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Klimatechniker:in SBB

Technik, die bewegt: Die Herausforderungen und Aufgaben von Klimatechniker:innen bei der SBB

11.11.2024 17 min

Zusammenfassung & Show Notes

Erfahre was als Klimatechniker:in bei der SBB anders ist als in der Privatwirtschaft. Spoiler: Es ist mehr als der Fakt, dass die Klimageräte nicht in Kellern sondern in Zügen verbaut werden.

In dieser Folge erzählt uns Harald von seinen Aufgaben, seinem Arbeitsumfeld, den Herausforderungen und den Highlights sowie Lowlights in seinem Job. Ausserdem haben wir bei den Recruiting-Partnern nachgefragt, welche Anforderungen erfüllt sein müssen und welches Wissen man on-the-Job lernt.
 
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Transkript

SPEAKER 2
00:00:01
Das Entwickeln und das Erfinden einer guten Leitungslösung für einen neuen Kältekreis, das ist etwas sehr Spannendes. Und da muss man überlegen, wie führe ich die Leitungen neu zu diesem Verdichter zum Beispiel, damit kein Leitungsbruch entsteht.
SPEAKER 3
00:00:24
Das ist der SBB Berufstalk. Wir und Kai, beides SBB-Mitarbeitende, geben dir exklusive und authentische Einblicke aus erster Hand in unsere Berufswelt. Finde den Job, der zu dir passt und bewegt die Schweiz mit uns.
SPEAKER 1
00:00:40
Schön seid ihr dabei bei dieser Folge. Ja, und wer kennt es nicht, es ist draussen heiss, ein schöner Sommertag, man war den ganzen Tag unterwegs, man war vielleicht baden, Eis essen, wandern, was auch immer. Und dann dieses Gefühl, wenn man in den schön heruntergekühlten Zug steigen kann, gibt es ein besseres Gefühl? Ich finde nicht. Ja, und dass das klappt, da brauchen wir gute Fachkräfte im Bereich Technik, Klimaanlagen. Und deshalb ist das heute auch unser Berufsbild, das wir vorstellen möchten. Und da haben wir mit am Tisch heute Harald. Schön bist du heute dabei. Und natürlich auch wieder Kai.
SPEAKER 3
00:01:17
Ja, hallo zusammen, hallo Harald. Kannst du dich gleich selber kurz vorstellen, wer bist du und deine Funktion bei der SBB?
SPEAKER 2
00:01:26
Ja, gerne. Ich bin Harald Mortenson, habe ursprünglich als Erstberuf Elektromechaniker gelernt. Und als ich dann zur SBB gekommen bin, in die Hauptwerkstätte Olten, da hatte ich die Funktion allgemeine Elektromechanik und wurde dann weitergezogen Richtung Klimaanlagen und WC-Systeme. Inzwischen sind es nur noch Klimaanlagen. Privat bin ich verheiratet, habe drei erwachsene Söhne. Und eines meiner Hobbys sind alternative Energien.
SPEAKER 3
00:02:06
Sehr gut, vielen Dank für diese erste Vorstellung. Könntest du für uns versuchen zu beschreiben, in der Kürze, was macht denn ein Techniker, eine Technikerin für Klimaanlagen bei der SBB?
SPEAKER 2
00:02:22
Wir haben ungefähr drei verschiedene Tätigkeitsgebiete. Revisionen, Reparaturen an Klimageräten und so die Kombination. Also man muss zum Beispiel eine Revision an einem Klimagerät machen und gleichzeitig einen Umbau. Das ist ein bisschen speziell, auch speziell spannend für den Handwerker und die technischen Betreuer. Das sind so die Felder, die wir haben.
SPEAKER 1
00:02:54
Ja, jetzt haben wir mal so in der Kürze erfahren, was eine Technikerin Klimaanlagen so macht. Jetzt gehen wir direkt zu der Klischee-Runde. Bei der Klischee-Runde ist es so, dass wir dir verschiedene Statements nennen und du dann bestätigst oder diese wiederlegst. Bist du bereit für diese Klischees? Super, gut. Das erste Klischee ist, ihr sorgt ausschliesslich dafür, dass es im Sommer im Zug angenehm kühl ist. Ihr seid also nur für den Komfort verantwortlich.
SPEAKER 2
00:03:24
