Werner Schönig
Theorien der Sozialen Arbeit
15.10.2021 53 min Staffel 1 Episode 12
Zusammenfassung & Show Notes
Werner Schönig (*1966) studierte Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Sozialpolitik an der Universität zu Köln und an der Universität Stockholm. Nach der Promotion zum Dr. rer. pol. war er als freiberuflicher Berater und Dozent sowie als wissenschaftlicher Assistent tätig und habilitierte sich für Sozialpolitik an der Universität zu Köln.
Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte sind Sozialökonomik und Konzepte der Sozialen Arbeit mit Arbeitsschwerpunkten in sozialen Diensten, Sozialraumorientierung, Armut und sozialökonomischen Fragestellungen.
Transkript
Ja, Herr Schönig...
Welche drei Worte beschreiben
Sie am besten?
Zweimal drei Worte. Also im
Positiven würde ich sagen:
fleißig,
freundlich und anspruchsvoll.
Im Negativen bin ich manchmal,
glaube ich,
irritierend,
etwas unwirsch und skeptisch
gegenüber Teamarbeit.
Wenn es so etwas wie eine
Lebensphilosophie gibt,
welche wäre das? Oder haben
Sie überhaupt eine?
Doch, die habe ich. Ich fand
die Frage ganz interessant.
Vertrauen und Leidenschaft.
Wenn es so ein Wappen
von mir gäbe, dann würde das da
als Wappenspruch draufstehen.
Vertrauen und Leidenschaft?
Gibt
es so etwas wie einen
besten Ratschlag,
den Sie jemals bekommen haben?
Ja, mehrere schon. Also
für mich war ein
sehr guter Ratschlag damals
Wirtschafts-und Sozialwissenschaften
zu studieren.
Das hat genau gestimmt.
Das war auch ein
Studiengang mit dem ich immer einen
Verwertungsbezug hatte.
Ich hatte also wie so Angst
einen Job zu kriegen.
Thema Vertrauen... Das war für
mich schon sehr wichtig und
es hat sich auch durch mein
Leben so durchgezogen.
Dann so einen
Ratschlag, den ich gut finde,
sich vorzustellen:
das Leben ist also quasi ein
Gang. Man geht an Türen
vorbei, manche öffnen sich und
dann kann man überlegen,
ob man reingeht oder nicht, also
dass man das gewissermaßen
so als einen Prozess auch sieht,
die Entscheidungssituationen,
die man hat;
ja und zum Schluss,
dass man mutig sein soll, weil
das System immer später
reagiert, als man denkt.
Also viele Professoren agieren im
vorauseilenden Gehorsam und
man kann da auch ein
bisschen widerständiger sein.
Und man wird merken,
dass das System meistens
überhaupt nicht
reagiert.
Bei der sozialen Arbeit, wir sind
ja bei der sozialen Arbeit,
gibt es da Vorbilder für Sie?
Ja, ganz konkret mein Vorgänger
auf der Professur,
Kollege Boskop, der sowohl
Sozialarbeiter war
als auch Hochschullehrer und
der mich persönlich sehr,
sehr beeindruckt hat, noch
heute beeindruckt. Ja,
auf jeden Fall ihn. In der Literatur
am ehesten John Adams;
die Kombination von Wissenschaft,
Politik, Thema Sozialraum,
was ich ja auch gerne
bearbeite. Also das wären
die beiden großen Namen.
Warum interessieren sich überhaupt
für die Soziale Arbeit?
Ja, ich bin ja eigentlich von
Haus aus, wie man so sagt,
Sozialpolitiker. Das ist aber...
Auf die Dauer war
mir das recht einseitig
und ich finde,
dass dieser Aspekt sowohl die Sozialpolitik
als auch quasi,
da kommen wir vielleicht
später noch drauf...
Also diesen praktischen Aspekt
der Sozialpolitik,
den mit zu betrachten,
das war für mich intellektuell
sehr reizvoll.
Und je mehr ich darüber gelernt habe,
desto spannender finde ich es
eigentlich.
Warum interessieren Sie sich
dann insbesondere für die
Theorie?
Das ist glaube ich eine persönliche
Veranlagung.
Also
zum einen, glaube ich, ist es
auch ein Kohorteneffekt.
Also ich bin ja... In den achtziger
Jahren habe ich Abitur
gemacht, bin da auch wissenschaftlich
sozialisiert worden und
da waren Theorien viel
mehr Thema als heute.
Also in der Schule, es gab ja
noch den Ost-West-Konflikt,
und sogar zu Hause haben wir
über Theorien gesprochen
sogar unter Freunden;
so Party mäßig.
Also ich will es auch nicht übertreiben,
aber das war so immer ein
Thema. Und dann
wahrscheinlich ist das auch meine
persönliche Veranlagung,
dass ich das einfach sehr
interessant finde.
Dann in der Habilitation habe
ich auch theoretisch
gearbeitet und dann hatte ich
dann mit der sozialen
Arbeit nähere Kontakt gehabt, dann
hab ich eben auch in der Sozialen
Arbeit theoretisch gearbeitet. Ich
glaube, das ist so eine...
Ja, ich will nicht sagen Talent,
aber auf jeden Fall eine Neigung,
die tief in einem drin ist.
Das ist ein persönlicher... ein
Teil der Persönlichkeit.
Ja, heute begrüßen
wir ganz herzlich
Werner Schönig
im Rahmen unserer Interviews zu
den Theorien der Sozialen
Arbeit. Herzlich willkommen.
Bevor wir zu unseren Fragen,
insbesondere zu ihrem Theorieangebot
kommen,
versuche ich mal einen kurzen
biografischen Abriss,
soweit das in aller Kürze denn
überhaupt möglich ist.
Sie haben Volkswirtschaftslehre
studiert mit dem Schwerpunkt
Sozialpolitik an der Universität
Köln und
an der Universität Stockholm.
Nach der Promotion waren sie
freiberuflicher Berater
und Dozent sowie als
wissenschaftlicher
Assistent tätig und habilitierten
dann für
Sozialpolitik an der Universität
zu Köln.
Seit 2004 lehren sie hier als
Professor im Fachbereich Sozialwesen
der Katholischen
Hochschule Nordrhein-Westfalen
hier in Köln.
Kurz zu den Lehr-und
Forschungsschwerpunkten. Ich hoffe,
ich nenne sie jetzt vollständig:
Sozialökonomik und Konzepte
der sozialen Arbeit
und das mit den Arbeitsschwerpunkten
in sozialen Diensten,
Sozialraumorientierung, Armut und
sozialökonomische Fragestellungen.
Neben verschiedenen Forschungstätigkeiten
am
Forschungsinstitut für Sozialpolitik
der Universität zu
Köln waren oder sind Sie
möglicherweise auch
noch Gutachter und Beratungs-
und Sachverständiger
zum Beispiel im Max-Planck-Institut
der Humboldtschen
Universität Berlin sowie der
Friedrich-Ebert-Stiftung, Konrad
Adenauer und der Bertelsmann
Stiftung in der Stadt
Köln. Weiterhin
waren sie Sachverständiger oder
sachverständiges Mitglied in
der Enquete-Kommission "Zukunft
der Städte" in
Nordrhein-Westfalen des Landtags.
