Adventskalender: Türchen 2

Was wurde eigentlich aus … Google Glass?

02.12.2025 4 min

Zusammenfassung & Show Notes

Im zweiten Türchen begrüßt euch Caspar in der Rubrik „Was wurde eigentlich aus …?“ und wirft mit euch einen Blick auf ein Stück Hardware, welches seiner Zeit mindestens 12 Jahre voraus war. Dabei ist die Idee dahinter alles andere als tot. 

Transkript

Türchen Nummer 2 Hallo und herzlich willkommen zum zweiten Türchen im Silicon Weekly Adventskalender. Ich bin Caspar und ich begrüße euch in der Rubrik Was wurde eigentlich aus? Hier schauen wir uns spannende Hard- und Software an, die einmal extrem gehypt war und dann abgestürzt ist. Und den Anfang macht ein Gerät, das seinerzeit ungefähr zwölf Jahre voraus war. Google Glass. Wir schreiben das Jahr 2012. Google präsentiert auf der Google I.O. Eine revolutionäre Datenbrille. Und das in spektakulärer Weise. Mit einem atemberaubenden Fallschirmsprung wird die Aktion sogar live per Brille gestreamt. Die Vision dahinter war klar. Informationen sollen direkt in eurem Sichtfeld erscheinen, immer dann, wenn ihr sie braucht. Das Smartphone würde in vielen Momenten einfach überflüssig werden. Und technisch gesehen? Google Glass war für die damalige Zeit wirklich beeindruckend. Eine kleine Kamera, ein Mikrofon, eine Touchfläche im Bügel, Sprachsteuerung und ein Prisma, das Informationen direkt ins Sichtfeld projiziert. Alles zusammengepfercht in ein Gestell, das aussah wie aus einem Science-Fiction-Film. Viele in der Tech-Welt waren elektrisiert. Alle wollten sofort ausprobieren, wie sich das anfühlt, diese digital erweiterte Realität vor den eigenen Augen zu spüren und zu sehen. Die Begeisterung war groß. Doch sehr schnell kam auch die Ernüchterung. Es gab nämlich drei Probleme. Erstens, der Preis. Die sogenannte Explorer Edition kostete rund 1500 US-Dollar und war nur für ausgewählte Testerinnen und Tester erhältlich. Für den Massenmarkt viel zu teuer. Zweitens, das Design. Ja, es wirkte futuristisch, aber eben nicht unbedingt immer im positiven Sinne. Wer Google Glass trug, fiel sofort auf. In einigen Bars und an öffentlichen Orten war es NutzerInnen sogar verboten, die Brille zu tragen. Ein Begriff entstand in dieser Zeit. Glasshole. Eine Zusammensetzung aus Glass und Asshole. Das Image der Brille hat erheblich darunter gelitten. Und drittens Datenschutz. Die Kamera im Brillenbügel machte vielen Menschen Angst. Allein die Vorstellung, ungefragt gefilmt zu werden und das nicht mitzubekommen, war für viele beängstigend. Und genau in dieser Phase begann auch noch eine gesellschaftliche Debatte über Überwachung und Privatsphäre im digitalen Raum. Google Glass traf also in negativen Sinne einen empfindlichen Nerv und die öffentliche Stimmung gegenüber Kameras im Alltag war ohnehin schon angespannt. All diese Faktoren zusammenführten dazu, dass Google 2015 die Consumer-Version einstellte. Es gab zwar noch eine Enterprise Edition für Fabriken, Krankenhäuser, Lagerhallen, also für Arbeitsumgebungen, in denen solche Brillen wirklich hilfreich sind. Aber der große Durchbruch am Markt blieb aus. Im März 2023 zog Google dann schließlich endgültig den Stecker. Damit endet die Geschichte der Hardware. Aber hier kommt das Interessante. Die Idee selber ist lebendiger denn je. Ihr wisst es selbst. Google arbeitet inzwischen wieder an einer Virtual Reality Plattform für neue Brillen und Headsets. Erste Prototypen wurden auf der Google I.O. in diesem Jahr vorgestellt. Vieles von dem, was Google Glass damals versprochen hat, ist heute möglich. Es war also vielleicht nicht das falsche Produkt. Es war aber definitiv der falsche Zeitpunkt.