BauertothePeople (B2P)

Wilhelm Geiger

B2P119 - Tee aus Portugal - Die Tee-Pionierin Nina Gruntkowski

11.05.2025 74 min

Video zur Episode

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Zusammenfassung & Show Notes

Grias eich!

In dieser Ausgabe des Podcasts war ich zu Gast bei Nina Gruntkowski im portugiesischen Fornelo, ganz in der Nähe von Porto. Eigentlich war die Nina ja Journalistin – bis ihr eine Recherche zur Camellia sinensis, also der Teepflanze, im besten Sinne des Wortes zum Verhängnis wurde.

Und so kam es, dass aus der routinierten Journalistin eine Pionierin des europäischen Teeanbaus wurde. Im Norden Portugals fand sie ideale Bedingungen – und aus einer einzigen Pflanze, die den ersten Winter überlebte, entstand ein florierendes Unternehmen.

Was genau eigentlich Tee ist – und was nicht –, sowie ein erstes kleines Einmaleins des Tees erfahrt ihr in dieser Folge. Hinten raus ist uns leider ein bisserl die Zeit ausgegangen, aber wir haben im Vorfeld eine Runde durch Ninas Teeplantage gedreht, sie hat mir die Produktion gezeigt – und zum Schluss gab’s dann auch noch eine kleine Teeverkostung.

Und ja: Ich hatte die Kamera und das Mikro dabei. Die Zusammenschau davon findet ihr auf dem BauertothePeople-YouTube-Kanal, sobald sie fertig ist – und den Link dazu natürlich auch in den Shownotes!

Und jetzt: Viel Freu-Tee beim Reinhören!

INFOS ZUR FOLGE
Nina Website - Cha Camelia
www.chacamelia.com

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 … und ein bisserl selbst gesungen 😊
*thx to me, my voice und eure Schmerzschwelle 

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Viel Spaß beim Reinhören und Entdecken!

