#46 Woran erkennt man gute Chirurgie?
Prof. Dr. med. Valentin Neuhaus über Erfahrung, Teamwork, Qualität und ehrliche Kommunikation
08.11.2025 36 min
Zusammenfassung & Show Notes
Wie findet man eine:n gute:n Chirurg:in – jenseits von Hochglanz und Fallzahl-Mythen?
Prof. Dr. med. Valentin Neuhaus (USZ) erklärt, was wirklich zählt: Team-Exzellenz, ehrliche Kommunikation, strukturierte Qualität – und Ihr eigenes Bauchgefühl.
Welche drei Kriterien sind für Sie persönlich am wichtigsten?
Prof. Dr. med. Valentin Neuhaus (USZ) erklärt, was wirklich zählt: Team-Exzellenz, ehrliche Kommunikation, strukturierte Qualität – und Ihr eigenes Bauchgefühl.
Welche drei Kriterien sind für Sie persönlich am wichtigsten?
Gute Chirurgie erkennen: Was Patient:innen wirklich hilft
In dieser Folge des Thorax-Schweiz Podcasts sprechen Dr. med. Roland Kuster und Tariq Abu-Naaj zum zweiten Mal mit Prof. Dr. med. Valentin Neuhaus, Leitender Arzt an der Klinik für Traumatologie des UniversitätsSpitals Zürich (USZ). Nach der gemeinsamen Episode über AQC-Daten und transparente Klinikvergleiche geht es diesmal um die ganz praktische Patientenfrage: „Woran erkenne ich eine gute Chirurgin oder einen guten Chirurgen?“
Prof. Neuhaus macht klar: Qualität ist mehrdimensional. Fallzahlen, Fachgesellschaften und Zertifikate sind hilfreich, aber niemals allein entscheidend. Genauso wichtig sind Teamleistung (Schockraum, Anästhesie, Radiologie, OP-Pflege), strukturierte Abläufe und eine Kultur des ehrlichen Lernens – inklusive Simulation und Crew-Resource-Management. Gerade bei komplexen Situationen zeigt sich Qualität daran, wie ruhig, koordiniert und interprofessionell gearbeitet wird.
Patient:innen wünschen Sicherheit vor einer OP: Zählen Fallzahlen? Zertifikate? Social-Media-Präsenz? Wie wichtig sind Softskills, Teamwork im Schockraum, ehrliche Kommunikation bei Komplikationen? Prof. Neuhaus ordnet ein – präzise, praxisnah und patientenzentriert.
Kapitel & Inhalte
00:00 – Intro & Thema
Warum die Frage „Woran erkenne ich eine gute Chirurgin/einen guten Chirurgen?“ jede:n betrifft – und weshalb wir sie an Prof. Neuhaus richten.
Warum die Frage „Woran erkenne ich eine gute Chirurgin/einen guten Chirurgen?“ jede:n betrifft – und weshalb wir sie an Prof. Neuhaus richten.
01:27 – Vorstellung Prof. Neuhaus
Rolle am USZ, Teamstruktur (Chef, Leitende, Ober- & Assistenzärzt:innen), Schockraummanagement & Schwerverletzten-Versorgung.
Rolle am USZ, Teamstruktur (Chef, Leitende, Ober- & Assistenzärzt:innen), Schockraummanagement & Schwerverletzten-Versorgung.
02:38 – Ausbildung & Ausland
Stationen (u. a. Samedan, Limmattal, USZ), Forschung Mass General Hospital, Boston, Klinikjahr Groote Schuur Hospital, Kapstadt. Was internationale Erfahrung wirklich bringt.
Stationen (u. a. Samedan, Limmattal, USZ), Forschung Mass General Hospital, Boston, Klinikjahr Groote Schuur Hospital, Kapstadt. Was internationale Erfahrung wirklich bringt.
03:47 – „Was macht gute Chirurgie aus?“
Summe vieler Faktoren: fachliche Exzellenz, stetige Fortbildung, manuelles Talent, Ruhe & Führung, Empathie, Teamfähigkeit – plus ehrliches Selbst-Monitoring (eigene Zahlen, Komplikationsanalysen).
Summe vieler Faktoren: fachliche Exzellenz, stetige Fortbildung, manuelles Talent, Ruhe & Führung, Empathie, Teamfähigkeit – plus ehrliches Selbst-Monitoring (eigene Zahlen, Komplikationsanalysen).
06:05 – Rückbezug Folge #35 (AQC-Daten)
Transparenz, Benchmarking & Qualitätsentwicklung – warum Zahlen helfen, aber nicht alles sind.
Transparenz, Benchmarking & Qualitätsentwicklung – warum Zahlen helfen, aber nicht alles sind.
06:56 – Fallzahlen, Titel, Gesellschaften
Fallzahlen ≠ automatisch Qualität; Spezialisierung & Fachgesellschaften sind hilfreich, aber kein alleiniger Qualitätsbeweis. Präsenz auf Social Media ist kein Qualitätsmerkmal.
Fallzahlen ≠ automatisch Qualität; Spezialisierung & Fachgesellschaften sind hilfreich, aber kein alleiniger Qualitätsbeweis. Präsenz auf Social Media ist kein Qualitätsmerkmal.
09:16 – Prägung durch Mentoren
Vorbildfunktion, Kultur im Team, Details („schöne Verbände“) und wie menschliche Zuwendung auf Visite Professionalität ergänzt.
Vorbildfunktion, Kultur im Team, Details („schöne Verbände“) und wie menschliche Zuwendung auf Visite Professionalität ergänzt.
