B2P075 Gemüse "Out of the Box" – Bio-Gemüsebauer Simon Vetter (Vetterhof)
… oder warum man Landwirtschaft neu denken muss
09.07.2023 149 min
Video zur Episode
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Zusammenfassung & Show Notes
Simon hat sich von hinten angeschlichen. Die Kamera war schon auf die Tür gerichtet, ein spontaner Schnappschuss mit einem überraschten Simon Vetter sollte es werden. Dann steht Simon plötzlich hinter mir, jetzt war ich überrascht. Ich hatte den einen Weg erwartet, Simon nahm den anderen.
Damit ist irgendwie schon alles gesagt und eigentlich auch gar nichts. Seit 300 Jahren befindet sich der Hof in der Familie. Jetzt sind Simon und sein Bruder Raphael an der Reihe, die Geschicke des Hofes zu leiten.
Bei Simon und dem Vetterhof verschwimmen einmal mehr die Grenzen zwischen Landwirt und Unternehmer. Sei es sprachlich, sei es vom Standort. Er spricht von Business Plänen, Lean Management und Stakeholdern. Am Hof steht eine kleine Flotte von E-Lieferwägen für die Zustellung der sehr erfolgreichen Bio-Kisten und ein kleiner Hofladen. „Dieses Konzept funktionieren aber nur hier“, erwähnt Simon sinngemäß. Die Rheintal-Region besteht eigentlich aus ein paar Städten, die immer mehr zusammenwachsen. Vom Berg aus gesehen, wisse man nicht mehr, wo die eine Stadt aufhört und die anderen anfinge. Für eine Direktvermarktung und die vettersche Gemüsekiste natürlich ideale Rahmenbedingungen. Aber draufkommen muss man halt auch mal und umsetzen halt auch.
Simon ist überzeugter Bio-Bauer, aber nicht dogmatisch, vielmehr radikal pragmatisch. Und so dauert es auch nicht lang, bis der Name Urs Niggli fällt, mit dem in gedanklich viel verbindet. Er denkt gerne „out of the box“ und auch ein wenig disruptiv, wie „komplett einreisen und anders wieder aufbauen“ im Slang der Innovationsmanager heißt.
Damit ist irgendwie schon alles gesagt und eigentlich auch gar nichts. Seit 300 Jahren befindet sich der Hof in der Familie. Jetzt sind Simon und sein Bruder Raphael an der Reihe, die Geschicke des Hofes zu leiten.
Bei Simon und dem Vetterhof verschwimmen einmal mehr die Grenzen zwischen Landwirt und Unternehmer. Sei es sprachlich, sei es vom Standort. Er spricht von Business Plänen, Lean Management und Stakeholdern. Am Hof steht eine kleine Flotte von E-Lieferwägen für die Zustellung der sehr erfolgreichen Bio-Kisten und ein kleiner Hofladen. „Dieses Konzept funktionieren aber nur hier“, erwähnt Simon sinngemäß. Die Rheintal-Region besteht eigentlich aus ein paar Städten, die immer mehr zusammenwachsen. Vom Berg aus gesehen, wisse man nicht mehr, wo die eine Stadt aufhört und die anderen anfinge. Für eine Direktvermarktung und die vettersche Gemüsekiste natürlich ideale Rahmenbedingungen. Aber draufkommen muss man halt auch mal und umsetzen halt auch.
Simon ist überzeugter Bio-Bauer, aber nicht dogmatisch, vielmehr radikal pragmatisch. Und so dauert es auch nicht lang, bis der Name Urs Niggli fällt, mit dem in gedanklich viel verbindet. Er denkt gerne „out of the box“ und auch ein wenig disruptiv, wie „komplett einreisen und anders wieder aufbauen“ im Slang der Innovationsmanager heißt.
Den behutsamen Simon lernt hingegen der Boden kennen, auf dessen Bedeutung er im Laufe des Gespräches immer wieder zurückkommt. Die Vetters hatten immer Tiere. Seit letztem Jahr ist damit Schluss. Schwer war die Entscheidung und ist es bis heute. Die richtige Entscheidung war es aber auch, sagt Simon und man merkt, dass er beides ernst meint.
Transkript
Music.
Bauer to the People, der Podcast für Perspektiven rund um Essen, Menschen und Landwirtschaft.
Weil nur durchs Reden kommen die Leute zusammen.
Music.
Grüß euch! In dieser Ausgabe des Bauer to the People Podcast war ich zu Gast beim Simon Vetter am gleichnamigen Vetterhof in Lustenau.
Der Simon und sein Bruder der Raphael sind die aktuelle Generation an den Hebeln des Hofes,
der sich seit über 300 Jahren im Besitz der Familie befindet.
Und an diesen Hebeln wird auch kräftig gezogen.
Einerseits behutsam, aber auch mit aller Konsequenz. Der Simon ist Bio-Gemüsebauer aus Überzeugung, die hauseigene Gemüsekiste ist im Rheintal
in Vorarlberg weithin ein Begriff und daneben beliefert man auch noch die Gastronomie,
den eigenen Hofladen und fährt auch auf den Markt. Dort und da hadert der Simon aber auch
mit dem Status Quo der Landwirtschaft und fordert mehr Kreativität und Innovationsbereitschaft.
Warum wird in der Landwirtschaft so selten von Businessmodellen gesprochen,
fragt sich der Simon und seinen Betrieb hat er auf jeden Fall schon einmal lean aufgestellt.
Lernt in dieser Folge einen Landwirten kennen, der seine Vision von Landwirtschaft am eigenen
Betrieb schon praktisch umgesetzt hat und den eigenen Worten nach noch viel Energie
für weitere Projekte hat. Und jetzt viel Spaß beim Reinhören und Kennenlernen.
Und dann mache ich es meistens so, dass ich irgendwann zwischendrin auf Play drücke und dann sind wir auf Sendung. So wie ich jetzt gerade. Okay, grüß dich.
Hallo. Servus.
Grüß Gott. Liebe Hörerinnen, liebe Hörer, liebe 1.200.000 Fans von Power to the People, die wir inzwischen sicher schon haben. Wow.
Man muss ein bisschen auftragen. Das ist so gescheit. Aber es ist wahrscheinlich knapp 1.000.000.
Wir sind heute hier in...
Im wunderschönen Lustenau. wunderschönen lustig. Der Perle am Alpenrhein. Mit einem sichtbar gut aufgelegten Simon Vetter.
Wir sind hier am Vetterhof, Biohof Vetter, oder? Biohof, oder? Komplett bio. Und wir werden heute
ja vieles über die hoffentlich erfahren, wie dieser ganze doch in Vorarlberg, aber auch über
die Grenzen von Vorarlberg hinaus, doch bekannte innovative Bauernhof entstanden ist. Wie du das
auf die Beine gestellt oder wer da alle dabei war. Wir werden viel wahrscheinlich über die
Biokisten, über die Vermarktung erlernen und über die Art von Landwirtschaft, die du betreibst.
Und so wie es immer ist, darf ich jetzt noch einmal in Abwesenheit meine liebe Kollegin,
die Frau Bianca Blasl aka Melange in Gummistiefeln begrüßen. Liebe Grüße nach Wien. Imposant,
tolerant und kolossal, ja, charmant. Also wie immer charmant halt. Liebe Bianca.
Liebe Grüße nach Wien. Simon, wir fangen immer ganz ganz hinten an oder ganz ganz vorne,
je nachdem wie du es sagst, in deiner Kindheit und mich würde interessieren, wie bist du
aufgewachsen? Bist du schon in einer Landwirtschaft aufgewachsen? Ich weiß es, ich habe es nachgelesen,
aber vielleicht erzählst du es nochmal. Wie bist du groß geworden? Ich bin auf dem Betrieb meiner
Eltern oder Großeltern groß geworden. Also unser Hof, der Aussiedlerhof, den meine Eltern
96 gebaut haben, habe ich die ersten 13 Jahre meines Lebens in Lust und Akkusie im Ort verbracht,
auf einem gemischten Betrieb, Milchkühe, Gemüse, Obst.
Mit nem Watt.
Wie kann man sich das vorstellen? Normale Wohnhäuser und zwischendrin ein Bauernhof?
Ja, wie man sie zu Hauf gefunden hat im Rheintal bis vor...
Also mitten im Ortsbild drin? Ja, genau. Aber da ist der Ort einfach um den Bauernhof herumgewachsen.
Das ist ein bisschen eine Tragik, was wir haben im Rheintal.
Dass man sehr verschwenderisch mit Boden umgegangen ist oder immer noch geht.
Das hat dazu geführt, dass der Ort, an dem unser alter Hof war, so in einer beengten Lage drin war,
dass man vor der Entscheidung stand, nicht aufzuhören, auswandern oder aussiedeln.
Und man sich dann für die dritte Variante entschieden hat. Und da haben wir die Eltern gemeinsam mit dem entdeckten Roland Kneiger den Hof gebaut.
Da warst du dann 13? 13 Jahre. Und wie war das, du hast gesagt, wir hören ja oft von so Nutzungskonflikten,
wann dann die Stadt zündet an die Landwirtschaft. War das bei euch auch so,
oder war einfach zu wenig Platz, oder hat es dann auch Nutzungskonflikte gegeben?
Da hat es Schweine, Rinder, natürlich Nutzungskonflikte gegeben. Ich habe in meinem
Leben viel Zeit verbracht mit Rindern durch Vorgärten nachzustiffen, Straßen zu reinigen,
weil sie wieder irgendjemand mit dem Traktorreifen verdreckt hat und mit ja, das war ein großer
Nutzungskonflikt, der natürlich dazu geführt hat, aber einfach die der Punkt, dass das war.
Anfang der 90er Jahre, da war ein unglaublich großer Umbruch in der Landwirtschaft, EU-Beitritt,
Ostgrenzen, die geöffnet worden sind, niemand hat irgendwie wirklich gewusst, wohin die Reise geht
Und das war schon im Nachhinein ein sehr weit Blick nach meinen Eltern zu sagen,
okay, wenn wir irgendwie weiter in der Landwirtschaft tätig sein wollen,
dann müssen wir irgendwie einen großen Schritt nach vorne gehen.
Und das war der große Schritt.
Ins Aussiedlerhof nennt man das. Das nennt man Aussiedlerhof.
Die findet man eh ganz Österreich eigentlich, Aussiedlerhöfe.
Ja, für mich ist der Begriff jetzt neu, ich hab ihn ja zuerst nicht gehört, aber das heißt, wenn man...
Vom den ursprünglichen Hofstandort, wurscht ob der jetzt in der Stadt oder wo, wo er einfach verlässt und den Hof woanders aufbaut.
Wie schwierig ist das? Habt ihr da die Flächen und alles mitgenommen oder habt ihr da irgendwie komplett neu angefangen, wie stellt man das vor?
Nein, also da war schon, große Flächen waren schon da, aber nicht alles, also da hat man einiges an Flächen erwerben müssen
und hat quasi auf der grünen Wiese einen Hof, eine neue Hofstelle gegründet. Aber alle unsere Nachbarn sind aus Siedlerhöfe.
Achso, lauter aus Siedlerhöfe da. Genau. Okay. Hast du sofort gewusst, wie du denken können hast, dass du Bauer wirst? War das klar?
Nein, ich bin immer mit dem aufgewachsen. Ich bin gelernter Landwirt.
Ich habe in meiner Freizeit weniger andere Dinge gemacht als wie das.
Also junger schon? Kind schon? Ja, ja. Warum?
Das war so normal in dem Familienverband, wo ich aufgewachsen bin, dass wir quasi immer überall mit dabei waren, am Feld, am Stall, überall.
Ich könnte da gar keine Grenze ziehen, was jetzt Betrieb war oder was Privat war. Das ist alles ein Work-Life-Blend.
Mit allen Vor- und Nachteilen, oder? Also das, ja. Und ich hab dann ganz klassische Landwirtschaftliche Ausbildung gemacht,
also Fachschule.
Und hab dann zu Hause angefangen zu arbeiten, hab die Berufsreifeprüfung nachgeholt,
weil ich gemerkt hab, das ist noch nicht irgendwie.
Und hab dann in Wien auf der BOKU studiert. Auf BOKU bist gegangen? Ja, okay. Und,
hab dann das Glück gehabt, dass ich über den Auslandszivildienst nach Sierra Leone gekommen bin,
bin nach Westafrika und dort irgendwie super spannende Einblicke gekriegt habe,
wie Landwirtschaft da völlig anders, in einem klimatisch völlig anderen Kontext funktioniert. Und genau.
Fokus, Sierra Leone. Aber noch einmal zurück, jetzt bist du schon wieder ganz schnell in die Zukunft eingekupft.
Das heißt, da war nie der Wunsch, du weißt, ich will Banker, ich will ganz was anderes.
Ich hab von der Landwirtschaft Schnauze voll, ich möchte das nicht.
Ja, wir sind sechs Kinder. Mir hat das immer große Freude gemacht. Ich finde das eine mega schöne Arbeit.
Und was mir immer gefallen hat, ist irgendwie, das war bei meinen Eltern immer schon sehr präsent, dieses Ausprobieren.
Das war nie etwas Statisches. Also mein Papa hat das immer zu mir gesagt, wenn du als Bauer denkst, dass du 20, 30 Jahre lang das Gleiche machen kannst, dann hast du verloren.
Und das finde ich irgendwie, aus der Perspektive finde ich die Landwirtschaft mega spannend.
Weil da ist kein Stillstand, das Ding marschiert die ganze Zeit.
Und da kann man sich extrem austoben.
Für mich mehr als in anderen Bereichen, wo ich auch reingeschnuppert habe.
Ich habe das Gefühl gehabt, dass man das machen kann.
Okay. Sechs Geschwister wart ihr. Wie habt ihr euch den Hof ausgeschnuppert?
Der Raphael, mein Bruder, ist schon im Betrieb. Der da in Wien auf der BOKU studiert.
Ah schon? Und die anderen vier?
Da ist alles dabei. Vom Personal über die Landtagsabgeordnete.
Aber ihr habt es euch irgendwie gut ausgeschnapst, dass du den Hof, war recht klar, dass du und der Raphael...
Wir den Hof. Also wir sind quasi zu gleichen Teilen.
Du und der Raphael. War das relativ bald klar, dass jetzt war der Satz?
Der Satz ist so entwickelt irgendwie.
Nach und nach. Du hast gesagt, der Papa war, ich habe irgendwann einmal gelesen in einem Zeitungsinterview,
Sie haben euch wohlwollend als sturkopf irgendwie beschrieben. War der Papa auch schon ein Sturkopf und was ist eigentlich mit dem Sturkopf gemeint?
Was ist das? Weil du hast ja gesagt, du musst ständig dich verändern, du musst ständig... beschreiben wir mal ein bisschen deinen Papa.
Ich glaube, dass er in vielen Dingen wirklich der Zeit voraus war.
Bei manchen Sachen wirklich viel zu früh dran, wo sie jetzt auch gekommen sind. Zum Beispiel?
Die haben sich mit vielen Themen in der Landwirtschaft beschäftigt.
Völlig egal, ob das jetzt Mobilställe bei Hühnerwaren oder Getreideanbau in Vorarlberg sind,
wo sie in den 80er Jahren schon angefangen haben, wieder Getreide anzubauen.
Das ist ja quasi eine kleine Renaissance des Getreideanbaus bei uns.
Oder auch mit der Direktvermarktung, also die haben Direktvermarktung gemacht zu einem Zeitpunkt, wo der Kammeramtsdirektor bei uns vorbeikommen ist und dem Großvater gesagt hat,
niemand geht auf dem Bauernhof Sachen einkaufen, soll das bitte aufhören.
Und das finde ich irgendwie schon spannend, dass die irgendwie gemerkt haben, man kann Landwirtschaft auch anders machen.
Und das finde ich irgendwie das Spannende daran.
Und das hat dir irgendwie vermittelt, dieses Ding? Ja, grundsätzlich sind wir alle, also auch meine Geschwister, in einem Setting aufgewachsen, wo dieses Bild und diese Freiheit immer da war.
Wenn man die Dinge haben will, dann muss man sie auch machen. Das finde ich das Schöne an unserer Arbeit und an dem Ganzen.
Wann habt ihr übernommen?
Also ich hab den Betrieb quasi 2016.
Okay und gemeinsam gleich mit dem Bruder? Der Raffael ist jetzt am einsteigen dran, also da sind wir jetzt gerade dran, wie wir das quasi auch richtig hinkriegen.
Okay, also wie kann ich euch jetzt alterstechnisch, ich habe jetzt aufgrund von Zeitungsberichten, habe ich den Alter außergerechnet, du dürftest irgendwann demnächst den 40er feiern oder?
Bald einmal, ja. Raffael ist jünger wahrscheinlich oder?
Ja genau, der ist neun Jahre jünger als ich. Der ist quasi jetzt aus dem Studium in den Hof langsam rein.
Was hast du auf der BOKU gelernt oder was hast du in deinen Wanderjahren gelernt?
Ich habe nie Agrarwissenschaften studiert auf der BOKU, ich habe wie so viele Umwelt- und Bioressourcenmanagement gemacht.
Das berühmte Umwelt- und Bioressourcenmanagement. Da war ich auch fast dran gewesen.
Wobei im Nachhinein eine gute Entscheidung.
Ich schätze das immer wieder, weil man sehr breiten Überblick über viele Sachen bekommen hat und ich profitiere bis heute davon eigentlich.
Ich wüsste gar nicht, ob ich es wieder anders machen würde. Aber warum eigentlich das? Weil du bewusst was anderes machen wolltest?
Ja, weil ich ganz bewusst was anderes machen wollte und mir das andere zumindest mal angeschaut haben.
Das heißt aber in der Zwischenzeit haben die Eltern den Betrieb noch geführt und du hast die Zeit auch gehabt. Ja, ja, klar.
Du warst ja dann nicht da, oder? Du warst ja dann in Wien oder bist du dann immer hin und her gebändelt?
Ja, ja, in Wien. Das ist ein bisschen weit zum Bändeln.
Ja, es gibt wohl ein paar Wahnsinnige. Es ist immer wieder...
Ja, soll sich geben. Verhugt mein Volker.
Okay, und dann Sierra Leone hast du vorher gesagt. Ja. Wie kommt man nach Sierra Leone?
Ich hätte halt Wehrdienst machen müssen oder Zivildienst. Und das war am Ende vom Bachelorstudium.
Ich hab das irgendwie sehr erfolgreich ignoriert, dass wir das machen hätten müssen. Und dann hab ich gedacht, ich hab irgendwie keinen Bock in einer Kaserne zu sitzen und ich hab keinen Bock meine Zeit irgendwo beim Roten Kreuz abzusitzen, weil das eh noch was Sinnvolles gewesen wäre.
Und hab mich dann irgendwie angefangen zu interessieren für Auslandszivildienst und hätt schon, war schon in einem Bewerbungsprozess drinnen für eine Stelle in Uganda.
Und das wäre auch super Spannung gewesen im Norden von Uganda. Und dann bin ich auf einmal über dieses Sierra Leone Projekt gestolpert und,
richtig drüber gefahren.
Keine Ahnung gehabt, wo das überhaupt liegt. Wirklich. Also wenn man mir gesagt hätte, das ist in der Karibik, hätte ich ja gesagt, ja, ja, klar.
Wo liegt Sierra Leone? Im schönen Westafrika. Im schönen Westafrika.
Zwischen Guinea und Liberia. Wirklich ein Traum. Wirklich.
Bei schönen Lusten auch in schöne Westafrika. Wunderbar.
Genau. Und was war da? Und da habe ich Zivildienst machen dürfen bei einer kleinen lokalen NGO, die in einem Vorort von Freetown, Freetown ist die Hauptstadt, so ein Vocational Training, also eine Berufsausbildung betreibt.
Die haben zwei Bereiche, einer ist mehr so in einem städtischen Bereich und einer ist in einem sehr ländlichen Kontext und ich war auf der Farm draußen und da haben wir ein Ausbildungszentrum für Solartechniker gehabt.
Also da hat man wirklich junge Menschen, schwerpunktmäßig natürlich Sierra Leone, aber da waren auch Schüler aus anderen afrikanischen Staaten da, die dort eine Ausbildung zum Solartechniker oder zur Solartechnikerin erhalten haben.
Und mein Part war, man wollte es quasi ergänzen um den ganzen Themenkomplex Biogas.
Und ich habe das zusammen mit einem Maschinenbauer von der TU Wien irgendwie versucht hinzukriegen.
