Mutti

01.12.2023 16 min

Zusammenfassung & Show Notes

Ein Abschied von einer geliebten Person und vorerst auch von diesem Podcast.

In dieser letzten Folge meines Podcasts möchte ich über meine Mutter sprechen, die vor kurzem verstorben ist. Ich werde euch vier Gedichte vorlesen, die ich ihr gewidmet habe. Es geht um ihre Krankheit, ihr Leben während des Zweiten Weltkriegs, ihre Ehen und Kinder. Anlässlich ihres 90. Geburtstags habe ich ein weiteres Gedicht verfasst. Seit 2017 lebte meine Mutter nach einem schweren Unfall in einem Seniorenheim. Trotz gesundheitlicher Probleme hat sie zwei Corona-Infektionen überstanden. Ich habe meine Mutter ein letztes Mal besucht, ohne zu ahnen, dass es das letzte Mal sein würde. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits bettlägerig und nicht mehr ansprechbar. In einem letzten Gedicht drücke ich meine Liebe und Sorge für sie aus. Ich hatte geplant, sie noch einmal zu besuchen und meine Freundin ihr vorzustellen, aber dazu kam es leider nicht mehr. Ich erzähle von meiner Trauer und dem Verlust meiner Mutter. Sie war immer bescheiden und hat sich im Laufe der Jahre verändert. Ich bin stolz auf sie und werde sie immer in meinem Herzen bewahren. An dieser Stelle möchte ich mich bei euch allen für eure Unterstützung bedanken. Ich plane eine Pause von mindestens einem halben Jahr und kann nicht sagen, ob es in Zukunft weitere Folgen geben wird.