Transkript

Nina
00:00:00
Also aus den Blättern der Camellia Sinensis kannst du alle Teefarben und alle Geschmacksrichtungen machen. Weiß, grün, gelb, rot, schwarz. Und das hat mit der Oxidierung zu tun. Das kannst du im Produktionsprozess alles kreieren. Das ist eigentlich ein magischer Prozess. Und dann haben wir 200 Pflanzen bestellt, die wir dann wirklich auf der Rasenfläche im Garten mal angepflanzt haben, so für Testzwecke. Und haben parallel dann gemerkt, okay, wir müssen uns jetzt mal damit beschäftigen, wie man Tee eigentlich produziert. Und dann kam halt die Überraschung, dass es ja nicht nur ewig dauert, bis man die endlich ernten kann, also fünf Jahre im Boden, sondern dass es auch eine richtige Kunst ist, den Tee herzustellen. Du nimmst nicht einfach das Blatt und trocknest es und da hast du den Geschmack. Und unsere Produktion ist auf Grüntee spezialisiert. Das heißt, du nimmst das möglichst frische Blatt und tust das möglichst schnell erhitzen, entweder mit trockener Hitze oder mit Dampf, um diesen Prozess zu stoppen. Du kannst innerhalb jeder Kategorie ein Aromenspektrum haben. Das haut jeden Weinliebhaber um, weil es einfach noch viel komplexer ist. Und genauso Also kannst du so viele verschiedene Variationen in der Schwarzteekategorie oder in der Oolong-Kategorie oder in der weißen oder in der gelben haben. Also es ist endlos. Das hat ja nichts mit meinem Tee zu tun. Und dann habe ich ihn gefragt, was mit dem Blatt gemacht wurde, bis das da in den Beutel reinkommt. Das geht durch eine Mühle und die Mühle macht das klein, damit es in diesen Beutel über Freien passt. Und diese Mühle erhitzt und hat wahrscheinlich auch noch Verunreinigungen durch andere Tees. Das weiß ich jetzt nicht genau, aber auf jeden Fall, was da in dem Beutel ist, ist Toter, totes Blatt. Das war mal ein Blatt, das ist aber zerstört worden.
Music
00:01:50
Music
Willy
00:01:50
Leute, holt's zusammen, sonst dauert's nimmer recht lang. Auf einmal tut's einen kleinen Schreber und dann kraucht alles zusammen.
Music
00:01:58
Bauer to the People, der Podcast für Perspektiven rund um Essen,
Willy
00:02:02
Menschen und Landwirtschaft. Weil nur durchs Reden kommen die Leute zusammen. Grüße. In dieser Ausgabe des Bauer zu der Bibel-Podcaster war ich zu Gast bei der Nina Gruntkowski im portugiesischen Fornello. Ganz in der Nähe von Porto liegt es. Ja und eigentlich war die Nina ja Journalistin, bis hier eine Recherche zur Camellia senensis, also der Tee-Pflanze, im besten Sinne des Wortes zum Verhängnis wurde. Und so kam es, dass aus der routinierten Journalistin eine Pionierin des europäischen Bio-Teeanbaus wurde. Im Norden von Portugal hat sie die idealen Bedingungen gefunden und aus einer einzigen Pflanze, die zum Test damals den ersten Winter überlebte, entstand ein im wahrsten Sinne des Wortes florierendes Unternehmen. Ja, was genau eigentlich Tee ist und was auch nicht, so wie ein kleines erstes 1x1 des Tees, das erfahrt ihr in dieser Folge. Ja, hinten aus ist uns leider ein bisschen die Zeit ausgegangen, aber dafür haben wir im Vorfeld eine Runde durch Ninas Teeplantage gedreht und sie hat mir die Produktion auch gezeigt. Und zum Schluss da hat es auch noch eine kleine Teeverkostung gegeben. Und ja, ganz zufällig hatte ich die Kamera und das Mikrofon dabei und die Zusammenschau davon, die findet ihr dann auf dem Bauert to the People YouTube-Kanal, sobald sie fertig ist. Und den Link dazu, den stelle ich natürlich auch dann in die Shownote. Ja, und jetzt bleibt mir nur noch euch viel Freutee beim Reinhören zu wünschen, beim kleinen Eimerleins des Tees mit Nina.
Nina
00:03:55
Trink erst mal einen Tee.
Willy
00:03:57
Ich glaube, wir nutzen genau. Du hast völlig recht. Liebe Leute.
Nina
00:04:02
Fünfter Aufguss.
Willy
00:04:03
Fünfter Aufguss, ja. Willi ist durch mit den Nerven. Willi hat nämlich gerade wieder seinen Podcast aufgebaut. Und heute, und es ist nämlich wichtig, dass es funktioniert, weil ich kann nicht einfach morgen wiederkommen, weil ich bin nämlich in Portugal bei der Nina Gruntkowski.
Nina
00:04:25
Genau, hey, nicht schlecht.
Willy
00:04:27
Naja, ich habe recherchiert. Ich bin ja Journalist. Das steht auch da drauf, in Fornello im Norden Portugals.
Nina
00:04:33
Sehr gut.
Willy
00:04:34
Ist das auch richtig?
Nina
00:04:35
Ja, bei Chacamella.
Willy
00:04:37
Chagamelia, genau. Und warum bin ich bei dir? Du bist und warst Journalistin, da bleibt man ja immer, haben wir gerade vorher noch geredet, man ist ja immer Journalist, aber du bist inzwischen Tee-Expertin geworden, Teebäuerin und auf diese Reise, wie du da hergekommen bist, da wirst du uns hoffentlich jetzt ein bisschen mitnehmen. Ich werde da ein bisschen durchfragen, wie aus einer Journalistin aus der Nähe Frankfurt eine Teebäuerin im Norden Portugals wird. Da bin ich echt schon gespannt. Bei Bauer zu der Bibel ist es immer so, wir fangen in der Vergangenheit an und arbeiten uns dann quasi in die Gegenwart des Gastes oder der Gästin. Erklär mal ein bisschen, wo bist du aufgewachsen? Was war das für eine Kindheit? Was war das für eine Welt, in die du damals in Deutschland hineingeboren wurdest?
Nina
00:05:29
Ich bin ganz nah bei Frankfurt aufgewachsen, mitten in den Startbahn-West-Protesten gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens. Und bin also sozusagen fast auf dem Flughafen groß geworden. Vielleicht hat das mein Leben bestimmt, dass ich immer viel gereist bin dann. Und ich trinke seit meiner Kindheit, wirklich Jugend. Also ich kann mich eigentlich nur daran erinnern, immer Tee getrunken zu haben, obwohl das nicht in der Familie lag. Es gab einen ganz guten Teeladen bei uns im Dorf. Oder in der Kleinstadt. Und ich habe auch als Schülerin meine ersten eigenständigen Reisen eigentlich in Länder gemacht, wo man irgendwie gut Tee kaufen kann. Also erste Reise war nach London, dann Paris, gibt es auch tolle Teeläden. Und auch in Norddeutschland habe ich dann Reisen gemacht, wo ich eben Tee gekauft habe. Andere haben Klamotten gekauft. Ich habe Tee gekauft und auch schon Tee geschirrt zu der Zeit. Nein.
Willy
00:06:28
Bist du in einen Teehaushalt hineingeboren oder woher kommt dieser Tee?
Nina
00:06:32
Ich weiß es nicht.
Willy
00:06:34
Die Affinität.
Nina
00:06:35
Einfach, weil dieser Teeladen in der Nähe war und ich Tee faszinierend fand. Und dann habe ich mit einer Freundin, die auch total teeaffin wurde, haben wir dann angefangen, uns halt durch die Teeläden zu kosten. Okay. Ich bin in Frankfurt zur Schule gegangen, da gibt es gute Teeläden. Und dann eben in anderen Städten als Reiseziel.
Willy
00:06:58
Wusstest du dann schon, dass das irgendwann einmal dein Job werden sollte?
Nina
00:07:01
Nee, ich habe Leistungssport gemacht. Was?
Willy
00:07:04
Leistungssport?
Nina
00:07:05
Leichtathletik. Ich wollte dann in die Sportrichtung, dann Sportjournalismus. Am Ende habe ich dann Geografie und Social Anthropology studiert.
Willy
00:07:17
Also ganz neu im Journalismus.
Nina
00:07:19
Ich habe dann aber zum Journalismus zurückgefunden. Ich habe ein Praktikum bei der FAZ gemacht, in der Sportabteilung und habe gefragt, was soll ich denn studieren, wenn ich Journalistin werde? Und der Redakteur Er war sehr schlau und hat gesagt, alles nur nicht Journalismus. Und ich so, toll, das ist ja super. Und dann habe ich Geo gelesen und fand das so spannend mit den Reportagen. Und dann habe ich mich für Geografie und Social Anthropology, also Ethnologie, entschieden. Habe aber immer weiter fleißig Tee getrunken. Aber als Hobby, also schon ein passioniertes Hobby, aber jetzt hätte ich nie gedacht, dass ich mit Tee arbeite. Und habe dann durch meinen Studienortswechsel nach Köln angefangen, durch viele Zufälle Capoeira zu trainieren, also diesen brasilianischen Kampftanz. Warum ich dann wiederum im Flug sozusagen durch Singen der Capoeira-Lieder portugiesisch gelernt habe, auch brasilianisches. Und habe dann am Ende meines Studiums entschlossen, mich wieder Richtung Journalismus zu orientieren und habe mich dann eben auf portugiesischsprachige Länder konzentriert, weil man natürlich da nicht so viel Konkurrenz im deutschen Journalismus hat, weil ja kaum jemand Portugiesisch redet. Und ich bin ja immer schon gerne gereist, also war ich dann eben viel in Brasilien und in den portugiesischsprachigen Ländern in Afrika unterwegs. War da auch zufällig in Mosambik, als die Teeplantagen gerade wieder nach dem Bürgerkrieg wieder neu aufgebaut wurden. Fand ich super faszinierend, das war mein erster Kontakt mit einer Teeplantage.
Willy
00:08:53
In Mosambik ist es portugiesisch auch?
Nina
00:08:55
Ehemals portugiesisch, ehemals im Südosten Afrikas.
Willy
00:08:59
Aber die Sprache ist noch dort,
Nina
00:09:01
Oder? Ist portugiesisch, ja. Also eine der vielen Sprachen. Eine der Amtssprachen. Und habe dann aber halt weiter fleißig am Journalismus weitergemacht. Bin dann durch einen Umweg über einen Radiosender, der mich beauftragt hat, was über Portugal zu machen, was mich nie so richtig interessiert hatte, weil ich ja immer auf anderen Kontinenten war.
Willy
00:09:23
War dir zu nah oder was?
Nina
00:09:26
War irgendwie nicht. Ich war ja durch mein Studium auf Afrika spezialisiert. Also irgendwie war Portugal nicht so auf meiner Landkarte und bin dann aber hier hängen geblieben, weil ich da meinen Mann kennengelernt habe, also inzwischen meinen Ex-Mann. Und habe dann, als ich merkte, dass es wirklich hier hat Zukunft, hier zu bleiben und mir das dann zu anstrengend wurde, immer wieder nach Deutschland zu reisen für die Radioproduktion und das halt auch einfach schwierig ist, so als Freelance immer angebunden zu bleiben. Ich war ja immer freie Journalistin für viele öffentlich-rechtliche, also Radiojournalistin. Dann habe ich überlegt, ja, am Anfang meiner journalistischen Karriere habe ich eh schon gedacht, das mache ich nicht mein Leben lang. Super, aber es ist irgendwie so inspirierend, über so tolle Projekte immer zu berichten. Ich wusste schon, irgendwann möchte ich was selber machen.
Willy
00:10:16
Ich will selber ein Projekt sein,
Nina
00:10:18
Oder? Ja, was selber machen. Also was bleibt auch. Ich habe da hauptsächlich Radiofeatures, also diese richtig langen Strecken gemacht. Da arbeitest du halt zwei Monate dran.
Willy
00:10:26
Die langen Sachen?
Nina
00:10:27
Ja, die richtig langen Sachen. Aber mit Studieproduktion und so. Aber die gehen dann über den Äther damals und dann sind die weg. Damals gab es ja noch keinen Podcast und so. Das war schon echt krass. Dann hast du halt allen Leuten geschrieben, dann läuft deine Sendung und dann wird die vielleicht noch ein, zweimal wiederholt und dann sind diese zwei Monate Arbeit weg. Also schon krass.
Willy
00:10:51
Schon, ja.
Nina
00:10:51