Ja, sehr ernüchternd. Biogas ist eine grandiose Technologie, aber ich brauche biogene Abfälle.
Es gibt recht wenig biogene Abfälle, weil alles unglaublich gut verwertet wird.
Und es gibt auch keine Sammelinfrastruktur und das war dann irgendwie eher schwierig, da was Gutes hinzukriegen, abgesehen von Testanlagen, die man schon zum Laufen gebracht hat.
Das hat man sich vorher nicht überlegt, dass da irgendwie der Abfall fällt für die Biogasanlagen?
Das ist so ein Klassiker. Ich glaube, das ist bei ganz vielen von diesen EZA-Projekten, am meisten davon profitiert es nicht mehr die Leute, die da hingehen.
EZA heißt Entwicklungs- und Zusammenarbeit?
Also das ist bei jedem Projekt völlig wurscht. Ich habe mittlerweile einen sehr nüchternen Zugang zu dem Ganzen.
Wer wirklich profitiert, sind die Leute, die dort hingehen dürfen.
Aber du hast es vorher trotzdem erwähnt, Sierra Leone. Was hast du dort gelernt oder was hast du da mitgenommen für später?
Viele Freundschaften, die bis heute anhalten und irgendwie einen völlig anderen Blick auf...
Das war für mich das erste Mal, dass ich in einem Land war, wo kurz davor ein brutaler Bürgerkrieg war.
Das ist zwar schon eine lange Zeit her, aber zum damaligen Zeitpunkt war das alles noch recht frisch.
Und allein die Erfahrung, was macht das mit einer Gesellschaft, was heißt das irgendwie, wie gehen die Leute damit um?
Und auch landwirtschaftlich, also was heißt irgendwie Subsistenzlandwirtschaft?
Es klingt bei uns immer super sexy, wenn die Leute quasi für ihren täglichen Bedarf produzieren.
Selbstproduzieren? Reine Selbstversorger. So autark, möglichst autark.
Ja, genau. Oder halt, ja, kann man jetzt wahrscheinlich lieber eine gescheite Definition geben, ich
kann es jetzt gar nicht gescheit wiedergeben, aber das waren Großteils, also gerade in einem
Dorf, wo wir gelebt haben, Kleinstbauern.
Das ist knallhart. Das ist nicht lustig.
Also das hat in meinem Blick schon verändert auf das Ganze, so die Romantik, wo viele Leute da immer mitschwingen haben, die kann ich nicht teilen, gar nicht, eigentlich.
Hast du was aus dieser Erfahrung auch was umlegen können, weil jetzt sage ich mal Lustenau und Sierra Leone und Hauptstadt, Freetown, genau, danke, kann man jetzt wahrscheinlich nicht eins zu eins vergleichen, aber was du von dort gelernt hast, hast du da irgendwas umgesetzt da oder kannst du irgendwas von den Erfahrungen anwenden?
Also wir haben sehr konkrete Dinge umgesetzt. Wir bauen Süßkartoffeln an und Süßkartoffelblätter ist bei uns kein Mensch.
Das sind in Westafrika eine beliebte Delikatesse. Schmeckt hervorragend und wir haben Köche bei uns, die mittlerweile auch mit dem kochen.
Süßkartoffelblätter? Süßkartoffelblätter, ja. Kann man verarbeiten wie Spinat.
Sweet Potato Leaf Soup. Findet man super Rezepte dazu im Internet. Mit Reis und Fisch dazu. Schmeckt hervorragend.
Also Sweet Potato Leaves. Was wollt ihr noch so ein?
Was ich am meisten mitgenommen habe, das sind extrem erfinderische Leute dort, die jetzt nicht im Sinne von improvisieren, sondern im Sinne von.
Da gibt es keine Kammer, da gibt es niemanden, der irgendwas reguliert.
Wenn du auf dem Wochenmarkt bist, das ist wirklich ein freier Markt.
Mit dem Unterschied, dass du permanent die Zwiebeln aus den Niederlanden und die Tomaten aus Italien um dich herum hast.
Aus meiner Wahrnehmung war es immer super faszinierend zu sehen, wie die Leute Chancen und Möglichkeiten aufnehmen und was damit macht.
Und das hat mich extrem inspiriert.
Was da für Power dahinter ist. Also wir fragen ja auch immer, was waren so prägende Erlebnisse, prägende Menschen in deiner Jugend oder Vergangenheit,
offensichtlich prägende Erfahrung gewesen?
Ja, definitiv. Was hat es sonst noch für Menschen gegeben, die dich stark geprägt haben?
Von Papa ein bisschen was gehört.
Was waren so diese Pfeiler in deiner Vergangenheit, wo du sagst, die haben die Fundamente deiner Gegenwart ein bisschen vorweggenommen?
Ich habe nach meinem Studium fünf Jahre lang in Bregenz in einem Planungsbüro gearbeitet.
In einem Planungsbüro? Also Planungsbüro ist ein falscher Termin dafür. Bei Kairos, das ist kein Planungsbüro.
Wenn sie zuhören, dann werden sie wahrscheinlich sagen, das ist kein Planungsbüro.
Damals hat es den Titel gehabt Wirkungsforschung und Entwicklung. Was sie im Prinzip machen ist Prototypen herstellen. Prototypen primär für ländliche Regionen.
Das wäre eigentlich ein super Interviewpartner für die.
Und da habe ich extrem viel gelernt, wie man Projekte umsetzt, wie man die richtigen Leute zusammenbringt, wie wichtig es ist, dass man mit einer gewissen Grundkonsequenz die Dinge fertig denkt.
Das heißt, dass man sich alle Aspekte von einem Produkt oder einem Prozess genau anschaut.
Und das für ländliche Regionen? Was kann ich mir unter einem Projekt für ländliche Regionen oder einem Prototypen vorstellen?
Wir haben zum Beispiel, das war eines meiner Projekte, da haben wir in Montafon, das war noch zu Zeiten vor Smartphones, für ein spontanes Mitfahrsystem.
Also wo man quasi so eine Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr...
Strukturiertes Anhaltertum. Ja genau, mit Fahrerversicherung und alles versucht zu industrialisieren.
So Geschichten.
Ist es dir gelungen? Es ist dann relativ rasant, sind dann noch andere Entwicklungen dazu gekommen.
Du hast damit angefangen. Also ich habe das mega spannend und mega inspirierend gefunden. Eines von unseren Projekten war ein guter Tag hat 100 Punkte.
Ich weiß nicht, ob du das kennst.
Was quasi darum geht, die Klimawirksamkeit von einzelnen Produkten abzubilden. www.eingutertag.org.
Genau, da habe ich sehr viel mitgearbeitet. Und das war für mich einfach sehr lehrreich, da reinzuschnuppern.
Ja, aber du hast jetzt 5 Jahre gesagt, oder? der Ölpumpe.
Vorher hast du gesagt, das war eigentlich immer kein Thema, dass du unterbrochener Landwirt wirst. Jetzt warst du weg in Wien, Bio- und Ressourcenmanagement auf der Bocke, nicht unbedingt Landwirtschaft, landwirtschaftsnahe von mir aus.
Du warst in Sierra Leone Biogasanlagen, fünf Jahre in einem Planungsbüro, also du hast eigentlich doch eine lange Karriere außerhalb der Landwirtschaft schon gehabt, oder?
Ja, back to the roots. Das war ja so, dass ich neben meiner Arbeit in Bregenz quasi oft nach der Arbeit noch am Feld draußen war. Also es war ja nicht so, dass ich mich komplett ausgeklinkt habe davon, sondern das war für mich auch wichtig und ich finde das auch bei jedem, der in der Landwirtschaft tätig ist, also gerade bei jungen Leuten mega wichtig, dass man irgendwie
gewisse Zeit auch außerhalb von seinem Betrieb, sich irgendwie Erfahrungen sammelt und anschaut, wie läuft das in anderen Branchen, was machen andere.
Ja. Was hat der Raphael bis jetzt gemacht?
Der war in Ecuador, der war nicht bei Kairaus, dafür war er bei einem anderen Planungsstudio.
Energieinstitut in Dornbirn. Ihr habt so ein Muster, oder?
Ja, ja, genau. Ja, aber ich finde das extrem wichtig, das ist wahrscheinlich eines der größten Probleme, die die Landwirtschaft hat.
Dass die Ausbildungssysteme und das ganze System sehr geschlossen ist.
Was heißt das? Beschreib das ein bisschen. Geschlossen im Sinne von, dass, jemand geht in eine Landwirtschaftsschule rein,
ich weiß nicht, wie es in anderen Regionen ist, aber bei uns bildet das nicht unbedingt die Gesellschaft ab.
In einer Region, wo wir 35% Migrationshintergrund haben, ist irgendwie keine Migranten in der Fachschule.
Wir haben Besuch. Du bist halt zum Fernsehen.
Suchen gehen. Das ist ein Problem, weil es die Realität nicht widerspiegelt. Das heißt nicht, dass man dann Quotenmigranten einführen soll, das meine ich damit gar nicht.
Aber ich denke, das ist schon ein Problem, das die Landwirtschaft hat, dass man oft den Anschluss an die Gesellschaft verloren hat oder die Gesellschaft den Anschluss an die Landwirtschaft verloren hat.
Was sind die Auswirkungen dann? Wenn du sagst, es ist ein isoliertes System, das quasi keine Schnittstellen zur Gesellschaft hat, wie wirkt sich das dann aus in der Ausbildung?
Es fehlen oft einfach Feedbackloops, man weiß nicht, für wen.
Das ist meine ganz persönliche Wahrnehmung, vielleicht ist da jemand dabei, der immer sagt, völliger Schwachsinn, das ist sicher ganz anders, aber ich denke mir oft, dass viele Strukturen in der Landwirtschaft einfach Eho-Kammern sind, die sich rein selbst verstärken.
Da sind wenige Leute, die sagen, ja, eh scheiße, dass ihr viel Bürokratie habt, aber das haben andere Leute auch.
Das ist nur ein Beispiel, oder? Aber ich denke mir oft, viele Leute...
Es gibt einen super Text von Adrian Krebs, mein schweizer Lieblingsagrarjournalist,
wo er beschreibt, oder wo er quasi sagt.
Es wäre super, wenn... weil es wird sehr oft gefordert in dem Kontext, dass
das Bauernvertreter sagen, die Leute aus der Stadt, die sollten einmal eine Woche am Hof arbeiten,
dann wüssten sie, was da das Leben am Land heißt. Und er sagt, es wäre vielleicht gar nicht so schlecht für den einen oder anderen Bauern, wenn er mal eine Stadtwoche machen würde und einmal schauen würde, wer sind eigentlich die Typen, für die wir produzieren?
Wie dicken die? Was wollen die? Was haben die für Wertigkeiten? Was ist denen wichtig? Was ist denen nicht wichtig? Da habe ich oft das Gefühl, das ist eine sehr einseitige Diskussion.
Glaubst du, weil du jetzt Woche sagst, ich habe mir das auch schon sehr viel Gedanken gemacht, hätte dir eine Woche Sierra Leone was gebracht?
Nein, natürlich nicht. Das ist sehr plakativ mit der Woche. Nein, aber es geht ja selten mehr aus. Es ist oft eine Woche nur.
Nein, die Frage ist einfach, wie schafft man es, dass man aus seinen Blasen rauskommt? Wie schafft man das?
Das ist für mich eine der größten und zentralsten Themen, weil ich einfach das Gefühl habe.
Und gerade in der Landwirtschaft, wo die Leute sehr lange Arbeitstage haben, wenig aus ihrer Babelaise rauskommen.
Da ist die Gefahr, dass man sich gegenseitig auf die Schultern klopft und gar nicht merkt, dass man sich völlig entkoppelt von dem Markt.
Wie schaut so eine Entkoppelung aus? Beschreib das mal. Man merkt das ja schon rein sprachlich, wenn Landwirte über, keine Ahnung, also er war ja früher Rinderbauer, lange Zeit Rinder gehalten,
aber wo man einfach merkt, wie, wenn man quasi in der landwirtschaftlichen Sprache, wenn man so will, mit normalen Kunden sich über Rindfleischproduktion unterhalt,
wie verstört viele Leute dann sind, mit Schlagkörperausbeuten oder Ausbeute.
Einfach, wo man merkt, da prallen dann Welten aufeinander.
Jetzt geht es mir nicht darum, dass man alles rosarot sieht durch die rosa Brille oder so,
sondern einfach nur, ich finde, dass diese gegenseitige Empfremdung eines der größten Probleme ist.
Die große Herausforderung für uns jetzt in der Landwirtschaft, in Österreich oder in anderen mitteleuropäischen Staaten.
Uns zu erklären. Also eher das, was du machst. Das finde ich das coole an eurer Arbeit.
Kurze Werbeeinschaltung.
Nein, aber das finde ich mega wichtig. Das, was für die Mechanisierung in den 50er, 60er Jahren in der Landwirtschaft war,
ist heute die Fähigkeit, sich zu erklären. Wer das nicht kann,
wird darüber kurz oder lang ein Problem kriegen.
Und du meinst jetzt, weil ich habe das mit der Sprache recht gut gefunden, also das Beispiel, das heißt,
wenn man den Austausch nicht sucht, Dann hat man einfach eine Sprache, die der andere nicht versteht, und der andere hat eine Sprache, die man selber nicht versteht.
Und dann prallen auf einmal Welten aufeinander. Dann sagt man, ja natürlich, Schwein, was soll das irgendwie?
Und die Leute sind perplex, weil sie merken, die Schweine laufen gar nicht alle auf der grünen Wiese herum. Was soll denn das irgendwie?
Das passt alles nicht mehr zusammen.
Das ist schon ein Problem, das wir in der Landwirtschaft haben, dass wir quasi die Kommunikation über uns ausgelagert haben.
An wen? Die AMA zum Beispiel. Oder sonst. Es gibt ja haufenweise Agrarmarketingorganisationen.
Aber das sind ja alles Experten, die zumindest einen Bezug zur Landwirtschaft haben.
Zumindest sitzen da sicher Menschen mit landwirtschaftlichem Bezug drinnen.
Kennen es, funktioniert es einfach nicht, wenn man die Landwirtschaft so kommuniziert, wie sie ist?
Fleisch bringt es, ein Beispiel. Also erklär es mal du, du kommst aus der Kommunikationsecke.
Nein, nein, nein, natürlich bin ich.
Nein, aber was ist die landwirtschaftliche Message dahinter? Was ist quasi, also da denke ich mir schnell so, okay, keine Ahnung, verstehe ich nicht, verstehe ich nicht, lass mich das gerne erklären, ich verstehe es nicht.
Und ich glaube, das ist einfach ein Problem, dass wir quasi die Kommunikation über uns ausgelagert haben oder ausgelagert.
In der vergangenen Zeit hat man das noch nicht so betrieben, aber dann hat man irgendwann gesagt, okay, das braucht man.
Aber die bauen das Netz derart dazu, das sollen andere machen.
Und das ist über den weiten Teil des Ergebnisses, das wir jetzt haben, dass Leute völlig entfremdet voreinander stehen und sagen, was macht ihr eigentlich da?
Es braucht ein bisschen Modernisierung der Kommunikation. Ja, und die Zeiten waren nie besser. Es war nie einfacher.
Du zeichnest gerade ein Programm auf. Ich hoffe, die Kamera rennt.
Nein, aber das finde ich mega spannend, dass wir irgendwie nicht mehr angewiesen sind darauf.
Genauso wie bei uns im Direktverwachtungsbetrieb.
Ich bin der Letzte, der sagt, das ist das Allheilmittel für alle.
Wenn einer in der Landwirtschaft sagt, er hat die Lösung gefunden,
Mir zönt wenig mehr, also ich habe oft Diskussionen bei uns und dann sagen Bauern, ja, das ist alles nett, aber das kann ja nicht die Lösung für alles sein.
Es gibt's nicht. Es gibt die Lösung für alles nicht. Das hat man im Osten versucht, Planwirtschaft, Sozialismus, sie haben das alles mit Balken und Trompeten an die Wand gefahren.
Es funktioniert nicht. Ich weiß noch nicht, wo dieser Wunsch herkommt, dass man die alles erfüllende Lösung findet.
Aber in der Direktvermarktung haben wir noch nie bessere Zeiten gehabt als heute.
Mit den ganzen digitalen Tools und allem. Das ist der Wahnsinn.
Das bringt uns als Landwirte oder Landwirtinnen auch historisch,
das hat es noch nie gegeben in der Geschichte der Landwirtschaft,
dass wir so einfach das Heft selbst in die Hand nehmen können.
Jetzt hast du vorher gesagt, man hat gesagt, die Bauern sind zu blöd, dass sie selber kommunizieren.
Und deswegen haben sie es ja noch angenommen.
Sind die Bauern aktuell noch zu blöd zum Kommunizieren? Oder müssen wir mehr trauen?
Es gibt extrem coole Akteure mittlerweile, die so schaffen. Und das ist ja das Spannende.
Wir haben ein Thema, für das sich die Leute interessieren.
Sonst wären ja nicht die ganzen Zeitungen immer voll mit landwirtschaftsrelevanten Themen.
Die Leute ärgern sich auch nur über Themen, die ihnen am Herzen liegen.
Ich ärgere mich nicht über die Auswahl für irgendeinen Misswahlcontest, weil es mir völlig wurscht ist.
Es ist mir völlig egal.
Aber den Leuten liegt das Thema Ernährung, Landwirtschaft, Tierschutz, es liegt ihnen am Herzen.
Und das ist ja super. Das heißt, wir haben grundsätzlich mal schon eine gute Ausgangssituation.
Wir sind ja auf das Thema jetzt gekommen, danke für den interessanten Exkurs.
Für dich und für deinen Bruder, war der Weg aus der Bubble einfach das Studium, die Arbeit in dem Planungsbüro Sierra Leone?
Wäre der Vetterhof das, was er heute ist, ohne diese Auszeit?
Also, was schon ein großer Punkt bei uns ist, sind die Leute, die bei uns arbeiten.
Wir haben sehr viele Mitarbeiter, also wir haben gute 20 Leute, die über die Saison bei uns arbeiten und die Ausnahme ist, dass jemand mit einem landwirtschaftlichen Background zu uns kommt.
Das heißt, da kommen Leute, die sind von der gelernten Architektin bis zum Goldschmied oder Vergolder über Sozialarbeiter, Physiotherapeut, da ist alles mögliche dabei.
Und das Spannende ist, da lässt jeder auch was da, das ändert sich ja auch, ich habe das vor kurzem gelesen.
Dass quasi die durchschnittliche Verweildauer von einem Arbeitnehmer in einem deutschen Betrieb ist etwa bei 2, irgendwas,
Jahren. Also auf alle Betriebe, nicht nur Landwirtschaft, sondern auf alle Betriebe. Und das ist auch bei uns so, dass wir natürlich ein stetes Kommen und Gehen haben.
Wir haben schon mittlerweile einige Leute, die länger hier sind und die fix hier sind, die dann auch quasi im Betrieb immer mehr Verantwortung übernehmen.
Aber wir merken einfach, es gibt ein Erwachsenes Interesse, speziell von jungen Leuten, die nicht unbedingt aus der Landwirtschaft kommen,
die sich dafür interessieren, was da passiert.
Und die wollen quasi für eine Zeit lang eintauchen in den Beruf des Landwirts. Super!
Das heißt, ich kam als kleiner Landwirt in Fradelberg auf einmal die Situation, dass ein Architekten bei mir am Betrieb arbeitet.
Das heißt, wenn ich auf eine Messe gehen muss und ich brauche einen Messestand, und der sollte mir was gleich schauen.
Wow! ist super, ich stimme es ja zu voll. Auf der einen Seite hast du die externe Perspektive geholt,
indem du den Hof verlassen hast. Auf der anderen Seite holt sich die externe Perspektive rein,
indem du Architekten, Sozialarbeiter am Hof beschäftigst. Das klingt total spannend,
aber ist das nicht urmühsam, wenn dann Leute umeinander rennen, die zwar einen schönen
Messestand bauen können, aber keine Ahnung von Landwirtschaft haben? Oder das ist ja für
euch dann wieder Arbeit on top? Ja, jetzt bin ich in Fradelberg und wir bauen Gemüse an.
Einem Rinderbauern Gemüseanbau beizubringen, ist wahrscheinlich gleich anstrengend.
So mühsam. Wir Architekten. Das sind mega motivierte, das finde ich echt extrem wichtig.
Das ist ja nicht so, dass... Also, ihr würdet es...
Es ist ja nicht so, dass die Betriebe, die jetzt die letzten, weil was wäre die Alternative?
