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02.08.2024 15 min

Zusammenfassung & Show Notes

In diesem Podcast spricht der Host über Veränderungen im Format des Podcasts, wie die Umstellung auf monatliche Veröffentlichungen, längere Episoden und ein Grundthema pro Folge. Er teilt auch persönliche Erfahrungen mit einer depressiven Episode, den Herausforderungen bei der Therapiesuche und trägt ein Gedicht über Angst und Hoffnung vor. Trotz Schwierigkeiten gelingt es ihm, Hilfe zu finden und Hoffnung zu bewahren. Er betont die lange Wartezeit auf einen Therapieplatz bei Depressionen und die wichtige Unterstützung durch seine Freundin. Er fordert mehr finanzielle Mittel für die psychische Gesundheitsversorgung, da das System kurz vor dem Kollaps stehe. 

Transkript

Music. Grüezi, Servus und Hallo, der poetrycop ist endlich zurück. Lange hat es gedauert, aber ab jetzt bin ich wieder regelmäßig für euch da. Wie schon angekündigt, hat sich einiges verändert, was ich jetzt kurz erläutern möchte. Wie ihr vielleicht schon selber gemerkt habt, hat sich der Name des Podcasts geändert. Er heißt jetzt nur noch Poetry Cop. Das liegt einfach daran, dass ein Gedicht pro Woche nicht mehr stimmt. Damit kommen wir auch gleich zur nächsten Änderung, denn der Podcast erscheint nicht mehr wöchentlich. Das bekomme ich nicht mehr hin. Also gibt es ab sofort an jedem ersten Freitag im Monat eine neue Folge. Dann auch ohne die aufwendigen Videos zur Veröffentlichung und nur mit dem Standardvideo bei YouTube. Aber natürlich will ich nicht nur negative Veränderungen verkünden. Deshalb hier noch die gute Nachricht. Die einzelnen Folgen werden in Zukunft deutlich länger werden. Ich werde vermutlich ein Grundthema haben und dazu passend dann auch ein Gedicht oder mehrere davon vortragen. Heute will ich euch etwas über meine lange Reise zur rettenden Therapie erzählen. Wer von solchen Themen getriggert wird, sollte diese Folge besser überspringen. Im September 2023 rutschte ich mal wieder in eine schwere depressive Episode hinein. Ich hatte die Anzeichen vorher nicht erkannt und meine Psyche musste erst wieder mit Panikattacken reagieren, damit ich auch mitbekam, dass es mal wieder soweit war. Ich ging also zum Hausarzt und ließ mich krankschreiben. Mein Arzt war sehr verständnisvoll und stellte mir sofort die nötigen Überweisungen aus. Damit versuchte ich dann zeitnah Termine sowohl bei meiner früheren Therapeutin als auch bei meinem Neurologen, der auch Psychiater ist, zu bekommen. Beide Termine lagen dann erst im Oktober, was schon sehr schnell war. Mit dem Neurologen besprach ich lediglich eine Erhöhung der Dosierung meiner Medikamente und dass er eine Psychotherapie ebenfalls befürwortete. Meine Therapeutin war der gleichen Meinung, hatte aber, wie zu erwarten war, keinen Therapieplatz frei. Erst in sechs Monaten sollte es soweit sein, was in der hiesigen Region wohl innerhalb der Norm lag. Also stand ich ohne akute Therapie da und sollte das mindestens sechs Monate durchhalten. Ich erinnerte mich, dass ich nach meiner letzten Episode 2019 lange Zeit in der örtlichen psychiatrischen Ambulanzpatient war. Dort hatte ich mir auch immer meine Rezepte geholt, da meine Therapeutin keine Ärztin ist. Erst als ich wegen meiner Polyneuropathie regelmäßig zu meinem Neurologen musste, ließ ich mir die Medikamente zusammen von ihm verschreiben und ging nicht mehr in die Ambulanz. Ich rief dort an, in der Erwartung, dass ich zumindest alle paar Wochen dort ein Gespräch bekommen könnte, um die Wartezeit auf die Therapie zu überbrücken. Ich sollte bitter enttäuscht werden. Man sagte mir freundlich, dass man mich nicht behandeln dürfe, da ich ja schon eine Therapeutin habe. Es sei unerheblich, dass diese Therapie erst in sechs Monaten beginne. Man habe einfach nicht die Kapazitäten, um Patienten wie mich zu behandeln. Ich könne aber natürlich