Zu guter Letzt sollte man
auch noch erwähnen,
dass sie Gründungsmitglied und
aktives Mitglied der Sektion
Politik in der Deutschen Gesellschaft
Soziale Arbeit sind.
Ihre theoretischen Fundierungen
ihres Angebotes sind
zu finden im
2012 vorgelegten Buch "Duale
Rahmentheorie Sozialer Arbeit", ich
halte das mal in die Kamera,
zu
der wir uns dann gleich
nochmal sehr viel intensiver
mit einigen Fragen
an Sie richten,
beschäftigen.
Und ganz aktuell haben
sie einen
Beitrag verfasst,
der mit dem Titel "Der Prozess als
Kern der Theorie Sozialer Arbeit"
und mit einem sehr interessanten
Untertitel "Alternativen
zur banalen
Bürokratisierung guten
Handelns". Auch darauf werden
wir dann zum Schluss,
denke ich,
noch einmal zurückkommen.
Ja. Sie
wollen ja, wenn man so will,
nicht mit einer weiteren
Disziplin begründenden oder auch
professionstheoretisch ausgerichteten
Theorie der Sozialen Arbeit
aufwarten, sondern sie haben eine,
wie der Titel des Buches
schon sagt,
eine Rahmentheorie vorgelegt.
Diese Rahmentheorie provoziert
natürlich die Frage,
weshalb sie denn überhaupt
nötig ist.
Sie sprechen ja davon,
dass Sie mit Blick
auf die Theorievielfalt
der sozialen Arbeit
Theorie verbindende Eckpfeiler
geben möchten.
Weshalb sind diese Eckpfeiler
notwendig? Ja, also gute
Frage, Herr Lambers.
Also theoretische
Arbeit beginnt ja mit
einem Unbehagen.
Man guckt auf die Theorielandschaft
und denkt:
"Irgendwas fehlt oder
irgendwas stört." Vielleicht ist man
auch von der eigenen Eitelkeit
getrieben, aber man hat einen Vaterkomplex
und irgendwie fängt man
dann an theoretisch zu
denken und dieses
Unbehagen ist im Prinzip darin
für mich zu sehen,
dass wir halt viele nebeneinanderstehende
Theorieangebote haben.
Die werden auch gruppiert,
aber sie stehen dann
auch... dann stehen diese
Gruppen nebeneinander.
Und es ist... Der typische
Modus ist,
dass man Solisten macht,
dass man das gruppiert
und Listen und das ist,
glaube ich, auch das,
was Studierende da irgendwie
manchmal frustriert,
dass man diese Listen abarbeitet
und dann kann man
auch die Beiträge zuordnen.
Die Frage ist:
Gibt es da noch was drüber
auf einer höheren
Abstraktionsebene? Und da, wie
gesagt, das war dann die
Idee, das ist gar kein großer Wurf,
sondern mehr, glaube ich,
ein Beitrag zur Diskussion,
dass ich
überlegt habe, was könnte
man da drüber an
theoretischen Beiträgen nehmen,
die diese nebeneinanderstehenden
Gruppen quasi
überdachen. So.
Und das könnte identitätsstiftend
sein oder auch
nicht. Ich meine, Theorie ist
für mich auch sehr stark
kontroverser Diskurs.
Was mir in der Sozialarbeitstheorie
gelegentlich fehlt ist, dass
also wirklich heftig
miteinander gestritten wird, sondern
es steht alles so nebeneinander
und insofern ist das, glaube ich,
mehr so ein Theoriebeitrag
mit der Idee
also nach einem Dach zu suchen
über die Vielfalt
der gruppierten
Theorien.
Nun versuchen Sie ja in ihrer
Rahmentheorie die soziologische
Systemtheorie
Niklas Luhmanns und
den Pragmatismus
John Deweys zu verbinden.
Sie begründen das damit,
dass sich beide Theorien in
gewisser Weise in ihrem
konstruktivistischen Grundverständnis
treffen.
Gehen Sie davon aus, dass der
Konstruktivismus denn,
zumal Sie ja von Rahmen sprechen,
in der Sozialen Arbeit,
in der Theoriebildung
der Sozialen Arbeit,
eine breite Akzeptanz findet?
Er wird ja nicht selten in
der Theoriebildung eher abgelehnt.
Ja, das ist quasi das Kontroverse.
Ich glaube, er wird auch
deswegen abgelehnt,
weil er heute eine
Interpretation erfährt und
auch eine politische
Aufladung, die dann tatsächlich
sehr ideologisch
ist und glaube ich, auch in die Irre
führt. Deswegen habe ich ja auch
keine heutigen Konstruktivisten
genommen,
sondern wie meine Tochter immer
sagt: "Du liest nur Bücher
von Toten." Das sind jetzt zwei
Leute, Dewey ist, glaube ich,
in den 50ern gestorben und
Luhmann in den 80ern.
90ern, ja gut. Also jedenfalls aus
Sicht meiner Tochter ist das ein
morbides Vergnügen. Ich
habe also die beiden
genommen, die also vor dieser
heutigen
konstruktivistischen Kritik liegen.
Warum Konstruktivismus?
Zum einen glaube ich,
dass der Grundgedanke, dass
eine moderne Gesellschaft
keine richtige Mitte mehr hat,
sondern nebeneinander agierende
Systeme, die im Prinzip ihrer
eigenen Logik folgen in
konstruierten Welten,
dass das richtig ist und dass das
auch zum Beispiel soziale Systeme,
also auch der sozialen Arbeit,
gut beschreibt.
Sonst bräuchten wir ja kein Case
Management als Gegenbewegung.
Wir brauchen ein Case Management, weil
die Systeme, wenn man sie frei
laufen lässt, ebenso
spezialisiert sind.
Also unter dem Aspekt
würde ich sagen,
dieser Grundgedanke ist gut.
Was mich auch beeindruckt hat
bei beiden Autoren ist,
dass sie fortschrittsoptimistisch
sind.
Dewey sowieso, aber auch
Luhmann sieht das
also als evolutorischen Prozess.
Das kommt meinem Denken sehr
entgegen. Das finde ich,
ist auch so. Das ist auch
nicht per se (dirty?).
Das ist auch ein Teil des
aktuellen Diskurses,
dass man das nicht sagen darf,
dass Dinge besser werden.
Ich glaube,
im Sozialen, dass wir wesentliche Fortschritte
gemacht haben und dass
es Sinn macht, da auch mit einer
fortschrittsfreundlichen Theorie zu
agieren. Dritter Punkt:
Konstruktivismus ist auf jeden
Fall theoretisch sehr gut
philosophisch diskutiert und auch
ausbuchstabiert. Es ist also
nicht irgendetwas windiges,
was aus der Ecke kommt,
sondern eine sehr gute Theorie,
wo man dann viel Anknüpfungspunkte
hat,
mit der man breit weiterarbeiten
kann,
auch international.
Sie gehen davon aus, dass eine
scharf umrissene und
zugespitzte Gegenstandsformulierung
nicht so ohne weiteres
im Bereich der Sozialen Arbeit
als Wissenschaft möglich ist.
Warum sehen Sie das so?
