art talk SaarLorLux

Verena Feldbausch

art talk - wir stellen das „Keramik Kunst Museum - Stiftung Hannelore Seiffert“ vor (Teil 1)

24.07.2025 21 min Verena Feldbausch

Zusammenfassung & Show Notes

Wir sprechen über eine Kunstform, die lange Zeit unterschätzt wurde, nämlich über Keramikkunst. Seit den 1990er bis 2000er Jahren wird zeitgenössische Keramikkunst zunehmend anerkannt, auch wenn sie bis heute noch mit Vorurteilen kämpft und nicht immer gleichwertig behandelt wird wie z. B. Malerei oder Installation. Unsere Gesprächspartnerin ist Hannelore Seiffert – sie ist Sammlerin, Unterstützerin und Expertin der internationalen zeitgenössischen Keramikkunst. 2023 hat sie einen bedeutenden Teil ihrer Sammlung dem „Keramik Kunst Museum - Stiftung Hannelore Seiffert“ in Neunkirchen (Saarland) geschenkt. Wir erfahren spannende Geschichten ihrer Sammler-Tätigkeit und lernen ihre Großzügigkeit, Kunst mit anderen zu teilen, zu schätzen.

Links:
Keramik Kunst Museum - Stiftung Hannelore Seiffert: https://keramik-kunst-museum.de/

Keramikzentrum Höhr-Grenzhausen: https://natur-kultur-keramik.de/keramik/

Internationale Keramik-Akademie:  AIC-ICA: https://www.aic-iac.org/en/

Keramikkunst in Shenzhen: https://www.ourchinastory.com/en/13195

Terrakotta-Armee in Xian: https://www.thechinaguide.com/de/sight/terracotta-warriors

