Abenteuer Reportagefotografie – Podcast über visuelles Storytelling

Kai Behrmann: Visueller Storyteller und Fotograf

Michael Martin: Die Welt im Sucher

In diesem Interview spreche ich mit Michael Martin darüber, wie seine Neugier auf die Welt zu seinem Beruf wurde, welche Herausforderungen er auf diesem Weg meistern musste und welche Rolle die Fotografie auf seinen Reisen spielt.

15.10.2023 47 min

Zusammenfassung & Show Notes

In diesem Interview spreche ich mit Michael Martin darüber, wie seine Neugier auf die Welt zu seinem Beruf wurde, welche Herausforderungen er auf diesem Weg meistern musste und welche Rolle die Fotografie auf seinen Reisen spielt.

Michael ist Fotograf und leidenschaftlicher Reisender. Außerdem steht seit fast 40 Jahren auf der Bühne. Angefangen hat er mit Dia-Vorträgen vor kleinem Publikum.

Inzwischen füllt er mit seinen bildgewaltigen Multivisionsshows große Säle und zählt zu den renommiertesten Vortragsrednern im deutschsprachigen Raum.

Mit ungebrochener Neugier hat Michael Martin seit frühester Jugend seine Reisen dokumentiert und sich so den Titel des weltweit renommiertesten Wüstenfotografen erworben. Er hat mehr als 30 Bildbände und Bücher veröffentlicht.

In über 2000 Vorträgen und mehreren Fernsehfilmen hat er sein Publikum auf seine Entdeckungsreisen in über 100 Länder mitgenommen. In seinem Projekt "Planet Wüste" lenkte Michael Martin 2015 den Blick nicht nur auf die Trockenwüsten, sondern auch auf die Kälte- und Eiswüsten der Arktis und Antarktis.

Im Jahr 2017 begann er mit der Arbeit an seinem aktuellen Projekt "TERRA", in dem er ein eindrucksvolles Porträt unseres Planeten Erde zeichnet. Die Ergebnisse präsentiert er in einer Multivisionsshow und einem opulenten Bildband.

Michael Martins Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter die Ehrenmedaille der Royal Geographic Society. Zuletzt erhielt er den Gregor International Calendar Award und den ITB Book Award für sein Lebenswerk. Seine Leidenschaft und sein Engagement für die Erforschung unserer Welt haben sogar das renommierte Magazin GEO dazu inspiriert, ihm ein GEO Extra zu widmen.

Weitere Informationen, Bilder und Links findest du in den Shownotes:
https://www.abenteuer-reportagefotografie.de/podcast/michael-martin


