BauertothePeople (B2P)

Wilhelm Geiger

B2P118 - Stiller Riese, tiefes Wasser - Der Gastronom Jing Chen

27.04.2025 222 min

Video zur Episode

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Zusammenfassung & Show Notes

Grias eich!

Er ist der einfachste komplexe Mensch der mir bisher beim Podcasten untergekommen ist. Er hat zwar viel zu sagen, wirkt darin aber gleichzeitig still und doch bestimmt. Wenn er so dasitzt kann man sich im ersten Moment nicht entscheiden ob der Riese am gegenüberliegenden Tischende schüchtern ist oder es eine Art zurückhaltender Respekt ist. Ersteres war es sicher nicht.

Mit seinen 29 Jahren hat er es auch noch auf die Forbes 30 under 30 Liste geschafft und betreibt in unterschiedlichen Konstellationen bereits mehrere Lokale in Wien, so gesehen ein kleines Gastro-Imperium. Alle mit unterschiedlichen asiatischen Konzepten. Der gebürtige Wiener wuchs die ersten Jahre in China auf. Zum Kindergarten kehrte er aber wieder zurück nach Wien auf den Meiselmarkt. Naja, ok – damals wurde er eher noch “zurückgekehrt”, das wars dann aber vermutlich auch schon mit der Unselbstständigkeit.

Ursprünglich wollte er ja Physiker werden, dann wäre aber ein schwer talentierter Gastronom ans Universum verloren gegangen. Und wenn man ihm beim Reden so zuhört und Glauben schenkt, dann ist sein Erfolg einfach eine Abfolge von logischen Entscheidungen, die man, wenn man nachdenkt, einfach treffen muss. Kurzum, die 5 Lokale, regelmäßigen Fernsehauftritte und 120.000 Follower auf Instagram kennt man ihm nicht an. Dafür wirkt er irgendwie viel zu entspannt. In etwa so, wie ein stiller, tiefer Bergsee.

Wenn euch also interessiert, wie ein wirklich erfolgreicher junger Mensch eigentlich so tickt, was ihn ausmacht und wie er bis hierher gekommen ist, dann ist diese Folge genau das richtige für euch. Wer mehr über die chinesische Küche lernen will, der muss Jing auf den Social Medias folgen oder schreibt uns, damit wir noch eine Folge zur Küche Chinas machen.

Was ihr aber fix machen könnt, wenn ihr es nicht eh schon gemacht habt: Den BauertothePeople Podcast abonnieren und ein paar Sterne dalassen. ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ - Und nicht vergessen: Auf YouTube könnt ihr Jing auch bei seinen Ausführungen zusehen. Viel Freude beim Reinhören und Reinschauen!

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Transkript

Jing
00:00:00
Das große Bild ist halt wirklich diese demografische Wandel in Wirklichkeit, der sich eigentlich auf die Gastronomie extrem auswirkt. Es ist auch der Konsum, weil ohne Gäste hast du auch keine Gastronomie. Und wenn die Jungen anders konsumieren als die Alten, wenn sie unter Anführungszeichen diese Leistung nicht erbrinden, erwarten sie sich diese Leistung auch nicht. Also das ist ein Umkehrschluss, nicht? Das heißt, die werden dann essen gehen, aber dann ist scheißegal, ob der Service passt oder sonst irgendwas. Weil die geben eh weniger Trinken, in Anführungszeichen. Die wollen dieses Schickimicki nicht, weil sie selber dieses Schickimicki nicht geben wollen. Also wenn du in China fliegst, nach zwei Jahren, am selben Ort und Stelle findest du dich nicht mehr wieder. Weil das sind einfach neue Konzepte, neue Lokale. In Amerika genauso. Heute ist der Hype, morgen ist der Hype. Bei uns ein Café Sacher blüht. Ja, aber das ist halt ein Alleinstellungsmerkmal hier in Wien fast schon. Zu Traditionsbetriebe. Genau, Traditionsbetriebe und so weiter. Das darf auf jeden Fall nicht aussterben. Das ist auch genau das, was ich gesagt habe, im China, Meister und man folgt dem und dann lernt man das genauso und macht genauso und ändert nichts. Das ist authentisch, das ist konservativ, das sind viele von meinen Meistern, die es mir so beigebracht haben. Wenn du nur eine Veränderung dran machst, hast du quasi sein Rezept verändert, hast du eigentlich verkackt. Ich denke durchaus, wir könnten uns hinsetzen, wenn wir keine Ansprüche hätten. Alle so Maschinen machen lassen. Effektiv. Mittlerweile kannst du Content produzieren lassen von Artificial bla bla bla. Was heißt in 10 Jahren? Du musst nicht mal Auto fahren, musst gar nichts mehr. Dann denkt man sich, okay gut, das will ich nicht. Aber das ist nicht deine Entscheidung, ob du es willst oder nicht. Es kommt einfach so, wie es kommt. Für mich ist ein guter Lehrer wichtiger als ein guter Politiker oder was auch immer. Das ist einfach der Rückgrat von unserer Gesellschaft. Weil der gute Kopf, ein guter Professor, er zieht auch gute Schüler an, gute Studenten an. Die kommen von aller her wegen dir, wegen ihm und so weiter. Aber das dürfen die Lehrer auf der anderen Seite nicht vergessen.
Music
00:02:04
Music
Jing
00:02:04
Leute, holt's zusammen, sonst dauert's nicht mehr recht lang. Auf einmal tut's einen gescheiten Schreiber und dann graucht alles zusammen.
Willy
00:02:11
Bauer to the People, der Podcast für Perspektiven rund um Essen, Menschen und Landwirtschaft. Weil nur durchs Reden kommen die Leid zu. Grüß euch! Ja, er ist der einfachste, komplexe oder vielleicht auch der komplexeste, einfache Mensch, der mir bisher beim Podcasten untergekommen ist. Er hat zwar viel zu sagen, wirkt darin aber gleichzeitig still und doch auch bestimmt. Bei mir zu Gast im Bauer zu der Bibel Podcast Studio, da war der Wiener Gastronom der Jing Chen. Ja, und wenn er so da sitzt, dann kann man sich im ersten Moment nicht wirklich entscheiden, ob der Riese da am gegenüberliegenden Tischende schüchtern ist oder es eine Art zurückhaltender Respekt ist. Ersteres war es dann sicher nicht. Mit seinen 29 Jahren hat er es noch auf die Forbes 30-under-30-Liste geschafft. Und er betreibt in unterschiedlichen Konstellationen bereits mehrere Lokale in Wien. So gesehen ein kleines Gastro-Imperium. Und alle diese Lokale mit unterschiedlichen asiatischen Konzepten. Der gebürtige Wiener, der wuchs die ersten Jahre in China auf. Zum Kindergarten ist er dann aber wieder zurückgekehrt nach Wien auf den Meiselmarkt. Naja, okay, damals, da wurde er eher noch zurückgekehrt. Das war es dann aber vermutlich auch schon mit seiner Unselbstständigkeit. Ursprünglich wollte er ja Physiker werden. Dann wäre aber ein schwer talentierter Gastronom ans Universum verloren gegangen. Und wenn man ihm so beim Reden zuhört und dem auch Glauben schenkt, dann ist sein Erfolg einfach eine logische Abfolge von Entscheidungen, die man, wenn man ein bisschen nachdenkt, einfach treffen muss. Kurzum, die fünf lokale regelmäßige Fernsehauftritte und 120.000 Follower oder schon mehr inzwischen, die kennt man ihm irgendwie nicht an. Dafür wirkt er irgendwie viel zu entspannt. In etwas so wie ein stiller, tiefer Bergsee. Wenn euch also interessiert, wie ein wirklich erfolgreicher junger Mensch eigentlich so tickt, was ihn ausmacht und wie er bis hierher gekommen ist, dann ist diese Folge genau das Richtige für euch. Wer mehr über die chinesische Küche lernen will, der muss dem Jing auf seinen Social Medias folgen oder er schreibt uns, dann machen wir vielleicht noch eine zweite Folge zur Küche Chinas und darüber hinaus. Was ihr aber fix machen könnt, wenn ihr es nicht eh schon gemacht habt, den Bauer zu der Bibel Podcast abonnieren und ein paar Sterne da lassen. Und nicht vergessen, auf unserem YouTube-Kanal könnt ihr den Jing auch bei seinen Ausführungen zusehen. Und jetzt viel Spaß beim Reinhören und ja auch beim Reinschauen.
Jing
00:05:07
Ich habe die Zeile für jeden... Naja, ja, ist relativ.
Willy
00:05:12
Die Zeit ist relativ. Jing, nehmen wir das als Start in den Podcast.
Jing
00:05:17
Ja.
Willy
00:05:17
Die Zeit ist relativ. Das ist, glaube ich, bei unserem Langformat, ist die Zeit auch immer ein bisschen relativ. Das kann sein, dass sich das ein bisschen in die Länge zieht. Fühlt sich aber immer kürzer an, wie es wirklich ist. Kann ich Ihnen da versprechen, also keine Sorge. Die fünf Stunden werden sich wie im Flug vergehen.
Jing
00:05:34
Fünf Stunden?
Willy
00:05:35
Nein.
Jing
00:05:35
Wenn wir im Raumschiff sitzen, wird es sicher wie im Flug vergehen.
Willy
00:05:38
Genau, wie in Lichtgeschwindigkeit. Ja, grüß euch zu einer neuen Folge des Bauer to the Bible Podcast hier im Bauer to the Bible Podcast Studio in Wien. Ich habe meinen heutigen Gast wie immer und bei allen Gästen wieder quasi rücksichtslos irgendwie ins Interview hinein manövriert. Oder Interview ist ja nicht ein Gespräch hinein manövriert. Ja, grüß dich, schön, dass du da bist. mein heutiger Gast, damit ich es gleich richtig sage, Jing Chen. Ist das, habe ich es richtig gesagt?
Jing
00:06:12
Ja, ich würde 70 Prozent.
Willy
00:06:14
70 Prozent, cool. Fast Pareto. Wie sagt man es richtig?
Jing
00:06:21
Es gibt kein richtig. Also im Grunde genommen, wenn du die korrekte Aussprache im Chinesischen verfolgen möchtest, im Chinesischen sagt man immer zuerst den Nachnamen und dann den Vornamen. Das heißt, das ist schon mal falsch. es wäre eigentlich Chen Jing und dann wäre es halt noch die Betonung weil die chinesische Sprache eine tonale Sprache ist, da muss man sehr auf die Töne achten und es wäre dann Chen Jing und das G ist kein G sondern mehr so ein und dementsprechend das ist halt in Summe 70% richtig ausgesprochen Also für die Einleitung wird das schon passen.
Willy
00:07:08
Für die Einleitung passt, oder? Also nicht komplett verhaut.
Jing
00:07:10
Genau. Okay, super.
Willy
00:07:11
Ich habe ja deine Videos ein bisschen durchgeschaut. Du hast ja mal auch über die richtige Aussprache des Wortes China, China, China und so weiter geredet. Und in Wirklichkeit hast du gesagt, es müsste China heißen. Das ist richtig. Hast du chinesische Wurzeln quasi?
Jing
00:07:27
Ich habe chinesische Wurzeln. Unterm Strich wäre das eigentlich die korrekte Aussprache. Also von der Herleitung her. Also wenn man es logisch nachvollziehen möchte, woher das Wort jetzt grundsätzlich kommt, weil das Wort gibt es ja nicht nur im Chinesischen. Also das Wort China, China, China, das ist eine lateinische oder eine europäische Erfindung. Dementsprechend kann man eigentlich, man diskutiert eigentlich über etwas, was quasi erfunden worden ist, also aus nichts entstanden ist. Und ich finde es relativ irrelevant, also die aussprache grundsätzlich Weil man kann es halt betrachten als Dialektunterschied, aber viele Deutsche nehmen das halt nicht so. Da muss man überkorrekt sein, beziehungsweise es gibt nur einen Standarddeutsch, es gibt nur einen Hochdeutsch und das deutscheste Deutsch ist das deutsche Deutsch. Ja, nee.
Willy
00:08:23
Genau. Über Klischees werden wir heute noch ein bisschen quatschen, glaube ich. Da bist du jetzt ein bisschen in deiner Rolle vielleicht auch ein sehr geeigneter Gast heute hier. Um ein paar hartnäckige Klischees vielleicht aufzubrechen, die wir da in Österreich so möglicherweise mit uns herumtragen. Aber jetzt sind wir schon wieder mitten im Gespräch, ich habe noch nicht einmal die Einleitung gehabt. Ja, also die Aussprache ist jetzt nicht so wichtig. Wichtig ist, dass du da bist. Du bist ein relativ erfolgreicher Gastronom, trotz deiner jungen 29 Jahre, die du noch hast. Forbes 30 unter 30, wo dann quasi unter 30-jährige Talente ausgezeichnet werden, unternehmerische Talente. Und man sagt dir nach, du hast inzwischen schon ein kleines Gastro-Imperium aufgebaut, was dich quasi im Umkehrschluss zum Imperator macht. Wie geht es dir denn damit?
Jing
00:09:15
Imperator ist irgendwie so ein negativ behafteter Begriff. Erinnert mich immer an einen Diktator. Ich weiß nicht, ob ein Imperator... Der richtige Begriff ist für mich. Und Imperium würde ich das jetzt auch nicht nennen. Ich denke, wir haben eine gute, ich weiß nicht, ich habe eine gute Community, mit der ich zusammen etwas aufgebaut habe. Und unterm Strich ist es halt die Gastronomie, in der wir uns fortbewegen. Es könnte natürlich jede andere Branche sein, aber es ist jetzt wieder mal die schwierigste Branche, die man sich ausgewählt hat. Aber das war es nicht immer so. es ist irgendwie zur schwierigsten Branche geworden. Früher war die Gastro noch geil, also mit früher, vor meiner Geburt. Ich kann mich nur erinnern. Danke. Ich arbeite an der Renaissance. Alle Gastronomen arbeiten an der Renaissance.
Willy
00:10:16
Weg Gastronomie, Leihwand again?
Jing
00:10:18
Genau, so auf die Art. Wird viel Input brauchen, wird viel Energie brauchen, viel junge Kraft brauchen, viel von jeglichen Seiten, viel Vielfalt, viel neue Ideen, viel Inspiration, viel. Und ich glaube, ich bin einfach in eine Lücke hineingerutscht, wo es gerade gepasst hat. Und ich fühle mich jetzt nicht jung per se. Also altersentsprechend nicht jung.
Willy
00:10:45
Du fühlst dich älter als du bist?
Jing
00:10:46
Ja, möglicherweise.
Willy
00:10:47
Bei mir ist es genau möglich. Das müssen wir ungefähr Gleichheit dann.
Jing
00:10:50
Genau, können wir was sagen. Ja, ich denke, ich bin vielleicht sogar ein bisschen älter als du. Unter dem Strich.
Willy
00:10:58
Da kommen wir noch drauf.
Jing
00:10:59
Ja, das können wir vielleicht noch ein bisschen ausrexerzieren.
Willy
00:11:03
Alter Seele.
Jing
00:11:04
Ja, genau, wie alt die Seele in Wirklichkeit ist. Aber ja, es war einfach eine schöne Zeit, in der ich mich für die Gastro entschieden habe, Corona und so.
Willy
00:11:17
Ach, du hast entschieden? Da kommen wir mal eh noch drauf. ja eh.
Jing
00:11:21
Ja, aber grundsätzlich... Ist es halt passiert und ich glaube durchaus, dass einfach vieles darauf hingesteuert hat und viele Zufälle würde ich nicht sagen, aber viele Glücksmomente, es sind so viel Andrang und Arbeit.
Willy
00:11:43
Ich habe mir jetzt nur aufgeschrieben für den Start, du warst jetzt bei den Oscars. Wirst du Schauspieler? Was tust du jetzt bei den Oscars?
Jing
00:11:52
Nein, ich war dort kochen. Du warst nur kochen? Ja, nur kochen, genau.
Willy
00:11:59
Wie kommt man zu den Oscars zum Kochen?
Jing
00:12:01
Das ist ein Betriebsgeheimnis.
Willy
00:12:03
Ein Betriebsgeheimnis, okay.
Jing
00:12:05
Nein, es ist, wie wir wissen, also wie wir wissen könnten, werden die Oscars oder der Governors Ball wieder vom Puck, mit einem sehr renommierten österreichischen Kärntner-Koch. Er ist Kärntner. Er wird seit über 30 Jahren von dem veranstaltet, gemacht. Ich mache das so lange, so alt bin ich quasi. Es hat sich dann effektiv so ergeben, dass man einen Kontakt irgendwie hergestellt hat, sagen wir. Und im Endeffekt hat sich das dann ergeben. Die Chance, ob ich dort mitkochen möchte, dann habe ich gesagt, natürlich ist es eine Erde. Ja, da war ich halt drüben.
Willy
00:12:57
Also du hast aktiv mitgekocht in dem Team?
Jing
00:13:01
Ja, aktiv. Das ist ein großes Team.
Willy
00:13:04
Ja, ich wollte gerade fragen.
Jing
00:13:05
Wie groß war das Team? Also ich habe das Stammpersonal, über 100 Leute. Und dann insgesamt, an dem Tag waren es sicher 300 Leute, die halt aktiv an dem Catering gearbeitet haben. Wir mussten mehrere tausend Leute, also drei, vier tausend Leute bewirten. Das ist schon heftig. Danach sind alle tot gewesen. Es hat neun Uhr begonnen und dann bis in die Nacht hinein.
Willy
00:13:28
Du bist eh gewohnt wahrscheinlich aus der Gastro.
Jing
00:13:30
Oder?
Willy
00:13:30
Ist das ein normaler Arbeitstag?
Jing
00:13:33
Ob es normal ist, ich meine, für die Gastroverhältnisse ist es ein normaler Arbeitstag. Aber was normal ist heutzutage, ist es schwierig zu definieren.
Willy
00:13:45
Hast du den Wolfgang Bucke getroffen?
Jing
00:13:47
Ja.
Willy
00:13:48
Er hat mich eh gesehen, über so Fotos. Auf Social Media hast du noch Zeit gehabt?
Jing
00:13:52
Ich habe ihn auch ein bisschen sugiert und so. Also es war schon eine lustige Zeit.
Willy
00:13:55
Du hast ihn sugiert?
Jing
00:13:56
Ja.
Willy
00:13:57
Hast du vorher schon gewusst, dass du ihn sugieren wirst? Nein. Oder hat es dir spontan gegeben?
Jing
00:14:00
Nein. Also im sugieren meine ich mir ein bisschen so genägt, Spaß gemacht. Ja, ja, ja. Er ist ein cooler Typ.
Willy
00:14:06
Was war denn deine Aufgabe?
Jing
00:14:08
Seit dem Tag? Meine? Ja. Ich war quasi, er holte sich ja ab und an mal Legionäre aus seinen anderen Lokalen und international. Und ich war zugeteilt dem Elliot, das ist ein, der führt das Grillrestaurant von Wolfgang Puck in England. Und, also der ist dort der...
Willy
00:14:32
Das ist ein Imperium quasi dann schon. Das ist schon eher ein Imperium.
Jing
00:14:36
Könnte man das Imperium bezeichnen, wenn man so möchte. Vor allem, ich meine, er hat ja auch schon effektiv äh 40 Jahre macht der Gastro selbstständig, glaube ich. Da kocht er schon seit eh und je. Und kann man schon alles im Pergum auf jeden Fall.
Willy
00:14:57
Ist das jetzt der Parkstein, oder?
Jing
00:14:58
Ja, das ist jetzt der Parkstein.
Willy
00:14:59
Entschuldigung. Nein, das passt schon. An dem merkt man wieder deine Jugend. Dass du gerade beim Podcast das Handy in der Hand hast. Also da merkt man wieder, dass quasi ein Teil von dir doch noch sehr, sehr jung ist und der andere Teil wieder unglaublich weise und alt dann schon irgendwo.
Jing
00:15:11
Möglicherweise. Unter Umständen, wo waren wir jetzt?
Willy
00:15:15
Du warst beim Poker und warst mit deinem Kollegen mit Elliot gemacht.
Jing
00:15:19
Ah, genau, richtig. Und er wurde zugezogen, um ein paar britische Speisen dort aufzutischen, die in den letzten paar Jahren sehr gut angekommen sind bei den Oscars. Vor allem sein Beef Wellington, Fish and Chips, das, was wir auch unter dem
Willy
00:15:36
Guten britischen Essen.
Jing
00:15:37
Nicht dem Baked Beans und dem, ich weiß nicht was. Pudding. Ja, Pudding, Blutpudding. Nee, und ich habe dann hauptsächlich das Beef Wellington gemacht und die Fischenchips und eben die Sachen, und dann halt ein bisschen in der Küche noch geholfen, wo ich helfen konnte, ein bisschen schneiden, ein bisschen, und mit den Leuten plaudern, tratschen, ein bisschen über die ganzen Hintergrundgeschichten der Köche und so. Also ich habe sehr, sehr viel gesehen, sehr, sehr viel mitgenommen, war zehn Tage drüben. Zehn Tage? Ja, also nicht jeden Tag, aber fast jeden Tag war ich schon in der Küche. Ich glaube, es waren sieben Tage.
Willy
00:16:14
Also du hast wirklich viel gearbeitet?
Jing
00:16:15
Ja, an sieben, sechs.
Willy
00:16:17
Was war die Strategie dahinter? Wolltest du mitkochen? War das immer schon der Traum, dass du mal mitarbeitest? War das auch so ein bisschen eine Strategie? Wow, es gibt ja guten Content, präsentiert die Marke auch wieder. Was war da der Hintergrund? Was war der Hauptbeweggrund, dorthin zu gehen?
Jing
00:16:33
Ich habe Schwierigkeiten, dass jetzt im Nachhinein irgendwie, also im Vorhinein war es mir nicht klar, im Nachhinein ist es mir noch weniger klar, warum ich das jetzt in der Endeffekt gemacht habe.
Willy
00:16:42
Plötzlich in L.A.?
Jing
00:16:43
Ja, es war wirklich unterm Strich... Es war eine plötzliche Situation, auch eine plötzliche Realisierung, als ich dann effektiv dort war. Ich war noch nie in Amerika und dann das erste Mal gleich LA, gleich halt auch Oscars unter Anführungszeichen. Also war schon sehr überwältigend. Ich bin jetzt eigentlich noch gerade, also ich bin vielleicht schon vom Jetlag fertig, das ist ja eine Woche her erst. Aber ich hatte so einen dicken Jetlag, wo ich zurückgekommen bin.
Willy
00:17:13
Die Richtung ist furchtbar, gell?
Jing
00:17:14
Ja, das erkenne ich ja nicht. in Asien ist es genau umgekehrt. Wenn du nicht ankommst, ist es halt richtig kacke, weil du nicht schlafen kannst.
Willy
00:17:21
Gegen die Zeit vor.
Jing
00:17:22
Genau, aber jetzt nach L.A., ist es eine neun Stunden Zeitunterschied außerdem.
Willy
00:17:29
Neun sind es?
Jing
00:17:29
Ja, es ist heftig. Also wenn du ankommst, drüben ist es so, als würdest du einfach die Nacht durchmachen und kannst gut schlafen. Wenn du zurückkommst, die Welt steht Kopf. Also ich, das ist ganz schlimm. Die ersten zwei Tage, ich wusste nicht mehr, wo oben und unten sind effektiv. Muss man schon einplanen.
Willy
00:17:49
Das schmerzt schon fast körperlich. Ich habe es auch gemerkt.
Jing
00:17:53
Also ich habe damit nicht gerechnet, deswegen habe ich trotzdem Arbeit erledigt, aber ganz, ganz also auf dem Mindest-Stamina-Level gefühlt. Also es war komplett, also ich war im Arsch, kann man wirklich sagen.
Willy
00:18:08
Oder bist du jetzt rechtzeitig quasi zum heutigen Podcast wieder fit.
Jing
00:18:12
Topfit. Ja, zwei Kaffees helfen. Okay, schnell noch einen Schluck Kaffee.
Willy
00:18:16
Nimm den Kaffee. Ja, das mit dem Chatlag kann ich definitiv bestätigen. Das heißt, du hast eigentlich nicht gewusst, warum du hingefahren bist, warst du es jetzt noch viel weniger, aber es war eine gute Erfahrung.
Jing
00:18:30
Ja, im Endeffekt ist das auch sehr viel mit, wie sagt man, Secrecy, man muss es halt in die Geheimhaltung, bla bla bla, und man muss halt irgendwie aufpassen. Ich habe es niemandem erzählt im Endeffekt, bis auf die Leute, die halt mit waren. Und halt vielleicht noch zwei, drei vertraulich quasi noch erwähnt, dass ich da drüben bin und dass ich halt dort bin, aber dann mehr als das gibt man erstens nicht her und mehr als das habe ich auch selber nicht so in dem Ausmaß erfahren. Bis ich dann effektiv dort war, habe ich dann alles erst erlebt und ich weiß gar nicht, ob ich alles erzählen darf, was ich dann dort erlebt habe, im Endeffekt nicht.
Willy
00:19:08
Das kannst du selber einschätzen.
Jing
00:19:10
Ja, aber es ist im Grunde genommen schon sehr, sehr augenöffnend. Also nicht nur, dass ich dort kochen durfte und grundsätzlich die ganze Situation erleben durfte, sondern auch vielmehr den Hintergrund plus eben auch die Stadt selber, auch Hollywood, wie das so abgeht und so.
Willy
00:19:28
Hast du die große, weite Welt jetzt quasi.
Jing
00:19:31
Wie schmeckt sie? Hat sie dich verführt? Da bin ich wieder bei 70%. Ich glaube, 70% habe ich mir schon vorstellen können. 30% neu ist dazugekommen. Jetzt habe ich ein 100%iges Bild von allem. 99% sagen wir.
Willy
00:19:47
Bleib mal bescheiden.
Jing
00:19:50
Und das war eine sehr, sehr angenehme Erfahrung. Und toll. Würde ich auf jeden Fall nicht entgehen lassen, wenn ich noch einmal die Entscheidung treffen müsste. Und hat sich auf jeden Fall definitiv ausgezahlt. Publicity mäßig, ich wollte schon immer ein bisschen was in diese Richtung halt public machen, natürlich, aber ich habe mir halt gedacht, okay, einerseits wollte ich nicht spammen, das heißt Too much? Ja, es ist schon auch eine Erfahrung und es ist auch cool und die Leute sind auch irgendwie, wow, er hat mir einen Oscars gekocht, und so weiter. Auch meine Freunde waren sowieso, hast du mir nicht erzählt. Aber unterm Strich ist es doch auch wieder nur eine Arbeit. Also ich habe auch nur gekocht, wenn du verstehst ich meine. Und man muss ja auch dort dementsprechend verhalten, professionell und nicht irgendwie so wie… Ja genau, und auch nicht, ich bin Happy Deppi und ich bin mehr unterordnen dort,
Willy
00:20:54
Oder?
Jing
00:20:54
Du bist Teil des Teams. Genau, ich bin Teil des Teams. Ich bin… Also ich bin es ja nicht mehr gewohnt, unter anderen Leuten zu kochen, weil wenn ich in die Küche gehe, dann stehe ich auf meinem Vogue und ich ballere die Sachen raus. Und ich gebe quasi das Tempo und den Intervall vor, wie die Speisen rauszugehen haben. Weil in der chinesischen Küche ist es so, der, der im Vogue steht, der gibt das Tempo an.
Willy
00:21:18
Das ist der Tempomacher.
Jing
00:21:19
Ja, natürlich, weil wenn du schnell bist, müssen die anderen schnell sein. Wenn du eh slow bist, dann können die anderen quasi dir zuarbeiten. Können dann chillen. Also chillen nicht, aber es staut sich dann im Endeffekt, oder? Und das ist genau das Tempo auch mit dem Service und so weiter. Das ist halt ganz anders wie in der europäischen Küche. Und da habe ich auch diesen riesigen Kontrast, weil das war eine riesige Küche. Und wie gesagt, so viele Leute, die da drin gearbeitet haben, also unterm Strich Teil des Teams gewesen zu sein, war wirklich toll. Also super Erfahrung, viel Neues gelernt, viel Neues gesehen. Vor allem, wie du so viele Leute auf einmal bewirktest. Ich meine, ich mache auch Catering, aber nicht in dem Ausmaß. Das ist absurd.
Willy
00:21:59
Ja gut, das ist halt wirklich eines der Caterings.
Jing
00:22:02
Und vor allem, mit welchem Niveau dann die Leute quasi catern und mit was für einer Erwartung dann die Leute kommen. Wenn wir nur ein Beef Wellington mit Catering machen, ist schon... Ja, es ist kein Spaß. Das Produkt, das dann... Du musst dir denken, das geht ja über mehrere Stunden und so weiter und das muss ja wirklich auch präsentabel sein, perfekt gegart. Also das ist No joke. Also auch noch jetzt rückblickend ein bisschen Ehrfurcht vor der Ganzen, aber das war wirklich super.
Willy
00:22:33
Ist dir schwer gefallen, sich wieder unterzuordnen? Du bist ja da in Österreich, bist du angehender Star, bist du schon zumindest in der Szene?
Jing
00:22:42
Ich glaube, für mich war es viel einfacher, weil ich nicht, einerseits, ich habe nicht diesen Anspruch als Koch. Ich behaupte, also nicht, dass ich das behaupte, sondern ich habe wirklich nicht diesen Anspruch. Ich vermittle gerne Wissen und tausche Wissen aus. Also ich sehe das mehr als Wissen, als irgendwie Selbstrepräsentation oder Selbsterfüllung, sondern vielmehr, was kann ich jetzt dabei lernen, was kann ich da mitnehmen und unter anderem ist es ja auch so, dass es europäische Küche ist, britische Küche. Ich weiß nicht, wie viele Leute hier in Österreich selber schon mal ein Beef Wellington gemacht haben, unter Anführungszeichen. Ich selber habe ja, ich kann ja, ich mache Steaks und so weiter, aber so ein Beef Wellington von Grund auf. Und außerdem hat er ja auch nicht so ein traditionelles Rezept, er hat auch sein eigenes Rezept, wie er sich das vorstellt und so weiter. Also sehr viel mitgenommen und auch ein tolles Produkt im Endeffekt, weil die verwenden halt andere Zutaten und so weiter. Also man lernt einfach sehr, sehr viel. Und ich glaube, man sollte sich unterordnen. Also unterordnen ist auch wieder so ein schwieriges Wort. Aber es war immer auf Augenhöhe. Es war nicht so, hey, Jing, du musst...
Willy
00:23:48
Es gibt ja da die Hierarchie. Küche ist hierarchisch, ne? Du hast das vorher gesagt.
Jing
00:23:51
Ja, aber der Elliot ist ja auch schon einer, ein jüngerer Koch. Also der ist vielleicht zwei, drei Jahre älter als ich. Das ist auch krass, oder? Dass in dem halt auch schon ein Chefkoch drüben ist und so. Aber der hat das ja auch schon durchschaut. Dieses systematische Unterordnen und so weiter, das gibt es halt nicht mehr. Also es gibt es schon noch, aber es ist nicht notwendig für eine gewisse Leistung, die man hervorbringen möchte. Allen voran, weil heutzutage einfach so viele Maschinen mithelfen und alles irgendwie auch mit Hilfe von Maschinen geht. Es gibt halt viel weniger diese Notwendigkeit, das Handwerk. Natürlich sollte man es beherrschen, aber es ist es nicht mehr diese Verpflichtung dazu, perfekt schneiden zu können und so weiter, das ist die Maschine dafür, unter Anführungszeichen. Und er ist auch einer, der sagt auch die ganze Zeit, es ist quasi wie heißt dieser Begriff? Work-Life-Balance, genau. Er propagiert das auch.
Willy
00:24:58
Ich habe davon gehört.
Jing
00:24:59
Ja. Und das ist in einer Gastro auch frisch. Es ist richtig frisch, dass man so eine Mentalität hat und so weiter. Also das ist ein richtig, richtig cooler, toller Typ, der auch, ich glaube, auch zukunftsweisend wird. Vor allem, wie sich die Gastronomie gestalten wird in den nächsten Jahrzehnten. Weil es ist immer toll, von früher zu berichten und wie geil es früher gewesen ist. Aber wir sind in einem anderen Zeitalter, wir sind wirklich in einer anderen Generation. Die Mentalität hat sich verändert, der Bezug zum Und es ist halt viel zugänglicher geworden alles, international und so weiter. Du bist zehn Stunden entfernt von L.A., wenn du wirklich Bock hast auf irgendetwas, unterm Strich, ob du jetzt zehn Stunden runterfährst wie in Sizilien, keine Ahnung, worunter, oder ob du jetzt nach Asien fliegst, du hast das alles vor der Haustür unter Anführungszeichen. Ob es gut oder schlecht ist, ist es wieder was anderes. Aber es ist einfach, die Situation hat sich verändert.
Willy
00:25:56
Die Welt ist klein geworden.
Jing
00:25:57
Ja, die Welt ist klein geworden. Und diese Erfahrung muss man halt machen und dementsprechend sich auch anpassen und effektiv auch mit der Zeit gehen.
Willy
00:26:12
Wer nicht mit der Zeit geht.
Jing
00:26:14
Geht mit der Zeit, genau.
Willy
00:26:17
Nur für unsere Zuhörerinnen. Wir sind quasi über die Einleitung noch nicht hinaus. Wir sind aber schon mitten im Thema eigentlich, schauen dann mal bei dir in die Vergangenheit. Ich habe das jetzt auch Thema gesagt, Gegenwart und Zukunft der Gastronomie, was mich ein bisschen getriggert hat. Ich habe selber kocht gerne in den 90er-Jahren. Also ja, es war früher mal geil, es war aber auch hart, es war eine andere Zeit, glaube ich. Geht sich Work-Life-Balance und Gastronomie, geht sich das deiner Meinung nach aus? Also nicht nur für Einzelpersonen, sondern für die Gastronomie als Branche?
