BauertothePeople (B2P)

Wilhelm Geiger

B2P-Live "Ackerdemics Edition" – Theresa Imre - Vorwärts scheitern

Über Esa, markta und wie es jetzt weitergeht

21.12.2025 117 min

Video zur Episode

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Zusammenfassung & Show Notes

Theresa Imre, besser bekannt als Esa, war schon ganz am Anfang unserer Reise zu Gast im Podcast (Folge 11 & 12). Damals war ihr digitaler Bauernmarkt „markta“ gerade im Aufbau, die Vision groß und der Tatendrang unbremsbar.

Vier Jahre später sitzt sie wieder bei mir, diesmal live vor Studierenden an der Wirtschaftsuniversität Wien. Und die Vorzeichen haben sich massiv geändert. Nach einem extremen Höhenflug während der Corona-Pandemie und dem Versuch, den stationären Handel zu erobern, musste markta im April 2025 Insolvenz anmelden.

In dieser sehr offenen und schonungslosen „Ackerdemics“-Ausgabe sprechen wir darüber, wie es dazu kam. Esa erzählt von den verrückten Tagen, als sie mit Freunden im Akkord 800 Pakete am Tag packte, und von dem Moment, als sich der Markt nach der Pandemie und mit Beginn des Ukraine-Kriegs plötzlich um 180 Grad drehte. Wir blicken hinter die Kulissen der Start-up-Welt, sprechen über Investoren, die ihre Versprechen nicht halten, und den schmerzhaften Schritt, 31 Mitarbeitenden die Kündigung aussprechen zu müssen.

Aber es ist keine Folge über das Scheitern, sondern über das „Vorwärts-Scheitern“. Wir analysieren systemische Fehler im Lebensmittelhandel, warum der „Citizen-Consumer-Gap“ (alle wollen nachhaltig, alle kaufen billig) wie eine umgekehrte Porno-Industrie funktioniert und warum es vielleicht neue, politische Spielregeln braucht, damit faire Lebensmittel überhaupt eine Chance gegen die Konzernmacht haben.

Ein Gespräch über Mut, Machtstrukturen und die Frage, wie wir das Ernährungssystem trotz allem verändern können.

Dieser Live-Podcast ist Teil einer Spezialreihe im Rahmen der Lehrveranstaltung „Zukunftsfähiges Wirtschaften“ an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Gemeinsam mit rund 30 Studierenden lädt Willy Expertinnen und Experten aus (Land-)Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft ein, um mit ihnen über ihre Arbeit, ihre Perspektiven und ihr Leben zu sprechen. Natürlich wären es nicht die Live-Podcasts von BauertothePeople, wenn nicht auch ein Mikrowürfel durch die Gegend fliegt – damit die Studierenden ihre eigenen Fragen stellen können.

Weil es einfach naheliegt, trägt diese Reihe den Titel „Ackerdemics“ – auch wenn wir in unseren Diskussionen längst auch über die Landwirtschaft hinaus Wirtschaft und Gesellschaft beackern.

INFOS ZUR FOLGE
B2P011 Theresa Imre (markta) – Wer A sagt, … (1/2)
www.bauertothepeople.at/podcast/12
B2P012 Theresa Imre (markta) – … muss auch B machen! (2/2)
www.bauertothepeople.at/podcast/13
Pressemitteilung zum Konkurs
www.dropbox.com/scl/fi/pxr3osog7zh9rbvpn4jdj/markta_Pressemitteilung_neu.pdf?rlkey=gtf9atjdkhbamabsire8vvjei
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„Power to the People“ – Junior Kelly
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… und ein bisserl selbst gesungen 😊
thx to me, my voice und eure Schmerzschwelle 

