Adventskalender: Türchen 6
Woher kommt eigentlich … der Ladebalken?
06.12.2025 4 min
Zusammenfassung & Show Notes
An Nikolaus hat Caspar für euch ein neues Türchen aus der Rubrik „Woher kommt eigentlich …?“. Diesmal geht es um den Ladebalken. Man könnte meinen, das Thema sei langweilig, doch tatsächlich steckt viel mehr dahinter, als man auf den ersten Blick sieht.
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Transkript
Türchen Nummer 6 Willkommen im Silicon Weekly Adventskalender.
Heute mit der Rubrik Woher kommt eigentlich?
Und diesmal geht es um ein kleines und unscheinbares Element,
das wir alle kennen, ich bin sehr sicher, das wir auch ständig nutzen,
über das wir aber fast nie nachdenken.
Es geht um Trommelwirbel, den Ladebalken.
Ja, boah, ist jetzt nicht so spannend, denkt ihr vielleicht.
Aber hinter diesem sehr unerscheinbaren Symbol steckt tatsächlich eine überraschend
spannende Geschichte und ihr werdet was lernen, ich verspreche es.
Vielleicht erinnern sich ein paar von euch noch an die frühen Jahre des Computers.
Man gab einen Befehl ein und dann wartete man. Teilweise Minuten.
Ohne jedes Signal. Völlig im Dunkeln. Man wusste nicht, was passiert.
Viele wurden ungeduldig. Ich meine, woran sollte man auch erkennen,
ob der Computer jetzt noch arbeitet oder ob er vielleicht schon lange abgestürzt ist.
Die Entwicklerinnen und Entwickler merkten also schnell, das kann so nicht weitergehen.
Der Computer muss irgendwie anzeigen, dass er etwas macht, das er arbeitet.
Deswegen gab es dann zunächst kleine Hinweise. Eine Sanduhr,
ein rotierendes Icon, ein blinkender Punkt.
Aber auch das reicht eigentlich noch nicht so richtig, weil ich meine,
man wusste zwar, da passiert was, aber man wusste nicht, wie lange es noch dauert. Keine Ahnung.
In den 80er Jahren begann dann die Wissenschaft, sich damit zu beschäftigen.
Und dabei sticht eine Person heraus, nämlich der Informatiker und Professor
Brad Myers von der Carnegie Mellon University.
Myers veröffentlichte nämlich 1985 einen Aufsatz, der für die Entwicklung grafischer
Oberflächen revolutionär wurde.
Was hat er entdeckt? Er zeigte etwas Faszinierendes.
Menschen empfinden Arbeitsprozesse als kürzer und angenehmer,
wenn sie den Fortschritt sehen können.
Eine simple Prozentzahl, ein Balken, der sich füllt. Das bereugt uns tatsächlich
so viel mehr als irgendein blinkendes Symbol.
Und das Verrückte obendrauf, sogar unsere Wahrnehmung von der Zeit verändert sich.
Die Wartezeit wirkt tatsächlich kürzer, obwohl sie es gar nicht ist,
nur weil wir einen Fortschrittsbalken sehen.
Der Ladebalken wurde damit also zu einem psychologischen Werkzeug und einem relativ cleveren dazu.
Ein sich langsam füllender Balken schafft irgendwie das Gefühl,
es geht voran, es bewegt sich etwas.
Wenn ihr mal darauf achtet, viele Ladebalken sind bis heute nicht linear.
Das heißt, sie starten nicht und gehen dann in einer Geschwindigkeit durch.
Manche starten schnell, bleiben dann stehen, springen manchmal sogar zurück, hüpfen hin und her.
Und oft spiegeln sie eigentlich auch gar nicht den Fortschritt wieder von dem,
was das Computerprogramm gerade macht. Aber Sie alle machen die Wartezeit erträglicher
und das ist Ihr eigentlicher Zweck.
Mit der Verbreitung von grafischen Betriebssystemen wurde der Ladebalken dann
zum festen Bestandteil unseres digitalen Alltags.
Installationen, Downloads, Renderprozesse, Dateitransfer, alles bekam in den Fortschrittsbalken.
Und auch heute noch, obwohl die Technik eigentlich viel schneller geworden ist.
Der Ladebalken ist also viel mehr als ein einfaches Design-Detail.
Er ist ein Stück angewandte Psychologie in der Technikgeschichte.
Er ist ein Werkzeug, das uns nicht nur informiert, sondern vor allem beruhigt.
Das uns hilft, mit der Ungeduld umzugehen. Und genau deshalb,
genau aus diesem Grund, hat er bis heute überlebt und wird uns noch sicher viele Jahre begleiten.