Alles ganz anders

Alexandra Rosit-Hering und Michaela Thiede
Since 01/2023 89 Episoden

Folge # 82 - Die Dramen der Bürokratie.

05.08.2024 24 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Folge nehmen wir dich mit in die verworrene Welt unserer Bürokratie. 
Eine Anekdote über den jährlichen Besuch des Schornsteinfegers, der eine neue Verordnung und einen scheinbar riesigen bürokratischen Aufwand mit sich bringt.

Wie schnell sich hierbei Dramen entfalten und unser Alltag kompliziert werden kann, selbst wenn die Lösung letztlich simpel ist, steht im Mittelpunkt dieser Episode.

Wir zeigen die Richtung, wie man nicht in die typischen Stress- und Drama-Muster fällt und wie wir mit Routine Problemen gelassener und leichter umgehen können.

Hör doch gleich rein. Es wird garantiert anders, als du vielleicht vermutest.:-)

Wir wünschen dir eine inspirierende und erholsame Auszeit bei dieser Folge. 
Herzlich Alexandra Rosit-Hering und Michaela Thiede
 
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Transkript

Hallo, moin! So, heute habe ich was mitgebracht und ich frage mich gerade, ob es wieder schräg wird. Könnte sein. Und es ist ja irgendwie auch so ein bisschen, dass man sich hier so ein bisschen nackig macht. Also so gefühlt. Ein Seelenstrip. Aber Ich finde es total wichtig oder ich finde es sehr hilfreich, einfach diesen Unterschied zu früher zu sehen und zu heute. Also früher Alltagstrahmen, heute, ah da ist was neu, da ist jetzt was anderes, da gibt es eine Verordnung oder irgendwas muss erfüllt werden und Punkt. Und dazu muss ich ein bisschen ausholen. Schornsteinfeger kommt einmal im Jahr vorbei. Kommt einmal im Jahr vorbei. Prüft, guckt, macht sauber, keine Ahnung. Und sie haben ja neuen Ofen. Nee, haben wir schon länger. Okay, habe ich letztes Jahr wohl nicht gesehen. Kann sein. Gut. Er tut, er macht, er misst. Oh, das kann man wahrscheinlich so nicht lassen. Wie kann man so nicht lassen? Ja, der Abstand von da bis da, da gibt es neue Verordnungen. Ah, wieder eine neue Verordnung. Verordnungen, Formulare, dann kommt sofort wieder früher das Lameng. Schon wieder eine neue Verordnung. Boah, was wollen die denn noch alles von uns und ich komme so mit dem Schornsteinfeger ins Gespräch und dann hat er zu mir gesagt, sehen Sie, das ist genau der Grund, warum ich mich nicht selbstständig gemacht habe. Da kümmert sich mein Chef drum, Ich habe da überhaupt keine Lust drauf, mich die ganze Zeit nur mit Formularen zu beschäftigen. Naja, ich habe dann schon mal so gedacht, ich schicke mal ein Bild in unsere Familiengruppe von dem Schreiben des Schornsteinfegers, das quasi zwei Tage später im Briefkasten war. Also derjenige, der uns hier Das alles schön gemacht hat, der ist also weg und ich glaube ein oder zwei Tage später lag schon morgens dieses Schreiben da, Komplett von drei Seiten im Briefkasten, was alles zu erfüllen ist. Und ich habe das nur so durchgelesen und dachte so, oh wow. Und dann habe ich das eben so in die Familiengruppe, also ein kurzes Bild gemacht von dem Brief in die Familiengruppe geschickt und Einer meiner Familienmitglieder war mit einem anderen Menschen zusammen im Auto und der kannte sich aus mit Heizungssanitär und Öfen und keinen Ahnung Haus, Gedöns. Und sofort kam eine Nachricht. Ach du Schande, Das gibt einen Riesen Aufriss. Wände müssen durchbrochen werden. Blablablub. Und früher wäre ich hin und her und hin und her also weiß gedanklich hin und her nach du scheiße wie soll das werden so eine baustelle wir hatten doch erst die baustelle das wird ein fass ohne boden so mimimi und ich fand es entspannt einfach nur zu sehen guck an dass eine familienmitgliedsitz im Auto, zeigt oder spricht gleich mit dem, der da mit dem Auto sitzt und schon fangen die zwei an und spinnen gedanklich ihre Geschichten durch. Und ich habe dann nur so geschrieben, warten