B2P Interview | Kanada auf Brezeln - Die Hartmanns
Bäcker to the People "Kanada Edition"
13.08.2023 9 min
Video zur Episode
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Zusammenfassung & Show Notes
Zwei Bäcker, die aus einem kleinen Deutschen Dorf nach Kanada auswandern und dort alles anders machen. Nämlich deutsch backen. Bianca Blasl hat sie besucht und gefragt, warum und wie.
Wie Brezeln, Roggenbrot und Co. in Kanada ankommen, warum Barbara und Manfred Hartmann ausgewandert sind und wie das Leben als deutsche Bäcker in Kanada für sie ist?
Hört rein in ein Interview voll Humor und Nachdenklichkeit.
Zur Bäckerei der Hartmanns:
https://hartmannsbakery.ca/
Wie Brezeln, Roggenbrot und Co. in Kanada ankommen, warum Barbara und Manfred Hartmann ausgewandert sind und wie das Leben als deutsche Bäcker in Kanada für sie ist?
Hört rein in ein Interview voll Humor und Nachdenklichkeit.
Zur Bäckerei der Hartmanns:
https://hartmannsbakery.ca/
Transkript
Ego-Bee Interview.
So, jetzt. Die Frau muss weiter. Jetzt kontinu aus.
Das geht nicht. Entschuldigung. Also unsere Geheimwaffe ist ja der Humor. Also beruhig dich.
Die Frau muss abwärts hinaus. Aus vor die Nase und dann... Warte, ich muss...
Ich muss jetzt schauen, ob du noch in der Kamera bist.
Nein, stopp! Okay, also.
Stopp! Stopp! So.
Oh. Ich muss hier arbeiten. Das ist mein Job. Ich habe keinen Spaß. Pech.
Das ist eine Spezialfolge von heute, Bäcker to the People, mitten aus einer
kleinen Stadt in Kanada. Und ich stehe hier bei Barbara und Manfred Hartmann,
man zwei deutsche Bäcker, die nach Kanada gegangen sind. Und jetzt mal ehrlich, ihr zwei, warum seid
ihr damals gegangen, Barbara? Neues Abenteuer. Wir wollten einfach ein neues Abenteuer. Ich weiß,
nicht, ob man das fragen darf, aber wie alt wart ihr da? Oh, ich war 54, nee, 52. 52, 54, als wir
hierhergegangen sind. Wie lange ist das jetzt her? Sieben, sechs Jahre. Wo seid ihr zwei ursprünglich
her? Also ich komme aus der Heidelberger Gegend, bin in Hessen geboren, aber in Baden-Württemberg
aufgewachsen. Das hält man vom Dialekt. Bayern, München. Oder da bin ich geboren,
aber aufgewachsen bin ich im Erdinger Bereich und am Schluss haben wir in Trautstein gewohnt.
Was war am Anfang hier am schwersten als Bäcker und generell?
Hier, als wir angefangen haben?
Ja gut, man muss erst mal wissen, was wollen die Kanadier überhaupt?
Nehmen sie die Sachen so an, wie wir sie backen?
Müssen wir uns auf die Kanadier einstellen? Einfach das rauskriegen, was wollen die?
Und wir haben einfach unser Ding durchgezogen und so wie in Deutschland gebacken.
War von Deutschland auch selbstständig und das ist ganz gut angekommen.
Wart ihr in Deutschland auch schon Bäcker? Bist du Bäckerin?
Ich war keine Bäckerin.
Was bist du? Ich hab Pferdewert gelernt und bin dann zur Post gegangen.
Und du? Ich bin das seit 42 Jahren. Und was heißt deine Rolle hier, Barbara?
Ich helfe vorne an der Front und ich helfe ihm. Das heißt, du bist Chef von alles.
Das bin ich auch.
Sag mal, was backt ihr hier und was mögen die Menschen hier am liebsten? Warum kommen die?
Oh, ich glaube, das ist mehr ihr Part. Sie steht vorne, ich mache nur.
Also Brot sowieso, weil wir, ich sage mal, mit Sauerteigen arbeiten.
Ob das jetzt das Mischbrot ist, das heißt bei uns German Sourdough oder das Roggenbrot ist das Rye Bread.
Und dann haben wir noch so typisches Bauernbrot, so richtig schön knusprig und mega lecker, das ist bei uns der Farmers.
Brezen, wie blöd, aber ich war dann hier etwas geschockt, wie die dann gesagt haben, hast du auch Senf dazu?
Ich denke mir, okay, Breze mit Senf, muss jetzt in meinen Augen nicht sein, aber der Kunde ist König.
Und natürlich den Süßkram. Danish Pastries. Das ist, ja, weil wir halt nicht so süß sind,
wie wenn du jetzt hier irgendwo hingehst,
ist es pappensüß oder super tolle Farben mit blau, rot, grün, gelb.