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Transkript

Ein einzelnes Bild interessiert mich gar nicht so. Und meine Reisen, die ich weltweit gemacht habe, standen immer im Zusammenhang mit größeren Projekten. Ich war immer jung genug, mir Zeit zu lassen und werde auch mir diesmal viel Zeit lassen. Und man kann sicher sein, wenn der Martin ausklingt, dann hat es einfach eine gewisse Qualität. Und wenn es zehn Jahre dauert auch noch zehn Jahre. Ja, das sind die Worte von Michael Martin. Michael ist Fotograf und leidenschaftlicher Reisender. Außerdem steht er seit fast 40, Jahren auf der Bühne. Angefangen hat er mit Diavorträgen vor kleinem Publikum. Inzwischen füllt er mit seinen bildgewaltigen Multivisionsshows große Seele und zählt zu den erfolgreichsten. Vortragsrednern im deutschsprachigen Raum. Mit ungebrochener Neugier hat Michael seit frühester Jugend seine Reisen dokumentiert und sich so den Titel eines der weltweit renommiertesten Wüstenfotografens erworben. Er hat mehr als 30 Bildbände und Bücher veröffentlicht. In über 2000 Vorträgen und mehreren Fernsehfilmen hat er zudem sein Publikum auf seine Entdeckungsreisen in über 100 Länder mitgenommen. In seinem Projekt Planet Wüste lenkte Michael 2015 den Blick nicht nur auf die Trockenwüsten, sondern auch auf die Kälte- und Eishüsten der Arktis und Antarktis. Im Jahr 2017 begann er mit der Arbeit an seinem aktuellen Projekt Terra, in dem er ein eindrucksvolles Porträt unseres Planeten zeichnet. Die Ergebnisse präsentiert er im Rahmen einer Multivisionsshow sowie in einem Bildband. Michaels Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter die Ehrenmedaille der Royal Geographic Society, zuletzt erhielt er den Gregor International Calendar Award und den ITB Book Award für sein Lebenswerk. Seine Leidenschaft und sein Engagement für die Erforschung unserer Welt haben sogar das renommierte Magazin Geo dazu inspiriert, ihm ein Geo extra zu widmen. In diesem Interview spreche ich mit Michael darüber, wie seine Neugier auf die Welt zu seinem Beruf wurde, welche Herausforderungen er auf seinem Weg dahin meistern musste und welche Rolle die Fotografie auf seinen Reisen spielt. Weitere Informationen über Michael findest du natürlich auch auf seiner Webseite unter www.michael-martin.de, neben vielen Bildern natürlich auch die anstehenden Termine für seine Vorträge. Zusätzliche Informationen zu dieser Podcast-Folge inklusive weiterer Links und Bilder findest du unter www.gate7.de, 7 ausgeschrieben nicht als Zahl und dann slash podcast slash michael Bevor es mit dem Interview losgeht, noch ein paar Worte in eigener Sache. Zunächst ein ganz, ganz herzliches Dankeschön an alle, die sich unser Buch mit Bildern Geschichten erzählen gekauft haben. Schon kurz nach dem Erscheinen im März diesen Jahres musste es nachgedruckt werden. Die Nachfrage, das Interesse war sehr, sehr groß und ja, noch immer erreichen Thomas und mich Nachrichten, positive Rückmeldungen. Nicht zuletzt auf der Fotopia haben wir in den Gesprächen gemerkt, dass das Thema visuelles Geschichten erzählen, Reportagefotografie, Street Photography ja im Moment wirklich viele Menschen und viele Fotografinnen und Fotografen da draußen bewegt. Das freut uns unheimlich und ja, wenn wir mit unserem Buch einen kleinen Beitrag dazu leisten konnten, dass du da draußen zu einem besseren visuellen Geschichtenerzähler wirst, dann ist das riesig. Ja und riesig ist auch die Nachricht, die uns in diesen Tagen erreicht hat, nämlich, dass unser Buch mit Bildern Geschichten erzählen für den Deutschen Fotobuchpreis 2023 nominiert worden ist. Ganz ganz herzlichen Dank an die Jury. Ja und ob es dann tatsächlich für den ersten Platz reicht, das erfahren wir Ende November. Aber allein die Nominierung ist schon eine tolle Bestätigung für unsere Arbeit und bestätigt uns auch in dem, was wir tun mit diesem Projekt Abenteuer Reportage Fotografie weiter voranzugehen. Und wenn dir das Buch geholfen hat, wenn es dir gefallen hat, dann lass es uns auch gerne wissen und wenn du magst, dann hinterlass uns auch eine Rezension auf Amazon, das wäre fantastisch. Vielen Dank natürlich auch an alle, die sich das Buch noch kaufen wollen oder es vielleicht auch fotobegeisterten Freunden schenken möchten. Weihnachten ist ja gar nicht mehr so lange hin. Wenn du die Inhalte rund um das visuelle Geschichten erzählen mit uns auch mal in der Praxis umsetzen möchtest, dann komm doch einfach zu einem von unseren Workshops. Der Workshopkalender für 2024 füllt sich gerade. Aktuell sind Workshops in Helsinki, Lissabon und Hamburg buchbar. Weitere werden folgen. Außerdem veranstalten wir unseren Buchworkshop in Kooperation mit Sebastian H. Schröder ein weiteres Mal. Sebastian, der Autor von 1 reicht. Ja, alle Infos unter www.abenteuer-reportagefotografie.de und dann einfach im Menü den Punkt Workshops auswählen. Ja, und wenn du schon mal da bist, dann laden wir dich ein, auch in unsere interaktive Online Akademie reinzuschnuppern. Außerdem gibt es jetzt alle Inhalte als Videokurs. Unsere Visual Storytelling Masterclass, das sind 6,5 Stunden kompaktes Wissen, komplett gefilmt in 4K. Ja und last but not least am kommenden Samstag, den 21. Oktober 2023, sind Thomas Jones und ich gemeinsam mit dem Street Photography Kollektiv Collateral Eyes in Frankfurt unterwegs. Wer Lust und Zeit hat, kommt einfach dazu, der Photowalk ist offen für alle. Los geht es um 12.30 Uhr. Treffpunkt ist der Willy-Brandt-Platz in Frankfurt am Main, direkt am Eurosymbol. Wir würden uns sehr freuen, wenn du mit dabei bist. Alle Informationen findest du, wie gesagt, auch in den Shownotes in deiner Podcast-App oder im Artikel zu dieser Podcast-Folge auf der Webseite www.geld7.de slash podcast slash Michael minus Martin. So, und jetzt direkt hinein in das Interview mit Michael Martin. Viel Spaß! Hallo Michael, grüß dich! Hallo, grüß dich Kai! Vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst, Michael. Wir hatten ja fast die Gelegenheit, in Hamburg vor kurzem das Interview live aufzunehmen. Da warst du mit deinem Vortrag Terra auf der großen Fotopia-Stage. Du machst das mittlerweile seit 40 Jahren, dass du von deinen Reisen in Form von diesen Multi-Visions-Shows berichtest. Aber