Das kann man sich heute gar nicht mehr so vorstellen. Und ich hatte aber immer dieses, dass ich möchte irgendwann was richtig machen. Und ich habe den Journalismus geliebt für die Zeit. Aber da war irgendwie so dieser Moment, ich sollte was hier machen. Aber was? Und mein Ex-Mann, der macht ja Wein. Also das war es dann sicher nicht, weil das wäre jetzt ein bisschen komisch. Und ich habe gedacht, was mache ich denn? Es wäre schön, wenn es Synergien gäbe, aber es soll nicht dasselbe sein und auch nicht zu nah dran. Es soll auch schon was Eigenes sein. Und dann habe ich in einem Radiointerview mit einem Spezialisten, der Journalismus ist gefährlich, ich sage es dir, habe ich mit Peter Obleger am Monte Vereta im Tessin, in südlichen Schweiz, an der Grenze zu Italien, ein Interview gemacht. Der hatte ein Buch über Grüntee rausgegeben. Und der sagte mir in seinem Interview, es gibt nur eine Teepflanze, die Camellia sinensis. Und in dem Moment, hatte ich fast das Interview zerstört, habe ich gerade noch die Kurve gekriegt. Und am Ende sagte ich, Camellia sinensis hat das was mit diesen Kamelien zu tun, wo ich wohne, im Norden von Portugal, überall wachsen. Wir haben ja diese immergrünen Chamäleien, die im Winter diese tollen Blüten haben, wo ich immer schon dachte, toll, in einem Land zu wachsen, wo du im Winter Blüten hast. Super. Hier kann es ja auch richtig grau und neblig sein, aber du hast halt überall Blumen.
Willy
00:12:12
Oder Regen. Ja, genau.
Nina
00:12:14
Und dann sagte der ja und drückte mir eine Pflanze in die Hand. Und dann habe ich gedacht, das ist ja super. Dann brachte ich ihn nach Hause und mein Mann so hat, da werden wir gleich mal anpflanzen. Ich so, ja, ganz ruhig mal. Den stellen wir jetzt da hinten in die kälteste Ecke im Garten. Und wenn die im Frühjahr noch gut aussieht, dann machen wir es. Und dann haben wir es gemacht.
Willy
00:12:34
Eine Pflanze.
Nina
00:12:34
Eine Pflanze. In der Ecke gestellt, nichts gemacht. Den Winter abgewartet. Und im Frühjahr hatte die so superschöne grüne Triebe und hat gesagt, ich will hier loslegen. Und dann haben wir 200 Pflanzen bestellt, die wir dann wirklich auf der Rasenfläche im Garten mal angeförnt haben. So für Testzwecke. Und haben parallel dann gemerkt, okay, wir müssen uns jetzt mal damit beschäftigen, wie man Tee eigentlich produziert. Und dann kam halt die Überraschung, dass es ja nicht nur ewig dauert, bis man die endlich ernten kann, also fünf Jahre im Boden, sondern dass es auch eine richtige Kunst ist, den Tee herzustellen. Du nimmst nicht einfach das Blatt und trocknest es und da hast du den Geschmack, sondern du musst im Prinzip den Geschmack kreieren. Also aus den Blättern der Camellia sinensis kannst du alle Teefarben und alle Geschmacksrichtungen machen. Weiß, grün, gelb, rot, schwarz. Und das hat mit der Oxidierung zu tun. Das kannst du im Produktionsprozess alles kreieren. Also es ist eigentlich ein magischer Prozess. Du kannst unglaublich viel Geschmack aus diesem einen Blatt rausholen. Du musst halt wissen, wie. Und dann haben wir überlegt, okay, wen... Wollen wir heranziehen als Wissenden. Und wir waren schon immer große Japan-Tee-Fans und durch ein Lieblingstee hatten wir dann einen ganz, ganz, ganz, tollen Glücksgriff, dass der Teeladenbesitzer in Köln, bei dem ich auch viel gelernt habe, er mich viel begleitet hat auf meinem Teeweg, der konnte dann den Kontakt zu dem kleinen Projekt damals noch in Frankfurt lustigerweise wieder, ich lebte schon in Köln, herstellen, die die eben Direktvertrieb, Import mit kleinen Teebauern, alles Bio aus Japan machen. Und wir sind dann eine Kooperation eingegangen, dass wir ausgemacht haben, dass ich halt die Tees in Portugal und Spanien vertreibe mit Chacamellia. Und wir haben dann diese Produzenten eingeladen und die kamen her und haben sich in unsere 200 Pflanzen im Garten verliebt und waren dann Feuer und Flamme und haben mich in den nächsten Jahren immer sehr, sehr unterstützt, wenn ich irgendwie dachte, das wird mir egal.
Willy
00:14:44
Also auch glückliche Fügungen dann.
Nina
00:14:46
Ja, weil dann musst du überlegen, du siehst ja immer hier die Fotos von diesen mega grünen Teeplantagen, diese schönen geschlossenen Reihen, die wir jetzt auch haben, aber halt am Anfang hast du halt gepflanzt, halt Pflanzen siehst du nicht und du hast das ganze Umkraut rumruhen und denkst, das ist ja Wahnsinn. Aber ich bin dann auch in Japan gewesen und habe auch dort mal eine zwei Jahre alte Plantage gesehen, das sieht genauso aus.
Willy
00:15:08
Du wusstest dann schon, was kommt, also es war wichtig, so quasi in die Zukunft zu schauen.
Nina
00:15:12
Ja, das war halt wichtig, auch zu wissen, dass das total normal ist Und dass sie mir immer wieder bestätigt haben, dass das hier eigentlich genau den Rhythmus hat wie in Japan. Also es ist nicht langsamer, nicht schneller, sondern es ist genau so und dass ich mich einfach nur gedulden muss.
Willy
00:15:25
Jetzt sind wir relativ weit schon vorne, aber ich möchte noch ein bisschen verstehen, was warst denn du für eine junge Jugendliche, was warst du für ein Kind, warst du eher so die Suchende, die aufmüpfige Typ Klassensprecherin oder schon investigativ angelegt in der Schule? Du bist jetzt quasi Unternehmerin, du hast ja deinen Weg gemacht, es ist immer interessant zu verstehen, woher kommst du und was warst du eigentlich für ein Typ?
Nina
00:15:53
Ich glaube, ich habe immer mein Ding gemacht.
Willy
00:15:55
Stur?
Nina
00:15:57
Nee, aber nicht unbedingt so vielleicht... Nicht in der Mitte stehend, aber einfach das machen, wo ich dachte, das macht Sinn. Also ich habe auch zum Beispiel den Leistungssport ziemlich stark durchgezogen, aber halt außerhalb der Schule. Also mein Leben fand nicht in der Schule statt, sondern im Sportverein.
Willy
00:16:17
Wie bist du zu dem Kumpelleistungssport?
Nina
00:16:19
Ich habe einfach angefangen, Sport zu machen. Ja, dann wuchs ich in diese Gruppe rein und das war dann für mich mehr Orientierung, die Sportgruppe als zum Beispiel Schule oder so. Was war das für Sport überhaupt? Leichtathlet. Hochsprung, 200 Meter Staffel, Siebenkampf, alles so auf ein bisschen.
Willy
00:16:41
Das war dann richtig auf?
Nina
00:16:44
Also bis zu süddeutschen Meisterschaften. Das ist schon nicht schlecht, es gibt ja sehr viele Leichtathleten in Deutschland und dort ist es ja groß. Genau und ich habe glaube ich auch hier, dann habe ich ja den Journalismus, habe ich ja auch orthodidaktisch gemacht. Also ich war ja dann ausgebildete Geografin und Ethnologin. Und ich wollte in Journalismus und habe dann gedacht, Zeitung, und dann hat mich jemand beraten, Radios Interessanter, und dann habe ich durch kleine Fortbildungen und so mich da selbst reingefuchst. Und auch Bürgerfunk am Anfang und so, und habe dann relativ schnell den Fuß in die Öffentlich-Rechtlichen gekriegt, auch ohne Volontariat und das. Und als ich mich dann auf das bewarb, haben immer alle schon gesagt, du bist schon viel zu weit. Also ich bin immer durch die Kategorien gerutscht. Aber ich bin halt, wenn ich eine Sache machen will, dann folge ich dir. Ich würde es halt nicht stur nennen. Zielstrebig.
Willy
00:17:39
Bist du bei der Leichtathletik, hast du dann gemerkt, du stehst an, dass du dann gewechselt hast und hast gesagt, hier komme ich nicht weiter oder keine Lust mehr gehabt.
Nina
00:17:47
Ich habe zu viele Verletzungen. Ich habe mit 17 einen Kreuzbandriss gehabt. Das war damals echt heftig. Das war beim Weitsprung in einem nassen Sand und dann hatte ich auch eine sehr professionelle, Operation und auch Reha und ich glaube, da habe ich meinen Durchsetzungswillen bekommen, weil der Arzt vor der Operation sagte, sie werden nie wieder Sport machen und ich habe gesagt, ich werde Leistungssport machen. Ich war so geschockt von, also ich finde es auch immer noch eigentlich unglaublich, einem 17-jährigen Menschen zu sagen, dass er nie wieder Sport machen kann, ist schon echt demotivierend für die meisten.
Willy
00:18:21
Aber da kriegst du ein bisschen raus jetzt dein Ding.
Nina
00:18:23
Ich habe mir echt gedacht, Du kannst mich mal.
Willy
00:18:26
Genau, sagen wir nicht, was ich tun soll, oder?
Nina
00:18:28
Und ich habe dann die Operation gehabt, das war hart damals. Also das spar die Einzelheiten, das war furchtbar. Und ich hatte ein Jahr lang eine richtige Leistungssport-Reha im Olympiastützpunkt in Frankfurt. Jeden Morgen um 6 Uhr auf der Bank und um 8 Uhr in der Schule. Und habe das durchgezogen und... Dann mein Trainer damals, der brachte Aquajogging aus Amerika, gerade so ein Gürtel mit und hat das dann mit mir angetestet und ich habe danach mein Geld damit verdient. Ich habe dann andere Reha-Patienten trainiert und mein Studium so finanziert.
Willy
00:19:03
Was eine Krise eine Chance macht.
Nina
00:19:05
Ja, also richtig krass. Aber ich hatte dann noch mal ein Wänderriss am Fuß und noch dies und das und bevor ich mich dann mit 18, einhalb oder so entscheiden musste, was ich studiere, habe ich gesagt, ich habe keinen Bock, den Rest meines Lebens mit Verletzungen rumzuhadern. Dann habe ich noch überlegt, ob ich Reha machen soll. Und dann bin ich total abgebogen und habe Geografie studiert. Und habe aber mein Geld mit dem Aquajogging. Also ich habe dann noch drei Jahre lang, war ich dann im Sportbereich aktiv als Aquajogging Trainerin. Das war total neu in Deutschland. Und habe tolle Ergebnisse mit wirklich ganz, ganz heftigen Reha-Fällen gehabt. Das war eine unglaubliche Zeit. Ich habe richtig gut verdient auch. Und unglaubliches Feedback bekommen von den Leuten. weil ich ja selber wusste, was Reha bedeutet. Also ich habe denen ja nicht was erzählt vom grünen Pferd, sondern die konnten an meinem Knie sehen. Ich habe da richtig große Arten.
Willy
00:19:59
Du musstest auch was sie durchmachen. Und dann aber Geografie, also Kamletten. Hast du irgend so einen Moment gegeben, wo es Klick gemacht hat?
Nina
00:20:09
Als der Zeitungsredakteur mir sagte, studieren Sie, was Sie interessiert, da habe ich nur gedacht, Reisen, super.
Willy
00:20:15
Ja, das war so ein... Und du hast ja einen Fokus gehabt, du hast eine Geografie und Ethnologie gemacht.
Nina
00:20:22
Genau.
Willy
00:20:23
Und du hast irgendwo am Anfang so einen Afrikaschwerpunkt gehabt.
Nina
00:20:25
Am Ende dann. Ich habe dann Geografie und Ethnologie und Geologie studiert, habe dann nach dem Grundstudium ein Praktikum in Namibia gemacht, in der Wüstenforschungsstation. Das war ein Traum von mir, in der Wüste zu leben, ein halbes Jahr. Und bin dann nach Köln gewechselt, weil es da so einen Afrikaschwerpunkt gab. Mit Wüsten, also Wüstenschwerpunkt, viele sind in Afrika und dadurch bin ich dann in die Afrikanistik mehr reingerutscht auch.
Willy
00:20:56
Und das war, was hast du damals gelernt in dieser Zeit oder was du heute auch noch irgendwie mitnehmen, nutzen kannst oder war es eher das Wegsein, das Umgehen mit einer anderen Kultur oder auch inhaltlich Themen oder was?
Nina
00:21:11
Ich wäre nicht derselbe Mensch. Ich meine, ich habe ein Jahr lang ohne alles geliebt, ohne Telefon, ohne Internet, ohne Fernsehen.
Willy
00:21:21
Warum tut man das? Warum will man das? Was fasziniert einem daran?
Nina
00:21:24
Weil die Wüste einfach unglaublich schön ist und weil es ein absolutes Privileg ist, so eine Erfahrung zu haben.
