Podcasten! - In 5 Schritten zum eigenen Podcast

Brigitte Hagedorn
Since 08/2022 26 Episoden

P09 Schreiben fürs Hören

Schritt 3 - Die Podcastproduktion

31.10.2022 13 min Staffel 1 Episode 9

Zusammenfassung & Show Notes

Schreiben fürs Hören ist schreiben fürs Sprechen und jeder Satz sollte so geschrieben sein, das man ihn auf Anhieb versteht. Und wie das gehen kann, erfahrt ihr in dieser Episode. Dabei unterstützen könn euch ein paar Anregungen über die Text und Satzstruktur und die Wahl der Worte. Eine Auflistung findet ihr in der Podcastbibliothek, rechts auf der Podcastseite. Und bei der Umsetzung hilft euch ein Text-Analysetool.
Es kommt außerdem auf das Sprechtempo, die Aussprache und die Betonung an.
Wenn euch das interessiert, ist der Kurs "Sprechkompetenz für Podcaster:innen" von Silke Volkmann vielleicht interressant für euch: https://www.audiobeitraege.de/sprechkompetenz-podcaster/
Eure Fragen, Anregungen und Feedback sind willkommen auf 0157 92566251.

Transkript

Schreiben fürs Hören ist Schreiben fürs Sprechen, und jeder Satz sollte so geschrieben sein, dass man ihn auf Anhieb versteht. Hallo zu "Podcasten! - In fünf Schritten zum eigenen Podcast". Ich bin Brigitte Hagedorn. Und ich freue mich, dass es eine erste Sprachnachricht gab. Doch dazu kommen wir am Ende dieser Folge. Schreiben fürs Hören ist Schreiben fürs Sprechen und jeder Satz sollte so geschrieben sein, dass man ihn auf Anhieb versteht. Und damit ist eigentlich bereits alles gesagt, was man beachten sollte, wenn man für die Aufnahme einer Podcastfolge ein Manuskript erstellt. In der letzten Folge habe ich über die Unterschiede zwischen Lesen und Hören gesprochen. Und warum Texte fürs Hören anders geschrieben werden sollten als Lesetexte. DAs ist wichtiger, je komplexer die Inhalte werden. Also die Inhalte, die ihr rüberbringen möchtet. Und deshalb möchte ich euch noch ein paar ganz konkrete Anregungen geben, die ihr beim Schreiben für die Ohren anwenden könnt. Punkte findet ihr auch in der Podcast Bibliothek auf der Seite des Podcasts und – wie zu erwarten – verlinke ich das in den Shownotes. Viele Verben machen einen Text lebendig. Es gibt eine Autorin, die hat in diesem Zusammenhang von schwitzenden Verben gesprochen und das ist eine schöne Beschreibung, dass die Verben, aktiv sein sollen, dass sie eine Aktion ausdrücken sollten. Und beim Schreiben fürs Hören heißt es, nutzt Verben, wo immer es geht. Substantive sollten durch Verben ersetzt werden. Gerade diese ganzen Substantive, die auf -ung enden, sind ja im Prinzip verkappte Verben. Also hinter Gestaltung steckt, gestalten, hinter Umleitung steckt, umleiten, Verben gehören in der Position im Satz möglichst nach vorne. Besonders bei Verbformen mit sein oder haben, sollte man die Hörer und Hörerinnen nicht zu lange im Dunkeln lassen, was denn nun eigentlich geschieht. Ein wichtiger Grundsatz beim Schreiben fürs Hören betrifft den Satzbau. Also bildet kurze Sätze, möglichst für jeden neuen Gedanken, für jede neue Information einen eigenen Satz reservieren. Entwickelt die Gedanken schrittweise und nehmt nichts vorweg oder schiebt Sätze ein. Je komplexer eine Sache ist, umso wichtiger ist diese Regel. Variiert den Satzbau. Subjekt Verb, Zeit, Ort, Objekt ist die häufigste Reihenfolge. Doch das wirkt man auf die Dauer einschläfernd und jede Abweichung von dieser Abfolge widerspricht der Erwartung der Hörer:innen und weckt dadurch die Aufmerksamkeit. Fragen bieten sich an