denke mal, es ist immer noch was Besonderes, da auf die Bühne zu gehen, jetzt bei dem Vortrag auf der Fotopia vor so einem großen Publikum. Wie sind die Momente oder die Sekunden, bevor du dann auf die Bühne kommst und der Vortrag beginnt, was fühlst du da? Ich fühle eigentlich immer Vorfreude und letztendlich ist jede Veranstaltung besonders. So die Zahl von 400 Zuschauern ist für mich jetzt auch nicht irgendwie was ganz Außergewöhnliches, habe ich eigentlich in der Regel. Der Rahmen bei der Fotopia war in der Tat schön, vor allem auch da mit den ganzen Lichteffekten etc. Generell sind Messen natürlich ein schwieriges Ambiente, um Vorträge zu zeigen, weil Multivisionen und Vorträge brauchen halt Ruhe, Dunkelheit und das ist auf einer Messe einhaus auch nicht gegeben. Aber wir haben das ganz gut, glaube ich, auf der Photopia hinbekommen. Du sagst die Vorfreude, die es immer noch darf. Was sind das noch für Gefühle, die du da hast, wenn du vor so einem Publikum stehst? Also Nervosität ist es nicht, überhaupt nicht, sondern ich liebe einfach von ganzen Herzen Veranstaltungen. Da liegt ja immer eine Vorbereitung drin. Man hat lange dafür gereist, dann die Show arrangiert über viele Monate oder gar Jahre und irgendwann ist sie dann fertig und. Man zeigt sie. Aber jeder Abend steht für sich alleine, weil die Räumlichkeiten sind immer anders, das Publikum ist anders, ich bin natürlich auch unterschiedlich drauf und so ist jeder Abend ja. Wie ein Geschenk, aber auch eine Herausforderung, da wirklich was Besonderes draus zu machen. Mein Ziel ist es ja, meine Zuschauer, meine Zuhörer zu berühren mit meinen Geschichten, mit meinen Bildern und es gelingt mal besser, mal schlechter, aber letztlich funktioniert es dann doch immer. Und ja, nach 2000 Vorträgen und 40 Jahren hat sich natürlich eine Routine eingestellt, aber im positiven Sinne eine Routine, dass es mir nichts aus der Ruhe bringt, dass ich mit allen Herausforderungen, die so eine Veranstaltung mit sich bringt, zurechtkomme. Und trotzdem versuche ich halt, ja, schon immer auch meine Leidenschaft immer wieder aufs Neue aufzurufen. Das gelingt mir dadurch, dass ich die Bilder ansehe, die Musik mir anhöre und dann spontan jeden Satz neu formuliere. Also nicht ausländisch gelernt, sondern die Sätze sind alle spontan neu kommentiert. Und dann ist es für mich ein großes Kompliment, die Zuschauer sagen, nach 300 Mal zeigen, ist es immer noch so leidenschaftlich. Das hängt einfach einerseits damit zusammen, dass ich mir die Bilder anschaue, die Musik anhöre, quasi mich selber davon tragen lasse und hat natürlich auch mit einem gewissen persönlichen Talent zu tun, das man dafür hat oder eben nicht hat. Ja, das Talent, was man mitbringt. Aber dann über die Jahre auch entwickelt. Du machst das jetzt schon sehr, sehr lange, Mit 17 war das, glaube ich, das erste Mal, dass du einen kleinen Vortrag gehalten hast von einer Reise. Wenn wir mal da mal zurückspringen an die Anfänge, wie viel Talent steckte damals schon in dir und was hast du dir dann über die Jahre aneignen müssen, um jetzt dahin zu gelangen, wo du jetzt stehst. Ich glaube, das Talent war immer schon da. Das wird einem in die Wiege gelegt und entweder hat man diese Bühnenpräsenz, kann einfach auch frei formulieren, das habe ich von meiner Mutter einfach gut mitbekommen. Man hat einfach auch ein gewisses Charisma, das haben natürlich auch nicht alle Leute. Und dann kommen noch so Dinge dazu, die manchmal vielleicht auch gar nicht so gesehen werden, das ist das Aussehen. Da geht es jetzt nicht um schlecht oder gut aussehen, sondern dass man unverwetzelbar ausschaut. Also, dass sich die Leute an einen erinnern, einen auf der Straße erkennen, das ist bei mir zum Glück der Fall. Und das andere ist auch eine gute Stimme. Also, ich habe Kollegen schon gehört, selten zwar, aber manche haben Stimmen zum, ja, damit kannst du Wasser schneiden. Also, das ist dann auch nicht sehr angenehm. Ich glaube, das ist so das Gesamtpaket, um einfach eine gute Bühnen-Performance zu liefern. Aber die allein ist es natürlich auch nicht, weil die Art, seine Bilder zu zeigen auf diese Art und Weise, ist so speziell, dass dann auch die sogenannten deutschen Tugenden zum Tragen kommen, nämlich Fleiß, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ausdauer. Wenn du 40 Jahre das versuchst erfolgreich zu machen, dann hat es nicht nur mit Talent, mit Softskills zu tun, sondern mit ganz harten Faktoren, ob du es einfach aushältst. Ja, das sind die Fähigkeiten, die man auf der einen Seite braucht, um das Ganze dann präsentieren zu können. Der Inhalt ist natürlich ebenso wichtig und du reist seit vier Jahrzehnten um die Welt, die Geschichten, die du dann mitbringst, die zeigst du. Warum ist es gerade die Kamera für dich geworden, als dein Hauptmittel, um diese Geschichten zu transportieren? Ich bin kein großer Schreiber. Ich wünschte, ich könnte sehr gut schreiben, ich kann halt so einen kleinen dokumentarischen Text schreiben oder auch einen Reisebericht, aber ich kann auf keinen Fall so einen essästischen Text schreiben, wie das, ja, die großen Reiseautoren eben können. Und zum Filmen, zum wirklich hauptberuflich Filmen, bin ich zu ungeduldig. Filmen ist wesentlich komplexer als Fotografieren. Es ist der Bedarf eines größeren Teams, bedarf in der Regel auch eines Auftrages. Du musst dich da bei den Sendern entsprechend zurechtfinden, deine Beziehungen aufbauen und bleibst trotzdem immer abhängig von anderen. Das Tolle am Fotografieren ist, dass unser Geräteaufwand ja doch weiterhin relativ gering ist. Also eine Kamera mit zwei, drei Objektiven tut es. Und diese Geräte wurden halt auch immer besser in den letzten Jahrzehnten. Stichwort Digitalfotografie, heute spiegellose Kameras. Es gibt immer neue Techniken an die Hand und es ist wirklich möglich, so als ... Einen Mann- und eine Frau-Betrieb sozusagen eine vernünftige Dokumentation zustande zu bringen, die sich durchaus auch mit Dokumentationen messen kann, die in einem ganz anderen Kontext, mit mehr Budget, mit der Redaktion im Hintergrund stattfinden. Das ist beim Filmen nicht so. Also so ein Hollywood-Team hat 500 Menschen, BBC-Teams im Dokumentarbereich, Da stehen auch 60 Kameramänner auf