Willy
00:21:32
Ja, ich verstehe total gut, was du meinst, aber warst du da speziell in deinen Eigenschaften, also den Traum, in eine Wüste zu gehen, ja, so diesen eskapistischen Traum ein bisschen, den haben vielleicht viel, aber in die Tat umsetzen, tut ein ganz, ganz wenige.
Nina
00:21:48
Ja, aber das ist mein Ding, ich bin da...
Willy
00:21:50
Genau, was ist denn, was bist du da?
Nina
00:21:52
Ja, ein bisschen hartnäckig, ne? Ich meine, so ein Projekt hier aufbauen, ich frage mich heute noch, woher ich den Mut genommen habe, weil ich jetzt weiß, was es bedeutet. Ich habe einfach es gewollt und ich gucke dann nicht auf den langen Weg, sondern Schritt für Schritt. Und ich glaube, mich interessiert immer, und zwar auch im Journalismus, ich bin immer eine Nische. Also ich mache nie das, was alle machen, weil das finde ich total anstrengend, die Ellenbogen auszufahren und dann irgendwie rumzukonnecten und zu gucken, dass man da sein besten Schnittchen abkriegt. Das ist überhaupt nicht mein Ding. Ich bin immer irgendwie gegen den Strom oder neben dem Strom. Trotz Leistungssport. Ja, aber ich habe immer so mein eigenes Ding gesucht, was irgendwie außerhalb der Menge war und wo dann so eine Nische aufbaut, die dann interessant ist. Also damals, wenn ich zum Radio gegangen bin und gesagt habe, Ich hatte dann ein Stipendium von der Heinz-Kühn-Stiftung, drei Monate Recherche in Mosambik. Und dann bin ich zu den Radiosendern gegangen und habe Themen zu Mosambik angeboten, zur Reintegration nach dem Bürgerkrieg durch Heiler. Und dann haben mich die Leute immer angeguckt, ja Mosambik, ja sprechen Sie denn Französisch? Die Leute wussten nicht mehr, wo das ist. Und das ist halt das Coole. Ich war ja ein totaler Nobody. Also mich konnte ja, aber die Leute wurden dann irgendwie so ein Land, was sie eigentlich noch nicht mal irgendwie auf dem Schirm so damals hatten. Und dann kam halt das Interesse. Und das ist halt immer so das gewesen, wo ich immer eigentlich so meinen Spaß dran habe, dass man so Nischen aufmacht, die nicht so offensichtlich sind. Und dann habe ich Lust, mich in dieser Nische aufzunehmen. Zu spezialisieren und zu wachsen, weil man da nicht diesen, man kann einfach sein eigenes Ding machen.
Willy
00:23:46
War Capoeira-Auswarnische, wo du gesagt hast, das ist jetzt das Faszinierbild, das ist machen wir weniger.
Nina
00:23:51
Gut, das war damals auch noch nicht bekannt, als ich es gemacht habe, aber das war mehr, weil ich nach Köln kam, es war Hauptstudium, alle Leute hatten ihre Freundschaften und ich kam aus Frankfurt und im Hauptstudium hatten wir ja auch nicht mehr so viel mit den selben Leuten zusammen, das ist ja sehr zersplittert. Und es war tatsächlich ein bisschen Zufall, weil der erste Freund, den ich in Köln gemacht habe, mit mir gewettet hat nach einer Durchzechten-Nacht, dass ich das nicht schaffe. Und dann habe ich gesagt, ich schaffe das. Und er hat dann in der Ecke gelegen und ich habe Capoeira gemacht. Er hat aufgehört und ich habe dann jahrelang Capoeira gemacht und habe dann auch meinen ganzen Freundeskreis eigentlich durch Capoeira aufgebaut.
Willy
00:24:29
Das war ja für dich so quasi, du hast ja portugiesisch bei dir mit Capoeira eigentlich gekommen, oder?
Nina
00:24:36
Genau.
Willy
00:24:37
Und war Capoeira vor Mosambik?
Nina
00:24:40
Nee, danach.
Willy
00:24:42
Das war zwar danach? Das war Mosambik, war ja schon frühere britische Kolonien...
Nina
00:24:46
Ah, nee, das war danach. Nee, nee, erst Capoeira während dem Studium und dann Mosambik kam, als ich mich angefangen habe, selbstständig als Journalistin zu machen.
Willy
00:24:53
Also war es doch dann Capoeira?
Nina
00:24:55
Also ein bisschen die Reise ins Portugiesische? Genau, weil ich natürlich Portugiesisch sprach und das dann nutzen wollte, weil das natürlich ein totaler Vorteil ist.
Willy
00:25:01
Wie lernt man durch eine Tanzersprache? Das ist mir jetzt...
Nina
00:25:04
Naja gut, man singt ja. Man singt. Man steht in einer Runde und klatscht und singt und zwei spielen in der Mitte.
Willy
00:25:12
Das war mir noch nicht bekannt.
Nina
00:25:14
Und ich singe halt nicht so gerne, wenn ich nicht weiß, was ich singe. Und dann habe ich mir das...
Willy
00:25:19
Ich singe die ganze Zeit irgendwelche Texte nach.
Nina
00:25:21
Ja, das ist so. Ich meine, in Deutschland. Ich meine, wer spricht da schon Portugiesisch? Und dann habe ich halt so einen Intensivkurs in Brasilien gemacht. Vier Wochen mal.
Willy
00:25:30
Wegen Caboera, damit du da mit...
Nina
00:25:32
Ja, ja.
Willy
00:25:34
Aha, ist schon interessant.
Nina
00:25:35
Mir ist es wurscht gewesen. Ja, mir halt nicht. Also Sprache, und ich bin ja auch schon ein Sprachfan. Also ich habe auch das Englisch in Namibia geliebt und auch ein bisschen die Klicksprachen so verfolgt, natürlich nicht gesprochen, weil ich meine, das ist erst mal undenkbar so schnell. Aber, also ich bin ja auch Ethnologin und kulturell interessiert und ich finde es absolut ignorant, wenn man Capoeira trainiert und kein Portugiesisch spricht. Das geht einfach nicht. Da versteht man ja nicht.
Willy
00:26:04
Wie lange hat es dann dauert, bis du Portugiesisch kanntest und quasi auch verstanden hast,
Nina
00:26:09
Was du da singst? So drei, vier Jahre noch im Hauptstudium habe ich dann trainiert und das ging ja schon ganz gut, so im Alltag. Und dann habe ich ja das Heinz-Kühn-Stipendium bekommen für Mosambik die drei Monate und dann habe ich nochmal einen Intensivkurs in Lissabon zwei Wochen gemacht, um mich ein bisschen mehr zu rüsten. Ja, und dann halt Learning by Doing. Ich meine, Sprache lernt man ja am besten durch Praxis.
Willy
00:26:31
Träumst du heute in Portugiesisch oder noch in Deutsch?
Nina
00:26:33
Je nachdem, was ich gerade vorher gesprochen habe. Es kann auch mal Englisch sein.
Willy
00:26:37
Heute wird es Deutsch wieder sein. Heute wieder mal aus, was ist ein deutscher Traum? Hoffentlich kein Albtraum.
Nina
00:26:43
In meinem Kopf sind viele Sprachen.
Willy
00:26:45
Okay, das heißt, du bist eigentlich dadurch auf das Portugiesische gekommen und bist dann irgendwie in dieser portugiesischen Welt. Erst war es ja Mosambik, hast du gesagt. Dann später Brasilien, oder? Und da bist du irgendwie in dieser Welt drin. Was war das Faszinierende an dieser Welt? Die Sprache? Was ist primär die Sprache?
Nina
00:27:02
Ja, die Sprache und die Vielfalt. Wenn du Portugiesisch sprichst, dann bist du halt auf mehreren Kontinenten in verschiedenen Kulturen unterwegs, die irgendwie verbunden sind und auch wieder sehr eigen sind. Das ist super interessant. Also die lusophone Welt.
Willy
00:27:16
Die was?
Nina
00:27:17
Die lusophone Welt, die portugiesischsprachige Welt.
Willy
00:27:19
Sagt man das so? Ich habe nie gehört.
Nina
00:27:21
Das ist schon aufregend. Also es ist wahnsinnig interessant musikalisch, kulturell, Literatur. Die Sprache ist unheimlich vielfältig. Das Brasilianische, das Portugiesische ist sehr unterschiedlich des Portugiesischen. Du sprichst es auch in Asien, in Portugal. Also das ist schon eine eigene Kulturwelt.
Willy
00:27:45
Und mit diesem ganzen Hintergrund bist du dann quasi hier in Portugal dann später gelandet und hast quasi deinen Tee wieder entdeckt. Vielleicht hupfen wir dann gleich auf den Tee dann weiter. Wie war das am Anfang? Du bist quasi da gewesen, du hast das mit der Chacamele.
Nina
00:28:08
Naja, erstmal habe ich ja noch Journalismus weitergemacht. Ich musste erstmal antesten, ob das hier läuft. Und habe dann eben vermehrt, also immer mehr die Reisen auf die anderen Kontinente immer mehr runtergefahren. Und habe dann angefangen, mir Features über Portugal zu machen. Ganz interessante Sachen, was auch für mich total cool war, um das Land kennenzulernen. Für wen hast du das gemacht? Deutschlandfunk, WDR.
Willy
00:28:35
Also durchaus etablierte.
Nina
00:28:37
Ja, ja, ja. Also auch wirklich die Featuresstrecken dann, wo ich immer hin wollte. Das war ja dann ein bisschen die Krux. Dann war ich endlich da, wo ich hin wollte und dann war ich schon weit weg. Aber ich habe ein paar ganz tolle Features über Portugal gemacht, die mir auch wahnsinnig viel das Land nähergebracht haben. Damals war auch Guimarães die europäische Kulturhauptstadt. Da habe ich auch viel drüber gemacht. Über die ganzen Rückwanderer aus Afrika nach der Nelken-Revolution, die ganzen Portugiesen, die aus Afrika wieder zurück nach Portugal kamen. Tolles Thema. Also wirklich dann auch, bin sehr tief reingegangen. Das hat Spaß gemacht. Aber wie gesagt, dann habe ich das so wahrscheinlich drei, vier Jahre so gemacht. War dann auch zwischen Portugal und Deutschland wegen den Produktionen halt auch viel unterwegs. Und dann habe ich gemerkt, na gut, ich glaube, ich will schon einfach in Portugal richtig hier ankommen. Und zwei zu Hause, funktioniert irgendwie nicht. Am Ende hast du kein...
Willy
00:29:31
Ja, ja. Warst du auch mal schon mit dem Mann? Und da bist du noch... Okay, genau. Das ist ein anstrengender Lebensstil.
Nina
00:29:38
Ja, gut, davor bin ich über die Kontinente ge... Also ja, aber es war dann irgendwann, so der Punkt, wo es einfach, ich kam halt nicht richtig hier an und in Köln habe ich auch nicht mehr richtig gelebt. Also das dann irgendwie unbefriedigend. Ja, und dann habe ich überlegt, was denn? Und dann kam das Interview mit Peter Opliger, unsere erste Teepflanze. Und das ging dann ziemlich schnell. Ich habe dann angefangen, die Tees von Morimottos hier zu zeigen, bin durchs Land gefahren und habe Verkostungen gemacht und dann wollten die Leute das kaufen und dann haben wir die Firma aufgemacht.
Willy
00:30:14
Aber es war wirklich wieder dieser eine entscheidende Moment, dieses Interview, wo du quasi damals noch auf meiner Seite gesessen bist und er auf deiner jetzt und das einfach dann dein Leben verändert hat.
Nina
00:30:24
Ja, und das ist bei mir wirklich, es gibt so immer wieder Momente in meinem Leben, wo so von einem Moment auf den anderen weißt du, oh, das nimmt jetzt eine andere Richtung.
Willy
00:30:36
Spürt man das?
Nina
00:30:37
Ja, und ich kann dann auch nicht anders. Also das ging dann auch echt schnell. Also Ich bin dann rumgereist, habe die Tees gezeigt, die waren begeistert, die Teepflanzen wuchsen im Garten. Ruckzuck auf einmal hatte ich eine Firma, habe dann noch Journalismus nebenbei gemacht, dachte ich, ich mache das eine Weile so. Nach einem halben, dreiviertel, spätestens einem Jahr, ich weiß es nicht mehr genau, war ich so busy mit dem Tee, dass ich den Journalismus echt loslassen musste.
Willy
00:31:02
Wie bist du da jetzt noch einmal, wie bist du auf diesen, das war alter Wein?
Nina
00:31:06
Also wo wir hier sind, die Farm hinter, das kam dann 2011, haben wir die ersten Pflanzen im Garten gehabt, 2012. Und 2014 haben wir dann hier die Pflanzen, diese 200 hingebracht und mehr aus der Schweiz bekommen und angefangen selber zu züchten mit einem Kamelienzüchter hier aus Portugal. Und das kam, weil dieses Grundstück hier von der Firma meines Ex-Mannes ist. Und die Eltern hatten hier gelebt und sind dann aber im Alter in die Stadt gezogen, wegen medizinischer Versorgung. Und das war hier in so einem Dornröschenstaf.