jederzeit mit einer Einweisung ins Krankenhaus stationär aufgenommen werden, wenn es gar nicht mehr ginge. Das zog mir erstmal den Boden unter den Füßen weg. Sowas hatte ich zum Glück bisher noch nicht erlebt und eine extreme Hoffnungslosigkeit machte sich in mir breit. Auch meine Freundin war verständlicherweise mit dieser Situation überfordert. An dieser Stelle füge ich mal das erste Gedicht ein, das meinen Zustand damals wohl ganz gut wiedergibt. Music. Psychothron Die Angst, die auf der Seele hockt, jeden Gedanken elektroschockt, sitzt fest auf ihrem Psychothron, vergiftet deinen Geist voll Hohn. Schauer, die über den Rücken laufen, als würdest du in Furcht ersaufen, drücken dir die Brust zusammen, halten deinen Geist gefangen. Gefesselt von den eigenen Gefühlen, die dich innerlich auffühlen, stehst du allein in jeder Menge, treibst deine Seele in die Enge. Der kalte Schweiß auf deiner Stirn gefriert dir salzig dein Gehirn, die Stiche da in deiner Brust machen dir die Angst bewusst. Wie kannst du die fette Angst abspecken, die alten Geister wieder wecken? Ich weiß, und das kostet sehr viel Mut, dass die größte Angst dir gar nichts tut. Musik. Music. Dieses Gedicht habe ich zwar erst später in der Episode geschrieben, aber es soll ja wie gesagt auch nur meine Stimmung zu dieser Zeit verdeutlichen. Den Rest des Jahres 2023 verbrachte ich in diesem Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Allein meine Freundin war immer für mich da und hielt mich so weit aufrecht, dass ich nicht komplett in Lethargie verfiel. Im Januar 2024 hatte ich dann einen Termin bei der Polizeierztin. Diese konnte meinen Zustand auch nachvollziehen und schlug mir vor, wieder in die Klinik nach Bad Pyrmont zu gehen, in der ich schon dreimal vorher Patient gewesen war. Ich willigte sofort ein und wir einigten uns darauf, dass ich sowohl eine Einweisung ins Krankenhaus als auch eine Bescheinigung meines Arztes besorgen solle, in der er einen Reha-Aufenthalt befürwortet. So hatten wir die Möglichkeit, den schnellsten Termin anzunehmen, egal ob als Reha- oder als Akutpatient. Bisher hatte ich bei dieser Klinik maximal sechs Wochen auf meine Aufnahme gewartet. Also kam erneut so etwas wie Hoffnung und Erleichterung in mir auf. Ich reichte also innerhalb einer Woche die gewünschten Papiere ein und wartete dann auf den Anruf aus Bad Pyrmont. Und wartete. Und wartete. Und wartete noch etwas länger. Im Februar rief ich etwas verunsichert bei der Polizeiärztin an und fragte, ob sie denn schon etwas gehört hätte. Nö, hatte sie nicht. Aber die Papiere waren umgehend rausgegangen. Sicher würde bald der Anruf von der Klinik kommen. Kam er auch, nämlich am gleichen Nachmittag. Als ich die Bad Pyrmonta-Telefonnummer auf meinem Display sah, hätte ich vor Freude fast aufgeschrieben. Der Absturz erfolgte sofort. Mein Aufnahmetermin war für den 7. Mai vorgesehen, also erst in drei Monaten. Noch drei Monate, die ich ohne professionelle Hilfe auskommen sollte. Und das war auch noch eine Akutaufnahme und nicht etwa eine Reha. Ja, es war ja schließlich nicht so, als wäre ich die letzten Monate schon psychisch auf dem Zahnfleisch durchs Leben gerobbt und meine Freundin schon inzwischen nahe dem Burnout durch meine Erkrankung. Ich telefonierte wieder mit dem polizeiärztlichen Dienst. Die konnten aber auch nichts machen und waren selbst entsetzt, wie lange ich nun noch warten sollte. Ich fragte, ob ich mir selbst eine Klinik suchen könne, bei der vielleicht eine frühere Aufnahme möglich wäre. Klar, das könne ich machen, sollte mich dann aber melden. Jetzt begann die Internetrecherche und ich suchte zunächst nach Kliniken, die überhaupt eine Krankenhauszulassung besitzen und die nicht nur Privatpatienten aufnehmen. Als ich eine Handvoll gefunden hatte, schickte ich die Liste an die Polizeiärztin, die mir recht schnell das Okay für meine Anfrage dort