Abenteuer Reportagefotografie – Podcast über visuelles Storytelling

Kai Behrmann: Visueller Storyteller und Fotograf

Zwischen Flutlicht und Filmkorn: Florian Renz und seine visuell-analoge Liebeserklärung an das Stadion von Altona 93

Florian Renz dokumentierte zwei Jahre lang das Stadion von Altona 93 – analog, atmosphärisch und ehrlich. In diesem Gespräch erzählt er von Nähe, Vertrauen und der Kraft unperfekter Bilder.

09.11.2025 93 min

Zusammenfassung & Show Notes

Florian Renz hat mit Altona 93 analog eine visuelle Liebeserklärung geschaffen – an den Fußball, an ein altes Stadion und an das Unperfekte. Im Gespräch erzählt er, warum er zwei Jahre lang Spiele des Hamburger Traditionsvereins Altona 93 mit der analogen Kamera begleitet hat, wie aus seiner Faszination ein Fotobuch wurde und warum Authentizität oft dort beginnt, wo Perfektion endet.

Florian Renz hat mit Altona 93 analog eine visuelle Liebeserklärung geschaffen – an den Fußball, an Deutschlands zweitältestes Stadion und an das Unperfekte. Im Gespräch erzählt er, warum er zwei Jahre lang Spiele des Hamburger Traditionsvereins Altona 93 mit der analogen Kamera begleitet hat, wie aus seiner Faszination ein Fotobuch wurde und warum Authentizität oft dort beginnt, wo Perfektion endet.

Weitere Infos, Bilder und Links findest du in den Shownotes:

https://www.abenteuer-reportagefotografie.de/podcast/florian-renz-altona-93

Ressourcen & Links


Webseite von Florian Renz: https://www.florian-renz.de/
Buch: "Altona 93 analog" – erhältlich über das Crowdfunding bei Kickstarter
Podcast: Florian Renz ist Co-Host von Thomas Winter im Podcast "Fotobuch-Ecke" 
Vortrag von Erik Schlicksbier bei "Bilderabend" auf YouTube: „Wie drucke ich mein Buch?“
Frühere Veröffentlichung von Florian Renz: "Dear India"


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Transkript

Florian Renz
00:00:00
Ja, also ich habe schon immer eine große Verbindung zum Fußball und eine große Liebe. Ich komme eigentlich aus Süddeutschland und bin so vor knapp 20 Jahren nach Hamburg gezogen und war dann quasi so ohne Fußballverein erst mal und war auf der Suche nach einem Stadion, wo ich hingehen kann mit Freunden und wo man einfach Fußball schauen kann. Also völlig ohne Fotografie waren diese Gedanken. Und ich habe mich erinnert an einen ganz alten Artikel, den ich mal gelesen habe in einem Fußballmagazin, dass es in Hamburg so ein altes Stadion gäbe, wo Amateurfußball gespielt wird. Und das war eben das Staradion von Alten 1993.
Kai Behrmann
00:00:32
Moin Florian, grüße dich. Herzlich willkommen im Abenteuer Reportage Fotografie Podcast.
Florian Renz
00:00:37
Hallo Kai, vielen Dank für die Einladung.
Kai Behrmann
00:00:40
Ja Florian, ich freue mich, dass du heute wieder im Podcast bist und dass du auch zugestimmt hast, diesen Podcast oder diese Aufnahme mit Publikum zu machen. Das ist ein Format, was ich in der Vergangenheit ab und zu schon mal gemacht habe mit allen, die uns bei Steady unterstützen. Die können heute Abend mit dabei sein via Zoom und diese Aufnahme mitverfolgen. Mal schauen, ob wir das hinkriegen. Das ist ja auch eine etwas ungewöhnliche Situation, ein ungewöhnliches Format, aber macht immer Spaß und im Anschluss gibt es dann eben auch für alle, die jetzt live mit dabei sind, die Möglichkeit, in einer kleinen Q&A-Runde ihre Fragen zu stellen. Ja, aber Florian, lass uns erstmal mit dem normalen, in Anführungszeichen, Interview anfangen oder Gespräch über das heutige Thema. Ich habe im Vorgespräch dir schon gesagt, dass ich bei dir das sehr vorbildhaft finde, wie du mit deiner Fotografie wirklich den ganzen Prozess durchläufst. Du fotografierst nicht nur sehr, sehr gut, sondern du machst aus deinen Bildern auch sehr, sehr schöne Bücher. Du hast eine Liebeserklärung an Indien gemacht, Dir India, und hast jetzt ein aktuelles Buchprojekt am Start über einen Hamburger Kultverein, Altona 93. Lass uns da mal mit einsteigen. Wie ist es dazu gekommen, dass du dir dieses Thema gewählt hast?
Florian Renz
00:02:14
Schon immer habe ich eine große Verbindung zum Fußball und eine große Liebe. Ich komme eigentlich aus Süddeutschland und bin so vor knapp 20 Jahren nach Hamburg gezogen und war dann quasi so ohne Fußballverein erst mal und war auf der Suche nach einem Stadion, wo ich hingehen kann mit Freunden und wo man einfach Fußball schauen kann. Also völlig ohne Fotografie waren diese Gedanken. Und ich habe mich erinnert an einen ganz alten Artikel, den ich mal gelesen habe in einem Fußballmagazin, dass es in Hamburg so ein altes Stadion gäbe, wo Amateurfußball gespielt wird. Und das war eben das Stadion von Altona 93 im Hamburger Westen, so im Teilbereich von Altona. Und ich bin damals, das war 2007, Bin ich dort hingegangen, habe mir ein Spiel angeschaut. Das war die vierte Fußballliga damals. Und ich war unfassbar begeistert vom ersten Moment an. Tatsächlich vom Fußball an sich, den mag ich halt einfach, aber auch von dem Stadion. Und das musst du dir so vorstellen, das ist halt wirklich ein sehr, sehr altes Stadion. Es ist tatsächlich das zweitälteste noch bespielte Stadion Deutschlands. Und es wurde aber seitdem auch nur ganz spärlich renoviert. Also man geht dort rein und man fühlt sich so ein bisschen, jetzt vielleicht nicht wie im Gründungsjahr 1908, aber so vielleicht wie in den 50er Jahren, wie in den 60er Jahren. Und so ist auch die Kultur dort. Es gibt Leute, die bringen ihre Hunde mit. Du hast da aus der Hamburger Linken Punk- und Bauwagen-Szene hast du Leute da. Ja, es ist ein relativ antikommerzieller Verein, so ein bisschen erinnert an St. Pauli in vielen Zügen. Aber du hast halt genauso, um im Fußball zu bleiben, HSV-Fans, du hast wirklich alle Altersgruppen, alle Schichten, hätte man früher gesagt, finden sich dort zusammen. Und es hat mich sehr, sehr erinnert. Und ich habe halt auch gemerkt in diesem Stadion, da gibt es eigentlich kaum moderne Werbung oder diese ganzen Dinge, die in den letzten 20 Jahren dann erst richtig gekommen sind. Über die FIFA und der Eckball wird irgendwie in der Werbung eingespielt in den großen Stadien und die Preise werden immer teurer und alles wird kommerzialisiert. All das findest du in diesem Stadion nicht. Und ich bin dann viele Jahre auch mit Dauerkarte bei Altan 93 gewesen und irgendwann hat sich das so ein bisschen überholt für mich und ich war ein paar Jahre nicht mehr und ich habe mich mit anderen Sachen beschäftigt. Und unter anderem intensiver auch mit der Fotografie als noch früher. Und irgendwann kam dann beides so zusammen, weil wir ja oft auch uns überlegen, was möchte man eigentlich fotografieren, wo könnten Projekte sein. Und ich habe mich auch so erinnert an das, was ich früher so immer gern hatte. Dieser alte Grundsatz muss eigentlich auch das fotografieren, wo du dich auskennst, wo du vielleicht auch Verbindungen hast, wo du vielleicht auch ein paar Kontakte hast. Das war das eine. Und das andere war, ich hatte auch nach Corona einfach wieder super Lust ins Stadion zu gehen. Und dann bin ich vor ein paar Jahren, habe ich wieder angefangen zu Altona 93 zu gehen. Ich habe dann Kameras mitgenommen und so vor zwei Jahren habe ich dann tatsächlich begonnen, regelmäßig die Kamera mitzunehmen und dort weniger Zuschauer zu sein, sondern als Fotograf ins Stadion zu gehen.
Kai Behrmann
00:05:26
Ich kann mich noch erinnern, als ich bei der Mopo gearbeitet habe als HSV-Reporter, Da in der alten Redaktion war das Stadion von Altona 93 in Sichtweite. Also ich konnte da immer drüber schauen, fast von meinem Schreibtisch aus. Bin aber nie selbst im Stadion gewesen, was ich jetzt ein bisschen bereue, wenn ich deine Bilder sehe. Das ist schon sehr, sehr viel Atmosphäre, sehr viel Ursprünglichkeit, die da mitschwingt. Lass uns vielleicht mal damit anfangen. Du hast gesagt, vor zwei Jahren hast du mit dem Gedanken gespielt oder darüber nachgedacht, auch mal die Kamera mit in das Stadion zu bringen. Jetzt weiß ich, wenn man in den oberen Ligen fotografiert, das ist recht aufwendig, dafür die Erlaubnis zu bekommen, eine Kamera mit ins Stadion zu nehmen. Wie schaut das bei Altona 93 aus in der vierten Liga?
Florian Renz
00:06:20
Ja, das ist genau das, was ich meine. Es ist sehr, sehr entspannt. Du nimmst die Kamera mit. Ich habe eine Umhängetasche, ich habe zwei, drei Objektive dabei. Allerdings auch keine große Ausrüstung, die auch nicht super professionell aussieht. Und beim Einlass, auch da wird natürlich kontrolliert. Wir reden dann immer so zwischen, ich würde mal sagen, 800 und 3000 Zuschauern, ganz grob. Man hat manchmal auch Gästefans, nicht so häufig, aber jetzt werden sie immer mehr. Und da wird natürlich schon ein bisschen nach Sicherheit geschaut. Das heißt, da wird auch mal in die Tasche geguckt, was du dabei hast. Aber ich habe noch nie irgendwie was gehört, dass man die Kamera dort nicht mitnehmen dürfte. Was, und das wissen wir natürlich in vielen Stadien, das wissen wir auch, wenn wir auf Musikkonzerte, auf Festivals gehen. Eigentlich ist ja immer dieser Grundsatz, ich erinnere mich auch letztes Jahr bei den Fanfesten zur Europameisterschaft, Kamera mit Wechselobjektiven sind nicht erlaubt. Das ist so die goldene Wege. und dementsprechend könnte man, ja, also die Optionen werden ziemlich eingeschränkt, wenn das bei Alta 93 auch so war. Also bei mir hat es niemand interessiert, so am Einlass und auch auf den Ringen. Hat mich nicht einmal jemand angesprochen und gesagt, was machst du da eigentlich oder das ist hier verboten. Natürlich war ich dann manchmal zurückhaltend und natürlich habe ich aufgepasst, ist es den Leuten gerade recht, wenn sie auf dem Bild sind oder nicht, so wie überall auch. Aber rein von diesem Prinzip komme ich mit Kameras rein Nein, das war, oder denke ich, ist im Amateurfußball generell nicht so ein großes Thema.
Kai Behrmann
00:07:52
Du bist dann aber anfangs als normaler Fan ins Stadion gegangen und bist nicht den Weg über den Verein gegangen.
Florian Renz
00:08:02
Ich bin die ganzen zwei Jahre, also zwei Saisons lang habe ich die Spiele begleitet. Ich habe kein einziges Mal den Kontakt zum Verein gesucht. Ich habe immer ganz normal ein Ticket bezahlt. Ist natürlich auch ein bisschen einfacher. Ich habe mir fast immer ein Ticket für die Haupttribüne geholt, wo es überdacht war, für das schlechte Wetter. Aber mit diesem Ticket kannst du dich in diesem Stadion auch frei bewegen, fast frei. Deswegen war ich jetzt nicht an einzelne Blöcke oder Bereiche im Stadion irgendwie gebunden, sondern ich konnte frei rumlaufen und ich hatte so, so nach zwei, drei Spielen wusste ich, an welcher Stelle will ich wo stehen und habe geschaut, dass ich mal jede Perspektive habe. Aber um auf deine Frage zurückzukommen, ich habe den Kontakt zum Verein erst beim vorletzten Spiel gesucht, das war dann wirklich so nach dem Spiel. Das ist auch ein Verein in der Atmosphäre, wo man nach dem Spiel noch zusammenbleibt, was man kann, es wird Musik aufgelegt. Es hat so eine richtige Festivalstimmung. Und wir standen dann noch so in der Fanszene zusammen und dann auf einmal hatte ich den Kontakt dort zum Pressesprecher und der hat mich dann zum zweiten Vorsitzenden weiter verbunden. Und dann haben wir da mitten im Bier in der Hand, habe ich gesagt, hier, guck mal, ich habe die Kamera, das ist diese alte analoge Kamera, ich fotografiere seit der ganzen Weile hier die Spiele. Wir wissen ja, Stadion gibt es nicht mehr lang, das kann ich ja gleich noch erzählen. Ich möchte dieses Buch hier machen und ich hätte eigentlich gerne eure Unterstützung, habe ich gesagt, einfach, dass er mir, sagt, dass es cool ist und er so, ja, finden wir eine super Idee, toll und ich habe dem zweiten Vorsitzenden dann, bevor das Ganze in den finalen Druck ging, auch nochmal ein Exemplar geschickt, ganz einfach, weil ich ihn und seine Unterstützung haben wollte, und ich wollte auch das Go haben, das ist das, was ich da tue im Sinne des Vereinses, aber ich habe bis nie einen Presseausweis gehabt, ich habe alle meine Tickets selber bezahlt und bin dort eigentlich immer als Fan gewesen. Ich habe dann auch zum Beispiel, wäre ich auch gerne mal nach dem Spiel auf den Rasen gegangen, um, wenn die Mannschaft jubelt, das mal wirklich beim Spieler zu fotografieren. Aber da ist dann auch die Grenze erreicht, da dürfen halt dann tatsächlich nur noch die wenigen Sportfotografen, das sind auch immer so 1, 2, 3 in der Liga, die dann eine entsprechende Akkreditierung hatten. Also das nochmal so dieses Zeichen, das hatte ich dann alles nicht.