Willy
00:31:42
Also quasi ein bisschen verwachsen.
Nina
00:31:44
Genau. Und bevor das komplett verwuchert und verfiel, haben wir gesagt, naja, versuch's doch. Und dann haben wir oben die Terrassen zuerst angebaut. Und dann habe ich relativ schnell in vier Jahren das alles bebaut und...
Willy
00:31:59
Wieder mit der leichten, jetzt mache ich es.
Nina
00:32:01
Ja, ich glaube, das ist noch der Leistungssport-Drive, den ich da so habe. Da muss ich mit aller Qualität irgendwas reininterpretieren.
Willy
00:32:07
Aber das liegt schon irgendwo ein bisschen auf der Hand. Das heißt, und ihr hattet Glück, dass genau dieses eine verwaiste Grundstück eigentlich das perfekte Grundstück für...
Nina
00:32:18
Ja, und das Lustige ist, das hat halt zwei Hektar groß. Ein Hektar war eben ein ziemlich verwilderter Weinberg, der auch nicht so viel hier, wenn man hier nicht ständig das pflegt, verwildert das sehr schnell und verfällt. Und ein Hektar Wein ist ja nicht viel, also für eine größere Firma. Und die ganzen anderen Weinberge sind ja im Dodo, das ist zweieinhalb Stunden weit weg. Wie heißt das? Dodo, das ist da, wo der Portwein herkommt. Das heißt, dieser eine Hektar hier hat keinen Mehrwert für die Weinproduktion gebracht, weil der sowas von offhand liegt. Und hat sich halt auch keiner drum gekümmert und deswegen war halt erstens mal das klimatisch, ist es eigentlich viel besser für Tee als für Wein. Die Teepflanze ist viel mehr an diese Feuchtigkeit angepasst als die Weinpflanze, die dann, wer weiß, was für Krankheiten bekommen kann und, genau, ein Hektar ist für Tee eigentlich schon ganz gut. Also in Japan kann von einem Hektar Tee eine Familie leben, wenn es hochwertiger Tee ist. Und ein Hektar Tee ist schon mehr als ein Hektar Wein.
Willy
00:33:30
Schauen wir vielleicht ganz kurz mal so Tee allgemein, weil ich glaube, das Wichtigste ist, du bist die Erste, mit der ich im Bauer zu den People Podcast über das Thema Tee spreche. Wir haben vorher auch schon quasi, wir waren schon in der Teeplantage am Campus. Wie du gesagt hast. Und das kann man sich dann dort eher noch ein bisschen anschauen. Aber erklär mal ganz basal. Was ist Tee und was ist Tee nicht? Und ich denke dabei jetzt an die Teepflanze und an Kräutertee oder sowas. Aber es war mir lange auch nicht bewusst, weil es relativ schnell...
Nina
00:34:04
Ja, wir haben in der deutschen Sprache leider kein gescheites Wort für Kräutertee, weil Kräutertee ist ja eigentlich kein Tee. Im Portugiesischen und Französischen sagt man Tisan oder Infusão. Das sind also im Prinzip Kräuter oder Blumen, die einen Geschmack haben, den man nur durch Trocknung konserviert. Und ein Teeblatt hat halt an sich kaum einen Geschmack. Du musst den Geschmack durch die Produktion rausreizen. Also du musst eine gewisse Oxidation in Gang setzen und enzymatische Reaktionen durch das Rollen und so, damit da was passiert, damit es dann am Ende in der Tasse auch Geschmack extrahiert. Und das ist eine Kunst. Und außerdem kommt es nur von einer Pflanze, eben von der Camellia sinensis. Aus den selben Blättern kannst du alle, das ist unsere Kirchenglocke.
Willy
00:34:51
Ach, die Kirchenglocke. Irgendwas ist da.
Nina
00:34:53
Die gehört hierhin. Aus den selben Blättern kannst du alle Farben machen. Und du hast noch einen anderen Unterscheidungsfaktor zu Kräutertee, dass die Teeblätter immer einen gewissen Anteil von Koffein haben.
Willy
00:35:08
Okay. Arbeit man sich da systematisch durch. Das heißt, alles, was, du hast es vorher schon gesagt, das portugiesische Wort Info-Sau. Ja, das kriege ich auch noch einmal hin. Das heißt, es ist eine Infusion, das ist einfach nur ein Aufguss mit warmem Wasser, heißem Wasser von etwas. Das heißt, ich kann alles aufgießen, ist eine Infusion und wenn es mir schmeckt, ist es gut. Tee ist nur die eine Pflanze und alle die Teesorten, also bei uns steht ja Kräutertee, Kamillentee, das ist alles Infusionen.
Nina
00:35:34
Genau.
Willy
00:35:34
Und alles nur grüner Tee und da würde ich jetzt mit dir gerne durchgehen, weil ich glaube, ich kann mir so ein bisschen zeitlicher einordnen. Es gibt grünen Tee, weißen, gelben und so weiter. Kannst du mich da einfach ein bisschen durchführen und sagen, was ist da eigentlich der Unterschied? Weil ich wusste lange nicht das, was du uns jetzt sagst, nämlich das grüner Tee und schwarzer Tee zum Beispiel dieselbe Pflanze sind.
Nina
00:35:54
Genau. Du hast dieselbe Pflanze, du pflückst die, das ist immer der Grund. Und dann musst du gucken, wie viel Oxidation du möchtest. Du hast halt die Oxidationsskala von grün gar nicht oxidiert, weiß ein bisschen oxidiert, gelb ein bisschen mehr, Olong-Tee in der Mitte mitteloxidiert und schwarz Tee ganz oxidiert. Und Oxidation ist halt, wenn ein Blatt runterfällt und braun wird. Und das kann man natürlich auch durch Verletzen der Blätter und durch Hitze und Luftfeuchte und so weiter noch verstärken. Beim Grüntee machst du halt alles, das ist nicht passiert. Und unsere Produktion ist auf Grüntee spezialisiert. Das heißt, du nimmst das möglichst frische Blatt und tust das möglichst schnell erhitzen, entweder mit trockener Hitze oder mit Dampf, um diesen Prozess zu stoppen. Und dann bleibt das Blatt grün danach.
Willy
00:36:47
Was passiert eigentlich genau bei der Oxidation? Nur, dass ich es mal vorstelle, Oxidation ist ein Wort, das hört man sehr oft. Oft kann man sehr viel nichts darunter vorstellen. Wenn ich es jetzt, das ist wie beim Kochen, Wenn ich einen Brokkoli kurz überkoche, dann bleibt der ja auch grün.
Nina
00:37:01
Ja, das ist noch ein bisschen was anderes. Nimm lieber einen Apfel. Wenn du einen Apfel reinbeißt, dann wird der relativ schnell, wenn es ein gesunder Apfel ist, also wenn es kein hochgezüchteter ist, wenn du den reinbeißt und den liegen lässt, dann ist der ziemlich schnell braun. Und das ist die Oxidation.
Willy
00:37:16
Und was halte ich da genau auf?
Nina
00:37:18
Da hast du eine enzymatische Reaktion des Saftes mit der Luft.
Willy
00:37:24
Und das kann ich aufhalten, indem ich es mit Hitze behandle und kurz abkoche. oder kurz dämpfen. Und das ist, dann habe ich aber noch Grün-Tee, oder?
Nina
00:37:33
Das ist Grün-Tee. Wenn ich einen Oolong-Tee, mitteloxidiert, weißen Tee lasse ich einfach Luft trocknen und der hat dann natürlicherweise eine gewisse Oxidation.
Willy
00:37:44
Das ist der weiße, der ist quasi zufällig oxidiert.
Nina
00:37:47
Genau. Zufällig, natürlich muss man das auch lenken, sonst taugt es auch nichts, aber ja. Dann Oolong-Tee, lässt du halt immer wieder ein bisschen liegen und guckst, dass er halb oxidiert ist. Und bei Schwarztee, tut man intentional die Blätter verletzen durch die Rollung und dann eben in einem relativ warmen, feuchten Klima, beschleunigt man die Oxidation, sodass es wirklich braun wird.
Willy
00:38:19
Und das ist dann vollständig oxidiert und dann habe ich Schwarztee und alles ist dazwischen. Wie verändert sich jetzt, wenn du das Geschmacksprofil von einem grünen Tee beschreiben würdest, wie verändert sich so ein Geschmacksprofil hin zu einem schwarzen Tee?
Nina
00:38:32
Du, es gibt tausende von Grüntees und tausende von Schwarztees. Da könnte ich jetzt zehn Stunden drüber philosophieren. Selbst innerhalb der Kategorie gedämpfter Grüntees gibt es unglaublich viele Variationen. Je nachdem, wie stark ich rolle, wie wenig ich rolle, ob ich ganzes Blatt habe, zerstückelte Blätter, welche Pflanzenvarietät. Es ist zwar alles Camellia sinensis, aber da gibt es auch verschiedene Pflanzen noch, also Varietäten. Also du kannst innerhalb jeder Kategorie ein Aromenspektrum haben. Das haut jeden Weinliebhaber um, weil es einfach noch viel komplexer ist. Und genauso kannst du so viele verschiedene Variationen in der Schwarzteekategorie oder in der Oolong-Kategorie oder in der weißen oder in der gelben haben. Also es ist endlos.
Willy
00:39:18
Es ist endlos. Du stellst dir?
Nina
00:39:21
Also wir haben uns erstmal durch unsere japanische Inspiration hauptsächlich auf Grüntee spezialisiert, gedämpften Grüntee, weil ich es mit den Japanern halte, erstmal eine Sache richtig, bevor wir uns in weitere Abenteuer geben. In Japan produzieren eigentlich fast alle nur Grüntee, deswegen fühlte ich mich da auch gar nicht komisch. Dann war ich in China, da produzieren fast alle alle Farben und ich dachte, oh, das ist aber krass, wie schaffen die das? Weiß ich bis heute nicht. Ist schon echt komplex. Und ich habe dann aber erstmal Grüntee gedämpften nach japanischem Vorbild, aber mit viel traditionelleren Herstellungsmethoden, also viel handwerklicher hier auf die Beine gestellt. Und dann haben wir drei Tees, die sich nach dem Erntezeitpunkt unterscheiden. Der erste ist die Vorernte. Das ist eine Stecklingspflanze, eine bestimmte Varietät, die wir auch verkostet haben, der Kintsugi-Scha. Das sind die ersten Blätter im Jahr von einer bestimmten Pflanze hier, die wir sehr klein pflücken und komplett Hand verarbeiten, inklusive der Rollung, weil es einfach sehr kleine Batches sind.
Willy
00:40:25
Also Single Original, also kein Blend.
Nina
00:40:29
Wobei ich auch kein Gegner des Blends bin, aber in dem Fall, weil die einfach am ersten die Blättchen haben. Dann haben wir die Hauptfrühlingsernte. Das ist dann ein Blend aus allen Pflanzen, die wir hier haben. Das sind viele, viele Erntetage und am Ende machen wir eine Verkostung und blenden alle Pflanzen zusammen, was super spannend auch ist. Und dann haben wir die Sommerernte, da machen wir dasselbe mit der Sommerernte, auch alle zusammen. Dann haben wir einen Tee entwickelt, weil ich natürlich neugierig war, wie der Grün-Tee von hier schmeckt, der nicht gedämpft ist. Dann haben wir noch einen trockenerhitzten, der wird aus den ersten Blättern der Samenpflanzen hergestellt. Die kommen später in ihrem Austrieb. Das ist also praktisch. Dann haben wir da nochmal eine Separation auch zeitlicher Art.
Willy
00:41:14
Trockenerhitzt, entschuldige, dass ich da in der Frage sage. Trockenerhitzt heißt dann nicht gerollt, sondern wirklich so, wie er gepflückt wird, getrocknet. Und dann im Prinzip sofort...
Nina
00:41:22
Nein, nein, nein. Der wird gepflückt und nicht gedämpft, sondern in der heißen Pfanne wird die Oxidation durch Hitze erst.
Willy
00:41:29
Hat er aber dann noch eine Restfeuchtigkeit quasi? Und dann wird er auch gerollt, wie er landet.
Nina
00:41:34
Genau, auch gerollt und getrocknet. Der Unterschied ist nur Dämpfung oder Pfanne. Okay, ja. Der ist dazwischen und dann haben wir jetzt noch schon mehrere Jahre experimentiert, auch mit Oolong-Tee. Das ist sicherlich bei Weitem die komplexeste Kategorie. Ich liebe Herausforderungen. Und haben es jetzt auch dann tatsächlich geschafft, in 2023 das erste Batch hinzubekommen, so wie ich es wollte. Also semi-oxidiert, so eine honigfarbene Tasse. Richtig schön nur die Ränder der Blätter oxidiert und innen noch grün, also auch sehr frisch. und trotzdem diese Wärme von einem oxidierten, brauneren Tee.
