Abenteuer Reportagefotografie – Podcast über visuelles Storytelling

Kai Behrmann: Visueller Storyteller und Fotograf

Post aus Buenos Aires: Proteste gegen die "Schocktherapie" von Argentiniens neuem Präsidenten Javier Milei

Steigende Preise, hohe Inflation und weit verbreitete Armut: Argentinien steckt in einer tiefen Krise - aus der der neue Präsident Javier Milei sein Land mit einer „Schocktherapie“ führen will.

21.01.2024 12 min

Zusammenfassung & Show Notes

Steigende Preise, hohe Inflation und weit verbreitete Armut: Argentinien steckt in einer tiefen Krise - aus der der neue Präsident Javier Milei sein Land mit einer „Schocktherapie“ führen will. Doch die weitreichenden Reformpläne stoßen auf massiven Widerstand, wie zuletzt ein Generalstreik zeigte.

Willkommen zu einer etwas anderen Podcast-Folge.

Kein Interview wie gewohnt, sondern ein Einblick in ein Land, das für mich zur zweiten Heimat geworden ist. Argentinien.

Bei meinem ersten Besuch in Buenos Aires vor fast 25 Jahren hat mich die Stadt mit ihrer Energie und ihren leidenschaftlichen Menschen sofort in ihren Bann gezogen. Von 2009 bis 2014 habe ich dort gelebt. Seitdem kehre ich so oft wie möglich an den Rio de la Plata zurück. 