Kai Behrmann
00:10:26
Mhm. Aber nochmal danach gefragt, was hat dich davon abgehalten, diesen Schritt zu gehen? Weil ich könnte mir schon vorstellen, wenn du mit diesem Projekt an den Verein herangetreten wärst, zu sagen, ich möchte dieses alte Stadion dokumentieren, bevor es dann in näherer Zukunft nicht mehr da ist, dass dir da auch die Türen offen gestanden hätten. Und dann hättest du natürlich die Möglichkeit gehabt, sicherlich auch nochmal andere Perspektiven zu bekommen, mit auf den Rasen zu gehen, dich da am Zaun zu sein, von der anderen Seite aus dem Stadion Inneren auf die Tribüne hinauf zu fotografieren. Was war es da bei dir, dass du diesen Kontakt eigentlich erst gesucht hast, als du das Projekt schon abgeschlossen hattest?
Florian Renz
00:11:18
Also ich glaube generell ist es eine zurückhaltende Herangehensweise, die ich einfach so pflege. Ich war mir halt auch gar nicht sicher, ob das zustande kommt, das Projekt. Ich habe ja nicht angefangen zu fotografieren und wusste, ich mache jetzt daraus ein Buch oder so. Ich habe am Anfang einfach gedacht, ich gehe dorthin und fotografiere und nehme die Kamera mit und mal schauen, was da so passiert. Und auch diese Geschichte, über die wir vielleicht gleich noch sprechen, die ist dann halt auch erst im Laufe der Zeit entstanden. Und ich habe so ganz am Schluss, habe ich auch darüber nachgedacht, Mensch, soll ich jetzt nochmal fragen, soll ich auf den Rasen gehen? Das wäre so die eine Möglichkeit gewesen, die mir eine neue Perspektive gegeben hätte. Die andere Möglichkeit wäre gewesen, wirklich in die Räume, in die Umkleideräume zu den Spielern zu gehen und so diese Atmosphäre mitzubekommen. Man denkt ja bei Fußballfotografie vor allem seit 2014 an Ribke, wie er dort eben mit der Kamera dabei war und wirklich die Spieler fotografiert hat. Und ich glaube, er war für viele, die sich solche Projekte überlegen, hat er sehr viel Inspiration gebracht. Also wenn ihr das nicht kennt, liebe Zuhörer, das gab es leider vor ein paar Jahren noch für 10 Euro inzwischen, das ist glaube ich ziemlich teuer geworden, aber dieses One Night in Rio von Paul Ripke mit einer Brennweite und einer Kamera, ich glaube er hat 24 Millimeter den BM-Sieg fotografiert, das ist ja schon Harakiri eigentlich, allein deswegen ist es sehr fantastisch. Aber ich glaube, der Unterschied bei mir war jetzt, ich habe ja nicht die Spieler fotografiert oder die Mannschaft, sondern mein Star, mein Protagonist, mein Held ist ja das Stadion. Und es hätte mir in der Umkleide, ja, es hätte vielleicht noch was gegeben, vielleicht auf dem Feld auch, aber es hätte die Geschichte nicht maßgeblich verändert. Und deswegen ist es, glaube ich, eine Mischung, dass ich da sehr zurückhaltend herangegangen bin und lieber das fertige Projekt auf den Tisch legen wollte, als zu sagen, hey, darf ich mal bei euch in die Umkleide? Weil ich glaube, dieser Stress und dann noch, ich habe das ganze Projekt, weiß nicht, ob wir es schon gesagt haben, aus dem Titel geht es hier vor, ich habe es ja analog fotografiert, also einen Film einlegen, in der Umkleidekabine noch analog zu fotografieren, Und dann wäre das nichts geworden. Da hätte ich mich nicht sehen wollen.
Kai Behrmann
00:13:34
Ja, kann ich nachvollziehen, dass du da eher vorsichtig rangegangen bist und dir auch ein Stück weit den Druck genommen hast dadurch, dass du das noch nicht zu hoch gehängt hast und in aller Ruhe die Bilder gemacht hast bei deinem Stadion besuchen. Bei uns, bei Abenteuer-Reportage-Fotografie in der Community kam neulich auch mal die Frage auf, wie man solche Projekte im Sport angehen kann. Du hast jetzt schon ein bisschen über die Anfänge, wie das bei dir entstanden ist, wie das losgegangen ist, dass auch am Anfang noch nicht so hundertprozentig klar war, wo geht das Ganze jetzt hin und dann hat sich aber konkretisiert, dass das Stadion der Protagonist in dieser ganzen Geschichte ist. Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, der auch Lust hat, im Bereich Sport, ob das jetzt Fußball ist oder eine andere Sportart, so ein Projekt zu machen und auch sehr, sehr nah an einen Verein ranzukommen? Würdest du jetzt mit deinen Erfahrungen sagen, geht ruhig schon am Anfang diesen Weg über den Verein oder welche Tipps und Ratschläge hättest du da an so jemanden?
Florian Renz
00:14:46
Also bei mir war es vielleicht insofern ein bisschen Spezialfall, dass ich diesen Verein halt schon viele Jahre besucht habe und verfolgt habe. Und ich war halt auch vom ersten Tag an, wo ich da eine Kamera hatte, war ich da jetzt auch kein unbekanntes Gesicht drauf. Also nicht, dass die mich jetzt alle namentlich kennen würden, so überhaupt nicht. Aber diese Fanszene ist schon relativ klein. Und da wird man irgendwie angesprochen, da wird man auch erkannt. Und ich war relativ schnell, war halt klar, derjenige, der da rumläuft mit seiner Kamera, vor allem mit dieser offensichtlichen Analogkamera, das ist der eine, der hier fotografiert. Und was ich halt dann schon gemacht habe, ist jetzt nicht so, dass ich gar keinen Kontakt mit dem Verein hatte, Aber ich bin schon so immer wieder zu den gleichen Leuten hin im Stadion. Also ob es jetzt die Bierverkäufer waren oder ein schönes Beispiel bei Alter 93 sind auch die Stadionsprecher. Die sind auch im Buch, haben die einer der wenigen Menschen im Buch tatsächlich, oder Porträts, sag ich mal, weil es gibt zwei Stadionsprecher, die quasi die Ansagen machen, die Durchsagen machen, die alles auch so die Musik machen, die gleichzeitig DJs sind und die hängen so an der Haupttribüne, so ein bisschen über der Haupttribüne dran und da ist auch für mich ein ganz guter Spot, wenn ich immer den Einlauf von den Spielern fotografiert habe, stand ich halt immer bei denen und ich habe auch mal dann Hallo gesagt und. Relativ bald habe ich die mal gefragt, darf ich von euch ein Foto machen? Und dann habe ich beim übernächsten Mal auch einen Bildabzug mitgebracht und den gegeben. Das freut ja die Leute immer, wenn man ihnen Fotos mitbringt. Und so habe ich schon versucht, sage ich mal, einen informellen Kontakt oder diesen Fuß reinzukriegen. Ist natürlich jetzt schwer da, einen Tipp für jemanden anders zu geben. Ich habe mich dort einfach zu Hause gefühlt und habe mich auch so benommen, so ein bisschen wie als ob ich zu Hause bin. Sowohl was den Respekt angeht, aber was ich mir halt auch so ein bisschen rausnehmen durfte. Und irgendwie war das dann total offensichtlich, weil ich habe ja auch einen Schal getragen. Ich habe da, die Leute merken, ich gehöre da irgendwie dazu. Also ich war Teil des Ganzen. Und deswegen kann ich vielleicht gar nicht so einen Ratschlag geben, wie das ist, wenn ich mich heute entscheide, ich möchte irgendwo Sport fotografieren und komme von draußen rein. Also ich habe es von innen heraus fotografiert. Und dass es jetzt Sport war oder ein Stadion, ist, glaube ich, gar nicht so ausschlaggebend. Also stell dir eher vor, ich wäre jetzt Mitglied im Angelverein. Und irgendwann hätte ich mich entschieden, ich fotografiere mal den See, in dem wir angeln oder so. Aber um trotzdem vielleicht den Bogen zu schlagen, so im Nachhinein oder wäre ich nicht so drin gewesen, wäre es, glaube ich, sicherlich auch eine gute Idee gewesen, nach den ersten zwei Stadienbesuchen, wo ich dann gemerkt hätte, die Bilder sind ganz schön geworden, mal große Abzüge zu machen, die mitzubringen. Ich sage, Leute, schaut mal her, ich habe hier was Spezielles, vielleicht auch dann zeigen, was einen ausmacht. In meinem Fall wäre das sicherlich der Fakt gewesen, dass ich dann reitkomme und nicht klassische Sportfotografie betreibe, also nicht mit großen Telebrennweiten auf die Spieler fokussiere, wenn sie ein Tor schießen oder wenn der Torwart einen Elfmeter hält, sondern dass ich halt eigentlich eher relativ weitwinklig rangehe, die Szenerie fotografiere und das natürlich noch analog gemacht habe. Weil das, und das ist die Erfahrung, das ist was bei den Leuten irgendwie bei diesem Projekt und wenn sie jetzt das Buch sehen und tatsächlich hängen bleibt, dass die erste Reaktion ist, ja cool, das Stadion kenne ich, aber die Bilder, die ich sonst davon sehe, die, und dann können sie es oftmals nicht formulieren, wenn sie keine Fotografen sind, aber was sie damit meinen, eigentlich sehe ich aus dem Stadion immer nur klassische Sportfotografie, aber eben nicht dieses Szenische oder vielleicht auch Dokumentarische.
Kai Behrmann
00:18:32
Da schauen wir gleich nochmal drauf auf konkrete Bilder und wie du rangegangen bist, gerade wie du sagst, Sportfotografie normalerweise, wenn sie den Fokus eben auf das Geschehen auf dem Spielfeld hat, dann sind das sehr, sehr lange Brennweiten, die da zum Einsatz kommen und in diesem Fall weitwinklige Sportfotografie zu machen, das sind Blickwinkel und Perspektiven, die die meisten nicht so gewohnt sind. Ich mache das ja in ähnlicher Form auch bei meinem Projekt, gerade in Argentinien, mit der Fanszene, die ich da beobachte, der Fußballkultur. Das ist ja auch dieser Ansatz eben, dass das, was auf dem Rasen geschieht, zwar auch irgendwo, ich versuche auf meine Art und Weise mit reinzunehmen in das Projekt, aber dass der Fokus ein anderer ist. Und was du sagst, eben diese, oder sich Verbündete zu suchen und als jemand dort eben auch aufzutreten, der ein Stück weit dazugehört in dieses Umfeld, Vertrauen aufbaut, das ist jetzt glaube ich ja etwas, was unabhängig vom Fußball sehr, sehr wichtig ist, wenn man Langzeitprojekte macht und versucht da unter die Oberfläche zu kommen bei fotografischen Themen.
Florian Renz
00:19:50
Ja, also es ist so wirklich dieses... Dieses Dabeisein, also in dem Fall den Fähnenschall tragen oder auch mit zu jubeln, wenn ein Tor fällt. Und ich meine, die Fans sind halt auch wirklich, das weiß man ja, sind sehr sensibel ihren Mannschaften gegenüber. Und die sind auch super sensibel, weil es ja ihr eigener Bereich ist, in dem du auf einmal da rumläufst und dann ist jemand mit einer Kamera, der da irgendwie noch anfängt, was zu fotografieren. Man darf auch nicht vergessen, in den Stadien, da wird ja auch mal gern ein Pyro gezündet oder so. Also Dinge, die fotografisch unglaublich Spaß machen und die vielen Fans auch Spaß machen, aber umstritten sind natürlich, auch ein Sicherheitsthema sind. Und wenn du jetzt überlegst, da kommt einer mit einer Kamera gerade hin, wie du ein Pyro zündest. Und wenn der nicht erkennt, dass du dazugehörst und dass du einer davon bist, dann darfst du dieses Bild einfach nicht machen. Und deswegen ist es so, da hast du mich jetzt auch ein bisschen drauf gestoßen, aber es ist schon dieser Punkt, du musst halt in den Projekten total drin sein, damit du diese authentischen und diese, hoffentlich in meinem Fall auch glaubwürdigen Bilder bekommst.