Das finde ich eine spannende Frage. Was ist die Alternative zu dem Modell, das wir wählen?
Wir haben einen Betriebszweig für uns quasi gesucht, der sehr arbeitsintensiv ist.
Gemüsebau ist mega arbeitsintensiv. Das heißt, wir können das so machen, wie der Großteil der Betriebe in Österreich das macht, dass wir sagen,
entweder wir mechanisieren das bis in den letzten Quadratzentimeter rein,
würde aber heißen, wir würden quasi die Vielfalt, die wir haben, extrem eindampfen.
Auf A2 Kulturneu-Spezies. Genau, und es gibt bei uns einfach schlicht und ergreifend nicht die handelnden Strukturen dafür.
Wir sind ja nicht im MACH-Feld. Es gibt bei uns nicht einen einzigen Lagerhausturm.
Ich weiß, das ist mega schwierig vorzustellen für jemanden aus dem Osten, aber das gibt's bei uns nicht.
Lagerhäuser betreiben bei uns keine Silos. Die sammeln, nein, die machen das nicht.
Das heißt, ich könnte dann einfach sagen, gut, dann holen wir uns halt Arbeitskräfte
aus osteuropäischen Ländern oder aus Nordafrika oder wo auch immer. Völlig legitim, finde ich,
völlig okay. Also unsere Landwirtschaft würde am Boden liegen, würde es diese Leute nicht geben.
Aber Corona hat jetzt, und die letzten Jahre haben wir gezeigt, das ist keine sichere Geschichte.
Das heißt nicht, dass die Leute kommen. Aber da muss vieles passen, dass sie kommen. Und das
ist nicht so, dass die immer besser aussteigen mit dem. Also wenn man jetzt quasi, ich finde das
für uns als Betrieb unglaubliche Bereicherung, da Menschen irgendwie die Möglichkeit zu bieten,
einen Einblick zu bekommen. Und sie lassen, wie du gesagt hast, was da? Was lassen sie denn da?
Gefühlt in jedem Bereich sind es Sachen, wo einfach Leute quasi mit einem anderen Blick,
das ist nochmal das, was ich am Anfang gemeint habe, die Landwirtschaft läuft extrem Gefahr,
quasi eine reine Echokammer zu sein. Und sobald die mit Leuten zusammenarbeiten,
die aus einem anderen Kontext kommen, die sagen, ja, eh nicht, dass ihr das so macht,
aber hast du schon mal überlegt, das so zu machen? Tu dir wieder was auf, oder? Und das haben wir ja
in vielen Bereichen, dass man merkt, Diversität in einem Team ist kein Schaden. Und ich weiß noch
nicht, ich habe die Diskussion oft, dass die Leute sagen, ja, mega mühsam, den Leuten da in
die Traktorfahrer, das alles beizubringen. Ja, aber das ist ja nicht so, dass quasi jeder,
der auf einem Hof arbeitet, quasi von Kindesbeinen an irgendwie an einen Steuertraktor gewöhnt sein
muss, damit er das machen kann. So kompliziert ist das auch nicht.
Also ich habe gelernt, sie fangen alle mit 4 ungefähr zum Lüben an.
Ja, genau. Man kann die Geschichte ja umdrehen. Ich habe eine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht,
Fachschule. Wenn ich mir meine Fachschulklasse hernehme, also meine Abschlussklasse,
da reicht mir drei Finger, vier Finger, um abzuzählen, wie viele von den Leuten effektiv
heute noch in der Landwirtschaft tätig sind.
Also stecken wir uns um und dann Kohle rein, um Leute auszubilden, die nachher nicht in dem Bereich arbeiten.
Finde ich auch schwierig.
Sag, wie war für dich dann, wann hast du übernommen? Da haben wir es schon gesagt, 2016.
Das ist gar nicht so lange her eigentlich, oder? Nein, ganz jung, Rookie. Immer noch Grünhinterin geworden.
Wie war die Übergabe? Wie war es auch für den Bauer?
Das ist immer so ein Thema. Super, super Thema.
Nein, ich glaube, das ist auf jedem landwirtschaftlichen Betrieb, da kommt das quasi Textbuchmäßig und in jedem Betrieb, wo man jemandem sagt, alles super easy und so, da weiß jeder, der ein bisschen Verstand hat, dass genau nichts super easy ist.
Ich glaube, das Problem, das einfach alle Betriebe haben, ist, dass man quasi zwei Systeme miteinander vermischt.
Familiäres System, das nach völlig anderen Werten und Systemen funktioniert.
Und man hat einen Betrieb, der nach völlig anderen Regeln und Werten funktioniert.
Und jetzt vermischt man das miteinander und da gibt es natürlich Reibungspunkte. Was ich schon sagen muss, also bei meinen Eltern, die haben
was quasi die Ausrichtung des Betriebes angeht, immer völlig frei handgelassen. Immer völlig frei handgelassen.
Sowohl der Papa als auch die Mama? Ja, da hat es nie große Diskussionen gegeben.
Was war die Rolle von Papa und Mama am Betrieb früher? Wie haben sie sich das aufteilt?
Hubert und Annemarie, meine Mama war mehr in der Vermarktung tätig und der Papa war draußen am Feld. Grobe Aufteilung.
Ganz grob, wobei ich könnte es nicht irgendwie so ein ordentliches Rahmen zeichnen, das betrifft es.
Mit Mama und der Papa wird es natürlich einen so groß.
Groß. Aber das heißt, es war schon, wie du übernommen hast, war schon die Direktvermarktung
da schon ganz lange eigentlich. Also für etablierte Strukturen. Hast du das einfach
so übernommen, wie es war oder hast du übernommen mit, ich übernehme das jetzt, aber das und
das, ich habe meinen Stempel jetzt drauf. Die Zielsetzung war für mich schon, also
natürlich will jeder seinen, also ich unterstelle jetzt den Leuten einfach, aber den Wunsch,
Stempel, wo etwas raufzudrücken ist. Selbstbewirklichung würde ich nicht mehr sagen, aber wenn man
schon sagt, man will selbstständig sein, dann find ich schon, das ist ja das Schöne am
Selbstständigsein, dass man sein eigenes Ding bauen kann. Also das finde ich, ist eine der
schönsten Dinge eigentlich. Und auch der schwierigsten Dinge, die mein Beruf mit sich
mitbringt, dass man baut sich sein System selber. Das heißt, ich kann mich aber am Abend beim Bier.
Über niemanden aufregen. Das ist schon ein großer Unterschied. Wenn ich jetzt irgendwo
halt angestellt bin, dann kann ich sagen, scheiß Chef. Und wenn ich an die Molkerei
liefere, dann kann ich sagen, scheiß Molkerei, die nicht gescheit zahlt. Jetzt vertreiben wir das
Zeug alles selber und machen das alles selber und dann bleiben am Schluss, kann man es mit
sich selber ausmachen. Das wird dann schnell schießen. Aber das ist die negative Seite.
Aber die schöne Seite ist, dass man quasi, wenn man merkt, mir passt das nicht, ja, dann kann.
Und das kann man gar nicht groß genug einschätzen, wie cool das eigentlich ist.
Aber hat dir das gepasst, was du übernommen hast?
Wir haben viele Dinge schon umgebaut. Wir sind gewachsen, weil wir gemerkt haben...
Wachstum ist bei sich nichts schlechtes und es ermöglicht einem viele Sachen, die man sonst nicht machen kann.
Also dass man im Sommer mal irgendwie locker 10-14 Tage wohin fahren kann, war für mich ganz am Anfang nicht möglich.
Pro Jahr? Ja, das geht. Und das finde ich extrem cool, dass das geht.
Das finde ich auch sehr wichtig. Also wenn wir wollen, dass Landwirtschaft eine Zukunft hat,
dann muss man Betriebsstrukturen finden oder andere Strukturen finden.
Das ist ja nicht immer nur ein einzelnes Betriebsthema, wie wir das irgendwie sinnvoll rüber kriegen können.
Und wenn nicht, dann wird es schwierig. Ich habe auch gemerkt, als mein Sohn auf die Welt gekommen ist,
die Vaterschaftskarenz ist irgendwie nicht ein Thema, das so unter Landwirten ein riesiges Thema ist.
Also ist Papa auch schon.
Ja, und das finde ich irgendwie, da brauchen wir Modelle. Und jetzt sage ich nicht, dass ich weiß, wie das ausschaut, oder?
Wir haben es jetzt so gelöst, dass ich einen Kollegen von mir gefragt habe,
der mit einem jungen Landwirt Lust hat, mit dem man zusammenarbeitet,
ob er mich für ein paar Wochen einspringen kann. Und ich habe ihn dann halt angestellt und er hat bei mir gearbeitet.
Aber wir haben keine etablierten, keine institutionalisierten Modelle.
Und das finde ich ein Problem. Okay.
Ja. Wie war dann die Übergabe?
Schnell? Ohne Blasmusik. Vom einen Tag auf den nächsten, so fließend?
Doch, das war immer sehr fließend.
Seinen Eltern noch am Betrieb? Meine Eltern wohnen in Schwarzenberg. Meine Mama kommt von Schwarzenberg,
bringt sie in den Wald, außerhalb der Nebelzone.
Außerhalb der Nebelzone?
Nein, im Rheintal ist immer alles im Nebel. Vor allem, wenn wir wissen, von was er redet.
Das ist ein großes Problem, das diese Auszügliche Höfe mit sich mitbringen.
Auch von der sozialen Seite her, wenn man nicht mobil ist, dann ist es dann doch recht schnell sehr einsam hier draußen.
Also da spaziert niemand einfach so vorbei.
Man hat nicht unbedingt ein Geschäft gleich ums Eck.
Arzt etc. ist nicht gleich ums Eck. Und das ist irgendwie ein Modell, das in Freiburg nicht so üblich ist.
Aber ich finde es eigentlich total spannend und find's mega mutig von meinen Eltern, dass sie da sind wie so...
Dass sie sich da rausgezogen sind? Ja. Dass sie sich vom Hof weggezogen sind?
Ja. War das schwer für sie?
Ja. Aber ich fand es mega mutig, dass sie das gemacht haben und ich habe das Gefühl, dass es ihnen auch ganz gut geht und wir haben vor über 20 Jahren einmal einen Mitarbeiter aus der Bretagne gehabt und bei denen war es schon üblich, dass die Familie einen Hof außerhalb des Dorfes hat und ein Haus in der Stadt drin und dann hat irgendwie jede Generation ihren Platz und das finde ich echt cool, dass sie da auch den Mut bewiesen haben, das so zu machen.
Es ist soweit ich das jetzt aus den vielen Gesprächen, die wir geführt haben, mitgekriegt habe.
Wenn man den Schritt setzt, ist er meistens der Richtige, weil man sich einfach...
Nicht auf den Zorga geht den ganzen Tag, das sollte nicht so schlecht sein.
Was waren seine ersten oder eure ersten Entscheidungen nach der Hofübernahme?
Man kann jetzt nicht sagen, natürlich gibt es einen Datum und einen Termin, wo das offiziell war, aber sowas ist ja immer fließend.
Das ist ja nicht etwas, wo quasi alle Kommandoschlüssel übergeben werden, genau wie beim amerikanischen Präsidenten, wo die Raketen geknüpft wurden und so weiter.
Genau, den Atomkoffer, den Hofkoffer überwiesen, den hat keiner gekriegt, genau, mit den Codes drinnen.
Nein, was ich schon gemacht habe, da haben meine Eltern über den Betrieb geleitet, also meine Eltern haben schon Abo-Boxen vertrieben.
Allerdings nicht selber, sondern mit einem Franchise-Partner aus Tirol und das haben wir quasi wieder zurück an den Betrieb geholt, weil wir einfach gemerkt haben, diese Kommunikationsgeschichte, das möchte ich nicht ausgelagert haben.
Die Kisten habst du zurückgeholt? Also die waren weg einmal?
Wir haben sie gepackt, also die haben quasi das Gemüse angebaut, aber jemand anders hat das vertrieben unter einem anderen Namen.
Und das habe ich irgendwie gemerkt, das klappt uns nicht. Also vom Gefühl her, das ist wie ein Koch, der ein super gutes Essen kocht.
Der gibt es dann durch eine kleine Durchreiche durch und hat nie die Möglichkeit, irgendwie einen Kontakt.
Der weiß gar nicht, für wen er das eigentlich produziert. Der hat null Ahnung, wer das Gegenüber ist.
Und jetzt kann man sagen, ja egal, das ist beim Bauern, der seinen Mais beim Lagerhaus in die Gosse kippt, dasselbe.
Ja, aber so möchte ich halt nicht Landwirtschaft betreiben. Ich möchte wissen, für wen ich arbeite.
Mir ist es ein großes Anliegen, so wie es bei den meisten Köchen, die ich kenne, ein großes Anliegen ist, zu wissen
oder mal die Möglichkeit zu haben, irgendwie in die Gasschube rauszugehen und zu sagen,
hat es euch geschmeckt? Passt es?
Feedback, das finde ich extrem wichtig. Und Feedback ist mir rein übers Konto zu wenig.
Warum hast du das wollen? Warum war das der erste Schritt? Hast du das vorher schon gemerkt? Hast du gesagt, dass Papa, das kehrt eigentlich zurück?
Nein, diese Nähe zum Kunden war ja grundsätzlich schon da, das war einfach nur ein...
Hofladen war schon da?
Ja, ja, genau. Aber für mich war es einfach wichtig zu wissen, für...
Also ich finde das, was wir machen, ist am Schluss vom Tag auch einfach ein großes, quasi soziales System,
wo wir gebaut haben, wo wir Interaktion stehen zu Leuten.
Und das finde ich irgendwie das Schöne daran. Simon Vetter, Landwirtschaft als soziales System.
Ist ja fast ein Titel, nicht? Ja, ich würde jetzt nicht kaufen das Buch, aber das klingt so nach Birkenstocks und allem.
Nein, aber ich finde es irgendwie, oder das ist halt immer der Punkt, dass...
Es gibt keine fixfertige Lösung und Landwirtschaft ist immer der Versuch, auf einen Standort der Antwort zu finden und die ist überall anders.
Und wir sind halt im Rheintal und das Rheintal ist nicht die beste Gunstlage, die Österreich hat.
Wir haben schwierige Böden, wir haben ein extrem schwieriges Klima, wir haben den vierfachen Niederschlag vom Marktfeld.
Wir kommen auf knapp 1600 Millimeter Jahresniederschlag, das macht ganz viele Dinge mega schwierig.
Aber wir sind im Herzen von einer 400.000 Einwohner Stadt.
Wenn man am Abend am Karn oben steht und runterschaut, dann muss man sich extrem gut auskennen, um noch irgendwelche Ortsgrenzen ausfindig zu machen.
Man müsste sich auch extrem gut auskennen, um Staatsgrenzen ausfindig zu machen.
Das ist eine große Stadt, 400.000 Einwohner und der Hof von uns ist mitten drinnen.
Das heißt, das was wir liefern können, das was wir mit dem Standard machen können, ist etwas völlig anderes, als jemand, der jetzt im Machfeld seinen Betrieb hat oder im Eferdinger Becken oder sonst irgendwo.
Das heißt, du hast ganz viele Kunden in relativ kurzer Reichweite.
Das ist ein bisschen hyperlokal. Also wir haben ein bis zwei Restaurants außerhalb von Fradelberg, die wir beliefern.
Sonst alles in Fradelberg. Wir beliefern unter unseren Abo-Boxen nicht einmal ganz Fradelberg, sondern nur den nördlichen Teil.
Okay. War dir das klar, wie du das gemacht hast, oder bist du dann draufgekommen?
Das ist quasi so gewachsen dann eigentlich über die Zeit.
Also du hast jetzt gemeint, dass Rheintal ist wie eine große Stadt und meinst damit
Bregenz, Lustenau, Dornbirn. Was wir machen ist eine Stadtlandwirtschaft.
Land, Land, Landwirtschaft, natürlich was zu tun, wir arbeiten mit dem Boden, wir arbeiten unter dem Himmel, aber wir haben völlig andere Themen, die für uns sind.
Wir haben einen extremen Druck auf die Fläche, wir haben mega wenig Fläche.
Was heißt Druck auf die Fläche?
Um den guten Boden ist ein extremes Gris, und der wirklich gute Boden ist erst überall bebaut, da stehen Häuser drauf,
dass du kannst irgendwie so Baurestflächen bewirtschaften.
Ok, das heißt der Boden ist auch teuer wahrscheinlich da im Rheintal?
Zum kaufen ist er unerschwinglich.
Also wenn du gleich in die Landwirtschaft einsteigen willst...
Vergiss es, vergiss es, nicht einmal daran denken. Also du...
Oder Bauland, wenn du bei uns einen Quadratmeter kriegst, kriegst du nix unter 1000 Euro. Gibt's gar nicht.
Das heißt aber das System Vetterhof funktioniert so, wie du es gemacht hast,
oder ihr das gemacht habt, nur hier?
Also nur in einer Region, die so aufgebaut ist wie die da. Ihr seid quasi an diese Region angepasst?
Wenn das jetzt die Frage nach der Skalierbarkeit ist, oder...
Nein, gar nicht. Aber die kannst du auch gleich mitbewerten, wo sind deine Galaxien.
Nein, weil ich finde... Also ja, das System haben wir für diesen Standard hier entwickelt, für uns.
Keine Ahnung, ich gehe drei Höfe weiter, selber Boden, selber Himmel,
aber völlig anderer Typ Mensch, warum soll er dasselbe machen, also es wäre völlig absurd.
Das ist doch das Problem, das wir haben, dass die Betriebe so auseinander ausdifferenziert
sind mittlerweile, da kommt ja kaum ein Beratungsdienst irgendwie nach hinten nach,
wie soll er das machen, das wird ja auch mega schwierig dann, das verstehe ich schon. Aber
dann würde ich lieber das System des Beratungsdienstes ändern, als die Vielfalt
der Betriebe draußen ändern. Aber würdest du jetzt sagen, ist der Vetterhof angepasst an eure
Bedürfnisse oder stärker an die Region? Oder ist das einfach so ein Fit, was ihr wollt?
Beides.
Wenn man mich jetzt nehmen würde und sagen würde, du musst da wegziehen, wir tun dich jetzt irgendwo noch in eine völlig andere Region.
Wenn sie so ähnlich ist, dann würden wir wahrscheinlich denen viel was ähnliches aufziehen.
Das ist ja immer, was wir machen, das ist ja auch nicht so speziell, man findet das oft im Umfeld von größeren Städten.
Da muss man die Kirche im Dorf lassen. Aber wir können nicht einfach Modelle hernehmen, die im Umfeld für Wien funktionieren, weil
bei uns die naturraumlichen Gegebenheiten völlig anders sind.
Oder wenn der Herr Zubek, der Erich Stekovic Tomaten anbaut, mega cool, die im Freiland
anzubauen, extrem cool.
Bei uns, bei den Hinterschlägen, vergiss es. Die schwarben sich weg.
Also da kann ich schon zuschauen, wie die Setzlinge davon schwimmen.
Es geht einfach nicht, oder? Aber das ist schon völlig ok. Das heißt, wir orientieren uns bei vielen Sachen
noch mehr an der Schweiz zum Beispiel, weil es geografisch und kulturell zum Teil noch näher ist.
Das heißt, als wir allgemein formuliert, aber für Menschen wie mich,
jede Region hat ihre Art von Landwirtschaft. Durch die Bevölkerung, durch die Böden, durch den Niederschlag,
gibt es einfach Landwirtschaften, die besser funktionieren in dieser Region?
Ja, natürlich.
Und einer Region ihre Landwirtschaft aufzuzwingen, die nicht reinpasst, ist viel Spaß.
Aber es ändert sich permanent. Das ist das Schöne daran. Was wir heute unter Landwirtschaft verstehen,
man tut ja immer so, als wäre das gesetzt. Das ist ja gar nicht so lange her,
dass man im Nordbogenland Milchkühe gehalten hat. Wenn heute einer in einem Seewinkel Milchkühe hat,
noch exotischer geht es gar nicht. Und das ist aber nur 40 Jahre her, dass da Milch gesammelt
worden ist und dass das wirklich gemischte Betriebe waren. Jetzt sind das halt alles Weinbauern
geworden. Warum hat sich das geändert? Weil der Markt mehr zugriffen hat? Weil die Preise mehr
ergriffen haben? Zum Teil aus agrarpolitischen Gründen, zum Teil aus Marktgründen. Das ist
immer eine Mischung aus ganz vielen Sachen. Wir haben uns ja in gewisser Weise spezialisiert,
die Tierhaltung aufgegeben. Wir machen jetzt reine Gemüsebau im Prinzip. Was auch eine Antwort
auf den Markttisch. Aber wir sind im Rheintal. Ich habe viel Kontakt zu Schweizer Bauern. Wenn
ich über den Rhein rüberfahre, bin ich in einem anderen Staat. Ich verlasse die EU.