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Transkript

Essen, Menschen, Landwirtschaft. Heute machen wir einen Live-Podcast im Live-Podcast. Von für Mit und durch. Bauer to the People. Was, wer? Und? Und alle und alles dazwischen und rundherum. Los geht's. Bauer to the People. Grüß euch und willkommen zu einer neuen Ausgabe des Bauer to the People Live-Podcasts. Heute wieder im Academics-Spezialformat hier an der Wirtschaftsuniversität Wien. Neben mir sitzt mein heutiger Gast, die Unternehmerin Teresa Eser-Imre. Und ja, erst einmal vielen, vielen Dank, dass du heute da bist. Und ja, schön, dass wir heute mit dir ein bisschen diskutieren und reden können.
Theresa
00:00:39
Es ist wunderbar, da zu sein.
Willy
00:00:44
Also für alle Hörerinnen und Hörer, die das nur via Audio hören, die haben jetzt gehört, es sind auch wirklich Leute da, wir simulieren das nicht. Ja, konkret, worauf sind wir heute? Es ist ein Kurs im Rahmen der Lehrveranstaltung Zukunftsfähiges Wirtschaften, das kummeln wir dann noch. Das Debatten für Sozioökonomie und vor uns, ihr habt es gerade gehört, sitzen 30 gute Gründe, warum wir heute überhaupt da sind und miteinander diskutieren. Das Ziel des Ganzen ist es, Einblicke in unterschiedliche Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft zu geben und so zu einem vielseitigen und bunten Verständnis davon beizutragen. Ja und ganz einfach, und das ist glaube ich das Ziel von mir generell als Podcaster, einfach euch auch Lust darauf zu machen, nachzudenken und Fragen zu stellen. Ja und die Teresa, die war auch schon ganz, ganz am Anfang von Bauer zu den People, ganz am Anfang von dem Podcast schon zu Gast in Folge 11 und 12. Ab der Länge haben wir zwei Folgen draus gemacht und die Links zu diesen Folgen, die findet ihr und die Leute, die uns zuhören, auch in den Shownotes. Seither hat sich einiges verändert seit dem letzten Podcast, den wir gemacht haben. Darüber wollen wir heute ein bisschen reden. Die Theresa und ich, wir diskutieren das Thema jetzt dann und wie ich schon vorher gesagt habe, bevor ich das Mikrofon gestartet habe, wo ich jetzt nochmal schaue, ob es eh alles läuft, es läuft alles, ich bin beruhigt, ihr könnt jederzeit eure Fragen stellen, eure Sichtweisen einbringen und mitdiskutieren. Ihr sollt es nicht so, ihr sollt, ihr müsst, ihr dürft. Esa, ich habe mir nochmal unseren Podcast angeschaut und ich habe damals in den Shownotes geschrieben oder in der Podcast-Beschreibung, mit sieben oder acht Jahren wollte die kleine Esa das Finanzsystem ändern. Das hast du damals gesagt. Ungerecht, so ihr Urteil.
Theresa
00:02:29
Finde ich noch immer.
Willy
00:02:31
Börse fand sie damals besonders spannend, etwas eigenartig, das Kind? Fragezeichen, fix, Rufzeichen. Irgendwann wurde daraus dann Markter und du eine Unternehmerin. Damit wir drinnen einmal ein bisschen ein Spiel für dich kriegen, wer du bist, wer da heute sitzt, erzähl uns doch ein bisschen was aus deiner Kindheit, aus dieser eigenartigen Zeit, wo du sieben, acht Jahre alt warst und irgendwie, wie will man quasi an die Börse oder wie kann man Börse mit sieben oder acht Jahren spannend finden?
Theresa
00:03:01
Ja, neugierig war ich wohl offensichtlich immer und ich glaube, was mich geprägt hat, Schatz, ich bin in der Steiermark aufgewachsen, ich weiß nicht, in Österreich, wenn man als Kind so unterwegs ist und damals, gut, ich war 90 geboren, also doch ein bisschen älter als ihr, aber ich war in einer Zeit, wo ich schon gemerkt habe eigentlich, dass es uns ziemlich gut geht in Österreich, auch schon als Kind von jetzt einfach der ganzen Schulmöglichkeit, von dem, dass wir alle immer ein Essen haben, irgendwie, weiß ich nicht, gibt es so oft diese kindliche Naivität auf die Welt Und ich muss sagen, ich finde die eigentlich ziemlich gut. Und da geht es eigentlich darum, ein bisschen Fairness zu diskutieren. Ich finde oft, wenn man ein Kind hernimmt, und da gibt es ja mittlerweile genug Studien auch dazu, dass die Gerechtigkeit viel höher halten. Und ich glaube, ich habe das eigentlich damals sehr stark empfunden.
Willy
00:03:44
Mit sieben oder acht?
Theresa
00:03:45
Naja, wenn du dann über die Kinder, damals war das Thema halt viel Ärger in Richtung der Global South. Also im Endeffekt auch da Umverteilungsthematiken. Wie geht es Kindern in Afrika? Also das jetzt runtergebrochen, das ist mir als Kind sehr negativ aufgefallen. Warum es mir jetzt auf einmal so gut geht und warum da andere Menschen auf dieser Welt da draußen nicht die gleichen Möglichkeiten haben. Und ich glaube, das war so dieser zündende Funke, der mich damals halt irgendwie interessiert hat. Und dann habe ich halt herumgefragt und auch mit meinen Eltern natürlich geredet, wie man das als Kind macht. Und irgendwie haben es mir keine zufriedenstellenden Antworten geben können, warum das jetzt so ist. Und dann bin ich halt weiter und habe halt irgendwie überlegt und mich dann halt interessiert, warum das dann doch sehr stark mit den Machtverhältnissen und unseren Wirtschaftssystemen zusammenhängt. Und deswegen habe ich auch danach die gleiche Ausbildung wie ihr alle gemacht, weil ich einfach der Meinung bin, wenn man was kritisieren möchte oder interessiert an etwas ist, warum es so ist, dann ist es halt schon spannend, darüber nachzudenken, wie man das System zuerst vielleicht versteht, um es danach schon auch als Potenzial aufzubrechen. Wir sind gewachsen in einer Welt, die sich jetzt eigentlich erst in den letzten 150 Jahren dermaßen entwickelt hat in Bezug auf Industrialisierung, Globalisierung, sagen wir mal Hyperkapitalismus. Und eigentlich ist es schon spannend zu sagen, unsere Menschheitsgeschichte schaut zehntausende Jahre komplett anders aus. Warum haben wir uns so hinbewegt? Und das hat mich eigentlich früh interessiert.
Willy
00:05:08
Was mich damals schon früh interessiert hat in unserem Gespräch, vor vier Jahren ist es jetzt her. Wahnsinn. Sieben oder acht, noch einmal. Wie stellen wir ein sieben oder achtjähriges Kind vor, das sich für globale Ungleichheit interessiert? Wer von euch, ich schau jetzt gerade ein bisschen, wer hat sich mit sieben oder acht für globale Ungleichheit interessiert?
Theresa
00:05:31
Ja, okay, ist ein bisschen komisch. Aber schau, ich habe einen Halbbruder, den Lenian, der ist jetzt 10. Und der ist halt zum Beispiel fürs Weltraum und das Immunsystem zu haben. Also der ist auch dort.
Willy
00:05:41
Was ist das? Ich versuche immer, woher kommen die Leute, um dann ein bisschen besser zu verstehen, was sie dann machen. Woher kommt das bei euch? Habt ihr einen Zaubertrank oder sowas?
Theresa
00:05:50
Nein. Ich glaube schon, einfach wache Eltern oder einfach Eltern, die im Endeffekt und auch ein Umfeld, das halt neugierig geblieben ist. Ich glaube, ich bin weder jetzt zu seiner Akademikerfamilie, also beide meine Eltern haben auch nicht studiert oder irgendwas, aber was schon irgendwie da war, ein Gespür für, ich bin am Dorf aufgewachsen, das heißt, da gab es so eine Gemeinschaft einmal und dann hast du ein Gespür fürs Miteinander. Und ich glaube, ich bin ein Mensch, ich würde mich auch als hypersensibel in Bezug auf so gewisse, keine Ahnung, Dinge, die man halt mitbekommt im Raum, wie es den Leuten geht und so weiter. Und ich glaube, ich habe das mit dem Kind auch schon gehabt.
Willy
00:06:22
Wie ist das jetzt dein Gefühl? Also wenn du jetzt in den Raum schaust?
Theresa
00:06:25
Ja, langsam kommt das Interesse, was ich so da herrede, ich weiß nicht so recht, da bin ich doch alle übergegeistert.
Willy
00:06:30
Wenn du mich so anschaust, kannst du nicht verschwitzt.
Theresa
00:06:33
Nein, aber ich glaube, ich war einfach früh neugierig. Ich habe super Lehrerinnen gehabt, ich habe Glück gehabt mit ganz vielen Sachen und habe das aber auch eben nicht als nur so, mir steht das zu. Ich finde ein bisschen, dass unsere ganze Privilegiertheit, wie wir oft im Westen uns da positionieren und sagen, mein Gott, weil wir das schon immer gehabt haben, gerade generationenübergreifend ist es oft schwierig mit den Diskussionen oder auch, wie wir uns politisch verstehen. Ich finde ein bisschen, wir sind alle eingeschlafen in der heutigen Entwicklung unserer Europa und ein bisschen dieses Aufgebahnen wieder und zu sagen, hey, wir sind alle ein Teil dieser Systeme und entweder laufen wir halt mit und tun so, als wäre das alles normal oder wir sagen, warum ist das eigentlich entstanden, weil das hat mich am ehesten interessiert. Wenn ich was aufbrechen will und nur sage, es ist scheiße, Entschuldigung für meine Wortmeldung, ich weiß nicht, wie viele die jetzt sein sollen, nein, aber... Mich hat schon immer interessiert, wie die Dinge dort hingekommen sind und gewachsen sind, weil ich das als Potenzial gesehen habe, etwas zu verändern. Wenn ich verstehe, warum sich irgendwas in eine Richtung entwickelt, dann kann ich auch das Potenzial erkennen, diese Richtung vielleicht auch ein bisschen adaptieren zu können.
Willy
00:07:36
Du hast es gesagt, du hast gute Lehrerinnen und Lehrer gehabt. Ich habe oft in meinem Podcast festgestellt, dass für viele erfolgreiche, karrierenprägende Menschen in der Jugend, in der Kindheit und Jugend sehr, sehr wichtig sind. Wer war das bei dir? Oder du hast es jetzt ein bisschen erwähnt. Bist du da gefördert worden?
Theresa
00:07:53
Ich glaube, ja, aber weil ich es mir auch irgendwie genommen habe. Ich war einfach jemand, der nur beides... Du bist nett auf Worte,
Willy
00:07:59
Ne?
Theresa
00:07:59
Nein. Ich glaube, ich habe sicher ein gutes familiäres Umfeld. Mein Opa war schon Unternehmer im kleinen Sinn. Also der hat eine Wintergartenfirma gehabt, wo er aus Kanada damals Schiebetüren importiert hat, weil das war nach dem Zweiten Weltkrieg, wo er hingegangen ist. Und auch Wirtschaftsflüchtling zur damaligen Zeit, muss man auch dazu sagen. Und hat zehn Jahre in Kanada gewohnt und dann das Ganze nach Europa zurückgeholt ein bisschen.
Willy
00:08:22
Ah, toll, steckt da schon ein bisschen die Unternehmerin.
Theresa
00:08:25
Oder? Ja, das muss ich schon sagen, es waren alles eher Menschen in meinem Umfeld, die halt was getan haben und gemacht haben. Familiär gesehen, keine Ahnung. Meine Eltern haben mich mit 23 bekommen, also ziemlich jung, dann währenddessen Haus gebaut und alles. Es waren immer alle irgendwie am tun. Das habe ich dann in meiner weiteren Entwicklung auch sehr hinterfragt. Also, dass da alle ständig nur wir müssen was schaffen, wir müssen was machen, hin und her. Also, das sieht man dann auch, wenn man dann ein bisschen älter wird, die Nachteile dieser ständigen Getriebenheit.
Willy
00:08:52
Hast du es besser gemacht, bis jetzt?
Theresa
00:08:54
Ja, ich lerne kontinuierlich dran. Nein, ich glaube schon, dass ich es anders mache. Also, ich habe Ich habe, wie gesagt, eher die Männer in meiner Familie sozusagen von Opa, Papa, aber auch Onkel sind alle so ins Unternehmerische gegangen, was mich sofort motiviert hat, als Frau unbedingt noch mehr machen zu wollen, weil das habe ich damals schon komisch gefunden, warum das immer die Männer gemacht haben. Das heißt, das hat mich in meiner Jugend auch beschäftigt. Frau, Mann, Gleichberechtigung, was darf ich, was darf ich nicht oder wie weit darf ich mir diese Rollen auch zutrauen als Unternehmerin oder als was auch immer in meinem Leben noch passiert. Ich glaube, wir sind schon in der Diskussion von einem hohen Gleichberechtigung. Aber ich kann sagen, das, was ich in meiner Start-up-Karriere erlebt habe, da sind wir einfach noch nicht wirklich faktisch dort, dass sozusagen die Spielregeln schon total gleichberechtigt sind.
Willy
00:09:41
Ich habe mir die Frage aufgeschrieben, zwar für später, aber man muss ja da immer ein bisschen springen. Equal Payday war vor kurzem gerade wieder, vor ein paar Tagen, also der Tag, an dem...
Theresa
00:09:53
Ab dem Frauen gratis arbeiten. Also die 60 Tage haben wir jetzt, wo wir gratis im Endeffekt im Durchschnitt in Österreich arbeiten.
Willy
00:09:59
Genau, und das ist ja im Prinzip der Fokus ist da mehr, glaube ich, auf Frauen generell, aber glaube ich mehr auf Angestellte und Arbeiterinnen. Siehst du das, dass diese faktische Nichtgleichstellung bei Unternehmerinnen auch so ist? Oder ist das Unternehmer-Dasein vielleicht da ein bisschen ausgeglichen im ersten Sinne des Wortes?
Theresa
00:10:20
Nein, glaube ich auch noch nicht. Also ich glaube, es ist noch immer diese Gewissen, eher die Gesamthaltung, die man oft hat. Also man muss als Frau sich anders beweisen, man muss es aber auch tun. Also ich habe sicher einen Vorteil gehabt, dass ich eine Frau war im Unternehmertum, weil es so wenige in Österreich gibt, die in der Startup-Bubble, sagen wir mal so, gründen, dann eine Firma haben mit 30 Mitarbeitenden und sich auch ordentlich trauen, rauszugehen, sage ich einmal.
Willy
00:10:44
Du hast ja die halbe Zeit deines Lebens seit der Unternehmerin quasi auf Bodien verbracht.
Theresa
00:10:47
Ja, auch eine Entscheidung oder auch ein Teil dieser Arbeit, die ich für mich verstanden habe. Mir war einfach wichtig, eher viel darüber zu reden und auch ein bisschen vor allem jüngeren Frauen ein Vorbild zu sein und zu sagen, es geht alles, du kannst viel machen. Und du hast sogar teilweise ein besseres Momentum, weil man rar ist sozusagen. Aber ich würde zehnmal lieber tauschen, auf Gleichberechtigung zu setzen, anstatt dass ich da als irgendwie einhornlustig herumrahr galoppiere und dann irgendwie die Botschafterin für eh alles sein muss, weil es so wenig Frauen gibt da draußen. Die halt unternehmerisch tätig sind. Und man merkt es eher so, was trauen sich Frauen sozusagen zu? Das finde ich oft ein bisschen schade in meiner auch oft Startup-Entwicklung. Ich habe jetzt mit einer Gründerszene gesprochen. Da hat eine Frau dann zu mir gesagt, die gerade so am Anfang ihrer Gründung ist. Maria, wenn du scheiterst, warum soll ich überhaupt anfangen? Und ich habe mir gedacht, oh Gott, das ist das Schlimmste, was jemand zu mir sagen kann in Bezug auf das, was ich machen wollte. Ich will ja eigentlich zeigen, traut euch was. Genau, Vorwärtsscheitern. Vorwärtsscheitern. Darunter kommt es ja auch noch konkret. Aber ich glaube, was uns allen ein bisschen fehlt, ist auch, dass Frauen in den Rollen, schau mal, was wirklich die Schwierigkeit war, du wirst dann immer wieder auch zu sehr in Schubladen gesteckt. Ich bin eine Frau, die sicher sehr stark auftritt, die eine Meinung hat, die auch sich da positioniert und alles. Und es ist das Witzige, als Mann ist man dann eher so der taffe Unternehmer und der ist cool und der traut sich und ist mutig und so weiter. Als Frau bist du dann laut, extra ein bisschen an. Also es ist so ein bisschen, wir wollen es gar nicht so, dass Frauen sich dann oft schon nach draußen stellen. Und wenn es dann oft schon so ist, dann ist es immer, da muss ein bisschen was Falsches sein bei dir in die Richtung. Also da gibt es schon immer auch, es ist gar nicht so, es ist nicht immer nur faktisch, das Geld, natürlich ist es auch ein Problem. Also bitte bei allen Gehaltsverhandlungen, liebe Frauen, verhandelt zehnmal mehr noch, ihr müsst immer mehr pokern, weil es ist absurd, was ich erlebt habe als Gegenüber, dann oft bei Mitarbeitenden, ein Mann fordert sofort einmal eigentlich ein bisschen mehr, als er eigentlich wert ist, unter Anführungszeichen, er will einfach schauen, was der Markt ist. Und bei Frauen ist eher wirklich schon fast schon mal, ich hätte gern den Job, bitte, wie wenig soll ich verlangen, dass du mich wohl eh nimmst? Also das ist eher so, es ist wirklich eine Mindset-Sache. Und ich versuche halt viele...
Willy
00:13:02
Es ist schon eine Bringschuld von Frauen auch, oder?
Theresa
00:13:04
Beides, natürlich. Es ist aber eine Bringschuld, ja. Natürlich, du kannst dafür nehmen, wenn dir aber nie vorgezeigt wird, dass du das darfst als Frau. Das ist ja wieder dieses, wie viel darfst dich die Frau jetzt rausnehmen, sozusagen in dem, was sie will. Das wird teilweise...
Willy
00:13:18
Empowerment-Frage. Ist es ein Teil Empowerment? Sicher, es gehört alles dazu.
Theresa
00:13:21
Natürlich ist Selbstermächtigung ein ganz großer Teil. Wir dürfen jetzt nicht warten darauf, dass die Welt sich dreht zu unseren Gunsten. Aber man darf schon ein bisschen auch ansprechen, dass es halt nicht das Setup ist, wo alles easy gleichberechtigt sozusagen bis jetzt. Eher in unseren Köpfen noch viel mehr. Ich glaube, dass wir in unserer österreichischen westlichen Gesellschaft durchaus im Vergleich zu vielen Ländern da draußen einen sehr hohen Grad an Gleichberechtigung haben. Aber eigentlich geht noch immer mehr, weil wir sind noch nicht bei 50-50 auf allen Ebenen. Und ich glaube, das ist schon spannend, finde ich.
Willy
00:13:51
Letzte Frage jetzt dazu, bevor wir uns dann einmal ein bisschen auf den Markt konzentrieren. Wo kannst du zum Beispiel mir, also uns Männern jetzt ein bisschen, wo wir dann vielleicht teilweise einen blinden Fleck haben, wo merkt man das als Frau, wo du den Eindruck hast, Männer sehen das nicht, dass man ein bisschen benachteiligt wird oder abgeschasselt wird oder was auch immer. Wo siehst du das, wo du glaubst, Männern fällt das gar nicht so auf?
Theresa
00:14:19
Also erstens, natürlich kann man es nicht generalisieren. Dieses Not-All-Man-Diskussion und so weiter. Also es ist schwierig, das jetzt so runterzubrechen. Aber was mir oft aufgefallen ist, auch Männer im Business, und wir sind auf einer Wirtschaftsuni, also umso mehr gehört es angesprochen, tun sich auch gegenseitig ein bisschen mehr die Credibility geben und meint, du bist cool und hin und her. Und eine Frau wird oft um einen Ticken. Und ich muss selber, wirklich schaut es einmal ganz bewusst, auch bei erfolgreichen Frauen, wie ihr selbst oft darauf reagiert. Ich merke in mir sogar, dass es mir manchmal auffällt, wenn ich merke, du bist eine Frau und hin und her und ihr habt es weit geschafft und so weiter. Irgendwie versuchst, tendenziell eher zu schauen, warum hat die das geschafft und hin und her. Deinem Mann denkt, geil. So ein Anfangsvertaucht habe ich schon mal.
Willy
00:15:03
Eigentlich ja.
Theresa
00:15:03
Und das zeigt einfach, dass wir unterbewusst noch so viel in uns haben, was dieses Zutrauen auch betrifft. Dieses Untereinander. Und eben, wie gesagt, ich sage das so offen, dass es mir selbst oft passiert. Also wo ich wirklich noch merke, warum bin ich sofort, Ich feiere jede Frau, ich meine das tue ich im Herzen sowieso. Aber diese Anfangsdinge, wo ich am Anfang denke, wie hat die das geschafft und so weiter. Und bei einem Mann passiert mir diese Fragestellung gar nicht. Ich denke mir, spannend. Also ich weiß nicht, ob euch das in Ähnlichem nochmal aufgefallen ist. Aber ich finde, und da fängt es eigentlich an und dann geht es runtergebrochen, auch innerhalb von Teamstrukturen. Kommt ein Mann daher, sagt er kann es, ernsthaft, es glauben fast alle und geben dem auch diese Vorschusslorbein. Wenn eine Frau daherkommt und sagt, das Projekt kann ich erstens, tut sich selber unwahrscheinlicher. Das ist schon einmal dort, wo es schwieriger beginnt. Dass man sich weniger zutraut, weil man halt noch nicht alles 100% kann. Ernsthaft, bei einem Mann fällt mir manchmal in gewissen Egosituationen und im Business wird das umso mehr, glaubt man das, Der kann 30 Prozent und sagt, ich kann das 100 Prozent. Also sozusagen die Unterscheidung, Selbsteinschätzung, also Selbstbild, Fremdbild. Bei einer Frau, die kann eigentlich 120 Prozent und sagt, ja, ich kann das gerade einmal eigentlich. Und das ist das, was ich merke, diese Zuversicht. Das muss in uns wachsen, aber das müssen wir uns auch gegenseitig zusprechen.
