BauertothePeople (B2P)

Wilhelm Geiger

B2P Interview | Schweizer Käse in Kanada - Die Hänis

Eine Bauernfamilie wandert aus

03.09.2023 14 min

Video zur Episode

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Zusammenfassung & Show Notes

Bianca Blasl besucht die Schweizer Milchbauern Vreni und Adrian Haeni in Alberta, Kanada. Warum die ganze Familie vor 30 Jahren nach Kanada ging und Berge gegen Prärie tauscht, wie sich Milchproduktion in Kanada anfühlt und warum die nächste Generation jetzt anfängt Schweizer Käse in Kanada zu produzieren, hört ihr hier.

So viel sei verraten: Die Mutigen waren die Alten.
https://lonepinejerseys.com/

VERNETZEN 
 
MUSIK 
Leit hoits zamm – Haindling 
Power to the People – Junior Kelly 
 
… und ein bisserl selbst gesungen 😊 
 
Durchs Reden kommen die Leut´ zamm! 

Transkript

BGP Interview. Kanada ist ja das Land der Extreme. Weit und breit keine Berge in Sicht. Mitten in Alberta stehen wir hier rundherum nur ewige Felder, Wiesen und Kühe. In Österreich und in der Schweiz hat ein durchschnittlicher Milchviehbetrieb 20 Kühe. Hier sind es im Durchschnitt, 100. Ich stehe jetzt bei zwei Menschen hier, die vor über 30 Jahren Berge und Schweiz gegen ewige Weiten und Kanada getauscht haben. Sag mal, warum seid ihr damals gegangen und wer seid ihr eigentlich? Soll ich anfangen? Also ich bin Adrian Henni und das ist meine Frau Vreni. Und 1993 sind wir nach Kanada gegangen und eigentlich der Entschluss war, dass wir in der Schweiz, wir hatten zwei Betriebe, wo ich der Nachfolger war, in unserem Betrieb und Vreni war die Nachfolgerin auf ihrem Betrieb und dann haben wir, diese Betriebe waren relativ weit auseinander und dann haben wir uns die Möglichkeit bekommen, dass wir Kanada, durch meine Schwiegereltern Kanada, interessiert waren und dann haben wir diesen Entschluss getroffen. Ich sag mal, wie schwer, Vreni, für die, die nur zuhören, das sind die Kühe im Hintergrund. Vreni, wie schwer war es für dich zu gehen? Ja, das Schlimmste war, dass du musstest deinen Freuden Adieu sagen. Aber es war für uns eine Opportunity. Ja, es war nicht so schwierig. Wir waren jung und haben nicht so viel gedacht und haben den Schritt gemacht und wir wussten, es wird nicht immer einfach, aber es hat so viele Vorteile gehabt. Ich bin jetzt schon ein paar Wochen in Kanada unterwegs und es ist schon sehr anders. Was ist denn für euch, zuerst mal persönlich und dann in der Landwirtschaft, der größte Unterschied? Also der größte Unterschied, also zu dieser Zeit, als wir gekommen sind, waren die Möglichkeiten, einen Betrieb anzufangen und zu vergrößen, waren eindeutig weit besser als in der Schweiz. Das war ganz klar und diese Möglichkeit bestand auch und das war auch ein entscheidender Grund für uns, dass wir einen Betrieb aufbauen konnten. Hier in der Schweiz bist du doch gegeben mit deinen Strukturen und Vergrößern zu dieser Zeit war fast unmöglich in der Schweiz. Das heißt, es ist euch in der Schweiz zu klein geworden. Wie hat denn der Betrieb in der Schweiz ausgeschaut? Wie viele Kühe waren es da und wie viele sind es jetzt? Also auf meinem Betrieb, wir waren Bergzone 1 und 2 und wir hatten 16 Kühe, Und dann hatten wir noch 24 Mutterschweine und Aufzucht und auch Mast. Und der ganze Betrieb war 18 Hektar zu dieser Zeit und sehr arbeitsintensiv, also für die Bergzone natürlich. Und der Unterschied ist natürlich schon ein wenig grösser hier. Vreni, wie viele Kühe habt ihr heute und wie viel Hektar Land gibt es hier? Also wir haben 110 Kühe und wir haben 800 Hektar, wie viel ist das? 360 Hektar. Ja, 