Bin auf demselben Boden. Der Rhein hat auf beiden Seiten vom Rhein dieselben Sedimente abgeladen.
Wir sind unter demselben Himmel, aber wir finden Kulturpflanzen und Betriebe, die völlig anders
strukturiert sind als unsere, wo man merkt, wie stark die Agrarpolitik da hineinwirkt.
Ja. Okay.
Jetzt habt ihr nach der Übernahme den Hof verändert, die Kisten zurückgeholt, die Vermarktung in die Hand genommen, den Kontakt zu den Kunden wieder besser verstärkt.
War da ein Masterplan dahinter oder war das so ein Pro-Wir?
Wir bauen das Flugzeug im Fliegen. Wir bauen das Flugzeug im Fliegen.
Hat es Rückschläge gegeben am Anfang auch oder hat das relativ schnell funktioniert?
Weil 2016 ist nicht lange her bitte. Und die Bio-Kiste ist irgendwo gelesen 80% des Umsatzes, glaube ich, oder sowas?
Nein, das ist schon weniger.
Ist schon weniger? Das ist deshalb, weil einfach andere Bereiche entsprechend gestiegen sind.
Also was schon massiv zugenommen hat die letzten Jahre ist Gastronomie.
Da merken wir jetzt wirklich, da tut sich was. Und zwar ins Gute.
Also da merken wir, da kommt eine völlig neue Generation in den Küchen quasi.
Also bedürfen sie noch Regionalität oder was steckt da dahinter oder was ist es, was sich da ändert?
Die Leute, die Köche interessieren sich auf einmal für das, was wir machen.
Also wir haben mehr und mehr junge Köche, die sagen, können wir mal am Tag mitarbeiten.
Wir haben auch schon gehabt, dass die Rebecca Klopat, das ist eine bekannte junge Köchin aus der Schweiz,
die hat einmal eine Saison lang bei uns mitgearbeitet.
Und das ist schon mega spannend einfach auch, also gerade im Spannungsfeld Landwirtschaft und Gastronomie
merkt man einfach, was das heißt, zwei Systeme, die in unterschiedlichen Sprachen kommunizieren,
Die Dinge, wo die Rebecca bei uns gearbeitet hat, haben wir zum ersten Mal gemerkt,
da gibt es Dinge, die ich für völlig wertlos erachte, wo die ich fast ausflippe.
Beispiel?
Zu klein gewachsener Lauch.
Jetzt war das primär natürlich so Fein-Dining-Restaurants, aber es ist auch ein Markt. Also, why not?
Es geht nicht immer nur um dicke, große Kartoffeln. Es gibt auch einen Feenstaub dazwischen.
Oder dass der oder was ein Unkraut ist, ist ja relativ.
Oder wir haben, die hat zum Beispiel angefangen, Franzosenkraut,
der Sponsor sehr häufiges Unkraut zu verkochen.
Dann haben wir uns gedacht, okay, das kann man sich ja verkaufen, das kann man verkaufen.
Jetzt nicht in großen Mengen, aber jung geerntet, kann man das super zubereiten, wie ein Spinat.
Das ist ja nicht so aus der Welt gegriffen, ein Rucola ist nichts anderes als ein Unkraut.
Jeder Feldsalat ist nichts anderes ursprünglich als ein Unkraut.
Also wer oder was ein Unkraut ist, ist immer relativ. Es ist immer die Frage, in dem Moment, wo ich es verkaufen kann und wo es kein Problem macht, ist es kein Unkraut mehr.
Und da waren wir wieder bei dem, was du, glaube ich, meinst, mit den Blasen aus den Echokammern rauskommen.
Sobald du die Echokammer, Gastronomie, mit deiner zerschneidest, dann kommt man drauf, dass Unkraut auf einmal...
Es sind auch nur zwei Echokammern. Es gibt auch noch viele andere.
Und jetzt nochmal, ich bin nicht der, der sagt, das ist die fixfertige Lösung und alle müssen das machen.
Ich will einfach nur sagen, raus aus den Dingen. Raus aus den Bubbles.
Egal wo. Und wir sitzen natürlich selber in einer drinnen und müssen auch permanent schauen, dass wir rauskommen.
Und das finde ich irgendwie eine der großen Aufgaben.
Okay, das heißt, ihr habt jetzt die Direktvermarktung gehabt, was waren die nächsten Schritte?
Wir sind ja relativ bald in der Gegenwart. Ja, was wir schon gemacht haben, ist, wir haben dann schnell gemerkt, okay, das kostet
alles viel Geld.
Das ist ein Manko der Landwirtschaft, die Landwirtschaft ist viel cooler, wenn es nicht
viel Geld kosten würde.
Und wir haben dann irgendwie gemerkt, okay, wir, dieses soziale Netzwerk, von dem ich
geredet habe. Das ist sehr cool, wenn man Feedback kriegt. Super Kiste, super Ware,
das taugt mir irgendwie. Es ist noch cooler, wenn dann die Leute sagen, ich habe das Grünkohl in
der Kiste, ich habe da ein Rezept von meiner Tante, die kommt aus Norddeutschland, ich schicke
euch das zu. Oder Verwandte aus Sizilien, die ein super Tomatensoßrezept haben, das ist auch cool.
Und wo wir dann aber gemerkt haben, wir können das noch auf ein völlig anderes Level heben,
war, wo wir angefangen haben mit Crowdfunding, und das war schon cool für uns zu sehen,
irgendwie so, wir haben das mit sehr kleinen Projekten angefangen, Anschaffung von einem
Elektroauto, neuen Traktor kaufen, was war dann schon eine größere Nummer. Die Halle,
die wir gebaut haben, das war dann echt eine große Nummer. Und da war mir völlig irre,
wie schnell wir da irgendwie Geld beisammen hatten. Das haben wir über Genussscheinmodell gemacht.
Und da haben wir irgendwie lernen müssen, das macht es uns niemand, außer wir machen es selber.
Also es hat sich mittlerweile vielleicht geändert, aber zum damaligen Zeitpunkt hat bei der Kammer niemand gewusst.
Was das ist, was man da tun soll und auf was man da aufpassen soll und wir haben dann halt selber mit einem Rechtsanwalt, wo wir einen super Rechtsanwalt in Dortmund gefunden haben und mit einem Steuerberater
da für uns einfach ein Modell gebastelt und das ist für uns echt was cooles, weil wir halt irgendwie die Möglichkeit haben, Dinge zu finanzieren, gemeinsam mit unseren Kunden, weil es uns mehr Sicherheit gibt
Und wir haben das dann vor drei Jahren dann noch quasi in der Gastro.
Also das haben wir bisher nur für Privatkunden gemacht.
Und ich habe mit der Gastronomie immer das Problem, ich schließe mit niemandem einen Vertrag ab.
Das bringt auch nichts. Also was soll man da irgendwie reinschreiben?
Dass sie mir das nehmen müssen oder dass ich fix liefern muss.
Das bringt ja auch nichts. Aber wir gehen in extreme Vorleistung bei der Gastronomie.
Wir bauen es an. Wir hätten es gerne. Genau, aber wir gehen in eine Mega-Vorleistung.
Und was das heißt, die Vorleistung haben wir bei Corona gemerkt.
Wir haben jetzt durch das, dass wir breiter aufgestellt sind,
haben wir schon andere Kanäle aufmachen können. Wir haben nie einen Cent irgendwie
Corona-Beihilfen beantragen müssen, was sehr cool ist.
Aber das war schon eine harte Nummer, die ganze Geschichte. Aber wir haben, um zumindest das irgendwie,
die Gastrobetriebe mehr quasi, ein größeres Commitment zu kriegen, haben wir mit denen
Gewächshäuser finanziert. Also sie finanzieren uns Gewächshäuser, wir quasi liefern ihnen dafür Ware. Und durch das sitzen wir schon im selben Boot drinnen.
Und das finde ich nochmal das Coole. Wir können uns das Ding selber bauen. Niemand schreibt uns vor, wie das Schiff ausschauen soll. Das machen wir alles selber.
Und das kann jeder auf seinem Betrieb machen. Und das finde ich das Coole daran.
Aber das sind alles neue Schiffe, die ihr da gebaut habt, oder? Die es vorher in der Art und Weise so
nicht gegeben hat. Also Crowdfunding in der Landwirtschaft war wahrscheinlich auch in der Zeit
noch nicht so. Ja, das hat gerade angefangen. Es hat schon Labonka und so, da hat es einige Betriebe
gegeben, die da schon irgendwie mega, also die auch für uns inspirierend waren.
Waldviertler Schuhe etc. Das finde ich schon, da hat es viele gegeben, die ordentlich Vorarbeit geleistet haben.
Was wir auch dann irgendwie schnell gemerkt haben, ist, mir ist das völlig, also mir ist das, das Start ist ja einfach so, Aboboxen mit Excel-Listen und so, das fängt ja ganz einfach an.
Und dann haben wir relativ schnell gemerkt, das wächst uns völlig über den Kopf hinaus, das funktioniert hinten und vorne nicht. Was genau?
Die ganze Administration und abrechnen und keine Fehler machen und dass das einfach ist und wir sind am Anfang, wo wir das angefangen haben mit den Abo-Boxen,
bin ich mit der Julia, die ja damals nach dem Studium bei uns im Büro gearbeitet, da sind wir zum Teil bis um zwei Uhr in der Nacht im Büro gesessen über irgendwelchen Listen.
Im Nachhinein keine Ahnung, was wir da gemacht haben, aber es war jedenfalls mega büßer.
Und wir haben dann gemerkt, okay, wir müssen irgendwie Ausschau halten nach Softwarelösungen, die uns irgendwie den Alltag leichter machen und sind zwischen der Wahl gestanden, zwischen völlig überdauerten und völlig abgespaceden High-End-Lösungen, also zwischen Salesforce oder so SAP-Systeme, viel zu groß für uns, oder?
Also wir fliegen völlig unter deren Radar.
Eigentlich kann ich damit anfangen. Ich brauche keine Schnittstelle für einen Großhandel. Für was so?
Und die andere Alternative waren Softwarelösungen, die es schon gegeben hat,
auf dem tänischen Stand der 90er Jahre.
Und das war irgendwie so, zwischen den zwei Dingen waren wir.
Und ich habe von meiner vorigen Arbeit zwei Softwareentwickler gut gekannt.
Und dann sind wir irgendwie mal ins Reden gekommen. Und ich habe ihnen das erklärt und
Ich habe gesagt, ich brauche da eine gescheite Lösung, sie sollen mal ein Angebot machen und dann haben die was angeboten.
Ich verstehe, ihr braucht das Geld, ich kann ja alles nachvollziehen.
Ich gehe eine Stunde rein ohne Ende, aber das kann ich nicht finanzieren, das geht nicht. Für mich alleine.
Da haben wir das verworfen und dann haben wir uns wieder einmal getroffen.
Und dann haben wir gesagt, naja, aber wir könnten das ja an andere, das Problem haben ja nicht nur wir, das Problem haben ja andere Betriebe auch noch.
Genau, und aus dem ist quasi die Marthas entstanden. Die was? Marthas.
Das ist eine Software, die gibt es seit 2015, würde ich sagen.
Also eben, 2014, 2015. Die Übergabe ist sehr fließend.
Mittlerweile haben wir eine ziemlich schöne Anzahl an Betrieben in Österreich und der Schweiz, die mit der Software arbeiten.
Ach, du bist Softwareunternehmer? Ja, das finde ich halt mega spannend, weil das Ding ist nicht entwickelt worden für irgendeine Kammer,
es ist nicht entwickelt worden für irgendein völlig überdauertes EU-Projekt,
da ist bis heute kein Cent Fördermittel drinnen, nicht ein Cent.
Ja, hätte man das Teil getan als Kühlegrube, man hätte das wahrscheinlich ertränkt in Fördermitteln,
Aber Software ist irgendwie etwas.
Keine Ahnung, wir suchen noch gar nicht mehr wo an, das ist mir jetzt übrig geworden, aber das Coole ist, dass wir mit dem Instrument bauen haben können, wo den Leuten draußen auf den Betrieben hilft, ihre Prozesse besser in den Griff zu kriegen.
Das heißt, wir können das verwenden für die Abo-Boxen, die ganzen Kundenverwaltungen, Abrechnungen, das volle Programm, Google Maps, Applikationen, wo der quasi die ganzen Kunden anzeigt, wo sie sind, Routenoptimierung.
Ist alles drinnen? Ist alles drinnen. Wie lange habt ihr gebraucht, bis das läuft?
Lange, da sind dreieinhalb tausend Stunden drinnen, locker.
Okay. Und es wird quasi permanent. Das Coole ist, es wird von den Betrieben, die dabei sind, wird das quasi permanent weiterentwickelt.
Ja technologisch kein Stillstand. Das geht ja alles weiter die ganze Zeit. Aber ich finde das
spannende einfach, dass wir quasi, ich hab das eh vorhin gesagt, wir sind die erste Generation
von Landwirten, die quasi das Heft selbst in die Hand nehmen kann. Wir sind nicht angewiesen auf
entweder einen Zahnpaar oder sagt, okay, ich kauf dir das ab um den Preis, sondern das machen wir
alles selber. Warum sagt ihr die erste Generation? Was hat sich da geändert? Die ganzen, erstens
sind wir provokante These, aber ich würde sagen, wir sind die erste Generation, die aus wirklich
freien Stücken auf den Höfen ist. Don't get me wrong, aber ich glaube, es gibt ganz viele,
die sind deshalb landegeworden, weil sie nicht schnell genug von den Höfen weggekommen sind,
vor die oder die Vorgeneration. Und das merkt man. Das merkt man in jeder Phase. Die sind
gestrandet irgendwie da und kommen auch nicht mehr raus. Und das finde ich schon ein Problem.
Und das ändert sich jetzt aber auch. Hoffentlich. Und dann gibt es einfach technologisch völlig
neue Möglichkeiten. Also das hätte es ja früher nicht gegeben, oder? Und das bietet jetzt eine Chance für
die erste Generation, sich komplett neu und was aufzustellen, unabhängig?
Ja, unabhängig. Wir haben völlig neue Vermarktungsmöglichkeiten. Also das ist ja noch nie da gewesen in dieser Form.
Keine Ahnung, vielleicht bin nur ich geflasht davon, aber man kann das gar nicht hoch genug einschätzen, was das heißt.
Was ist das wichtigste Element für diese Selbstständigkeit? Die Möglichkeit der Kommunikation, die du dich jetzt als Betrieb zu präsentieren?
Dass ich den Vertrieb selber machen kann oder anders organisieren kann.
Wir sind ja, Landwirtschaft ist immer der Gefickte in dem Ganzen.
Immer. Wenn ein Preis kalkuliert wird, wird der immer von oben nach unten kalkuliert.
Der Händler sagt, das kann ich verlangen am Ladentisch, das ist meine Marsche, die ich brauche. Der Spediteur sagt, das ist die Marsche, die ich brauche. Und das, was übrig bleibt, kriegst du.
Ich möchte gerne Preise von unten kalkulieren. Das brauche ich.
Und das geht halt nur in der Direktvermarktung? Nein, es gibt wahrscheinlich andere Wege auch, aber auch da ist Digitalisierung ein mega Hebel.
Also wieder die Digitalisierung. Also die Möglichkeit, die uns die Digitalisierung...
Völlig wahnsinnig, völlig wahnsinnig. Wird viel zu wenig, wird völlig underrated, schaut man sich viel zu wenig an, fürchtet man sich komischerweise irgendwie davor und erkennt gar nicht, was da endlich für Potenzial drin liegt.
Und nochmal, es muss nicht jeder jetzt anfangen, das Gleiche machen und dann kisteln machen, bitte.
Also, das ist nicht meine Intention. Man kann auch sagen, ich war vor einiger Zeit in Brüssel und hab da einen Bauern kennengelernt,
die aus Finnland, die sich zusammen dann haben und gemeinsam Getreide vermarkten.
Muss ja mit einer machen.
Jedenfalls sind es, glaube ich, 30 oder 40 Betriebe, die halt selber das Getreide vermarkten.
Es gibt so viele Möglichkeiten, muss jeder für sich selber herausfinden, was taugt einem, was passt für ihn.
Ich verstehe schon, aber trotzdem, wenn man versucht einzuordnen, der Kern ist die Digitalisierung, die das ermöglicht, oder der Hauptkern, es muss nicht jeder so werden wie der Biohoff Vetter.
Sondern man muss lernen, was man aus diesem Potenzial, das durch Digitalisierung da ist, was man daraus machen kann.
Und habt ihr es, am Beispiel von Biofetter, in den Möglichkeiten, die ihr da habt, habt ihr es hier schon ausgereizt oder seid ihr da auch erst am Anfang?
Nein, da geht es mir erst, glaube ich.
Also ihr seid es auch noch nicht so das Maximum von dem, was jetzt quasi mit dem, was da ist, geht?
Nein, nein, da sind wir noch weit davon weg. Wirklich weit davon.
Da tut sich aber mega viel. Es ist ja egal, auf welcher Ebene. Sei das jetzt am Feld draußen, wo die Digitalisierung die Art, wie wir Landwirtschaft betreiben werden, völlig auf den Kopf stellt.
Und im Vertrieb, wir merken es jetzt, wir haben jetzt zum ersten Mal für uns intern,
wir sind viele Leute, für uns ist das immer ein Riesenthema, wie kommuniziert man intern
im Betrieb?
Wir haben jetzt zum ersten Mal eine App, wo wir quasi, im Prinzip haben wir ein Handbuch
für unseren Betrieb geschrieben.
Ein Handbuch? Ja. Ein Benutzerhandbuch? Ein Benutzerhandbuch, genau. How to Vetterhof.
How to Vetterhof, ja. Und das ist super spannend, oder?
Spannend. Das ist im Prinzip jede Sämaschineneinstellung, jeder Pflanzabstand, jede wichtige Telefonnummer.
Also Qualitätsmanagement macht das eigentlich. Ja, und das ist mega cool, weil es einfach quasi,
wir standardisieren das, wir kriegen doch das irgendwie, holen ganz viel Leerlauf raus und
Und das finde ich irgendwie...
Da hat man in der Vergangenheit zu wenig Fokus drauf gelegt.
Und auch da hilft uns wieder die... Okay. Baut sich gerade eine furchtbare Bürokratie jetzt wieder auf?
Nein, gar nicht. Sobald so ein Qualitätsmanagement-System entsteht, das ist so ein dickes Buch, das liest dann wieder keiner.
Nein, nein, nein. Eben kein Buch, sondern völlig, völlig hangstrickt Notion.
Ich weiß nicht, ob du die Software kennst. Ja, ja. Das ist ein Notizbuch.
Ja, mehr ist es nicht. Mit Checklisten, die man durcharbeitet.
Aber nicht, also, lange Zeit, ich mag nicht nur im Büro drinnen sitzen, oder?
Und das ist mega wichtig, im Büro drinnen zu sitzen, also wir verdienen unser Geld mehr da drinnen als wie draußen.
Aber uns hilft das einfach unglaublich, die Prozesse besser hinzukriegen, besser zu kommunizieren untereinander.
Ich glaube, dass wir da jetzt mal so ein bisschen einen Cut machen.
Also ich glaube, jetzt inzwischen versteht man relativ gut, wer du bist und wie ihr drauf seid.
Gehen wir nochmal in die Basics rein.
Erkläre uns einmal bitte, wie groß ist der Hof jetzt, einfach so ein paar Rahmendaten,
damit man sich eine Vorstellung machen kann, wie der Hof aufgebaut ist, was ihr macht.
Der Hof wird immer kleiner. Er wird immer kleiner. Er ist die letzten Jahre kleiner geworden.
Das, was wir mit der Tierhaltung aufgegeben haben, haben wir auch einen ordentlichen Teil unserer Flächen
an unseren Nachbarn verpachtet.
Wir bewirtschaften, also wir haben ein gutes halbes Hektar geschützten Anbau.
Geschützter Anbau heißt? Ja, voll im Tunnel. Voll im Tunnel, geschützt.
