B2P Interview | Was tun gegen Lebensmittelabfälle im Gemüsebau?
Gemüsegärtner Markus Pannagl aus Wien, Simmering
22.01.2023 8 min
Video zur Episode
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Zusammenfassung & Show Notes
Bianca im Gespräch mit dem Wiener Gemüsegärtner Markus Pannagl zum Thema Lebensmittelabfälle und was man dagegen unternehmen kann.
Markus und sein Vater Franz waren auch schon in der Folge 33 zu Gast in unserem Podcast.
Das Interview könnt ihr auch auf unserem YouTube-Kanal nachsehen und den Kanal bei der Gelegenheit auch gleich abonnieren.
Markus und sein Vater Franz waren auch schon in der Folge 33 zu Gast in unserem Podcast.
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Transkript
BWB Interview.
Und Action! Eine Million Tonnen noch guter Lebensmittel landen bei uns in Österreich jedes Jahr im Mist. Die Hälfte davon sogar bei uns zu Hause.
167.000 Tonnen entstehen aber am Anfang der Reise unserer Lebensmittel, nämlich in der Landwirtschaft. Und deshalb bin ich heute bei Markus Panagel und will ihn fragen, warum eigentlich?
Weil leider, man muss schon sagen, manchmal zu viel produziert wird, aber das ist jetzt glaube ich nicht der Grund.
Es ist halt einfach der Mengenfluss, einfach manchmal so. Es gibt natürlich mehrere Gründe dafür.
Aber einerseits, aber Gemüse ist ja immer von einer Pflanzen und eine Pflanze ist was natürliches und die kann man nicht beeinflussen oder nicht so leicht. Die wächst halt mehr, wenn es schön ist und wächst halt weniger, wenn es schlecht ist.
Man hat manchmal Spitzen, man hat manchmal viel Ware und der Konsument will aber immer das selber essen.
Der isst nicht heute 10 Paradeis, weil er gerade war's, pur ist, es ist Sonne, es werden gerade viele Paradeis rot, sondern der isst vielleicht einen auf seinem Frühstücksbrot drauf oder so oder zu jasen dazu und nicht mehr.
Deswegen ist halt manchmal ja Überproduktion da, den man ja schon versucht zu kompensieren, aber dennoch ist halt manchmal die Menge da.
Und andererseits ist es halt so, dass es sehr viele Aktionen gibt, die gemacht werden, Rabattaktionen, 1 plus 1 Aktionen oder so, wo die Leute dazu animiert werden, was ich,
glaube bis meine Sicht mehr zu kaufen, was nicht notwendig ist, was sie nicht brauchen, nur weil es gerade günstig ist.
Andererseits muss ich auch schon ganz bewusst sagen, dass ich, wenn ich das jetzt kritisieren werde, ein bisschen gegen mein Geschäft reden, weil wir machen selber ja auch die Aktionen, wenn wir sagen, ok, jetzt haben wir gerade mehr Paradieser, wir wissen, jetzt ist es Wenn wir mehr Produktion haben, machen wir halt mal eine Aktion irgendwo.
Da schauen wir, dass wir eine Aktion unterbringen. Aber irgendwie hängt es natürlich mit dem zusammen, dass dann mehr gekauft wird als notwendig ist. und die Leute irgendwie den Bezug dazu verloren haben, dass wir ja nur über Lebensmittel reden.
Jetzt produzierst du da in Wien mit deinem Vater Ochsenherzparadiser in Glashäusern und sag um bei der Landwirtschaft zu bleiben auch hier
entstehen ja Lebensmittelabfälle. Wie genau ist das bei dir zum Beispiel am Betrieb und was passiert da und warum? Bei uns entstehen natürlich auch
Abfälle. Ich hab's gerade gesagt, wir reden nur über Lebensmittel. Ich sag das immer ganz bewusst, weil ich glaub mit kann ich den Leuten ein bisschen ins Kopf, ins Köpfchen reden. Wir reden nur über Lebensmittel, nicht nur, sondern wir reden über Lebensmittel.
Deswegen ist uns das Thema, um das ein bisschen bewusst vorvorzuheben, auch sehr wichtig, dass wir das möglichst verhindern. Und es ist natürlich auch bei uns, gibt es Abfälle,
ich sage einmal unter 5% Bereich in etwa, so 2-3% vielleicht, wenn wir Ausfälle haben.
Es kommt dann immer darauf an, rechne ich die kleine Frucht jetzt, die keine Ahnung, ein Kilo kriegen könnte, rechne ich das Gewicht, was ich haben könnte oder das, was ist, wenn es schon herunternehmen. Zum Beispiel haben wir relativ viele Früchte, die entsprechen einfach nicht der Form und der Größe oder den Aussehen, wie es der Handel haben will.
Der hat irgendeinen schwarzen Fleck oder so. Die wird dann schon als sehr junger abgenommen, dass man eben die Frucht, wo ich schon war, die wird nicht schön, die wird den Qualitätskriterien nicht entsprechen, nehme ich schon ab, sobald ich es an der Frucht erkenne und lasse die nicht reifen, weil dann die nächste wieder schnell erreicht und ich sozusagen das vermeiden kann.
Und was bei uns auch sehr stark gemacht wird, wir schmeißen wirklich nicht mehr viel weg.
Ab und zu ein paar hundert Kilo sind es jede Woche, aber ich tue es einfach sehr viel verschenken.
Ich tue, ich will nicht haben, irgendwie eine Qualität zu verkaufen, um ein paar Cent, weil da ist dann die Arbeit mehr, als ich damit verdiene.