Ja, wir haben natürlich unterschiedliche
Denktraditionen
und ich glaube, dass diese
Denktraditionen nach wie
vor bestehen, dass aber durch die
allgemein unterstützte Fusion
von Sozialarbeit und
Sozialpädagogik dort was
zugeschüttet wurde, was aber
im Hintergrund weiter
besteht. Zum Beispiel
das ist ein Punkt,
warum es sehr schwierig
ist für beide Lager,
sozusagen sich auf eine gemeinsame
Definition zu
einigen. Und wir haben also,
Robert Merton hat das
mal so schön gesagt,
in der Soziologie fehle
ein Keppler,
von einem Einstein ganz
zu schweigen.
In so einer ähnlichen Situation
sind wir, glaube ich, auch.
Wir haben also ganz für die Theoriebeiträge,
es fehlt aber noch
der Lucky Punch, also das Ding,
wo wir wirklich sagen würden: "Ja,
das ist jetzt eine Theorie,
unter der wir uns wirklich versammeln
können." Und weil das
so ist, hackeln wir da im Moment
zurzeit noch rum, ja.
Ja, Sie sagen ja einerseits, es ist
unmöglich, das so zu beschreiben
und andererseits ist es Ihnen
nicht kernig genug;
der Lucky Punch fehlt. Wie
kann man das miteinander
vereinbaren? Kann man das
überhaupt vereinen?
Ja, möglicherweise nicht. Also ich
habe ja für mich sozusagen meinen
Frieden gefunden und habe so
eine Definition entwickelt,
die ich plausibel und
richtig finde.
Aber ich nehme auch wahr,
dass das außerhalb von mir
nicht so gesehen wird und
insofern ist das wahrscheinlich
im Moment die Situation,
dass wir von verschiedenen
Autoren mit verschiedenen
Definitionen leben müssen. Noch
eine letzte Bemerkung:
Wenn wir die Definition,
die weit akzeptierte des
Internationalen Bundes für Soziale
Arbeit nehmen und die mal
ernsthaft mit klarem
Kopf durchlesen,
werden wir merken, dass
das eine in Gremien
entstandene Konsensdefinition ist,
die man natürlich nach
außen in keiner Weise
kommunizieren kann. Engelke
hat mal gesagt,
eine Definition muss nach
innen und nach außen identitätsstiftend
sein. Ja,
ich glaube, sie ist weder noch...
Also nach innen ist es ein
Nebeneinanderstehen vieler
unterschiedlicher
Kategorien und nach außen ist es schlichtweg
nicht zu kommunizieren,
dass Sozialarbeit also
10 Zeilen Definitionen
braucht, um zu sagen,
das versteht draußen kein Mensch.
Also wir haben da eine
weithin akzeptierte Definition,
die ganz offensichtlich dieser
Lucky Punch noch nicht
ist.
Jetzt gibt es aber zum Beispiel Gegenstandsbestimmungen
wie das
Soziale zum Beispiel. Scheu und Autrata
haben das hier in unserer
vorgestellt.
Wieso ist Ihnen denn sowas wie das
Soziale dann auch nicht kernig
genug oder was wäre denn
das Spezifische?
Also ich finde das Soziale insofern
gut, weil es dann Grund
zur Erläuterung gibt.
Ja? Also als Diskursstart
gewissermaßen.
Wir haben also eine...
Doch das wäre schon
kernig genug und dann eben
Ausgangspunkt für
Kontroversen, finde ich nicht so...
Also in meinem Denken ist es halt
eher der Begriff der Intervention.
Dass ich Soziale Arbeit
gerne einordne im
Prinzip in die Sozialpolitik hinein,
das mag man jetzt meine
fachliche Verengung nennen,
aber ich glaube, es ist so:
Wir haben einen sehr
elaborierten Sozialstaat und
im Wesentlichen spielt die
soziale Arbeit damit und
ist eingebettet.
Und in dieser Einbettung hat
sie aber eine Rolle,
einen spezifischen Modus.
Sie verteilt nicht umbedingt Geld,
sondern sie befasst sich mit problematischen
Einzelfällen,
indem sie interveniert. Das
kann eine Person sein,
das kann ein Stadtteil sein, können
verschiedene Dinge sein und das
hat mir eigentlich viel
Klärung gebracht,
zu sagen, soziale Arbeit ist eine
Intervention, ein Modus
der Sozialpolitik.
Aber das ist natürlich kontrovers.
Kann man ja auch anders sehen.
Das ist zum Beispiel dann kontrovers,
weil wir eine sehr
starke sozialpädagogische
Tradition haben,
die es außerhalb Deutschlands
in der Form so kaum gibt.
Also überall sonst ist ganz klar
Soziale Arbeit im Prinzip
Sozialarbeit.
Da leiden die auch darunter, theoretisch,
aber es ist so.
Das heißt, international wäre wahrscheinlich
meine Definition
viel Konsens fähiger als
sie in Deutschland ist,
weil es in Deutschland diese
starke sozialpädagogische
Tradition gibt.
Ja, das Soziale zu bestimmen,
das liegt ja möglicherweise nahe,
wenn wir auf unsere
Professionsbezeichnungen
schauen, um Sozialpädagogik,
Sozialarbeit zu definieren,
aber was denn nun das Soziale
in der Pädagogik ist und das
Soziale in der Sozialen Arbeit,
das ist sicherlich auf
der einen Seite
ein Aspekt, den ja auch, Sie
haben es schon gesagt,
zum Beispiel Scheu und Autrata
schon versucht haben,
in den Blick zu nehmen,
aber sie gehen ja aus
ihrer erkenntnistheoretischen
Positionierung
heraus schon daher und sagen,
im Prinzip ist das Soziale
ja im ontologischen Sinne
nicht bestimmbar,
was auch insofern schlüssig ist,
wenn man sich im Rahmen
dieser Theoriebildung
bewegt
und Sie haben es gerade
schon gesagt:
Für Sie ist der Begriff der Intervention
und der Integration
vor allem interessant.
Sie sprechen ja von
der integrierenden Intervention
als eine
Funktionsbestimmung der Sozialen
Arbeit und drücken das
unter anderem so aus,
dass Sie sagen,
soziale Arbeit ist im Grunde genommen
der Handlungsmodus der
Sozialpolitik und führt
Soziale
Arbeit... Oder anders
gesagt: Wenn man das so ausdrückt,
steht Soziale Arbeit
dann nicht eher im
Windschatten von Politik?
Vielleicht auch recht?
Oder wirkt sich Soziale
Arbeit nicht
auch auf Sozialpolitik
aus, beziehungsweise muss sie
von ihrem Selbstverständnis
heraus nicht auch auf soziale
Politik einwirken
statt immer,
ich sage mal, auf den Status
quo zu reagieren?
Sicher. Also zu beiden Punkten: Ja,
das Wort Windschatten sollte
jetzt eine Provokation
sein. Ich fühle mich
auch provoziert.
Also Windschatten ist
insofern ein schwieriger Begriff,
weil wir zum Beispiel in der
Politikwissenschaft auch wissen,
dass die Kommunen, ja,
die können ja nicht viel Politik machen.
Was sie aber machen können:
Sie können die Umsetzung
von Politik
gestalten. Das macht den
großen Unterschied,
ob Sie als Flüchtling nach Köln
zugewiesen werden oder
sagen wir mal nach Münster.
Oder kann einen großen
Unterschied machen, je nachdem
wie die Kommune
Verwaltungsverfahren interpretiert
und umsetzt.