der Abspannliste, das ist beim Filmen viel aufwendiger und Fotografieren ist doch immer noch relativ einfach geblieben und hängt auch sehr stark von dem Menschen ab, der hinter der Kamera, eben hinter dem Objektiv oder hinter dem Okular eben ist und das Unmittelbare gefällt mir. Für mich ist meine Kamera mein Werkzeug, ist auch so eine Art kulturelle Brücke, die mich immer wieder in die Welt rausreisen lässt und mich anstößt, einfach Kontakt zu machen, Brücken zu überwinden und dann von den Kulturen, von den Menschen, von den Landschaften zu erzählen. Ja, die Kamera ein Werkzeug und der Fotograf dahinter ist aber ein sehr, sehr entscheidender Faktor. Die Technik zu beherrschen ist das eine, aber dann die Vision zu entwickeln, mit der Kamera eben entsprechend diese Momente einfangen zu können, das ist ja etwas, was sehr, sehr viel Erfahrung, sehr viel Übung bedarf. Wie hast du dich dahin entwickelt, dass du jetzt auch fotografisch eben diese Stimme entwickelt hast und in der Lage bist, die Momente, die du wahrnimmst, einzufangen? Nächstes Mal kurz nochmal zur Kamera. Die Kamera ist für mich einfach, wie gesagt, ein Werkzeug, ist notwendig, aber nicht hinreichend. Also du Du kannst einen Anfänger am Klavier an einen Steinway-Flügel setzen, es wird nichts bringen. Wenn du aber einen großen Pianisten an einen schlechten oder verstülften Flügel setzt, dann bringt es auch nichts. Es ist immer die Symbiose zwischen dem Werkzeug und den Personen, die dieses Werkzeug benutzen. Im Grunde genommen sind diese 40 Jahre natürlich auch ein einziger Lernprozess. Ich habe immer gelernt, war auch offen dafür zu lernen. Es hat sich in den 40 Jahren eine unheimliche Routine eingestellt. Wichtig war aber, dass ich mir in diesen 40 Jahren auch meine Spontanität, meine Begeisterung, meine Leidenschaft habe erhalten können. Das ging nur deswegen, weil ich mir immer wieder neue Themen gestellt habe, die mich interessiert und fasziniert haben und die ich dann auch mit Begeisterung umgesetzt habe. Und was mir wichtig ist dabei ist, dass ich in Projekten denken kann. Ein einzelnes Bild interessiert mich gar nicht so. Und meine Reisen, die ich weltweit gemacht habe, standen immer in Zusammenhang mit größeren Projekten. Es waren gar nicht so viele in meinem Leben, zehn Stück vielleicht. Die Wüsten der Erde, die Wüsten Afrikas, Planet Wüste, Terra oder früher noch der Nil. Und die bestanden aus vielen einzelnen Reisen. Und ich hatte immer eine Idee zu dem Projekt, wie ich es umsetzen möchte. Und wenn die Reise dann in Lichte dieses Projektes stand, wenn ich also eine Mission hatte, für dieses Projekt zu fotografieren, dann war ich immer voll motiviert. Ich fotografiere privat nicht, ich fotografiere nicht in Deutschland, ich fahre hier auch nicht Motorrad, sondern es hat beides mit Reisen zu tun. Und jetzt zum Beispiel fahre ich ein Kürzel nach Südjorkien, im Südpolarmeer, die Inselgruppe, wo eben viele Pinguine leben. Mir fehlt gerade schon ein wenig, dass ich ein neues Projekt habe. Ich habe Terraglad abgeschlossen, habe da 32 Reisen dafür gemacht und jetzt fahre ich da übernächste Woche nach Südjorkien und habe eben noch kein neues Projekt so definiert. Da habe ich schon auch ein bisschen Motivationsprobleme. Warum tue ich mir das jetzt an, um die halbe Welt zu fliegen und dann die Nacht im Flugzeug und dann wieder umsteigen und dann wieder auf dem Schiff und dann seekrank werden und dann, es wäre mir viel lieber, ich hätte schon ein Projekt. Und so war für mich, das unterscheidet mich sicher von anderen Fotografen, immer das Arbeiten und Denken in großen Projekten entscheidend. Auftragsfotografen, sagen wir, im redaktionellen Bereich kriegen von einem Magazin oder von einem Auftrag, lieber eine Themenstellung, die sie dann in vielleicht einer Woche, zwei Wochen abhandeln. Oder sie sind im. Im Industriebereich tätig, haben da auch klar umrissene Aufträge, die in ein, zwei, drei Tagen fotografiert sind. Bei mir sind meine Projekte viele Jahre lang, binden meine Kraft für mindestens fünf Jahre. Zwischen dem ersten Euro, den ich reinstecke, und dem ersten Euro, den ich verdiene, liegen dann auch viele Jahre, muss ich vorfinanzieren. Aber ich kann sie mir selber stellen, die Themen, und dann auch nach eigenem Gusto umsetzen. Das hat mir aber gefallen, das passt zu mir ganz gut. Du bist bekannt geworden mit deiner Arbeit in den Wüsten. Dann, jetzt, das ist angesprochen, dein jüngstes Projekt Terra, die Gesichter der Erde, ein sehr, sehr ambitioniertes Projekt, was dich lange zeitlich in Anspruch genommen hat, über fünf Jahre. Und wie gehst du bei der Wahl deiner Projekte vor? Du sagst, aktuell bist du noch ein bisschen in der Findungsphase, Du weißt noch nicht so genau, wo es dich hinführen wird. Was sind jetzt aktuell die Fragen, die du da stellst, um dann letztendlich zu einem neuen Projekt zu gelangen? Wenn man so einen Fotografen lebt, kann man ja nicht planen, das entwickelt sich. Und im Grunde genommen hat es natürlich auch immer mit der politischen Situation zu tun, was ist möglich. Hat zu tun mit den eigenen finanziellen Möglichkeiten und vor allem mit der eigenen Interessenlage. Und ich war, wie du schon sagst, jahrzehntelang Wüstenfotografen. Mich zunächst auf die Sahara, dann auf die Wüsten Afrikans, dann auf die Wüsten Erde konzentriert und dann war es natürlich auch ein ziemlich naheliegender Schritt von den Wüsten der Erde dann auch die Eiswüsten dazu zu nehmen, die Kältewüsten und dann hatte ich das Projekt Planet Wüste. Und dann war es natürlich auch wieder ein naheliegender Schritt, von diesen Wüsten mal wegzugehen und sich die ganze Erde anzuschauen. Jetzt, habe ich natürlich mit der ganzen Erde mir ein Projekt umgesetzt, das mir natürlich gewissermaßen an gewisse Grenzen geht, könnte vielleicht noch ins Universum gehen. Ich habe das auch immer gebraucht, dass es immer größer, immer spektakulärer, immer aufwendiger wird. Vielleicht ist das momentan auch mein Problem, dass ich nicht so recht weiß, wie ich weitermachen soll. Ich habe immer noch einen Joker im Ärmel, nämlich dass ich in wenigen Jahren nochmal so einen Rückblick bringe, also 50 Jahre zurückblicke und da erzähle, wie ich, aber auch die Welt, Das Reisen, die