Transkript

Music. Hallo und herzlich willkommen zur letzten Folge der dritten Staffel und damit auch zur letzten Folge für lange Zeit. Diese Folge ist aber auch aus einem anderen Grund etwas ganz Besonderes. Sie soll ein kleines Denkmal werden für einen ganz besonderen Menschen und deshalb werde ich auch gleich vier Gedichte vortragen. Wie die meisten vermutlich schon am Titel der Folge erkannt haben, geht es bei dieser Person um meine Mutter. Sie ist kürzlich verstorben und ich finde, sie hat es verdient, nicht in Vergessenheit zu geraten. Zunächst beginne ich mit einem etwas älteren Gedicht aus dem Jahre 2010. Damals war meine Mutter erkrankt und ich weiß nicht einmal mehr, Hier kommt also Muttermal: Music. Muttermal, Du hast mir mein Leben geschenkt, an dem ich mehr hänge, als man denkt. Du bist da gewesen zu jeder Zeit, verziehst mir auch so manchen Streit. Es tut mir weh, dich so zu sehen, so neben deinem Bett zu stehen. Man sieht es mir vielleicht nicht an, dass ich's so schwer ertragen kann. Ich führe jetzt mein eigenes Leben. Doch kann ich davon dir was geben? Auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind, liebe ich dich, denn ich bin dein Kind. Music. Christel Trautmann wurde am 12.04.1932, als Christel Meyer in Berlin geboren. Die wenigen Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg verbrachte sie recht glücklich mit ihrer Familie auch dort. Dann, mit Ausbruch des Krieges, begannen die schweren und entbehrungsreichen Zeiten. Sie lernte Hunger und Angst kennen, verlor ihren Vater an den Krieg. Ihr Bruder nahm sich schon in sehr jungen Jahren das Leben. Ihre erste Ehe scheiterte kläglich, die zweite, mit meinem Vater, hielt bis zu dessen Tod im Jahre 1980. Meine Mutter brachte zehn Kinder zur Welt und überlebte zwei davon. Am 12.04.2022, feierte sie ihren 90. Geburtstag, zu dem ich das folgende Gedicht schrieb. Music. Mutti Nun schon neunzig Jahre bist du für uns da, die Zeiten waren nicht immer leicht, doch eines war schon immer klar, dass deine Liebe für uns alle reicht. Du begleitetest uns durch unsere Leben, dein eigenes blieb dabei oft zurück. Für uns wolltest du immer alles geben, gabst für uns dein letztes Stück. Du bist bis heute in unseren Herzen und wirst es auch sicher immer sein, egal ob in Glück oder auch Schmerzen, bei Dir waren wir stets daheim. Wir hoffen Du bist noch lange hier und wollen, dass Du eines nie vergisst. Ein langes Leben wünschen wir Dir, weil Du unsere Mutti bist. Music. Zu diesem Zeitpunkt lebte meine Mutter schon seit 2017 in einem Seniorenheim in Münster. In dem Jahr hatte sie einen schweren Unfall und konnte danach nicht mehr laufen, sodass ein Alleinwohnen nicht mehr möglich war. Vorher hatte sie immer gesagt, dass sie 90 Jahre alt werden wolle, da sie damit die älteste Frau in ihrer Familie sein würde. Und obwohl sie noch so manches Zipperlein und sogar zwei Corona-Infektionen überstand, sollte ihr Leben nicht mehr so lange dauern, wie wir uns das alle wünschten. Am 6.9.2023, besuchte, ich sie zum letzten Mal, ohne dies natürlich da schon zu wissen. Sie hatte sich schon einige Zeit zuvor einen Infekt eingefangen, den sie partout nicht mehr loswurde. Nun war sie schon seit Wochen bettlägerig und ab Mittags eigentlich so erschöpft, dass sie nicht mehr ansprechbar war. Trotzdem gelang es mir, ihr ein paar Mal ein Lächeln zu entlocken. Einen Tag später schrieb ich das folgende Gedicht. Music. Nicht aufgeben. Da liegst du nun, keiner weiß, wie es dir wirklich geht. Ich halte deine Hand, während ich nicht weiß, wie es um dich steht. So viele Jahre warst du immer da für mich. Und jetzt in diesen Tagen bin ich einfach da für dich. Ich bin mir nicht sicher, ob du mich erkennen kannst. Weiß nicht, ob du still um dein Leben bangst. Ich weiß nur, dass du unsere Momente genießt. während das Leben langsam aus deinem Körper fließt. Ich kann nichts mehr für dich tun, als da zu sein. Ich bange um dich, ist die Hoffnung auch klein. Bin ich nicht bei dir, denke ich an dich und stelle mir vor, du denkst auch an mich. Du bist verantwortlich für meine Existenz. Ich bin gewöhnt an deine Präsenz. Wie wird es sein, wenn du nicht mehr bist, wenn dein Körper zu existieren vergisst? Ich möchte dir noch so vieles sagen, möchte dich weiter nach deiner Meinung fragen. Du warst Instanz und Beistand in meinem Leben. Ich will dich einfach nicht loslassen, nicht aufgeben. Music. Der nächste Besuch bei meiner Mutter war für den 17.09.2023 geplant. Da sollte sie auch zum ersten Mal meine Freundin kennenlernen. Leider kam es nicht mehr dazu. Music. Lächeln ich weiß nicht wohin mit mir denn du bist nicht mehr hier keine Ahnung wohin du gegangen bist ich weiß nur, dass dein Leben vergangen ist zuletzt ging alles sehr schnell, dein Lebenslicht brannte nicht mehr hell, dein Leben davor floss langsam aus dir heraus, was so lange währte war plötzlich aus. Ich hoffte, du seist einfach immer da. Standen wir uns auch nicht immer nah. Du gehörtest ganz fest zu meinem Leben. Jetzt kann ich dir nichts mehr zurückgeben. Ich hoffe, du bist ganz ohne Leid gegangen. In meinen Gedanken, halte ich dein Andenken ewig gefangen. Ich wünsche dir, dass es Erleichterung für dich war. Dass ich dich vermisse, ist jetzt schon klar. Ich danke dir für mein eigenes Leben. Ohne dich hätte es mich nicht gegeben. So lange Zeit, warst du in meinem Herzen. Genauso lang wird dein Verlust nun schmerzen. Ich hatte dir noch so viel zu sagen, doch du entschliefst, ohne zu klagen. Bis zuletzt erschien ein Lächeln auf deinem Gesicht, und dieses Lächeln vergesse ich nicht. Music. Ihr Leben lang eine bescheidene Frau, die schon als Kind als Lebensziel lediglich eine große Familie angab. In ihrer eigenen Kindheit, geprägt durch Krieg und Leid, erfuhr sie selbst nicht viel familiäre Nähe und Wärme und tat sich deshalb wohl auch bei unserer Erziehung etwas schwer damit. Aber in den Jahren ihres Ruhestandes wandelte sich dies komplett. Für ihre Enkel- und Urenkelkinder war sie stets die liebe, warm- und großherzige Oma, die sich wohl jeder von uns wünscht. Alle waren immer herzlich bei ihr willkommen und sie war für ihre Familie immer da. Ich denke, sie starb als stolze Frau, nicht stolz auf sich selbst und ihre Leistungen im Leben, sondern stolz auf uns alle. Im Nachhinein meine ich, sie hätte auch zu Recht auf sich selbst stolz sein dürfen. Denn nicht jeder Mensch wäre mit den vielen Schicksalsschlägen in seinem Leben so ein guter Mensch geworden. Mutti, ich bin stolz auf dich und ich werde dich immer in meinem Herzen bewahren. So, das war die vorerst letzte Folge dieses Podcasts. Die Gründe dafür habe ich ja schon mehrmals dargelegt. Ich bedanke mich bei euch allen dafür, dass ihr mir drei Staffeln lang zugehört habt. Die Pause wird mindestens ein halbes Jahr dauern, wenn sich an den Umständen nicht grundlegend etwas ändern sollte. Vielleicht habe ich zwischendurch auch mal Lust auf eine Sonderfolge, das weiß ich noch nicht. Ob und wie es danach weitergeht, werde ich in der Pause entscheiden. Auf jeden Fall werde ich euch dann darüber informieren. Mir hat es die letzten drei Jahre sehr viel Spaß gemacht, für euch diesen Podcast zu produzieren. Bleibt mir weiterhin gewogen und schaltet wieder ein, wenn es dann wieder heißt, poetrycop - Ein Gedicht pro Woche. Bis dahin wünsche ich euch eine schöne Zeit, habt viel Spaß, habt schöne Stunden und vor allen Dingen bleibt gesund. Ciao, euer Thorsten. Music.

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