Adventskalender: Türchen 21

Was wurde eigentlich aus … Tumblr?

21.12.2025 5 min

Zusammenfassung & Show Notes

Einst Herzstück der Internet-Subkultur, heute fast vergessen. In diesem Adventskalender-Türchen schaut Stella mit euch zurück auf den Hype und den Absturz von Tumblr und beantwortet die Frage, warum das soziale Netzwerk trotz allem nie ganz verschwunden ist.

Transkript

Türchen 21 vom Silicon Weekly Adventskalender Ich bin Stella und habe euch heute die Kategorie Was wurde eigentlich aus? Mit dem Beispiel Tumblr mitgebracht. Gegründet wurde Tumblr 2007 von David Carp und Marco Arment. Auf der Plattform können NutzerInnen eigene Inhalte hochladen oder bestehende Inhalte auf Tumblr reposten. Teilweise entstanden so auch ganze Blogs, die nur gerepostet haben. Tumblr ist ein Blogging-Dienst. Die Plattform funktioniert anders als gängige Social-Media-Plattform. Weniger geht es um Echtzeit-Content wie Stories, sondern um das Kuratieren von Inhalten, die einen interessieren, und mehr Anonymität. Für Teenager war die Plattform in den späten Nullerjahren teilweise eine Art digitaler Rückzugsort, in dem sie sich aber dennoch mit anderen austauschen konnten. Damit ist der Dienst auch nicht unbedingt dazu gedacht, um mit Bekannten Kontakt zu halten. Allerdings war der Dienst auch dafür bekannt, dass dort erotische Inhalte sichtbar waren, in Form von Bildern und GIFs. Soviel erstmal zur Basis. Gucken wir uns jetzt ein paar Meilensteine an. 2013 kaufte Yahoo die Plattform für 1,1 Milliarden US-Dollar. Im November 2018 verschwand die App dann aus den Apple App Stores. Der Hintergrund? Tumblr selbst fand damals bei einer Routineprüfung kinderpornografisches Material, das Content-Filter umgangen hatte. Als Reaktion verbot Tumblr Mitte Dezember 2018 generell erotische Inhalte. Nach vier Wochen war die App im Apple App Store wieder verfügbar. Ein weiteres Problem aus Eigentümersicht, das Monetarisieren, also das Werben über die Plattform, gelang nicht. InfluencerInnen haben sie beispielsweise bisher kaum für sich entdeckt. Schließlich kaufte der WordPress-Eigentümer Atomic Tumblr 2019. Sie zahlten dafür übrigens weniger als 20 Millionen Dollar. Dann war es erstmal recht still. Bis 2022. Und da wird es nun spannend. Tamla soll nämlich an das Fediverse angebunden werden. Angekündigt wurde das schon Ende 2022. Damals war das Interesse am Fediverse nach der Übernahme von Twitter, heute X, durch Elon Musk sehr groß. Tumblr war damals übrigens die am stärksten genutzte Twitter-Alternative. Für die Einbindung am Fediverse sollte der Blogging-Dienst auf die Infrastruktur von WordPress umziehen, wie Heise im Februar 2025 berichtete. Aber was genau bringt dieser Umzug? Er ist vor allem im Hintergrund für die Entwicklungsarbeit relevant. Für NutzerInnen soll sich der Plattform-Look dadurch nicht verändern. Was sich aber ändern soll? Alle NutzerInnen sollen dann über das Protokoll ActivePub Zugang zum Fediverse haben. Darüber sollen sie auch Accounts auf anderen Plattformen erreichen können, etwa auf Mastodon und Threads. Dafür benötigen sie dann aber nur ihren Tumblr-Account und müssen sich nicht bei jedem Dienst neu anmelden. Ende 2025 gibt es dazu aber noch nichts Neues. Gucken wir auf einen anderen Punkt. Seit 2022 sind außerdem, Zitat, eindeutige sexuelle Inhalte, Zitat Ende, wieder erlaubt. Bilder von sexuellen Handlungen oder Nahaufnahmen von Geschlechtsteilen bleiben verboten, außer es handelt sich um historische Kunst. Zudem sollen solche Inhalte, ebenso wie beispielsweise Inhalte, die Drogen oder Alkoholsucht zeigen, generell nicht an Minderjährige ausgespielt werden. In diesem Jahr hat sich gezeigt, dass die Plattform mittlerweile auch bei der Gen Z, also Personen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden, gut ankommt. Mehr als die Hälfte der monatlich aktiven NutzerInnen kommt aus dieser Generation, ebenso wie 60% der Neuanmeldungen. Die wachsende Beliebtheit mag auch daran liegen, dass NutzerInnen nicht nur Alternativen zu X, sondern in der Altersgruppe auch Alternativen zu den vom Metakonzern dominierten sozialen Netzwerken und TikTok suchen. Auf Tumblr finden sie etwa Communities, die ihre Interessen teilen, was Instagram und TikTok in der Form nicht bieten. Auch der Druck des Gesehenwerdens ist auf Tumblr wohl geringer. Damit bleibt die Plattform zwar aktuell noch in einer Nische, aber es kann durchaus sein, dass sie für die Zukunft, gerade mit Blick auf das Fidiverse, nochmal spannender wird.