Abenteuer Reportagefotografie – Podcast über visuelles Storytelling

Kai Behrmann: Visueller Storyteller und Fotograf

Wer war Diane Arbus? Ikone, Grenzgängerin und Spiegel unserer Gesellschaft

Die Episode analysiert das Leben der Fotografin Diane Arbus, ihren Ansatz zur Porträtfotografie und die Bedeutung von Empathie, während sie Menschen am Rand der Gesellschaft sichtbar macht und ihr posthumes Erbe beleuchtet.

25.05.2025 55 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser besonderen Folge bekommst du einen exklusiven Einblick in unsere Serie "Lernen von den Meisterinnen und Meister der Fotografie". Diesmal widmen wir uns der faszinierenden Diane Arbus – einer Frau, die mit ihrer Kamera dorthin ging, wo andere weggeschaut haben.

Wir beleuchten, warum Arbus’ Bilder auch heute noch berühren, irritieren und zum Nachdenken anregen.

Es geht um Empathie, um Mut zur eigenen Vision – und um die Kraft, mit Fotografie Dinge sichtbar zu machen, die sonst im Verborgenen bleiben würden.

Wir sprechen über ihre bekanntesten Bilder, ihre Biografie, prägende Zitate und die Frage, was wir heute von ihr lernen können.

Eine Folge, die zeigt, wie Fotografie weit über das Visuelle hinaus wirken kann.

In den Shownotes findest du außerdem direkte Links zu den besprochenen Bildern und weitere Informationen:

https://www.abenteuer-reportagefotografie.de/podcast/diane-arbus



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Transkript

Kai Behrmann
00:00:30
Ja, herzlich willkommen und schön, dass du wieder mit dabei bist beim Abenteuer Reportage Fotografie Podcast. Heute bekommst du ausnahmsweise einen Einblick in unseren exklusiven Mitglieder Podcast mit einer Folge aus der Serie Meisterinnen und Meister der Fotografie. In dieser Reihe stellen Thomas und ich legendäre Fotografen und Fotografen vor. Menschen wie Henri Cartier-Bresson, Robert Frank, Steve McCurry oder Joel Meyerowitz und heute Diane Arbus. Es geht dabei nicht darum, deren Stil zu kopieren, sondern darum, sich mit anderen Ideen, Ansätzen und Biografien auseinanderzusetzen. Denn wir sind überzeugt, wer seinen eigenen Stil finden will, muss auch schauen, was andere bewegt hat und wie sie mit der Kamera die Welt gesehen haben. Diese Serie erscheint, wie gesagt, normalerweise nur für unsere Unterstützer und Unterstützerinnen im Mitgliederbereich. Für kleines Geld bekommst du dort Zugriff auf alle bisherigen Folgen und hilfst uns gleichzeitig dabei, diesen Podcast weiter unabhängig und mit Herzblut zu machen. Wenn dir gefällt, was du gleich hörst und du mehr davon haben möchtest, dann schau gerne mal vorbei auf unserer Webseite unter www.abenteuer-reportagefotografie.de und dann im Menü einfach den Punkt exklusiver Mitglieder-Podcast auswählen. Wir würden uns sehr darüber freuen, wenn du künftig beide Podcasts hörst. So, und jetzt lass uns gemeinsam eintauchen in das Werk einer Frau, die Grenzen verschoben hat und mit ihren Bildern das Menschliche im Verborgenen sichtbar gemacht hat. Diane Arbus. Viel Spaß! www.hansgrohe-int.com.
Music
00:02:06
Kai Behrmann
00:02:42
Arbes. Zurück bei den Meistern. Thomas, grüß dich.
Thomas B. Jones
00:02:48
Guten Morgen, hallo.
Kai Behrmann
00:02:50
Ja, du hattest heute ein Déjà-vu, als wir über unser heutiges Thema gesprochen haben.
Thomas B. Jones
00:02:58
Zweimal glaube ich sogar schon das Déjà-vu. Doppelt Déjà-vu. Wir sprechen heute über Diane Arbes. Und ich habe mir gestern Abend schon ein bisschen was notiert, rausgeschrieben und so, damit ich informiert bin und die Facts so einigermaßen greifbar habe. Und da habe ich ihr Bild gefunden, oder eins ihrer Bilder gefunden, ich will noch nicht zu viel spoilern. Und da dachte ich mir, hey, das Bild habe ich schon besprochen. Ich weiß, dass ich dieses Bild schon besprochen habe. Und ich habe überlegt, haben wir das bei uns im Podcast besprochen? Haben wir das bei den Fotologen besprochen? Habe ich es irgendwo anders auf YouTube Live mal besprochen? Haben wir es in einem Webinar besprochen? Ich weiß es nicht. Ich habe über dieses Bild schon gesprochen und ich weiß nicht, wo. Und ich komme auch nicht mehr drauf.
Kai Behrmann
00:03:43
Ich kann dich zumindest beruhigen, wir haben es noch nicht bei den Meisterinnen und Meistern besprochen. Ich habe eben noch mal recherchiert, das wäre natürlich blöd, wenn wir uns jetzt da schon wiederholen, wobei es ja so viele spannende Fotografen und Fotografen gibt. Ich denke, da sollten wir noch lange nicht an das Ende dieser Serie stoßen. Da sind wir safe. Ich konnte allerdings auch nicht rausfinden, wo du schon mal über dieses Bild gesprochen hast. Aber ich denke, bei einer so langen Podcast- und YouTube-Laufbahn, da ist es dann zwangsläufig so, dass man sich irgendwann nicht mehr an alles erinnert, was man schon mal irgendwo gesagt hat.
Thomas B. Jones
00:04:25
Ja, thematisch inhaltlich sowieso wiederholt man ja bestimmte Dinge, aber gerade bei dem Bild ist es so, ich habe das so präsent vor mir, als wäre es wirklich letzte Woche gewesen, aber auch nicht so ganz detailliert, sonst wüsste ich ja, was ich gemacht hätte. Aber dass ich schon drüber gesprochen habe, das weiß ich.
Kai Behrmann
00:04:41
Ja, aber so wird es wahrscheinlich vielen gehen bei Dianne Arbis. Eine Fotografin, auch wenn man ihren Namen noch nicht so oft gehört hat oder sich noch nicht so intensiv mit ihr beschäftigt hat. Ihre Bilder sind ikonisch und da, wer sich ein bisschen für Fotografie interessiert wird, die Bilder, über die wir heute sprechen, sicherlich schon mal gesehen haben. Als vorweg, ich habe auch ein bisschen nachgeforscht, wie ihr Name ausgesprochen wird. Der wird nicht Diane Arbus ausgesprochen, sondern D.N. Arbus. Ich kann nicht sagen.
Thomas B. Jones
00:05:23
Ich bin Amerikaner. Ich spreche das so aus, wie es mir passt, weil das machen alle Amis so. Diane Arbus. Okay, ich versuche es einzukriegen.
Kai Behrmann
00:05:29
Ja, kleines Detail ist auch egal, aber das ist etwas, ja, das stand in einem Artikel mit drin und ich dachte vorab, ja, bevor wir hier loslegen.
