BauertothePeople (B2P)

Wilhelm Geiger

B2P-Live "Ackerdemics Edition" - Alternative zum Supermarkt?

Die Genossenschaft Morgenrot (Maria Kaufmann und Martin Gerstl)

25.05.2025 133 min

Video zur Episode

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Zusammenfassung & Show Notes

“morgenrot” schreibt man klein, hat sie gesagt, also machen wir das. Das sind in dieser Ausgabe des BauertothePeople-Live-Podcasts Maria Kaufmann und Martin Gerstl. Mit der Produzenten-Konsumenten-Genossenschaft “morgenrot” wollen sie zusammen mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern eine Alternative zum bestehenden System des klassischen Lebensmitteleinzelhandels (LEH) etablieren. Dabei orientiert man sich an der Idee der südkoreanischen Hansalim-Bewegung, die bei mehr als 2.000 Erzeugern rund 800.000 Konsumentinnen über ein System von etwa 240 Standorten versorgt.

Am 9.5.2025 wurde mit der Eröffnung des ersten Standorts am Wiener Dornerplatz (Dornerplatz 6, 1170 Wien) ein großer Meilenstein erreicht. Was genau dahintersteckt, was die “Genossinnen” motiviert und wie diese Alternative funktioniert, darüber sprechen und diskutieren wir in dieser Ausgabe der “Ackerdemics Edition”.

Dieser Live-Podcast ist Teil einer besonderen Serie im Rahmen der Lehrveranstaltung “Zukunftsfähiges Wirtschaften” an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Gemeinsam mit rund 30 Studierenden lädt Willy Expertinnen und Experten aus (Land-)Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft ein, um mit ihnen über ihre Arbeit, ihre Perspektiven und ihr Leben zu sprechen. Natürlich wären es nicht die Live-Podcasts von BauertothePeople, wenn nicht auch ein paar Mikrofone aufgestellt würden, damit die Studierenden ihre eigenen Fragen stellen können.

Weil es einfach naheliegt, trägt diese Reihe den Titel “Ackerdemics” – auch wenn wir in unseren Diskussionen über die Landwirtschaft hinaus Wirtschaft und Gesellschaft beackern.

INFOS ZUR FOLGE
Website morgenrot
www.morgenrot.wien

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*thx and Michael Lechleitner @ Irievibrations Records

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*thx to me, my voice und eure Schmerzschwelle 

