BauertothePeople (B2P)

Wilhelm Geiger

Interview - Die Geschichte der Donauschwaben

Ihr Weg aus dem Europa von Gestern in das Brasilien der Gegenwart

26.10.2025 84 min

Video zur Episode

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Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Folge meiner Brasilienreise tauche ich tief in die bewegte Geschichte der Donauschwaben ein. Mein Gesprächspartner ist Roberto Essert, Forscher und Museumsführer im Heimatmuseum von Entre Rios, selbst Sohn von Einwanderern aus diesem einzigartigen Siedlungsprojekt. 

Wir sitzen in einer originalgetreu nachgebauten Heimatstube – und beginnen die Geschichte im 18. Jahrhundert: Nach den Türkenkriegen rief Kaiser Karl VI. Deutsche zur Besiedlung der entvölkerten Donaugebiete (heutiges Ungarn, Serbien, Kroatien). Von Ulm aus fuhren die "Schwaben" mit einfachen Holzbooten die Donau entlang in ihre neue Heimat. Obwohl die meisten gar nicht aus Schwaben stammten, erhielten sie diesen Namen. 200 Jahre lebten die Donauschwaben erfolgreich in dieser Region – bis der Zweite Weltkrieg ihr Schicksal dramatisch wendete. Als deutschstämmige Bevölkerung zwischen den Fronten gerieten sie nach Kriegsende unter Tito in existenzielle Gefahr. Frauen, Kinder und Alte flohen 1944 nach Österreich, wo sie sechs Jahre lang als "Staatenlose" in Flüchtlingslagern lebten. 

1951 bot sich eine neue Chance: Ein Siedlungsprojekt in Südbrasilien. Unter Führung von Michael Mohr, dem letzten Präsidenten der Genossenschaft Agraria in Novi Sad, wanderten 500 Familien nach Entre Rios aus. Das Projekt stand mehrfach vor dem Scheitern – die Böden waren schwierig, die Schulden erdrückend, über 50% wanderten wieder ab. Doch die Gründung der Genossenschaft Agraria (nach dem Vorbild aus der alten Heimat) und der starke soziale Zusammenhalt retteten das Projekt. 

Heute ist Entre Rios eine blühende Gemeinde mit 12.800 Einwohnern, wovon etwa 3.000 Donauschwaben sind – mit eigenen Schulen, Krankenhäusern und einer lebendigen Kultur mit 36 Kulturgruppen. 

Eine Geschichte von Vertreibung, Neuanfang und eine besonderen von Gemeinschaft. 

INFOS ZUR FOLGE 
Heimatmuseum Entre Rios 
www.donauschwaben.com.br/museu-historico
Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung
www.donauschwaben.com.br

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„Power to the People“ – Junior Kelly
thx and Michael Lechleitner @ Irievibrations Records
 