wir es erst mal. Und dann hat das andere Familienmitglied geschrieben, schau Mama. Und damit war erst mal so die Kuh vom Eis. Und dann haben wir einfach den Schornsteinfegermeister oder den Inhaber einfach angerufen, der ist kurz gekommen, hat erklärt, da muss ein Blech einfach neu eingesetzt werden. Ist, weiß ich nicht, ein Akt von halben Stunde, kostet 40 Euro, das war's. Und das finde ich eben so cool, wie man mit seinem Alltagsgedöns, weil wenn wir jetzt mal davon ausgehen, das ist einfach was ganz normales, was im Alltag passieren kann. Und solche Dinge sind mir ja früher oder sie passieren uns ja ständig, nicht nur mir, ich bin ja nicht speziell hier, sondern sowas passiert ja ständig. Aber wie wir eben da sofort ins Gedankenszenario gehen können, sofort eine riesen Welle entsteht, alle sich erschöpft und gestresst fühlen und plötzlich von der ganzen Welt enttäuscht sind, weil wir nur noch mit Formularen leben und uns ständig mit irgendeinem Kram auseinandersetzen müssen. Und jetzt hier zu sehen, es geht ganz einfach. Da kommt ein Brief, da müsste man vielleicht erst studiert haben, das alles wirklich zu verstehen, was da alles drin steht. Vielleicht muss man auch Rechtsanwalt sein, ich weiß es nicht genau. Also es sind schon sehr... Beides. Ja, genau. Also, man müsste also quasi diese Kombipackung als Expertise schon mit im System haben, damit man versteht, was da eigentlich gefragt ist, aber man kann es auch ganz einfach machen. Man kann einfach den Hörer in die Hand nehmen und kann sagen, hallo, ich habe von Ihnen den Brief gekriegt. Wäre es möglich, dass wir kurz sprechen können? Wie stellen Sie sich das vor? Wie soll das sein? Ja klar, kein Problem, Bank an ich komme, bla bla blub, Zeit ausgemacht, der kommt, sagt so und so, fertig, das war's. Ist es nicht spannend? Ja. Und ich habe dann dem anderen Familienmitglied gezeigt, wie Dramen im Leben entstehen können und wie sich Dinge einfach in Luft auflösen, in Anführungszeichen, oder eben wie das Leben einfacher gehen kann, wie das Leben leichter gehen kann, dass man nicht erst sofort in seinen Kopf geht und Gedanken spinnt und Geschichten erzählt und plötzlich sieht die Welt aus wie, oh Gott, wo soll ich anfangen, wie soll ich das hinkriegen, wie soll ich das schaffen. Dann sieht es so aus, als wenn ich vor dem Mount Everest stehe und keine Ahnung habe, wie ich den ersten Schritt machen soll. Aber letztendlich, wenn ich Schritt für Schritt für Schritt für Schritt gehe, Das, was ganz natürlich in uns angelegt ist, vielleicht den Impuls bekomme, ach ich rufe den jetzt an, ich frage, wie meinen Sie das? Dann ist das Leben, entwickelt sich viel organischer, viel gemütlicher, viel, es ist viel weniger anstrengend, grübel, schwer, sondern ja, da gibt es den Fakt, das ist so fertig, das machen wir jetzt so, Punkt. Und ja, so kann das aussehen. Vom Alltagsdrama zum leichter Leben, würde ich sagen. Oder anders mit Dingen umgehen können. Ja. Voll ein schönes Beispiel. Danke fürs Teilen, weil so von außen betrachtet ist es echt. Es ist ja schon echt immer wieder ein bisschen lustig, finde ich. Also, wie man liest was, hat eine Vorstellung davon, was es bedeutet, spricht mit wem anders drüber, der hat seine eigene Vorstellung. Und das wird aber größer und größer und größer und größer. Und man kann sich da Stunden mit beschäftigen und lamentieren und unschimpfen und sich Sorgen machen. Das wird immer größer und größer und größer. Und man macht sich echt die ganze Zeit einen Kopf über Sachen, die gar nicht da sind und überhaupt nicht anstehen. Das ist, wer es von außen betrachtet, immer wieder irgendwie schon lustig. Außer natürlich, man steckt gerade selber drin, dann betrachtet man das nicht unbedingt von außen, denn es ist halt alles doof. Und die Bürokratie in Deutschland ist auch wirklich fürchterlich. Und ich sage diesen Satz zu