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Transkript

Willy
00:00:00
Essen, Menschen, Landwirtschaft. Heute machen wir einen Live-Podcast im Live-Podcast. Von für Miet und Tour. Wo warst du noch Fiebel? Was, wer? Und? Fiebel. Und alle und alles dazwischen und rundherum. Los geht's. Wo warst du noch Fiebel? Willkommen alle miteinander zur neuen Ausgabe des BauertothePeople-Podcasts in der Academics-Edition hier an der WU Wien. Und zwar im Rahmen der Vorlesung und Übung. Ich darf da Übung leiten. Zum Thema zukunftsfähiges Wirtschaften des Departments für Sozioökonomie. Neben meinen beiden Gästen, die was da sitzen, im Video sieben muss auch sitzen, sonst hört man euch dann hoffentlich bald demnächst, habe ich hier im Raum 30 Studierende und alle, glaube ich, am Anfang ihres Studienlebens. Und das Ziel dieser Lehrveranstaltung ist es, Einblicke zu geben in unterschiedliche Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft. Und das Ganze zu einem möglichst breiten und vielfältigen Verständnis soll das führen, eben von Wirtschaft. Bevor es dann in die Spezialisierungen geht, bevor dann jeder seinen Weg geht mit BWL, IPWL, Accounting etc., soll einfach ein möglichst breiter Begriff auch von Wirtschaft vermittelt werden. Das Besondere an diesem Format ist, und ich habe das jetzt, bevor ich auf Start gedruckt habe, es ist eh auf Start gedruckt, oder? Es ist auf Start gedruckt, schon gesagt habe, dass ihr, liebe Studierenden. Heute aktiv bei diesem ganzen Thema mitdiskutieren werdet. Und dafür habe ich extra diesen schönen neuen BauertothePeople-Mikrofonwürfel angeschafft. Ja, wie läuft das Ganze ab? Ich diskutiere das ganze Thema jetzt wieder mit meinen Gästen an. Und dann sind, ich habe es auch schon erwähnt, Fragen von euch erlaubt und sogar Fragen. Wünscht. Auch die, wie es immer heißt, die vermeintlich dummen Fragen. Ich kann euch nämlich versichern, dass in 99% der Fälle die dummen Fragen gar keine dummen Fragen sind. Also keine Sorge, nur Mut, stellt eure Fragen. Das Thema heute ist die Genossenschaft morgenrot und ihr Ziel, eine Alternative zum bestehenden System des Lebensmitteleinzelhandels vulgo der klassischen Supermärkte aufzubauen. Ich blicke zu meinen Gästen und noch nehme nämlich keine widersprüchlichen Signale. Der Kollege Gerstl schaut schon ein bisschen wieder. Aber du kannst alles, was ich jetzt falsch sage, quasi in folgendem Gespräch jetzt dann natürlich auch richtigstellen. Und wie gesagt, es gibt fast keine blöden Fragen, vielleicht eine blöde Anmoderation, aber das kann man jetzt nicht mehr ändern, weil die Aufnahme läuft ja bereits. Ja, und ich habe es ja schon gesagt, und an meiner Seite sind zwei, die wissen müssten, wie so eine Alternative funktioniert. Wissen müssten oder vielleicht auch schon wissen, Es ist immer oft der Weg, das Ziel. Die zwei Gründerinnen oder zwei der Gründerinnen der Genossenschaften Morgenroth, Maria Kaufmann und Martin Gerstl. Das ist euch. Ja, es ist immer wichtig und ich glaube, das ist auch bei der, wenn man sagt, auch bei der, wenn man über ein Thema redet, sollten wir immer die Personen auch. Und das ist auch mit BauertothePeople ganz, ganz zentral. Immer auch ein Wissen, wer steht hinter den Unternehmen, hinter den Ideen, hinter den Organisationen und diese Menschen auch ein bisschen besser kennenlernen und herausfinden, warum seid ihr denn hier gelandet, wo ihr heute seid? Was war euer Weg dorthin? Maria, fangen wir vielleicht bei dir an. Was ist denn alles bei dir passiert sozusagen im Leben, dass du heute hier als eine der Gründerinnen von morgenrot sitzt? Erzähl ein bisschen über deinen Weg.
Maria
00:03:49
Vieles ist wirklich passiert. Tatsächlich, weil ich keinen klassischen wirtschaftlichen Werdegang bis hin zu einer Genossenschaft, so es den gibt, in dem Sinn vorweisen kann. Ich komme ursprünglich aus dem Waldviertel, meine Eltern haben einen Selbstversorgerbauernhof gehabt im Nebenerwerb. Das bedeutet, ich habe immer sehr viel mitgearbeitet in der Landwirtschaft und das bedeutet auch, ich habe eigentlich immer die besten Lebensmittel gehabt und die habe ich immer zur Verfügung gehabt.
Willy
00:04:23
Ultralokal sogar.
Maria
00:04:25
Ultralokal, genau. Von Nose to Tail. Wie soll ich sagen, das Leben bringt einen dann vom Land sehr oft in die Stadt mit ein paar Umwegen und man landet dann in Wien zum Studium. Ich habe Kunstgeschichte studiert, ich habe parallel zum Kunstgeschichtestudium eine Buchhandelslehre abgeschlossen, also ich habe beides gemacht nach der Matura.
Willy
00:04:59
Eine Entschuldigung vom Bauernhof auf Kunstgeschichte.
Maria
00:05:04
Indem man tatsächlich im Waldviertel schon eine musisch-kreative Förderung kriegt, in der Mittelschule. Dann auf ein Öko-Gymnasium geht.
Willy
00:05:14
Ein Öko-Gymnasium?
Maria
00:05:15
Ein Öko-Gymnasium in Krems bei den englischen Fräulein. Ein wunderbares, tolles Öko-Gymnasium, das 1995 schon sehr progressiv war, wo man gesagt hat, okay, keine Theorie, nur Praxis.
Willy
00:05:30
Öko-Gymnasium der englischen Fräulein. Das ist einmal ein Wort.
Maria
00:05:34
Das ist richtig. Das war eine richtig coole Schule.
Willy
00:05:39
Das hat mich geprägt.
Maria
00:05:40
Das hat mich total geprägt. Weil wenn deine Hauptfächer Biologie, Ökologie, Physik und Chemie sind, und das sind aber Fächer, wo du, obwohl es auch Hauptfach ist, keine Schularbeiten schreibst, sondern nur Praxis machst. Wir waren in den Donauern, wir haben Bodenproben genommen, wir waren einfach überall. Wir waren im Schulgarten, wir haben kompostiert, wir haben wirklich sehr viel von der Picke aufgelernt dort, auch an ökologischem Bewusstsein. Und das hat mich so stark geprägt nach vier Jahren, dass ich beschlossen habe, ich studiere Kunstgeschichte.
Willy
00:06:17
Okay.
Maria
00:06:19
Das ist ein bisschen klar, aber die Schlaufe kommt wieder zur Ökologie, aber es ist ein Ja, wie gesagt, ich bin dann in den Buchhandel gewechselt, weil mir das Kunstgeschichtestudium allein war interessant, aber zu wenig praxisnahe. Und ich habe mich in einer Buchhandlung beworben, wo es Kunstbücher gab.
Willy
00:06:42
Naheliegend.
Maria
00:06:43
Naheliegend. Ich bin dann zwar in dieser Buchhandlung aufgenommen worden, war dann aber nicht in der Buchhandlung, wo es die Kunstbücher gab, sondern bin dann in einer kleinen Grätzl-Buchhandlung gelandet und hatte dort eine sehr gute Ausbildung und habe sehr viel das erste Mal Kontakt damit gehabt, was es bedeutet, mit Stammkunden zu arbeiten. Also Stammkunden, anspruchsvollen Stammkunden eine gute Beratung zu bieten. Das habe ich neben dem Wissen des Buchhandels in dieser kleinen Buchhandlung gelernt.
Willy
00:07:19
Bei uns als Stammkunden, du hast es jetzt wirklich betont.
Maria
00:07:22
Betont, weil es das erste Mal tatsächlich um einen Kunden gegangen ist, der gewusst hat, was er will. Und auf das kommen wir auch nochmal zurück, vielleicht im Laufe der Diskussion. Ich habe es schon ein bisschen rausgehalten,
Willy
00:07:39
Dass es irgendwer sein könnte.
Maria
00:07:40
Das ist ein sehr wichtiger Part, der sich auch bei unserer Genossenschaft widerspiegelt.
Willy
00:07:46
Das Stammkunden.
Maria
00:07:47
Also abgesehen von der klassischen Handelsausbildung, einer Lehre, die ich dann eben extern abgeschlossen habe und dem Studium, das mich einfach sehr gut geprägt hat auf viele weitere Skills, die man vielleicht jetzt nicht unbedingt im Fachgebiet braucht, aber einfach die Skills, die man lernt im akademischen Bereich. Das war einfach super spannend und mit diesem Wissen und dem Know-how habe ich dann im Buchhandel weitergearbeitet, sehr lange in allen Bereichen, also wiederum wieder in eine Buchhandlung auch gewechselt, die wiederum ganz am Anfang war damals.
Willy
00:08:29
Wieder was aufgebaut.
Maria
00:08:32
Ich hatte damals in der kleinen Buchhandlung Buchkontor im 15. Bezirk die Möglichkeit, sehr frei und mit dem vollsten Vertrauen meiner damaligen Chefin und Inhaberin, der Ulla, einen Geschäftsbetrieb aufzubauen, der wiederum in einem Grätzl passiert ist.
Willy
00:08:57
Weiß jeder, was ein Grätzl ist? Wer weiß nicht? Erklärst du, was ist?
Maria
00:09:06
Ein Grätzl ist ein klassischer Wiener Ausdruck für ein Einzugsgebiet rund um einen zentralen Punkt. Das hat jetzt nichts mit Bezirksgrenzen zu tun. Ein Grätzl ist ein Punkt, um diesen Punkt herum, sagen wir mal, da gibt es eine Apotheke, dann gibt es eine Buchhandlung, dann gibt es vielleicht noch ein kleines Lokal, wo man Kaffee trinken kann. Also ein Grätzl braucht eigentlich nicht sehr viel, im Idealfall in irgendeiner Form einen Nahversorger. Und rund um dieses Grätzl treffen sich an diesen Punkten die Leute. Und irgendwann fangen sie an, sich kennenzulernen, sich zu vernetzen und sich auch am anderen Ende der Stadt zu grüßen, irgendwo in der U-Bahn, weil sie sie aus dem Grätzl kennen. Also es ist eine Kleinstruktur in einem Bezirk.
Willy
00:10:14
Ist das so ein Identifikationsort oder so? Identifikationsort, genau. Kleiner als ein Bezirk im Normalfall. Jeder Bezirk hat mehrere Grätzle, die können sich ja ein bisschen überladen.
Maria
00:10:24
So ist es.
Willy
00:10:25
Ist gar nicht so unwichtig, vielleicht dann auch für die Gründung von Märkten oder so, in welche Grätzle man, die dann reinfällt.
Maria
00:10:30
Wo man sich hinsetzt, wo schon bereits eine Struktur da ist, wo man sagen kann, okay, da kann keine Andocken, da gibt es vielleicht jemanden, der auch schon interessiert ist an einer Idee und wo man nicht bei Null beginnt.
Willy
00:10:47
Wo die Kundenbeziehung dann auch wichtig ist, wo wahrscheinlich dann, weil da kommt der Stammkundenbegriff dann vielleicht auch wieder rein, den du erwähnt hast.
Maria
00:10:53
Wo du einfach Beziehungen knüpfst. Es ist ein Beziehungenknüpfen. Über den Ort.
Willy
00:11:02
Auf den Punkt kommen wir wahrscheinlich. Beziehung ist wahrscheinlich ein zentrales Thema auch bei dem Konzept, glaube ich, von morgenrot oder generell bei dieser Art Konzepten. Du und deine Schwester, ihr wart ja relativ umtriebig. Ihr habt ja dann quasi den Kaufmannsladen betrieben eine Zeit lang. Wie sollst du auf das kommen? Und was war das?
Maria
00:11:25
Der Kaufmannsladen war eine Marktgräßlerei im 18. Bezirk an der Kreuzgasse am Johann Nepomuk Vogelmarkt. Der Johann Nepomuk Vogelmarkt war ein Platz 2017, den man passiert hat oder um den man herumgegangen ist, weil wenn man nicht gerade sein Restmüll oder sein Papiermüll oder sein Biomüll dort in die Tonne gehaut hat, hat man sich da eigentlich nicht aufgehalten. Es war noch immer ein Markt mit fixen Marktstandeln, wo die netten Kollegen ihr Bestes getan haben damals, aber es hat ganz einfach einen Mittelpunkt oder einen Ort gefehlt, wo man sagen kann,
Willy
00:12:16
Der ein Grätzl macht, oder?
Maria
00:12:17
Ja, der ein Grätzl macht, der sich auch darum bemüht hat, dass der Ort zu einem Grätzl wird. Und das passiert immer nur durch Vernetzung. Also wenn du einen Markt hast, wo du zehn Marktstandeln hast und keiner redet miteinander, wirst du nie diesen Platz zu einem Ort, zu einem Grätzl machen, wo die Leute sich auch treffen wollen. Das heißt, meine Schwester hat 2017 den Marktstand entdeckt. Übernommen und im ersten Jahr alleine aufgebaut und Kaufmannsladen, wir heißen eben alle Kaufmann, war von Beginn an ein Familienprojekt und ein Jahr später bin ich dann eingestiegen und wir haben das als OG, wir haben dann eine OG gegründet, sie hat vom Einzelunternehmen wir haben auf OG gegründet und haben dann sechs Jahre lang den Kaufmannsladen gemeinsam geführt. Was finde ich, was ihr da gelernt habt,
Willy
00:13:15
Nehmen wir wahrscheinlich jetzt auch mit?
Maria
00:13:17
Nehmen wir mit, ja, Platzumgestaltung etc. Also der Janne-Pumuck-Vogelmarkt war einer der ersten Plätze in Wien, den man so umgebaut hat, dass man gesagt hat, das ist ein Modell mit Schwammstadt und Bäumen, die bewässert werden etc. Das Pflaster, das man jetzt auch schon überall in Wien sieht, das heller ist, wo das Wasser rein diffundieren kann und einfach die Bodenversiegelung ein bisschen aufbrochen wird. Also da hat einfach ganz viel stattgefunden. Und im Kaufmannsladen haben wir eben mit dem Kaufmannsladen eben auch so einen Grätzelpunkt geschaffen, den wir dann auch nach sechs Jahren schweren Herzens, aber auch mit viel Freude und Aufbruchstimmung für unsere Nachfolger dann weitergegeben haben. Der Kaufmannsladen heißt jetzt Markthummel. Markthummel. Das ist die Juliane und der Heli, die machen die Markthummel am Vogelmarkt.
Willy
00:14:16
Mit frischer Energie.
Maria
00:14:17
Mit frischer Energie und neuer Ideen und führen auch den Grätzl-Schwerpunkt weiter.
Willy
00:14:23
Was man wahrscheinlich in dem Kontext einfach nicht unter den Tisch fallen lässt, es war einfach sehr, sehr viel Arbeit, diesen Stand aufrechtzuerhalten. Und ihr wart es dann wahrscheinlich auch irgendwie zum Schluss hin dann auch am Ende eurer Kapazitäten ein bisschen.
Maria
00:14:35
Ja, es gab natürlich auch einige persönliche Faktoren, aber eine Aufbauarbeit, eine Aufbauleistung ist definitiv für den Einzelunternehmer Bis zum nächsten Mal. Immer etwas sehr, sehr Herausforderndes. Und das geht wirklich an die persönlichen Grenzen. Und das ist ein Risiko. Das ist ein Risiko, wenn ich sage, okay, ich habe jetzt sechs Jahre lang was aufgebaut und dann bin ich vielleicht in einer Situation, wo ich nicht mehr weiter kann. Also das Problem hast du als Einzelunternehmer sehr schnell und dann hast du, ich sage einmal, dann hast du vielleicht kein Netz mehr, das dich aufwägt. Da können wir nachher auch nochmal drüber reden.
Willy
00:15:22
Ich habe jetzt gerade, LinkedIn hat mir jetzt auch gerade mein Fünfjahresjubiläum irgendwie verkündet. Da habe ich gesagt, fünf Jahre bist du da, der bin irgendwie zwei Jahre, glaube ich, ausblendet oder so. Aber ich kann das nur bestätigen. Was tragt einem denn jetzt, und die letzte Frage gehört jetzt zu dir, Martin, wir wollen ja noch wissen, was du da tust. Wer bist denn du eigentlich?
Maria
00:15:40
Ja, du hast mich gefragt.
Willy
00:15:43
Die Frage, was tragt dann denn, wenn es teilweise wirklich so schwer ist, diese Aufbauarbeit, was tragt dann denn durch diese sechs Jahre durch, dass man nicht nach zwei Jahren schon hinschmeißt?
Maria
00:15:54
Das Ziel. Das Ziel? Das Ziel, das Ziel, dass man vielleicht nicht unmittelbar schon nach dem ersten Jahr vor Augen hat, aber dass sehr viel Bestätigung, sehr viel Zuspruch seitens derer, die in dem Grätzl zum Beispiel wohnen, Sehr viel Positives, das du mit deinen Stammkunden erlebst. Das ist egal, ob in der Buchhandlung oder im Lebensmittelgeschäft. Du bist einfach sehr nahe an deinen Kunden dran, ob du ihnen jetzt ihr Buch bestellst oder ihnen das Brot verkaufst. Es hat alles eine Geschichte, sage ich immer. Die Beziehung. Die Beziehung. Du siehst, wie die Kinder groß werden. Und du siehst wie unglaublich, Freude und Leid. Irgendwann kommt dann so der Punkt und du denkst dir, hey, du bist jetzt da gelandet und da will ich weitermachen. Das ist ein sehr schöner Moment und der trägt dich dann auch wirklich.
Willy
00:17:00
Über die Phasen, wo es eigentlich zum Wegrennen war. Ja, genau. Das ist eine super, super Überleitung zum Herrn Gerstl, Martin Gerstl. Du bist ja auch, wo es wegrennt, irgendwann mal irgendwo neu anzukommen. Was sagst du jetzt zur Überleitung? Ich bin begeistert. Ich werde es vielleicht gleich hören, du hast ein ganz anderes Leben vorher und jetzt ist es quasi seitengewechselt, wenn man so will, jetzt habe ich deinen Fuß, da habe ich ein bisschen fest. Es seht sich nicht, was da mit den Füßen ist. Erzähl doch einmal ein bisschen deiner Geschichte, damit wir wissen, wie du jetzt bei diesem Thema morgenrot und Genossenschaft weißt, diese Geschichte ist, glaube ich, auch nicht ganz relevant. waren es, ne?
Martin
00:17:42
Naja, wegrennen würde ich gar nicht sagen. Es war schon auch ein bisschen ein aktives Sich-Umentscheiden. Also im Gegensatz zu Maria, bin ich, kenne ich eigentlich nur die Stadt, kenne das Land nur vom Urlaub und vom Hörensagen sozusagen. Also ich bin in Wien geboren, bin in Wien aufgewachsen und hatte auch nie so einen Bezug zu Lebensmitteln wie die Maria. Und das ist, was ich bis heute super finde. Ich lerne jeden Tag noch von ihr dazu. Also über Lebensmittel kann man so viel wissen. Und ich sage immer, die Maria hat schon mehr vergessen, als ich jemals gewusst habe. Und das ist immer super spannend. Ich habe eher so eine klassische Konzernkarriere hingelegt. Also ich habe irgendwann entschieden, ich studiere halt, habe halt BWL studiert auf einer Fachhochschule. Bin dann irgendwie, Fachhochschule heißt auch immer, du musst so ein Berufspraktikum machen. Bin dann irgendwie bei so einem IT-Unternehmen gelandet, das so Warenwirtschafts- und ERP-Systeme sozusagen verkauft hat. Bin dort eingestiegen und habe halt dort so mein Pflichtpraktikum gemacht. Bin dann dort geblieben. Irgendwann war das Studium dann vorbei. Und ich habe halt einen Job gesucht, dann irgendwann gesagt habe, diese IT-Beratungsgeschichte ist es dann doch nicht. Und bin dann durch Zufall bei einem großen Lebensmittelhändler gelandet. Also es war wirklich absoluter Zufall, der schon damals, wann war denn das? Rund um 2000 irgendwas, 2005 oder so, der in ganz Osteuropa sozusagen präsent war, also mit einigen tausend Filialen. Und habe dann eigentlich mehr oder weniger dort in der IT begonnen, habe dort auch die IT-Systeme sozusagen weiterentwickelt, ich war jetzt kein Programmierer, war immer so eine Schnittstelle zwischen Anwender und Programmierer. Ja, Und bin dann eigentlich relativ lange in diesem Konzern gewesen, ich habe eigentlich schon am ersten Tag gehadert, weil eigentlich wollte ich das nie, also ich wollte eigentlich nie in den Konzern. Ja, grundsätzlich mit so großen Strukturen. Du hast natürlich viele Vorteile. Du hast einen vermeintlich relativ sicheren Job. Du verdienst relativ früh relativ viel Geld. In dem Unternehmen war es auch toll. Du hast sehr jung, sehr viel Verantwortung übernehmen dürfen. Also von dem ich habe unfassbar viel gelernt und bin sozusagen unfassbar dankbar, was ich dort lernen durfte, weil sonst wäre ich halt nicht dort, wo ich bin. Und andererseits ist es doch so, es ist ein Riesensystem mit ganz vielen Menschen und Entscheidungen werden halt immer woanders getroffen. so würde ich es mal formulieren. Und es ist halt immer so, immer die Frage, inwieweit kannst du dieses Gesamtwerke tatsächlich beeinflussen. Und das hat mich eigentlich von Anfang an immer umgetrieben. Aber jedes Mal, wenn ich knapp davor war, irgendwie zu sagen, ich mache jetzt was anderes, hat man mich entweder mit Geld oder mit Aufgaben oder Verantwortung erschlagen. Ja, und deswegen habe ich dort so ein, ja, ich will jetzt nicht sagen klassisch, aber doch ein bisschen so eine Konzernkarriere hingelegt. War dann für zehn Länder zuständig, habe dann Projekt- und Prozessmanagement in diesen Ländern eingeführt. Irgendwann hat es mir dann gereicht, da habe ich dann eine Pause gemacht und war auf Feldreise und habe mir auch da geschworen, na, das war es jetzt und ich mache danach was anderes.
Willy
00:20:34
War es ein Kumpel-Erlebnis oder irgendwas, wo du sagst, das war es, oder war es einfach der letzte Tropfen, der nicht so wichtig ist, aber es war es.
Martin
00:20:40