Willy
00:16:17
Wir sind ja heute, weil wir gerade bei dem Thema, wir sind ja auf deiner Alma Mater, übersetzt auf der näherenden Mutter.
Theresa
00:16:25
Ja, das ist großartig, oder? Eigentlich sollte man eben ein Triarchat, die die Wahrheit finden.
Willy
00:16:31
Du hast ja da studiert. Also bist du quasi wie ein Heimkommen, oder? Ja schon. Wir kommen zurück.
Theresa
00:16:36
Danke vielmals. Ich meine, ich habe zweimal da studiert. Einmal noch auf der alten WU. Ich habe 2010 begonnen mit meinem Bachelor. Ich habe damals IBWL gemacht, aber auch mich sehr stark in Richtung Zuwi und alles, was irgendwie diese Entwicklung eigentlich betrifft, schon damals orientiert.
Willy
00:16:50
Du hast Zuwi damals gemacht, ne?
Theresa
00:16:50
Ja, selbstverständlich.
Willy
00:16:51
Wie war das damals? Waren wir jetzt so ein bisschen zurückgeschickt?
Theresa
00:16:55
Gut. Ich glaube, ich habe damals schon in der ZUBI-Vorlesung mit einer Studienkollegin von mir über den Fleischkonsum global und wie wir den einschränken können.
Willy
00:17:10
In Otto Benz war das damals, oder?
Theresa
00:17:11
Ja, richtig. Ja, gut. Hast du genannt? Nein, ich habe mich vorbereitet. Wie hast du denn das gewusst?
Willy
00:17:16
Du hast mir das gezeigt beim letzten Podcast.
Theresa
00:17:18
Okay, beeindruckend. Ich habe mir wieder reingekommen. Ich habe eigentlich von der Hauptuni kommend auch Soziologie und super spannend für mich.
Willy
00:17:26
Konsumkritik war das damals.
Theresa
00:17:27
Ja, genau, genau, richtig. Konsum und eben stark auf die Fleischkonsumebene nochmal runtergebrochen. Und damals war das alles gerade so, es ist eh witzig, wenn man überlegt, was in den letzten 15 Jahren einfach passiert ist. Es ist ja wirklich eine begrenzt kurze Zeit. Eigentlich in der Zeit, wo ich noch studiert habe. Alles im Aufschwung. Dieses Thema nachhaltiger Konsum, Kreislauf, Circular Economics, das ist alles gekommen, riesiger Hype. Also wirklich in allen Bereichen und ob es dann stärker im Tech-Bereich war oder eben dann, wir sagen, keine Ahnung, klassisch einfach nur von welcher Verantwortung auch in Wirtschaften sozusagen Konsumentinnen haben oder wie auch immer. Und dann habe ich vier Jahre in einer Unternehmensberatung gearbeitet, sehr stark mich mit dem Thema Startups, Innovation und auch da war eine richtige Aufschwungwelle, muss ich sagen. Das war so zwischen 2012 und 2016 und dann kam eben Markter sozusagen als mein erstes bisher einziges Unternehmen.
Willy
00:18:22
Jetzt sind wir bei Markter. Erklär uns doch einmal bitte, was war denn so die Grundidee von Markter? Wie bist du darauf gekommen überhaupt und wie waren die Anfänge?
Theresa
00:18:33
Gut, also im Endeffekt die Grundidee nochmal schnell in einem Satz runtergebrochen. Ich war der Meinung, dass unser Ernährungssystem nicht unbedingt sich zum Positiven entwickelt hat in den letzten, sagen wir mal, 50 Jahren. Man kann ein bisschen zusammenfassen, in den 80er Jahren hat eben der globale Handel stark einen Aufwand bekommen. Auf der anderen Seite sind wir aber draufgekommen, okay, es macht irgendwie Sinn, Europa auch sehr stark aufzustellen, was die großglobale Industrie der Landwirtschaft betrifft. Das heißt, wir haben halt versucht, mehr Output zu generieren mit dem Input, Boden oder Arbeitskraft, den wir eben haben, wenn wir jetzt im volkswirtschaftlichen Kontext kurz einmal bleiben. Und das Interessante für mich war dann eigentlich aber schon zu verstehen, toll, unsere Wertschöpfungskette bei den Lebensmitteln funktioniert so, dass da eine bauerliche Familie, ein Bauernhof, ein Kleinbetrieb, ein Lebensmittelproduzent ist und am Schluss kaufen wir das Ding im Supermarkt. Was steht da dazwischen? Und unsere Wertschöpfungskette hat sich einfach in den letzten 50 Jahren dermaßen aufgeblasen, dass einfach an dem, gut, jetzt vielleicht nicht beim Wasser so runtergebrochen, aber an den Nahrungsmitteln, an den Lebensmitteln, die wir alle konsumieren, wahnsinnig viele Leute mitverdienen. Und so habe ich mir dann gedacht, im Sinne auch von, okay, wir brauchen neue Geschäftsmodelle, das Start-up hat mich interessiert, Social Enterprises hat mich auch interessiert. Also wie können wir eigentlich das System, Konsumkritik, Wirtschaftssystemkritik, also alles Kritik, von innen heraus ein bisschen aufbrechen. Das war schon die Idee von Magda. Weil ich viel darüber nachgedacht habe, soll man jetzt eigentlich eine politische Partei dazu gründen oder soll man das... Also wie auch im Raum standen,
Willy
00:20:06
Oder wie?
Theresa
00:20:06
Alle möglichen Sachen, natürlich. Einfach immer zu verstehen, wo ist mein Hebel, den ich als Person, als Mensch auf dieser Welt einfach setzen kann. Und dann habe ich es für mich schon im Unternehmertum ganz spannend gefunden, weil es auch die gängigste Form ist, wie wir uns aktuell geeinigt haben, dass gesellschaftliche Entwicklung voranschreitet, muss man sagen. Also es ist ja so stark vom Markt gepusht, Ich finde ja schon zu stark auf allen Ebenen, weil dadurch haben wir eben auch diese Ungerechtigkeit und die Verteilungsproblematik, die eigentlich die Schere weiter aufgegangen ist in den letzten Jahren, noch einmal speziell runtergebrochen. Markter war, muss ich sagen, ein großer Versuch, ein neues Lebensmittelsystem aufzusetzen, wo die Direktvermarktung im Vordergrund steht. Das heißt, der Bauer, die Bäuerin, die bäuerliche Familie, aber auch ein anderes Startup im Lebensmittelbereich oder wer auch immer Lebensmittel produziert, ist im Endeffekt die Person, die auch am meisten an dem Ganzen verdient. War im Endeffekt die große Mission von Markter. Zwei Drittel vom Preis, den wir bezahlen als Konsumentinnen, landet direkt beim Betrieb und mit einem Drittel hat Markter das Geschäftsmodell beschritten.
Willy
00:21:10
Das war ja eine Marge quasi.
Theresa
00:21:11
Das war unsere Marge, genau so.
Willy
00:21:12
Sie haben es einfach festgelegt, für alle Produkte.
Theresa
00:21:14
Ja, im Durchschnitt war es dann am Schluss. Also es war dann, am Schluss bin ich auch mehr draufgekommen, eine Einheitsmarge geht auch nicht so ganz so sich aus, weil Hausnummer bei der Butter ist ja Produktionsaufwand so hoch, dass du, wenn du die Marge drauf haust, gar nicht mehr marktfähig bist sozusagen. Das heißt, ich glaube, bei der Butter haben wir am Schluss so bei 12% Marge gehabt. Beim Wein ist es aber umgekehrt so gewesen, dass wir darum, wenn wir nur ein Drittel aufgeschlagen hätten, wir schon so viel günstiger gewesen wären mit dem Bio-Wein als dem Supermarkt, dass es dann auch nicht in Relation gestanden wäre. Das heißt, dort waren es dann eher 45%. Also im Durchschnitt hat es sich aber trotzdem immer so runtergebucht. Und die Idee war im Endeffekt, einen Kanal zu schaffen, als Webseite, ganz am Anfang als Plattform, wo die Produzentinnen und Produzenten ihre Produkte online stellen und wo über ein E-Commerce-Logistiksystem das Ganze direkt vom Bauernhof zu den Kundinnen nach Hause gelangt ist. Und genau so ist Markt dann 2018 online gegangen. Es war nach einer natürlich langen... Der Online-Bauernmarkt. Der Online-Bauernmarkt, richtig, so ist es. Und das war davor im Endeffekt mit einem Crowdfunding haben wir das aufgebaut. Ich hatte auch als... Eher so persönliche Leidenschaft oder Hobby. Damals einen Foodblog mit einer Freundin gemeinsam, der sich auch eigentlich...
Willy
00:22:23
War nicht ganz unerfolgreich, warst du da?
Theresa
00:22:24
War auch nicht unerfolgreich, hat auch zweimal den österreichischen... Influencerin. Bloggerin damals, damals gab es wirklich 2016, 15, 16 war gar nicht so das Influencer-Thema, eh witzig.
Willy
00:22:34
Du hast ja Worts gekriegt dafür, oder?
Theresa
00:22:35
Ich habe ja Worts bekommen, für alle möglichen Sachen in meinem Leben, aber ja, auch für den Foodblog haben wir zweimal den österreichischen Foodblog des Jahres gewonnen. War damals ein Ding, sagen wir mal so, heute würde ich jetzt nicht mehr sagen, dass Foodblogs so hypen wie vor 10 Jahren. Aber so sieht man, wie schnell sich das auch alles dreht.
Willy
00:22:49
Naja, aber wie sagt man denn dann? Influencer, die Rezepte machen, kochen.
Theresa
00:22:54
Das schon, nur halt in ein anderes Medium. Jetzt halt direkt auf den Plattformen im Endeffekt. Anstatt, dass man jetzt eigene Websites baut und dort das alles reinschreibt und Rezepte irgendwie machen.
Willy
00:23:03
Aber Lebensmittel waren immer schon ein bisschen so. Also erst der Foodblock, dann mag der quasi das, was sich dann so entwickelt hat, oder?
Theresa
00:23:09
Ja, an zwei Gründen. Einerseits kochen und esse ich gern. Und ich glaube einfach, dass das Lebensmittel und ein schöner Genuss einfach wahnsinnig auch eine schöne Sache am Leben ist, die wir alle eigentlich genießen dürfen. Für mich ist das eigentlich auch was wahnsinnig Schönes. Und das andere, worüber ich immer nachgedacht habe, ist, okay, jetzt will ich schon Wirtschaftskonsum, wie auch immer Kritik, Kritik von allem. Was braucht man ständig? Wir müssen alle essen. Ich sage jetzt ganz ehrlich, beim Second-Hand-Markt, vom Fashion-wie-auch-immer-Bereich, man kann sich da überall ein bisschen umorientieren, wie man dann im Endeffekt seine Kleidung zum Beispiel auch aussucht oder alle möglichen Entscheidungen des Lebens, wie man sie konsumiert. Und beim Essen lässt sich sehr schlecht darauf verzichten. Und das habe ich dann auch ganz spannend gefunden, natürlich so als auch ersten Anknüpfungspunkt, wie kann man Konsum anders gestalten, dort anzufangen, was wir alle jeden Tag brauchen und was uns auch vielleicht um einen Ticken mehr emotionalisiert als eben rein, sagen wir mal, eine, weiß ich nicht, das Smartphone. Aber das war meine Anfangshypothese. Im Nachhinein würde ich sagen, dass ich eigentlich ein bisschen mich getäuscht habe in dem, wie wichtig mir Essen ist und wie wichtig das vielleicht für alle sein soll. Da bin ich schon eher auf eine kleinere Zielgruppe gestoßen, als dass ich das erwartet habe, denen Essen und gutes Essen und hochwertiges Essen auch wirklich was wert ist, sage ich jetzt einmal. Und da geht es nicht nur um den Preis, sondern die Auseinandersetzung, dass du vielleicht auch damit mehr kochen musst, damit du einfach nicht nur schnell in den Supermarkt gehst und dich satt machst.
Willy
00:24:37
Hast du ein bisschen, denn wir haben ja bei uns im Diskutieren ja über den Cities and Consumer Gap zum Beispiel, hast du den Gap ein bisschen unterschätzt zwischen dem, was du glaubst, oder was die Leute auch sagen, was ihnen wichtig ist, und dem, was sie dann tatsächlich auch tun?
Theresa
00:24:52
Total. Komplett. Ich habe sogar eine Analogie jetzt nach meinem Konkurs jetzt mit Marc da eben nochmal gehört. Es passt ein bisschen die umgekehrte Porno-Industrie. Und ich nehme die Aussage sehr gern her. Ich habe es auch gelesen.
Willy
00:25:02
Ich habe es irgendwann sogar gestellt.
Theresa
00:25:03
Das ist meine Lieblings-E-Mail. Hat das jemand zu mir gesagt? Und jetzt haben wir ihn so treffend gefunden oder der hat das sogar als Beate-Use-Modell empfunden. Ich glaube, Beate-Use kennt man jetzt mittlerweile gar nicht mehr so. Nein, im Endeffekt sagt man, beim Lebensmittel- oder Nachhaltigkeitsbereich, alle sagen, sie tun es und wenn du dann wirklich auf ihr Verhalten schaust, also das hat ja viel mit Behavioral Economics auch zu tun, dann entscheiden sie sich erst für das Schnelle, das Günstige, das wie auch immer. Und das wäre eben das Umgekehrte, wie man normalerweise die Hypothese zusagen, wenn man jetzt den Pornokonsum sagen würde. Niemand sagt, der tut es, aber im Endeffekt merkt man, es gibt eine ganze Industrie. Das heißt, es ist jetzt nicht so, dass das wirklich nicht existiert. Und das ist diese Aussagekraft, wozu positioniert man sich sozusagen und was tut man dann? Und ich glaube schon, das ist relativ treffend, auch wenn es natürlich zugespitzt ist.
Willy
00:25:46
Wann ist dir das klar geworden? Also so nach und nach gedämmert?
Theresa
00:25:50
Schau, immer über die Jahre, seit der Gründung, so in dem ersten Sommer schon, wo ich gemerkt habe, wir haben am Anfang so viel Zuspruch gehabt, auch auf einer, keine Ahnung, damals gab es Facebook noch und diese ganzen Sachen viel stärker halt. Überall haben wir Reichweite gehabt, wir haben im Crowdfunding Reichweite gehabt, wir wurden in den Medien aufgegriffen. Und dann merkst du, du fühlst dich so richtig so cool, die Leute wollen das, was du machst und alles miteinander. Und dann gibt es so einen Anfangshype, oft bei solchen Nachhaltigkeitsprojekten, wo man dann merkt, da hat man die Aufmerksamkeit und auch wirklich so Interesse. Und wie schnell dann diese Aufmerksamkeitsspanne einfach wieder abflacht, wenn du nicht ständig irgendwo auch das Budget hast, marketingmäßig zu befeuern oder in den Kanälen zu bleiben. Da hat sich dann einfach relativ schnell, auch wieder dazu bleiben, die Spreu vom Weizen getrennt von loyalen Stammkunden, auch Zielgruppen, die durchaus dafür auch wirklich committed waren. Aber zum Beispiel meine Hypothese war, dass unsere Online-Bauernmarkt-Zielgruppe viel jünger eigentlich sein hätte müssen. Also ich war immer der Meinung, es müsste so eh ziemlich ich halt, wie das immer schwierig ist, wenn man ein Produkt oder ein Unternehmen für sich selber so in die Richtung gründet oder auch das eben dorthin optimiert. Und ich war so der Meinung, na, damals ja auch im Selbstständigen oder in einem Job sozusagen sehr intensiv in der Karriereleiter gewesen. Und dann habe ich gesagt, ich habe so intensive Arbeitswochen, aber gleichzeitig ist mir Essen eben so wichtig. Warum kann man das nicht so organisieren, dass diese nachhaltigen Produkte direkt nach Hause bestellt werden? Für mich so, wow, da muss diese Zielgruppe der jungen Erwachsenen, die alle jetzt irgendwie so auch mit ihren Entscheidungen, was sie mit ihrem Einkommen machen, da wirklich einen Beitrag leisten. Und dann bin ich aber draufgekommen, die Zielgruppe ist 60 plus, die sind alle überzeugt und committed, also die klassischen sozusagen Öko-Einkäufer, der, sagen wir mal, eher noch 70er, 80er Jahre Generation. Ja. Und wenige dann eigentlich in dem Alter, die halt jünger waren. Und dann habe ich es halt auch versucht zu verstehen. Okay, begrenztes Einkommen, und das merkt man auch in den letzten Jahren, was natürlich die ganze Inflationsebene gemacht hat und auch mit der Leistbarkeit von Lebensmitteln. Das hat sich in den letzten fünf bis zehn Jahren so arg gedreht, muss ich auch noch einmal sagen, dass es natürlich darum geht, es bringt nichts, ein Produkt rauszubringen, was dann ein gewisses fast schon Premium-Luxus-Segment nur erreicht. Und das habe ich dann teilweise einfach total schwierig gefunden zu sagen. Okay, jetzt musst du eigentlich mehr verdienen, damit du dir gute Lebensmittel von Bauern leisten kannst, damit der fair bezahlt ist und damit der auch gleichzeitig noch überleben kann. Weil das war ja die eigentliche Hypothese in dieser Gesamtrechnung. Wir haben einen Bauernhofsterben, das wirst du hoffentlich in dieser Runde schon mehrmals erwähnt haben. Und das liegt eben daran, dass unsere Lebensmittel leider insofern zu günstig sind, als dass vor allem nichts beim Betrieb ankommt.
Willy
00:28:33
Wir haben eine Frage?
Theresa
00:28:34
Sehr gut.
Studis
00:28:35
Ja, ich glaube, Ich wollte das schon Sie sagen.
Theresa
00:28:39
Gut die Kurve gekratzt.
Studis
00:28:42
Glaubst du, dass Leute, auch wenn sie jetzt sagen, okay, ich spare bei gewissen Luxusartikeln oder Freizeit-Lifestyle-Artikeln und gebe lieber mein Geld bei hochwertigen Lebensmitteln aus, dass so der Gap nicht da ist, weil die Leute zu wenig informiert sind, was hochwertige Lebensmittel ausmacht und weil man im österreichischen Schulsystem nie wirklich Kochunterricht so auslebt, damit man weiß, was mit Nährstoffe und das Ganze?
Theresa
00:29:10
Nährstoffe, Gesundheitssystem, Biodiversität. Wenn man am Schluss, nachdem ich mich natürlich ähnlich wie du zehn Jahre jetzt mit dem ganzen Thema auseinandergesetzt hat, was das für uns selbst, aber auch volkswirtschaftlich bedeutet, günstige oder hochwertige Lebensmittel zu produzieren und zu konsumieren, ist auch ein riesiger Gap. Das haben wir leider in der ganzen nachhaltigen Wirtschaftslogik. Im Endeffekt, wenn wir wüssten, auch im Sinne unserer ganzen Externalitäten, die im jetzigen System nicht eingepreist sind, das heißt die Umweltauswirkungen, die negativ sind und trotzdem nicht am Preis sich aufschlagen. Wenn es da andere Spielregeln gäbe, aber die müssten anfangen, da gebe ich dir sehr recht, eigentlich auf einer Ebene von, was sind Lebensmittel, wie geht man mit denen um und wie wichtig sind die, weil wenn ich dort eigentlich mein Geld sozusagen sinnvoll ausgebe, ich sage jetzt nicht, dass das in einem Luxussegment bleiben soll. Das ist auch wirklich nicht das Ziel, glaube ich, dieser ganzen Sache. Aber es ist natürlich was anderes, wenn du dann was Qualitativeres hast. Dann geht es wirklich in unterschiedlichsten Bereichen. Ich glaube, es gab erst vor ein paar Wochen wieder diese ganze Darmkrebsstudie, die im Endeffekt jetzt eine so starke Steigerung bei jüngeren Menschen eben auch gezeigt hat, vor allem aufgrund der hochverarbeiteten Lebensmittel. Und da denke ich mir, eigentlich wüsste man es als Gesellschaft schon, aber wir schaffen es aus irgendeinem Grund nicht gut. Das sehe ich auch als Eigenkritik und ich denke viel darüber nach. Wie erreicht man die Menschen in einer Überentertainten Gesellschaft wie jetzt. Ich meine, wir wissen ja alle, wie irgendwie Social Media uns prägt, von der Aufmerksamkeitsspanne und alles. Jetzt musst du das so sexy kommunizieren, dass dann wohl so viel Follower und so viel, keine Ahnung, Rich Interaction, bla bla bla, weil du eigentlich im Wettbewerb bist mit diesen Bildungsthemen und mit diesen wichtigen Dingen, die eigentlich als Schulthema reinkören, aber sogar über die Schule hinaus. Es müsste sogar meiner Meinung nach noch mehr an den Spielregeln gedreht werden. Das wäre meine Einstellung dazu, nicht nur über den Befähigten oder die befähigte Konsumentin, weil ich glaube, das ist diese Schwierigkeit. Ich glaube, wir müssten radikaler politisch agieren in Europa und sagen, gewisse Produkte dürfen gar nicht unter diesen Bedingungen am Markt verkauft werden, weil sonst fangst du erst wieder bei allen an zu sagen, jeder von euch muss jetzt gescheiter sein. Und dann nimmst du die Verantwortung von den Firmen und von der Politik. Und das ist meine Haupt, also ich habe ein Riesenproblem damit in dieser aktuellen Wirtschaftslogik, wie das immer gesagt wird, ja, aber der Konsument, die Konsumentin, will es ja so. Das ist, weil sie nicht gut genug informiert ist. Ich will das aber nicht als Dummheit sagen. Ich glaube, das ist einfach eine, wir können nicht jedem zumuten, so wie wir nicht jedem zumuten, keine Ahnung, die Leistung eines Arztes, einer Ärztin zu ersetzen. Da musst du halt mehr lernen, wie du deinen Körper sozusagen selbst wieder heilst, unter Anführungszeichen, oder ihn behandelst. Das ist ja auch nicht der richtige Zugang. Ich glaube, es braucht Professionisten, die Regeln vorgeben und zusätzlich natürlich auch Verständnis zu entwickeln und in den Schulen und Kindergärten anzufangen, weil sicher scheitert es auch daran, finde ich. Aber es ist ein super Punkt.
Studis
00:32:04
Also ich stimme dem auf jeden Fall zu, denn das ist ein Ort, auf sich gegenseitig aufzupassen, so rum, dass es außer Krieg. Denn wie du auch richtig gesagt hast, nicht jeder hat die Zeit, in seiner Freizeit eine Ernährungsberatung, Ausbildung hinzulegen.