Thomas B. Jones
00:05:44
Deswegen sind wir hier, das zählt zu unserer Sorgfaltspflicht, dass wir sowas aufnehmen und dann möglichst selber die ganze Zeit vergeigen, aber ich gebe mir ein Video.
Kai Behrmann
00:05:52
Wir können ja so ein Bieb einführen jedes Mal, wenn wir daneben lagen.
Thomas B. Jones
00:05:58
Genau, ich spreche es einfach noch einmal ein und dann fügst du es im Edit immer da drüber, wo ich es falsch ausgesprochen habe.
Kai Behrmann
00:06:05
Ja, also Thomas, lass uns so einsteigen, wie wir das meistens tun mit der Frage, was du mit Dian Arbus verbindest. Ein bisschen hast du eben schon gesagt, also zumindest über ein Bild von ihr hast du schon mal ausführlicher gesprochen. Was verbindest du sonst noch mit ihr?
Thomas B. Jones
00:06:25
Also, was ich von Diane Arbes weiß und was ich mit ihr verbinde, ist ihre Fotografie von, ich sag mal, von Menschen am Rande der Gesellschaft, die nicht so sehr im Mittelpunkt stehen und nicht das, was man unbedingt auf dem Gehsteig irgendwo in New York jeden Tag sieht. Wobei mittlerweile ist der Rand der Gesellschaft auch auf den Straßen New Yorks unterwegs, wenn ich da so durchgelaufen bin in den letzten Jahren. Aber sie geht da wirklich an Orte, zu Gruppen, zu Menschen, die sonst nicht fotografiert werden. Und daran hat sich ihre ganze Arbeit ausgerichtet. Das weiß ich von ihr. Die Bilder sind manchmal, erschließen sich vielleicht einem schwer. Schwer und man muss in der Wahl darüber nachdenken, damit man nicht nur die falschen Schlüsse draus zieht, weil das ist sicherlich nicht, also da war kein Sensationismus in ihren Bildern drin, oh guck mal Freaks, sondern das war mit sehr viel Herz eigentlich und Empathie gemacht, was sie gemacht hat. Das verbinde ich ganz stark, wenn ich ihren Namen höre.
Kai Behrmann
00:07:35
Ja, das ist sicherlich so das Charakteristische für ihre Art der Fotografie, sie hat sich mit Menschen beschäftigt, die normalerweise nicht vor der Kamera stehen, beziehungsweise vor allen Dingen in der Zeit, wo sie gearbeitet hat, in den 50er, 60er Jahren, war das noch nicht üblich. Insofern hat sie da gegen viele Konventionen verstoßen. Kommen wir im weiteren Verlauf noch drauf, worin diese Konfrontation im Speziellen bestanden hat. Zum Einstieg ein paar biografische Eckdaten zu ihr. Sie wurde am 14. März 1923 in New York City geboren mit dem Nachnamen Nemerov. Und ihre Familie war wohlhabend. Ihre Eltern besaßen ein exklusives Kaufhaus an der Fifth Avenue, einer sehr, sehr guten Adresse. Und deren Wuchs auf in einem Umfeld frei von finanziellen Sorgen, von Alltagssorgen. Und ja, das führte dann später auch dazu, dass sie dieses wohlbehütete Leben in einem starken Kontrast zu dem Leben gesehen hat, was viele andere Menschen in dieser Großstadt geführt haben, die weniger privilegiert waren. Und daraus hat sich dann später auch ihre Faszination für Menschen am Rande der Gesellschaft ergeben. Also häufig ist es ja so, dass wir die Ereignisse oder die Umstände, die wir aus früher Kindheit miterleben, das dann eben auch nachhaltig prägen im weiteren Verlauf. Und so war das auch bei ihr. Mit 18 Jahren hat sie dann geheiratet, Ellen Arbis, ihr Highschool-Sweetheart und der war auch Fotograf und gemeinsam haben die beiden dann ein Fotostudio, öffnet sich auf Modefotografie spezialisiert, auch recht erfolgreich. Zusammen haben die beiden Mode-Shootings und Aufnahmen für Magazine wie Vogue und Glamour produziert. Aber mit der Zeit begann diese glitzernde Fassade Risse zu bekommen. Wie gesagt, und dann hat Diane Arvis sich auch nach der Trennung von ihrem Mann immer mehr anderen Themen zugewandt, die nicht mehr so viel mit Mode zu tun gehabt haben.
Thomas B. Jones
00:10:08
In einem Text habe ich mal gelesen, dass ihr diese glatt gebügelte, glatte, perfekte Welt und diese Modefotografie, dass ihr das alles zuwider war und ihr alles als nicht real erschien. Also es ist ja auch nicht real, das ist ja das bei inszenierter Fotografie eh schon. Ich glaube, wenn man in dieser Welt auch groß wird, umso mehr, wenn das alles ist, was du kennst, wenn dann die ersten, wenn irgendein Einfluss von außen kommt, der ganz anders ist, dann siehst du ja seinen Unterschied. Und da wird sicherlich irgendein Ereignis bei ihr gegeben haben, das weiß ich jetzt nicht, dass sie gemerkt hat, oh, die reale Welt sieht doch ganz anders aus. Also ich meine, ich weiß nicht, wie New York in dieser Zeit war, aber ich denke mir mal, New York war schon immer auch New York. Und dann kommst du mit anderen Sachen in Berührung und dann siehst du diese Kontraste vielleicht auch. Und sie hat sich dann darüber ihre Gedanken gemacht und im Prinzip alles über einen Haufen geworfen. Was ich interessant finde, ist diese Magazine, für die sie fotografiert hat, Vogue, Harpers Bazaar und so weiter. Die haben wir schon ein paar Mal erwähnt in unseren Meisterfolgen. Die kommen immer wieder auf, dass viele von diesen ikonischen Fotografen und Fotografen irgendwie mit diesen Magazinen in Berührung gekommen sind Und ich denke mal so ein bisschen Robin Hood-mäßig das Geld halt mitgenommen haben, um dann ihre eigentlichen Projekte zu verfolgen. Finde ich spannend, dass sich immer wieder in den gleichen Magazinen, also in dem Modebereich sind es immer die gleichen Magazinen und dann aber auch später klar für, wenn es um die Reportage geht, fallen immer wieder die gleichen Namen aus der Zeit. Also fällt mir jetzt so eben Rückblickend auf unsere Episoden so auf, dass es immer wieder auftaucht.
Kai Behrmann
00:11:44
Ja, musste ich auch jetzt bei der Recherche wieder denken, als ich diese Namen gehört habe. Und es ist tatsächlich so, das hat jetzt vielleicht nicht so viel mit Dianne Arbus zu tun, aber auch in dieser Beschäftigung mit den großen Fotografen, die wir heute so kennen. Es ist ja im Grunde eine ganz, ganz kleine Welt, aus der diese kommen. Und ist schon sehr USA-zentriert, sehr New York-zentriert, auch mit diesen Magazinen, die immer wieder vorkommen, für die diese Fotografen und Fotografen gearbeitet haben. Ja, vielleicht auch nochmal so ein Aspekt, den man sich mal anschauen könnte, wie viel ausgeblendet wird. Also Fotografen auch aus anderen Teilen der Welt, die zur gleichen Zeit gearbeitet haben, aber von denen heutzutage keiner mehr spricht.