Kai Behrmann
00:21:03
So ein Projekt entwickelt sich ja mit der Zeit und manchmal braucht es auch initial das ein oder andere Bild, was ein Projekt auf die Spur bringt oder wo du eben auch als Fotograf das Gefühl hast, das erste Mal, okay, das ist etwas, das ist so der Look, das ist die Perspektive, da in diese Richtung soll das Projekt gehen. Gab es in diesem Fall auch solche Bilder ganz am Anfang, wo du gesagt hast, ja, das ist es jetzt, das ist so mein roter Faden, das nehme ich jetzt auf und daran entwickle ich das Ganze jetzt weiter?
Florian Renz
00:21:40
Also es war nicht wirklich ein Bild. Es gab ein Spiel, das war so relativ zu Anfang und es war ein sehr anspruchsvolles Spiel, fotografisch gesehen. Das war im Dezember in der ersten Saison von den beiden, die ich fotografiert habe. Es war sehr, sehr dunkel und zwar kurz vor Weihnachten. Lass es den 20. Dezember oder 18. Dezember so gewesen sein, zumindest für meine Erinnerung. Also es war super dunkel, es war auch relativ nass und zwar aber ein tolles Derby und es war Alter 93 gegen Viktoria Hamburg. Beides früher echt Größen im norddeutschen Fußball. Das gilt als das älteste Stadtderby Deutschlands überhaupt. Und die beiden haben gegenübergestanden und ich habe an diesem Abend wirklich drei, vier Filme durchgezogen. Und ich habe auch da relativ viel gepusht. Also für die von euch, die das beim Analogfotografieren nicht kennen, um mal vielleicht kurz technisch zu werden. Die Filme, die ich benutzt habe, hatten ISO 400 und ISO 800. ISO 400 war mein Tageslichtfilm, ISO 800 war mein Nachtfilm. Und wenn du dann mit Objektiven arbeitest, die, sagen wir mal, Blende 2, Blende 2.8 als Maximum haben, das weiß jeder, der fotografiert, dann kann es schon mal richtig eng werden. Also in einer echten Sportfotografie sowieso, wo man dann einen Fünfhundertstel, einen Tausendstel gern hätte. Jetzt bei meiner Art der Fotografie, ich habe auch mit dem Sechzigstel dann im Stadion noch fotografiert, aber das reicht immer noch nicht. Und dazu musst du die Filme quasi pushen. Das heißt, du würdest einen 800er-Film nehmen auf 3200 Stellen und bei der Entwicklung sagst du, bitte diese zwei Blendenstufen, die mir fehlen, bleibt der Film länger drin. Und ich hatte dann tatsächlich in diesem, da gibt es eine ganze Menge an Bildern, die an diesem Abend entstanden sind, bei dem Derby. Ich mache parallel mein Buch auf und würde dir, es gibt da so eine Aufnahme von dem Eckball, das ist die Doppelseite 7071. Also man sieht hier in diesem Derby tatsächlich, wie ein Altona-Spieler gerade die Ecke reinschießt. Und wenn man genau hinschaut, dann ist es halt relativ verwischt. Ich habe auch den Fokus nicht ganz genau getroffen. Also eher ist der Hintergrund, nämlich die Tribünen und das Spielfeld. Das ist also eher scharf. Und der Vordergrund, der ist unscharf zum einen durch die Bewegungsunschärfe. Aber ich glaube, man sieht es auch an der Eckfahne. Ich habe die Schärfe nicht so genau getroffen. Und das habe ich auch beim Fotografieren echt oft gemerkt an diesem Tag. Also ich musste tatsächlich die ISO, natürlich unter krassen ISO-Bedingungen, kurze, nee, also lange Verschlusszeiten in dem Fall. Und dann ist es auch dunkel und man sieht mit den analogen Kameras, die ich so hatte, habe ich dann auch nicht immer alles so richtig gesehen. Und dieses Bild zum Beispiel, wo man auch im Hintergrund dann diese drei Flutlichtmasten sieht, alle mit diesen ausgebrannten Lichtern, die dieser analoge Style eben erzeugt, das würde man digital so nicht hinbekommen, das war dann schon so ein bisschen der, ich habe mir die zu Hause angeschaut und dieses Bild und ein paar andere aus der Serie und habe gedacht, geil, genau sowas wollte ich erzeugen. Das kriegst du mit dem Handy nicht hin, das kriegen andere Leute mit der Digitalkamera hin und auch analog ist es echt ganz schön anspruchsvoll und es ist irgendwie auch genauso unperfekt, wie irgendwie dieses ganze Stadion unperfekt ist, wo das Unkraut hochwuchert und wo die Stufen ein bisschen schief sind und wo es irgendwie auch durchzieht und ungemütlich sein kann. Ja, ich glaube, das war für mich so ein entscheidendes Bild. Und danach wusste ich auch, ich habe unfassbar viel gelernt, wusste ich halt auch viel besser, wie gehe ich jetzt mit der ganzen analogen Geschichte um, wie muss ich auch richtig belichten, weil du hast einen wahnsinnig großen Dynamikunterschied quasi, du hast diese hellen Lichter am Flutlicht, du hast dann eigentlich relativ dunklen Rasen oder dunkle Bereiche des Rasen, Hintergrund. Es hat aber irgendwie dann ganz gut hingehauen, nicht jedes Bild, das kannst du dir vorstellen, und auch nicht jeder Film, aber auch mal ganze Filme verhauen, weil sie dann irgendwie nicht gut eingelegt waren oder so, oder auch schlecht belichtet. Aber im Großen und Ganzen hat es dann geklappt und ja, das war so ein bisschen der Weg quasi.
Kai Behrmann
00:26:06
War es von vornherein klar, dass du dieses Projekt analog fotografieren wirst?
Florian Renz
00:26:12
Das war vollkommen klar, weil, also es war mir nicht bewusst, wie gut die Geschichte am Schluss funktionieren würde, weil das Thema analog und altes Stadion haben die Leute halt jetzt, die sich für das Buch interessieren, auch vor allem außerhalb der Fotografieszene, haben das halt total dankbar aufgenommen. Ich habe für mich halt so gedacht, naja, in dieses Stadion zu gehen, wo alle anderen so bei München, Dortmund oder in Hamburg zum HSV in St. Pauli laufen, immer ausverkauft und man bekommt gar keine Tickets und alles ist hochmodern. Das ist ja eigentlich der normale Fußballzustand und das kannst du ja auch übertragen auf, Musikkonzerte, das kannst du auf ganz viele Dinge übertragen und ich würde halt lieber in so kleine, in der Musik so kleine Clubs gehen und irgendwie dort so schrammelige Konzerte, die liegen mir ein bisschen mehr und genauso ist es hier beim Fußball auch, es gibt wahrscheinlich in Deutschland wenige Stadien und Vereine, die noch so, authentisch oder vielleicht irgendwie die Altbacken auf eine gewisse Art und Weise sind und dort dann mit einem Analogfilm zu fotografieren. Also nicht nur wegen dem Look, den ich ja gerade auf dem Bild beschrieben habe, sondern auch ganz einfach wegen der Art und Weise, die Analogfotografie ist, sie entschleunigt, sie macht Fehler, sie macht auch, und das sieht man, glaube ich, auf einigen Bildern in dem Bildband. So Lightleaks zum Beispiel. Oder das letzte Bild auf dem Film, was irgendwie halt auch immer so ein bisschen schräg aussieht, aber aus einer analogen Sicht halt auch total schön sein kann. Solche Dinge findest du halt in so einem alten Stadion, die Haupttribüne, die irgendwie von 1958 ist. Also manche Leute würden sagen, wie kann man dort hingehen? Das sieht ja furchtbar aus und ungemütlich und eng bestuhlt und kalt und ganz, oder viele Leute, andere Leute würden sagen, naja, aber das hat ja eine totale Schönheit und das wird es bald nicht mehr geben und es ist auf der Zeit gefallen und, Ja, du merkst schon, das ist für mich so die Verbindung. Analogfotografie ist ja irgendwie auch aus der Zeit gefallen. Zumindest, also mindestens mal in der Sportfotografie. Ich glaube, da würde jeder zustimmen. So wie eben auch dieses Stadion. Und wir haben es jetzt, glaube ich, zwei, dreimal angedeutet. Als ich das Projekt angefangen hatte, war eigentlich der Zeitplan, dass es 2026 abgerissen wird. Das zweitälteste Stadion Deutschlands. Inzwischen wurde dem Stadion nochmal zwei, drei Jahre Verlängerung gegeben. Aber tatsächlich auf diesem Gelände, das ist relativ attraktiv. Für Wohnungen werden Selbüge auch entstehen und der Platz ist seit 20 Jahren verkauft. Und auch deswegen ist es natürlich total charmant zu sagen, ich halte das noch einmal fest, bevor es das nicht mehr geben wird.
Kai Behrmann
00:28:58
Ja, tolles Thema. Wo steht das älteste Stadion Deutschlands?
Florian Renz
00:29:04
Das älteste Stadion steht in Stuttgart und das ist das Stadion von den Stuttgarter Kickers, die Waldau. Das wurde allerdings mehrmals umgebaut. Das heißt, man kann dort diese Atmosphäre gar nicht mehr erleben. Aber es ist sehr, sehr cool, weil ein Leser, tatsächlich auch aus der Fotografie-Szene eher, der sich mein Buch bestellt hat und ich habe dann so zwei Sticker dazu gelegt, auf denen Altar 93 analog draufsteht, so als kleines Goodie. Der ist mit diesem Sticker an die Waldau gefahren und hat es dort an den Flutlichtmasten geklebt und fotografiert und an mich zurückgeschickt. Und das ist natürlich auch eine total schöne Geschichte, wie im ältesten Stadion Deutschlands jetzt ein Aufkleber vom zweitältesten Stadion hängt. Also die Waldau.
Kai Behrmann
00:29:55
Das wäre ja eigentlich auch das nächste Projekt, was du angehen könntest. Du kommst ja aus Schwaben. Back to the Roots.
Florian Renz
00:30:04
Könnte man eigentlich drüber nachdenken. Aber weißt du, Kai, wenn ich denn mal in Stuttgart bin, weil ich gar nicht mehr so oft bin, dann muss ich ja zum VfB gehen. Da sehe ich eigentlich eher mein nächstes Projekt.
Kai Behrmann
00:30:18
Okay, dann bleiben wir jetzt mal bei Altona 93. Ich finde das, wie du es beschrieben hast, wie nicht nur das Thema dann wichtig ist, sich da Gedanken drüber zu machen, sondern auch auf welche Art und Weise du das transportieren möchtest. Und dass da eben auch für wichtig ist solche Gedanken, welche digital, analog, welche Filme benutzt du, wie kann dieser Look, die Ästhetik dann das Thema auch verstärken, unterstützen in der Aussage, dieses Unperfekte, was man der analogen Fotografie dann ja eben auch zuschreibt, was viele darin suchen, dieses Unperfekte, was eben perfekt dazu passt, in diesem Fall dieses alte Stadion zu transportieren. Und diesen Charme, den das Ganze ausmacht. Also ja, schön zusammengefasst in diesem Bild und zieht sich dann durch das ganze Projekt durch und die weiteren Bilder in dem Buch. Lass uns da mal ein Stückchen weiter springen. Gibt es weitere Bilder, an denen du... Schlüssel, Momente dieses Projekts erklären kannst, abbilden kannst.
