BauertothePeople (B2P)

Wilhelm Geiger

B2P003 Christian Kofler - Der Tauernschecken-Checker

Wer ist Christian Kofler?

02.09.2020 18 min Wilhelm Geiger

Zusammenfassung & Show Notes

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Fein, fein, fein! 

"Christian Kofler weiß alles, was es über Tauernschecken zu checken gibt. Er ist mit Herz und Leidenschaft Züchter, gibt uns aber auch einen kurzen Einblick in die Arbeit, die damit verbunden ist." Christian Kofler – Der Tauernschecken-Checker oder die Geschichte vom unendlichen Zaun. Nicht nur seine Schwester Patricia hat sich den kleinen Paarhufern verschrieben, sondern auch Christian ist ein Experte, in seinem Fall sind es die Ziegen, genauer gesagt, die Tauernschecken. 

Dieses Gespräch hat sich quasi zufällig beim Besuch auf der Alm ergeben, auf die uns Christian spontan eingeladen hat. Daher haben wir auch nicht unser bewährtes „Tonstudio“ aufgebaut, sondern uns gemütlich auf eine Bank gesetzt und das Aufnahmegerät auf den Schoß gelegt. Wir hatten übrigens eine absolut traumhafte Aussicht und bekamen sozusagen einen „Einblick mit Weitblick“. In diesem Podcast erfahrt ihr etwas über die Tauernschecken-Ziege aus Sicht eines Züchters. Darüber, warum diese Ziegen gezüchtet werden und welchen „Nutzen“ diese Tiere haben. Eine ganz wichtige Funktion – und darum ist Christian mit seinen Ziegen auch gerade auf dieser Alm unterwegs – ist die Zurückgewinnung von für die landwirtschaftliche Nutzung eigentlich schon verlorenen Bergflächen. Zaun, Zaun, Zaun Ja dann stellt man halt einen Zaun auf … 

Diese Forderung hat man so oder so ähnlich in vielen aktuellen Diskussionen schon gehört. Und weil der Autor selbst auch schon mal in den Genuss des alpinen Zaunbaus gekommen ist, liefert dieser Abschnitt des Interviews einen praxisnahen Einblick in das, was Zaunbauen in der Praxis bedeutet.

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„Leit hoits zamm“ – Haindling
thx an Jürgen Buchner

„Power to the People“ – Junior Kelly
thx and Michael Lechleitner @ Irievibrations Records
 
… und ein bisserl selbst gesungen 😊
thx to me, my voice und eure Schmerzschwelle 

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Viel Spaß beim Reinhören und Entdecken!