drei Leuten, es wird vermutlich jeder sagen, Ja, hast auch recht, da weißt du noch damals oder ich erinnere mich dran. Dadadada. Und dann kommen die nächsten Geschichten und jeder macht da wieder ein Ding draus. Und als du das erzählt hast, musste ich an ein bisschen ähnliche Geschichte denken, auch im Schornsteinfeger. Also Wir haben auch einen Kaminofen und da gibt es ja irgendwie eine neue Verordnung, was Emissionen angeht, wegen dem Emissionsschutzgesetz und so. Und unser ist nicht mehr der neueste. Im Umfeld kaufen sich schon die Leute alle neue Öfen, weil der kommt ja sowieso nicht mehr durch. Muss ja neu, weil den neuen Einsatz zu kaufen, den man machen könnte, Das ist genauso teuer wie ein neuer. Und da schon wieder 35 Geschichten zu. Und ich hatte für mich schon ungefähr klar, okay, müssen wir wohl entscheiden, wollen wir einen echten neuen Ofen haben oder lassen wir es dabei. Also dieser weg. Aber ich hatte irgendwie auch keinen Bock mich damit zu beschäftigen. Ich hatte mal kurz geguckt nach Öfen und habe dann die Preise gesehen. Ich dachte, du lieber Himmel, Als ich das letzte Mal geguckt habe vor vielen Jahren, waren die deutlich anders. Und dann war für mich aber klar, ich beschäftige mich damit jetzt null. Dann war der Schwammchenfeger da, Heizung, Messen und was weiß ich nicht. Dann haben wir kurz geschnackt und ich sag, na habt ihr denn jetzt schon viele Öfen angeschlossen und so, wegen der Verordnung, ja und ich sag naja bei unserem, und er so, ja der ist doch noch ganz gut oder? Ich sag, weiß nicht, du hast doch Internet, oder? Dann können wir gleich mal gucken. Mach das hier mal fertig. Und die so, ach, so lange warten, hol mein Handy aus der Tasche. Ich sag, wo soll ich denn gucken? Dann hat er mir gesagt, wo ne Liste ist, wo man gucken kann. Und die habe ich aufgemacht. Und in seinem Tablet stand die genaue Bezeichnung von unserem Ofen. Also ich musste nicht mal jetzt überlegen, wo finde ich denn jetzt raus, wie heißt denn das? Und das Typenschild, da kommst du nicht ran und so, sondern das ist der und der, kannst du gucken, der hat hier alle grünen Haken, der geht noch, der ist noch gut. Ich dachte so, ja, wie cool. Wir haben nicht einfach gesagt, ja komm, das wird nichts mehr, wir müssen auch einen neuen haben, wir kaufen jetzt mal einen oder ach du scheiße, was machen wir jetzt? Und lass uns mal zusammensetzen. Und wollen wir echt das Geld dafür ausgeben? Und muss das sein? Und wie oft nutzen wir den? Und was für Gedanken man sich da machen kann, auch ja, die richtige Entscheidung zu treffen oder so. Wir hatten da einfach beide keinen Bock drauf und wir warten mal ab. Und dann ergibt sich das Gespräch mit dem Schornsteinfeger gerade so und innerhalb von, weiß ich nicht, zwei, drei Minuten steht fest, nö, wir können den behalten, alles super. Der kommt nochmal wieder durch, der entspricht den aktuellen Gesetzen, super. Und dann auch, Ich habe danach noch mal mit jemandem gesprochen, von dem ich wusste, der hat sich einen anderen Ofen gekauft. Und ich sage, sag mal, hast du da eigentlich vorher nachgefragt irgendwie? Nee, ich bin einfach davon ausgegangen, unser funktioniert nicht mehr oder unser wird nicht mehr zugelassen. Ich dachte, ja, interessant. Man schnappt irgendwo ein Thema auf. Das ist das neue Emissionsschutzgesetz. Alle, die Öfen haben, müssen neuen haben. Das war ja quasi so eine Aussage, die mir immer irgendwo so in den Ohren lag. Dann habe ich so gedacht, ja, wenn ich Öfen verkaufen würde, würde ich das auch so in die Welt bringen. Wenn sich Leute neuen Ofen kaufen und ich verkaufe Öfen, dann kommt mir das durchaus entgegen. Wo ich dann mal wieder so gedacht habe, wow, wie leicht das ist, da einfach auch mit einzusteigen und zu glauben, ja, okay, jetzt müssen wir das alle und das vielleicht gar nicht so hinterfragen oder wenn Ofen alt ist, bedeutet