Florian Renz
00:31:30
Es gab einen Tag und der war wirklich spektakulär als Fotograf. Das war im Frühjahr dieses Jahres, glaube ich. Und da könntest du beispielhaft mal die Seite 35 aufmachen und die anschauen. Da sieht man quasi auf dem oberen Bild, wie die Mannschaften einlaufen. Alter 93, die spielen in diesem Schwarz-Weiß-Rot, in diesen preußischen Farben, laufen gerade ein. Und ich fotografiere direkt tatsächlich quasi hinter ihnen von der Seitenlinie. Also dort gibt es tatsächlich auch keine Abgrenzungen. Das heißt, man kommt sehr, sehr nah ins Spielfeld ran. Das wäre jetzt in den Profiligen völlig undenkbar, dass man so nah dran kommt. Aber auch da hatte ich natürlich zu den Sicherheitskräften immer schon so mal ein bisschen Kontakt aufgenommen. Die haben mich auch schon gekannt, bin zu denen hingegangen und habe kurz meine Analogkamera ihnen gezeigt, dass sie auch wissen, ich bin harmlos. Und mit dem Kopfnicken durfte ich da dann immer so ein bisschen näher dran. Aber was ich dir erzählen wollte, dass auf diesem Bild man eigentlich im Hintergrund die Gegentribüne gar nicht mehr sieht, weil es so neblig war. Und in diesen alten Stadien, da ist es ja auch so, dass das Flutlicht nicht so wahnsinnig stark ist, wie man es heute kennt. Das heißt, eigentlich konnte man gar nicht viel sehen. Also es war unfassbar, dass man dieses Spiel überhaupt angepfiffen hat. Also ich glaube, die Spieler selber haben das Tor gar nicht gesehen. Und es sind so ein paar Bilder drin. Auf Seite 39 siehst du dann, wie sich die Mannschaft quasi vor dem Spiel, bevor es losgeht, wie sie sich zusammenfindet und wie sie dann diesen bekannten Kreis bildet. Und ich glaube, der Kreis ist eben eines der Symbole im Fußball für diese Geschlossenheit. Den Kreis haben die Spieler immer gemacht vor dem Spiel. Den Kreis haben sie nachgemacht, egal ob sie gewonnen haben oder ob sie verloren haben. Dieses nochmal zusammenkommen, was fotografisch natürlich auch total spannend ist und für meine Geschichte war es super wichtig, sowohl den Kreis mal drin zu haben wie jetzt hier in dem Nebelbild, relativ zu Beginn des Buches direkt bevor dann der Ball rollt und aber auch, und ich glaube das ist so mein Lieblingsbild von dem Buch, die Doppelseite 8081 direkt nach dem Spiel, wo die auch wieder alle zusammenkommen. Da ist der ganze Stuff dann dabei. Man sieht also diese Menschentraube, die ich so durch den Zaun jetzt fotografiere. Im Hintergrund sieht man ganz diffus, da ist auch wieder die Lichtquelle, der Flutlichtmast. Es ist tatsächlich diesmal von der anderen Seite des Spielfelds, von der Gegend geraten, deswegen haben wir auch einen Zaun. Und die kommen alle zusammen. Man sieht auch auf der rechten Seite ist der Sportfotograf mit seiner großen Kamera. Der ist jetzt auf dem Spielfeld, da wo ich nicht bin. Aber ehrlich gesagt glaube ich, und ich würde es nicht bei jedem Bild in dem Buch sagen, ich bin super stolz oder das ist ein Highlight, aber dieses Bild ist für mich ein totales Highlight, weil es total viel transportiert. Und ohne darüber nachgedacht zu haben, es beantwortet ein bisschen die Frage, warum war ich eigentlich nicht auf dem Feld, sondern warum war ich im Publikum? Weil damit habe ich solche Bilder halt bekommen. Das hätte ich auf dem Feld nicht geschafft. Man sieht nebendran noch, das muss man dann wissen, es sind so einige Insider in diesem Buch auch verpackt. es gibt so eine Art Maskottchen bei ALT193, das die Fans erfunden haben, nämlich so ein Schlumpf, Würde jetzt ein bisschen zu weit führen, aber kommt einfach mal in dieses Stadion. Das ist sensationell. Man kriegt ja auch die Schlumpfgeschichte mit. Und man sieht halt in diesem Bild, wie diese Spieler- und Stuff-Traube auf dem Rasen zusammen ist. Ich durch den Zaun fotografiere und am Zaun hängt noch so dieser unscharfe Schlumpf im Vordergrund, der mit seinem Finger wiederum auf die Menschentraube draufschaut. Und ja, ist für mich halt ein sehr symbolisches Bild. Und so auch irgendwie nochmal so ein Rückbeweis, dass ich es geschafft habe, auch ungewöhnliche Bilder zu schießen, die dokumentarischen Zweck haben, die man sonst halt nicht geschossen hätte und die auch ein Sportfotograf normalerweise nicht macht.
Kai Behrmann
00:35:37
Ja, man kann sich vorstellen, was für Bilder der Sportfotograf da mit nach Hause gebracht hat aus der Situation und wenn man dann eben deine Perspektiven sieht, dieses etwas zurückgenommene, aber dann doch, ja, du hast es die Möglichkeit, da diese Atmosphäre mit reinzuarbeiten, das Ambiente, das Stadion an sich, dir diese Elemente zu suchen, die so ein Bild dann noch weiter aufladen an Bedeutung. Diese Möglichkeiten, die du nicht gehabt hättest, wenn du da auf dem Platz gewesen bist. Also von daher ein sehr, sehr schlauer Ansatz, dich da gar nicht so oder das zu verfolgen, dass du da diesen offiziellen Status mit Akkreditierung bekommst, sondern so wie du es angegangen bist, hast du hier genau die Motive finden können, die dieses Buch eben auch so stark macht. Und wo ich auch als Betrachter wirklich diesen Biergeruch in der Luft praktisch spüren kann, wenn da Bengalos abgebrannt werden, dieser beißende Geruch in der Nase, alles was da noch mit zu tun hat, wenn es dann regnet, wenn es feucht ist, das ist sehr, sehr spürbar in deiner Fotografie.
Florian Renz
00:36:56
Ja, das ist das, was man sich erhofft als Fotograf, was ich, also ich erhoffe mir ja, wenn ich sowas mache, diese, nennen wir es mal, Reportage dieses Stadions, dass man halt auch sieht, dass ich nicht nur der Fotograf bin, sondern dass ich eben auch der Fan bin und dass ich auch jemand bin, der an diesen, unabhängig von dem Alter 93, der auch ein bisschen an diesem antikommerziellen Fußball hängt und der eben generell so alte Techniken, alte Dinge gern mag, da bist du dann auf einmal wieder bei einer Logfotografie und wieder bei dieser Parallele. Und das ist ganz schön, wenn du das sagst oder wenn andere mir auch das Feedback geben, egal ob aus einer Fotoszene oder aus einer Fußballszene. Es haben sich jetzt auch Leute von meinem Buch interessiert, die weder mit Fußball noch mit Fotografie was zu tun haben, die einfach sagen, okay, wir verstehen das. Es gibt in Hamburg, das nennen wir die Regionalen, es gibt da irgendwas, was bald nicht mehr da ist, was ja auch ein generelles Thema einer großen Stadt ist. Gentrifizierung ist eine Spielweise davon, sondern dass Dinge abgerissen werden, weil eben Leute mehr Geld haben. Und eigentlich könnte man sagen, ich weiß nicht, ob da jemand drüber mal nachgedacht hat, aber dieses Areal wird gerade gentrifiziert, weil das, was den Menschen gehört zu einem Stadion, wird abgerissen, Klammer auf, weil es auch wirklich halt nicht mehr den Sicherheitsstandards entspricht. Das muss man fairerweise auch sagen und weil es zu teuer wäre, es zu renovieren, Klammer zu, wird abgerissen und da werden eben wahrscheinlich auch dann hochwertige Wohnungen hingesetzt, die sich vielleicht auch nicht mehr jeder leisten kann. Jetzt bin ich aber ganz schön sozialkritisch auf einmal geworden. Das sollte das Buch gar nicht sein. Es geht eher darum, diese Erinnerungen einfach festzuhalten. Und vielleicht noch auf deine Frage, um nochmal und ich glaube, das siehst du ja auch im Buch, es gibt relativ viel Stillleben auch da drin. Es gibt auch relativ Stillleben viel von Teilen des Gebäudes in dem Vereinsheim, wo es eben auch so super alte Toiletten gibt, die mit ganz vielen Fanstickern beklebt sind. Ähm. Wenn es diese Toiletten nicht mehr gibt, die wirklich nicht mehr zeitgemäß aussehen und ich glaube, das ist noch relativ milde ausgedrückt, wenn ihr euch das nicht vorstellen könnt jetzt, aber ja, sowas wird man nachtrauern, weil es eben echte, authentische Orte sind und wenn es nur die Toilette ist oder die alte Tribüne oder die alten Eingangstore, das alles hat mir so zugerufen, hey, wir, wir, die Toiletten, wir wollen festgehalten werden. Ja.
Kai Behrmann
00:39:25
Ja, da kann Fotografie ja seine Stärke ausspielen, eben gerade solche Dinge auch, ja, wenn sie dann irgendwann mal nicht mehr da sind zu bewahren, dass man zurückgehen kann, sich das mal anzuschauen, wie es früher eben war. Ich erinnere mich auch noch an das alte Volksparkstadion. Das war das Stadion, wo mein Papa mich damals, als ich, glaube ich, zwölf war, das erste Mal mit hingenommen hatte, mit der Laufbahn noch um das Spielfeld, nur die Haupttribüne überdacht, die Gegengeraden. Dann standen wir häufig auch im Regen, wurden dann patschnass. Und ja, all diese Fußball-Folklore, die es da gab, Verkäufer von Süßigkeiten, die mit so einem kleinen Bauchladen dann durch die Fans sich da bewegt haben und sich durchgewühlt haben. Also all das, was früher so dazugehört hat, heute nostalgisch drüber spricht. Die Zeiten verändern sich, das ist auch ganz klar. Du hast die Sicherheitsstandards angesprochen, was sicherlich auch ein Faktor ist, warum es diese viele, diese alten Spielstätten nicht mehr gibt und auch wenn man die Ligen runter geht, in den dritten Ligen heutzutage, gibt es dann auch diese Stadien von der Stange, kann man so sagen, dann je nachdem wie groß der Verein ist, gibt es die dann von 10.000 Fans, 20.000 Fans, 30.000 Fans und dann eben Bundesliga, eine Nummer größer noch, also alles sehr, sehr austauschbar dann letztendlich und umso schöner ist es dann, diese Perlen nochmal darzustellen oder zu dokumentieren, so wie du es jetzt hier in diesem Fall gemacht hast, also ja, tolles Projekt.
Florian Renz
00:41:07
Genau, Kai, und ich glaube, es gibt noch einige Stadien da draußen, die vielleicht nicht ganz so alt sind, aber ähnlich so alt und charakteristisch. Und es gibt ganze, das ist auch ein Thema, was total wieder kommen kann. Es gibt ganze Magazine über alte Stadien, die sich mit beschäftigen. Die haben aber alle eins gemein, dass sie eigentlich keine guten Fotos haben. Kann man den ja auch nicht verübeln den Leuten, weil sie mit dem Handy fotografieren. Aber ich glaube, jede größere Stadt hat ein tolles altes Stadion, das irgendwie darauf wartet, fotografiert zu werden und auch viele Gemeinden. Und ich glaube, man darf da, das muss auch nicht immer ein super kleiner Verein sein oder so. Also Altona 93 nochmal als Beispiel, spielt heute nur Vierte Liga. Aber in diesem Stadion haben Länderspiele stattgefunden in den 20er, 30er Jahren, weil Altona eines der Top-Teams war und Altona war einer von relativ wenigen Gründungsmitgliedern des Deutschen Fußballbundes im Jahr 1900. Und wenn man die sich mal durchschaut, da gibt es viele alte Vereine und Vereinsnamen oder auch auf dem Gebiet dem ehemaligen DDR-Gedr. Also das gilt sicherlich auch für andere Sportarten und für andere Bereiche. Ja, und den Leuten fehlt oftmals dann irgendwie auch ein guter Fotograf.
Kai Behrmann
00:42:25
Ja, ein schöner Aufruf an alle, mal sich umzuschauen, ob es vielleicht in der Gegend genau so ein altes Stadion gibt und dann daraus auch mal so ein Projekt zu machen. Also ich finde, da bietet sich ja unheimlich viel an, auch selbst wenn ich vielleicht nicht der größte Fußballfan bin, aber dann kann ich eben dieses Stadion oder die Architektur vielleicht eher in den Vordergrund rücken und jetzt nicht den Sport an sich. Also da gibt es ja auch verschiedene Herangehensweisen an so ein Thema. Und ich finde, ja häufig denken wir immer ein bisschen zu groß oder dieser Reiz der ersten Liga oder zweiten Liga des Profisports ist dann überlagert ein bisschen oder verdeckt den Blick auf diese abseitigen Randthemen, die eigentlich aber viel, viel spannender sind und fotografisch deutlich mehr hergeben, als da immer ins oberste Regal zu gehen. Also wenn ich jetzt hier diese Seite mir anschaue, zum Beispiel diese Doppelseite von den Toiletten in dem Stadion, ja wirklich so ganz, ganz alte Keramik und die Wände vollgepflastert mit Stickern, ja wirklich... Stark. Du hast ja neulich auch einen großen Beitrag im Hamburger Abendblatt gehabt, die das Thema aufgegriffen haben und für die war dieses Motiv der Toiletten auch eins, was sie unbedingt haben wollten. Was haben Sie gesagt, warum gerade diese Bilder für den Artikel so wichtig waren?
