B2P Interview | Bundesminister Johannes Rauch
Mister Minister
07.06.2023 8 min
Video zur Episode
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Zusammenfassung & Show Notes
Johannes Rauch ist aktuell österreichischer Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Im Gespräch mit Bianca Blasl erzählt er über sich, seinen Zugang zur Politik und seine Arbeit.
Johannes könnt ihr in der Folge 73 unseres Podcasts ausführlich kennenlernen.
Johannes könnt ihr in der Folge 73 unseres Podcasts ausführlich kennenlernen.
Transkript
Wer bist du und was machst du? Johannes Rauch, Minister für ganz vieles, Gesundheit, Soziales, Pflege, Konsumentenschutz.
Und jetzt sag mal, was hast du und was du machst, eigentlich mit unserem Essen zu tun?
Wieder vieles, weil Essen sehr vieles mit Gesundheit zu tun hat und gesunde Ernährung
eigentlich ganz was Wichtiges ist.
Konsumentenschutz, darauf zu schauen, dass im Produkt drin ist, was draufsteht, um es
verkürzt zu sagen und als Sozialminister natürlich auch, weil man sich Leben
leisten können muss und mich die Frage sehr bewegt, wie schafft man das.
Jetzt stehst du mir gegenüber im Leiberl und bist ein Minister. Wie geht sich das aus?
Das geht sich locker aus, weil ich bin nicht nur Minister, ich bin ein ganz
normaler Mensch. Und so bin ich jetzt da. Ich bin ja am Biohof und nicht im Ministerium.
Und sag mal, all deine Agenden, die du jetzt hast in deinem Ministerium,
du hast ja dein Leben lang eine politische Karriere geführt und gehabt. Wie ist es
dazu gekommen, dass wir uns heute in der Rolle, in der Position gegenüberstehen? Kurzumrissen.
Dass wir hier heute stehen und ich Minister bin, das hätte ich mir vor zwei Jahren niemals
vorstellen können, weil da war die Landesrätin Vorarlberg und zufriedener für Klimaschutz und
öffentlichen Verkehr zuständig. Und da bin ich eigentlich, weil ich gefragt wurde und dann die
Entscheidung treffen musste, sage ich jetzt nein oder sage ich ja, wie fühle ich mich besser? Und
es war dann irgendwie das Gefühl, ich habe eine Verpflichtung, da jetzt meinen Dienst zu tun. Das
war eine schwierige Situation, ich war der dritte Gesundheitsminister in einer wirklich schwierigen
Lage und da gibt es nichts zu gewinnen und da einfach einzusteigen und seinen Job zu
machen bestmöglich.
Das war für mich Wahrnehmung von Verantwortung und deshalb habe ich es gemacht.
Du hast uns erzählt, du hast einen Hintergrund in der Landwirtschaft, du bist auf einem Bauernhof aufgewachsen.
Das beschäftigt dich, das bewegt dich. Wie schaut deine Zukunft in dem Bereich aus und was wünschst du dir auch für unsere Ernährung und all das, was damit zu tun hat in Zukunft?
Also es war meine Kindheit, das war Gärtnerei, Obstbau, dann Ackerbau, zuerst noch keine Kühe mehr, aber das ist dann immer mehr zur Gärtnerei geworden.
Insofern ja, meine aktuelle Gegenwart ist, es gibt zu Hause in Dornby einen kleinen Balkongarten.
Immerhin, aber nicht viel mehr. Und irgendwann vielleicht schon irgendwo ein Stückchen, das ich selber bewirtschaften
kann. Aber nicht jetzt. Jetzt habe ich keine Zeit dazu.
Wir haben dich kennengelernt als Mensch, der sehr offen und verbindend spricht.
Deshalb meine Frage, was war denn das größte Fuck-up oder das größte Scheitern deiner
politischen Karriere?
Auch da gibt es ganz viele Punkte des Scheiterns, also ich würde sagen, du bringst dann irgendwie
am Ende des Tages ein Drittel ins Ziel oder so.
Eines der größten Fuck-Ups war sicher, wie ich in Fralberg versucht habe, Navi-Nahverkehrsgarnituren,
im Zugverkehr zustande zu bekommen und dann hat sich nach drei Jahren herausgestellt,
das Ding funktioniert nicht und der Hersteller ist irgendwie nicht in der Lage zu liefern
Da musste das Produkt gewechselt werden.
Da waren drei Jahre Arbeit für den Hugo, auf gut Deutsch.
Jetzt fahren die Züge, aber den einen halt.
Was würdest du jetzt in deiner Rolle deiner zukünftigen Nachfolgerin mitgeben wollen?
Gute Nerven, Gelassenheit und Durchhaltevermögen. Das sind eigentlich die wichtigsten Punkte.
Und vielleicht auch Unerschrockenheit und die Gewissheit, probier's, mach's, triff Entscheidungen.