Theresa
00:32:23
Und auch nicht das Interesse. Ist auch okay. Ich meine, nicht jeder will keine Ahnung. Bungee-Jumping-Profe werden muss auch nicht. Es gibt so unterschiedliche Ausrichtungen. Das eine ist halt wichtiger.
Studis
00:32:33
Weil es eben zum gewissen Grad auch ein Privileg ist, die Freizeit dafür überhaupt zu haben. Erst recht in Zeiten, wo alles immer weniger leistbar wird und immer mehr Leute verormen. Und was ich vorher nur ergänzen wollte, vor ein paar Wochen bin ich über Studien gestolpert, wo behandelt wurde, dass vor allem junge Menschen dazu neigen, sie öfter so kleine Treats zu kaufen, anstatt auf irgendwas hinzusparen, weil alles so unleisbar und aussichtslos wirkt, dass man sich lieber was Kleines kauft jetzt und irgendwas investiert, anstatt dass man jetzt auf zum Beispiel Urlauber hinspart. Und ich glaube, dass das auch mit reingespült, wenn man darüber redet, was für Lebensmittel werden ausgewählt, weil dann solche Käufe, was nämlich behandelt wurde, oft auch dazu geführt haben, dass dann an anderen Ecken das Geld geführt hat, weil sie teilweise auch Geld ausgeben haben, was sie gar nicht ausgeben hätten oder gar nicht gehabt haben. Also man ja auch darin merkt, dass es immer mehr Vorfälle über die Jahre gegeben hat mit horrend hohen kleiner Schulden beispielsweise.
Theresa
00:33:44
Und ich kenne die Studie, die du erwähnst, oder ich weiß, was du meinst, auch dieses, wozu gönnt man sich ihm jetzt was sozusagen, unser kleiner Luxus des Alltages unter Anführungszeiten. Und ich glaube, das ist aber sehr wohl ein Riesenthema mit der ganzen Ebene. Wie viel können wir auch in unserem, ich bin jetzt sicher 15 Jahre älter als ihr, aber trotzdem, wo ich auch selbst darüber nachdenke, wie viel kann ich selbst durch meine Arbeitskraft erwirtschaften und wie wird Kapital im Endeffekt aktuell in dem Wirtschaftssystem belohnt, aber auch besteuert in vielen Dingen. Und das Problem ist halt, wenn man Geld hat in der heutigen Zeit, dann kann man leicht mehr daraus machen. Das Problem ist aber, wenn du nicht den Background familiär hast oder aufgrund unterschiedlicher Themen, dann hast du da eigentlich etwas, was du fast nie aufholen kannst. Und ich finde das schon ein riesiges Problem, weil dadurch werden auch alle weiterhin so klein gehalten, dass sie eben gar nicht entscheiden können, was sie mit ihrem Konsum aktiv beeinflussen wollen.
Studis
00:34:45
Ja, dieser Gap wird immer größer und größer. Zum einen, weil eben Reichtum extrem stark vererbt wird, weil es Steuerberater gibt, die sich damit den ganzen Tag befassen, was es für Steuerlücken gibt. Was ja auch zum Beispiel Marlene Engelhorn erzählt hat. Und dass einfach Geld ab dem Zeitpunkt, wo es zu Vermögen, Kapital wird, für einen arbeitet und man damit selber nicht mehr arbeiten muss, weil das das Geld für einen macht und man so passiv immer reicher wird, sorgt auch für ein extrem hohes Ungleichgewicht in der Gesellschaft und fördert eben Parallelgesellschaften. Denn ab dem Zeitpunkt, wo man gar nicht mehr interagieren muss mit der Arbeitswelt, um überhaupt leben zu können, hat man auch keinen Grund mehr dazu. Und ja...
Theresa
00:35:41
Das beschäftigt mich auch wahnsinnig.
Studis
00:35:43
Dann profitiert man trotzdem von dem, was die Gesellschaft jeden Tag leistet.
Theresa
00:35:48
Ich weiß, was du sagst, absolut.
Willy
00:35:52
Gehen wir nochmal zurück auf den Markt ab. Schauen wir uns den Grundprozess an und schauen wir uns auf Basis dieses Grundprozesses oder wie du das Geschäftsmodell ein bisschen für die Veränderung am Markt an. Die Grundidee war, du hast... Gesehen, dass Landwirtinnen und Landwirte sich teilweise ein bisschen schwer tun, in der Vermarktung etc., nach außen hin zu kommunizieren. Ein Kommunikationsthema in der Landwirtschaft. Und hast du das versucht mit dem Online-Job, mit den Dienstleistungen am Anfang, ich mache einen schönen Auftritt und vermittel dann quasi sie...
Theresa
00:36:20
Direkt zu den Konsumenten.
Willy
00:36:22
Das war die Grundidee.
Theresa
00:36:23
Die Grundidee war immer die direkte Beziehung. Natürlich hat Markt als Plattform fungiert. Manchmal habe ich sogar das an mir kritisiert, dass wir überhaupt zwischen waren. Aber genau das war dann trotzdem unsere Dienstleistung oder das, was unsere Aufgabe war, eigentlich diese Brücke zwischen Konsum und Produktion zu schließen, um in dieser Konsequenz mehr Bewusstsein auch zu erzeugen. Weil je mehr, und da gibt es auch wieder Studien dazu, waren wir eh viel auch damals, auch wie ich, ich habe dann danach, das habe ich noch nicht ganz erzählt, hier auch sehr wohl auf der WU noch einmal den Master für, den Siebmaster gemacht, also für Socioecological Economy and Policies. Und da habe ich ganz viel dann auch recherchiert, auch über diese Nahrungszusammenhänge, aber auch in Bezug auf eben Behavioral Economics, also Verhaltensökonomie. Das ist so spannend, also auch, warum wir wie entscheiden. Das ist so interessant, da mehr Verständnis zu haben. Und dann aber auch eben demütig zu sein vor dem Jahr. Wir Menschen sind einfach nicht gewachsen für so ein komplexes System mit so vielen unterschiedlichen Inputfaktoren, um dann jeden Tag für jede Konsumentscheidung selbst sozusagen das Richtige zusammenzuwählen, wo du nicht nur Ernährungsexpertin, du müsstest auch Materialchemikerin sein und auf den unterschiedlichsten, also was wir alles eigentlich wissen müssten, weil wir ja frei am Markt entscheiden dürfen, so dürfen unter Anführungszeichen, da ist sicher schwer anzufangen. Aber noch einmal jetzt zu dem zurück. Also zuerst habe ich für mich ein Potenzial erkannt. Damals, 2015, 2016, war das Internet natürlich voll vorhanden, aber es gab noch nicht in dieser Form, Keine Ahnung, diese ganze E-Commerce-Thematik im Lebensmittelbereich, das hat sich dann natürlich massiv mit Corona verändert. Das war auch unser großer Durchbruch, muss ich fast sagen, bei Magda. Aber da war das in den Anfangs-Stadien. Und das habe ich auch interessant gefunden. Da haben wir relativ frisch mit der österreichischen Post dann einen Dienstleistung, also einen Service von denen genützt. Das hieß Next Day Fresh. Das heißt, da hat wirklich der Postbote das Paket beim Bauern, bei der Bäuerin abgeholt und wirklich innerhalb von 24 Stunden bei der Konsumentin abgesetzt. Damit konnten wir die Kühlkette sicherstellen. Wir haben das Ganze mit Kühlakkus auch alles schon gemacht. Also wirklich von Joghurt, Brot, Fleisch, Milchprodukten.
Willy
00:38:28
Das waren die großen Herausforderungen am Anfang, oder? Absolut. Die Verpackung, oder?
Theresa
00:38:31
Da hat mich jeder mal am Anfang sehr angelacht oder ausgelacht. Wie ich gesagt habe, ich will jetzt Eier mir vom Bauernhofer schicken. Oder interessant war dann wirklich schon noch der Fisch, den wir dann auch geschafft haben, in Versand zu bringen. Also du bist schon sehr heikel in der Kühlkette. Aber es hat alles dann über die Zeit und auch da wahrscheinlich einen gewissen Mut und eine Naivität. Ich habe mit Logistikern geredet, die gesagt haben, ich spinne komplett, dass ich mir das zutraue. Und ich so, naja, ich habe ja noch nicht gewusst, dass es nicht geht so in die Richtung. Also manchmal ist es auch ganz gut, da nicht mit der vollen Branchenerfahrung reinzugehen, sondern zu sagen, naja, schicken wir es halt einmal mit der Post so in die Richtung.
Willy
00:39:03
Also die ersten zwei großen Herausforderungen waren Kommunikation seitens der vielen kleinen Landwirte. Richtig, richtig. Der LEH kann ja, also der Supermarkt kann ja im Prinzip...
Theresa
00:39:13
Man hat Budgets en masse,
Willy
00:39:15
Wenn man so will.
Theresa
00:39:16
Und die Kleinen,
Willy
00:39:17
Das hast du noch nicht gesehen. Es war so ein bisschen das...
Theresa
00:39:19
Genau, eigentlich ihnen eine Bühne geben, den Betrieben zu helfen, auch wie vermarktest du dich im Internet, wie macht man gute Produktfotos, wie macht man eigentlich damals so, wie porträtiert man sich im Endeffekt, das ist zehn Jahre her, aber es hat so alles begonnen damals. Und es hat auch wirklich viel Interesse von den Landwirtinnen dann gegeben, also wir haben einen enormen Zuspruch da gehabt, weil wir, glaube ich, genau am richtigen Punkt angesetzt haben. Nämlich mit diesem Ungleichgewicht auch wieder. Damals, genau zur Gründung, gab es noch in meinem Verständnis, aber deine Zahl habe ich nachrecherchiert dann mit diesen unter 100.000 landwirtschaftlichen Betrieben. Ich lese deine Newsletter, was glaubst du? 130.000 landwirtschaftliche Betriebe auf der einen Seite in Österreich, also wirklich jetzt nur, wenn man die Urlandwirtschaft reinnimmt, da sind aber noch viel mehr Betriebe, die einfach Lebensmittel produzieren. Also von den Fleischereien, Bäckereien, keine Ahnung, Getränkehersteller, Brauereien, wir können alles damit reinnehmen. Und dann haben wir drei Supermarktketten, im Endeffekt drei Konzernstrukturen, vielleicht mit Lidl dazu vier, die 93 Prozent des Marktes beherrschen. Und da habe ich schon irgendwie ein Riesenpotenzial erkannt und da ist ein Bottleneck, also auch im volkswirtschaftlichen Sinn gesprochen. Du hast eine extrem große Zahl an Produzierenden betrieben und auf der anderen Seite drei, vier Vermarkter im Endeffekt, die alles determinieren. Und was sicher mitgespielt hat, meine Mama arbeitet seit jetzt bald 20 Jahren in einer Fleischerei in Puttensteins, wo ich aufgewachsen bin. Also auch Familienunternehmen, schon deutlich größer, also nicht mehr so eine kleine Fleischerei, sondern auch wie sie sich entwickeln hat müssen, sind so 120 Mitarbeiter dort. Und da habe ich schon auch früh in meiner Jugend mitbekommen, wie so der LEH, also der Lebensmitteleinzelhandel, verhandelt mit den Betrieben. Und habe das einfach wie eine bodenlose Frechheit empfunden in ganz vielen Bereichen. Meine Mama ist dort einfach im Büro und ist genau für die Auftragsverarbeitung mit dem LEH eben zuständig. Und wenn du dann eben darauf kommst, was dieses Machtverhältnis auch da ausmacht, wenn da so ein großer Konzern gegenübersteht, gegenüber einem kleinen Betrieb, der halt gerne bitte die Produkte verkaufen will, slash muss. Das ist das Gleiche, wenn man auch über die ganze Molkerei und die Ebene zum Beispiel mal intensiver diskutiert. Ich meine, gerade dort noch einmal viel mehr, die Kuh gibt ihre Milch. Wenn man jetzt zumindest als Bauernhof diesen Zweig eingeschlagen hat und eine Milchviehhaltung halt hat, dann kannst du nicht einfach sagen, oh, jetzt warte ich auf einen besseren Preis und keine Ahnung. Also du bist da im Endeffekt immer in dieser Bittsteller-Rolle eigentlich und das habe ich auf unterschiedlichen Ebenen dann wahrgenommen und ist in allen leider Branchen so, also halt von Gemüse bis keine Ahnung, was wir irgendwie ansprechen wollen. Weil, wenn ein Betrieb dann sagt, also einer der drei großen, wir zahlen dir den Preis nicht, dann wirst du einfach ausgelistet. Und das ist halt auch wieder so ein Ausspielen von Machtstrukturen, wo dann wieder das Geld und das Kapital einfach so stark reinkommt.
Willy
00:42:10
Also eigentlich ist das der Empowerment-Ansatz der kleinstrukturierten landwirtschaftlichen Betriebe. Der Ansatz war einerseits über Sichtbarkeit. Du gibst dir eine Sichtbarkeit über eben diesen virtuellen Bauernmarkt oder den Online-Bauernmarkt. Das zweite große Problem, das ich am Anfang hatte, das war die Logistik. Einfach genau zu schaffen, wie kommen jetzt diese Produkte. Das ist ja auch, der Vorteil vom LEH ist ja auch, ist ja eine homogene Struktur. Die haben Systeme, das ist relativ zentralisiert und strukturiert. Jede bäuerliche Familie ist ein bisschen anders.
Theresa
00:42:39
Und auch hat einen Standort, der sich nicht so leicht ändern lässt.
Willy
00:42:43
Die, sage ich mal, die digitalen Kompetenzen waren auch unterschiedlich ausgeprägt, sage ich jetzt einmal. Das heißt, du hast einen sehr heterogenen Kundenstamm gehabt oder Oh, oh, oh. Produzentinnenstamm, den du irgendwann mal unter den Hut bringen hast. Wie warnt das so die Herausforderungen?
Theresa
00:42:59
Lustig. Also im Endeffekt, nein, ich glaube, viel, also alles Mögliche. Da gibt es tausend Anekdoten, die man da irgendwie erzählen kann, was alles schiefgegangen ist. Whatever could go wrong, did go wrong along the way. Aber das hat mir auch viel einfach gebracht. Und ich glaube, wenn man dann auch merkt, so was in der Praxis halt alles passiert und keine Ahnung, also ich glaube ich eh, ich muss jetzt immer wieder eine meiner Zitate, die immer wieder natürlich kommen, aber Aber irgendwann ruft mich eine Bäuerin in der Früh an und sagt, ja, die Rehe haben den ganzen Salat aufgegessen. Und ich sage, ja, okay, dann gibt es halt heute keine Salatlieferung. Also es ist die Praxis da draußen. Und das ist halt auch, wo du merkst, wie weit sind wir weg von diesem Verständnis, auch wie Natur im Endeffekt den Zusammenhang mit unserer Lebensmittelproduktion hat. Wir gehen alle nur in den Supermarkt rein, da gibt es halt immer den Salat, da gibt es halt immer alles zur Verfügung. Und natürlich war das am Anfang total schwierig, weil im E-Commerce-Bereich, wenn du das versuchst auf einen Hut oder unter einen Nenner zu bringen, dann musst du natürlich am Anfang Bestellungen haben, wo dann aber was schief gehen kann, weil der Traktor geht ein und das passiert und das passiert und die Kundin hat aber schon gezahlt. Also erwartet sich auch natürlich diese Lieferung. Da sind wir alle auch als Konsumentinnen ziemlich überservisiert worden, meiner Meinung nach auch in einer falschen Ebene. Immer dieses, der Kunde ist König, ich schenne da jetzt bewusst nicht. Next Day Delivery. Genau, aber auch diese Erhaltung, mir steht das zu. Und wenn man auf der anderen Seite aber versucht zu vermitteln, auch da, Das ist aber in der Landwirtschaft nicht immer automatisch so, ja, bei dem einen mal schlachten, was auch immer. Ich nehme jetzt sehr viel tierische Dinge in den Beispielen. Aber gerade dort ist es natürlich noch eine höhere Anfälligkeit sozusagen. Du kannst nicht immer alles so genau planen, wie du das einfach in einem klassischen Produktionsbetrieb, wenn du Schrauben produzierst, normalerweise machen würdest. Und das ist eigentlich das, was uns berühren sollte. Weil genau da, wenn du diesen Bezug verstehst und merkst, so, hey, da ist aber ein Mensch als Gegenüber und der ist auch mit voll seinem Tatenbrang dahinter, was Gescheites da herzustellen. Und da geht halt hin und wieder das eine oder andere gut schief, wie auch immer. Und der eine Käse schmeckt dann anders, wie der von der vor zwei Wochen. Also das haben wir alles gehabt bei dem Produkt.
Willy
00:45:00
Aber wir hätten ja gerne gleich wieder gehabt. Das was auf der anderen Seite, die Authentizität, die wir so lieben, die wir so brauchen, die führt dann auch zu, sagen wir mal, zu Ineffizienzen oder zu, die produzieren halt nicht jeden Tag gleich. Richtig. Genau, aber das will ich dann nicht. Ich will zwar die Authentizität, aber ich hätte es gerne next day.
Theresa
00:45:18
Und alles homogen und alles am besten noch haltbar für drei Monate am Schluss, weil das auch die Konsumentinnen natürlich überfordert hat, weil die Produkte oft durch dieses Nicht-Ultra-Hoch-Erhitzen gerade in dem Bereich sicher nicht so lange auch Haltbarkeiten hatten. Und merkt man, also wir sind schon überverwöhnt in einem Bereich, der uns eigentlich gar nicht mehr gut tut oder systemisch auch nicht mehr gut ist.
Willy
00:45:41
Jetzt habt ihr angefangen quasi so als Vermittler zwischen Konsument und Direktvermarkter, aber relativ, ich weiß nicht, relativ bald. Irgendwann habt ihr euch dann entschieden, das mit der Logistik, das ist schwierig. Die Leute wollen jetzt nicht zehn Produkte von zehn unterschiedlichen Bäuerinnen und Bauern bestellen, sondern sie wollen einen Einkaufs- also irgendwo habt ihr dem Ganzen dann ja auch ein bisschen wieder nachgegeben, oder? Ja, ja, sicher. Und war das jetzt, das war ja auch der erste wichtige Schritt oder ein großer Schritt.
Theresa
00:46:08
Ich glaube, das war das erste Mal ein bisschen scheitern und das war gut, weil aus dem heraus eine Erkenntnis. Und da bin ich auch das erste Mal so draufgekommen, mhm, mhm. Ich kann mir so viel überlegen, wie ich will. Wenn ich dann mit einem Produkt einmal an den Markt gehe, live gehe, was auch immer, da ist es dann halt spannend und das ist auch alles in dieser ganzen Startup-Logik, Build, Measure, Learn, Repeat, wie auch immer, dass du im Endeffekt sehr agil entwickelst, dass du versuchst, ständig Kundinnen-Feedback auch einzuholen, weil du dich ja danach richten willst, aber gleichzeitig hast du da innere auch ein bisschen Barriere, weil du willst ja nicht alles für die Kunden wiederum genau so machen, nur damit es einfach ist. Also es ist ein ganz schwieriger Grad für mich gewesen. Aber ja, es war so, dass wir 2018 im März online gegangen sind und im ersten Sommer habe ich schon gemerkt, boah, die Bestellungen brechen, obwohl die ersten zwei Monate richtig gut waren. Da war ich schon richtig so der Meinung, wow, das wird was. Und auf einmal kommt Sommer und die Bestellungen sind eingebrochen. Und ich denke mir so, ach Gott, erstens habe ich damals noch nichts vom Sommerloch gewusst. Im Nachhinein, viele Jahre danach, habe ich schon mich darauf eingestellt, jeden irgendwie Juli, August sind eigentlich die Bestellungen immer eingebrochen, weil natürlich im Online-Lebensmittelbereich auch wieder verstanden, Leute auf Urlaub, ganz andere Konsum-Ebenen. Damals war ich aber richtig so ersten Start und zwei, drei Monate irgendwie live und irgendwie die ersten Mitarbeitenden gehabt und so, okay, was passiert jetzt? Keine Ahnung, warum bestellt nicht mehr jeder jeden Tag so viel oder du hast halt richtig so einen Job gemerkt. Und da habe ich dann aber früh gelernt, viel mit Umfragen und viel mit sozusagen wirklich Feedback einfach zu arbeiten und das hat mir auch einfach über... Das hat gerade neu geladen. Macht das nichts?
Willy
00:47:38
Nein, das macht mich schon nicht mehr nervös. Und ich nicht nervös, wie das ist.
Theresa
00:47:42
Okay, passt. Ich glaube, du siehst es nicht, nur weil da irgendwas gedreht wird am Bildschirm. Nein, und da habe ich halt früh gelernt, es hilft so viel, einfach in diesen Austausch zu gehen. Und das hat mich dann auch im ganzen Markt, der Entwicklungsbereich einfach viel geprägt. Ich habe früh gelernt, nicht nur von meinem eigenen Ego-Erwartung, das Produkt ist jetzt toll und das muss ja jeder wollen sozusagen, sondern eben mein Ego eigentlich gänzlich rauszunehmen aus dieser mathematischen Rechnung und zu sagen, okay, wo ist Feedback? Was interessiert die Leute? Was ist schlecht daran? Und so weiter. Und dann haben wir wirklich lange, große Umfrage gemacht von tausend Kunden dann damals schon. Und da war relativ klar, schön, dass wir so eine breite Vielfalt haben. Du hast es schon zusammengefasst, ich kann von dem Bauern den Honig bestellen, von der nächsten Bäuerin das Brot und von der dritten Produzentin das Bier. Aber ich habe immer Einzelbestellungen und das ist natürlich ein Problem im Online-Logistik-Bereich. Du bist einfach die Erwartungshaltung gewohnt. Du kriegst alles in einem Warenkorb, gerade im Bereich Lebensmittel. Ich will bewusst für irgendwas kochen. Da hilft es mir nichts, dass jetzt das unter Anführungszeichen, keine Ahnung, die Schwammerl jetzt kommen und in zwei Tagen kommt der Wein und in vielleicht drei Tagen antwortet die oder jene, wie auch immer, auf meine Anfrage, weil es war auch, wie du gesagt hast, die Performance der Betriebe sehr unterschiedlich, also die einen haben wirklich halt am selben Tag geantwortet, andere haben drei Wochen keine E-Mails gewesen, weil das halt normal ist in der Landwirtschaft und das hat dann halt auch nicht unbedingt von den Erwartungshaltungen von den Konsumentinnen gepasst.