Das heißt also, alleine in
der Umsetzung des Rechtes
liegt ein enormer Gestaltungsspielraum
zu. Da haben wir schöne Studien
dazu. Das ist das eine und das
andere: Ja, Sie hatten
ja eingangs erwähnt,
in der Deutschen Gesellschaft
für Soziale
Arbeit haben wir eine Sektion
Politik mit dem großen
Thema soziale Arbeitspolitik
wo es genau darum geht,
unsere Studierenden, die das
eigentlich nicht wollen zum
aktiven Politik machen zu bewegen.
Das geht übrigens meistens
auf kommunaler Ebene,
aber natürlich auch über die
Verbände und sonst wo.
Also in beiden Fällen... Ja,
aber statt Windschatten
würde ich, wie gesagt,
diesen Begriff der Einbettung wählen.
Sie müssen sich vorstellen,
in Deutschland 30 Prozent
des Sozialprodukts sind
Unglaubliche 30 Prozent.
Zwei Millionen Leute sind in den Wohlfahrtsverbänden
beschäftigt.
Das sind ja große... So. Das
heißt, es ist eine große
Einbettung in die Politik
und deswegen
auch ein großer Einfluss,
den wir so nicht hätten,
wenn wir alles nur frei
floatende NGOs wären,
die von Spenden leben müssten.
Dann sind sie in einer
marginalisierten Position. Das
sind wir überhaupt nicht.
Wir sind ja ein Teil des Systems und
da können wir viel mitgestalten.
Also Handlungsmodus nicht
im Sinne einer
ausführenden Funktion dessen,
was Sozialpolitik bestimmt,
sondern auch mitgestalten.
Ja, natürlich. Auf jeden
Fall. Ja, ja. Sicher.
Aber das eher dann im Kontext
kommunaler Politik oder auch
im Kontext der großen Politik?
Zum einen gibt es ja unsere
Wohlfahrtsverbände,
die durchaus in Brüssel Lobbyarbeit
machen, so ist das ja nicht.
Also die sind ja auf dem großen... Und
zum anderen: in der Tat geht es
um die Arbeit im Einzelfall,
wie dort Politik umgesetzt
wird und das ist
letztlich auch politisch. Ja,
also ich kann jetzt...
Ein kleines Beispiel. Das ist jetzt
nicht besonders theoretisch.
Es gibt Studien darüber,
wie es denn zu einer
Leistungskürzung im
Hartz IV-Kontext
kommt. Es kommt ganz selten dazu.
Es wird im Prinzip nur
damit gedroht, es wird
damit gespielt.
Es ist etwas dialogisches.
Es ist nicht so,
dass die Sozialarbeiter
da sitzen und sagen,
hier Hartz IV-Leistungskürzung
raus.
So läuft das überhaupt nicht. Das
ist ein langer Dialogprozess
und eine ganz anspruchsvolle
Aufgabe. Und da wird vor
Ort Politik gemacht, ganz klar.
Da würde ich zumindest mal
reingrätschen bei den
Sanktionen. Wir haben im
Jahr, seit 2005 gibt es
das SGB II, im Schnitt hunderttausende
Sanktionen und vor allen Dingen
Sanktionen für die jungen Leute.
Für junge Menschen,
junge Erwachsene unter 25. Die greifen
schon, wenn sie die Termine
nicht wahrnehmen. Oft ist dieser
Dialog dann gar nicht
da. Da wäre es aber dann doch
schon kritisch zu sehen,
dass es nicht ganz
so einfach läuft.
Sicher. Ja, ja, aber es gibt eben...
Normalerweise ist es so,
dass die Sanktion in der Tat
die ultima ratio ist.
Da ist man bei jungen Leuten vielleicht
doch anders als bei älteren.
Da muss man dann gucken. Vor allen
Dingen guckt man auf den
Einzelfall. Und das ist natürlich
nicht der erste Schritt,
sondern das ist eine Abfolge von
Friktionen, die dann am Ende
zu Sanktionen führt.
Klar. Es gibt Studien dazu,
wie das dialogisch ist. Es ist übrigens
sehr schwer zu erforschen,
weil das natürlich auch die Praxis
nicht unbedingt will,
dass da ein Bandgerät läuft. Das
ist auch Datenschutz mäßig sehr
schwierig. Aber klar,
gerade in der Umsetzung.
Sie schreiben ja,
dass der Situationsbegriff für Sie
der Schlüsselbegriff Ihrer
dualen Rahmentheorie
ist und wenn man schaut,
von Dewey und Luhmann
zusammenkommt,
dann auf den Situationsbegriff
dann zu kommen...
Das würde mich interessieren:
Was für sie der
Situationsbegriff ist. Vielleicht können
Sie das erläutern und wie sie
auf diesen Begriff kamen.
Ja. Also zum einen ist es so: Es gibt
ja so ein kleines Schaubild
da in dem Buch. Ich glaube, dass
Luhmann eine sehr gute
Theorie der sozialen Differenzierung
gemacht hat. Ich glaube,
das ist im Prinzip richtig,
nur er hört dann
auf, wo es um das Konkrete geht.
Das wollte er mal machen
und Integration hat er sich
so gut wie nicht geäußert.
Nach 40 Jahren war er mit der
einen Hälfte fertig und
hat dann eben aufgehört und beginnt
eigentlich im Prinzip
genau an dem Punkt der Irritation
und baut darauf seine
konstruktivistische Theorie
auf. Also die Idee ist,
dass in diesem Begriff er Situation
sich beide gewissermaßen
berühren, es eine Art
von Übergabe gibt.
Und deswegen ist der Begriff auch
theoretisch so interessant.
Es ist zum einen die
Wahrnehmung der Situation,
also der Appell an die
Sozialarbeiter immer
noch zu staunen,
wie Kleve das sagt, und sich
von der Wirklichkeit
überraschen zu lassen. Das
ist natürlich schwierig,
wenn man Jahrzehnte im Job ist; werden
wir auch kaum noch richtig und
manchmal schon, aber häufiger
auch nicht und das ist unser
Problem: dass wir relativ
wenig überrascht werden,
zu wenig staunen. Die
Standardphrase:
"Solchen Leuten sage ich immer,
dass..." Wenn sie das schon
hören, merken Sie:
Konstruktivistisch schwierig,
also irgendwie im Käfig.
Und deswegen ist dieser Situationsbegriff
auch in dem
Ringen darum, wie strukturiert
man diese Situation...
Herr Röh hat mir mal gesagt: "Kann
man so gar nicht machen",
weil für ihn natürlich die Strukturierung
der Situation der
Kern der Profession ist.
Dass man das irgendwie
aufgreift. Also gerade
diese Ambivalenz,
also dieses Einfordern
in der Situation,
der Appell offen zu sein für
Neues und auf der anderen
Seite natürlich: die Strukturierung
von Situationen
ist das,
was eine Profession ausmacht.
Sie beschreiben ja diese Verblüffungsresistenz,
wenn man so sagen
will, dass sie sich im Laufe
der Zeit dann irgendwann
breit macht und man gar nicht
mehr zum Staunen kommt.