Jing
00:26:51
Ich glaube, es sind mehrere Themen, die wir hier angreifen müssen. Das größte Thema ist eigentlich der Generationenkonflikt, behaupte ich jetzt mal. Ich habe das selbe Problem auch mit meinen Älteren, also mit meinem Vater zum Beispiel, mit meiner Mutter, weil die meinen, also die haben halt eine andere Perspektive, was Arbeit betrifft und auch Leistung und auch Drang und Geschwindigkeit. Und es ist definitiv derzeit ein Generationskonflikt in dem Sinne, weil viele Leute, die Erfolgreich sind in der Gastronomie oder sehr, sehr lange schon in der Gastronomie drinnen sind, sind ja Leute, die das selber miterlebt haben, diese Arbeitswut, fast schon dieses Druckzwang. Und natürlich verstehen die das, wenn man das nicht unter Umständen weitergeben möchte, aber die haben halt, es ist so wie, du hast eine Lösung für ein Problem schon immer so gehabt und jetzt versuchst du eine neue Lösung für das selbe Problem quasi zu suchen, dann kommen halt unterschiedliche Meinungen mit hinein und man hat definitiv dahingehend ein Generationsproblem, wo der Fokus sein sollte, wo die Prioritäten sein sollten und das äußert sich natürlich auch bis ins Politische mit hinein, weil es ist auch ein Generationsproblem, was sich die Jüngeren vorstellen, was sich die Älteren vorstellen, was sich die Leute in der Mitte so wie wir sich vorstellen. Weil wir haben ja noch 20, 30 Jahre vor uns und die Jungen sind noch nicht mal drinnen und die Alten sind schon fast weg. Und dann hat jeder seine eigene Perspektive. Aber da muss man denken, okay, vor 20 Jahren gab es nicht mal so viele Leute, die in diesem alten Dasein waren, unter Anführungszeichen wegen schlechten Gesundheitswesen, auch wegen Krieg und so weiter. Und damals hat halt so Leute wie in unserem Alter haben halt quasi definiert, was das Go-To ist. Und da haben sich die Jüngeren angeschlossen und die Älteren waren sowieso, okay, gut, ihr seid die, die jetzt maßgeblich dazu beitragen werden, dass wir jetzt quasi ein gutes Lebensende haben. Der hat ja jetzt die Demografie ja komplett umgedreht, also es ist ein Trichter nach unten. Bis 250, 260, bis sich das irgendwie zu einem Rechteck dann wieder quasi stabilisiert.
Willy
00:29:17
Die Altersverteilung in der Gesellschaft von ganz unten nach ganz oben quasi ist unten wenig, machen wir dann oben viel.
Jing
00:29:23
Boomer. Und wenn man das aber nicht in Betracht zieht, dass man als Ältere, auch wir, dass wir Entscheidungen treffen für die Jüngeren, die eigentlich unsere Zukunft sind, unter Anführungszeichen, die nicht mit einbezieht, dann hat man sehr, sehr viele, also das ist ein Generationskonflikt, oder? Wenn die kommen und sagen, okay, ich möchte nicht mehr diese Leistung erbringen, natürlich erbringen sie diese Leistung, aber nicht mehr, für welchen Gegenwert. Also da muss man sehr, sehr viele konkrete Beispiele mit hernehmen. Natürlich ist das alles individuell auch noch sehr, sehr unterschiedlich. Weil Lebensgeschichten, Hintergründe und persönliche Fähigkeiten, nur das große Bild ist halt wirklich dieser demografische Wandel in Wirklichkeit, der eigentlich sich auf die Gastronomie extrem auswirkt. Es ist auch der Konsum, weil ohne Gäste hast du auch keine Gastronomie. Und wenn die Jungen anders konsumieren als die Alten, wenn sie diese Leistung nicht erbringen, erwarten sie sich diese Leistung auch nicht. Das ist ein Umkehrschluss. Die werden dann essen gehen, aber dann ist es scheißegal, ob der Service passt oder sonst irgendwas, weil die kriegen, die geben eh weniger Trinken, oder in Anführungszeichen. Die wollen dieses Schickimicki nicht, weil sie selber dieses Schickimicki nicht geben wollen, verstehst du, ich meine? Die wollen gechillt zur Arbeit kommen, gechillt mit den Gästen umgehen, dann gibt es halt gechillte Gäste und dann ist es halt so ein gegenseitiges,
Willy
00:30:42
Verstehst du, ich meine?
Jing
00:30:45
Und da ist halt, okay, dann hast du halt sehr, sehr viele Betriebe, die eben dieses Starre, dieses dass was gut ist, muss schick sein, was gut ist, muss halt starr sein und was gut ist, muss halt alles sitzen. Und dann hast du auf der anderen Seite so, aber dort gehe ich ja gar nicht hin als Junge, weil ich erstens mir das nicht leisten kann, weil ich gehe gleich mal davon aus, okay, wenn es so schick ausschaut, ist es zu teuer für mich. Genau.
Willy
00:31:10
Das geht mir nichts an.
Jing
00:31:11
Und auf der anderen Seite gehst du dann halt in Lokale, wo es halt nicht so schick ist, aber trotzdem eine gewisse Qualität gibt, also das Preis-Leistungs-Verhältnis passt. Da setzen die Fragen an. Also da setzen die Fragen an, da diskutieren wir auch dann im Endeffekt, also von dem ausgehend, was ist jetzt die Zukunft der Gastronomie, wer ist der Kunde, wer ist der Gast? Wenn ich jetzt nicht einmal mehr diese Wünsche als Gast habe, wem biete ich das jetzt an? So, dann haben wir in Österreich oder in Wien vor allem das Gute, dass wir im Endeffekt viele Touristen haben. Aber Corona hat halt alles wieder umgeworfen, eine andere Geschichte erzählt. Was machst du jetzt ohne den Touristen? Aber jetzt kommen die wieder zurück, jetzt lehnen sie sich wieder zurück und sagen, okay, gut, jetzt fahren wir wieder diese, das was wie vor 100 Jahren funktioniert, fahren wir einfach weiter, schauen, dass wir die Touristen reinbekommen und dann hat sich die Geschichte und dann dreht sich das eh wieder. Aber das ist nur der, unter Umständen, es sind nur die Gegenden, wo halt wirklich touristisch ist. Erster Bezirk, es gibt halt noch mehr. Genau, nur dann zentriert sich das und dort wird alles, relativ teuer und alles rundum und dumm geht dann wieder quasi, und da redet man wieder über eine gewisse Art der Umverteilung, verstehst du?
Willy
00:32:28
Das ist wie mit den Supermärkten und den verarmenden Ortskernen. Genau. Und um die Touristen-Hot-Sports hast du dann alles, da ist teuer, da ist dein Ding und rundherum verarmt alles. Genau.
Jing
00:32:37
Und ich denke durchaus, dass es auch wenig Willen gibt, weil wir sind in Österreich. Und nicht, dass Österreich irgendwie nicht federführend ist. Es sind federführende sehr vielen Nischen und auch sehr, sehr viele Grundsätze. Und wir haben viele, viele Köpfe, kluge Köpfe, viel Wissen, viel... Es ist eigentlich ein sehr, sehr tolles Klima und eine sehr, sehr tolle Gesellschaft. Und wir sind kritisch und so weiter und wir pendeln uns hin und her. Nur die Problematik ist, dass in der ersten Linie, dass das bei uns mittlerweile, vielleicht auch durch Social Media, und das will ich eigentlich gar nicht mehr befeuern, Effekt, dass wir einfach keine Geduld mehr haben für die anderen Leute, für so einen Podcast, wo wir dann ausschweifen können, unsere Gedanken. Ich muss jetzt eigentlich, also wenn die Frage kommen wäre, mittlerweile ist er so, wenn du dir so Zeitungen anschaust, 30 Sekunden, 10 Fragen an den und den Bildungsminister, den und den. Das ist halt der springende Punkt. Und ich bin einer, ich könnte so weit ausschweifen mit meinen Gedanken und wir können das exerzieren bis zum Gehtnichtmehr. Aber keiner hat heutzutage mehr die Geduld oder die Lust dazu. Und da sollte man einen Schritt zurückgehen, weil dieses Superlative, Das wird irgendwann nochmal komplett, es geht in Richtung, es wird aussterben, dieses Superlative. Das Moderate muss wieder zurückkommen, verstehst du, ich meine? Es ist nicht das Beste, das Beste, das Beste, das Beste, das Schnellste, sondern vielmehr so Okay, wir haben jetzt wieder diese Ruhe, wie ich sie in meiner Jugend kennengelernt habe. Also wir haben ein Problem, das schauen wir uns an, dann wird diskutiert, dann schweifen wir ein bisschen raus, ein bisschen rein, dann werden halt alle Probleme mit reingenommen und so weiter und dann versucht man einen Kompromiss zu finden oder sich gegenseitig irgendwie die Argumente gegenüberzustellen. Aber heutzutage ist es ja gar nicht mehr so. Ich habe recht, ich habe recht. Und dann wird gestritten und dann irgendwann wird man gefetzt. Aber das ist ja, das zeugt nur davon, dass die Menschen quasi vielleicht auch wieder psychologisch gesehen aufbrausender werden durch diesen schnellen Takt der Welt. Das ist aber ein grundsätzliches Problem. Das muss man an einer Wertegangkei angehen. Aber das ist wieder was anderes. Das sind so viele Probleme gleichzeitig. Das Einzige, was hilft derzeit, ist es langsamer und ruhiger anzugehen, weil wir werden viel älter. Also wir haben mehr Zeit. Wir haben gleichzeitig mehr Zeit, aber haben weniger Zeit. Also es ist absurd. Die bahnbrechenden Deckungen in Griechenland und so weiter, die ganzen Philosophen, man, die haben ein ganzes Leben lang für einen einzigen, den wir jetzt als den Satz hernehmen vom Philosophen XY, für den hat er, weiß nicht, 30 Jahre gebraucht. Der ist dort gesessen und hat nur noch nachgedacht, aber wir denken mittlerweile so schnell und so viel, aber der Austausch ist gering. Und dann nimmt man einfach vieles nicht mehr zur Kenntnis, was der Gegenüber dir vermitteln möchte. Natürlich sind viele Leute auch überfordert. Also mit der schier Anzahl an Informationen, die auf einmal kommen und aus verschiedenen Ecken. Wen darfst du noch glauben? Wen kannst du noch glauben?
Willy
00:35:55
Unsicherheit.
Jing
00:35:55
Unsicherheit. Glaubensschenken. Das ist also ultimativ. Also ich will jetzt nicht komplett jetzt, also ich will jetzt wieder zum zentralen Thema zurückkommen. Ich bin noch Gastronomie der Zukunft. Also ich denke, dass mit diesen Hype-Produkten und so weiter, das ist jetzt auch nur ein Hype gewesen. Ich hoffe, wir besinnen uns wieder und gehen wieder zurück zu dem Ursprung, wo wir eigentlich in der Gastronomie herkommen. Nämlich einfach gutes Essen machen, einfach das Handwerk auch feiern. Aber gleichzeitig, also ich habe das jetzt gesehen, ich habe in Asien, also ich habe jetzt beide Seiten vor mir. Und Europa ist genau nicht mit. China hat jetzt, also als kommunistisch-sozialistisches Land hat jetzt einen Turbo-Kapitalismus. Aber da geht nicht schnellerer Kapitalismus als China derzeit, weil du hast die Menschenmengen, du hast dieses krasse Internetvernetzungs-Dings, noch schlimmer als bei uns, kein Bargeld, da geht es ruckzuck.
Willy
00:36:48
Alles aus einer App, ne?
Jing
00:36:49
Genau, und ein Hype, und der Hype kann quasi skaliert werden auf 100%, auf 300%, auf 1000%, das heißt, es könnte ein Laden sein und im nächsten Jahr zurückkommst, hast du 20.000 von denen. Was es auch immer ist, Pasta in einer was auch immer, oder ein Steak oder sowas, was halt gerade jetzt trendy ist, unter Anführungszeichen. Also Turbokapitalismus bis zum geht nicht mehr. Und dann wird das halt runtergebrochen, jeder Arbeitsschritt wird dann industrialisiert und so weiter. Und das ist halt, okay, gut, das ist auf der einen Seite. Es ist halt die Frage, ob wir das irgendwie auch so verfolgen wollen, dass alles irgendwie quasi aus der Maschinenproduktion herauskommt. Was natürlich für uns als Mensch irgendwie hilfreich ist, weil wir dann weniger arbeiten müssen. Aber das ist dann wieder Energiefrage. Das ist mal die eine Seite. Und auf der anderen Seite, Amerika hast du halt sehr, sehr gute Produkte zum Teil und auch Leute, die halt quasi ein Verlangen haben nach der Sensation. Nur das Problem ist, unbezahlbar für den Normalsterblichen. Unbezahlbar. Kein Mensch kann sich L.A. leisten, wenn du nicht gerade ein paar Millionen bei den Seiten heilst. So wie es ist.
Willy
00:38:02
Du musst es nach zehn Tagen wieder abreisen.
Jing
00:38:03
Ja, es ist absurd, wie teuer L.A. ist. Es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel in dem Ausmaß, wie wir sie kennen. Du kannst nicht zu Fuß latschen. Einzige Option Taxi oder Uber. Und das ist auch wieder sauteuer, kapitalistisch. Ist auch etwas, was wir nicht unbedingt, wenn wir uns zurücklegen und überlegen, ist nicht das, was wir haben wollen bei uns hier. Ich sage jetzt mal, in Österreich und insbesondere auch vielleicht in Europa nicht haben möchten, dieses absolute, was in Amerika ist, dieses Auseinanderdriften, nur die Reichen können sich die geilsten Sachen leisten und die Armen müssen halt Fast Food essen. Oder wie in Asien, wo alles irgendwie so quasi so krass industrialisiert wird, dass die Arbeitskraft komplett verschwindet und alle sind irgendwie auf Maschinen und die Menschen sind einfach nur noch Heimhocker.
Willy
00:38:51
Europa ist irgendwie so zrissen immer so zwischen den Polen. Wir waren im Kalten Krieg damals zwischen Russland und den USA. Jetzt ist es wieder Russland, aber natürlich Chinas aufstrebende Weltmacht. Wieder so zrissen, auch kulturell und Europa ist irgendwie so dazwischen.
Jing
00:39:07
Fühlst du es auch? Ich fühle es extrem, weil in China hast du halt das Problem, wir haben schon immer die größte Bevölkerung oder eine der größten Bevölkerungen in der Welt gehabt. Ich glaube, Indien hat es überholt. wirklich? Ja, ich glaube. Ich glaube, ich bin mir nicht sicher. Ist es nicht. Es ist auch gut, wenn es weniger wird, weil im Grunde genommen haben sie immer die effizienteste Lösung suchen müssen, um halt die schiere Masse an Menschen durchzufüttern, damit keiner verhungert, unter Anführungszeichen. Und so ist das eben auch in der Gastronomie. Bei denen drüben ist es egal, was der Service, nichts. Hauptsache das Essen passt, schnelles Essen, macht satt, fertig. Tatsächlich? Ja, sonst kannst du es dir nicht leisten, im Endeffekt. Und alles, was on top of that kommt, dieses brutal geile und so weiter, vor allem in China, passen sie halt mittlerweile sehr darauf auf, dass das nicht so ausartet in Richtung quasi Luxus, weil einfach das ein schlechtes Bild für den Sozialismus wirft. Aber früher natürlich der Kaiser und so weiter, hat sich alles gegönnt und die anderen, also früher war es eher so wie in Amerika, du hast den Kaiser, da ist halt diese obere Schicht, die dann alles gefressen haben, was halt, und die anderen haben halt verhungert. Aber das war eh überreicht extrem hohe Ungleichverteilung und ich glaube durchaus dass das irgendwie ein Thema sein muss, auch in der Gastronomie, dass das irgendwie, es wird immer, also es ist wie bei einer Gauschen-Verteilung, es ist immer, hast du auf der einen Seite ein,
Willy
00:40:34
Äh, äh, Glockenkurve meinst du jetzt, ne?
Jing
00:40:36
Genau, auf der einen Seite ein Signal da und dann in der Mitte zentrieren sich halt die meisten Leute und das ist halt das Schönste, was du haben kannst, du hast halt ein paar,
Willy
00:40:44
Es ist leicht, das nicht zu beschreiben.
Jing
00:40:46
Auch mathematisch leicht zu beschreiben. Aber mittlerweile in Amerika ist es nicht so eine Kurs, es ist auf der einen Seite mega hoch, auf der anderen Seite in der Mitte ist vielleicht ein Mulde oder ein Konstant, ich weiß nicht genau.
Willy
00:41:00
Das Gini-Koeffizient ist dort extrem hoch.
Jing
00:41:03
Glaube ich. Ja, und ich denke, das muss man einfach alles irgendwie mitbedenken und vor allem auch ich als jetzt Gastronom oder Anführungszeichen versuche das, die Situation nicht nur national, sondern international zu begreifen. Ich nehme ja auch viele Ideen aus Asien, aus Amerika mit, um das hineinfließen zu lassen, das, was ich finde, wie man die Gastronomie entscheidend weiterbringen kann, weil mein Beitrag dazu ist ja auch nicht unbedeutend, denke ich, weil jeder Gastronom Quasi bringt was dazu bei. Vor allem mit Preisstrukturen, mit, mit, mit, mit, weil wenn du als Gastronom quasi oder als Koch etwas Gutes anbietest zu einem mäßigeren Preis, dann werden alle denken, hey, ich kann diese Preise nicht mehr halten, dann muss ich vielleicht auch günstiger werden. Natürlich denken nicht alle so, aber das ist halt, es ist immerhin noch ein Wettkampf, weil wir haben trotzdem ein kapitalistisches System und alle Leute sind halt quasi Mitbewerber in dem ganzen, man kann andere Zielgruppen haben, aber im Gesamten gesehen hat man doch durchaus schaut man sich gegenseitig doch an. Was machst du, was macht er, was funktioniert bei dir gut, mache ich vielleicht auch, mache ich gleich gegenüber von dir auch und so weiter und so fort. Und Und gesamt gesehen, ich möchte, das was ich nicht möchte, also mein Ziel ist es auf jeden Fall, ich möchte nicht, dass die Gastronomie so in der Form, wie ich sie als Kind, Jugendlicher und jetzt mittlerweile auch als Erwachsener kennengelernt habe, ausstirbt, weil ich bin wirklich, diese Art der Gastronomie, wie wir sie in Wien haben, sagen wir, Österreich, aber in Wien haben, ist einfach auch relativ einzigartig. Also der Wiener Gaumen ist ja bekannt, nicht? Wir haben aber einen Anspruch auf die Sachen, die wir zumindest kennen, nicht? Also die neuen Sachen, das sind wir so, aber auf die Sachen, die wir kennen, das ist so, naja, der Schnitzen muss genau so, so, so, so, der Kaffee muss so, so, so und der Service muss so, so, so. Also ich denke durchaus, wir haben halt unsere Vorstellungen und unsere strikten Verhaltensregeln und unsere Moral hinter der ganzen Sache und das ist auch gut. Das ist auf jeden Fall gut, das darf man nicht verlieren, Aber man muss sie anpassen, irgendwie. Also es muss sich irgendwie schon zeitgemäß verhalten. Es muss sich zeitgemäß verhalten.
Willy
00:43:21
Ich bremse dich da jetzt ganz kurz. Nein, nein, überhaupt entschuldige dich bitte nicht. Das ist gut. Also ich finde das sehr grandios. Was mir jetzt auffällt, ist meine ursprüngliche Frage, wenn ich da mitschreibe, entschuldige bitte, weil ich da hin und wieder mitschreibe, sonst brauche ich für mich. Ich habe dich gefragt, nach dieser Work-Life-Balance, ob Gastronomie und Work-Life-Balance überhaupt zusammenkommt. Und wir sind jetzt quasi über diese verschiedenen Schritte, die du jetzt ja durchgegangen bist. Eigentlich ist es ja systematisch. Gastronomie ist ein bisschen, so wie es du beschreibst, ein Abbild der jeweiligen Gesellschaft. Es kristallisiert sich so ein bisschen, so wie wenn du es nimmst, so ein Vergrößerungsglas. Willst du Gesellschaft verstehen oder die Gesellschaft verstehen in dem Land, in dem du bist? Beispiel, hast du das jetzt gesagt, von China? Unglaublich so quasi befreit, um sämtliche Schalen, die du nicht benötigst, weil du aus Gesellschaft eine Menge an Menschen zu versorgen hast und widerspiegeln tut sich es dann im Gericht, in der Küche, im Stil des Restaurants, in all dem, was du dann halt quasi in der Gastronomie als Abbild, als kleines Abbild der Gesellschaft wieder findest. Stimmt, stimmt, definitiv. Und das habe ich jetzt irgendwie schön gefunden, weil du jetzt im Prinzip Gastronomie als Gesellschaftskritik formulierst. Was mich da jetzt interessiert wie wie bringst du all diese Gedanken, also du hast jetzt einfach glaube ich eine Viertelstunde durchgerät, systematisch du weißt, wo was du bist, aber du bist sehr Meta also es wird immer mir vorgeworfen dass du irgendwie so, wie schaffst du dann, dass du diese Dinge, also dass du dich in deiner Meta in deinem Metaverse. Nicht verlierst sondern diese Dinge dann auch auf den Punkt bringst, weil die meisten Menschen, die es so, Also ausschweifen, ich bin ja auch ein bisschen so und ich bringe die Sachen auch nicht auf den Punkt, aber du bringst es ja auf den Punkt, du machst Konzepte, du machst Lokale, du machst ja was, du bist ja auch Unternehmer und nicht nur Philosoph. Wie schaffst du das, dass du quasi aus diesem strukturierten Kudelmuddel im Kopf quasi dann ganz konkrete Projekte auch rauskristallisierst und dich dann quasi auch für Dinge entscheidest?
Jing
00:45:31
Ich glaube, dieses Meta, was du beschreibst, ist die Vorbereitung des Mentalen eben auf die quasi, sagen wir, weltlichen, auf die echten Sachen, wenn man so möchte.
Willy
00:45:44
Passt ist so die Beschreibung? Ja, definitiv.
Jing
00:45:46
Ja, nein, das ist sehr, sehr gut. Es ist die beste Beschreibung eigentlich. Ich denke, der Mensch sollte ein Denker sein und dann die Gedanken irgendwann einmal umsetzen. In Handeln bringen. Ja, in Handeln bringen irgendwie, wie man das auch philosophisch formuliert. ich habe mich nie großartig mit Philosophie auseinandergesetzt.
Willy
00:46:03
Die Mainings-Philosophen haben Philosophie studiert wahrscheinlich.
Jing
00:46:07
Dahingehend habe ich wirklich fast keine Ahnung. Für mich sind es zwei Dinge. Ich denke durchaus, dass ich sehr interessiert bin am Weltgeschehen, weil wir uns in der Welt bewegen und leben und unter Umständen auch Veränderungen zumindest anstoßen wollen. Also jetzt nicht großartig. Ich finde, Veränderungen sollten nicht plötzlich passieren. Davor habe ich immer Angst. Plötzliche Veränderungen sind immer Veränderungen, die ich nicht haben möchte.
Willy
00:46:33
Revolution hat selten schöne Kinder.
Jing
00:46:36
Aber wenn man einen schönen, guten Weitblick hat und es haben ja sehr, sehr viele Physiker, sage ich auch so, wie es ist, viele können Ereignisse prophezeien, weil du einfach schiere Load von Informationen hast und aus denen quasi die wichtigsten Impots hernimmst Und dann kannst du schon ein paar Vorhersagen machen, die zu sehr, sehr krassen Genauigkeiten da jetzt, das ist genauso wie, da kommt ein Erdbeben, woher weißt du das? Es gibt halt Informationen seismisch und Klima. Und das ist das, was eigentlich, jetzt schreibe ich wieder aus, das ist das, was uns die westliche Welt, Europa einfach groß gemacht hat, einfach an Wissenschaft zu glauben. Also zu glauben, ich meine, Wissenschaft heißt ja nicht umsonst Wissenschaft, man versucht zu wissen. Und wenn man viel weiß, dann kann man sehr, sehr viel schaffen und prophezeien, wenn man so will. Aber in Wirklichkeit macht man nur eine Prognose. Also für die Leute, die es nicht wissen, denken, oh, das ist eine Prophezeiung, in Wirklichkeit ist es nur eine Prognose. Also ich kann nicht zu 100% sagen, aber ich kann zu 90% sagen, da kommt da ein Erdbeben in den nächsten 50 Jahren. Oh, das ist ja eine Prophezeiung. Früher war es eine Prophezeiung, der Orakel hat gesprochen, was auch immer. Der hat halt, ich weiß nicht, was er geschaut hat. Hat er wahrscheinlich seine Theorie gehabt im Endeffekt. Aber unterm Strich, ich denke durchaus, ich habe sehr, sehr viel Zeit in der Physik verbracht. Da habe ich sehr, sehr viel Zeit gehabt, über Physik nachzudenken, aber auch um all das herum. Und ich bin glücklicherweise eben mit dieser Melange von Asien und Europa und diesem amerikanischen Einfluss richtig durchgeschüttelt, dass ich halt wirklich viel behaupte, von den wichtigsten Sachen relativ viel gesehen habe.
Willy
00:48:22
Aus der Welt geschüttelt, von der Welt gerührt.
Jing
00:48:26
Und dementsprechend kann man das halt, und der letzte Schritt ist ja halt, das einfach auf Papier zu bringen, wie du sagst, versuchen und aus Auf eine Speisekarte. Auf eine Speisekarte, ja, quasi.
Willy
00:48:36
Schräg.
Jing
00:48:37
Aber hier, glaube ich, ist der konkrete Faktor, der dazwischen noch ist, Also ich weiß nicht, ob man es Zufall nennt oder Glück oder Determinismus oder was auch immer, aber es ist einfach ein Pfad. Es ist etwas, was diese Gedanken quasi dann hier in die Welt bringen. Eine Schnittstelle. Eine Schnittstelle, die dann, es kommen ja Chancen, es kommt da dann irgendwie. Du triffst halt irgendwie, hätte ich gedacht, das ist ja auch etwas, was ich nicht prophezeiten kann, dass ich bei den Oscars koche. Passiert einfach. Also ich weiß gar nicht, wie das passiert ist. Ich kann es dir jetzt nicht einmal mehr sagen, wie das passiert ist. Es ist einfach passiert. Ich hatte eine kurze Schnittstelle, aber das war vor mehreren Jahren. Du hast Redenkommunziert. Ja, möglicherweise. Genau, deswegen sage ich, man muss kommunizieren. Tun. Und das ist genau das. Man muss sich mental vorbereiten, aber mit den richtigen, also nicht, was ist richtig. Also wirklich viel denken. Viel denken, viel lesen. Lesen haben die Leute auch schon mittlerweile verlernt. Ich habe früher auch mehr gelesen. Jetzt schaue ich leider mehr Videos. Aber die richtigen Leute vermitteln trotzdem noch das Gelesene halt bildlich gut. Es gibt sehr, sehr viele gute Leute, die die Informationen jetzt herabschneiden. Und so ist es eigentlich noch besser für mich. Bevor ich jetzt ein Buch lese, wenn er das in fünf Minuten erklären kann und ich kann ja irgendwie die wichtigsten Passagen da jetzt herausholen und der hat das schon für mich quasi zusammengefasst, dann nehme ich alles auf. Aber im Endeffekt ist es die Chance. Dann ist es Zufall, ob man diese Gedanken dann wirklich in die Welt bringen kann. Und danach ist es halt dieser instinktive, die Arbeit, die man dazu leisten möchte. Man kann sagen, was man möchte, aber wenn du die Chance hast, du sie ergreifst, aber nicht dahinter stehst mit 300%, nicht nur mit deinem Gedanken, sondern wirklich mit deinem Körper. Wenn du nicht in der Küche drin stehst, kann die Speisekarte noch so fancy sein. Und daran hapert es auch viele Leute. Viele Leute wollen in die Gastro, aber vergiss nicht, Gastro ist Arbeit. Aber nicht nur Arbeit, Arbeit, sondern so wie...
Willy
00:50:40
Jetzt kommen wir wieder zurück zur Work-Life-Balance. Vergiss nicht, jetzt erinnere dich wieder. Vergiss nicht, Gastro ist Arbeit. Jetzt bist du quasi wieder ein bisschen in dem alten Schema von Mama und Papa drin.
Jing
00:50:49
Natürlich, genau, richtig.
Willy
00:50:49
Vergiss nicht, Gastro ist Arbeit. Und jetzt wieder zurück. Also wie bringe ich Work-Life-Balance und Gastronomie heutzutage zusammen?
Jing
00:50:56
Ich denke, Generation ist genau die Übergangsgeneration, die versucht, das abzufedern. Also ich bekomme in Wirklichkeit alles noch zu 100 Prozent mit. Also dieses ich habe keine Work-Life-Balance, das sage ich so, wie es ist, weil alles ist Arbeit bei mir derzeit. Also derzeit, was sage ich derzeit? Zeit meiner Geburt ist alles Arbeit.
Willy
00:51:17
Ja, kannst du dann das Gegenteil? Jetzt will ich es fordern. Du kannst nicht, du kannst nicht, ich verstehe den Wunsch der Work-Life-Balance in der Gastronomie. Ich rede aber auch mit vielen Gastronomen und sagt, die scheitern an der Personalsuche, die scheitern einfach an der schieren Arbeitszeit.
Jing
00:51:31
Aber das ist Zukunft. Das heißt, also ich sage dir jetzt die Lösung. Die früher hatten keine Work-Life-Balance oder halt wenig Work-Life-Balance. Also quasi Aber dafür eine Gegenleistung in Form von Monetären und so weiter oder irgendeine Form oder halt Sicherheit in ihrem Leben oder sonst irgendwas, je nachdem, was die Hintergrundgeschichte ist.
Willy
00:51:53
Eine Wertschätzung vielleicht noch für ein Büro.
Jing
00:51:55
Genau, genau. Und du konntest rausgehen und so weiter und du hast halt irgendetwas davon abbekommen. Aber dafür keine Work-Life-Balance, sagen wir so. Die heutige oder die nachkommende Generation unter Umständen wollen halt Work-Life-Balance, was ich auf jeden Fall zu 100% vertrete und effektiv auch selber haben möchte. Nur leider bin ich in der Zwischengeneration. Und da sehe ich meine Aufgabe. Ich sage es wirklich, damit die danach das genießen können, aber sie brauchen diese Wertschätzung nicht oder dieses große Geld nicht, was man früher haben wollte. Früher hast du gearbeitet, um ein Haus zu bauen, um nach außen hin irgendwie, weißt du mal, und heutzutage, okay, naja, ich kann eh auch mit Secondhand, ich kann auch chillen und was auch immer, für mich ist wichtig, dass ich das Leben fühle und so, das ist, ich lieb's, dass man diese Herangehensweise ist, weil das ist das, was wir immer wollen, warum der Frieden der Frieden garantiert so etwas, verstehst du dich mal, ne, und aber da kommt eben die Generation dazwischen, also wir, ins Spiel, die dann sagt, okay, ich muss eigentlich das Doppelte machen, ich muss es für die machen und ich muss es für die Nächsten machen, damit die das vor mir nicht umsonst gemacht haben und die nach mir quasi auch unter Umständen die Lorbeeren ernten, einfach das genießen können. Verstehst du, ich meine? Aber es ist ja nicht so, als würden wir es nicht mehr genießen. Wir sind ja genau in der Übergangsphase. Wir sind aufgewachsen, ohne Computer, mit Computer und dann jetzt sowieso komplett digitalisiert. Das heißt, wir sind von A nach B, die nach uns, die werden hier reingeboren und alles ist digital also die wissen ja nicht einmal mehr Die reale Welt von der virtuellen Welt krass zu unterscheiden, verschließe ich meine und das ist halt auch etwas, was man im Hinterkopf behalten muss weil die früher können sich mit der virtuellen Welt gar nicht auseinandersetzen, weil sie einfach so viel Reales erlebt haben Auch Schmerzen. Virtuelle Schmerzen sind keine, also es sind nicht diese Hunger und Ängste und so weiter. Das hat man ja heute, kann man gar nicht mehr haben. Haben wir auch nicht mehr so in dem Ausmaß gehabt. Sicher auch, aber nicht mehr so in dem Ausmaß. Und das Abgedämpfte müssen wir komplett, ich finde, muss man komplett aus der Welt schaffen für die Generationen nach uns, damit sie das wirklich gar nicht mehr haben. Und es ist halt blöd, dass wir gerade in der Zwischengeneration, aber vielleicht auch gut.
Willy
00:54:16
Was haben wir für Schmerzen?
Jing
00:54:18
Also ich bin aufgewachsen, also ich selber, das ging es nicht wirklich so gut, sagen wir so, einfach, einfach und auch das, was ich gesehen habe und so weiter, also ich bin ja in keinem guten…
Willy
00:54:33
Schauen wir mal, wo du herkommst, das brauchen wir ja für den Kontext jetzt.
Jing
00:54:37
Ich meine, meine Eltern sind ja auch ausgewandert aus China quasi, sind ja nicht hier geboren oder sonst irgendetwas, sind auch hergekommen, konnten auch nicht zu, die Sparer nicht und so weiter und haben sich auch irgendwie von 0 auf 100 alles aufgebaut, wenn man so möchte, ein Leben aufgebaut. Und das ist in den 80er Jahren gewesen, wo halt Arbeitskräfte reingeflogen worden sind und dann Leute arbeiten mussten im Endeffekt, weil sie einfach auch damit...
Willy
00:55:02
Eingeflogen worden sind.
Jing
00:55:02
Also meine Mutter wurde als Au-pair, glaube ich, oder sowas, also so habe ich das halt hereingeflogen und hat sich dann irgendwie hineingearbeitet und ist dann in die Gastronomie gekommen, wie viele Chinesen auch, und arbeiten als Kellner.
Willy
00:55:16
Das ist wieder so das Klassische.
Jing
00:55:17
Genau, aber das ist das Klassische. Warum? Weil jeder, du musst dir denken, wie viele Branchen gibt es für Menschen, die die Sprache nur zum Teil beherrschen und gleichzeitig aber etwas mit ihren eigenen Händen aufbauen können, also wo sie wirklich mit Arbeit und Lebenszeit, Geld und Gegenleistung erwirtschaften können. Du hast deinen Bau, du hast die Pflege, du hast die Gastronomie. Das sind die Jobs, wo jetzt alle sagen, wir haben keine Leute, aber das sind genau die Jobs, wo du quasi Lebenszeit opferst für Geld. Aber das ist wieder eine ganz andere Diskussion, wie man diese Leute dann, mit welcher Leistung man diesen Leuten geben kann.