Willy
00:49:05
Ja.
Theresa
00:49:07
Magst du noch etwas dazu sagen?
Studis
00:49:09
Ich habe eine Frage und zwar, würdest du sagen, dass man das Konzept Markter besser auf einer Länderebene umsetzen könnte, auf einer Staatsebene, von der Organisation her und dass das nicht nur positiver für die Menschen und ihre Gesundheit war, sondern auch effizienter?
Theresa
00:49:33
Ja, gute Zusammenfassung. Ja und nein, glaube ich, als Antwort. Also ja, insofern, dass ich all diese Jahre so viel darüber nachgedacht habe, warum. Also ich habe GmbH damals ja gehabt und alles, auch mit Investoren, also über die Zeit. Ich meine, es hat jetzt zehn Jahre diese Firma gehabt. Wir haben am Kapitalmarkt 10 Millionen Euro aufgestellt, also auch wirklich viel Geld da reingesteckt in diese ganzen Systeme. Wir haben ja dann zwei Geschäfte gehabt und so weiter. Und dann fängt das aber alles so rein, in diese Startup-Logik zu rutschen. Dann bist du in Bewertungslogiken, dann hast du sozusagen Beteiligungsrunden. Ich weiß nicht, wie viel sich da jeder von euch damit schon auseinandergesetzt hat. Das ist aber eine ganz eigene Logik, die dann erst wieder sehr stark den Kapitalmarkt bedient sozusagen mit dem Profitergebnis. Ich habe am Anfang schon viel darüber nachgedacht, wie könnte man es genossenschaftlich organisieren zum Beispiel, so wie die Raiffeisen letztendlich trotzdem auch groß geworden ist, aber halt eine gescheitere Raiffeisen, die halt nicht sozusagen meistens die Bauern und Bäuerinnen eher klein hält und das System groß, sondern genau das halt umzudrehen. Und ich habe viel darüber nachgedacht, gibt es nicht irgendeine Form von Gemeinwohlstruktur. Also im Endeffekt, das Problem ist, wir sind in Europa sowohl, also wir glauben noch immer, dass diese, wenn das Unternehmen gewinnorientiert aufgesetzt ist, dass das das Optimum für uns als Gesellschaft ist. Zumindest in der breiten Gruppe von Gesellschaft und sagen wir mal jetzt Politik. Ich glaube, wenn es nur staatlich, ich hätte mich sofort, ich hätte jemand zu mir gesagt, du darfst jetzt deine Firma weiterführen, aber die gehört nicht dir, sondern die gehört der Gesamtgesellschaft und das finanziert der Staat. Ich hätte sofort unterschrieben, keine Sekunde darüber nachgedacht, weil genau das sehe ich systemisch als Notwendigkeit. Ich glaube aber, Staatsbetriebe haben schon auch ihren Grund, warum sie in sich geschlossen, das habe ich gemerkt, wenn ich mit vielen Behörden zusammengearbeitet habe, also auch über diese Zeit, von den Ministerien bis zu den Magistraten in Wien, fragst du mich nicht, mit was ich alles kooperiert habe. Aber das hat dann in sich auch wieder so eine oft... Also Entkoppelung von der Praxis, würde ich jetzt fast sagen, also da sitzen oft Leute, die über Dinge verwalten und gestalten, eher verwalten als gestalten, jetzt ein bisschen natürlich mit einem Seitenheb, aber wo ich dann eigentlich gemerkt habe, da fehlt auch wieder das Interesse und das Momentum, wirklich was aufzubauen. Und ich finde einfach spannend, wie erreicht man auch dann Mitarbeitende, weil da fängt es ja dann weiter, die nicht nur einfach wo reingehen, sagen, ich will einen 9-to-5-Job und sag mir einfach, was ich zum Abwickeln habe, sondern du brauchst eigentlich Menschen, die engagiert miteinander was aufbauen wollen. Und das fände ich um einiges schwieriger, wenn man das nur staatlich aufsetzt. Also wie schafft man nicht nur die Struktur und die Finanzierung, sondern auch wirklich Menschen, die dann einen Beitrag mit leisten wollen?
Studis
00:52:15
Also ein bisschen zusammengefasst, dass man bei der ländischen Struktur den Vorteil hätte, dass man nicht kapitalorientiert arbeiten muss. Absolut, genau. Und somit sie gewisses einfach mehr erlauben kann, weil ja ein Staat darauf ausgelegt ist, das Gemeinwohl zu sichern. Gleichzeitig sind aber die aktuellen Strukturen nicht dafür geeignet, um so ein System zu integrieren, weil es eigentlich die ganze Zeit an bürokratischen Hürden hängenbleiben würde und somit an Effizienz verlieren würde. Richtig. Weswegen man als Schlussfolgerung eine eigene Struktur aufbauen müsste, die das dann managt und das Framing so anpassen müsste, dass Menschen gern dort arbeiten und es als solidarischem Beitrag zur Gesellschaft sehen und dass diese Attribute gesellschaftlich mehr belohnt werden und mehr befürwortet und sie mehr darauf konzentriert wird.
Theresa
00:53:19
Also wenn wir das geschafft hätten, könnte ich schon... Ja, naja, ziemlich super zusammengefasst. Ich glaube nämlich oft, wir unterschätzen halt auch, leider, das habe ich selber am meisten unterschätzt, wie viel... Ego und unterschiedliche Machtintrigen und wie auch immer in all unseren Strukturen vorhanden sind. Das ist im unternehmerischen, im Kapitalmarkt, im politischen. Also das hat mich am meisten gesellschaftlich enttäuscht in meinem Erwachsenwerden, muss ich sagen. Also wirklich, ich habe auch immer gedacht so, wir sind doch alle, warum können wir uns nicht so ausrichten, dass wir gemeinwohlorientiert für im Endeffekt das große Ganze uns aufstellen. Und dann merkst du, wie in der Praxis, und das muss ich auch sagen, das lernst du ja auf keiner Uni, das lernst du ja nur durch diese Erfahrung, wie Menschen einfach agieren und wie selbstoptimiert wir schon dazu eigentlich getrieben worden sind, auch aufgrund von vielen Entwicklungen, wie der Kapitalmarkt halt uns dorthin gepusht hat, nur wenn du der Stärkere bist, wirst du überleben und, und, und. Also allein diese Logik, die ja nie funktioniert hat in unserer Menschheitsgeschichte, wir sind als Menschen groß geworden, unter Anführungszeichen, weil wir Kollaboration verstanden haben, weil wir genau das Kollektive verstanden haben, weil wir gemerkt haben, wir sind stärker gemeinsam. Und irgendwo haben wir uns auch von unserer, finde ich, fast Einstellungsebene wohin entwickelt, dass halt das Ego und das Individuum so stark im Vordergrund ist, vor allem in westlichen Gesellschaften. Also ich bin jetzt die Letzte, die sagen würde, der Kommunismus löst alles. Das möchte ich auch wirklich jetzt nicht runterbrechen. Aber darüber nachzudenken, wo sieht man sich als Teil von etwas, also auch wirklich, wenn sozusagen nicht nur ich als die Stärkste da durchgehen will. Ich glaube, das sind kurzfristig ausgerichtete Sachen. Und ich glaube halt, dass das leider in den Zyklen wie jetzt Unternehmen funktionieren. Genau das wird aktuell noch immer belohnt. Wenn du der, die bist, die sich kurzfristig am meisten beweist, die irgendwie da gut hin dasteht und vielleicht auch kurzfristig irgendwelche Zahlen erfolgt. Das geht ja alles nur in Geschäftsjahren im Endeffekt. Da wird nicht einmal fünf Jahre in die Zukunft geschaut, was sind die langfristigen Auswirkungen. Und ich finde es aber dann auch interessant runtergebrochen, warum hat es sich dorthin entwickelt? Ich glaube, weil die Art, wie komplex wir mittlerweile wirtschaften, wie wir unsere globalen Gesellschaften funktionieren, Sehr wenig Leute sich leicht damit tun, das leicht zu erfassen. Man sagt ja auch ganz oft darüber, warum haben wir so eine Situation, auch in Bezug auf den Klimawandel und alle Thematiken, weil sich der Mensch so schlecht, schwer tut, so weit in die Zukunft jetzt schon zu entscheiden. Und das ist eigentlich interessant, dass wir uns da nicht besser schulen, was unsere jetzigen Auswirkungen sehr wohl uns im Nachhinein einmal positiv auch wieder oder negativ beeinflussen. Also das beschäftigt mich sehr viel und ich merke aber, dass leider in meiner Erfahrung, ich weiß nicht, wie es euch damit geht, aber je schlimmer es gerade global draußen wird, je mehr wir die ganze Kriegsthematik haben, die ganze, keine Ahnung, Pro-Tech-Culture und Trump und Putin und wie auch immer alle gerade irgendwie lustig herumtun, ich empfinde leider eine Zeit nicht des Aufbruchs und wo man sagt, hey, wir sind aber zehnmal mehr als diese paar, sagen wir mal jetzt trotzdem, männlichen, weißen Männer, es ist schon oft auf das runtergebrochen, Dass wir eigentlich momentan uns total nach innen kehren und gar nicht oft in der Überforderung weiter aufstehen wollen, sondern ich merke einfach, wie viel mehr müde alle werden, wie viel mehr, ich weiß nicht eben, wie es euch geht, aber meine Wahrnehmung ist, wie ich vor 10, 15 Jahren gedacht habe, ich werde unternehmerisch stetig, da habe ich gedacht, ja, wir können gestalten und jetzt kriege ich irgendwie mit so, wo fangt man überhaupt an? Es ist schon irgendwie too much. Aber bitte um eine Antwort, weil das interessiert mich selbst. Ich habe eine Frage, weil du spielst dir die ganze Zeit Systemprobleme an.
Willy
00:57:10
Hast du dich da noch selbst mal politisch engagiert oder hast du das noch vor?
Theresa
00:57:15
Absolut, also noch nicht so.
Willy
00:57:16
Da werden wir fast raus, gell?
Theresa
00:57:17
Muss man fast. Also nicht so, dass ich jetzt in einer Partei dabei bin, wie auch immer. Ich habe mich, egal wo, immer politisch engagiert, wo ich mit meiner, glaube ich, Rolle einen Beitrag leisten konnte. Das heißt eher auf einer Diskussionsebene oder Diskursebene. Ich glaube, ich habe mich viel rausgelehnt, genau diese Kritik auch zu teilen und auch in unterschiedlichen Medienformaten rauszutragen. Natürlich war bei Demos und allem dabei, das war mir schon wichtig, aber ich war jetzt nicht Teil einer Partei. Muss aber auch sagen, weil ich kann noch nicht herausfinden, was ein sinnvoll politischer Weg auch wiederum in Anbetracht der ganzen gewachsenen Strukturen ist. Ob ich jetzt in Österreich sozusagen mich da engagiere oder vielleicht sogar die EU-Ebene sinnvoller ist. Das ist das Zweite, wo ich eher mehr darüber nachdenke, weil ich auch da wieder halt, wenn ich jetzt die Landwirtschaftsentwicklungen, es ist leider wirklich so, es sind nur EU-Entscheidungen und Österreich exerziert das Ganze. Wie sie es exerzieren, habe ich auch einen Kritikpunkt dazu, aber ich sehe dort weniger Hebel. Und was mich eher interessiert ist, wo gibt es vielleicht Stellschrauben, wo man durch den Beitrag, den ich trotzdem mit meinem bescheidenen Leben und Dasein leisten darf, wo mache ich den am sinnvollsten? Und ich habe noch keinen guten Weg gefunden, was das Politische betrifft, aber ich denke viel darüber nach.
Willy
00:58:29
Ich habe mir den Punkt nämlich schon aufgeschrieben, so es hat die Zukunft, das ist so quasi das Abschlusskapitel, wo ich mir dann eh fragen wollte, wo die Reise hingeht. Jetzt gehen wir nochmal einen Schritt zurück, weil wir waren gerade am Anfang der Reise, du hast oder ihr habt es dann, das war ja schon ein Unternehmen, du hast schon Mitarbeiter gehabt, warst ja dann schon Hardcore-Unternehmerin. Diese Entscheidung, die Logistik jetzt zu machen, das heißt Kapitalbindung, du baust ein Lager auf, war das aus jetziger Sicht eine falsche Entscheidung damals?
Theresa
00:59:03
Nein, es war eine notwendige Entscheidung,
Willy
00:59:05
Ganz klar. War es notwendig? Ja. Das Online-Modell hätte so nicht funktioniert, sagst du?
Theresa
00:59:10
Nein, nicht in dem, was halt Konsumentinnen und Konsumenten trotzdem wollten. Auch nicht in der Komplexität, weißt du, auch bei der Landwirtschaft, wenn du dann so brauchst, immer Momentum. Wenn du sagst, du machst es aber mit weniger Mitarbeitenden, mit weniger Kapital etc., dann dröseln da halt, wir haben am Anfang schon 100 Betriebe auf unserer Plattform gehabt, dann dröseln da irgendwo da und dort immer einzelne Bestellungen rein, ohne zum Beispiel sagen wir jetzt Marketingbudget, ohne irgendwas, sondern einfach nur das Organische, wie man glaubt, dass sich vielleicht Strukturen einfach von selbst heraus wachsen, war ja auch meine Anfangshypothese. Das Problem ist, es fehlt dann überall die Aufmerksamkeit. Es fehlt dann auch wieder bei den Betrieben, also den landwirtschaftlich produzierenden Betrieben die Aufmerksamkeit, wenn da alle paar Wochen eine Bestellung reindröselt. Das wird nicht von dem, was es dann im Endeffekt ist, ist das Gemeinschaft und Zusammenarbeit muss gelebt sein. Und das Problem ist, wie beginnst du diesen Ball zum Rollen zu bringen? Und das ist immer dieses, wir haben uns immer als Two-Sided Marketplace verstanden, weil wir haben sowohl die Produzierenden als letztendlich Kunden gehabt, weil sie waren ja auch Teil der zu servisierenden Personengruppen und dann aber die Konsumierenden genauso. Und im Endeffekt, das Problem ist, in einem übersättigten Markt, den wir ja auch haben, es ist ja nicht so, dass wir jetzt eine Nahrungsmittelknappheit haben, wieder das nächste Problem, sondern wir sind schon überbedient sozusagen und allein deswegen musst du in meinem Verständnis schon vielleicht nicht immer alles, aber sehr klug deinen Weg finden, wie du halt sehr wohl dich dem annäherst und nicht jetzt nur gänzlich Ich habe mich ja auch damals in meiner Studienzeit so mit auseinandergesetzt. Es gab ja schon in den 80er Jahren in New York sind die allerersten Community Shared Agriculture Systeme aufgekommen. Also CSA oder Solidarische Landwirtschaft heißt das bei uns. Da hat man Ernteanteile sozusagen als Betrieb verkauft und hat dann unter Anführungszeichen, keine Ahnung, 50 zum Beispiel Kunden gehabt, die dann auch den Jahresbetrag übernommen haben und damit auch dieses Risiko der Landwirtschaft gemeinsam gebracht. Oder das Thema von Bio-Kistl ist auch schon in den 80er Jahren in New York hochgekommen. Super spannend, wie früh das eigentlich, also auch schon alternative Systeme da immer wieder da waren oder vielleicht Systeme, wie es früher eigentlich normaler war. Ja, ist schön. Und Dann bin ich aber auch draufgekommen, es erreicht dort immer nur einen Promille-Bereich der Gesellschaft. Und das ist eben diese Schwierigkeit. Auch jetzt, wenn man so, ich bin voll interessiert, auch wie Mila der Mitmach-Supermarkt, den müsst ihr euch auch einmal anschauen, falls ihr den noch nicht am Schirm habt.
Willy
01:01:40
Die sind auch schon da gewesen.
Theresa
01:01:40
Sehr gut. Und ich bin gespannt, wie es bei ihnen geht. Aber dass du genug Leute gewinnst, die auch aktiv mitarbeiten, ist wieder dieses nächste Ding. Da musst du die wieder wo einbringen eigentlich. Wieder dieses noch eine weitere Aufgabe, die dem Konsumenten, der Konsumentin übertragen wird. Ich bin gespannt, ob sich das langfristig, ich glaube, im Kleinen kann es sich durchsetzen, aber mir ging es schon irgendwann darüber, auch nachzudenken, was ist die kritische Masse. Wenn wir immer nur im Klein-Klein herum sind, ich bin eher jemand, der an große Lösungen glaubt trotzdem. Und ja, die gehen nicht immer von heute auf morgen groß, aber es muss diese Ausrichtung dorthin trotzdem sein, weil sonst erreiche ich erst wieder dieselbe Bubble, die eh schon alles so weiß, die eh schon alles macht. Da finde ich den Impact einfach zu wenig interessant. Und deswegen habe ich mich eigentlich immer wieder in die nächste Kapitalebene dann entschieden zu gehen, weil es mir schon darum gegangen ist, mehr Leute eigentlich zu erreichen, als nicht die, die eh schon das wissen und verstehen.
Willy
01:02:35
Wenn man sich jetzt die Zeit anschaut, in der du und ich tätig wurdest, es war ja am Anfang eine gute Zeit, wo es gestartet hat.
Theresa
01:02:42
Es war immer wieder eine gute Zeit. Es war immer wieder schwierig.
Willy
01:02:47
Schwierig sind die Zeiten immer irgendwo ein bisschen gewesen, aber die Zeit, in der du gegründet hast und die dann mit der Zeit auch vergangen ist, Und ich merke es ja auch, ihr werdet während Corona gegründet, wenn man so will. Ich bin ja auch Unternehmer. Du bist ja von einer Krise in die nächste. Und die Corona-Krise war ja im Prinzip für euch so, wow, jetzt geht was weiter. Beschreib ein bisschen die Zeit, was da passiert ist und warum das bei euch dann so gut gelaufen ist. Und war das aber dann auch so ein bisschen, wie sagt man denn so, Hat euch diese Krise eine Realität vorgetäuscht, die quasi nur in einer Krise existiert hat und in einem Normalzustand, aber in der nie wieder gekommen ist, einfach die Konsumentinnen und Konsumenten einfach wieder ganz back to normal gegangen sind? War das eher so eine Verzögerung? Ja. Oder hat euch abgelenkt von dem?
Theresa
01:03:38
Nein, ich glaube, das ist auch ziemlich die Antwort trotzdem. Oder schon die Hypothese, du hast es gut beschrieben. Ich glaube, ich meine, das ist auch für mich mittlerweile viel wiederholt und viel zitiert, aber in diesen ganzen Corona-Anfangsjahren, März 2020 war das dann, also zwei Jahre nach meiner Gründung, Da haben wir dann schon eigentlich das erste kleinbäuerliche Logistikzentrum gehabt, würde ich fast sagen. Und das war sicher dann damals dieses First Mover Advantage, wenn man es schon in irgendwelche Business-Terminologien reinpressen will. Aber wir haben halt kurz vor Corona dieses Logistikzentrum mit Kleinbauern aufgemacht gehabt, haben ein kleines Team gehabt, haben eine Mini-Kühlzelle gehabt mit, glaube ich, 15 Quadratmetern. Also alles im winzigen Modus. Riesig im Nachhinein, vor allem lustig darüber nachzudenken. Und haben dann wirklich von 120 Bestellungen die Woche vor Corona dann 2500 Bestellungen die Woche danach gehabt. Das war crazy, muss ich sagen, weil da habe ich noch jede Bestellung als E-Mail bekommen, als Benachrichtigung von mir. Auf einmal war irgendwie mein Postfach dermaßen voll, dass ich nicht einmal zum Löschen gekommen bin von diesen ganzen Dingen und musste das natürlich sehr schnell abdrehen. Und ja, da war, wie du manchmal nicht die Dinge planen kannst, wie halt auch gewisse Sachen viral gehen im kleinen Sinn. Aber ich habe dann ein paar Posts damals auf Instagram gepostet, dass jetzt gerade im Lockdown und so weiter, wir gescheite Lebensmittel von kleinbäuerlichen Betrieben. Damals war auch ein bisschen dieses Momentum von, jetzt müssen wir unsere lokale Wirtschaft unterstützen, Corona, alles schließt sich, die Betriebe unterstützen und helfen. Das war, da hat so viel zusammengepasst, das hättest du in der besten Marketingstrategie eines Großkonzerns gar nicht ausarbeiten können, was da alles miteinander einhergegangen ist. Und so haben wir dann auch wirklich in ganz kurzer Zeit das erste Geschäftsjahr mit zweieinhalb Millionen Euro Umsatz gemacht. Also das war schon richtig arg. Da habe ich am Anfang vier Mitarbeiter gehabt. Also das ging gar nicht eigentlich operativ. Es sind dann wirklich Freunde aus der Steiermark im Lockdown gekommen zum Backen helfen, weil wir drei Schichten machen mussten, weil wir das gar nicht gewusst haben, wie wir 2500 Bestellungen in einer Woche rausbringen. Also ich glaube, unser Spitzentag waren dann, haben an einem Tag 800 Pakete gepackt, aber halt nicht so ein Ding drin, sondern das war halt ein Einkauf. Stellt euch vor, ihr packt 800 Einkäufe mit euren Freunden, weil ihr keine Mitarbeiter genug kauft, das war völlig absurd. Und natürlich... Auch Highlight, aber es war damals auch schon so überbordend anstrengend. Das kann man auch nicht beschreiben. Also das ist schön. Und gleichzeitig denkst du, wie schaffst du denn das eigentlich alles?
Willy
01:05:59
Wie hauptsache es denn geschafft?
Theresa
01:06:00