Kulturen, die Landschaften, Stichwort Klimawandel, die sich verändert haben in 50 Jahren, das kann ich immer machen. Aber ich denke schon an etwas ganz Neues, was ich nicht aus dem Archiv sortiere, sondern eben neu. Fotografiere. Da habe ich jetzt einfach noch nicht die zündende Idee gehabt. Und das ist wie bei Romanautoren oder Musikern. Da kommen dann die Plattenverlage oder die bei Romanautoren, die Literaturverlage und wollen natürlich von dem erfolgreichen Autor auch gleich wieder was Neues. Wenn der einigermaßen klug ist, lässt er sich nicht drängen, weil nichts schlimmer als zu früh was Neues bringen, was dann nicht die Qualitätsansprüche von einem selbst oder des Publikums erfüllt. Lieber bringst du gar nichts, bevor du was Schlechtes bringst. Weil die Leute bringen dich immer mit dem letzten Projekt in Zusammenhang. Und ich war immer klug genug, mir Zeit zu lassen und werde auch mir diesmal viel Zeit lassen. Und man kann sicher sein, wenn der Martin was bringt, dann hat es einfach eine gewisse Qualität. Und wenn es zehn Jahre dauert, dann dauert es zehn Jahre. Ja, du hast die Latte jetzt ja sehr, sehr hochgelegt mit ETERRA, ein fantastisches Projekt in seiner Ganzheit mit dem Buch und den damit verbundenen Vorträgen. Aber ja, ich bin mir sicher, dass du jetzt ein sehr, sehr spannendes Anschlussprojekt auch finden wirst. Michael, du hast mal gesagt, für ein Foto tue ich sehr viel. Also die ganze Recherche, die bei dir in ein Bild mit reingeht, auch wie du Projekte anlegst, ist ja alles nicht dem Zufall überlassen. Es ist immer schwer einen Fotografen zu fragen, der so lange wie du das betreibt, nach einem besonderen Foto, nach deinem Lieblingsfoto, vielleicht mal ein bisschen anders gefragt, eben an dieses Zitat angelehnt, dass du sehr viel für ein Foto tust. Gibt es vielleicht ein, zwei Beispiele von Fotos, wo enorm viel Arbeit reingeflossen ist, wo du ein bisschen die Geschichte hinter dem Foto erzählen kannst, wie du letztendlich zu dem Bild gelangt bist. Also generell ist das einzelne Bild oft dann wirklich nur ein Produkt des Zufalls der Situation, zufällig am richtigen Ort zur richtigen Zeit gewesen zu sein. Aber du musst dem Zufall natürlich irgendwie nachhelfen. Das hat natürlich zunächst einmal mit der richtigen Jahres-, also erstmal mit Auswahl des richtigen Regionen zu tun. Wenn ich Steppen fotografiere, fahre ich halt in den Westen der Mongolei, weil da sind die Steppen besonders schön. Und wenn ich besonders Hohe Dünen fotografieren möchte, bin ich in Nordamerika absolut falsch, da fahre ich vielleicht lieber in die Ruppe Alkali nach Saudi-Arabien. Also da muss ich mir schon mal ganz klar werden, wohin will ich, was will ich da fotografieren. Das Zweite ist die Auswahl der richtigen Jahreszeit, weil es macht keinen Sinn, im Juli nach Saudi-Arabien, heiß und dunstig, wäre ich keine vernünftige Dünenaufnahme bekommen. Und dann in der richtigen Jahreszeit gereist natürlich die Auswahl der richtigen Uhrzeiten, sage ich jetzt, ist sowieso klar die Binsenwahrheit, dass man am Morgen und am Abend hauptsächlich seine Bilder bekommt. Und das sind also die Rahmenbedingungen, möchte ich mal sagen. Und innerhalb der Rahmenbedingungen ist nichts, aber auch gar nichts geplant. Auf die Rahmenbedingungen achte ich, um einfach. Die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, auf gute Motive, auf gute Situationen zu stoßen. Und ich bin wie so ein Wanderer durch die Welten. Ich bin dann auf dem Motorrad, im Geländewagen, auf dem Expeditionsschiff oder wo auch immer unterwegs, immer mit dem jeweilig geeignetsten Verkehrsmittel und scanne. Ich scanne die Landschaft, ich schaue mich um, warte. Und meistens findet das Warten in der Bewegung statt, weil sich einfach an einen irgendwo hinzustellen und zu warten, das bringt in der Regel nichts. Außer wenn es jetzt mitten in Indien auf irgendeinem Pilgerfest, wo sowieso die Hölle los ist. Da kann man warten, aber wenn du in irgendwelchen Naturlandschaften unterwegs bist, heißt meine Erfragung, es ist klüger, sich zu bewegen. Und dann aber, wenn sich Situationen ergeben, durch Licht. Durch bestimmte Konstellationen, Menschen, Feste, besondere Wettersituationen, dann musst du halt sofort bereit sein. Stopp, wir bleiben hier. Du musst auch das Sagen haben. Es geht nicht, dass deine drei Freunde, deine Kumpels, die du mitgenommen hast, sagen, jetzt fahren wir aber noch weiter, ich habe jetzt keinen Bock. Oder du hast doch gesagt, dass wir heute Abend bis dahin kommen. Das darf alles keine Rolle spielen. Deswegen bin ich in der Regel nur mit meiner Frau oder mit meinem Freund unterwegs. Beide wissen, was sie erwartet und beide wissen, dass das Fotografieren im Vordergrund steht und dann. Ist irgendeine Situation da, alles passt, Regenbogen über Zafkan in der Westmongolei, eine Gompa, also ein buddhistisches Heiligtum auf einem Hügel und der Regenbogen wächst aus dem Horizont heraus und die dunklen Gewitterwolken hängen am Himmel, werden von der Sonne noch beleuchtet und ich habe meine Drohne stark klar, lasse aufsteigen und kriege halt einfach ein episches Bild. Und dass da ein Gewitter an dem Tag kommt, dass da zufällig eine Gompa auf dem Hügel steht, ist nicht zu planen. Aber wenn die Situation da ist, dann, alles andere ist unwichtig, dann muss ich wirklich auch in der Lage sein, sofort zu reagieren. Und so ist es meistens. Meine besten Bilder sind letztendlich das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. Nur ein bisschen, was muss man dafür tun, muss ich sagen. Ein bisschen Glück ist immer nötig. Das Gleiche gilt auch für Porträts, wo es auch auf sehr, sehr viele unterschiedliche Faktoren ankommt, die man nicht planen kann. Man weiß nie, wer einem da gegenübersteht. Und eben um ausdrucksstarke Porträts zu machen, bedarf es sehr viel Empathie, Einfühlungsvermögen. Davon sprichst du in deinem Buch, die Welt im Sucher. Da gibt es ein Kapitel, wo du auf deine Porträtfotografie eingehst und da ist der folgende Satz, den ich gefunden habe. Da schreibst du, für gute Porträtaufnahmen muss zwischen mir und der Person für die Zeit des Fotografierens eine Verbindung bestehen. Was genau meinst du damit und wie näherst du dich diesen Situationen, wo du dann Porträts