360 Hektar. Das ist für in der Schweiz, wir hatten 15 Hektar und 36 Stücke. Unser Garten, das wir jetzt haben, war ein Feld für uns. Es ist ein grosser Unterschied, aber arbeiten muss man überall. Ich habe gesehen, ihr melkt mit dem Roboter, stimmt das? Ja, vor fünf Jahren haben wir eine Änderung vorgenommen, haben uns von einem Melkstand auf Roboter umgestellt. Und was fressen eure Kühe und was wächst denn da so rundherum auf den Äckern und Feldern? Also wir produzieren alles Grundfutter selber und wir haben Gersten, Silage ist unser Energieträger. Also wir bauen noch keinen Mais an hier auf unserem Betrieb. So Gerste und dann haben wir Luzerne. Das sind unsere Hauptzweige. Und dann bauen wir auch noch Weizen und Raps. Aber das wird normalerweise verkauft. Okay, wir sind ja in Österreich und auch in der Schweiz. Bei uns gibt es ein GMO, also gentechnisch verändertes Pflanzenfütterungsverbot. Überall auf den Milchpackungen steht bei uns GMO-free, also gentechnikfrei. Wie ist denn das hier kriegen die, was gentechnisch verändert ist und wie steht ihr denn da dazu? Also vom Grundfutter nicht, also da haben wir kein genmanipuliertes Grundfutter, aber natürlich wir kaufen das Kraftfutter, von einem Kraftfutterlieferanten und da können wir natürlich nicht 100 Prozent sicher sein, dass nicht auch gemanipuliertes Mais oder sowas drin ist. Also um ganz ehrlich zu sein, finde ich, in der Landwirtschaft und auf dieser Welt haben wir sehr viele andere, wichtigere Probleme als gemanipuliertes Getreide und Pflanzen, wo man doch schon, also auch bei uns hier in unserer Gegend, mit gewissen Sorten, also Krankheitsresistenzen und auch diese Sachen werden natürlich auch gefördert. Also das ist schon auch ein Vorteil. Also ich finde, wir sollten uns in der Landwirtschaft, oh nein, ich glaube die Landwirtschaft ist nicht das Problem, aber es gibt auch wichtigere Sachen, wo wir uns darum kümmern sollten. Apropos, was ist denn hier in Kanada für euch die größte Herausforderung? Ja, die langen Distanzen und der kurze Sommer, der harte Winter, aber wir sind einfach eingerichtet für das, unsere Wasserbecken sind geheizt, der kurze Sommer ist schon ein wenig ein Problem, kann man nicht alles anbauen, aber das ist einfach so. Dafür haben wir nicht so viele Leute. Wir haben gesagt, in 93 war es bestimmt ein Vorteil hierher zu kommen. Dieser Vorteil ist natürlich auch ziemlich verschwunden, also Landpreise sind auf einem Niveau jetzt, wo es schwierig ist zu vergrößern. Speziell für Junge, die anfangen wollen. Das gleiche mit der Milchquote und so. Also es ist schon so, dass es schwieriger geworden ist zum Vergrößern oder. Einen neuen Betrieb anzufangen. Heißt das aber auch im Umkehrschluss, dass es für euch ganz gut ist, weil ihr seid ja schon da und habt ja schon alles? Ja, also sich aus etablierter Betrieb ist es natürlich schon einfacher, aber wir haben auch vier Söhne und alle vier Söhne sind interessiert in der Landwirtschaft und das wird auch die Zukunft sein, dass die hier einsteigen wollen oder ihren eigenen Betrieb haben wollen und dann wird es natürlich auch auf unserer Betriebsgröße relativ schwierig, also für so viel mehr Familien ein Einkommen zu finden. Also das ist ganz klar. Aber für einen österreichischen Schweizer Landwirt ist es schon mal besonders und schön zu hören, dass all eure vier Kinder weitermachen wollen, Das ist nicht selbstverständlich. Ja, natürlich, das ist schon eine Freude für uns. Also wir haben immer gesagt, da war nie ein Druck da auf unseren Söhnen. Wir haben immer gesagt, Landwirtschaft ist unsere