Ja, nicht drüber nachdenken, einfach machen. Manchmal hilft es auch gar nicht, dass du die Zeit hast, das alles zu hinterfragen. Gerade wenn du dann eigentlich was hast, was funktioniert. Du kannst eh gar nicht beantworten, warum es dann passiert ist. Du denkst nur so, machen wir das. Das ist jetzt unsere Chance des Lebens, unter Anführungszeichen. Und dann geht ganz viel. Also dann geht auch viel mit diesem Moment um. Das ist eben das Spannende, was ich gemeint habe. Du brauchst diese Momentee, damit was passiert. Wenn du das alles immer nur dahin plätschert und man hilft da jemand ein bisschen aus und dort, da verlierst du diese auch, das Bewusstsein und die Aufmerksamkeit.
Willy
01:06:32
Aber hat diese Ausnahmesituation von Corona, das war ja nicht quasi die Regel, sondern eher die Ausnahme, hat das die Euphorie und auch das Überlegen nach dem richtigen Businessmodell, hat euch das in die falsche Richtung motiviert, quasi auszubauen in die Richtung, weil es gab ja die Zeit nach Corona. Ganz viele haben angefangen während Corona mit Direktvermarktung. Ganz viele haben es wieder aufgehört. Die Automaten sind ganz toll gewesen. Inzwischen gibt es sehr, sehr viel weniger von diesen Automaten. Einige haben Konkurs inzwischen auch angemeldet von diesen Unternehmen. War das so ein bisschen die Motivation in die falsche Richtung damals? Hätte man das kommen, sehen können?
Theresa
01:07:15
Ich glaube nicht, dass ich es hätte sehen können oder in der Form. Ich meine, man ist dann auf diesem Aufschwung. Das waren diese, ich muss sagen, ja, diese ersten drei Monate im super crazy Lockdown, die waren Spitzenzeit, also das war schon außergewöhnlich. Aber es hätte sich dann eigentlich auch gut kontinuierlich eingependelt. Also wir waren dann online schon sehr weit, auch in dem, wie gut die Prozesse funktioniert haben. Wir haben einfach ein gutes Druck. Ich meine, hätte man dort wahrscheinlich noch zwei Jahre länger im Online-Bereich gehabt, die dann gut funktioniert hätten, glaube ich, hätten wir da ein solides Geschäftsmodell hinstellen können. Was dann halt passiert ist, war die Ukraine-Invasion. Und auf einmal hat sich dann noch einmal so viel gedreht. Also eben die nächste Krise. Und ehrlich gesagt, die habe ich auch, also ich meine, weder habe ich Corona antizipiert und den Businessplan modelliert gehabt. Also es waren, ich habe ja beides in beide Richtungen gehabt. Mal habe ich einen Businessplan gehabt, der halt ständig nach oben sich entwickelt hat und die Zahlen nicht gekommen sind. Ich hatte aber auch bei Corona und so weiter einen Businessplan. Da haben wir glaube ich ein Fünftel geplant vom Umsatz, was dann real war und dann denkst du so, du hast fünfmal so viel, was du eigentlich vorhattest. Ich meine, die Bank, alle waren nur begeistert, begeistert, du bist in diesem Drive auch drin und denkst so, okay, wir haben da echt was gefunden, was funktioniert. Und dann mit der Ukraine-Invasion und dann der steigenden Angst, dann die Inflation, die gekommen ist und alles. Die Konsumentinnen haben sich komplett anders ausgerichtet. Also es war wirklich ein 180-Grad-Shift von supporten wir lokale Betriebe und wir müssen zusammenhalten und Europa und während Corona und auch dieses zu, wir sind Corona übersättigt, niemand will mehr zu Hause bleiben, alle wollen eigentlich raus, wieder auch so dieses Genussthema, ich gönne mir was, nicht so, ich koche was Gescheites. Das war ja auch während Corona ein Riesenhype mit dem Auseinandersetzen, was esse ich denn eigentlich? Und danach war es auf einmal ein, ich will eigentlich nicht mehr nachdenken über diese Dinge. Ich will sogar zurücklassen diese Zeit und mich wieder auf das reale Leben. Ich will wieder auf den Bauernmarkt gehen. Ich will diese Themen machen. Das war sicher diese eine Trendentwicklung und die andere war sicher die, dass auf einmal diese steigende Unsicherheit auch eher dazu geführt hat, dass die Leute nicht so großzügig waren, unterstützen wir auch die Betriebe, die anderen, sondern mehr, ich glaube einfach, dass unsere Psychen leider auch so funktionieren, je mehr Angst und Unsicherheit von außen kommt, desto eher geht man sogar auf das Individuum und die Selbstabsicherung. Und das hat dazu geführt, dass die Leute auch weniger bereit waren, Einen vernünftigen Preis für ihre Lebensmittel auszugeben, damit halt landwirtschaftliche Betriebe. Ich habe ganz oft das Feedback dann in der Phase danach gehört, ja, ich muss zuerst auf mich schauen, bevor ich jemanden anderen, stimmt natürlich in der Essenz, aber das ist halt die Schwierigkeit, wenn dann alles knapper wird, dann ist man halt auch nicht mehr so gemeinwohlorientiert, dann ist es halt erst wieder nur, ich muss durchkommen, biete meine Zeit und irgendwie keine Ahnung was.
Willy
01:09:55
Hat man das so, du hast ja vorher auch schon geredet von Behavioral Economics und so weiter, die Konsumkritik und alles, was man auf der WU so theoretisch gelernt hat. Praktisch hast du es dann eher ein bisschen gesehen. Warst du enttäuscht, dass die Konsumfreude und das Konsumverhalten während Corona, dass es dann wieder quasi back to dem, was wir eigentlich eh schon gewusst haben, zu dem Citizen-Konsum oder zu umgekehrten Porno-Effekt, dass es dann wieder zurückgegangen ist? Hast du dir erwartet, dass da was bleibt?
Theresa
01:10:27
Ja, sicher. Ich hatte mehr Hoffnung in uns als Gesellschaft, Menschen und so weiter. Aber gleichzeitig habe ich dann, ich bin niemand, der so bitter verbittert. Das bringt, glaube ich, nämlich nichts. Ich war dann eher wieder neugierig und interessiert, warum das passiert. Dann wollte ich halt auch wieder. Und das wollte ich zu diesem Anfangsding. Das hat mir immer dann geholfen, wenn was gescheitert ist. Deswegen auch im Jetzt. Ich scheitere wirklich gerne, auch wenn das so komisch klingt. Ich habe am meisten gelernt. Ich habe während Corona, wo alles nach oben gegangen ist, nicht gewusst, warum. Ich habe nur sagen können, ganz viele Dinge passen zueinander. Wenn was schief geht, wenn was nicht funktioniert, Du lernst in deinem Leben zehnmal mehr dazu, als wenn was erfolgreich ist. Und wir haben leider in Österreich noch nicht so diese Kultur, das ein bisschen auch als Asset und als eigentlich Erfahrungsschatz zu sehen. Ich habe immer mehr gelernt, wenn die Dinge schwer geworden sind. Wenn ich gewusst habe, boah, irgendwas passt wieder nicht, die Leute kaufen nicht. Warum und hin und her, was machen wir falsch? Müssen wir jetzt irgendwie noch mehr Service anbieten? Natürlich drehst du durch im Kopf und bist enttäuscht. Aber ich bin die Letzte, die eben verbittert ist. War dann immer der nächste Anstoß, genauer hinzuschauen. der nächste Anstoß, auch da neugierig zu sein, Und ich habe mir in meinem Leben, glaube ich, viel mitgenommen in dem, dass ich sehr immer trotzdem liebevoll, wohlwollend auf uns Menschen schauen will. Ich glaube nicht, dass jemand mutwillig, böswillig gegen die anderen ist. Ich glaube, dass viele Menschen einfach nicht diesen Horizont dann oft haben und dann halt in dieser Angst-Flucht-Situation, auch warum wir in Europa so einen Rechtsruck haben, einfach so stark dann irgendwie alles andere verteidigen müssen. Und ich darf nichts hergeben und die Flüchtlinge und keine Ahnung, was es halt irgendwie mit sich bringt. Das liegt halt daran, dass wir als Menschen so ticken. Und dass da, wenn ich dann eigentlich eher wilde bin mit uns und mir denke so, mhm, gut, muss man halt wieder ein bisschen einen anderen Weg finden, dann habe ich da zehnmal mehr erfahren und gelernt und mitgenommen, als wenn alles einfach nur glatt gelaufen ist.
Willy
01:12:17
War dann der nächste große Schritt von Magda, war ja im Prinzip dann...
Theresa
01:12:22
Dann haben wir noch ein stationäres Modell aufgebaut.
Willy
01:12:24
Dann haben wir noch ein stationäres Modell aufgebaut. Warum denn so wenig? Wie jetzt, oder magst du noch? Nein, nein, bitte. Also wir haben jetzt schon mehrmals gehört, dass die Markteintrittsbarrieren im österreichischen Lebensmittelhandel unglaublich hoch sind.
Theresa
01:12:38
Korrekt.
Willy
01:12:39
Ja, das heißt, auf das Niveau wird wahrscheinlich in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten kein neues Startup jemals kommen. Was bedeutet das jetzt dann aber konkret für die österreichische Landwirtschaft, für den Fleischhauer, für den Bäcker, für das österreichische Handwerk, Wenn weiterhin drei Konzerne eine unglaubliche Verhandlungsmacht auch gegenüber dem Bauer hat, werden wir einfach viel mehr importieren, viel mehr Getreide, viel mehr Fleisch und wird der österreichische Bauer und Fleischhauer in dem Sinn nicht mehr existieren.
Theresa
01:13:19
Hoffen wir es nicht. Also wenn mein Beitrag dazu führt, dass das nicht passiert, dann habe ich für mich was richtig gemacht in meinem Leben. Ich glaube, dass die Tendenz dazu führt, was du sagst. Aber ich glaube halt, das ist jetzt so die Trendlinie. Weißt du, was ich meine? Wenn wir nichts machen, dann wird das in meinen Augen in diese Richtung sich entwickeln. Es werden immer mehr Häufe sterben oder schließen. Man muss jetzt nicht das Wort verwenden. Aber es werden auch, wie du sagst, viel mehr Produkte importiert. Man merkt es leider auch mit den Eigenmarken der Supermärkte. Das ist für mich eine auch riesige Kritikebene. Da könnte ich jetzt eine Stunde drüber reden wahrscheinlich. Aber da werden die Produzentinnen noch mehr in den Hintergrund gedrängt. Je mehr jetzt noch die Eigenmarken.
Willy
01:13:58
Die Sichtbarkeit noch weniger.
Theresa
01:13:59
Geht sie dann Spar. Und ja, ich benenne diese ganzen Dinge. Da ist nur mehr Sparprodukte. Von der S-Budget-Schiene über die Premium-Schiene bis zu, keine Ahnung, die Bio-Schienen. Es ist alles nur mehr Eigenmarke im Endeffekt. Du schaffst das fast nicht. Also ich war jetzt seit dem Konkurs von Markta, glaube ich, fünfmal im Supermarkt. Ich vermeide es, ich sage es sehr, es geht. Teilweise schon, weil es mich interessiert. Teilweise widert es mich aber auch einfach alles an. Ich habe wirklich eine innere Abneigung mittlerweile, merke ich, so körperlich. Und die Tendenz geht genau dorthin, auch wenn jetzt Billa auf Billa Bio so stark pusht. Ich meine, die reduzieren damit sogar, ja natürlich, in der Marktpräsenz, die noch viel stärker mit der österreichischen Landwirtschaft zusammengearbeitet haben. Nur mit diesem, Hauptsache da steht Bio drauf. Ich habe auch da teilweise Kritik leider zum Bio-Thema, wenn es auf der Konzernebene organisiert ist. Weil dann geht es wirklich darum, wie kann man aus Afrika am günstigsten irgendwo Bio einkaufen. Die Bezahlung ist dort aber völlig wurscht, hauptsache das Label ist drauf. Und die andere Ebene ist dann eher, ja, man drängt alles in den Hintergrund. Ich glaube, aber darüber denke ich halt jetzt die letzten Wochen und Monate nach, seit meinem Konkurs im April jetzt eben, Ich glaube, es braucht eine Art Zusammenschluss, Interessensgemeinschaft, wurscht, ich weiß noch nicht, was es ist. Ich glaube, alle diese Betriebe müssen sich besser vereinigen. Ich glaube, wir brauchen, es gibt jetzt sehr stark den Handelsverband zum Beispiel, der in den Medien, werdet ihr immer wieder sehen, den Rainer Will. Sehr stark, wenn man jetzt auf diese Preisdebatte schaut, also ich habe ihn kaum jemals kritisch gegenüber den Supermarkten aussprechen gehört. Warum? Weil er von denen bezahlt wird, weil das sind halt die Strukturen, wie auch unsere Wirtschaft funktioniert. Wer zahlt, schafft an und lobbyiert. Ich glaube, es fehlt Lobbying für die Kleinbetriebe. Ich glaube, es fehlt an Zusammenschlüssen in dem Bereich. Und ich denke viel darüber nach, wie könnte ich das wirklich organisatorisch aufsetzen. Vielleicht auch nicht im unternehmerischen Kontext. Vielleicht wird es auch eine NGO, vielleicht wird es ein Verband, vielleicht wird es eine Genossenschaft, aber vielleicht wird es auch eine Firma. Ich bin mir noch nicht sicher,
Willy
01:15:55
Was es sind ja alles. Oder Bewegung.
Theresa
01:15:57
Ja, Bewegung ist ein schwieriges Wort. Das haben wir schon so oft gesagt,
Willy
01:16:01
Politisch.
Theresa
01:16:02
Nein, aber es braucht was, ich glaube immer Bewegung, es braucht was Verbindlicheres und darüber denke ich nach, weil alles was so lose, wieder die nächste Initiative, wieder das nächste, weiß ich nicht, Volksbegehren, dafür ist unsere Aufmerksamkeitsspanne in der heutigen Zeit zu kurz und du brauchst etwas, was einen wirklichen Wumps, finde ich, mit sich bringt und darüber denke ich viel nach, wie kann man am größten Wumps machen, dass aber die geeint sind, weil eigentlich sind es viel mehr, also diese Betriebe, die Anzahl im Vergleich zu den drei, vier großen Ketten und das ist, Ich denke wirklich fast jeden Tag darüber nach, wie wir es organisieren.
Willy
01:16:37
Aber im Prinzip, du hast es ja mit Marktern überlegt, wie du das wieder organisieren willst. Was glaubst du woran ist, weil im April ist ja dieses Jahres, das ist ja alles noch nicht so lange her. Und trotzdem vergeht die Zeit recht schnell. Und manchmal geht es ja sehr, sehr langsam. Im April ist der Investor abgesprungen. Richtig. Und das war der Ausschlag, dass du gesagt hast, es geht nicht mehr. Vorher haben wir gesagt, der Schritt in den stationären Handel, das war der letzte große Schritt, den ihr gemacht habt. Absolut. War das aus jetziger Sicht so ein Schritt zu viel oder war das auch in die richtige Richtung?
Theresa
01:17:11
Nein, weil die sonst auch nichts dazugehört hätten. Also nichts, was ich gemacht habe, war zu viel. Es war immer dafür richtig, dass ich danach gescheiter war zumindest. Und deswegen würde ich nichts missen wollen in meinen Entscheidungen. Nein, wir haben dann eben, weil wir gemerkt haben, 2022, 2023, Ukraine-Invasion, alles dreht sich, Wirtschaftssystem technisch, steigende Inflation, weniger Bereitschaft für Hochwiderlegungsmittel etwas auszugeben. Wir haben uns dann entschlossen, eben das allererste Marktergeschäft zu eröffnen, auch wieder nächste Hypothese abzutesten. Wir haben viele Umfragen gemacht von den Kundinnen und die Hauptrückwendung war eben nach Corona, auch von diesem eigenen Genussmoment, ich will wieder einkaufen gehen. Ich will diese Lebensmittel spüren, schmecken, sehen. Ich habe es selber verstanden. Ich selber bin eine sehr haptische Einkäuferin. Und wir haben auch in all diesen Jahren sehr viele Pop-Up-Bauernmärkte organisiert, Das war schon ganz zum Beginn, damals in der Nordbahnhalle, das war also eh gar nicht so weit weg von da. Dann haben wir 2022 auch im Sommer als Testlauf im Burggarten im Palmenhaus eben den Bauernmarkt unter Palmen gemacht. Da haben wir einmal im Monat von Donnerstag bis Sonntag die Betriebe eingeladen aus dem Onlineshop. Und haben halt gemerkt, wie viel besser in Österreich stationäres Einkaufen funktioniert als E-Commerce. Weil wir so geprägt wieder auch sind, in dem Bereich so einzukaufen. Es gibt genug Länder, zum Beispiel in Skandinavien, Dänemark, aber auch in England, da hast du im E-Commerce-Bereich circa 15 Prozent der Einkäufe. In Österreich waren wir während Corona bei knapp über 3 Prozent, 3,2 und sind jetzt wieder zurück auf circa 2,2 Prozent. Das heißt, wir sind einfach ein Land, das aufgrund der Anzahl an Supermärkten, Also Wien hat die höchste Dichte an Supermärkten in Europa. Also jeder weiß das, dass jeder Straße fünf, keine Ahnung was. Das ist absurd. Dadurch sind wir so geprägt, dass wir eben nicht mehr bereit sind, irgendwo auf unser Essen zu warten oder wo weiter hinzugehen, weil es uns was wert ist, sondern wir plumpsen eh schon den Nächsten rein. Aber du hast gleich eine Frage.
Studis
01:19:03
Diesmal ist es keine Frage. Es ist ein Nachtrag zu vorher, weil ich nur mal ein bisschen darüber nachgedacht habe. Und zwar, wenn wir wollen, dass Menschen mehr miteinander arbeiten, solidarischer miteinander umgehen und Sachen gerne für die Gemeinschaft machen, würde es ja bedeuten, dass wir Gemeinschaften auch ausbauen müssen und es fördern müssen, dass die Leute zusammenkommen. Und es gibt sehr viele verschiedene Sachen heutzutage, die genau das verhindern, schlechter machen und auch über die letzten Jahre es schlechter gemacht haben. Natürlich, die Pandemie spielt damit eine, aber auch unsere Infrastruktur, die systematisch vereinsamt und isoliert. Was es eben bedeutet, Städte zu bauen mit Autofokus, weil dadurch einfach ganze Nachbarschaften auseinandergerissen werden von Straßen. Und worüber ich da letztens gestolpert bin, ist die Änderung in Vietnam in einem politischen System. Die haben es nämlich so gehabt bis jetzt, dass die ich glaube es waren 63 Kommunen gehabt haben und dann Distriktebene und dann die Länderebene und die Distriktebene hat die Kommunikation dazwischen gemacht und diese Ebene dazwischen haben sie jetzt eben abgeschaffen, weil es aufgrund der Technologie, die wir herzutage haben, nicht mehr nötig ist und es ein zusätzlicher bürokratischer Aufwand war, der einfach gewisses Hinausgezögert hat über Wochen bis Monate, die nicht so schwierig sein müssen und haben in dem gleichen Schritt jetzt auch weniger Kommunen, also die haben es zusammengelegt, sie haben es circa halbiert und diese Kommunen haben jetzt wesentlich mehr Handlungsspielraum eben und die machen das nach der Devise, was dort passiert und die Menschen dort betrifft. Das darf auch die Kommune entscheiden und dadurch, dass auch dadurch die Leute näher an der Politik dran sind und sie aktiver partizipieren, sind sie auch gewillter dazu. Und diese Regelung, diese Märche hat auch mit sich gebracht, dass die lokalen Politiker dazu verpflichtet sind, regelmäßige Updates zu machen über die Entwicklungen. Und jeder Bürger kann jederzeit Zeitkritik äußern und die Personen sind nahbar und das ist transparent gestaltet. Und jetzt haben sie zwar kurzfristig einen hohen Aufwand, weil das Personal erst dafür für die neue Situation geschult werden muss. Aber bereits in der Vergangenheit hat die Gemeinschaft gut miteinander zusammengearbeitet und ich gehe davon aus, dass das weitergehen wird. Wäre das auch eine Sache, die du dir wünschen würdest für uns?
Theresa
01:22:07