Willy
00:56:00
Mit den Schmerzen. Genau.
Jing
00:56:01
Wenn du dir Bauarbeiter, ich finde Bauarbeiter zum Beispiel, ist einer der härtesten Jobs. Es gibt natürlich noch härterer, aber alles, was mit dem Bau zu tun hat, dass du in Minen und so weiter, Straßen, Wie wirst du, gibt es überhaupt eine Summe, die du irgendwie, also das ist halt mein Gedanke, gibt es überhaupt eine Summe, die du nennen kannst, wie du den Jüngeren vermitteln kannst, so mach das für das, damit das dir besser geht, irgendwie, was ich meine, es ist so, kriegt sie dann nicht dazu, außer es ist halt ein existenzieller Drang und da sind auch viele Vertreter von diesem Existenziellen, der Mensch ist von Natur aus so, dass er man muss seine Existenz bedrohen, damit er irgendwie was dagegen macht. Ich weiß nicht, ob das nicht ein bisschen zu altmodisch ist, also zu konservativ. Ich denke durchaus, wir haben mittlerweile so viele industrielle Mittel, so viel Knowledge. Man kann alles machen ohne, also ich könnte mich, also ich denke durchaus, wir könnten uns hinsetzen, wenn wir keine Ansprüche hätten. Alles um Maschinen machen lassen. Effektiv. Mittlerweile kannst du Content produzieren lassen von Artificial bla bla bla und was das heißt in 10 Jahren, muss ich mal Auto fahren, muss gar nichts mehr. Und dann denkt man sich, okay gut, das will ich nicht. Aber das ist nicht deine Entscheidung, ob du es willst oder nicht. Es kommt einfach so, wie es kommt. Du musst es halt hinnehmen oder nicht hinnehmen oder du geleitest es zu einem relativ friedlichen Möglichkeit der Umwandlung der Gesellschaft oder es wird halt Clash geben. Und ich bin kein Vertreter von Clash, deswegen arbeite ich doppelt so hart, damit diese friedliche Lösung entsteht. Verstehst du? Anstatt irgendwie die einen werfen hin, die sagen, gast, du ist Kacke, weg. Und die anderen sagen, nee, es ist nicht Kacke, wir gehen jetzt zurück 1980 und machen so weiter. Ich kann mit beiden Lösungen leben, das sage ich natürlich, aber die werden trotz all dem in irgendeiner Form Schmerzen haben. Verstehst du? Dann nehme ich lieber den Schmerz doch auf mich selber irgendwie. Ich weiß, ich werde niemals das erreichen, was die Vorgänger von mir erreicht haben. Ich sage es so, wie es ist, weil es einfach eine andere Zeit war und ich werde aber gleichzeitig Nicht dazu beitragen, dass das irgendwie auch der Leidig, und das, was halt die Gastro wirklich schlecht macht, weitergegeben wird. Und da bin ich im Zwiespalt. Und ich habe junge Leute, die mit mir zusammenarbeiten und ich habe alte Leute, die mit mir zusammenarbeiten. Da musst du halt wirklich gut fahren, damit die auch miteinander auskommen. Weil die denken sich, wie können die so? Und die anderen denken sich, wie können die so? Und das ist hier ein Risik, aber es ist halt, wir müssen nur bis 2050 überstehen. Das ist halt demografisch. Wenn wir das dann überstehen, dann haben dann haben wir wieder das goldene Zeitalter, weil du hast genau ein Rechteck quasi an jungen, mitteljungen und älteren Leuten und dann hast du es. Aber derzeit ist das, das ist das Gefährle, aber nicht nur für uns, überall auf der Welt ist genau dasselbe Problem. Genau dasselbe Problem. Und das müssen die Jungen verstehen, da muss man denen beibringen, okay gut, vielleicht ist es noch nicht Zeit für diese Work-Life-Balance, vielleicht müsst ihr doch noch ein bisschen, also nicht so hart wie früher, aber stattdem trotzdem noch was beitragen, damit das halt irgendwie, weil es kommt ja noch wer nach euch. Also wenn ihr das nicht macht, wenn ich alt bin und ihr das nicht macht, dann ist dann alles verloren. Das muss man denen vermitteln. Auch ein Zukunftsgedanken. Ihr könnt euch ja eine Wohnung kaufen oder etwas auch materialistisch realistisches. Wie früher zum Beispiel. Baut ihr ein Haus, wenn du 30 Jahre gearbeitet hast und dann genießt deine Pension halt dieses klassische. Genau, aber du kannst denen irgendwas vermitteln. Auf der einen Seite und auf der anderen Seite musst du natürlich bei den Leuten, die auch sehr, sehr viel diesem Land und ihr Leben eigentlich dem ganzen System und den nächsten nachfolgenden Generationen gegeben haben, weil die hatten ja auch, die haben ja alles aufgebaut, wie man so möchte, musst du auch vermitteln, okay, ihr seid in Sicherheit und ihr kriegt alles, was euch unter Anführungszeichen versprochen wurde, aber ihr müsst auch, weil die haben die meiste Nachsicht für die nachkommenden Generationen, weil die arbeiten für die Generationen nachher. Und das ist halt das, was ich arg finde, wie man es zusammenbringt, die Leute gegeneinander zu bringen, was ich meine. Eigentlich ist es viel einfacher, wenn die zusammenarbeiten. Das ist so einfach.
Willy
01:00:34
Das ist genau das, wo ich jetzt einhaken möchte. Ich habe vor kurzer Zeit einen Podcast gehabt, mit Josef Riegler, Ex-Landwirtschaftsminister, Vizekanzler, und hat die ökosoziale Marktwirtschaft. Das, was Ihnen für dieses Argument jetzt speziell aussieht, ist, er ist 1938 geboren. Und er hat mir im Podcast erzählt, bei ihnen in der Bauernstube sind wirklich noch die Nazis drin gestanden und haben ihren Soldat. Und das war Kriegende. Dann war Österreich zwischen 1945 und 1955 nicht eigenständig. Also die haben Not erlebt. Die Nachricht seid ihr auch. Aber die haben diese Schmerzen gehabt. Die haben diese Schmerzen gespürt und aus dem Bewusstsein, der Erfahrung dieses Schmerzes heraus, haben die Dinge einen Wert bekommen. Jetzt bin ich immer nicht sicher. Also es ist jetzt kein Plädoyer für den Schmerz jeder Generation, aber eine gewisse Art des Schmerzbewusstseins, Schmerzempfindens etc. Ist ja auch notwendig, um quasi sich über die Abwesenheit von Schmerz, über Erfolg, über ein Haus, das man bauen kann oder ein Auto, das man kaufen kann, auch zu freuen. Weil wenn ich den Schmerz wegnehme, an der ganzen Generation, und ein bisschen hast du gesagt, du arbeitest jetzt doppelt so hart, um ihnen quasi den Schmerz auch zu nehmen. Ist das, glaubst du, überhaupt so gescheit? Weil dort, wo wir jetzt wieder sind. Geschichte wiederholt sich. damals im Podcast, bin Josef auch gesagt, ist die Vergessenheit des Schmerzes, den wir damals gehabt haben, zu wissen, dass es auch anders sein könnte. Und müssen wir wirklich so schauen auf die nächste Generation oder müssen wir ihnen einfach auch die Möglichkeit geben, diesen Schmerz ein bisschen zu empfinden. Also Gastronomie auch aus den Schattenseiten. Also es gibt ja einen Nachteil in der Gastronomie, um jetzt den Bogen zur Gastronomie wiederzuschlagen. Arbeitszeiten sind halt einfach ich will quasi als Gast am Abend nach der Arbeit essen gehen. Das heißt, es muss irgendwie am Abend nach der Arbeit arbeiten. Nachteil vielleicht, wenn man es so sehen will. Gehört das nicht einfach auch dazu? Oder müssen wir das quasi mit diesem Begriff der Work-Life-Balance, weil da ist ja dann Abendarbeit, würde dann rausfallen ein bisschen. Dann hast du nachher drei Tage, Wochen vielleicht. Am Wochenende ist es auch schlecht, du hättest gern das und das. Kann mir der Gastronomie das zumuten, dass mir das nimmt? Oder ist das einfach Gastronomie und ich lasse mich auch bewusst darauf ein? Jetzt habe ich eine lange Frage gestellt.
Jing
01:02:44
Wenn du unterm Strich jetzt mal Warum arbeiten die Leute denn Wochenenden überhaupt?
Willy
01:02:53
Warum arbeiten Leute überhaupt?
Jing
01:02:55
Ja, genau. Das ist eine allgemeine Frage, die man nicht mit einer definitiven Antwort beantworten kann, weil im Endeffekt ist es halt so, dass bestimmte Ruhetage, bestimmte Festivitäten usw. aus der Kultur herauskommen. Warum können Asiaten unter Anführungszeichen den ganzen Weihnachten durcharbeiten? Weil sie kein Weihnachten haben. Also für uns gibt es kein Weihnachten. Für uns gibt es das neue Jahr, das chinesische, aber das ist dann im Februar.
Willy
01:03:25
Aber da würden wir dann auch nicht arbeiten. Da tut es dann weh.
Jing
01:03:30
Genau, aber das ist unterm Strich. Aber dann ist es ein kollektives Ding, weil wenn du nach China gehst, zu, Neujahr, hat nichts offen. Es hat einfach alles zu. Das ist das Verständnis von frei haben. Alle haben frei. Es ist so wie in Italien, im August haben wir dieses, was weiß ich, dann sind alle Chili-Vanilli. Und dann sagst du, okay gut, dann läuft die Gastronomie ja trotzdem, aber wer ist dann in der Gastronomie drinnen? Wer arbeitet denn dort? Dann sind es vielleicht die Leute, die unter Umständen für die das nicht irgendwie relevant ist und die dann halt dafür im Dezember frei haben. Unter Anführungszeichen.
Willy
01:04:03
Dann plädoyere ich für Diversität eigentlich wieder.
Jing
01:04:05
Ja natürlich, du musst einfach im Endeffekt es muss der richtige Deckel auf den richtigen Topf. Und das ist heutzutage eigentlich viel einfacher als früher, weil du so vernetzt bist, weil du im Endeffekt so viele Entscheidungen treffen kannst. Aber es rieselt alles von oben herab. Warum muss ein Gastronom denn offen haben an solchen Tagen? Es gibt bestimmte Fixkosten. Wenn du zum Beispiel Gastronom bist und Gastronom in der neuen Schule, sagen wir, und dir gehört das Lokal im Eigentum, sagen wir. Warum solltest du offen haben, wenn du keine Fixkosten hast? Warum? Also es tut dir nicht weh, außer dass du dann quasi weniger Gewinn hast. Aber für einen eigentlichen, der sich einmietet, du hast keine andere Wahl. Du musst vielleicht sogar deine, oder gerade aufbauen, du hast Fixkosten im Sinne von Kredite und so weiter, etc. Das heißt, unterm Strich sind es nicht die Faktoren, die das bestimmen, die als Gastronom selber oder als Mitarbeiter oder als Arbeiter oder als Selbstständiger, was auch immer. Wir definieren die Faktoren nicht, sondern das Umfeld. Also wenn ich könnte, würde ich auch am Wochenende geschlossen haben, aber das ist der beste Umsatz. Und dann musst du halt wieder mit Gedanken spielen, wie du das am besten umsetzen kannst, dass es halt generationenübergreifend dann wiederum weitergegeben wird. Weil früher war am Sonntag auch nicht gearbeitet. oder so wie ich es verstanden habe, was ich meine. Es ist einfach, aber...
Willy
01:05:34
Ich habe mir vorher ein Mindset aufgeschrieben. Es ist auch so ein populärer Begriff, aber im Endeffekt, was du sagst, ist, das Problem existiert nur, weil wir das Problem, also konstruktivistisch hast du schon wieder das Problem. Wenn ich es nicht aus Problemen sehe, ist es weg. Ja, ist es. Das heißt, was du jetzt sagst, ist, wir haben Denkmuster übernommen, weil im Prinzip, weil du jetzt vorher gesagt hast, alle haben zu. In Österreich war ja das Thema, das Problem, oder ist es, Sonntagsöffnungszeiten. Gibt es nicht. Alle haben am Sonntag Freitag das Herren, bla bla bla. Außer die Gastro, die muss arbeiten. Und das ist schon so ein bisschen das Leid. Ich habe in den 90er Jahren Koch gelernt, am Sonntag und am Samstag, eigentlich war es nicht der Sonntag, sondern am Samstag sind sie alle fortgegangen. Nur ich habe Frühdienst gehabt, ich habe am 6. dort stehen müssen. Ich habe nicht fortgekommen. Und wenn ich es gemacht habe, dann war der Sonntag furchtbar schmerzhaft. Schmerzen wieder. Das ist schon ein bisschen so eine Leidensgeschichte. Wenn man aber den Sonntag dann quasi entzaubert. Mindset-Geschichte wieder, aber gehört natürlich eine gesellschaftliche Leistung dazu, politische Entscheidungen etc. Zu sagen, der Sonntag ist nicht so weh, tut mir der Sonntag nicht so weh, weil ich konnte theoretisch am Montag oder am Dienstag auch fortgehen. Also damals als Kind hättest du nicht. Und das ist im Prinzip, was du sagst, trat es im Kopf an den Rädchen, oder? Oder sucht ihr, oder wie ist das so?
Jing
01:06:52
Es ist einfach, die Umgebung gibt dir was vor und du versuchst dich anzupassen im Endeffekt, oder? Und wie die Umgebung auszusehen hat, sind es wieder wir selber, die das quasi beeinflussen. Wenn die jungen Leute sagen, hey, da wird nicht mehr gearbeitet, dann wird alles am Sonntag zu haben. Egal, ob du willst oder nicht, du kannst dich zwingen, die legen sich auf die Straße und sagen, das ist genau dasselbe, wir hatten, also in meiner Jugend, Nachtgastronomie war geil, Wochenende, bumm, bumm, bumm, gibt es nicht mehr. Weil die Jungen nicht mehr wollen und die Alten, also ich kann auch nicht mehr. Ich kann auch nicht mehr. Es ist ja so, wie es ist.
Willy
01:07:28
Nein, das war es gar nicht mehr.
Jing
01:07:30
Vielleicht war es halt zu will, du kannst nicht. Und die bestimmen ja im Endeffekt, was jetzt noch relevant ist. Früher war es ja relevant, und nach Gastronomie ist auch der Umsatz gut gegangen und so weiter. Und heutzutage Leute, fahre mal zu Hause. Also wie gesagt, vor allem in der Gastronomie ist es halt, wenn du die Kunden nicht hast, dann brauchst du auch keine Leute, die drin arbeiten. Und wenn du die Kunden hast, dann wirst du auch immer Leute finden, die unter Umständen drin arbeiten wollen, weil sie Teil davon sein wollen. Verstehst du, ich meine? Es ist so, es ist ein...
Willy
01:08:06
Aber fühlst du dich nicht unmächtig, weil du sagst, es sind so große Strukturen, die sich verändern müssen. Eine ganze Generation von Jugendlichen muss ihr Zugang zum Fortgehen ändern. Du als Gastronom, der du jetzt bist, kannst du, reagierst du nur, nimmst du dir nur wahr diese Strukturveränderungen oder hast du das Gefühl, du bist da handlungsmächtig und kannst diese Strukturveränderungen auch gestalten? Oder wo agierst du da? Weil ich glaube jetzt nicht immer, wir haben schon gesagt, du hast ein kleines Imperium, aber das ist natürlich, um jetzt gesellschaftliche Dynamiken, ganze Kohorten von Generationen zu ändern, bist du doch noch zu klar, glaube ich. Das geht nicht um eine andere Struktur. Aber wo ergibst du dann? Spürst du das so an der Grenze, wenn man von Schnittstellen geredet, du merkst, wo sich die Gesellschaft hindeut und brauchst dann das passende Gastro-Konzept dann dazu oder wie machst du das?
Jing
01:09:00
Du hast es selber gesagt, das ist Konversation. Und wie funktionieren Konversationen halt, du sagst ja alles über soziale Medien, Ich bekomme so viel über soziale Medien bis hin zu den einzelnen Gedanken der Menschen mit, obwohl ich die nicht kenne. Da kann irgendein 15-Jähriger plötzlich auf TikTok irgendwas schreien. Das passt mir nicht. Und dann reflektiert das ja einen gewissen Teil der Gesellschaft. Und auf das kann ich reagieren. Weil ich genau weiß, hey, so ticken die.
Willy
01:09:24
Woher warst du das, dass es die so ticken?
Jing
01:09:29
Es kommt. Du spürst es. Du spürst es und du redest ja auch mit anderen. Also natürlich nicht aus einem Einzelfall. Natürlich überbruchst du das. Es ist jetzt nicht so, okay, aus dem schließe ich jetzt, sondern schon mehrere Faktoren und dann baue ich mir schon auch ein Argument zusammen, etwas zu machen oder etwas nicht zu machen.
Willy
01:09:43
Validierst du das quasi?
Jing
01:09:43
Genau, richtig. Und unterm Strich ist es genau das, was ich finde, was als Gastronom gemacht werden sollte, sich nämlich anzupassen an die Gesellschaft, nicht umgekehrt versuchen, die Leute dazu zu zwingen, etwas zu machen, was halt nicht zukunftsfördernd ist. Verstehst du, ich meine? Also du, da geht es schon mehr in Richtung politische, gesellschaftspolitische.
Willy
01:10:07
Ja, aber du musst.
Jing
01:10:11
Im Endeffekt sehen, früher gab es keine Nachbarbeschwerden, unter Anführungszeichen. Die waren ja selber fort am Wochenende und deswegen will sie sich beschweren. Nur jetzt werden die Leute ruhiger, dann wirkt sich das natürlich auch auf deinen Betrieb aus. Du musst früher zumachen, Gastgarten darf nicht so lange offen sein. Letztens, gestern hast du mit einem Kollegen gesprochen, und ich meine, der heiratet halt außerhalb von Wien, weil in Wien muss nach 11 Uhr Senderpause, weil sonst kriegst du Stress, unter der richtigen Stress.
Willy
01:10:40
Hochzeitanzeige.
Jing
01:10:40
Genau sowas, aber in Niederösterreich geht es halt noch. Und natürlich ist es halt auch schwierig jetzt bundesländerübergreifend das jetzt groß zu machen, weil die Regierung ist ja ganz Österreich, aber es ist halt anders überall. Und ich kann in Wien, muss ich mich genau diesen Gegebenheiten dann anpassen und muss auch genau diese Gegebenheiten finden. Natürlich entstehen dann Marktlücken, die man erkennen kann, wenn man genau das, die umgekehrte Seite ansieht. So alle kacken ab. Vielleicht ist das jetzt eine Chance für mich, wenn man es halt gut irgendwie und ich habe halt die möglichen Mittel und die mögliche Idee und die möglichen Leute, die dann das aufziehen können, dann hast du wieder gleichzeitig einen Bonus. Aber dann ist halt die Frage, ob du jetzt die Kraft hast, das zu machen im Endeffekt und wie lange das dann auch noch steht. Und ich sage so, wie es ist, die meisten, also wenn du halt nur kurz überlegst, nicht viele Gastronomie Lokale, also Österreich ist schon sehr, oder Wien vor allem, ist so ein krasser Sonderfall, dass halt Institutionen bestehen können über 100 Jahre, weißt du, das ist krass. In China stirbt jeder, also wenn du in China fliegst, nach zwei Jahren hast du am selben Ort und Stelle, findest du dich nicht mehr wieder, weil das sind einfach neue Konzepte, neue Lokale. In Amerika genauso, nicht? Heute ist der Hype, morgen ist der Hype. Bei uns ein Café Sacher blüht, ja, aber das ist halt ein Eigenstellungsmerkmal hier in Wien fast schon. Traditionsbetriebe und so weiter. Das darf auf jeden Fall nicht Da muss man sogar politisch sagen, okay, dann muss man da jetzt irgendwie um das, um das, um die Sinnhaftigkeit, ich kann es nicht, ich kann es schwer in Worte fassen, weil Altes und Neues gleichzeitig zu balancieren ist das Schwierigste und da ist eben auch die, der politische und der gesellschaftliche Wille gefragt, ob man das aufrechterhalten will, aber für mich ist es wichtig, dass man das aufrechterhält, andere würden sagen, nein, wir müssen die alte Fassade abreißen und so nachher, aber im Endeffekt friedlicher Übergang. Es kommt, wie es kommt. Und ich weiß, ich weiß unter Umständen, ich habe meine Vorstellung, wie es kommen wird. Und die Zukunft wird ganz anders aussehen, als wie wir sie uns jetzt ausmalen im Endeffekt. Und davor scheißen sie sich natürlich alle an. Alle scheißen. Ich scheiß mich auch an. Also wenn in fünf Jahren die Zeit vorbei ist mit allen anderen Sachen und so weiter. Aber damit damit befasse ich mich ja. Und ich glaube, es ist auch wichtig, dass man selbst als Individuum realisiert, deine Zeit kann auch mal ablaufen, verstehe ich meine. Und das wollen die wenigsten. Dass älter werden, dass okay ins Vergängliche überschreiten. Es kann sein, dass ich in fünf Jahren einfach, weißt du, meine Lokale komplett umbesucht werden und alles weg. Aber das schmerzt mich ja gar nicht in dem Sinne, weil ich bin ja nur Teil dieses ganzen Entstehens und wieder wieder kollabierend im Endeffekt. Aber das ist ja nicht so schlimm. Das ist Wandel, das ist die Zeit. Also ich verstehe einfach nicht, warum man etwas festhalten muss. Aber ich sehe halt, dass man quasi den Wandel nicht plötzlich machen sollte, sondern langsam. Stetig. Weil wenn du keinen Nachfolger hast für dein Traditionslokal, dann gibt es dein Traditionslokal auch nicht mehr. Und selbst wenn du einen Nachfolger hast und dein Nachfolger hat andere Ideen, dann hast du diese Tradition, die du als Tradition empfunden hast, sondern einfach eine neue Tradition. Und das wollen auch viele Leute nicht. Also viele Leute haften einfach an dem...
Willy
01:14:17
Thema Hofnachfolge in der Landwirtschaft Same-Same.
Jing
01:14:20
Echt? Es ist aber... Es ist nicht so schlimm. Ich möchte den Leuten einfach nicht sagen, es ist nicht so schlimm, dass sich Sachen verändern. Es passiert einfach. Aber Veränderungen beängstigen halt die meisten Leute. Die nicht? Ja. Mein Leben besteht nur aus Veränderungen. Ich habe noch nie Nicht-Veränderungen in meinem Leben erlebt. Und ich denke, das Leben ist gut, wenn man es halbwegs monoton durchziehen kann, wenn es nicht so viele Höhen und Tiefen hat. Aber das ist auch relativ zu sehen. also für manche Leute, wenn ein Haustier abkratzt, das ist irgendwie so der Low Point of his life, weißt du? Und das ist auch verständlich. Aber keine Angst davor haben, weil es passiert so oder so, aber man muss einfach, man sollte nicht dazu beitragen, was irgendwie beschleunigt wird oder entschleunigt wird, sondern einfach, einfach go with the flow. Also es ist halt mega komisch, das zu sagen, aber das ist halt auch das, was uns in Österreich wirklich ein bisschen definiert,
Willy
01:15:23
Gefühle in Worte zu fassen.
Jing
01:15:25
Oder wie? Ja, machen wir, machen wir. Quasi. Ja, quasi. Das können wir eh so. Und dann eiern wir halt rum, aber im Endeffekt...
Willy
01:15:34
Aber das ist ja positiv eigentlich. Das ist ja dieses Langsame.
Jing
01:15:36
Das ja umeiern, oder? Ja, aber derzeit ist es nicht so. Das ist das, wovor ich Angst habe, ist, dass es nicht mehr so ist in der Konfliktlösung, in der Problemlösung und in der Suche von dem, weil dann die Leute einfach komplett ausschweifen und dann auseinander gehen und dann extremer bilden und das ist halt zu heftig.
Willy
01:15:56
Du bist quasi das gastronomische Bandant zu den Zielen von Bauer, zu der Bibel, wir treten ja damit an, dass wir ausschweifen, dass wir die Leute wieder zusammenbringen.
Jing
01:16:06
Dass wir zurückholen, zurückholen und so weiter. Es ist nicht mal so extrem, wie die Leute das im Internet so die ganze Zeit so rausballern. Ich weiß nicht, woher das kommt und ich weiß auch nicht, wie leicht man eigentlich falsch und Missinformationen und Fehlinformationen da einfach die ganze Zeit irgendwie sich aufbläst, was ich meine. Die Welt ist nicht so, also es ist kompliziert, aber es ist nicht so... Extrem, wie man es sich vorstellt. Es ist nicht ja, nein. Alles ist dazwischen. Es muss so oder es muss so. Selbst die Wissenschaft diskutiert ja noch über viele Themen, wo sie sich nicht einig sind. Aber diese Diskussion ist friedlich. Es ist nicht so, ich hau deine Goschen.
Willy
01:16:47
Es ist peer-reviewed. Also wenn du mit Wissenschaftlern redest, siehst du schlagen, es ist zwar nicht direkt, aber es ist teilweise wirklich kämpfen bis aufs Blut.
Jing
01:16:56
Aber es ist okay.
Willy
01:16:59
Aber es ist kontrolliert und es artet nicht komplett aus.
Jing
01:17:04
Nein, natürlich nicht.
Willy
01:17:05
Aber das mit den Medien habe ich heute gerade wieder gehört, Negativity Bias heißt das. Es ist uns scheinbar auch ein bisschen evolutionär angelegt, dass wir bei negativen Nachrichten eher hinhören, weil es das potenziell auch mehr Gefahr für uns bringen könnte. Es ist quasi in uns ein bisschen evolutionär sogar drinnen und die Medien sagen ja im Endeffekt, also Social Media sowieso, also die lauten, das, was du sagst, das Polarisierende, das Laute, das Angstmachende, wir haben eine Affinität dafür. Und die Frage ist natürlich, jetzt haben wir den Filter verloren, früher hat es ja quasi den Qualitätsmedienfilter gegeben, was nur ein Herz ist, einfach Open Gate, das kannst du einfach raufleeren auf die Leute.
Jing
01:17:47
Aber ich sage es mal so, da habe ich eigentlich, da habe ich schon irgendwie das Gefühl, dass irgendetwas daherkommen muss, in Form von einem Gesetz oder in irgendeiner Form von, Ich meine, früher die Diskussionen untereinander haben ja nicht so eine Reichweite. Auch wenn man dann irgendwann mal kurz abschweift und mit Missinformationen in Kontakt kommt, kann man sehr schnell wieder berichtigen, indem man sich fortbildet, liest oder sonst irgendetwas oder mit Experten, mit richtigen Experten sich auseinandersetzt. Aber mittlerweile ist halt die Reichweite durch die sozialen Medien so groß geworden, dass man einfach so viel Unsinn, Irrsinn, auch wenn das nicht beabsichtigt ist, auch wenn die denken, ja gut, ich habe das jetzt von jemandem mitbekommen, dem ich vertraue, aber der könnte irrsinn und dann vergrößere ich und bin sein Sprachrohr, dann ist es halt sehr, sehr schwierig für den Normalen, der nicht die Expertise hat in diesem Sachverhältnis, in diesem Feld, zu unterscheiden, ob das jetzt die richtige oder die falsche Information ist. Wie sollst du das machen? Genau, aber man sollte diesbezüglich Leute, die halt zumindest Reichweite haben, Einen kleinen, also nicht unbedingt eine, nicht zensieren, sondern eine gewisse Hürde vorlegen, wie zum Beispiel, du hast eine bestimmte Follower oder du hast eine bestimmte Reichweite.
Willy
01:19:11
120.000 auf Instagram bei dir zum Beispiel.
Jing
01:19:13
Zum Beispiel, wenn du dann mal irgendwas quasi von dir gibst, dass es dann auch irgendwie gewisse gerechte Strafen dafür gibt, wenn das wirklich dann dazu führt, dass dann Leute dann...
Willy
01:19:25
Wie würde man die kontrollieren? Also was würdest du für deinen Kanal, machen wir es direkt bei dir, weil dann betrifft es sich selber, wie würdest du da Qualitätskriterium anlegen? Ausbildungs deinerseits, müsstest Ausbildungsnachweise bringen, Qualifikationsnachweise, gibt es eine externe Zertifizierungsagentur, die teilweise deine Inhalte auf Wahrheit oder auf Faktizität prüft oder wie würdest du das angehen?
Jing
01:19:51
Wir haben Institutionen, wissenschaftliche Institutionen, die einfach Informationsoutput rauslassen, die, wie du sagst, peer-reviewed sind und auch einfach Relevanz haben in Wahrheit. Natürlich können die auch unter Umständen falsch sein, Nature kann auch mal ein Blödsinn publischen und so weiter. Das ist falsch, Indikation. Genau, aber das Problem ist, das Gute daran ist, es sind Leute dahinter, die nicht irgendwie, jetzt mal kurz einen Satz drüber rauslassen, sondern die zum Teil für diese Aussage 20, 30 Jahre Lebenszeit dahinter stehen. Und nur um diese eine Aussage quasi zu falsifizieren oder quasi, Also diese Institutionen, denen darf man schon Vertrauen schenken und auch Glauben schenken, vor allem in Europa, die nicht fremdfinanziert werden, sondern das ist halt das Wichtigste, das ist das, was eigentlich die Einheit, die europäische Einheit, was die meisten Leute nicht realisieren, alles was fremdfinanziert ist, kann unter Umständen, aber das wird auch dann peer reviewed, also es sind ja Konflikte dazwischen. Aber in Europa sind die meisten Universitäten darauf ausgelegt, oder die Forschungen, dass es der Allgemeinheit zugutekommt. Und nicht bestimmten Industrien. Und keine Drittmittel. Genau, keine Drittmittel. Deswegen sagen die, in Europa erforschen wir, aber wir sind nie kapitalistisch erfolgreich. Wir erfinden MP3, aber die Amerikaner ziehen den Profit, die erfinden das und die Chinesen ziehen Profit. Ja, aber das ist, weil wir eben darauf aus sind, die Informationen gründlich und dem Sachverhalt entsprechend richtig.
Willy
01:21:38
Das Vorsorgeprinzip quasi. Erst einmal schauen, ob es potenziell schädlich ist und dann zulassen. Und das ist ja aber das Mindset.
Jing
01:21:44
Ja, aber natürlich, wenn es jetzt international ist, werden viele andere davon profitieren. Aber das ist ja nicht unser Ziel. Also wenn es unser Ziel wäre, von allem zu profitieren, dann musst du dir wieder Gedanken machen, okay, dann ist die Forschung vielleicht doch ausgerichtet auf das Geld und so weiter, wie zum Beispiel in Amerika ist es ja krass. Also wenn man Geld reinsteckt in bestimmte Forschungsinstitute, dann hat man halt bestimmte Ziele, die man erfolgt. Und in China ist es halt vom Staat finanziert. Und da gibt der Staat eigentlich den Ton vor, was darfst du forschen, was sollst du forschen, wie sollst du forschen. Dann sagt man in Europa wieder, okay, vielleicht ist es doch gut, wenn man so eine Kontrolle hat, weil dann ist es zielgerechter. Wir forschen nicht in die Pampa hinein. Aber dann ist halt, Forschung ist genau das, man weiß ja nicht, was für Erkenntnisse man erlangt. Man weiß ja nicht, in welchem Bezug man das verwenden kann. Die Leute, die, letztens habe ich ja einen Beitrag zum MP3, der hat das erfunden, der hat gedacht, okay, gut, dann habe ich das erfunden. Aber dann wurde das genutzt, der Nutzen ist weitaus über dem, was man, weil einfach nicht dieser wirtschaftliche Gedanke dahinter ist. Der gemeinnützige Gedanke. Genau, der gemeinnützige Gedanke. In Europa ist einfach so stark, dass man sich gegenseitig...
Willy
01:23:05
Gemeinnützigkeit für den Arsch, oder? Nein. Nein, es ist bewusst provokant. Ich habe jetzt immer diese Frage, ich habe ja Studenten, ich stelle eine Frage, am Ende des Tages, es gibt nur noch zwei Menschen auf dieser Welt, der eine ist ein europäischer Philosoph oder europäische Philosophin und das andere ist ein internationaler Schläger. Und dann stellen sich die zwei gegenüber und die entscheiden jetzt über die Zukunft der Welt. Wer wird sie durchsetzen?
Jing
01:23:33
Es werden beide sterben im Endeffekt, weil einer vielleicht auf kurzrichtiger Sicht und der andere wird nicht überleben.
Willy
01:23:41
Alleine meinst du. Aber was wird passieren? Das ist natürlich eine rhetorische Frage, der Schläger, der schlockten Philosophen. Wenn du es jetzt umlegst, das ist die Metapher auf heute, es ist eh schön. Man kann bei Europa sehr viel über Kolonialismus und blablabla, also du kannst wirklich viel diskutieren und da ist nicht alles top. Okay, wir sind vorsorgeorientiert. Wir schauen erst, was es auswirken kann, deswegen auch bei Gentechnik etc. Vorsichtiger und so. Wir sind sehr philosophisch, die EU-Einstimmigkeitsprinzip und so weiter und so fort, also eh schön. Nur, wenn du jetzt links und rechts schaust, was bringt es uns denn? Also das ist quasi so schon eine philosophische Frage, wenn das Narrativ der Welt ein anderes ist, weil sich das Europäische nicht durchsetzt, also das ist manchmal so ein bisschen der Eindruck, den man gewinnen könnte, ja, was bringt es denn dann? Schegstam ist auch tot, ist so quasi die österreichische Variante. dafür, ne? Was gibt's, wie kamst du dem entgegnen?
Jing
01:24:42
Da ist der Zeitbegriff wieder sehr, sehr wichtig. Wo ist der Frieden denn? Wer hat denn der Frieden derzeit am längsten? Verstehst du? Unterm Strich. Und wie weit wird die Entwicklung mit der Zeit gehen? Also ich gehe davon aus, dass Europa in der Form, wie wir sie haben und wie wir sie jetzt fortführen mit den Konversationen, mit denen, okay, wir sind zwar viele Länder, aber wir versuchen halt einen Kompromiss zu finden, viel weiter kommen wird. Also ultimativ, als ein Land wie, ich nenne jetzt kein Land, aber ein anderes Land, das nicht so regiert, weil die Menschen machen die Gesellschaft aus, die Menschen machen das Land aus, die Gesellschaft macht das Land aus und ob es blüht oder nicht blüht, liegt ja trotzdem wiederum an den Menschen. Nur die Zeit, also wenn, sagen wir, Staatsoberhäupte, unter Anführungszeichen, unsterblich wären, wenn gewisse Strukturen unsterblich wären, dann kann man sagen, vielleicht ist es doch besser, anders zu agieren, weil im Endeffekt kann sich das nicht ändern, außer durch eine Revolution.