gab. Also schrieb ich die betreffenden Kliniken per Mail an und schilderte meine Situation. Einige Kliniken warben auf ihren Internetseiten mit kurzfristigen Aufnahmeterminen. Das Ergebnis war immer das gleiche, wenn es überhaupt zu einer Terminabsprache kam, lag dieser Termin noch weiter in der Zukunft als der in Bad Pyrmont. In dieser Zeit entstand dann auch das folgende Gedicht. Music. Verschwörung Kein Platz für meine Seelenruhe, ich weiß nicht, wohin ich soll. Niemand stellt mich in die Schuhe, das Maß der Dinge ist jetzt voll. Ich suche nach dem einen Platz, an dem ich meine Wunden lecke. Kein noch so abstruser Denkansatz, vor dem ich noch zurückschrecke. Meine Hilferufe bleiben ungehört, die Erlösung schien noch nie so weit. Wenn sich die Krankheit mit dem Pech verschwört, macht sich die Hoffnungslosigkeit schnell breit. Ich werde weiter nach der Hilfe suchen, denn sonst vergeht die Zeit ja nicht. Irgendwann werde ich im Glück einbuchen, wenn mein Leben mit der Krankheit bricht. Music. Irgendwie haben es meine Freundin und ich geschafft, diese drei Monate auch noch zu überbrücken, was aber ganz deutlich in erster Linie ihr Verdienst war. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie dieses Prozedere bei Betroffenen aussieht, die nicht über eine so große Unterstützung verfügen. Dass der eine oder andere da aufgibt, finde ich sehr verständlich. Als wir merkten, dass unsere Beiderkraft aufgebraucht war, entschied ich mich dazu, noch für ein paar Wochen in die hiesige Psychiatrie zu gehen. Aber auch hier dauerte es geschlagene drei Wochen, bis man geruhte, mich aufzunehmen und das auch nur nach mehrmaliger Nachfrage meinerseits. Wer nicht die Kraft hat, nachzuhaken, dem geht es wohl auch nicht schlecht genug. In der LWL-Klinik schrieb ich dann noch folgendes Gedicht. Music. Wenn Hoffnungen sterben Ständiges Warten auf was auch immer. Die Symptome werden immer schlimmer. Die Tage sind wie das Warten durch zähen Beton. Ich bringe meine Nerven kaum zur Raison. Mein rechtes Bein wirbt ständig auf und ab. Die Langeweile hält die Depression auf Trab. Alle krank mit eigenen Problemen. Zum Glück bin ich nicht auf der Station mit den Extremen. Das Personal ist bemüht, aber zahlenmäßig unterlegen. Es will vielleicht, aber das System ist dagegen. Wieder ein Termin ausgefallen, doch lieber nicht negativ auffallen. Niemanden außer mir zur Last werden, so ist es, wenn Hoffnungen sterben. Music. In der LWL ist nochmal ein Thema für sich. Das Gedicht gibt vielleicht einen kleinen Vorgeschmack darauf. Insgesamt bin ich schockiert, wie lange es dauert, bei Depressionen professionelle Hilfe zu bekommen. Wenn man ausdrücklich nicht suizidgefährdet ist. Ohne die unermüdliche Unterstützung durch meine Freundin hätte ich bestimmt an irgendeinem Punkt aufgegeben und mich wieder vollkommen zurückgezogen. Ich wäre in der Depression untergegangen, weil alle Rettungsboote schon voll oder zu weit weg waren. Ich weiß, dass dieses Problem schon lange bekannt ist. Ich weiß aber auch, dass es sich nicht von selbst lösen wird. Hier muss dringend eine Menge Geld in die Hand genommen werden, um das bestehende Angebot enorm zu erweitern, denn es steht kurz vor dem Kollaps. Kommen wir zum Ende dieser ersten Folge der vierten Staffel. Ich hoffe, ich habe euch nicht gleich mit dem Thema und der Länge der Folge überfordert. Schaut doch gerne auch auf meiner Internetseite porocikop.de vorbei. Die habe ich im Laufe der letzten Monate komplett überarbeitet, man kann sagen neu erschaffen. Ich freue mich natürlich auch immer über Anregungen und Nachrichten von euch oder wenn ihr in meinem kleinen Internet-Shop Merch von diesem Podcast bestellt. Da gibt es inzwischen übrigens auch eine größere Auswahl als vorher. Bleibt mir nur noch zu sagen, bleibt mir gewogen und gesund. Ciao. Music.

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