Thomas B. Jones
00:12:35
Das ist, wir hatten ja kürzlich unsere WordPress-Foto-Episode gemacht und die WordPress-Foto-Association, die Foundation bemüht sich ja ganz, ganz, ganz arg darum, dass andere Regionen dieser Welt auch nach oben kommen. Also sowohl die Fotografin als auch Fotografen, aber natürlich auch die Geschichten aus anderen Regionen dieser Welt. Und bei New York und der Fotografie-Szene ist es bei mir mittlerweile so, dass ich mich frage, ob das ein Henne-Ei-Problem ist. Also ist New York so romantisiert, dass alles, was aus New York kommt, dann automatisch gepusht wird? oder kamen aus New York so viele gute Sachen, dass New York so romantisiert wurde in so vielen Bereichen und dann eben noch mehr gepusht wurde. Also ich glaube, dass New York als Stadt wirklich so ein Feedback-Loop hat. Dass New York, oh, guck mal, da kommen die großen, keine Ahnung, Künstler her und Künstler nämlich jetzt ganz breit, sei es Broadway, sei es Fotografie, Malerei, auch Musik, dann zieht das natürlich auch wieder neue Leute nach New York Und dann kommt die nächste Generation, die darauf aufbaut. Also ich glaube, New York hat es geschafft, so einen Feedback-Look zu erzeugen und ist deswegen in unserem gemeinsamen kulturellen Gedächtnis so tief verankert. Und deswegen tauchen immer wieder die gleichen Dinge auf. Und deswegen fühlt es sich auch manchmal so an, als wäre in New York ein Dorf, also wo so gefühlt Eugene Smith und Diane Arbus sehen sich morgens beim Bäcker und dann laufen sie an Studio 54 vorbei und so, alles ganz nah beieinander, so drei Blocks eigentlich.
Kai Behrmann
00:14:09
Ja, ich glaube, das ist ganz treffend beschrieben. Also die großen Redaktionen, die haben damals eben in New York ihren Sitz gehabt, waren kulturprägend und das hat dann natürlich auch die entsprechenden Fotografen, Journalisten angezogen und ja, Paris vielleicht noch in ähnlicher Weise in Europa, das Pendant zu New York. Da gab es ja auch viele Künstler, eine große Szene, aber ja.
Thomas B. Jones
00:14:37
Und vielleicht Berlin hat da sicherlich einen Schritt in die Richtung gemacht, aber wenn ich glaube, dass Berlin es nie erreicht hat, war Berlin vielleicht einfach zu spät dran, aber ich denke mal so in den letzten 20 Jahren hat Berlin da so ähnliche Schritte gemacht. Also in Berlin triffst du auch Menschen aus aller Herren Länder mit allen möglichen Träumen und Professionen oder künstlerischen Ambitionen, die sie haben. Ist auch faszinierend, finde ich ganz, ganz toll. Also es scheinen schon die Städte auch so ein bisschen sein, ich bin gespannt, was die nächsten Städte sein wird, aber jetzt kommen wir auch vom Thema ab aber das machen wir vielleicht auch mal.
Kai Behrmann
00:15:10
Ja, kehren wir sicherlich nochmal wieder zurück und für uns, für den Hinterkopf jetzt auch nochmal der Vermerk, in andere Regionen zu schauen und da vielleicht auch mal ein paar Fotografen heraus zu kramen, die nicht allgemein hin so im Rampenlicht stehen, Ja Ja, aber weiter mit Diane Arbus, sie hat dann einen Workshop besucht bei Lisette Model. Das war so das zweite Déjà-vu, was wir heute hatten beim Durchsicht der Aufzeichnung für die Folge hier. Ist auch eine Fotografin, die wir schon häufiger in Präsentationen zitiert haben mit dem Satz, fotografiere nie etwas, das dich nicht interessiert.
Thomas B. Jones
00:15:57
Ganz wichtiges Zitat. und das war das zweite Déjà-vu. Das ist auch kein Déjà-vu dann, aber ich wusste, wir haben schon mal über Lisette Model gesprochen, aber ich wusste auch nicht mehr, wo. Ich kannte das Zitat, dachte mir, ja, das klingt eher nach Webinar als nach Podcast, aber vielleicht auch mal noch für unseren Notizblock hier, dass wir über sie auch mal noch eine Episode machen müssen. Spannend finde ich da dran, sie hat einen Workshop besucht, weil heute so auf Workshops geschimpft wird in der Fotografie-Szene. Aber das sind halt die Orte, wo du auch andere kennenlernst, wenn du jetzt nicht nur in New York unterwegs bist.
Kai Behrmann
00:16:34
Ja und bei Workshops kann man nicht nur sehr, sehr viel Praktisches lernen, also was so Bedienung der Kamera angeht, sondern häufig sind es ja diese Dinge, die so am Rande passieren, die man aus Workshops mitnimmt und die enorm wertvoll sind. Und sei es nur ein Satz und im Fall von Dianne Arvis war es eben auch so, dass sie sich auch noch später an diesen einen Satz von Lisette Model erinnert hat, die gesagt hat oder im Nachhinein hat sie sich erinnert, dass sie von ihr gehört hat, dass je konkreter man ist in seiner Fotografie, desto allgemeiner wird die Aussage.
Thomas B. Jones
00:17:17
Ja, steckt auch viel Wahres drin. Es geht ja an diesen Punkt, den wir oft auch zitieren oder sagen, erzähl eine Geschichte. Also die Sachen nicht verwässern lassen. Also klar sein in dem, was ich mache. Aber wenn ich nur drauf halte, viele sehen Fotografie als so ein passives Medium. Ich habe gestern Abend eine Veranstaltung fotografiert und auch da wäre es ein einfaches gewesen, passiv einfach nur drauf zu halten. Da vorne passiert was, also das ist wie Tontauben hochwerfen, ich muss nur noch abdrücken und fertig. Aber warum fotografiere ich es? Was wird gesagt und die kann ich es mit einem Bild vielleicht in einem Bild ausdrücken. Da steckt viel drin und ich glaube, also wenn man sowas hört, hoffentlich regeln sowas nochmal zum Denken. Oder zum Nachdenken über die eigene Fotografie.
Kai Behrmann
00:18:10
Ja, ist ja auch immer so ein bisschen das, was wir sagen, wenn wir über Storytelling sprechen. Also wenn ich jetzt eine allgemeine Aussage treffe, bleibt die weniger haften, als wenn ich etwas an einem konkreten Beispiel erzähle. Also vielleicht, wenn man es zum ersten Mal hört, ein bisschen, ja, erst mal denkt man, Naja, eine spezielle Geschichte berührt mich vielleicht weniger als etwas Allgemeineres, weil ich es nicht so auf mich beziehen kann, aber eigentlich ist es so, dass in jeder konkreten Geschichte oder wo ich etwas deutlich machen kann, ich von diesem Konkreten dann auch ins Allgemeinere hin abstrahieren kann. Was ein bisschen schwerer fällt, wenn ich erstmal allgemein mit irgendetwas anfange, das dann runterzubrechen auf meine spezielle Situation, weil so funktionieren wir ja, wenn wir etwas hören, wenn wir etwas aufnehmen. Wir versuchen es ja immer in Bezug zu uns selber in irgendeiner Art und Weise zu setzen.