Transkript

Leute, halt's zusammen, sonst dauert's nicht mehr recht lang Auf einmal tut's einen Scheiben schön werden und dann klappt alles zusammen Power to the People, der Podcast für überhaupt und außerdem Nachhaltigkeit und EOS. Weil nur durchs Reden kommen die Leute zusammen. Hallo, du züchtest dauernd Scheckenziegen, ist das richtig? Ja genau, dauernd Scheckenziegen ist eine seltene Rasse, eine hochgefährdete Rasse in Österreich. Was heißt hochgefährdet? Das ist eine hochgefährdete Rasse im roten Züchtercharakter. In Österreich sind ungefähr 3000 Stück vorhanden. Die gehen auch bis in den bayerischen Raum, den Südtiroler Raum, die ganze Rasse. Daher ist sie hochgefährdet, eingestuft. Das Rassenmerkmal der dauernd scheckenziegen ist ihre Dreifärbigkeit. Das sind die Farben braun, schwarz, weiß oder auch in der Farbgebung schwarz-weiß. Farbgebung ist wichtig, dass eine Blässe vorhanden ist, also im Kopf, dass sie eine schöne weiße Blässe durchgehend hat. Sie soll lebhaft gescheckt sein im Körper. Ganz gern sind Böcke und Weibliche meistens gehörend, fast immer gehörend. Das ist das Zuchtziel, dass sie gehörend sind. Warum? Die Züchterei hat die Behornung schon immer vorausgesetzt. Hat die einen Vorteil? Nein, das bringt nichts. Was ist das Spezielle an dieser dauernd scheckenziegen? Warum sind die jetzt erhaltenswert? Was ist der Vorteil von dem Tier? In früheren Zeiten hat man diese Dreifärbigkeit ausgenutzt. Bei jedem Wetterlage, zum Beispiel bei Schnee, hat man die braun-schwarzen Flecken wieder gut gesehen oder Farbgebungen. Oder im Strauchbereich, wenn sie in die Sträuche drinstehen, im Waldbereich unterwegs sind, dann sieht man den weißen Farbfleck gut. Von daher hat man das gemacht, weil das für die Hochgebirgslage für das Auge am besten sieht. Für die Hochgebirgslage ist sie eine Gebirgsziegenrasse. Sie eignet sich durch ihre robuste Körperhaltung. Sie eignet auch die Dauernchecken für die Almbewirtschaftung ganz gut. Jetzt hast du wieder ein Wort gesagt. Was ist eine Alteraufhängung? Eine Alteraufhängung ist, wie straff das Alter an der Ziege hochsitzt. Das Bindegewebe oder das Zentralbandaar ist, dass das ganz hochsitzend ist, dass keine Verletzungen durch Sträucher durch Sträucher, Felsen oder sonstige Vorkommnisse bei der Gebärderung der Almen entsteht. Und für was gar nicht die Tiere nutzt? Zweck ist das jetzt Fleisch? Oder ist das eher als Nutztier im Land zum Kultivieren von einer Landschaft? Oder für was nimmt man die Viecher jetzt am besten her? Ich glaube, dass die Dauerncheckenziege momentan sehr inn ist durch die ganzen Züchterei. Die Gauß hat wieder mehr Stellen mehr gekriegt. Es hat eine Zeit gegeben nach der Nachkriegszeit, dass die Gauß verbunden wurde, wo sie bei jeder Stalt ausgejagt wurde, weil sie keine Stellen mehr gehabt hat. Momentan ist es so, dass die Gauß eine ganze Intensivität wiederkriegt. Es gibt viele Ziegenbetriebe, die Produkte herstellen. Dadurch ist die Gauß allweil in letzter Zeit interessant geworden. Eine Dauerncheckenziege ist rein ein Hobby bzw. eine Liebhaberei. Eine richtige Dauerncheckenziege zu züchten, was ideal Farbgewungen hat, ist sehr schwierig. Man muss sich das vorstellen, wenn man ungefähr 20 Kitze hat, dann vielleicht für die Zucht 3-5 Stück. Das Restliche ist für die Zucht nicht geeignet, wird dann selbst vermarktet bei jedem Züchter und geht in die Fleischproduktion. Oder man verkauft sonstige Wildzüchtereien. Also weg vom Herdebruchbetrieb, dass man die einfach verkauft. Ich habe hinten gesehen, du hast ein kleines Projekt mit den Ziegen, wo du die Wiesen renaturierst. Das heißt, unnutzbare Weideflächen, auf denen du die Ziegen losgelassen hast, damit du später wieder was anderes wachst, wie Wacholder oder Blaubeeren etc. Da sind sie auch relativ gut geeignet für den Zweck, oder? Ja, so wie wir uns hier befinden, sind wir auf der Müllner Alm, in der Kirchlich-Sauerlangen-Grund. Die Alm hat seit 50 Jahren keinen