Das machen wir alles nicht.
Was macht ihr anders als jetzt ein kanadischer Bäcker? Bäcker? Wir machen keine Tüte auf und fertig, wir machen alles nur mit
Sauerteige, Vorteige, Zeit, Überkühlungen, also keine Backmischung, gar nichts.
Also für die Menschen, die noch nie in Kanada oder Amerika waren, wenn man hier
zum Bäcker geht, ist alles Weißbrot. Es ist sau süß und für unseren Geschmack
einfach eigentlich schwierig zu essen und verdauen, sagen wir mal so.
Woher kommen denn die Zutaten, die in euer Gebäck, in euer Brot reinkommen?
Also ich mache meinen Pudding selber, was ich brauche. Jeder weiß, dass man
Milch, Eier, Stärke, ein bisschen Zucker braucht. Das ist easy peasy. Früchte schaue
ich immer, dass wir das local kriegen. Da haben wir vorne ein super Geschäft.
Und den Rest kriegen wir über unseren Händler, das ist vergleichbar wie in Deutschland die
Beko, der hat Bäckereibedarf, auch für Küchen und so weiter.
Und da haben wir Glück, der sitzt gerade drei Ortschaften weiter und der beliefert
uns mit Mehl und alles, was man so braucht.
Und sag mal, was geht euch am meisten ab aus der Heim aus Deutschland?
A gscheide Wurscht. Ja, mal wieder richtig zum Metzger gehen und sagen, ich hätte gern das, das, das und das.
Das ist eigentlich das Einzige. A gscheide Wurscht. Absolut. Da muss ich gleich, oh ja.
Ich habe jetzt vor kurzem gesagt, ich glaube, ich muss jetzt mal nach Deutschland fliegen.
Der erste Weg ist Metzger.
Und sag mal, außer Neues Abenteuer, nochmal damit ich es verstehe, ich meine in Österreich sagt man, ihr seid ja jetzt nicht mehr ganz die Nächsten, warum geht man nach Kanada? Warum Kanada und warum Selman Arms?
Man muss sich das vorstellen, es ist eine Kleinstadt für einen Menschen wie mich, irgendwo im Nirgendwo. Warum hier und warum seid ihr gegangen?
Also Selman Arm ist eine Großstadt für kanadische Verhältnisse oder größere Stadt. Wir waren gerade
gestern etwas weiter nördlich und da sind also 300-400 Einwohner auf 20 Quadratkilometer verteilt.
Das Selman Arm, das war eigentlich mehr Zufall. Wir hatten vorher ein Objekt in Ontario und,
Kanada. Ja, mein Gott, das ist halt einfach schön hier. Die Menschen sind freundlich,
du hast wahnsinnig viel Platz, bis sie wo wir sind. Das ist zweieinhalb mal so groß wie,
Deutschland leben auch nur, das ist eine Lüge, zwischen vier und fünf Millionen Einwohner.
Wie geht es jetzt weiter mit der Hartmanns Bakery und wie geht es weiter mit euch?
Gute Frage, nächste Frage. Habt kein nächste.
Wir suchen dringend Menschen, die uns unterstützen. Wir sind an unserem Limit.
Wir werden mittlerweile schon, ich sage es jetzt mal ganz ehrlich, krank.
Sein Blutdruck ist bei 200 plus. Da schaue ich, dass ich den runterkriege.
Ich kriege mittlerweile eine Mehlallergie.
Wir kommen mit den ganzen Nachfragen von den ganzen Kunden nicht mehr nach.
Wir bräuchten dringendst Menschen, oder ja, Bäcker, Kontiteure,
Ausgebildete, genau, die, die uns helfen, diesen Betrieb weiterzumachen.
Das heißt, eigentlich rennt das Geschäft gut, aber ihr seid nur ihr zwei,
Und ihr bräuchtet jemanden. Abgesehen davon, was würdet ihr den Menschen zuhause mitgeben fürs Leben?
Irgendwas mitgeben. Also ich gehe jetzt mal von unserer Einwanderung aus. Ich sage mal, das Wichtigste ist der Zusammenhalt.
Dass man das gemeinsam macht, dass man das gemeinsam will, dass man das gemeinsam durchsteht.
Und vor allen Dingen den Ehrgeiz mitbringt, das auch durchzustehen.
Also wir haben uns bestimmt da schon 50 mal Scheide gelassen in der Zeit.
Und wenn jemand auswandern will, macht es zusammen, nicht alleine, weil dann geht es meistens schief.
Und ja, was will man sonst noch mitgeben?
Oh, eine Frage noch. Du musst ab zum Ofen, wir machen Pause.
Wenn der Ofen zärtlich ruft, der Bäcker rasch das Weite sucht.
Music.
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