Das war einerseits schon der letzte Tropfen und einerseits habe ich doch immer sozusagen probiert, ja sozusagen die Landesorganisationen für dich zuständig, aber einfach voranzubringen und wenn du dann merkst, wenn dann auf einmal ein Strategiewechsel kommt und so mit so einer Präsentation und einer Veranstaltung von einem der Vorstände ist ein bisschen so die Arbeit der letzten zwei Jahre mehr oder weniger entwertet oder nicht mehr wichtig, das war so ein bisschen so ein Punkt. Strategie wechselt dann. Ja, so ungefähr, genau. Und dann, wie gesagt, habe ich mich abgeseilt und war einige Monate auf Weltreise und habe mir auch da geschworen, ich komme nicht wieder zurück. Ja, und dann bin ich halt doch wieder zurückgekommen und hat mir dann auch wieder das Angebot gemacht, Herr Gerstl, Sie wissen eh viel besser, was Sie gut können, suchen Sie sich aus, was Sie in Zukunft bei uns tun wollen. Und das war halt schon super. Und dann habe ich sozusagen nochmal fünf Jahre drangehängt und war dann eben...
Willy
00:21:32
Noch einmal fünf Jahre? Noch einmal fünf Jahre drangehängt. Du hast eigentlich schon passiert, dass du von Daniel gezogen bist.
Martin
00:21:36
Ja, genau. Wie gesagt, ich habe mich dann doch immer wieder fangen lassen, obwohl ich eigentlich immer wieder unzufrieden war. Ich muss schon noch sagen, es war halt schon immer sehr motivierend, dann die Landesorganisationen dann auch sozusagen weiterzubringen. Und diese letzten fünf Jahre habe ich dann in meinem Team gehabt und war eigentlich dafür zuständig, die gesamte Strategie Land für Land sozusagen auf den Prüfstand zu stellen und zu überarbeiten. Also so klassisch, im Prinzip was wir jetzt beim morgenrot auch machen, zu sagen, okay, sich einfach so wieder diese Grundsatzfragen zu stellen. Warum kommen die Kunden zu uns einkaufen und warum kommen sie nicht? Und was müssen wir jetzt tun, damit die Kunden öfters kommen und mehr kaufen?
Willy
00:22:12
Also die Fragen sind die gleichen.
Martin
00:22:13
Die Fragen sind eigentlich die gleichen, aber halt in einem anderen Kontext. Und auch da bin ich im Nachhinein extremst dankbar darüber, weil die Dinge, die ich dort gelernt habe, sind die, die man eben heute für morgengrot und die anderen Dinge, die wir so tun.
Willy
00:22:23
Also es ist nicht eine komplett andere Welt. Die Fragen, wie gesagt, die Fragen sind die gleichen, die Antworten sind halt teilweise andere. Und der Weg dorthin ist, wenn man möchte einen anderen Weg dorthin gehen.
Martin
00:22:32
Absolut. Und irgendwann war auch da der Punkt erreicht, wo ich dann gesagt habe, okay, ich kann und will jetzt wirklich nicht mehr.
Willy
00:22:39
Du warst dann sicher, wilde Weltreise?
Martin
00:22:42
War okay.
Willy
00:22:43
Also bist du nochmal weggeflogen? Nein, nein, nein.
Martin
00:22:46
Dann nicht mehr. Aber wie gesagt, meine Nichten sind dann auf die Welt gekommen. Und wie gesagt, ich habe jetzt auch seit Längerem schon eine Lebensgefährtin, die halt klassisch Lehrerin ist und die halt schon auch so die Dinge, die ich aus diesem Konzernbewusstsein heraus für selbstverständlich genommen habe, einfach hinterfragt. Irgendwann verdienst du halt, also du verlierst einfach ein bisschen die Relation zu, ich sage jetzt einmal normalen Menschen, ohne das jetzt abfällig zu meinen, immer zum Beispiel nie die Frage gestellt, das wievielfache verdiene ich von einer Kassiererin, die bei uns an der Kasse steht. Die Frage war eher so, oder gibt es einen anderen Abteilungsleiter, der verdient 10.000 Euro brutto mehr im Jahr, die will ich auch. Also das heißt, du verlierst ein bisschen die Relation und wenn du dann wieder sozusagen, ja, Elke ist halt eine Lehrerin zusammenbist, die halt dann sagt, du, das ist total schön, dass du jetzt dort und dort hin auf Urlaub fahren willst, aber das kann ich mir nicht leisten, das will ich mir auch nicht leisten, dann kommst du halt doch wieder ein bisschen runter. Und dann ist die Relation wieder ein bisschen eine andere. Du hast ja eine Blase. Ja, würde ich schon sagen. Ich würde schon behaupten, dass das eine Blase ist, weil, wie gesagt, in so einem Konzern, wenn du aufsteckst, du verdienst halt sehr viel Geld und Du verlierst ein bisschen die Relation, würde ich sagen. Also bei mir war es so. Ich will das jetzt nicht für alle sagen, aber ich würde schon sagen, so ein bisschen die Relation ist ein bisschen abhandengekommen, weil man halt viel Geld verdient und jede Woche in den Flieger in ein anderes Land einsteigt. Und das ist auch sowas. Das ist am Anfang toll. Ja, und irgendwann, am Anfang ist es toll. Ja, und irgendwann ist es halt einfach nur mehr anstrengend. Es ist ein bisschen so wie Bus fahren, nur mühsamer.
Willy
00:24:18
Ja, und dann reisen wird mit der Zeit sehr, sehr lang.
Martin
00:24:20
Also ich bin jetzt auch total happy, dass ich, wenn überhaupt beruflich, nur mehr in Österreich unterwegs bin. und normalerweise nicht mehr das Land verlassen muss, das ist auch was, was ich...
Willy
00:24:28
Am liebsten bleibst du im Kretzel.
Martin
00:24:29
Absolut, absolut. Dem ist wenig hinzuzutreten.
Willy
00:24:32
Je nachdem, wie man sieht, ist das Kretzel ja auch ganz groß.
Martin
00:24:35
Genau, genau so ist es. Ja, und wie gesagt, dann kam halt der Punkt, sehr viele Diskussionen mit meiner Lebensgefährtin, meine erste Nichte, wo klar war, die kommt dann auf die Welle und ich habe mir dann einfach so die Frage gestellt, was erzählt ihr mal von ihrem Onkel, wenn sie in der Schule oder im Kindergarten ist? Erzählt ihr dann irgendwie so Konzernbonze und trägt ein bisschen dazu bei, unser System so weiter zu forcieren, wie es ist oder erzählt dir was anderes. Und ja, das war dann ein bisschen so der Punkt für mich, zu sagen, okay, die Dinge, die ich jetzt alle lernen durfte, probiere ich jetzt ein bisschen dafür einzusetzen, dass wir unserem Planeten eine Spur besser hinterlassen, als wir ihn betreten haben. Sehr episch, aber du weißt es.
Willy
00:25:18
Naja, episch. Es muss ja epische Visionen geben, was das Ganze dann trauen. Ich möchte das Auditorium hier erinnern, dass es ein warte mal, dass es ein aktives Auditorium ist und ab jetzt könnt ihr schon anfangen diesen Würfel zu nehmen, ich nehme ihn jetzt nochmal in die Hand also für die Leute im Podcast, die das jetzt hören Willi nimmt seinen Würfel und zeigt ihn nochmal in die Gruppe, um sich daran zu erinnern, dass er da hineinspechen kann, wenn es Fragen gibt bitte aufzeigen, ihr könnt euch erinnern ich habe auch den Random Number Generator sonst werde ich den aktivieren, ihr kennt noch alle eure Nummern, Wann wurde denn jetzt, wo und wann wurde die Idee zum morgenrot geboren? Jetzt wäre es erst, der sagt.
Martin
00:26:02
Also ich glaube, geboren kann man bis zu einem gewissen Grad sagen, ich glaube, wir haben es halt immer in dem Kontext, in dem wir uns bewegt haben, weiterentwickelt. Aber ich glaube, so ein Anstoß war schon ein bisschen, dass ich mir eben damals, wie ich den Konzern verlassen habe, die Frage gestellt habe, was tue ich jetzt? Und für mich war eigentlich auch immer klar, Lebensmittelsysteme Geht nur so, wie es geht. Ich hatte ja recht tiefe Einblicke und anders funktioniert es nicht. Und dann habe ich, ich weiß gar nicht mehr wie, Hansa Lim entdeckt. Hansa Lim. Hansa Lim ist eine sehr, sehr große Genossenschaft in Südkorea, die eben das gesamte Lebensmittelsystem mehr oder weniger abdeckt. Das heißt, das sind nicht nur Läden, wo die Menschen einkaufen können. Hat das schon mal,
Willy
00:26:46
Wer gehört von euch? Hansa Lim? Okay.
Martin
00:26:49
Genau, es sind nicht nur Läden, wo man einkaufen kann. Die machen auch die Logistik, die machen auch die Lebensmittelverarbeitung und auch die Produzenten, also die Bauern und Bäuerinnen sind Teil dieser Genossenschaft. Ja, und von der Dimension her, da redet man von zweieinhalb Millionen Menschen, die dort Mitglieder sind, da redet man von über 300 Geschäften und da redet man von über 3000 Produzenten. Und das war bei mir ein bisschen so der Punkt, aha, spannend, das geht ja anscheinend auch im großen Stil anders. Und das war ein bisschen so der Startpunkt zu sagen, okay, was müsste man dann jetzt tun und wen bräuchte es dazu, um diese Idee von Hansa Lehm auch ein bisschen nach Europa zu bringen.
Willy
00:27:26
Okay, fangen wir vielleicht jetzt, jetzt sind wir mitten im Thema, es geht heute um Genossenschaften beziehungsweise um eine Alternative auch zum Supermarkt, zum bestehenden, zum klassischen System und dafür ist es wichtig zu verstehen, glaube ich, man hört es jetzt immer wieder, also ich merkte es in den letzten Jahren, das Thema Genossenschaft, auch wenn es eine alte Idee ist, Also vieles war ja oder ist nach wie vor genossenschaftlich organisiert, wo man es vorhin vermuten würde. Ich sage jetzt nur, eine große österreichische Bank ist genossenschaftlich organisiert, nicht nur eine. Was ist die Idee einer Genossenschaft und was unterscheidet die Idee einer Genossenschaft von der populärsten Wirtschaftsform von der GmbH? Jetzt bin ich nicht in Zahlen, aber ich glaube, das ist das, was die meisten Begriffe sind. Was ist Genossenschaft? Was ist der Unterschied zur GmbH? An beide, wer will. Oder kann sich ja quasi dem Würfel zuwerfen.
Martin
00:28:22
Also ich sage rein philosophisch, kann man eigentlich sagen, die Genossenschaft kombiniert die Vorteile der GmbH mit der Vorteile des Vereins.
Willy
00:28:31
Also Wien, sagst du jetzt einmal.
Martin
00:28:33
Es kommt halt immer drauf an, also das Schöne an der Genossenschaft ist, das ist ein Konstrukt, das ich über die Satzung relativ frei definieren kann, wie ich es denn gerne hätte. Also das heißt, da gibt es jetzt nicht so, also es gibt auch sehr viele Regeln, aber es ist jetzt nicht so wie in der AG oder der GmbH, wo ich eben sehr genau gewisse Dinge sozusagen einhalten muss. Ich kann mir über die Satzung eigentlich sehr viel Freiraum verschaffen und mehr oder weniger ja Nicht ganz frei, aber sehr frei definieren, wie dieses Konstrukt denn ausschauen soll. Uns war es eigentlich immer wichtig zu sagen, korrigiere mich, wenn du das anders siehst, wir brauchen etwas, was betriebswirtschaftlich einfach wie eine GmbH funktioniert. Weil wir sagen, es gibt ganz viele gute Ideen. Was uns einfach wichtig war, ist, dass diese Ideen auch langfristig bleiben sollen. Und langfristig bleiben sie nur dann, wenn sie betriebswirtschaftlich erfolgreich sind. Das heißt jetzt nicht, klassisch Raubdekapitalismus, da müssen extremst viele Gewinne da sein. Das heißt aber schon, es braucht zumindest kleine Gewinne, weil man muss reinvestieren, man muss auch expandieren bis zu einem gewissen Grad. Die Frage ist ja eigentlich immer so, wie viele Gewinne macht man? Von wem bekommt man diese Gewinne und wer entscheidet, was mit dem Gewinn passiert? Und dann sind wir auch schon bei den Vorteilen des Vereins. Das heißt, in der Genossenschaft heißt es, oder ist es eben so, dass die Genossenschaftsmitglieder auch automatisch Miteigentümer und Miteigentümerinnen dieses Unternehmens sind. Und damit eben einmal im Jahr in der Generalversammlung oder Hauptversammlung, ich weiß nie, wie sie richtig heißt offiziell, einfach auch Generalversammlung. Ja, ich glaube, Generalversammlung ist es. Und in dem Kontext eigentlich auch mitentscheiden sozusagen die Ausrichtung dieses Unternehmens, also zum Beispiel oder vor allem auch, was passiert mit einem etwaigen Gewinn. Das heißt jetzt nicht nur, weil die Maria und ich in dem Fall jetzt Vorstände sind, setzen wir uns im Kämmerchen zusammen und entscheiden, was wir tun, sondern wir sind auch immer all diesen Miteigentümer in der Verantwortung. Wir müssen auch jedes Jahr entlastet werden, sozusagen. Und wir entscheiden absolut nicht alleine, was mit etwa ein Gewinnepräschen.
Willy
00:30:35
Was sind die Organe in der Genossenschaft? Du hast ja schon gesagt, ihr seid beide Vorstände. Das klingt ziemlich wichtig. Also die Chiefs oder wie ist eine Genossenschaft jetzt strukturell aus? Von der GmbH gibt es eine Geschäftsführung. Im Endeffekt war es dann vielleicht eine Gesellschaft, eine Gesellschaft der Versammlung. Aber wie ist eine Genossenschaft strukturell aufgebaut?
Maria
00:30:58
Also prinzipiell ist es so, dass eine Genossenschaft hat einen oder mehrere Vorstände. Wenn kein Geschäftsführer für die operativen Belange eingesetzt wird, führt der Vorstand die Geschäfte. Das machen wir aktuell. Der Martin ist zwar gewerberechtlicher Geschäftsführer, weil es braucht einen, zwei. Es gibt auch einen Geschäftsführer. Es gibt auch einen Geschäftsführer, genau. Aber im Prinzip führt innerhalb der Genossenschaft und für die Genossenschaft führt aktuell der Vorstand die Geschäfte.
Willy
00:31:36
Wie groß ist es bei euch?
Maria
00:31:38
Der Vorstand, wir sind zu zweit.
Willy
00:31:40
Also ihr zwei seid im Vorstand, du noch zusätzlich Geschäftsführer?
Martin
00:31:44
Ja, gewerberechtlich.
Maria
00:31:45
Gewerberechtlich. Was aber jetzt nicht wirklich etwas auf die Pfeil auf die Richtungsentscheidungen der Genossenschaft Auswirkungen hat. Wir sind, der Martin hat schon gesagt, es gibt in der Genossenschaft die Satzung.
Willy
00:32:03
Wieso ist es wieder Gesellschaftsvertrag?
Maria
00:32:05
Das ist, ja, es ist ein Vertrag, es ist quasi unser Gesetz. Also es gibt in Österreich das Genossenschaftsgesetz. Das ist natürlich die Grundlage unserer Satzung. Die Satzung wird auch immer mit dem Juristen des sogenannten Revisionsverbandes abgestimmt. Also wir werden als Genossenschaft nach außen hin geprüft. Und zwar durch den Einsatz eines Revisors, den uns der Revisionsverband quasi vermittelt. Und der Revisionsverband ist quasi unser Ansprechorgan und auch unser Kontrollorgan. Nach außen, aber nach innen sind wir als Genossenschaft so organisiert und da kann ich jedem immer nur empfehlen, wenn man mit einer Genossenschaft zu tun hat, sich einmal die Satzung der Genossenschaft anzuschauen. Weil gerade in der Satzung steht dann eigentlich drin, ja, wer ist denn jetzt eigentlich der Entscheidungsträger? Wird das gut aufgeteilt? Wird das auf viele Interessensgruppen aufgeteilt? Oder entscheidet letztlich nur eine Interessensgruppe über alle anderen. Beziehungsweise, was ist da noch drinnen?
Martin
00:33:31
Ja, vor allem auch sozusagen ein bisschen der Ziel und Zweck der Genossenschaft. Also warum tun wir das überhaupt, was wir tun? Wenn man es jetzt ganz böse formelt, in der GmbH oder auch in der AG, bin ich ja sogar verpflichtet als Vorstand, die Gewinne zu maximieren oder zu optimieren. Ich weiß nicht genau, wie es drinnen steht, aber das ist ja eigentlich so. Auch das ist etwas, wo man in der Genossenschaft abweichend definieren kann, warum tun wir eigentlich, was wir tun. Und natürlich immer unter der Prämisse, Geld zu verdienen, aber eben dieses, warum tun wir, was wir tun, ist halt schon nicht unrelevant.
Willy
00:34:02
Wir haben tatsächlich eine Frage. Danke, Timor Werdert. Ich hatte eine Frage, wie schaut es eigentlich mit der Haftung aus in der Genossenschaft? Weil es gibt ja viele Anteile, also Sie haben ja gesagt, dass eigentlich jeder dann Anteile hat und wie schaut es dann mit der Haftung aus? Wird es dann über die Firmengelder gehaftet? Weil Sie haben ja auch gesagt, dass sie nicht gewinnorientiert sind. Das heißt, es sind vermutlich auch nicht allzu viele Rücklagen da, wie wenn man anders handeln würde. Wie schaut es dann bei der Haftung aus?
Martin
00:34:29
Also Punkt eins, wir sind sehr wohl gewinnorientiert. Also das ist jetzt der Unterschied zum Verein. Das heißt, wir sagen, wir müssen zumindest eine schwarze Null machen, weil sonst gibt es das wirklich in zwei, drei Jahren nicht mehr.
Willy
00:34:40
Also ihr agiert auch auf dem Markt, nicht? Nein, absolut.
Martin
00:34:43
Das ist, glaube ich, ganz wichtig. Das ist schon was, also uns beiden oder uns allen eigentlich sehr wichtig ist, zu sagen, hey, wenn sowas Bestand hat, dann muss es Geld abwerfen. Und Geld abwerfen heißt jetzt nicht Gewinner wirtschaften en masse, aber wir haben angestelltes Personal, wir haben Miete zu zahlen, wir haben gerade im Lebensmittelhandel Stromkosten, die nicht unrelevant sind und die Kosten müssen wir einfach decken. Und das Geld müssen wir verdienen, wenn wir die Kosten nicht decken, sind wir irgendwann Insolventkonkurs wie auch immer und genau das wollen wir nicht. Aber jetzt zurück zur Frage zur Haftung. Die Haftung ist eigentlich ähnlich geregelt wie in einer GmbH. In der GmbH ist es so, du bist ja sozusagen normalerweise beschränkt auf die Haftung deiner Einlage. In der Genossenschaft ist es ähnlich. Das heißt, jedes Genossenschaftsmitglied ist Miteigentümer und leistet auch eine Einlage. In unserem Fall sind das drei Anteile a 300 Euro, das heißt um bei uns, wenn du, da komme ich gleich dazu, aber grundsätzlich, wenn du Kundenmitglied bist, drei Anteile a 100 Euro, das heißt, du legst 300 Euro als Eigenkapital in die Genossenschaft ein, kannst aus der, das ist ganz wichtig, auch mit einer gewissen Sperrfrist auch wieder austreten, das ist der Unterschied zur GmbH, wenn sich dort Verhältnisse ändern, muss ich jedes Mal den Gesellschaftsvertrag verändern und ins Firmenbuch, das muss ich in der Genossenschaft nicht. Die Genossenschaft ist per se auf diese Einlagen, ist die Haftung dort sozusagen beschränkt.
Willy
00:36:03
Du bist dann Gesellschafter quasi.
Martin
00:36:05
Genau, du bist dann Genossenschaftsmitglied und damit Mitgesellschafter. Dann Genossender oder Gesellschaft? Wir sagen Genossenschaftsmitglied oder Mitglied, genau, je nachdem. Wenn wir es offiziell betonen, sagen wir Genossenschaftsmitglied, weil im Verein bist du ja auch Mitglied, ist aber einfach von der rechtlichen Logik einfach nicht ganz dasselbe.
Maria
00:36:24
Und der Vorstand haftet eben, wir als Vorstand haften nach außen hin und wir machen bei jeder Generalversammlung einen Bericht über das abgeschlossene Geschäftsjahr und der Vorstand wird dann durch die Mitglieder innerhalb der Generalversammlung für dieses Geschäftsjahr entlastet, sagt man. Und das bedeutet, dass unser Risiko für dieses letzte Geschäftsjahr sozusagen unsere Haftung, wir sind entlastet und die Genossenschaft sagt, okay, das passt für uns, wir sind damit einverstanden und ja,
Willy
00:37:06
Bitte. Ich habe eine Frage zu dem Thema. Ich glaube, dass Kunden sehr viel mitdiskutieren dürfen quasi oder auch Entscheidungen treffen dürfen. Was sind so konkrete Themen, wo die Kunden ein großes Mitspracherecht haben? Also geht es da ums Sortiment oder was sind da so konkrete Beispiele?
Maria
00:37:27
Also in erster Linie geht es eben um die Ziele der Genossenschaft. Also wir haben zum Beispiel in unserer Satzung verankert, dass bestimmte Entscheidungen nur mit Zweidrittelstimmrecht getroffen werden können. Das betrifft zum Beispiel eben Gewinnausschüttungen bzw. Gewinnverwendungen. Das betrifft den Vorstand, den Wahl des Vorstands. Das betrifft aber auch Standorterweiterungen, also ob man jetzt einen Standort aufsperren oder einen weiteren Standort zusperren. Das betrifft vor allem in erster Linie mal diese Infrastrukturgenossenschaft, an der wir alle hängen. Grundsatzentscheidungen. Grundsatzentscheidungen. Und in weiterer Folge dann natürlich auch auf Sortimentsebene. Aber das ist dann eher niederschwelliger, wo man sagt, okay, also jedes Genossenschaftsmitglied kann Vorschläge einbringen, Lieferanten vorschlagen, aber das passiert dann eher auf einer nicht so formalen Ebene. Und was ganz wichtig ist, jedes Mitglied hat auch im Vorfeld einer Generalversammlung die Möglichkeit, dass man sich nicht mehr in der Regel einbringen kann. Ein Thema einzubringen und dafür kann das Genossenschaftsmitglied an uns Vorstände herantreten, sagen, ich brauche jetzt die Adressen für diese Sache quasi von allen Mitgliedern, weil ich möchte alle anderen Mitglieder auch informieren über mein Anliegen und die können dann auch gemeinsam dieses Anliegen noch einmal vorbringen bei der Generalversammlung. Also es ist Möglichkeit einer Selbstermächtigung auf jeden Fall in der Struktur.