Ja, ich frage mich halt oft, was braucht es? Wie viel schlimmer muss vielleicht trotzdem alles werden, dass mehr Leute das realisieren? Also manchmal kommt mir vor, wir sind schon auch ein sicher zugespitztes Wort, aber auch Wohlstandsverwahrlost in einer gewissen Form. Es klingt überspitzt deswegen, weil ich glaube, der größten Teil der Gesellschaft, ich lehme jetzt die westlichen Länder oder den globalen Norden, wie auch immer und vor allem trotzdem sehr US-Europa konzentriert ausgerichtet, haben halt auch diese Kulturen so entwickelt. Das heißt, man kann jetzt einfach nicht Asien vergleichen, auch auf der Dynamik. Ich glaube halt, dass wenn es am Schluss ums Glück geht und ums Miteinander, also bin ich zumindest der Meinung, Glück ist jetzt so hedonistisch formuliert, aber ich meine eher dieses Zufriedenheit und dass es allen gut geht, Dann haben wir einfach ganz andere Werte vorgegaukelt bekommen in Europa und worüber du dich definierst. Und das ist ja schon eine Kritik schon fast, welchen Lebensweg wählen wir. Wollen wir einen Lebensweg wählen, wo ich möglichst viel Geld eben habe, für mich und für meine Familie? Unter Anführungszeichen will ich klassisch auch die Kleinfamilie zum Beispiel auswählen als meinen Lebensweg. Er gibt einen sofort in einen Bereich rein, der dann vieles ausgerichtet ist. Dann musst du die Kinderbetreuung organisieren, dann musst du das machen. Also wir sind schon so viel auch belastet durch diese Dinge, dass wir oft gar nicht mehr frei darüber nachdenken, wie könnte man das denn anders organisieren. Ich sehe aber schon Potenzial darin, auch wie du es angesprochen hast, wie Städte anders geplant werden können. Wenn wir verstehen, wie Stadt auch als Gemeinschaft funktionieren kann, etwas, was am Land teilweise schon noch besser funktioniert, muss ich sagen. Ich habe genug Landkritik, obwohl ich gerne am Land bin und vom Land komme. Aber gewisse Sachen sind mehr verbindlich. Und ich glaube, das, was du sagst, da gebe ich dir total recht, auch in Bezug auf, wo ist Nahbarkeit, wo ist Greifbarkeit? Du kannst auch mit jemandem mal wirklich diskutieren, auch auf einer Ebene, wo es eben nicht nur darum geht, einer muss Recht haben oder sind die Fronten wieder auf. Ich finde, das ist ja eigentlich das Spannende. Wir verlernen teilweise ein bisschen dieses, was uns menschlich ausmacht in dieser jetzigen Zeit, kommt mir gerade vor. Und das meine ich, was soll denn noch weiter passieren, bis noch mehr Menschen, ich merke es jetzt alle, da sehr offen, zumindest in der Form, wie ich euch wahrnehme und ihr mir zuhört. Oder auch die Danke für die schönen Einwürfe und Fragen. Aber teilweise, wenn ich dann draußen bin und ich habe ja viel eben mit Wirtschaftsschaffen, mit Banken, mit Behörden und das alles zu tun, da kommt mir vor, alle haben akzeptiert, dass das System einfach so ist. Und ich drehe durch, ich kann es gar nicht sagen, deswegen tue ich mir auch so schwer wirklich zu sagen, wo geht man politisch vor. Ich rede ja dann auch mit vielen Leuten in den Parteien, die ja auch und dann irgendwie am Schluss ist es immer so, ja, so läuft es halt bei uns. Das ist irgendwie so diese Gemütlichkeit, dass es so eh noch alles halbwegs klappt. Warum soll man uns bemühen, irgendwas anders zu machen? Dann denke ich, ja, aber wenn das andere zwar ein bisschen mehr weh tut in dieser Veränderung, weil Veränderung tut uns Menschen ja immer weh, weil wir wollen uns ja nicht ändern. Wir wollen alles immer nur neurologisch, alles immer gleich machen sozusagen. Das mag unser Hirn, weil es wenig Energie braucht. Aber wenn man einfach checkt, da geht so viel mehr, dann wäre das meine totale Hoffnung. Ich bin nur manchmal selbst auch frustriert, Wenn ich die Erwachsenen sehe. Ich bin erwachsen, ich weiß, aber ich will mich manchmal noch nicht so sehen. Auch nicht in diesem alles akzeptiert zu haben. Also das fällt mir so auf, im Business oder in der Politik auch. Es ist alles schon so, ja, ist halt eh normal. Und ich denke mir so, Alter, es geht sich nählich aus auf meiner Herzensebene. Dort, wo ich mit dem Herzen wirklich sehe und fühle, sage ich einmal.
Willy
01:25:45
Aber würdest du sagen, wir sind eh interessant immer, wo die Unterhäuterungen hingehen, Und im Gegensatz dessen, was ich eigentlich geplant gehabt hätte, aber das muss man auch einmal zulassen, müssen Unternehmen politischer werden? Unbedingt. Oder muss die Politik mehr tätig werden und die Unternehmen sollen einfach das machen, was sie tun, nur unter engeren Rahmenbedingungen?
Theresa
01:26:09
Ich glaube, es muss beides passieren. Ich glaube, es darf nicht so in Kapseln abgedahnt sein. Ich glaube, dann haben wir das Problem, wenn wir Verantwortung nicht gemeinsam tragen, sondern immer sagen, das ist die Verantwortung der Politik, das ist der Unternehmen. Dann nimmt man sich selber auch sehr schnell raus. Das höre ich nämlich oft von Politikerinnen und wie auch immer. Ja, wir tun eh schon so viel, aber wenn die Unternehmen, die Konsumenten, die Bevölkerung nicht will, können wir ja auch nichts machen.
Willy
01:26:33
Dann redet es immer auf den anderen raus.
Theresa
01:26:34
Genau, und ich glaube, es muss sowohl die Politik unternehmerischer werden, vielleicht nicht unbedingt im profitorientierten unternehmerischen Sinn, aber in dem, wir wollen was erschaffen, wir wollen was erzeugen, wir wollen was gestalten. Das ist ja auch das Schöne am unternehmerischen Handeln, das auch ich immer ganz genossen habe. Ich kann was tun, ich mache was einfach, weil ich mir was vornehme. Das fehlt, finde ich, politisch ein bisschen. Da sind die Unternehmer oft agiler und schneller. Auf der anderen Seite ruhen sich halt viele Unternehmen auch sehr stark darauf auf, naja, wenn die politischen Spielregeln uns das so vorgeben, warum sollten wir besser sein? Habe ich oft gemerkt, du kommst als Unternehmen, wenn du als Einzelnes es besser machen willst als deine Konkurrenten, also nachhaltiger, sozialer und Co., du bist immer eigentlich die, die drauf zahlt am Schluss. Das ist ja der Nachteil, wenn es nicht als systemische Regeln funktioniert. Ich habe oft gemerkt mit Markter, ich habe versucht, Mitarbeitende fairer zu bezahlen, Bauern fairer zu bezahlen. Ich habe die Logistik nachhaltig organisiert mit Kreislaufsystemen. Also am Schluss blutest du selbst aus.
Willy
01:27:30
Wunderschön.
Theresa
01:27:32
Superschön für alle.
Willy
01:27:33
Scheggsturm ist auch tot.
Theresa
01:27:34
Genau, richtig. Und gleichzeitig, also bei mir ist es dann am Schluss extrem auf meine Energiereserven gegangen, weil ich habe viel Energie und das ist auch sicher ein Geschenk, das ich mitbekommen habe. Aber das heißt nicht, dass man grenzenlos auch da agieren kann. Und das habe ich sicher, um noch ein Thema aufzumachen, aber in wie vielen Themen ich Panikattacken hatte, wirklich am Burnout gekratzt bin und am Wochenende nicht mehr aufstehen konnte aus meinem Bett, aber am Montag wieder funktioniert habe ich in der Arbeit. Ich bin wieder in die Arbeit gegangen, wir waren alle mitarbeiten, ich wollte greifbar sein, ich wollte nahbar sein, ich wollte immer solidarisch sein und dabei sein. Das hat mich dermaßen erschöpft.
Willy
01:28:12
Im Moment abseits der Bühne, wo du dann einfach immer liegst und zitterst oder.
Theresa
01:28:15
Sonst was du... Am Klo noch, bevor ich einen Vortrag hatte, ich habe noch geweint, rechts, links, geht's schon, und dann mich auf die Bühne gestellt und gesagt, wir wollen das System verändern. Und dann wieder so, oh Gott, ich bin so fertig, ich bin so einsam, ich bin auch da.
Willy
01:28:29
Hast du dein Publikum belogen oder hast du dich selber belogen? Nein, nichts davon. Wenn du liegst und weinst und trinkst und auf der Bühne dann wieder das Starke zartst, was es dann nicht ist.
Theresa
01:28:39
Das ist keine Lüge. Das ist Also, das kann man schon... Natürlich war es formuliert. Nein, alles gut. Ich kann formulieren, weil ich konnte das auch hören, weil es nicht zutrifft auf das. Ich habe, glaube ich, nicht jemanden belogen. Ich habe gewusst, wo ich funktionieren muss. Und wenn du dermaßen überzeugt von deiner inneren auch Werdegang bist, von deiner Sinnebene, dann habe ich lernen müssen, wieder durch das Scheitern, weil ich will ja nicht einmal die Panikattacken missen, sozusagen. Nur weil ich dann verstanden habe, wenn ich mich dermaßen erschöpfe und nicht meine Grenzen kenne, immer erreichbar für alle bin, immer ein offenes Ohr versucht zu haben, ich habe die Energie für mich selber nicht. Und weil, und ich glaube aber nicht, dass ich mich belogen habe damals, ich habe es mit voller Überzeugung alles davon gemacht, war nur selber immer erschreckt, ich war eh auch damals sogar offen darüber geredet, ich meine, jetzt nicht von meinen Mitarbeitern, dass ich gerade noch am Wochenende irgendwie nicht einmal aufstehen konnte und jetzt sitze ich wieder vor euch und ihr müsst mich sehr ernst nehmen. Funktioniert nicht so ganz, habe ich auch teilweise probiert, aber das überfordert die Menschen. Wenn du als Chefin dann eine gewisse Stärke oder Schwäche dann auch zeigst, Dann brauchst du sehr gute Menschen, die auch in der Schwäche dich als starke Person wahrnehmen.
Willy
01:29:45
Führung ist schwierig.
Theresa
01:29:47
Ich glaube auch mittlerweile, meine größte Stärke ist, dass ich in der Schwäche offen bleibe, muss ich sagen. Ich glaube, es ist zehnmal leichter, wenn man versucht, stark zu sein.
Willy
01:29:55
Du hast in der Schwäche offen.
Theresa
01:29:57
Ich würde schon sagen, vielleicht nicht allen und jedem gegenüber, aber ich habe versucht, nicht mich zu verhärten und so eine Art dicke Haut nur noch mehr aufzubauen. Ich glaube, dass das ganz üblich in der Wirtschaft da draußen ist und die meisten Menschen auch brauchen, damit sie in diesem Ellbogensystem gut überleben. Ich finde es aber viel interessanter, eigentlich aufzumachen und zu sagen, okay, ich lerne aber zehnmal mehr, wenn ich darüber rede, wie es mir eigentlich geht, auch wenn es mir nicht immer im Performance-High-Modus irgendwie gut geht, sondern wie bin ich damals rausgekommen? Und das war ja viel interessanter dann für mich jetzt im Nachhinein, weswegen mich der Konkurs auch emotional relativ wenig betrifft. Also es ist traurig und es ist teilweise auch traumatisch, das aufzuarbeiten, weil man so viel Lebenszeit und Energie in was reingesteckt hat. Also das ist wirklich wie, da geht ein Kind.
Willy
01:30:42
Also weil du das sagst, April 2025, wie ist das? Also wie geht man mit sowas um? War das so foodclaw oder war das so... Es dämmert mir gerade so ein bisschen über die Tage hin oder war das so, Scheiße, jetzt ist es soweit?
Theresa
01:31:00
Natürlich ist es genau am Schluss, Scheiße, jetzt ist es soweit. Ich habe in der Früh entschieden, dass ich die Firma, dass ich die Insolvenz anmelden muss. Ich bin in der Straßenbahn gewesen, habe wirklich alles schon überlegt, wie kommuniziere ich das mit einem Team zuerst, dann den Produzenten und dann der Öffentlichkeit.
Willy
01:31:15
Das war die Reihenfolge, Team Produzenten.
Theresa
01:31:17
Für mich ganz wichtig auch. Ich habe aber zuerst das Produzentenvideo aufgenommen, weil ich habe gewusst, wenn ich es mit dem Team kommuniziere, reiere ich dabei, also kann ich kein Video nachher aufnehmen. Also habe ich zwar die Reihenfolge für mich strategisch klug gewählt, kurzes Video allein aufgenommen, das dann in die Öffentlichkeit gegangen ist und dann mit meinem Team offen geredet, weil ich wusste, das wird mir zu emotional. Aber ich habe halt allen sagen müssen, 31 Leuten, dass sie keinen Job mehr haben werden und dass wir eigentlich zusperren. Wie sagt man sowas?
Willy
01:31:43
Das hast du dann noch nicht oft gemacht wahrscheinlich. Das war das erste Mal im Leben, das war's nicht jeden Tag.
Theresa
01:31:47
Natürlich. Ich habe schon oft Leute leider kündigen müssen, aber 31 gleichzeitig ist schon hart und auch sich selber und alles Geschaffene und auch das, was man dann irgendwie zurücklastigen wird, auch auf einmal gar nicht. Also es dauert natürlich viele Tage, bis du es ganz realisierst. Es war schwierig und lange, die Entscheidung dorthin zu kommen. Es ist damals ziemlich beschissen gelaufen, mit dem Investor kommunikativ gesprochen. Wir haben alles abgesichert gehabt, die ganzen Geschäftspläne, alles war auch zugesagt. Wir hatten es sogar schriftlich, aber so viel schriftlich auch da wieder da draußen in der Praxis. Es hilft da nichts, du glaubst so, du hast Verträge. Ja, das heißt noch nicht, dass alle Leute danach agieren und am Schluss hat er eigentlich immer gesagt, das Geld kommt und er hat mir teilweise wochenlang gesagt, das kommt morgen oder übermorgen und es ist nie gekommen über den ganzen März hinweg und dann war halt der 8. April, ich habe noch alle Löhne auch auf mein Risiko gezahlt mit meinem Unterschrift und Kredit auf der Bank und alles. Und auf einmal finde ich dann wirklich, und dann habe ich natürlich auch so Ratschlag, Eltern, Familie, was mache ich, der sagt die ganze Zeit, das Geld kommt und es kommt nicht. Irgendwann muss ich die Handbremse ziehen. Ich meine, ich habe das Geld nicht, ich muss die Löhne zahlen, ich muss die Sozialversicherung, das ist alles Verpflichtungen, Mieten, Produzentenrechnungen, das ist ja absurd. Und wenn du dann die ganze Zeit so auch in einer Geschäftsbeziehung bist, wo halt Nicht-Offenheit immer sozusagen, oder gerade das Schwierige ist, dass alles immer gut ist, wenn alles positiv läuft, Wenn halt bei jemandem dann irgendwo was zum Krachen beginnt, und das war in diesen Investorenstrukturen halt dort, ist die Frage, wie gehst du damit menschlich um, wie bist du zwischenmenschlich? Hast du die, Entschuldigung, Eier dazu, das einfach offen anzusprechen, und manchmal muss ich das so formulieren, oder ziehst du dich so zurück? Und das war ein bisschen der Fall, der mich dann ziemlich viel natürlich auch selbst meine Nerven gekostet hat, weil am Schluss ziehst du dann selbst die Handbremse, und das ist schon sehr schwer zu wissen, ist es das Richtige. Da ist eine Frage, glaube ich.
Willy
01:33:32
Ich habe gleich zwei Fragen. Und zum einen, hättest du nicht auf einen anderen Investor ausweichen können, weil wenn der eine so unverlässig, unzuverlässig war oder...
Theresa
01:33:40
Also ja, hatten wir auch im Februar. Also wir haben zwei dann am Schluss Hauptinvestoren gehabt und der zweite ist dann auch eingesprungen, weil das alles ja kommuniziert war. Und dann gab es da eben nur dieses kurzfristige Finanzierungsloch, das bei dem halt in seiner Firmenstruktur dann war. Und der hat auch dies dann eingesprungen. Aber er wollte dann halt nicht zum zweiten Mal einspringen, als der exakt hat, das Geld kommt. Also es war da schon sehr viel und dann merkst du auf einmal auch, was Vertrauen im unternehmerischen Sinn ausmacht. Oder dieses Zwischenmenschliche, das ist ja nicht alles nur geplant im Excel oder auf irgendwelchen Vertragsstrukturen aufgebaut. Da geht es so viel um, wie das Miteinander halt funktioniert. Und wir hatten schon, also er hat damals auch Ende des Jahres signalisiert, dass das nächste Jahr ein bisschen herausfordernd werden wird, weil er plant einen größeren Verkauf von einer seiner Strukturen und da kommt dann wieder das Geld rein. Aber dieser Verkauf, auch wieder aufgrund von bürokratischen Ebenen etc. Also ich könnte sie ausführen. Und am Schluss, ich bin nicht einmal ihm böse, sage ich dir wirklich. Der hat auch nicht besser gewusst, was er tut. Diese ganze Verkaufsverfahren war dann statt geplant im Jänner abgeschlossen, im August abgeschlossen und im April war der Konkurs dazwischen. Also es war auch einfach eine blöde Timing-Ebene. Und was wir halt gemerkt haben, ich habe mit Banken, mit Förderstellen und mit weiteren Investoren gesprochen in dem Zeitraum. Also auch in dem fast, keine Ahnung, halbes, dreiviertel Jahr davor schon. Weil ich eh immer versucht habe, alles in trockenen Tüchern und mehrere Ausweichdinge. Also ich habe eh schon mit allen gebrannten Munden gemerkt, dann irgendwann, du musst dich vielfältig aufstellen. Das Wirtschaftssystem hat sich in dem heurigen Jahr, weil Österreich so in die Rezension geht, niemand investiert in Nachhaltigkeitsprojekte aktuell. Niemand ist gerade so ausgerichtet. Das war bei meiner Gründungsphase, da waren wirklich, oder auch während Corona, wir sind schon teilweise die Investoren eher die Türen eingeräumt, also im positivsten Sinne. Und auf einmal dreht sich der ganze Markt wieder. Investoren werden vorsichtig, alle warten, was macht gerade der Trump. Das war auch genau irgendwie, wo er gewählt worden ist. Alles ist nur Europa im Schockzustand. Niemand war offen, weder Banken noch Förderschaften. nicht einmal zu Überbrückungsfinanzieren. Alle waren so auf, ich muss mein Investment, meine Assets, wie auch immer halten, möglichst auch da divers.
Willy
01:35:43
Und die Nachhaltigkeit ist das Erste.
Theresa
01:35:45
Was quasi wieder auf dem Grund. Wir haben das damals wirklich auch verfolgt, sogar in den großen Venture Capital, also was jetzt wirklich großes Risiko. Die haben früher Strategien für Strategien gehabt, Richtung SDGs oder unterschiedliche Dinge in Richtung CSR, Green Deal, bla bla bla. Das wurde einfach ersatzlos von den Webseiten auch gestrichen, von sogar den Kapitalstrukturen. Und da, also ja, ich habe es probiert, aber es hat nicht funktioniert. Das ist eigentlich die schnelle Antwort auf das.
Willy
01:36:11
Und durch Rücklagen oder sowas, weil ihr wart ja auch schon sieben Jahre im Markt.
Theresa
01:36:15
Ja, aber wir haben noch nicht profitabel gewirtschaftet. Also wir haben dadurch, dass wir im Endeffekt eine, wir waren eben immer wieder im Geschäftsmodellumbruch und dann hatten wir 2023 das erste Geschäft eröffnet. Das war in der Alsastraße jetzt. Und das war jetzt auch zwei Jahre eigentlich fast offen. Das war in sich geschlossen schon positiv. Aber wir haben ja eine Bürostruktur gebraucht, weil wir haben mit 250 kleinbäuerlichen Betrieben zusammengearbeitet. Das heißt eben extrem große Vielzahl und eben nicht irgendwo Zwischenhändler, sondern immer einzeln. alles immer direkt, damit wir sicherstellen konnten, sowohl eine transparente Lieferkette, aber auch wer bezahlt was, wie viel, wie auch immer. Und das hat zehn Leute am Schluss im Büro gebraucht und dieses eine Geschäft hat noch nicht genug abgeworfen für zehn Leute. Also hatte ich im Jänner dann die Eröffnung schon vom zweiten Geschäft. Das war in der Zollergasse.
Willy
01:37:03
Flucht nach vorne quasi.
Theresa
01:37:04
Flucht nach vorne, richtig. Naja, ich kannte nur das. Und trotzdem in einer Form, war es notwendig sozusagen zu wachsen in einer Zeit, wo eigentlich die Rezension und die Wirtschaft eher zusammenkippt. Und das war natürlich auch vom Timing super schwierig, weil eigentlich mussten wir weiter wachsen. Ich konnte nicht sagen, jetzt warten wir ein bisschen ab. Wir haben dann natürlich auch im Konkurs noch hart überlegt, können wir nur die eine Filiale erhalten? Wie viele Leute müssen wir im Team noch haben? Wir sind aber auch auf eine Mindest-Mindest-Besetzung von fünf Leuten gekommen, weil du brauchst dann die Qualität. Das ist wieder die Markteintrittsbarrieren. Du brauchst dermaßen arge Standards im Lebensmittelbereich, die du nicht lustig aus dem, sagen wir mal jetzt, Freelance-Bereich heraus... Also was wir da brauchten, genau, von Zertifizierungsdingen, dann brauchst du natürlich einen IT-Techniker, dann brauchst du das, das, das. Du kannst nicht mehr so lustig kooperativ was zusammenbasteln und dann wird sich das schon ausgehen in dieser heutigen Marktumfeldslogik, weil dafür wurden die Systeme auch von den Behördenseiten zu stark in Richtung Konzerne optimiert, dass du da als kleiner Betrieb eigentlich nicht...
Willy
01:38:10
Gewisse Kosten fallen einfach an und es ist auch schwieriger.
Theresa
01:38:12
Die Kosten umzulegen. Du kannst die nicht mehr einsparen. Genau, und dann ist aber eben die Problematik, du brauchst einen gewissen Grundumsatz, um zumindest diese gewissen Grundkosten zu zahlen und dadurch musst du nach vorne flüchten, scheitern, wie auch immer, oder halt weitermachen, anstatt zu reduzieren. Also am Schluss war es eine Paz-Situation, die ich nicht mehr lösen konnte, sonst hätte ich nicht den Konkurs oder halt die Insolvenz angemeldet.
Willy
01:38:35
Wie haben die Lieferanten reagiert, weil Mitarbeiter, hast du es gesagt wie haben sie aufgenommen.
Theresa
01:38:39
Schlimm war es allen, wir haben am Schluss alle Tränen in den Augen gehabt, am Schluss auch vor allem weil du das niederlegst, was du so viele Jahre zuvor machst, also da geht es ja nicht nur um das Thema, dass ich jetzt keinen Job mehr habe das ist natürlich schwierig, aber auch da hat Gott sei Dank Österreich auch da mit dem Insolvenzfonds alles wirklich tolle Dinge, auch gerade die Arbeiterkammer war extrem stark, die war noch persönlich vor Ort, also ich glaube da auf der Ebene war gut,
Willy
01:39:01
War positiv Ja, dorthin ja.
Theresa
01:39:04