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Transkript

Music. Music. Ja, so tönte es am Mittwoch dieser Woche, dem 24. Januar 2024 vor dem Capitol in Buenos Aires mit transparenten Trommeln und Posaunen gegen zehntausende Argentinier auf die Straße, um gegen die Politik des neuen Präsidenten Javier Milley zu protestieren. Mit Parolen wie La Patria no se vende, das Vaterland steht nicht zum Verkauf oder El Pueblo unido jamás será vencido, das vereinte Volk wird niemals besiegt werden, wandten sie sich gegen den radikalen Privatisierungskurs, auf den Milley das Land schicken will. Ja und damit herzlich willkommen zu einer etwas anderen Podcast-Folge. Kein Interview wie gewohnt, sondern ein Einblick in ein Land, das für mich zur zweiten Heimat geworden ist. Bei meinem ersten Besuch in Buenos Aires vor fast 25 Jahren hat mich die Stadt mit ihrer Energie und ihren leidenschaftlichen und auch leidensfähigen Menschen sofort in ihren Bann gezogen. Von 2009 bis 2014 habe ich dort gelebt. Seitdem kehre ich so oft wie möglich an den Rio de la Plata zurück, wie auch jetzt. Ich bin noch bis Anfang März hier wieder vor Ort und ja, was ich dort sehe, was ich dort erlebe, möchte ich gerne mit dir in den nächsten Wochen hier im Podcast teilen, aber nicht nur dort, sondern auch live bei Zoom. Denn ich habe das gemerkt bei den vergangenen Auslandsaufenthalten von mir jetzt auch Kuba. Gut, da war es ein bisschen schwieriger mit dem Internet zwischendurch solche Dinge zu machen. Aber ja, ich möchte gerne etwas direkter in den Austausch mit dir gehen und dich daran teilhaben lassen, wie ich hier vor Ort auch fotografisch meine Arbeiten mache, wie ich fotografiere, wie ich aktuelle Ereignisse mit aufnehme. Und ja, das Ganze lässt sich am besten live bei Zoom machen. Da haben wir Audio, da haben wir Video und wir können auch miteinander uns austauschen. Sprich, auch für deine Fragen wird es dann genügend Raum geben und ja, ich freue mich auf dieses etwas neue Format. Und wer weiß, vielleicht wird es auch ein kurzes Video geben, denn ich habe neulich einen kleinen Crashkurs im Final Cut bekommen von Thomas Jones, mit dem ich ja zusammen Abenteuer, Reportage, Fotografie mache. Und das erste Ergebnis, das ist dort auch schon zu sehen, wenn du da mal reinschauen möchtest. Es handelt sich dabei um eine kleine Fotoreportage über die Fischer am Malecon in Havanna. Den Link zum Anklicken findest du in den Shownotes zu dieser Folge. Schau da also gerne mal rein. Ja, wie gesagt, das erste Zoom-Meeting aus Argentinien wird es dann am Montag, den 5. Februar ab 19 Uhr geben. Den Link, den findest du ebenfalls in den Shownotes oder noch besser, abonniere den Gate7 Newsletter, dann wirst du automatisch über Termine wie diese informiert. Ja, ich freue mich, dich dann hoffentlich am 5. Februar in Zoom zu sehen. So, und jetzt zurück auf die Straßen von Buenos Aires. Music. Ja, kaum sechs Wochen im Amt hat Millet mit der Umsetzung seines Wahlprogramms begonnen. Drastische Reformen sollen das zweitgrößte Land Südamerikas aus der anhaltenden Wirtschaftskrise führen. Probleme gibt es viele. Das Land kämpft mit einem chronischen Haushaltsdefizit, einem riesigen Schuldenberg und einer alarmierenden Inflationsrate. Milley hat eine Schocktherapie angekündigt, zu der Privatisierung im großen Stil, eine radikale Sparpolitik, Entlassung im öffentlichen Dienst und eine massive Abwertung der Währung gehören. Das aber ist der falsche Weg, finden zumindest die offiziell knapp 150.000 Demonstranten, die am vergangenen Mittwoch in Buenos Aires auf die Straße gegangen sind. Unter ihnen auch Alejandra. Die junge Frau steht am Straßenrand und blickt auf die vorbeiziehende Menge. Vor der sengenden Sonne am wolkenlosen Himmel über Buenos Aires schützt sie sich mit einem breitkrempigen Strohhut und vor sich hält sie ein Tuch mit der Parole, die Tausende immer wieder skandieren. La Patria no se vende. Die Heimat steht nicht zum Verkauf. Sie liebe ihr Land, sagt sie und fährt dann fort. Ich will nicht, dass Argentinien verkauft wird. Ich will nicht, dass Bodenschätze verkauft werden. Und ich will auch nicht, dass fremde Armeen in unserem Land operieren dürfen. Denn genau das steht jetzt zur Debatte. Ich bin solidarisch mit meinem Volk. Ich habe zwar genug zu essen und es geht mir vergleichsweise gut. Ich habe ein Dach über dem Kopf, aber ich kann nicht glücklich sein, wenn ich sehe, was alles um mich herum gerade geschieht. Ja, Jahre der Misswirtschaft haben ihre Spuren hinterlassen. Inzwischen gelten mehr als 40 Prozent der Argentinier als arm. Die Inflation stieg allein im vergangenen Jahr von November auf Dezember um. Rund 200 Prozent. Wer größere Summen bar bezahlen möchte, der muss die Scheine mittlerweile in einem Koffer transportieren. Die Geldbörse