Leidenschaft. Und ja, das ist natürlich schon schön, wenn die Jungen eine Zukunft sehen und da involviert werden wollen. Jetzt sind wir schon bei der Zukunft eigentlich. Aber vorher noch, wenn die Kühe gefüttert und gemolken sind, was passiert denn dann mit der Milch, Vreni? Jeden zweiten Tag kommt der Milchtruck und pickt alles ab. Aber jetzt haben wir letzten September eine Creamerie gestartet. Wir verkaufen unsere Milch. Wir verkaufen Milch, Schokolade, Milch und Frischkäse. Und wir hoffen natürlich, dass ... Wir sind nur im Anfangsstadium, aber wir möchten unser Produkt lokal verkaufen und ... ... so wenig wie möglich processen. So dass es ... Ja, ich ... Wir hoffen, wir können einen guten Job machen, dass die Leute, die unser Produkt kaufen, zufrieden sind, wie wir farmen. Das heißt, ihr habt angefangen, selber zu verarbeiten und hier zu vermarkten. Ist das nicht wahnsinnig viel Arbeit? Wie geht sich das aus? Ja, es ist natürlich schon eine Arbeit. Aber ja, was ich vorhin angetönt habe, die Söhne sind da, die wollen helfen. Und die Creamery, also die Käserei, haben eigentlich das war unseren Söhnen ihr Projekt. Also wir haben geholfen mit Ratschlägen und alles und natürlich auch Lone Pine, also die Farm hat finanziell geholfen, aber eigentlich die Söhne waren die, die das vorangezogen haben und die Initiative ergriffen haben in diesem Aspekt. Eine Besonderheit muss man hier an dieser Stelle dazu sagen, all eure Kühe sind Jersey-Kühe, deshalb heißt eure Farm auch Lone Pine Jersey. Ist das richtig? Ja, genau. Was ist so besonders an einer Jersey-Kuh? Die Jersey-Kuh ist kleiner als die Holstein-Kuh, aber sie kann ... Sie kann ... Sie kann ... Das ist hart auf Deutsch. Sie produziert so viel Fett wie eine Holstein-Kuh, mit 20 % weniger Futterintake. Und sie wäre sehr nice zum Arbeiten. Und eine Frage, die mich wirklich beschäftigt, weil ihr Schweizer seid und ihr habt jetzt selber eine Direktvermarktung. Wie haltet ihr das aus mit dem Käse hier in Kanada? Oder produziert ihr selber Schweizer Käse? Habt ihr deshalb angefangen? Also, ja, das ist schon ein bisschen schwierig, um ehrlich zu sein. Also wir machen natürlich also für. Hauseigenen Käse für unseren Geschmack, also Das machen wir eigentlich schon lange, also der ist natürlich nicht im Verkauf. Aber es wird schon immer mehr hier auch guter Käse gemacht. Also wenn du verschiedene kleine Betriebe dieselben Käse machst, dann findest du schon immer besseren Käse. Aber am Anfang war das schon schwierig. Vor 30 Jahren war einfach Cheddar und Cheddar und Cheddar. Ja, wir unterstützen die Export von Schweizern, da kann man ja den besten Käse, den Greyerzer, bekommt man hier überall und die Schweizer subventionieren das noch und dann bekommen wir einen guten Deal. Aber sagt mal, habt ihr auch geplant, Schweizer Käse hier zu produzieren? Weil auf meinem Weg, und es waren nur dreieinhalb Wochen, habe ich viele Menschen getroffen, die würden ihn euch wahrscheinlich aus der Hand reißen. Ja, also das ist schon das Endziel. Also für uns bestimmt. Wir haben einfach mit Milch und mit Frischkäse angefangen. Das war das einfachste Produkt, um schnell finanziell wieder ein bisschen Geld reinzubringen. Und die nächsten Schritte sind sehr wahrscheinlich Rahm und dann auch vielleicht Butter und am Schluss wird dann der Haarkäse kommen. Wir sagen danke und wie sagt ihr auf Schweizerisch Tschüss? Tschau zäme! Tschau zäme von der Lone Pine Jersey Farm und ich sage euch beiden danke für das Interview. Bitte. Danke vielmals! Music.

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