Thomas B. Jones
00:19:16
Ich merke das gerade. Merke das gerade. meine Sicht, also meine Sicht ist immer schon fast grenzwertig, wenn man objektiv über irgendwas eine Reportage machen möchte, weil Wie sehr kann ich das reinbringen oder wie sehr beeinflusst mich schon während der Recherche mein Eindruck des Themas, meine Gedanken über das Thema, die ich vielleicht vorher hatte, was macht das vielleicht sogar im Umkehrschluss mit mir. Also das darf man ja auch außen vor lassen, dass wenn ich etwas fotografiere, wir kommen dann noch gleich dazu bei ihrer Fotografie, auch was sie fotografiert hat, das macht ja auch was mit dir wiederum und beeinflusst die nächsten Projekte, die vielleicht gar nichts mit dem vorhergehenden zu tun haben. Ich habe mir das in meine Notizen reingeschrieben, deswegen war mir das gerade so präsent, also nach dem Motto aufpassen, nicht zu sehr Meinung direkt reingehen.
Kai Behrmann
00:20:30
Ja, mir ist auch gerade gestern so ein Beispiel vorgekommen. Ich habe ein Interview mit Fritz Schumann geführt, das ist ein Fotograf, Fotojournalist, der ein Buch über Japan geschrieben hat, seine Eindrücke dieses Land so ein bisschen abseits der Klischees. Und da war eine Geschichte drin über einen Mann, 70 Jahre, der der einzig verbliebene Bewohner in einem abgelegenen Bergdorf in Japan ist und erzählt diese Geschichte dieses einen Mannes, also sehr konkret. Und ja, da kann man sich dann auch erst mal fragen, ja, warum soll das interessant sein? Warum sollte ich mich dafür interessieren? Aber diese eine konkrete Geschichte zeigt dann eben auch in weiteren Facetten oder erzählt etwas über Landflucht in Japan. Dann ist es ja nicht nur ein Problem, in Anführungszeichen, was in Japan präsent ist, sondern das gibt es auch an anderen Orten, auch hier in Deutschland spricht man davon. Also vom ganz, ganz Konkreten kann man dann immer weiter abstrahieren und so wird selbst ein einsamer Mann in Japan für uns hier greifbar.
Thomas B. Jones
00:21:41
Ich meine, am Ende sind wir auch alles Menschen und es ist, wenn man sich menschlich dafür öffnet, dann merkt man glaube ich relativ schnell, dass es was mit einem macht und dass es einen vielleicht doch mehr selbst betrifft, als man glaubt, weil so manch kleine Geschichte hat vielleicht eine große Zweitgeschichte, die dahinter steht und dann kommt wieder, die Welt ist ein Dorf. Wir leben halt auf dieser kleinen Kugel, die durchs All rast und irgendwie beeinflusst das uns sehr wahrscheinlich dann doch auch ein bisschen.
Kai Behrmann
00:22:07
Ja, Dianne Arbis war auf jeden Fall sehr beeindruckt von diesem Satz und hat es übernommen in ihre Fotografie, ist zu ihrem Leitmotiv geworden und fortan hat sie dann nicht mehr schöne Models gesucht, sondern sie hat sich an Orte begeben in New York, auf die Straße, ist nach Coney Island gefahren, hat in Bars abgehangen, in Vergnügungsparks, also an Orten, wo sie dann die Protagonisten für ihre Fotografie, Bilder gefunden hat, du hast es eingangs erwähnt, häufig plakativ gesagt waren das Freaks, waren das Menschen, die irgendetwas Außergewöhnliches hatten in ihrem Charakter oder in ihrem Aussehen und ja, das war dann fortan die Welt, in der sich Neon Arbis bewegt hat und ja, hat sich da eben auf diese Welt der Exzentriker konzentriert.
Thomas B. Jones
00:23:06
Ich habe da, immer wenn ich an Diane Arbus und ihre Bilder denke, denke ich auch ein bisschen an Bruce Gilden, komischerweise. Weil ich glaube, Bruce Gilden hat, ich würde nicht sagen ähnlich, aber es ist eine gewisse Schnittmenge in ihren Sujets da und sie bearbeiten sie doch grundunterschiedlich. Und das finde ich interessant, wenn man sich denkt, aber das ist doch schon fotografiert worden. Ja, aber du hast es noch nicht fotografiert. Und ich glaube, dass wenn Diane Arbus und Bruce Gilden die gleiche Person fotografieren, sieht es sehr unterschiedlich aus und es hat eine ganz andere Wirkung auf die Betrachtenden des Bildes.
Kai Behrmann
00:23:48
Ja, spannend. Also ich denke mal, wenn wir jetzt die Gelegenheit hätten, Bruce Gilden zu fragen, ob der Dianne Arbus ihn beeinflusst hat, wird er wahrscheinlich sagen, schon ein bisschen. Auch ich erkenne da jedenfalls so von den Motiven eine gewisse Fortführung oder etwas, was auch bei Dianne Arbus zu sehen ist. Die Ästhetik vielleicht nicht ganz so, die ist eher näher an August Sander. Das war ein Vorbild von Dianne Arbus. Das hat sie auch gesagt, ein deutscher Fotograf in den 30er Jahren, der auch Porträts von Menschen, von einfachen Menschen gemacht hat, von Arbeitern. Und ja, auf eine Art und Weise, wie er sie auch dargestellt hat in ihrer Umgebung. Doch auch etwas, was sich so als Stil bei dir in Arbus sehen lässt. Also ja, jeder Fotograf, jede Fotografin steht so ein bisschen dann eben auch in der Linie von welchen, die vorangegangen sind und geben dann natürlich auch was an folgende Generationen weiter. Ja, dann noch ein bisschen was Persönliches. Nach dem Abschied aus der Modewelt hatte das dann zur Folge, dass sie finanziell ja nicht in Probleme geraten ist, aber das Geld wurde etwas knapper, weil sie sich erst mal mit ihrer neuen Art der Fotografie einen Namen machen musste, sich da etablieren musste und dann doch weniger Geld da drin steckte. Sie ist dann auch Mitte der 60er Jahre an Hepatitis erkrankt, was dazu geführt hat, dass sie längere Zeit nicht arbeiten konnte, einen langen Genesungsprozess durchmachen musste und hinzu kam, dass sie seit ihrer Kindheit an Depressionen gelitten hat, die dann zum Ende ihres Lebens immer stärker geworden sind und schließlich dann auch Anfang der 70er Jahre 1971 dazu geführt haben, dass sie sich das Leben genommen hat im Alter von 48 Jahren. Also ein tragisches Ende einer wirklich bemerkenswerten Karriere als Fotografin.
Thomas B. Jones
00:26:11
Ja, leider zu kürzes Leben wirklich. Ich fände spannend, was sie noch alles produziert hätte, aber es sind halt oft Menschen, die mit sich selbst, mit ihren Dämonen ringen, die gleichzeitig wirklich großartige künstlerische Arbeit auch leisten. Und sie war da sicherlich eine von den Personen.