… und ein bisserl selbst gesungen 😊
thx to me, my voice und eure Schmerzschwelle 

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Transkript

Ich habe nichts ungehört.
Willy
00:00:27
Nicht einmal ganz gut.
Roberto
00:00:29
Aber ich muss ja sogar aufpassen, weil es ist ja sogar die Tischdecken original, oder? Also...
Willy
00:00:36
Die Frau Weicher, die lebt noch und die kommt einmal im Monat schauen, ob ihr Tisch doch in Ordnung ist.
Roberto
00:00:41
Das war jetzt kein Scherz, oder? Ernsthaft?
Willy
00:00:44
Ernsthaft. Maria Weicher, Manier Weicher, heißt sie, die hat 95 Jahre die Verordnung mit dem Auto, die freut, gell?
Roberto
00:00:50
Hast du 95 gesagt? Ja. Okay, liebe Frau Weicher, Ich passe auf, dass ich mit der Tischdecken nichts mache und es bleibt alles so, wie es war. Ich versprich es. Nicht, dass die Frau Weicher, Kumpel, 95 Jahre, mal dann noch quasi nochmal über die Knie legt oder sowas. Ich würde sagen, bist du bereit?
Willy
00:01:09
Ach, gerne.
Roberto
00:01:10
Bist du bereit? Dann würde ich sagen, wir starten. Ich sage einmal, wo ich da jetzt bin. Also wir sind heute an einem ganz besonderen Ort gekommen. Und noch einmal in einem besonderen Ort, auf einem ganz besonderen Ort. Wir sitzen nämlich da jetzt tatsächlich im Museum, im Museum, und zwar in einer alten Stube, so wie die Donausschwaben, das ist das Thema des heutigen Podcasts, wie die Donausschwaben gewohnt haben, wie sie da nach Brasilien eingewandert sind. Und ist das eh noch richtig?
Willy
00:01:43
Ja, also die Heimatstube, die ist repräsentativ in der Geschichte Donausschwaben, Weil die Heimatstube, die gibt es weltweit als kleine Museums von diesem deutschstämmigen Volk, wo Donausschoppen nennt werden. Also das ist so ein Vorzeig, wie es in der alten Heimat war. Nicht wie sie nach Brasilien ausgewandert sind.
Roberto
00:02:04
Also generell.
Willy
00:02:04
Und die Heimatstube ist auch der Anfang vom Museum von Interiussa. Also 1971 wurde das erste Museum ins Leben gerufen und das war dieser Raum.
Roberto
00:02:15
Alles begann mit dieser Stube quasi. dieser Stube. Sehr schön. Kurz zum Thema. Es geht um die Donausschwaben, um die Gruppe der Donausschwaben, die wir heute ein bisschen besser kennenlernen mit dir. Ich finde das eine sehr, sehr spannende Geschichte und eine Geschichte, aus der man sehr, sehr viel lernen kann. Nicht nur für die Donausschwaben, sondern ich glaube auch sehr, sehr stark darüber hinaus. Und bevor ich jetzt zu viel rede, vielleicht starten wir mal mit dir. Wer bist du? Wo sind wir da? Und was befähigt dich, dass du heute ein bisschen über die Geschichte der Donausschwaben mit uns sprichst.
Willy
00:02:53
Mein Name ist Roberto Esert. Ich bin schon in Brasilien geboren, 1996, und bin Sohn von Einwanderern in Brasilien, von diesem Projekt. Also die sind auch Donau-Schwäbischer Abstamm. Mein Vater, der stammt noch aus Jugoslawien, also aus der Stadt Winkovci. Und meine Mutter, die kam hier nach Brasilien mit 16 Jahren. Die stammt aus Rumänien, aus Kegelovichausen, das ist praktisch an der Grenze von Ungarn. Und sie haben teilgenommen an diesem Projekt zur Auswanderung nach Brasilien, von dem wir auch erzählen werden. Und sie konnte sich hier lernen und wir sind fünf Kinder, ich bin der Jüngste.
Roberto
00:03:38
Der Jüngste, Lächter.
Willy
00:03:38
Ja, der Jüngste. Und ich fing schon als mit 18 Jahren also in der Gnosenschaft Agraria an zu arbeiten, weil unser Projekt hier in den Trius, das war ja eigentlich aufgebaut für bäuerliche Familien. Trotzdem brachten sie auch 50 Familien von Handwerkern mit nach Interviews. Und mein Vater, der hat dann so das Konsum oder das Geschäft geleitet und mein Großvater war Friseur.
Roberto
00:04:09
Kaufmann und Friseur? Ja. Also du warst bei den Handwerkern? Bei den Handwerkern.
Willy
00:04:14
Und bis heute, ich wüsste nicht, was ich mit dem Land anfangen soll. Also wir waren dann gleich, nachdem wir abgeschlossen hatten in der Schule, die Möglichkeit gehabt, dass man in der Genossenschaft Agraria arbeitet. Da habe ich im Verwaltungsbüro lang mit Finanzabteilung gearbeitet und dann schicken sie mich eigentlich einen Bäckerkurs machen.
Roberto
00:04:37
Einen Bäckerkurs?
Willy
00:04:38
Einen Bäckerkurs, weil auch die Genossenschaft hat dann Partnerschaft geschlossen mit IREX aus Kuhlenbach in Bayern. Und da hat die Genossenschaft Agraria in dieser Partnerschaft Techniker in Bäckerei gebracht, aber die konnten nicht Portugiesisch, also die sprachen Deutsch, obwohl einer von Spanien war, einer von Holland und da bin ich als tollen Mädchen mitgegangen und habe in der Zwischenzeit auch gelernt, Brot backen und vorzeigen und zur Forschung, was man in Brasilien als Brot genießt und so. Und später, nach Jahren, also auf der Straße, dann wollte ich auch nicht mehr so viel wegfahren. Da bot sich die Gelegenheit, dass man im Heimatmuseum arbeiten könnte, also mit Führungen durch das Museum, wo man die Geschichte da... Der Donauschwaben erzählt, aber hauptsächlich auch über die Genossenschaft Agraria und die Gemeinde von Entry Rius. Und die liegt ganz wichtig in der Strategen der Genossenschaft Agraria, wo man dann Großkunden, aber auch die Lieferanten und auch Besucher und so einleitet in die Geschichte zu unserer Genossenschaft. Also es ist ganz wichtig für die Agrarier, also dass jeder, was kommt als Kunde, sieht, dass man nicht nur Mehl herstellt von Weizen, wo hier produziert wird, aber dass da eine enge und starke Geschichte darunter steckt in der Genossenschaft.
Roberto
00:06:16
Vielleicht, wenn ich da ergänze für unsere Hörerinnen und Hörer, warum du jetzt von der Genossenschaft, du hast ja auch ein T-Shirt an oder ein Hemd, wo Agraria draufsteht. Die Geschichte der Donausschwaben hier in Entrerie ist ganz eng verknüpft mit der Genossenschaft Agraria. Und für alle, die sich jetzt fragen, was es mit der Genossenschaft auf sich hat, es wird dazu eine eigene Podcast-Folge geben, in der dann einer der Direktoren der Genossenschaft uns das auch ganz genau erklärt, was die Funktion der Genossenschaft ist. Heute liegt der Fokus auf den Donausschwaben und das heißt, du hast dann gewechselt hier ins Heimatmuseum und hast nach, wann war das ungefähr?
Willy
00:06:56
Das ist jetzt elf Jahre.
Roberto
00:06:59
Man beschäftigt sich seither mit dem Aufbau des Museums, mit den Führungen und mit der Geschichte der Donauersparmeldung.
Willy
00:07:06
Ja, wir sind eine größere Gruppe. Ich bin verantwortlich für die Forschung, und auch mit der Arbeit von den Interviews, die man schon in den 80er Jahren durchgeführt hat, mit den Einwanderern, mit den Pionieren, wo man dann also die Geschichte festhaltet, aber auch dann Dialekte, Verschiedenheiten unter den Dialekten, Sprichwörtern und dass man das auch den nächsten Generationen also weiterleitet. Und außerdem, Der Teil von der Forschung macht man auch die Führungen für die Besucher.
Roberto
00:07:41
Podcasts mit komischen Podcastern aus Österreich, nicht?
Willy
00:07:45
Ja, genau. Das ist auch deine Aufgabe. Und weil die Genossenschaft der Agrarier, die Trägerin, ist auch vom Heimatmuseum oder das soziokulturelle Abteilung und auch die Schule und das Krankenhaus. Also die Schule, die liegt gleich an am Museum und da haben wir dann wochentliche Unterrichtsstunden von Heimatkunde. Wo man den Kindern einfach erzählt, wer der Urgroßvater ist oder wieso, dass wir so eine Siedlung haben.
Roberto
00:08:11
Ich kann es vorweg schicken. Also wir haben gestern, wie ich gekommen bin, eine kurze Führung gehabt, wo du das erklärt hast. Und ich habe das wirklich unglaublich gut aufgearbeitet. Die ganzen Familien mit der Ankunft, mit unglaublich tollen Fotos auch von damals. Vielleicht kannst du ja auch welche zur Verfügung stellen. Dann stelle ich sie bei uns in den Shownotes dann auch zur Verfügung. Gerne. Unglaublich schön und sehr, sehr gut dokumentiert. Und deswegen bist du, um das jetzt quasi auf den Punkt zu bringen und mit der Geschichte der Donausschwaben zu beginnen, aufgrund deiner Forschungstätigkeit ein wunderbarer Interviewpartner, um einfach diese Geschichte der Donausschwaben bis heute hierhin nach Entry Rios zu erzählen. Jetzt fangen wir mal ganz vorne an. Wie oder wo haben sich die Donausschwaben zum ersten Mal getroffen? Oder wie begründet sich die Geschichte der Donausschwaben?