Willy
01:25:53
Die nicht gut ist.
Jing
01:25:54
Genau, die nicht gut ist, aber im Endeffekt haben die alle ein Ablaufdatum. Alle haben ein Ablaufdatum. Menschen haben ein Ablaufdatum. Aber wenn man die Jungen ranlässt, dann ist das Ablaufdatum halt erneuert. Dann gibt es neue Leute, frische Kraft. Nur diese Leute werden in anderen Systemen komplett aus Acht gelassen. Das heißt, man merkt es selber. Die Regierungen überall auf der Welt, was für Leute da drin sitzen, ganz oben alle über 70, 80. Wie kann in so einem System die Langfristigkeit, wie kann es eine Langfristigkeit geben? Wenn du den Frühling selber, wie soll ich das sagen? Also ich will es in Metaphern sagen, weil ich nicht bestimmte... Ich liebe Metaphern. Ich will nicht bestimmte kritisieren oder sonst irgendwas, aber du musst halt überlegen, wenn das Junge nicht blühen kann, dann ist alles nur laub und das zerfristet dich einfach selbst.
Willy
01:26:57
Und nichts nachkommt.
Jing
01:26:58
Es kommt nichts nach. Es kommt nichts nach. Wir denken, wir arbeiten einfach ins Leere hinein, nur wir haben die viel langfristigere Lösung, weil wir die Jungen mitreden lassen, weil wir die Andersdenkenden mitreden lassen und alle halt irgendwie in der Konversation aber friedlich teilhaben können. Überall anders ist so mein Wort gegen dein Wort und wenn ich halt die stärkere Faust habe, sorry, aber wie lange hast du die stärkere Faust? Dann kommt wer andere mit der anderen stärkeren Faust und dann dreht sich das halt im Kreis. Und leiden tut er ja nur in die Gesellschaft darunter, weißt du, was ich meine? Und das da wird in Europa nicht passieren und kann auch garantieren, dass es nicht passieren kann mehr mittlerweile, weil ich sag dir mal,
Willy
01:27:42
In einer Zeit, wo man Angst davor hat, dass vieles wieder passiert, kommt es mit einer positiven.
Jing
01:27:47
Optimistischen Ich sage dir, wieso es nicht passieren kann. Weil ultimativ geht es ja darauf an, wenn man sagt, regional vom dritten Weltkrieg, aber der dritte Weltkrieg ist nichts anderes als zwei Atombomben und dann ist es aus für alle. Also es ist im Endeffekt nur ein Gelabere, weil Krieg kann nicht mehr so passieren, kann nicht mehr, außer es gäbe keine Atomwaffen, sagen wir unter Anführungszeichen. Solange es Atomwaffen gibt, kann es den Krieg in der Form gar nicht mehr geben, weil es ist entweder, ja oder nein. Also ja, weg, Ende. Also dann überlebt halt irgendwie, aber dann kannst du nicht wissen, wer überlebt.
Willy
01:28:22
Also so einen 30-jährigen Krieg gibt es nicht mehr, wenn man 30 Minuten wahrscheinlich.
Jing
01:28:26
Wenn es halt wirklich drauf ankommt, ist es in 30 Minuten vorbei. Oder in einer Stunde oder in einem Tag oder was auch immer. Natürlich kann man Angst davor haben, aber davor hat jeder Angst. Davor haben nicht nur wir Angst, sondern auch Aggressoren haben Angst.
Willy
01:28:38
Und dadurch ist es wieder unbegründet, weil es eh jeder ist.
Jing
01:28:41
Genau, jeder hat Angst davor.
Willy
01:28:42
So wie mit dem Haus, der du gesagt hast. Er wird sterben, fülle dich damit ab.
Jing
01:28:45
Genau. Aber wir müssen trotzdem für das Richtige arbeiten. In dem Ganzen, in der Menschheitsgeschichte ist es halt genau so und wir hatten halt noch nie so einen Punkt, wo man denkt, hey, das könnte eigentlich, das Ende der Menschheit bedeutet das. Also wenn jetzt etwas schief läuft, ist es das Ende der Menschheit. Aber wer wird die Verantwortung darüber tragen, den Ende der Menschheit quasi zu verursachen, der wird dann wirklich in die Menschheitsgeschichte eingehen.
Willy
01:29:15
Die hat keiner mehr liest.
Jing
01:29:17
Aber zumindest gibt es da jemanden. Aber unterm Strich ist, glaube ich, derzeit noch keiner verrückt genug, um das jetzt umzusetzen. Also es wird immer Zankereien geben, aber das ultimative Ziel wird nicht sein, ey, wir kämpfen oder was, weil unterm Strich, Atomwaffen hat Europa auch. Also ich sag's jetzt mal so, wie es ist, weißt du, was ich meine? Wenn's halt wirklich drauf ankommt.
Willy
01:29:40
Ja, vergiss mal. Frankreich hat's wieder letztens wieder angeboten und in der Technik gerufen, hey du, wir haben da doch auch was.
Jing
01:29:46
Ne? Genau, also wenn was passiert, dann du eine, ich eine, dann du noch eine und ich noch eine und Europa ist nur so groß, du brauchst vielleicht zehn Stück und dann ist es eh schon vorbei. So und dann, weißt du, blöd gesagt, nicht? Und dann ist Amerika auch da und so, okay, dann mach ich auch und China und Indien und wer auch immer alles da hat, aus Japan. Ich habe keine Ahnung, wer die alle hat. Aber es ist vorbei.
Willy
01:30:06
Du kannst eh nichts machen. Es ist quasi ummächtig vor der Unmacht, deswegen quasi mit Eile umdrehen. Macht. Also, wurscht. Mach weiter.
Jing
01:30:17
Und wir für uns selber ist natürlich die Situation kacke, weil es wirtschaftlich einen großen Einfluss hat, weil Sorge, wie Weltpolitisch genau. Psychologie wieder. Aber es gibt auch einen realen, natürlich wegen dem Notstand der Energie, weil Energie einfach so eine starke Ressource ist, auf die wir uns irgendwie zurücklehnen als Arbeiterschaft. Ich weiß ja selber, wenn ich jetzt nicht die Energie hätte, bräuchte ich irgendwie zehn Leute mehr, um dieselbe Arbeit zu machen, weil, weißt du, Kombidampf, bla bla, aber früher ist halt alles irgendwie Maschine, dann machst du halt Feuerholz und Brenzner.
Willy
01:30:53
Dein Wok mit Feuerholz, wie du quasi nach Hause gereist bist, also nach Hause, Kinderkreis bist, hast du das gesagt mit dem Vokum, viel mehr Arbeit, da hast du das glaube ich selber gesagt, das könnte ich gar nicht machen.
Jing
01:31:08
Und ich finde es auch krass, dass halt die, die am meisten Angst haben, sind eigentlich die Leute, die am wenigsten Angst haben sollten im Endeffekt. Weil die Jungen, die haben Sorge, aber ich glaube nicht, dass sie Angst haben, was ich meine. Ich glaube, die, die Angst haben, sind die Leute, die einfach schon Um... Was zu verlieren haben. Also ganz dumm gesagt, wenn ich eh nichts zu verlieren habe, wovor habe ich denn Angst im Endeffekt? Und viele reiten auch auf dem, verstehst du?
Willy
01:31:38
Privilegien, Status.
Jing
01:31:40
Aber darauf sollte man sich nicht irgendwie ausruhen. Wir müssen weiter als Gesellschaft, wir müssen neue Sachen erkunden, wir müssen die Gastronomie revolutionieren. Also revolutionieren, ich will nicht revolutionieren, ich will einfach nur langsam verändern, so den Wandel mitgehen und so weiter. Aber nicht negativ, sondern positiv. und nicht so abrupt. Also für viele, man muss halt wissen, in der Gastro ist es halt so, es verändert sich 30 Jahre lang nichts und dann kommt etwas und alle sind dann so schaar. Boah, die Küche. Ja, aber auch in so Raucherlokale und so und Nichtraucherlokale.
Willy
01:32:18
Außer in Österreich.
Jing
01:32:19
Ja, aber Pfandpflicht. Warum? Es ist eine Diskussion, die man nicht führen sollte. es ist einfach so warum haben wir das nie früher gemacht was ich meine und dann ist er so warm und da hat dieser klima schützer aber unterm strich Gastro ist auch ein Pfannsystem, was ich meine, mit den Gläsern und so weiter. Das ist eh schon etabliert. Es ist halt nur noch nicht in die Gesellschaft hinein integriert, dass alle Leute das machen. Aber in bestimmten...
Willy
01:32:50
Das verstehe ich jetzt nicht. Gastro ist ein Pfannsystem?
Jing
01:32:52
Also ich verwende Gläser. Ja, das ist ein Pfannsystem. Es hat schon ein System. Ach so.
Willy
01:32:57
Ja.
Jing
01:32:58
Oder die Fässer sind auch Pfannen.
Willy
01:32:59
Ah, so meinst du. Ja, ich bin schon dabei.
Jing
01:33:02
Du schmeißt ja die Fässer nicht weg.
Willy
01:33:03
Das ist ein Standard eigentlich. Das ist ein Standard.
Jing
01:33:05
Natürlich. Und du zahlst ja auch für das Pfannen und kriegst das wieder zurück und das wird halt abgewickelt und das ist auch ein System, das es einfach schon gibt, unter Anführungszeichen. Natürlich ist es halt für die Gastro wieder anders, weil wir halt, ich weiß nicht, aber das war halt immer so, ich bin da reingegangen und da gab es halt das Pfandsystem, aber früher war es ja auch nicht so. Früher war es auch aus Flaschen, aus den Plastikflaschen wahrscheinlich die Soda, Zitronen gemacht, keine Ahnung.
Willy
01:33:30
Da gibt es ja den Anspruch irgendwie so, alle wussten, dass es nicht geht, bis einer kam und dann kam Thomas und der wusste das nicht. Es sind so gelernte Systeme. Das ist so ein bisschen die erlernte, Unselbstständigkeit.
Jing
01:33:46
Aber in Österreich passiert eh alles schon so langsam. Man kann sich nur drüber aufregen. Entweder man regt sich drüber auf, es ist zu langsam.
Willy
01:33:53
Aber du bist ja ein Plädoyer für die Langsamkeit.
Jing
01:33:57
Außer die Veränderung. Ja, aber darüber kann man sich auch... Ich würde es in keinem anderen Land der Welt sagen, außer in Europa. Wir haben halt das Privileg, dass wir langsam sein dürfen.
Willy
01:34:10
Muss man sich leisten können.
Jing
01:34:11
Natürlich muss man sich leisten können im Endeffekt. Aber wir brauchen es auch nicht mehr. Also wie gut kann es dir noch gehen, wenn es, also das ist natürlich blöd, das ist jetzt auch nicht richtig formuliert. Es gibt noch immer Leute, denen es sehr, sehr schlecht geht. Aber es ist halt kein Vergleich mehr dazu, zu dem, was ich kennengelernt habe als schlecht. Oder was meine Eltern oder vor allem deren Eltern noch einmal, weil ich kenne ja, meine Großeltern sind schon verstorben, weil der war im Korea-Krieg. Was ich meine, mein Großvater, die wurden geschickt, um... Ja, und dann sind das halt die Diskussionen, die du niemals führen wirst, aber zu denen ich irgendwie beitragen muss,
Willy
01:34:50
Weil du weißt… Hast du nur einen Bezug dazu?
Jing
01:34:52
Zum Korea-Krieg?
Willy
01:34:54
Nein, zu den Verlusten, was du jetzt gesagt hast. Nein, ich habe mein Verständnis.
Jing
01:34:59
Natürlich, ich habe keinen Bezug, aber mein Bezug ist zu meinen Eltern und der Bezug, hier arm zu sein. Aber hier arm zu sein, ist nicht dasselbe wie in China arm zu sein, beziehungsweise wie dasselbe wie… Aber warst du das? Natürlich.
Willy
01:35:12
Jetzt lernen wir dich nämlich normalerweise steigen wir biografisch ein in den Podcast das haben wir jetzt ein Packticket Entschuldigung ein Packticket, ja ich werde in der Zwischenzeit die Frage langsam formulieren, wir haben jetzt quasi ein wenig dein Weltbild für Leute am Podcast nehmen wir gerade sein Packpickerl, wir haben jetzt ein bisschen dein Weltbild und eine Sichtweise auf die Dinge gehört. Und jetzt wollen wir ein bisschen herausfinden, nämlich woher dieses doch, sage ich mal, sehr besondere und für dein Alter sehr reflektierte Weltbild kommt. Du hast es jetzt ein paar Mal schon erwähnt, dein Großvater war im Koreakrieg, deine Eltern sind ausgewandert, du kennst beide Seiten, das ist ja glaube ich auch die große Stärke, deswegen freue ich mich, dass du da im Podcast bist, weil du so ein bisschen vermitteln kannst zwischen zwei unterschiedlichen Welten, weil du einen sehr direkten Bezug hast zu zwei Welten. Und jetzt möchte ich verstehen, in welcher Welt bist du damals reingeboren worden, aus welchem Humus hat sich quasi deine Überzeugung und deine Sicht auf die Welt entwickelt? Also in deinen Worten jetzt und was war das für eine Zeit?
Jing
01:36:35
Es ist eine sehr, sehr lange Geschichte. Ich weiß nicht mal, ob wir genug Zeit haben dafür, aber grundsätzlich, also so kurz und informativ wie möglich gestalten. Das Destillat. Ja, genau. Das Destillat, genau. Meine Eltern sind relativ jung hergekommen. Also mein Vater war, glaube ich, so 16 oder so. 16? 16 oder 18. Er sagt ihm, also es sind variiert. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie er das ist. Genau, es ist schon 40 Jahre her. Er war sehr, sehr jung hier, aber hat Stationen gehabt in Frankreich und war halt immer in der Küche tätig. Aber er ist halt hierher gekommen, weil seine Schwester schon da war und hier auch schon verheiratet war und so. Und die hatten hier halt schon eine Basis hier quasi und haben auch schon eine Mietwohnung gehabt. Also damals hat es ja noch, 80er Jahre, genau, ist es hergekommen, eben aufgrund dessen, dass man hier Jobs noch hatte, weil in China damals die Wirtschaft war nichts. Also in China war 80er Jahre Kulturrevolution gerade, also wenn überhaupt, vielleicht war er noch, ich weiß nicht, das ist einfach, weiß man nicht mehr viel von der Zeit. Aber im Endeffekt kommt er eben aus einer Zeit, wo sehr, sehr Gewalt, in China auch sehr, sehr viel Gewalt war und auch oben, unten, Klassenkampf, und auch grundsätzlich vieles falsch gelaufen ist, würde ich mal so behaupten. Würde nicht so sehen, aber ich sehe es schon ein bisschen so.
Willy
01:38:08
Man muss ja nicht immer einig sein.
Jing
01:38:09
Ja, aber es ist halt die Nachwehen vom Krieg, also vom riesigen Weltkrieg nach Wien. Und China war ja nie die Priorität, von der Welt irgendwie aufzubauen, vor allem mit Welt meine ich eigentlich Amerika, wenn wir Europa aufzubauen und Asien ist ja so, aber wurscht. Jedenfalls hat sich halt, aber da geht wieder die ganze Migrationsgeschichte ganz weit zurück, weil man muss halt anschauen, wie sind Chinesen überhaupt nach Europa gekommen, über die Seidenstraße, über Handel und so weiter, über den Wasserweg, quasi den ganzen Weg nach Niederlande und dort Antiquitäten und Handeln im Endeffekt, sind über Handelswege hierher gekommen und man hat halt viel Handel betrieben und es gibt ja schon...
Willy
01:38:51
Globalisieren eigentlich.
Jing
01:38:53
Genau, in den Niederlanden gibt es jetzt schon Chinesen schon oder auch in Amerika sind schon, also jetzt in L.A. Zum Beispiel, das sind ja Generationen deutlich, die sind schon komplett amerikanisch. Also die haben null Bezug mehr zu China, außer dass es Aussehen unter Anführungszeichen, aber die haben null also mit denen kannst du es gar nicht mehr irgendwie... Die Mentalität ist amerikanisch. Und woran sieht man das? Diese Gastfreundlichkeit ist eine andere. Die ist mega freundlich mit dir und dann sind sie halt ... Hey, how are you? Super welcome. Ja, dann reden wir die ganze Zeit und dann ist aus. Aber in China ist es vielleicht nicht direkt so freundlich und ein bisschen so distanziert. Aber wenn man gastfreundlich ist, ist man super gastfreundlich und dann ist es auch etwas, was ein bisschen länger wird. Und da drüben, da merkst du jetzt schon, die sind 300, 400 Jahre dort. Also ich weiß nicht wie lange, oder 200. Auf jeden Fall Generationen.
Willy
01:39:43
Generationen, nicht die gleichen Leute natürlich.
Jing
01:39:45
Ja, und dann merkst du auch die Differenz zu dem in Europa, weil vor allem in Österreich, ich glaube, es gab schon immer hier und da mal Chinesen, eben aufgrund dieser diplomatischen Beziehung, aber in dem Kontext, mein Urgroßvater hat schon damals diese Wasserwege beschritten, aber nach Niederlande damals. Da hat die immer schon eine Connection gegeben und wir haben Steine verkauft, weil dort, wo die herkommen, das ist so ein Steinmetz-Kunst.
Willy
01:40:19
Ja, ja. Also die Kunst herkamen.
Jing
01:40:21
Die haben dann verkauft im Endeffekt und sind dann noch mit diesen Holzbooten oder Holzschiffen oder was auch immer hergekommen. So habe ich es halt erzählt bekommen und es hat immer eine Verbindung gehabt zu Europa. Ich habe einen Urgroßonkel, der hat sich in Deutschland vor vielen, also wahrscheinlich gibt es keinen Kontakt mehr auf jeden Fall, aber der hat eine Deutsche geheiratet. Wahrscheinlich sind die Kinder auch schon, das würde ich nicht mehr wiedererkennen. Vielleicht nur den Nachnamen, vielleicht nicht, ich weiß nicht, wir haben auch nicht mehr denselben Nachnamen. Aber es ist halt, ich glaube immer eine Verbindung nach Europa, also über Jahrhunderte schon. Aber halt nicht in dem Ausmaß, dass man sagt, okay gut, wenn wir sich hier festsetzen.
Willy
01:40:59
Eine Handelsverbindung.
Jing
01:41:00
Genau, eine Handelsverbindung. immer zurückgegangen, es war offen zumindest. Genau, es war offen, immer, ja, weil so funktioniert ja der Handel im Endeffekt früher, nicht? Und meine Eltern sind halt in den 80er Jahren gekommen, sind aber unterschiedlich gekommen, die haben sich hier getroffen.
Willy
01:41:17
Achso, nicht gemeint, nein.
Jing
01:41:18
Nein, nein, nein, die haben sich hier getroffen. Zwei unterschiedliche Familien, da, da, da, und aber doch aus derselben Region, sagen wir, also nicht aus derselben Kleinstadt, sondern mehr, mehr so, also schon aus dem selben Dorfprovinz oder so, wie man sein möchte.
Willy
01:41:34
Bundesland.
Jing
01:41:35
Ja, wenn man, es ist wirklich, du weißt, was ich meine. Und dann haben sie sich hier kennengelernt, im Endeffekt ihr auch in der Gastronomie, weil er hat gekocht, sie hat kellnert und dann haben sie halt irgendwie, ja, verliebt und Kinder. Und so bin ich auf die Welt gekommen.
Willy
01:41:51
Du aus Liebe, ne?
Jing
01:41:53
Also ich wurde hier im Wilhelminenspital wurde ich geboren. Es gibt es jetzt nicht mehr,
Willy
01:41:58
Es ist Was heißt das jetzt anders?
Jing
01:42:00
Ich glaube, es ist jetzt Otterkring oder Klinik Otterkring.
Willy
01:42:03
OTK bist du quasi Otterkring geboren.
Jing
01:42:06
Ja, aber... Ja, geboren, ja. Heißt es Otterkring? Wie war es das denn? Ich weiß nicht, aber es heißt nicht mehr Wilhelminenspital. Ich glaube, es ist Otterkring.
Willy
01:42:15
Wurscht, Wien.
Jing
01:42:15
Wurscht, ja, Wilhelminenspital. Und aufgewachsen bin ich aber, also ich war, ich glaube ein paar Monate war ich hier. Da haben wir damals noch am 15. gelebt, in der Jonsstraße im Meißelmarkt. Und dann wurde ich, hat meine Mom mich nach China gebracht, weil damals die Lebensunterhaltskosten in China einfach viel geringer waren im Endeffekt. Ja, viel, viel geringer. Ja, und meine Oma war ja dort und die hatte eh keine Pension.
Willy
01:42:41
Also, du warst da geboren und dann nach China?
Jing
01:42:42
Ja, genau. Nach zwei Jahren oder drei war ich dann dort und hab dann nur Chinesisch gelernt und so weiter mit meiner Tante und so weiter und bin dort eigentlich quasi aufgewachsen im Dorf. Okay. Und dann für den Kindergarten und so weiter in dem Alter bin ich dann wieder zurückgekommen. Okay. Weil es sich einfach Sinn gemacht hat. Es sind zwei, drei Jahre zumindest die Kultur dort anzueignen.
Willy
01:43:04
Wann ist es wichtig jetzt zwei, drei Jahre?
Jing
01:43:06
Ja. definitiv.
Willy
01:43:07
Was kriegt denn mit aus A2, 3-Jährigen?
Jing
01:43:10
Nein, aber man hat schon ein bisschen den Bezug da noch zu. Weil immer wenn ich zurückgehe, fühlt es sich sehr vertrauter. Also es ist schon, und das war auch wichtig für meine Eltern, dass ich halt irgendwie, bei den Chinesen sind die Wurzeln immer so wichtig, weil es ist dieser Aberglaube an Ahnen, Ahnenkult und so weiter, dass man, dass die Familie halt, also dieses Konfuzianistische, dass die Familie in Einheit und dieses Hierarchische, dass die Älteren über den Jüngeren stehen und so weiter. Aber das ist halt, das hat sich halt so hineingegliedert. Und viele, die in Österreich geboren, Chinesen und auch aufgewachsen sind, haben halt diesen Sprung schon gehabt, immer kurz nach China zurück und dann wieder zurück hierher. Einfach erstens Lebensunterhalt, weil wenn meine Eltern arbeiten, das ist ja das, was wir jetzt als Problem haben, wie kannst du arbeiten und gleichzeitig Kinder aufziehen. Also entweder du hast halt irgendwie einen Elternteil, der in Pension ist und auf die Kinder aufpassen kann, oder du hast ein gutes Kindergartenversorgungssystem, was derzeit diskutiert wird ohne Ende. Ich habe meine eigene Meinung, was das betrifft. Natürlich muss es sein. Also ich habe halt nichts von der Herzprämie, sagen wir mal so, wie es ist. Aber die Leute sollten selbstständig arbeiten können und gleichzeitig auch den Lebensunterhalt von ihren Kindern finanzieren können. Und das war halt damals nicht so der Fall. Deswegen haben sie mich zurückgebracht nach China. Dort hat meine Tante auf mich aufgepasst, meine Oma. Und halt abwechselnd. Große Familien war es damals noch.
Willy
01:44:27
Dann hat das Kindergartennetz griffen quasi.
Jing
01:44:29
Strukturiert. Genau. Sie haben dich vermisst. Ja, nee, aber ich war am Meiselmarkt. Im Kindergarten für das erste Jahr und dann sind wir umgezogen am Gürtel, neunten Bezirk und dort war ich dann im Kindergarten. War immer, wie soll ich sagen, Also Meitermarkt und Gürtel waren ja nie gute Gegenden. Also für Wiener Verhältnisse gute Gegenden, aber für chinesische Verhältnisse immer gute Gegenden. Also so gesehen, Waldgürtel war ja Rotlicht, damals immer.
Willy
01:44:59
Ja, da im zweiten Jahr.
Jing
01:45:00
Ja, und Jonstraße war halt auch SDS. Ja, war unten auch Rotlicht. Also von dem her, das gibt es jetzt nicht mehr. Das ist ja alles schon Vergangenheit. Das ist jetzt was, wir reden von 20, 30 Jahre her. Und das ist aber nur 20, 30 Jahre her. Es hat sich auch viel verändert im Endeffekt. Also Meißelmarkt kann ich mich sehr gut erinnern. Also dieser Geruch, dieser typische Meißelmarktgeruch, wenn ich da reingehe, erinnert mich halt wieder an dieses ganze, ja, das ist der Markt halt. Aber im 9. am Gürtel bin ich dann aufgewachsen, bin im Kindergarten gewesen, auch in der Schule. Es ist das Tollste, was dir wieder erfahren kann, wenn der Zufall dir Bildungsniveau gibt.
Willy
01:45:44
Welcher Zufall?
Jing
01:45:45
Das ist halt das Schlimme, was ich halt sehr, sehr schnell realisiert und mitbekommen habe. Das chinesische Mindset verlangt immer, dass die Bildung an erster Stelle ist,
Willy
01:46:00
Also das leistungsorientiert oder bildungsorientiert?
Jing
01:46:03
Bildungsorientiert, wissensorientiert.
Willy
01:46:05
Wissen. Aber Wissen um das Wissensweg oder Wissen als Leistungstool oder?
Jing
01:46:10
Wissen als Leistung bis hin zum... Bis zum Erfolg, sagen wir. Als Erfolgsgeheimnis, warum man jeder chinesische Elternteil, jeder ist auch wieder, 90% sagen wir, okay, nehmen wir irgendeine Zahl her, wollen, dass ihre Kinder Ärzte werden oder irgendwelche gutverdienenden Ärzte, gutverdienenden Anwälte und so, weißt du, dieses klassische...
Willy
01:46:33
Als Wohl für das Kind oder als Wohl für die Familie?
Jing
01:46:35
So vom Hintergrund her? Beides. Wenn es ihm gut geht, geht es uns gut. Das ist halt so...
Willy
01:46:40
Weil du gesagt hast, konfuzianisch, die Familie, das Fundament.
Jing
01:46:44
Genau, ich baue was auf, dann baust du was auf für deine Kinder und dann geht es halt so weiter. Das ist halt dieses Konfusionistische. Ja, ja.
Willy
01:46:50
Ich glaube, es ist nicht wichtig, also es ist ganz wichtig für die ganz klar, wahrscheinlich für Menschen.
Jing
01:46:54
Ja, genau. Das ist halt, das ist schon Jahrtausende erprobt, wenn man so möchte.
Willy
01:46:58
Ja, es ist drinnen.
Jing
01:46:59
Ja, aber genau, es wurde nur einmal umgelegt, eben durch die zwei Weltkriege, wurde das komplett erschüttert, dieses System. Aber es hat sich wieder ein bisschen da eingefahren.
Willy
01:47:08
Ist es kollektivistisch, kann man das so sagen?
Jing
01:47:10
Ja, das ist das Kollektiv, definitiv.
Willy
01:47:12
Aber das Kollektiv als Familie oder das Kollektiv als nächstgrößere Einheit?
Jing
01:47:15
Konfuzios hat gesagt, die erste Einheit ist die Familie und mit der Familie gibt es dann das Land, den Staat. Also das ist quasi so.
Willy
01:47:24
Also das Individuum spielt gar keine Rolle quasi, oder? In dem Sinne.
Jing
01:47:27
Kann man fast so sagen. Also das ist jetzt nicht explizit so formuliert, aber im Grunde genommen heißt das, du musst dich quasi dem größeren Wohl, dem allgemeinen Wohl unterstellen.
Willy
01:47:35
Aber was macht das mit dem Denken? Das ist das, was mir so ein bisschen, was ich, was macht das?
Jing
01:47:40
Es ist, es ist, Es sind zwei Sachen. Also entweder, also jetzt drückwirkend betrachtet, ich meine, ich habe beides in mir, den Respekt vor den Älteren einfach aus Prinzip, weil das wird dir einfach angeeignet. Es ist so, du musst respektieren.
Willy
01:47:52
Aber das ist etwas, mit dem du brichst gerne, oder? So quasi Prinzipien zu brechen und Mindsets zu ändern.
Jing
01:47:58
Nein, Es ist etwas, man sagt im Chinesischen, es ist ein bisschen eine Knochen hinein. Also ich kann das gar nicht. Zum Beispiel, ich war beim Prof, der war alt, älter, Entschuldigung, immer alt ist.
Willy
01:48:10
Ich bin alt, der war älter.
Jing
01:48:13
Nee, aber ich konnte mich nie, also abgesehen, ich hatte nicht Ehrfug vor seinen Leistungen, sondern Ehrfug vor seinem Alter. Und ich mag das nicht, aber das ist bei mir einfach schon so. Aber im Österreichischen sind es gar nicht mehr so weit hergeholt, weil dieser Respekt, dieses Siezen, Das hat schon ein bisschen eine Verbindung zu dem. Zum Beispiel im Deutschen hast du das nicht so krass, aber hier hast du schon ein bisschen so das Hierarchische, vielleicht nicht aus dem Alter unbedingt oder vielleicht schon, aber es ist ein anderer Zugang. Und da trifft man sich halt schon ein bisschen. Vor allem auch, weil es ist halt auch viel kulturbedingt. Wenn du eine Hochkultur hast beziehungsweise eine Kultur, die halt über mehrere Jahrhunderte sich erstreckt, dann kristallisiert sich hört etwas heraus, was halt für Stabilität sorgt. In Österreich, in China. Deswegen ist Amerika so unkultiviert. Also hat keine Geschichte. Aber unter Umständen ist es das, was halt für Stabilität unter Anführungszeichen sorgt. Nur das hat man in der Kulturrevolution das alles wieder verwerfen.
Willy
01:49:17
Aber man hat es eh nicht rausgebracht.
Jing
01:49:20
Die Schüler haben ihre Lehrer, Kinder ihre Eltern verpfiffen. Weißt du, der hat so richtige...
Willy
01:49:29
Gesellschaften-Zins.
Jing
01:49:30
Genau, aber das ist schnell wieder zurückgegangen. Also schnell, es ist schon zurückgegangen, weil einfach die Werte sich so... Das Krasse am Konfuzianismus ist, dass du es nicht nur als Philosophie-Richtung hernehmen kannst, sondern kannst es eigentlich auch als Gesellschaftsordnung bis hin in die Religion hinein, also bis hin in den Aberglauben hinein strecken. Und da beginnt es halt krass zu wirken, weil wenn du dein Glauben mit solchen, also das sind wie viele Religionen auch, wenn du dein Glauben mit irgendeiner Gesellschaftsordnung, aber nicht mit dem Gesetz per se, also es sind schon Gesetzmäßigkeiten, verbindest, dann kann was sehr, sehr Krasses entstehen. Weil meine Eltern haben einen sehr, sehr starken Ahnenkult, also einen Glauben an Vorfahren und so weiter und Nachfahren und so weiter. Vorfahren bringende Nachfahren und Nachfahren bringende Vorfahren und diese Connection, das ist der Glaube. Aber dieser Input bringt halt sehr viel in dieses Hierarchische, damit man den Älteren quasi Respekt zahlt und so weiter. Jedes Mal, wenn ich nach China gehe, muss ich quasi das Grab meiner Vorvorfahren besuchen, damit ich halt gutes Glück… Es sind Rituale,
Willy
01:50:30
Traditionen, es sind Dinge, wurscht von welcher Seite man sich nähert, das ist jetzt grundsätzlich ein Stabilisierengesellschaft.
Jing
01:50:36
Genau, ich nehme das aber mit, weil ich dann weiß, woher ich komme und da Anführungszeichen. Man weiß halt, woher man kommt, man weiß noch nicht, wohin man geht im Endeffekt.
Willy
01:50:44
Die Frage ist, du weißt, woher du kommst, aber warst du jetzt quasi mit, es sind ja zwar sehr unterschiedliche Welten, eher sehr individualistische, westliche.
Jing
01:50:53
Sage ich jetzt einmal,
Willy
01:50:54
Östliche, wenn man so sagen kann, eher kollektivistisch. Wie bringt man die zueinander, dass die nicht miteinander in Widerspruch stehen?
Jing
01:51:02
Ich bin froh, dass ich nicht in Amerika bin, weil wenn ich die amerikanischen Chinesen anschaue, dann haben sie ja komplett dieses, das sind zwei absolute Normen, verstehst du? Das ist komplett individualistische und so weiter. Und da clasht sich und da macht sich auch wirklich fertig.
Willy
01:51:15
Und in Europa geht's.
Jing
01:51:17
Also vor allem in Österreich geht's. Kompromiss. Ja, Kompromiss. Und in Europa hast du, also man nimmt das ja nicht so wahr, aber in Wirklichkeit hast du das sehr, sehr fest in den Grundzügen auch auch durch dieses Schuldische und durch dieses, will ich nicht sagen Kaiserliche, aber doch irgendwie dieses Erbe von dieser Struktur, was ich meine. Es ist nicht unbedingt feudal, aber du weißt, früher waren es feudale Strukturen, aber ich denke, doch einige Kaiser haben versucht, das aufzubrechen, auch langsam. Also nicht so von heute auf morgen wie in Frankreich zack, guillotine und dann Französische Revolution, sondern Maria Therese hat dann schulen und dann kommen halt...
Willy
01:51:58
Ein bisschen abgeben von der Macht.
Jing
01:52:00
Von der Absolutheit. Genau, dann holen wir ein paar Kanzler rein und so weiter, die haben halt schon ein bisschen, weißt du, was zu sagen. Aber das ist klug, das ist vorausdenkend. Hätten die Nachfolger auch so gedacht, wäre das wahrscheinlich jetzt eine, nicht nur eine Republik, sondern irgendwie auch eine Pseudomonarchie, so wie in England.