Florian Renz
00:44:09
Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht das, warum, aber es ist so generell, ich habe so einen Ordner gemacht mit so einer Auswahl von Bildern für alle die, die irgendwo darüber berichten wollten und da ist Hamburger Abendblatt, was so, ja, die Nummer 1 Zeitung in Hamburg ist, also, die hat sich für dieses Thema auch interessiert und witzigerweise auch da war das nicht die Sportredaktion oder die Fußballredaktion, das war halt die Hamburg-Redaktion, weil sie eben, und Und sie sind jetzt nicht auf das Thema Fußball abgefahren, sondern es gibt eben diesen alten Ort in Hamburg. Und es ist auch nicht jedem in Hamburg so klar, dass es dieses zweitälteste Stadion ist und es ist bald weg. Es hat auch nicht mal jeder Hamburger schon mal gehört, dass es diesen Verein, der halt so besonders ist, gibt. Aber sie sind sofort aufgesprungen auf das Thema quasi und haben sich dann diese Bilder angeschaut. Und die beiden wichtigsten Bilder, die eigentlich immer von allen dabei gewesen sind, sind zum einen eins von der Toilette, das links oben, wo man also so reinschaut in diese Männertoilette, alles ist voll mit Stickern, wir haben es schon beschrieben, man sieht vier Pissoirs und nochmal zwei Kabinen. Ja, also auch kein aufregendes Foto, auch relativ dunkel, hat auch einen gewissen Stich durch diese Röhren da, durch die Beleuchtung. Aber alle wollten es irgendwie abdrucken. Und das andere war tatsächlich das Bild auf der Seite 111, wo man eigentlich die Eingangstore sieht. Und ich glaube, das ist auch klar, das ist so ein typischer, Kai kann es ja auch mal sagen, aus dem Lehrbuch des visuellen Storytellings. Das Bild sagt sehr viel aus, weil wir sehen ein Stadiontor, wir sehen einen Eingang und das ist auch einfach beschrieben, weil oben steht drüber Altar 93 und der Name des Stadions Adolf Jäger Kampfbahn und es passt auch so von diesem Szenischen und von der Lichtstimmung, es ist auch ganz ansprechend. Und hättest du wahrscheinlich auch gesagt, Kai, das ist das Bild, was eine Zeitung als Aufmacher nehmen würde, oder?
Kai Behrmann
00:46:15
Ja, du hast recht. Also so ein Bild kann man natürlich auch an den Schluss setzen, so als Ausstieg. Funktioniert am Anfang und am Ende. Aber bringt uns zu einer generellen Frage, die bei so einem Projekt ja wichtig ist. Wie sortierst du die ganzen Bilder? Wie sequenzierst du? Du hast jetzt auch ein Buch draus gemacht. Das sind ja auch alles Fragen, die du dir stellen musstest, was du letztendlich aus diesem ganzen Bildmaterial machst. Wie bringst du sie in die richtige Reihenfolge? Nimm uns da mal mit in deine Gedanken.
Florian Renz
00:46:48
Ich habe irgendwann so nach... Nach einem guten Jahr der Fotografie, also ich habe ja schon gesagt, zwei Jahre habe ich insgesamt fotografiert, nach einem guten Jahr habe ich so eine Art Inventur gemacht und habe mal geschaut, was habe ich denn alles. Und habe mir selber die Frage gestellt, reicht es eigentlich für ein Buch oder ein Magazin, für irgendeine Art Zusammenstellung und habe mir eine Auswahl der Bilder ausgedruckt und habe die quasi so ganz klassisch mir gelegt auf den Tisch. Und ich wusste überhaupt nicht, in welche Richtung das gehen wird. Und dann habe ich mir überlegt, also wo kriege ich jetzt eigentlich den roten Faden her, wo kriege ich die Geschichte her, bin ich jetzt im Stadion, bin ich am Fußball? Wenn du quasi über mehrere Spiele hinweg fotografierst, dann hättest du ja rein logisch gesehen, könntest du sagen, okay, ich nehme alle Spiele im Winter oder diese Nebelspiele. Also man könnte nach Wetter, könnte man irgendwie die Geschichte aufbauen. Man könnte natürlich auch eine sportchronologische Sache machen. Wie verläuft die Saison, wie ist das Spiel verlaufen oder so. Aber das hat alles nicht funktioniert, zumal ich ja jetzt weder irgendwie, ich möchte ja eigentlich den sportlichen Erfolg oder Misserfolg gar nicht im Mittelpunkt stellen, sondern es geht ja um dieses Stadion festzuhalten oder wenn man es noch ein bisschen genauer fasst. Und ich kam so beim Nachdenken auf den Trichter, diese Arbeit hat ja im engeren Sinne das Stadion nicht im Fokus, sondern das Erlebnis. In dieses Stadion zu gehen und dort ein Spiel zu verfolgen. Das ist ja das, was nicht mehr möglich sein wird. Das Stadion an sich, ohne Menschen, ohne Spiel, hat es ja eigentlich auch nicht die Bedeutung. Es ist ja ein bisschen abstrakt gesprochen. Und das, was ich ansprechen möchte, wie war das, als es dieses Stadion noch gab? Wie ist man hingekommen in das Stadion? Wann hat man sich irgendwie eine Bratwurst geholt? Und wo hat man sich hingestellt? Und wie hat man Niederlagen erlebt und Siege erlebt? Und das alles in diesem Stadion, was den Rahmen für am Ende des Tages ein doch sehr, sehr persönliches Erlebnis hergibt. Und als dieser, wie sagt man, als der Groschen gefallen ist, so sagt man, dann, ja klar, dann war auch völlig offensichtlich, also dann muss es ja genau das nachbauen, nämlich ein typischer Tag, Spieltag an der AJK, das ist die Abkürzung für die Adolf-Jäger-Kampfbahn. Ja, und damit muss eigentlich dieses Buch losgehen mit, wie komme ich eigentlich hin zum Stadion? Fahre ich mit dem Bus, fahre ich mit der Bahn, was erlebe ich vielleicht sogar auf dem Weg? Dann gehe ich ins Stadion rein, ich schaue mich erstmal um, die Fans hängen die Transparente auf, die Anzeigentafel, die tatsächlich selber gebastelt ist und analog ist im Stadion, die wird aufgehängt von den Fans. Dann die Stadionsprecher bereiten sich vor, die Mannschaften wärmen sich auf. Irgendwann kommen mehr Fans, man diskutiert die Mannschaftsaufstellung und klar, da braucht man auch so ein bisschen die Erfahrung, wie funktioniert eigentlich ein Fußballspiel und die Erfahrung, wie funktioniert ein Fußballspiel bei Altona 93. Wann laufen die Mannschaften ein, von wo kommen sie, wo feiern sie am Schluss, wo gehen sie wieder vom Spielfeld runter. Ich habe also diese Inventur gemacht und dann gemerkt, solche Sachen, okay, mir fehlt, weiß ich nicht was, mir fehlt, wie sie einlaufen. Habe ich oft fotografiert, aber bestimmter Winkel fehlt mir vielleicht. Oder mir fehlt eigentlich mal ein Spiel, wo auch der rechte Teil der Gegengerade richtig voll ist, zum Beispiel. Oder, ach, eigentlich bräuchte ich mal einen Elfmeter oder wie die Menschen jubeln. So Stück für Stück habe ich mir notiert, was fehlt. Ich erinnere mich auch, dass mir ziemlich lang noch gefehlt hat, einfach weil ich nicht dran gedacht habe, was nach dem Spiel noch so passiert, wenn die Leute vom Rasen gegangen sind. Also wie jemand dort noch diese Ferientransparente wieder abhängt. Oder wie auch mal nach einer Niederlage. Und es waren zwei sehr erfolgreiche Saisons. Es gab nicht viele Niederlagen. Wie man aber auch mal so verzweifelt ist. Du hast vorher mal ein Bild offen gehabt. Es gibt so eine Doppelseite, wo ich quasi durch den Zaun durchfotografiere, wie die Spieler sich nochmal abschlagen nach dem Spiel. Das habe ich auch als vollflächige Doppelseite abgebildet. Das ist die Seite, jetzt suche ich sie, ich finde sie gar nicht auf Anheb, doch, das ist die Seite 84, 85. Das war nach der einzigen Niederlage in diesen zwei Jahren, glaube ich, oder deutlich Niederlage, oder es war ein Pokal aus tatsächlich. Man sieht die Gesichter, wie enttäuscht die sind. Und ich habe tatsächlich auch ein Bild gebraucht von enttäuschten Spielern. Es war unfassbar schwer, da mal eins zu kriegen. Das ist tatsächlich ein Glücksschuss, muss man auch wieder im Kopf haben, das ist analog fotografiert. Da habe ich halt nur genau einen Schuss und ich muss gucken, dass die Spieler vielleicht auch nicht noch so übereinander, die Köpfe übereinander sind. Aber ich habe es halt abgefangen, wie ein Spieler quasi abschlägt und die Hand vom Fan durch den Zaun durchkommt und man sieht im Hintergrund die Flutlichtmasten, man weiß, dass es die AJK ist Und man sieht in den Gesichtern auch die Enttäuschung. Das hat gefehlt. Ich glaube, das war das vorletzte Spiel von dem ganzen Buch. Und ohne dieses Bild hätte ich mich vielleicht auch nicht wohlgefühlt. Ich habe die Frage sehr lange beantwortet, Kai. Aber so bin ich im Wesentlichen vorgegangen, dass ich nach einer bestimmten Zeit diese Inventur gemacht habe. Es kam die Idee und dann kam dieser Punkt, was fehlt mir noch? Und ich hatte wirklich auf meinem Handy so eine Liste, was brauche ich noch? Und ich war bei den letzten Spielen im Stadion und habe dann immer wieder während des Spiels auf das Handy geschaut und gedacht, ah ja stimmt, ich muss ja noch in die Ecke. Ich habe nicht alle Bilder mehr bekommen, aber so war so ein bisschen meine Gedächtnisstütze. Und dann hatte ich alle Bilder. Aber natürlich hatte ich die Geschichte noch nicht zu Ende. Also habe ich die neuen Bilder auch ausgedruckt, habe das zusammengelegt und bin so in dieses typische Spiel des Editing reins über einen längeren Zeitraum und habe dann die Bilder sortiert, bis ich die Geschichte gefunden hatte.
Kai Behrmann
00:53:14
Finde ich sehr anschaulich, wie du das beschrieben hast, deinen Prozess bei so einem Langzeitprojekt. Es gibt ja unterschiedliche Formen der Reportage, Reportagen über Ereignisse, die linear passieren innerhalb eines kurzen Zeitraums, wo praktisch die zeitliche Abfolge auch die Sequenzierung der Bilder vorgibt. Aber du jetzt als jemand, der über zwei Jahre diesen Verein, die Spiele in diesem Stadion verfolgt hat und am Ende dann Bilder von unterschiedlichen Tagen, von unterschiedlichen Spielen beisammen hat, da dann zu schauen, wie kann ich da einen roten Faden entwickeln? Wie passen die Bilder zusammen? Welche Erzählstränge gibt es? Das finde ich, ist dir hier sehr, sehr gut gelungen, auch in diesen Inventuren, die du immer wieder gemacht hast, ausdrucken die Bilder, schauen, wie kann ich sie zusammenlegen? Das ist eine wichtige Vorstufe, bevor es dann in den Druck geht und in das finale Layout. Es ist eine sehr, sehr stimmige Struktur geworden, wie ich finde.
Florian Renz
00:54:25
Also für mich war es auch entscheidend, dass ich es halt nicht selber gemacht habe, sondern dass ich auch ich muss dir vorstellen, ich habe diese Bilder dann bei mir an die Wand geklebt und die hingen dann mehrere Wochen an dieser Wand und immer wenn ich mal Besuch hatte, habe ich die Leute an die Wand schauen lassen und ich, erzählt es ganz gern, dass da auch der Handwerker da war und wir haben über was gesprochen und es hat sich herausgestellt, der hat irgendwie einen Bezug zum Thema HSV war das glaube ich, aber zum Thema Fußball, der war jetzt, weiß Gott, kein Fotograf und auch keine Art von Kurator oder sowas, der auch nicht irgendwie in einem künstlerischen Sinne bewerten könnte, welche Bilder gehören denn zusammen und welche nicht. So wie das eben viele Kuratoren sehr gut können. Und den habe ich dann mitgenommen. Hier, guck mal an die Wand. Das ist hier das Stadion. Hast schon mal gehört? Er so, ja klar, natürlich kenne ich das. Schau mal her, ich möchte dir eine Geschichte erzählen. Was denkst du dazu? Und dann hat er sich das angeschaut und hat mir dann Fragen gestellt, ja warum, was ist denn das hier und warum ist das Bild hier? Und das hat dann in mir halt total gearbeitet und so ein Feedback, also zumindest ich brauche solches Feedback für solche Projekte, dass ich das mal spiegle, weil ich bin natürlich da super subjektiv. Ich habe ja vorhin gesagt, es ist ein Riesenvorteil, dass ich da den Verein irgendwie kenne und schon mit dem Herz schon länger begleite, auch wenn ich mal viele Jahre nicht da war. Aber man ist dann vielleicht auch manchmal so ein bisschen betriebsblind und ich muss die Geschichte ja auch Leuten erzählen können oder das Buch muss die Geschichte erzählen können für Leute, die noch nie in dem Verein waren und hoffentlich auch für Leute, die sich für Fußball gar nicht interessieren. Ich habe eine Zuschrift bekommen zum Beispiel, das fand ich eines der schönsten Komplimente. Einer hat mir geschrieben, er hat sich dieses Buch gekauft, weil er gern zur Alter 93 geht und seine Mutter, das muss dann eine ältere Dame sein, versteht nie, warum er so viel Zeit dort verbringt und was das soll und vor allem Vierte Liga, warum geht man da hin? Der hat mein Buch genommen, hat es ihr in die Hand gedrückt. Sie hat es jetzt angeschaut und hat mir zurückgeschrieben, jetzt versteht meine Mutter, was mir da gefällt. Weil so ein Spieltag, ich konnte es ihr bisher nicht erklären, aber jetzt hast du das gemacht, Florian, mit Fotos und ein bisschen Text dazwischen. Und das ist natürlich dann irgendwie das schönste Kompliment und zeigt mir, das funktioniert. Aber es funktioniert aus meiner Sicht halt auch nur deswegen, weil ich es mit anderen Leuten besprochen habe und auch mit anderen Leuten, die halt nichts mit Fotografie zu tun haben.