10:48 – Teamsport Chirurgie
Von Zehennagel bis Polytrauma: je komplexer der Fall, desto entscheidender das interprofessionelle Team (Anästhesie, Radiologie, OP-Pflege, Neurochirurgie, Lagerungsteam etc.) und Simulation/CRM gegen Kommunikationsfehler.
Von Zehennagel bis Polytrauma: je komplexer der Fall, desto entscheidender das interprofessionelle Team (Anästhesie, Radiologie, OP-Pflege, Neurochirurgie, Lagerungsteam etc.) und Simulation/CRM gegen Kommunikationsfehler.
14:27 – Was ist der Schockraum?
Definition, interdisziplinäres Vorgehen, Nähe zu Diagnostik/OP als Zeitvorteil.
Definition, interdisziplinäres Vorgehen, Nähe zu Diagnostik/OP als Zeitvorteil.
15:38 – Kommunikation, Zuhören, Sorgen ernst nehmen
„Gut erklären“ ist nicht genug – zuhören, wiederholen, schriftlich mitgeben. Patient:innen sollen mehrfach nachfragen.
„Gut erklären“ ist nicht genug – zuhören, wiederholen, schriftlich mitgeben. Patient:innen sollen mehrfach nachfragen.
18:45 – Vertrauen & Softskills
Empathie beeinflusst Zufriedenheit und oft auch Outcome-Wahrnehmung. Unterschiedliche Profile: handwerklich top vs. kommunikativ stark – Ideal ist beides.
Empathie beeinflusst Zufriedenheit und oft auch Outcome-Wahrnehmung. Unterschiedliche Profile: handwerklich top vs. kommunikativ stark – Ideal ist beides.
22:00 – Zertifikate & Standards
Positiv, weil sie Prozesse strukturieren und Vergleiche erlauben – dennoch immer Kontext beachten (Patientenkollektive, Case-Mix).
Positiv, weil sie Prozesse strukturieren und Vergleiche erlauben – dennoch immer Kontext beachten (Patientenkollektive, Case-Mix).
23:49 – Neue Techniken (minimalinvasiv, robotisch)
„Neu“ ≠ automatisch „besser“. Verantwortung der Chirurg:innen: kritisch evaluieren, sinnvoll übernehmen, transparent beraten.
„Neu“ ≠ automatisch „besser“. Verantwortung der Chirurg:innen: kritisch evaluieren, sinnvoll übernehmen, transparent beraten.
25:10 – Zweitmeinung
Oft nicht nötig, aber sinnvoll bei komplexen Verläufen, Unsicherheit oder divergierenden Strategien. Gute Zweitmeinung erweitert Perspektiven – und kann sogar die Primärstrategie schärfen.
Oft nicht nötig, aber sinnvoll bei komplexen Verläufen, Unsicherheit oder divergierenden Strategien. Gute Zweitmeinung erweitert Perspektiven – und kann sogar die Primärstrategie schärfen.
28:28 – Umgang mit Komplikationen
Fachliche Analyse + offene, ehrliche Kommunikation mit Patient:innen und Angehörigen – das entlastet beide Seiten und erhält Vertrauensbasis.
Fachliche Analyse + offene, ehrliche Kommunikation mit Patient:innen und Angehörigen – das entlastet beide Seiten und erhält Vertrauensbasis.
31:20 – Wissenschaft & Qualität
Studien, Kongresse, eigene Outcomes präsentieren: wichtig fürs Lernen & Vergleichen – egal ob national oder international.
Studien, Kongresse, eigene Outcomes präsentieren: wichtig fürs Lernen & Vergleichen – egal ob national oder international.
32:45 – 2 praktische Patiententipps
(1) Wohlfühl-Check: Stimmt die Chemie? (2) Referenzen einholen: Pflege/Personal & andere Patient:innen sind oft die besten Quellen. Internet-Ruhm ist kein Ersatz.
(1) Wohlfühl-Check: Stimmt die Chemie? (2) Referenzen einholen: Pflege/Personal & andere Patient:innen sind oft die besten Quellen. Internet-Ruhm ist kein Ersatz.
34:10 – Outro & Community
Danke, Abo & Bewertung auf Apple/Spotify, Hinweis auf Video- und Podcast-Bibliothek von Thorax Schweiz.
Danke, Abo & Bewertung auf Apple/Spotify, Hinweis auf Video- und Podcast-Bibliothek von Thorax Schweiz.
Key-Takeaways
- Qualität = Summe aus Können, Erfahrung, Team, Standards, Selbstkritik & Empathie.
- Fallzahlen/Zertifikate helfen, sind aber nicht allein entscheidend.
- Team & Struktur (Schockraum, CRM, Simulation) sind bei komplexen Fällen erfolgskritisch.
- Transparenz bei Komplikationen baut Vertrauen – Ehrlichkeit schlägt Ausreden.
- Patiententipps: (1) Bauchgefühl/Beziehung, (2) Referenzen vom Team/anderen Patient:innen, (3) bei Unsicherheit: qualifizierte Zweitmeinung.
Mini-Checkliste für Patient:innen vor der OP
- Bauchgefühl: Fühle ich mich gesehen, verstanden, gut beraten?
- Erklärung & Optionen: Habe ich die Risiken/Alternativen wirklich verstanden?
- Referenzen: Was sagt das Pflege-/OP-Team über die/den Operateur:in?
- Transparenz: Wie spricht man über Komplikationen und Nachsorge?
- Struktur: Gibt es klare Abläufe, Standards, Qualitätsnachweise (z. B. Zertifikate) – mit realistischem Kontext?
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Ziel des von "Thorax-Schweiz" ist es, Hoffnung zu vermitteln und Chancen bei schwierigen Diagnosen aufzuzeigen. Dazu betrachten wir das Thema Thoraxerkrankungen aus einer ganzheitlichen Perspektive.
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