Willy
01:52:21
Jetzt habe ich eine blöde Frage, kann es sein, dass uns zumindest in Österreich, dass das deswegen zusammen geht, weil uns beides ein bisschen wurscht ist, auf eine konstruktive Art und Weise wurscht ist. Ein bisschen konfuzianisch oder ein bisschen kollektivistisch passt schon. Wir nehmen es nicht zu ernst, ein bisschen liberal, ein bisschen individualistisch, aber man nimmt es nicht zu ernst, weil wenn man es absolut setzt, geht es nicht zusammen.
Jing
01:52:44
Ja, das ist es.
Willy
01:52:45
Es ist ja quasi im konstruktiven Sinne eine gewisse Wurstigkeit gegenüber der Absolutheit dieser Ansätze.
Jing
01:52:53
Ja, genau das ist es. Man denkt die ganze Zeit, China ist absolut in ihren Aussagen und versucht halt irgendwie Dominanz.
Willy
01:52:59
Das wirkt so, oder? Zumindest habe ich den Eindruck.
Jing
01:53:02
Nein, innerhalb dieser Strukturen ist man sehr bedacht. Das heißt, man versucht nie Brücken zu zerstören, verstehst du das meine? Selbst wenn ich einen Erzfeind habe, so sagt man im Chinesischen. Also wenn es wirklich, aber das ist halt ein sehr krasser Gedanke, dann ist es entweder Vernichtung, also im Sinne von beide gehen unter oder wir leben halt so parallel, aber friedlich, trotzdem mit dem Hintergedanken, wir sind halt doch verfeindet, unter Anführungszeichen, so wie Amerika, China. Wir würden niemals, das siehst du auch im Koreakrieg, mit wie vielen Menschen leben sie quasi, das haben 1 zu 10. Die haben 10 geopfert um einen von denen quasi. So krass ist dieses Kollektivistische und das ist auch einfach dort drüben, weil du hast relativ homogene Bevölkerung Du hast auch 90 Prozent, keine Ahnung, Han-Chinesen und so weiter. Da haben wir ja alle etwa dieselbe Richtung und so weiter. Das ist einfacher, wenn du halt auch homogen bist. Das ist natürlich so. Aber man kann ja auch homogen in den Gedanken sein allein. Natürlich haben sie untereinander auch Stress mit Provinzen und so weiter, weil ja auch unterschiedliche Sprachen sprechen zum Teil. Das sind zwar Dialekte, aber für mich sind es unterschiedliche Sprachen, die nur einen gemeinsamen Kern haben im Endeffekt. Aber all das beiseite gelegt, Das hat halt sehr, sehr viel Einfluss auf mich genommen. Und ich habe diese, also zurück zur Bildung, warum ich finde... Bildung das Wichtigste ist grundsätzlich. Einerseits hat das Chinesische Mich mental darauf vorbereitet, dass ich mit Bildung sehr weit kommen kann. Also wohin es geht, ist eigentlich relativ wurscht. Aber wenn du gebildet bist, gebildet im Sinne von einfach den regulären Weg gehst, kannst du nicht falsch gehen. Man kann nicht falsch gehen, weil es sind Grundstrukturen, es sind Systeme da. Man kann halt nicht vielleicht, das will ja auch keiner. Wenn es freie Bildung ist.
Willy
01:55:03
Also wenn es nicht quasi Ideologie ist.
Jing
01:55:06
Selbst, ja, wenn es halt schulische und dieses ganze strukturierte und logische, systematische Schule, Uni oder halt auch Sekundarwege und so weiter. Egal, einfach etwas, ein Handwerk erlernen oder ob das jetzt irgendwie quasi ein Doktor machen oder was auch immer. Das sind alles, das sind Bildungswege. Und früher in China ist es so, entweder du bist halt irgendwie ein Gelehrter gewesen, aber die wurden auch nicht hoch angesehen, du bist zwar klug, aber du kannst ja nichts, so unter Anführungszeichen, dann hat man die Leute, die Kinder zum Beispiel immer 10, dann schickt man einen dorthin und einen dahin und dann hat es halt irgendwie 5, den schickt man dann zum Kochmeister, weil damals gab es keine so, also in der 80er und 60er oder überhaupt in der Kaiserzeit gab es keine Kochschulen du hast einen Meister, das wird dein neuer Vater, der adoptiert dich und du bist dann Gefolge fürs Leben und so wird dann auch deine, seine quasi seine Bildung weitergegeben. Natürlich sind dann viele Meister ausgestorben, weil einfach neue Sachen gekommen sind. Das sieht man sehr, sehr viele chinesische Filme, wie alte Trompeten. Also das sind nicht Trompeten, aber die schauen aus wie Trompeten. Das war eigentlich ein Meisterwerk quasi. Also du lernst als Kind schon mal Atmen.
Willy
01:56:20
Ein Meisterwerk, jetzt weiß man was.
Jing
01:56:22
Als Kind schon mal das Atmen, also Atemtechniken, du musst viel laufen und so weiter.
Willy
01:56:27
Du hast schon gewusst, das Kind wird einmal den Meister.
Jing
01:56:29
Genau, der Meister musste ich aber akzeptieren früher. Also so wie beim Kochen, genau dasselbe. Ich habe meinen Meister und dem diene ich. Bis ich selber Meister bin im Endeffekt, nicht? Aber ich werde nie Meister über meinen Meister, weil er hat mir alles beigebracht. Das ist halt so dieses System gewesen. Früher hat es sich ja komplett umgewandelt. Aber Grundfesten sind da. Man muss irgendwie ein Handwerk oder etwas erlernen, mit dem man irgendwie durchs Leben kommt. Und das ist in China insbesondere wichtig. Noch einmal, riesige Bevölkerungsstruktur. Wenn du nicht ein Skill hast, um dich herabzusetzen von einem anderen, dann wirst du einfach auf offener Straße liegen gelassen. Aber dort ist es halt so...
Willy
01:57:04
Also mega leistungsorientiert.
Jing
01:57:05
Ja, aber es ist aber manifestiert darin, weil es einfach so eine lange Kulturgeschichte hat und die Leute verstehen das von selbst. In Amerika ist es nicht so. Da denkt man nicht so, okay, man muss irgendwie was, man muss hustlen. Aber was heißt hustlen? Das ist egal, weißt du, du musst einfach, ob du es jetzt moralisch korrekt machst oder nicht, das ist denen egal, weißt du, hustlen. Aber in China ist es schon so, okay, Tarnwerk oder irgendwie eine bestimmte, weißt du, und du fügst dich halt irgendwie wie ein Puzzleteil in dieses gesamte Puzzle hinein und baust halt dieses große Puzzle noch aus, was ich meine. Und natürlich kann es passieren, dass dein Handwerk irgendwann einmal zugrunde geht, was halt passiert ist im Endeffekt. Deswegen gab es ja dann die Revolution und so, aber es hat sehr, sehr lange funktioniert. Also tausende Jahre hat es sehr, sehr lange funktioniert. Und das wurde mir hier mitgegeben, weil meine Eltern sagten, sie haben halt nur ein Handwerk gelernt, aber mit dem kommst du hier nicht rein.
Willy
01:57:56
Was war das Handwerk deiner Eltern?
Jing
01:57:57
Meine Mama hat eigentlich Schneiderin gelernt.
Willy
01:58:00
Wieso?
Jing
01:58:01
Ja, aber es ist halt, da gab es viele Schneiderinnen in China. Weil die Fabriken gekommen sind. Da kannst du das Handwerk wieder schmeißen, weil im Endeffekt bist du eine Fabrikarbeiter im Endeffekt. Und dann hat sie es hierher geschafft und hat es dann irgendwie Deutsch gelernt und dann ist sie Kellnerin geworden. Aber zu mehr als das hat es im Endeffekt nicht mehr gereicht, weil sie hätte sicher viel mehr machen wollen. Nur das ist ja auch ein guter Weg, was ich meine. Auch angesichts dessen heutzutage wäre auch gut, wenn wir wieder ein paar Leute reinbekommen, die Bock haben und so weiter. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Ja, es gibt viele Geschichten.
Willy
01:58:38
Ja, ja, ja.
Jing
01:58:38
Das selbe gilt für meinen Vater, Kochen und so weiter.
Willy
01:58:41
Handwerkkochen.
Jing
01:58:42
Ja, ja, ja.
Willy
01:58:42
Gelernt in...
Jing
01:58:44
Das Ding ist, nach der Kulturrevolution, wenn man so will, ist halt das ganze System ein bisschen zusammengebrochen. Ja. Ich meine, er hat schon Kochen...
Willy
01:58:51
Die Kontinuität ist voll am langen zwischen der Meisterschaft und den Schülern.
Jing
01:58:54
Und so weiter. Genau, genau. Kann man schwer beurteilen, wie super authentisch er noch, aber er kann gut kochen, nur er hat halt seine, also auch Küchenrichtungen und so weiter und dann wurde das schon eigentlich schon, in der Zeit wurde das schon zum Teil schon sehr, sehr stark gegliedert, verstehst du, ich meine, diese Meistergeschichte, eine Generation vor ihm war das noch so, also ich habe Meister kennengelernt, die sind aber so 10 Jahre, also nur 10 Jahre, die haben dann wirklich noch einen Meister gehabt, sind nur mit 6 zu Meister oder mit 10 zu Meister und dann haben sie die ganze Scheiße erlitten, wenn man möchte und ausgepeitscht und weißt du, wenn der Meister scheiße drauf war, das ist wirklich wie ein Leibhäger. Das kann man wirklich, das hat mein Vater natürlich nicht mehr erlebt, zum Glück, sonst wäre er auch ein anderer Mensch und dann hätte er nicht diese Werte weitervermittelt, die er jetzt mir weiterfindet. Er ist noch sehr, sehr konservativ, mittlerweile auch schon ein bisschen offener, weil er schon sehr, sehr lange hier ist, aber die Grundzüge, Bildung ist das Wichtigste, Bildung bringt dich weiter, ein Handwerk musst du erlernen und du musst dich in deinen, du musst in Regelnformen, in den Normenformen, in den Gesetzmäßigkeiten, vom Gesetz musst du halt irgendwie Ehrfrucht haben, etc. Diese Sachen wurden schon mitgeteilt.
Willy
02:00:02
Ist das streng? Tut das weh? Ist das einengend, dieser Druck auf Bildung? Oder ist das etwas, ist das auch angenehm oder konstruktiv?
Jing
02:00:13
Du weißt ja gar nicht, ob das effektiv, du weißt ja nicht, ob das jetzt streng gemeint ist oder nicht. Das war immer ein strenger Haushalt. Also es ist immer streng. In heutigen Verhältnissen ist das schon in heutigen Verhältnissen wäre das schon nicht mehr okay. Es ist schon zu viel.
Willy
02:00:30
Also du bist schränkt aufgewachsen.
Jing
02:00:31
Ja, zu viel ist gut. Also das ist vergleichsweise noch, man muss immer vergleichen, relativ. Also ich wurde schon hier und da mal geklopft, aber nicht mehr so geklopft wie die früher, mit was auch immer, Routen und so weiter. Das ist ja auch wieder der Übergang zum und heutzutage solltest du das ja nicht, weil wir wissen besser. Wir haben die Psychologie des Kindes studiert, wir wissen sehr, sehr viel. Das vergessen ja die Leute auch. Psychologie, Sigmund Freud, das ist ja auch hier. Also Aber das ist auch wieder Wissen, das jetzt nachkommt, nicht? Aber das muss man den Leuten wieder vermitteln. Das ist ja nicht so klar. Man denkt immer, okay, Erziehung ist nur quasi wie heißt das?
Willy
02:01:15
Stock und Zuckerbrot und Beitsche.
Jing
02:01:19
Aber das ist es ja nicht im Endeffekt.
Willy
02:01:21
Belohnung und Bestrafung.
Jing
02:01:22
Wir sind ja keine Hunde. Wir haben ja Kinder mittlerweile.
Willy
02:01:26
Du konditionierst doch Kinder nicht, du sollst sie erziehen.
Jing
02:01:28
Genau, du sollst sie nicht konditionieren. Das war früher halt die Gangart. Bei meinem Vater auch schon nicht mehr. Er hat schon sehr, sehr viel versucht, sehr früh uns zu erklären, warum er denkt, dass es richtig ist. Beziehungsweise welcher Umgebungsdruck ihn dazu zwingt, zu denken, dass es richtig ist. Das ist das, was wir jetzt im Endeffekt machen. Und deswegen bin ich im Bildungsweg immer mit sehr, sehr viel, also das ist durchgedrückt. Er war kein guter Schüler. Also kein guter Schüler. Du? Ja, im Sinne von, ich hatte halt...
Willy
02:01:55
Das würde mich interessieren, ja.
Jing
02:01:56
Nein, ich denke, ich bin nicht dumm. Ja. Aber es ist halt, du kommst halt sehr, sehr schwer in das Bildungssystem hinein, wenn du sprach, also das ist jetzt das heutige Problem, das ist genau die Gesellschaft, das sehe ich genau vor mir, die selben Probleme, die ich gehabt habe, haben wir jetzt als Gesellschaft. Wenn du mit einer anderen Sprache reinkommst, also ist nicht nur das Sprachproblem ein Problem, sondern Mobbing durch Lehrer, durch Schüler und so weiter. Hast du das gehabt? Ja, natürlich, das ist ganz normal. Tatsächlich? Ja, ich nicht immer so schlimm wie meine Schwester, deswegen bin ich auch wie eine Blume bin ich geblüht und meine Schwester hat halt ein bisschen Schwierigkeiten gehabt. Sie ist aber auch ein bisschen älter als ich und so weiter. Und da merkt man einen Unterschied. Und mein Bruder ist zum Beispiel komplett, der ist ja in Chinesisch schon schlecht, würde ich fast sagen.
Willy
02:02:40
Also jüngerer Bruder.
Jing
02:02:41
Ja, mein jüngerer Bruder. Aber dafür ist er schon mental hier angekommen. Also wirklich hier angekommen. Und da merkst du halt auch diesen Generationenkonflikt hier drinnen. Alle denken, das ist irgendwie so eine neue Sache. Und viele Leute auch, wo ich jetzt online gegangen bin, hey, wie kann ein Chinesis so gut Deutsch sprechen oder was auch immer. Ich habe das nie so realisiert, bis halt diese Ebene erreicht worden ist mit sozialen Medien, weil in Wien ist es ja fast nicht so schlimm, weil die Leute wissen ja, wir sind zuwanderungsnah und alle Leute, also es gibt Menschen von allen Ethnien, aber in Deutschland in manchen Ecken sind ja immer so, oh mein Gott, Deutsch sprechen in der Chinese. Aber das ist jetzt, Aber dieses Bildungsding haben meine Eltern bei mir wirklich durchgeboxt. Also wenn ich schlechte Noten hatte, wirklich sehr, sehr schlechte Zeit gehabt in dem Sinn. Aber mein Glück war im Endeffekt, ich hatte eine gute Volksschullehrerin.
Willy
02:03:37
Ah, schau.
Jing
02:03:38
Bildung ist genau das, was ich sage. Zufall und Glück. Meine Schwester hat keine gute Lehre. Das kann ich so viel sagen, wie sie ist. Wenn du von Lehren gemobbt wirst, dann ist sie schon vorbei. Dann bist du eigentlich schon doppelt gestraft, weil du kommst mal schon rein und dieses Bildungsniveau, ich rede jetzt nicht mal von meinen Eltern, sondern Akademiker versus Nicht-Akademiker. Das Niveau ist halt ein bisschen anders, natürlich, weil die können sich vielleicht auch noch Nachhilfe finanzieren lassen und so weiter und so fort. Das kriegst du ja nicht. Und meine Eltern haben mir zum Beispiel die Nachhilfe dann im Endeffekt doch erlaubt, weil wir waren eine bilinguale Volksschule aus irgendeinem Grund. Das haben die auch nicht gewusst, das war Zufall. Und ich kann ja relativ gut Englisch, denke ich. Da bin ich halt nicht irgendwie reingeboren, sondern einfach reingekommen und dann haben sie realisiert, okay, du musst auch Englisch lernen, damit du halt, aber das war ein anderes Niveau für die 90er Jahre, weißt du, Englisch war, ich weiß nicht, ja, es war im Kommen, nicht, irgendwie.
Willy
02:04:38
Du hast schon gemerkt, da gibt es Länder, die reden Englisch, da muss man vielleicht einmal mitmachen.
Jing
02:04:41
Genau, genau, muss man vielleicht einmal. Und dann, mit dem bin ich dann eben, hatte ich einen meiner besten Freunde in meiner Volksschule, der hat mich halt dazu gebracht, dass ich halt in eine bessere Schule gekommen bin, im Endeffekt danach, zwar nicht privat, aber auch eine bilinguale Schule, wo dann das Niveau auch, also nicht anders, aber das Bildungsniveau ist mehr gefördert worden. Also auch das Englische und so weiter, das Internationale. Und Deswegen habe ich auch ein breites Spektrum an, ich denke mal, so fundiertes Allgemeinwissen, wenn man so möchte. Ich meine, nicht nirgendwo richtig spezialisiert, außer vielleicht ein bisschen in der Physik und ein bisschen im Kochen. Aber alles andere kann ich schon mitreden, unter Anführungszeichen. Das kann man ja nicht von allen Leuten jetzt verlangen, weil viele Leute, und das ist meine Ansicht zur Bildung auch, dass man vor allem in der Zeit unserer Zeit, dass man sich in allen Ebenen ein bisschen bilden sollte, um zumindest ein bisschen differenzieren zu können. Ein guter Allgemeinbilder. Ja, damit man zumindest differenzieren kann, ist das richtig oder falsch, was ich meine. Ansonsten ist es halt schwierig, durch die Welt zu gehen, wo alle Leute so viel Zugang zu so viel Information haben und dann das Richtige herauszufischen. Das habe ich ja mittlerweile auch schon schwierig und viele zum Teil, glaube ich, Experten haben auch Schwierigkeiten, jetzt müssen sich zweimal drüber irgendwie schauen, ob das jetzt richtig oder falsch ist im Endeffekt. Und da müssen wir ansetzen, die Leute dazu bringen und allen voran natürlich Sprache, Logik, das sind die zwei wichtigsten Sachen. Alles andere kann man dann im Nachhinein...
Willy
02:06:10
Also Denken. Denken und Denken in Worte fassen.
Jing
02:06:14
Weil das habe ich auch früh realisiert, in welcher Sprache denkst du. Ich glaube, die Leute, die auch schwierig sind, Ich denke in Deutsch. Ich kann schon umschweifen, aber das ist ein Charakterumschwung und so weiter. Und wenn ich dann im Chinesischen bin, rede ich auch ein bisschen anders.
Willy
02:06:30
Haben die drei Jahre gereicht, um Chinesisch zu lernen?
Jing
02:06:32
Nein, ich war dann noch in einer chinesischen Schule. Am Wochenende? Am Wochenende, genau. Das wurde auch noch gefällt. Da sieht man, wie wichtig die Bildung im Chinesischen ist. Dass man die Kinder auch am Wochenende quasi in Schulen schickt, um nochmal ein Skill der chinesische Nebenwahl zu erlernen. Du wirst sehen, die sind, also viele chinesische Kinder werden halt in verschiedene Interessen, und da finanziert sie wirklich gerne bei solchen Musikinstrumente und so weiter, was sie halt für richtig halten und was fördernd ist für die nächste Generation. Also nicht nur für das Kind, sondern für das Kindeskind.
Willy
02:07:12
Man hat Erfurt. Aber denk quasi nachhaltig, also in mehreren Generationen dann, oder wie?
Jing
02:07:17
Also nicht über die übernächste Generation, aber schon.
Willy
02:07:19
Ist es gut oder ist es too much, weil hin und wieder, man kriegt den in, wie soll ich sagen, nur Dokus oder so, aber so eine Leistung, so eine Bildung und da noch rein und da ist noch, wie du sagst, ein Wochenende oder sowas. Ist das, Würdest du sagen, ist das gut oder ist das dann too much schon? Überfordert man dann keine Teilhose?
Jing
02:07:38
Man kann vieles mitnehmen, denke ich. Aber die alten Strukturen, das Problem mit alten Strukturen ist ja, dass sie kein internes System haben, um das zu revidieren, ob das richtig oder falsch ist. Also wenn mal vorne falsch begonnen wird, dann wird es halt immer falscher.
Willy
02:07:54
Folgefehler.
Jing
02:07:54
Genau, Folgefehler. Aber bei uns passiert das nicht, weil jede Generation ist für sich eine Generation. Man nimmt nicht zu viel von der, schauen was mit, aber man versucht halt die Fehler vom letzten, und man streitet auch mit den Generationen davor. Okay, das geht jetzt. Aber in China ist es halt weniger, viel weniger. Also das ist schon ein Machtwort quasi, wenn von oben was herum, also von Großvater.
Willy
02:08:16
Die Vergangenheit strahlt immer durch.
Jing
02:08:18
Also es ist gut und schlecht. In solchen Zeiten würde ich, aber in solchen Zeiten würde ich was behaupten, man muss die Strukturen ein bisschen aufbrechen. Aber nicht zu sehr, weil noch nicht zu schnell, wie gesagt, es ist einfach ein Zeitwandel, ein langsamer Wandel, weil in China hat man das große Problem derzeit auch, dass die jungen Generationen mit diesen Strukturen aufbrechen wollen, aber nicht wissen wie. Und vor allem, die haben ein noch viel größeres demografisches Problem in der Ein-Kind-Politik. Das haben wir ja, das sind ja im Vergleich dazu eigentlich noch gechillt. Nur bei denen ist es halt versetzt. Bei denen kommt es halt in 15 Jahren oder 20, keine Ahnung. Aber es kommt auch. Aber bei denen kommt es dann richtig. Weil auf ein Kind und das ist unmöglich. Also wir haben halt, okay gut, wir haben vielleicht überproportional viele Leute, die dann in Pension sind und so weiter, wir müssen halt schaffen und damit die halt, der Wohlstand aufrechterhalten ist, aber die dort drüben haben dann richtig die Kacke am Dampfen und bei denen,
Willy
02:09:15
Das ist richtig spitz, das ist dann schon ein Kreisel.
Jing
02:09:17
Genau, weil die prognostizieren ja, dass sie bis Ende dieses Jahrhunderts, dass sie um ein Drittel, also das ist dann quasi um die Hälfte schrumpfen, irgendwie so in der Richtung. Was? Ja. Die Chinesen, dann auf einmal 1,5 Milliarden und danach sind es halt noch 800 oder 700 Millionen oder irgendwas in dem Bereich.
Willy
02:09:40
Unglaublich, wie sich die Gesellschaft dann auch verändert kann von der Struktur.
Jing
02:09:43
Überleg einmal, die ganzen Wohnungen, die gebaut werden, jede zweite Wohnung steht im Endeffekt leer, was ich meine. Es ist vielleicht nicht so gut und jetzt tun die ja, das ist halt das Gute in China, kannst halt immer alles steuern und propagieren, so mehr Kinder und die ganzen Medien und so weiter, mehr Kinder Heiraten, Stabilität, Kinder, Heiratung.
Willy
02:10:03
Weißt du über A-App?
Jing
02:10:05
Und dann halt Geld, du kriegst Geld für Kinder. Aber versuch das mal hier umzusetzen. Aber das kannst du nicht erzwingen. Das ist der Lauf der Dinge.
Willy
02:10:17
Das musst du diskutieren. Sag, warum war deine Lehrerin so wichtig für dich? Weil ich habe das immer, gerade im Podcast jetzt, prägende Menschen, prägende Erlebnisse, aber meistens Menschen in der Jugend sind so, so wichtig für den weiteren Verlauf oft. Was war bei dir so? warum war sie so wichtig?
Jing
02:10:36
Ich denke, im Kindergarten hatte ich, also das ist krass, man sich daran erinnern kann, aber da hatte ich eine Susanne. Ja, die heißt Susanne einfach.
Willy
02:10:48
Die Tante Susanne war das damals.
Jing
02:10:50
Die Kindergartenhaut-Tante. Ich weiß nicht mehr, wie sie aussieht. Ich weiß vieles nicht mehr, aber ich weiß, die hatte ich glaube, einen niederösterreichischen Akzent, Dialekt oder was auch immer. Und da fühlt man sich halt irgendwie und die hat halt, die war auch nicht sanft, die war schon rau, die waren alle rau im Kindergarten. Das war so dieses raue,
Willy
02:11:12
Aber es ist okay.
Jing
02:11:15
Ich habe viel irgendwie von diesem Österreichischen, Deutschland mit hineinbekommen, geprügelt bekommen. Also geprügelt wurde nicht, aber diese Struktur, dieses Denken, dieses familiäre, auch die Sprache. Und dann in der Schule selber waren das dann ganz junge Lehrer. Zum Glück. Weil in der Schule junge Lehrer, die halt schon Weitsicht gehabt haben. Also ganz jung. Ja, wie wir jetzt halt. Wie wir, ja. Nicht keine 50 Jahre Alte, die jetzt sowieso auf die Pension warten und ihre Kinder sind ihr egal.
Willy
02:11:51
Du hast eigentlich Ahnung, wie heute ich bin.
Jing
02:11:53
Nein. Ich dachte, du wärst so um die, weiß nicht, Ende 30, Mitte 30?
Willy
02:11:59
Ich bin 45.
Jing
02:12:00
Echt? Okay, gut.
Willy
02:12:03
Das ist das letzte Wir, was du gesagt hast.
Jing
02:12:05
Ja, das ist das letzte Wir.
Willy
02:12:07
Respekt vor dem Alter, du.
Jing
02:12:09
Aber durchaus, ich denke durchaus, dass die ein Bild gezeichnet haben, dass es irgendwie zukunftsträchtig ist, die Kinder auf ihren weiteren Weg im Wissen eine Wissenslaufbahn irgendwie, weil die haben wirklich versucht, was beizubringen. Also war es nicht wirklich egal. Also zum Teil hört man ja von Lehrern, denen es einfach egal ist. Man kann es nicht pauschalisieren. Ich kann nur sagen, meine Lehrerin versus die Lehrerin von meiner Schwester. Vielleicht war es ihr auch nicht egal. Vielleicht war meine Schwester auch ein schlimmes Kind. Ich weiß es nicht im Endeffekt, was der Umstand war jetzt effektiv. Aber es hat halt es ist eine Gegenseitigkeit. und auch natürlich innerhalb der Klasse, die Dynamik. Ich war ein ganz, also ich persönlich war ein schlimmeres Kind.
Willy
02:13:00
Du warst ein schlimmes Kind.
Jing
02:13:01
Ja, viel geweint, weil ich, wenn du vieles nicht verstehst, also du bist im Endeffekt benachteiligt in dem Ganzen, weil die Leute kommen rein und können halt schon viele Sachen, werden ja vorbereitet, waren zum Teil in der Vorschule. Meine Eltern wissen nicht immer, was eine Vorschule ist im Endeffekt, was ich meine. Die kennen Kindergarten, steck dich in den Experts der Schule, was die Empfehlung war von einer Kindergartentante und dann hat sich die Geschichte und macht einen Weg und die wissen ja nicht, was hinter den Noten steht, wie viel Fleiß und nicht Fleiß und das ist halt alles und das ebnet den Weg für den späteren Verlauf, weil das sind ja auch die Jahre, wo du eigentlich am besten Sprache lernen kannst, am besten halt sich kristallisiert, für was zu dich oder alles, was später kommt, ist ja, baue dir auf dem auf. Und das darf man halt nicht vernachlässigen und das sehe ich ja bei meinem Bruder, dem habe ich halt viel mitgegeben und so weiter, der hat genau denselben schulischen Laufbahn verfolgt wie ich, weil ich habe ihm gesagt, nein, du musst jetzt in die Schule kommen, scheiß auf deine Freunde, das ist die bessere Schule, weil ich wusste es dann im Endeffekt danach, Komm hierher, weil hier gute Bildung und so weiter, ich kenne Lehrer und so weiter, den, den, den und so weiter und so kristallisiert sich das dann heraus und so ebnet das den Weg für später, egal was du machen möchtest, das ist egal, das ist im Endeffekt egal was später kommt, aber du bist halt von Grundzügen auf, bist du vorbereitet für manche Sachen im Leben, die dir dann später vielleicht Schwierigkeiten bereitet hätten oder vielleicht wäre es dann komplett schiefe Bahn eingerückt, nur auf Basis dessen, dass man die von Anfang an gut mit hineinträgt in die Gesellschaft, verstehe ich mal. Und das ist halt absurd wichtig und das ist das, Auch der Grund, warum ich umso mehr irgendwie dazu beitragen möchte, dass es irgendwie zurückkommt, weil vieles einfach von meinem Leben, wo ich Glück gehabt habe, ich möchte, dass es weiter fortgeführt wird, was ich meine, sonst macht das keinen Sinn, wenn man das jetzt irgendwie einfach so hinschmeißt und so weiter. Man kann auch sagen, hey, und ich verstehe diese Diskussion auch nicht, warum die Leute heutzutage sagen, wir hatten früher, meine Eltern haben so Ehrfurcht vor Lehrern gehabt, auch wenn das Kacklehrer waren, ich sag's so wie es ist, Ehrfurcht, weil warum? Die haben so eine wichtige Aufgabe und das versteht man nicht, weißt du? Und das ist auch das, was in der Gesellschaft auch ein bisschen fehlt, irgendwie, das Respekt der Lehrer, Sommerferien, ja. Gib du dich mal mit fucking 25 Kindern da jetzt, weißt du, und von denen, weißt du, wer will diesen Job noch machen, weißt du? Natürlich gab's halt ein paar Leute, Beamtenstatus und so weiter. Aber unterm Strich, was ist, für mich ist ein guter Lehrer wichtiger als ein guter Politiker oder was auch immer. Das ist einfach, das ist das Wichtigste, das ist irgendwie so der Rückgrat von unserer Gesellschaft. Ein guter, weil der gute Kopf, ein guter Professor, er zieht auch gute Schüler an, gute Studenten an. Die kommen von aller her wegen dir, wegen ihm und so weiter. Aber das dürfen die Lehrer auf der anderen Seite nicht vergessen. Natürlich gibt es auch viele junge Lehrer, die dadurch halt Und die haben halt irgendwie einen Ansporn und auch irgendwie einen Andrang, weil man wird nicht Lehrer aus irgendeinem Grund. Ich sag's so wie es ist. Die wollen halt auch was Gutes beitragen, aber wenn man die ganze Zeit nur Scheiße entgegenbekommt, dann ist es auch kein Spaß mehr für den Lehrerjob, was ich meine. Und dann schert alle, wie man kann und sagt, alle Lehrer sind irgendwie, machen eh nichts, schauen nur fern. Das ist gestriftet ein bisschen weit auseinander, was ich meine. Zum Teil, Eltern klagen Lehrer wegen Noten und so Geschichten.
Willy
02:16:32
Es polarisiert sich wieder. Es ist heftig.
Jing
02:16:35
Es muss zurückkommen.
Willy
02:16:37
Langsamer werden, Mindset ändern. Ich sehe da schon ein gewisses Muster. Jetzt warst du in der Schule, du hast nachher, deine Eltern haben dann schon ein eigenes Restaurant gehabt, oder?
Jing
02:16:50
Nein, die waren nicht selbstständig.
Willy
02:16:52
Die waren nicht selbstständig? Nein, wir waren nicht selbstständig. Aber Gastronomie, oder? Hast du in deiner Jugend viel Gastronomie mitgekriegt eigentlich?
Jing
02:16:59
Ja, ja. Das schon?
Willy
02:17:01
Irgendwo muss ja die gastronomische Wurzel quasi ein bisschen herkommen.
Jing
02:17:05
Ja, abgesehen davon, dass wir immer gut gegessen haben, weil immer gut gekocht wurde zu Hause. Das ist schon mal ein Vorteil.
Willy
02:17:11
Nein.
Jing
02:17:11
Es ist aber die Realität. Wenn du früh in Kontakt kommst mit gutem Essen, oder gutem Essen, also relativ gutem Essen, dann weißt du auch Wertschätzung bis hin zu also ich habe sehr, sehr viel erlebt, wie meine Eltern gekocht haben, weil das hat, diese Perspektive hat man ja nicht mehr heutzutage. Früher war das auch noch semi-legal, die haben ja auch noch geschlachtet zu Hause. Tatsächlich? Nicht mehr, ja. Also ich will jetzt nicht eine große Glocke läuten, aber du musst wissen, die Leute sind aus Ungarn hergefahren, so Viehzüchter und die...
Willy
02:17:47
Haben die ganzen Viecher gebracht, ne?
Jing
02:17:48
Genau, und ich weiß nicht, ob du das noch kannst.
Willy
02:17:50
Nein, man hört immer noch so, ja, heute sind es Gerüchte, Gerüchte, die dann wieder verzehrt werden, wenn wir da Horradschüften rausarbeiten.
Jing
02:17:56
Nein, die sind einfach mit einem Lastwagen zum kleinen Laster gekommen, da gab es halt lebendes Geflügel und wenn man so möchte, Bio-Eier oder was auch immer man das nennen möchte. Einfach Eier, die frisch gerade gelegt worden sind von diesen. Und da haben sich halt sehr viele, die sich mit Chinesen und auch andere, Also alle Arten von Geflügel geholt frisch und dann zu Hause noch, wie in China halt, frisch.
Willy
02:18:23
Das kannst du dir erinnern?
Jing
02:18:24
Ja, in der Badewanne. Also es ist schon etwas, was man sieht und ich konnte das dann nicht essen. Ich sage es so, wie es ist. Ich habe aber kein Problem damit, das auch zu machen. Aber ich weiß nicht, es war einfach... Ich esse, das Odeur war anders. Es schmeckt ganz anders, wenn du es frisch, wie wenn du es aus dem Kühlhaus oder, es schmeckt halt viel, du schmeckst halt viel mehr Leben, habe ich das Gefühl. Also es ist ganz, ganz komisch, das irgendwie zu formulieren. Es schmeckt ganz anders. Oder vielleicht war die Fütterung anders. Ich weiß nicht, was es war im Endeffekt. Oder vielleicht ist es so, wie es schmecken sollte. So Bio und, und, und das, so freiläufende Hühner. Und die schmecken halt dieses intensive, dieses, dieses Leben. Oder vielleicht war das einfach eine psychologische Geschichte bei mir als Kind. Aber ich konnte, die haben es auch anders zubereitet, muss ich sagen. Alles, was gekauft worden ist vom Supermarkt, haben sie anders zubereitet als das, das haben sie super authentisch und original chinesisch mit irgendwelchen Wurzeln und so und vielleicht was das, ich weiß nicht, das sind viele Faktoren.