art trailer Feldbausch: https://feldbausch.com/

Kunstpodcast art talk SaarLorLux: https://feldbausch.com/blog/



Transkript

Wir reden über Kunst bei art talk, dem Kunstpodcast aus SaarLorLux. Wir treffen KuratorInnen und KünstlerInnen dort, wo sie gerade ausstellen. Mit uns entdeckt ihr zeitgenössische Kunst und außergewöhnliche Kunsträume in unserer Region. Werdet Teil von Galeriegesprächen, Ausstellungseröffnungen und Finissagen. art talk hört ihr überall dort, wo es Podcasts gibt. Verena Feldbausch: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von art talk SaarLorLux. Heute sprechen wir über eine Kunstform, die lange Zeit unterschätzt wurde, nämlich über Keramikkunst. Zunehmend anerkannt im zeitgenössischen Kunstbetrieb ist die Keramikkunst etwa seit den 1990er bis 2000er Jahren, auch wenn sie bis heute noch mit Vorurteilen kämpft und nicht immer gleichwertig behandelt wird, wie zum Beispiel Malerei oder Installation. Unser heutiger Gast ist Hannelore Seiffert. Sie ist Sammlerin, Unterstützerin und Expertin der internationalen Keramikkunst. Und 2023 hat sie einen bedeutenden Teil ihrer Sammlung dem Keramik Kunst Museum Neunkirchen geschenkt. Und da es über zeitgenössische Keramikkunst ganz schön viel zu reden gibt, habe ich die Folge in zwei Teile unterteilt. Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Zuhören des ersten Teils. Eure Verena Feldbausch. Frau Seifert, schön, dass Sie heute Zeit haben, mit mir zu sprechen. Wie hat Ihre Liebe zur Keramik begonnen? Hannelore Seiffert: Ja, ich würde sagen ganz klassisch. Ich war schon im etwas vorgerückten Lebensstadium und habe dann eine Ausstellung gesehen. Und da dachte ich auch, das ist eigentlich auch ganz schön, Keramik, probierst du mal. Habe die Künstlerin gefragt, die zufällig anwesend war. Und da sagte sie, ja, Sie können nach Dillingen kommen, jede Woche, ich mache Kurse. Habe ich gemacht, fing dann an, klassisch mit dem Daumenschälchen und so weiter. Und dann habe ich mich natürlich mehr für die Materie interessiert. Habe mir Bücher gekauft, bin auf Märkte zunächst gegangen. Und dann hat sich das immer mehr vertieft. Je mehr ich Namen kannte oder so, bin ich dann auch zu Ausstellungen gegangen. Und hier, wir haben ja ein keramisches Zentrum, Höhr-Grenzhausen ist in der Nähe, wo ein hervorragendes Museum ist. Und ja, da habe ich mich dann so immer mehr eingewöhnt und habe dann auch spontan immer gekauft, wenn ich irgendwie ein Stück fand, das mir besonders gefallen hat oder dachte, das möchte ich gerne haben und immer angucken. Verena Feldbausch: Was hat Sie speziell an der zeitgenössischen Unikat-Keramik fasziniert? Also im Gegensatz zu antiker Keramik oder Designobjekten? Hannelore Seiffert: Schon immer habe ich mich eigentlich schon als junger Mensch für Kunst interessiert, aber auch immer oder fast nur für zeitgenössische. Also da bin ich am liebsten hingegangen. Und das andere hat sich so ergeben. Die Bildung, die kriegt man ja mit. Und bei der Keramik, da hatte ich auch keine Vorstellung, was vorher war. In dem Sinne von außergewöhnlich. Man wusste, es gab halt früher eine Zeit, wo barocke Geschirre gemacht wurden und sowas. Aber ich fand halt immer, weil ich das auch selber gemacht habe, interessanter, was so in meiner Zeit geschieht. Wie die Leute, was die arbeiten, warum sie es machen. Und vor allen Dingen hat mich zunächst mal die absolute Material- und Ausdrucksvielfalt fasziniert. Und das Arbeiten mit Keramik ist ja sehr, sehr vielfältig. Weitaus vielfältiger, als man das weiß oder normalerweise oder sich vorstellt. Und ja, das fand ich dann interessant. Verena Feldbausch: Wann wurde aus der Faszination eine bewusste Sammler-Tätigkeit? Also gab es einen Punkt, an dem Sie gesagt haben, jetzt sammle ich ernsthaft? Hannelore Seiffert: Das ist