Willy
00:39:30
Martin Reiß, Sascha.
Martin
00:39:31
Ja, und vielleicht ganz kurz einen Satz noch, was uns oder mir zumindest auch wichtig ist. Wir haben jetzt nicht die Genossenschaft gegründet, wenn wir sagen, das ist die Gesellschaftsform, die die allerbeste ist. Aber unter den Gesellschaftsformen, die es gibt, ist das die, die dem, was wir erreichen wollen, sozusagen, die diese Ziele am besten unterstützt, dass wir nämlich sagen, wir können Ziele definieren, die nicht primär auf Gewinnmaximierung abziehen.
Willy
00:39:55
Das erlaubt der Gesellschaftsvertrag bei der GmbH nicht, oder wie?
Martin
00:39:58
Muss ich jetzt ehrlich gestehen, so genau weiß ich es gar nicht, aber in der AG weiß ich eben, dass es, oder weiß ich, erinnere mich noch aus dem Studium, dass ja eigentlich du sozusagen verpflichtet bist, Gewinne zu optimieren und zu maximieren. Und wir sagen, wir wollen natürlich Gewinne erwirtschaften, eben um Betriebswirtschaft zu überlegen, aber das ist nicht das primäre Ziel. Wir haben ganz andere Ziele. Und andererseits haben wir eben auch dieses Haftungsthema, dass wir nicht persönlich haften, sondern dass jedes Mitglied mit seiner Einlage haftet. Und das ist eben sozusagen das, was an existierenden Gesellschaftsformen, dem, was wir erreichen wollen, am nächsten kommt. Und deswegen haben wir uns für die Genossenschaft entschieden. Also recht pragmatisch. Wenn die Maria das immer so erzählt, ich merke das immer, wie es bei mir zum Boden anfängt. Weil teilweise ist es sehr formal. Wir halten uns natürlich, weil wir es müssen. Aber manchmal würde ich mir schon auch wünschen, es wäre weniger formal. und die Formalität hat natürlich auch Vorteile, weil dadurch ist eben geregelt, dass alles sauber abläuft. Genau, und das ist so, wo ich auch immer merke, jetzt auch aus dem Konzern kommen, manchmal denke ich mir so, schneller entscheiden wäre super und andererseits ist es aber extrem super, dass wir so entscheiden.
Willy
00:41:01
Das ist eine Kreativ-Phobie.
Martin
00:41:02
Na, Phobie würde ich nicht sagen, aber es macht halt manchmal langsamer. Und früher habe ich das nicht so gerne mögen und heute bin ich aber dankbar darüber, weil dadurch bist du einfach in der Lage, über Dinge mehrfach nachzudenken, bevor du vielleicht deine Entscheidung mal zu schnell fällst.
Willy
00:41:15
Licht und Schatten im Jahr schon, wir haben das ja vorhin schon jetzt.
Maria
00:41:17
Aber es ist schon so, wenn ich mal, ich weiß, es waren jetzt nur Fragen, aber eine kurze Entgegnung noch, weil da prallen auch immer die Interessen ein bisschen aufeinander. Beispiel. Wir haben im Herbst gesehen, dass wir noch 60.000 Euro brauchen bis Jahresende, sonst können wir den Standort nicht aufsperren. Also uns haben noch 60.000 Euro gefehlt. Im Herbst letzten Jahres. Dann haben wir beraten, gemeinsam im Kernteam, was können wir machen. Dann haben wir gesagt, also wenn wir jetzt in irgendeiner Form einen Kredit aufnehmen müssen, also wir könnten das zwar als Vorstand, aber wir wollen nicht. Also wir wollen nicht so schwerwiegende Entscheidungen treffen, auch wenn wir es könnten, ohne die Generalversammlung zu fragen. Was haben wir gemacht? Wir haben eine außerordentliche Generalversammlung einberufen.
Willy
00:42:23
Generalversammlung, ja.
Maria
00:42:24
Eine außerordentliche Generalversammlung einberufen, wo wir eine unfassbar große Anzahl an Mitgliedern dabei hatten, die da gekommen sind und unserem Aufruf gefolgt sind und denen wir quasi dargelegt haben, so schaut es aus, wir brauchen noch 60.000 Euro, wenn wir das bis 20.000, wie war das damals, bis Mitte November nicht schaffen, dann haben wir ein echtes Finanzierungsproblem und wir müssen nochmal überlegen, ob wir den Standort wirklich aufsperren. Wir haben unseren Mitgliedern auch vorgeschlagen und ganz klar aufgezeigt, welche Maßnahmen wir setzen können als Genossenschaft, was möglich ist, dass wir zu diesem Ziel kommen, nämlich, dass unsere Genossenschafterinnen nochmal Anteile nachzeichnen, Das heißt, noch einmal Geld in die Genossenschaft einbringen, dass sie uns mit einem sogenannten Nachrangdarlehen nochmals Geld borgen in Form eines Darlehens oder dass sie uns in Form einer internen Bürgschaft, dass sie uns den Vorstand sozusagen auch, wenn wir einen Kredit aufnehmen müssten, dass sie im Hintergrund für diesen Betrag bürgen. Genau, mit welcher Summe auch immer. Und das Feedback war wirklich phänomenal.
Martin
00:43:47
Und wären wir keine Genossenschaft...
Maria
00:43:49
Hätten wir es nicht geschafft.
Martin
00:43:50
Also in einer GbH oder AG würde es so nicht funktionieren.
Willy
00:43:54
Weil einfach diese Mitglieder einfach nicht aus dem Sinn.
Martin
00:43:58
Du hast die Menschen nicht, die sich mit dem auch verbunden fühlen und die natürlich auch, dadurch, dass sie auch Miteigentümer sind, natürlich auch ein anderes Interesse haben. Ja, also wenn es einfach nur Kunden sind, die halt irgendwann mal, wenn es offen ist, einkaufen kommen.
Willy
00:44:12
Okay.
Maria
00:44:15
Also wie Sie schon vorher erwähnt haben, ist es ja so, dass Mitglieder auch Lieferanten und so weiter vorschlagen können. Mich würde jetzt interessieren, inwieweit haben Sie zum Beispiel Auswahlskriterien und so weiter, zum Beispiel Regionalität und so weiter, haben es die Lieferanten aus ganz Österreich und wie das aussieht und vor allem auch, haben Sie alle Produkte im Angebot oder gibt es da auch... Kohl-Sortiment oder... Genau, genau.
Willy
00:44:44
Danke.
Martin
00:44:47
Sagst du an? Lass euch Zeit.
Maria
00:44:53
Setzen wir vielleicht nochmal bei der Genossenschaft an. Machst du das? Und dann gehe ich aufs Sortiment.
Willy
00:44:58
Passt.
Martin
00:44:59
Also vielleicht noch zum Thema Genossenschaft, was bei uns wichtig ist oder was uns von Ansagen an wichtig war, auch nach dem Hansa-Lien-Beispiel. Ich glaube, im klassischen BWL-Sprich würde man sagen, wir sind eine Multi-Stakeholder-Organisation. Wow. Dankeschön. Bitte. Das heißt, bei uns sind nicht nur die Kunden Genossenschaftsmitglieder, sondern eben auch die Produzenten. Und wir haben auch eine dritte Kurie, also im Genossenschaftsrecht nennt man das Kurien-System. Und das sind sozusagen, ich glaube, wir nennen es die Hüter der Idee.
Willy
00:45:28
Kurien sind was jetzt?
Martin
00:45:30
Kurien sind sozusagen Interessensgruppen, die alle Stimmrecht haben.
Willy
00:45:32
Also jetzt auch die Produzenten, Konsumenten, Genossenschaften.
Martin
00:45:36
Ganz wichtig, wir sagen Kundinnen und nicht Konsumenten.
Willy
00:45:40
Ein kurzer Exkurs dazu, du merkst ja, wo wir waren.
Martin
00:45:44
Konsumenten ist, also sozusagen, wie ich es interpretiere, sagt das Wort schon, konsumieren ist etwas, was ich nicht aktiv tue. Das ist etwas, was ich passiv tue.
Willy
00:45:55
Sprache ist wichtig.
Martin
00:45:56
Genau. Und wenn ich eine Kundin bin, früher hat mir ein Lebensmittelhandler gesagt, total komisch, aber die Kunde, warum auch immer die Kunde, die Kunde ist kundig. Und das hat schon was. Weil ein Kunde oder eine Kundin ist jemand, der sich mit den Themen ein bisschen beschäftigt und auskennt. Und Konsument ist jetzt so in meiner Interpretation etwa jemand, der konsumiert, dem es vorgesetzt wird und der es einfach nimmt. Und deswegen ist mir diese Sparkelunterscheidung, da kann man jetzt lang drüber diskutieren, einfach wichtig. Und deswegen ist es uns allen wichtig, dass wir sagen, wir sprechen bei uns von Kundin und nicht von Konsumenten.
Willy
00:46:29
Ja, wir haben ja über den Begriffen merkwürdig ein bisschen diskutiert, den kann man auch so und so verstehen. Voll. Von Kundig. Gescheit.
Martin
00:46:37
Also, ist auch nicht auf meiner Mist gewachsen, habe ich mir... Hast du nicht du erfunden?
Maria
00:46:42
Das heißt ja auch Stammkunde und nicht Stammkonsument.
Willy
00:46:46
Das ist spannend.
Martin
00:46:47
Ja, und auf jeden Fall, wir haben eben diese drei Kurien, weil wir gesagt haben, okay, wir werden irgendwann einmal, wenn wir das größer denken, unter Umständen sehr viele Kundinnen haben, die Mitglieder sind. Wir werden auch Produzentinnen oder Bäuerinnen oder Lebensmittelhersteller haben, die sozusagen Mitglieder sind, aber das werden weniger sein. Und dann haben wir noch die Hüter der Idee. Also das sind im Moment, ich glaube, zu dritt sind wir im Moment die drei Gründerinnen, und wir haben das eben so konstruiert, dass wir sagen, normalerweise ist in einer Genossenschaft Kopfstimmrecht. Das heißt, wenn ich mehr Kundinnen habe als Produzentinnen, würden so Abstimmungen immer für die Kundinnen ausgehen, weil die sind ja mehr. Und deswegen habe ich gesagt, nein, wir müssen das anders konstruieren, weil... Wenn Systeme klein sind, sind sie immer super, aber bei einer gewissen Systemgröße fängt so ein System eigentlich fast immer zum Kippen an und dann in eine Richtung und irgendwann wird es dann ungesund. Also ich würde jetzt auch behaupten, auch Konzerne, die es heute gibt, die haben einmal anders begonnen. Da war auch viel mehr Vision und viel mehr Idee und viel mehr Wollen vielleicht dahinter. Und wenn die Dinge einfach eine gewisse Größe bekommen, bekommen sie ein Eigenleben. Und wir haben gesagt, wir müssen von Anfang an probieren, das so zu konstruieren, wenn es mal größer wird, dass wir möglichst diese Balance halten. Und Kunden wollen normalerweise möglichst billige Preise und Produzenten wollen normalerweise möglichst hilfreichere Lebensmittel. Das ist so ein Grunddilemma im Lebensmittelsystem, was auch von beiden Seiten total klar ist. Und deswegen müssen wir das eigentlich so regeln, dass die auf Augenhöhe begegnen können und auch begegnen müssen. Und deswegen gibt es eben diese drei Kurien. Und jede Kure, egal wie viele Köpfe drinnen sind, hat nur ein Drittel des Gesamtstimmrechts. Das heißt, jetzt blödes Beispiel, 30 Konsumenten haben genauso viel Stimmrecht wie 500 Kunden. Und das war uns in der Konstruktion eben wichtig, damit diese Balance, damit wir probieren, dass diese Balance gewahrt bleibt, weil wir haben die Weisheit auch einen Löffel nicht gefressen. Wir sagen, wir müssen jetzt schon darüber nachdenken, wenn es mal größer werden sollte, wie schafft man diese Balance, aus, ob es dann wirklich gelingt, steht auf einem anderen Platten.
Willy
00:48:48
Zur Lieferantenauswahl, glaube ich, war auch der Fall von mir dann. Ganz kurz noch eine Zwischenfrage, weil wir gerade bei diesen Kurien sind, das habe ich auch nicht gewusst. Das heißt, ihr nennt euch jetzt, wie hat die dritte geheißen? Das heißt, ihr seid also kaum, Kundinnen, Produzentinnen, Hüter der Ideen, Genossen, oder sowas, oder?
Martin
00:49:10
So kann man es formulieren.
Willy
00:49:12
Habt ihr euch da mit drei Leuten und einem Drittel aller Stimmrechte nicht ein bisschen gar viel Einfluss behalten und warum?
Martin
00:49:20
Am Anfang ja, aber du hast einerseits das Thema, wenn du nur zwei Kurien hast mit 50-50, dann hast du auch immer das Thema, wie geht die Abstimmung aus? Und diese dritte Kurie ist eigentlich dazu da, auch diese Grundidee, die jetzt mal da ist, auch zu bewahren. Es gibt dann auch vielleicht Themen, wo Kunden und Produzenten zusammen sagen, in die Richtung wollen wir gehen. Und dann gibt es aber immer noch diese hydrote Idee, die sagen, na Moment, die Grundidee war eine andere. Die Idee ist auch nicht, dass das immer diese drei Menschen bleiben, sondern die Idee ist eigentlich, dass in diese Kurie Menschen nachnominiert werden, die halt was für die Genossenschaft tun, sich damit beschäftigen. Mehr als Schluss wiederum in Generalhauptversammlung.
Maria
00:49:55
Ja, genau so ist es richtig. Genau, genau.
Martin
00:49:58
Das heißt, die Idee ist nicht, dass das immer drei Leute bleiben, das ist halt jetzt am Anfang, wenn wir in einer jungen Genossenschaft sind, so. Die Idee ist aber, je größer wir werden, desto mehr Leute sind auch in dieser Hüterkurie sozusagen.
Willy
00:50:06
Wenn wir da gerade zusammenbringen, gibt es auch irgendwie eine Möglichkeit, diese Drittelparität, oder wie man das jetzt nennt, abzuschaffen? Also kann sich die Verfassung selbst abschaffen?
Martin
00:50:17
Also es schafft sich in dem Moment ab. Wir sind ja jetzt eben wie gesagt noch eine junge Genossenschaft. Wenn in einer Kurie weniger als drei Leute, ich glaube drei sind es, oder? Stimmberechtigt bei einer Generalversammlung ist, dann kippt sowieso zurück auf Kopfstimmrecht. Also wenn die Kurie nichts aus...
Willy
00:50:30
Ah, da haben wir voll weg in der Satz.
Maria
00:50:31
Ja, in der Satz.
Martin
00:50:32
Es ist nicht ausreichend vorhandene. Auch nicht auf unserem Mist gewachsen, aber sozusagen auf dem Mist des Juristens vom Genossenschaftsverband. Die kennen sich halt mit sowas aus. Genau, und grundsätzlich glaube ich, wahrscheinlich könnte man nach irgendwelchen Logiken dieses Kurien-Stimmrecht doch wieder abschaffen. Aber ist, glaube ich, recht unrealistisch. Liegt doch nicht in unserer Hand, weil es gibt drei Kurien, die darüber abstimmen würden.
Willy
00:50:54
Das heißt jetzt, um die Satzung ein bisschen abzuschließen und auf deine Frage zurückzukommen, die Satzung selbst bietet sehr, sehr viel Spielraum. Also es ist nicht Genossenschaft, ich höre den Begriff und alles ist Genossenschaft. Sondern das ist ein Sammelbegriff. Für über die Satzung doch sehr, sehr, sehr diverse Organisationsformen. Die jetzt abschließende Frage, was verbindet alle miteinander? Was würdet ihr sagen?
Martin
00:51:25
Alle Genossenschaften miteinander? Also ich glaube schon, diesen Grundgedanke, ich sage jetzt einmal, Mehrheitsentscheidungen mit betriebswirtschaftlichem Vermögen oder mit betriebswirtschaftlichen Möglichkeiten. Zu verknüpfen. Weil wenn ich sage, ich will einfach nur, dass viele Leute über Dinge abstimmen und das muss jetzt nicht unbedingt betriebswirtschaftlich funktionieren, wäre ich halt eher im Verein. Und wenn ich sage, ich will prima Geld verdienen, also ich übertreibe jetzt natürlich, bin ich halt eher in der GmbH. Und das ist, glaube ich, schon das, was die Genossenschaft ausmacht, dass das eigentlich diese beiden Pole recht gut verknüpft. Oder Maria?
Maria
00:52:00
Ja, ich denke auch, dass die sogenannten Stakeholder, in welcher Form auch immer, dass sie ihre Eigenständigkeit sehr gut bewahren können. Ich bin jetzt in geschichtlichem Genossenschafts... Kulturhistorisch? Ja, jetzt nicht sehr bewandert, aber wenn ich mir die Genossenschaften anschaue, wie sie am Land waren oder wie Molkereigenossenschaften sich aufgebaut haben, nämlich dass sich einzelne Bauern für ihre Interessen zusammengeschlossen haben und gemeinsam agiert haben. Zumindest einmal früher, und sich ihre Milchverarbeitung finanziert haben, sich ihren Absatz finanziert haben. Oder wenn ich mir denke, also in meiner Kindheit war es immer noch so, dass bestimmte Betriebsmittel, damals gab es, vielleicht kennt ihr das Wort Maschinenring, da kann man quasi als Bauer sich die großen Maschinen auch ausborgen. Aber damals gab es das noch nicht. Man hat als Dorfgemeinschaft sich gemeinsam größere Geräte angeschafft.
Willy
00:53:14
Damit nicht jeder einen eigenen Traktor hat.
Maria
00:53:15
Den Traktor schon, aber vielleicht einmal eine Mähdrescher oder ein Gerät zum Holz hacken, so war es bei uns. Oder auch ein Ladewagen, ja, dann haben sie ein paar zusammen getan. Das hat die Dorfgemeinschaft gemeinsam angeschafft. Das war, ist halt in irgendeinem Stall gestanden, der, der halt den meisten Platz gehabt hat. Und dann hat man sich das ausgeborgt. Und es bleibt dir deine, ich glaube, es bleibt dir ganz einfach deine Eigenständigkeit besser halten und dein Tun und deine Souveränität im Tun und in den Entscheidungen.
Martin
00:53:52
Um jetzt vielleicht wieder zur Frage zurückzukommen. Warum habe ich denn jetzt so begonnen? Weil noch zwei einleitende Sätze und dann sind wir bei der Beantwortung der Frage.
Willy
00:54:03
Eine Stunde später.
Martin
00:54:04
Nein, ich bemühe mich. Und heute ist es so, durchschnittlich, jetzt je nach Studie ein bisschen anders, bekommen die Produzenten ja von dem, was wir im Supermarkt für die Lebensmittel zahlen, 20 Prozent. Also nicht viel. Diese Hans-Olim-Idee ist eben auch so, da bekommen die Produzenten 60 bis 70 Prozent, ohne dass die Preise für den Endkunden signifikant höher sind. So agieren wir auch, indem wir sagen, liebe Produzenten, und das sind sehr viele kleine und sehr viele regionale, aber nicht nur, das beantwortet dann die Maria. Wir sagen einfach, liebe Produzenten, sagt uns bitte einfach den Preis, den ihr für eure Lebensmittel benötigt, damit ihr gut davon leben könnt. Wir diskutieren das gar nicht. Wir schlagen einen Standardaufschlag im Normalfall drauf. Und so ergibt sich der Endkunden den Preis.
Willy
00:54:49
Jetzt habe ich eine Frage. Ist da nicht der Anreiz da, dass, wenn ich das weiß, als Produzent dann einfach einen viel zu hohen Preis ansetze?
Martin
00:54:58
Ja, und wenn ich dann sozusagen von zwei Produzenten eine Kartoffel habe und der eine kostet das Doppelte, dann wird relativ schnell...
Willy
00:55:04
Ist da schon ein Wettbewerb dann wieder drinnen? Also ein Wettbewerb wird nicht ausgeschalten?
Martin
00:55:08
Naja, er wird nicht komplett...
Willy
00:55:11
Er reguliert das selber ein bisschen.
Martin
00:55:12
Und natürlich ist das schon so, dass vor allem die Maria und auch ich natürlich schon dann gewisse Fragen stellen und sagen, Warum kostet das jetzt das, was kostet? Weil die Maria kennt ja Preise.
Willy
00:55:23
Also sagt es gar nichts, sagt Danke, Danke für den Preis und dann schlagt es einfach.
Martin
00:55:26
Aber das kann die Maria besser. Nein, ich glaube, im Großen und Ganzen war es das. Und ich glaube, den Rest würde jetzt eher die Maria machen. Oder?
Maria
00:55:36
Ja, genau. Wenn man Lebensmittelgeschäft oder egal welche Art von Geschäftsbetrieb man hat, mit seinen Produzenten aufbaut, beziehungsweise mit Menschen in ein Tun kommt, die man noch nicht kennt, dann kann man jetzt nicht gleich einmal sagen, okay, kommt es in unsere Genossenschaft, werdet es Mitglieder. Geschäftsbeziehungen basiert immer auf Vertrauen und es kommt keiner von den Produzenten zu uns und sagt, super, ich will jetzt gleich einmal Produzentenmitglied werden, weil warum auch immer. Also der Produzent kennt uns nicht, wir kennen den Produzenten nicht. Deswegen haben wir auch so angefangen, dass wir gesagt haben, okay, mit dieser Basis kann man kein Geschäftslokal befüllen mit Waren. Das bedeutet, wir haben einmal so weit gesagt, also ich kenne viele Lieferanten noch aus der Zeit des Kaufmannsladens und da habe ich natürlich einmal angedockt, dann hat der Martin aus seinem Netzwerk natürlich auch viele Produzenten gekannt und mit der Basis haben wir einmal begonnen und haben gesagt, schaut mal, wir werden eröffnen, wollt ihr uns nicht beliefern, wir haben das und jenes vor. Und damit haben wir begonnen letztes Jahr im Herbst mit einem kleinen Vorbestell-Webshop, nur für die Mitglieder, damit wir zumindest einmal die Miete zahlen können und unseren Mitgliedern auch schon mal ein bisschen Waren anbieten können, obwohl der Standort noch nicht offen war. Und im Laufe dieses Tuns sind im letzten halben bis dreiviertel Jahr sehr, sehr viele Produzenten auf uns zugekommen. Wir arbeiten schon mit vielen zusammen und bei einigen war es jetzt auch schon so, dass sie gesagt haben. Wir möchten gerne Genossenschaftsmitglied werden. Ein Produzentenmitglied bezahlt bei uns mindestens 1.000 Euro. Also das Kundenmitglied zahlt drei Anteile, 300 Euro. Und ein Produzentenmitglied muss mindestens zehn Anteile an der Genossenschaft erwerben. Einmalig kaufen. Weil wir auch gesagt haben, ein Produzent hat ein größeres Potenzial. Außerdem ein Produzent hat auch einfach dann eine super Connection zu seinen Kunden. Besser geht es eigentlich gar nicht, nämlich direkt. Und das ist auch etwas, wo wir sagen, ja, wir können gut mit diesem Produzenten zusammenarbeiten. Wir sind zum einen von seiner Ware sehr angetan, die Qualität stimmt, der Preis stimmt, unsere Kunden, Mitglieder sind begeistert. Und das sind quasi die Kriterien, mit denen wir auf Produzentenseite die Genossenschaft aufbauen. Das heißt jetzt nicht, dass uns nicht jemand, der eben nicht beliefern darf, der jetzt nicht Genossenschaftsmitglied ist, Aber so entstehen quasi einmal über die Monate oder über die Zeit die Beziehungen.