Willy
00:42:10
Ist der Olang quasi die Königsklasse bei grünem Tee? Ist kein grüner Tee.
Nina
00:42:16
Ist kein grüner Tee.
Willy
00:42:17
Ist Olang-Tee, stimmt. Ist das so quasi die Königsklasse? Du hast vorher gesagt, es gibt verschiedene Schritte beim grünen Tee, was man quasi eh am Rundgang, kann man sich da näher anschauen, fünf, sechs Schritte gezeigt.
Nina
00:42:26
Sieben.
Willy
00:42:27
Sieben waren es. Und du hast dann gesagt, Olang-Tee, das sind dann 18, die zeige ich dir jetzt nicht alle.
Nina
00:42:34
Ja, ich glaube, Königsklasse würde ich nicht sagen, weil jedes Land hat ja seine Spezialität. Japan ist sicherlich spezialisiert auf Grün, Taiwan ist spezialisiert auf Oolong. Und beides hat seine Herausforderungen und seine Komplexität. Aber mich hat Oolong immer wirklich fasziniert, weil es halt einfach komplett anders ist. Bei Grüntee musst du morgens bis abends durchziehen, damit das halt wirklich schnell geht, damit der Tee nicht oxidiert. Also das ist eine sehr stringente und sehr schnelle Vorgehensweise. Und beim Molang-Tee musst du immer warten, bis die Oxidation im richtigen Grad ist. Das dauert viel länger.
Willy
00:43:14
Also du oxidierst, dann machst du wieder einen anderen Schritt. Gibt es da irgendeinen zentralen Schritt beim Molang oder sind das einfach ähnliche Schritte immer wieder nacheinander gesetzt? Nur, dass wir mal gehört haben.
Nina
00:43:24
Viele Schritte. Also das wirklich wahrscheinlich zentral ist, dass die frischen Blätter erstmal welken gelassen werden und dann immer wieder geschüttelt werden, sodass sich die, Blattränder ein bisschen verletzen, dass sie oxidieren und dann musst du sie aber immer wieder liegen lassen und dann gucken, ob sie oxidieren, aber sie dürfen auch nicht trocknen, also muss es auch feucht genug sein und.
Willy
00:43:43
Wir machen irgendwann eine eigene Folge zur U-Lang. Die wird dann sehr lang.
Nina
00:43:47
Der wird dann lang.
Willy
00:43:49
Das hat ja zwei Müsse. Wenn der einmal drin ist, dann muss er raus. Und wenn du jetzt auf Tee schaust, was sind so die größten Irrtümer, die du da quasi im Laufe der Zeit über Tee unterkommen, mit denen du gerne wirklich aufräumen würdest? Vielleicht habe ich schon ein paar hergebracht heute im Rucksack.
Nina
00:44:13
Ja, also am liebsten würde ich erstmal den Teebeutel eliminieren. Also normalerweise nehme ich das Wort nicht in den Mund, aber es ist ja ein Podcast, da kann ich ja nicht nur die Geste machen. Das hat sicherlich die Teekultur in Europa stark geprägt und zerstört oder gar nicht erst entstehen lassen, weil die asiatische Teekultur ist halt einfach ein ganzes Blatt und du gießt es mehrfach auf. Also hier haben wir fünfmal aufgegossen, würde auch noch ein sechster rauskommen. Man sieht, es sind ganze Blätter. Das ist also wirklich ein richtiger Tee.
Willy
00:44:46
Das war am Anfang wirklich dunkel. Also ich habe vorher schwarz gesagt, du hast das Bläcklein gerückt. Das war dunkelgrün, aber es ist ganz trocken. Jetzt sind es wirklich volle Blätter wieder.
Nina
00:44:54
Genau. Und im Gegensatz hast du halt in so einem Beutel halt irgendwelche Partikel. Du hast auch viele Stämme wahrscheinlich, die so ein bisschen verpulvert wurden. Und auf jeden Fall ganz gebrochene Teile. Du weißt nicht, was du da trinkst. Und der Konsument macht ja auch keinen Link zwischen diesen Säckchen da und der Pflanze. Also das ist irgendwie ein Gut, was irgendwie in unserem Alltag ist, wo kein Mensch drüber nachdenkt. Das stürzt man runter.
Willy
00:45:27
Also kein guter Tee hat noch jemals ein Säckchen gesehen?
Nina
00:45:30
Eigentlich nicht. Also weil ich habe tatsächlich, ich bin ja auch nicht Zollklappe. Viele Restaurants haben am Anfang gesagt, hast du nicht auch Teebeutel? Wir haben ja eine Firma, die Teebeutel abpackt. Dann gebe ich denen mal einen gescheiten Tee und dann schauen wir mal. Und das habe ich gemacht. Und dann kam der Mensch da mit seinem abgepackten Beutel zu mir und wir saßen in der Küche und ich habe mich total gefreut. Ich dachte, warum nicht, wenn ich einen gescheiten Tee da reinkriege, warum soll das nicht funktionieren? Und dann gieße ich das auf und aus meinem japanischen tollen Grüntee kam was Braunes und ich so, was haben Sie denn mit meinem Tee gemacht? Haben Sie das Batch verwechselt? Dann haben wir geschaut, die Lottnummer, also Batchnummer, war alles richtig, die Charge. Und ich habe dann irgendwie, das hat ja nichts mit meinem Tee zu tun und dann habe ich ihn gefragt, was mit dem Blatt gemacht wurde, bis das da in den Beutel reinkommt. Das geht durch eine Mühle und die Mühle macht das klein, damit das in diesen Beutel überhaupt reinpasst und diese Mühle erhitzt und hat wahrscheinlich auch noch, Verunreinigungen durch andere Tees, das weiß ich jetzt nicht genau, aber auf jeden Fall, was da in dem Beutel ist, ist totes Blatt. Das war mal ein Blatt, das ist aber zerstört worden.
Willy
00:46:39
Ach, damit es in den Beutel reinpasst. Das ist immer, das ist genau das, was ich schon ein paar Mal im Podcast gehabt hat, so rein von der Metapher her ist es, man soll nicht immer die Produkte an die Maschine anpassen, sondern eher umgekehrt.
Nina
00:46:50
Genau. Und dann gibt es natürlich Alternativen, wie irgendwelche tollen Baumwollsäckchen, wo dann ganze Blätter drin sind. Ich finde, das ist also ökologisch der absolute Wahnsinn. Dann brauche ich es erst. Weil ganz ehrlich, also ich kann mit einem ganz normalen Edelstahlfilter, den ich hunderttausendmal benutzen kann, wo ich ganze Blätter reintue, warum soll ich da diesen ganzen Verpackungszweigern? Aufwand und das alles. Wir haben Tassen mit einem Edelstahlfilter. Die Arbeit, den Tee zu machen, ist identisch mit der eines Teebeutels. Das Endprodukt ist tausendmal leckerer und gesünder und ich habe nicht ewig viel Müll, der irgendwo erstens mal Energie verbraucht, um es abzupacken. Dann noch diese ganzen Säckchen um die Säckchen und dann noch Cellophane drum und keine Ahnung.
Willy
00:47:36
Ich höre schon, ja.
Nina
00:47:37
Es ist der Wahnsinn. Weil ich kaufe so eine Packung, da sind 30 Gramm Tee drin. Und der Rest ist Verpackungsmüll und dann ist das Ergebnis schlecht. Das ist der absolute Wahnsinn.
Willy
00:47:50
Also es macht bei gutem Tee, bei dem Zerkleinerten, was du jetzt sagst, es macht schon Sinn, dass sie vielleicht in einem Sackl drin ist, aber bei gutem Tee macht es überhaupt keinen Sinn, dass es in einem Verpackungsmüll ist.
Nina
00:48:00
Ja, also es ist wirklich traurig und es ist halt, ich habe die Diskussion seit 14 Jahren bei jedem Restaurant und es ist nicht so, dass die Diskussion Ad acta gelegt ist. Aber es wird schon besser. Aber es ist wirklich ein mentales Problem. Und das ist wirklich was, das würde ich wirklich, das ist mein absolutes Herzen anliegen, Leuten zu zeigen, dass es ganz anders ist, wenn man ein Blatt aufgießt und wirklich nicht schwieriger sein muss. Und im Gegenteil, es kann sogar preiswerter sein. Ich habe viel bessere Qualität, weil überleg mal dieser Aufwand von den ganzen Verpackungen. Meinst du, was das Produkt da drin kostet? Nichts. Was ich bezahle, ist der Teebeutel, nicht das Tee.
Willy
00:48:45
Ja. Schauen wir vielleicht auf den Anbau. Was mir auch geschockt hat, du hast es vorher schon gesagt, ist auch der Zeitraum, der verstreicht, vom Tag 1, also vom ersten Pflänzchen, dass das aufgeht, bis zum erntbaren Tee. Beschreib doch einmal ein bisschen, kann man, glaube ich, so pauschal wie möglich und so speziell wie nötig, wie lang dauert, bis ich was ernten kann und was passiert da in der Zeit?
Nina
00:49:14
Also nur als ersten Schocker, auch in Asien sagt man, dass eine Teeplantage erst ab zehn Jahren was zurückgibt finanziell.
Willy
00:49:21
Ab zehn?
Nina
00:49:22
Ab zehn Jahren zurückgibt, wenn man den ganzen Zeitraum einrechnet.
Willy
00:49:26
Also kostendeckend wird. Genau.
Nina
00:49:29
Deswegen sind wir, wenn ich dir jetzt erzähle, was hier los ist, das normal. Das ist jetzt nicht, weil wir in Europa sind, sondern das ist der normale Zyklus einer Teeplantage. Du hast junge Pflanzen, die wachsen ein Jahr in einem Töpfchen und dann setzt du sie in den Boden. Und dann hast du vier, fünf Jahre, wo die Pflanzen im Boden wachsen müssen, damit du am Ende diese Hecke bekommst oder eine größere Pflanze, die können auch einzeln stehen, die die Ernte bereit ist. Das hat damit zu tun, dass du erstmal den Geschmack erst nach vier, fünf Jahren richtig die Pflanze ausgebildet hast und dass man sie halt so rückschneidet, dass sie halt eine robuste Pflanze ist, die man dann auch ordentlich pflücken kann. Die muss dann erstmal auch Struktur haben, wenn man dir am Anfang immer die neuen Spitzen weckt, dann wird da nichts.
Willy
00:50:16
Die muss man hochkommen.
Nina
00:50:20
Und dann hast du halt wahnsinnig viel Aufwand am Anfang. Wir machen halt Bio und auch unter dem Schirm Natural Farming mit biodynamischen Methoden und Permakultur Ideologie unseren Anbau auf möglichst natürliche Weise. Das heißt halt, du hast jetzt die ersten Jahre, wenn du nicht da eine Plastikplane hinlegst und den ganzen Boden tötest, wo du dann wieder kannst auch Biodünger reinpulvern, aber eben kein nachhaltiges Prinzip machst. Wenn du also den Boden respektierst, weil es ja eine langlebige Kultur, die können ja bis zu 100 Jahre alt werden, Plantagen. Wenn du halt in die Zukunft denkst, dann macht es natürlich Sinn, die ersten Jahre in den Boden zu investieren. Das heißt, immer das Unkraut mit der Hand zu zupfen und zu malchen. Also wir machen halt dann Pinienrinde hier aus einer Sägerei aus der Gegend, um ein bisschen weniger Unkraut zu haben und den Wasserhaushalt im Boden.
Willy
00:51:14
Das passiert da, du hältst einfach den Boden bedeckt. Bedeckt.
Nina
00:51:16
Der darf halt nicht nackig sein. Und kommen weniger Unkräuter und du hast mehr Feuchte im Boden. Und dann haben wir halt hier viel Rückschnittmaterial, was wir auch auf dem Boden aufbringen. Und du hast ja vorhin gesehen, unser Boden bei den Pflanzen, die sieben, acht Jahre da im Boden sind, der riecht nach Wald. Dann hast du erreicht, dass du einen Sustainable Zyklus hast.
Willy
00:51:40
Dann läuft das Ding.
Nina
00:51:42
Dann läuft das Ding. Es ist aber die ersten vier, fünf Jahre Unkraut, Unkraut, Unkraut und du erntest nicht.
Willy
00:51:49
Das heißt, du verdienst auch nicht?
Nina
00:51:51
Nee. Du hast wirklich Ausgaben und wir haben halt dadurch, dass wir den Vertrieb ja schon aufgebaut haben, was ja gut war, damit wir dann auch für unseren eigenen Tee aufgestellt waren.
Willy
00:52:02
Also ihr habt vorher einen anderen Tee vertrieben?
Nina
00:52:03
Ja, von den japanischen Partnern. Den vertreiben wir auch weiter und auch ein paar andere. Wir machen ja Teekarten für Restaurants und wir arbeiten also mit auch anderen Produzenten. Dadurch haben wir uns halt mehr oder weniger über Wasser halten können, um eben dann ab 2019, ab unserer ersten Ernte, auch unser eigenes Produkt ins Portfolio aufzunehmen und dann eben zu diversifizieren.