Ich sage, bei mir gibt es immer ein paar Paradeiser, die einfach nicht der Qualität entsprechen, und die schenke ich dann her. Und da kommen sehr viele Leute, die holen sich das einfach bei mir, die rufen mich an und sagen, und sagen, du hast nächste Woche was, ich will ein paar Kisteln reinkochen und dann kann kann man das auch sehr gut vermeiden.
Und warum bleiben denn Paradeiser über? Du hast gesagt, ein Grund ist jetzt, dass sie vielleicht nicht den Qualitätskriterien des Handels entsprechen, insofern dort nicht verkauft werden können.
Was gibt es noch für Gründe, dass vielleicht Paradeiser weggeschmissen werden müssen?
Im Prinzip ist es immer der Grund, dass der Qualität nicht entspricht. Eben das eine ist jetzt mit den braunen Flecken unten, das ist natürlich ärgerlich, weil das Warad trotzdem verkaufbar und vermarktbar.
Natürlich sind es auch Sachen, wo es einfach, wo es für mich auch völlig verständlich ist, ein Paradeiser, der rinnt, der saftelt, der offensichtlich beschädigt ist, den kann ich nicht verkaufen.
Auch wenn man noch essen kann, ist ganz klar, eine Frucht ist eine Paprika, die man runterfällt, der hat einen Techo auf einer Seite. Den Rest kann ich natürlich noch essen, vermarkten kann ich es nicht mehr.
Und da versteht man im Handel natürlich, dass keine kaputten Früchte dabei sind, das geht einfach nicht, weil das rinnt dann in der Kiste, das fällt, das hat ein paar Tage Transportwege und so weiter, aber trotzdem kann man das noch konsumieren und essen und deswegen das verwenden wir halt auch.
Und wie gesagt, das gehen wir dann her und wir haben auch Sozialprojekte im Bezirk, vor der Pfarre, da bringen wir sehr viel hin und das ist im Prinzip der zweite Grund,
das was wir dann wirklich wegschmeißen, wo es halt einfach unten rinnt, die Früchte reißen unten auf, die Rinnen, die werden wirklich weggehauen.
Weil das kann man auch nicht mehr gut essen, das ist halt, einfach weil es ihnen zu fallen beginnt.
Das heißt, ihr verschenkt was überbleibt, was den Kriterien nicht entspricht, bringt jetzt zu Pfarrer, zu Sozialprojekten, was kannst du selber noch tun, um quasi noch einen Schritt vorher zu verhindern, dass überhaupt was überbleibt oder dass was schlecht wird oder nicht der Qualität entspricht?
Ja, da kann ich ganz viel dagegen tun und das macht halt auch irgendwie dann einen guten Gärtner aus.
Ich kann entweder die Pflanzen wachsen lassen irgendwie und haue halt alles weg, was mir dann nicht gefällt oder ich kann bewusst versuchen, nur gute Qualität zu produzieren.
Und das macht halt dann im Endeffekt den Gärtner aus, der sagt, ok, ich habe jetzt nur, das ist wie in anderen wirtschaftlichen Bereichen, ich habe jetzt nur beste Qualität oder mein Ausfall irgendwo ist unter einem Prozent, habe ich Ausfall oder Produktionsrückstände oder sonst was.
Und das macht es da aus, da sind wir wieder beim Energie zum Beispiel, viel Heizen bringt natürlich gute Qualität.
Was auch ein Qualitätskriterien ist, ist, weil ein Paradeiser rauschalig ist, der ist dann so rau, dann kann man auch nicht mehr verkaufen. Und das kann ich zum Beispiel sehr gut vermeiden,
indem ich einfach viel hat. Im Frühjahr, im Herbst, wo es den Früchten ein bisschen kalt ist, natürlich macht die Sonne viel aus, das habe ich vorhin schon gesagt, die können wir uns nicht kaufen, aber die Energie macht auch viel aus, der Pflanzenschutz, die Kulturpflege,
einfach die Arbeit, wie mit den Pflanzen umgegangen wird, tragt dazu bei, dass wir einfach gute Qualität haben und dann wirklich der Ausfall einfach im möglichst kleinsten Bereich sozusagen Präpt.
Und wir jetzt als Menschen, die wir deine Paradeiser kaufen, können wir da irgendwas tun, dass nicht schon am Anfang der Kette, also bei dir in der Landwirtschaft, irgendwie Lebensmittel weggeschmissen werden?
Wenig, relativ schwierig. Der Konsument würde schon, glaube ich, nicht so schöne Qualität kaufen, wenn man es bewusst anpreist und sagt, ok, das eine schaut top, schön aus, wie aus einem Gusto-Magazin oder sonst was.
Das andere hat vielleicht dann, die Karotte ist vielleicht buggler oder hat zwar Spitz oder der Paradeiser hat irgendwo ein schwarz Fleckerl, nur die Sache muss das Ganze irgendwie an den Konsumenten bringen.
Und verständlicherweise verstehe ich schon, der Handel will nicht haben, der hat eh schon so viele verschiedene Waren, der will nicht haben einen Regalplatz mit schöne Paradeiser, einen mit 2.
Qualität Paradeiser, einen vielleicht mit 3. Qualität Paradeiser und dasselbe macht er bei den Gurken, bei den Karotten und bei Pfeil, da geht das Geschäft von verschiedenen Arten vom selben Produkt quasi über. Das geht,
natürlich nicht. Da ist es dann relativ schwierig, wie gesagt, dass die Konsumenten das überhaupt kaufen können, weil es einfach im Handel nicht angeboten wird. Das war der Markus Pannagel, der Gemüsegärtner der Paradiesgärtner aus Wien zum Thema Lebensmittelabfälle. Danke Markus.
Checken wir es. Danke. Bitte.
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