Martin
00:58:53
Die Frage zum Sortiment.
Maria
00:58:55
Ja, wollte ich gerade noch ansetzen. Wir sagen immer, so nah wie möglich, so weit als nötig. Wir wollen beim morgenrot einen umfangreichen Wocheneinkauf ermöglichen. Das bedeutet nicht nur Lebensmittel, nicht nur Frische, Obst und Gemüse, natürlich so nah wie möglich, aber auch Kaffee, Südfrüchte, Hygieneprodukte, also alles, wo man sagt, okay, ich kann mich mit allem, was ich im Großen und Ganzen brauche, beim morgenrot versorgen. Wir haben hier den Harald, der uns heute auch fehlt. Genau, an die Wand. Genau, der Harald im Karohemd. Unser Dritter im Bunde bei der Gründers von morgenrot. Der Harald geht seit wie vielen Jahren nicht mehr in einen Supermarkt?
Martin
00:59:48
Ich glaube drei oder so.
Maria
00:59:50
Kein Betritt hat keinen Supermarkt mehr betreten. Holt sich die Sachen vom Wochenmarkt, hatte eine Food Corp. Also ein wahnsinniger organisatorischer Aufwand. sich ohne den Supermarkt wirklich zu versorgen.
Willy
01:00:04
Also er weiß, von was er redet.
Maria
01:00:06
Er weiß, wovon er redet und wir haben quasi auch seine Skills und alles, was er auch braucht, damit hineingenommen. Unsere Lieferanten sind nicht nur Kleinstlieferanten, weil, das kann der Martin vielleicht dann nochmal kurz darauf zurückkommen, weil... Die Produzenten in Österreich das in der Form ja gar nicht so abdecken können. Deswegen haben wir ganz genau geschaut beim Naturkostgroßhandel, wen wir uns quasi dazuholen, wen wir ins Sortiment nehmen, als Großhandelspartner, der diese Lücken füllt, die wir in Österreich nicht beziehen können. Und da haben wir uns eben für Österreich für die Bärste Naturkost entschieden. Auch jetzt eine GmbH, früher auch genossenschaftlich organisiert und für den Bodan, Bodannaturkost aus Deutschland, die auch aus dieser Genossenschaftsstrukturen kommen.
Willy
01:01:09
Habt ihr da Kriterien, dass ihr sagt, es muss Bio sein?
Maria
01:01:12
Es muss auf jeden Fall, wenn wir den Produzenten nicht kennen, dann ist es auf jeden Fall Bio, ist es zu weit weg, ist es Bio und Fairtrade. Dafür gibt es dieses Siegel, aber es hat auch immer einen Grund, wenn jemand sagt, ich habe das Siegel nicht, aber dann kennen wir den Produzenten und wir kennen den Grund und wir wissen, wie er arbeitet.
Willy
01:01:33
Also es gibt auch nicht Bioprodukte, aber begründet.
Maria
01:01:36
Dann hat es einen Grund.
Willy
01:01:37
Und da könntest du den Grund auf Nachfolge hin sagen. So ist es. Wie viele Ausnahmen gibt es? Es steht nicht in Ausnahmen, die regelt, oder was sind die Ausnahmen?
Martin
01:01:45
Also ich würde mal sagen, im Moment sind wir jetzt mit zertifiziert, ich würde mal sagen, 97 bis 98 Prozent seit dem Jahr.
Willy
01:01:51
Das war wirklich gering. 50-50 oder so. Nein. Ja.
Martin
01:02:00
Ich glaube, was uns eben auch wichtig ist, zu der Frage vorher noch, wir wollen und wir müssen eine Haupteinkaufsstätte sein. Weil wenn die Leute zu uns einkaufen kommen, dann müssen sie erst recht in den Supermarkt laufen, weil sie die Hälfte nicht bekommen. Was passiert dann? Wir brauchen uns noch selber beobachten. Dann gehen wir gleich in den Supermarkt. Das heißt, das ist jetzt wieder ein bisschen so meine Konzernhistorie, dass ich sage, wenn wir es nicht schaffen, einen Volleinkauf für die Leute zu gewährleisten, dann kommen wir es gar nicht zu uns. Und wenn wir es auch nicht schaffen, Preise zu haben, die einigermaßen okay sind, dann komme ich vielleicht vorbei, wenn ich mal zum Essen eingeladen bin und eine gute Flasche Wein kaufe, aber ich erledige dann beim morgenrot nicht meinen Wocheneinkauf oder meinen normalen Einkauf.
Willy
01:02:38
Ich erledige ein soziales Gewissen, dass ich in einem Monat bei euch was einkaufen kann.
Martin
01:02:41
Genau. Und genau das darf es eben nicht sein. Es ist auch okay, wenn man das so anlegt, aber wir wollen es eben nicht so anlegen. Wir sagen, wir brauchen eine Menge Umsatz, dass wir unsere Kosten noch decken können und damit muss das einfach für die Leute Sinn machen. Das heißt eben auch, wir haben Kosmetikprodukte, das heißt eben auch, wir haben so ziemlich alles, was man auch im Supermarkt bekommt, allerdings nicht in der gleichen Sortimentstiefe. So in einem klassischen Supermarkt... Bedeutet was Sortimentstiefe? Sortimentstiefe heißt, wie viele unterschiedliche Nudeln. Jetzt ganz platt gesprochen. In einem klassischen Supermarkt hast du je nach Größe zwischen, also so einem normal großen Supermarkt hast du irgendwas zwischen 6.000 und 8.000 Produkte. In einem großen Billa Plus oder bei einem großen Interspar bist du wahrscheinlich eher bei 30.000 Produkte. Bei uns hast du circa in der Endausparstufe, da sind wir noch nicht ganz, irgendwas zwischen 2.000 und 3.000 Produkte, du bekommst aber auch alles. Aber bei uns gibt es halt, ich glaube wir haben jetzt, wenn ich gerade bei den Nudeln war, wir haben einmal sozusagen regionale Nudeln, die sind auch verhältnismäßig teuer, aber die gibt es und wir haben dann einmal so italienische Nudeln, die recht okay sind und einmal so billige Preiseinstiegsnudeln unter Anführungszeichen. Alle Bio, ganz wichtig. Aber du kannst als Kundin auch die Möglichkeit, zu entscheiden, was du kaufst, aber du hast eben nicht sieben Marken in zwölf Varianten. Weil das ist ja etwas, wenn man sich ein bisschen selber beim Einkaufen beobachtet, du stehst ja meistens vor dem Regal und bist eh erschlagen und weißt auch gar nicht, wofür du dich entscheiden sollst, weil es einfach viel zu viel ist.
Willy
01:04:08
Ja, ich korrektiere es ein bisschen.
Martin
01:04:10
Genau, und vielleicht noch ein Satz, weil das Thema Bio und Regional und Co. Wir probieren, und das gelingt uns im Moment sicher noch nicht immer, aber wir probieren eigentlich ein bisschen auch unseren Kundinnen und unseren Mitgliedern ein bisschen das bestmögliche Produkt in jeder Dimension anzubieten. Weil ist es Bio, ist es regional, was ist der CO2-Fußabdruck, wie weit ist es weg? Also es gibt ja so viel, ist es glutenfrei, ist der Produzent fair bezahlt? Also es sind ja unfassbar viele Dimensionen und in Wahrheit, ich werde bei jedem Produkt etwas finden, was nicht passt. Das ist einfach so ein bisschen unsere Erkenntnis nach sehr vielen Jahren, sich mit Lebensmitteln zu beschäftigen. Wir sind einfach, nach all diesen Kriterien, die uns wichtig sind, probieren wir immer die bestmöglichen Produkte auszuprobieren.
Willy
01:04:53
Also wir machen so eine soziale, logische Kuratierung.
Maria
01:04:55
In jeder Kategorie. In jeder Kategorie. Also wir schauen wirklich, weil wir ja auch jetzt immer wieder, wie wir den Laden befüllt haben, intern gesagt haben, wir brauchen eine Logik. Wir brauchen eine Logik, die jeder versteht. Und das ist es eben. Also zuerst einmal, je unverarbeiteter das Produkt, umso regionaler und dann, nicht nach der klassischen Logik wie im Supermarkt, zuerst kommt das Billige und dann das Teure, sondern wirklich zuerst kommt das Regionale und dann kommt das Nicht-Regionale. Also, dass man wirklich den Fokus darauf lenkt, wir wollen so viel wie möglich einfach den Fokus aufs Regionale legen.
Martin
01:05:46
Und vielleicht noch ein wichtiger Satz, Verarbeitungsgrad hast du auch gerade gesagt. Also sozusagen, wenn man heute im Supermarkt ist, man hat ja oft gar nicht so am Schirm, wie viel hochverarbeitete Lebensmittel es eigentlich gibt, wo ganz viele Dinge drinnen sind. Auch da kann man jetzt wieder Studie gegen Studie ausspielen. Wo die Wissenschaft auch immer mehr der Meinung ist, ob das alles so gesund ist. Ich würde es jetzt mal so formulieren. Das heißt, wir probieren ganz stark auf so hochverarbeitete Lebensmittel zu verzichten. Also ein paar wird es bei uns auch geben. Aber wir probieren einfach, ihr wisst immer, ich habe gesagt, möglichst viele Dinge, die möglichst wenig verarbeitet sind. Man braucht den auf der Zutatenliste schon. Bei uns gibt es auch ein Gulasch. Halt nicht in der Dose, sondern im Glas. Aber in dem Gulasch sind halt fünf Sachen drinnen. Fünf Zutaten und nicht... Schaut es euch einmal woanders an, was auf dem Gulasch so viele Sachen draufsteht. Also ich will jetzt nicht das Gulasch schlecht machen, einfach nur als Beispiel.
Willy
01:06:37
Ich sehe dich. Kommt gleich. Eine letzte Frage, weil es da zu dem noch passt, ist Zaunpasta, Waschmittel etc. Gibt es das?
Martin
01:06:47
Ja.
Maria
01:06:48
Ja.
Martin
01:06:49
Oder was ist jetzt die Frage?
Maria
01:06:51
Genau. Gibt es das? Ja.
Willy
01:06:53
Wie kann ich sowas regional, in Bio oder nach euren Maßstäben sourcen, weil das sind ja eigentlich meistens.
Maria
01:07:00
Es gibt in, wir haben beim Waschmittel zwei Dimensionen, wie man so schön sagt. Wir haben das Waschmittel vom Großhändler, das fix und fertig ist, so wie man es kennt. Das hat meiner Meinung nach einen sehr guten Preis, mit dem man, dass man wirklich täglich, also das man einfach gut kaufen kann. Das ist fix und fertig, da muss ich nicht mehr viel nachdenken. Das kann ich kaufen, fertig. Und dann haben wir eine Vorarlberger Firma, das ist Unisapon, die machen Waschkonzentrate.
Willy
01:07:38
Vorarlbergerin Locht.
Maria
01:07:40
Die sagen...
Willy
01:07:43
Ja, Waschkonzentrat.
Maria
01:07:46
Konzentrat heißt, ich muss das verdünnen mit Wasser. Weil Unisapon sagt, die großen Waschmittel- und Chemiekonzerne verkaufen da in erster Linie das Wasser.
Willy
01:07:57
Das muss transportieren, das muss geführt werden.
Maria
01:08:00
Etc. Ist ja nicht deppert. Ja, ist ein gutes Konzept. Und da haben wir die Waschkonzentrate, die viele unserer Kunden schon kennen und mit denen sie auch schon arbeiten. Und ja, das ist quasi die regionale Alternative. Man könnte überlegen, wir sind halt kein Unverpacktladen. Man könnte, das gäbe es auch für Unverpacktgebinde und zum Nachfüllen. Wir haben uns für die Variante entschieden aktuell, dass man sich diese Konzentrate im 3-Liter-Kanister kaufen kann. Und wir haben auf dem Kanister Pfand, weil die Unisabon nehmen den Kanister redour. und befüllen ihn wieder.
Willy
01:08:41
Das heißt, ich kann mich bei euch wirklich... Wie heißt der Kollege? Harald. Harald, genau. Harald, ihm mitnommen. Der Harald kann jetzt endlich wieder einkaufen gehen. Ja. Also für den Harald ist es noch eine Erleichterung, dass ihr jetzt endlich aufgeführt habt.
Maria
01:08:55
Genau.
Willy
01:08:56
Okay, kann ich. So, jetzt ist es soweit.
Maria
01:08:58
Danke. Sie haben es vorhin kurz angesprochen.
Martin
01:09:01
Ein bisschen zurück.
Maria
01:09:01
Ich muss noch mal kurz zurück. Und zwar, wenn ich mir jetzt den Verein vorstelle, ich will Mitglied werden, zahle meinen Mitgliedsbeitrag und bin so lange Mitglied, bis ich den nicht mehr zahle. Wenn ich jetzt bei euch sage, ich würde gerne bei euch Mitglied werden, wie werde ich das und wie lang, beziehungsweise wie komme ich da wieder weg? Quasi.
Willy
01:09:25
In Vorarlberger die Reckzeit ist das einfach. Wir kommen wieder raus aus dem Ding.
Maria
01:09:31
Gut. Also bei uns ist es so, es gibt keine Online-Registrierung.
Martin
01:09:37
Noch nicht.
Maria
01:09:38
Noch nicht. Wir haben uns auch aktuell immer noch dagegen entschieden, weil der Harald, der bei uns die Mitgliederaufnahme macht, sagt, er hätte gern einmal ein bisschen einen direkten Kontakt mit dir. Also das heißt nicht, dass ihr euch auf einem Café trefft, aber es geht ganz einfach darum, dass man sich einmal ein bisschen austauscht. Das heißt, du schickst über unsere Homepage, über das Formular, das heißt Interessensbekundung, das füllst aus, das schickst ab. Das geht an die Mitgliedschaft at morgenrot Wien. Da steht dann, dass du gern Mitglied werden willst. Warum auch immer, die Kommentare und Nachrichten werden immer vielfältiger. Am Anfang ist immer nur so gekommen, ohne Kommentar. Und jetzt steht wirklich schon immer fett im Kommentarfeld drin, warum man Mitglied werden will. Und das gefreut uns immer sehr.
Willy
01:10:21
Wir haben eine Erkrankung eigentlich, oder?
Maria
01:10:23
Ja, nein, muss man nicht. Aber es freut uns einfach sehr, wenn dann jemand schreibt, ja, ich lebe mit meiner Familie am Dornerplatz und ich freue mich total, dass ihr da seid und ich will Mitglied werden. Dann kriegst du das Formular, Beitrittsformular. Du erwirbst drei Anteile an der Genossenschaft. Das sind 300 Euro. Die zahlst du auf unser Genossenschaftskonto ein. Und der Martin und ich nehmen dich in unserer Vorstandssitzung als Genossenschaftsmitglied auf.
Martin
01:10:53
Ist auch so ein Formalismus in der Genossenschaft, dass Mitglieder durch den Vorstand offiziell aufgenommen werden.
Maria
01:10:59
Dann kriegst du ein Willkommensschreiben, ein Begrüßungsschreiben, wirst in alles so ein bisschen eingeführt, was gerade so am Laufen ist, was der Status quo ist. Und das ist einmalig bis zu dem Zeitpunkt, wo du sagst, ich will ja wieder raus. Aktuell haben wir eine Sperrfrist.
Martin
01:11:18
Das gibt es, glaube ich, immer. Ich bin mir gar nicht sicher.
Maria
01:11:20
Die aktuelle Sperrfrist war jetzt einmal angesetzt. Ich glaube, das ist generell Ende dieses Jahres, 1225, ist die Sperrfrist. Das gilt, glaube ich, für alle, weil wir gesagt haben, dass wir nicht gleich wieder alles verlieren. Aber im Prinzip, ich weiß jetzt nicht genau das genaue Kündigungsprozedere, aber du kommst da relativ gut wieder raus.
Willy
01:11:47
Aber faktisch heißt es im Prinzip, rauskommen heißt, ich kriege meine 300 Euro wieder retour, nicht verzinst, sondern die 300 Euro, die reinkommen ist, die kündigungsprozedere.
Maria
01:11:54
Du kriegst sie unverzinst, genau.
Willy
01:11:57
Aber ich habe keine Hofftungen, oder?
Maria
01:11:59
Du hast keine Hoffnungen mehr. Die sogenannte Nachschusspflicht, wie das früher war, die ist gekippt. Also du musst nichts mehr...
Martin
01:12:07
Wie viel du einlegst, mit so viel haftest du das.
Maria
01:12:09
Ja, genau. Sind es 300, sind es 200. Genau.
Martin
01:12:14
Und du kommst auch eigentlich jederzeit und relativ einfach mit einer gewissen Verzögerung wieder raus.
Willy
01:12:19
Das heißt, wenn mir die 300 Euro jetzt wurscht waren, dann ist es eigentlich wurscht, ob ich drin oder draußen bin, weil es mir als Mitglied passiert, dann kann nichts mehr passieren. Ich bin halt Mitglied offiziell oder bin halt offiziell nicht Mitglied. Es sind nicht 300 Euro, die ich wieder kriege. Das ist quasi der höchstmögliche Schaden, den ich jetzt durch eine Mitgliedschaft, wenn irgendwas sein sollte, erleiden würde.
Maria
01:12:44
Genau. Und ja, das klingt ein bisschen nach Fitnesscenter. Nur hast du als Mitglied, also wenn du unserer Genossenschaft beitrittst, ist einer deiner Hauptpflichten, dass du auch einkaufst. Weil wofür machen wir das alles?
Willy
01:13:11
Du wirst nicht zum Einkaufen verpflichtet.
Maria
01:13:13
Du wirst nicht zum Einkaufen verpflichtet, du wirst nicht zu einer Mitarbeit verpflichtet, Du wirst natürlich nicht verpflichtet, aber warum wird man dann Mitglied? Also man hat Benefits als Mitglied der Genossenschaft. Abgesehen davon, dass man das Stimmrecht hat und in die Entscheidungsprozesse mit eingebunden ist, hast du als Mitglied auch die Möglichkeit, außerhalb der Öffnungszeiten, die wir aktuell anbieten, einzukaufen. Unsere Mitglieder haben erweiterten Ladenzutritt. Du kriegst einen Zutrittschip fürs Schloss. Mit diesem Chip bezahlst du auch eigenständig an der Kasse. Dein Chip hängt im Idealfall an deinem Konto, weil wir zweimal im Monat über SEPA einziehen, weil wir uns das ganze Desacho und E-Zahlungsspesen so weit wie möglich sparen wollen. Das ist sehr teuer. Also wir versuchen so viele Prozesse intern zu halten wie möglich und den Mitgliedern einen größtmöglichen Komfort, nämlich den einer erweiterten Speisekammer, zu bieten.
Willy
01:14:15
Also das ist jetzt ein guter Punkt gewesen. Das heißt, ich habe als Kundin und Mitglied, also jeder kann Kunde werden bei euch, oder? Es besteht keine Beschränkung nur auf die Mitglieder. Nein. Aber als Mitgliedskundin, Kundenmitglied...
Maria
01:14:32
Hast du jederzeit Zutritt...
Willy
01:14:34
24-7.
Maria
01:14:34
24-7 nicht, weil es gibt in erster Linie meine Nachtruhe und wir haben Nachbarn. Um 10, also um 21.30 Uhr, wenn du dann rein willst, geht die Tür nicht mehr auf. Du gehst um 21.30 Uhr rein, machst noch deinen Einkauf. Das Licht geht automatisch an. Wir haben überall Nachbarn, es gibt einen Innenhof. Also irgendwann ist Schluss.
Willy
01:15:00
Das ist nicht, weil Einkaufen so laut ist, weil es einfach gewerbliche Tätigkeit ist und da gibt es einfach Rahmenbedingungen, oder?
Maria
01:15:06
Es gibt Rahmenbedingungen, genau. Wir haben eine Nachtruhe in Wien und dann die halten wir uns. und ab 6 Uhr in der Früh kannst du auch schon wieder rein.
Willy
01:15:14
Sonntags?
Maria
01:15:15
Sonntags aktuell nicht. Es gibt, unsere neue Bundesregierung hat eine Novelle beim Öffnungszeitengesetz vorgesehen. Das heißt, dass man auch sonntags öffnen kann, wenn kein Personal da ist.
Willy
01:15:29
Das können Sie erfüllen dann?
Maria
01:15:30
Das können wir erfüllen, das werden wir uns dann überlegen.
Martin
01:15:33
Wenn die Novelle zum Gesetz wird?
Maria
01:15:35
Wenn die Novelle zum Gesetz wird, davor nicht.
Willy
01:15:38
Was aber wieder einen gewissen Vorteil schaffen würde für Konzepte, die noch in dieser Weise arbeiten, dass man da vielleicht einen gewissen Vorteil auch am Markt dann hätte.
Maria
01:15:48
Möglicherweise, ja. Aber in erster Linie hast du Zutritt zu deiner Infrastruktur.
Willy
01:15:54
Ja. Jetzt glaube ich möchte ganz kurz, sind irgendwo Fragen aktuell? Tatsächlich? Eure Fragen gehen einem vor. Meine. Aber du warst schon jetzt. Weißt du, Erster? Du hast ihn gerade in der Hand, oder? Ja, wurscht, frag du. Du hast ihn schön in der Hand. Und zwar war meine Frage, wie gewinnt ihr eigentlich Neukunden? Habt ihr irgendwie Werbetaktiken oder geht es alles über so Mundpropaganda-mäßig quasi, dass es einfach weiterverbreitet wird? Und welche Vorteile hätte man denn, wenn man quasi jetzt als Produzent für euch Mitglied und quasi die 1.000 Euro einzahlt, hat man dann auch noch irgendwelche Benefits wie die Kunden einfach, wenn sie Mitglied werden? Gute Fragen. Gratuliere. Einfach gleich weiter aufmessen. Die Latte liegt hoch, gell? Wollt ihr es sammeln?
Martin
01:16:37
Vielleicht antworten wir gleich. Ja, dann machen wir gleich. Fangst du?
Maria
01:16:47
Mitgliederwerbung.
Martin
01:16:49
Ein heißes Thema.
Maria
01:16:50