schwer zu sagen. Also es gibt einen Punkt, wo ich aufgenommen wurde oder angefragt wurde von der Internationalen Keramikgesellschaft. AIC-ICA, eine ganz eigene Organisation, die es in der Kunst eigentlich nur bei der Keramik gibt. Nämlich, wo die besten, weltweit besten Keramikkünstler verbunden sind. Unabhängig von der Herkunft. Aus Afrika, aus China, aus Japan, aus Amerika, aus Europa sowieso. Und es hatte sich hier zumindest in Deutschland und im europäischen Ausland rumgesprochen, da ist so eine, die kauft immer. Und also mein Name war sowieso ein bisschen da schon bekannt. Und ich bin dann natürlich auch auf diese immer hochwertigeren Arbeiten gestoßen und aufmerksam geworden und dann auch hingefahren. Und ja, und dann haben die dann bei der AIC gesagt, das wäre gut, wenn die bei uns wären. Und ja, und dann haben die dann bei der AIC gesagt, das wäre gut, wenn die bei uns wären.. Hannelore Seiffert: Für mich war das also ein, ich war ganz fasziniert und eine große Ehre, auch da gefragt zu werden. Und es gibt... also in dieser weltweiten Organisation sind ungefähr 900 Keramiker. Und nochmal so knapp 100 Personen, die so dazugehören. Museumsleiter und auch Schriftsteller, also Leute, die darüber schreiben und so weiter. Und einige wenige Sammler. Im letzten Jahr waren es weltweit neun. Und ich war die einzige Deutsche, die aufgenommen wurde in den AIC. Verena Feldbausch: Für was steht AIC? Hannelore Seiffert: AIC-ICA ist die französische Abkürzung für Internationale Akademie der Keramik. Verena Feldbausch: Danke. Genau, jetzt kommen wir zu dem Thema Keramik als internationale Kunstform. Lassen Sie uns über das Material sprechen, also Ton, Erde, Feuer. Was macht Keramik für Sie als künstlerisches Medium so besonders? Hannelore Seiffert: Also als künstlerisches Medium vor allen Dingen die Vielfalt, die Ausdrucksfähigkeit, die auch durch das Material bedingt ist. Es kommt vom feinsten Porzellan her bis zu richtig grobem Ton, der auch dann noch Beimengungen hat und der auch in der Oberfläche ganz rau sein kann. Und in dieser Vielfalt, da spielt sich so viel ab. Und ich kann das aus eigener Anschauung jetzt auch wirklich bestätigen. Wenn man so ein Stück in der Hand hat und man hat nicht gerade einen Auftrag oder so und fängt dann an, da so rumzukneten. Und da wird man so inspiriert. Und da kommen wirklich Dinge zustande, von denen man gar keine Ahnung hatte, dass man die in den Händen, im Kopf oder sonst so hat. Das finde ich also sehr spannend. Und natürlich bei den Stücken, die Sie hier sehen, das sind alles absolut exquisite Stücke von hervorragenden Künstlern, sehr vielen Mitgliedern im AIC. Und die wissen natürlich genau, wie sie umgehen sollen mit den Sachen. Aber trotz alledem. Ich habe also hauchfeine Stücke da und richtig dicke Klumpen. Die Leute haben dann auch meistens in ihren Ausstellungen dieses spezifische Material, dass man vielleicht zehn Stücke oder so sieht oder mehr, je nachdem. Und ja, dann hat sich das halt so zusammen geläppert. Genau. Verena Feldbausch: Also Ihre Sammlung umfasst Werke aus verschiedenen Ländern. Japan, USA, Europa. Wie erleben Sie die internationale Szene der zeitgenössischen Keramik? Gibt es regionale Unterschiede? Hannelore Seiffert: Auf jeden Fall. Zunächst mal, es gibt insofern regionale Unterschiede als beispielsweise in Afrika, um das mal zu sagen, überwiegt noch so die Volkskunst. Obwohl die ganz modern auch interpretiert wird, also von einigen. Dann in China ist eine ganz andere Beziehung zur Keramik. Da spielt die Keramik eine ganz große Rolle. Und spezielle Verfahren, zum Beispiel Celadon oder spezielle Materialien. Es gibt ein Porzellan, das fast bläulich schimmert, wenn es gebrannt wird. Und in Europa ist es vielfältiger, aber trotzdem. Also es ist nicht so, dass ich auf