Weideviech mehr oder keine Bewirtschaftung mehr hinter sich. Sie ist dadurch ein bisschen verbuscht oder eigentlich viel verbuscht und verstäuchert. Was war denn dorthin eigentlich bis vor 50 Jahren? Waren dann da Kühe? Da waren 40 Stück Rindviecher da, also Kühe mit Goldviech, wenn man sagt. Da ist leider noch nix mehr da geworden, nicht mehr bewirtschaftet worden. Dadurch, dass der Besitzer eigentlich von allem ein medizinischer Doktor ist, hat er gesagt, wenn wir jetzt reinkommen, hast du Interesse? Da habe ich gesagt, ja, man kann da sicherlich ein bergs Projekt machen. Da haben wir uns dann entschlossen, dass wir die Weidefläche einzahlen. Wir haben das dann alles gekoppelt, wenn man sagt, im Fachjargon. Also einen Zaun gemacht? Ja, richtig gekoppelt gemacht. Und dann haben wir jetzt die Gasse hinterlassen. Derzeit haben wir 50 Stück da, da anchecken, Ziege. Und jetzt werden wir die gezielt, sage ich jetzt mal, die ganze Verbuschung, Verstreucherung, Mosbärstauen, Oselnussstauen, die ganzen Zwergstreucher gezielt bekämpfen, so dass man wieder eine Reaktivierung auf Weidefläche, auf eine gute Weidegrosse wieder zusammenbringt. Was hier wachsend ist, was da wachsend ist, aber eine Kuh, wenn du sie jetzt drauflässt, die darfst du erwiesen. Ja, die darfst du weniger finden. Eine Gasse ist ja generell ein Laubfresser. Das ist eine Delikatesse. Für eine Gasse ist das nicht ein Fichtenzweig oder eine Laubbamme oder so. Das ist ja für eine Gasse, sage ich jetzt mal, wirklich ein lecker bisschen. Und dadurch ist es auch gegeben, dass eine Gasse so ein Projekt macht, die anderen Viecherrassen ja nicht so geeignet sind, halt für diese ganze Strauchverbisse oder so. Da hat die Gasse eigene Bisteknik. Dadurch stirbt das nachher an und nachher wird die Weidefläche bzw. der Graswuchs wieder stärker. Jetzt habe ich schon oft gehört, dass viel Flächen eben so wie die Fläche da verloren gehen für die normale Landwirtschaft. Warum gibt es dann in Österreich nicht viel mehr Ziegen, viel mehr Leute wie die, die Koppeln auffahren auf den Almen und diese Flächen dann auch wieder zurückerobern? Ich würde sagen, dass diese Arbeitsintensivität auf einem Alm z.B. einen Koppel machen oder generell einen Zaun zu machen, enorm hoch ist. Wir sichern es ja derzeit auch mit dem Wolfdebatte, dass man eigentlich ganz schwierig einen Zaun etwas macht oder dass man generell einen Zaun etwas tut, weil das die Gegebenheit eigentlich total schwierig ist, einen Zaun zu machen, weil das extrem schwierig ist durch die Geländegängigkeit. Ja, und warum tut das nicht mehr? Es hat auch früher Weiderechte gegeben für Ziegen, z.B. die sind teilweise verfallen, weil die Ziegen nicht mehr auftrieben worden sind, weil die Stückzahl zurückgegangen ist. Ein gewisser Idealismus gehört auch dazu, dass man so etwas betreibt bzw. beginnt wieder nicht. Also es ist irgendwo auf der einen Seite ökonomisch, wirtschaftlich einfach auch oft nicht rentabel, d.h. du musst es da holen, da muss auch was dran liegen. Ja, das wird wahrscheinlich der Hauptkonzept. Einen Punkt, den du jetzt noch angesprochen hast, weil wir gerade beim Rennen sind, wollen wir das da unbedingt noch auf ein Tonbandl draufbringen, bzw. da ist ja kein Tonbandl mehr, das ist digital. Auf der Alm. Es ist zwar ein Podcast und jetzt hat man kein Büdel dazu, aber gehen wir mal davon aus, es ist ungefähr so steil wie auf der Streife, ein bisschen weniger, manchmal sogar ein bisschen mehr. Da stehen ein Baum umeinander, da sind Streicher, da sind Sterne, das ist fast Wildnis. Und dann tust du es anbauen. Die obere Koppel ist ungefähr wie ein Hektar. D.h. du hast da eine Außenfläche nur für die eine Koppel da, wo du dann Zaun machst. Wie viel ist das? Die Gesamtfläche bei der Alm, z.B. 70 Hektar, wenn wir da sind, 15 Hektar haben wir eingezäunt. Ja, das ist halt ein Motser Arbeitsaufwand. Du musst davor mit der Motosensur, teilweise im Bereich freimachen, oder auch mit der Motosensur, etwas freischneiden, damit der Zaun überhaupt nicht mehr baut. Dass du mit anfangen kannst, wenn du auf Drogen steckst. Wie sagt man der Umfang von der Fläche? Das sind ja nicht 100 m, da reden wir schon von Kilometern. Wir reden schon von Kilometern. Wie viele Kilometer hat die eine Koppel oben rundum? Rundum sind wir sicher bei 14 km Zaun. 14 km Zaun? Lizen? 