Kai Behrmann
00:26:32
Ja, Posthum ist dann das eingetreten, was häufig eintritt. Der Erfolg kam und ihr Werk und die Bedeutung von ihren Bildern wurde da eher so nach und nach auch eingeordnet, was sie eben durch ihre Art, durch ihre Herangehensweise, die doch sich von dem unterschieden hat, wie andere Fotografen vorher mit Porträtfotografie umgegangen sind, verändert hat. Sie hat großen Erfolg in der Kunstwelt gehabt mit einer Art von Fotografie, die vorher keine große Rolle da gespielt hat in den Museen und Galerien, wurde ausgestellt. Viele große Museen haben sich mit ihrem Werk auseinandergesetzt, unter anderem MoMA in New York und ja, sie ist dann mit der Zeit zu der Fotografin geworden, zu der Ikone, die sie heute ist.
Thomas B. Jones
00:27:41
Ja, hat man es auch schon ein paar Mal bei den MeisterInnen, dass dann wirklich postum manchmal erst passiert, dass Ruhm und Ehre kommen. Ich denke, das größte Beispiel ist da Vivian Meyer vermutlich, die hat ja gar nichts von ihrem, also gar keine Früchte ihrer Arbeit ernten können. Die Jan Arbus hat, glaube ich, schon währenddessen zumindest ihre Bilder entwickeln lassen, im Gegensatz zu Vivian Meyer, konnte zumindest sehen, was er fotografiert hat und hatte ihre Zeit genossen, glaube ich, auch in der Zeit, mit denen sie sich darüber zumindest austauschen konnten, wo die Anerkennung auf die Art und Weise kam.
Kai Behrmann
00:28:17
Ja, John Tchaikovsky, Fotochef des Museum of Modern Art, ist ja auch immer wieder so ein Name, der hier auftaucht, auch im Zusammenhang mit Gary Winogrand, mit Lee Friedlander, den Streetfotografen in New York. Es war auch John Schakowski, der die Ausstellung von William Eggleston maßgeblich vorangeschoben hat, wo Farbfotografie gesellschafts- oder museumsfähig geworden ist. Und er hat auch Diane Arbis auf dem Schirm gehabt, hat sie eingeladen, gemeinsam mit Gary Vinaigrant und Lee Friedlander eine große Ausstellung im Museum im MoMA zu machen, New Documents, da waren ihre Bilder zu sehen. Insofern, ja, sie war keine, auch zu Lebzeiten, keine Unbekannte. Ja. Dann lass uns mal draufschauen, was sie selbst über ihre eigene Arbeit gesagt hat. Das ist ja auch immer spannend, sich so mal ein paar Zitate rauszupicken, die dann eben doch auch sehr, sehr viel verraten, wie die jeweiligen Fotografen und Fotografen über ihre Arbeit gedacht haben.
Thomas B. Jones
00:29:36
Eins der Zitate hatte ich grob im Kopf, aber ich muss auch nachschauen, aber ich wusste, dass es irgendwas mit Geheimnissen zu gucken hatte. Deswegen greife ich das vielleicht als erstes auf. A photograph is a secret about a secret. The more it tells you, the less you know. Super. Finde ich ganz, ganz ein starkes Zitat, vor allem, wenn man an ihre Porträtarbeiten denkt. Also Vor allem, wenn du es eben damit zusammensetzt, die Porträts, die sie gemacht hat, kriegt das Zitat nochmal eine ganz andere Bedeutung, finde ich. Weil auf den ersten Blick glaubt man zu sehen, was sie fotografiert hat. Dann guckt man ein bisschen länger hin, weiß wieder nicht, was sie eigentlich gemacht hat. Liest ein bisschen was drüber, dann glaubt man zu wissen, was sie gemacht hat und dann weiß man es aber noch immer nicht. Also ihre Bilder bringen immer neue Fragen auf, obwohl die Bilder manchmal so in Anführungszeichen simpel und einfach sind. und nicht großartig komplex in ihrer Gestaltung oder Sonstiges. Finde ich ein spannendes Zitat, was viel Einblick oder ihre Arbeit in gewisses Licht drückt, in einen gewissen Kontext bringt.
Kai Behrmann
00:30:46
Ja, finde ich auch einen starken Satz und so ein Satz, den man ein paar Mal lesen muss, um ihn zu verstehen oder um zu ahnen, worum es da eben geht oder worauf sie da abzielt. Weil Fotografie häufig so als dieses neutrale Medium gesehen wird, was etwas dokumentiert und das ist dann die Realität und wir haben da etwas Greifbares und können Dinge verstehen mithilfe einer Fotografie. Aber ja, wir erwähnen ja auch immer wieder häufig diesen Satz, dass ein Foto gut darin ist, Dinge zu zeigen, aber nicht sie zu erklären. Also ja, diese Facetten, die in so einem Bild stecken, diese Interpretationsmöglichkeiten, die werden im Zweifel mehr, je länger man sich mit so einem Bild beschäftigt.
Thomas B. Jones
00:31:35
Ja, genau. Genau.
Kai Behrmann
00:31:38
So, dann schauen wir mal weiter. Sie hat viele schlaue Dinge gesagt und ein weiteres Zitat. I work from awkwardness. By that I mean I don't like to arrange things. If I stand in front of something, instead of arranging it, I arrange myself. Vielleicht fangen wir mal mit dem Begriff Awkwardness an, Thomas. Du als Halbamerikaner, was bezeichnet dieser Begriff?
Thomas B. Jones
00:32:10
Da kam ein Wort, das so schwer zu erklären wie Awkwardness. Ich habe gerade versucht, es im Oxford Dictionary nachzuschlagen. Es ist auch und ist nicht direkt unbequem aber es ist so irgendwo zwischen unbequem und surreal vielleicht also man kann selber auch so ein bisschen awkward in der situation dann ist mal ungelenk in der situation also ist alles was ein bisschen in anfangs nicht richtig ist das kann irgendwie auch kurz sein Und ich glaube, dass es bei ihr und ihren Bildern, ich will jetzt nicht vorgreifen auf die Bilder schon, aber manchmal sind auch die Bilder so ein bisschen awkward, also auch in der Betrachtung. Du guckst das Bild an und denkst dir, irgendwie ist es komisch hier. Und das finde ich interessant, also wie sie selber das beschreibt eigentlich schon, was sie da auch fotografiert hat. Sie hat ein gutes Wort dafür gefunden, das sehr schwer zu übersetzen, ist meine Meinung nach.
Kai Behrmann
00:33:08
Ja, und sie sagt mit diesem Zitat eben auch, dass sie, oder ja, wenn wir jetzt über die Bilder gleich nochmal sprechen, wird das auch nochmal deutlich, aber es gibt so eine Situation, wo sie in einem Nudistencamp unterwegs war und dort fotografiert hat, also in einem Umfeld, was so ein bisschen awkward ist, wo man sich vielleicht am Anfang auch ein bisschen unwohl fühlt, Je nachdem, welche Nähe man zu dieser Kultur hat. Aber sie hat es dann eben so gelöst, dass sie sich auch ausgezogen hat und nackt mit ihrer Kamera zwischen den anderen Nackten da dann ihre Fotos gemacht hat. Und das ist, was sie jetzt hier eben auch meinte. Also sie hat sich dann auch in solche Situationen begeben und sich den Umständen angepasst und nicht von ihren Protagonisten verlangt hat, dass die sich anpassen, sondern sie hat sich dann auf die jeweilige Situation eingestellt.