machst? Das hat gar nicht mal so sehr mit Zeit zu tun, sondern mit ganz einfachen Dingen wie Blickkontakt. Abnehmen der Sonnenbrille, langsames Heranfahren an irgendwelche Behausungen, weglassen der Kamera, nicht mehr als zwei Leute, niemals in der Gruppe, keine zweite Linse, keine zweite Kamera, Das war's. Bis zum nächsten Mal. Und dann begrüße ich die Leute, ich gebe denen einfach die Hand und sage, manchmal hilft der Übersetzer oder die Übersetzerin, manchmal geht es auch mit der eigenen Kommunikation. Ich begrüße die Leute, frage, wie es geht, wie es den Kindern geht, wie es den Tieren geht, wie die Regenzeit war, rede mit den Leuten, zeige irgendwie eine Form von Interesse, die ich auch wirklich habe, dieses Interesse, und erzähle auch was von mir, was wir hier machen, wer wir sind, dass wir aus Deutschland kommen, dass ich die Dokumentation mache und dann hat. Man sich schon nach wenigen Minuten gegenseitig eingeschätzt und kann dann seine Frage platzieren, darf ich ein Bild von Ihnen machen? Die meisten Leute fühlen sich da ernst genommen und haben vielleicht auch in dem Moment ein Vertrauen, dass ich es jetzt irgendwie nicht in misslicher Situation fotografiere und dann gibt es meistens ein Ja. Wenn es ein Nein gibt, ist die Sache auch in Ordnung, dann lasse ich es halt. Aber wenn es ein Ja gibt, dann bin ich manchmal einfach auch Beobachter. Ich beobachte die Leute weiter beim Ziegenmelken und habe aber von denen die Erlaubnis, eben die Situation zu fotografieren. Ich brauche nicht nach jedem einzelnen Bild fragen, habe mich eingeführt und kann da quasi fotografieren. Das kann ich nicht vorher per E-Mail abklären. Das kann ich auch nicht sagen, ob das die Jurte ist oder die Jurte. Weil vielleicht sollte die Jurte mit den Ziegen davor auch in der Abendsonne sein und nicht unbedingt im Schatten. Vielleicht sollte die Ziegen eine gewisse Anzahl haben und vielleicht sollten die Leute daheim sein, also nicht nur die Ziegen rumstehen an der Jurte. Das ist klar, das check ich natürlich vorher ab und dann meine Idee ist halt einfach irgendwie eine Verbindung herzustellen und. Keine verbrannte Erde zu hinterlassen. Das ist das Allerwichtigste und es reicht den Leuten einfach, dass ich Interesse zeige. Ich habe manchmal auch ein Fotoalbum mit dabei, wenn ich Bilder aus Oberbayern zeige, wie bei uns die Tiere auf der Weide gehalten werden. Da wird immer erstaunlich registriert, wie grün unsere landwirtschaftlichen Flächen sind, wie fette Kühe sind. Ich zeige Bilder von meinen Kindern oder meinen Enkeln, zeigst du mir mein Haus. Also ich denke, es ist ganz normal, dass man mit den Leuten auf Augenhöhe spricht und das Foto erst mal ein Foto sein lässt und dann wird man zu anderen Bildern kommen. Der Rest ist dann einfach normales professionelles Fotografieren. Was braucht denn aus deiner Sicht ein ein Foto, um ein gutes Foto zu sein, beziehungsweise ein Foto zu sein, das es dann letztendlich irgendwann auch mal in einem deiner Vorträge schafft? Ich denke, das Bild muss berühren. Es muss einfach den Zuschauer berühren und bei ihm eine Assoziation auslösen. Das Schöne an Bildern ist, dass sie Platz für Assoziationen lassen. Der Film, das Fernsehen kaut es ja so vor. Aber so bleibt der Raum, zumal wenn ich die Bilder dann auch mit Musik präsentiere, bleibt sogar sehr viel Raum an Interpretation. Und nochmal, ich sehe auch immer den Kontext, den Kontext im Projekt, aber auch im Kontext der Situation. Ganz selten, dass ich nur ein Bild bringe, weil sobald ich ein Musikstück dazu spiele in den Veranstaltungen, sind es dann oft sechs, sieben Bilder, die zum Rhythmus der Musik synchron übergeblendet werden und Dann sind es meistens die gleiche Situation, die gleiche Lichtstimmung, nur unterschiedliche Motive. Close-ups, Totalen, Halbtotalen und das wird dann eine Sequenz. Insofern fotografieren wir in Sequenzen. Und ich sehe ja oft auch andere Vorträge und Präsentationen, da finde ich, oft wird der Fehler gemacht, dass zu unterschiedlichen Bildern aus unterschiedlichen Situationen, in ganz unterschiedlichen Jahreszeiten oder auch zu unterschiedlichen Uhrzeiten und Lichtstimmung zusammengeschickt, geworfen werden. So ein Potpourri, das funktioniert in der Regel nicht. Wenn es bei mir eine Morgenstimmung am Turkana-See ist, dann habe ich exakt die Musik dafür herausgesucht und dann bleibe ich auch bei dieser Morgenstimmung am Turkana-See. Ob das dann der Fischer ist, die Landschaft oder ein Kiesel oder ein Glitzer in der Seeoberfläche, es ist alles an diesem Morgen am Turkana-See fotografiert. Und es schafft einfach eine gewisse Harmonie und auch so eine suggestive Kraft. Die ich versuche, in meinen Musikpassagen, in diesen Sequenzen herzustellen. Und wenn du dann noch schaffst, das Ganze gut anzumoderieren und auch wieder rauszumoderieren aus dem Musikstück, das ist sozusagen dieser Wechsel, dieser Rhythmus zwischen Musikteilen, per Rat 60 Musikteile und meinen Kommentarpassagen, das gut rhythmatisierst und ineinandergreifen lässt, wie ein guter Radiomoderator ja auch durch seine Moderation die einzelnen Musikstücke seiner Sendung verbindet, dann kann daraus was Schönes entstehen. Du hast mit 13 angefangen zu fotografieren. Welche Fotografen haben dich auf deiner Reise als Fotograf geprägt. Wie hast du dich entwickelt? Bist du größtenteils autodidaktisch oder hast du dich auch mal in Form von Workshops am Anfang deiner Karriere weitergebildet? Nee, hab ich nie. Ich hab noch nie einen Workshop besucht. Könnte ich auch nicht aushalten, weil ich bin zu ungeduldig. Der Schulunterricht hat mir gereicht und selber habe ich auch bis auf wenige Aufnahmen nie Workshops gehalten, mache auch keine Fotoreisen. So, ich bin da einfach bei mir selber und schaue mir auch wenig andere Sachen an. Also, ich schaue mir kaum andere an. Und Bildbände von den Klassikern, also Steve McCurry oder früher der Franz Lanting oder Chris Jones oder Steinmetz, das schaue ich mir an. Aber Aber ich bringe mir nicht viel, weil ich bin ich und ich mache meine Reise, habe meine Motive. Ja, ich habe da meinen Stil entwickelt, das funktioniert ja, aber ich bin da schon selbstkritisch, habe viele Selbstzweifel. Aber jetzt da den Kopf nach den Kollegen zu wecken, wie