Und im Freiland draußen In den Ackerkulturen sind es gute 14 Hektar, in Summe bewirtschaften wir gute 25 Hektar.
In den Folientunneln habt ihr 60 verschiedene Kulturen?
Nein, auf dem ganzen Betrieb. Also mit Acker und geschützten?
Also wir sind kein großer Betrieb, oft ist Willi raus von der Fläche her,
sondern eigentlich eher ein verhältnismäßig kleiner Betrieb.
Aber holen aus dem raus, was geht.
Habt ihr einen Vulkanamen? Gugar.
Gugar? Was heißt das? Woher kommt das? Hausnamen gibt es extrem viele bei uns, weil die Leute alle gleich geheißen haben früher.
Hans Hämmerle oder Alfons Vetter.
Vetter war ein bekannter Name. Und das ist ein uralter Name, also irgendwie so 17. Jahrhundert, Almendeflächen und das war quasi so ein Hirt auf den Almendeflächen mit einer...
Der Gugger?
Gugger ist wie eine Trompete, der quasi mit der geblasen hat und dann hat man...
Also war laut und man hat ihn gehört. Genau.
Nein, ich sag jetzt. Ja, ja, passt schon. Ihr habt lange Jahre gehabt, Schweine, Rinder, also so eine französische Rasse, Abrac, und ich habe gelesen, ihr habt euch vor zwei Jahren davon getrennt, warum?
Ganz viele Gründe.
Die drei wichtigsten. Die drei wichtigsten, Fokussierung, Lebensqualität und betriebliche Entwicklung.
Was heißt Fokussierung auf?
Fokussierung auf Gemüse, weil ich für mich einfach, ich habe immer mehr gemerkt, wir können nicht auf allen Hochzeiten tanzen,
sondern eine gewisse Form Fokussierung ist einfach notwendig,
um Ideen, was man macht, besser zu werden.
Das ist das eine.
Lebensqualität? Lebensqualität, mein Tag hat auch noch 24 Stunden.
Und ich habe dann gemerkt, mit junger Familie und so, Gemüse und Rinderhaltung und Direktvermarktung und das und das, wird dann irgendwann schwierig.
Das heißt, man muss dann irgendwann sich entscheiden, was man will.
Was habt ihr, so Listen gehabt, Direktvermarktung, das, das, das und dann sind es die Rinder geworden oder war es klar, dass es die Rinder werden?
Nein, ich habe das schon lange mit mir herumgetragen. Also das ist keine Entscheidung, die ist mir leicht. Das fällt mir heute noch nicht leicht.
Okay. Gehen dann die Rinder ab?
Ja, doch. Doch, manchmal. Nicht immer, aber manchmal. Sonntagmorgen nicht, aber schon manchmal, doch.
Wie lange habt ihr sie gehabt?
Also ich bin mit Rindern aufgewachsen, also ich kenne, äh...
Den WT gibt es ja seit 300 Jahren in der Familie, zumindest auf der Seite vom Rheindorf, da waren wir auf der anderen Seite vom Rheindorf.
Und die haben immer Rinder gehabt. Das heißt, du hast einfach eine 300-jährige Tradition abgestopft. Wie ist das?
Super. Sollte man viel öfters machen. Nein, aber das beschäftigt dich, oder?
Nein, das beschäftigt mich schon, aber ich finde, gar mit Tradition, ich habe das mal so ein super Zitat gelesen,
Tradition is pure pressure from dead people.
Und das finde ich auch was Wichtiges. Das muss man sich immer im Bewusstsein machen.
Das ist Gruppendruck von toten Leuten. Genau, den Druck macht man sich maximal selber.
Oder den Stress. War es ein Fehler, die Entscheidung?
Nein, es war eine gute Entscheidung. Man kann auch gute Entscheidungen treffen,
denen man trotzdem manchmal ein bisschen nachdraht. Schon reine Sentimentalität, das ist schon okay.
Wir merken ja, das war wirtschaftlich keine schlechte Entscheidung.
Dritter Punkt Wirtschaftlichkeit.
Warum?
Weil wir es an den Umsätzen gar nicht merken. Also ihr habt euch auf der einen Seite spezialisiert und habt in der Spezialisierung aber die Vielfalt erhöht mit mehr Gemüsekulturen?
Nein, nicht unbedingt.
Habt ihr vorher schon so viel Gemüse? Ja. Das ist quasi das, was wir machen, ein bisschen weiter raus geht.
Wir haben neue Gewächshauser gebaut.
Okay, also mehr Gemüse einfach. Also mengenmäßig mehr. Die Mengen erhöht.
Das heißt, ihr habt jetzt insgesamt 60 Kulturen. Wie viele davon sind Gemüsekulturen?
Fast alle. Also Dinkel, Speer, Gemüse. Also sonst eigentlich?
Ja, halt Begrünungen und so. Die Bianca hat mir eine Frage mitgegeben. Ihr seid jetzt eigentlich ein reiner Gemüsehof, oder?
Woher die Nährstoffe?
Funktioniert Gemüsebau überhaupt ohne Tiere? Dinger und so? Ja, genau.
Ja, und? Ist das okay?
Nein, ein Riesenthema. Der Biobetrieb, geschlossene Stoffkreisläufe,
das tragen wir vor uns wie eine Monstranz. Und das ist natürlich ein Thema,
wenn man die Tierhaltung aufgibt, dass das schwieriger wird. Wir können sehr viel
weh machen über wir machen recht viel Kompost selber.
Wir haben am meisten Wett gemacht damit, dass wir quasi mit unseren Kollegen Kooperationen eingegangen sind. Kooperationen?
Sie kriegen von uns Begrünungen, die man verfüttern kann, oder Kleegras, und wir kriegen im Gegenzug Mist und Gülle.
Ok, das heißt ihr verzichtet nicht auf Gülle und Mist, sondern ihr habt es einfach nur zum ...
Es ist kein veganer Betrieb geworden, das nicht, sondern ich finde Tierhaltung,
wir müssen runter von den hohen Tierzahlen, das müssen wir, aber Tierhaltung spielt ökologisch gesehen,
wenn man es richtig macht, immer eine mega wichtige Rolle.
Was heißt, wie macht, sagen wir mal bitte, weil du es gesagt hast, wenn man es richtig macht,
wie macht man es richtig oder was ist der richtige Ansatz bei der Tierhaltung?
Aber wenn es jetzt ein Gemüsebetrieb ist, dann muss man beißen und mit anderen Leuten erklären, wie sie ihre Arbeit machen sollen.
Nein, aber ich finde schon, dass eine gewisse Form der Tierhaltung einfach eine große Bereicherung für die Kulturlandschaft ist.
Sei es jetzt auf den Alpen, auf den Hochalpen oben, aber auch im Tal herunten.
Ich merke es bei unserem Betrieb. Das lockert einfach die Fruchtfolge extrem auf.
Wir kriegen eine Vielfalt rein, die wir sonst nicht reinkriegen würden.
Also Kühe waren so einfach durchzahnlos. Und unser Problem ist einfach von den Stoffkreisläufen her,
den Fokus müssen wir trotzdem weiterhin am Radar haben.
Also wie schaffen wir es, wenn wir die Stoffkreisläufe schließen?
Das finde ich ist eine riesige offene Flanke der gesamten Landwirtschaft,
wenn man so will. Das ist nicht die primäre Aufgabe der Landwirtschaft,
aber es ist ein Riesenproblem. Wir verkaufen Nährstoffe,
die weggehen von unseren Feldern und die selben Nährstoffe nicht in einer gescheiten Form retouren. Erklär das bitte für Menschen wie mich, die jetzt nicht wissen,
von was du redest. Was heißt dann Stoffkreisel aufschließen? Wohin gehen, wenn du nachher bei mir was isst und
keine Ahnung, ich koche da irgendwie einen Kartoffelsalat und du setzt dich nachher ins Auto und fährst nach Wien
und gehst in Wien aufs Klo, dann gehen die Nährstoffe, die von meinen Feldern wegkommen, landen in der
Wiener Kläranlage. Also die Züchte so. Das ist das Problem, dass es auch nichts bringen würde, wenn ich da gehen würde,
weil wir in beiden Fällen etwas produzieren, was wir irgendwie schwierig zurückführen können.
Und an dem müssen wir aber arbeiten.
Wir müssen irgendwie schauen, wie schaffen wir es, um irgendwie Häuser zu bauen, Siedlungen zu bauen.
Infrastruktur hinzustellen, wo diese schier unglaublichen Düngermengen zugänglich werden für uns.
Und zwar allein nur die Aufbereitung von Urin wäre schon ein ziemlicher Game Changer.
Stichwort Phosphor wahrscheinlich. Ja genau, das Stichwort Phosphor.
Und das machen wir momentan, wie verlieren wir Nährstoffe oder wohin geht der Phosphor oder wohin geht es?
Ich habe ja einen Zug, wenn ich Kartoffeln ernte und es gehen 35, 40 Tonnen Kartoffeln weg, dann geht ja nicht nur gespeicherte Sonnenenergie und Regenwasser da mit,
sondern es gehen auch Nährstoffe mit, die im Boden drinnen waren und die muss ich halt in irgendeiner Form zurückbringen.
Und jetzt kann man natürlich sagen, Haber, Bosch, super, alles cool.
Aber das Problem ist, das Ding braucht mega viel Energie. Das ist ein chemisches Verfahren zur Erzeugung von Stickstoff.
Mega wichtig.
Ich sage selber, als jemand der einen Biobetrieb hat, ohne synthetischen Stickstoffdünger würde jeder zweite Mensch auf dem Planeten nicht leben.
Das muss man ganz klar aussprechen. Die Frage ist einfach nur, lassen wir es bei dem.
Und wir haben ja Probleme damit, dass wir mega hohe Stickstofffrachten in den Gewässern haben.
Man muss nur in den Niederlanden schauen, wie schwierig das dann noch werden kann.
Was sind da Auswege? Gibt es Lösungsansätze, damit man aus dem Rauch kommt?
Weil wir kennen jetzt nicht, Stickstoff weg, dann haben wir zu wenig zum Essen.
Nein, das wäre auch völlig idiotisch.
Aber was wäre die Alternative? Ja, aber das ist ja so, wie wenn ich sagen würde, wir haben die heutige Wirtschaft und ich möchte, dass alle ab morgen nur noch Fahrrad fahren.
Das wäre ja völlig idiotisch. Also, dass das Ding an die Wand fährt, da muss ich irgendwie nicht...
Ja. Was wären so wichtige erste Schritte da?
Ich glaube, dass wir, wenn es um Nährstoffe geht, Systeme finden, wo wir quasi schaffend
durch bessere Begrünungen, Phosphor etc. aufzuschließen, der schon im Boden drinnen ist.
Andere Möglichkeit, die easy ist, ist quasi auch über Züchtung.
Pflanzen zu züchten, die quasi effizienter mit den vorhandenen Nährstoffen umgehen können.
Und was definitiv ein Thema ist, ist quasi einfach alle Bereiche durchzuforsten,
wo wir herausfinden können, ob es von Prozessreststoffen oder was auch immer, wo wir da irgendwie Düngemittel
daraus generieren können.
Macht ihr das am Betrieb schon? Nein, weil das die Kompetenzen von einem kleinen Gemüsebaubetrieb auffüllt, also die letzte
Geschichte, das übersteigt die Kompetenzen von unserem Betrieb.
Wie sehr könnt ihr Stoffkreisläufe in eurem Tun schon kontrollieren?
Wie meinst du das? Naja, du hast gesagt, wir müssen Stoffe im Kreislauf führen.
Wir müssen schauen, dass ich mit deinem Kartoffelsalat nicht nach Wien fahre oder sonst was.
Inwiefern könnt ihr das schon umsetzen? Inwiefern könnt ihr da schon einen Schritt in die richtige Richtung machen?
Ist euch da schon was gelungen in dir?
Ne, wir machen viel mit, und das sind natürlich punktuelle Sachen, oder?
Wir machen viel mit Begrünungen. Mit dem kann man extrem viel machen.
Das bietet sich natürlich im Gemüsebau unglaublich an.
Aber das ist auch etwas, was man bei vielen Commercialen-Betrieben mittlerweile sieht.
Dass sie merken, mit Begrünungen kann man irgendwie spannende Sachen damit machen.
Und das tut was, das ändert was im Boden, das ändert die Eigenschaften vom Boden.
Erklär es kurz mal wieder für Menschen wie mich, was kann man mit Begrünung, was ist das?
Begrünungen sind Pflanzen, die ich eigentlich neben meiner Hauptkultur anbaue.
Gleichzeitig oder in den Zwischenzeiten?
Es würde auch die Variante einer gleichzeitig ergeben. Ich kann zwei Beispiele erklären. Wenn wir Getreide anbauen, dann machen wir das mit Untersaat.
Untersaat heißt, Landwirtschaft ist am Schluss vom Tag nichts anderes als Sonnenlicht ernten. Klingt esoterisch, ist es nicht.
Das ist die Photosynthese. Und in dem Moment, wo ein Getreide in die Todtreife geht, also es stirbt ab, wird kein Sonnenlicht mehr geerntet.
Und wenn die Sonne nur auf den nackten Boden drunter scheint, dann ist es wie eine PV-Anlage, wo ich den Stecker gezogen habe.
Steppert. Wenn ich es allerdings schaffe, und das ist eine relativ alte Geschichte, ein Untersaat reinzukriegen,
funktioniert nicht überall, aber dort funktioniert es super,
dann schaffe ich es quasi, in dem Moment, wo die Sonne durch das tote Getreide runterscheinen kann auf dem nicht mehr nackten Boden.
Dann fangen unten, in dem Fall von uns, Kleegras wieder an zu wachsen.
Das heißt, das Sonnenlicht, wenn es direkt auf den Boden geht, zerstört die Humusschicht? Nein, nein, nein!
Das haben wir gerade gemacht vor ein paar Tagen, dass wir in unser Getreide Klee ausgestrahlt haben, als Untersaat.
Die keimen jetzt nur und bleiben mini. In dem Moment, wo die hohen Getreidepflanzen die nicht mehr beschatten, kommt Licht runter und dann fängt der Klee darunter an zu wachsen.
Weil er dort ist? Wenn er nicht dort wäre?
Dann verpufft die ganze Sonnenenergie und der Boden ist zwar bewachsen,
aber in dem Moment, wo ich das Getreide getroschen habe, muss ich irgendwas machen damit.
Dann muss ich es grubbern oder gepflügt oder was auch immer.
Und im Fall von einer Untersaat warte ich auf ein bisschen Regen und dann kann ich bald den ersten Schnitt wieder nehmen.
Das heißt, es schützt gleichzeitig den Boden und bringt über die Saat wieder Nährstoffe in den Boden rein, oder?
Und warum passiert das denn standardmäßig in der Landwirtschaft?
Es passiert zum Teil eh, man macht es eh, das ist ja nichts Neues, das machen viele Betriebe.
Das ist natürlich, keine Ahnung.
Viele Dinge sind einfach so, wie sie halt sind. Was wir zum Beispiel viel machen, ist, dass wir zum Teil auch mit mehrfachen Begrünungen arbeiten.
Das heißt, dass wir eine Kultur ernten, dann eine sehr schnelle Begrünung anbauen, damit es sofort zu macht.
Die sehr frisch, also mit sechs, sieben Wochen wieder einarbeiten.
Und dann erst kommt quasi eine Begrünung, die dann längerfristig dort steht.
Und da kann man sich extrem austoben. Das löst jetzt natürlich nicht alle Fragen der Nährstoffthematik, das tut es nicht, das wäre völlig naiv.
Also man braucht nicht nur den Podcast jetzt hören und dann weiß man, wie es geht?
Nein, nein, nein, das wäre völlig naiv. Aber ich finde es irgendwie spannend, dass es Bereiche gibt, die man in der Diskussion um Landwirtschaft nicht so am Radar hat. Und das ist einer der Bereiche.
Wie schaffen wir das? Irgendwie wird das spannend sein, wenn man irgendwann einmal Stickstoffdünger
nicht mehr aus fossilen Energieträgern herstellen kann. Was passiert dann? Was heißt das dann?
Weil momentan gehen gar nicht so wenig Treibhausgasemissionen quasi für die Produktion von Stickstoffdüngern drauf.
Wir haben gestartet bei der Frage, wie setzt ihr den tierischen Endemis, den Dünger, also gar nicht in dem Fall.
Ist Landwirtschaft komplett ohne Tiere, ohne diesen Düngerkreislauf so denkbar?
Ist möglich? Ja, wenn wir es anders machen.
Einfach, es ist denkbar.
Ja, natürlich wäre es denkbar. Es gibt ja, also, ich finde halt, dass Tierhaltung, wenn richtig gemacht, einen super Beitrag
liefern kann zu ganz vielen Sachen.
Zu einer kaskadischen Nutzung von Reststoff-Roffen, die man über Tierhaltung verwerten kann.
Rinder können Gras essen, das wir nicht essen können, das ist ein Mikroferment auf vier Beinen.
Mega cool. Es ist nur verstörend, wenn man sich die Zahlen Rindern, die es auf der Welt gibt, anschaut.
Dann ist es schon so, dass man denkt, fuck, da müssen wir runter, das ist nicht cool.
Was bei euch dazukommt, ist das Thema Bio. Also ihr baut sich nicht nur Gemüse an, sondern auch Bio-Gemüse an. Warum Bio? Und was heißt Bio für dich?
Also wir sind seit den 80er Jahren.
Die Entscheidung hast du nicht getroffen? Die Entscheidung hab ich nicht primär getroffen.
War das dein Großvater? waren meine Großeltern zum Teil schon wirklich konsequent umgesetzt haben, als meine Eltern.
Genau, die haben Mitte der 80er Jahre, als einer der ersten Betriebe in Westösterreich,
Betrieb auf Bio umgestellt.
Und das heißt, ich bin im Prinzip mit dem aufgewachsen. Hast du das nie hinterfragt? Doch, natürlich.
Also spätestens, wenn man landwirtschaftliche Wachausbildung macht, kommt der Moment, wo man sich denkt, aha spannend, das kann man anders auch machen.
Und ich habe auch Praktika auf konventionellen Betrieben gemacht.
Aber ich habe es immer als eine sehr spannende Form der Landnutzung gesehen.
Wo ich immer meine, also wir waren nie ein D-Meter Betrieb,
wir haben auf mehreren D-Meter Betrieben gearbeitet, hab da zum Teil auch viele Sachen gelernt,
allerdings tut es mir extrem schwer mit vielen Dingen, die quasi um die D-Meter Landwirtschaft herum, quasi...
Die Philosophie zum Teil. Genau, ich kann einfach nichts damit an...
Ja, genau. Du würdest sagen, es ist vielleicht zu esoterisch.
Ja, das würde ich so sagen. Und das finde ich ein Problem. Also im Endeffekt finde ich Agrarökologie mega spannend, aber das ist ein sehr naturwissenschaftlicher Zugang dazu.
Und das schätze ich sehr daran. Und mit dem anderen kann ich einfach nichts anfangen.
Aber die Frage war eh viel mehr, warum eigentlich Bio?
Weil ich eine spannende Form der Landnutzung finde, wo man sich überlegt, wie kann ich mit gegebenen Ressourcen.
Aus einer gegebenen Fläche möglichst viel rausholen.
Und das finde ich natürlich ein sehr spannender Zugang. Und man merkt, es ist auch kein fertiges Konzept.
Das merkt man ja, irgendwann ist der Tierschutz dazu gekommen.
Der hat ganz am Anfang auch keine Rolle gespielt bei der Biolandwirtschaft.
Jetzt kommt auf einmal das Thema Biodiversitätsstärke dazu, was super ist.
Das Ding ist ja nicht fertig gebaut, das muss man weiterentwickeln.
Da gibt es auch noch viele Baustellen, die man quasi weiterentwickeln muss, oder?
Aber ist Bio für dich eine Lebensweise, eine pragmatische Art und Weise, die in deiner Sicht die sinnvollste Art Boden zu bestellen ist, oder was ist Bio?
Ist es eine Vision, die trägt? Ist es ein Leitmotiv für nachhaltige Landwirtschaft?
Der Urs Nikli, den ich mega schätze. Genau, den Nikli habe ich als nächste Frage da.
Der hat nämlich gesagt, Bio ist stecken geblieben, durch das, dass er verordnet worden ist.
Sag bitte.
Der hat auch mal gesagt, dass die Bierlandwirtschaft quasi sowas wie die Hefe ist.
Die Hefe? Im Teig. Aha.