Willy
02:19:25
Aber es war richtige, also authentisch.
Jing
02:19:28
Ja, die haben alles, die haben das Blut verwendet, die haben die Organe verwendet, die haben die Knochen verwendet, also den Hahnen kam gestritten, wer das Essen darf und so.
Willy
02:19:37
Woher kommt das eigentlich? Das hört man ja immer, chinesische Küche, also inzwischen ist ja die traditionell chinesische, die originale, ist ja der Trend jetzt nicht, also jetzt geht man ja, wie ich war ja, Curryhuhn, auch Tschetsi und so weiter, also ist meine Jugend, Curryhuhn geliebt, also chinesisch essen, ganz toll, was die Chinesen so essen und so. Jetzt ist es ja traditionell und da ist ja ganz oft die Lokale, dass ja wirklich sehr, sehr viel vom Tier verarbeitet wird. Also eigentlich nose to tail in Reinkultur oder mega nachhaltig. Woher kommt diese Tradition, wirklich das ganze Tier zu essen? Ich sage jetzt mal, du hast vorher gesagt, zwei Milliarden Leute, das wird alles reduziert auf das Wesentlichste. Ist es aus der Not geborenen quasi Ding oder ist es eher aus einer Tradition heraus oder ist es so, woher kommt das?
Jing
02:20:27
Ich glaube, es ist aus der Not geboren zwar, aber wenn man es jetzt unterm Strich wirklich subjektiv beurteilt, sind ja diese, wenn man das Tier jetzt ganz beurteilt, man hat nur ein Tier, dann sind ja gerade die Sachen, die wir hier als weh sehen, quasi die Raritäten und Delikatessen. Du hast nur so eine Niere, unter Anführungszeichen.
Willy
02:20:51
Oder einen Kamm.
Jing
02:20:52
Oder nur einen Kamm, oder? Aber der Hühnerbrust ist so ein Ding, oder das Filet ist so ein Ding, oder die Lände ist so ein Ding. Aber du hast halt nur eine Schnauze und die Schnauze ist nur so. Und die Schnauze ist eigentlich ein geiles, also es schaut halt kliniker aus, aber es ist ein geiles Produkt. Ohren. Schweineohren zum Beispiel. All diese Sachen, ich meine, das sind eigentlich etwas, was im Chinesischen als Delikatesse zählt versus, also natürlich sind sie vielleicht nahreich, vielleicht nicht so nahreich wie die anderen Körperteile, aber von einem Tier, je weniger es gibt, desto rarer ist es. Ich kann aus, wie soll ich sagen, ich kann aus einem Schwein auch nur Einen kleinen was auch immer herausschneiden, aber dafür habe ich Schweinebauch habe ich auch maß, kiloweise. Und das ist es glaube ich viel mehr, was man irgendwie nicht vor Augen hält, ist der Bezug, vor allem je weiter man im Westen geht, desto weniger Bezug hat man zum Originalprodukt. Wenn du in Amerika schaust, wie die Hühnerbrust ausschaust. So ein Ding. So ein Handel, so eine Brust. Ja, so eine Brust, genau. Woher guckt es dich? Was ist das für ein Handel? Was ist das für ein Vieh? Aber diesen Bezug hat man halt noch in bestimmten Regionen. Also das schwindet auch immer mehr. Man sieht das ja auch mittlerweile fast nur noch als Delikatesse. Man sieht halt irgendwie so Hühnerfüße und sieht nur noch das Essen, aber nicht mehr das Tier. Aber früher hat man wirklich alles. Ich habe das vor mir.
Willy
02:22:27
Genau, wollte ich fragen. Ich hab's ja alles verarbeitet, mit dem bist du aufgewachsen.
Jing
02:22:31
Ja, du spielst mit dem Kaninchen in der Früh und am Abend was auf dem Tisch. Es ist ein Nutztier, Haustier und dein Abendessen. Und alles von dem im Endeffekt. Was du essen kannst, kannst du essen. Und das ist auch erprobt.
Willy
02:22:43
Kann man das lernen oder muss man mit dem sozialisiert worden sein?
Jing
02:22:46
Ich denke durchaus.
Willy
02:22:48
Wie schwierig ist es dann quasi traditionell, also ich sag jetzt einfach immer traditionell, wie schwierig ist es dann, dass quasi einem sozialisierten Europäer, zu vermitteln, dass das eigentlich Delikatessen sind, normal ist, also normal, was immer normal ist, wie schafft man das dann? Das ist ja dann quasi dein täglich Job, wenn du quasi in einem Restaurant sowas anbietest, wie schwierig ist es das zu vermitteln?
Jing
02:23:15
Ja, es kommt ja darauf an, welchen Bezug man dazu hat. Wenn man keinen anatomischen oder keine grundsätzlichen biologischen Vorstellungen hat vom Tier selber, dann ist es halt ein Gericht. Dann kann es Schweineohr sein oder es ist halt irgendwas Knuspriges von irgendeiner Frucht oder was auch immer. Also es interessiert dich ja nicht. Und wenn ich es gut zubereite jetzt, wenn ich das Odeur vernichte und es halt irgendwie so hinschneide, dass du nicht mehr wiedererkennst, das könnte eine Jackfruit sein, keine Ahnung was es ist, was ich meine. Und dann denkst du so, okay, aber das ist ja das ist genau das, was ich als Koch mache. Ich bin kein Fleischhauer, kein Fischer oder sonst irgendwas. Die können das viel besser als ich. Das Tier zerlegen. Aber dafür bin ich einer, der kann das so hinbiegen, dass du nicht das Gefühl hast, dass du das isst. Ich könnte das... Wenn du ein Chinesen bist, du siehst alles Chinesisch, du bestätzt A und B und dann kriegst du es serviert und isst es einfach, du weißt nicht, was es ist, aber es schmeckt.
Willy
02:24:21
Aber entschuldige die Frage, wenn du jetzt sagst, nimm mal Schweineoar.
Jing
02:24:27
Du brauchst die Assoziation nicht, damit es gut schmeckt.
Willy
02:24:30
Ich habe die.
Jing
02:24:31
Assoziation und manchmal ekelz mich davor.
Willy
02:24:34
Aber es war nicht Teil der klassischen chinesischen Küche in China, das Schweineoar als Schweineoar zu tarnen, wie du gerade gesagt hast, um es zu essen, sondern da gehört ja die Wahrnehmung genauso dazu.
Jing
02:24:48
Genau, genau. Da wird es schon schwieriger,
Willy
02:24:51
Oder?
Jing
02:24:52
Du meinst jetzt, wenn ich jetzt komplett traditionell gerichtet, wenn ich schneide, schneide Schnauze. Du musst es sehen auch.
Willy
02:24:58
Das ist ja schon wieder so quasi vereuropäisiert. Ich schneide zusammen in Streiferl.
Jing
02:25:02
Damit du diskutierst. Ja, aber die Frage war ja, wie bringe ich es dem näher? Ich bringe es ihm so näher. Durch die Verschneierung? Einfach so zu tun, als wäre es nicht. Es macht einen Unterschied, ob ich dir jetzt ein Fettstück vom Schweinebauch gebe oder ein Fettstück von der Schnauze. Oder halt die Haut. Oder ob ich dir den Haxen gebe oder ob ich dir die Stelze gebe. Das ist ja auch dieses Fett dran. Das ist ja alles dieses Fett, die Haut. Es schmeckt anders. Natürlich schmeckt es anders. Es ist ein anderer Körperteil. Andere Maserung, andere Konsistenz auch zum Teil, je nachdem, wie du es zubereitet. Aber im Endeffekt kannst du es ja nicht wissen. Deswegen kann man auch so viele Sachen quasi ... Also man muss halt eine Vorstellung haben, was passiert mit den Sachen. Ja, viele Gerichte erkennst du nicht wieder, verstehst du, ich meine. Das ist ja auch der Sinn der, meinetwegen, Au-Cuisine, irgendwelche Knochen zu verarbeiten zu irgendwelchen Fonds und dann irgendwie, wer würde einen Knochen so essen? Ich würde einen Knochen so essen, ich würde einen Knochen mag so, aber wenn der Knochen mag jetzt in der Suppe drin ist oder irgendwie ist reduziert, dann ist es wieder wurscht, nicht? Aber wer sagt dir, was da drin ist im Endeffekt, nicht? Aber das ist ja auch irrelevant.
Willy
02:26:15
Aber wie weit willst du quasi, wenn du traditionelle Kirche machst, wie weit willst du dekonstruieren oder wie weit…, musst du die dekonstruieren, um sie dann quasi aus, ich sage jetzt mal pauschal, in Österreich anbieten zu können. Hat sich da der Grad der Dekonstruktion verringert über die letzten Jahre? Also man kann mehr zeigen von dem, oder ist es immer noch so, weil auf der Speisekarte nie war mal was über Insekten gemacht, Ausstellung zu Insekten als Lebensmittel. Du kannst es viel besser verkaufen, wenn du es quasi faschierst und in eine Fleischlauerl gibst, oder wenn du es aus der ganzen auf den Teller legst. Also du brauchst immer so eine leichte Dekonstruktionsleistung, um etwas verträglicher zu machen. Reduziert sie die oder muss man es doch noch komplett dekonstruieren?
Jing
02:27:03
Ich glaube, also es war immer, also ich denke, es war immer gleich. Also die Leute, die das nicht als E-Kraft gesehen haben, die wird es geben und die Leute, die das als E-Kraft sehen, die wird es auch geben. Aber das ist erklärend.
Willy
02:27:18
Oder wie bei Insekten. Insekten essen ist ja im Prinzip...
Jing
02:27:21
Würde ich fast nicht so behaupten. dass es gelernt ist.
Willy
02:27:24
Sozialisierte Ekel vor Insekten zum Beispiel, oder?
Jing
02:27:27
Weiß ich nicht, ob es wirklich so ist. Ich meine, das ist ein großer Faktor, auf jeden Fall. Ja, aber es gibt ja Leute, die sind einfach Angst vor Spinnen. Aber es ist, glaube ich, etwas, was einfach auch prehistorisch vielleicht auch quasi... Ich weiß nicht, ob es sozialisiert ist oder ob das instinktiv ist, wenn wir Schlangen sehen. Schlangen, was mein Gift. Ob das jetzt sozialisiert ist oder ob wir jetzt schon instinktiv sehen, das Ding hat mehr als zwei Beine, wir sind oder keine Beine und wir sind. Verstehst du? Deswegen vielleicht essen wir lieber Kühe und manche Leute essen ja keine Meeresfrüchte, weil es einfach so ekelhaft ausschaut oder Angst, aber Säugetiere sind uns näher und das kann man, verstehst du, ich meine? Aber es ist halt unterm Strich Sozialisierung ist definitiv, aber vieles ist, glaube ich, einfach auch in uns instinktiv drinnen, wenn wir etwas sehen, was halt unseren Augen nicht gefällt. Also ich weiß nicht, inwiefern das jetzt instinktiv sein kann, aber ich denke schon, ein gewisses Unterbewusstsein kriegt man quasi erbt man da irgendwie mit, weil man bestimmte Gefahren einfach aus dem Weg gehen möchte, unter Anführungszeichen. Das ist man dann vielleicht nicht so gerne. Also ich kann mir vorstellen, ich bin mir nicht sicher. Also was jetzt Gefahr ausstrahlt, was nicht. Aber es gibt sicher Sachen, die für uns halt nicht so ansprechend sind. Und dann später vielleicht noch durch Sozialisierung nochmals.
Willy
02:28:56
Wann du jetzt draufblickst, also auf die, du bist ja quasi mit, die chinesische Küche gibt es ja nicht. Es gibt ja viele regionale Küchen, es gibt ja nicht die österreichische Küche, aber in Österreich klar ist. Aber was würdest du sagen, sind so die ganz klassischen Unterschiede zwischen einer österreichischen Küche, einer chinesischen Küche, auf Basis von Geschmack, Konsistenz, wenn man es versucht zu charakterisieren, was trennt die Küchen, was verbindet sie? Wie würdest du es am besten beschreiben?
Jing
02:29:30
Ich habe ein bisschen einen, also du meinst jetzt die österreichische Küche oder die europäische Küche?
Willy
02:29:35
Beide, ja die österreichische.
Jing
02:29:36
Du musst wissen, die ursprünglichen Kulinariken grundsätzlich jetzt unabhängig davon, ob man jetzt die chinesische oder die österreichische jetzt ansieht, wenn man die kaiserliche Küche jetzt ein bisschen betrachtet, also so viel habe ich mich jetzt nicht hineinstudiert, dass ich jetzt sagen kann, aber wenn du schaust, wie die die Rezepte aufgebaut haben früher, was vom Tier verwendet worden ist, was als quasi als Geschmacksträger. Wir verwenden ja Öl, die verwenden Fett, Talg, Ähm, ähm, tierisches Fett. Tierisches Fett, Butter, blablabla. Wir verwenden ja irgendwelche vielleicht, äh, ähm, Natron oder Stabilisatoren, was auch immer, und wir verwenden einfach 10 Eier. Der hält dann, weißt du, was ich meine? Ja, aber das ist so, entweder du schlägst dann, weißt du, und heute haben wir Maschinen und das Eiweiß wird halt steif geschlagen. Früher sind halt eine Stunde gestanden, damit der Kuchen steht. Das heißt, der Zugang ist immer dasselbe gewesen. Du hast halt irgendwas, du musst mit allem was anfangen und aus der entsteht dann die Kulinarik. Weil am Anfang war halt Feuer und du hast das reingeschmissen und dann Maja-Reaktion und dann schmeckt es halt geiler und ein bisschen Salz. Boah, Salz. Und dann hast du halt Steak und was auch immer. Und dann vielleicht Rare, vielleicht Semino, was auch immer. Aber dann, um von dort dann weiterzugehen, so, ich habe jetzt Knochen, was kann ich mit dem Mangel? Okay, mach jetzt dein Werkzeug draus. Aber später dann herauszufinden, okay, in dem Knochen ist noch Knochenmark und mit dem Fett kann ich auch noch was machen und nicht nur hernehmen und irgendwie verbrennen oder was auch immer. Der Zugang ist einfach der menschliche Zugang mit dem historischen Wissen. Wenn du verstehst, was ich meine. Nicht dieses wissenschaftliche, weil aus der Kultur heraus entstanden. Genau, aus den Umgebungen, aus dem Terror. Und einfach zu sehen, als ich habe eine Niere, das Ding hat eine Niere, also das ist halt irgendwie dieselbe Funktion. Also was es genau macht, wissen wir halt nicht. Wir versuchen halt irgendwie herauszufinden, aber wenn ich das esse, hilft es vielleicht meiner Niere, weil es halt Niere ist Niere. Also das ist halt irgendwie der chinesische Aspekt, dass Sachen, die du isst, oder hier sagt man ja auch, du bist, was du isst, nicht? Und dass das dem hilft. Deswegen essen ja auch Rinderpenisse und so weiter. Aber unter Umständen ist es halt, es ist genau dieselbe Konstruktion der Küche. Es gibt sehr, sehr viele Parallelen. Aber wirklich. Und die kaiserliche Küche hat sich auch mit den französischen Küchen ausgetauscht.
Willy
02:32:13
Du weißt, dass von der kaiserlichen machst du jetzt die...
Jing
02:32:16
Ja, halt K&K hier. Und halt die kaiserliche Küche drüben. Die haben sich nicht so krass beeinflusst. Ja, aber dort, aber hier einerseits durch die Multikulti-Ungarn und die ganzen Einflüsse, aber eben dann quasi reduziert auf das Wesentliche und dann gab es ja schon im 18., 17. Jahrhundert ja schon so richtige Leistungen, Kochleistungen, was man wirklich als Leistung betrachten kann, wie man das irgendwie so richtig quasi rezepttechnisch auch durchdacht. Zwar mit anderen Argumenten, aber doch durchdacht angegangen ist.
Willy
02:32:55
Elaborierte Rezepte, wo es schon mehr Kulturgut geworden ist.
Jing
02:32:59
Das Einzige, was die Franzosen gut gemacht haben, Entschuldigung, dass ich das jetzt sage, aber sie haben noch mehr Struktur reingebracht. So wie in der Mathematik. Wirklich, die haben wirklich dieses Strukturierte, wie in Frankreich, dass man Soßenbasis hat und so weiter und halt irgendwie quasi alles irgendwie so nach einer Logik, nach der Systematik hingeht und auch die Küchenmannschaft aufbaut wie eine Brigade. Das ist halt das, was die halt quasi... Aber definierte Küchensprache ist französisch. Genau, das ist das, was sie komplett durchgespielt haben. Aber die Art zu kochen und so weiter, das ist im Österreichischen wirklich Wenn es einem Kaiser genügt, unter Anführungszeichen, dann muss es schon was haben. Und kann man sagen, durchaus, vielleicht, dass die Kochtechniken im Französischen dann noch mehr verbessert wurden, aber ich denke, durchaus unsere Mehlspeisen und so weiter, also dieser Zugang, den früher, das ist schon, es ist eine eigene Leistung, unter Anführungszeichen, was es für Torten gibt und so, das gibt es in China nicht. Also diese Art der Kultur, dieses Süße.
Willy
02:34:13
Warum eigentlich? Kannst du das erklären? Hast du eine Antwort drauf oder weißt du es sogar vielleicht?
Jing
02:34:17
Der Aufwand, solche Sachen zu machen, der rentiert sich nicht. In China ist schnelle Küche einfach das Wichtigste, was du machen kannst. Dass du frisches Produkt so schnell wie möglich einfach eisfertig zubereitest und einfach damit... Effizienz. Effizienz, genau. Wie gibt es das? Wie kannst du ein Gulasch kochen für, weiß ich nicht, fünf Stunden?
Willy
02:34:34
Fünf ist ja viel zu wenig. Und dann dreimal aufwärmen noch.
Jing
02:34:37
Und die Hälfte der Bevölkerung wäre schon krediert. nicht, aber es ist, also es ist jetzt dumm gesagt. Ja, ja, klar.
Willy
02:34:43
Ja, reduziert heute auf Kernaufsage.
Jing
02:34:46
Genau, hier, hier, deswegen haben die halt so viel Fokus drauf gelegt zu fermentieren, weil es ist eine Vorstufe von dem, okay, ich muss mal halbbarer machen auf der einen Seite, aber der Geschmack kommt dann durchs Fermentieren, weil die Zeit macht's, aber ich brauche keine Energie fürs Fermentieren in Wirklichkeit, weil das ist die Natur, es ist der Wind, es ist die Sonne, also ich tue es Sonnentrocknen, ich tue es reifen, ich tue es was auch immer und hier ist es, okay, ich muss halt effektiv doch auch Energie. Und das nimmt es ja halt deswegen mit, weil wir hier auch kalt haben. Und die Wärme, wenn wir eh schon Wärme haben, können wir die Wärme auch abwärmen, auch nutzen, um was zu kochen. Also wenn wir schon Feuer haben. Also denke ich durchaus, dass das irgendwie eine Verbindung damit hat.
Willy
02:35:23
Also was du jetzt sagst, ist so ein bisschen, wenn ich das ganze Gespräch jetzt ein bisschen reflektiere, chinesische Küche, Auch Kultur ist ein bisschen, effizient, aus der Not heraus, auf der schieren Menge der Menschen. Es waren ja nicht immer viele Leute.
Jing
02:35:46
Das waren immer schon viele Leute.
Willy
02:35:48
Ja? Also das ist wirklich, geht nicht nur 100 Jahre zurück, sondern wirklich weit zurück, immer schon viele Leute.
Jing
02:35:53
Ja, an irgendeinem Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte hatte in China ein Drittel der Weltbevölkerung oder so. Oder irgendwie so eine ganz, ganz grammatische Zahl.
Willy
02:36:02
Okay, aber es ist wichtig für das Verständnis, Weil ich kann sagen, China war immer schon groß, es waren immer schon viele Menschen, das heißt, lang zurück in der Kultur hat sich die Kultur immer schon aus einer gewissen Ressourceneffizienz heraus entwickeln müssen und aus dieser Grundbedingung, also eine wichtige Grundbedingung, haben sich dann ganz viele Sichtweisen, Küchen, Kochtechniken etc. Abgeleitet auch, oder?
Jing
02:36:32
Das ist das eine, das andere ist aber auch Ressourcen. Ich sage es einmal so, Europa war in Bezug auf Kulinarik nie so ressourcenreich wie der Nahe Osten oder der Ferne Osten, weil es auch klimatisch bedingt ist. Die Kartoffel ist ja auch aus Amerika gekommen oder Paradise und so weiter. Das gab eine italienische Küche ohne Tomaten. Das kannst du dir nicht vorstellen, oder? Aber das ist erst nach Kolumbus. Das ist vielleicht ein paar hundert Jahre alt. Man kann ja gar nicht älter sein. Was haben die früher gemacht? Weißt du, was ich meine? Und das ist halt der springende Punkt. Keine Ahnung. Ja, genau. Was haben die früher gemacht? Was haben die früher gegessen? Ich meine, das stellt sich eh nie jemand die Frage im Endeffekt. Herkunft und woher? Naja, doch. Ja, ich stelle mir die Frage. Und ich frage mich halt selber, okay, wie authentisch kann etwas sein, wenn das Produkt, wie zum Beispiel, ihr seht schon, Chili kommen auch aus Amerika. gar. Das heißt, die Schärfe muss früher von irgendwas anderes kommen. Ingwer, Senf, Wasabi, sowas. Aber nicht vom Chili. Aber Chili ist jetzt das dominante Ding. Und wenn man sagt, Chili gibt es vielleicht seit 300, 4. Irgendeine Zeitspanne, die nicht die ganze Menschheitsgeschichte überdauert hat.
Willy
02:37:45
Nicht bei der Sinosaurier, sondern...
Jing
02:37:48
Und dann von Authentizität zu sprechen. Immer wenn ich diese Diskussion habe, der Junge, der kann doch gar nicht, weil der ist aufgewachsen hier, aufgewachsen dort. Der kann auch gar nicht authentisch. Aber was ist denn authentisch? Was ist authentisch? Was ist denn, also wenn es schmeckt, ist es authentisch oder wenn es jetzt gut ausschaut, ist es authentisch. Ich weiß nicht, was es ist, im Endeffekt.
Willy
02:38:08
Naja, heute muss alles authentisch sein. Es gibt nichts Authentischeres.
Jing
02:38:11
Als einer kocht wirklich für dich. Das ist heutzutage mein Set von authentisch. Solange so wenig wie möglich maschinelle Arbeitsschritte drin gewesen sind, ist es authentisch. Ich sage es so, wie es ist. Ich sage es so, wie es ist. Egal.
Willy
02:38:24
Also Authentizität, Ich sehe zum Gegenbegriff, zu industriell.
Jing
02:38:26
Genau. Ohne Spaß. Es ist wirklich genauso, wie ich es als Authentizität... Es gibt auch nicht... Es gibt hunderttausende Varianten vom Wiener Schnitzel. Also natürlich, es sind nicht... Ich sage es so, wie es ist. Ich sage es so, wie es ist. Es macht einen Unterschied, welches Fett du von mir in das ist.
Willy
02:38:46
Guteschmeiß.
Jing
02:38:47
Spalten sich die Geister manche Sachen.
Willy
02:38:49
Mir ist es immer... Ich finde es besser.
Jing
02:38:53
Wenn es... Ja, aber...
Willy
02:38:59
Sag.
Jing
02:39:01
Manche meinen, es ist es besser, wenn man es einfach in einem, sagen wir mal, nicht tierischen Fett frittiert oder sowas. Ich meine, das kann ich ja nicht irgendwie wegnehmen von dem, verstehst du? Es sind einfach verschiedene Ansätze und wie die Butterbröseln auszusehen, die Semmelbröseln auszusehen haben, ist auch eine Frage. Müssen es ganz fein sein, grob? Ich habe keine Ahnung.
Willy
02:39:20
Du hast doch nicht einmal angefangen, ein Rührei machen. Also das ist ja schon ein komplexes Gericht.
Jing
02:39:24
Aber wofür streitest du im Endeffekt? Wenn du anerkennst, die Leistung deines Gegenübers, der dir kocht, und das schmeckt dir, dann ist dieses Verhältnis schon aufgebaut.
Willy
02:39:37
Zwischen Streit und Einigkeit ist ja ein großer Raum, der durchaus spannend sein kann, wo du quasi in einem konstruktiven Wettstreit miteinander trittst. Du hast einen Streit, du hast die Einigkeit, beides ist fad. Also, das ist fad und das ist deppert. Aber zwischendrin spürt halt irgendwie... Ist eh gut, dass es verschiedene Schnitzeln gibt.
Jing
02:39:55
Mir tut es schon wie, wenn Leute zum Beispiel in gebratenen Nudeln Paprika reingeben. Das sage ich so, wie es ist. Weil ich kenne es nicht so. Machen aber Leute. Machen auch, glaube ich, zum Teil Chinesen, aber ich bin einfach der Meinung, das hat da drin nichts verloren. Aber da halte ich meine bescheidende Meinung für mich und koche mein Gericht.
Willy
02:40:12
Jetzt wissen es alle.
Jing
02:40:15
Es ist eine Schwierigkeit, weil ich habe es halt so beigebracht bekommen und mein Palette ist auch von meinen Eltern ein bisschen geerbt. Du hast eine Referenz im Kopf, ne? Genau. Wenn da jetzt Paprika drin ist, ist es doch irgendwie anders. Es ist so wie, keiner diskutiert bei einer Pasta, ob jetzt in eine Bolognese XY reinkommt oder nicht reinkommt. Oder Carbonara. Boah, das ist ja das. Sahne. Ja, genau. Aber was ist denn so schlimm daran, beides so authentisch zu realisieren, wenn beides auf seine Art oder Beide schmeckt. Da geht es um Identität,
Willy
02:40:47
Oder? Ich glaube, da fühlen sich Menschen in ihrer Identität, in ihrer Tradition entwurzelt.
Jing
02:40:54
Solange du deine Butter nicht selber geschlagen hast, solange du die Kuh nicht selber gemolken hast, solange du deine Guanciale nicht selber irgendwie...
Willy
02:41:02
Deinen Wok nicht selbst geschmiedet hast.
Jing
02:41:04
Wo beginnt Authentizität? Ich kaufe mir meinen Wok aus der Industrie von irgendeinem Kambodscha oder keine Ahnung, oder ich kaufe mir einen Guanciale irgendwo aus Spanien, keine Ahnung, woher das Ding kommt. Und dann sage ich, okay, authentisch. Es gibt, ich weiß nicht, ist es die Rückverfolgbarkeit in der Zeit?
Willy
02:41:23
Historizität quasi.
Jing
02:41:24
Ja, aber dann weiß ich, ich weiß, sind das frische Nudeln oder welche Nudeln passen dazu? Das ist ja wieder ein ganz, ganz, ganz großer Diskurs an, welche Nudeln passen zur Bolognese?
Willy
02:41:35
Einer der Filmbegriffe, den jeder verwendet, jeder glaubt, der weiß was und sobald du dann die Frage stellst, was heißt authentisch, dann zerfällt der Begriff in tausend Teile.
Jing
02:41:42
Ich sage einfach...
Willy
02:41:44
Regionalität.
Jing
02:41:46
Wenn einer wirklich for real für dich kocht, also Das ist authentisch. Außer es schmeckt nicht, dann kannst du nicht authentisch schlecht, aber bist du auch authentisch? Was ich meine, das bist du. Du hast ein schlechtes Gericht gemacht, bist du authentisch schlecht. Das ist authentisch. Ist das so, wie es ist, nicht? Du hast gut gekocht, authentisch gut. Authentisch ist immer auf den Menschen, denke ich, bezogen und vielleicht sogar auf das Individuum. Ob du authentisch bist, ist das Gericht dementsprechend authentisch. Aber sobald irgendwie fälschlicherweise das Gericht von einem anderen als deines bezeichnest, dann ist es ja, ich weiß nicht, ob das, ich weiß es nicht. Ich will diesen Begriff jetzt nicht irgendwie in einer Schublade stecken und sagen, ich habe jetzt recht, das ist authentisch. Jeder soll sich für sich selber irgendwie herausfinden, Meinungen kann jeder haben, aber im Endeffekt muss es für mich einfach nur schmecken.
Willy
02:42:36
Wenn ich quasi die Küche deiner Kindheit, deiner Eltern, wie für dich gekocht wurde, kriege ich das? ist das, käme das an der Autohätizität vielleicht noch irgendwo in die Nähe.
Jing
02:42:53
Beziehungsweise, ich habe China-Restaurant essen immer gefeiert, ich dachte immer, das wäre die Art und Weise, und zu Hause ist so, machen wir irgendwas gerade, aber zu Hause habe ich ganz was anderes gegessen, also zu Hause habe ich ganz was anderes gegessen, also zu Hause habe ich ganz was anderes gegessen, als im Restaurant, aber ich habe immer gedacht, dass beides authentisch ist, also es ist Restaurant essen und zu Hause, Also so wie, ich gehe in ein Restaurant essen und esse irgendwie Pizza, aber ich mache mir die Pizza nicht unbedingt zu Hause, sondern esst dann.
Willy
02:43:21
Aber ihr wart nie in einem China-Restaurant, wie sie quasi aus meiner Jugend her, ihr seid nie auf, ihr seid nie, ich merke auch, wie die Sprache ist, ihr seid nie auf Curryhund und auch Tschets gegangen, oder doch?
Jing
02:43:33
Doch, auch. Ja, mache ich jetzt auch immer.
Willy
02:43:37
Ihr müsst auch noch geschwind die Kamera machen.
Jing
02:43:40
Sprich ruhig weiter. Ich meine allgemein, ähm, Ich weiß nicht, ob das die anderen Leute machen, die in der Gastronomie auch tätig sind. Aber ich, mein Vater ist zum Beispiel einer, der isst urungern sein eigenes Essen. Aber wenn es andere Leute kochen, isst das irgendwie gerne.
Willy
02:43:59
Ist sein eigenes Essen nicht gern?
Jing
02:44:00
Also nicht gern, sondern er ist halt so, das kenne ich aber von einigen Köchen, die so sind, die ihr eigenes Essen nur probieren.
Willy
02:44:08
Ist das so, wie wenn ich meine eigenen Podcasts nicht anhöre?
Jing
02:44:11
Möglicherweise. Ich weiß nicht, was es ist, aber es ist bei mir auch oft so, dass ich viel glücklicher darüber bin für andere Leute zu kochen, denen es schmeckt.
Willy
02:44:19
Ja, okay.
Jing
02:44:20
Und vielleicht ist es nicht einmal das, was mir schmeckt. Was ich meine? Mein Vater kocht die ganze Zeit acht Schätze, aber das ist ja nicht das, was ihm schmeckt, sondern vielleicht ist es das, was einfach gut geht. Weißt du, was ich meine? Und er isst aber viel lieber einen Schnitzel. Aber das kocht er nicht. Verstehst du? Und da beginnt, also ich weiß nicht, wo es beginnt oder wo es endet. Aber im Endeffekt, ich bin ein Allesfresser, nicht nur in Bezug auf die Zutat, sondern in Bezug auf alles. Solange es gut ist. Und natürlich habe ich mein eigenes Bewertungsschema, das darf nicht giftig sein. Es darf nicht giftig sein. Es darf nicht giftig sein. Es darf nicht irgendwie es darf unter Umständen nicht es darf nicht giftig sein, es darf nicht versalzen sein. also den Grundriss muss es einfach halten also wir haben bestimmte Geschmäcker die nicht überreizt werden sollten wenn es zu scharf ist, ist es ja auch schlecht also alle denken, es muss so scharf sein wie möglich aber das ist ja auch schlecht gekocht man kann
Willy
02:45:27
Schlechtes Kochen durch viel.
Jing
02:45:28
Schärfe kaschieren genau, das ist der springende Punkt es ist vielmehr ein Ausbrancierung von vielen Sachen wie in vielen Leben auch und vieles probieren Und ich habe es halt auch realisiert, dass der Zugang, ich sage es halt so, wie es ist, ich habe halt wirklich Glück, dass ich den Zugang von beiden Seiten kenne, von dem chinesischen und vom europäischen. Ich habe fast, so gesehen, fast beide Gaumen, auch wenn meine Genetik das irgendwie nicht erlaubt, ich habe keine Ahnung. Aber im Endeffekt ist es halt so, ich kann einen Schnitzel genießen, ich kann auch bestimmte, ich kann einen Beuschel genießen, aber ich kann gleichzeitig auch diese ganze Schafe genießen und ich kann auch Milch trinken, nicht so wie viele Chinesen, die sich ansparen bei Milch und Butter und Laktosientoleranz. Ich kann es einfach. Ich kann einfach beide Seiten. Und deswegen, wenn ich meinem Vater zum Beispiel serviere Carbonara, das ist er sehr ungern. Er ist einfach sehr deftig und sehr viel Käse.
Willy
02:46:25
Weit außerhalb der Referenz.
Jing
02:46:27
Ja, und es ist halt für ihn nicht mehr natürlich, wenn man so möchte. Und dann die Natürlichkeit für Leute seiner Generation ist sehr wichtig, weil sie keine Referenz haben zu dem, was gut oder schlecht oder gefährlich oder nicht, sondern sie sehen halt, sie sind das, mit dem sie aufgewachsen sind, mit dem fühlen sie sich wohl. Deswegen gehen die auch, wenn die außer Essen, immer chinesisch essen. Wenn ich den... Das ist ein Grund. Wenn ich den zum Beispiel vietnamesisches Essen serviere, sind die auch so. Und da denkt man sich, okay gut, das ist ja alles asiatisch. Nein, ist es nicht. Sushi zum Beispiel isst meine Mama ungerne, aber Sashimi isst sie sehr gerne. So rohen Lachs isst sie. Mein Vater zum Beispiel gar nicht. Aber rohen Rind isst sie nicht. Also das ist irgendwie auch viel Präferenz und das kann man einfach nicht definieren und da muss man das in den Video wieder in den Vordergrund stellen und einfach, man kann ja nicht, als Gastronom weiß man das, oder auch Koch, man kann nicht alle pleasen mit einem Gericht. Dem einen schmeckt es, dem anderen nicht. Es gibt kein ultimatives Gericht. Das ist das fadeste Gericht,
Willy
02:47:29
Das allen schmeckt. Das charakterloseste.