Thomas B. Jones
00:34:13
Spannende Anekdote mit diesem Nudistencamp auf jeden Fall ist eine interessante Art und Weise Distanz abzubauen glaube ich einfach also du ich denke gerade bei sowas oder wenn du über Themen fotografierst wo du eigentlich nicht hingehörst wo du dich wie ein Fremdkörper fühlst muss ich vielleicht fragen okay warum bin ich ein Fremdkörper und es kann sein du bist der Einzige der Klamotten anhat Das andere ist aber glaube ich auch, dass man als Außenseiter draufblickt. Und ich muss mich jetzt nicht unbedingt nackig machen. Ich muss aber auch nicht unbedingt vielleicht die Meinung derer annehmen, die ich fotografiere. Aber ich kann zumindest nachfragen. Ich kann wirkliches Interesse bekunden und einen Teil des Wissens mir aneignen, dass ich in einer manchmal kurzen Situation kann. Und dann bin ich vielleicht weniger der Fremdkörper in der ganzen Sache und kann mir auf Augenhöhe fotografieren.
Kai Behrmann
00:35:14
Ja, genau. Ja, und zum Abschluss noch ein weiteres Zitat. Sie hat gesagt, I really believe there are things nobody would see if I didn't photograph them.
Thomas B. Jones
00:35:28
Ja, so richtig. Das sollte eigentlich unten auf jeder Kamera aufgelasert sein. Wenn wir es nicht fotografieren, ist es nicht sichtbar. Ganz wichtige Lehre, glaube ich, für uns alle. Gerade wenn wir jetzt im Kontext von Abenteuer-Reportage-Fotografie darüber denken. Es gibt so viele spannende Geschichten da draußen, die nur erzählt werden können, wenn wir es in die Hand nehmen und wir es fotografieren. Weil es kommt vielleicht kein anderer, der es aufnimmt, dieses Thema. Und sie hat sich das zu Herzen genommen und genau die Themen eben aufgegriffen. Vor ihrer Haustür.
Kai Behrmann
00:36:05
Ja, und eben auch die Möglichkeit, eine gewisse Vielfalt abzubilden. Das ist, glaube ich, auch ganz wichtig. Sie kam ja aus der Modewelt und Modefotografie prägt ein gewisses Bild, gewisse Schönheitsideale, die sich durchsetzen in unserer Wahrnehmung. Und irgendwann verlieren wir ein bisschen aus dem Auge, dass nicht jeder den idealen Body Mass Index hat, sondern dass es ganz, ganz viele Schattierungen gibt in Körperform, die nicht weniger schön und attraktiv sind als schlanke Models. Und genau das macht sie ja mit ihrer Fotografie auch. Sie zeigt uns dort Menschen, die wir nicht täglich sehen. Und wenn sie nicht gezeigt werden oder einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden, dann kommen viele vielleicht gar nicht damit in Berührung oder werden gar nicht dazu ermutigt, sich mal damit auseinanderzusetzen, wie vielfältig Menschen sein können.
Thomas B. Jones
00:37:14
Ja, und ich glaube, da spielt halt ihr Ursprung oder ihr Anfang in dieser Modefotografie einfach eine Rolle, eine ganz große. Auch, dass sie gesagt hat, okay, jetzt habe ich so viele Models mit Idealmaßen fotografiert, vielleicht muss ich jetzt genau in die exakte Gegenrichtung arbeiten. Nicht irgendwo in der Mitte, sondern wirklich am anderen Ende anfangen, um das im fotografischen Gesamtwerk dann auszugleichen.
Kai Behrmann
00:37:39
Ja, dann lass uns mal konkret werden und auf einige ihrer ikonischen Bilder schauen. Fangen wir gleich mal an mit dem Bild, an das du dich so gut erinnert hast.
Thomas B. Jones
00:37:51
Ja, und es hören hier ja einige zu, die mir schon länger zuhören. Vielleicht fällt es euch einfach ein. Die Schwarmintelligenz kann mir vielleicht helfen. Und zwar ist es das Bild von den beiden Zwillingen. Sicherlich eins ihrer berühmtesten Bilder. Auf dem Bild sieht man, das ist eine quadratische Aufnahme mit ihrer Rollerflex gemacht. Man sieht zwei junge Mädchen, Zwillinge, die brav sich vor die Kamera hingestellt haben, so wie es die Eltern gesagt haben. Genauso sieht so ein Bild aus. Es ist super awkward, das Bild und die beiden Zwillinge sind gleiche Frisur, gleich angezogen, stehen brav da, gucken beide brav in die Kamera und was das Bild so awkward und ein bisschen unbequem macht, ist, es sind Zwillinge, aber die gucken nicht gleich. Je länger man den beiden ins Gesicht schaut, desto mehr Unterschiede merkt man zwischen den beiden. Das Mädchen rechts sieht so aus, als wäre es total glücklich und happy, hat was Schönes zu Weihnachten bekommen. Und die links sieht aus, als würde sie Serienmörderin werden. Je länger man hinschaut, desto größer wird der Kontrast zwischen den beiden irgendwie. Ist eine super spannende Aufnahme. Irgendwie total alltäglicher so ein Bild vielleicht, aber irgendwie halt auch nicht. Und es ist eben die Kunst, das Bild zu machen und es in eine Auswahl reinzukriegen, damit es dann so wirken kann.
Kai Behrmann
00:39:18
Ja, dieser kleine Unterschied, der da drin ist in dem Blick und ein Bild, was so zeigt, eigentlich die perfekte Symmetrie bis auf dieses kleine Detail und das ist das, wo man so hängen bleibt und dann dieses störende Gefühl irgendwo empfindet. Und wo man dann reingezogen wird, um sich dann näher mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, das Normale im Bizarren und das Bizarre im Normalen zu sehen.
Thomas B. Jones
00:39:55
Ja, bizarr geht es eigentlich auch gleich mit dem nächsten Bild weiter. Da muss man irgendwie auch zweimal hinschauen. Man sieht einen Jungen mit seiner Latzhose und einem lustigen Hemd im Schatten. Das im Hintergrund sieht so ein bisschen wie ein Spielplatz aus oder ein Park. Der steht da, zieht eine komische Grimasse, was die Kids gerne machen. Schon damals scheinbar, wenn man eine Kamera auf sie richtet. Und dann, er steht, also seine Latzhose ist asymmetrisch. Einer von den, wie heißt die, Henkel, Bügel, nee, besseren Namen. Ja, ist sowas.
Kai Behrmann
00:40:32
Ja, gute Frage.
Thomas B. Jones
00:40:34
Die Dinger, wo der Latz dran hängt.
Kai Behrmann
00:40:36
Die Schnallen.