WKO lässt Unternehmerinnen ziemlich im Stich, aber die Arbeiter werden sehr unterstützt. Als Unternehmerin kriegst du nicht einmal eine Versicherung und Arbeitslosen- und Mindestsicherungshilfe. Das ist auch ganz lustig. Der Insolvenzfonds sichert sehr wohl drei Monate ab für alle Angestellten sozusagen. Und das ist auch gut und wichtig so. Die Bauern und Bäuerinnen waren im Endeffekt eigentlich total verständnisvoll. Ich würde sagen, von 250 waren drei, vier richtig angepisst. Ich habe aber mit allen geredet eigentlich und auch mit den drei, vier, die wirklich begonnen haben. Warum habt ihr noch letzte Woche bestellt? weil ich es nicht gewusst habe, weil ich gedacht habe, das ist dann so schwierig, weil natürlich bist du da auch in einer Vertrauensebene mit den Betrieben. Wir bestellen da eine Woche davor unsere Lebensmittel und die Woche danach meldet man einen Konkurs an. Das fühlt sich für viele natürlich super beschissen an und auch am Anfang gleich mal diese Anfangs-Skeptik. Hat man schon die Angst da?
Willy
01:39:56
Man kann sich nicht aufhören aus Angst, Dinge einzukaufen wahrscheinlich. Es ist schon eine schwierige Situation.
Theresa
01:40:03
Es ist ja total schwierig. Nicht nur ich, was sage ich, weil es ist das Gleiche. Ich kann nicht meinem Team dann so halb sagen, bestellen wir jetzt.
Willy
01:40:09
Du bist nur die Hälfte, ich bin mir nur 50% sicher, ob ich zahlen kann.
Theresa
01:40:13
Du bist da als Chef in einer gewissen Haltung. Eigentlich war ich immer jemand, der extrem offen alles kommuniziert hat, sogar auch auf unserer Cashflow-Ebene mit den Mitarbeitenden und alles. Ich habe aber gemerkt, dass das sehr viele sehr gestresst hat. Ich habe es dann wirklich begonnen, eigentlich schon ein bisschen taktischer zu machen, was erzähle ich in welchen Situationen. Ich war der Meinung, Ich habe Angestellte oder Mitarbeitende, die am liebsten alles wissen wollen, weil ich als Typ Mensch so war. Ich hätte gerne eine Firmenstruktur, die total offen und transparent eigentlich jemanden abholt. Ich habe aber gemerkt, dass das viele Leute deutlich mehr stresst, als ich es mir bewusst war. Und deswegen habe ich es natürlich auch wirklich erst an dem Tag, wo ich es dem Produzenten und der Öffentlichkeit gesagt habe, allen Mitarbeitenden gesagt. Und dadurch ist es schwierig. Da ist aber eine Frage.
Willy
01:40:59
Man werft für den Würfel. Weißt du, was mit diesen Bauern dann nach dem Konkurs passiert ist oder ob die anderen Vertriebskanäle dann gefunden haben?
Theresa
01:41:09
Also ich mache jetzt gerade und freue mich schon darauf, was rauskommt, eine Umfrage. Ich setze sie gerade auf, weil mich interessiert selbst ganz genau Systeme oder halt statistisch weiß ich es nicht. Jeder, der mich angerufen hat, konnte auch nach dem Konkurs mit mir telefonieren und das waren teilweise 30 Telefonate an einem Tag und da drehst du irgendwann durch, Auch wenn du dann versuchst, ständig alles sowohl offen zu sein, zu erklären, aber auch genau das abzufragen, wie geht es euch und was braucht ihr jetzt. Für viele waren wir die Hauptvertriebsquelle mittlerweile. Das war schon echt für mich arg, das auch wahrzunehmen, dass wir so relevant geworden sind, dass es aber dann wiederum in die Verbindlichkeit und Abhängigkeit jetzt nicht weitergeht. Ich meine, ich habe nichts machen können in der Form, aber es hat mich schon sehr betroffen gemacht, muss ich sagen. Und ich glaube, wie wir in der Landwirtschaft, wir haben das halt auf dem Umsatzlevel circa zwei Jahre schon gehabt, würde ich sagen. Das heißt, es hat jetzt sicher niemand, keine Ahnung, 100 Prozent des Umsatzes nur mit Markter gemacht, obwohl von einem Imker weiß ich es, mit dem habe ich auch gut geredet. Ich meine, die haben halt dann alle wieder probiert, auf Bauernmärkte zu gehen, wieder mit anderen Kreislern zusammenzuarbeiten, kleinere Mengen in vielen Dingen halt abzusetzen. Ich glaube, es war für viele schon ein großer Verlust, uns auch zu verlieren. Und das eine eher so von der finanziellen Ebene, aber auch, dass du eigentlich ein Gegenüber hast, mit dem du wirklich vertrauensvoll arbeiten kannst und auch eigentlich weißt, cool, ich kann eigentlich Lebensmittel produzieren und da kümmert sich im Positiven jemand anderer dann um den Verkauf. Und ich muss nicht, das war ja immer meine Hypothese, warum auch die Direktvermarktung nicht so leicht ist. Du musst auf so vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen, weil du musst super Lebensmittel produzieren, dann musst du sie richtig zertifizieren, dann musst du die Buchhaltung und alles auch noch hinkriegen mit der wirtschaftlichen Rechnung und dann sollst du noch nebenbei dich vermarkten und am besten bei jedem der Bauernmärkte präsent sein. How? Also das geht sich organisatorisch auch schon wieder nicht aus.
Willy
01:42:57
Was würdest du, weil ich muss ja schon wieder auf die Zeit schauen, was würdest du jetzt als rückwirkend, rückblickend, nicht rückwirkend wäre es natürlich auch praktisch, aber rückblickend anders machen. Wenn du jetzt zurückschaust auf die Zeit, musst du irgendeinen Schritt, irgendeine Weiche anders gestellt haben?
Theresa
01:43:17
Nicht konkret eine Weiche, glaube ich. Das war schon alles relativ durchdacht logisch, auch wenn es jetzt am Schluss nicht funktioniert hat. Ich glaube, was ich am ehesten, wenn ich die Frage beantworten würde, wie in mir hochkommt, ist, ich habe, glaube ich, die schlechtesten Entscheidungen getroffen, wenn ich mit dem Rücken an der Wand gestanden bin. Also es ist... Unter Druck. Wie bitte? Unter Druck, oder? Unter Druck, genau. Wenn du merkst, du glaubst, du musst jetzt irgendwas. Am Anfang unternehmerisch gesprochen, Und glaubt man, man muss immer die ganze Zeit und überall auch noch 120 Prozent geben und, und, und. Und am besten alles noch. Kooperationen zusagen, das machen. Also dieses kluge Nein, das ich jetzt gelernt habe, wo es nicht notwendig ist, nur von außen einen Druck kommt oder du auch innen einen Druck hast, das würde ich sagen, würde ich mir am höchsten hochhalten jetzt als Erkenntnis aus dem Ganzen heraus. Deswegen lasse ich mir auch jetzt so viel Zeit, mir zu überlegen, wo ist jetzt der richtige nächste Schritt. Ich glaube, ich habe sehr schnelle Entscheidungen getroffen. Ich bin auch eine sehr schnelle Entscheiderin, das ist auch etwas Positives im Unternehmertum, braucht man auch ganz oft. Oft habe ich was entschieden, wo ich gar nicht mehr frei entscheiden konnte, weil du wirtschaftlich gesprochen, den Druck hast finanziell gesprochen, auch von Führungsebenen, wo ich immer gedacht habe, zum Beispiel ich brauche, weil ich alleine gegründet habe. Ich habe ganz oft vom Kapitalmarkt, von den Investoren gehört, Ich muss mindestens einen zweiten Gründer haben. Dann wurde mir immer gesagt, du brauchst eigentlich einen Mann an deiner Seite. Er hat mir immer sehr gedaukt, wie er das gesagt hat. Ich habe dreimal das versucht. Also ich bin dann sogar darauf eingegangen, weil ich immer so, ja, es kann nicht eine Person alles sagen. Und dann war ich wieder erschöpft und gesagt, ja, ich kann wirklich nicht alles tragen. Dann habe ich wieder jemanden gesucht, der als zweites Gegenüber vielleicht mit mir das gemeinsam besser macht, wo ich mich mehr auf das nach außen konzentriere. Und ich habe immer diesen Wunsch gehabt, jemanden, der die operativen Ebenen übernimmt. Und dieses ganze Zusätzliche, also es war ja auf tausend Hochzeiten gefüllt unterwegs. Und am Schluss waren das aber immer die Inputs von außen, wenn dann gekommen ist, du brauchst das. Nicht, weil ich gedacht habe, ich brauche das. Ich war schon dann so getriggert, weil ich ja schon erschöpft war in Richtung, ja, ich brauche mehr Unterstützung. Und genau da habe ich aber schlecht entschieden, ganz oft. Da habe ich Leute nicht gut gespürt, was sie wirklich mitgebracht haben, was ihre Ausrichtung, ihr Interesse war. Ich bin dann ganz oft in diese männliche Ego-Falle getappt, weil dann irgendjemand dahergekommen ist und gesagt hat, Mädel, ich mache da ein Business groß. Und genau, das ist nicht passiert. Das waren die größten Dampfplauderer. Das waren die, die eigentlich dann mit viel Geld vielleicht irgendwas hinstellen konnten. Aber dass du wirklich das miteinander verstanden hast, Das habe ich dann viel eher in ganz anderen Teamstrukturen erlebt, eben nicht in den großen High-Performer.
Willy
01:45:54
Ja, ich habe zuerst noch eine Frage.
Theresa
01:45:56
Ja, voll gerne.
Willy
01:45:57
Ist es unter den aktuellen Marktbedingungen überhaupt möglich, einem großen Lebensmittelkonzern Konkurrenz zu bieten? Und dann eben noch die Frage, wir haben jetzt schon ein bisschen über Politik geredet. Ja. Würdest du sagen, wir stellen jetzt ein paar Stellschrauben und dann wagen wir noch einen Versuch?
Theresa
01:46:19
Also zur ersten Antwort, jetzt ist Lidl auch noch gescheitert in Österreich. Das heißt eigentlich, egal wo, man hat einfach nicht die Möglichkeit, auch nicht mit Kapital. Ich habe immer gedacht, am Schluss hätte ich genug Geld zur Verfügung, könnte man das doch irgendwie trotzdem schaffen. Ich glaube, in den aktuellen Spielregeln bist du, was du zeitmäßig und geldmäßig brauchst, eigentlich nicht in der Möglichkeit da was Größeres. Also ich glaube, man kann auf jeden Fall, auch deswegen sage ich, Kooperativen, Genossenschaften, alle möglichen Sachen, bitte, mehr davon. Aber ich glaube nicht den Impact, den ich machen wollte im jetzigen europäischen System. Da ist nicht einmal Österreich meiner Meinung nach. Ich glaube aber, und das ist wieder das nächste Jahr zu dir, also ja, es muss politisch funktionieren. Es muss funktionieren, dass wir andere Spielregeln gestalten, dass eben nicht die Großen am meisten davon profitieren in dem jetzigen Lobbying-Framework und alle Kleinen darunter leiden. Ich glaube, es muss vielleicht noch mehr krachen, bis sowohl die Politik als auch der Großteil der Gesellschaft auch wirklich merkt, wir fordern das ein. Das ist das, was mich ein bisschen traurig macht in der jetzigen Zeit. Ich spüre noch nicht das Momentum. Und ich habe jetzt oft heute das Wort Momentum gemerkt, wo so dieser Beginn, wo was zum Kippen beginnt, der Ball ins Rollen kommt. Momentan bin ich wirklich am überlegen, was braucht man, damit das wirklich mehr wieder beginnt, auch in die Aktion zu gehen.
Willy
01:47:39
Ja, mit dem würde... Also, was wäre Zusammenfassung? Ja, okay, dann. Wir kommunizieren ja schon auf Zetteln, ob man so Fragen sagt oder nicht. Bitte.
Studis
01:47:50
Nein, es ist wirklich ein bisschen eine Zusammenfassung von dem Ganzen. Und zwar, du hast gemeint, dass die WKO sehr wenig Unterstützung bietet für Unternehmer.
Theresa
01:48:01
Kein Unternehmertum oder Unternehmerinnen.
Studis
01:48:03
Also, es ist auch schon eine Diskrepanz dazwischen. und auch, dass der Einfluss in die Politik Konzernen vorbehalten ist. Und wir ja vorher auch besprochen haben, dass dieses Loch zwischen Arm und Reich riesig ist und eigentlich nur mit Glück zu überwinden ist, weil es einfach systemisch bedingt ist, gewollt ist, könnte man vielleicht sogar sagen, dass dort dieses Loch ist. Gleichzeitig hat man das Problem, dass sie auch durch deine Erfahrungen bewährt hat und gezeigt hat, dass ein ehrliches, ethisches und transparentes Wirtschaften auch nicht gefördert wird und man damit Verlierer in dem Ganzen ist. Und wo man auch, wenn man ein bisschen zynisch ist, sagen könnte, dass das auch systemisch gewollt ist. Und was kriegen große Unternehmen daraus? Natürlich wesentlich mehr Profit, weil sie durch das, dass sie gewisse Standards nicht beachten, ihre Erträge besser skalieren können. Und natürlich leiden sowohl Qualität und Klima an dem Ganzen an. Und konnte man dann nicht auch sagen, dass man ein bisschen diesen Profitfokus auch verschieben müsste, um überhaupt eine Änderung zu bewirken.
Theresa
01:49:30
Ja, wenn am Schluss ein Unternehmen davon profitiert, nämlich Profit am Schluss macht, wenn es so günstig wie möglich einkauft, so billig wie möglich die unterschiedlichen Dinge organisiert und seine Macht Markt am meisten ausnützt, dann haben wir einfach ein falsches Spiel gegen dem, dass es uns gesellschaftlich jemals damit etwas Gutes passiert.
Willy
01:49:51
Aber müssen wir jetzt, jetzt greife ich nochmal den Ball auf, so Unternehmen, sage ich jetzt mal, wie Markt, und ich sage das jetzt bewusst ein bisschen provokant, gesellschaftlich sind wir uns einig, dass es Sinn macht, wenn man Bäuerinnen und Bauern mit Konsumenten in den Kurz schließt etc. Wenn der Markt kriselt oder wenn der Markt gerade mal nicht so gut ist, sind das die ersten Unternehmen, die in die Krise kommen. Wir haben gesagt, Nachhaltigkeit geht zurück. Sind das so ein bisschen gesellschaftliche Schönwetterunternehmen, die dann jedes Mal, wenn dann quasi das Wetter wieder schlechter wechseln. Wenn das die Konklusio ist, was bedeutet dann das für den Markt? Müssen wir dann Markters oder Unternehmen wie das staatlich organisieren, weil das wäre dann wieder der Umkehrschluss, da müssen wir es halt wieder, Konsum früher oder Sums, also wo müssen wir da hin, damit sowas dann auch am Markt Bestand hat, wenn das Geld knapp wird, wenn die Krise da ist und wenn wir sagen, für die ganzen Geschichten, die was uns jetzt irgendwie auf der Spitze der Pyramide wichtig sind, haben wir jetzt kein Geld mehr. Wie können wir sowas bewahren oder ist es einfach so, dass es einfach Markt kommt und Markt geht?
Theresa
01:51:02
Nein, ich hoffe nicht. Ich meine, auch wenn es jetzt, ja tut es, aber es kommt. Kein Problem. Ich komme viel, viel lieber wieder zurück. Ich glaube daran, dass wir andere Spielregeln brauchen. Das heißt, marktwirtschaftliche Regeln. Unser Markt ist ja nicht frei. Das ist ja eine Lüge, dass wir einen freien Markt haben, wo sich allen Gebot und Nachfrage optimal trifft. Das heißt, wir regeln ihn bereits jetzt. Wir greifen wahnsinnig viel ein, auch in den westlichen Gesellschaften. Also nicht nur, keine Ahnung, Richtung Kommunismus, Russland, China. Ganz im Gegenteil. Und ich glaube aber, es sind die falschen Regeln, die jetzt herrschen. Es sind jetzt Regeln, die eher dem Profit, den Großen, den Strukturen, den Konzernen, der, sagen wir mal, einer gewissen Grundversorgung von Europa, wird immer genug Lebensmittel produzieren. Leider zu viel sogar, dass wir Afrika damit fluten und auch noch so viel wegschmeißen können, dass es uns wurscht ist. Das heißt, es ist eigentlich da nicht mehr eine Absicherungsebene, die wir bräuchten. Aber das macht noch immer Europa auf der Logik, wie auch die Landwirtschaft gefördert wird. Die meisten EU-Gelder fließen aktuell noch immer direkt in die Landwirtschaft. Leider sehr stark nach der Prämisse, wer mehr Hektar hat, kriegt mehr Fördergelder. Das heißt, wir haben wieder die gleiche Umverteilungsproblematik. Führt dazu, dass in Spitzenzeiten, glaube ich, Firmen wie Rauch und Red Bull, weil die am meisten Fläche gepachtet hatten in Österreich, auch die meisten Förderempfänger waren im Vergleich zu Kleinbauern. Das heißt, worüber wir nicht nachgedacht haben, und da fehlt meiner Meinung nach der politische Mut, europamäßig gesprochen, weil ich fürchte, dass Österreich alleine da zu wenig Handlungsspielraum hat, wirklich zu agieren. Ein politischer Mut, dass Europa sagt, wir wissen von den wissenschaftlichen Ebenen, akademisch gesprochen, aber auch von dem, was wir eigentlich als Gesellschaft schon verstehen, was uns guttun würde über die nächsten Jahrzehnte, Generationen und Co. Wir setzen uns heute dafür ein und machen unbeliebte Entscheidungen und genau da fangen wir halt an mit diesem Politikum und mit dem Populismus, Es gibt wenig Politiker, die jetzt sich wo hinstellen, sagen, ich mache mich unbeliebt, dass in 20, 30 Jahren irgendwas Gescheiteres ist. Auch da hat man wieder ein sehr kurzfristig Ego getriebenes, ich will die nächste Wahl gewinnen, oft Ausrichtung. Und an dem fehlt es, dass wir vielleicht auch über solche Logiken drüber nachdenken müssen, wie könnte man politische Systeme machen, die verbindlich auch viele Jahrzehnte berücksichtigen müssen eigentlich als Ganzes. Teilweise haben wir es versucht mit den Klimazielen, auch wieder marktwirtschaftlich organisiert. Setzen wir mal uns irgendein Gradziel bis 2030 oder wie auch immer, wird dann schon der Markt sich dorthin orientieren. Ja, es funktioniert nicht, wenn es keine Strafen gibt, wenn im Endeffekt auch keine, wenn der Markt frei handeln darf, um dann am Schluss vielleicht ein Ziel zu erreichen, das aber nicht wirklich honoriert wird, wenn du es erreichst, aber auch nicht wirklich bönalisiert, wenn nicht, dann wird das meiner Meinung nach nicht funktionieren.
Willy
01:53:38
Der Markt würde funktionieren, wenn die Kosten, das was du gesagt hast, wenn die Kosten quasi einbepreist.
Theresa
01:53:43
Wenn das ein Preis wird,
Willy
01:53:44
Wird der Markt an sich ja wahrscheinlich...
Theresa
01:53:46
Und das ist vielleicht auch noch zu diesem Thema Marktbarrieren. Wenn am Schluss ich, Teresa Imre mit Magda, ähm, eigentlich am Wettbewerb gemessen werde, wie das, keine Ahnung, Hausnummer, der Liter Milch vom Cleverbackel im Biller kostet, dann ist das das Problem, dass dieser Liter Milch so günstig eigentlich angeboten werden darf, wo der Bauer und die Bäuerin davon wahrscheinlich, keine Ahnung, Hausnummer 35 Cent bekommt, aber das nicht einmal stabil und irgendwas, wo du merkst, wenn das eigentlich das ist, wogegen ich ankämpfen muss mit dem Prinzip Markter, nämlich immer wieder den Preis der Lebensmittel, dann werden wir dieses Spiel nicht gewinnen. Wenn ich aber sagen kann, unsere Milch, die wir hatten, ist eine Milch, die in unterschiedlichsten Dingen so viel gescheiter ist als die, sagen wir mal jetzt, konventionelle Massentierhaltung, dann wäre es einfach nur eine ganz normale volkswirtschaftliche Rechnung oder auch betriebswirtschaftliche Rechnung, wo du sagst, unsere Milch wäre dann eigentlich sogar günstiger, gesellschaftlich gesehen, als die Milch, die jetzt kurzfristig zwar viel Output generiert und günstigen Milchpreis erzeugt, aber uns allen gesellschaftlich schadet. Also ich glaube, dass es eigentlich schon in einer Marktlogik funktionieren kann, wenn wir andere Spielregeln definieren.
Willy
01:54:56
Okay, danke für das jetzt. Erstens mal danke, wir müssen jetzt zu einem Ende kommen. Ich glaube, wir haben ein paar Themen festgemacht.
Theresa
01:55:06
Zwei, drei.
Willy
01:55:07
Zwei, drei Themen. Wir waren sehr gut auf der Metaebene wieder mal unterwegs, was mir persönlich auch ganz gut gefällt. Wir haben eine Vision für die Zukunft, wir wissen, wo wir hinmüssten und jetzt müssen wir nur noch schauen, wie wir dann möglichst schnell dorthin vorwärts scheitern wahrscheinlich.
Theresa
01:55:21
Vorwärts scheitern. Ich glaube, wir müssen noch ein bisschen Europa und Westlich auf die Schnauze fallen mit dem, wo wir glauben, dass das alles so weitergeht. Ich sehe momentan auch da nicht, dass wir jetzt auf einmal draufkommen, oh, das macht alles doch nicht so viel Sinn, wie die ganze AI-Tech-Ebene wieder in die nächste Machtstruktur reinkippt und wieder ein Monopol erstellt und wieder eigentlich genau das macht, was wir eigentlich vermeiden wollen.
Willy
01:55:43
Die Generation des Richten muss, die hockt da.
Theresa
01:55:46
Bin eh dabei, ich nehme mich da nicht raus.
Willy
01:55:49
Ja, passt, super. Dann sage ich jetzt einmal Danke, wir müssen einen Punkt machen, wir hätten ewig weiterreden können, aber danke, dass du da warst, danke für eure Fragen und natürlich jetzt noch abschließend einen großen Applaus für die USA.

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