Das Schlimmste ist keine Entscheidung zu treffen. Du kannst falsche Entscheidungen treffen, aber triff Entscheidungen.
Jetzt gibt es durchaus bei uns eine relativ junge Community, die sich recht ohnmächtig fühlen, was gewisse Themen anbelangt. Sei es
das Klima, sei es unsere Ernährung, die ja auch damit zusammenhängt,
unser Gesundheitssystem, unsere Welt, all das, wo auch sehr viel in deine Agenden fallen, wie Herkunftskennzeichnung,
und auch Tierschutz.
Was würdest du denen sagen, was willst du denen mit auf den Weg geben?
Fast sowas wie eine kleine Entschuldigung. Ich weiß, es geht euch zu langsam. Mir geht es auch oft zu langsam.
Aber dran zu bleiben, nicht locker zu lassen, ganz dicke Bretter zu bohren, sich den Optimismus und die Kampfbereitschaft auch zu bewahren, darum geht es.
Das versuche ich umzusetzen und das ist auch die Bitte an die Jüngeren oder Jungen.
Jungen und ich finde schon, ihr habt viel mehr an Durchsetzungsmöglichkeiten, wie ihr glaubt und
Politik reagiert auf Druck und es macht was, wenn Agenten auf die Tagesschaulung gesetzt werden. Es
macht was mit Politik, wenn in Sachen Tierschutzdruck gemacht wird und es macht auch was,
wenn in Klimaschutzdruck gemacht wird. Ja, es geht manchmal zu langsam, aber dran zu bleiben lohnt
sich auf jeden Fall. Jetzt haben wir noch zwei sehr wichtige Communities, die uns hören, sehen
und lesen. Eine davon sind Bäuerinnen und Bauern, auch sehr viele Junge. Selbes Thema für die Zukunft,
was gibst du denen mit, beziehungsweise wenn dir von denen entgegenkommt, du machst viel zu wenig,
was soll der Scheiß, da geht nichts weiter und vielleicht dann, wenn es ums Tierschutzvolksbegehren
und das neue Tierschutzgesetz geht, du, jetzt haben wir da eine Stelle gebaut, haben investiert,
Was glaubst du eigentlich? Was sagst du denen?
Ich nehme euch wahr, ich kenne eure Situation und mir ist klar, wir müssen Brücken bauen und auch einen Weg in die Zukunft aufmachen.
Das geht auch über Landwirtschaftsförderung.
Wir müssen die Voraussetzungen schaffen, dass auch junge Bäuerinnen und Bauern eine Möglichkeit haben, sich zu diversifizieren, Zukunftschancen zu haben.
Und ja, da gibt es eine Verpflichtung vom Handel. Und ja, da gibt es eine Verpflichtung auch zu berücksichtigen, in welcher Situation
seid ihr. Und ja, wir müssen auch in Betracht ziehen, seid ihr ja gerade verschuldet und wie gelingt das alles.
Aber, und das ist die Hauptbotschaft, wir brauchen euch, wir brauchen euch, weil wir
sowas brauchen wie annähernd Lebensmittel auch im eigenen Land produzieren zu können.
Wir brauchen auch die kleinen Bergbauerinnen und Bergbauern, die darauf schauen, dass ...
Dass die Almen offen bleiben, dass die bewirtschaftet werden und die Kleinstrukturierten,
ich weiß, das ist eine schwierige Frage mit der Bewirtschaftung, mit den Kapazitäten, wir brauchen euch.
Und es ist unser Job, die Rahmenbedingungen so zu schaffen, dass ihr das schafft.
Ich versuche, meinen Teil zu leisten.
Apropos schaffen, schaffen tut man es nur gemeinsam, das ist auch unser Ansatz,
die Leute wieder zusammenbringen, dieses Verbindende, weg von Schwarz und Weiß.
Was braucht es denn da aus deiner Sicht und was tust du dafür?
Also ich glaube, wenn wir nochmal von der Landwirtschaft sprechen, es braucht wieder ein Bewusstsein dafür, was tun die überhaupt, was ist das für eine Welt.
Und die Lebenswelten, die sind so weit auseinander, dass es überhaupt kein Verständnis mehr gibt, dass Kinder glauben,
keine Ahnung, die Milch, die kommt aus der Milchkartschokolade oder aus der Milchkuh oder so Zeug.
Und da wieder ein Bewusstsein herzustellen, da wird was produziert, das hat einen Wert,
da sind Menschen dahinter, die leisten Arbeit, die sind abhängig von Witterungseinflüssen,
die sind abhängig von der Klimaveränderung und ähnlichem mehr und Konsumentinnen, Konsumenten
und Produzentinnen und Produzenten wieder näher zusammen zu bekommen und ein gegenseitiges
Verständnis, das ist mein Kernanliegen.
Johannes Rauch und Bauer to the People vom Bierhof Adamer. Ich sage Dankeschön für euch!
Music.
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