Willy
00:08:59
Also das ist ein Sammelbegriff eigentlich. Man muss dann 300 Jahre zurückgehen in Europa. Also zu der Vorgeschichte der Donau-Schwaben war eigentlich das Zentrum von Europa, das Heilige Römische Reich der deutschen Nation. Also die Habsburger intern praktisch Österreich, Süden von heutigen Deutschland. Und da war ein großer Angriff vom Osmanischen Reich, also das wird ja bekannt als die Türkenkriege in Europa. Und das war ja 1683. Und die wollten also das Zentrum von Europa auch islamisieren. Also dann war es so ein großer Krieg, der fing an mit der Belagerung in der Nähe von Österreich, von Wien. Und da haben die sich zusammengeschlossen, haben die Heilige Liga ins Leben gerufen und haben also den Krieg durch mehr als 30 Jahren durchgeführt. Und als großer Feldherr war dann Prinz Eugen von Savoyen, der ist auch sehr bekannt in der Geschichte der Donauschwaben. Und da hat Zentrum, also die Christen, gewann den Krieg und haben nicht nur verhindert, dass man Österreich verliert, aber sie haben auch einen Riggangriff gemacht und haben Ungarn praktisch Rigg erobert. Also das war ein Land, wo sie schon verloren hatten vor 150 Jahren. Und da, nach diesem schrecklichen Krieg, der damalige Türkenkrieg, war ja das ganze Land, das Riggeroberte Land verwüstet und musste wieder besiedelt werden.
Roberto
00:10:44
Also die Menschen waren weg, die sind gestorben. Ja, praktisch, vertrieben.
Willy
00:10:48
Die Ungarn waren ja noch da, aber die Türken wurden vertrieben damals. Also von Temeswar runter, Belgrad runter, wurden sie vertrieben von diesem Bereich in der mittleren Donau, in der panonischen Tiefebene. Und die musste dann sofort besiedelt werden, weil die wollten es ja wieder frisch aufbauen mit Leuten von der gleichen Herkunft wie sie von der Österreicher. Und da, Wenn man eine Region hatte, wo heute Süden von Deutschland überbevölkert war und Unruhe war, weil zu wenig Land war und so, da machte damals der Kaiser Karl VI einen Ruf und lud Personen ein, für das man dahin wandert. Also mit vielen Vorteilen. Also warum wandert man aus in eine neue Gegend, um sie zu aufbauen? Also dann braucht man ein paar Vorteile. und das waren ja eigentlich Land zum Bauen. Also die Gemeinden, was da aufgebaut wurde, das war irgendwie schon geplant. Und sie haben auch Steuerfreiheit für sechs oder acht Jahre. Also waren es große Vorteile. Und für junge Leute, die ein neues und frisches Leben aufbauen möchten, war das ein großer Vorteil. Und als Preis mussten sie halt Teil von ihrer Zeit spenden, um die Grenzen zu schützen gegen neue Angriffe von der Türken.
Roberto
00:12:23
Das heißt, durch Krieg wurde quasi eine Region, waren keine Menschen mehr dort und wurde eingeladen, dass die Menschen dort bevölkern und bewirtschaften heißt Landwirtschaft. Wir sprechen da um das Anfang des 18. Jahrhunderts, Ende des 17. Jahrhunderts. Stimmt. Und wurden Menschen, Bauern eingeladen, wahrscheinlich aus anderen Regionen des Europas oder des Heiligen Römischen Reiches, wie man es immer damals genannt hat. Und zum Landwirtschaft, also das war quasi die erste Einladung, die man bekommen hat, um ein Land zu besiedeln. Später kam ja dann noch eine Einladung aus Brasilien, da kamen wir dann eh noch drauf. Und gleichzeitig musste man das neu besiedelte Land auch verteidigen.
Willy
00:13:08
Verteidigen. Okay.
Roberto
00:13:09
Wie hat dieser Ruf von Karl, hast du gesagt, hat diesen Ruf?
Willy
00:13:14
Ja, Kaiser Karl VI., der hat den ersten großen Schwabenzug durchgeführt. Und da die Interessenten, die haben so ein Sammlager gehabt, das war die Stadt Ulm. Und in der Stadt Ulm, das liegt ja in Schwaben.
Roberto
00:13:29
Ah, das war der Ruf, so kommt nach Ulm, der hat das ausgesendet. Wie kam man denn, kannst du dich erinnern, weißt du, wie kam man sich das 1683?
Willy
00:13:38
83 hat der Krieg begonnen. Also der Ruf, der war dann 1720. Also 1722.
Roberto
00:13:44
30 Jahre, fast 40 Jahre hat der Krieg gedauert. Wie kann ich mir so einen Ruf vorstellen? Sind da die Boten ausgesandt worden? Über wie lange dauert sowas in der damaligen Zeit? Ohne Internet. Ja, ohne Internet. Auf WhatsApp. Fast kaum vorstellen.
Willy
00:14:01
Die haben den Ruf durchgeführt durch die Trommler. Also die sind dann Städte pro Städt gegangen und haben den Ruf durchgeführt. Dass man Wanderungen macht und die Leute konnten sich einschreiben. Da hat man ja Vorrecht, welche Familien gegeben wären am meisten, zu dem, wo es am meisten Interesse zeigte, für Bauern. Und das ist ja praktisch über zehn Jahre durchgeführt, war von Kaiser Karl.
Roberto
00:14:28
Über zehn Jahre hat das jetzt gelaufen?
Willy
00:14:31
Für den ersten Schwabenzug. Also dann weiß man, dass die Leute, die gingen hauptsächlich nach Ulm und sonntags ist dann immer so eine große Truppe von den sogenannten oder die extra gebaute Flussboote, die sogenannten Ulmer Schachteln. Also sonntags ist man dann so in Gruppe weggefahren und über Nacht muss man stehen bleiben, weil wegen der Sicherheit. Und dann ist man gefahren bis zu Wien und da bekann man die neue Information, wo man eingesiedelt wird und hat neue Pässe bekommen und so ein bisschen Geld und so.
Roberto
00:15:06
Das heißt, ich kann mir das jetzt geografisch sagen, wir haben die Donau, Die Donau liegt an der Ulm. Ah, die Ulm liegt an der Donau. Genau. Und man hat quasi nach oben hin in dem Fall, an den Ursprung der Donau, Richtung Ursprung der Donau gerufen, wir bräuchten für Gebiete, Gebiete in damaligen Jugoslawien, oder von uns aus gesehen damaligen Jugoslawien, oder Ungarn. Ungarn. Wir brauchten da noch Menschen, die was dort besiedeln. Und man hat nach oben hin gerufen, und die sind dann quasi mit diesen Ulmer Schachteln, glaube ich, hast du gesagt. Das heißt, die haben ein ganzes Hab und Gut auf dem Fluss, gegeben auf so eine Art Boote, wo alles drauf war und sind dann quasi der Donau entlang nach Ulm, bis nach Ulm? Von Ulm aus. Von Ulm aus. Bis nach Wien gefahren mit diesen Ulmer Schachteln hast du gesagt.
Willy
00:15:55
Mit der Ulmer Schachteln. Das waren ganz einfach so nicht gedährte Boote, weil die fuhren ja nur eine Reise und nach der Ankunft nahm man das Boot vom Wasser raus.
Roberto
00:16:07
Das war ein Einwegboot.
Willy
00:16:08
Einwegboot, stimmt. Das ist ein richtiger Aufdrück. Und mit diesem Material baut man auch sein erstes Haus oder verkaufte das Holz, für das man das erste Haus hat.
Roberto
00:16:20
Das Boot selbst wurde wiederverwendet. Genau. Das ist spannend. Also man ist wirklich gefahren und hat zur Existenz hinter sich gelassen, entlang der Donau. Von Ulm weg und ist dann wo ist angekommen? In Wien oder wie?
Willy
00:16:34
Von Wien aus, also da hatten sie die neue Information und dann fuhr man weiter durch Budapest und dann südlich vor der zweite Knie ist man dann ausgeschifft worden. Also und da ging man ins Inland, aber alles an der Donau entlang.
Roberto
00:16:50
Da verteilt. Die Wiener werden jetzt lachen, wenn ich sage Verteilerkreis, wir haben da so einen Kreisverkehr, der heißt Verteilerkreis, aber wir waren schon einmal der Verteiler für die Besiedlung und die Neubesiedlung von damals Ungarn.
Willy
00:17:02
Ja, Wien war ja die Hauptstadt von der Habsburger.
Roberto
00:17:07
Jetzt weiß ich noch eines, aber immer nicht, warum Donau, kann ich mir erst vorstellen, warum es die Donauschwaben sind. Aber warum Schwaben, weil das in Schwaben, Ulm in Schwaben war.
Willy
00:17:18
Ja, weil es einfach das Projekt ab Schwaben war. Die meisten Leute stammen gar nicht aus Schwaben.
Roberto
00:17:26
Also es sind gar keine ursprünglichen Schwaben.
Willy
00:17:30