Jing
02:47:32
Genau, aber auf der anderen Seite… Will ich halt zumindest, dass es den meisten Leuten schmeckt. Dass ich halt nicht kritisiert werde von allen Leuten, dass es halt schlecht ist. Aber da gibt es halt schon ein paar Sachen, auf die man achten muss. Nicht übersalzen, nicht übersüßen. Nicht giftig. Nicht giftig, genau. Aber in den Grundzügen ist es einfach das Verständnis. Ich sehe es auch bei meinen Eltern. Und ich sage, die sollen was Europäisches kochen, Spaghetti. Die machen einfach chinesische Spaghetti. Es ist ganz, ganz absurd.
Willy
02:48:04
Chinesische Spaghetti.
Jing
02:48:05
Ja, es ist Ketchup drinnen in Frankfurt und ich vertraue mir, es ist das, was man hier als sacrilegious, wie sagt man im Deutschen, einfach als hättest du irgendwie irgendwas Religiöses gerade
Willy
02:48:22
Was ungetascht zu stören oder so. Ihr freut jetzt gerade das Wort Ja.
Jing
02:48:27
Aber genau, das, was die Philippinen zum Beispiel, weißt du nicht, ob du bei Jollibees mal warst, das, was dir als Spaghetti machen zum Beispiel, schmeckt finde ich. Also es ist Ketchup, Frank-Butter und Spaghetti-Nudeln. Sakrileg. Sakrileg, genau. Es ist halt so, wie es ist.
Willy
02:48:45
Warum hast du eigentlich damals gastronomisch geprägt? Warum hast du studiert? Du hast Physik studiert. Warum Physik und und, Warum dann die Rückkehr in die Gastronomie?
Jing
02:49:01
Warum Physik? Ich denke, jeder soll ein bisschen Physik studieren. Aber ob man auf die Grundzüge des Universums oder der Welt, des Menschen, was auch immer.
Willy
02:49:12
Kommen wir wieder zurück zum Anfang.
Jing
02:49:16
Zurückzukommen ist halt das Reinste, was du machen kannst, entweder Mathe oder Physik. Denke ich durchaus.
Willy
02:49:23
Du hast vorher gesagt, du warst ein durchschnittlicher Schüler. Oder Physik und Chemie, Physik speziell, aber Physik und Mathe, das machen dann schon eher die, ich sage mal, die mit einer Affinität, das waren dann meistens auch oft die Gescheitern, zumindest die, die was dann weitergemacht haben. Warst du so ein….
Jing
02:49:41
Man kann sich auch überschätzen im Leben, nicht?
Willy
02:49:45
Das ist ja die Realität.
Jing
02:49:47
Ich meine, ich überschätze mich sehr oft in einer Gastro, also rückblickend und auch nur überschätzt. Man überschätzt sich die ganze Zeit und dann geht man über die Grenzen hinaus und dann kreiert man vielleicht hoffentlich mit Glück und Zufall und Blut und Schweiß und was auch immer etwas Neues und wird erfolgreich oder nicht erfolgreich, je nachdem, wie man Erfolg misst. Und bei Physik war es genau, Physik war für mich, ich bin froh, dass ich das Tuch gedrückt habe und ich bin froh, dass ich studiert habe, aber es ist, wenn ich es im Vorhinein so gesehen hätte, wie es dann im Endeffekt geworden ist, es ist ja nie so, wie man es sich vorstellt, dann hätte ich, weiß ich nicht, ob ich dann nicht Schiss davor gehabt hätte, das irgendwie anzufangen. Es ist, weil Schulphysik ist ein, es ist so wie Schulmathematik oder sonst irgendetwas, was man in der Schule lernt Chemie. Also man kommt rein und dann denkt, man hat schon irgendeine Basis in Physik, weil man hatte ja schon in der, im Gymnasium hat man schon ein paar Jahre Physik gehabt, da kommst du rein und dann kannst du gleich anschließen und dann machen wir ein paar Experimente. Du kommst rein und studierst eigentlich alles von neu. Und das erste Semester war mein schlimmstes Semester und da habe ich auch realisiert, Bei mir war die Volksschule relativ gut, aber die Oberstufe war das Niveau, also ich will jetzt keine Schulkritik jetzt üben und so weiter, man könnte schon ein höheres Niveau erwarten in unserem Land. Ob es jetzt, ich meine, weil halt Österreich auch sehr, sehr titelgeil ist und jeder halt irgendwie studiert haben muss und so weiter, was eigentlich komplett absurd ist, weil in der Schweiz. Auch in Bezug auf Verdienst und auch auf Ansehen und so weiter, ist das Sekundar oder wie den Weg, den zweiten Weg, den dritten Weg, ist es genauso gut angesehen, wenn nicht sogar eher angesehen, wenn du ein Handwerk kannst, wenn du halt bestimmte Sachen in deinem Feld quasi extrem gut kannst, wird das besser entlohnt oder du hast halt eine gewisse Wertschätzung der Arbeit. Köche verdienen auch relativ gut und so weiter. Aber natürlich passiert das wieder auf einem anderen System. Das sage ich jetzt nicht, dass das System irgendwie besser ist dort drüben etc. Es ist jetzt effektiv, aber so, dass es dort drüben... Also zwei große Unterschiede. Das eine ist, hier fliegst du durch, wenn du in einem Fach quasi... Am Fünfer. Ja, genau. Also dort nimmst du es mit. Dort ist es so, wenn du in einem überragend bist und im anderen Kacke, dann kann das überragend irgendwie das Kacke... Abfedern. Genau, abfedern. Und auch mit einem negativen Abschluss zum Beispiel in Deutsch, aber du bist halt in Mathe, bist du halt der Überflieger, dann kommst du halt irgendwie durch, bist du dem Ziel, zu dem, du kommst im Endeffekt und dann spezialisierst dich nachher eh sowieso dort rein. Aber natürlich ist es nicht so, dass ich sage, wir müssen so machen, aber wir müssen halt ein bisschen überdenken, wie das Schulsystem oder worauf wir uns irgendwie zukünftig vorbereiten.
Willy
02:52:45
Was wäre dein Zugang?
Jing
02:52:47
Mein Zugang?
Willy
02:52:47
Oder was wäre der Wunsch?
Jing
02:52:49
Allgemeinbildung, das habe ich gesagt. Allgemeinbildung und also Bildung darf nichts kosten. Also bis zum gewissen Grad nichts kosten. Das ist das Wichtigste überhaupt. Das ist das Einzige, wo du Menschen weiterbringen kannst und nicht irgendwie, und das sage ich jetzt nicht, jetzt Bildung im Sinne der klassischen Bildung, weil wenn du siehst, wie ich, ich will es jetzt nicht irgendwie groß aufziehen, aber ich sage es jetzt in jeder Branche, wenn ich mir Elektriker anschaue, Installateur oder eben Koch, du kannst dieses Theoretische nicht vernachlässigen, weil aus der Theorie entstammt die Praxis. Das heißt, du könntest als Elektriker zuerst ein Studium machen oder parallel dazu. Dann sagt man, was braucht ein Elektriker für ein Studium? Wie wäre es denn, ein bisschen Physik studiert? So ein bisschen die Schaltkreise nicht nur am Planen.
Willy
02:53:40
Das Warum seines Büros. Genau, warum, warum, warum. Nicht das Wasser.
Jing
02:53:43
Genau, warum verlegst du jetzt diese Rohre und nicht diese Rohre oder was auch immer. Oder beim Kochen auch. Früher war es immer ein Handwerk, oder? Das ist auch genau das, was ich sage. im China Meister und man folgt dem und dann lernt man das genauso und macht es genauso und ändert nichts. Das ist authentisch, das ist konservativ. Das sind viele von meinen Meistern, die es mir so beigebracht haben, wenn du eine Veränderung drin machst, hast du quasi sein Rezept verändert, hast du eigentlich verkackt. Aber unterm Strich, wenn ich ihn frage, warum machst du das?
Willy
02:54:13
Können wir uns auf eine Definition von Authentizität einigen, die lautet authentisch bist du dann, wenn du das Warum deines Handeln kennst.
Jing
02:54:25
Aber das geht ja noch bis zum gewissen Grad. Ich meine, das ist eine gute Aussage.
Willy
02:54:27
Naja, wenn du sagst, das ist mit dem Rohr, weil wenn ich jetzt Elektriker bin, ich bekomme mit Strom in das. Aber der hat halt ein Rohr herum, das isoliert irgendwas und du weißt, warum das Rohr in der Dimension da drinnen ist und du kannst mir das sagen und du legst nicht einfach nur ein Kabel in ein Rohr. Ja, aber nicht nur das. Und dann weißt du das, warum du das tust.
Jing
02:54:44
Genau, aber es geht ja noch tiefer. Es geht ja noch tiefer. Da will dann sagen, okay, gut, das schützt vor dem und dem, aber dann kannst du einen physikalischen Hintergrund da auch noch hinterfragen. Weil es fließt ja kein Strom, es sind ja eigentlich die, es sind ja die Energiewellen, die da jetzt...
Willy
02:54:57
Ja, aber irgendwann nach dem letzten Grund... Ja, aber irgendwo muss man ja...
Jing
02:55:01
Ja, aber das ist das, was ultimativ unsere Gesellschaft weiterbringen wird, weil es bringt nichts, das sage ich aber, das ist nur so jetzt hineingeworfen, es bringt nichts, mit Asien zu kämpfen um die Jobs, die eh keiner machen möchte im Endeffekt, weil die immer billiger produzieren und immer billiger sein werden als wir. Es ist besser, wir haben sogar, sagen wir, Schneider, die sich mit der Materie, mit Biologie auskennen, dass sie wissen, wie Rinder funktionieren, wie Leder quasi zu Leder wird. Das ist ja die große Meisterschaft,
Willy
02:55:33
Das kennt man, ich kenne jetzt eigentlich eher traditionell aus dem japanischen, wo du sagst, ich beschäftige mich wirklich 20, 30 Jahre, das ist ja das Prinzip.
Jing
02:55:40
Was du gesagt hast. Ja genau, aber bei denen ist es noch immer handwerksbezogen.
Willy
02:55:43
Handwerksbezogen.
Jing
02:55:44
Genau, aber wie ich meine, es ist wissensbezogen.
Willy
02:55:46
Wissensbezogen. Ja, ich meine, wenn ich jetzt koche.
Jing
02:55:48
Aber nicht aus einer Meta-Ebene und über alle blicken und so, allwissen und so, ich weiß es besser, sondern vielmehr das Handeln, wie du sagst, das Warum mit hineinzunehmen, ist halt in den Grundfesten, dann haben wir halt einen Bezug und so sind wir halt immer und das ist das, was Europa in Wirklichkeit definiert, dieses Besserwissen, unter Anführungszeichen, aber halt ohne dem Klugscheißer-Ding, sondern wirklich das Besserwissen.
Willy
02:56:18
Das Besserwissen.
Jing
02:56:19
Genau, das Besserwissen. Und darauf die Bildung dann auszubilden. Wenn du dann hingehst, in der Schweiz wird das schon ein bisschen so in diese Richtung verfolgt, habe ich das Gefühl. Wie gesagt, wenn du in bestimmten Thematiken sehr, sehr gut drinnen bist, dass du das dann verfolgen kannst und dann halt das wirklich bis zum Ultimum machen kannst und dann bist du auch ein Experte darin, auch wenn du nicht irgendwie Professor von irgendwas bist, aber der Professor weiß ja auch nicht alles besser. Wenn du dein Spezialgebiet hast, den Schallplatten XY hast du und dich wirklich bis hin zurück verfolgen, also du bist halt der Experte in Schallplatten, was auch immer und dann reicht das ja schon. Also ich meine, wie viele von denen gibt es, ich weiß nicht mehr. Und aber du musst halt alle Fragen kennen und alle antworten drauf.
Willy
02:57:02
Als Meisterschaft.
Jing
02:57:03
Genau, als Meisterschaft und das geht ein Leben lang. Also das wissen ja die meisten Leute nicht, okay, ich habe jetzt drei Jahre zum Beispiel Kochlehre und ich bin jetzt Koch. Weiß ich nicht, ob das jetzt so in dem Ausmaß nicht stimmt oder stimmt, aber es gibt noch sehr, sehr viel zu erkennen und zu studieren. Das ist genau wie das Physikstudium nie aufhört. Ich kann Bachelor machen, ich kann Master machen, ich kann PhD machen, ich kann Postdoc machen, aber in Wirklichkeit forsche ich die ganze Zeit an Fragen, die noch nicht beantwortet sind. In der Küche gibt es so viele Fragen, es macht sich aber keiner irgendwie die Mühe darüber, warum macht man, warum, was ich meine. Und da geht es ja auch schon über Foodsicherheit, ein bisschen zu, weißt du, Ernährungswissenschaftler wären eigentlich sehr, sehr gute Köche. Denke ich durchaus, aber die haben mit dem Handwerk nichts zu tun, die können vielleicht nicht nochmal, ich weiß es nicht, jetzt sind wir vorhin genommen, nicht nochmal schneiden, sagen wir. Aber es wäre gut, wenn du einen Koch hättest, der auch vielleicht Ernährungswissenschaftler ist, oder einen Fitnesstrainer, der gleichzeitig auch Koch ist und so, weißt du, das ist auch Crossover, Fusion Aber da reicht es ja auch quasi ein, also das systematisch irgendwie von der Lehre, wie wir sie im klassischen Sinne kennen, wegzugehen und das halt wirklich zu, aber da braucht es halt brillante Köpfe. Das ist das, was ich sage. Leute, die halt auch dieses Wissen haben und es so formulieren können, dass das auf Basis dessen, der Professor weiß wirklich vieles mehr. Und wenn ich mich spezialisiere, bin ich in meinem eigenen Feldprofessor und dann sind wir eigentlich fast so auf Augenhöhe, kann man schon drüber diskutieren, aber ich mache das dann und er macht das dann und dann hat man halt irgendwie, was ich meine, der Schüler, im Chinesischen soll der Schüler nie den Lehrer übertrumpfen. Bei uns soll es der Gegenteil sein, dass du, ich möchte was weitergehen, weil ich werde auch alt, aber du musst jetzt was Neues, bring was Neues, bring was, so kommt der Fortschritt und so weiter. Und dahingehend, ich weiß gar nicht, wo die Frage begonnen hat.
Willy
02:58:54
Nein, passt schon. Du hast ja irgendwann einmal gesagt, so ein Spruch, also die Frage war ja auch ein bisschen, du hast Physik gemacht, du hast irgendwann einmal so gesagt, bei so einem Video, ein Differenzieren ist Handwerk, integrieren ist Kunst und so, wo es auch ein bisschen so Richtung die Meisterschaft dann geht, aber hast dann auch einmal gesagt, du bist im Physikstudium, du hast in Zürich, glaube ich, studiert, in einem Meer voller Wale geschwommen, du hast dich als Fisch gefühlt oder sowas, glaube ich. Du schwimmst jetzt im Ozean der Gastronomie, Wie fühlst du dich da? Hast du dich entschieden, deine Meisterschaft in der Gastronomie zu suchen, im Kochen?
Jing
02:59:32
Und ich habe halt Schwierigkeiten dabei, weil wir wieder zwei Welten angrenzen, weil das Handwerk, ich habe sehr, sehr viel Respekt vor dem Handwerk. Also wirklich sehr viel Respekt. Den hatte ich, bevor ich wirklich selber begonnen habe, so mich hineinzusteigern ins Kochen. Ich konnte halt schon immer irgendwie kochen.
Willy
02:59:50
Aber das ist das... Hast du eine Ausbildung gemacht? Eine Kochlehre? Nein, nein, nein.
Jing
02:59:53
Keine Lehre? Keine, keine Kochlehre. Spannend. Aber eben quasi, ich habe zwei Meister gehabt und meinen Vater. Das heißt, es ist eigentlich eine andere Art der Lehre. Und dann eben der Zugang aus dem, sagen wir, aus dem Akademischen, das Ding halt anders zu sehen im Endeffekt. Ich sehe eine Kochstelle nicht als Kochstelle, ich sehe halt viel mehr. Ich sehe Temperaturen, ich sehe Messungen. Das ist ja, was eine Zeit lang auch quasi die Art Cuisine war, war ja dieses ganze Molekular-Ding und so weiter. Aber das ist halt nur, ja, aber wurscht, lassen wir mal beiseite. Aber im Grunde genommen ist Kochen ja viel mehr Physik, als man möchte, oder Chemie oder Biologie im Endeffekt, Anatomie. Zum Teil können ja Fleischhauer, machen ja nichts anderes als Chirurgen, nur mit halt größeren Werkzeugen. Aber wenn du wirklich so kleine Sachen… Oh Mensch,
Willy
03:00:44
Ja, was du mir zuschaust.
Jing
03:00:45
Wie schnell die das machen. Also ich hatte früher nie diesen Bezug, dass das Handwerk so krass sein könnte. Aber nachdem jetzt das Handwerk immer mehr so aus unserem Fokus herausfällt, umso mehr realisiere ich eigentlich, was das für ein Handwerk ist. Walkschwinge und dass jede Bewegung Es ist wirklich absurd, das zu sagen, aber jede Bewegung ist quasi ein Muskelreflex von dem Handwerker. Ja. Also dieser Schnitt.
Willy
03:01:19
Aber du fällst wieder zurück quasi ein bisschen auf die alte Tradition. Also du versuchst irgendwie quasi in der Zukunft diese Meisterschaft.
Jing
03:01:23
Aber die realisieren das selber nicht. Das ist der sprüngende Punkt. Die, die es realisiert, das hast du vorhin angemerkt, die Japaner haben es realisiert, dass das erst kommt, wenn du zehn Jahre lang denselben Fisch geschnitten hast, dass du diesen oder halt bei manchen geht es vielleicht schneller, drei Jahre.
Willy
03:01:39
Hoffentlich, ja.
Jing
03:01:40
Ja, aber dass es im Endeffekt das ist und dann kannst du halt den einen Fisch gut schneiden.
Willy
03:01:44
Ja, das eskaliert ja dann gleich wieder mal in ganz schräge Eigenarten.
Jing
03:01:49
Aber dieses Handwerk so für diese Begeisterung, das haben wir aber hier auch in sehr, sehr vielen Sachen. Nur wir haben halt den Bezug und diesen Fokus verloren und die verlieren selber den Fokus, weil sie das weniger selber wertschätzen. Wenn du realisierst, wie vergöttert Köche in Europa werden, aber in China sind Köche die ärgsten irgendwelche Leute, was ich meine. Das ist wirklich so, war auch früher so. Die Franzosen haben das irgendwie gebracht, dass der Koch irgendwie so ein richtiges Symbol für für, ich weiß nicht, was das ist, aber so verehrbarer ist. Früher waren Köche ja richtige. Früher waren Köche nicht so gut angesehen. Und in China mittlerweile ein bisschen besser, aber früher, wenn du nichts kannst, bist du Koch so quasi. Wenn aus dir nichts wird, oder wie man sagt, nicht? Und das ist halt der springende Punkt, wo du dann das Handwerk halt realisierst, aber gleichzeitig das sind Grenzen meines Wissens. Ich habe mich immer besser gefühlt mit Wissen, aber wenn du dann zum Handwerk gehst, bist du mit deinem Wissen wirklich, stoßt dann irgendwo an. Also du brauchst deine Zeit, um da jetzt hineinzukommen. Das Wissen kannst du dann aneignen, aber die Umsetzung vom Wissen ist einfach… so relevant mittlerweile, aber genauso umgekehrt. Also die haben das alles gelernt, aber wenn ich die frage, warum, sind die natürlich auch an ihrem Latein angestoßen, weil sie sich auch nicht zu viele Gedanken drüber gemacht haben, warum sie jetzt gerade das Öl eine Sekunde vorher oder nachher reingeben, aber sie machen es immer gleich. Also man denkt die ganze Zeit, okay, es ist das Rezept und das ist das, was mich auch ärgert, es ist nicht das Rezept. Das Rezept sagt dir nicht genau an, welche Temperatur, der Gradient, also wie die Veränderung, worauf du achten musst, Portionen, das macht alles so einen gravierenden Unterschied, man denkt das nicht. Deswegen gibt es ja auch immer, bei dem schmeckt es irgendwie besser als bei dem. Auch wenn das Rezept gleich ist, kann es sein, dass der Zucker eine halbe Minute später abgelöscht hat, weil dann mehr Karamellisation, mehr Alkohol rein oder was auch immer und dann hast du eine ganz andere Note und dann überstimmt die eine das eine oder das andere und dann hast du halt ein anderer, aber Zutaten immer gleich, 100 Milliliter und bei ihm ist es auch 100 Milliliter, aber das ist nicht 100 Milliliter, das ist so 50 jetzt und 50 später oder wie
Willy
03:04:06
Hast du das gelernt so schnell?
Jing
03:04:08
Ich habe wirklich Meister, also echte Meister Meister in meiner Küche, die genau was ich gesagt habe, das mit der Zeit mitgenommen haben, weil die sagen, wie die Sachen, also wir Sachen erlernen ist so, okay gut, ich gebe dir irgendwie quasi, ich gebe dir was vor und liest das durch und dann schießt mal Fragen und dann diskutieren wir drüber. Bei denen ist er so, schau zu. Er sagt, schau zu. Also ich sag mal, wie kochst du das? Schau zu. Bei uns, also normalerweise so, da gibt es das Rezept und so 100 Milliarden und dann machst du die Schritte und dann bist du, schau zu. Schau zu und dann so, ja, so, so und dann musst du halt quasi, um das Gericht zu perfektionieren, so wie er es macht, musst du genau seine Bewegungen imitieren. Das ist das Harte, das ist unmöglich. Unsere Anatomie ist anders. Du bist ein bisschen kleiner, das ist unmöglich und da kommt die Authentizität auch wieder zum Vorschein, weil ich kann niemals so kochen wie, ich hab das dann gefilmt irgendwann einmal, weil ich es nicht gepackt hab, da fehlt irgendwas, verstehst du? Ich meine, das hat mich so aufgefallen, die meisten Leute würden das irgendwie so mit 90% durchgehen lassen, aber ich hab selber gewusst, das ist nicht der Geschmack, den er jetzt irgendwie auf den Teller bringt. Ich weiß nicht, was es ist, aber es ist irgendwas und dann hab ich halt realisiert, okay, für ein Gericht Videos studiert.
Willy
03:05:22
Das wird beim Skifahren bei dem perfekten Lauf für die Arne, bis du da hast, Videoanalyse gemacht.
Jing
03:05:29
Bei einem Gericht habe ich das gemacht und dann habe ich es nie wieder gemacht, weil ich dann realisiert habe,
Willy
03:05:32
Okay gut, das wird nichts.
Jing
03:05:34
Da müsste ich jetzt 20 Jahre hinter ihm stehen und die ganze Zeit den Zähmchen schieben. Aber wenn ich 90% von dem mitnehmen kann und das zu meinem eigenen Handwerk und zu meinem Wissen hinzufüge, dann habe ich eigentlich schon meine eigene authentische Art und Weise, das zu machen. Es wird nicht zu 100% so schmecken, wie es bei ihm ist. Aber es wird auch schmecken. Es wird so schmecken, wie es bei mir ist im Endeffekt. Und das bin nun ich. Und das ist das, was ich mit Bildung und Handwerk, das muss kombiniert werden. Und da braucht es Leute, die das wirklich auch wirklich, wirklich, wirklich so sehen, weil das realisiert man nicht. Was ein Maurer zum Beispiel, was einen guten Maurer und einen schlechten Maurer so differenziert, oder ein guter Maler. Das ist absurd. Wie die malen? Also, das ist ja nicht, das ist, du denkst, okay, ich kann auch malen, aber weißt, wie der malt, der malt, der braucht nicht mal, du brauchst deine Hilfswerkzeuge und so weiter und der hat zwei Sachen, zack, zack und hat's. und die Geschwindigkeit auch.
Willy
03:06:26
Ein Maler ist brutal, wenn du dir das anschaust. Ein guter Maler, wie du herumscheißt mit Papier und Bicken und Ding und der...
Jing
03:06:33
Ja, genau. Technik.
Willy
03:06:35
Unglaublich.
Jing
03:06:35
Das ist aber auch angelernt und so weiter.
Willy
03:06:37
Ich mache genau das gleiche, wie der bei mir draufzumschaut und schaut die ganze Wohnung aus.
Jing
03:06:41
Aber du kannst auch so viel Theorie lesen, wie du willst. Du kriegst die Technik und du kannst so viel Technik machen, wie du willst. Vielleicht fehlt es da ein bisschen an der Theorie. Vielleicht muss er dann irgendwann einmal die Theorie verstehen, wie Farben zustande kommen. Da kann man ja Farben studieren. Es gibt ja ein Studium, das sich befasst mit Farben. Also wie Farben entstehen, welche Farben, blablabla. Der könnte ja nicht normaler sein, sondern auch Innendesigner. Also Mentalinnendesigner, aber halt ein Handwerk.
Willy
03:07:05
Mit der Basis, ja.
Jing
03:07:06
Ja, ist ja im Endeffekt genau das.
Willy
03:07:08
Wenn du das Warum lernst und was wir gesagt haben, mehr oder weniger.
Jing
03:07:11
Und vor allem angesichts dessen, dass wir halt so oder so zukünftig sehr, sehr viele Arbeiten unter Anführungszeichen abgeben müssen und außerdem wie immer älter werden. Was machen wir jetzt 40 Jahre lang, einfach nur den selben Wok schwingen? Nein, du musst halt die Liebe dazu finden, die Gründe dazu finden, dass sie noch intensivieren und dann halt noch mehr wissen.
Willy
03:07:33
Was ist denn das Warum in der Küche? Also ist es das Lernen der Grundtechniken? Wie weit würdest du gehen und sagen, dieses Warum, was man in der Küche braucht?
Jing
03:07:41
Wo man ansetzen müsste. Wie man jetzt gesagt hat,
Willy
03:07:42
Beim Maler, wo du gesagt hast, der könnte innenarchitekt werden, weil er die Formen studiert hat. Genau, genau. Was ist das in der Gastronomie, dieses Grundwissen, wo du sagst, das sollte ich studieren, um.
Jing
03:07:56
Du brauchst anatomisches Grundwissen. Also Biologie solltest du auf jeden Fall ein bisschen... Biologie? Ja, natürlich, weil du Kräuterkunde, ob jetzt...
Willy
03:08:04
Pflanzen, ja, also Pflanzen, Tiere, woher kommt das?
Jing
03:08:07
Genau, Spezies unterscheiden können, was ist der Fisch, was ist der Fisch. Aber das ist natürlich schon sehr, sehr weit, weil da lehne ich mich sehr weit aus. Das sind Fächer-Expertisen für sich. Aber eine gewisse Grundsubstanz muss man schon haben, um zu wissen, okay, der Fisch ist nicht dasselbe wie der Fisch, was ich meine.
Willy
03:08:24
In deinem Wasser, im Inhaltsstoff, mit der Fütterung, blablabla, das hängt zusammen.
Jing
03:08:29
Aber das lernst du nicht. Das lernst du ja gar nicht. Ich habe mich natürlich mit der Kochlehre auseinandergesetzt. Es gibt schon...
Willy
03:08:38
Du kriegst Fleischteile so quasi, die Schale im Plastikzirkel.
Jing
03:08:43
Aber frag dich einmal, du kriegst gelernt, Fleischteile hier in Österreich, wie man sie quasi seziert und dass es da da spielt. Aber wenn du spazierst nach Amerika, dann hast du ganz andere Fleischteile auf einmal und dann bricht deine Bildung bricht zusammen und du denkst, was habe ich überhaupt gelernt? Das heißt, es geht gar nicht darum, die Fleischsteile der Aussehung zu lernen, sondern vielmehr den Hintergrund, warum wir das jetzt so differenzieren bei uns. Und in China zum Beispiel ist das gar kein Stück, das irgendwie...
Willy
03:09:10
Woran kann ich ja Fleisch erkennen, dass ich weiß, was kann ich damit machen, zum Beispiel, oder?
Jing
03:09:15
Genau, richtig, ja.
Willy
03:09:17
Fasern, etc.
Jing
03:09:19
Das sind halt viele Sachen im Endeffekt, die dann die Leute zu spät realisieren oder halt dann im Handwerk selber, also natürlich ist es die Basis und man lernt alles neu dazu, aber wie wäre es, wenn man das einfach in den Vorhinein irgendwie ein bisschen sauberer macht, quasi Kunststrukturen schon besser macht, aber das ist dann wieder gesellschaftlich, weißt du, wer will den Koch werden, weißt du, ich meine, dann ist es wieder so, aber wenn du das irgendwie so aufbaust, wenn du hingehst, hey, Allgemeinbildung ist ja schon da, weißt du, ein bestimmtes Verständnis für Mathe, Weißt du, bei Umrechnungen zwischen verschiedenen, auch Physik natürlich, das kann alles nur helfen, kann nicht schaden. Und dann kann die Kochausbildung auch zehn Jahre gehen, wie beim Arzt. Warum hat der Arzt eine zehnjährige Ausbildung oder was auch immer und der Koch muss nach drei Jahren fertig sein, unterm Strich. Weißt du, was ich meine? Und da beginnt es, aber da kann es ja niemals enden. Ich kann mich nie, ich könnte nie enden, warum, weil ich zum Beispiel, ich kenne mich jetzt in der chinesischen Küche relativ gut aus, aber wenn du mich fragst, hey, mach mal eine Pizza, bin ich halt so, okay, ich bin eine halbe Portion. Ich kann schon irgendwie Pizza machen, aber ich will mir da jetzt nicht aus dem Messen mit Leuten. Und dann kann ich, wie kannst du dann behaupten, du bist der beste Koch? Wie kannst du behaupten, du bist der beste in dem und dem? Also ich meine, du kannst gar nichts im Endeffekt vor der Ehrfucht des Schaffens, weil Und da beginnt es dann auch wieder zu bröckeln an vielen anderen Zeiten. Natürlich ist es auch wieder systematisch bedingt, dass man nicht möchte, dass alle Leute so viel krasser werden, aber das ist das, worauf es hinausläuft, was ich meine. Wenn du dann schaust, hey, Alter, dieses Grundwissen für Reduktionen, das er hat, und so, boah, shit, ich check's gar nicht. Aber dann ist es halt vielleicht so, dass er sich wirklich nur darauf spezialisiert hat und 10 Jahre lang nur das gemacht hat. Aber das ist egal. Aber dann hast du halt, also Grundkenntnisse und dann geht man auch weg von dem, was heutzutage auch ein großes Problem ist, Leute zu bewerten. Woher weißt du ChatGPT oder ob er das jetzt wirklich alles auswendig weiß oder was auch immer, sondern vielmehr diese Grund, weißt du, das Lernen im Studium ist es zu lernen, einfach immer weiter zu lernen und niemals aufzuhören zu lernen, weil du einfach Öffnest die Büchse der Pandora und sagst, hey, ich habe jetzt mal ein Wissen angeeignet und ich will einfach wissen, was hinter dem Wissen steckt, bis halt ich an einem Zenit angelangt bin, der Richtung Meta geht, in Richtung Philosophie und dann sage ich, okay, gut, dann gehe ich wieder einen Schritt zurück und biege dann rechts ab und so geht das halt dann weiter im Leben und das ist halt das Schöne und da entfaltet sich, da kann sich so viel entfalten, weil wenn du Kombinationen ansiehst von all den Sachen, was wir noch nicht entdeckt haben, also da kann es gar nicht fertig werden, also da kann die, man kann denken, die Welt ist schon fertig, weißt du, wir haben halt irgendwie Roboter, die sich selber hängen und was auch immer, aber ne, also die Schönheit darin ist einfach zu erkennen, dass man einfach noch viel mehr erkunden kann, kombinieren kann. Das ist genau dasselbe, da gab es ja auch eine Rechnung oder Studie dazu, wie viel Musik produziert wird. Irgendwann muss es ja enden. Du hast nur ein paar Noten, du hast nur ein paar Instrumente. Irgendwann muss es ja enden. Alleine Kombination an Musik, das wird nicht enden. Bevor es das endet. Ich denke mir immer, jetzt habe ich einen geilen Sommerhit, das wird der letzte Geile sein. Es kann nicht mehr getroffen werden.
Willy
03:12:38
Wahrscheinlich, dass es irgendwann einmal den letzten Sommer gibt. Wahrscheinlich größer ist es, dass es irgendwann den letzten Sommer nicht gibt.
Jing
03:12:44
Genau, und das ist dasselbe mit der Küche, dasselbe mit den Entdeckungen und so weiter. Und das ist auch die Perspektive, die den jungen Leuten fehlt. Ich will nicht in der Struktur reinwachsen. Ich will natürlich mit der Struktur sein, weil das garantiert auch Sicherheit und auch Zukunftlichkeit. Aber ich möchte trotzdem was Neues oder beziehungsweise etwas, was halt richtig gär ist oder sich richtig gär anfühlt, als was davor gewesen ist, was ich meine. Und ich bin ja auch so, wenn ich jetzt die ganze Zeit kochen müsste, die ganze Zeit dasselbe. Chinarestaurants, die seit 40 Jahren lang dasselbe Menü haben, was sind das für Leute, die dahinterstehen, die ganze Zeit denselben Meister. Schon ein Meister, da können die stolz drauf sein, aber ich hätte nicht mehr die Geduld, das auf den Teller zu bringen, was die auf den Teller bringen, jeden Tag in derselben Qualität, in demselben, also Tempo natürlich, das ist auch ein sehr großer Faktor, der jetzt außer Acht gelassen wird, man sieht immer die Leute kochen, aber weißt du, was für ein Tempo die anlegen, wenn die dann richtig kochen, also die richtigen, weißt du, boah, also Teigtaschen machen kann ich ja auch, das ist schön und so, weißt du, mache halt in meiner Stunde so 20 Stück. Die ballern da Teigtaschen hunderte Stücke da raus. Das ist ja auch ein Tempounterschied.
Willy
03:13:58
Das ist unglaublich.