Kai Behrmann
00:57:05
Aus verschiedenen Perspektiven hast du die Leute draufschauen lassen und diese Frage, genau für wen mache ich dieses Buch, ist ja auch entscheidend, die ein Stück weit dann auch bestimmt Formen, Layout, welche Bilder du zeigst. Wie ist es in diesem Fall? Was ist deine Hauptzielgruppe, die du mit diesem Buch im Blick hast? Sind es Altona 93 Fans, die mit Fotografie aber gar nicht so viel zu tun haben? Oder sind es eher fußballaffine Fotografen, die du mit deinem Buch erreichen möchtest?
Florian Renz
00:57:48
Also man soll ja den Fokus immer schärfen. Also ich habe schon versucht, dass es was ist, was Fotografen gefällt irgendwie. Das war so mein Anspruch. Und das ist, glaube man, das wollte ich auch versuchen, so in dem, wie es gestaltet ist. Das erinnert es ja eher an ein Bildband als jetzt ein Fußballbuch. So, oder ein Bildbändchen, sagen wir mal so. Auch von der Haptik und von Papier, was ich gewählt habe, ist es aus meiner Sicht eher im Fotografischen angesiedelt. Oder die Bindung zum Beispiel. aber das war mein Anspruch, das wollte ich irgendwie durchkriegen. Auf der anderen Seite wollte ich aber halt bewusst was machen, was resoniert, ist so ein verkopftes Wort, aber was irgendwie die Leute auch in diesem Verein und die Fans anspricht, weil das Potenzial einfach riesengroß ist und wenn mir das so am Herz liegt. Eigentlich wollte ich halt auch einfach ein Erinnerungsbuch, das war ja der Grund und Erinnerungsbilder an dieses Stadion haben, was es irgendwann nicht mehr geben wird. Eigentlich wollte ich es erstmal für mich machen und jetzt habe ich versucht, und ich weiß, die Frage ist jetzt, und die Antwort ist vielleicht jetzt nicht wirklich sehr zielführend, ich habe ja vielleicht gar nicht so viele Gedanken gemacht in der ersten Linie, aber mir war schon klar, es soll sowohl Fotografen gefallen, potenziell, und es soll auch Anklang finden beim Fußballfan. Weißt du, Kai, ich musste das ja auch machen, das ist immer wieder am Anfang, weil so ein Projekt ohne die Unterstützung des Vereins am Ende zu haben, und das war halt wirklich so, also wenn der Verein gesagt hätte, nee, das Projekt finden wir doof, dann hätte ich es auch einstampfen müssen, weil so ein Verein hat ja in so einem Stadion auch dann alle Rechte. Da kann ich mich jetzt nicht berufen auf Panoramafreiheit oder öffentliche Veranstaltungen. Am Ende des Tages lädt der Verein ein, der ist Gastgeber, der hat Hausrecht. Und wenn der sagt, wir wollen nicht, dass du Bilder veröffentlichst und das verkaufst und damit bist du kommerziell, auch wenn es am Schluss passiert, ein Geschäft ist, wo du keinen Euro-Gewinn machst. Also ich musste, auch hier wieder lange Antwort, sorry, aber ich musste das natürlich auch so machen, dass es dem Fußball-Fan gefällt.
Kai Behrmann
01:00:02
Das ist, ja, oder sind wir jetzt beim Thema Bildrechte. Wir hatten neulich in der Community auch ein spannendes Webinar dazu zum Thema Panoramafreiheit und jetzt kommt demnächst auch nochmal eins zu Persönlichkeitsrechten. Lass uns da gerne nochmal kurz draufschauen, wie du damit umgegangen bist. Also jetzt in diesem Buch hast du natürlich einmal Bilder von Spielern, die erkennbar sind. Da ist es relativ einfach, dann auch von Vereinsseite letztendlich dann nochmal das Okay zu geben beziehungsweise das dann in Absprache mit den betroffenen Spielern, wenn es nötig ist. Aber wie sieht es aus bei Fans, die jetzt hier erkennbar sind in diesem Buch? Wie blickst du darauf? Wie hast du dich möglicherweise abgesichert und welche Rolle hat da der Verein auch gespielt, als derjenige, der Hausrecht an diesem Ort hat? Wie ist das Ganze geregelt?
Florian Renz
01:00:58
Ja, es ist erstmal so geregelt, dass ich mir quasi das Go vom Verein geholt habe. Dass ich das, was ich abbilden darf, abbilden darf. Also ich habe halt ganz konkret von dem Buch, was du jetzt siehst, habe ich einen Probedruck gemacht. Innern noch ehrlich gesagt sehr, sehr einfach in Qualität. Und habe den an den Verein geschickt und habe gesagt, das sind die Bilder, die ich mir ausgewählt habe. Spricht aus eurer Seite was dagegen. Gebt ihr mir das Go, dass ich diesen Bildband in den Druck geben darf. Das ist doch mal eine eine Absicherung. Und ich kann gleich vorwegnehmen, das ist eine relativ softe Absicherung. Das spielt auch viel Vertrauen mit rein. Und das andere ist, und das ist vielleicht die wichtigere Absicherung, ich habe sehr defensiv fotografiert. Ich habe also immer dann, wenn ich gemerkt habe, hier möchte oder könnte es schwierig sein zu fotografieren, habe ich es erst gar nicht gemacht. Ich habe dann, wenn ich gemerkt habe, jemand sagt, nee, bitte mach es nicht oder bitte löscht das Bild. Kommt ja auch vor. Habe ich dann gesagt, gut, mache ich. Also ich kann es nicht sofort löschen, weil es ein Film ist. Das muss man immer erklären. Aber ich werde es im Nachhinein löschen. Auch das habe ich gemacht. Und ich habe dann bei der Bildauswahl, bin ich dann auch nochmal sehr sensibel vorgegangen. Also ich habe viel mehr Bilder. Ich habe auch viel mehr Bilder mit Menschen vorhanden drauf. Auch echt noch schöne Bilder, wo ich aber dann gesagt habe, nee, das möchte ich nicht. Im Wesentlichen auch hier wieder zwei Gründe. Es ist ja mein Erlebnis oder das Besuchererlebnis in das Stadion steht ja im Vordergrund. Und, Zum anderen, den zweiten Punkt habe ich gerade vergessen, aber ich wollte da relativ, auch wie in dem ganzen Projekt, ich bin da immer sehr zurückhaltend damit umgegangen und ich glaube, damit bin ich ganz gut gefahren, dass dort nicht so wahnsinnig viele Bilder drauf sind. Es ist ja keine Personen- und keine Menschen-Reportage, sondern es ist ja wirklich eine Reportage, die sich mit diesem Moment, mit diesem Spieltag und eben auch mit dem Stadion beschäftigt. Ich bin auch ganz offen bei solchen Projekten, finde ich es dann auch immer noch ganz gut, wenn ich da noch einen guten Zweck mit einbaue. Also wenn ich dieses Wohlwollen, was ich mit dem Projekt auch dafür ausstrahlen kann, also es ist so, dass der Erlös dieses Buches, der geht an die Jugend von Alter 93. Und damit, glaube ich, habe ich mich irgendwie in einer sehr soften Definition, insofern gut abgesichert, dass jeder erkennt, das Projekt ist ein sehr, sehr wohlwollendes Projekt. Ich würde nie Menschen abbilden, die irgendwie einen schlechten Eindruck machen. Es ist ja sowieso klar, dass es hier auch um die Fans als Ganzes geht, als Kollektiv geht. Und es ist auch klar, dass ich was festhalten möchte für den Verein. Und das ist eben nicht nur das Buch, sondern es kommt auch da eine Spende von mehreren hundert Euro zusammen für die Jugend von Altma 93. Das ist meine Absicherung. Und ich kann damit vollkommen leben, wenn da draußen jemand sagt, unter den Voraussetzungen hätte ich das Projekt nicht gemacht, weil es eben am Ende des Tages nicht 100 Prozent abgesichert ist.
Kai Behrmann
01:04:16
Aber beantwortet auf jeden Fall die Frage, wie du damit umgegangen bist, weil ich denke mal, das ist sowieso ein Thema, bei dem du nie hundertprozentige Sicherheit hast. Das ist immer bei diesen rechtlichen Themen, ja, da wird dir auch jeder Anwalt, jeder Jurist, mit dem du darüber sprichst, diese Antwort geben. Ja, kommt drauf an. Und ich finde, so wie du es beschrieben hast, eben jeder Fotograf muss schauen, womit kann ich persönlich leben? Wie sichere ich mich ab und wie wohl fühle ich mich am Ende des Tages damit? Und so wie du es erklärt hast, eben dass nicht der einzelne Fan hier im Vordergrund steht, sondern das Kollektiv, hast du es hier sehr, sehr gut gelöst, finde ich. Also auch wenn man die Bilder mal so durchgeht, du fotografierst nie klar die Menschen oder die Fans auch prominent von vorne klar erkennbar, sondern es ist immer die Fankurve und das Ganze. Da setzt sich zwar aus vielen Individuen zusammen, aus Einzelnen, aber du hast hier einen wunderschönen Weg gefunden, keine Distanz in deinen Bildern zu haben, aber eben auch ohne den konkreten Fokus immer auf einzelne Personen zu legen.
Florian Renz
01:05:45
Ich muss aber auch dazugeben, Kai, also das schmerzt mich auch ein bisschen, weil in meiner Fotografie und auch wenn ich Fotografie von anderen anschaue, dann bin ich echt sehr kritisch, wenn ich auf Bildern immer nur Rücken sehe. Also in der Street-Fotografie zum Beispiel. Rücken fotografieren finde ich furchtbar. Seid mir nicht böse da draußen, wenn ich jetzt sehr kritisch bin. Aber ich frage mich immer, warum fotografieren die Leute Rücken und Rucksäcke, noch schlimmer. Also ich finde es wirklich, da fehlt ja dann jeglicher Ausdruck. Das ist für mich auch nicht Street-Fotografie, um da mal ein bisschen polarisierend zu sein. Jetzt habe ich es hier in dem Projekt, du flippst es gerade nebenher durch, ja schon relativ viel gemacht und das hat mir wehgetan, weil die Fotos, wo ich die Menschen von vorne habe, auf die habe ich eben verzichtet und komme damit aber trotzdem klar, weil in dem Fall die Rücken, also die Menschen schauen ja aufs Spielfeld, das ist in einem Stadion so und wenn ich dort drin bin, dann sehe ich das auch. Das heißt, ich kann mit diesen vielen Rücken in meinem eigenen Projekt da leben, aber eigentlich hat es, es ist am Ende des Tages ein Kompromiss und genau, was es beantwortet, ja auch deine vorherige Frage, wie bin ich damit umgegangen mit den Datenschutzthemen, ja, dass es mir halt wehtut, dass ich eine überproportionale Rückenbilderquote in diesem Buch drin habe.
Kai Behrmann
01:07:05
Ja, aber nochmal, ich finde in dem Fall passt es, viele Rücken drin zu haben in diesem Projekt. Da geht das auf. Bei der Street Photography bin ich auch deiner Meinung. Also ich bin da ja auch jemand, der großes Interesse auch an Menschen hat und Menschen auch gerne zeigt in meinen Bildern und jemanden von hinten zu zeigen kann Sinn machen, wenn es irgendwo etwas Charakteristisches, etwas Auffallendes gibt, was eben auch in der Rückansicht zum Tragen kommt und irgendeine Bildidee transportiert. Aber wenn der Grund ist, dass ich vielleicht aus Scheu dafür, aus Konsequenzen oder so immer in dieser Defensive bin, obwohl ich eigentlich lieber was anderes fotografieren möchte, dann kann ich es nachvollziehen, dann bin ich auch bei dir. Du hast gesagt, du hast dann letztendlich auch mit dem Verein gesprochen und spendest jetzt einen Großteil oder alle Erlöse aus diesem Projekt?