Ja, weil von diesen großen Schwabenzügen sind ja drei große Schwabenzügen durchgeführt worden im 18. Jahrhundert. Und da fuhren sie ja auch hauptsächlich von Ulm aus, aber später auch von Regensburg oder von Passau. Also es sind mehrere Städte, wo Leute ausgewandert sind. Nur wie sie da angekommen sind, da waren ja noch in Ungarn gewohnt und waren auch Serben, waren auch Kroaten und so, waren ja nur die Türken vertreten und so. Und die sagten immer, ach, die, die aus Schwaben gekommen sind, da durch die Donau, die nannten sie die Schwabos.
Roberto
00:18:12
Die Schwabos.
Willy
00:18:13
Obwohl, viele von denen, aber dieses Projekt oder dieses Programm war ab, die Abwanderung war praktisch aus Schwaben.
Roberto
00:18:22
Das heißt, was haben dann diese Menschen außer ihrer Abreise, was haben diese Menschen gemeinsam gehabt?
Willy
00:18:30
Also sie wurden hauptsächlich diese Leute eingeladen, weil die Habsburger, die wollten Leute mit der gleichen Ideologie oder Sprache oder Herkunft diese Gegend besiedeln. Also für das man die große Gefahr vom Islam damals verringert.
Roberto
00:18:50
Aber wie gesagt, es war nicht alles Schwaben, sondern es hat in Schwaben begonnen und ging entlang der Donau. Also warum, kannst du erklären, warum war es entlang der Donau, wegen dem Transportweg, weil die Transport einfacher war oder warum war diese Besiedlung dann entlang der Donau?
Willy
00:19:06
Ja, weil das waren praktisch die Ländereien, die zum Reich gehörten. Und da in dieser Gegend musste man hauptsächlich an dieser Gegend beschützt werden. Und weil dann Wassermöglichkeit war und zur Ernte, zur Landwirtschaft braucht man Wasser. Wasser ist Leben. Obwohl man dann auch weiß, dass der erste Schwabenzug also praktisch eine Katastrophe war, weil das war auch eine sehr sumpfige Gegend. Und da weiß man, dass durch Ruhr und Malaria und verschiedene Krankheiten, hauptsächlich in den Frühlings- oder Sommerzeiten, also dass viel zu viel Wasser war und das war dann ein Zumpfgebiet. Und das bringt auch sehr viele Krankheiten. Und da von dem ersten Schwabenzug, das ungefähr 45.000 oder 3.000 Familien waren oder so, viele ums Leben gekommen sind. Und da hat die Tochter, also vom Kaiser Karl, Jahre lang. 20 Jahre später, auch noch einen großen Schwabenzug durchgeführt, weil die, die entlang an der Donautau wohnten, wenn man nicht gestorben ist aus Krankheit oder verschiedene Gründe, sind weggezogen von dieser Gegend. Und dann braucht man wieder frische Leute für das Besiedeln, dass die große Gefahr zum Eintrank, also von den Türken, nicht durchgeführt werden kann. Darum ist bei uns in der Geschichte auch Kaiserin Maria Theresia, also so sehr bekannt, die lockte ungefähr 50.000 Personen wieder dahin, aber schon mit neuen Technologien und wo man von den Holländern aus mit Gräbern das Land entwässert hat. Und da fand man also ganz, ganz einen reichen Boden da unten. Und darum spricht man auch, dass die von Sumpfgebieten, also das alles urbar gemacht haben. Und aus Sümpfe, das kann keine mehr Europas, gewandelt haben.
Roberto
00:21:19
Das heißt, das war nicht nur Einzug, sondern es waren mehrere Züge, die dort in diese Gegend gesiedelt sind. Jetzt hast du vorher gesagt, da waren ja auch schon Menschen, also in Ungarn, Serbien, in den Gebieten. Warum? Haben nicht diese Menschen diese Gebiete wieder besiedelt? Waren die zu wenig? Es waren zu wenig.
Willy
00:21:39
Es waren zu wenig und das waren doch hauptsächlich die Madiaren oder so von Ungarn aus. Und weil der Kaiser vom Heiligen Grünschen Reich auch Leute von Deutschstämmigen dahin wandern wollte, wo er dann mehr Kraft oder die gleiche Ideologie hätte.
Roberto
00:21:59
Ja, ja. Wie lange, wann war das? Gib mir das mal einen zeitlichen Horizont. Wann war, sag ich mal, dieser Besiedlungszug abgeschlossen und wie lange hat man dann in diesen Regionen gelebt und wie hat man dann dort auch gelebt? Man war ja nicht ursprünglich Ungarn oder Serbisch, sondern man ist ja quasi aus ethischer, würdest du sagen, Frage zuvor, würdest du sagen, die Donausschwaben waren eine kulturelle, ethische oder eher religiöse Gruppe aus Identität, von der Identität her?
Willy
00:22:35
Ich meine ethische, weil es deutschstämmige Leute waren, also von den Habsburgerer angesehen als deutschstämmige Leute und man weiß auch, dass, Es waren ja mehrere Schwabenzüge, aber unter denen waren drei große. Also Kaiser Karl VI. und dann später seine Tochter Maria Theresia. Die zwei Ersten extrem katholisch, die ließen also nur katholische Leute dahin wandern. Und da später, also Josef II., der Sohn von Maria Theresia, der war dann schon ein bisschen locker. Und der ließ aber auch dann die evangelischen Reformierten auch gehen. Darum ist auch so der Prozentsatz unter den Nono-Schwaben ungefähr 80% katholisch, 20% evangelisch oder reformiert. Und das ging alles im 18. Jahrhundert. Also von 1722 bis 1787 sind die großen Schwabenziege durchgeführt worden. Und man spricht so zwischen 150 bis 200.000 Personen, wo in diesem Jahrhundert dahingesiedelt sind. Und haben manche in Mischdörfern gewohnt, also wo dann schon Kroaten, Serben oder Rumänen gewohnt haben.
Roberto
00:23:51
Also gemeinsam, wo man es jetzt sagen würde, integriert.
Willy
00:23:54
Integriert, ja. Und sind aber auch andere Dörfer. Also wenn große Zwiege waren, hat man schon ein Dorf nur von den deutschstämmigen Leuten dann aufgebaut. Und also nach dem, wo unsere Eltern erzählen, man hat ein gutes Zusammenleben mit allen Menschen gehabt. Also das von der Nachbarschaft aus gut angesehen, obwohl man weiß bis vor kurzem, jeder hat seine eigene Vereinigkeit. Ja, Deutsche haben ja Vereinigkeit, Kroaten, weil sie haben ja doch andere Sitten und Bräuche und Traditionen. Aber man hat viel miteinander auch durchgeführt und unsere Leute, die konnten, oder im Alltag war der donauschwäbische Dialekt, also ganz ähnlich mit dem Deutschen, und, Also das Erzählen oder das Verzählen mit den Nachbarn oder was, die konnten dann Kroatisch auch noch. Also mein Opa, der war dann an der Grenze mit Ungarn, die haben fast immer nur in Ungarn gearbeitet, der konnte sehr gut Ungarisch sprechen. Und mein Großvater, väterliche Seite ist da von Winkovci, wir konnten alles auf Kroatisch. Das hat man viel bei uns auf der Siedlung dann später gemerkt, dass man hier Deutsch gesprochen hat. Und wenn die Alten oder die Älteren nicht wollten, dass wir was verstehen, was sie sagen möchten, haben sie kroatisch unter sich gesprochen.
Roberto
00:25:20
Also man war, würdest du sagen, diese Geschichte, weil die war ja relativ stabil bis dann eigentlich zum Zweiten Weltkrieg, hat man dort oder waren da von der Phase nach den drei großen Schwabenzügen bis zum Zweiten Weltkrieg, war da in der Zwischenzeit irgendein elementares Ereignis, wo du sagst, das hat dort die Ordnung durcheinander gebracht oder war das wirklich erst später dann im Zweiten Weltkrieg? Oder war da noch...
Willy
00:25:49
Inzwischen war es nochmal, also wie das auf das Österreich-Ungarische Reich geworden ist. Und da waren ja unsere Ahnen nicht mehr unter der Österreicher. Da waren wir ja bei der Ungarn gewohnt. Und die wollten die Leute majorisieren.
Roberto
00:26:08
Also wie Österreich-Ungar, wenn man so will, zerfallen ist und wollte...
Willy
00:26:13
Ja, dann wollte das Ungarische Reich, also dass die Leute nicht mehr deutschstämmig sind, dass diese Ungarn...
Roberto
00:26:20
Und wie wollten sie das erreichen?
Willy
00:26:22
Also dann haben sie mit Schulen gesperrt und so, dass du eine Stelle hast als Beamter, musst du deinen Namen ändern sogar und Sitten und Bräuche übernehmen, von was die Ungarn praktizieren.
Roberto
00:26:39
Es war politisch oder von oben eine Idee, die man durchsetzen wollte. Du hast ja gesagt, was mich in dem Fall jetzt interessiert, sie waren ja gut integriert. Also es hat eigene Siedlungen gegeben, hat aber auch gemischte Dörfer gehabt. Und was du gesagt hast, die Donausschwaben waren zwar erkennbar als Donausschwaben, aber angesehen. Also es hat keinen groben Konflikte gegeben, oder?