Jing
03:14:00
Aber unterm Strich, das sind einfach so viele Sachen, die man erkunden kann. So viel Positives sind die. Und die verfangen uns irgendwo in der Leere, weil einfach, weil wir einfach mittlerweile auch zum Teil Algorithmus getrieben und so weiter auf unsere innersten Reflexe und Instinkte zurückreduziert werden. Schade, diese Feeds bei manchen Leuten ist ja wirklich nur noch instinktiv. Du musst auf deren Instinkt dann zurückgreifen. Plötzlich extreme Farben, extreme Geräusche. Es ist absurd. Also das ist ja das, Schritt zurück, langsamer, Kochlehre, Kanzlerin. Das ist ja auch das, was die nicht checken. Also nicht checken, die checken es schon, aber die haben immer so einen Leistungsdruck. Warum? Ich finde es ork, dass die Leute sagen, hey, wir müssen das in drei Jahren und dann in sechs Jahren. Und wenn du jetzt, in England ist es zum Beispiel extrem, wenn du 21 bist, noch nicht irgendwas gereicht hast, bist du vorbei mit deinem Leben. Das ist halt okay. Das ist halt dieser Druck. Aber in Wirklichkeit, um etwas, also in der Wissenschaft reden wir jetzt, aber in Wirklichkeit, wenn du etwas erreichen spezialisiert, kannst du auch deine Zeit lassen, weil wir werden so alt. Wir haben keinen Vergleich. Wir denken, Zeit ist, also wenig Zeit. Die Leute, früher hatten wenig Zeit. Wir haben wirklich Zeitzeit.
Willy
03:15:17
Ich wäre früher schon dort gewesen.
Jing
03:15:20
Ich hätte jetzt schon zehn Kinder.
Willy
03:15:21
Du bist jetzt schon relativ alt.
Jing
03:15:23
Ja, ich hätte jetzt schon zehn Kinder, vielleicht, sogar mehr. Und drei davon wären schon...
Willy
03:15:27
Aber das ist jetzt das Ding, was bei dir so ein bisschen gegeneinander geht. Du bist jetzt, ich erinnere dich nochmal, du weißt das eh, aber die Leute, die zuhören, du bist 29 Jahre alt. Du hast inzwischen wie viele Restaurants? Fünf, sechs?
Jing
03:15:41
Ja, sowas inzwischen.
Willy
03:15:41
Wo du teilweise Eigentümer, teilweise beteiligt bist. Wie geht das mit langsam und ohne Leistungsdruck zusammen, dass mir gegenüber ein 29-Jähriger sitzt, der Physik studiert hat, dann quasi irgendwo nach Koch gelernt hat, wie geht das an Leistungsdruck? Was ist dein besonderes Talent, dein besonderes Geheimnis aus deiner Sicht?
Jing
03:16:04
Wenn ich dir sage, ich denke, ich bin langsam, würdest du mir das glauben?
Willy
03:16:07
Nein, natürlich nicht.
Jing
03:16:08
Das ist ja der springende Punkt. Es gibt aber Leute, die sind noch schneller als ich. Also ich bin in einem Umfeld.
Willy
03:16:12
Achso, du bist...
Jing
03:16:13
Ich bin schon der Langsame. Du lachst jetzt.
Willy
03:16:16
Was ist das für ein Umfeld?
Jing
03:16:17
Ja, das ist halt...
Willy
03:16:18
Du bist doch eben im Speedteam der Nationalmannschaft.
Jing
03:16:21
Nein, aber es gibt Leute, die sind ein bisschen älter, die haben jetzt auch viel mehr erreicht, unter Anführungszeichen. Und das ist natürlich relativ zu sehen. Aber wenn du nur in Gastro-Geschichten schreibst, habe ich Freunde, die haben schon mehr. Aber weitaus mehr Einfluss und Mitarbeiter. Oder egal, wie du das messen müsst, es sind mehr, es sind einfach mehr, was ich meine. Und das sind ja nicht älter. Der Fokus war halt anders. Mein Fokus war immer ein bisschen wissensbesogen. Andere sind halt kapitalistisch eher unterwegs und wollen halt mehr in diese Richtung, also wirtschaftlichen Erfolg und so weiter. Für mich war die Balance immer zu halten. Und das ist halt ein glücklicher Zufall, dass im Endeffekt alles so gut passiert ist.
Willy
03:17:01
Aber wie bleibst du so ruhig? Jetzt kann man sie ja sehen bei uns auf dem YouTube-Kanal. Du wirkst tiefenentspannt. Du hast fünf Lokale. Ich weiß nicht einmal, wie ich mit einem umgehe. 121.000 Follower. Du hast da noch Instagram, jetzt warst du gerade wieder bei den Oscar-Verleihungen und so weiter. Und du bist gechillt. Du wirkst tiefenentspannt. Wie geht das in der Gastro generell und bei dir mit dem Pensum?
Jing
03:17:29
Akzeptanz, dass alles schieflaufen gehen kann. ich sehe es halt bei vielen Leuten, die etwas aufbauen, wenn man so möchte. Egal, ein Lebenswerk oder wie sie es auch immer sehen. Oder ein Imperium oder das Kaiserreich von China und wenn das vor deinen Augen verbrannt wird und so weiter, dann springst du halt irgendwo und dann, weißt du mal, ich habe kein Funkenbezug mehr dazu, was ich meine, zu dem Input, weil ich einfach, vielleicht auch durch die Physik, deswegen sage ich die Leute, ich sollte ein bisschen Physik studieren.
Willy
03:18:03
Einfach den Bezug... Merken wie bedeutungslos wir eigentlich sind, oder wie?
Jing
03:18:06
Aber ich habe letztens mit einem Gespräch gehabt, der so, er geht Bergsteigen, also wirklich so gletschern und so.
Willy
03:18:11
So ein Berg und walk.
Jing
03:18:12
Ja, und nur um zu sehen, what the fuck ist das, weißt du, es ist so, ich bin da irgendwo am Spitze des Mountains, es ist unten eh nix, ich kann jederzeit irgendwo rein und dann ist es vorbei und weißt du mein, wofür das alles, aber das ist natürlich sehr, sehr sehr, sehr pessimistisch, aber unterm Strich ist es ja, ich möchte jetzt keine negativen Vibes raussenden oder sonst irgendetwas, man muss einfach die Vergänglichkeit immer im Hinterkopf haben, einfach mit dem Leben akzeptieren und dann einfach weitermachen im Endeffekt. Aber nicht, es ist kein Zwang, weißt du, es kann halt in die Brüche gehen, es kann alles in die Brüche gehen. Und vielleicht ist es auch etwas, was du vorhin gesagt hast, man muss den Schmerz erleben, damit man Schmerz kennt. Ich habe schon relativ viel Schmerz erlebt. Vielleicht ist es auch das. Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, man kann das, wenn man Empathie hat, auch lesen. Verstehst du? Man muss es nicht erleben.
Willy
03:19:05
Man muss jedes Rad neu erleben.
Jing
03:19:06
Nein, ich muss nicht im Krieg sein, damit ich weiß, wie kacke Krieg ist. Ich muss nicht unbedingt irgendwie Scheiße gefressen haben, zu wissen, dass Scheiße nicht gut ist für mich, was ich meine. Und ich niemals Scheiße fressen will und ich nicht will, dass andere Leute Scheiße fressen. So einfach ist es, was ich meine. Ich kann mir genau vorstellen, wie es den Leuten gegangen ist. Also dieses Sympathievermögen, ich weiß nicht, ob das jeder hat, ich hoffe jeder hat, ich denke sogar jeder hat, vielleicht müssen ein paar Leute unterdrücken oder so. Aber du liest es und dann spürst du es ja. Irgendwo spürst du es. Und das ist es. Auch Freude spürst du. Du siehst ja, wie sehr ich mich, auch Ruhe spürst du. Also wenn ich die Ruhe vermittle, als irgendein angesehener Politiker, wennetwegen. Ich mache, es ist alles okay. Dann sind alle auch ein bisschen ruhiger. Ich meine, es ist ja wurscht. Also ich sage jetzt nicht wurscht im Sinne von jetzt kann mir jeder machen, was er will. Nein, nicht diese Art von Wurscht, sondern wir sind alle in einer Struktur. Wir sind alle mit einem Gegenüber und einem Miteinander. Aber gleichzeitig nicht vergessen, dass wir auch nur quasi Reisende der Zeit oder was auch immer. Im Chinesischen sagt man, wir sind nur Gäste auf diesem Planeten.
Willy
03:20:24
Was bist du konstruktiver Nihilist?
Jing
03:20:28
Oder? Nein, du gehst bis zum Ende vom Weg, dann drehst du halt um und sagst, da ist kein Weg mehr und dann gehst du halt den Weg wieder zurück.
Willy
03:20:37
War die Erkenntnis bei dir ein Prozess?
Jing
03:20:41
Ein ganz, ganz schlimmer Prozess. Da muss ja nicht mal viel dazu, du musst einfach nur realisieren, dass es vergänglich ist und dann bist du halt am Suchen Und das befreit dann,
Willy
03:20:50
Oder wie?
Jing
03:20:51
Nein, die Quantenmechanik hat mich befreit.
Willy
03:20:54
Die Antwort auf alle Produkte.
Jing
03:20:59
Die Quantenmechanik, also QM, das ist Quantenmechanik, QM1, also die Vorlesung und das Studieren selber von Quantenmechanik, also wirklich das Studieren, Studieren, hat mich befreit. Aber erst gegen Ende. Weil am Anfang war das sehr, sehr grausam. Weil der Zugang war ein anderer. Ich hatte immer einen sehr, sehr abergläubischen Zugang, auch durch meine Eltern und so weiter. Aber wenn du dann drin bist und dann einfach jeder um dich checkt irgendwie, aber nur du sitzt da und du wirst es einfach nicht checken, wie kann das sein? Wie kann es sein, dass manche Sachen einfach passieren, wie sie passieren, aber gleichzeitig einfach logisch keinen Sinn machen und jeder akzeptiert das. Und dann kommt die Akzeptanz und sagt, ja, warum nicht?
Willy
03:21:42
Und dann kommt dieser Satz, das Leben ist ein Hilbertraum.
Jing
03:21:45
Ja, genau.
Willy
03:21:47
Das ist dann die Konsequenz aus dieser Erkenntnis.
Jing
03:21:50
Die Welt ist ein Hilbertraum. Nein, das ist nur ein Spaßsatz, den ich, ich meine, ich habe den Bezug eigentlich zu Shakespeare ursprünglich gehabt. Die Welt ist eine Bühne. Und dann, irgendwann einmal im Studium, habe ich dann vom Prof halt irgendwie so mitbekommen, dass quasi alles in unserem Sein eigentlich ein Raum ist. Nein, das ist ein Vektorraum und da leben halt Vektoren und mit diesen Vektoren kannst du bestimmte Eigenschaften von Teilchen beschreiben und halt kannst auch viele Transformationen machen dazwischen und so weiter und das ist halt auch, im Endeffekt kannst du eigentlich sehr, sehr viel beschreiben, was die Welt ist und die leben alle gleichzeitig auf dem man sagt Hilbert-Raum, aber es ist in Wirklichkeit es kann sich nicht vorstellen,
Willy
03:22:34
Was ist es.
Jing
03:22:35
Ist es ist der Raum der Integration es ist der Raum der quadratintegrablen Funktionen, Vektoren, was auch immer. Und du kannst quasi nur dieses Produkt oder die Integration auf dem Raum durchführen, zufälligerweise. L2 nennt sich das irgendwie. Und aus irgendeinem Grund sind alle Vektoren, die uns beschreiben oder unsere Quantenmechanik auf dem Existenz und dann sagt er halt, ja, ja.
Willy
03:23:06
In diesem Raum existieren alle möglichen Zustände gleichzeitig. Genau. Das erinnert mich an Schrödingers Katze, oder? Die ist gleichzeitig tot und lebt, weil man einfach den Tipp beobachtet hat.
Jing
03:23:17
Genau, da haben wir schon einen Bezug dazu, aber das ist halt die mathematische Formulierung mit dem Hintergrund, mit dem Wissen, dass halt die ganzen Zustände auf dem Raum leben. Es ist kein Raum per se, es ist einfach etwas Mathematisches.
Willy
03:23:28
Es ist eine totale existenzielle Bedrohung, die dir dann im Endeffekt befreit hat. Du bist gleichzeitig alles und nichts, eigentlich ist es völlig wurscht. Und dadurch, das war deine...
Jing
03:23:38
Wurscht ist es nicht, aber... Nein, ich habe einen Leitsatz.
Willy
03:23:43
Wir sind in Wien.
Jing
03:23:43
Ich glaube an die Wissenschaft, aber ich hoffe trotzdem auf einen Gottbegriff.
Willy
03:23:51
Größeren Sinn.
Jing
03:23:53
Ich hoffe auf einen Gott. Ich glaube nicht, aber ich hoffe.
Willy
03:23:56
Aber ganz ehrlich, das ist jetzt wirklich ein elementares Teil, weil im Prinzip viele Menschen haben Stress, Viele Menschen haben existenzielle Sorgen, viele Menschen denken über die Bedeutung von diversen Dingen. Du hast jetzt gesagt, für die war quasi eine emotionale, seelische und dann auch irgendwo körperliche Erlösung und gleichzeitig auch vielleicht der Schlüssel zum Erfolg, dass da alles, also ich sage es jetzt auf Wienerisch, alles ein bisschen wurscht ist. Aus einer intellektuellen Erkenntnis heraus, dass eh alles sein kann, oder? Also Schicksal in dem Sinne, gibt es...
Jing
03:24:39
Ich hoffe darauf.
Willy
03:24:40
Du hoffst aufs Schicksal? Ja, natürlich.
Jing
03:24:43
Es gibt ja mehrere Auslegungen und es gibt ja auch Determinismus, es gibt also es gibt viele Begriffe in der Metaphysik, die will ich jetzt gar nicht ausschweifen oder sonst irgendwas, aber ich denke, ich hoffe, dass es halt dass unsere unser Pfad, unser Weg, dass es uns halt irgendwie definiert, doch durchaus eine quasi eine Determinierung hat, nicht irgendwie den Chaos und dem Zufall überlassen ist, sondern vielmehr halt.
Willy
03:25:17
Aber woraus hast du dann eine Liste Frage zu dem Ding und dann kommen wir eh zum Ende. Woraus, wenn aus dieser sag ich jetzt mal wieder pauschal, es ist eh Wurscht, oder es kann alles sein, woraus schöpft du dann Sinn? Also woraus destillierst du dann den Teil deines Lebens, für den du dich entscheidest, dass er für dich relevant ist und den du dann quasi gehen möchtest? Woher definierst du das?
Jing
03:25:40
Wenn ich daran hoffe, dass die Existenz eine Bedeutung hat, obwohl ich weiß, dass der Glaube daran eigentlich sehr, sehr gering ist, dann Ähm... Nehme ich das einfach als Aktion, also die Existenz eines Nichtszufalls, eines Pfades, eines Weges. Ich wurde halt geboren als Buddhist, quasi, wenn man so religiös ist, dann bin ich halt Buddhist, entscheide mich jetzt für nichts anderes, das ist halt passiert. Man könnte auch als Christ oder als Moslem oder als alles andere auch auf die Welt gekommen sein, egal. Das ist halt der Anfang von mir, von meinem jetzigen Sein oder Nichtsein. Und wenn ich das Axiom jetzt einfach akzeptiere, dann geht es Hand in Hand. Mein Vater war Koch, mein Vater war Mediziner, ich werde auch Arzt und dann wird mein Sohn auch Arzt. Und es geht halt weiter. Das ist so wie in der Mathematik, wenn man man glaubt die ganze Zeit, das ist ja auch nicht absolut. Du musst dir trotzdem Axiom hernehmen, du musst dir Sachen vordefinieren.
Willy
03:26:45
Vorannahmen, ja. Ja, natürlich.
Jing
03:26:47
Aber Sachen, die du nicht beweisen kannst. Das sagt ja Induktion. Aber manche Sachen musst du einfach so hinnehmen, wo sie sind Unendlichkeitsaktion, bla bla bla dann nimmst du es hin, so wie du in deinem Leben setz dich hin und sagst, es ist ja zum Beispiel so, dass ich in Wien geboren wurde, am 22. Und in die Universität und wir zu Hause und wir machen halt jetzt was weiter, was soll's man weiß nicht, wohin man geht, aber man weiß immer, woher man kommt und aus dem kann man irgendwie die Hoffnung ableiten, dass es danach irgendwie doch weiter geht, unter Anführungszeichen und das ist irgendwie so der Umkehrschluss irgendwie, dass das irgendwie so sich im Kreis bewegt, wenn man so möchte.
Willy
03:27:22
Und trifft man dann im Endeffekt, um das runterzubrechen auf das Praktische, trifft man dann leichte Entscheidungen, also leichte Entscheidungen für Investitionen, leichte Entscheidungen für jetzt gehe ich noch einmal ins Risiko und mache noch ein Lokal auf, leichte Entscheidungen für das Projekt geben wir jetzt auch noch an. Ist es dann leichter, weil man nicht so sehr ans Scheitern denkt?
Jing
03:27:45
Ich möchte, wenn ich darauf hoffe, dass die Entscheidungen, also man denkt ja immer, man hat selber die Entscheidungen. Also ich hoffe, wie schon von Anfang an gesagt, das sind nicht meine Entscheidungen, die jetzt getroffen werden. Es ist schon meine subjektive Wahrnehmung, dass die Entscheidungen von mir gefallen werden, aber ich denke durchaus, dass der Weg sich dir selber öffnet und das Ja oder Nein im Endeffekt aus dem Umstand heraus entsteht. Manchmal sind Sachen einfach so logisch, du kannst, wie willst du Nein sagen, zu einem Ding, das zu 100% ein Ja ist. Weil dann gehst du ja entgegen dem, was für dich quasi bestimmt gewesen ist und dann fließt du und dann kommt dein Kammerbegriff rein. Aber im Endeffekt, also ich sehe meine Entscheidungen nicht als meine Entscheidungen, sondern das Umfeld entscheidet in Wirklichkeit mit. Ich sage es so, wie es ist. Ich weiß natürlich, ich kann natürlich zurückverfolgen. Das ist es ja. Bis zum gewissen Grad. Aber dann ende ich dann irgendwann mal wie alle anderen auf dieser Welt auch irgendwo bei Gott. Aber das ist Reduktionismus.
Willy
03:28:51
So weit gehst du nicht.
Jing
03:28:51
Ja, aber so weit gehe ich natürlich nicht. Einen Schritt vorher bleiben wir stehen. Aber dann realisiere ich, warum das alles passiert. Warum werden auf einmal Lokale frei zum Beispiel, jetzt nur auf die Gastro bezogen. Wieso mache ich das jetzt, wenn du fragst? Ich wollte das ja nicht, wenn eine A-Lage frei wird, zu einem Preis, also nicht, dass ich nichts wollte, ich meine, aktiv irgendwie auch was zugeflogen und so weiter, man sieht es ja, nicht? Aber wenn Leute keine Lust mehr haben und quasi alles im Umschwung ist, man irgendwo dazu beitragen kann, also es ist eine Generation, wo halt...
Willy
03:29:28
Eine Geschichte endet.
Jing
03:29:29
Genau, eine endet und eine andere beginnt, wie du sagst, ja, genau, und Wie kann man da Nein sagen? Man kann dann nur Nein sagen, wenn... Ich weiß nicht, es ist einfach logisch für mich, dass man da zu Ja sagt, im Endeffekt. Es passiert, so wie beim Oscars. Willst du mit? Sag ich dann Nein. Ich hab nicht proaktiv danach gefragt. Es ist einfach, die Chance hat sich ergeben. Nein.
Willy
03:29:51
Sag ich doch nicht Nein.
Jing
03:29:53
Oder? Vielleicht haben meine aktiven Entscheidungen dazu geführt, dass es passiert ist, dass ich ein Video auf Social Media... Aber das mit den Social Media ist auch nicht durch mich selber begonnen. Ansonsten wäre ich ja der Erste, der das gemacht hat. Sondern ich habe Leute gesehen, die das gemacht haben. Ich fand das lustig und spannend und offen. Und dann habe ich gesagt, okay, machen wir das auch. Und dann inspiriert man sich gegenseitig und geht dann einen Schritt weiter. Es ist alles, man denkt immer, man ist frei von Entscheidungen. Aber in Wirklichkeit, die Entscheidungen werden dir schon auch irgendwie in den Weg gelegt. Ob du das halt ergreifst. Vorher ist es, ob du das siehst. ob du es siehst, ergreifst. Ich glaube, deswegen muss man halt im Hintergrund die ganze Zeit mitdenken. Und ich denke, leider zu viel. Nicht nur auf die Gastro bezogen, deswegen denke ich auch weit über das hinaus.
Willy
03:30:38
Selang es dir nicht hemmt. Und es schaut nicht so aus, du wirkst nicht gehemmt. Nein, es tut weh.
Jing
03:30:45
Es tut deswegen weh, weil ich einfach, man sagt ja dieses Weltschmerz und so weiter. Aber ich habe vielleicht, also das tut mir wirklich weh. Also vor allem in einer Generation, wie wir uns befinden, im absoluten Überfluss, im absoluten Frieden, fast schon bei uns halt zumindest, dass man trotz all dem noch immer… Ich weiß nicht, das ist, also ich kann es gar nicht in den Worte fassen, wie schwierig es ist, weil du musst halt überlegen, diese Schmerzen, die haben ja alle schon hunderttausendmal erlebt, was ich meine, Vorfahren, Vorfahren, Abervorfahren und so weiter und wir haben so viel Wissen und so viel Schmerzerfahrung. Ja und gleichzeitig so viele Bücher und so viele, wurde verfilmt, wurde alles und dann denkt man, Fake News und dann ist er abgestempelt.
Willy
03:31:37
Und trotzdem wird er offen für Äußern.
Jing
03:31:40
Aber ich meine, ich tue dem nicht schwer. Es ist einfach, wir müssen uns da in eine Richtung bewegen, wo alles wieder auf den Tisch kommt, wo man offener ist. Das ist das Einzige. Sobald man sich versperrt, sobald Isolation, also egal ob es jetzt das Individuum oder als Land oder als Familie, das ist ja Isolation führt zu gar nichts. Isolation führt zu Protektionismus, dann gibt es halt irgendwie, klar ist, dann gibt es halt... Ja, auch, ja natürlich. Ich meine, es funktioniert vielleicht intern irgendwann einmal, bis halt das wahre Licht… Bis du im
Willy
03:32:14
Innersten quasi in dich zusammenfällst oder sowas. Ich glaube, wir werden irgendwann einmal einen zweiten Teil machen. Es ist so super, ich habe jetzt da vier Zettel mit Fragen. Du hast ungefähr gesehen, wie oft ich auf diese Zettel draufgeschaut habe, oder? Grandios, super.
Jing
03:32:30
Ich rede halt sehr, sehr gerne und sehr viel.
Willy
03:32:32
Ich auch gerne zu und stelle gerne Fragen.
Jing
03:32:33
Oh, cool.
Willy
03:32:34
Also irgendwann machen wir einen Teil zwei. jetzt machen wir da einfach mal einen Cut und ich schicke dich jetzt quasi mit den letzten Fragen dann nochmal Richtung, du musst sicher noch was arbeiten heute, oder?
Jing
03:32:43
Ich habe schon einige Nachrichten, ja, muss ich noch was verrufen, die es da hat.
Willy
03:32:46
Fast nicht gesehen, ja. Wenn du jetzt in einer utopischen Welt was ändern könntest, am Lebensmittelsystem, was würdest du jetzt im Moment ändern? Wenn du könntest, in einer utopischen Welt.
Jing
03:33:00
Was meinst du mit Lebensmittelsystem?
Willy
03:33:03
Du weißt, was dir einfällt, das kann von der Gastro-Kampen bis zur Rohstoffversorgung. Keine Ahnung. In einer utopischen Welt, wo du wirklich machen kannst, was du tust, was wäre das Ding, was du ändern würdest?
Jing
03:33:13
Ja, dass jeder Essung bekommt. Trivial, ne? Auch noch. Ja, das ist... Ich meine, wäre eigentlich durchaus möglich, aber das ist jetzt nicht in meinen Händen, aber in einer utopischen Welt würde ich sagen, niemand sollte hungern, weil ich kenne Hunger auch.
Willy
03:33:32
Du kennst Hunger?
Jing
03:33:33
Ja. Bis zu einem gewissen Grad. Jeder kennt Hunger. Ja, okay. Aber zumindest das. Jeder sollte auf jeden Fall eine Mahlzeit. Okay.
Willy
03:33:46
In einer realistischen Welt, in deiner Welt, was steht auf deiner Bucketlist ganz, ganz oben?
Jing
03:33:52
In der Realisten derzeit?
Willy
03:33:54
In deiner Welt, ja. Und deiner Zukunft.
Jing
03:33:57
Nach den Oscars habe ich eigentlich alles gereicht.
Willy
03:33:59
Eigentlich tut er, oder?
Jing
03:33:59
Ich bin schon fertig. Genau, ich bin fertig und ich kann schon einpacken. Der nächste soll kommen. Ich habe keine Lust mehr. Nein, das ist ehrlich. Das meine ich jetzt ganz ehrlich. Echt jetzt? Ich hoffe einfach noch immer, dass einfach neue Sachen kommen und so weiter. Dass es einfach im Allgemeinen zurück zu dem kommt, was ich gewohnt bin, aber ich habe keine Angst vom Neuen. Ich hoffe, dass das die Gesellschaft auch so langsam aneignet, dass die Alten nicht Angst haben vom Neuen und die Neuen nicht Angst haben vom Alten. Das ist einfach diese gegenseitige Angst, dass das System erdrückt die einen und die anderen sind dazu, ich habe Angst vor Veränderungen, aber es passieren Veränderungen, jeder hat halt seine eigene Meinung, wie die Zukunft auszusehen hat. Nehme ich niemanden weg? Will ich auch niemanden wegnehmen? Aber da soll man sich gegenseitig auch irgendwie ein bisschen unterstützen dahingehend. Und weil es gibt schon eine utopische Lösung, die kommt dann, ob man will oder nicht, das wird einfach passieren im Endeffekt. Weil das Umfeld wird es dann im Endeffekt dann realisieren. Und ob das, die einzige Frage ist, ob das jetzt kriegerisch passiert oder ob es einfach, ob die Menschheit klug genug ist, den sanften Weg zu gehen. Ich meine, es wird sicher unruhen, aber ultimativ wird es halt nur eine Lösung geben. Darauf bin ich gespannt. Ich meine, ich weiß nicht, ob es in unserer Generation noch ersichtlich sein wird, aber hoffentlich, ich weiß nicht, in 100 Jahren.
Willy
03:35:34
Das heißt, auf deiner Bucketlist steht drauf, das noch zu erleben, oder wie? Ja, definitiv. Du bist 29, wie alt ist deine Seele?
Jing
03:35:42
Also ich habe das schon sehr früh, mit 14 war ich schon 60. Das habe ich mir dann irgendwann mal so...
Willy
03:35:50
Wie stellt man das fest?
Jing
03:35:53
Einfach die Art und Weise, wie man denkt, glaube ich. Also Gedanken und so weiter. Ich weiß nicht, das ist auch grob formuliert, dass man irgendwie alte Gedanken haben kann oder frische Gedanken. Aber dieses, wie du sagst, dieses, was, dieses, dieses, dieser, jetzt fehlt mir,
Willy
03:36:21
Eine konstruktive Nihilismus.
Jing
03:36:22
Ja, genau, das habe ich schon sehr, sehr früh gehabt.
Willy
03:36:25
Ja?
Jing
03:36:25
Ja, ich glaube, das kommt dann, das hat man damals ja auch bei Goethe oder so gelesen, dass er gegen Lebensabschnittsende auch ein bisschen so die Graben, also die, weißt du, die Graben, die Luft des Grabes oder den Ruf
Willy
03:36:44
Des Grabes schon gespürt. Die Hand, die Quale, was er ein bisschen abgedrückt hat.
Jing
03:36:48
Das habe ich schon sehr, sehr früh gehabt, ja,
Willy
03:36:51
Durchaus. Jetzt weißt du gerade bei Goethe und Lebensende und dem Ding, du bist natürlich jung, sehr jung, aber trotzdem, wenn du dich irgendwann einmal komplett schleichst, jetzt aus deiner Perspektive, wofür soll man sich aus jetziger Sicht an dich erinnern? Das ist so der Legacy.
Jing
03:37:08
Nein.
Willy
03:37:09
Nein. Nein.
Jing
03:37:14
So große Frage. Nein, es gibt zu viele Weltgrößen, die in Vergessenheit geraten sind, werden halt von einigen erinnert und so weiter, aber an dieses, das ist halt das Dilemma unserer Zeit, an dieses schaffen wirst du niemals, also ich weiß nicht, ob niemals, ich bin jetzt so absolut, aber kannst du es schwer, schwer anhängen. Also weil einfach, also musst du schon sehr, sehr krasse Sachen machen mittlerweile, damit du auch in unserer, in der Lebenszeit überhaupt, in so einer vernetzten Welt überhaupt gesehen zu werden, wenn überhaupt dann über die, weiß nicht, die Generationen hinweg, das ist, das war immer ein Traum, auch natürlich, wenn du Physik machst, das findest, das ist halt so Einsteinsmethoden und so ein bisschen Wasserreichen, sagen wir mal so.
Willy
03:38:03
Bei den Oscars warst du, du könntest noch bei den Nobelpreisen dann antanzen, ne?
Jing
03:38:07
Nein. Ich habe einen Nobelpreis. Du hast da einen Nobelpreis gehabt? Nein, ich habe kennengelernt. Wirklich? Cool.
Willy
03:38:15
Und wie sind die so?
Jing
03:38:17
Du bist ein normaler Mensch. Jeder, der glaubt, du findest, wenn du Fragen politisch, sozial, ökonomisch, keine Ahnung, irgendwelchen Physikern stellst, lieber nicht. Nein, die haben andere Ansichten vom Leben. Das sind sehr, sehr logische Menschen. Muss nicht alles passen. Das ist unter Umständen nicht mal Empathie da drinnen.
Willy
03:38:40
Man soll nicht immer alles in Menschen hineininterpretieren, was man glaubt, dass sie sein sollen.
Jing
03:38:44
Genau. Aber sehr, sehr respektable Leistung auf jeden Fall. Also zum Teil muss ich sagen, das, was die geleistet haben, ist schon bahnbrechend, aber die meisten Leute werden sich an die nicht erinnern. Ich kenne die ganzen Namen natürlich, aber wie Schrödinger und so weiter, die haben ja alle den Nobelpreis gekriegt, aber im Endeffekt bleiben für die Allgemeinheit da trotzdem nur die ganz, ganz, ganz, ganz wenigen wichtigen, so wie beim der erste Typ am Mond, Armstrong oder der zweite kennt nie ihren Namen, wie willst du das noch toppen, was gibt es denn noch zu toppen, du musst der erste Mensch auf dem Mars sein, dann gibt es vielleicht noch jemanden zu remembern, weißt du, oder derjenige, der den Weltfrieden bringt, der dann alle Menschen alle Nationen vereint und ein Avatar.
Willy
03:39:32
Naja, du hast noch Zeit. Also aus jetziger Sicht noch nichts, aber du kannst ja noch mindestens, sagen wir mal, du bist 29, sagen wir mal 60, hast noch Zeit, dass du irgendwas reißt, was dir wirklich unsterblich macht.
Jing
03:39:43
Nein, wenn dann nur noch 10, weil dann bin ich auch schon zu alt und man muss mal die Jungen ranlassen.
Willy
03:39:47
Wirklich, du sagst einem 45-Jährigen. Jetzt hast du ein bisschen mehr zum Schluss. Okay, jetzt glaube ich, jetzt musst du, nein, es muss dann gehen. Zum Abschluss. Gibt es irgendeinen Spruch, ein Witz, ein Zitat oder sonst irgendwas, mit dem du uns jetzt nach Hause schickst? Oder ich dich jetzt am Schick.
Jing
03:40:08
Vielleicht kannst du ein Zitat, vielleicht kannst du es jetzt zusammenfassen, weil ich habe ja schon so lange geredet, ich habe jetzt gar nichts mehr im Kopf in meiner Biene. Du hast wirklich, bist klar? Leer würde ich nicht sagen, aber ich bin jetzt entleert.
Willy
03:40:20
Du bist jetzt gut, oder?
Jing
03:40:22
Ich bin jetzt gut.
Willy
03:40:22
Wie kann ich dich zusammenfassen? Ich habe fertig. Du bist ein konstruktiver Nihilist, bist du schon, nicht? Ja. Du hast ein neues Wort kreiert. Ja. Ich glaube, langsam geht es dem Ende zu. Langsamkeit war halt so das Wort von dir, oder? Das ist halt am zentralsten gekommen. Scheißt ja nichts.
Jing
03:40:41
Genau.
Willy
03:40:42
Und ist langsam.
Jing
03:40:43
Wir haben alle die Zeit unseres Lebens. Dieser ganze Rush und so weiter, das ist einfach es ist absurd. Vor allem, die Leute sollen sich was überlegen mit dem ganzen sozialen Medien, Chaos und so weiter, dass das wirklich nicht zu viel Fehlinformationen verbreitet werden, das muss wirklich mal passieren. Also da, also ich versuche so wenig politisch zu sein wie möglich, aber mittlerweile kann ich gar nicht mehr meine Klappe halten bei so etwas, weil es mich wirklich schon, also nicht nur triggert, triggert halt schon die ganze Zeit, aber es ist schon gefährlich. Es ist wirklich, wirklich absurd gefährlich, was das für Einflüsse nimmt.
Willy
03:41:21
Also ein Appell zum Schluss. Was heißt das, weniger Social Media oder bewussteres Social Media?
Jing
03:41:29
Bewussteres auf jeden Fall. Weniger kannst du nicht mehr.
Willy
03:41:32
Gleich schon wieder das Telefon. Aber was wir jetzt machen, beim nächsten Podcast reden wir dann tatsächlich auch mal mehr über Gastronomie, weil eigentlich habe ich einen Gastronomen heute eingelebt, aber jetzt verstehen wir wenigstens dein Warum. Ich glaube, es war ein sehr authentisches Gespräch.
Jing
03:41:44
Ja, ich bin jetzt gerade aufgestanden, jetzt habe ich Hunger.
Willy
03:41:47
Und jetzt, was ich mir gemerkt habe vom Anfang, Chen Jing.
Jing
03:41:50
Ja, Chen Jing.
Willy
03:41:51
Vielen Dank für das Gespräch.
Jing
03:41:53
Danke, danke, danke. Kürte.
Music
03:42:00
Music

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