Genau, und das finde ich ein schönes Bild. Wir haben viele Bereiche vorangepuscht, die quasi auch in Österreich so nicht gekommen wären.
Im Bereich Tierschutz etc. Die wären so nicht gekommen ohne die Bio-Landwirtschaft und das finde ich extrem cool.
Was ich schwierig finde ist irgendwie, ich tue mir schwer mit Leuten, die sagen quasi, man muss alle Betriebe auf der ganzen Welt umstellen,
weil da können wir nach tausend Jahren warten, wenn wir in der Geschwindigkeit weiter wachsen, wie man es bisher tun.
Das wird schwierig sein. Ich würde sagen, ich habe einen sehr pragmatischen Zugang dazu.
Also ich teile schon die Sichtweise von Nikli, dass die B-Landwirtschaft einmal einen sehr,
wenn man so will, avantgardistischen Zugang gehabt hatte.
Das war in den 80er Jahren, wo deine Großeltern und deine Eltern gearbeitet haben, oder?
Ja, frei von Normen, Verordnungen etc., oder? Ja, die schwinderten damals. Ja, genau.
Und das ist ja sehr... Wenn man Ökologie ernst nimmt,
und das hoffe ich tun alle Leute in dem Bereich,
dann gibt es nichts wirkungsmächtigeres als die Fähigkeit, sich anzupassen in der Ökologie.
Organismen, die nicht in der Lage sind, sich an sich ändernde Rahmenbedingungen anzupassen,
die werden aber kurz oder lang von der Evolution einfach aussortiert.
Und das finde ich ist schon ein großes Thema, da will ich jetzt gar nicht auf ein spezifisches Thema eingehen,
aber wie schafft man es als Organisation, die sich Normen gibt, die sich Richtlinien gibt,
wie schafft man es, dass die quasi agil bleiben, dass die anpassungsfähig bleiben, wie machen wir das?
Finde ich das mega schwierig. Also wenn der Letzte was sagen würde, ich weiß wie es geht,
kann ich nicht, weiß ich nicht, ich weiß es schlicht und greifend nicht. Aber was ich weiß,
ist das Ding nicht anpassungsfähig, ist es weg. So schnell kann man gar nicht schauen.
Anpassen heißt jetzt anpassen an biologische Kreisläufe, an das wie die Welt halt funktioniert
und nicht gegen diese Kreisläufe quasi langfristig arbeiten, oder?
Ja, an Dinge sich anpassen, die v.a. völlig neu sind.
Ohne eine riesen Diskussion vom Zaun reißen zu wollen, aber was tun wir, wenn es mal Schlickstoffdünger gibt,
den man quasi ohne fossile Energieträger hergestellt hat?
Sagen wir dann 40 Kilo pro Hektar, darf jeder Biobetrieb nehmen oder nicht? Muss der nicht?
Weil es dafür den ökologischen Impact für die Tierhaltung reduziert?
Das sind einfach extrem komplizierte...
Aber die ganze Züchtungsthematik, das sind extrem komplizierte Geschichten, die man nicht mit einfachen 0 und 1 abdrehen kann. Das geht nicht mehr.
Gibt es für dich, wir haben es du zuerst schon angesprochen, der Urs hat im Gespräch mit uns auch gesagt, dass das Schlimmste und das Beste, was einem passieren hat, bei der Bio ist, dass die Verordnung war das Schlimmste, das Gleiche.
Weil es einfach seit der ersten EU-Verordnung nicht mehr wirklich viel getan hat im Vergleich zu der Zeit davor.
Man gewinnt also den Eindruck, dass Bio momentan ein bisschen unter Druck kommt, die Branche oder die Marke oder der Begriff Bio
viel von dem Glanz auch verloren hat, den es lange gehabt hat.
Siehst du Alternativen zu Bio? Braucht es jetzt wieder so die Spinner, die jetzt irgendwas anderes nennen, nicht Bio, sondern Bio Plus oder was der Teufel weiß,
braucht es jetzt wieder so einen Beyond Bio Ansatz, der das jetzt wieder weiter treibt, der dann in 15 Jahren wieder in eine Verordnung gegossen wird,
damit da wieder was weitergeht? Oder glaubst du, dass man mit der Verordnung, mit der Bürokratie, die dahintersteckt, mit Bio so weiterkommt, dass sich Bio auch an die Gegenwart und Zukunft anpassen wieder kann?
Oder ist Bio einfach zu langsam, wie es Osnigl gesagt hat, in der Entwicklung?
Das weiß ich nicht. Keine Ahnung. Jetzt sagt er nix.
Ich weiß es nicht. Ich weiß das nicht. Ich weiß das später gar nicht.
Du musst wissen, wo es hingeht, aber was ist dein Eindruck? Bist du zufrieden mit Bio oder bremst
du das Teil aus dir aus? Würdest du gerne mehr machen? Das ist ja mein Eindruck ein bisschen.
Und viele sagen ja, sie steigen jetzt wieder aus Bio aus, weil sie mehr machen wollen,
weil sie da quasi frei von der Verordnung was machen wollen. Wie nimmst du diese Diskussion aktuell war.
Also wir sitzen da schon zwischen den Stühlen drinnen. Also wirklich zwischen den Stühlen.
Was ich mir manchmal denke, und ich glaube der Tag ist näher, als sich manche Leute das wünschen,
aber dass wir beispielsweise, um jetzt gleich das heiße Eisen aus dem Feuer zu holen,
Bitte Leute, heißes Eisen, komm!
Nein, aber dass wir Kartoffelsorten auf dem Markt haben werden, also Saargut, das einfach völlig für Tochterresistenz sein wird.
Erklär das kurz. Krautfeuerresistenzen. Und wir Biobetriebe das nicht verwenden dürfen, weil das vielleicht über Züchtungsmethoden gezüchtet worden ist, die im Biolandbau nicht zugelassen sind.
Dann haben wir eine Situation, wo wir quasi mit dem Schwermetall Kupfer ausrücken und
andere auf züchterische Innovationen zurückgreifen können.
Das ist ein Bild, wo ich mir schon manchmal denke, okay...
Das ist so ein praktisches Beispiel jetzt an diesen, wie heißt das jetzt, Bit-Aufderer,
die Verordnung auf das reagieren müsste, aber der Prozess an sich nicht nachkommt,
sodass ihr dann, sollte der Fall eintreten, entsprechend reagieren könnt als praktisch
anbauen der biobetrieb.
Also das ist ja eine größere Diskussion, die würde ja nicht nur auf die reine Verordnungsebene beschränken, sondern die Frage, wie gehen wir mit der Thematik von Pflanzenzüchtung um, da hat es Neuerungen gegeben.
Wenn man so will, meine Kritik an der grünen Gentechnik, die war auch nie irgendwie, ich finde nicht, dass man Angst haben muss vor Frankenstein-Food, das kann ich nicht nachvollziehen.
Sondern es ist einzig und allein eine Marktkritik, dass ich quasi bei der alten Gentechnik eine Technologie habe, zumindest so wie ich es verstanden habe, wo nur wenige Akteure beherrschen.
Und das finde ich bei Sarkood immer eine kritische Geschichte, weil Sarkood ist eine zentrale Ressource.
Zu zentrale, als dass man sie irgendwie ganz wenigen Akteuren in die Hand gibt.
Und das finde ich schon bei Züchtungsmethoden wie CRISPR was anderes.
Und das muss man auch anerkennen, dass es was anderes ist. Es gibt ja durchaus auch Leute aus der Biobranche,
wo es nicht geht zum Beispiel, die einen anderen Zugang dazu haben.
Verhältst du seinen Zugang? Ja.
Ja. Also das ist eben dieser Grabenkampf, den er so sagt, entweder Bio oder das oder, also so pauschal.
Du hast ja gesagt, du willst in keiner Art und Weise dogmatisch sein in deinen Aussagen.
Also pragmatisch, oder? Ja, aber ich finde, das ist echt, man muss sich mit dem auseinandersetzen.
Und für mich ist es zu wenig zu sagen, wollen wir nicht.
Das ist mir zu wenig. Dann will ich mehr wissen. Dann will ich wissen, okay, was machen wir dann?
Was machen wir, wenn die Situation eintritt, dass ich quasi...
Also die Krautfäule bei den Kartoffeln, wie kriegen wir das in den Griff?
Ganz eine pragmatische Frage, was tun wir da irgendwie?
Was ist dann die Praxis? Stell dir vor, jetzt kommt das oder es ist vielleicht zum Teil eh schon.
Was tust du dann? Ich weiß das nicht.
Nein, also keine Ahnung, ich finde irgendwie... Oder bist du dann der, der was macht und dann sagt,
Legt es mich? Ich tue das jetzt, weil es Sinn macht. Ich weiß, dass es Sinn macht und ich darf es euch nicht sagen, dass ich das nicht machen darf.
Kurz und fix. Oder was? Ja, ja.
Das ist wirklich mega schwierig. Man muss auch nicht alles überall mittragen.
Muss man auch nicht.
Ich finde, in Österreich hat die Biolandwirtschaft viel zur Verbesserung bei ganz vielen Themen quasi ins Positive beigetragen.
Und darum würde ich es sehr schade finden, wenn man jetzt irgendwie über so Dinge drüber stolpern muss.
Aber es betrifft ja nicht nur die österreichische Landwirtschaft. Das sind ja Diskussionen, die man eigentlich EU-weit hat.
Wie gehen wir mit dem um? Was machen wir da? Da bitte ich mich auch nicht, dass man einen falsch versteht. Ich glaube auch nicht, dass Neuzüchtungsmethoden das allheilbringende Mittel sind.
Egal was, es gibt das allheilbringende Mittel. Es existiert nicht. Aber es kann ein wichtiger Baustein sein, ein Kasten drin, wo man sagt, cool, können wir was machen.
Wenn du vorhin über Saatgut geredet hast, die Frau Blasl hat mir noch eine Frage mitgegeben, und zwar wegen den Jungpflanzen.
Zieht ihr die am Hof selber oder müssen die, die man dann zukauft für einen Biobetrieb, dann auch Bio sein?
Natürlich sind das Biozeiten, das sind die Jungpflanzen. Wir ziehen nur einen ganz kleinen Teil der Pflanzen selber.
Wir arbeiten seit 35 Jahren mit einem Betrieb aus Deutschland.
Wir sind ja sehr nah an der deutschen Grenze, mit einem Jungpflanzenbetrieb zusammen, mit dem wir sehr eng quasi den Anbau abstimmen, Sortenauswahl, alles.
Das ist so eine spezialisierte Geschichte, das wird den Rahmen bei uns ziemlich überspannen, würde ich sagen, wenn wir das anders rüber machen.
Und es ist mega cool, wenn man zumindest einen Bereich hat, wo man sich aufregen kann über jemand anderen, wenn was nicht passt.
Nein, aber grundsätzlich, mit denen arbeiten wir sehr gerne zusammen und das klappt extrem gut.
Es klingelt nicht mehr. Ah, es hat nur einmal geklingelt, okay.
Ja, über die Biokiste haben wir ja schon einiges geredet.
Warum habt ihr euch bei der Biokiste, um auf die noch ein bisschen einzugehen, weil das
ist ja, man kennt euch wahrscheinlich, bis nach Wien hauptsächlich wegen der Biokiste,
weil das ist ja vor vielen Jahren nochmal ein ganz großer Hype.
Wir haben ja einen ganz großen Bio-Kistenbetrieb in Wien, auch mehrere, aber ich glaube der
bekannteste oder eine der bekannteste ist zum Beispiel der Biohof Adamer.
Euch unterscheidet ja da in dieser Darin ja ganz ganz klar, weil der Gerhard Zobel hat
letztens im Ö1-Interview gesagt, die Konsumenten verlangen Bananen, Zitrusfrüchte, etc., deswegen
kann er gar nicht in die Kisten ausliefern ohne diese Früchte.
Du hast dich ganz bewusst oder ich habe mich ganz bewusst nur für regionale Produkte entschieden.
Warum?
Oder war bei euch diese Nachfrage nicht, ich hätte gerne meine Banane, ich kann mir vorstellen,
ich hätte gerne eine Orangen oder sonst irgendwas in der Kiste drinnen.
Habt ihr die Frage nicht gehabt?
Natürlich, gibt es auch Bananen nicht. Aber es ist schon eine harte Nuss mit uns durch den Winter zu gehen, das muss man ganz ehrlich sagen.
Das ist eine mega Herausforderung an uns, quasi das Angebot, Wintergemüse auf völlig andere Beine zu stellen,
auf eine richtig große Vielfalt.
Und da haben wir die letzten Jahre auch echt viel gemacht, dass wir einfach mehr Dinge anbieten können,
Bei Rezepten, die die Leute mitnehmen können und immer Ausschau halten, was gibt es Neues, wie kann man die Wintermonate, das ist für uns echt eine schwierige Geschichte.
Aber war die Kiste immer schon so oder habt ihr irgendwann einmal...
Wo ich das angefangen habe, haben wir im Winter,
also erstens eine lange Pause gehabt und zweitens zum Teil, also bis letztes
Jahr noch alle 14 Tage ausgeliefert und heuer haben wir jetzt das Knallhart durchgezogen
und haben wöchentlich geliefert, Wintergemüse.
Aber das heißt, Gemüse regional, keine Importfrüchte oder sonst Bio-Früchte,
das war immer schon so. Okay und das habt ihr aber ein bisschen gegen die Nachfrage auch...
Nein, wir haben das nie so kommuniziert. Das heißt, das Bewusstsein war nie da? Ihr habt euch nie in die Erwartung geweckt?
Ja, keine Ahnung. Das ist wie wenn ich sage, ich habe ein Eisstiel und jemand sagt, er mag keinen Schnitzel, dann muss ich vielleicht woanders hingehen.
Das ist für uns schon das Thema, dass wir sagen, wir wissen, wir haben ein sehr spezielles Produkt, das spricht an jeden an, das wissen wir auch.
Aber wenn ein Prozent der Leute im Rheintal sagen, das ist eine gute Sache, dann habe ich eh zu wenig wahr.
Also ich sehe das sehr pragmatisch irgendwie. Das ist eine Nische und es gibt neben der Fähigkeit sich anzupassen kaum was wirkmächtigeres in der Ökologie als die Nische.
Wie kommt ihr über den Winter? Was habt ihr da gemacht? Wie stelle ich mir so eine Kiste bei euch im Winter vor?
Der Winter ist nicht mehr so hart bei uns. Wir haben nur ungeheizte Gewächshäuser, also wir heizen keine Gewächshäuser.
Was die letzten Jahre immer eine Challenge war und heuer bin ich zum ersten Mal richtig froh, dass wir ganz gut gelernt haben, wie man ohne Erdgas und andere Energien quält. Ihr heizt sie nicht?
Gar nicht. Aber ihr baut es an über das ganze Jahr? Ja. Wie geht das? Wir haben halt frostharte Salate
zum Beispiel drinnen im Winter. Und mit den aktuellen Temperaturen geht es? Ja, es geht auch,
wenn es kälter wird. Also Wolfgang Palme aus Schönbrunn, ganz großes Vorbild in diesen Sachen
und vor allem haben wir sehr viel gelernt, wie wir unser Angebot ausweiten können. Und das
Das ist bei uns so, dass wir sehr viel in die Gastronomie liefern.
Gastronomie in Fradelberg heißt immer noch Wintergastronomie.
Das ist natürlich im Sommer, das ändert sich jetzt langsam, der Sommer wird da attraktiver,
aber grundsätzlich geht die Post im Winter ab und nicht im Sommer.
Das heißt, der Winter ist für uns, von den Mengen, die wir verkaufen, fast die wichtigere Zeit als der Sommer.
Und was kann man jetzt im Winter anbauen, also was bringt man in eine Biokiste im Winter
rein? Also natürlich haben wir Lagergemüse. Da geht nur ein sauergeradeigetes Gemüse und irgendwas in ein Glas, aber...
Ja, also wir haben natürlich Lagergemüse. Wir haben aber... Es gibt bei uns keine Woche im Jahr, in der wir nicht ernten.
Was ist Lagergemüse oder was zählt da groß? Kartoffeln, Karotten, rote Rüben, Sellerie, Pastinaken, Rettich, Topinambur...
Also alles mit geringem Wasseranteil, kann man so pauschal sagen, oder?
Ja, genau.
Und dann haben wir öfter Äpfel drinnen, von einem Kollegen von mir aus Lindau, deutsche Äpfel, regionale Äpfel.
Und sonst haben wir Grünkohl, Sprossenkohl, Flowersprouts, Federkohl, Palmkohl, so Geschichten drinnen.
Ist ganzjährig? Oder ist das wirklich spezieller? Nein, im Winter.
Speziell in den Wintermonaten.
Also das gibt es unterjährig dann auch nicht?
Nein, im Herbst dann halt wieder. Das ist schon klasse.
Also jetzt im Mai kriegt da keiner, im Juni, mehr an Grünkohl hin.
Das geht sich zeitlich gar nicht aus. Das geht sich gar nicht aus?
Das geht sich gar nicht aus.
Also, außer Schafzehen sieht es sich immer gut überwintern, aber das würde auch keinen Sinn macht.
Dann was wir sonst für Lagergemüse haben, Weißkraut, Blaukraut, Wirsing, Sauerkraut.
Wir haben zum Beispiel auch Wirsing zu Kimchi verarbeitet.
Ein bisschen Eigenkreation, eine von unseren Mitarbeiterinnen ist gelernte Köchin.
Das heißt, da kriegen wir super Informationen rein, was man mit den Sachen machen kann.
Dann sind aus dem Gewächssalat Schnitzsalate drinnen, Feldsalat sagt es, oder Vogelsalat, Nüsslisalat, Portula, Krugfula, Asiasalate, die ganze Palette.
Sagen wir mal, doch eine vielfältige Kiste.
Ja, natürlich, ja klar.
Also nicht so ein paar Zwiefeln und so.
Nein, nein, das würde auch nicht funktionieren. Die Leute würden irgendwann sagen, spinnts jetzt völlig, wenn ihr nur Kraut und Rüben isst.
Und das ist halt da eine große Bringschuld von uns als Produzenten, dass wir quasi den Leuten erklären,
das kann man alles damit machen.
Und da finde ich es spannend, durch das, dass wir so eng mit der Gastro zusammenarbeiten,
Wir haben zum Beispiel öfter Rezepte in unseren Kisten dabei, wo die Leute quasi...
Da haben wir letztes Jahr drin gehabt, ein Rezept, wie man aus Pastinaken Eiscreme macht.
Supergut, das ist ein Riesenproblem. Die Leute hassen Pastinake in Gemüsekisten drin.
Warum? Weil sie meistens auch kochen wie eine Karotte.
Und das Ding schaut aus wie eine Karotte, dann kochen wir sie wie eine Karotte und dann sind sie enttäuscht, weil es nicht schmeckt wie eine Karotte.
Das heißt, ich muss die Qualitäten, die diese Frucht hat, so anwenden, dass ich mit dem süßlichen Geschmack was Gutes machen kann.
Und das hat wirklich... Ich höre immer wieder, du tust eine Rezeptkarte dazu.
Bei ganz vielen Produkten tue ich eine Rezeptkarte dazu, dann wissen die Leute, funktioniert das wirklich?
Natürlich nicht überall. Aber Handlungsanleitungen sind mega wichtig.
Wir haben viele Kunden, die kochen völlig Freestyle, die brauchen niemanden, die wollen auch niemanden, der sie über die Hand nimmt.
Viele sind Bergführer, sie führen durch die Stromschnellen der Saison durch und das ist schon nicht immer so einfach für viele.
Bei vielen ist schon nicht bewusst, was hat denn überhaupt eine Saison.
Das ist auch vielen Landwirten nicht bewusst, da muss man gar nicht so weit gehen.
Es gibt auch viele Landwirte, die bauen selber Gemüse an. Das ist wahrscheinlich ein bescheidener Anteil.
Aber kennen Sie eure Kunden oder andere Frage besser, wer sind eure typischen Kunden?
Kommt darauf an wo, also Gastronomie oder Apotheke? Also Biokiste.
Biokiste. Junge Familien, ganz hoch oben, aber ich würde sagen, das ist wahrscheinlich die Hälfte, sind junge Familien.
Ein gutes Drittel sind ältere Leute, die einfach gerne kochen.
Ältere heißt? muss man immer aufpassen, 50 plus, also wo die Kinder quasi schon ausgezogen sind und was anderes machen und der Rest ist völlig divers, da ist alles dabei, also wir haben.