Willy
00:27:03
Nö, nö.
Roberto
00:27:05
Aber dann sind Konflikte entstanden, oder?
Willy
00:27:08
Ja, so wird gesagt, von oben nach unten. Und in dieser Zeit sind viele von den Donausschwaben schon abgewandert. Da gab es schon mal so einen Wegzug von dieser Region. Viele gingen dann nach Nordamerika und Kanada.
Roberto
00:27:25
Wann war das ungefähr zeitlich?
Willy
00:27:27
Das war kurz vor dem Ersten Weltkrieg, 1905, 1910, 11, so bis in den 5, 6 Jahren sind schon viele abgewandert.
Roberto
00:27:38
Und was war da der Kron für die Ersten, die abgewandert sind?
Willy
00:27:41
Ja, also einfach, weil man viel von seinen Sitten oder Bräuche verloren hatte. Und dass man Geschäfte oder dass man in die Schule geht und so, musste man Ungarisch lernen und so. Da waren viele nicht einverstanden. Die wollten also ihre eigenen Wurzeln festhalten. Und da flohen sie viele fort. Also es gibt auch einzelne Fälle, wo er nach Brasilien gekommen ist. Da hat man auch große Versprechen gehabt, dass da in der Kaffeeblendage, dass man da Brasilien auch auf Land bekommt und so. Damals schon. Damals schon. Dann wanderten auch viele Familien von Donausschwaben aus, hauptsächlich nach USA damals.
Roberto
00:28:25
Okay.
Willy
00:28:26
Und da nach einer Zeit, wo man sagt, dass das nicht so schlimm ist oder dass es lockerer wurde, Und dass die Gemeinden auch, so wie die Donausschwaben, die haben ja dann großen Einfluss auch in der Politik gehabt und die durften dann wieder neue deutsche Schulen aufbauen, die deutsche Vereine. Und da ist ja ins Leben gerufen worden, die Genossenschaft Agraria 1922. Das war eine Kreditsgenossenschaft, aber die hat nicht nur mit Finanzierungen von der Landwirtschaft gearbeitet, die Genossenschaft Agraria, die hat auch mit Kultur, Tradition, Sittenbräuchen, dass die Dörfer stärker zusammengetrommelt. Und sie hat auch den Leuten außer Finanzierung von der Landwirtschaft, also total mit Informationen zur Produktion bereichert, also schulisch.
Roberto
00:29:24
Also nochmal für mich jetzt zum Verständnis, wo wurde die Genossenschaft Agrarier dann gegründet?
Willy
00:29:29
Im Neusatz, das ist heute in Serbien.
Roberto
00:29:31
Also in Serbien, auf Fannendonerschwaben, in der Zwischenkriegszeit wurde die Genossenschaft, da hat man dann aber schon gemerkt, dass jetzt nochmal ganz zurück zum Zerfallen von Österreich-Ungarn, die erste Zeit war kritisch, weil Ungarn oder Magia versucht hat, die Menschen kulturell wieder, sage ich mal, zu vereinheitlichen.
Willy
00:29:49
Ja, genau.
Roberto
00:29:50
Dann hat man aber gemerkt, es ist nicht so schlimm, wie man vermutet hat, oder? dann war das nicht zu repressiv.
Willy
00:29:56
Ja, weil dann unter dem Ersten Weltkrieg, also da haben die Donau-Schwaben auch fest gekämpft für ihres Land und so. Und dann mussten, also hatten die Ungarn auch ein bisschen nachgegeben, haben gesagt, ob das wirklich einen Sinn hat, dass man das zu streng behalten. Weil es waren ja nicht nur Donau-Schwaben da in dieser Gegend, also die Kroaten wollten auch nicht Ungarn sein und so. Und dann wurde das irgendwie lockerer gemacht und weil die so politisch auch engagiert waren und die deutschstämmige Leute vertreten haben, also ließ man zu, dass man, also man hat schon Ungarisch gelernt oder Kroatisch gelernt oder Rumänisch gelernt, aber auch das Deutsch war auch.
Roberto
00:30:46
Ihr habt ja da eine tolle Karte, wo man im Prinzip sieht, wo entlang der Donau welche Gebiete wo besiedelt wurden in den damaligen Regionen.
Willy
00:30:56
Ja, das ist dann weltweit, wo es Donauschwaben gibt. Also nennt man diese Karte und man nennt auch die ganzen Gebiete nach den ehemaligen Namen. Die Batschka, Sirmien, Slavonien, das Banat, wo so ganz reich war in der Landwirtschaft auch. Und die schwäbische Türkei und auch das Mittelgebirge von Ungarn und auch Satmar, wo hauptsächlich mit Donauschwaben, mit Schwaben, also besiedelt war.
Roberto
00:31:22
Okay, also ihr habt ja eine tolle Karte da, vielleicht darf ich die dann auch ein Fotofotofieren, dann stelle ich es euch in die Show-Notes, ist wirklich spannend zu sehen, wo das alles entstanden ist und wie die Regionen auch früher geheißen haben, weil es heißt ja heute und ist ja heute alles ganz anders wie zu der Zeit, wo das besiedelt wurde. Jetzt noch einmal ganz kurz, was war der Grund dann, dass sich die Donausschwaben dann organisiert haben in der Genossenschaft Agraria? Was war da so der Auslöser?
Willy
00:31:49
Ja, eigentlich muss man die ganzen Gruppen stärker machen. Also von oben ist dann wenig Material bekommen.
Roberto
00:31:59
Oben heißt das entlang der Donner nach oben?
Willy
00:32:01
Nein, von der Regierung. Von der Regierung, nicht geografisch.
Roberto
00:32:05
Sondern politisch.
Willy
00:32:06
Also dass bei uns was passiert, dass in der Landwirtschaft was passiert, dass mit dem Kulturellen oder mit Sprache oder mit Schulen, dass da was passiert, müssen wir uns zusammenstellen und müssen selber irgendwas aufbauen.
Roberto
00:32:20
Dass man das musst du dir selbst organisieren. Jetzt lass mich kurz nachfragen, das schwingt so ein bisschen immer mit, man war zwar immer, man war nie zu Hause, man war so ein wanderndes Volk, auch wenn die Wanderung nicht permanent war, es war nicht nomadisch, aber man war trotzdem eine ethische Gruppe, hast du vorher gesagt, eine kulturelle, ethische Gruppe eher, die zwar gewandert ist, lange an einem Ort geblieben war, aber nicht dort zu Hause war. Also schon zu Hause, aber in ihrem Ursprung halt nicht der Tat. Man war immer fremder in irgendeinem Land bis zu einem gewissen Grad, oder?
Willy
00:32:55
Eben, zuerst, es war ja intern zuerst von Österreich, vom Heiligen Römischen Reich, es war ja intern im Land. Man ist ja nicht ausgewandert in ein anderes Land. Man ist nur intern im Österreich-Hungarischen Reich, also ist man dann hingesiedelt und da war man ja da fest, aber unter anderen Menschen auch. Vielen Dank. Und ja, mit der Zeit, dann fühlt man es, dass man schon dahin gehört. Also man hat ja das aufgebaut. Die haben ja praktisch 200 Jahre lang dann dort gelebt. Obwohl die Grenzen also sich permanent verschoben haben. Die Grenzen haben sich verschoben. Der Name vom Land war anders, aber man hat am gleichen Platz gewohnt. Zuerst wohnte man im Heiligen Rämischen Reich der Deutschen Nationen, dann am gleichen Platz, das hieß dann später das Österreich-Ungarische Reich, dann später hieß es Ungarn, Rumänien und Jugoslawien und jetzt heißt es Kroatien und Serbien. Und das ist halt immer auf der gleichen Stelle geblieben, aber unter viele Menschen von anderen ethnischen Gruppen, so wie gesagt hast.
Roberto
00:34:08
Das heißt, man fühlte sich zwar zu Hause, hat dann immer das Problem gehabt, jemand anderes dann drauf kommen, man ist dann doch nicht zu Hause dort, oder? Ja, genau. Aber wir sind noch bei der, zu dem Punkt kommen wir es dann gleich wahrscheinlich, aber wir sind noch bei der Agrarier, das heißt die Agrarier war auch so eine Art, Ich soll sagen, Reaktion darauf, dass man sich als Gruppe, die jetzt keine Grenze eines Landes hatte, mehr oder weniger, sondern dass man sich als Gruppe organisiert, oder? Als dono-schwäbische Gruppe, oder?
Willy
00:34:38
Genau.
Roberto
00:34:39
Das habe ich richtig verstanden.
Willy
00:34:40
Ja, und dass man das Ganze verstärkt. Also Sie sagen, das waren immer sehr fleißige Leute.
Roberto
00:34:47
Schaffe, schaffe, Hüsle, Bauer, oder?
Willy
00:34:50
Ja, da haben wir einen Kalender, da ist der Spruch drauf. Wirklich?
Roberto
00:34:55
Ein Foto kommt.
Willy
00:34:59
Ja, und man weiß, wenn man die Leute unterstützt mit Informationen, dann produzieren sie viel. Wenn du denen hilfst, dass man also von den Getreiden das industrialisiert, dann bekommt man auch bessere Werte. Und wenn man alle miteinander in Genossenschaftswesen, also die Getreide verkauft später, bekommt man auch bessere Werte. Und wenn man dann Teil von diesem Rheingewinn, also direkt in die eigene Gemeinde wieder reinsteckt, bringt also zur Schulung und zum Kulturellen irgendwie Stärke. Und da helfen die Leute immer besser oder größer zusammen. Und das war auch der Sinne von diesem Stephan Kraft, wo die Genossenschaft Agrarier damals ins Leben gerufen hat.