Gleichzeitig ist man, wenn man
über mehrere Jahre die
Entwicklung zum Beispiel der
Mandatierungsthematik sich
anschaut, dann irgendwann auch immer
wieder doch neu verblüfft,
was es dann immer für Entwicklungen
gibt. Es hat ja schon fast was von
einem Abzählreim, wenn wir von einem
einfachen Mandat spricht,
Doppelmandat: Böhmisch, Trippel,
Staub-Bernasconi;
und Herr Röh hat das Vierfachmandat
jetzt in den
Ring geworfen. Sie sagen:
Ich löse das,
indem wir von einer multiperspektivischen
Datierung der
sozialen Arbeit sprechen.
Was meinen Sie damit?
Welche weiteren Mandate
stellen Sie sich vor?
Ja, man kann natürlich
ganz viel. Gerade,
wenn man politisch denkt, ist halt
eben die Frage oder einen anderen
Begriff, welche Stakeholder man
eigentlich berücksichtigt.
Man kann natürlich auch sagen,
wenn ich meinetwegen in der
Arbeitsagentur arbeite, da hat
auch der steuerzahlende
Professor auch ein legitimes Interesse
an einer Forderung
(unv.). Es ist ja nicht
nur der Staat.
Vielleicht sind es auch Menschen
außerhalb des Staates,
Flüchtlinge die
herkommen wollen oder so. Ja? Also
das, was man normalerweise in
einer Stakeholderanalyse macht,
ist ja im Prinzip die Frage:
Wer hat welches Interesse
in diesem Fall?
Und ich finde einfach, dass bei diesem
Abzählreim, wie Sie es gesagt
haben... Das hat sich nach und nach
entwickelt. Meine Idee war so ein
bisschen, so einen kleinen Befreiungsschlag
zu machen,
dass man im Einzelfall
eben gucken muss.
Man kann das alles durchprüfen,
aber möglicherweise sind da
Akteure in einem Fall involviert,
die man überhaupt nicht auf dem
Zettel hat.
Also denken Sie an eine systemische
Familienanalyse oder so ähnlich.
Da ist jetzt auch die Frage:
Wer ist der Fall? Welche Akteure
haben da eigentlich ein
Interesse? Das ist nicht nur der
Klient, der Sozialarbeiter,
die Institutionen und der Staat,
sondern es könnten ja auch die
Kinder des Klienten sein. Da
sind Sie ja sehr schnell
eigentlich in der Wahrnehmung
unterschiedlicher
Perspektiven, die abgewogen
werden müssen.
Ja, aber es ist ja so, dass Professionen
in der Regel einem
einfachen Mandat folgen. Die
soziale Arbeit aber nicht
und die Sorge, die man
ja haben könnte, ist,
dass durch eine vielfache
Mandatierung oder eine
multiperspektivische Mandatierung
es zu einer
Entprofessionalisierung
kommen könnte.
Ja, das ist richtig. Da habe ich
auch keine besondere Lösung.
Ich muss ja auch nicht für alles
jetzt eine Lösung haben.
Es gibt natürlich, wenn wir an
so sowas denken wie Mediation
oder so, ja auch Methoden,
die versuchen,
diese verschiedenen Mandate
aufzugreifen.
Das ist ja auch sehr sozialarbeitisch,
wird ja in vielen anderen
Also vielleicht
würde ich irgendwie in diese Richtung
denken. Aber Sie haben im
Grundsatz natürlich recht, dass die
klassischen großen Professionen
diese Mandatierungsproblematik
für sich sehr schlicht
gelöst haben. Das stimmt.
Würden Sie denn sagen,
dass sich aus dieser
Gemengelage einer
Vielfalt von sogenannten
Stakeholdern,
also Anspruchsgruppen,
Anspruchspersonen
tatsächlich so etwas wie
ein Auftrag für die soziale Arbeit
ergibt oder sind das
nicht eher
Folgerungen,
die sich eben aus dem organisationalen
Kontext der
Professionellsgestaltung
oder wenn man
so will, der Erbringung
der Professionalität
ergeben? Sozusagen könnte
ja jeder Arzt oder auch
jeder Jurist, der in einer Organisation
angestellt ist,
einem Mehrfachmandat ausgeliefert
sein, nur weil es eben
unterschiedliche Anspruchsgruppen
gibt. Also auf der einen Seite
gibt es Anspruchsgruppen, klar.
Aber ist damit zwingend eigentlich
die Schlussfolgerung verbunden,
dass wir diese Interaktionsthemen,
diese Interessen, die Anspruchsgruppen,
die sich an soziale
Arbeit richten, dann auch tatsächlich
aufnehmen müssen
oder müssen wir uns nicht
vielleicht doch eher nur einfach damit
auseinandersetzen und im Sinne
von Interessenausgleich vielleicht
etwas moderieren?
Aber doch diesen eigentlichen
Widerspruch von
Organisationshandeln und Professionshandeln
doch so gar nicht
auflösen können, es sei denn,
wir wären tatsächlich als
autonome Profis, sage ich mal,
unterwegs - analog zum Arzt mit
eigener Praxis, analog zum
Rechtsanwalt mit eigener
Kanzlei. Aber das beschreibt ja
überwiegend gar nicht mehr die
Wirklichkeit von Professionshandeln,
die wird ja doch überwiegend
im organisationalen
Kontext erbracht.
Also die Frage nochmal: Muss man daraus
wirklich zwingend schließen,
dass wir immer mehr Mandate
auf uns nehmen oder
möglicherweise auch reflektieren,
dass es Ansprüche sind,
die an soziale Arbeit
gerichtet werden, die dann aber im
Grunde genommen gar nicht mehr
zu unserem Mandat gehören? Also,
ich glaube einfach...
Vielleicht zwei Punkte nur.
Es ist jetzt, glaube ich,
auch schwer zu lösen.
Der eine Punkt ist:
Wenn sie in andere Länder gucken,
wo die soziale Arbeit nicht
so eingebunden ist in den
Staat, da haben Sie im Prinzip diese
Mandatierungsproblematik gar
nicht, sondern da ist das nur der Klient.
Sie haben nur das einfache
Mandat und Schluss. Mehr
machen die gar nicht.
Das ist dann im Code of
Ethics festgelegt und
das heißt,
das war's. Die Tatsache,
dass wir uns solche Gedanken machen
müssen, ist eben eine Folge
der Einbettung der sozialen Arbeit
und theoretisches Arbeiten ist
Arbeit mit einem Unbehagen und mein
Unbehagen war, ich muss mir das
warum eigentlich
eins, zwei, drei, vier. Wo endet das?
Das hat ja auch eine gewisse
Willkür und dieser ursprüngliche
Beitrag -
ich glaube, das war sogar von Böhnig
mit dem doppelten Mandat
aus den 70er Jahren - der
war ja auch gerichtet...
Also das war aber auch eine Polemik
sozusagen, sehr
linke Kritik an der
sozialen Arbeit,
so also auch mit einem Unbehagen.
So hat sich das dann eben immer
ausgeweitet und die Frage ist halt,
ob man da einen abschließenden
Katalog... oder wo da die
legitime Grenze ist.
Ich meine, man kann ja auch sagen,
es ist absolut illegitim das
Interesse der auftraggebenden
Institution,
des Arbeitgebers des Sozialen,
überhaupt da mit zu
berücksichtigen. Was macht
der Röh denn da?
Ist das denn
legitim? Warum hat der Caritasverband
denn da
irgendein legitimes Interesse in
dieser Mandatierungsfrage?
Also das sind
schwierige Fragen.