Willy
00:52:29
Das heißt, Das ist ähnlich wie beim Wein, oder? Man hat das in der Winzer gesagt, wenn man einen neuen Weingarten auspflanzt, das dauert noch länger.
Nina
00:52:38
Nö, so ähnlich.
Willy
00:52:39
Oder bei Obstbauern, das heißt, man darf nicht vergessen, es ist die ersten Jahre mal gar nichts. Wichtig ist, glaube ich, auch zu wissen, die holzige Struktur unten, Tee ist ein Baum.
Nina
00:52:50
Die Teepflanze ist ein Baum, der im zweiten Stockwerk eines subtropischen Regenwaldes lebt. Also unter den ganz großen lebt die Kamelie und die kann so zwischen neun und zwölf Meter hoch werden.
Willy
00:53:04
Welchen Böden mag Tee? Sauer. Sauer.
Nina
00:53:07
Vulkanisch. Wir haben hier Granit.
Willy
00:53:09
Das ist gut, oder? Wäre es denkbar, wir sind da jetzt in Portugal, im Norden, wäre es denkbar, dass man, keine Ahnung, in Österreich oder in Deutschland irgendwo Tee anbaut oder passiert das vielleicht schon?
Nina
00:53:21
Es geht. Im Rheinland gibt es einen Kollegen, der macht Versuche und das läuft, aber er hat halt viel mehr Frostschäden wie wir. also auch Verluste. Das hat eben mit Mikroklima, Rheinland geht noch, aber jetzt in großen Teilen Österreichs hast du halt ein Problem, dir sterben halt die Pflanzen im Winter ab, weil sobald der Boden friert, ist die Teepflanze weg. Die kann kurzen Frost oben vertragen, aber wenn der Boden anfängt zu frieren, dann sind die Wurzeln.
Willy
00:53:51
Okay, das heißt noch nicht, aber das heißt warum ist gerade der Ort hier so ideal, um Tee anzubauen?
Nina
00:53:59
Ja, also wir haben hier in Nordportugal an der Küste ein sehr eigenes Mikroklima. Wir sind ja küstennah, also mehr nah, acht Kilometer. Das heißt, wir haben gemäßigte Temperaturen. Wir haben im Sommer nicht zu heiß, also selten über 30 Grad und im Winter nie unter null. Also wirklich nie. Es geht mal an null ran, aber dann so eine Nacht und das war es. Also überhaupt kein Problem. Wir haben unglaublich viel Regen. Man hat es vielleicht am Anfang auf der Aufnahme gehört, also schon so um die 1400 Milliliter Niederschlag pro Jahr. Das ist schon richtig so mit eins der niederschlagsreichsten Gegenden Europas. Es ist relativ gut verteilt, der Niederschlag, außer im Sommer haben wir ein bisschen weniger als in Japan. Wir haben ein vergleichbares Klima zu Kyushu, zu der südlichen Insel in Japan, wo nur im Sommer es viel feuchter ist.
Willy
00:54:52
Ah, ihr habt ja euch gefunden.
Nina
00:54:54
Genau, ich habe immer verglichen. Das tun wir dann hier mal mit zwei Monaten. Im Juli, August haben wir schon ein bisschen Bewässerung durch Regenwasser, was wir im Winter hier auffangen. Das ist, finde ich, noch verträglich, auch unter Nachhaltigkeitsaspekt. Das ist jetzt nicht das ganze Jahr, sondern eben diese zwei Monate, die sich unterschreiten. Und dann haben wir halt richtig fruchtbare Böden. Also die Böden hier in Nordportugal, Minho, in der Gegend, wo wir sind, sind die fruchtbarsten des ganzen Landes. Und der Tier liebt fruchtbare Blüten.
Willy
00:55:26
Okay, also gut auch erwischt. Was ich in der Recherche, wir haben ja vorher schon darüber geredet, Tee erntet dann. Jetzt haben wir Tee angebaut. Das dauert erst einmal eine Zeit lang, bis überhaupt was wächst. Dann zehn Jahre oft im Schnitt, bis der Break-Even dann erreicht ist. Aber die Tee-Ernte ist ja auch nicht ganz so einfach. Man erntet ja dieses Blatt, den frischen Trieb, oben weg. Und dann geht es um Zeit scheinbar. Dann wird es wichtig. Erklär das einmal, wie funktioniert so eine Tee-Ernte, wie läuft die ab und auf was muss man da achten? Und warum ist das so zeitkritisch?
Nina
00:56:01
Naja, erstmal ist es, dass die Erntehelfer, die die Blätter pflücken, erstmal eine ganze Ernte brauchen, bis sie richtig trainiert sind. Also es ist jetzt nicht so, dass man da mal zwei Tage das macht und dann kann man das. Das ist schon eine ziemlich krasse Auswahl und jede Pflanze ist anders und die Samenpflanzen sind dann richtig kompensiert. Was ist das so speziell?
Willy
00:56:18
Also es ist im Prinzip ja nur der Trieb herumzunehmen.
Nina
00:56:21
Ja, ja, aber man muss halt die richtige Größe erwischen. Der kann zu klein sein, dann vermisst du die Ernte. Dann hast du super wenig Quantität. Du kannst auch die Stiele mit abbrechen, dann hast du der Pflanze wie getan. Das ist, wenn es einmal passiert, okay, aber wenn da einer die ganze Zeit wie so ein Traktor drüber fährt, dann werde ich da schon ein bisschen... Die Blätter zu groß, die müssen wir dann aussortieren, weil die sich nicht rollen und auch nicht die Qualität hergeben, die wir wollen.
Willy
00:56:47
Also je nachdem, wie groß die Blätter sind bei der Ernte, haben sie andere Eigenschaften im späteren Prozess.
Nina
00:56:52
Genau, das heißt, ich mache jeden Morgen ein Briefing, welche Blätter wir heute ernten. und ich habe es manchmal selber satt und mein Team denkt auch manchmal, oh, die Tussi wieder. Aber da nicht jeden Tag dieselben Leute an Bord sind, es ist total wichtig. Und ich habe das am Anfang manchmal vernachlässigt, weil es mir auch selber zu blöd vorkam. Und dann hatte ich den Salat und saß dann abends da und habe die Hälfte wieder aussortiert. Und jetzt mache ich das wirklich jeden Morgen, da gibt es mein Morgengebet.
Willy
00:57:21
Was kann ich mir darunter vorstellen? Reden wir da von einem Millimeter und du bist wirklich so da?
Nina
00:57:26
Nein.
Willy
00:57:27
Um wie viel geht es da? Also was...
Nina
00:57:30
Es geht vor allem um die Elastizität der Blätter. Wenn das Blatt nicht mehr glänzend und zu hart ist, dann ist mir egal, ob es zu groß oder zu klein ist, dann rollt sich das im Prozess nicht.
Willy
00:57:41
Wird es gepflückt und runter quasi auf die Seite gegeben?
Nina
00:57:44
Nee, das sollte am besten gar nicht gepflückt werden. Das können wir ja der Pflanze lassen. Genau, also es geht vor allem um die Elastizität.
Willy
00:57:53
Und wie schwierig ist das zu erkennen?
Nina
00:57:55
Ja, das musst du meine Mitarbeiter fragen.
Willy
00:57:59
Aber das heißt, wenn du da keine harmonische Qualität und Elastizität durch diese Ernte hast, dann wird das dann im späteren Produkt, macht sich das halt dann bemerkbar an der Qualität.
Nina
00:58:12
Und das ist halt, warum ich nur zur Ernte, also zur Blatternte, nur mein eigenes Team akzeptiere und Erntehelfer, die eigentlich jedes Jahr wiederkommen. Und dann auch für längere Zeit. Und wir machen dann eher Outsourcing von anderen Arbeiten, dass wir Hilfe akzeptieren für die anderen Arbeiten, die wir nicht schaffen, wie zum Beispiel Umkraut zu pfen.
Willy
00:58:32
Kannst du Umkraut zu pfen? Da schau dich, da verwirre ich mich dann dafür.
Nina
00:58:35
Aber im Herbst gibt es die gute Nachricht, haben wir die Blümchen, also da hat die Teepflanze Blumen. So kleine Mini-Kameleien in weiß mit viel schönen goldenen Pollen in der Mitte. Und da akzeptieren wir Helfer, weil es ist viel einfacher, eine Frische von einer verwelkten Blume zu unterscheiden. Und das ist eigentlich auch für die Helfer viel schöner, weil das ist ein echtes Erfolgserlebnis dann. Das macht total Spaß.
Willy
00:59:01
Und dann kriegt man auch nicht so viel Schimpfen am Abend.
Nina
00:59:03
Nee, genau.
Willy
00:59:04
Genau.
Nina
00:59:05
Nein, ich bin ja gar nicht so. Aber ich meine, ich vermeide auch, dass ich...
Willy
00:59:08
Nein, du musst schon streng sein. Die Qualität kommt nicht von Larifari.
Nina
00:59:11
Sonst sitzt einer, ich oder jemand anderes da stundenlang und sortiert wieder aus. Das ist ja auch schlimm.
Willy
00:59:16
Aber das heißt, diese T-Reihen, die schauen hier im Prinzip aus, wenn man mal davor steht, so ungefähr Hüft hoch, ein bisschen höher, ein bisschen niedriger und wie eine Hecke. Und du erntest quasi oben, deswegen hast du gesagt, Tisch, Erntetisch ein bisschen, erntet oben die Blätter weg. Aber gehe ich dann mehrfach hintereinander, mehrere Tage hintereinander und erntet dann immer wieder so quasi die Triebe nach?
Nina
00:59:45
Nein, wir haben ja genug. Wir gehen dann so alle drei, vier Tage durch dieselbe Reihe wieder. Aber mehrfach natürlich. Wir müssen ja dann die anderen Reihen auch bedienen.
Willy
00:59:55
Und bis dann
Nina
00:59:55
Ist dann wieder die Reihe von vor drei, vier Tagen ist dann wieder erntebereit. Also dann sind die kleinen Blätter wieder so nachgewachsen, dass sie groß genug sind, dass wir sie dann ernten.
Willy
01:00:05
Und wie lange dauert dann quasi ein Prozess, bis es abgeerntet ist? Kann man das so sagen?
Nina
01:00:10
Also wir haben Reihen, da läufst du eine Reihe den ganzen Tag und dann gibt es andere, das ist sehr unterschiedlich von der, von der, ich meine.
Willy
01:00:16
Bis quasi, das ist ja einmal die Ernte, da musst du öfter drüber laufen, alle paar Tage einmal, wie lange zieht sich so eine Ernte,
Nina
01:00:24
Bis das quasi eine Ernte ist? Ja, also die Frühlingsernte sind so sechs, sieben Wochen.
Willy
01:00:27
Sechs, sieben Wochen, wo immer wieder was nachkorkst,
Nina
01:00:29
Wo immer wieder durchgehst. Wo dann auch natürlich nicht, die einen Pflanzenarten fangen zwei, drei Wochen früher an als die anderen und sagen wir mal so, eine Pflanzenart ist wahrscheinlich so vier Wochen in der Haupternte erntebar. Ja. Da wir verschiedene Pflanzenarten haben, manche früher anfangen, manche später, sind wir so in der Haupternte vom Frühling ungefähr sieben Wochen richtig, richtig am Schaffen.
Willy
01:00:50
Was sind denn die größten Kostenfaktoren bei der Tee-Ernte? Was ist denn am teuersten?
Nina
01:00:57
Menschen.
Willy
01:00:59
Wie sehr kann man das automatisieren?
Nina
01:01:02
Meiner Meinung nach, gut, es gibt in Japan großartige Maschinen, die aber auch von Menschen, die schon mal Hand ernten und lange Tee-Erfahrungen gemacht haben, am besten bedient werden, dass es ein gescheiter Tee wird. Da kann man schon viel machen, aber wir reden von richtig großen Investitionen. Also das sind richtige Hightech-Maschinen. Das sind Millionen.
Willy
01:01:27
Du brauchst ja entsprechend Fläche, um das umzulägen.
Nina
01:01:29
Du brauchst entsprechend Fläche. Und für mich, könnte mir vorstellen, das dann irgendwann auszuprobieren, auch wenn ich nicht weiß, ob ich die Investition machen will, ich glaube eher nicht, aber um die Teeproduktion zu verstehen, kommst du eigentlich nicht um die Handproduktion drum rum, weil ich glaube, auch die Tees, die heute noch in Japan maschinell gemacht werden, werden immer noch von Leuten gemacht, die eigentlich mal mit der Hand geerntet haben, produziert haben und Und ich glaube schon, dass man auch dann nur mit der Maschine lernen kann. Aber für mich ist es einfach eine andere Art von Tee. Also ich kann es mir halt nicht vorstellen, weil der Weg, ein Teeblatt zum Tee zu machen, ist so faszinierend und so schön. Und auch wenn es hart ist, immer wieder faszinierend. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, neben einer Maschine zu stehen, die ganze Zeit nur Knöpfchen zu drücken. Aber das ist jetzt was Persönliches. ist. Also ich liebe japanischen Tiere und die sind fast alle maschinellär.
