... erklärt von Christian Dürnberger, Schriftsteller und Experte für Ethik und Philosophie
24.07.2022
9 min
Zusammenfassung & Show Notes
In dieser Folge der BauertothePeople Ahaa!-Momente gibt uns der Schriftsteller und Experte für Ethik und Philosophie, Christian Dürnberger, Einblick in die unterschiedlichen Zugänge zum Thema Tierwohl.
Christian war auch schon in der Folge 32 zu Gast in unserem Podcast.
Transkript
Einleitung
00:00:16
Grüße ich, was ist Tierwohl.Ein großer und ja viel diskutierter Begriff dem wir uns in dieser Folge der Aha-Momente zusammen mit dem Schriftsteller und Universitätsdozenten Christian etwas annähern wollen.Der Christian ist äh Experte für die Themen Ethik und Philosophie und hat in dieser Rolle schon sehr viel über diesen Begriff nachgedacht und ist daher bestens geeignet, uns ein wenig in die Denkansätze,Zum Thema Tierwohl einzuführen. Und ja, möge der Aha-Moment mit euch sein.
Hauptteil
00:00:55
Was ist Tierwohl,Alle kennen diesen Begriff nicht nur aus den Wissenschaften, von den sogenannten animal well for Sciences. Wir kennen den Begriff Tierwohl vor allem seit einigen Jahren aus der Werbung, würde ich sagen, aus dem Marketing. Wir kennen ihn von Fernsehspots, ausm Radio oder von Plakaten.Tierwohl ist ein omnipräsenter Begriff. Er ist allgegenwärtig, er ist in aller Munde und was passiert mit einem Begriff, der in aller Munde ist.Er dünn aus, es wird immer mehr unklar, was damit gemeint ist. Deswegen wollen wir uns in den kommenden Minuten kurz anschauen, was Tierwohl eigentlich bedeutet. Zuallererst müssen wir hier feststellen.Es gibt, wie so oft, bei wichtigen Begriffen aus der Wissenschaft,keine einheitliche Definition. Also wir finden ganz verschiedene definitorische Annäherungen und Versuche der Operationalisierung, was Tierwohl bedeutet. Klar.Grundsätzlich geht es um das Wohlbefinden eines Tiers. Aber.In all diesen verschiedenen Definitionen geht oft der große Blick, der der Blick auf das große Ganze verloren. Und den möchte ich in den kommendenäh Ausführungen versuchen, denn ich komme auch nicht aus den animal Sciences, sondern habe Philosophie studiert. Das heißt, ich versuche jetzt quasi auf die Metaebene,klettern und aus ethischer Sicht kurz darüber nachzudenken, was Tierwohl eigentlich bedeutet. Und da würde ich sagen.Es geht nicht zuletzt um die Frage, wie wir Tiere wahrnehmen. Wir können zum Beispiel sagen, Tiere sind leidensfähige Kreaturen und deswegen versuchen wir, diese Tiere möglichst nicht nur gesund zu halten, sondern dass sie keinen Schmerz empfinden.Diese Position nennt man in der Ethik übrigens Pathozzentrismus. Also alle leidensfähigen Kreaturen und das sind nicht nur Menschen, sondern auch alle leidensfähigen Tieren.Sollen kein Schmerz empfinden, sollen frei sein von Leid gewissermaßen. Das ist so könnte man sagen, der Gedanke des Tierschutzes.Tierwohlkonzepte aber versuchen einen Schritt darüber hinauszugehen und zu fragen, was macht ein gutes Leben eines Tiers eigentlich aus?Klar gehört dazu, dass das Tier idealerweise nicht permanent Schmerzen hat, aber zu einem guten Leben gehört in der Regel wesentlich mehr. Wir können das auch übrigens umlegen auf Menschen. Wenn ich ähm Sie,euch jetzt Frage, hast du ein gutes Leben? Und die Antwort lautet, ich habe akut keine Schmerzen, dann habe ich dieses Gefühl, ah,Hat die Frage falsch verstanden. Also da sieht man's ja schon, zu einem guten Leben gehört mehr als Schmerzensfreiheit und genau das, so würde ich aus ethischer Perspektive sagen, versuchen Tierwohlauf Tiere umzumünzen. Und ein ganz ganz berühmtes Beispiel sind dabei die sogenannten fünf Freiheiten.Das ist jetzt nichts aktuelles, sondern dieses Konzept der fünf Freiheiten hat schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel. Nicht zuletzt können die fünf Freiheiten schön illustrieren, inwieweit Tierwohlkonzepte über Tierschutz, also wir schützen Tiere vor Leid, hinausgehen.Die fünf Freiheiten wurden vor einigen Jahrzehnten im englischsprachigen Raum festgelegt und diese fünf Freiheiten.Sollen erklären, wie Tiere eigentlich gehalten werden sollen, ja? Also erste Freiheit, diese Tiere sollen frei von Hunger und Durst sein. Die Tiere sollen Zugang haben zu frischem Wasser und gesunden und