Ein heißes Thema. Wir sind sehr gebrannt, weil unsere Genossenschaft gibt es ja eigentlich schon viel länger als jetzt das Geschäftslokal. Wir haben vor über zweieinhalb Jahren gegründet, der Harald, der Martin und ich. Und ab diesem Zeitpunkt haben wir versucht, Mitglieder anzubohren, ob auf Kundinnen oder auch auf Produzentenseite. Nein, zwar bei den Kunden. Und wir haben sehr lange über unsere Vision geredet. Wir haben sehr viel über etwas gesprochen, das nicht da war. Und über viele neue Ideen, die alle irrsinnig textlastig waren und nicht einfach zu verstehen. Ah ja, wow. Ah ja, was für. Und das hat uns natürlich, das hat uns sehr erfinderisch auch gemacht, dass wir gesagt haben, okay, man schaut einmal, wo sind denn unsere Zielgruppen, wie können wir am besten in eine Mitgliederwerbung gehen, was können wir machen. Also wir sind sehr, wir haben auch, welche Wege sind dafür notwendig? In erster Linie sind wir nach einiger Zeit drauf gekommen, dass wir uns definitiv für einen Standort entscheiden müssen. Weil wir können nicht sagen, der Standort kann überall in Wien sein. Also die Standortfrage war sehr stark gekoppelt an die Mitgliederwerbung, deswegen eben jetzt auch der Exkurs dahin. Als wir uns dann für das Standortgrätzle entschieden hatten und dann sich die Generalversammlung für den Standort am Dornerplatz entschieden hat. Das war auch eine Gemeinschaftsentscheidung, dass wir das Geschäftslokal anmieten, auch wenn wir es nicht gleich aufsperren. Das heißt, dass wir ein Geschäftslokal anmieten und Kosten haben, die wir aber nicht gleich decken können. Aber ab dem Zeitpunkt, wo wir gelandet sind am Dornerplatz und die Leute gesehen haben, da entsteht etwas, dann haben wir auch noch sehr viel über etwas geredet, das man noch nicht gesehen hat. Aber jetzt, wo der Mitgliedershop im Entstehen war, wo die Leute gesehen haben, da kommen schon Waren, wo man gesehen hat, da entsteht etwas, da kommt ja wirklich was, die sperren ja wirklich auf. Und seit dem 9. Mai ist es natürlich super, weil wir jetzt nicht mehr so viel reden müssen und die Leute aus dem Grätzl kommen, zu den Öffnungszeiten kommen können, die wir für alle anbieten und einmal schauen können, was es gibt und eigentlich sehr schnell überzeugt sind und wir direkt vor Ort an den Öffnungstagen schon ausgefüllte Beitrittserklärungen dann am Tagesende haben.
Willy
01:19:34
Jetzt spricht quasi das Geschäft, das da ist, zumindest im Kretzl. Das ist im Kretzl. Also ich schätze mal über das Kretzl hinaus für sich, weil die Leute sehen, da wird Kommunikation leichter. Was waren die großen Herausforderungen in der Kommunikation, Menschen dafür zu begeistern. Grundsätzlich erst einmal verstehen, warum geht es euch? Was waren so quasi die Sachen, die sich herauskristallisiert haben? Ich hoffe, das geht vielleicht ein bisschen in der Frage. Mit was habt ihr die Leute dann gekriegt? Und was vielleicht auch nicht funktioniert?
Martin
01:20:03
Ich glaube, es ist ganz unterschiedlich. Das ist das Spannende. Wir haben es jetzt schon länger nicht mehr gemacht, aber wenn wir immer dann gefragt haben, warum wirst Mitglied, das haben wir eine Zeit lang die Leute auch immer gefragt, kamen spannenderweise unterschiedlich an. Und vielleicht, das passt auch zur zweiten Frage, Vorteil für Produzenten. Wir probieren einfach ganz viel unter einem Dach zu vereinen, wo wir selber noch nicht wissen, ob das so gelingt. Wir sagen ja eigentlich, Punkt eins, wir wollen nicht einen Laden aufsperren, sondern wir wollen viele aufsperren. Was auch immer jetzt viele heißt, darüber kann man diskutieren. Wir sagen, Punkt zwei, wir wollen nicht nur für Menschen in der Stadt eine andere Möglichkeit haben, Lebensmittel zu beziehen, sondern wir wollen eigentlich das Lebensmittelsystem einladen. Wir müssen gesamtheitlich neu denken und das Lebensmittelsystem fangt beim Kunden an oder bei der Kundin und hört eigentlich beim Produzenten oder Produzentin auf. Und eigentlich auch alles, was dazwischen ist, wollen wir mitdenken. Das heißt zum Beispiel, wir denken im Moment, wir haben auch schon ein erstes Projekt mit der Stadt gemacht, wo wir darüber nachdenken, wie kann denn Logistik anders aussehen. Wir haben jetzt ganz viele kleine Produzenten und jeder kleine Produzent hat das gleiche Thema rund um Wien. Er hat zwar die Millionenstadt vor der Tür, aber er muss irgendwie die Ware zu den Leuten bringen. Und Fakt ist, was dann ganz oft passiert, ganz viele Produzenten setzen sich einmal die Woche ins Auto oder zweimal die Woche und fahren halt dann nach Wien. Und wenn du das jetzt betriebswirtschaftlich betrachtest, welchen Wahn wer transportiert der da, versus wenn er seine Personalstunde auch rechnen würde mit einem Stundensatz, was sie halt oft nicht tun. Und ich habe ein Auto und das muss ich abschreiben. Also so wie man es halt jetzt betriebsabrechnungstechnisch tun würde, kommt man eigentlich drauf, in vielen Fällen, das rechnet sich eigentlich gar nicht.
Willy
01:21:37
Jetzt beantwortet er eigentlich die Frage mit den Vorteilen für die Produzenten bei der Frage für die Kommunikation.
Martin
01:21:41
Das ist genau der Punkt. Es geht nicht nur, einerseits ich habe einen Absatzkanal, wo ich mir auch durch die Struktur sicher sein kann, oder sicherer sein kann, dass nicht irgendwann Preisdiskussionen losgehen. Wenn du heute im klassischen Lebensmittelhandel, du willst einmal gelistet werden, super, Erfolg. Und irgendwann, wenn du eine gewisse Größenordnung hast, du hast Skaleneffekte und das heißt aber auch als Produzent, irgendwann habe ich nur mit drei, vier oder fünf in Österreich, an die ich meine Ware verkaufen kann. Denen bin ich dann jetzt ganz böse formuliert. Also bis zu einem gewissen Grad, ich kann an fünf Türen klopfen. Und viel mehr Türen gibt es nicht, weil wie kriege ich meine Ware sonst los? Weil ich halt eine große Menge habe. Und das ist halt ein bisschen die Grundchallenge. Und das ist halt bei uns, das ist zumindest die Vision, weil ob es da noch genauso ist, wird sich weisen. Aber das ist bei uns einfach anders.
Willy
01:22:34
Sie haben ja gesagt, dass man auch Zulieferer sein kann, ohne Mitglied zu werden. Was hat es dann für mehr Vorteile, wenn man wirklich dann Mitglied wird. Als Zulieferer kann man ja auch so werden.
Martin
01:22:44
Genau, als Zulieferer kriege ich halt meine fairen Preise, aber gewisse andere Vorteile oder auch diese Grundsatzentscheidungen mitzutreffen, zum Beispiel, wo sperren wir den nächsten Standard auf? Irgendwann werden wir vielleicht darüber nachdenken, eine erste Verarbeitungsstruktur aufzusetzen. Dann ist die Frage, was verarbeitet man denn zuerst? Was macht denn Sinn? Da sehen wir jetzt zum Beispiel, es gibt einige Produkte, die gibt es halt in Österreich nicht oder wen gibt es zu einem unfassbaren Preis. Das liegt oft gar nicht an der Landwirtschaft, sondern das liegt einfach an den Prozessen danach, um diese Produkte haltbar zu machen. Und das sind dann so Dinge, und das kann man dann zusammen in dieser Genossenschaft entscheiden. Was macht denn Sinn in welcher Mitsprache im Endeffekt?
Maria
01:23:25
Ich meine, man muss schon sagen, wir haben es auf beiden Seiten, sowohl auf Mitgliederseite als auch auf Produzentinnenseite, immer mit Menschen zu tun, die etwas anders machen wollen. Das heißt, da steckt auf allen Seiten sehr viel Pioniergeist auch dabei. Also unsere Produzentenmitglieder, die wir jetzt haben, sind alle sehr innovativ. Also ich sage einmal, der klassische Produzent, der eh schon an den einen oder anderen Konzernen liefert, den interessieren wir nicht und wir interessieren uns nicht für ihn.
Martin
01:24:05
Es gibt auch Ausnahmen.
Maria
01:24:06
Es gibt Ausnahmen, ja, aber kann man so sagen. Auf Gegenseitigkeit. Ja, und es ist dann letztlich auch bei den Mitgliedern, um nochmal kurz eben in diese Mitgliederwerbung zu gehen, es ist irrsinnig schwierig. Wir sind alle sehr gut vernetzt, wir haben unsere Netzwerke bemüht, wir haben geschaut, dass mal Newsletter-Netzwerke kommen, die auch unsere Kunden- und Kundinnengruppe schon ansprechen und schon informieren. Also wir konnten nicht bei Null beginnen. Also wir haben versucht, bei Netzwerken anzudocken, in Newsletter zu kommen. Social Media, sage ich mal, ist ein sehr weites Feld und ohne einen großen Werbebudget, da sind wir unter der Wahrnehmungsschwelle. Aber die Follower, die wir haben, die sind einfach glücklich und sind sehr engagiert.
Martin
01:24:58
Ich würde es jetzt einfach aus einer anderen Perspektive Ihnen Maria formulieren. Ich würde sagen, es wird immer leichter. Das ist für mich schon auch ein Punkt. Weil ich sage, bis jetzt, wir haben ganz viel geredet, was nicht alles super ist. Und mittlerweile können wir einfach sagen, wisst ihr was, wenn ihr das in eurem Teil von Wien auch habt, und bis jetzt, wir haben es auch erzählen müssen, kommt zum Tornerplatz am Freitag und am Samstag ist offen, kommt und ist da einkaufen. Und wenn ihr dann sagt, in meinem Teil von Wien hätte ich sowas auch gern, dann geben wir euch die Informationen, wie es ihr bei euch im Grätzle anfangt, Mitglieder zu werden. Und wenn man dann eine gewisse Anzahl von Mitgliedern in einem anderen Teil von Wien haben, wo Interesse da ist, dann werden wir, je nachdem, wie es betriebswirtschaftlich funktioniert, dann dort auch den nächsten Standard aufsperren.
Willy
01:25:34
Ich komme gleich zu dir. Eine Frage möchte ich da jetzt dazwischenwerfen. Du hast jetzt gesagt, eure Mitglieder sind die engagierten Bürgerinnen und Bürger und wir haben da auch vom Cities and Consumer Gap ein bisschen geredet. Also Bürgerinnen wissen sehr wohl, was gut ist, der Konsequenz oder die Kunden in dem Fall wissen es dann oft gegenteilig. Was macht ihr dann, wenn euer Konzept erfolgreich ist und euch die Leute irgendwann einmal auskennen? Weil die sind, sage ich jetzt einmal, Hausnummer 10% der Bevölkerung, die wirklich ganz bewusst sind. Und dann gibt es einfach noch mich und andere 90%, die jetzt vielleicht nicht so aware sind, eher auf der kundenseite. Für die brauchst du neue Argumente oder glaubst du, dass das dann...
Martin
01:26:13
Also ich glaube, dass mir die Argumente schon sehr viel mitgedacht haben, weil bottom line ist eigentlich, und das sagen uns alle Leute, die bei uns einkaufen kommen, egal ob sie Mitglieder sind oder nicht, bei euch gibt es halt richtig geile Lebensmittel. Und das ist, glaube ich, dieses philosophisch-ideologische, das uns extremst wichtig ist. Das ist etwas, was sehr wichtig ist, also ich oder wir verstehen auch total, im Endeffekt, am Ende des Tages ist es trotzdem nur unter Anführungszeichen Lebensmittel einkaufen. Das ist normalerweise etwas, was sich im Kopf abspielt, die 20 Minuten am Nachhauseweg von der Arbeit. Und wenn wir sagen, bei uns gibt es aber Lebensmittel, die besser schmecken, die nicht oder sehr gut schmecken, ich will es jetzt wieder nicht vergleichen, wenn man dann noch sagt, die haben auch Preise, die sind in Ordnung und sie halten auch länger, Weil der Salat, den du bei uns kriegst, ist halt wirklich am Vortag gepflückt am Feld. Bei Salaten, die du halt klassisch im Lebensmittelhandel bekommst, kann man diese Frage in den Raum stellen, so würde ich es mal formulieren. Heißt jetzt nicht, dass er nicht auch am Vortag gepflückt ist, aber die Chance, dass es schon etwas länger her ist, ist gegeben, so würde ich es mal formulieren. Deswegen, wir wollen die Leute vor allem über die tollen Lebensmittel fangen und über die gesunden Lebensmittel, also jetzt nicht im Sinne von irgendwas zum Einwerfen, aber einfach gesund im Sinne von regional, saisonal, also einem möglichst biodiversen Boden, weil das ist auch etwas, was der Körper dann auch besser vertragt. Und der Rest ist uns auch wichtig, aber damit wir eben die das Potenzial haben, ein Massenphänomen zu werden, weil da sind wir natürlich noch lange nicht und man weiß, ob es uns jemals gelingt, muss es einfach für ganz viele Leute Argumente geben. Und die Argumente sind eher die, bei euch gibt es tolle Lebensmittel, die ich mir leisten kann und leisten will.
Maria
01:27:48
Und letztlich, wenn du im Grätzel bist, ist es halt auch einfach sehr angenehm, wenn du mal dein Lebensmittelgeschäft halt nicht mit anderen teilen musst. Ich merke das jetzt immer wieder, unsere Mitglieder kommen jetzt rein und atmen einmal durch. Weil sie sagen, Gott sei Dank, kein Radio.
Willy
01:28:10
Hauptsache, mit Angeboten?
Maria
01:28:11
Nein, noch nicht.
Martin
01:28:13
Bei uns gibt es auch in dem Sinn kein Angebot. Also Aktionspreise gibt es bei uns nicht. Weil das Lebensmittel hat einen Wert und das kostet, was kostet.
Willy
01:28:22
Kann 6, kauf 6, kriegt es.
Martin
01:28:23
Nein, nein, absolut nicht. Natürlich, wenn uns etwas knapp vom Ablaufen ist, weil uns das jetzt gerade auch am Anfang, weil wir uns auch selber noch finden, passiert, na klar, sagen wir dann Leute, bitte kauft das. Aber auch im Normalfall nicht so, dass wir einen billigeren Preis machen. Wir kleben im Moment ein Post-it aufs Regal und sagen MHD-Rufzeichen. Dann wissen unsere Leute, bitte kauft doch das zuerst. Weil wenn es das eh heute Abend esst, dann kann auch das Produkt gekauft werden, das in zwei Tagen abläuft. Und ich muss nicht ganz hinten das Produkt nehmen, dass es in zwei Monaten abläuft. Und beim Gemüse machen wir es auch so. Wir sagen dann bitte, wenn die Karotte eh noch einigermaßen okay ist, dann kauf sie bitte und tu sie in die Suppe, weil es ist eh wurscht. Und für Dinge, die dann eigentlich wirklich unter Umständen nicht mehr gut sind, gibt es dann einen Kistl und das kannst du einfach nehmen, aber es gibt eine Spendkaste an der Tasse und dann spendst du halt was. Und wenn du nichts spendest, nimmst du das einfach so mit.
Maria
01:29:13
Und das ist auch Teil der Einschulung. Also du kriegst bei uns nicht einfach nur den Chip und wir sagen Danke, sondern du unterschreibst uns natürlich eine Zutrittsberechtigung und die hängt an einer 5-Minuten-Einschulung. Das heißt, bitte lass keine Fremden rein, keine dir fremden Personen. Das heißt nicht, dass du nicht mit deiner Familie einkaufen kommen kannst oder mal das jemandem zeigen kannst. Und bitte nimm nicht immer das Allerfrischeste, wenn du eh weißt, dass du jetzt dann kochst. Und bitte, auch wenn keiner im Geschäftslokal ist, nimm bitte immer die Produkte, die vorne im Regal sind und greif nicht nach hinten. Also das sind einfach diese, ich sage dann immer, mach es wie zu Hause und es lachen dann immer alle. Du weißt ja gar nicht, wie wir es daheim machen. Aber letztlich macht man es so, man hat eine Haushaltsführung und als verlängerte Speisekammer für jeden Einzelnen mache ich das ganz einfach auch im Morgon. Das ist nicht so deppert.
Willy
01:30:16
Daheim machst du es ja auch nicht so, dass du das frische nimmst und das heute eben eigentlich interessant ist. Das habe ich noch nie gedacht. Spannende Gedanke.
Maria
01:30:23
Ja, und dass wir nicht, dass wir nicht, wir sind keine Bottom-up-Genossenschaft, das ist richtig. Also wir können aktuell nicht Wir können Geringverdiener abholen und wir können auch nicht Menschen und wollen, also wir können nicht alles leisten. Wir können auch nicht Menschen abholen, die sagen, naja, was habe ich denn großartig davon? Klar, wenn ich ihn überzeugen kann, einmal zu kommen und zu schauen, dann wird er überzeugt, aber ich kann jetzt nicht die ganze Energie aufwenden, um jemanden zu überzeugen, den ich nicht überzeugen kann.
Martin
01:31:02
Genau, das Gute ist ja 10% der Wiener sind ja auch nicht wenig Menschen und wenn wir die mal haben, dann haben wir auch genug Standorte dass dann an jedem Wiener ein Standort nah genug dran ist dass er dann einfach auch einkauft
Willy
01:31:13
Also ein morgenrot pro Gretzel.
Martin
01:31:16
Entschuldige, ein morgenrot pro Gretzel wie gesagt, die Maria fängt dann immer ein bisschen mit den Augen zum Rollen an ich rolle nicht so ein Podcast Nein, also die Idee ist schon mehrere, Schrägstrich viele zu haben, aber jetzt haben wir gerade den ersten aufgesperrt, jetzt müssen wir es dort einmal stabilisieren. Wir lernen daraus, wir haben auch schon viel gelernt, was vielleicht noch wichtig ist, wir müssen natürlich auch das Geschäftsmodell Lebensmittelladen sozusagen innovativ betreiben. Das heißt, wir arbeiten mit modernsten Warenwirtschaftssystemen, weil wir einfach sagen, jeder Handgriff und jeder Prozess, der quasi nicht systemgestützt automatisiert ist, ist einfach eine Personalstunde, die du zahlen musst.
Willy
01:31:59
Wer programmiert die Warenwirtschaftssysteme?
Martin
01:32:02
Das ist sozusagen einer meiner... Anderen Schauplätze, auf denen ich mich rumdrehe, weil ich immer gesagt habe, Wenn wir im großen Stil Lebensmittelsystem anders spielen wollen, dann müssen wir diese Vorteile dieser großen Strukturen, und da geht es eben viel um Digitalisierung und Prozessoptimierung, auch für alle Kleinen verfügbar machen. Und das heißt einerseits, wir brauchen eine Digitalisierung und das heißt im Endeffekt Zeit- und Kostenersparnis in so Organisationen. Das heißt, ich bin Mitgründer eines Unternehmens, das man Wirtschaftssysteme macht für Direktvermarkter, für Logistiker, für so Läden, für Lebensmittelverarbeiter, wo es eben darum geht, Prozesse in der Organisation zu optimieren und zu digitalisieren. Und wir sind jetzt auch dabei, da haben wir jetzt schon den ersten Prototypen fertig, eines Schnittstellenstandards, der sozusagen diese Teilnehmer eines Lebensmittels untereinander verbindet. Weil heute, ich schicke eine Bestellung, die kriege ich auf fünf Wege, Dann der andere gibt die Bestellung ein, dann macht er einen Lieferschein, schickt den Lieferschein zurück und die andere Seite gibt dann wieder den Lieferschein manuell ein. Und wenn ich sozusagen all diese Dinge auch digitalisieren und automatisieren kann, dann, jetzt wieder BWL-Wort, dann habe ich sozusagen in der gesamten Supply Chain extremst viel sozusagen Zeit- und Kostenreduktion. Und das ist einfach ein zentraler Faktor, um wettbewerbsfähig zu sein und zu werden. Das heißt, ganz wichtig, wir betrachten eben nicht nur das Einzelunternehmen, sondern wir betrachten die ganze Supply Chain. Und deswegen auch muss man Logistik und so weiter, innovativ und anders denken, weil da liegt aus unserer Sicht einfach ein extremst großer Hebel, um sowas auch betriebswirtschaftlich erfolgreich zu machen.
Willy
01:33:38
Also es braucht eine andere IT-Infrastruktur, ich habe dich nicht vergessen, jetzt ist es soweit, bitte. Also ich habe bei euch in der Genossenschaft ja jetzt sehr viele Entscheidungsträger und ich glaube, dass je mehr es halt dann gibt, desto mehr Konflikte können auch entstehen. Und meine Frage ist, stimmt das jetzt mal so, salopp gesagt, und wie geht ihr damit um? Oder wie geht auch vielleicht dann ein Unternehmen mit drei Millionen Mitgliedern damit um? Ich habe mir eine Zitter geschaut, super Frage.
Martin
01:34:07
Ja, super spannende Frage.
Maria
01:34:09
Also zum einen werden wir von einem Genossenschaftsmitglied schon seit eineinhalb Jahren Eineinhalb Jahren begleitet, das ist die Eva, die eben Organisationsentwicklung macht im Hauptberuf, sehr erfolgreich und die gesagt hat, das, was ihr hier macht, das ist so großartig und wir müssen das auch von der Organisation her von Anbeginn anders machen und neu denken. Und auch hier haben wir den Ansatz, wie heißt das genau?
Martin
01:34:48
Was meinst du?
Maria
01:34:49
Das Regenerativ, diese...
Willy
01:34:53
Die Dings.
Maria
01:34:54
Die Lehre, nach der sie agiert. Polistisch? Weißt du das?
Martin
01:35:00
Nein, ich weiß es nicht.
Maria
01:35:02
Auf jeden Fall ist das ein System. Tut mir leid, vielleicht hören wir das nach.
Martin
01:35:09
Systemisch, nein.
Maria
01:35:09
Dieses Systemische, nachdem die Eva arbeitet.
Martin
01:35:13