Ja, der grösste Teil stimmt davon. Das ist wirklich unsere Hauptaufgabe. Wir sind zuständig, dass die Klimageräte funktionieren. Im Zug gibt es noch andere Systeme, die für das Klima zuständig sind. Sensoren, Klappen, Lüftungen, die wir nicht beeinflussen können. Daher haben wir nur einen Teil, der uns gehört, für den wir zuständig sind.
SPEAKER 1
00:03:49
Gut, dann kommen wir zum zweiten Klischee. Wenn ich im Zug sitze und im Sommer der Wagen zu warm oder im Winter zu kühl ist, habt ihr es verpasst, die Klimaanlage rechtzeitig zu reparieren?
SPEAKER 2
00:04:00
Ja, das ist möglich. Das ist aber sehr selten der Fall, weil die Klimaanlagen werden gemeldet, sie werden getauscht und im Winter haben wir Heizsaison. Da ist es möglich, dass die Klimaanlage defekt geht, unbemerkt, und es muss dann in einem Frühlingstag wieder anlaufen. Dann stellt man fest, dass sie nicht mehr läuft. Das wäre dann ein Fall, da könnte man sagen, wir haben nicht repariert.
SPEAKER 1
00:04:33
Gut, dann kommen wir zum letzten Klischee. Der Job des Klimatechnikers oder der Klimatechnikerin ist sehr monoton. Ihr repariert eigentlich Tag ein, Tag aus an den gleichen Maschinen und immer mit der gleichen Technik.
SPEAKER 2
00:04:46
Diese Aussage ist sehr plakativ. Ich würde sagen, es kommt wirklich darauf an, welcher Typ Mensch bei uns arbeitet. Wir haben wie in jedem Beruf repetitive Tätigkeiten. Wir haben aber auch sehr viele verschiedene Produkte, also Klimageräte, die wohl ein ähnliches System beinhalten, aber unterschiedlich aussehen, unterschiedliche Leittechnik haben, unterschiedlich aufgebaut sind in den Materialien. Da hat man schon Abwechslung.
SPEAKER 1
00:05:22
Super, dann konnten wir schon zu Beginn mit einigen Klischees hier aufräumen. Jetzt möchten wir noch etwas genauer wissen, was dein Beruf ausmacht. Kannst du uns einen typischen Arbeitstag einer Technikerin Klimaanlagen aufzeigen?
SPEAKER 2
00:05:37
Ein typischer Beginn ist zum Beispiel, ich komme an meinen Arbeitsplatz, der ist in einer relativ grossen Industriehalle. Ich gehe zu meinem Werkzeugwagen und dort erinnere ich mich über eine Checkliste, wo stand ich letzten Tag bei den Arbeiten und dann beginne ich dort weiterzuarbeiten, zum Beispiel bei einem Klimagerät in der Reinigung. Da unterstützen uns professionelle Reiniger, um den Schmutz vom Klimagerät zu entfernen. Unter Umständen bin ich bei der Demontage von Teilen beschäftigt, mechanisches Schrauben ist da angesagt oder ich muss im Kältekreis Manipulationen machen, den Kältekreis entleeren zum Beispiel. Ich muss Teile wechseln, Lötarbeiten durchführen. Wir sind stark mit Hartlötarbeiten beschäftigt. Nach dem Zusammenbau oder dem Wiederherstellen der Demontage kommt dann die Prüfung, man prüft die Geräte. Die Prüfszenarien gehen zum Teil 2-3 Stunden und dort wird alles auf Herz und Nieren wieder überprüft. Schlussendlich wird das Gerät speditionsbereit gemacht. Wir haben ja nur die Geräte bei uns in der Werkstätte und die stehen meistens auf Stallladungsträgern und die müssen dort wieder fixiert werden und gehen dann ans Lager der SPD.
SPEAKER 3
00:07:18
Ja. Also viele verschiedene Aufgaben, die ihr da wahrnehmt. Vorher in der Klische-Runde hatten wir gehört, oder die Aussage war drin, ihr macht den ganzen Tag nur das Gleiche. Jetzt haben wir gehört, es gibt sehr viele verschiedene Aufgaben, aber es gibt eben auch sehr viele verschiedene Klimagerät-Typen. Kannst du dazu noch etwas sagen? Von wie vielen Typen sprechen wir da und was macht das so unterschiedlich?
SPEAKER 2
00:07:45
