BauertothePeople (B2P)

Wilhelm Geiger

Ahaa! - Zahlen, Ergebnisse und Unterschiede rund um Lebensmittelabfälle verstehen

... erklärt von Gudrun Obersteiner, Abfallexpertin an der BOKU

05.03.2023 9 min

Zusammenfassung & Show Notes

In diesem Ahaa!-Moment erklärt uns die Abfallexpertin Gudrun Obersteiner von der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU), warum es rund um Lebensmittelabfälle so viele unterschiedliche Zahlen und Ergebnisse gibt, und wie sich diese Unterschiede erklären lassen.

Studie "Teller statt Tonne"
Kurzversion | Langversion

Gudrun Obersteiner könnt ihr auch in
Folge 69 ausführlich kennenlernen.

Transkript

Einleitung
00:00:16
Grüß euch! In dieser Ausgabe der Bauer2thepeople Aha-Momente geht die Gudrun Obersteiner auf die Frage ein, warum es inzwischen durch recht viele unterschiedliche Zahlen und Ergebnisse rund um das Thema Lebensmittelabfälle gibt. Und sie gibt uns auch gleich ein bisschen Werkzeug an die Hand, diese Zahlen und Ergebnisse auch entsprechend bewerten und einordnen zu können. Die Gudrun ist die stellvertretende Leiterin des Instituts für Abfall und Kreislaufwirtschaft an der Wiener Universität für Bodenkultur, kurz BOKU. Und vor allem ist die Gudrun auch zusammen mit ihrer Kollegin Sandra Lucke, die Autorin der im Jahr 2020 erschienenen Studie Teller statt Tonne. Das ist eine Studie, an der man in Österreich, wenn es um das Thema Lebensmittelabfälle geht, definitiv nicht vorbeikommt. Den Link zur Gudrun, zur Studie, den findet ihr in den Show Notes und in den Beschreibungen zu dieser Folge. Ja und jetzt möge der Aha-Moment mit euch sein.
Ahaa
00:01:33
Und das führt mich dann auch gleich zu einem dritten Thema, Nämlich, dass mittlerweile recht viele unterschiedliche Zahlen irgendwie immer wieder kommuniziert werden. Also wieso kommt es zu diesen unterschiedlichen Ergebnissen? Worauf muss man denn achten, wenn man sich da jetzt wirklich an ein Urteil bilden will? Prinzipiell ist es eben nicht so sehr einfach, die genauen Zahlen zu Lebensmittelabfällen zu erheben und in weiten Bereichen sind die Zahlen aus vielen europäischen Ländern einfach wirklich noch grobe oder gröbste Schätzungen. In Österreich sind wir in der glücklichen Lage, dass wir es schon recht gut erheben können, trotzdem muss man sich dessen bewusst sein, dass es entweder Hochrechnungen sind von Einzelanalysen, also von Stichproben, wo man natürlich einen gewissen Fehler hat, oder es sind eingemeldete Zahlen, die aber einen gewissen Interpretationsspielraum nach sich ziehen und wo man immer wieder Unschärfen hat. Also wenn man sich ein bisschen näher mit dem Thema beschäftigt, es ist so, dass wir normalerweise werden die Abfälle von Haushalten getrennt abgeführt von den Abfällen von Betrieben. Wenn es aber sogenannte haushaltsähnliche Abfälle sind und wenn das jetzt irgendwie so ein kleiner Supermarkt oder ein kleiner Friseursalon oder was auch immer in einer Wohngegend oder in einem Wohnblock ist und wird der Abfall gemeinsam mit den Haushaltsabfällen abgeholt und das macht es dann im Nachhinein natürlich extrem schwierig herauszufinden, wie viel ist da jetzt reiner Haushaltsabfall und wie viel kommt von dem kleinen Geschäft zum Beispiel dazu. Das heißt, wir haben bei beiden Erhebungsmethoden, bei den eingemeldeten Messdaten, die wir flächendeckend haben und bei den Stichproben, die genauer sind, aber die wir hochrechnen müssen, gewisse Fehleranfälligkeit. Deshalb ist es natürlich, wenn man mit unterschiedlichen Methoden erhebt, kommt es automatisch zu zu unterscheiden? Trotzdem sind wir in Österreich mit den unterschiedlichen Methoden, mit denen wir das Ganze erhoben haben, kommen wir auf schon sehr ähnliche Zahlen und es sind dann halt Bandbreiten, die aber trotzdem zum selben Schluss kommen. Ungefähr 50 bis 60 Prozent verursachen die Haushalte und in der Größenordnung