ein Stück gucke und könnte sagen, das könnte aus dem und dem Land sein. Aber man sieht, ja, das sieht europäisch aus. Und noch etwas, was mir immer auffällt, ist, dass zum Beispiel Südkorea, aber auch alle fernöstlichen Stücke, die ich habe, die sind von einer ausgesprochenen Qualität im Sinne der Ausarbeitung. Und die Stücke sehen manchmal einfach aus, schlicht. Aber die haben dann, wenn man genauer hinschaut, so viel Raffinesse und so viel handwerkliches Vermögen, dass man denkt, das kann doch gar nicht sein, dass man das mit den Händen macht. Ah, toll. Ich gucke immer auf ein Stück. Verena Feldbausch: Naja, genau. Wir gehen gleich noch zu verschiedenen Stücken, gehen noch auf verschiedene Stücke ein. Viele denken bei Keramik an etwas Funktionales. Eine Tasse, eine Vase. Aber Unikatkeramik ist Kunst. Was unterscheidet ein Kunstwerk aus Ton von einem Gebrauchsobjekt? Hannelore Seiffert: Aus Ton, meinen Sie? Verena Feldbausch: Ja. Ja, ja. Hannelore Seiffert: Ja, nun, zunächst einmal, die Kunstwerke sind einfach unpraktisch zum Gebrauch. Ja. Ich habe aber in meinem Haushalt, ich habe mal so überschlagen, mindestens 80 Stücke im Gebrauch, die also aus Ton sind, die wirklich einen ganz speziellen Ausdruck haben, aber die gemacht sind für das, wozu ich sie benutze. Dosen und Teller oder Geschirr auch. Vasen habe ich sehr viele, die ganz außergewöhnlich sind und die mir einfach gefallen und die man so nicht kaufen kann. Wo man sieht, das ist ein bisschen anders. Das ist eine schöne Frage. Zu diesem Schritt bewogen, hat mich zunächst Frau Nicole Nix-Hauck, die Leiterin hier des Keramik Kunst Museums. Wir kennen uns schon sehr lange und ich hatte hier auch mal oben in der Galerie zwei Ausstellungen mit meiner Keramik. Die erste war wirklich sehr, sehr gut frequentiert und die zweite ist dann zum größten Teil Corona zum Opfer gefallen. Aber sie kannte meine Arbeit und sie war auch häufiger bei mir zu Hause. Und eines Tages hat sie so beiläufig gesagt, hast du schon mal überlegt, was du machst mit deinen Sachen? Könntest du dir vorstellen, dass du da sowas in ein Museum tust oder stiftest? Und da dachte ich also, geht doch gar nicht. Am nächsten Morgen einmal drüber geschlafen. Das ist es. Denn ich hatte vorher schon so an bestimmten Museen einzelne Stücke gegeben, also so fünf, sechs Stücke. Ich habe mit meiner Sammlung auch schon in anderen Museen Ausstellungen gehabt, im kleineren Rahmen natürlich. Und dann habe ich immer Stücke dagelassen. Und so nach sechs, acht Wochen waren die dann im Depot. Und da stehen die dann jetzt für den Fall, dass der Verursacher dieses Stückes vielleicht mal selbst eine Ausstellung hat. Werden die nochmal gezeigt, aber das war's. Und das, finde ich, hat diese Kunstfertigkeit, diese Liebe und Hingabe und das Können einfach nicht verdient. Wenn die gemacht werden, dann sollten sie auch gesehen werden können. Und das war dann für mich, also da dachte ich, klar, das ist es. Und ich lebe seit 50 Jahren im Saarland. Davon eine große Zeit in Neunkirchen gewesen. Also hier das Haus sehr gut, das Museum und oben die Galerien und so weiter. Und da dachte ich, ja, ich wohne nicht weit weg. Ich kann hier immer gucken, was meine Schätzchen machen, wie es ihnen geht. Ein kleines Schwätzchen halten. Und ja, und da sage ich, ja, das ist die Idee. Und dann hat sich ja grandios ergeben die Gestaltung. Verena Feldbausch: Ja. Das der nächste Schritt war, dass eine Freundin von Ihnen auch nochmal eine großzügige Schenkung gemacht hat. Ja. Wie war das? Hannelore Seiffert: Es war keine Freundin von mir. Ich kannte die Dame vorher gar nicht. Okay. Und die hat einen riesigen Betrag gestiftet, also für meine Verhältnisse. Das waren 100.000 Euro. Verena Feldbausch: Das ist ja der Wahnsinn. Hannelore Seiffert: Und damit war