machen die das denn, das bringt nichts, sondern einfach gucken, dass man dranbleibt, dass man konsequent bleibt, dass man sich nie zufrieden gibt, dass man genügend Bilder sammelt, genügend Gesichter sammelt, um dann aus dem Vollen schöpfen zu können. Mit zwei Reisen wirst du keine zweieinhalb Stunden Reisemotivation zusammenbringen. Auch mit acht Reisen nicht. Bei vielen ist es einfach zu dünn. Zu dünn, was im Grunde genommen an Material, an Geschichten zur Verfügung steht. Und das führt dann dazu, dass es halt Passagen gibt, die besser sind und schlechter sind. Wenn man genug reist, genug Bilder sammelt, dann ist man am Ende des Tages schon in der Situation, wo man einfach aus dem Vollen schöpfen kann und nur das Beste nehmen kann. Ihr habt es bei mir gut gesehen, ich hatte von den Bildern, bin ich bei Terra noch lange nicht an der Grenze angelangt. Ich hätte auch für 5-6 Stunden Material, könnte also nochmal einen gleichen Vortrag in gleicher Qualität zusammenstellen. Beim Filmmaterial dagegen, da sind wir in der Tat an die Grenze des Materials gegangen. Mehr als die neunmal dreiviertel Stunde hätten wir nicht mehr rausbekommen, weil da war einfach nicht mehr genug da. Das Filmen hat ja einfach für mich nie die große Rolle gespielt im Vergleich zum Fotografieren. Ja, weil so viel Material ist ja dann auch die Kunst darin oder liegt die Kunst darin, das Ganze zu kondensieren und so runterzubrechen, dass das, was man zeigt, eben ja auch kompakt ist, die die Zuschauer fesselt und dabei bleibt. Es ist die große Kunst. Das fängt am Abend des jeweiligen Foto-Tages an, wo ich mir die Bilder aus dem Notebook spiele. Ich verwende Lightroom, wo ich dann gleich Sternchen vergebe und Bilder, die beim ersten Durchsicht keinen Stern bekommen haben, die verschwinden im Archiv, die schäumen irgendwann nochmal so sicherheitshalber durch, aber nicht mehr wirklich. Und da hast du schon mal runterbrechen auf die besten 10% am gleichen Tag. Und dann lagert es. Und dann mache ich die zweite Reise, die dritte Reise. Und dann mache ich über mehrere Jahre eben 30 oder 40 Reisen. Und dann geht es ans Konzeptionieren. Und da kommen teilweise Bilder wieder in Betracht, die ich vorher vergessen habe, weil ich es einfach im Kontext brauche. Oder andere Bilder, die keinen guten Kontext haben, fliegen raus, obwohl es gute Bilder sind. Und das ist ein sehr leidvoller Prozess, aus 300.000 Bildern, die jetzt bei Terra die Grundlage sind, jene 1.200 auszuwählen, in richtige Reihenfolge zu bringen, auf Musik- und Kommentarstücke zu verteilen. Da kam mir speziell bei Terra Corona sehr entgegen, weil ich hatte im März 2020, war ich in Sibirien, als mich Corona erwischt hatte, also nicht als Krankheit, sondern dann kam der Lockdown und hatte das große Glück bereits 32 der geplanten 35 Reisen gemacht zu haben, also das grobe Material ist im Kasten und habe dann diese zehn, zwei Corona-Jahre, die mir ja auch keine Veranstaltungen, keine Reisen ermöglicht haben, nutzen können, eben da mal wirklich mit Ruhe, mit klarem Kopf, aus diesem Bild- und Filmmaterial das Beste rauszuholen. Das hat tatsächlich zwei Jahre gedauert, neun Filme zu schneiden, die Multivision von zweieinhalb Stunden netto zusammenzustellen und dieses Buch zu schreiben bzw. auch zu gestalten. Und diese zwei Jahre habe ich aber auch gebraucht. Es gibt in deinen Büchern, auf deiner Webseite auch immer wieder so Bilder, die dich dabei zeigen bei der Bildbearbeitung oder bei der Durchsicht noch am gleichen Tag auf der Motorhaube deines, deiner Fahrzeuge, ja, an den Strom, an Generatoren angeschlossen, dein Laptop. Also das ist dir schon wirklich wichtig, dass du am gleichen Tag dann die erste Durchsicht auch schon machst, um dann nicht irgendwie von einer Reise zurückzukommen und dann den ganzen Ausschuss erst noch mal aussortieren zu müssen. Es hat eine doppelte Funktion, die erste Durchsicht. Erstens eine Kontrolle, ob die Kamera funktioniert, ob vielleicht auch viele Sensorflecken drauf sind, ganz profan, oder vor allem, ob die Bilder gut genug sind. Manche Motive könnte man ja noch mal wiederholen, weil ein Bild unscharf ist oder so. Und das andere ist die Eigenmotivation. Dass wenn ich dann gute Bilder sehe, bin ich total glücklich und happy und motiviert, am nächsten Tag weiter zu fotografieren. Gleichzeitig weiß ich auch, das Motiv habe ich, bekomme ich auch niemals besser und kann es sozusagen abhaken und kann mich dann auf andere Sujets konzentrieren. Das ist sehr effektiv, weil es bringt mir ja nichts, wenn ich zum 15. Mal Tee trinken bei Nomaden im Zelt. Das brauche ich keine fünf, egal, ich kann das schon provozieren, dass ich 15 Einladungen während einer Mongoleireise in eine Jurte bekomme. Das kostet aber Zeit, kostet viel, viel Kraft auch, an Kommunikation, an Aufwand. Und wenn ich einmal in einer Jurte gesessen bin und da vielleicht sogar den ganzen Tag geblieben bin die ganze Familie fotografiert habe und auch das Feuer im Ofen und all das, dann habe ich das. Und dann brauche ich es eigentlich noch mal machen. Und dafür ist es sehr, sehr günstig, wenn du am Abend oder auch mal zwischendurch im Auto die Bilder aufspielst und checkst. Und ich weiß genau, was hast du, was brauchst du. Und mit der Zeit, mit dem Reisefortschritt wird immer mehr, was ich habe, immer weniger, was ich brauche. Am Schluss, die letzten Tage, gibt es vielleicht noch ein paar Motive, die ich nicht habe. Manche bekomme ich halt auch nicht, dann fahre ich halt ohne das Motiv nach Hause. Du hast mal gesagt, dass das Fotografieren das Reisen intensiviert. Bei vielen ist es ja so, dass man den Eindruck hat, dass sie ihre Reisen oder die Erlebnisse nur durch den Sucher der Kamera wahrnehmen. Wie meinst du diesen Satz Und wie kann es gelingen, das eben zu vermeiden und mit der Kamera noch intensiver auf Reisen unterwegs zu sein. Also grundsätzlich versuche ich schon, meine Reisen reisen sein zu lassen. Also dass dann ein Erlebniswert, ein Mehrwert für mich persönlich auch bleibt und nicht reine Fotoproduktionen daraus zu machen. Weil ich bin ein Reisefotograf und möchte ja auch von meinen Reisen erzählen, authentisch erzählen. Und wenn das eine reine Produktion ist mit großem Team, dann gibt es auch so