gehaltvollem Futter.Zweite Freiheit, die Tiere sollen die Freiheit haben von Haltungsbedingten Beschwerden, also sie haben eine geeignete Unterbringung oder adäquate Liegeflächen et cetera.Die dritte Freiheit, die Tiere sollen frei von Schmerz, Verletzungen und Krankheiten sein, das ist der klassische Gedanke des Tierschutzes.Die vierte Freiheit, die Tiere sollen auch frei von Angst und Stress sein und schließlich und da zeigt sich sehr schön, inwieweit Tierwohl mehr meint als Tierschutz, sage ich jetzt.Die Tiere sollen die weitgehende Freiheit haben zum Ausleben normaler Verhaltensmuster. Manchmal steht da auch natürlicher Verhaltensmuster, der natürlich muss man in.Philosophischen ethischen Debatten stets unter Anführungszeichen setzen, denn was bedeutet natürlich bei einem Tier wie dem Schwein oder dem Rind, das ja maßgeblich äh Resultat von Züchtungs äh Zielen des Menschen ist.Das Tier soll die weitgehende Freiheit haben zum Ausleben normaler, Verhaltensmuster. Also die Tiere sollen die Möglichkeit haben,Normalverhalten, wie es in der Wildnis, sage ich jetzt, ähm äh ausgelebt werden sollte, das soll auch im Stall weitgehend möglich sein, zum Beispiel,ausreichendes Platzangebot oder auch zum Beispiel Gruppenhaltung, also lebend Tiere allein oder kommt's, kommen sie in Kontakt mit Artgenossen,Wie gesagt, das Konzept der fünf Freiheiten hat schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Nicht zuletzt kann es schön illustrieren, inwieweit Tierwohl.Mehr meint als Schmerzensfreiheit, Leidensfreiheit und inwieweit Tierwohlkonzepte die Frage stellen, hat dieses Tier.Gutes Leben in menschlicher Obhut, denn Tierwohlkonzepte allgemein fokussieren ganz, ganz stark auf die Nutztierhaltung. Also wir reden da nicht über Wildtiere.Und dann gibt's verschiedene Indikatoren, die uns dabei helfen sollen Tierwohl.Zu messen, abzulesen, zu operationalisieren, zum Beispiel gibt's da oft die Unterscheidung zwischen tierbezogenen Indikatoren und Ressourcenbezogenen Indikatoren. Dir bezogene Indikatoren werden direkt am Tier gemessen.Kühe lahmen in diesem Stall, in dieser Herde, Lärm die Kuh oder nicht, hä? Da schauen wir direkt aufs Tier,Versuchen daraus Erkenntnisse zu gewinnen, wie geht's diesem Tier? Ressourcen bezogene Indikatoren blicken nicht aufs Tier, sondern eher auf das Umfeld, zum Beispiel wie viel Platz hat ein Schwein durchschnittlich in diesem Stall.Also wir können hier verschiedene Indikatoren unterscheiden, die uns dabei helfen sollen,Tierwohl zu operationalisieren, messbar zu machen. Und das ist in der Wissenschaft ein ganz, ganz wichtiger Ansatz, denn in der Werbung mag es genügen, über Tierwohl zu sprechen, aber in der Wissenschaft, wenn's dann tatsächlich an auch um die Anwendung.Ähm von von Tierwohl im Stall geht, dann brauchen wir natürlich so etwas wie Zahlen, Daten, Fakt.Ganz allgemein stellt sich dabei oft heraus, dass einer der wichtigsten Faktoren, ob und inwieweit Tierwohl in einem Stall gegeben ist oder nicht,der Mensch ist. Also klar,Geht um Haltungsbedingungen, es geht um um Platzangebot, es geht um Fütterung, es geht um ganz ganz viele Aspekte aber nicht zuletzt kommt's darauf an, hat der Mensch vor Ort.Bauer, die Bauerin, die Skills, das Auge für das Tier, auch die Zeit, nimmt er sich Zeit dafür für Tierbeobachtungen et cetera.Im im Endeffekt spielt der Mensch hier bei eine ganz ganz wesentliche Rolle. Schließlich.Würde ich darauf hinweisen wollen, dass Tierwohl in meinem Verständnis immer auch eine Art Kompromiss ist. Also wenn wir uns die fünf Freiheiten anschauen, dann wird es schwer, so mein Verständnis,die alle zu 100 Prozent realisieren. Das sind Ziele, wo wir Ziele definieren. Da kommt's aber auch natürlich zu Zielkonflikten.Aber grundsätzlich ist das so etwas wie eine äh wie eine Vision, also etwas, das man anstrebt. Wir wollen, dass es den Tieren bestmöglich in unseren Stallungen geht. Das ist das Konzept der Ausgangspunkt von Tierwohl. Aber es ist natürlich nicht zuletzt ein Kompromiss, sprich beispielsweise,ein Tier kann wohl kaum jemals in einem Stall zu 100 Prozent das natürliche normale Verhaltensmuster ausleben. Das wird in der Tierhaltung nicht möglich sein.
Intro_Outro
00:08:04
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