das Punkt, Punkt, Punkt. Was genau heißt alt? Und trifft das wirklich zu? Wer hat das überhaupt gesagt? Ist das generell wahr? Aber man kann auch einfach das Glauben sagen, ja, stimmt, wird schon sein und ja, ist ja auch schon alt. Und schwupps hat man sich irgendwas Neues gekauft, was man vielleicht gar nicht braucht. Also ja, das war auch einfach schön, das zu sehen. Wow, es kann so leicht sein. Abwarten. Und auch da, dass das Gespräch da gerade drauf kam, also ich hatte mir nicht vorgenommen, wenn der Schornsteinfeger kommt, dann fragst du ihn aber mal wegen dem Ofen, sondern das hat sich einfach ergeben. Ja, dann war es klar und dann entstand das Problem gar nicht erst, dass er sowieso nicht da ist. Brauchten wir nicht erst was zu kreieren und damit zu grübeln und Sorgen zu machen, festzustellen, brauchen wir gar nichts, sondern wir haben es uns mal ganz gelassen. Das fand ich richtig cool. Ja, es sind halt immer wieder diese Geschichten, mit denen wir uns wahnsinnig aufreiben können. Es ist halt immer wieder sehr, sehr spannend und Es ist cool, wenn man das eben einfach sieht, wie was stattfindet und was ich jetzt bei meinem Beispiel vielleicht auch nochmal hilfreich finde, ist nochmal hinzuweisen, ich hatte früher so ein bisschen die Angewohnheit auch. Wenn mir dann einer gesagt hat, das kann man wahrscheinlich so nicht mehr lassen, dann muss da irgendwas noch sein, dass ich dann mich da gleich reinmanövriert habe und ich dann mit dem anderen auch noch ein bisschen in, also ich will nicht sagen in Streit, aber so miese Stimmung hin und her, so nach dem Motto, so unbewusst gebe ich dem anderen jetzt aber die Schuld. Also das läuft ja alles unbewusst ab und dann ist ja schon Standfeger eben saublöd, dann muss man uns einen anderen suchen oder irgendwas, sowas in der Art. Irgendwer muss schuld sein. Ja, genau. Also dieses Irgendwer muss schuld sein. Und das finde ich eben auch nochmal spannend, wie ich, Als er mich darauf hingewiesen hat bei seiner Messung, also mit dem Zollstock, es ging ja die Ausmaße, habe ich gemerkt, wie für einen Moment meine Stimmung in Richtung runter ging und ich schon einsteigen wollte, gewohnheitsmäßig und aber so ein inneres und dann eben so ganz entspannt auf dieser Linie. Ich meine, ob einem das immer gelingt, ist natürlich, da müsste man sich jetzt auch schon wieder, das kann man wenig kontrollieren, aber es ist cool, wenn man es merkt und ich glaube eben durch jedes bemerken kann man eben sich mehr für die Richtung einfach entscheiden, wo will ich denn gerade hingehen und so hatte ich mit dem Schornsteinfeger, der mir da irgendeine komische Nachricht quasi überbracht hat, noch ein nettes Gespräch über alles mögliche Und das wäre eben früher gewesen, boah, was ein Arsch. Und dann hätte ich erst mal meinen Mann angerufen, hätte gesagt, stell dir mal vor, schon wieder was Neues und eben dieses Laming. Und das können wir uns einfach sparen, weil da gibt es nichts zu holen. Ja, das ist einfach so. Und das finde ich cool zu sehen, wie viel leichter die Beziehungen untereinander sind, wie viel verständnisvoller, weil, wenn wir jetzt mal davon ausgehen, es gibt so eine gewisse Verordnung oder was auch immer, wir können ja nehmen, was wir wollen. Du hast jetzt ein anderes Beispiel gebracht, aber wir gehen jetzt mal von der Verordnung aus, die unser Schornsteinfeger Meister ja unterschrieben hat von irgendeinem Amt. Das heißt, das hat der andere mir auch erklärt, wenn irgendwas passiert, muss er dafür gerade stehen. Also wenn die Bude brennt oder keine Ahnung was. Und hier eben da ohne Emotionen dran zu gehen und eher sich auf die Fakten zu konzentrieren, so wie du das ja jetzt auch beschrieben hast. Eigentlich hast du dich auf die Fakten konzentriert, beziehungsweise hast du sogar erstmal die Füße stillgehalten, weil du keinen Bock hattest, dich mit