viele Probleme im Team und so viele Probleme mit der Technik, dass es eher halt eine Produktion als eine Reise ist. Ansonsten, finde ich, intensiviert sich die Reise schon deswegen, weil ich mir viel mehr zumute. Weil ich viel motivierter bin, früh um vier aufzustehen, raus in die Kälte, rauf auf die Düne oder raus aufs Eis. Das machst du ja nicht, wenn du keinen Anlass hast. Und mein Anlass ist das Fotografieren. Und so habe ich immer wieder einen Anlass. Weil ich weiß, wenn ich als Rümpfjährer hochsteige und schöne Bilder mache, dann sehe ich die nicht nur ich und meinen Nachbarn oder meinen Kollegen, wir sehen viele tausend Leute und das trägt zu meinem Projekt bei und das bringt mich ein Stück weiter. Und das ist natürlich eine Motivation. Und das andere ist, dass man natürlich dann auch versucht, möglichst viel reinzupacken in die Reisen. Urlaub mache ich ohne Kamera in Italien. Aber wenn ich auf Reisen gehe, Fernreise mache und Kamera dabei habe, ja, einfach fleißig bist, dass du den ganzen Tag von der Morgendämmerung bis zur Abenddämmerung ausnützt. Es geht wirklich nur ums Fotografieren, aber auf eine positive Art und Weise geht es ums Fotografieren, weil ich liebe es, zu fotografieren. Und ein Reisefeeling bleibt immer noch da. Nur, was du nicht machen solltest, Freunde mitnehmen. Das funktioniert gar nicht. Meine Kinder haben völlig andere Erwartungen an die Reise. Die wollen Urlaub, die wollen sich erholen, die wollen vielleicht an anderen Stellen länger bleiben, wo ich länger bleibe, wo ich bleiben würde. Von daher ist es ratsam, allein zu reisen oder mit einer anderen Person, die weiß, was sie erwartet. Noch besser ist der Jörg, mein Freund, der selber fotografiert und wir beide ziehen am Felpenstrand. Michael, abschließend noch eine Frage. Du hast über 100 Länder bisher bereist, bist sehr, sehr viel rumgekommen, hast sehr, sehr viel erlebt. Wenn es etwas gibt, Was hast du aus all diesen Reisen über dich und ja auch über die Menschen an sich gelernt? Für mich habe ich gelernt, dass das Wichtigste in meinem Leben meine Familie ist. Nicht das Reisen, sondern meine Kinder, meine Enkelkinder, meine Familie. Und dass ich sehr froh bin, dass ich die Reisen mit Familienleben kombinieren konnte. Ich hätte nie wegen Reisen auf Familie verzichtet, sondern Familie ist für mich das Allerwichtigste. Ich bin aber auch gleichzeitig froh, dass ich einen so befriedigenden Beruf habe, der sich rund um das Reisen dreht. Was die Erkenntnis ansonsten besitzt, was die ganze Welt ist, dann würde ich sagen auch wieder Familie. Das, was uns Menschen auszeichnet, was uns Menschen letztlich zusammenhält, oder wo wir uns alle ähnlich sind, egal ob in Südamerika oder in Gaza-Streifen oder in Israel oder in Nordkorea, das ist Familie. Das ist unsere soziale Zelle als Menschen. Wir sind keine Einzelgänger, Menschen sind soziale Wesen und die Bindung zwischen Kindern und Eltern oder Kindern und Großeltern oder auch vielleicht Ehepartnern oder Lebenspartnern ist nichts zu ersetzen und Familie funktioniert auf der ganzen Welt und das ist gut so. Insofern ist das, glaube ich, auch, was uns letztlich zusammenhält, es sind keine Ideologien, Es sind keine Glaubensrichtungen, es sind keine Staatsressorts, sondern es ist die Familie. Ja, wichtiger denn je in diesen Zeiten von so vielen Konflikten, sich dessen bewusst zu sein, dass uns doch eine ganze Menge mehr verbindet und dass jeder auf persönlicher Ebene eben die Familie und den engeren Kreis an erste Stelle stellt und dass wir da alles uns sehr, sehr ähnlich sind. Michael, du bist mit Terra jetzt noch unterwegs. Abschließend, wo können die Hörerinnen und Hörer mehr über dich erfahren? Wo gibt es die nächsten Termine? Und vielleicht ein paar Sätze vielleicht noch, was die Besucher deiner Vorträge jetzt zu Terra erwartet. Was ist es, was du da vermitteln und mitgeben möchtest? Also die Termine lassen sich leicht auf meiner Website einsehen. Die heißt michael-martin.de. Da stehen gerade aktuell über 65 Termine. Drauf in ganz Deutschland, in ganz Österreich und dann 2024 auch in der Schweiz. Also es ist relativ einfach, mich da irgendwo live zu erleben oder zu sehen. Und was der Zuschauer erwartet, das kann man kurz sagen, ich versuche einerseits unsere Erde zu porträtieren, indem ich zehn Naturlandschaften unserer Erde fotografiert habe und von diesen Berichte in zehn Teilen. Gleichzeitig versuche ich auch deutlich zu machen, dass unsere Erde in einem räumlichen und zeitlichen Kontext gesehen werden muss. Unsere Erde ist der einzig bewohnte Planet mit Leben nicht nur in unserem Sonnensystem, sondern wohl im ganzen Universum. Unsere Erde ist ein ganz, ganz, ganz besonderer Platz. Und diesen räumlichen Kontext, den reise ich natürlich nur an, aber er schwingt immer mit. Und das andere ist der zeitliche Kontext. Ich habe mich viel mit der Erdgeschichte befasst. Unsere Erde ist viereinhalb Milliarden Jahre alt. Wir Menschen sind erst vor 180.000 Jahren auf die Erde gekommen. Das war in den letzten vier Sekunden eines gedachten Tages. Wenn man die Erdgeschichte auf einen Tag zusammenschnurrt, ist der Mensch in den letzten vier Sekunden aufgetaucht. Und wir Menschen haben die Erde in der Blüte ihrer Zeit betreten. Wir haben ein irres Zeitfenster. Und wir sollten klug genug sein als Menschen, dieses Zeitfenster zu nutzen, um diese Erde in ihrer Blüte zu bewahren. Eine zweite Erde gibt es nicht. Und wenn diese Erkenntnis Terra ein bisschen weit weg, dann wäre ich froh. Wunderbar. Vielen, vielen Dank, Michael, dass du dir Zeit genommen hast für dieses Interview. Ich wünsche dir für deine anstehenden Projekte, für die laufenden Projekte alles Gute. Vielen Dank, Kai. Alles Gute dir auch. Ciao. Tschüss. Vielen Dank. Ja, das war das Interview mit Michael Martin. Ich hoffe, es hat dir gefallen. Wenn du Michael mal live sehen möchtest, dann hast du dazu aktuell die Gelegenheit. Er ist mit seinen Vorträgen auf Tour. Schau einfach auf seiner Webseite unter den Terminen vorbei. Ja, wenn du Thomas und mich mal live erleben möchtest, dann komm einfach am kommenden Sonnabend, 21. Oktober 2023 nach Frankfurt und sei beim Photowalk mit dabei. Wir würden uns freuen. Vielen Dank fürs Zuhören und auf bald, dein.