Thomas B. Jones
00:40:38
Er hat den Kopf zur Seite geneigt, aber sein Körper ist an sich sehr symmetrisch. Und ich finde, man merkt es erst auf den zweiten Blick, dass er in seiner rechten Hand eine Handgranate hat. Und dann ist das Bild so, was? Moment mal. Was ist jetzt hier auf dem Bild los? Und es ist wieder dieses awkward Feeling. Warum hat der Junge eine Handgranate dabei? Spielzeughandgranate wohl? Das Bild lässt eine Weile hinschauen und das ist genau das, was ich mit ihrem Zitat vorhin meinte, das ist ein Bild über ein Geheimnis und jetzt habe ich das Geheimnis gelüftet, oh der hat eine Handgranate in der Hand, jetzt habe ich aber noch viel mehr Fragen, also es wird gar nicht besser dadurch, dass ich irgendwas erfahren habe aus dem Bild, ich habe immer mehr Fragen je länger das Bild geht und irgendwann ist man bei grundsätzlich gesellschaftlichen Fragen angekommen durch dieses eine Bild und das ist die die Macht, die ein gutes Bild haben kann. Mhm.
Kai Behrmann
00:41:27
Ja, ganz interessante Geschichte hinter diesem Bild. Wenn man auf die Kontaktabzüge schaut, dann sieht man, dass sie mehrere Aufnahmen von dem Jungen gemacht hat und dass die Szene eigentlich ganz harmlos so angefangen hat. Ein spielender Junge im Park, der hat auch ein bisschen posiert. Ist ja auch in einem Alter, wo er schon mal sicherlich auch von seinen Eltern fotografiert worden ist. Also wusste, wie man sich ungefähr vor einer Kamera positioniert und hat das dann auch gemacht. Aber das waren eben die Aufnahmen, die an Arvis nicht interessiert haben, sondern sie hat dann praktisch im letzten Moment noch einmal abgedrückt, als der Junge schon, glaube ich, ein bisschen entnervt war und auch gar nicht mehr wusste, wie er posieren sollte. Und dann brach so ein bisschen ein Anflug von Verzweiflung, von Wut bei ihm aus und das ist eben dieses Bild, was wir heute hier kennen und was, wenn man es ein bisschen von dieser einen konkreten Szene abstrahieren, dann auch viel erzählt. Dass manchmal selbst das normale, so verstörende Untertöne haben kann, also wo eine Situation leicht kippen kann und wo in jedem von uns auch so ein wüterig schlummert, der nur irgendwann darauf wartet, zum Leben erweckt zu werden.
Thomas B. Jones
00:42:56
Ja, spannendes Foto auf jeden Fall. Ja. Müssen gucken, ob wir die, vielleicht die Kontaktabzüge dazu auch verlinken können, dann in den Show Notes, weil die, die machen es nochmal interessanter. Mhm.
Kai Behrmann
00:43:08
Und dann das dritte und letzte Foto, über das wir heute sprechen wollen, das ist der 2,20 Meter Mann, The Jewish Giant, wie das Bild hier von ihr betitelt wurde. Ein junger Mann, wie gesagt, 2,20 Meter groß, fotografiert in seinem Elternhaus neben seinen Eltern. Wie groß mögen die sein im Vergleich zu ihm?
Thomas B. Jones
00:43:41
Vermutlich normal groß. Für die damalige Zeit kam er 1,70 Meter oder so, aber es ist ein gigantischer Unterschied.
Kai Behrmann
00:43:47
Ja, genau. Der junge Mann Eddie Carmel, der aufgrund seiner Größe, die so herausgestochen ist, auf Jahrmärkten gearbeitet hat, dort in Shows mitbeteiligt war. Ja, also als jemand, der aus dem Normalbild heraussticht und den Dian Arbis schon einige Jahre kannte und ihn dann letztendlich in der Wohnung seiner Eltern fotografiert hat. Er hat auch ein sehr surreales Bild, wenn man so mal drauf schaut, ist auch einmal der Kontrast, dieser riesige Mann neben seinen Eltern in einem Raum. Wenn er sich aufrecht hinstellen würde, wird er gegen die Decke stoßen, also er ist auch in gebeugter Haltung. Ja, sieht alles fast so aus, als würde er in einem Puppenhaus stehen, wenn man seine Statur zum Maßstab nimmt. Und ja, auch ein sehr bekanntes Bild von Dianarvis.
Thomas B. Jones
00:45:02
Ich finde das so interessant, also man sieht hier diese brutale Vignettierung auch im Bild diese harte Schlagschatten, das ist ein angeblitztes Bild sie hat ja auch mit Blitz gearbeitet also bei Tageslicht auch mit Blitz gearbeitet, was damals noch ein bisschen ungewöhnlich war hat dadurch auch so eine eigene Wirkung finde ich nochmal, das ist so ein Bild durch die Schlagschatten durch die Art und Weise wie es angeblitzt, also Blitz ordentlich nach links versetzt von der Kamera, von der Fotografin aus gesehen. Es hat so ein bisschen diesen wie ein altes Zeitungsbild auch gleichzeitig den Eindruck irgendwie. Und ist doch sowas irgendwie auch was ganz anderes. Also ich finde es ein spannendes Bild, wo man auch da wieder länger drauf schauen kann. Je länger man hinschaut, desto mehr Fragen hat man am Ende eigentlich. Ja.
Kai Behrmann
00:45:52
Ja, und dann gibt es noch viele weitere Bilder von ihr, von Menschen, von kleinwüchsigen Menschen. Sie hat auch in einer Klinik für geistig behinderte Menschen fotografiert, also wirklich viele unterschiedliche Orte. Und die Reaktionen auf ihre Bilder, die waren vielschichtig von Begeisterung, dass sich jemand traut. Und diese Welt eben öffentlich zu machen, zu zeigen, gab es dann aber auf der anderen Seite auch viele ablehnende Haltungen. Es gibt eine Geschichte, wo wohl jemand in einer Ausstellung von ihr auf ein Bild gespuckt hat, weil er es nicht ertragen konnte, dort Transvestiten zu sehen, auch in einer Zeit, in der das weniger normal war als heutzutage. Also sie hat schon polarisiert mit ihren Bildern, aber ich glaube, gute Kunst ist eher ein Kompliment für ihre Kunst, dass sie polarisiert hat. Sie hat angeregt, über diese Dinge nachzudenken und das ist ja eigentlich das, was wir mit unseren Bildern und mit dem, was wir machen, auch erreichen wollen. Wir werden es nie jedem recht machen können, aber wenn dadurch gesellschaftliche Debatten in Gang gesetzt werden, dann ist es glaube ich schon etwas Gutes, was damit erreicht ist.
Thomas B. Jones
00:47:20
Also wenn du es schaffst mit deiner Kunst, dass du es so reichst, dass jemand das so kacke findet, dann hast du irgendwas richtig gemacht. Weil wenn es zu gefällig ist und allen gefällt, also wenn es sich nicht reibt, dann weiß ich auch nicht, dann ist es vielleicht nicht so wirklich gut. Und es dauert dann halt vielleicht die Zeit, bis es wirklich anerkannt wird, was du gemacht hast, aber man sollte sich nicht davon abschrecken lassen, wenn es erstmal aneckt vielleicht, was man so macht.
