B2P Interview | Bleiben Wiens Gläshäuser dieses Jahr leer?
Gemüsegärtner Markus Pannagl aus Wien, Simmering
15.01.2023 8 min
Video zur Episode
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Zusammenfassung & Show Notes
Bianca im Gespräch mit dem Wiener Gemüsegärtner Markus Pannagl zur Frage, ob die Wiener Glashäuser ob der Energiekrise dieses Jahr leer bleiben werden.
Markus und sein Vater Franz waren auch schon in der Folge 33 zu Gast in unserem Podcast.
Markus und sein Vater Franz waren auch schon in der Folge 33 zu Gast in unserem Podcast.
Transkript
BWB Interview.
Die Glashäuser in Wien bleiben leer, sagen die Medien. Was ihr vielleicht nicht wusstet, hier mitten in Wien in Simmering ist die Paradeiser, also die Tomatenhauptstadt, historisch gewachsen, ist das Gemüse und seine Bauern immer schon dort gewesen, wo die meisten Menschen waren.
Deshalb stehen wir heute hier neben dem Markus Panagel und fragen ihn, sagt mal, stimmt das, dass die Glashäuser hier leer bleiben aufgrund der Energiekrise?
Ja, stimmt teilweise. Es ist natürlich nicht so, dass gar nicht mehr produziert wird, aber es sind sehr viele Betriebe, die ihre Produktionskapazitäten in Richtung Sommer verlegen.
Sprich, die meisten haben in einem Zeitraum in etwa von, sagen wir, Jänner bis März irgendwann, kommt dann darauf an, ob man Paradeis, Paprika oder Gurken oder was auch immer setzt,
Und die meisten Betriebe verlagern ihre Pflanzzeitpunkte heute in etwa so zwei, drei, vier, fünf Wochen nach hinten, was dann im Endeffekt dazu führt, dass einfach das heimische Gemüse später,
am Markt kommt und im Endeffekt wird dann dadurch ein bisschen weniger produziert und und sich auch.
Der Markus und sein Vater, der Franz, haben hier in Simring Glashäuser, in denen später Ochsenherzparadeis erwachsen. Aber sag Markus, wenn sich das alles verschiebt, was heißt denn das für dich als Gärtner?
Für uns als Betrieb, als Gärtner, heißt es in erster Linie jetzt einmal im Frühjahr, klingt ja relativ gemütlich, ein bisschen lockerer, ein bisschen später Produktion,
kommen natürlich die Arbeitskräfte später, man muss später einheizen und so, aber vom nächsten Uhr kann man natürlich nicht leben. Wir müssen irgendwann produzieren und im Endeffekt,
Natürlich haben wir da einfach ein Ertragsverlust, wir produzieren dann weniger, es bleibt am,
Jahr weniger über, weil wir einfach weniger produzieren.
Wir werden das ein bisschen kompensieren, dass wir vielleicht im Herbst länger produzieren, aber natürlich muss man im Herbst wiederum heizen, also irgendwo belauft das darauf, dass wir einfach weniger produzieren werden.
Apropos produzieren, jetzt hast du mir gesagt, 30 Prozent des Paradiserpreises sind quasi die Energiekosten, die da reinfließen.
Wenn die jetzt aber so viel teurer werden aufgrund der Situation, die wir alle kennen, was heißt das jetzt für dich?
Für mich heißt das am Ende des Tages wahrscheinlich einfach, dass weniger überbleibt.
Und das ist dann eine rechte Frage, das werden wir in der kommenden Saison sehen, ob es sich für die Betriebe ausgeht oder nicht.
Weil es ist halt leider so, der Handel macht den Preis, der Markt macht den Preis. Und wenn halt ein Produkt, ein Gemüse im Geschäft halt um 20 Cent mehr gekostet kriegen, und Das erleben wir als Konsumenten, ja es ist ja alles teurer geworden, aber wenn es jetzt,
20 Cent mehr kostet, heißt das ja nicht, dass wir 20 Prozent dafür mehr kriegen.
Das meiste davon hat der Handel und wir kriegen dann vielleicht 2, 3, 4 Cent davon und dadurch kann man halt einfach die Mehrkosten nicht decken.
Und im Endeffekt wird sich dann zeigen, bleibt für uns einfach weniger über oder geht es sich gar nicht mehr aus.
Wenn wir nicht wirklich mehr fürs Produkt kriegen, wird das ja nicht ausgeht.
Für viele Betriebe, nicht für alle, es kommt natürlich darauf an, ob ich Spezialitäten produzieren. Die sind jetzt mit Corona ein bisschen schlechter gegangen im Verkauf. Die Leute haben eher auf Standardprodukte zurückgegriffen, natürlich auch aufgrund das Preis ist, auch von der Preissituation allgemein und das wird sich dann zeigen ob Ich glaube, dass es jetzt gemacht wird.
Lebensmittel werden teurer, alles wird teurer, Energiekrise. Jetzt stehen wir da in deinem Glashaus, aber auf der anderen Seite, du hast gerade davon gesprochen im Supermarkt, wir gehen einkaufen, wollen am Paradiser kaufen und wenn ihr jetzt aber später zum Produzieren anfängt, was heißt das für uns Menschen, die wir Paradiser kaufen wollen?
Es heißt einfach, es wird heimische Produkte, heimische Qualität an Gemüse einfach später im Supermarkt geben. Es liegt dann länger das Ausländische dort, woher es auch immer kommt.