Ja, wir haben über alles gesehen. Ungefähr 45 verschiedene SBB-Klimageräte-Artikel, muss man sagen. Die kommen längst nicht alle zu uns. Wir haben natürlich so etwa 20 Vielläufer und von diesen Geräten gibt es Fahrgastraumklimageräte auf dem Dach, unter dem Fahrzeug oder im Fahrzeug eingebaut. Dann gibt es die gleiche Sorte auch für den Fahrerstand. Also die kleineren Klimageräte, die können auch auf dem Dach verbaut sein oder meistens sind sie im Fahrerstand selbst verbaut.
SPEAKER 3
00:08:25
Und arbeitest du jetzt in deiner Funktion an allen Typen oder ist das irgendwie aufgeteilt dann in der Praxis?
SPEAKER 2
00:08:33
Die Mitarbeiter sind aufgeteilt in Produktionslinien, aber man kann sich auf andere Produktionslinien auch weiterentwickeln. Aber man spezialisiert sich schon auf gewisse Komponenten, wie wir sagen, ist aber auch offen, um andere Produkte kennenzulernen.
SPEAKER 1
00:08:54
Und was genau macht die SBB für Techniker in Klimaanlagen attraktiv als Arbeitgeberin? Genau das haben wir bei Oliver Kasper nachgefragt. Er ist Recruiting-Spezialist bei der SBB.
SPEAKER 4
00:09:06
Ich denke, das ist einer der wichtigsten Punkte. Wir arbeiten von morgens bis abends. Wir arbeiten von Montag bis Freitag. Man kann sich da auch die Arbeitszeit flexibel einteilen. Also es ist egal, ob du um sechs oder um sieben Uhr am Morgen beginnst. Und durch das ist natürlich auch die Vereinbarkeit mit deiner Freizeit gegeben. Also du kannst wirklich etwas planen und du weisst, um fünf Uhr laufe ich raus. Was dazu kommt, ist kein Piqué. Also wie gesagt, Montag bis Freitag, Morgen bis Abend. Kein Wochenende. Was auch noch vom Vorteil ist, im Gegensatz zu den Servicetechnikern in der Privatwirtschaft, du arbeitest an Ort und Stelle. Also du bist nicht unterwegs, du hast die lästigen Staus nicht. Man arbeitet auch mit den Kollegen zusammen. Man ist nicht alleine unterwegs. Man kann mit den Kollegen eine Znüni-Pause machen, man kann sich austauschen. Man hat immer auch eine helfende Hand, falls irgendetwas ist. Und was für mich natürlich als SBB-Kunde und Mitarbeiter auch noch schön ist, man fühlt die Arbeit, wenn man da im Zug sitzt.
SPEAKER 3
00:10:15
Noch eine Frage zum Thema Sicherheit. Wenn man jetzt an Klimageräte im Zug denkt, da denke ich zuerst ans Thema des Komforts wahrscheinlich. Aber weshalb haben wir da auch so ein erhöhtes Sicherheitsthema?
SPEAKER 2
00:10:29
Ja, wir haben ja Klimageräte, die sind an den verschiedensten Orten des Fahrzeuges verbaut. Unter dem Fahrzeug, hängend oder auf dem Dach montiert. Und gerade Dachklimageräte, da bedarf es sehr gut gesicherter Verschlusssysteme, Deckel und dass einfach alle Blenden sauber montiert sind. Wir wollen ja nicht, dass etwas herunterfällt.
SPEAKER 3
00:10:56
Jetzt haben wir schon sehr vieles gehört zu deinem Beruf, zum Inhalt. Uns würde interessieren, aus deiner persönlichen Sicht, kannst du uns so ein Highlight mitgeben aus deiner bisherigen Laufbahn?
SPEAKER 2
00:11:10
Ja, dein Highlight ist sicher, wenn wir Revisionen machen dürfen mit Umbauten und dann das Entwickeln und das Erfinden einer guten Leitungslösung für einen neuen Kältekreis. Das ist etwas sehr Spannendes. Da hat man wirklich mit Vibrationen zu tun, die schwierig zu beherrschen sind. Da muss man überlegen, wie führe ich die Leitungen neu, zu diesem Verdichter zum Beispiel, damit kein Leitungsbruch entsteht.
SPEAKER 1
00:11:42
Jetzt gibt es aber nebst den Highlights manchmal auch Lowlights oder Arbeiten, die man nicht so gerne mag. Was ist das in deinem Fall?
SPEAKER 2
00:11:50
Es gibt Lowlights in Sachen Klimatechnik. Weil gewisse Arbeiten immer gleich sind, hat man die dann vielleicht einmal gesehen und werden einfach zur Routine. Mit der Reinigung von Klimageräten muss man sich anfreunden, kann auch als weniger attraktiv angeschaut werden.