natürlich eine völlig andere Dimension der Präsentation möglich. Verena Feldbausch: Also das heißt, der erste Schritt war, Sie haben gesagt, ich bin bereit, einen Teil meiner Sammlung zu stiften. Ja. Und der zweite Part war dann, dass sich eine großzügige Stifterin nochmal gefunden hat, die den Raum ermöglicht hat, die die Ausstellungsfläche ermöglicht hat. Weil es sind ja, glaube ich, 300 Quadratmeter hier, oder? Hannelore Seiffert: Ja, ein bisschen über 300 Quadratmeter. Und ich hatte immer gesagt, also ich möchte nicht gerne Vitrinen haben. Bei mir stehen die Sachen zu Hause auch offen. Und ich weiß, dass es wichtig ist, auch dass man auch mal ganz nah rangehen kann. Natürlich die Hände auf dem Rücken dabei. Und sich die Sachen genauer ansehen kann. Und bei Vitrinen hat man dann immer so eine gewisse Distanz. Diese überaus großzügige Stifterin, die wurde wohl von dem Herrn Linnebacher, der hier auch sehr viel von dem Umbau geleitet hat, dazu animiert oder veranlasst, das zu machen. Verena Feldbausch: Ja, das ist toll. Welche Werke haben Sie ausgewählt und nach welchen Kriterien? Hannelore Seiffert: Also wir haben das so gemacht. Leute aus dem Museum, also Frau Nix-Hauck und jemand anderer noch, sind durchs Haus gegangen und haben gesagt, das und das und das und das möchten wir haben. Und ich hatte ursprünglich an eine Zahl zwischen 100 und 200 gedacht. Und dann haben die gleich Zettelchen geschrieben, also 3, 42 und so. Und auf einmal waren wir bei über 400 Stücken. Und das fand ich doch ein bisschen happig. Da dachte ich, oh, also da ist ja gar nichts mehr da. Wobei ich sagen muss, ich habe also in meinem Haus damals 1200 Stücke ungefähr gehabt. Es war also nicht so gefährlich. Verena Feldbausch: Und Sie haben dann wirklich die 400 Teile, dem Museum gestiftet. Hannelore Seiffert: Ja, also dann wurde das hier umgebaut. Es waren hier ja ganz anders genutzte Räume. Es wurde eine Beleuchtung geschaffen und dann diese wunderbaren Möbel, auf denen die Sachen präsentiert werden können, in allen möglichen Variationen. Wir haben dann gerückt und so, bis das, ach, so könnte das sein. Und an den Wänden, also toll. Ja. Und dann haben wir erst mal 200 Stücke hergebracht. Und es sind im Moment, glaube ich, 260 Stücke hier. Und Frau Nix-Hauck hat mit Frau Dr. Wilhelmus die Präsentation gestaltet. Ich habe vorher bei mir, können Sie sich vorstellen, bei der Menge der Sachen, und obwohl ich mein Haus zweimal umgebaut hatte, es war immer noch sehr, sehr, sehr voll. Da war ich also gewöhnt, dass die Stücke doch also recht nah beisammen sind. Und speziell von Frau Nix-Hauck weiß ich es genau, dass sie sehr großen Wert darauf legt, dass jedes Stück für sich einen einzelnen Umraum hat, wo es für sich alleine betrachtet werden kann. Ja. Und ich musste dann weggehen, ich dachte immer, ach, was kann ich dan noch alles hinstellen! Ja, aber dann fand ich das natürlich umso schöner. Es ist, also wenn man sieht, die Präsentation ist großartig. Das wurde dann auch inhaltlich ein bisschen gegliedert, Gesichter, figürliche Arbeiten und so weiter. Verena Feldbausch: Ja, genau, das ist eigentlich meine nächste Frage. Wie war die Zusammenarbeit mit dem Museum? Also das haben Sie schon ein bisschen erläutert. Gibt es einen Katalog zur Schenkung und werden die Exponate eigentlich auch regelmäßig ausgetauscht? Weil Sie sagen, jetzt sind 260 etwa präsentiert, aber Sie haben über 400 gegeben. Wie ist da so der Ansatz? Hannelore Seiffert: Ja, es ist also so, meine innere Bedingung war, dass nichts ins Depot soll. Und wir haben diesen Raum hier mit 300 Quadratmetern, der also jetzt mit etwa 260 Stücken belegt ist. Und das ist wunderbar. Man sieht jedes einzelne Stück. Es sind etwa noch 170 Stücke bei mir zu Hause. Jetzt haben wir aber beschlossen, dass auf jeden Fall