und auch unvollständige Sätze sind durchaus erlaubt. Mit den Füllworten ist das beim Schreiben fürs Hören so ein bisschen eine heikle Sache. Ich meine jetzt nicht die Ähs und Ähms, aber ich meine Adverbien und Konjunktionen. Also, und, dort, hier, dagegen, trotzdem, auch, denn, während, weil, obwohl. Das sind Worte, die wir in einem Lesetext vielleicht sparsamer benutzen würden, aber in einem Hörtext kann ich eben mit Adverbien und Konjunktionen einen Text gut strukturieren. Ein weiterer Punkt, damit das, was gesagt wird, gut rüberkommt, gut ankommt, ist der Textaufbau. Schon bei der Gestaltung des Textkonzeptes kann man diese Besonderheiten des Hörens berücksichtigen. ür den Satzbau gilt, nämlich Gedanken schrittweise zu entwickeln, gilt natürlich auch für den ganzen Textaufbau. Lasst eure Hörerinnen immer wissen, was kommt. Gebt eine Orientierung am Anfang und auch im Text kann man zwischendurch vielleicht einbauen, wo man steht. Also ich hätte jetzt beispielsweise diese Anregungen nummerieren können, durch nummerieren, können und dann hätte ich sagen können, ja und der erste Punkt und der zweite Punkt und so weiter. Wiederholungen erleichtern den Hörer:innen dem Beitrag zu folgen. Und Synonyme verwirren eher. Ich habe zum Beispiel in der Schule noch gelernt, dass in einem guten Aufsatz nicht zweimal nacheinander das gleiche Wort benutzen sollte. Ja und dann sucht man verzweifelt nach einem Synonym. Und das gilt heute nicht mehr unbedingt für gute Texte und beim Schreiben fürs Hören gilt es gar nicht. Denn, also wenn ihr von einem Abgeordneten sprecht, und im nächsten Satz ist das der Delegierte, der Parlamentarier oder Volksvertreter, dann verwirrt das einfach eher und das Gleiche gilt für Zusammenfassungen. Die Zusammenfassung und das Fazit am Ende einer Sinneneinheit strukturiert euren Text. Das ist wieder besonders wichtig, wenn es um komplexe Inhalte geht. Also, ganz wichtig, nicht Abwechslung, sondern Wiederholung schafft in diesem Fall Orientierung und Klarheit. Damit kommen wir schon zum letzten Punkt, zu den Zahlen und Fremdwörtern oder Euphemismen, also Schönmalereien. Über Fremdwörter habe ich in der letzten Folge schon eine Menge gesagt und da kommt es eben wirklich sehr auf eure Zielgruppe drauf an. Welche Sprache spricht die Zielgruppe? Und Euphemismen, also die Schönmalereien, wenn ich, statt von einem Krieg von einer Auseinandersetzung spreche, beispielsweise, dann ist das einfach nicht sehr klar. Zahlen können uns auch mächtig verwirren oder sie bleiben auch ganz schwer in den Köpfen hängen, wenn wir sie nur hören. Und deswegen kommen da für mich zum Beispiel immer die schönsten Beispiele aus dem Kinderfunk. Da sind zwanzig Liter immer zwei Eimer, da ist ganz viel so groß wie ein Fußballfeld und durch diese Vergleiche prägen sich die Zahlen, die Größen, natürlich viel besser bei uns ein. Wir können uns das viel besser vorstellen und dadurch können wir's uns auch besser merken. Statt 34,7 Prozent sage ich vielleicht besser ein gutes Drittel oder knapp zehn Prozent statt neun Komma acht Prozent. Wenn wir Kino in den Köpfen unserer Hörer in erzeugen möchten, dann sollten wir versuchen, treffende Worte zu finden. Worte, die bei den Hörer:innen Bilder entstehen lassen, Bilder im Kopf entstehen lassen. Das heißt, bei Kuh sehen wir eher etwas als bei Nutztier. Und bei den Verben sollten wir aktive und präzise ja auch schwitzende Verben benutzen, da diese eben mehr Bereiche in den Gehirnen