Florian Renz
01:08:19
Also im Augenblick sind es alle Erlöse und das wird auch noch so sein. Ich habe das ja, ich sage mal so die ersten beiden Auflagen, die ich kann vielleicht nochmal erzählen, dass ich am Anfang halt auch sehr unsicher war, wie viele Bücher werde ich denn verkaufen? Also ich habe mit dem Verein gesprochen. Der hat gesagt, ja, es finde ich gut, dass wir das machen. Er hat aber nicht gesagt, wir nehmen gleich mal 100 Stück oder so, sondern das war halt von Anfang an klar, weil das ist dann halt auch der Nachteil. So ein Verein in der vierten Liga, der kann sich das auch gar nicht leisten, da irgendwie mich zu unterstützen. Ich muss das alles selber finanzieren. Und ich habe dann eine limitierte Auflage von 93 Stück mir ausgedacht. 93, weil Alter 93 limitiert, auch einfach deswegen, weil ich mal gucken wollte, was passierte und ich war mir gar nicht sicher, ob ich die 93 Stück überhaupt loskriege. Jetzt unter heutigen Erfahrungen war das ein bisschen naiv, weil irgendwie hat das Thema dann gut gezogen und es gab auch ein paar glückliche Zufälle, warum es dann mehr wurden. Ich habe die 93 Stück also relativ schnell verkauft und habe dann gedacht, gut, dann mache ich noch mal eine zweite Auflage, so etwa eine ähnliche Höhe nochmal und dann habe ich so meine 200 Stück, verkauft und das ist ja eigentlich schon mal, jetzt hätte ich mir nicht erträumen lassen dass das geht tatsächlich war diese zweite Auflage dann auch, relativ schnell weg und bis dahin war es ja der Plan und das habe ich auch gemacht, von jedem Buch, spende ich 1,07 Euro an die Jugend und, Warum 1,07 Euro? Weil ich das Buch für 20 Euro verkauft habe und wenn ich davon 1,07 Euro abziehe, sind es 18,93 Euro. Also ich habe das so vermarktet in Anführungsstrichen, dass das Buch 18,93 Euro kostet. Es gibt 1,07 Euro Spende und dann hat man es rund, dann gibt es 20 Euro Verkaufspreis und von jedem verkauften Exemplar bisher sind 1,07 Euro an den Verein gegangen.
Kai Behrmann
01:10:21
Ja, finde ich, ist eine tolle Möglichkeit, da was zurückzugeben, auch in den Verein, der dir das, obwohl am Anfang oder während des Projekts gar nicht so direkt mit involviert, aber du durftest dich da ja dann bewegen und hast diese Bilder dann gemacht und abschließend dann auf diese Art und Weise was zurückzugeben, ist natürlich eine tolle Sache. Florian, du hast jetzt ja schon einige Erfahrungen, was das Büchermachen angeht, auch was den gesamten Entstehungsprozess betrifft und dann auch am Ende das Marketing. Wie bringst du das Ganze nach außen? In diesem Fall hast du noch jetzt nach den ersten beiden erfolgreichen Auflagen eine Crowdfunding-Kampagne aufgesetzt. Das ist, glaube ich, auch was für viele spannend ist, die überlegen, mal erst einen Druck zu machen, erstes kleines Sehen oder Fotobuch zu machen. Wie geht man sowas an, wenn man das vielleicht auch noch nie gemacht hat? Was würdest du jemandem raten?
Florian Renz
01:11:31
Also ich habe das Crowdfunding ja auch noch nie gemacht, bis vor vier Wochen habe ich angefangen, mich darüber nachzudenken, das zu tun. Also um es nochmal zeitlich einzuordnen, das Buch ist im August erschienen, in diesen zwei Auflagen, und war dann so Mitte September, glaube ich, war das dann ausverkauft. Und dann habe ich Mails bekommen, die gesagt haben, oh, wir waren zu spät, wir hätten noch gerne dieses Buch. Und es sind immer mehr Mails geworden. Und das muss ich aber sagen, dass so wie ich die Bücher aufsetze, also ich sag mal relativ hochwertig gedruckt oder wirklich hochwertig gedruckt mit gutem Papier, das lohnt sich halt finanziell nicht oder es geht gar nicht. Es ist nicht möglich, das dann für 20 Euro zu verkaufen, wenn ich bei der Druckerei 20 Stück bestelle. Das heißt, ich war im Risiko und ich war mir halt immer noch nicht sicher, werde ich es jetzt schaffen wieder so bei 80, 90, 100 und wird es dann interessant. Das ist dann so eine Preisschwelle, wo es einfach sich lohnt, dann so viel zu drucken, weil man darf nicht vergessen, ich muss die Druckkosten bezahlen, ich möchte die Spende drin haben, wenn jemand bei mir kauft dieses Buch über meinen Shop, meine Website, PayPal, ist schon wieder ein Euro weg, ich muss diesen Gewinn versteuern. Also das geht sehr, sehr, sehr schnell. Und ich wollte quasi ja immer, ich möchte ja nichts verdienen, ich möchte ja bei Null rauskommen. Diese Rechnung, bei Null rauszukommen, geht aber nur dann auf, wenn du auch alle Bücher verkaufst. Wenn ich nachher dann 50 Bücher nicht verkaufe, dann stehst du halt da mit einem Minus und einem Haufen Altpapier. Und das wollte ich natürlich nicht. Und deswegen habe ich dann gesagt, ich möchte das auch mal machen, in Anführungsstrichen, wie ich das bei anderen zum Beispiel aus der Fotografieszene auch schon beobachtet habe, diese Crowdfundings, und ich glaube bei einem Crowdfunding wie gesagt, ich bin das nicht super erfahren weil mein erstes Funding ist ja noch gar nicht zu Ende, das läuft jetzt gerade mal seit zwei Wochen, und einem Tag oder zwei Tagen ähm, Du musst dort halt dein Projekt möglichst gut beschreiben und du musst eine klare Rückversicherung geben, dass das, was du machst, dass das irgendwie was taugt. Du lädst ja die Leute dazu ein, Geld auszugeben und dann müssen die erstmal ganz lang warten, nämlich bis das Funding zu Ende ist, bis gedruckt wurde, bis es verschickt wurde und bis sie es dann bekommen. Und kann natürlich sein, dass dieses Crowdfunding-Ziel, also die Summe, die du vorgibst, die du erreichst, damit du das Projekt umsetzt, dass die gar nicht zustande kommt. Aber wir gehen ja bei Crowdfundings aus, dass es klappt. Deswegen musst du dieses Projekt möglichst gut beschreiben und das ist mir natürlich einfach gefallen, weil ich konnte in dieser Projektbeschreibung sagen, schau mal, das Buch gab es schon mal. Ich habe schon viele verkauft und ich habe sogar gute Rückmeldungen bekommen. Das war schnell ausverkauft. Das heißt, A, die Rückversicherung habe ich. Wenn man sich Crowdfundings anschaut bisher oder auch Crowdfunding-Ratgeber liest oder, also ich empfehle da sehr den Vortrag von Erik Schlicksbier. Du hast ihn vorhin schon im anderen Zusammenhang erwähnt. Den gibt es auf bilderabend.de. Von den Kollegen hat der noch gar nicht so lange her, vor ein paar Monaten mal eine Session über, wie drucke ich Bücher, nenne ich es mal. Was muss ich beachten? gemacht, einen relativ großen Teil über Crowdfunding und den habe ich mir angeschaut, Erik, vielen Dank an der Stelle. War mir sehr hilfreich. Welchen Anbieter wendest du, auf was musst du achten, das Porto musst du mit einrechnen, in die Crowdfunding, also schaut euch das gerne mal an, kann ich sehr empfehlen, würde jetzt in die Tiefe gehen. Aber wie ich gesagt habe, du musst es gut beschreiben du brauchst ein gutes Video, und dann musst du halt gutes Marketing machen weil sonst wirst du die Crowdfunding so nicht erreichen und ich glaube, das ist das A und So das war auch schon im ersten Teil um da vielleicht ganz kurz mal zu erzählen ich habe dieses Buch, sehr intensiv auf meinem Instagram-Kanal beworben ich habe auf meinem Blog dazu geschrieben ich habe, auch für den Instagram-Kanal zum Beispiel Alternate 93 verteggt Und zwar im Glücksfall, dass sie das halt sofort geteilt haben. Und da hatte ich alle Fans schon. Und dann hatte, wenn du einmal in dieser Bubble drin bist, in meinem Fall war es die Fußball-Bubble, dann hat es das Elf-Freunde-Magazin auf einmal gesehen und hat mich angeschrieben. Hast du ein Exemplar? Damals hatte ich noch Exemplare zum Verschicken. Dann habe ich dir ein Rezensionsexemplar geschickt. Die haben es abgedruckt und auch mit dem Wort spektakulär beschrieben. Dieses Wort spektakulär habe ich wiederum genommen und habe es in die Crowdfunding-Beschreibung reingemacht und habe gesagt, und ich wollte ja gar nicht selbstherrlich klingen, ich wollte einfach, dass die Crowdfunding-Kampagne erfolgreich ist, gesagt, schaut mal her, ich mache hier ein Buch und es wird auch was werden und ich kann euch fast versprechen, wenn die Druckerei nicht jetzt pleite geht oder sonst was Komisches passiert, das Buch kommt und die Freunde hat es als spektakulär bewertet. Das heißt, ich habe die Sicherheit gegeben, bist du auf dem Leben, muss man den Leuten Sicherheiten geben und habe es versucht, schmackhaft und attraktiv zu machen. Und damit habe ich diese Crowdfunding-Kampagne dann am 11. Oktober gestartet. Du kannst auch wählen, wie lange legst du die an. Ich habe gedacht, dann mache ich das mal 40 Tage, Dann habe ich das Mitte November ist es zu Ende und dann habe ich mehr Zeit, dass auch wirklich die Leute, die Summe zustande kommt. Und ich kann dann immer noch die Druckerei beauftragen und dann noch, habe zwar einen stressigen Dezember, weil ich dann alle Bücher verpacke und verschicke, aber die Leute haben zu Weihnachten ihr Buch und sie können es verschenken. Das ist natürlich auch irgendwie wichtig, den Zeitpunkt gut zu wählen. Und ja, so sind ganz viele Faktoren zustande gekommen. Warum dieses Crowdfunding, und ich bin wirklich kein Crowdfunding-Experte, also nochmal an Erik verweisen und an seinen Vortrag, kannst du ihn ja verlinken, aber wenn man ihm gut zuhört, so vielleicht, dann und noch ein paar Sachen beachtet und auch ein bisschen Glück hat, dann kann man ein Crowdfunding erfolgreich durchziehen und das kann ich mit voller Stolz sagen, obwohl es noch drei Wochen geht.
Kai Behrmann
01:17:47
Du hast es erfolgreich umgesetzt, die Premiere, du hast dein Ziel erreicht, geht jetzt noch bis Mitte November. Also ich denke, auch wenn der Podcast rauskommt, dann läuft das noch einen Augenblick. Also ich verlinke sowohl die Crowdfunding-Kampagne von dir als auch den Vortrag von Erik gerne für alle, die ähnliches vorhaben und finde, ja, es macht auf jeden Fall Mut zu sehen, dass du da so viel rausgezogen hast, was du dann ja auch umgesetzt hast, wo du nicht wusstest, funktioniert es in meinem Fall, aber wie so oft einfach machen. Also ich glaube, irgendwann muss man damit starten und der erste Wurf kann man sich natürlich wünschen, dass das so verläuft wie bei dir, aber das kann einem niemand abnehmen, diese ersten Erfahrungen einfach zu sammeln.
Florian Renz
01:18:41
Und es macht aber auch, also würde ich genauso auch sehen, man muss es einfach machen und ausprobieren. Und man muss sich, glaube ich, auch gerade jetzt wir sind in unserer Bubble, muss man sich halt auch sagen, okay, das Schlimmste, was passieren kann, also ein Crowdfunding kommt halt nicht zustande so. Das ist ja nicht weiter schlimm. Da entstehen keine großen Kosten, soweit ich es einschätzen kann. Hast halt Vorbereitungen gemacht oder vielleicht hast du dann auch sogar ein Buch gedruckt und verkaufst halt dann doch weniger Exemplare als gedacht. Aber du hast dein Projekt durchgezogen und kaufst dir halt da dein Objektiv weniger ich glaube so muss man sehen es ist halt dann ein bisschen weniger GAS, sondern man investiert halt dafür in so ein Buch, auch wenn es am Schluss ganz ehrlich, ich habe auch, Buchprojekte gemacht, wo ich halt zu Hause noch Exemplare habe also mehr als ich geplant hatte ist halt dann so aber verbuche ich unter Hobby ja.
Kai Behrmann
01:19:36
Ja, einfach diese Projekte dann zu einem Ende zu führen, finde ich, das ist das Schöne und was ich eingangs eben auch gesagt habe, was ich bei dir so etwas finde, was man sich abschauen kann, wie du das eben schaffst, dann sowas Tolles am Ende draus zu machen, andere daran teilhaben lässt, weil Fotografie selber, ich habe Spaß daran, die Bilder zu machen, aber noch schöner ist es natürlich dann auch mit diesen Geschichten nach außen zu gehen, In den Austausch mit anderen, jetzt in diesem Fall dann eben auch mit so einer gewissen speziellen Community, mit den Fans, denen was zurückzugeben und da etwas zu schaffen, was eine gewisse Zeit eben auch überdauert. Also von daher, ja, wirklich nochmal oder hoffentlich nehmen das viele mit aus diesem Gespräch, Ähnliches zu tun. Macht was aus euren Bildern, überlegt euch, für wen das interessant sein kann. Du hast schon gesagt, wie du dann auch daran gegangen bist, das zu verbreiten, an wen du dich da gewendet hast. Dann Freunde sind auf dich zugekommen, aber du hast dann auch das Hamburger Abendblatt nochmal mit ins Boot bekommen. Wie hat es da ausgesehen? Wie hast du diesen Pitch an diese große Regionalzeitung gemacht? Wie funktioniert sowas?