Nein, es ist eben... Ja, ich weiß schon, was du meinst. Nein, mir fällt der Fachbegriff jetzt nicht ein.
Maria
01:35:19
Das System? Ja, erreichen wir noch nach. Auf jeden Fall ist das sehr stark an Permakulturstrukturen angebunden. Das heißt, wir agieren nach Organisations... intern nach Permakulturprinzipien auch. Also wir schauen ganz einfach auf ein sehr gutes Wachstum mit sehr vielen Qualities of Life und haben intern noch das Thema, dass wir immer nach dem geringsten Widerstand auch arbeiten. Ja, also wenn es für alle in Ordnung ist und es gibt keinen schwerwiegenden Einwand, dann arbeiten auch wir im Kernteam sehr, sehr gut.
Willy
01:36:10
Soziplatie ist das eben.
Maria
01:36:11
Ja, es ist eine Mischung, eine Mischung aus beiden.
Martin
01:36:16
Vielleicht ganz kurz, wenn du das jetzt wieder anschaust, so historisch, gibt es ja einfach Bilder von Organisationen. So das klassische Wirtschaftsunternehmen... Und das halt primär auf Gewinnoptimierung ausgelegt ist, da ist ja das Bild ein bisschen die Maschine, wo die Maschine ein bisschen heißt, okay, die einzelnen Mitarbeiter sind Teilchen und die Teilchen kann ich austauschen und es funktioniert trotzdem. Also es folgt jetzt auch einem Ansatz, aber einfach so ganz kurz. Dann gibt es sogenannte Green Organizations, also diese ganzen NGOs und so weiter und so fort. da ist ja das Bild dahinter ein bisschen die Familie. Das heißt, da geht es ja ganz viel um, wir verstehen uns gut und haben uns lieb. Ich übertreibe jetzt.
Willy
01:36:58
Beziehungsebene.
Martin
01:36:59
Genau, aber da hast du dann auch wieder das Thema. Familie ist zwar super, kann aber auch verdammt dysfunktional sein.
Willy
01:37:04
Wie viel schreitete Familien gibt es.
Martin
01:37:06
Wie gesagt, ich kenne jetzt den Namen von Evas Ansatz nicht, aber ich glaube, das Bild, das sie auch ein bisschen hat, dass die Organisation einfach auch ein lebendiges System ist. Ein bisschen so wie die Natur. Und wir probieren eigentlich so ganz viel, das klingt jetzt total abgespaced vielleicht im ersten Moment, aber wir glauben einfach auch, dass wie man Organisation so macht, in dem Kontext, wie wir es machen, einfach nicht funktioniert. Oder vielleicht sogar grundsätzlich nicht funktioniert. Das könnte man jetzt lang diskutieren, wie dysfunktional oder wie, wie ich sage, in einem klassischen Konzern, wie unglücklich viele Leute es sind. Wie gesagt, jetzt vielleicht nicht in jedem, aber grundsätzlich. Und deswegen, wir probieren auch bei diesem Weg, wie wir Organisation leben, einfach einen eigenen Ansatz mehr oder weniger zu entwickeln, der aber eigentlich beim Gehen entsteht. Das ist das Geile bei uns. Wir haben keine fertigen Antworten. Wir können nur die nächste Frage stellen. Und das ist eigentlich urspannend, und zwar permanent. Und es gehen sicher auch Dinge schief. Und es gäbe sicher manchmal auch einen kürzeren Weg, aber im Nachhinein betrachtet hat auch der Umweg oft total viel Sinn gemacht.
Maria
01:38:08
Und wir versuchen eben auch, uns nicht... Durch ein System oder durch äußere Faktoren stressen zu lassen, sondern versuchen nach Möglichkeit immer die Geschwindigkeit des Wachstums selbst zu bestimmen. Also ein praktisches Beispiel zuletzt war, das sehr einschneidend war und das uns alle wirklich sehr, sehr entschleunigt hat, war, okay, wenn wir jetzt den Laden aufsperren, müssen wir Öffnungszeiten anbieten für die Leute im Grätzl, und zwar jeden Tag. Okay, okay, welche Uhrzeit, was machen wir? Ja, machen wir jeden Nachmittag. Gut, jeden Nachmittag. Okay, jeden Nachmittag. Wie besetzen wir die Stunden? Wir haben bis jetzt kein Ladengeschäft offen gehabt. Ja, wie machen wir das? Da müssen wir Urfühle, wie besetzen wir das? Da müssen wir die Leute einstellen. Da brauchen wir Leute.
Martin
01:38:59
Müssen wir zahlen.
Maria
01:39:00
Müssen wir zahlen.
Martin
01:39:01
Kriegen wir den Umsatz?
Maria
01:39:02
Kriegen wir das? Okay, das war ein paar Wochen sehr stressig. Und dann kam plötzlich dieses, ja, aber warum müssen wir wirklich jeden Tag aufsperren? Für alle jetzt. Ich meine, wir haben sehr viele Mitglieder, wir wollen auch noch mehr Mitglieder werben und auch noch mehr werden in der Genossenschaft. Müssen wir wirklich jetzt jeden Tag aufsperren? Müssen wir so schnell wachsen? Die Kosten, die durch die Decke gehen. Also es hat uns einfach alles wahnsinnig gestresst. Dann haben wir gesagt, na okay, wir bauen auf den Strukturen auf, die wir schon haben. Und was hatten wir? Wir hatten am Freitagnachmittag einen Mitgliederabholshop und wir hatten am Samstagvormittag einen Infodienst, Info-Journal-Dienst. Jetzt haben wir uns genau auf diese Zeiten draufgesetzt und haben gesagt, diese Zeiten, die können wir besetzen, diese Strukturen dafür gibt es. Also öffnen wir jetzt auch. Gegen eine mögliche Marktlogik, nur Freitagnachmittag und Samstag in der Früh.
Willy
01:40:13
Und gleichzeitig schafft es ja einen Anreiz dafür, dass Menschen Mitglieder werden, um zu einkaufen zu gehen.
Martin
01:40:17
Und es ist ja nicht komplett gegen die Marktlogik, weil Freitag, Samstag sind die klassischen Lebensmitteleinkaufstage, wo ich meinen Wochenreinkauf in den Normalfall mache. Also es folgt ja schon nach einer Marktlogik, aber wir entziehen uns der schon teilweise, weil wir einfach, obwohl wir selber immer ein bisschen brauchen, das fand ich super erklärt gerade, Wir erwischen uns immer wieder, aber man macht es ja so.
Maria
01:40:38
Es muss langsamer gehen.
Martin
01:40:40
Genau, und wir machen es halt manchmal genauso, und manchmal machen wir es aber komplett anders. Wie geht der Spruch,
Willy
01:40:44
Alle wussten, dass es nicht geht, dann kann...
Martin
01:40:47
Einer, der es nicht wusste und hat es gemacht.
Willy
01:40:49
Einer, der es nicht wusste und der hat es dann gemacht. Und der Form ist gegangen. Alle haben es gewusst. Ich verstehe diese Frage, die du gestellt hast, sehr, sehr gut. Ich habe selber mal ganz kurz bei einer Food Group dabei gewesen. Das hat mich fertig gemacht. Du hast eigentlich ganz selten Lebensmittel gekriegt, aber dafür hast du permanent was am Streiten und irgendwann hat es mich einfach nicht mehr interessiert. Basisdemokratie ist immer so, es ist ja ein bisschen basisdemokratisch organisiert, es ist immer so eine Idee, ja toll und Ding. Wie verhindert es ihr, was habt ihr eingebaut, dass quasi das Ding dann nicht komplett in der Diskussion aufgeht und dass dann quasi in der Mitbestimmung von allen dann einfach gar nichts mehr geht?
Maria
01:41:30
Naja, weil es das Sortiment betrifft, es gibt eine Sortimentsverantwortliche. Wir haben zwei Angestellte, das sind aktuell ich und mein Kollege, der Alexander. Und wir sind dafür da, dass das Operative im Ladengeschäft läuft und gute Abläufe hat. Und ich als Sortimentsverantwortliche Ich bin in Kontakt mit den Mitgliedern. Das heißt, wenn ich da bin und die Mitglieder kommen, aktuell geht es gerade darum, dass wir halt auch ein Korn im Ganzen haben oder unlängst war die Anna da auch ein Mitglied, die hätte jetzt gerne mal einen 5-Kilo-Sack Spiralnudeln. Also ich bin ja da. Also da müssen wir jetzt nicht diskutieren, ob wir das in ein Sortiment aufnehmen. Ich sage, du, ich gebe dir die Spiralnudeln, schaust du mal, ob das passt. Wenn du die magst, gebe ich sie dir in den Vorbestell-Webshop. Das ist auch noch eines unserer Kern-Sortimente, die wir uns aus der Vorbestellzeit jetzt behalten haben. Das heißt, es gibt nach wie vor für die Mitglieder eine Art Reservierungs- und Vorbestell-Shop, wo sie sich Produkte für bestimmte Tage vorbestellen können.
Willy
01:42:38
Nicht im normalen System.
Maria
01:42:40
Aktuell schon auch normal. Aktuell geht es gerade darum, dass wir eben so unseren Bedarf steuern, weil wir ja auch einen Verderb verhindern wollen und wir sozusagen ein bisschen was von dem, was bestellt wird, ergänzen für die Leute, die im Grätzle einkaufen kommen. Also es ist eine Steuerung, ein Steuerelement. Und gleichzeitig ist es aber auch komfortabel für das Mitglied, weil das kommt rein, geht zu dem Kühlschrank, wo ganz groß drauf steht Vorbestellung und weiß dann, dass seine Produkte hier sind. Und nur kurz, eben die Sortimentsentscheidung, da haben wir auch ein paar Risiko, ja, weil wenn man die einer sagt, das nächste Mal, ich würde es, bitte gib es in den Vorbestellshop, wenn ich es das nächste Mal brauche, mache ich eine Vorbestellung, also da habe ich kein Thema, ja, also da, das kann man so ganz gut abfangen und Man muss es moderieren.
Martin
01:43:37
Und ich glaube aber, noch einen Satz dazu, also wir probieren es auch ein bisschen so zu sagen, es gibt Entscheidungen, die muss ich schnell treffen, die muss ich als Unternehmen schnell treffen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und nicht irgendwann unterzugehen. Und ich will jetzt nicht drei Jahre darüber diskutieren, was wir jetzt mit dem bisschen Gemüse machen, das so schlecht wird. Das ist dann eine operative Entscheidung, die das operative Team trifft, was wir halt damit tun. Und dann gibt es eben andere Entscheidungen, die jetzt nicht in dem Sinne zeitkritisch sind, wo man jetzt auch nicht unbedingt ein Fachwissen braucht, eben sowas wie, in welche Richtung soll sich die Genossenschaft entwickeln. Also wir probieren es auch ein bisschen sozusagen von den Ebenen zu trennen und auch das ist ein laufender Prozess, wie wir das in Zukunft machen. Aber so von der Grundlogik, es gibt bezahlte Mitarbeiter, die treffen die Entscheidungen für den operativen Geschäftsbetrieb. Die haben auch das Wissen, um das zu tun und es gibt eher generelle Entscheidungen. Und das ist eher etwas, wo alle Mitglieder mitentscheiden sollen, können, dürfen und müssen. So würde ich es einmal formulieren. Aber auch das ist einfach eine Balance, die sich regelmäßig sozusagen neu ausbalanciert. Und eigentlich fahren wir mit dem Modell, dass sich das quasi organisch mitändert und mitwächst, im Moment sehr gut. Das heißt jetzt nicht, dass es deswegen erfolgreich sein wird, Aber im Moment, würde ich sagen, passt sehr gut so für uns, wie es sich entwickelt.
Maria
01:44:58
Und das macht es.
Willy
01:44:59
Gibt es Fragen aktuell? Ja, bitte schmeißt euch das Ding gegenseitig am Kopf, bitte.
Maria
01:45:03
Ich habe eine ganz kurze Frage eigentlich. Wie viele Mitglieder sind es Stand jetzt? Und demografisch, wie sieht es aus? Sind es eher jüngere Menschen, ältere Menschen? Und falls es ältere Menschen sind, haben Sie vor, das irgendwie noch für Jüngere attraktiver zu gestalten? weil es ja preislich doch anders ist als jetzt der herkömmliche Supermarkt.
Willy
01:45:26
Danke. Jetzt sind wir bei zwei, gell?
Maria
01:45:30
Fangen wir an.
Martin
01:45:31
Martin. Also wir sind im Moment bei ungefähr 200 Mitgliedern, so da man mal bei. Und wir bräuchten noch einige, damit wir jetzt rein aus den Umsätzen der Mitglieder, die wir halt jetzt so standardmäßig annehmen, damit sich sozusagen ausschließlich mit den Mitgliedern Umsätzen ausgeht. Wir sehen aber jetzt auch, seit wir jetzt offiziell eröffnet haben, ändert sich das komplett. einerseits, wie viele Menschen in einer Woche, in einem Monat so Mitglied werden, weil jetzt gibt es halt ein Angebot, bis jetzt war es viel Quark war von uns und jetzt kann ich halt dort einkaufen gehen. Das gleiche betrifft auch ein bisschen sozusagen die Struktur. Es waren am Anfang, jetzt ist einmal Punkt 1 die Frage, was versteht man unter ältere Menschen, das ist immer eine Frage der Perspektive.
Willy
01:46:16
25 plus.
Martin
01:46:17
Genau, ich würde jetzt schon sagen, gar nicht so leicht, aber ich sage, das Durchschnittsmitglied, würde ich jetzt schon mal sagen, ist, naja, kann man auch nicht sagen, es gibt viele ältere Menschen im Sinne von zwischen 40 und 60.
Maria
01:46:29
Und einige über 80.
Martin
01:46:31
Ja, gibt's auch. Es gibt aber auch einige junge Familien, die einfach sagen, hey, ich habe jetzt gerade ein Kind bekommen und ich will einfach jetzt gescheite Lebensmittel einkaufen. So jetzt Leute in eurem Alter, würde ich jetzt mal sagen, haben wir noch eher wenige. Das liegt aber, glaube ich, auch einfach daran, dass man bis jetzt einfach keinen Laden hat, um einen zu kaufen. Und ich glaube, jetzt geht's eigentlich auch erst richtig los, weil jetzt kannst du da reingehen, jetzt kannst du das anschauen, jetzt kannst du dir auch die Preise anschauen und auch zum Thema Preise muss man sagen, stimmt natürlich nicht für alle Produkte, aber wir sind, wie formuliere ich es jetzt, wir sind nicht wirklich teurer, also wenn du es jetzt mit Bioprodukten im Supermarkt vergleichst, sind wir oft nicht teurer als vergleichbare Produkte, natürlich wenn du es mit irgendwelchen Preiseinstiegsprodukten im Supermarkt vergleichst, die Preise werden wir nie schaffen, aber das ist auch einfach nicht das Ziel, also wir fokussieren uns schon auch auf Leute, die einfach verstehen, das Lebensmittel einen gewissen Wert haben. Und wir wollen damit natürlich, es gibt ganz viele Leute, die können sich das nicht leisten. Punkt, das ist uns absolut klar. Wir sagen einfach, wir wollen ja, oder wir können jetzt nicht von Anfang an, du hast das eh schon gesagt, 100 Prozent der Menschen mitnehmen. Wir nehmen mal die, ich würde mal sagen, 50 bis 60 Prozent der Wiener und Wienerinnen mit, die es sich leisten können, wenn sie es wollen.
Willy
01:47:44
Jetzt habe ich eine Idee, das ist ja eigentlich die Gelegenheit für Gegenfrage. Also was müsste denn so ein Konzept bieten, dass ihr das irgendwie geil, du reißt es gerade, oder? Dass das euch überzeugen würde. Hat da jemand jetzt gerade eine Idee? Liegt da irgendjemand gerade was auf der Leber, was runter muss? Ich habe mir gedacht, als Anreiz vielleicht, eine Art von Treue-Konzept, dass wenn man Mitglied wird, dass man dann auch langfristig gesehen Vorurteile hat, dass auch wenn man einkauft, also gleichzeitig Anreiz zum Mitglied werden und zum Einkaufen dann. Das wäre vielleicht ganz cool. Weil ihr dort noch was seid, ja?
Maria
01:48:34
Oder dass man vielleicht bei Too Good To Go irgendwie Mitglied wird, weil dann kann ich das jetzt zum Beispiel ausprobieren, habe Bio-Lebensmittel und wenn es was für mich ist, könnte ich ja immer noch Mitglied werden.
Willy
01:48:43
Ja, okay. Was ich vielleicht auch gut finde, ist vielleicht, dass man irgendwie zeigt, was man mit den Lebensmitteln machen kann, was man vielleicht mit herkömmlichen Lebensmitteln nicht machen kann. Oder meinst du Rezepte? Ja, zum Beispiel. Also ich finde, ich koche auch relativ gerne und ich weiß nicht, ob ich das jetzt so sagen darf.
Maria
01:49:03
Ja, sicher.
Willy
01:49:04
Du schneidest dir aus. mir geht halt auf der normale Supermarkt ziemlich am Arsch, sage ich jetzt genau so weil ich mag halt schon manchmal so gute Sachen kochen und denke, da bin ich in Italien, irgendwo in einem Supermarkt und denke, warum kann man das bei uns nicht auch machen also vielleicht so solche Ideen und ich glaube, das Bewusstsein steigt auch immer mehr, dass man was kochen will, was einem wirklich auch schmeckt und was was hat was man sonst nicht bekommt okay, wer noch? Was beim Marktforschung sitzt, du kriegst die Antwort bis bei 2.000 Euro. Vielen Dank.
Martin
01:49:38
Das kennt sie nicht aus, glaube ich.
Willy
01:49:39
Ich habe jetzt, gibt es Allgemeinheitsfragen? Weil ich habe, okay, dann frage ich meine Fragen. Das ist super, danke. Das ist super heute übrigens. Top Fragen. Es ist so, es hat schon viele Gründungen gegeben, quasi im Lebensmitteleinzelhandel, mit sehr viel Vision, auch nicht jetzt Reason, sondern auch historisch gesehen, letztendlich sind es dann alle irgendwie bei einem System gelandet, das halt jetzt der klassische Supermarkt ist, wo das Logistikproblem gelöst wurde, das Kühl-, das Verteilproblem gelöst wurde, wo die Marktlogik sich halt auch über die Zeit so entwickelt hat, sodass quasi der Supermarkt von heute so ausschaut, wie er eben ausschaut. Ist es nicht der Supermarkt eher die Konsequenz dessen, was wir als Gesellschaft wollten oder die Probleme, die bei der Verteilung von Lebensmitteln über die Zeit gelöst wurden, braucht es da überhaupt ein Alternativ? Ist es nicht schon das Optimum, nach 100 Jahren Entwicklung, das am Morgen ist? Oder warum nicht?
Martin
01:50:49
Ich stelle eine Gegenfrage, das Optimum wofür?
Willy
01:50:52
Optimum für die Verteilung von Lebensmitteln, für die optimale Verteilung von Lebensmitteln für viele Menschen. Für viele Menschen.
Martin
01:50:59
Ja, jetzt sind wir eigentlich genau bei diesen systemischen Fragestellungen meiner Meinung. Maria, magst du? Sag einmal du.
Maria
01:51:05
Maria, sag einmal du.
Willy
01:51:09
Jetzt bist du.
Maria
01:51:13
Der Supermarkt hat sich... Viele Menschen kennen noch die Zeit ohne Supermarkt, aber diese Menschen werden weniger. Der Supermarkt hat sich zwischen den Kunden und den Produzenten ganz einfach hineingedrängt. Es hat ihn keiner darum gebeten. Der hat das einfach gemacht, würde ich einmal sagen. Sich da jetzt als unabdingbar hervorzutun mit einem Monopolismus, der echt durch die Decke geht. Ich ärgere mich so viel über diese Strukturen. Nein, überhaupt nicht. Ich auch nicht. Wer sagt uns das? Natürlich ist es bequem. Und er hat uns auch unfähig gemacht. Er hat uns unfähig gemacht zu denken, dass es eigentlich auch anders ginge. Und es ist diese Bequemlichkeit, da nehme ich mich auch nicht heraus. Ich stehe da jetzt nicht als die, die predigt, sondern ich rede auch immer von mir. Es ist einfach unglaublich bequem, in ein Geschäft zu gehen. Nur sie haben es jetzt echt schon verspielt. Es ist das Angebot, ist in Wahrheit natürlich eine vermeintliche Vielfalt, aber in Wahrheit kaufst du alles bei den Gleichen irgendwo, in irgendeiner Form. Die Qualität, ja, es schaut frisch aus, aber ich weiß auch, wie lange eine Gurke frisch ausschaut. Ich weiß auch, wie lange sie in der Füllung hält. Ich weiß, wie lange die Produkte halten können, wenn man sie entsprechend betreut. Also schön ausschauen ist das eine. Ich habe jetzt mit morgenrot, ich habe seit dem Kaufmannsladen echt auch ein Versorgungsproblem gehabt. Also es ist zeitlich ganz einfach ein Aufwand. Also eben Bequemlichkeit geht vor. Ich habe dann auch wieder ab und zu mal einen Salat im Supermarkt gekauft. Die Produkte sind darauf gezüchtet, dass sie lang halten, dass sie schön ausschauen und dass sie noch nicht schmecken. Also dieses System Supermarkt, so wie das jetzt ist, das ist zwar verteilt gut, aber eigentlich macht er uns alle gut. Um unfähig weiterzudenken?
Martin
01:53:45