Willy
01:02:32
Du hast ja gesagt, dass in größeren Tieranbau Ländern und wo es industriell erfertigt wird, dass quasi die obere Reihe, die wie ihr mit der Hand zupft, dass da quasi so ein Ort mit dem Rasenmäher, mit dem Trimmer drüber gefahren wird und dann quasi das dann, das wäre dann die maschinelle Variante.
Nina
01:02:46
Genau. Genau. Und da hast du aber dann in Japan Hightech-Maschinen, die eine mega Sortierung machen und die alles, was nicht erwünscht ist, da wieder raus. Und die Maschinen, die ernsten sind auch Hightech-Maschinen, die arbeiten mit Fotosensoren und also Also das ist jetzt nicht einfach mal so eine Säge, wohingegen du dann englisches Produktionsprinzip irgendwo in Indien oder Sri Lanka hast, wo dann einfach alles abgeschnitten wird und in die Verarbeitung kommt.
Willy
01:03:12
Das macht sich dann auch eine Qualität und einen Preis.
Nina
01:03:15
Ja, also verständlich. Es ist halt ein Industrieprodukt. Aber da gibt es auch Unterschiede. Wenn du das japanische Prinzip nimmst, das ist halt absolut perfektioniert. Und dann gibt es halt andere nicht. Und es ist halt immer die Frage, auch für was es ist. Also ich meine, für so einen total Leisure-Alltagskonsum ist auch das indische Prinzip okay, weil... Also ich verallgemeine, da gibt es natürlich auch ernsthafte Teeproduzenten, die es anders machen. Also ich will da jetzt nicht irgendwie alles über einen Kamm scheren. Aber es ist ein ganz anderes Erlebnis, ein ganz Blatt Tee zu trinken, als was mit der Maschine geerntet wird.
Willy
01:03:59
Weil du gerade Indien gesagt hast, das habe ich mir gerade aufgeschrieben, guckt man gerade dieses Wort da Chillingtee und so weiter. Sind das auch alles Camellia Sinensis Teeflachen? Und es ist nur die Region mit dem besonderen Terroir etc.?
Nina
01:04:15
Also es gibt zwei Tee-Pflanzen. Es gibt eine Camellia sinensis mit der Entstehung im Länder-Dreieck China, Myanmar und Vietnam. Und aus der kannst du alle Teefarben machen, das was ich halt erzählt habe. Und dann gibt es noch eine Camellia sinensis assamica, die kommt aus Assam, das ist eine indische Region. Die hat größere Blätter und die ist eigentlich fast nur für Schwarztee. Ein bisschen Weißteeproduktion gibt es noch geeignet. Und die ist in Indien, in Assam, aber in der Geeling haben sie die chinesischen Pflanzen gepflanzt.
Willy
01:04:49
Ach, das erinnert mich dann wieder quasi an Robusta und Arabica beim Kaffee ein bisschen. Robusta eher die gröbere Pflanze und Arabica eher die feinere, was dann in dem Fall eher dem Gründee dann entspricht, oder? Wie viel wird dann quasi geerntet bei euch auf dem Hektar?
Nina
01:05:07
Also über die ganze Saison von April bis Juli, Ende Juli, haben wir im Normalfall jetzt erwarten wir so zwischen 100 und 120 Kilo trockenen Tee. Das ist in Frisch vier bis fünf Mal mehr. Also ist dann schon eine halbe Tonne. Das verliert halt unglaublich viel Gewicht wegen dem Feuchtigkeitsverlust.
Willy
01:05:32
Okay, das heißt bei zwei Hektar? Das heißt, ihr braucht... Ein Hektar, ein Hektar. Ein Hektar. Wie weit würdet ihr wachsen da am Standard? Wie weit könntet ihr wachsen da am Standard? Und wie weit würdest du wachsen wollen?
Nina
01:05:43
Im Moment wachsen die Pflanzen ja noch. Wir haben hier Pflanzen, die sind erst sechs Jahre alt. Bis zum zehnten Jahr, ganz hier unten unter der Terrasse, sieht man ja, dass die Hecken noch nicht geschlossen sind. Das heißt, die werden durch das Rückschneiden immer dichter. Und bis zum zehnten Jahr erwarten wir noch einen Anstieg. Aber ich denke so, wahrscheinlich kommen wir dann auf 150 Kilo. Was gut ist für einen handgepflückten, hochwertigen Tee.
Willy
01:06:11
Ja, aber würdest du quasi dein Tee-Imperium noch ausbauen wollen auf andere Standorte? Würdest du das ein Ding oder reicht dir dieser Ort?
Nina
01:06:19
Ich habe schon angefangen. Ich habe hier in der Nähe ein Grundstück, wo wir jetzt gerade angefangen haben, Tee im Waldgarten zu pflanzen. Also versuchen, die Pflanzen im zweiten Stockwerk natürlich wachsen zu lassen, also unter größeren Bäumen und aber auch einen Teil nochmal in Reihen anpflanzen.
Willy
01:06:39
Okay, okay. Wie weit könntest du dir das vorstellen, das wachsen?
Nina
01:06:42
Also Hand ernte nur diesen Hektar und den Waldgarten für speziellere Tees. Ich versuche dort jetzt einen Test zu machen, wie man mit einer bestimmten Pflanzensorte, die sehr regelmäßig wächst, Vielleicht eine Maschinenernte hinkriegt für eine zweite Linie, die trotzdem sehr seriös produziert ist, aber eben ein bisschen weniger pflückaufwendig. Ich selber sehe für mich bei einem Hektar das Ende der Fahnenstange von Handernte und Handproduktion, weil wenn es mehr wird, hast du so viele Menschen zu koordinieren, dass es wirklich nicht einfach ist, deine Qualität so zu halten. Und ich möchte keine Abstriche an der Qualität machen.
Willy
01:07:25
Wo siehst du dich selber in den 10, 15 Jahren?
Nina
01:07:28
Und hier, ich sehe mich vielleicht eine zweite Linie, die Maschinen geerntet werden kann, aufzubauen, dass man auch andere Menschen motivieren kann in der Gegend, Tee anzubauen, ohne sich total da so reinzugeben, wie ich das tue. Ich hoffe, dass hier jemand weiter mit mir oder auch dann nach mir, ich meine, zehn Jahre bin ich noch da, aber halt so reinwächst, dass diese Handproduktion schon auch bleibt, weil das halt einfach der Kern ist und so lernt man es. Und ich sehe halt mich sehr wilde Experimente im Waldgarten machen.
Willy
01:08:07
Sehr wild im Waldgarten. Ja. Okay, verstehe ich. Schauen wir zum Abschluss, weil wir müssen jetzt ja ein bisschen auf die Zeit schauen heute. Kurz in die Zukunft mit den Abschlussfragen. wenn du an unserem Lebensmittelsystem, du bist jetzt auch Produzentin und Teil dieses Lebensmittelsystems, wenn du da was ändern könntest in einer utopischen Welt, was würdest du da ändern?
Nina
01:08:26
Small scale, small scale, small scale, small scale und nochmal small scale.
Willy
01:08:30
Heißt das, was du da machst?
Nina
01:08:32
Klein, klein. Und zwar klein und vielfältig. Und zwar für die Gesundheit der Natur und die Gesundheit des Menschen. Weil ehrlich, bei mir arbeitet keiner, der aus der Landwirtschaft kam. Aber alle sind fasziniert und wir haben so viel unterschiedliche Aufgaben hier. Es ist so viel Abwechslung, weil es Small Scale ist und weil wir alle ziemlich viel alles machen müssen. Und dadurch gibt es eine Befriedigung und auch eine Abwechslung und einen Spaß an der Landwirtschaft, die du nicht hast, wenn du den ganzen Tag auf dem Traktor sitzt und immer dasselbe machst. Und über die Qualität der Produkte, dann müssen wir gar nicht erst reden mit genmanipuliertem Material und dann noch da schön Pestizide und da das Wässerchen drauf. Und am Ende hast du ein Produkt, wo nichts mehr drin ist. Und die Person, die es gemacht hat, hat keinerlei Befriedigung. Und der Konsument isst Luft.
Willy
01:09:26
Vor der Frage nach einer utopischen Welt, siehst du es auch irgendwo realistisch, dass quasi diese Reskalierung wieder kommen könnte?
Nina
01:09:31
Ich habe vor zwei Jahren eine Ausbildung zum Permakulturdesign gemacht. Die Farm, wo wir den Waldgarten anpflanzen, ist nach Permakulturprinzipien angelegt. Und ich gehe immer mehr in die Richtung von Permakultur, also Teeanbau im Permakultursystem. Und ich meine, die Permakultur hat die Antworten auf unsere Lebensmittelkrise, die auf uns zurollt. Die ist schon da. Die meisten wissen es nur noch nicht. Und ich kenne viele, also hier gibt es viele Projekte, die in die Richtung gehen, und ich sehe meine Aufgabe tatsächlich auch mit dem zweiten Projekt hier als Vorbildfunktion für die Region oder dass man einfach sieht, dass Landwirtschaft auch was anderes ist als genmanipulierte Pflanzen und Trecker. Also ich rede jetzt vom großen Trecker.
Willy
01:10:22
Den kleinen haben wir noch nicht gesehen, aber der ist klein, der ist cute. Schickst mir ein Foto nach. Was steht auf deiner Bucketlist ganz oben?
Nina
01:10:32
Ui.
Willy
01:10:36
Die Frage hatte ich jetzt erwischt. Schaut in ihre Augen.
Nina
01:10:40
Ja, so viel. Ein paar Sachen kann ich noch nicht sagen. Ach so. Zu verrückt. Was steht ganz oben? Also ich glaube tatsächlich, hier das immer weiter so auszubauen in der Diversität, die wir haben und diese Vielfalt zu halten. Das ist eigentlich ein Wahnsinn. Manchmal denke ich, ich glaube, ich habe einen Schuss, aber dann bin ich irgendwie auf Verkostung und merke, dass es genau das ausmacht. Und ich möchte eigentlich diese Verrücktheit nicht verlieren. Und irgendwie da weitermachen und vielleicht auch wieder ein bisschen mehr nach Asien reisen. Das ist durch Covid ein bisschen dann gestoppt worden. Zum Glück bin ich die Jahre davor wie wild gereist. Das war perfekt. Also ich konnte da jetzt lange von zehren. Ich würde jetzt aber auch gerne mal wieder raus und nochmal neu.
Willy
01:11:45
Ein Vorrat geht zu Ende. Ja, und auch
Nina
01:11:47
Einen Austausch jetzt eingehen auf einem ganz anderen Niveau. Weil jetzt bin ich wirklich Teeproduzentin. Als ich 2019 in Asien war, hatte ich gerade mal einen Tee gemacht.
Willy
01:11:58
Ja, jetzt bist du selber schon in...
Nina
01:11:59
Da habe ich meine erste Ernte den Leuten gegeben. Ich meine, jetzt, ja, da wusste ich noch nicht, was ich tat.
Willy
01:12:06
Gleiche Welt mit neuer Brille dann.
Nina
01:12:08
Ja, genau. Und da in den Austausch gehen, da freue ich mich drauf.
Willy
01:12:11
Das ist schön, das ist schön. Wir haben vorher geklärt, in zehn Jahren bist du definitiv noch da. Sehr gut. Aber wenn du irgendwann mal ganz verabschiedest von dieser Welt, wofür sollst du in Erinnerung bleiben?
Nina
01:12:24
Tee. Ganz einfach.
Willy
01:12:27
Tee.
Nina
01:12:27
Tee-Kultur.
Willy
01:12:30
Ja?
Nina
01:12:31
Ja.
Willy
01:12:31
Tee.
Nina
01:12:32
Also ich glaube, das, was wir hier machen, ist so außergewöhnlich und so sehr was Eigenes, dass das eigentlich für sich selber spricht. Das muss dann auch nicht meinen Namen tragen. Das kann ich den Namen Chakamella tragen. aber nicht schon glücklich. Und wenn das bleibt, dann ist alles gut.
Willy
01:12:53
Nina Riesiensis oder sowas.
Nina
01:12:55
Nein, das brauchen wir nicht. Das brauchen wir nicht.
Willy
01:12:57
Passt. Zum Schluss jetzt noch ein Zitat, ein Spruch oder eine Lebensweisheit für uns, die du uns mitgibst und uns nach Hause schickst oder wir dich jetzt zu Pilates.
Nina
01:13:07
Geduld. Geduld. Und nochmal Geduld. Und dran glauben. Nie drauf hören, dass einer sagt, geht nicht. Wenn einer sagt, geht nicht, musst du doppelt sagen.
Willy
01:13:18
Dann erst recht. Außer er sagt es absichtlich, um dich in die andere Richtung zu treiben. Dann machst du das Gegenteil vom Gegenteil.
Nina
01:13:24
Genau, immer gegen den Strom.
Willy
01:13:27
Dankeschön.
Nina
01:13:28
Danke auch.
Music
01:13:29
Music

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