reicht dafür nicht mehr aus, denn die größte im Umlauf befindliche Banknote, die allerdings auch erst vor kurzem eingeführt wurde, ist 2.000 Pesos. Das sind etwas mehr als 2 Euro. Besonders betroffen von Millets geplanten Maßnahmen sind die Arbeiter und die Mittelschicht, die durch die steigende Inflation mit sinkenden Reallöhnen konfrontiert sind. Alejandra berichtet, dass allein auf die Wahl Milejs im Dezember eine Abwertung um 118 Prozent an einem einzigen Tag folgte. Sie sagt. Die Preise steigen und steigen. Davon sind vor allen Dingen die Arbeiterklasse und die einfachen Menschen betroffen. Den Privilegierten, denen macht das weniger aus. Wir aber merken, dass jeden Tag, wenn wir in den Supermarkt gehen, dort unsere Lebensmittel kaufen, wie die Inflation die Preise in die Höhe treibt und daran wird sich auch nichts ändern, wenn sich die Wirtschaftspolitik nicht drastisch ändert und die Dinge verbessert werden. Außerdem gibt es das Problem der Wechselkursfalle. Das bedeutet, es gibt eine Differenz zwischen dem parallelen und dem offiziellen Wechselkurs. Das ist eine Spirale, die aktuell nur eine Richtung kennt und zwar nach unten und Tür und Tor für Spekulationen öffnet. Und unterm Strich nichts anderes ist als ein Raub an den Argentiniern. Die großen Kapitalisten deponieren ihr Geld und das argentinische Volk muss mit seinen Steuern die Zinsen dieser Millionäre bezahlen. Darüber reden die Ökonomen. Ich selbst bin zwar keine Ökonomin, aber es ist für alle offensichtlich, man muss viele Pesos produzieren. Das ganze Inflationsproblem, das auch die vorherigen Regierungen nie in den Griff bekommen haben. Hinzu kommen die Medien, die auch ihre eigenen Interessen verfolgen und ja ein Bild von den Kandidaten in den Wahlen gezeichnet haben, die etwas verzerrt waren und die Menschen verwirren. Man muss sich schon die Zeit nehmen, die Dinge wirklich zu studieren und in die Tiefe zu gehen und zu verstehen, was gerade in unserem Land passiert. Ja, und jetzt ist die Unzufriedenheit in großen Teilen der Bevölkerung wieder groß. So haben die Gewerkschaften zu einem Generalstreik ausgerufen, um gegen die als sozial und wirtschaftlich unverträglich empfundenen Reformen zu protestieren. Die Forderungen der Gewerkschaften reichen von besseren Arbeitsbedingungen über Lohnanpassung bis hin zu einem verbesserten Kündigungsschutz. Präsident Milley argumentiert auf der anderen Seite, dass die Reformen notwendig seien, um den angeblichen Sozialismus zu bekämpfen, der das Land heruntergewirtschaftet hat. Sein rechtsliberales Weltbild setzt auf den Abbau staatlicher Einmischung und die Privatisierung von Staatsbetrieben. Milley plant ein umfassendes Reformpaket mit mehr als 300 Gesetzen, darunter die Ausrufung des öffentlichen Notstands, der der Regierung weitreichende gesetzgeberische Sondervollmachten einräumen würde. Argentinien steht erneut vor einem radikalen Kurswechsel. Dass Millets Maßnahmen der schmerzhafte Aufbruch in eine bessere Zukunft sind, bezweifelt Alejandra allerdings. Sie blickt mit gemischten Gefühlen in die Zukunft und sieht die prekäre Lage Argentiniens in einem größeren internationalen Kontext. Ich bin pessimistisch, was die Analyse der aktuellen Lage betrifft, blicke aber dennoch optimistisch in die Zukunft, denn wer seine Zuversicht verliert. Gibt sich schon jetzt geschlagen. Der Kampf ist nicht vorbei. Ich habe großes Vertrauen in die Menschen meines Landes. Wenn wir aufwachen und wir sind wach, das sieht man hier an dieser Demonstration, dann ist das ein Signal an die Regierenden, uns zuzuhören und auf uns zuzugehen. Wenn wir uns richtig informieren, dann glaube ich, dass Argentinien und im Rest der Welt die Schwierigkeiten gelöst werden können, dass es einen Ausweg gibt. Aber leider haben wir uns so sehr an unsere Konsumgesellschaft gewöhnt und einfach bequem von Tag zu Tag zu denken, aber uns jetzt nicht langfristig über die Konsequenzen unseres Lebensstils Gedanken zu machen. Und diesen Teufelskreis müssen wir durchbrechen. Wenn das passiert, dann bin ich zuversichtlich, dass wir es schaffen können. Ich hoffe, dass wir rauskommen können. Und dazu auch Bilder sehen möchtest, dann komm am Montag, den 5. Februar ab 19 Uhr zu Zoom. Ich würde mich sehr freuen, wenn du dabei bist. Den Link zum Zoom-Raum findest du in den Shownotes in deiner Podcast-App. Und wenn du den Gate 7 Newsletter abonnierst, dann bekommst du den Link sowie weitere Informationen auch bequem auf diesem Weg. Ja, und wenn du magst, dann schau gerne auch mal auf dem Gate 7 Instagram-Kanal vorbei. Ich bin zwar nicht der aktivste Instagramer, aber aus Argentinien veröffentliche ich jetzt doch regelmäßiger kleine Storys. Sodass du da immer wieder auch mal Bilder siehst. Vielen Dank fürs Zuhören und hoffentlich auch bald. Music.