Ich würde es jetzt nicht ganz so klassenkämpferisch formulieren, aber für mich hat es einfach ganz viele systemische Gründe. Wir leben in einer Zeit oder seit dem Zweiten Weltkrieg, wo wir eigentlich vom Wirtschaftssystem und Co. Immer in die Richtung gegangen sind, zu optimieren und Prozesse zu optimieren. Und das macht ja alles Sinn, weil es macht ja auch bis zu einem gewissen Grad Sinn, dass ich sage, okay, und der, der betriebswirtschaftlich im Vorteil ist, und das heißt entweder geringere Kosten oder höhere Erträge, Das muss ja auch funktionieren. Ich sehe es nur so, dass wir sagen, wir haben es einfach, weil wir uns eigentlich, wir schauen uns nie das Gesamtsystem an. Wenn ich heute sage, okay, ich bin in der Logistik, dann muss ich die Logistikkosten möglichst gering sozusagen ausgestalten, weil das ist mein Job, was im ersten Schritt total in Ordnung ist. Nur wenn ich vergesse, das Gesamtsystem zu betrachten, Dann optimiere ich ein Teilsystem und darunter leidet das Gesamtsystem. Wenn wir jetzt das Logistikbeispiel nehmen, kann man 100.000 Beispiel nehmen. Wenn man sagt, ich bin der Logistiker und lieber Bauer, ich fahre dich erst an, wenn du mir 10 Tonnen Wurst, Kartoffeln, Karotten, was auch immer lieferst. Dann ist ja der Bauer gezwungen, der vielleicht weiß, in einem Moment auf all meinen Feldern nur Kartoffeln anzubauen, ist vielleicht nicht so schlau, weil eigentlich von einer ursprünglichen Landwirtschaft sollte ich Vielfalt herstellen. Dann kann ich ganz viel Nährstoffkreis dafür schließen. Ich brauche viel weniger externen Input aus meinem Betrieb. Ich habe nur dann das Problem, ich werde es nicht los. Deswegen ist es dann vielleicht eh offen zu sagen, passt, da mache ich nur Kartoffeln. Das heißt, wir optimieren das Teilsystem Logistik und zerstören. Also zerstören ist jetzt ein bisschen zu hart gesagt, aber sozusagen die Frage ist dann, was passiert mit dem Gesamtsystem? Das heißt, wir haben heute, glaube ich, eine Welt, wo wir Das ist KPI, eines meiner Lieblingsworte, aber ganz oft gibt es halt einfach nur ein oder zwei oder drei KPIs. Und das ist aus meiner Sicht ein bisschen, wir sind sehr zahlenlastig geworden, wir hören ein bisschen auf, auf unser Stomach- und Gut-Feeling zu hören, weil ich sage, ich beschäftige mich auch ganz viel mit regenerativer Landwirtschaft, das ist ja auch eines unserer Ziele, zu sagen, wir schauen denn wieder so Vielfaltsbetriebe aus, wo ganz viele Dinge in kleiner Menge wachsen. Und wenn du auf so einem Betrieb einmal stehst, du spürst einfach, das ist was anderes. Du stehst da als Mensch und sagst einfach, das klingt jetzt auch wieder alles total abgespaced, wenn man gerade BWL studiert im ersten Abschnitt. Aber du hast dann einfach eine ganz andere Connection, du spürst einfach, es ist was anderes. Und sozusagen das mehr oder weniger übertragen. Und diese Systeme lassen wir aber aufgrund unserer Teiloptimierungslogik, die wir halt heute so machen, einfach nicht mehr zu.
Willy
01:56:21
Funktional ausdifferenziert und auf Gästen seiner Bubble.
Martin
01:56:24
Und nochmal, das ist nichts schlechtes, das ist gut. Wir sind doch geworfen. Ja, und das heißt doch, genau, das ist das Spannende, also ich bin noch systemischer Coach aus einer systemischen Perspektive, da kann jetzt keiner was dafür. Also auch immer dieses, da haben auch wir ein bisschen eine andere Meinung. Aber es ist schön,
Willy
01:56:41
Man hat zwei unterschiedliche Perspektiven setzt, quasi in einer Einheit.
Martin
01:56:44
In einer anderen Seite. Ja, das Spannende ist, sie sind gar nicht so unterschiedlich. Nur für mich ist einfach dieses, was Absicht? Ich glaube, nein, ich glaube, es war nicht Absicht. Und natürlich gibt es auch in Konzernen vielleicht ab und zu einen bösen Menschen, aber ich glaube einfach, es ist passiert. So ein System hat ja, und so ein Konzern ist ein System, einfach, ja.
Willy
01:57:01
Logik.
Martin
01:57:01
Ja, und vor allem ein Eigenleben. Das heißt, nur weil ich jetzt den Vorstand austausche, heißt das nicht, dass das System jetzt anders funktioniert, sondern es wird eher so passieren, dass der Vorstand halt rät und das System weiter tut, was es tut. Und deswegen glaube ich, es ist uns quasi passiert und ich glaube, wir müssen einfach wieder... Dinge anders betrachten, wir müssen vor allem Gesamtsysteme betrachten. Deswegen, wir probieren nicht nur morgenrot zu betrachten, sondern wir probieren einfach zu betrachten, was heißt das für das Gesamtsystem und uns immer die Frage im Kontext des Gesamtsystems zu beantworten. Und das heißt einfach vielleicht manchmal, dass wir zum Beispiel mal auf Ertrage verzichten müssen, weil wenn wir das nicht tun, leidet im Endeffekt zum Beispiel der Produzent darunter. Ein gutes Beispiel, wir sagen durchschnittlich oder wir sagen generell, wir haben einen Durchschnittsaufschlag auf alle unsere Produkte. Wir merken aber bei verarbeiteten, hochwertigen Lebensmitteln aus Österreich, also das klassische Gulaschbeispiel von vorher, das kostet halt einfach, weil wenn ich eine kleine Menge produziere, also ich habe einmal höhere Warenkosten, weil ich Bioqualität auch beim Fleisch und Kohn nehme und ich habe eine höhere Arbeitskosten bezogen auf das Stück, weil ich eine kleine Menge nur produziere. Natürlich muss der Produzent aber uns in den Preis sozusagen reinschlagen, weil er muss ja auch von was leben. So wenn wir jetzt sagen, wir schlagen weiter den Standardaufschlagssatz drauf, dann kriegt das Produkt einfach einen Preis, den die Leute im Geschäft nicht mehr kaufen. Weil es einfach... Und das sind aber die allergeilsten Produkte, die haben uns entschieden, es gibt jetzt ein paar Produkte, wo wir sagen, okay, wir schlagen dort weniger drauf, weil damit ist es immer noch kein billiges Produkt, aber ein Produkt. Und dann ist es sofort wieder einen Mengenhebel auf einem Anfang und die Leute kaufen es und kaufen es und fragen, wann ist es wieder da. Das heißt, da ist jetzt was, und das ist jetzt nicht, weil ich sage, wir sind so super, aber einfach systemisch betrachtet, muss ich jetzt quasi im ersten Schritt vielleicht jetzt auf Ertrag bei Morgenroth verzichten und dafür, also im ersten Schritt heißt das eh, wenn ich mehr Stück verkaufe, naja, genau, investieren, das heißt, ich kann den Produzenten von Anfang, oder wir können den Produzenten von Anfang an fair bezahlen, wenn ich mehr Menge verkaufe, heißt das ja dann auch vielleicht, dass ich in Euro gar nicht weniger Ertrag mache, weil weniger Ertrag pro Stück mit mehr Stück heißt ja auch einen höheren Ertrag. Und zusätzlich investieren wir einfach in die Logik, weil in dem Moment, wo ich sage, lieber Produzent, das sind jetzt die Absatzmengen eines Monats oder eines Jahres, ich kann dir eigentlich nach dem, was wir da jetzt sehen, wir können dir das Dreifache abnehmen, dann kann der Produzent anders anfangen zu produzieren, in einer größeren Losgröße. Und damit sagen Sie, wenn ich das Dreifache produzieren kann, dann kann ich euch pro Stück zwei Euro weniger verrechnen, weil es ist für mich nicht mehr Aufwand, ich produziere nur mehr Stücke. Und das ist diese systemische Betrachtung.
Maria
01:59:43
Und das hängt dann halt auch, der Martin sagt, eben jetzt spreche ich auch natürlich wieder dafür, dass wir weitere Standorte eröffnen wollen. Das heißt nicht, dass morgenrot Standorte eröffnet. Es bedeutet, dass... Leute in Grätzln auf uns zukommen, sehen, dass wie das Morgenrotgeschäft bei uns jetzt am Dornenplatz ist, dass sie so etwas auch gerne hätten. Das ist kein Märchen, das gibt es, zwar jetzt noch nicht bei uns in Wien, aber bestes Best-Practice-Beispiel, die Dorfgenossenschaft ums Eck in Losenstein. Diese Dorfgenossenschaft gibt es seit einigen Jahren. Der Bernd war einer der Ersten, der das in Österreich gemacht hat, nach dem Prinzip, dass auch Kunden und Produzenten in einer Genossenschaft sind. Und die Leute in Steier, genau genommen in Steierdorf, haben gesagt, ja, sowas wie in Losenstein, das wollen wir auch. Und dann sagt der Bernd, okay, wie groß ist euer Standort, wie ist euer Einzugsgebiet? Okay, dann werdet ihr einmal 150 Mitglieder. Und dann reden wir weiter.
Willy
02:00:56
Kritische Masse da. Ja.
Maria
02:00:58
Und dann haben sie eine Veranstaltung gemacht. In Steyr gibt es wunderbare Veranstaltungsräume, wo man sowas aufzieht. Und die haben eine Abendveranstaltung gemacht und haben bei dieser Veranstaltung 150 Interessensbekundungen eingeholt.
Willy
02:01:15
Bei einer Veranstaltung?
Maria
02:01:16
Bei einer Veranstaltung, mehr oder weniger. Dann haben sie den Standort gehabt, dann haben sie den Standort umgebaut und zwischen Gründung der Genossenschaft in Steierdorf als sogenannte Ortsgruppe bis zur Eröffnung verging kein Dreivierteljahr.
Willy
02:01:33
Also so schnell kann es gehen?
Maria
02:01:34
So schnell kann es gehen. Und das ist organisches Wachstum. Und so stellen wir uns das auch hier in Wien vor. Genau, weil wenn wir mehr werden, die eben auch diese Strukturen dann auch bespielen und Abnahmen machen können, dann stehen wir einfach auch stärker da. Das heißt jetzt nicht, dass das morgenrot am Dornerplatz mit einem Morgenrotgeschäft im zweiten Bezirk, dass die alle die gleichen Produzenten haben. Aber es gibt zumindest Strukturen, die wir gemeinsam nutzen können. Wir versuchen, so weit wie möglich, dass jeder Standort dann auch gut autark und für sich agiert. Und das merkt man auch schon ganz stark bei den Genossenschaften, die es eben schon gibt. Und darüber hinaus, wie ihr jetzt gerade gehört habt, gibt es diese Art von Genossenschaften ja auch schon in Österreich. Und wir überlegen natürlich auch, alle Genossenschaften, die es schon gibt, auch in irgendeiner Form perspektivisch zusammenzuarbeiten. Genossenschaftsgenossenschaft. zum Beispiel. Möglicherweise, ja, aber auch das wird funktionieren.
Willy
02:02:56
Warte, jetzt muss ich ein bisschen auf das Publikum halten. Eine schnelle Frage, kurze Antworten, weil da haben wir auch noch eine Frage und ich muss ein bisschen auf die Zeitschauen. Sie haben ja vorhin kritisiert, dass die Leute, wenn sie im Supermarkt einkaufen, viel unselbstständiger werden, aber spielen sie nicht genau in die Karte rein, wenn sie ja gesagt haben, dass man mittlerweile den ganzen Wocheneinkauf auch bei ihnen machen kann. Ist es nicht ein bisschen widerspricht, wenn sie kritisieren, dass die Konsumenten unselbstständig werden, weil sie im Supermarkt alles bekommen, aber auf ihnen bekommen sie ja auch genauso alles. Und mein zweites Ding wäre, warum sollte man denn unbedingt zu ihnen ins morgenrot gehen, weil ich finde, dass jetzt trotzdem, sie werben jetzt sehr spezifisch auf ihr Kretzel hinaus und quasi alle anderen Leute finde ich jetzt, also so kam es für mich rüber, dass sie sich ein bisschen nicht angesprochen, vielmehr etwas ausgeschlossen, sondern dass das morgenrot extra nur für das Kretzel ist, sondern was macht es für mich attraktiv, dass ich hier zum Beispiel aus dem zweiten Bezirk zu euch kommen ins Kretzl, quasi aber in die, als Außenseiter, in eure gefühlt, nicht so, aber geschlossene Gesellschaft mit hineintritt. Was macht das für mich? Super, sehr gut. So kurz wie möglich, ich weiß, das könnte jetzt lang werden, aber ich muss ein bisschen Zeit haben, bitte.
Martin
02:04:07
Warte mal, ich muss mich jetzt noch einmal sammeln. Also die zweite Frage war eigentlich, also perspektivisch sollst du eben nicht, auf den Donnerplatz kommen, du sollst da mal hinkommen, dass du es dort anschaust, damit du da mal weißt, was gibt es dort, wie ist das dort, wie ist das Feeling dort. Und dann ist eigentlich die Idee, wir wollen nicht, dass die Leute doch ganz Wien einkaufen fahren, wir wollen eigentlich, dass es sozusagen im Best Case irgendwann ums Eck, in jedem Teil von Wien so einen Standort gibt und dass man einfach sozusagen auch aktiv da mit Partizipität kann, wie das entsteht und was da genau entsteht. Das hat vielleicht die eine Frage beantwortet. Was war der erste Teil nochmal? Entschuldigung.
Willy
02:04:43
Dass es auch ein bisschen widersteht.
Martin
02:04:45
Ah ja, genau, das Unselbstständigwerden sozusagen. Kommt darauf an, würde ich sagen. Was, glaube ich, einfach ein Thema ist, ich habe es eh schon einmal gesagt, Lebensmittel einkaufen ist halt etwas, über das denkt man im Normalfall nach, die 20 Minuten am Nachhause weg von der Arbeit oder von der Uni. Wir leben in einer Zeit, der sehr schnelllebig ist, wo wir sagen, wir müssen es einfach für die Leute möglichst niederschwellig und möglichst konvenient machen und deswegen eben diese Haupteinkaufsstätte, wo ich alles bekomme. Wir sagen aber auch immer ein bisschen im Hintergrund, wenn mir jetzt eine Foodcoup was sagt, wir wollen eigentlich ein bisschen so die Philosophie einer Foodcoup oder einer solidarischen Landwirtschaft mit der Convenience eines Supermarktes kombinieren. Das heißt, es ist einfach, es ist niederschwellig, aber trotzdem sollst du nicht ferngesteuert, wie wenn du jetzt in einen normalen Supermarkt reingehst, wir müssen ja mal vorbeikommen. Also unser Gefühl ist, und das sagen uns auch die Leute, die zu uns einkaufen kommen, auch die Nichtmitglieder, du kommst dort anders an, du fühlst dich dort anders, Du kannst da anders deine Lebensmittel anschauen und du kommst auch ganz anders den Austausch mit den Leuten. Wenn ich beim Supermarkt an der Kasse stehe, will ich keinem in die Augen schauen und will auch mit keinem reden im Normalfall. Bei uns fangen die Leute an, miteinander zu reden. Dann fangt einmal der eine den anderen zu fragen an, du, was kochst du eigentlich oder was tust du mit dem? Weil, oh, da gibt es jetzt Gemüse, das habe ich noch nie gesehen. Also es ist einfach eine andere Art und Weise, wie man auch miteinander umgeht. Und das ist, glaube ich, schon ein großer Unterschied. und dadurch, dass man den Produzenten auch auf Augenhöhe begegnet, die auch immer wieder da sind, sozusagen kannst du dir auch Wissen holen. Und das ist aber jetzt wieder ein Angebot. Wenn du nicht willst, kommst du zu uns ganz genau einkaufen, wie beim Billa oder beim Sparer, schaust auch keiner mit den Augen und gehst wieder, aber du hast eben auch die Möglichkeit, viel mehr draus zu machen.
Willy
02:06:24
Es gibt die Möglichkeit, es ist nicht die Pflicht.
Martin
02:06:26
Aber genau, das ist genau der Punkt. Es sind alle Schattierungen möglich.
Willy
02:06:31
Naja, also mich würde noch interessieren, wie es bei den Steuerregelungen ausschaut und ob es da grobe Unterschiede zu einer traditionellen GmbH gibt und welche. Kurz gesagt, nein.
Martin
02:06:42
Im Endeffekt, wir machen ganz normale Bilanz, wie es eine GmbH macht. Wir müssten nicht, wenn wir noch eine kleine Genossenschaft sind, wir machen ganz normal Bilanz und doppelte Buchhaltung. Und es gibt bei uns keine Mindestköst. Das ist, glaube ich, der Unterschied zur GmbH. Also es gibt marginale, kleine Unterschiede, aber im Großen und Ganzen ist es wie eine GmbH zu behandeln.
Willy
02:07:03
Abschließende Frage. Und dann ist Schluss. Welche Frage, die ihr hättet unbedingt beantworten müssen, haben wir jetzt noch nicht gestellt. Und gibt es die? Und wenn ja, bitte um kurze Beantwortung.
Martin
02:07:30
Wird da was ein? Ich glaube...
Maria
02:07:37
Nein, eigentlich nicht. Ich finde...
Willy
02:07:39
Ja, haben wir alles.
Martin
02:07:41
Ich glaube, wir haben es recht umkassiert.
Willy
02:07:43
Du hast noch eine Frage. Super. Jetzt zum Schluss. Werft bitte, das ist ein wirklich weiter Wurf, wer traut sich, und trefft nicht die Kamera. Ups.
Maria
02:07:56
Ich habe jetzt wieder an den Anfang gedacht und da haben Sie gemeint, dass Sie zum Beispiel finanziell in einer Lage waren, in der Sie wussten, dass wenn Sie diesen Betrag von 60.000 Euro nicht bald haben, dann kann man halt die Idee nicht wirklich verwirklichen. Und jetzt wollte ich fragen, weil Sie haben gemeint, Sie hätten die Möglichkeit gehabt, einen Kredit aufzunehmen. War das, weil Sie bewusst keine Kredite aufnehmen wollen oder nur mit den Mitgliedsbeiträgen? Oder wie sieht es da aus? Haben Sie schon mal einen aufgenommen? Weil das sind ja schon sehr hohe Summen und investitionsmäßig ist es für so eine Geschäftsidee schon sehr aufwendig.
Martin
02:08:26
Also wir haben einen kleinen Kredit aufgenommen, einen ganz kleinen, was eigentlich, glaube ich, das Zentrale ist. Und das ist egal, ob es die Bank oder ob es Investoren sind. Die Frage ist immer, von wie vielen Organisationen oder Menschen ist man in welchem Ausmaß abhängig. Das heißt, so wie wir es auch aus unserer Organisation sehen und viele Mitglieder haben, ist es auch ganz wichtig, die Abhängigkeit auf möglichst viele zu streuen. Das heißt, uns ist es viel lieber, es sind ja quasi auch Kredite, eben diese Nachrangdarlehen, Aber uns ist es viel lieber, vielen Menschen eine kleine Summe sozusagen zu schulden und Zinsen zu zahlen, als einem Investor oder einer Bank einer sehr großen Summe. Weil wenn diese eine Organisation morgen entscheidet, interessiert mich nicht mehr, ich habe jetzt gerade keine Kohle oder was auch immer, und das ist ja das, was man auch immer wieder sieht, dann ist das Thema einfach morgen vorbei.
Willy
02:09:13
Also Abhängigkeiten.
Martin
02:09:14
Abhängigkeiten. Abhängig sind wir immer, aber die Frage ist, bin ich von einem abhängig oder bin ich von vielen ein bisschen abhängig? Und das ist, glaube ich, auch was, wenn man es jetzt wieder systemisch betrachtet, wenn man wieder die Bilder aus der Natur klingt, die sind ein bisschen episch betrachtet, da hängt auch alles mit allem zusammen und jedes von allem anderen ein bisschen. Und genauso probieren wir das auch als Unternehmen oder als Organisationsstruktur.
Willy
02:09:34
Und das jetzt WU-technisch zu formulieren, ihr schaut einfach, dass ihr das Abhängigkeitsportfolio diversifiziert, oder? Kann man das so sagen?
Martin
02:09:43
Ich glaube, es ist ein bisschen mehr als das, aber rein betriebswirtschaftlich könnte man es, glaube ich, so formulieren.
Willy
02:09:47
Man sehe es mir nach, wenn es das nicht ganz korrekt war, mit ein bisschen am Augenzwinkern. Ich bedanke mich für die tollen Antworten, für die tollen Einblicke in die Welt der Genossenschaften und der Zukunft oder die Alternative zum klassischen Supermarktsystem. Bei euch sage ich vielen, vielen Dank für eure wirklich guten Fragen. Ihr wart eine gute Gruppe. Es gibt dafür keine Belohnung, aber ein Mitarbeitsplus. Und schließe damit den...
Martin
02:10:12
Maria, glaube ich, muss noch eine Werbeantragung machen,
Maria
02:10:14
Oder? Nein, ich mag mich noch bedanken. Eben auch für eure Fragen und für eure Aufmerksamkeit. Es ist total toll, dass so viele gezwungenermaßen da sind.
Willy
02:10:26
Wir haben es auch irgendwie.
Maria
02:10:28
Nein, es ist wirklich schön, weil, wie ihr auch schon mitgekriegt habt, wir haben nicht so viele junge Leute in der Genossenschaft. Deswegen, ich arbeite sehr gern mit jungen Leuten, die eben auch Inputs bringen und deswegen bin ich euch über eure Fragen sehr dankbar und auch eure Anregungen und sage auch im Namen der Morgenrott-Genossenschaft vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und danke Willi für die Einladung.
Willy
02:10:53
Danke fürs Danke auch.
Martin
02:10:56
Entschuldige, dann mache ich jetzt die Werbeeinschaltung. Also ihr seid jetzt alle auch, ich schließe mich dem, was die Miriam gesagt hat, an und ihr seid jetzt alle herzlich eingeladen. Wie gesagt, das erste Morgenrott-Geschäft am Donnerplatz hat immer Freitag von 14 bis 19 Uhr und Samstag von 8 bis 12 Uhr für alle offen. Seid herzlich eingeladen, in den nächsten Wochen mal vorbeizukommen und bei uns einzukaufen. Oder einfach nur zu schauen und euch einfach mal ein bisschen einen Vibe abzuholen, was ist gleich und was ist anders als im klassischen Sohn.
Maria
02:11:23
Und sagt bitte, dass ihr da beim Willi wart. Wir haben uns euch, Ari, es wird ja ausgestrahlt.
Willy
02:11:30
Ja, ist gut. Es sind Millionen von Menschen.
Maria
02:11:33
Ihr seid alle willkommen.
Martin
02:11:35
Deswegen war die Werbeeinschaltung so wichtig.
Willy
02:11:36
Danke!
Martin
02:11:37
Wir sagen Danke!
Willy
02:11:38
Danke, Danke! Danke, Danke auch an euch! Danke, Danke, Danke! Und jetzt schaut ihr aus! Fiat euch!
Maria
02:11:45
Fiat euch!
Willy
02:11:48
Fiat euch ist meistens ein bisschen komisch, weil nichts passiert nach dem Fiat euch. Also applaudieren hätten wir noch gewonnen. Warte, warte, warte, warte, warte, warte! Warte, jetzt mache ich noch mal ein Ding!
Martin
02:11:58
Eie, nicht wörtchen, gell?
Willy
02:12:00
So!
Music
02:12:06
Music

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