SPEAKER 3
00:12:12
Vielleicht, was mich jetzt persönlich noch interessieren würde, was bist du eigentlich für ein Fahrgast, wenn du selber im Zug unterwegs bist? Hast du da immer so ein Auge auf die Klimageräte und die Temperatur oder bist du da völlig entspannt unterwegs?
SPEAKER 2
00:12:27
Ich bin schon völlig entspannt unterwegs, aber die Deformation professionell trinkt durch. Ich beobachte, ohne dass ich beobachten muss, das Fahrzeug. Ich höre die Ventilatoren, ich höre die Kompressoren. Das Klimagerät höre ich automatisch, wenn es läuft. Ich stelle auch Heizungsstörungen intuitiv fest. Gut, das können noch sehr viele Mitreisende. Aber das ist schon so.
SPEAKER 1
00:13:07
Wenn du jetzt aber den Beruf des Klimatechnikers oder der Klimatechnikerin nicht mehr machen könntest, was würde dich denn sonst bei der SBB so interessieren?
SPEAKER 2
00:13:16
Ja, mich würden schon weiterhin die Komponenten interessieren. Elektromechanik, aus diesem Bereich komme ich. Motoren, Ventilatoren, Steuerungen. Das würde mich natürlich auch weiterhin interessieren.
SPEAKER 1
00:13:31
Da wäre dann aber auch der Weg eigentlich sehr kurz, oder? Das ist ein artverwandter Bereich. Da könntest du in der SBB relativ einfach wechseln.
SPEAKER 3
00:13:40
Wenn du dich jetzt fragst, bin ich für eine solche Stelle überhaupt geeignet, dann habe ich gute Neuigkeiten für dich. Denn genau diese Frage habe ich erneut mit Oliver Kasper besprochen.
SPEAKER 4
00:13:52
Grundsätzlich ist es im Allgemeinen auch bei der SBB wichtig, dass man eine Grundausbildung abgeschlossen hat. Wir im handwerklichen, technischen Bereich, wie jetzt auch diese Stelle eingegliedert ist, brauchen wirklich eine handwerkliche, technische Grundausbildung. Anschliessend brauchen wir Leute, die sich mit Kältemitteln auskennen, bzw. wo auch die Fachbewilligung für den Umgang mit Kältemitteln schon besitzen, sowie auch die Lötzertifizierung, dass sie am Kältekreislauf selber auch Hand anlegen können. Wir brauchen Leute, die eben auch gewillt sind, Weiterbildungen on the job wie auch externe, die wir natürlich auch fördern, zu besuchen und durchzuführen, dass man anschliessend mit uns Grosses bewegen kann.
SPEAKER 3
00:14:44
Jetzt noch eine Frage zum Job bei der SBB. Was macht den Job für dich so besonders oder was gefällt dir sehr gut?
SPEAKER 2
00:14:53
Schlussendlich ist es das Gesamtprodukt, das wir produzieren. Wir produzieren Schienenverkehr. Die Züge befördern unsere Fahrgäste. Das hat mich immer fasziniert, und das eigentlich auf eine relativ umweltfreundliche Weise. Das war die Hauptmotivation, um bei der SBB anzukommen.
SPEAKER 3
00:15:22
Vielen Dank, Harald, dass du uns deinen Beruf nähergebracht hast. Wir haben sehr viel darüber gelernt. Vor allem auch, dass das Thema der Klimaanlagen nicht nur ein Komfortthema ist, sondern auch ein wichtiges Sicherheitsthema sein kann. Du hast über die verschiedenen Arbeiten gesprochen, die ihr da ausführt, Reinigung, Reparaturen, Revisionen, Prüfungen der Anlagen, die Vielzahl der Anlagen. Sehr beeindruckend, was ihr da leistet. Dafür ganz herzlichen Dank. Jetzt möchte ich Noël das Wort übergeben. Du hast noch eine Info.
SPEAKER 1
00:16:01
Ich habe noch eine Info für alle Interessierten. Es gibt die Möglichkeit, eine virtuelle Tour zu machen durch das Werk in Olten. Den Link dazu haben wir euch in den Show Notes verlinkt.
SPEAKER 3
00:16:13
Sehr gut. Vielen Dank fürs Gespräch, Harald und Noël. Bis zum nächsten Mal. Das war der SBB Berufstalk. Bist du neugierig geworden? Alle weiteren Infos gibt es auf sbb.ch.