Gut, Sie haben das schon angedeutet:
Wir können das ist in der Tat
nicht abschließend
besprechen. Allerdings ist
nochmal sicherlich
interessant, wenn Sie eben
von multiperspektivischer
Mandatierung sprechen,
in welchem Kontext man
sich dann tatsächlich bei dieser
Mandatsfrage dann auch weiter
bewegt. Also wir lassen das Denkmal
so stehen. Sicherlich,
Sie haben da auch
nachvollziehbar darauf hingewiesen,
dass es im Prinzip
eine zunehmende Anzahl von
Anspruchsgruppen gibt,
aber eben der Rückschluss,
dass man tatsächlich das,
was einem in die Hand gegeben
werden soll, auch annimmt,
ist ja nicht zwingend. Das wäre
dann in der Tat nochmal eine
Frage, mit der sich dann
die soziale Arbeit
vielleicht auch nochmal
weiter befassen kann,
was ihre Mandatierungsproblematik
angeht. Wir sollten dann vielleicht
auf die Herausforderung
der Theoriebildung
kommen.
Ja, Sie haben sicherlich auch
zur Kenntnis genommen,
dass wir bei der Theoriebildung es
mit einer Vielzahl von Theorien
zu tun haben. Sie beklagen das ja
in gewisser Weise eigentlich
auch. Wir hatten gerade eingangs
schon darauf hingewiesen:
Die Theoriebildung ist ihnen
nicht kernig genug,
wenn man so will. Könnten
Sie das vielleicht
verbinden mit den Herausforderungen
der Sozialen
Arbeit? Welchen Herausforderungen
muss sich denn soziale
Arbeit als Disziplin,
aber auch als Profession,
in den nächsten Jahren stellen?
Sehen Sie da etwas,
worauf sich Theoriebildung
einstellen muss?
Wie gesagt: Thema Unbehagen.
Sie hatten schon
darauf hingewiesen. Ich hatte
ein gewisses Unbehagen.
Also auch einleitend
zu diesem Interview
haben Sie ja in Ihrem
Text formuliert,
dass viele Studierenden sich schwer
tun mit dem theoretischen
Arbeiten. Viele Kolleginnen und
Kollegen im übrigen auch,
die Praxis eh. Also das
ist alles ein bisschen
schwierig und es könnte
ja daran liegen,
dass irgendwas mit den Theorien
nicht stimmt.
Es muss ja nicht daran liegen, dass
die Studenten... Ich glaube,
wie gesagt, es hat auch einen
gewissen Generationeneffekt,
dass heute weniger theoretisiert
wird,
so dass also so ein bisschen
unmodern ist,
diese ganze Art zu denken.
Aber es ist, glaube ich,
auch ein Teil hausgemacht
sozusagen von der Theorie selbst.
Da habe ich im Moment den Eindruck,
man käme weiter, wenn man sich mit sowas
wie... Ne? Wir hatten eben so
Ich denke sehr stark
in einzelnen Begriffen, der nächste
Begriff ist im Moment offenbar
Prozess. So und die
Frage wäre jetzt,
wo Prozessaspekte in der Lage sind,
sozusagen das Drama der sozialen
Arbeit zu beschreiben.
Wir haben also Prozesse,
die sich verfestigen,
im Sinne also,
dass alles immer schlimmer wird.
Wir haben auch Prozesse,
bei denen Dinge besser werden.
Wir haben Prozesse mit
einem Wendepunkt, mit einem positiven,
mit einem negativen;
wir haben sinusartige Schwingungen.
Das haben wir ja alles.
Und ich habe im Moment die Idee,
vielleicht wäre es gut,
die Theorien der Sozialen Arbeit
oder die Bausteine,
die wir so haben,
verschiedenen Prozessschemata
zuzuordnen und das könnte
dann auch eine Art sein,
wie man Theorien ordnet -
nämlich nach der Art,
welche Prozesse sie eigentlich modellieren
oder ob sie gar keine
modellieren. Okay. Aber viele
machen das ja schon in der
Bindungstheorie, in
der Deprivation,
im Sozialraum, da gibt es
ganz viele Theorien und
die haben mich auch immer
sehr fasziniert.
Wenn Sie überlegen: Wo, was
ist eigentlich der Punkt,
an dem eine konjunkturelle
Entwicklung umkippt?
Was passiert da in dem Punkt?
Oder Resilienz,
was passiert da? Wir haben also
eine an sich negative
Entwicklung und die nimmt auf
einmal eine positive Wende.
Es ist offensichtlich faszinierend.
So und was ich nur
sagen will: Vielleicht wäre
das didaktisch und auch
sonst wie ein guter Anknüpfungspunkt
die Studierenden bei
diesen Dramen zu kriegen. Das
wäre also eine Ringvorlesung
machen: Probleme negativer
Wendepunkte. Das sind politische
Phänomene,
das sind individuelle Phänomene.
Das ist zurzeit die Idee,
die mich etwas umtreibt. Wie
gesagt: Das ist nicht die
absolute Lösung. Nein, nein, aber
sie haben da ja einen ganz
interessanten Vorschlag gemacht.
Sie haben das Stichwort schon
genannt: Prozesstheorie. Da sollten
wir gleich auch noch einmal zu
kommen. Aber ich denke, auch für die
Studierenden das noch einmal
deutlich zu machen, was im Prinzip,
wenn ich sie richtig verstanden
habe, auch in gewisser Weise
zu überwinden ist oder zu
überwinden gilt, um überhaupt zu
dieser Einsicht zu kommen,
die sie gerade angedeutet haben.
Da
finde ich sehr interessant
Ihre Feststellung,
die besonders in diesem Beitrag der
Zeitschrift Soziale Arbeit im
letzten Monat erschienen
ist. Da finden Sie ja doch
deutliche Worte und
das, finde ich, sollte
man auch mal,
finde ich,
so deutlich sagen, damit
die Studierenden auch
erkennen,
worum es Ihnen geht.
Man kann jetzt sagen, Sie gehen
hart ins Gericht mit der
Theoriebildung, wie auch immer.
Aber jetzt mal völlig unbesehen von
solchen moralischen
Wertungen. Sie sprechen
von der Verwaltung der
Langeweile, wenn sie von der
Theoriebildung oder der
Kenntnisnahme der Theoriebildung
ausgehen.
Sie verwenden Begriffe wie
langweilig, kleingeistig,
bürokratisch.
Das ist keine Polemik. Könnte man
vielleicht erstmal so sehen,
aber Sie begründen das dann ja auch
sehr gut und Sie haben da auch
Käthe Kollwitz bemühend
festgestellt:
"Es bleibt ein öliges Gefühl der
Zufriedenheit mit sich selber." Das
heißt also,
im Prinzip referieren
Sie ja, ich sage mal 120 Jahre
Theoriebildung der
Sozialen Arbeit
als Prinzip
in der Bilanz als eine
Leistung die im Grunde
genommen eigentlich der
weiteren Auseinandersetzung
nicht mehr bedarf und
kommen
ja auch zu dem Schluss,
dass im Prinzip diese
Theoriebildung eher, ich sage mal,
zu Sollensaussagen kommen und
weniger zu empirisch begründbaren
Aussagen, was ja ein Anforderungsmerkmal
von Theorie auch ist,
Aussagen darüber treffen sollte,
welche Aussicht sie auf reale
Veränderbarkeit dann auch einerseits
stellt und zum zweiten
dann auch in Anwendung
ihrer Theorie
beweisbar
vorführen kann. Also,
die Rezeption der Theorie der
Sozialen Arbeit lohnt sich nicht, sagen
Sie und Sie machen aber auch
ein interessantes Angebot.