der Hörer und Hörerinnen aktivieren. Statische Verben können das nicht so gut. Statische Verben sind zum Beispiel darstellen, beinhalten, erfolgen, Verben dieser Art. Und aktive Verben sind rennen, wachsen, freuen, lachen und da passiert einfach viel mehr in den Köpfen der Menschen. Vielleicht denkt ihr jetzt, hm, wie soll ich das denn machen und auf alles achten und gerade mit der Länge der Sätze und der Worte, soll ich denn da die Silben nachzählen oder was? Das müsst ihr natürlich nicht tun. Es gibt Textanalyse-Tools. So ein Textanalyse-Tool, das kann eben dabei helfen, dass ihr erst mal sensibler werdet für diese Aspekte. Also, für die Länge der Sätze und auch für die Länge der Worte. Oder für Passivformulierungen. Und wenn ihr ein paar Mal solche Textanalyse-Tools nutzt, dann werdet ihr irgendwann automatisch dazu kommen, eben kürzere Sätze, kürzere Worte und so weiter einzusetzen. Und natürlich ist es auch wichtig, die Stimme gut einzusetzen. Also auf Tempo und Aussprache zu achten, auf Pausen und auch auf die Betonung. Ja und lest eure Texte beim Schreiben laut mit. Dann merkt ihr am besten, wo es leicht über die Lippen geht und wo es noch ein bisschen hakt. Zum Ende dieser Folge möchte ich mich bei Claudia für ihre Sprachnachricht bedanken. Claudia macht den Podcast "Wien-Tipps" und den Podcast "Blind Podcasten" und sie hat erzählt, wie sie das mit dem Freisprechen löst: "Hallo, da spricht Claudia vom Podcast "meine Wientipps". Ich möchte mich melden auf deinen Aufruf zum Mitmachen. Mir fällt das Freisprechen sehr schwer. Ich finde aber nicht schön, Podcasts wo abgelesen wird. Und am Anfang, wo ich begonnen habe mit dem Podcasten, konnte ich noch nicht schneiden. Und ich kann aber auch nicht ablesen, weil ich blind bin und nicht so schnell lesen kann. Da habe ich halt versucht, mir das so halbw egs vorher im Geiste vorzusagen, ungefähr, was ich sagen möchte, habe immer alles Mögliche vergessen, hab's manchmal neu gemacht, habe dann wieder was anderes vergessen und jetzt kann ich schneiden, worüber ich sehr, sehr froh bin. Und jetzt mache ich es so, ich nehme immer einen Absatz auf, also lese mir den vorher durch, nehme den dann auf und nach dem Absatz mache ich wieder eine Pause, lese mir den nächsten Absatz durch, manchmal passiert's mir auch, dass ich einen Satz beginne und dann gar nicht weiß, wie ich ihn beenden soll und das lösche ich dann raus. Also ich denke mal, das ist auch für die Zuhörenden angenehmer, wenn man nicht so viel herumstottert." Claudia sagte mir, dass der Anrufbeantworter nach einer Minute abbricht. Sorry, das habe ich überhaupt nicht geprüft. Wer also mehr sagen möchte, wählt die Nummer dann einfach nochmal oder ihr könnt mir natürlich auch einfach eine MP3-Datei per E-Mail schicken. An brigitte(at)audiobeiträge Punkt DE, Audiobeiträge mit AE. Ich freue mich auf eure Nachricht. Egal auf welchem Weg sie kommt. Die Telefonnummer, die wäre null eins fünf sieben neun zwo fünf sechs sechs zwo fünf eins. Es springt direkt der Anrufbeantworter an und lasst mich bitte auch wissen, ob ich eure Nachricht veröffentlichen darf oder nicht. In den Shownotes verlinke ich wieder den kleinen Kurs mit der Stimmtrainerin Silke Volkmann, spreche Kompetenz für Podcasterinnen, auf ein Textanalyse-Tool und auf die Podcast-Bibliothek, Danke fürs Zuhören und das war's mit "Podcasten! - In fünf Schritten zum eigenen Podcast" von und mit Brigitte Hagedorn. Tschüss und bis nächsten Montag. Music.