Roberto
00:35:50
Stephan Kraft hat er geheißen. 1922 hat er gesagt.
Willy
00:35:55
Und die Genossenschaft Agrarier hat dann sehr viele Filiale gehabt. Also praktisch die ganzen Dörfer, wo Donau-Schwabschiedsziele waren oder was, die hatten eine Filiale gehabt von dieser Genossenschaft Agraria.
Roberto
00:36:08
Also ich habe schon gesagt, die Geschichte der Donau-Schwaben ist sehr, sehr eng verbunden mit der Genossenschaft Agraria, die ja schon in Europa begonnen hat und heute hier in Brasilien ja quasi ihre Fortsetzung auch gefunden hat.
Willy
00:36:19
Eigentlich hat man hier den Namen übernommen, weil einer der Vorsitzende von der Genossenschaft Agrarier in der Stadt von Essek, der hat dieses Programm hier von Interviews aufgezeichnet und er hat die Genossenschaft Agrarier von der alten Heimat abgespiegelt, dass man alles benutzt, was gut gelaufen ist und was nicht gut war, hat man weggelassen oder so.
Roberto
00:36:47
Es ist kein Fehler, wenn man mit der Zeit etwas dazulernt und aus den Fehlern die andere gemacht hat, dass man sie nicht wiederholt. Jetzt wurde diese Genossenschaft Agraria gegründet 1922. Die Donausschwaben waren gut verteilt über die Gebiete von Ungarn, dem Ex-Jugoslawien etc. hat eine gemeinsame Identität gehabt. Dann kam der nächste große Ding, war der Zweite Weltkrieg und die Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Welche Rolle hatten die Donauschwaben, die waren ja deutschsprachige, in einem Weltkriegen, wo Deutschland der Aggressor war, aber Deutsche nicht auf dem deutschen Staatsgebiet lebend. Welche Rolle haben die Donauschwaben während des Zweiten Weltkrieges gespielt? Wie ist denn da die Geschichte?
Willy
00:37:37
Also die ganze Gegend da, die hat ja sich zusammengeschlossen mit Deutschland, um zu kämpfen gegen Russland. Also praktisch die ganze Donauschwaben oder Ungarn oder Kroaten oder Rumänen, die Die kampfen ja um Deutschland. Und da sind Männer extra ausgebildet worden. Das war ja schon kurz vor, im Zweiten Weltkrieg, da hat ja das SS oder durch Hitler eine Hitlerjugend aufgebaut und hat die gelernt, also Dothrinado sagt man bei uns, und sie waren stolz auf ihre deutsche Herkunft. Auf einer Seite und der zweite war ja der Bus, also man hat gekämpft, ob man will oder nicht auf der deutschen Seite, viele waren ja schon freiwillig, aber nicht jeder und da gingen also die Männer an die Front, viele dann hier ganz nach Russland oder im Gebirge und aber 1944 ging das alles schief, also Deutschland fing an zu verlieren und mussten wieder, sind ja zurückgedrängt worden. Und automatisch, unsere Leute, die waren ja von da.
Roberto
00:39:00
Die konnten nicht zurück nach Deutschland, sondern die blieben in den Gebieten.
Willy
00:39:03
Die blieben in den Gebieten. Und die Männer, die, die an der Front waren, Bei denen war es verboten, für das man zurückdrängt, die sollten da an der Grenze bleiben, solange es möglich ist, für das man den Ruß hebt. Und in den kleinen Gemeinden oder den Dörfern, da waren ja hauptsächlich die Frauen, alte Leute oder Kinder. Und die haben also die Landwirtschaft weitergeführt und haben auch das Dorf in Schuss gehalten und so. Und haben auch die ganzen Soldaten, was zurückgekommen ist oder verletzt waren oder was gepflegt und so. Und da hat damals Tito, also dann so die Partisane aufgebaut und die haben sich in die Dörfer eingedrängt und haben mit Massenvergewaltigung Frauen verschleppt nach Russland in Arbeitslagern. Und Kinder, Kleinkinder und alte Leute sind interniert worden in Vernichtungslager im ehemaligen Jugoslawien, da in Ungarn. Wir hatten acht oder zehn Namen, Gakko war Filippo war Rudolfsnaut und so. Und da hat man unsere Leute hier von Entrerius, die wohnten ja hauptsächlich in diesem Gebiet, wo heute Kroatien ist. Südlich oder mitten von Serbien und da hat man den Frauen noch also gesagt pflichtet, pflichtet, weil ihr kommt ums Leben, also die deutschstämmigen Leute werden sofort, äh Also getötet oder verschleppt. Also wenn du deine Familie retten willst, dann pflichte jetzt. Und die Frage war meistens, wie lange haben wir Zeit? Und da sprach man von fünf, acht oder zehn Stunden und so. Also, da die Frauen dann so organisiert sind oder so zusammenhalten oder so eine Kraft zum Schutz haben, die fragen dann auch um die Männer und den Vater und den Opa und sie dann sagen, vielleicht findet man die später, aber ihr misst jetzt fort, wenn ihr eure Kinder schützen möchtet.
Roberto
00:41:16
Die sind entweder im Krieg gestorben, sind auf der Flucht worden noch im Kriegsgebiet, in Gefangenschaft etc. Das heißt, vieles ist auf den Schultern von den Frauen gelegen damals.
Willy
00:41:28
Und die haben sich dann zusammengestellt mit Nachbarn und so, hat man noch ein Schwein geschlachtet und hat nochmal so Schmalz eingelegt oder noch einen Sack Mehl auf den Wagen und etwas Futter und sind so in Kolonnen weggepflichtet. Das war im Oktober 1944.
Roberto
00:41:46
1944, also am Ende des Zweiten Weltkrieges. Das heißt jetzt für mich zusammenfassen, damit ich das verstehe, man war zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in einer Region, die relativ schnell von Hitler annektiert worden ist und mit der man dann quasi unfreiwillig, freiwillig gegen Russland dann gekämpft hat. Es war zum Teil, manche haben sympathisiert mit den Deutschen, manche haben einfach mitgekämpft, weil man halt einfach wirklich Alternative gehabt hat in dieser Zeit, war dann aber nach dem Krieg oder am Ende des Krieges wieder auf dem ursprünglichen Gebiet, das nicht zu Deutschland gehörte, sondern das ursprünglich annektiert wurde. Und das heißt, man war dann quasi nach dem Krieg im Ausland, im Gebiet der Menschen, die von Hitler überfallen wurden. War aber Deutscher. Das heißt, man war dort wieder fremd. Und das war so ein bisschen… Und dann behasst,
Willy
00:42:45
Ne, eigentlich. Und dann behasst, weil du ein Deutscher bist, ne.
Roberto
00:42:49
Was in dieser Zeit natürlich irgendwo auch nachvollziehbar ist. Schwierig. Also er war jetzt wieder ein Volk ohne Land mit einer deutschen Identität. Und das hat dann dazu geführt, was du jetzt gerade beschrieben hast, das Tito hast du jetzt auch genannt, dass die Menschen dann relativ schnell wieder aus diesem Gebiet haben fliehen müssen. Wohin ging die Flucht? Und dann hast du natürlich gesagt, die Frauen hauptsächlich, weil Männer in Gefangenschaft gefallen, nicht viel da. Das heißt Frauen, Kinder, Ältere. Und die mussten dann fliehen. Wohin?
Willy
00:43:21
Also, wenn man spricht hier von Intervius, also unsere Leute hier von Intervius, die große Mehrheit waren in Oberösterreich.
Roberto
00:43:30
Nach Oberösterreich?
Willy
00:43:31
In Oberösterreich, da gab es viele Pflichtlingslagern und viele von den Donalschwammen flohen auch nach Deutschland. Aber tatsächlich die hier von Intervius, die waren in Oberösterreich, die große Mehrheit, ich glaube zu 80 Prozent von denen, die herkamen, Die waren in Oberösterreich, Linzgegend bis Salzburg rein. Und da ist man angekommen, dann ist man so in Flüchtlingsbaracken gekommen und da wohnte man dann für kurze Zeit. Und da hat Österreich, also die Bauern von dieser ganzen Gegend, also bemusst, dass man eine Flüchtlingsfamilie zu sich nehmen muss. Man weiß auch von denen, die zurückgeblieben sind, sind die meisten ums Leben gekommen, die findet man heute in Massengräber. Und auch die hauptsächlich von Rumänien oder von Banat, die konnten nicht fliehen, also die sind zurückgeblieben und die sind dann auch enteignet worden und entrechtet. Und dann hat man auf dem eigenen Land als Arbeiter gearbeitet. Also das ist übergeben worden, das Land, also hauptsächlich an Russen oder so. Und die haben in dem Haus gewohnt und du hast für sie gearbeitet auf dem eigenen Land. Und die blieben viele bis in den 80er Jahren also da und da konnte man also ein Verwandter rauskaufen. Dann konnte man einen Verwandten rauskaufen. Also der hat dann gelebt in dieser Gegend und dem ging es eigentlich nicht so gut und so. Und da kam mal so ein Projekt, das ist bei uns in den Interviews auch passiert, also man hat erfahren, dass man noch einen Verwandten hat, der zurückgeblieben ist und dann hat man Gelder rübergeschickt und die haben dann irgendwann freigegeben.