Kai Behrmann
00:47:51
Ja und damit sind wir auch schon direkt bei dem Punkt, was wir von DNIWIS lernen können. Also Punkt 1 auf jeden Fall nicht gefällig fotografieren, sondern sich auch ruhig mal etwas zu trauen, sich unbequemen Themen zu widmen und da Dinge sichtbar zu machen, die sonst vielleicht im Verborgenen bleiben würden. Das ist, glaube ich, ein wichtiger Punkt. Was nimmst du sonst mit von ihr?
Thomas B. Jones
00:48:26
Auch so eine Empathie für alles zu haben, was anders ist vielleicht. Also wenn manche sagen, das kann man doch nicht fotografieren. Und in dem Beispiel mit den Transvestiten, dass es sowas überhaupt gibt. Das polarisiert ja manche Leute, die gehen da komplett auf die Palme bei solchen Themen. Und sie geht da eben nicht mit einer Sensationslust oder sowas ran, sondern ganz tiefen Empathie an diese Menschen ran. Und sie macht das jetzt mit Menschen, die irgendwie am Rand stehen, weil die irgendwas für sich machen. Also das ist ja immer das Thema, was gerade auch im Moment in den USA so hochgekocht hat irgendwie. Das sind Menschen, die wollen einfach nur ihr Leben leben. Die wollen überhaupt nichts von den anderen Leuten und trotzdem regen sich andere Menschen irgendwie darüber auf. Aber auch wenn es vielleicht Themen sind, über die man sich selbst aufregt, vielleicht sich selbst mal zu prüfen, okay, was ist denn, wenn ich mit ein bisschen Empathie mal an diese Heirathe rangehe und mich versuche, in die Lage der anderen zu versetzen, verstehe ich sie dann vielleicht ein bisschen besser, als mich davon dieser Reflexreaktion manchmal lenken zu lassen, ah, das ist blöd oder was auch immer, sondern ein bisschen mit mehr Empathie da direkt ranzugehen.
Kai Behrmann
00:49:42
Ja, Empathie ist auch ein ganz wichtiger Punkt. Mut zur eigenen Vision und dann auch vielleicht, dass Bilder nicht unbedingt immer perfekt komponiert sein müssen. Dass auch häufig, wenn das Motiv stark genug ist, dass ein Bild dann auch nicht schlechter wird, wenn etwas nach den gängigen Kompositionsregeln nicht ganz so gut gelungen ist. Zum Beispiel auch dieses Bild mit dem Jungen und der Handgranate. Thomas, ich glaube, wenn wir das, oder wir sagen in unseren Bildbesprechungen auch häufig, achtet darauf, dass den Menschen nichts aus dem Kopf wächst. In dem Fall steht am Horizont eine weitere Person. Aber ja, bei diesem Bild ist das dann nicht etwas, was man groß kritisieren würde, oder?
Thomas B. Jones
00:50:39
Ja, das ist dann zweitrangig, weil das eigentliche Thema des Bildes so gut ist, so stark ist, dass es dann auch über, in Anführungszeichen, kleine Fehler absolut hinwegsehen kann bei dem Bild. Die Zwillinge sind genauso. Die Zwillinge sind sehr symmetrisch, im Detail dann doch nicht. Und ihr Bild ist aber auch nicht ganz symmetrisch aufgebaut. Also es ist leicht verschoben in eine Richtung. Und auch der Boden hinten läuft leicht schräg. Und das hätte sie bestimmt besser hinbekommen. Das rechne ich hier absolut zu, dass sie das alles hinkriegen würde. Aber sie hat es nicht. Und das Motiv war viel wichtiger. Und ich glaube, dass sie manchmal auch bewusst tatsächlich solche Sachen eben nicht perfekt macht. Also wenn sie in der Modefotografie kommt, dann weiß sie, wie ein Bild ordentlich auszurichten ist. Punkt. Bei den Zwillingen hat sie es aber auch nicht gemacht. Sie sucht da nicht nach der Perfektion. Und ihr Motiv ist nicht Perfektion. Und deswegen muss das Bild nicht perfekt sein. Aber ich glaube schon, dass sie sehr wohl weiß,
Kai Behrmann
00:51:36
Was sie tut.
Thomas B. Jones
00:51:37
Also nicht aus Versehen passiert.
Kai Behrmann
00:51:38
Ja, das ganz sicher. Oder auch das Bild von dem Riesen, wo ja nicht eine Vignettierung da zu sehen ist, die jetzt auch nicht aus dem Lehrbuch ist. Aber auch das stört da nicht.
Thomas B. Jones
00:51:55
Sie hat keine Perfektion in ihren Bildern. Obwohl sie die sicher liefern könnte. Aber sie hat eine unglaubliche Komplexität in ihren Bildern. Also da steckt ganz, ganz, ganz viel drin. Und es wird nicht durch irgendeine Perfektion glatt gebügelt. Also ihre Welt war zu glatt. Sie wollte eine raue Welt haben. Und die schafft sie jetzt mit ihren Bildern.
Kai Behrmann
00:52:19
Genau. Ja, auf jeden Fall eine Fotografin, mit der es sich lohnt, sich mal in Ruhe auseinanderzusetzen. Wir haben da noch weitere Quellen verlinkt in den Shownotes zu der heutigen Folge, auch den klickbaren Link jeweils zu den Bildern, über die wir gesprochen haben. Da kam neulich nochmal das Feedback, dass wir das noch ein bisschen prominenter platzieren sollten, damit dann eben auch die Möglichkeit da ist, sich diese Bilder anzuschauen, weil wir sie leider nicht direkt hier mit in die Shownotes reinnehmen können aus urheberrechtlichen Gründen. Aber wir haben jetzt zumindest, wenn ihr in die Shownotes reingeht, den klickbaren Link gesetzt, sodass euch dieser Link dann zu den entsprechenden Bildern auch führt.
Thomas B. Jones
00:53:07
Ja, sehr spannend. Ich bin gespannt auf die Analyse, wie oft wir Diane Arbus jetzt doch falsch gesagt haben. Ich kann auf jeden Fall auch wieder, auch hier wieder was mitnehmen, wenn man sich dann nochmal tiefer mit den Fotografen und Fotografen beschäftigt. Für mich ist es auch immer wieder lehrreich. Ich komme auch jedes Mal auf Ideen und denke über meine eigene Fotografie neu nach. War eine gute Episode. Hat mich, obwohl ich definitiv schon über ihre Bilder gesprochen habe, ich weiß nicht wo, wenn ihr es wisst, gerne her damit. Ich nehme da doch immer wieder was mit und ich hoffe, euch geht es genauso. Wir haben in den letzten Wochen auch sehr viel mehr Feedback bekommen. Ich glaube, wir haben das auch ein bisschen eingefordert. Danke dafür, dass ihr euch da hingesetzt habt und eure Zeilen geschrieben habt. Bestärkt uns in dem, was wir hier machen, dass es für euch interessant ist. Also wir finden es interessant und ihr scheinbar auch. Und da freue ich mich auch schon auf die nächsten Episoden.
Kai Behrmann
00:54:03
Ja, vielen, vielen Dank und bis zum nächsten Mal. Tschüss.
Thomas B. Jones
00:54:09
Bis dann. Tschüss.
Music
00:54:12