Ich meine, es kämpft natürlich auch ganz Europa mit der ganzen Welt, hauptsächlich Europa, bei uns mit den Energiepreisen. Es wird überall alles ein bisschen teurer werden, aber trotzdem ist die Produktion im Ausland die billigere.
Und natürlich auch aufgrund der Temperatursituation, wo es wärmer ist, kann ich halt einfach billigeren Paradiser oder andere Früchte oder anderes Gemüse produzieren und das wird dann einfach länger in die Regale liegen.
Von wann bis wann schätzt du, gibt es denn in diesem Jahr bei uns im Supermarkt Paradiser aus Österreich?
Von wann bis wann geben wird es, wie gesagt, ich weiß nicht, ob viele belichtete Betriebe, man hört immer wieder, belichtete Betriebe hören auf oder hören auf zum Belichten, produzieren auch im Sommer, aber ich sage mal, so den ganz normalen, geheizten Paradeiser gibt,
in etwa von Mai bis November.
Und sag, wenn sich jetzt die Anbau- und Erntesaison so verschiebt bei euch allen, was heißt das eigentlich?
Es heißt für uns in erster Linie, wie gesagt, eine Verschiebung in der ganzen Arbeitssituation. Ein bisschen am Ende des Tages, weil wir weniger Ertrag gehabt haben, weniger Produktion.
Und wo sie da im Verkauf, vor allem in der Anbauplanung, in der Flächenplanung heißt es, eine Situation, wie wir es eigentlich in den letzten Jahren immer stark versucht haben zu vermeiden.
Wir sagen dann, die Saison schiebt sie zusammen. Man muss sich vorstellen, wir haben die letzten Jahre das immer so geplant. Andererseits die Betriebe, andererseits die Genossenschaften,
die es dann verkaufen, möglichst vom Produktionsbeginn bis zum Produktionsende eine durchgehend möglichst gerade Linie an Produktion zu gewährleisten. Und das haben wir einfach dadurch gemacht,
dass wir uns auch geschaut haben, der Betrieb setzt keine Ahnung, in der Woche vier, der in der Woche 5, der wechselt in der KW 32 oder was auch immer und das immer so zu
timen, dass möglichst der Output, also die Produktion, die Erntemengen in die Betriebe oder für eine Genossenschaft oder wer es dann auch immer verkauft, möglichst gleichbleibend ist.
Und wenn wir natürlich alles später produzieren, dann haben wir eine Situation, wie es früher war, wo noch weniger geheizt wurde, dass wir die gesamte Produktion im Sommer haben. Und wir Wir werden wahrscheinlich hier erleben, dass wir im Sommer, im Juni, Juli Riesenberge an Gemüse haben, weil jeder ein bisschen später produziert.
Und im Endeffekt im Sommer, wo dann die Wärme natürlich, aufgrund der Wärme und der Tageslänge natürlich und der Sonne halt einfach die Früchte schnell wachsen und sehr viel Ernte ist, dass wir dort dann extrem hohe Erntemengen haben und sich dann auch wieder Riesenberge aufbauen.
Die können dann nicht verkauft werden, weil ein normaler Konsument ist ja deswegen nur, weil es gerade viel gibt, nicht mehr Gemüse.
Er kauft sich das, was er braucht oder das, was er haben will. Und dann haben wir halt riesige Mengen zum Verkaufen, die der Handel nicht braucht. Er wird der Preis da wieder sinken und dann kann es vielleicht sogar passieren, dass,
wir woanders ausverkaufen müssen, weil es einfach am österreichischen Markt momentan was es für uns gibt.
Apropos, dann gibt es zu einem Zeitpunkt viel viel mehr und zum anderen jetzt momentan viel weniger.
Wie geht es denn jetzt in Zukunft weiter? Wie siehst du die nächsten Jahre, was das betrifft? Weil du bist jung, du tust da weiter mit deinen Paradeisern. Wo geht es hin?
Also ich muss sagen, ich sehe die Situation, Gott sei Dank, noch relativ entspannt. Es ist natürlich alles teurer worden, eben 60 Prozent mehr Energiekosten.
Kosten ist auch kein Honiglhecken, wie man so schön sagt. Aber es gibt natürlich andere Betriebe, die hat es mit Gas beispielsweise und die Gaspreise wissen wir alle, wie die in den letzten Monaten in die Höhe geschossen sind und wenn man da nichts vorher gekauft hat, kann es natürlich passieren, dass man nicht vielleicht 60 Prozent,
mehr, sondern 150 Prozent mehr für die Energie zahlt oder 200 Prozent, das wird sich dann sicherlich nicht mehr ausgeht.
Also da kann ich mir dann schon vorstellen, dass solche aufhören werden, wenn die Energiesituation so bleibt.
Wie gesagt, bei uns, wir haben investiert vor ein paar Jahren in Biomasse, wir hat es mit Holz, das gibt es, das wächst noch, das ist ein Halbwechselpreis.
Das sage ich mal, zum Erwerben, zum Bekommen, das ist verfügbar und die Sicht ist relativ, wie gesagt, entspannt, ist für mich ein bisschen zu positiv.
Es ist schon eine gespannte Situation, aber ich bin entspannter, wie manche andere sind und ich glaube schon, dass wir weiter produzieren werden, aber es wird sicherlich die nächsten Jahre, wenn die Situation so prekär, mit den Kosten so bleibt, dann wird sich sicherlich einiges verschieben.
Das waren der Markus und ich über Energiepreise und leere Glashäuser. Danke, Willi. Danke!
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