Roberto
00:45:24
In den Gebieten, das damals in Rumänien. Das waren so leib eigener dann. Bis in die 80er Jahre. Und die Menschen, die nach Österreich geflohen sind, wie stellt man sich das vor? Es war ein Weltkrieg, der Weltkrieg war gerade aus, es war alles kaputt, es hat ja nichts gegeben. Also Nachkriegszeit. Deutschland, Österreich war ja, ich würde sagen, arm.
Willy
00:45:49
War auch arm, also der Triemann, der Triemann, der Arm und nahm aber doch Es waren auch noch, ich glaube, 1,5 Millionen Flüchtlinge an damals, unter denen sehr viele Donausschwaben. Also die Struktur stand nicht da. Und man weiß auch, dass wenn du Schwierigkeiten hast, dass du nicht so eigentlich froh bist, wenn jetzt noch eine Familie zu dir kommt. Und da die Bauern eine Familie aufnehmen mussten, dann gingen sie in die Lagern und mussten hauptsächlich. Ja, die haben dann so eine Familie, wo dann viele Jugendliche oder Männer oder Buben waren.
Roberto
00:46:29
Arbeitskräfte.
Willy
00:46:30
Arbeitskräfte. Ja, das mussten wir uns vorstellen. Also meine Oma, die erzählt immer, sie war als Frau mit drei kleinen Kindern. Der Vater, der war verwundet und ist dann in Lagen gekommen. Also sie waren noch bis 48 in russische gefangenschaftslage ja ist immer.
Roberto
00:46:52
Irgendwann habe ich den Begriff Leerfresser auch gehört. Man hat immer geschaut, du hast dann Produktivität, du hast was beitragen müssen. Frauen, Kinder, Ältere konnten ja im Prinzip nicht wirklich viel beitragen. Frauen, das weiß ich jetzt nicht, aber Kinder und Ältere auf jeden Fall. Und deswegen hat man nicht so gern gehabt, dass man sich zusätzlich, weil du hast nur füttern müssen, hast aber nichts zurückbekommen. Deswegen hat man auch geschaut, dass man junge Männer kriegt. Wie kann man das vorstellen? Das hat wahrscheinlich dann eher zu Konflikten geführt. Du hast schon gesagt, dass die Bauern das aufnehmen mussten. Was ist dann mit den Personen geschehen in der Zeit?
Willy
00:47:31
Unsere Leute erzählen also, dass man nicht so am besten behandelt wurde, aber das ist auch zum Verstehen wieso. Und dass man einfach irgendwo in der Scheune oder im Stall einen Platz zum Wohnen bekam. Aber das dauerte nicht lang, bis die sahen, Diese Pflichtlinge, die hatten auch nicht einen Schuld, für das sie hier in der Lage von Pflichtlingen sind. Andererseits auch, dass das fleißige Leute sind und die von der Landwirtschaft auch was verstanden. Also die trugen schon bei, für das man um das Essen, das man bekam, also geschafft hat. Und der große Vorteil, glaube ich, von unseren Donauschwaben, war die Sprache war dieselbe. Also Kommunikation funktioniert. Das hat es ein bisschen einfacher gemacht. Für dass die wieder auf die Füße kommen und dass man die Stadt wieder frisch aufbaut und wieder bepflastert und alles aufbaut, was kaputt worden ist. Und da hat man schon irgendwie eine größere Freundschaft geschlossen. Das war ganz optimal und gut. Und die kinder durften dann schon in die schule gehen und so wir.
Roberto
00:48:55
Sprechen in der zeit so nach 1945
Willy
00:48:57
45 bis praktischen 1950 bis mal die donau schwaben also sagten also wir sind so dankbar dass man hier dann die chance hat für dass man wieder mit die familie zusammen findet dass man Und die Verwandte findet, für das man einfach gesund wieder geworden ist.
Roberto
00:49:20
Rechte danken kann.
Willy
00:49:22
Ja, aber sie wollten doch wieder ein eigenes Leben beginnen. Nicht nur als Arbeiter bei irgendjemand sein. Mal ein eigenes Haus oder ein eigenes Stück Land oder für sich arbeiten. Und das war praktisch in Österreich unmöglich, weil es überbevölkert war. Und sie haben ja vom Tag in die Nacht gearbeitet, um ein Stück Brot. und so, ne? Und da sah man, dass hauptsächlich die Schweizer Programme durchführten, also durch die humanitäre, Projekte von der Schweiz und Caritas und auch von der Kirchen, von der evangelischen, von katholischen und so, hat man ja Programme durchgeführt, wo man also das Süden von Deutschland und Österreich, also einfach, das Überbevölkte irgendwie ringert.
Roberto
00:50:15
Was war die Idee dahinter? Weil du hast gesagt, die Schweiz war da federführend auch. Da kommen wir jetzt dann eh auf den Michael Mohre, glaube ich, oder wie er dann gesprochen hat. Warum war gerade die Schweiz, also Federführerin in der Entwicklungszusammenarbeit oder Entwicklungsunterstützung oder wie auch immer man das dann bezeichnen möchte, warum gerade die Schweiz? Und woher kam das Geld? Und mit welchem Grund hat man das gemacht? Was war der Beweggrund dahinter?
Willy
00:50:43
Also die haben so Programme hauptsächlich von der Kirche gehabt. Also wollen wir denn wenn Leute ein neues Land oder ein neues Leben irgendwo hilft zu organisieren. Und da von der Schweiz auch durchs Rote Kreuz. Also die hat schon immer so humanitäre Projekte gehabt. Und gerade bei uns in diesem Fall, da waren ja große Unternehmen, die hatten auch Interesse mit Import und Export in andere Länder. Und darum haben sie auch Gelder vorgestreckt, dass man so Programme durchführt. So wie unser Programm, das war ja nicht ein geschenktes Geld, das war ja finanziert. Also sie haben also mit dem Staat, USA zum Beispiel, brauchte viel Arbeitskraftindustrie, da konnte man sich einschreiben für nach USA auswandern. Also das war für viele von den Nono-Showern ein Traum, dass man nach den USA geht, dass man wieder eine Arbeit hat, wo man belohnt wird, mit dem Lohn, dass man irgendwas selber aufbauen kann. Obtrotz, dass USA das Land ist, wo am meisten Donausschwaben damals übernommen hat, sie haben aber hauptsächlich fertige Arbeitskraft angenommen. Also wenn du eine Witwe bist und jemand verletzt oder zu viele alte Leute, dann war das schwieriger, dass man dahin fahren kann.
Roberto
00:52:09
Also reine Arbeitskraft gesucht. Also die Motivation der Donausschwaben war aus der sicheren oder aus der Position, wo man dann in Österreich war oder auch in Deutschland, wo man wieder zu Atem kommen können hat. Wo die Familien, das hat ja über Jahre gedauert, bis die Familien dann wieder zusammengeführt waren. Aber dann habe ich gemerkt, ja eigentlich, wir wollen wieder eigene Existenz. Das war die Motivation der Donausschwaben, sage ich jetzt einmal. Die Motivation der Schweiz, weil du das gesagt hast, es war eng. Österreich war eng, es waren zu viele Menschen da, noch zu wenig Arbeit, Aufbauzeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Wollte man die Leute dann irgendwie schauen, dass sie weiterkommen, also dass sie auch wieder abwandern. War das eine Idee hinter diesen Entwicklungshilfen?
Willy
00:53:06
Ganz sicher, ganz sicher, weil das war überbevölkert. Also dann war nicht genug Arbeitsstellen zu verfügen, für dass man die ganzen Leute behält. Es war nicht Struktur von Schul für die ganzen Leute oder Krankenhäuser oder was. Das war alles...
Roberto
00:53:23
Also es gab schon einen gewissen politischen Druck. Rauszunehmen aus der politischen Situation, weil das uns wieder zu Unruhen geführt hätte.
Willy
00:53:33
Ja, ganz sicher, ja.
Roberto
00:53:35
Und da hat die Schweiz, die Schweiz hat sicher andere Interessen auch noch gehabt oder was war da?
Willy
00:53:41