Von der migrantischen Familie aus der Türkei bis zu
Mitarbeiterin von einem Industriebetrieb, die aus den USA hergezogen ist und in den USA immer von einer
YG Box bezogen hat und das jetzt halt da macht.
Wie viele Boxen sind das jetzt pro Woche? Das schwankt zwischen 800 und 1000.
800 bis 1000 Boxen pro Woche? Ja. 4000 Boxen im Monat, wenn es vorhin viel ist.
Ja. Und was man merkt, ihr habt, du hast vorher gesagt, 20 Leute am Betrieb. Ja.
Die verdienen ja auch was, oder? Wie kann man mit 14 Hektar, mit 800 bis 1000 Gemüseboxen,
wie schafft man das, dass man da so einen Betrieb aufbaut, der so viele Menschen beschäftigt? Weil
wir reden ganz oft mit Landwirten und die haben keine Angestellten. Wenigstens Betriebe haben
Angestellte und dann noch in dem Ausmaß, wie ihr es habt. Warum geht das bei euch?
Was bei uns wirklich gut greift, ist, dass wir extrem schlanke Strukturen haben.
Lean? Lean, genau. Alles Lean Management. Das haben wir alles schon gelesen.
Aber das ist wirklich ein Thema. Also Lean Management ist in der Tat ein Thema.
Das lässt sich nicht alles eins zu eins in der Landwirtschaft übersetzen.
Aber Prozesse anzuschauen und zu schauen, wie kommen sie besser hin,
Da haben wir in den letzten Jahren viel Geld in die Hand genommen, wir haben eine Arbeitsprozessberaterin gehabt, die wirklich die Leute gefilmt hat beim Arbeiten und welcher Angriff wie und was für einen Riesen-Impact hat.
Wenn wir irgendwie für 1000 Boxen Buntkarotten bündeln oder vielleicht noch für den Markt und sonst irgendetwas noch mehr machen und jemand macht irgendwie 1000 Mal eine Handbewegung umsonst, dann sind es dann schnell viele Handbewegungen.
Und da geht es gar nicht darum, dass wir jetzt entweder sagen, cool, jetzt können wir die drei Leute schicken, sondern wie können wir schaffen, dass wir Landwirtschaft betreiben, ohne dass ich permanent 15-Stunden-Tage habe.
Und Leben daneben führen kann. Das finde ich irgendwie spannender und wichtiger.
Aber braucht man das im Gemüseanbau einfach so viele Hände? Du hast gesagt, es ist die arbeitsintensivste Form der Landwirtschaft, oder?
Braucht es da einfach auch so viele Leute, dass man den Betrieb führen kann?
Ja, ganz praktische Antwort, ja. Durch das, dass Direktvermarktung eine große Rolle spielt. Würden wir etwas anderes produzieren und in größere Strukturen hineinliefern,
dann würde unser Betrieb völlig anders ausschauen.
Wie wichtig ist für euch eigentlich der Markt?
Der Wochenmarkt. Mega wichtig. Kontakt mit dem Kunden.
Wir sind extrem lokal unterwegs. Wochenmarkt in? Dornbirn. Garten- und Messestadt Dornbirn.
Wir sind halt während der Saison, wir haben gerade vor drei Wochen wieder angefangen auf den Markt zu gehen.
Im Winter sind wir nicht auf dem Markt. Wie oft seid ihr am Markt?
Wöchentlich. Einmal die Woche. Ah, nur einmal? Wann?
Am Samstag. Also der klassische Markttag. Also unter der Woche ist er nicht?
Doch, wäre er auch, aber wir schaffen es momentan einfach personell nicht.
Und dann müssen wir wieder Auto... also Lieferwagen, Mitarbeiter.
Das Ding hat man bei jedem Ding, oder?
Oder die Thematik hat man in jedem Bereich. Wachsen ja, aber zu welchem Preis und dann müssen wir wieder ein neues Auto anschaffen,
bloß jemanden anstellen und dann...
Und der Samstag ist der beste Tag wahrscheinlich im Markt, oder?
Ja. Im Verhältnis zu den anderen Tagen? Ciao.
Also geht vom Montag bis Donnerstag geht gar nichts, Freitag geht ein bisschen, was am Samstag ganz viel oder wie ist die Verteilung auf dem Markt?
Am Samstag geht sicher am meisten, das ist schon ein sehr interessanter Markt, wir sind natürlich direkt an der Schweizer Grenze,
gar nicht so wenig Schweizer, die kommen rüber zum Einkaufen.
Kaposchda. Doch, aber es ist schon ein Markt, der nicht nur Leute aus Thuambien anzieht, die machen das ganz schick da.
Also es zahlt sich momentan nur sinnvollerweise aus am Samstag auf den Markt zu beliefern.
Sonst müsst ihr jetzt wieder wen einstellen zu Lieferwagen und das ist aus jetziger Sicht nicht so. Okay, okay.
So jetzt lass mich kurz sortieren.
Den Markt haben wir jetzt auch, weil wir haben jetzt nämlich einen Schwerpunkt, nämlich Markt fahren auch.
Sehr schön. Aber du hast vorhin gesagt, man lernt auf dem Markt einfach die Leute am besten kennen.
Das heißt, gewinnt sich am Markt dann auch ein Kunde für die Box? Ja, klar. Natürlich.
Verdienen wir mit dem Markt da was? Oder ist das eher ein Werbekanal?
Nein. Also wir haben schon gute Markte. Natürlich, Markt ist Markt, oder?
Das heißt, es gibt wenig Bereiche, wo man das Wetter so merkt wie am Markt.
Wenn es halt aus Kübeln schüttet, dann kann es sein, dass man nur mit einem halben Umsatz nach Hause kommt, den man sonst mitbringen würde.
Kannst du das dann weiterverkaufen oder ist das so, ich will einen Salat oder sowas am Markt mitbringen?
Ja, das Risiko geht mir immer ein. Wir haben Markttage, wo wir um elf keinen Kopfsalat mehr haben.
Und wir haben Markttage, wo man am Nachmittag nach Hause kommt mit einigen Kisten frisch geschnittenem Salat und sie wegschmeißen kann.
Kannst verschenken an Freunde, Nachbarn, Familie. Aber es geht auch nicht ewig.
Aber wir haben generell extrem wenig Food Waste. Also das ist extrem wenig.
Wir schlagen permanent, wenn Leute auf die Bachelorarbeiten über Food Waste in der
Landwirtschaft schreiben wollen. Und wir müssen die mal enttäuschen, dass wir so wenig haben.
Ich glaube mir würde gedügelt werden, wenn ich dich nicht fragen würde, nachdem wir jetzt über Bio-Feuer geredet haben, lieber Simon, was ist denn Regionalität für dich? Was bedeutet das für dich?
Das ist ein Begriff, den man überall liest. Es ist in keiner Weise definiert, was es ist. Ein Wiener versteht unter Regionalität etwas völlig anderes als ein Fradelberger.
Und jemand aus Bayern was völlig anderes als jemand aus Paris.
Wenig ist so relativ wie Regionalität.
Ich merke es zum Beispiel, am Beispiel Fradelberg merkt man, wie schwierig der Begriff Regionalität ist, weil man halt schnell dann an quasi administrativen Grenzen festmacht, jetzt ist Fradelberg einfach extrem klein.
Das heißt, ein Restaurant, das bei uns sagt, sie arbeiten nur mit regionalen Produkten, ist etwas völlig anderes als ein bayerisches Restaurant, das sagt, wir arbeiten nur mit regionalen Produkten und die Grenzen sind die Landesgrenzen.
Das Ding ist einfach so groß wie Österreich, Bayern.
Das heißt, die haben eine völlig andere Bandbreite von Produkten, die sie abdecken können.
Ich finde, nur weil 1700 irgendwas, irgendwelche Truppen genau bis zu dem Gewässer gekommen sind,
totaline Tonne,
das ist mir zu wenig. Da denkt man dann, okay, gut.
Ich finde, aus unserer Perspektive, finde ich Regionalität auch mega spannend,
Natürlich sind wir in Österreich und haben eine sehr starke Ausrichtung Richtung Wien und Richtung Ostösterreich.
Allein durch die ganze Prägung, Literatur, Filme, die wir anschauen, Nachrichten, die wir hören.
Aber wenn man es rein geografisch betrachten würde, ist Brüssel von der Luftlinie immer noch 20 oder 30 Kilometer weiter weg als Wien. Brüssel? Von da?
Ja. Das ist nicht viel weiter weg. Und das finde ich einfach, wo man merkt, es ist immer eine Frage der Betrachtungsweise.
Wie sollten wir Regionalität betrachten?
Sehr pragmatisch. Ich finde das super. Was nahe ist, soll man auch nutzen.
Was ist nahe? Du kommst mir nicht rein. Du wirst jetzt irgendwie keine Definition liefern können.
Das ist ja eine spannende Frage, wenn man in Fraldalberg sitzt und ich mache das oft bei
Schulklassen, wenn die Frage aufkommt, was ist ein regionales Produkt?
Was ist das Nummer eins Produkt, das man seinem Körper aus Fradelberg zuführen kann?
Aus Vradelberg? Ja. Bodenseewasser.
Ja, fast. Red Bull. Red Bull ist quasi kein anderes Produkt, das man irgendwie, ich würde jetzt nicht sagen
Lebensmittel, aber halt das man irgendwie zu sich nehmen kann, wird in größeren Mengen
oder verlässt in größeren Mengen in Vradelberg als Red Bull, der X-Face von der Milch, die
produziert wird bei uns.
Ist das jetzt ein regionales Produkt?
Die Hauptzutat, Wasser, kommt von da. Die Dosen werden da irgendwie hergestellt, mit Energie wahrscheinlich von den Kraftwerken da.
Der Zucker, der wird da irgendwo aus Österreich kommen oder weiß ich nicht, wo der herkommt.
Aber ab wann ist das ein regionales Produkt? Was macht es zu dem? Keine Ahnung, kann ich nicht beurteilen.
Sind deine Produkte regional?
Ja, aber auch mit Einschränkungen natürlich. Die Frage ist, wenn man das jetzt völlig auseinander nimmt,
kann man sagen, also wenn man das jetzt knallhart durchdeklarieren möchte, wo kommt der Samen her?
Wo kommt der Substrat her, in dem der Samen als Setzling gewachsen ist? Wo kommt die Energie her,
die man gebraucht hat, um den quasi in dem Quecksaus, wo der Setzling gezogen worden ist?
Wo kommen die Arbeitskräfte her? Und zack ist man in einer globalisierten Welt drinnen. Also
ich glaube schon, dass wir sagen können, ja wir sind regionaler als andere Prozesse. Ja,
Ja, das ist immer, aber man kann es nicht definieren, ich glaube man kann sich auch nicht einigen drauf, was das sein soll.
Ich glaube überall steht regional, wir reden ganz viel und du sagst den Begriff in der Art und Weise, den gibt es gar nicht, weil er so den und wandelbar und sonst wird.
Kannst es du definieren?
Nein, du hast mir jetzt furchtbar eines Besseren belehrt. Die Frage ist, was nimmt man dazu?
Was tut man raus? Wo kommt der Samen her? Wo kommt die Energie her?
Ja, und wo ziehe ich die Grenze? Und das ist irgendwie, wir würden nie auf die Idee kommen,
niemals würden wir auf die Idee kommen, zu sagen, Repol ist ein regionales Produkt. Nie.
Aber es ist es. Also nach der, wenn ich sage, okay, wir schauen uns die Hauptzutaten an.
Hauptzutat da ist Wasser.
Voila. Nimmt man eine Verpackung dazu oder nicht? Ja.
Jede Coca-Cola wird irgendwie lokal abgekühlt. Was ist das Wichtigste?
Wenn man es ganzheitlich betrachtet, kommt man in die Brutalität, in der wir gerade sind
und in die du mich gerade bringst.
Muss man sich da einfach auf irgendwas fokussieren?
Was ist das wichtigste Element von Regionalität?
Die Wertschöpfung, das Produkt, kannst du irgendwas festmachen oder was würdest du, wenn du es müsstest festmachen am ehesten?
Oder einigen wir uns drauf, dass wir uns nicht einigen und sagen, ja, ich glaube, man kann das gar nicht. Also keine Ahnung, vielleicht gibt es einen Zuhörer, Zuseher, der eine schlaue Idee hat.
Ich finde, je mehr man sich mit dem beschäftigt, desto mehr merkt man, na, eigentlich kommt man nicht auf einen grünen Zweig. Je mehr, dass ich weiß, desto weniger weiß ich, dass ich überhaupt was weiß.
Nein, aber jetzt ernsthaft, wie soll man, also, keine Ahnung, keine Ahnung.
Das ist also ein Dilemma, ein vermeintlich einfacher Begriff, der Experte hängt da und sagt, ich weiß es nicht.
Okay. Das ist alles furchtbar kompliziert. Sag einmal, du hast vorher irgendwann einmal den Satz gesagt, wagst du Missgründen nicht grundsätzlich was Schlechtes?
Ja. Wo liegen für dich die Grenzen, jetzt kommen wir auf die Frage, die du schon vorher angedeutet hast,
wo liegen für dich oder für euch am Betrieb die Grenzen des Wachstums? Wie groß kann der
Biohof Vetter noch werden oder das Imperium? Also wir beabsichtigen nicht, in der Fläche zu wachsen.
Das interessiert mich gar nicht. Wenn wir wachsen, dann möchten wir in Kooperationen
wachsen. Also dass wir quasi merken, es gibt eine Nachfrage, wir haben nicht diesen Knick,
den die Biobranche in anderen Regionen jetzt mitbekommen hat. Den haben wir in dieser Form
nicht, wo wir sehr glücklich darüber sind. Und wir merken einfach, da gibt es ein Potenzial,
wo wir andere Betriebe gerne mitnehmen möchten auf diese Reise.
Was ist das für eine Art von Wachstum, was du da beschreibst?
Dass wir quasi betrieben die die.
In unserer Gegend mehr Gemüse anbauen möchten, zum Beispiel, das ermöglichen, dass sie über unsere Vertriebsstrukturen ihr Gemüse auch vertreiben können und wir quasi in einem größeren System wachsen können, wenn man so will.
Macht es die Genossenschaft?
Ich glaube nicht, dass eine Genossenschaft die Lösung für sowas wäre, ich finde sie mega wichtig, aber die Idee geht natürlich in die Richtung.
Ist die Idee ganz modern oder ganz alt?
Es hängt irgendwo dazwischen, es kommt immer alles, alles ewige Schleife, alles dreht sich immer im Kreis.
Aber siehst du in dieser Art von kooperativen Zusammenarbeiten, Alternativen zum jetzigen, der eine wird immer größer?
Ja natürlich, weil es einfach ein Punkt ist. Ich merke das jetzt mit einigen jungen Landwirten aus der Region.
Wir arbeiten sehr eng zusammen. Wir kaufen zusammen Maschinen, wir kaufen zusammen Sarkozyen, wir kaufen zusammen Jungpflanzen, wir vertreiben unsere Produkte gemeinsam.
Wir schauen echt, dass wir zum Teil Arbeitskräfte gegenseitig auf verschiedenen Betrieben verwenden.
Und da ist ein Megapotential drinnen und wir merken entweder, wir können uns spezialisieren, ohne dass die Probleme der Spezialisierung auf einmal ein Problem werden, weil wir das Ganze quasi, wir wachsen zwar als große Einheit, aber die einzelnen Betriebe müssen nicht zwangsläufig riesengroß werden.
Weißt du, wo ich da jetzt gerade wieder bei mir so ein bisschen so die Skepsis raufkomme,
das geht wahrscheinlich gut mit 4, 5, 6, 7 Betrieb, aber wenn du es irgendwann einmal mit 60 hast,
dann wird dich das Koordinieren, also meine Frage jetzt, so gesteht die Frage wahrscheinlich schon fast,
wird das Koordinieren irgendwann mal so schwierig.
Da gibt es wahrscheinlich auch wieder eine Grenze, oder? Oder wie siehst du das?
Das muss man sich alles ausmachen.
Wer fährt jetzt mit dem Traktor, den wir uns gemeinsam genommen haben?
Ja, natürlich. Ja, wobei... Pfff...
Äh... Wie bist du jetzt hergekommen? Mit was für einem Auto? Hä?
Mit was für einem Auto bist du jetzt hergekommen? Mit einer Marke, oder?
Nein, aber das gehört ja auch nicht dir, das Auto, oder? Nein, das ist ein Mitauto.
Eben. Da muss man halt Strukturen finden, wo man das irgendwie so machen kann. Ja.
Why not? Wir haben das ja in vielen Bereichen, dass wir einfach sagen, Airbnb, denen gehört nicht ein Bett oder Booking.com oder wie sie alle heißen.
Nicht, dass ich das als große Vorbilder sehe, aber einfach, da muss ich vielleicht auch Lösungen für Bildern, die wir jetzt haben.
Ich weiß auch nicht, wie die Antwort ausschaut, aber was ich weiß, ist, dass es immer weniger junge Leute gibt, die Bock haben, in die Landwirtschaft zu gehen.
Und die, die drinnen sind, haben es nicht einfach. Das heißt, wir brauchen Lösungen.
Ohne den muss man arbeiten. Die Anzahl von den Bauernhöfen nimmt ja jedes Jahr ab.
Bauernhof sterben hat man Bauernsterben gesagt, aber Bauernhof sterben trifft es wahrscheinlich
besser. Was brauchst du, was glaubst du braucht es, um als Hof auch in der Zukunft irgendwie,
deswegen sind wir gerade beim Thema, überlebensfähig zu bleiben, weil es werden jedes Jahr weniger
Höfe, viele Leute hören auf, Gründe werden verkauft oder die Höfe werden größer, sieht man auch,
die etwas überbleiben. Was braucht eine zukunftsfähige Landwirtschaft und was braucht
Umwandleranbietschaft langfristig. Offenheit, Offenheit.
Kein Mensch weiß, was in 30 Jahren ist, aber wichtig finde, dass man die Betriebe so führt, dass man sich auch anpassen kann.
Ich kenne viele Betriebe, die dann einfach sagen, wir setzen alles auf eine Karte und gießen sich den Stahlbeton um die Füße.
Und dann wird es nicht lustig, wenn sich da am Markt was gröberes ändert und das kann alles passieren.
Du meinst damit, es wird investiert?
Investieren ist ja grundsätzlich kein Schaden, wir haben auch viel investiert, aber es ist immer die Frage,
habe ich die Möglichkeit, mit der Investition noch etwas anderes zu machen, kann ich ausweichen, kann ich sagen, wir switchen?
Geht das oder geht es nicht? Und das ist oft ein riesen Dilemma in der Landwirtschaft, wenn ich einen Rinderstall habe, will ich da großartig ausweichen.
Mit Gewächshäusern ist es natürlich auch schwierig.
Ich kann kein Geschäftsmodell, das super zum Wohnwagen unterstellen ist, in den Gewächshäusern.
Das möchte ich auch nicht. Aber ich finde, das ist eine Riesenherausforderung.
Aber eine der wichtigsten Sachen, dass man halt irgendwie anpassungsfähig bleibt.
Aber gibt es da schon Modelle, wo du sagst, Rinderstall ist halt ein Rinderstall, Schweinestall ist ein Schweinestall, Gewächshaus ist ein Gewächshaus.
Jetzt ist natürlich der Satz leicht gesagt, bau es so, dass du es mehrfach nutzen kannst.
Das ist extrem schwierig. Gibt es da schon Ansätze?
Gibt es einen Rinderstall, der gleichzeitig ein Gewächshaus sein könnte?
Die Niederländer bauen solche Häuser, ja. Da gibt es Gewächshäuser oder Stallungen, die man aus modularen Gewächshausmodulen zusammenbaut.
Ist das so, was du denkst? Ich kann mir sowas schon vorstellen, doch.
Aber grundsätzlich ist es ein Problem, das wir haben. ändert sich, Landwirtschaft, wir haben viel längere Amortisationszeiten als andere Branchen,
haben ein Problem. Der Markt ändert sich schneller, als der TTIP-Zeit ist. Sehr viel schneller. Als meine Eltern da
rausgezogen sind, hat es im Supermarkt noch keine Biomilch gegeben. Da hat man noch gutes Geld
verdienen können, mit einem Hof Biomilch verkaufen. Vergisst es heute in unserer Region.
Das ist aber ein Spezialproblem der Tierhaltung. Dort ändern sich wahrscheinlich die Zyklen,
wo sich die Erwartungen ändern, schneller wahrscheinlich wie im Gemüsebau.
