Adventskalender: Türchen 8

Was wurde aus … Spick mich und SchülerVZ?

08.12.2025 6 min

Zusammenfassung & Show Notes

Na, wer von euch erinnert sich noch an Spickmich? Die Plattform, auf der man seine Lehrer:innen und seine Schule bewerten konnte? Falls euch das nichts sagt, könnt ihr sicher etwas mit StudiVZ anfangen. In diesem Türchen nimmt euch Stella mit in die Rubrik „Was wurde aus …?“ und wirft einen Blick zurück auf diese beiden frühen sozialen Netzwerke. Fühlt euch gegruschelt!

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Transkript

Türchen 8. Willkommen beim Silicon Weekly Adventskalender. Ich bin Stella und habe euch heute die Rubrik, was wurde eigentlich aus, mitgebracht. Für mich und andere 90s Kids war es das erste soziale Netzwerk, Spickmich. 2007 ging es online. Angemeldet habe ich mich damals mit meiner ersten, natürlich peinlichen E-Mail-Adresse. Was es gab? Auf Spickmilch konnten wir Schüler, damals Lehrer und Schulen bewerten. Für uns natürlich ein großes Thema. Gegründet wurde die gleichnamige GmbH von Tino Keller, Manuel Weisbrot und Philipp Weidenhiller. Die Nachfrage war groß. Laut der Website Deutsch Startups waren es 210.000 einzelne Nutzer, die die Website 2008 monatlich ansteuerten. Die Zahl stammt von der Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung, die sich aber mittlerweile in der Auflösung befindet. Das Medieninteresse war ähnlich groß wie das von uns Schülern. Kontrovers wurde diskutiert, ob das Lehrerbewerten den Datenschutz verletze und überhaupt rechtlich in Ordnung sei. Mehrmals bekam Spickmich vor Gericht allerdings recht, unter anderem nachdem eine Lehrerin eine einstweilige Verfügung gegen Spickmich erwirkt hatte. Spickmich war also mit seiner Bewertungsplattform damals erfolgreich und sieht sich laut Mitgründer Tino Keller als Deutschlands erstes Schüler-Social-Network. Er und seine Co-Gründer brachten noch 2008 die Website Schulradar online, die Bewertungen durch Eltern für Schulen ermöglichte. Dort waren für Eltern auch die Schulbewertungen abrufbar, die Schüler via Spickmich teilten. Heute ist von all dieser Aufmerksamkeit allerdings nichts mehr da. Sang und klanglos gingen sowohl Spickmich als auch Schulradar 2014 offline. Der Grund dafür ist bis heute unklar. Möglich wäre, dass es vielleicht daran liegt, dass die Nachfrage einfach zurückgegangen ist, weil sich andere Plattformen durchgesetzt haben. Und das ist auch einer der Gründe, warum es eine andere Plattform nicht mehr gibt, nämlich StudiVZ. StudiVZ ging 2005 online, das Netzwerk richtete sich an Studierende. Gegründet wurde es von Essan Dariani und Dennis Behmann. Und es war Facebook nachempfunden, denn Dariani kam auf die Idee, als er ein Praktikum in den USA machte und damals Facebook kennenlernte. Nutzer konnten sich auf StudiVZ adden und miteinander Kontakt halten. Eine Besonderheit war das Gruscheln. Diese Mischung aus Grüßen und Kuscheln war quasi ein digitales kurzes Hallo. Und ehrlich gesagt, die Bedeutung des Gruschelns kam erst nachträglich. Denn laut Daryani war die im Vorfeld überhaupt gar nicht festgelegt, sondern sollte gerade zur Diskussion anregen. Allerdings gab es auch mal eine andere Bedeutung dieses Wortes, nämlich Grabschen und Kuscheln. Und warum? StudiVZ stand unter anderem wegen Sexismus in der Kritik. In Gruppen sollen Männer nämlich Bilder von Frauen geteilt und mit sexistischen Kommentaren versehen haben. Natürlich ohne das Wissen der Betroffenen. Und auch der Gründer selbst, Dariani, stand immer wieder wegen fragwürdigen Aktionen in der Kritik. Das Konzept war dennoch erfolgreich. StudiVZ war nicht nur im Dachraum, sondern beispielsweise auch in Spanien aktiv. 2006 machte außerdem Mark Zuckerberg ein Übernahmeangebot für StudiVZ. Das Angebot wurde aber abgelehnt und stattdessen übernahm ein Jahr später die Verlagsgruppe Georg von Holzbrink die Plattform und machte aus ihr schließlich die VZ-Netzwerke. Denn 2007 kam noch nach dem Vorbild von StudiVZ SchülerVZ dazu nach einer Testphase. Und schließlich gab es dann auch noch den Ableger MeinVZ. Allerdings wanderten ab 2009 Nutzer aus Deutschland ab. Eben habe ich erwähnt, dass Dariane ja auf die Idee zu StudiVZ gekommen ist, nachdem er Facebook gesehen hatte. Und das hat sich später auch gerecht. Facebook hat nämlich, nachdem StudiVZ schon zur Holzbringgruppe gehörte, angefangen zu klagen. Der Vorwurf? Naja, StudiVZ ist einfach nur eine billige Kopie und das soll sich sogar bis in den Quellcode ziehen. Letztendlich ist Facebook mit diesem Vorwurf quasi nicht erfolgreich gewesen. Allerdings hat StudiVZ trotzdem sein Ende gefunden. Bis 2012 gehörten die Netzwerke zu dem Medienkonzern. Danach wurde das Unternehmen zu Poolworks German Limited umbenannt. Und diese Firma meldete 2017 Insolvenz an. SchülerVZ war da allerdings schon vier Jahre lang offline. 2013 war es mit dem Netzwerk vorbei. Mein VZ wurde 2022 abgeschaltet. ebenso wie StudiVZ. Wenn euch die Geschichte im Detail interessiert, den Link zur NDR-Doku Gurschel mich, die StudiVZ-Story, findet ihr in den Shownotes. Aber kommen wir nochmal zurück zu Spick mich. Die drei Gründer haben die Plattform gegründet, als sie selbst noch studiert haben, an der Universität zu Köln. Keller und Weißbrot haben 2012 gemeinsam die Celebrity News AG gegründet. Das Unternehmen steht hinter Promiflash, einer bekannten News-Seite für Klatsch und Tratsch über Prominente. Keller schied da 2018 aus, Ende 2019 wurde er Mitgründer von Accountable. Das Unternehmen richtet sich mit einer Steuer- und Finanz-App an Selbstständige. Und der dritte im Bunde? Philipp Weidenhiller ist seit August als CEO bei der Celebrity News AG tätig. So sind die drei immer noch verbunden. Und was ist aus StudiVZ geworden? Es gibt eine gleichnamige Website, auch von mein VZ, wer da allerdings wirklich dahinter steht und was daraus führt. ist unklar.