen und sie hatte halt eine Nasenschläuche. Hat sie gehabt. Genau. Es gab so einen grünen Schlauch. Das war unsere grüne Spaghetti. Das war nämlich, da kam das Essen rein. Weil ich hab abgepumpt, alle vier Stunden bin ich an so eine Melkstation gegangen und hab, ich hätte wahrscheinlich die ganze Station ernähren können. Naja, ist doch gut, wenn es bei anderen klappt es still nicht so gut und ist ja super, wenn die Milch schön fließt fürs Baby. Genau und ja, ich hab halt dann fleißig gepumpt und es wurde ihr über die Sonde gegeben, weil sie ja aufgrund der Schläuche und diesem Atemgeräten ja nicht normal trinken konnte. Sie konnte ja jetzt kein Fläschchen oder die Brust bekommen. Nein, weil sie war auch viel zu schwach dafür. Also dieser Saugreflex war halt nicht da. Und wie lange hat dieser Zustand angehalten? Wann wurde es denn normal? Normal ist schwierig. Normal ist bei uns gar nichts. Genau, normal ist nicht normal. Nein, also sie war gute zwei Wochen auf der Intensivstation, bis sie mit Atemtraining so weit war, dass man gesagt hat, wir können auf die Überwachungsstation wechseln. Da war sie auch noch an Geräte angeschlossen, aber da war dieser Atemzufuhr nicht direkt mit ihr verbunden, sondern über ihr mit ein bisschen Abstand, dass, wenn was ist, konnte man das gleich ansetzen. So hat man das trainiert. Erst mal nur ein paar Sekunden und dann hat man so Atemtraining mit ihr gemacht. Dann, wann durftet ihr nach Hause? Also es war Pfingstmontag, habe ich gelesen, durften wir nach Hause. Ja, ihr Spitzname war entweder kleines Monchiti, weil sie einfach ganz viele schwarze Haare hatte. Und in der Intensivstation haben die Schwestern sie immer unser Puppi genannt. Und das war für mich so, oh bitte nicht Puppi nennen, weil meine Taufpatin hieß bis zu ihrem Tod Tante Puppi. Und ich wusste gar nicht, dass das nicht ihr echter Name war. Für mich war das halt immer so. Und ich dachte mir dann so, oh Gott, ich habe ein Déjà-vu, meine Tochter wird ihr Leben lang nur Puppe heißen. Wie Baby von Dirty Dancing. Da war sie dann, wie alt, als ihr nach Hause seid? Gute viereinhalb Wochen. Fast fünf Wochen. Also eigentlich zu dem Zeitpunkt, wo sie hätte auf die Welt kommen sollen, da durftet ihr dann auch nach Hause. Genau, also wir mussten ein gewisses Gewicht haben von, ich glaube, zwei, drei, dass wir überhaupt die Klinik verlassen durften. Das ist jetzt im Grunde deine Geschichte von Schwangerschaft und Geburt, ein Frühchen zu haben. Wenn du jetzt anderen werdenden Mamas oder auch anderen, die einfach vielleicht mit Frühchen zu tun haben oder Angst davor haben. Vielleicht ist auch jemand schwanger und hat Angst. Wenn du jetzt jemanden ein bisschen die Sorgen trotz allem nehmen willst, oder kannst du da irgendwie was weitergeben, wie man das Ganze auch positiv betrachten kann oder was man da rausholen kann? Also es ist schon so, wir hier in Deutschland sind wirklich sehr gut versorgt. Wir haben dann direkt vom Krankenhaus eine Dorfhelferin organisiert, die uns wirklich Monate und die nächsten Jahre auch begleitet hat, was die Kasse auch übernommen hat. Und ich hatte wirklich auch die ersten, ich glaube, zwei oder drei Monate sogar auch eine Kinderkrankenschwester, die alle zwei, drei Tage kam und uns begleitet hat, betreut hat, sie übernommen hat, einfach geguckt hat, wie die Entwicklung ist und wie sie was aufnimmt und mir halt auch geholfen hat, weil ein Frühchen ja, das mit der Brust geben war schwierig mit Stillhilfen und irgendwann haben wir dann festgestellt, da kommt zu wenig an, vielleicht doch auf Flasche umsteigen. Natürlich hat unser Kind gleich mal eine Allergie auf die Babynahrung bekommen und wir mussten dann per Rezept spezial Nahrung über die Apotheke kommen lassen, weil sie auf Laktose und Milch allergisch war. Also bei allen Problemen, die da so aufgetreten sind, habt ihr aber super viel Hilfe bekommen. Hast du dich nie alleine gelassen gefühlt, oder? Nein, also es war wirklich so, wenn man mit den Leuten spricht und ja, aber auch wirklich die Hilfe braucht. Also ich erlebe dann schon, wo manche Leute sagen so, was muss ich denn machen, damit ich eine Dorfhelferin oder Familienhilfe bekomme? Sag ich, warum brauchst du sie? Naja, ich brauche halt schon mal Zeit für mich, wenn ich dann, weiß ich nicht, Wellness machen möchte oder mit meinem Mann Furt fahren will. Sag ich, naja, also dafür ist das nicht