von 15, 16, 17 Prozent ist es dann die Außerhausverpflegung und die Produktion und der Handel mit einem relativ geringen Prozentsatz immer der Bereich, der die wenigsten Lebensmittelabfälle verursacht. Also ganz egal mit welcher Erhebungsmethode wir uns das anschauen. Eine Fehlerquote, wo man darauf achten muss, ist, ob sich die Zahlen, die man jetzt gerade irgendwo liest, nur auf die sogenannten vermeidbaren Lebensmittelabfälle beziehen oder auf alle Lebensmittelabfälle. Also wir vom Institut für Abfallwirtschaft auf der Universität für Bunkultur versuchen immer sehr stark auf die vermeidbaren Lebensmittelabfälle zu fokussieren, weil die anderen ja sowieso anfallen. Also gewisse Dinge, so etwas wie Melonen schalen, kann ich nicht essen, werde ich immer im Müll haben. Mir ist es aber wichtig, dass ich eben nicht die halbe Melone im Müll finde. Und dasselbe gilt für fast alle anderen Schalen. Jetzt kann man noch darüber diskutieren, ob sowas wie Kartoffelschalen vermeidbar sind oder nicht, weil die kann man ja auch mitessen. Oder Brotrinde oder was auch immer. Manche haben ein paar unschärfende Schalen. Aber im Großen und Ganzen haben wir halt einerseits die Zubereitungsreste, die man nicht isst. Wo eben die Schalen, aber auch Knochen zum Beispiel dazu gehören oder was weiß ich, das Kerngehäuse vom Apfel und die vermeidbaren Lebensmittelabfälle, die eigentlich essbar gewesen wären, wenn man es rechtzeitig gegessen hätte. Also zu diesen vermeidbaren Lebensmittelabfällen gehört auch die schimmelige Semmel dazu, weil wenn wir die rechtzeitig gegessen hätten, dann hätten wir sie essen können. Also da gibt es auch immer wieder Missverständnisse, dass Leute sagen, naja, aber ich kann ja kein schimmeliges Brot essen. Natürlich nicht, aber trotzdem ist es ein vermeidbarer Lebensmittelabfall, weil man soll es ja vorheißen oder einfrieren oder was auch immer damit machen. Das heißt, das ist ein weiterer Punkt, den man beachten muss. Zum Beispiel die europäischen Zahlen, die normalerweise genannt werden, die beinhalten alle Lebensmittelabfälle, weil die auch über alle Bereiche der Wertschöpfungskette gehen und weil wir uns zum Beispiel im Handelsschwert nun dazu trennen. Also wenn im Handel ein Kotel weggeworfen wird, dann wird das ganze Kotel weggeworfen, sehr oft an Mitverpackung. Und der einzige Bereich, wo das relativ gut geht mit dem Trennen in vermeidbar und nicht vermeidbar, in Zubereitungsreste und Essbare, das ist eben eigentlich Haushalt und bis zu einem gewissen Grad natürlich auch die Gastronomie, hängt aber auch von der Erhebungsmethode ab. Wenn ich es sortiere, dann kann ich es auseinanderdividieren. Wenn ich es nicht sortiere, sondern wenn ich nur das Behältergewicht von der Küchentonne messe, dann habe ich halt ein Gesamtwert, wo natürlich auch die Zubereitungsreste mit drinnen sind. Ein weiterer Aspekt, der zu unterschiedlichen Werten führt, ist zum Beispiel in der Gastronomie, aber auch im Haushalt, schaue ich mir jetzt nur den Restmüll an oder nur das, was in der Tonne ist oder alles. Suppen werden eben sehr oft im Kanal entsorgt, die landen nicht in der Tonne, die wir in der einen Analyse drin haben und die wir in der anderen nicht drin haben. Das selbe gilt für den Biomüll. Sobald Müll in unterschiedliche Kanäle geht, wird alles berücksichtigt oder nicht. Ich glaube, das sind die Hauptgründe, die zu unterschiedlichen Zahlen führen. Ich glaube, dass das aber gar nicht so wichtig ist, wenn man jetzt 950.000. 1.000.000 oder 1.200.000 oder was auch immer Lebensmittelabfälle für Österreich hat. Ich glaube wichtig ist es, dass uns klar ist, es ist viel, es ist unglaublich viel, es ist viel zu viel und ein Großteil der Lebensmittelabfälle verursachen wir als Konsumentinnen und deswegen liegt es auch an uns etwas daran zu ändern.

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