14.000 m Zaun. Dass die Kors drin bleiben. Die können aber gut hupfen. Brauchst du eine Zaun oder hast du zwei Teile? Nein, das sind 2-3 Lizen, also Schnüre gespannt. Die Schnure kann man nicht spannen, da gibt es noch ein Risalator dazu. Wie viele Stempel stehen da auf so einem? Wie viele Stempel sind da alle? Zwischen 5 und 6 m steht ein Stempel. Je nach Gegebenheit von Erdreich her. Für die Hügelegigkeit her. Natürlich braucht man ein bisschen mehr oder weniger mal. Teilweise versuche ich es am Bäumen festzumachen, nicht, dass man das auch geschützt hat. Aber im Großen und Ganzen reden wir hier zwischen 400 und 500 Stempel. Was man am Rücken auftragen muss. Das bringst du da rauf und dann nimmst du es. Dann stehen die nicht vom Surfer. Dann muss jeder mit der Hand eingeschlagen werden. Pro Kilometer ein Schlägel mit einem gewissen Gewicht? Ja, der hat ungefähr 10-15 kg. Dann verbringt man einige Zeit, ein bisschen beim Stecken schlagen. Bei mir ist ein ganzer Tag draufgegangen. Da hast du den ganzen Tag Stecken geschlagen. Du schlägst dich in die Erdreich hin. Danach ist die Arbeit noch nicht fertig. Dann geht es mit dem Isolator weiter. Dann schraubst du bei den 1000 Isolatoren mit der Akku-Bahnmaschine ein. Dann spannst du eigentlich noch mein Draht. Wenn du ungefähr 500 pro Kilometer nimmst, haben wir 200 pro Kilometer. Wenn ich das bei 14 rechne, sind wir bei 2800, wenn man alle 5 Meter anmacht. Dann auf jeden Stempel 3x die Isolatoren. Das heißt, du hast, jetzt wird es langsam wild, 2000 Fü Isolatoren. Dann noch die Schnur 3x spannen. Das heißt, 3x rundherum gehst du mit der Schnur noch. Wo der Strom da reinkommt. Wie lange bist du da am Arbeiten? Wenn mir die oberen Koppel hernehmen, bin ich 2 Wochen, also 14 Tage, nur beim Zahnmachen. Wie viele Stunden am Tag? Wir fangen gleich in der Früh an. Du bist sicherlich bei den 12-14 Stunden durchaus beim Zahnmachen. Zwei Wochen durchgehend? Ja. Man hat einen zeitlichen Druck. Die Tiere brauchen wieder eine neue Koppel. Du musst da Gas geben? Ja, man muss schon etwas schauen, dass man das Ganze zeitnah macht. Du gehst dir nicht hin, du stößt den Zaun auf. Dann bist du dann 2-4 Monate daheim. Bevor du gehst, legst du den Zaun die 40 km wieder nieder. Du holst die Schnur auf und hoffst, dass die Stämpel noch dort sind, wo sie voriges Jahr waren. Man legt den Zaun komplett nieder, wenn das Viech daheim ist. Man muss die Stämpel ausvertragen, in eine kleine Grube legen oder beim Baum hinlegen. Das muss man sich merken fürs nächste Jahr, wo man die hinlegt. Dann trocknen wir es normal wieder an. Das passt frühzeitig auf. Ich mache das glücklich, dass wir das Ganze auf Tonband haben, damit man nicht hört, wie viel Arbeit Zaunbauen ist. Das ist nicht gerade, das ist steil. Ich habe das selber machen dürfen. Das ist auch nicht immer einfach. Für jeden, der sagt, man baut einen Zaun auf der Alm, kann man ihn gerne einladen. Besser im Frühjahr, dann überlegt man sich beim nächsten Mal, wenn man einen Zaun fordert. Zumindest ein zweites Mal, ob das wirklich realistisch ist. Wenn einer so viel Motivation hat, dass er einen Zaun wie mich aufbauen möchte, bitte gerne. Sicherlich ein spannendes Erlebnis für manche. Vielen Dank für die Ausführungen. Danke für den Besuch. Schöne Grüße in die Ferne. Von da sehen wir es ja schon. Wir haben einen guten Ausblick. Das hast du auch selber gemacht. Du bist auch Hobby-Dischler. Handwerklich geschickt. Aber du warst auch schön aufgeschmissen. Danke. Servus. Copyright WDR 2021

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