Sie sagen, diese
selbstverschuldete Kraftlosigkeit,
theoretische
Kraftlosigkeit, die könnte
eigentlich überwunden
werden,
wenn Theorie etwas Kontraintuitives
bietet, also etwas, womit
man so nicht gerechnet
hat.
Da versuchen Sie in Ihrer
Analyse der vorliegenden
Theorien, auch der großen Theorien,
ja verschiedene
Einordnungen und bringen da den
Begriff der Prozesstheorie.
Ich glaube, das ist etwas, was
wir den Studierenden erklären
müssen. Was meinen Sie mit Prozesstheorie?
Darin sehen sie ja die
große Möglichkeit, etwas
voranzukommen. Ich hatte
ja eben schon ein bisschen
was zu gesagt.
Kurz also zu dem Punkt der Langeweile.
Ich will mich jetzt
auch nicht bei meinen
Studierenden zu sehr
beliebt machen oder so. Denen
ist das ja eh egal.
doch. Jedenfalls...
Nein. Warum ist Ihnen das egal?
Ich hatte damals also so eine kleine
Umfrage gemacht und das war auch
wieder das Unbehagen, ganz
kurz. Ich glaube,
dass viele unserer Theorien zum
Beispiel sich ergehen dann
eben in diesen Listen. Es wird
im Prinzip bürokratisch
abgehakt, was gutes Handeln ist
und viele unserer Studierenden
lernen das auch und sind auch ganz
fleißig und können das auch.
Aber sie gehen nicht aus der
Veranstaltung und sagen:
"Boah!" Das sagen sie nicht.
Und in anderen Studiengängen
haben sie das aber.
Also meine Tochter studiert im Moment
Jura. Das ist also alles
ganz furchtbar, aber sie geht
raus und fühlt sich von
Theorien auch provoziert.
Und das sind Aha-Erlebnisse, die
sie imtheoretischen Bereich
hat. Die, weiß ich nicht,
ob wir die so
vermitteln. Also wirklich prägende
Erlebnisse haben sie in vielen
Studiengängen, aber, ich glaube,
in der sozialen Arbeit relativ
wenig. Und dann hab ich
ja ein paar Kriterien
aufgestellt, woran man eben eine brilliante
Theorie möglicherweise
sehen kann. Eines dieser Kriterien
ist kontraintuitiv.
Man hat nachher eine Erkenntnis,
die man früher nicht hatte.
Und ich will jetzt keine Namen nennen,
aber es gibt einige Theorien in
der sozialen Arbeit, wenn man die
hört, da fragt man sich schon,
ob man das nicht vorher schon gedacht
hat. Vielleicht nicht unter dem
Label, vielleicht nicht in der Form,
aber im Wesentlichen doch
eigentlich schon so oder.
Oder sie schießen übers
Ziel hinaus.
Thema Menschenrechte. Eben
das war eher Thema
Lebenswelt. Eine riesige Theorie,
wenn man denn bei der Lebenswelt
sagen würde,
wo ist jetzt eigentlich der Punkt?
Der Punkt ist, aus meiner Sicht,
die Betonung des Alltags. Das ist
ja die Provokation in der
Philosophie, dass sich
Thiersch mit Schutz abwendet
sozusagen von der akademischen Philosophie
und in eine kleine Nische
geht. Und so das ist ja der Punkt, aber
dieser Begriff der Lebenswelt
als solches, wenn man ihn
nicht näher erklärt und
nur diese Axiome dann
zum Gegenstand einer
Lehrveranstaltung macht, der ist dann
doch ein bisschen kraftlos.
Das Kräftige wäre eigentlich die
dahinterstehende Kontroverse
zu verdeutlichen,
wo Thiersch provoziert.
Und das, glaube ich, passiert
ganz selten,
sondern hinten werden
die Axiome dann
abgearbeitet und das, wie gesagt,
halte ich für ein bisschen
kraftlos, ja. Wie gesagt,
ein Prozessbegriff ist meiner
Erfahrung nach, das,
was Menschen einfach
interessiert. Also das Drama,
die Entwicklung,
der Wendepunkt, also das irgendwie.
Und darüber haben wir eben tatsächlich
theoretische Beiträge,
die erklären, wie es zu
Wendepunkten kommt,
wie es zur Verfestigung kommt,
wie es zu Schwankungen
kommt. Und das finde ich eigentlich
sehr interessant,
diese soziale Theorie
danach zu durchleuchten und
da kann man eine Menge
finden. Ich habe da mal ein paar
Stichworte zusammengetragen.
Da haben jetzt auch Kolleginnen
und Kollegen schon gesagt,
da fehlen ganz viele;
vielleicht machen wir auch
nochmal mehr daraus,
wenn es ein bisschen mehr Rückmeldungen
gibt. Aber natürlich war das
jetzt nur ein erster Aufschlag.
Aber ich glaube,
dieses Drama... Oder wir haben das
in der sozialen
Netzwerkteorie, diesen
berühmten Satz:
Networks a drama. Also
die haben eine Story,
die haben eine Geschichte, die
haben eine dramatische
Entwicklung und das macht
Netzwerken interessant.
Ja? Nicht unbedingt die Struktur,
aber die Binnendynamiken da
drinnen und ich glaube,
dass gerade unsere Studierende,
die ja auch sehr
psychologisch interessiert sind,
pädagogisch interessiert sind,
dass die viel Zugang zu diesen
Prozessaspekten haben, dass
ihnen das ein leichterer
Zugang wäre zur Vielfalt der
Theorien sozialer Arbeit.
Wie schätzen Sie eigentlich
die Perspektive ihrer
Theorie bezogen auf diese
Herausforderung,
die Sie eben geschildert
haben, ein?
Ja. Zum einen würde ich sagen:
Die duale Rahmentheorie ist
eine Theorie der sozialen Arbeit,
also keine Handlungsfeldtheorie.
Das muss man ganz klar sagen.
Dieser Praxisaspekt tritt
ein bisschen in den
Hintergrund. Aber
sie ist ein Beispiel für
was kontraintuitives. Also
ich nehme ja zwei
Autoren, die nicht übliche
Autoren der
Sozialen Arbeit sind, die, glaube ich
auch... Luhmann hat nur am Rande
mal von Sozialarbeit gesprochen
und Dewey
übrigens auch nur in
einem Bezug mal,
meines Wissens. Also die haben sich
mit Sozialarbeit überhaupt nicht
befasst. Warum jetzt
also zwei Autoren,
die dann überhaupt nichts damit zu
tun haben, auf einmal die beiden
Säulenheiligen sein sollen,
die also das Dach über
den Theorien der Sozialen
Arbeit tragen,
ist nicht intuitiv.
So und das, finde ich,
arbeite ich sehr ausführlich
aus und
kann das auch ganz gut begründen,
dass gerade darin die
integrative Stärke
liegen kann, dass sie eben
keinen Stallgeruch haben,
dass sie keine besondere Prägung
haben und deswegen sind
sie in der Lage, einen Rahmen
zu bringen, den andere,
die zu sehr verstrickt sind in der
Theorie der Sozialen Arbeit,
nicht liefern können. Das finde ich,
wenn ich das so sagen darf,
ganz interessant und
kontraintuitiv an der Theorie.