Florian Renz
01:21:01
Also ich habe so eine Art Pressemitteilung vorbereitet. Das muss man sich so vorstellen, dass quasi auf einem A4-Blatt, das eine Abbildung vom Buch ist, ein kurzer Text, um was es da geht, dann noch ein paar Kontaktdaten, auch das ging halt ums Crowdfunding, noch die Eckdaten vom Crowdfunding und ich habe direkt auch Links eingefügt. Das sind die Links, von denen ich vorhin erzählt habe, zu einer Galerie, wo eben das Ganze, nicht das Ganze, aber wo eine Auswahl an Bildern lagen, also wo Bilder aus dem Buch, ich weiß gar nicht mehr, vielleicht so 15 Stück habe ich dort reingenommen, die so variiert haben. Ich habe auch ein paar reingenommen, die nicht im Buch sind. Habe also dazu geschrieben, da wären auch exklusive Bilder dabei, wenn ihr interessiert seid. Habe eine Abbildung von mir als der Fotograf und eben auch vom Buch selber und vom Innenleben des Buches. Das sind so die typischen Mock-Up-Bilder, die man auch aus Online-Shops und jetzt auch bei mir in der Crowdfunding-Kampagne sieht. Diese Sammlung habe ich in eine Galerie gepackt und habe das denen dazu geschickt in diesem PDF. Und das PDF habe ich genommen und habe verschiedene Redaktionen angeschrieben und ich habe sie versucht, sehr, sehr individuell anzuschreiben. Und so eben auch beim Hamburger Abendblatt habe ich die Redaktion angeschrieben, gleich mit dem Betreff hier Hamburgs zweitältestes Stadion fotografiert, Fotobuch erschienen und denen quasi eine nette, kurze Mail geschrieben. Ich glaube, kurz ist auch immer wichtig, dass man die jetzt nicht total langweilt, aber dass sie im ersten Moment sehen, um was geht es, ist interessant, nicht interessant. Und ohne jetzt die Redaktion gefragt zu haben, ob das jetzt so hilfreich war, aber ich glaube, es ist schon wichtig, halt auch einen Link zu schicken, wo sie sich Bilder anschauen können und sich von der Sache halt direkt überzeugen können und auch wissen, ah, hier habe ich Bildmaterial, das kann ich direkt verwenden. Und dann hat sich... Das Abendblatt ist super schnell gemeldet und wir haben dann ein-, zweimal telefoniert und für die war das halt super hilfreich, dass ich dann den Text, ich weiß nicht, ob man das so sagen darf, ich habe den Teile des Textes halt für die vorgeschrieben. Also ich habe denen möglichst viel Arbeit abgenommen, weil die wollen natürlich auch möglichst ihre Artikel da irgendwie haben und das Bildmaterial zu haben. Und wenn ihnen dann jemand was bringt, so habe ich es irgendwie gesehen, ist es ja eigentlich auch für die eine leichte Arbeit und eine gute Story am Ende des Tages. Also muss es irgendwie gewesen sein, weil es ist im Hamburger Abendblatt dann tatsächlich ganzseitig erschienen mit vier Abbildungen und auch eine ganze Menge Text. Hat mich sehr, sehr gefreut. Heißt aber auch, die Pressemitteilung und das Thema ist irgendwie gut angekommen. Und auf die gleiche Art und Weise haben es noch zwei, drei andere Magazine oder Titel auch abgedruckt. Fairerweise habe ich es dann viel mehr geschickt. Es gibt natürlich auch ganz viele, die es einfach gelöscht haben und nicht abgedruckt haben, muss man auch sagen. Ich glaube, wie in dem ganzen Prozess gehört da halt auch ein bisschen Glück dazu. Ich hatte jetzt aber keine dezidierten Pressekontakte oder so. Aber wer das natürlich hat, der fährt da sicherlich noch besser und noch leichter.
Kai Behrmann
01:24:16
Ja, aber so wie du es angegangen bist, eben das Thema so präzise wie möglich zu präsentieren, ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Hinweis dabei, nicht zu ausschweifend zu werden, sondern den Redakteuren dann es irgendwie zu schaffen, mit kurzen, knappen Informationen das Interesse zu wecken. Und wenn sie dann einmal angebissen haben, ihnen dann auch das möglichst einfach zu machen, weitere Informationen zu bekommen, gleich einen Link zu bildern und dann bringt man das Ganze, glaube ich, schon auf einen guten Weg, also eine Vorlage, die erfolgsversprechend ist und der man durchaus folgen kann. Florian, eine Frage noch zum Abschluss. Du hast auch gesagt, dass du zwischendurch immer mal wieder unterschiedliche Personen auf die Bilder hast schauen lassen. Das sind ja ganz viele Entscheidungen, die da getroffen werden müssen. Dann auch, wenn es darum geht, welches Papier wähle ich, welches Format wähle ich. Da sind ja sicherlich noch mehr Menschen daran beteiligt gewesen an so einem Buch. Oder hast du alles in Eigenregie gemacht?
Florian Renz
01:25:27
Ja, ich habe viele in Eigenregie gemacht, tatsächlich. Ich hatte zum Beispiel erst eine A5-Variante. Habe ich einmal einen Probedruck gemacht und habe gemerkt, nee, A5 ist zu klein, das geht nicht. Weil ich nämlich auch so ein bisschen abwägen wollte, A5 ist günstiger zum Drucken, ist besser zum Versenden. Ich wollte jetzt nicht einen riesengroßen Bildband machen, also vom Format her. Man darf ja nicht vergessen, ich habe schon mit anderen Logo-Material zu tun, was sowieso ein paar Schwächen hat, was zum Teil zweifach gepusht wurde, ich habe es vorher erklärt. Bin ich mir nicht sicher, war ich mir nicht sicher, wie das dann auf großen Formaten kommt. Also habe ich wirklich viel probiert und das habe ich eigentlich alles selber gemacht. Mit Ausnahme, von denen die extern drauf geschaut haben, das ist die eine Ausnahme natürlich. Und die andere ist, dass ich mir fürs Layout Unterstützung geholt habe. Der Mirko, ich habe Mirko davor auch nicht gekannt. Ich habe Mirko gefunden im Internet. Ich habe mich auf die Suche gemacht nach jemandem, der Lust hat, mich zu unterstützen bei dem Layout von einem Buch. Und ihr findet ihn auch, wenn ihr euch interessiert, der ist generell Buchlayouter. Und hat das halt nebenbei noch so freiberuflich gemacht, auch ihm konnte ich sagen, das ist ein Projekt Non-Profit, ich kann spenden, deswegen hast du Lust mich zu unterstützen, aber ich kann dir kein großes Gehalt zahlen. Nicht, dass ich das deswegen als Non-Profit oder Spendeprojekt gemacht habe, aber dafür ist eine Spende auch wieder schlau, sage ich mal, so ein Spendenprojekt, weil es klar kann ich kein großes Honorar zahlen. Er hat ein bisschen was bekommen. Wir haben mehrere Abstimmungsschleifen gemacht. Er hat mir, musst du dir vorstellen, das Layout vorgebaut nach meinen Wünschen. Hat mich auch beraten, welche Schrift nehmen wir und solche Sachen. Und ich habe dann, und das hat er mir in einer entsprechenden Vorlage, ich habe mit Affinity Publisher gearbeitet, hat er mir die gebaut, rübergeschickt. Ich habe die Bilder selber gefüllt, ich habe die Texte geschrieben, habe alles fertig gemacht. Dann habe ich es an ihn wieder zurück über die Cloud gegeben. Er hat drauf geschaut. Und so haben wir gemeinsam dieses Buch quasi finalisiert. Dann kam dieser Probedruck, von dem ich vorhin gesprochen habe, der an den zweiten Vorsitzenden ging von Alter 93. Er ging auch an den Layouter, der hat nicht in Hamburg gewohnt, das habe ich in die Post gepackt und an ihn ins Ruhrgebiet geschickt. Dann habe ich noch zwei, drei Fotografen, haben auch nochmal ein Exemplar bekommen, auch für die Rechtschreibkorrektur. Und das waren im Wesentlichen die Leute, die da involviert waren. Also ich würde sagen, eine Handvoll Leute, aber der ganz große Teil war tatsächlich Eigenarbeit. Und mir ist aber auch zugute gekommen, dass ich vor ein paar Jahren mit euch den Buch-Workshop hatte. Du hast ganz am Anfang mein Dear India Buch angesprochen. Ich habe das diesmal tatsächlich dann schon in Eigenregie gemacht mit meinem eigenen Netzwerk, möchte ich mal sagen. Aber ich habe sehr, sehr viel auf die Erfahrungen, auf das, was ich damals gelernt habe, auf diesem tollen Workshop aufgebaut, ob es das Editieren ist, ob es auch das Gedanken, sich Gedanken darüber zu machen, über das richtige Format, auch über das richtige Papier, das Haptische. Ich habe da damals viel gelernt und seitdem auch viel darüber nachgedacht und man lernt mit jedem Projekt nochmal ein bisschen mehr und ja, es hat dieser Prozess, glaube ich, Ich muss dir vorstellen, das war der Entstehungsprozess des Buches im engeren Sinne. Also ich sag mal, dort wo das Editing beginnt und das Fotografieren, das hat sich ja irgendwann überlappt, weil ich sag, ich hab im Frühjahr mit dem Editing begonnen und hab aber dann noch die letzten Spiele bis, ich glaub Ende Mai, Anfang Juni war, glaub ich, das letzte Spiel, bin ich mir nicht ganz sicher. Bis dahin hab ich quasi parallel editiert und auch schon ein bisschen layoutet und noch fotografiert. Ich habe zu dem Grafiker gesagt, hier kommen aber noch hoffentlich Bilder, gerade in der Entwicklung. So war das tatsächlich parallel. Und dann war es sehr intensiv, aber auch sehr effizient. In den letzten Wochen habe ich sehr viel daran gearbeitet, aber dann ging es auf einmal auch ziemlich zügig.
Kai Behrmann
01:29:46
Ja, vielen Dank für deine Worte, dass du da so viel aus dem Workshop rausziehen konntest. Und das war ja auch unser Ansatz mit Sebastian Schröder, mit dem wir den Workshop zusammen gemacht haben, dass das eben am Ende steht, dass für zukünftige Projekte dieses Werkzeug vorhanden ist und so ein Grundverständnis dafür, wie entstehen Bücher. Und dann ist es einfach eine Frage der Erfahrung und die Schritte, die man dann alleine geht. Und ich glaube, auch jeder Fotograf ist da anders. Manche sind sehr, sehr schlecht darin, ihr eigenes Werk zu editieren und brauchen dann von außen noch mehr diesen Blick, auch einen größeren Kreis vielleicht an Personen, die daran beteiligt sind, Input zu geben, damit am Ende so ein Buch dabei rauskommt. Andere sind da sehr, sehr firmen drin, diese Entscheidung selber zu treffen, was Papierformat und so angeht. Aber ja, ich glaube, es ist alles Teil dieser Lernkurve, die man einfach durchlaufen muss und dann schaut, an welcher Stelle brauche ich diese Hilfe und von welcher Seite hole ich sie mir dann auch rein. So Florian, dann vielen Dank für die Einblicke in dieses tolle Projekt. Da hat mir wirklich viel Spaß gemacht, darüber mit dir zu sprechen. Ja, auch nochmal mehr, weil ich ja auch sehr fußballaffin bin. Das Thema hat mich auch gepackt und war klar, dass ich hier auch im Podcast mit dir darüber sprechen möchte. Weiterhin viel Erfolg mit der noch laufenden Crowdfunding-Kampagne. Also wenn du das hier zeitnah nach Veröffentlichung der Folge hörst, dann schau auf jeden Fall da nochmal vorbei bei Kickstarter. Alle Links, wie immer, in den Shownotes. Und ja, dann bleibt mir nichts weiter, als nochmal Danke zu sagen, Florian, und viel Erfolg auch für die dann noch folgenden Projekte.
Florian Renz
01:31:46
Ganz vielen Dank Kai für die Einladung, für die netten Worte und auch für das super angenehme Gespräch. Ich finde, das machst du immer so toll. Ich höre deinen Podcast auch so gerne zu. Und jetzt war es umso schöner, noch mal sogar dein Gesprächspartner heute gewesen sein zu dürfen. Vielen Dank dafür.
Kai Behrmann
01:32:03
Sehr gerne. Und ja, dann an dieser Stelle öffnen wir dann für alle, die heute live bei Zoom mit dabei sind, bei dieser Podcastaufnahme den Raum für eine Q&A-Runde. Das werden wir häufiger machen in Zukunft. Mir hat es wieder Spaß gemacht, dieses Format. Und ja, wenn du in Zukunft auch mal dabei sein möchtest bei einer Live-Aufnahme für den Podcast, dann schau mal bei Steady vorbei. Werde ein Steady-Unterstützer und dann kannst du hier mit live dabei sein. Vielen Dank und ja, dann die Frage an euch. Habt ihr Fragen?