gedacht. Genau, also bei uns war halt einfach die Situation, mein Mann konnte mir nicht helfen. Er war überfordert mit der Situation. Sie war ja auch so zierlich, jeder hatte Angst gehabt. Also manche haben gar nicht gesehen, dass sie echt ist. Ich bin mal angesprochen worden, wo es so schöne Babypuppen gibt, weil das wäre der Traum ihrer Tochter. Und in dem Moment dreht sich halt meine Tochter um und die sind total erschrocken, weil die echt war. Also sie sah halt wirklich die ersten Wochen, Monate aus wie so ein newborn baby. Ja, also einfach perfekte Puppe. Als Schlusswort, auch die kleinen, zierlichen, gebrechlichen Frühchen werden in den meisten Fällen zu sturen, nicht immer begeisterten, aber wunderbaren Teenies, oder? Ja, also egal wie viel Angst wir hatten und im Nachhinein auch mein Mann gesagt hat, bitte nie wieder eine Schwangerschaft. Er hat in seinem ganzen Leben nie so eine Angst verspürt wie damals, wo sie fast gestorben war. Er schafft es nicht mehr, diese Verlustängste. Und ich verstehe es. Also ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so eine Angst verspürt wie damals. Es ist einfach das Schönste, was es gibt, ein Kind zu haben und auf die Welt zu bringen, egal wie es läuft und wie es dann auch weitergeht. Und sie ist perfekt. Und ich denke, ja, ich habe nur ein Kind, obwohl ich ja mehrere wollte, aber ich glaube, dass gerade diese Kinder, die es nicht so einfach hatten oder unser Leben ja nicht so einfach sind. Wenn man mal guckt, es sind aber gerade die Menschen, die dann die Welt im Positiven verändern, weil die vielleicht dann anderen aufzeigen, hey, die kleinen Dinge sind das, was es eigentlich wirklich wert ist. Und ja, sie ist ein so toller, hübscher Mensch und lehrt uns und vielen anderen, dass das Leben eben nicht aus schwarz und weiß besteht. Genau, aber es einfach trotzdem toll ist. Also solche Themen finde ich immer ganz besonders spannend, wenn es irgendwie auch um so Dinge geht wie zum Beispiel Frühgeburten, Fehlgeburten, unerfüllter Kinderwunsch. Das sind so Themen, die ich so wichtig und besonders finde, dass man die auch anspricht, weil ich habe so viele kennengelernt, die immer denken, sie sind allein damit zu. Sie haben das einzige Frühchen bekommen und sind die einzigen, deren Kinderwunsch sich zum Beispiel nicht erfüllt. Und das stimmt nicht. Man ist nicht alleine und deswegen finde ich es so wichtig, dass über solche Themen auch gesprochen wird, dass man die Geschichten erfährt, dass man auch mal ein bisschen in das Seelen- und Familienleben anderer Menschen hineinblicken kann. Ich bin sehr dankbar darüber, dass die Kathrin da so ehrlich und offen mit mir für euch gesprochen hat und ich hoffe, dass ihr alle da auch ein bisschen was mitnehmen konntet. Ansonsten die Anekdote der Woche ist, dass ich nicht aus Fehlern lerne, denn ich habe mir sehr, sehr fest vorgenommen, nicht mehr Sonntagabends um 23 Uhr den Podcast noch fertig zu schneiden und die letzten Aufnahmen zu machen und ich schaff's irgendwie nicht. Also es ist wirklich, wirklich schlimm. Vielleicht ist es dem einen oder anderen aufgefallen, dass letzte Woche keine neue Folge kam, obwohl ich eigentlich jede Woche jetzt was gesendet habe. Aber es wird in der nächsten Zeit einfach alle zwei Wochen eine neue Folge geben. Auf die kann man sich dann einfach zwei Wochen lang freuen und ich hoffe, dass ihr trotzdem dann alle einschaltet. Aber mit meinem Alltag, mit meiner Arbeit, mit meiner Familie war das jetzt einfach so, dass ich gesagt habe, ein zwei Wochen Rhythmus ist jetzt einfach leichter. Ich hoffe, du hast auch eine wunderschöne Woche. Wir hören uns in zwei Wochen wieder, wenn es heißt "Neu im Club" und du darfst schon gespannt sein und wenn du ein bisschen mehr erfahren willst zu den Themen, die kommen, dann darfst du mich gerne entweder im Internet besuchen auf meiner Homepage www.neu-im-club.de oder zum Beispiel auch auf Instagram. Einfach "Neu im Club", da kannst du dann folgen, da kannst du gerne auch schreiben. Du kannst dich jederzeit bei mir melden, wenn du eigene Themen, Ideen oder Wünsche und Anregungen hast. Ich bin auch sehr offen für konstruktive Kritik und ansonsten hoffe ich, dass du wunderschöne Ostern hast. Die stehen jetzt an. Sehr entspannte Ostern. Lass dir alles schmecken, was dir in dein Nestlein fällt. Und ja, ich wünsche dir alles Liebe. Ciao und bis zum nächsten Mal. [Musik]