Und für den eher praktischen
Aspekt stelle ich mir jetzt vor,
eher mit dem Prozessbegriff
das weiter auszuarbeiten,
aber das ist work in progress. Da
müssen wir jetzt mal sehen.
Anknüpfend an dem zum Beispiel
Situationsbegriff, an
zum Beispiel auch
der Dualität der Ambivalenz.
Wir haben also nicht nur
eine Theorie, sondern wir haben
verschiedene Einflüsse.
Das ist, glaube ich, etwas,
womit man weiterarbeiten kann und
was dann auch Praxis relevant
ausformuliert werden kann. Nicht
so sehr die Rahmentheorie,
der Prozessaspekt, aber die
Rahmentheorie als solche
ist als theoretischer
Beitrag, finde ich,
auch ganz wertvoll.
Zum Abschluss haben wir Fragen für
unsere Studierenden noch uns überlegt
und die erste Frage,
die wir haben ist: Warum ist
es überhaupt eine gute Idee
soziale Arbeit zu studieren?
Ja, ich finde, dass
man in kaum einen
Studiengang so viel über so viele
Aspekte lernt und auch
über sich selbst.
Mir fällt wirklich keiner ein,
der also so breit...
Der die Studierenden wirklich
als andere Menschen auch
nach drei Jahren die Hochschule
verlassen lässt.
Also es passiert eine Menge mit einem.
Man lernt eine Menge über
soziale Probleme, man lernt
eine Menge über auch
Staat, über Psychologie,
bei uns dann auch
Theologie; was auch immer
und auch über sich
selbst, bis hin zum eigenen Körper,
den kreativen Schauspielfähigkeiten.
Man kann also ganz viel machen.
Es ist ein sehr bereichernder
Studiengang.
Zum anderen hat man eine Jobgarantie,
also so wie der
Arbeitsmarkt auf absehbare Zeit
aussieht... Ist ja auch ganz
nett. Völkerkunde ist
auch interessant,
aber hier haben sie halt einen
Studiengang, der viel mit einem
macht, der, glaube ich,
an sich ein Erlebnis ist
und der dann auch
noch zu einem sicheren Job führt.
Das finde ich einen
pädagogischen und ökonomischen
Aspekt. Ich finde,
da kommt viel Gutes zusammen.
Wenn Sie sich Studierende im
ersten Semester vorstellen: Was für
einen Tipp würden Sie denen
geben oder welchen Tipp
geben Sie ihnen?
Ja, Sie fragen mich ja ein bisschen
als theoretisch Interessierten.
Ich würde sagen: Lesen
Sie Originaltexte.
Lesen Sie die Bücher, Sie können
auch Lehrbücher lesen,
auf jeden Fall.
Aber es ist dann doch überraschend
in Originaltexte rein zu gucken.
Das hat was mit Ikonoklasmus
zu tun,
dass man Autoritäten nur dann
infrage stellen kann,
wenn man die Originaltexte gelesen
hat und sie sind gut verständlich
in der Regel. Also wenn sie
unsere Theoretiker lesen,
das können Sie verstehen. Das ist
ganz selten, dass sie es nicht
verstehen. Zumindest bei diesen
großen Theoretikern:
das ist meistens gut zu
verstehen und zum Teil
erlebt man Überraschungen. Wenn
Sie hier Texte von Alice
Salomon sehen, das kommt
schon relativ
reaktionär rüber. Ja, das
war eine andere Zeit.
Heute würde ich, ich weiß nicht, rechtsradikal
ist ein bisschen hart
gesagt, aber... Die Art,
wie sie über Fürsorge
spricht und die Prägung
von Familien,
die nun mal kriminell sind und so,
das ist in einer anderen
Zeit und so ist es wichtig, so einen
Text im Original zu lesen.
Kollegin Pohl hat mal das gouvernantenhafte
genannt
bei Alice Salomon, dass
man da auch in
der Lage ist, Autoritäten in Frage
zu stellen und zu sagen,
dass ist ein toller klassischer
Text. Aber Gott bewahre.
Wenn Sie damit heute
promovieren würde,
würde es wahrscheinlich
nicht durchkommen.
Und das ist wichtig, dass man
in der Theorie Originale
liest und sich nicht zu sehr von Autoritäten
einschüchtern lässt.
Für die Erstsemester die Originaltexte.
Was würden Sie den
Studierenden empfehlen, die kurz vor
dem Ende des Studiums im sechsten
und siebten, achten oder zwanzigsten
Semester stehen?
Ja. Klingt ein bisschen blöd, aber
versuchen Sie Kontakt zur
Wissenschaft zu halten,
also zur Hochschule.
Da passiert doch immer mal was.
Für Sie ist es interessant,
für die Hochschule ist es interessant,
Kontakt zu den Praktikern zu
halten und man hat natürlich
in der Praxis eine
gewisse Versumpfungstendenz
und auch manchmal eine
Engführung und Frustration
und da ist es,
glaube ich, ganz gut, wenn
man trotz allem Stress
mal an der Tagung teilnimmt, sich
ein bisschen befruchten lässt
von anderen Perspektiven.
Ist vielleicht auch mein Rat
aus Hochschulensicht,
aber im Sinne eines
Jop Enrichments:
halten Sie den Kontakt
zur Hochschule.
Was ist für sie das
wichtigste Buch,
das alle SozialarbeiterInnen
gelesen haben sollten?
Für mich war ein großes
Aha-Erlebnis der
Text von Horkheimer und Adorno:
"Dialektik der Aufklärung".
Grundaussage ist,
dass wir in modernen liberalen
Gesellschaften
gute Dinge tun wollen, im Sinne
der Freiheit bauen wir
Institutionen, die aber
dann am Ende unter der
Hand eben dialektisch sich in
ihr Gegenteil verkehren
können. Und da müssen
wir halt aufpassen.
Horkheimer und Adorno beschreiben
das sehr schön,
wie das so passiert, dass
man das Gute will und
dann immer auch - auch, nicht
nur - aber auch das
Negative das Gegenteil
von dem bekommt,
was man eigentlich wollte.
Wir wollen also eine schöne Arbeitsverwaltung
machen und die
Arbeitsverwaltung bekommt dann
etwas sehr restriktives,
totalitäres in der Art wie
Prozesse organisiert
werden, gerade weil sie
gerecht sein will,
gerade weil sie Personen
unabhängig,
neutral sein will, kommt
etwas frei heraus,
was am Ende unmenschlich sein kann.
Was keiner will,
aber ein verbreiteter Nebeneffekt
ist. Das war für mich ein großes
Aha-Erlebnis und bringt
auch einen immer
wieder in eine Position der
eigenen Bescheidenheit,
weil der große Entwurf,
die geniale Idee, auch
die geniale Theorie
wahrscheinlich für uns
nicht erreichbar ist.
Vielen Dank, Herr Schönig, dass Sie
sich die Zeit genommen haben für
das Interview...
Sehr gerne, wunderbar.
Es war uns eine große Freude.
Ja, herzlichen Dank auch von
meiner Seite. Dankeschön.