Mag gut sein, ja. Aber ich finde auch, dass man auch über die Struktur von wie landwirtschaftliche Betriebe organisiert sind,
aus meiner Wahrnehmung, vielleicht gibt es eh coole Betriebe, ich kenne sie einfach nicht, oder?
Oder ich kenne sie zu wenig, aber...
Du kommst nicht aus deiner Bubble. Nein, eh nicht.
Nein, aber dass man neue Organisationsformen findet für die Landwirtschaft.
Und das ist ein großes Problem. Sämtliche Versuche in der Geschichte neue Organisationsformen zu finden sind immer ein völliger Traum, hat das geändert.
Ob das jetzt entweder eine Kalkose ist oder ein Kibutz, das hat nie funktioniert.
Und jetzt würde ich aber behaupten, der klassische Familienbetrieb, das ist auch schwierig.
Also es ist nicht so, dass das quasi das Allheilmittel ist, weil wenn es das Allheilmittel wäre, würden die Zahlen anders ausschauen.
Sind es die Kooperationen? Ihr wasst es nicht.
Aber ich finde die Frage ist der wert zum drüber nachdenken.
Spannend, weil wir gerade beim Thema sind, ich habe mir die Frage nachträglich aufgeschrieben, was bedeutet denn,
ich würde dich jetzt mal als innovativen Landwirt bezeichnen.
Ob du dich selber so bezeichnest, weiß ich nicht.
Ja oder nein, die Frage kannst du mir eigentlich auch beantworten.
Nein, würde ich nicht machen. Na klar, ist egal.
Aber was bedeutet Innovation für dich und wie macht man sich innovationsfähig?
Ich würde sagen, für mich ist Change with Scale, wir machen etwas neu, aber wir machen es mit einem Maßstab neu, also dass es eine Maßstäblichkeit hat, wo der Impact größer ist, als wenn wir nur auf einem Betrieb sind.
Ich würde mich nicht als innovativen Betrieb bezeichnen, weil das, was wir machen, nicht die Maßstäblichkeit hat.
Was ist mit eurem Software-Produkt? Doch, das ist quasi unser Weg, wie wir da reingehen können, was wir versuchen.
Aber das ist eine Changementscale. Also bist du innovativ.
Scheiße, jetzt kommt es wieder dazu. Nein, nein, nein. Ja, aber...
Das ist etwas, was man immer im Radar haben muss.
Ein Wechsel ist nett, aber es geht da immer mit einer Maßstäblichkeit.
Wir haben am Anfang schon drüber geredet, wie du dich quasi vorbereitet hast auf dein
Bauer sein, nämlich dass du einfach mal eine Zeit lang nicht Bauer warst.
Was würdest du...
Jungen Landwirten, die jetzt kurz vor der Hofübernahme stehen, die sich fragen, was mache ich als nächstes, wie kann ich den Hof weiterführen, etc.
Was würdest du denen sagen, wie man sich am besten, wie findet man seine Entscheidung, was zu einem passt, was würdest du da für einen Tipp geben und wie bleibt man am Ball, was würdest du denen raten?
Du bist jetzt ein alter weißer Mann inzwischen, jetzt bist du falschiert, gell ned?
Schon fast haut er mir gerade aus. Boah.
Ein Dachstoss. Dumm. Mittlerweile. Und was würdest du mit den Erfahrungen, die du jetzt gemacht hast, und du hast ja was weitergebracht auf der innovativen Seite,
was wären deine Ratschläge an die jungen Leute?
Mit anderen Leuten darüber reden. Niemand sitzt alleine, also niemand ist eine Insel.
Und das ist mein Ding, je älter man wird, desto mehr merkt man, da laufen alle mit ihren Problemen draußen herum.
Und da ist keiner irgendwie frei von Selbstzweifel und nicht wissen, ist das eine richtige Entscheidung oder doch die falsche Entscheidung.
Und mir hat das extrem geholfen, zu mir mit anderen Leuten das Gespräch zu suchen.
Und das kann in alle Richtungen gehen, oder? Also ich finde, das ist eher ein Ding, wo man in der Landwirtschaft viel zu wenig macht,
dass man quasi nicht jetzt zwingend auf den Betrieb hört, sondern primär auf sich selber hört.
Was will man eigentlich? Was möchte man? Was ist einem wichtig?
Und von dem abgeleitet sich dann überlegt, okay, was kann der Betrieb? Was kann der Standort?
Was kann ich als Mensch? Was kann ich mit meiner Familie? Was möchte ich und was möchte ich auf keinen Fall?
Und das ist nicht mehr oft so wahr, dass man das Pferd anders aufsattelt und sagt,
okay, der Betrieb ist da und jetzt muss man sich spuren und schauen und ich tue mich hinten anstellen und das ist nicht gut.
Wie findet man die richtigen Leute, mit denen man spricht?
Oder ist es wurscht, mit wem ich rede, hauptsächlich ich gehe raus und tausche mich aus, oder würdest du gezielt,
oder würdest du sagen, gehst du dort hin, oder gehst du mehr auf Konferenzen, gehst du mehr auf Konzerte,
wo würdest du, wenn du jetzt einen Austausch suchen würdest, wo würdest du zum suchen anfangen?
Ich glaube es kommt total auf den Typ Mensch drauf an. Aber wenn es bei mir wäre, ich finde es irgendwie spannend mit Leuten in Kontakt zu treten, die in so einem Umfeld der Landwirtschaft sind.
Was hat der Naturschutz vor dem Blick auf das was wir machen? Wie sehen die Ärzte das was wir machen? Wie sieht ein Koch oder Köchin das was wir da so treiben?
Stakeholder-Analyse wird es da machen. Nein, ich habe das Gefühl, das passiert dann eh oft so, Stakeholder-Analyse, genau, das wäre mir jetzt nicht in den Sinn gekommen, sondern ich hätte das jetzt mehr in Verbindung mit einem Kasten Bier gesehen.
Aber das finde ich irgendwie viel wichtiger, dass man Momente schafft, wo irgendwie Leute aufeinandertreffen, die normalerweise nichts miteinander zu tun haben.
Und da entstehen die spannenden Dinge. Das ist irgendwie raus aus der Babel.
Ich glaube nicht, dass ich die wirklich coolen, lässigen Ideen jetzt auf der Riedermesse finde.
Glaube ich nicht. Mag sein, dass was dabei ist, oder? Aber ich glaube, dass ich sie mehr finde in einem Austausch, wo Leute zusammenkommen,
die vom ersten Moment nichts miteinander gemeinsam haben.
Also du würdest dann auf die Gartenbau...
Arsch Elektronik. Arsch Elektronik. Machste nicht. Ja, verstehe schon. Ist schon klar. Ja.
Ja. Ja.
Dann schauen wir in die Zukunft. Wo ist der Vetterhof in 20 Jahren? In Lustenau.
Immer noch, ein Pärchen am Alpenrein. Das ist schon wieder los.
Jetzt hast du es dreimal gesagt, jetzt hast du es wieder gemerkt.
Das ist schon mein Ziel.
In 20 Jahren, keine Ahnung, was wir da machen. Wirklich, keine Ahnung.
Also ich glaube schon, wir werden was mit Landwirtschaft machen, aber 20 Jahre ist eine lange Zeit. Und nicht so lang gleichzeitig, aber wenn man 20 Jahre zurückgeht.
Ein Investitionszyklus. Ja, wenn man 20 Jahre zurückgeht, dann hat die Welt ganz anders ausgeschaut.
Gibt es wieder Tiere?
Er sagt nicht nein. Kann sein, kann sein. Ich weiß es nicht. Momentan nicht. Momentan
bin ich sehr glücklich mit meiner Entscheidung. Ich weiß auch nicht, ob es viele Betriebe
gibt, die das mal aufgehört haben und wieder angefangen haben. Weiß ich nicht. Aber ich,
blicke sehr optimistisch in die Zukunft. Also ich glaube, wenn man nicht optimistisch ist,
sollte man den Job eh grundsätzlich bleiben lassen.
Gibt die Zeit momentan für Optimismus?
Ja, es geht uns extrem gut.
Unpackbar gut. Ich finde, man muss die Kirche dann echt im Dorf lassen.
Ja, es ist schwierig und es hat lustigere Zeiten gegeben,
einen Betrieb zu leiten und gefühlt in jedem Bereich sind die Leute ein bisschen im Anschlag.
Ja, aber einfach drei Schritte zurückgehen.
Was glaubst du, wie die in Österreich so generell die Landwirtschaft in 20, 30 Jahren ausschauen wird?
Werden wir noch Tiere halten überhaupt oder wird die Landwirtschaft...
Ja, natürlich werden wir noch Tiere halten.
Was willst du verändern in der Landwirtschaft?
Also ich glaube, dass man mit den Tierbeständen drastisch runtergehen wird. Ich glaube, dass diese ganze Geschichte, Fleischersatzprodukte, Präzisionsfermentation, dass das Standard sein wird.
Präzisionsfermentation, ein geiles neues Wort, danke.
Da wird sich richtig viel tun. Ich glaube auch, dass sich im Energiebereich extrem viel tun wird.
Ich hoffe nicht, dass das ganze Land mit Agrarpv zugepflastert wird. Ich finde es okay, wenn das an Standorten passiert, wo man das gut rechtfertigen kann, aber ich würde mir wünschen,
es passiert nicht auf den besten Ackerböden, die wir irgendwie haben.
Ich glaube, dass wir völlig neue Bauern und Bäuerinnen haben werden.
Junge Leute, die nicht aus der Landwirtschaft kommen, die mit extrem coolen Geschäftsmodellen herkommen. Wir reden in der Landwirtschaft nie über Geschäftsmodelle, viel zu wenig eigentlich.
Die mit völlig neuen ideen herkommen, die, das wird sich dann weisen in was für eine art und weise, irgendwie dieses dilemma mit der finanzierung gelöst haben, weil das ist immer das größte hindernis,
wie man die lästigste idee irgendwie gescheit finanziert, aber ich glaube das wird sich radikal ändern und dass man vielleicht einfach bauer auf zeit sein kann,
Aber das wird sich ja ändern. Also das ist nicht mehr eine reine Lebensaufgabe. Warum auch?
Also kaum wird der Wandel des Bildes des Landwirten oder der Landwirtin.
Ja. Okay. Jetzt habe ich das Thema, wurscht, hol ich mir jetzt noch,
kommt ihr schon, seid ihr völlig förderfrei oder braucht der Vetterhof auch Förderungen?
Gibt's viele Betriebe, die du interviewst, die förderfrei sind? Nein. Haha.
Nein, wir, wir, durch die Aufgabe der Tierhaltung und Wegfallveraltung etc. und so, sind Förderungen ordentlich zusammen gestrichen worden. Ja. Ist so.
Ja. Also wir sind nicht komplett förderfrei, aber ich finde das Thema Förderung der Landwirtschaft insofern spannend, als dass sie nicht vollständig, aber zu einem hohen Maße transparent sind.
Die Landwirtschaft ist ein großer Vorreiter im Vergleich zu allen anderen Branchen. Das hätte ich gerne im Sportbereich, das hätte ich gerne im Kulturbereich.
Nicht jeder ganz happy damit, weil Transparenzdaten oder wie heißt es?
BBW Transparenzdatenbank.de. Die finden es extrem gut. Ich finde das okay. Also ich habe
absolut kein Problem damit. Es ist nicht zu privat schon, was man dort nachlesen kann.
Ja.
Also im Gegenteil, ich würde mir eigentlich mehr davon wünschen, ich würde mir das wirklich wünschen.
Man hat gemerkt, die Diskussionen haben sich verschoben.
Ich kann mich noch erinnern, als man das zum ersten Mal präsentiert hat, ist herausgekommen,
dass der größte Bezieher von einer Grashupfensonne in Österreich in Fraglberg sitzt und Energydrinks und Fruchtsaft herstellt.
Spannend, hat auch niemand gedacht. In der Diskussion waren es immer die kleinen Bergbauern, die die Unterstützung brauchen.
Ich kann keine sinnvolle Diskussion führen, wenn ich keine Transparenz habe, wie ich auch.
Sonst fischen wir nur im Trüben Wasser. Wie soll das funktionieren?
Wir wollen in der Zukunft, in 20 Jahren, die Landwirtschaft förderfreier?
Anders, warum? Förderung ist immer die Frage. Oder wird die anders gesehen?
Öffentliche Mittel für öffentliche Leistungen.
Keine Ahnung, so reine Produktionsförderung, kann ich nicht nachvollziehen. Wirklich nicht.
Also gemessen an meinem Umsatz machen die Förderungen bei uns lächerlich.
Also lächerlich im Sinne von, ich würde es spüren, wenn ich es nicht kriege, aber es bringt mich nicht um.
Also es ging ja auch ohne. Aber nicht so, es bringt dich nicht um.
Ja, aber man kann ja auch sagen, ich mache die Regeln nicht, jetzt kann man natürlich sagen.
Aber es wäre, sollte das sein, du könntest es aus eigener Kraft auch schaffen. Ja. Okay.
Das hört man auch nicht so oft. Ja, aber es ist natürlich auch dem Umstand geschuldet, dass man halt einfach den ganzen
Vertrieb selber machen und quasi... Und lehnsatzt.
Extrem lehnsatzt. Extrem lehnsatzt. Nein, aber das ist schon, keine Ahnung, das ist schon schwierig, oder?
Also da finde ich muss man aufpassen, oder?
Im Gemüsebaubetrieb oder im Obstbaubetrieb fällt das wahrscheinlich ungleich leichter
Also zu einem Betrieb im Berggebiet, aber nochmal, öffentliche Leistungen, das ist der Punkt für mich, oder?
Also wenn ich das rechtfertigen kann, why not? Was ist eine öffentliche Leistung?
Landschaft ist eine öffentliche Leistung, Kulturlandschaft ist eine öffentliche Leistung.
Was ist da die Leistung?
Dass Fläche frei gehalten wird, offen gehalten wird, dass die Fläche entsprechend optisch...
Also Almen Almen bleiben, zum Beispiel, oder?
Zum Beispiel, kann man auch darüber diskutieren, wird sich wahrscheinlich die Diskussion in 20 Jahren anders ausschauen, oder?
Der ganze Bereich, in Fraglberg ein Riesenthema, diese Drei-Stufen-Landwirtschaft, diese ganze Mittelstufe, das hat alles zugewachsen.
Das ist vorbei. Das spricht man nicht aus, aber wer soll das machen? Dafür fehlen einfach die Leute dazu.
Da kann man sich jedes Luftbild anschauen. Alles unterhalb der jetzigen Waldgrenze ist am Zuwachsen dran.
Das ist Vorsees, oder?
Ja, das wird zuwachsen.
Definitiv, da weht die viel Geld drauf, die werden alle, da haben wir jetzt schmucke Ferienhäuschen gemacht aus diesen Häusern, die halt in 30, 40 Jahren in einem dunklen Wald drinnen stehen werden.
Ja, das ist so.
Würdest du selber, hin und wieder stelle ich die Frage, was mich auch interessiert, bist du Landwirt oder bist du Bauer oder Buhr?
Buhr, ja, doch, ja, Bauer. Beides, keine Ahnung, weiß ich nicht.
Oder ist die Unterscheidung komplett für den Hugo? Mir ist es egal. Dir ist es egal?
Ja, ich arbeite mit dem Boden, Punkt. Das ist irgendwie bodenabhängig.
Du bist bodenabhängig? Das unterscheidet uns auch widmungstechnisch.
Wären wir es nicht, wären wir Vertical-Gardening-Typen, dann würden wir sagen ins Betriebsgebiet mit euch.
Vertical nicht, aber Market-Gardening habe ich bei euch irgendwo gelesen.
Ja, sind wir auch dran, doch, ganz spannend. Wirklich? Erklär es ganz kurz.
Gemüseanbau auf super kleiner Fläche, super strukturiert alles.
Und für uns ist wichtig, einerseits um unsere Vielfalt vergrößern zu können, ohne dass wir auf die größeren Schläge jetzt müssen bei uns, da würde man völliges Chaos reinbringen.
Für didaktische Zwecke ist es super, wir haben sehr viele Schulklassen bei uns, sehr viele Exkursionen, wo man sich das anschauen kann.
Und für uns ist es ein bisschen auch so zum Ausprobieren, Sachen ausprobieren.
Das macht ihr, auf keinen Flächen Dinge ausprobieren. ausprobieren. Schauen, klappt es und wenn es klappt, kann man es hochschalten.
So seht ihr das. Okay, genau.
Schau, schau, schau, schau. Naja, dann machen wir noch einen kleinen Abschluss miteinander.
Wir schauen jetzt auch in die Zukunft, aber nicht in die reale Zukunft, sondern in die utopische Zukunft.
Die Lieblingsfrage meiner liebsten Kollegin, Frau Bianca Blasl,
in einer utopischen Welt, was würdest du an unserem Lebensmittelsystem Endung.
Ich glaube, dass Agrarpolitik ein Riesenhebel ist, aber das Problem ist, dass wir Agrarpolitik ausschließlich als Agrarpolitik wahrnehmen und nie als Ernährungspolitik.
Wir haben definitiv in der Vergangenheit uns mehr Gedanken über den Zuckermarkt gemacht, als über die Auswirkungen von Zucker auf der Ernährungsseite.
Das finde ich ist eines der größten Probleme. Wir schauen lieber was wächst irgendwo gut und fragen gar nicht, was heißt das dann eigentlich hinten raus.
Das finde ich ein großes Problem. Und was würdest du ändern?
Da kommen wir eben bei allen Dingen immer wieder zum selben Punkt zurück. Runter mit den hohen Tierbeständen, rauf Gemüse anbauen, was geht.
In einem utopischen Mörd?
Ja, der ist sehr autark.
Okay, wenn wir gerade von Gemüse reden... Alter, hartschalte Überleitung. Wurscht.
Was find ich denn bei euch im Kühlschrank? Also bei dir drüben daheim?
Pah, der ist schon einmal voll. Mit Gemüse? Ja, da ist schon Gemüse drinnen.
Was findest du da drinnen? Ich geh's jetzt einfach gedanklich durch.
Du findest Gemüse von uns. Also Pakschai müsste gerade drinnen sein, Karotten, Punzeln.
Ich sehe gerade, wie du den Kühlschrank geschaltet hast. Ja, ja, nein.
Bei der Frage zweimal. Im Außenfach ist Milch vom Nachbarn drinnen.
Ein paar Kaffermilch, weil ich es gerade am ausprobieren bin.
Und?
Ja, ich habe schon bessere probiert. Aber ich finde es immer ganz spannend, einfach so Dinge auszuprobieren.
Was findet man da noch drinnen? Haufenweise Käse, Eier vom Nachbarn.
Ja, was haben wir noch?
Sonst können wir gerne schnell rüberschauen. Keine Ahnung. Der Kamera.
Okay, also kein Bier.
Nein, in der Tat kein Bier. Bier ist im großen Kühlschrank. Gibt es einen eigenen Bierkühlschrank?
Nein, im Kühltraum, natürlich.
Gerade noch wieder in die Kurve gefahren. Für Mitarbeiter und ...
Mitarbeiterbier? Ja, natürlich.
Wo kann man sich bewerben? www.vetterhof.at oder info.vetterhof.at Nein, sehr wichtig.
Vom alten weißen Mann haben wir schon geredet, das war natürlich noch ein bisschen ein Scherz, aber
dennoch, wenn du könntest, Was würdest du dir in deinen eigenen Nachruf schreiben?
Das finde ich waschen jetzt.
Ich brauche keinen Nachruf für die, nein, nein, nein, nein, nein, ein gescheites Fest, das wäre mir viel lieber, dass die Leute ein gescheites Fest machen.
Also quasi steht im Testament ein gescheites Fest, im Nachrichten steht nichts.
Ja genau, so, in zwei Sätzen, machts ein gescheites Fest, das ist viel wichtiger, aber die können nichts mehr anfangen damit, also das bringt mir ja nichts mehr.
Mit einem Flash kann man schon noch was anfangen.
Jetzt findest du die anderen. Sehr schön. Nun bitte ganz zum Abschluss. Möchtest du uns mit einem Zitat, mit einem Gedicht, mit einem Witz irgendwas, was so typisch für dich ist und was dich irgendwie begleitet und was dir jetzt spontan einfällt, einfach aus dem Podcast entlassen?
So der typische Simon Vetter Witz, Spruch, Gedicht.
Alles wird gut.
Alles wird gut. Alles wird gut. Alles wird besser.
Ja. Vielen Dank!
Music.
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