zu beschäftigen. Bei dir hat sich das dann ja auch wunderschön gelöst. Hier ist es aber wirklich so, es gibt einfach einen Fakt und der muss behoben werden. Punkt. Früher hat es eben keinen interessiert und jetzt ist es so. Es muss die Wand eben versetzt werden. Also in Anführungszeichen, nein, es reicht das Blech. Aber hier eben zu sehen, wir können ein riesen Schiff drauf, also ein riesen Bohalb draus machen Und es wird schlimmer und schlimmer und schlimmer. Die Beziehungen werden anstrengender, die Beziehungen werden komplizierter. Plötzlich ist der Nachbar blöd. Plötzlich ist die Einkaufsfrau blöd. Plötzlich ist der, der eigentlich immer total lieb war, ist plötzlich ein blöder Arsch. So funktioniert das. Weil wir alles miteinander vermischen und schön die Suppe rumrühren und plötzlich sieht es aus wie eins. Es ist nicht wahr. Und ich finde es cool immer wieder mal da rein zu gehen und zu gucken, wenn ich in so eine emotionale Geschichte verstrickt bin, was ist denn da eigentlich los? Also einfach nur mal einen Blick drauf zu werfen und vielleicht auch wirklich mal bewusst einen Schritt zurück zu gehen, zu gucken. Ah ja, weil durch dieses Füße stillhalten oder mal abwarten, das sind wir nicht so unbedingt gewöhnt oder wir wollen es auch nicht so sehr, Aber dieses Abwarten, auch die berühmte Nacht drüber zu schlafen, das ist schon sehr hilfreich, bevor man aktionsmäßig gleich den Fall wirft. Und zwar unabhängig davon, was gemacht werden muss. Selbst wenn es jetzt bei euch gewesen wäre, ja, da muss an der Wand irgendwas geändert werden, also dann wäre es immer noch so gewesen. Es gibt den einen Fakt, dass was gemacht werden muss, was angepasst werden muss, ob einem das gefällt oder nicht. Das kann einem gefallen, das muss einem nicht gefallen, das ändert aber nichts daran, dass es gemacht werden muss. Und dann ist noch eben die Geschichte, die man sich darüber erzählt, das Lamentieren, das Meckern, das anders haben wollen, das ist aber scheiße. Und die ganze Welt ist sowieso blöd und diese Bürokratie und nene und wäre ich mal ausgewandert, das wollte ich schon, als ich 15 war. Und was man dann so alles noch daherkramen kann. Die anderen, auch die Mallorca, die fangen sich nichts zu kümmern. Die nehmen das ganz laissez-faire. Ja, die haben es richtig gemacht. Genau. Und das Wetter ist auch noch schöner. Und dann kommt man von einem zum nächsten. Und aber an den Fakten ändert sich nichts. Es gibt es, was zu tun ist und Punkt. Und wenn man sowieso nicht dran ist, wenn man sowieso nicht ändern kann, macht es dann Sinn, sich da irgendwie so einen Kopf drum zu machen und sich zu stressen und mit allen möglichen Leuten in der Klötten zu kriegen, irgendwie nicht. Deswegen ist es so schön, wenn einem das bewusst wird und man es einfach nicht mehr machen muss. Es ist so viel leichter und angenehmer. Das ist der Punkt, man muss es nicht mehr machen. Also es entsteht wieder eine Wahlfreiheit und vorher sieht es ja so aus. Also für mich sah das früher so aus, als hätte ich überhaupt keine Wahl. Als wäre ich dazu quasi verdammt, oh Gott, und jetzt muss ich mich auch noch schlecht fühlen und so weiter und so fort. Bei den Umständen geht es nicht anders. Ja genau, weil das von außen, dieser Brief, der löst ja jetzt diese Gefühle in mir aus, Der macht mir die schlechte Laune. Der macht uns allen das ganze Leben schwer. Und das zu sehen, dass da nichts von außen irgendwas in mir machen kann, Das ist doch das größte Geschenk überhaupt, das zu sehen, weil das bedeutet einfach wieder, dass wir sind frei. Ja. Ja. Das ist doch ein schöner Abschluss, oder? Wir sind frei. Ja. In diesem Sinne. Ja. Eine schöne Zeit, eine schöne Woche mit ganz viel Erinnerung daran, wie frei du bist. Ja. Schöne Woche. Bis dann. Bis dann. Ciao. Untertitel von Stephanie Geiges

2024 - Alexandra Rosit-Hering und Michaela Thiede