der Rest auch hierher kommt. Es gibt eventuell Möglichkeiten, hier räumlich das zu erweitern, dass etwas dazu kommt. Und wir werden das also in einer größeren Aktion machen, dass hier ein größerer Teil, also mindestens 150 Stücke ausgetauscht werden. Also das ist ja schon ein großer Wechsel. Genau. Und das wird dann auch extra angekündigt. Und das müssen Sie hier bestimmt ein, zwei Wochen schätze ich mindestens schließen für den Umbau. Verena Feldbausch: Und ist ein Katalog vorgesehen? Hannelore Seiffert: Kataloge hatten wir bei der ersten Ausstellung schon und bei der zweiten, die dann nicht so stark frequentiert war, weil das gleich Anfang 2020 war, als Corona kam. Es sind zwei Kataloge, die hervorragend fotografiert sind und die stehen zur Verfügung. Da ist also der allergrößte Teil der Stücke, ist dann hier in diesen Büchern. Verena Feldbausch: Genau, das waren zwei Kataloge von den Ausstellungen, die schon in der Stadtgalerie Neunkirchen stattgefunden haben. Wohin entwickelt sich die Keramikkunst gerade? Sehen Sie neue Tendenzen, vielleicht auch gesellschaftlich oder politisch? Hannelore Seiffert: Also, ich habe mir seit drei Jahren, schlage ich mir immer auf die Finger, wenn ich irgendwo hingehe. Ich gehe auch nicht mehr so oft in Ausstellungen, das ist viel zu gefährlich. Aber ich bekomme sehr viel schriftliches Material und die "Neue-Keramik" und so weiter, keramische Zeitschriften. Und ich sehe eine Tendenz zu einer noch größeren Abstraktion einerseits, zu einer anderen Farbigkeit, auch noch einer größeren Farbigkeit. Und so diese mehr kontemplativen Stücke, die habe ich jetzt noch nicht so stark wahrgenommen. Mir fällt das also wirklich auf, dass sehr abstrakte und wilde Formen mittlerweile in ausgefallenen Farben dann noch zu sehen sind. Verena Feldbausch: Gab es gesellschaftliche oder politische Entwicklungen, die Sie beobachten? Hannelore Seiffert: Kann ich nicht sagen, dass das als Reaktion auf irgendetwas ist. Es ist ja auch in allen Kontinenten verschieden. Also gerade in China, die laden sehr viele ein. Da gibt es zum Beispiel eine Stadt Jingdezhen, wo jedes Jahr eine größere Anzahl von Gästen eingeladen wird aus der ganzen Welt. Die arbeiten dort und lassen auch die Sachen dort und stellen dort aus. Und da hat die Keramik einen ganz anderen Stellenwert. Da wird auch großer Wert auf klassisches Material gelegt, auf klassische Farben, Celadon oder so. Und wenn die Leute hinkommen, hier aus Deutschland sind wieder eine ganze Menge eingeladen, können sie sowohl in ihrer eigenen Art arbeiten, als auch das nachempfinden oder natürlich umgesetzt in ihre Möglichkeiten, aber so in dem Stil etwas machen. Und ich finde sowas sehr spannend, sehr, sehr anregend. Verena Feldbausch: Nun habt ihr schon ganz schön viel erfahren über die Sammlerin Hannelore Seifert und wie sie zur zeitgenössischen Keramikkunst kam. Und in der nächsten Folge besprechen wir ganz konkrete Stücke ihrer Sammlung. Und wie immer findet ihr Fotos der besprochenen Werke auf meinem Blog. Und der Link dazu, den gibt es in den Show Notes. Ich freue mich schon auf das nächste Mal, wenn Hannelore Seifert uns erzählt, wie sie ihre Lieblingsstücke gefunden hat. Diese Folge konnte produziert werden dank der Unterstützung des Ministeriums für Bildung und Kultur des Saarlandes. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank dafür. Und ich danke euch fürs Zuhören und freue mich schon auf den zweiten Teil unseres Gesprächs mit Hannelore Seifert. Bis dahin, eure Verena Feldbausch. Dir hat art talk gefallen? Dann hinterlasse 5 Sterne und empfehle uns deinen FreundInnen. Mehr Infos zu dem Podcast findest du in den Show Notes und in unserem Blog. Sei wieder dabei, wenn es heißt Wir reden über Kunst bei art talk, dem Kunstpodcast aus SaarlorLux. Musik, Ende