Ja, hauptsächlich, dass man Leute von da rausnimmt, was das frisch aufbauen kann, dass es nicht zu viele oder große Probleme gibt durch die Überbevölkerung. Weil unsere Leute, die kamen ja nach Österreich, da hat man ja neue Papiere bekommen, für das die Familie sich findet. Und das war immer abgestempelt als staatenlos. Trotz, dass Kinder in dieser Zeit, in der Flüchtlingszeit auf die Welt gekommen sind, ist man nicht als Österreich. Also das ist einfach eine vorübergehende Stelle gewesen.
Roberto
00:54:21
Das kann man sogar schon mit einem Dokument belegen, dass quasi der Status des Sonoschwaben in Österreich durch dieses Stempel staatenlos von vornherein schon als vorübergehend gedacht wurde. Okay, das war quasi mit Ablaufdatum. Und wie kann man dann, jetzt fokussieren wir uns auf die Donausschwaben, die hier in Brasilien sind, in Entre Rios, wo wir auch jetzt sind, wie kann man dann bitte, und das war dann quasi die zweite Reiseeinladung, soweit ich das jetzt gesagt habe, am Anfang waren es Habsburg, besiedelt bitte die Donau wieder, wie kann man dann nach Brasilien, Was war da der Zusammenhang?
Willy
00:55:03
Also da war ein Pfarrer, der hat sich wirklich bemüht mit solchen Projekten zur Auswanderung von Leuten. Und er war gut befreundet mit Michael Mohr, das war ein donauschwäbischer Agraringenieur. Der war Vorsitzender von der Genossenschaft Agrarier in der Stadt Essek. Und der hat einen großen Zusammenhang gehabt mit den Leuten von Jugoslawien hauptsächlich da. Jakova Gegend und Essek und Vukovar, die ganze Gegend. Er konnte viele von den Leuten auch und er wollte auch sich durchsetzen, für dass man dann auch eine neue Arbeitsmöglichkeit gibt. Und das waren ja so Familien, die oft abgelehnt waren für nach den USA oder Kanada auszuwandern.
Roberto
00:55:56
Weil zu wenig Produktivkraft, sondern zu viele alte Kinder etc.
Willy
00:56:01
Ja, oder die Stärke war in der Landwirtschaft, nicht als Industriearbeit. Und da hörte man auch, dass Brasilien die Tür offen hat für Einwanderer. Und man hat auch gesucht, Bauern, egal ob das Deutsche waren oder Italiener oder was, Man hat unter dem Zweiten Weltkrieg kaum Europäer nach Brasilien zugelassen. Und hier ist die Produktion von Getreide gefallen. Also man hat viel weniger produziert, als man brauchte. Und da haben sie Programme durchgeführt. Also Grenze oder Türe öffnen für Einwanderer, die in der Landwirtschaft arbeiten.
Roberto
00:56:45
Also Brasilien konnte seinen eigenen Bedarf an Landwirtschaft mit den eigenen Menschen gar nicht decken.
Willy
00:56:50
Ja.
Roberto
00:56:51
Auch spannend. Das ist ein großes Land. Ich habe mir nachgeschaut, Österreich geht in Brasilien 101 Mal rein. Da kann man sich was vorstellen können. Großes Land. Und es war einfach nicht in der Lage, seinen eigenen Bedarf zu decken.
Willy
00:57:04
Ja, man hat viel zu wenig produziert. Und da hat die... Dieser Michael Mohr und der Pfarrer Josef Stephan gesagt, also das wäre eine Möglichkeit und weil die Bauern suchen und das ist unsere Stärke, gehen wir mal mit Brasilien verhandeln, dass man nicht nur Leute da hinführt und sie steigen am Hafen von Santos aus und gehen auf dem Land irgendwo arbeiten. Wir möchten eine Gemeinschaft oder ein Dorf aufbauen und da braucht man auch viel Geld. Und da haben sie auch die Schweizer Europahilfe aufgesucht und gefragt, ob es mit Möglichkeit wäre, dass sie das Programm Unterstützung verwaltungsmäßig, aber auch hauptsächlich finanziell. Und da hat die Schweiz zugesagt, weil die hatten schon ein Interesse, geschäftlichen Interesse und politischen Interesse mit Brasilien abhandeln und machen. Und da kamen sie wirklich nach Brasilien mit einem Projekt für 20.000 Familien, also ungefähr 100.000 Personen wollten sie das Projekt durchführen. Und da die Regierung von Brasilien dieses Programm anschaut, schlugen sie gleich vor, dass man da im Zentrum von Brasilien, weil 69 Prozent von diesem Bundesstaat Goiás, heute das gehörte noch dem Staat, da könnte man das Projekt also anfangen und wenn es klappt, kann man auch mehrere Projekte so ähnliche durchführen. Aber sie schlugen vor, fangen wir nicht gleich mit insgesamt 20.000 Familien an. Versuchen wir mal mit 500.
Roberto
00:58:48
Pilotprojekt.
Willy
00:58:49
Pilotprojekt. Und die Schweiz-Europahilfe schickte eine Kommission nach Brasilien. Sie hatte auch schon ein Büro in Rio de Janeiro, wo unsere Hauptstadt war. Und da kamen Michael Mohr und der Pater Josef Stephan. Und die fuhren dann nach Goyas und das Programm Tattoo-Führen. Also zuerst hat er schön zugesagt, aber in einer Sitzung kurz danach hat die Schweizer-Europahilfe das Projekt abgelehnt, weil es einfach total anders war, als die Donnerschorben konnten. Also das mit klimamäßig, Goyas regnete sechs Monate und sechs Monate ist trocken, also wie produziert man? Aber der Hauptgrund, weil es viel zu weit entfernt vom Konsument war. Okay. San Paulo und Rio de Janeiro und logistisch war noch ganz, ganz schlecht in Brasilien. Also da hat man das Projekt abgelehnt.
Roberto
00:59:44
Man muss immer die Zeit im Hintergrund, das waren die 50er Jahre.
Willy
00:59:47
Ja, das war im Dezember 1949.
Roberto
00:59:52
1949?
Willy
00:59:52
1949, ja. Und da hat Michael Moabertoff noch immer nicht aufgeben wollen und, Und irgendwie war in São Paulo eine große Messe, wo man dann sprach von Landwirtschaft, von Aufbau und der neu gewählte Gouverneur von Paraná, der hat einen Landwirtschaftssekretär ausgewählt, der hieß Lacerda Wernack und hat ihn da auf São Paulo geschickt, in diese Messe oder mit dem General Ayres zu sprechen, weil der hat so ein Visionär gewesen in Landwirtschaft, in Frischaufbauern, in wie man Land produktiv macht. Weil hier in dem Bundesstaat Paranapo, wo wir leben, ist ja praktisch von hier bis vor sich was so Wald. Waldgegend und hier diese Gegend, also wir liegen hoch auf 1200 Meter Höhe, da war Kampland, also mit so Niedriggräse, Barba de Bode heißt es immer Bayer. Und da war praktisch für jede zwei Hektar Land eine Kuh. Und das hat zu wenig gebracht für das Staat oder für die Stadt Guarapuave. Und er wollte irgendwie die Landwirtschaft da stärker machen. Und der Gouverneur, der wollte unbedingt für das man so eine Bluttransfusion von Europäern nach Brasilien bringen. Also wo dann schon Kenntnisse in Landwirtschaft.
Roberto
01:01:18
Know-how, Wissenstransfer quasi.
Willy
01:01:20
Und der Landwirtschaftssekretär, der hat in dieser Sitzung gehört, dass hier eine Gruppe von Leuten ist, die Land suchen, zum Bauen. Und da hat er sie nach Paraná gebracht und hat totale Unterstützung bekommen, also vom Gouverneur, dass man alles machen sollte, für dieses Programm nach Paraná. Also.
Roberto
01:01:44
Und da sind wir dann heute und wenn man sich das dann anschaut, wie diese Siedlung funktioniert hat, das war ja wirklich, soweit ich das gesehen habe, man zahlt nicht nur das Ticket und die Leute fahren rüber und dann steigen sie dort am Haufen aus und dann, wie man schon gesagt hat, für Österreich schauen wir mal, sondern das war ja wirklich auf Punkt und Beistrich geplant. Kannst du das kurz einmal erklären? Also das war ja die Siedlung, wo wir heute sind, sind ja fünf Gemeinden. Und wenn man das von oben sich so betrachtet, das ist wirklich wie auf einem Reißbrett geplant geworden, oder? Wie war das?
Willy
01:02:26
Die Schweizer Europahilfe hat eine extra Kommission ins Leben gerufen, wo dann dieses Projekt durchführen sollte, auch nach Idee von Michael Mohr und Pater Josef Stephan, wo man dann entschlossen hat, dass man auf diesem Pilotprojekt 500 Familien bringt. Dass von diesen 500 Familien, das soll eigentlich ein landwirtschaftliches Projekt sein. Darum sind auch 450 bäuerliche Familien ausgewählt worden und 50 Familien von Handwerkern, weil die Landwirtschaft braucht auch die ganze Handwerker, also Hamid und Tischler und Hussere, Geschäftsleute.
Roberto
01:03:07
Jetzt kommen wir schon langsam in deine Geschichte danach.
Willy
01:03:11
Und dann sahen sie, man kann nicht alle auf einmal bringen, weil hier noch keine Struktur aufgebaut ist. Sie sahen also verschiedene Gegenden an und am besten hätte zugesagt hier Intervius, weil es schon ein offenes Land ist, also man muss nichts roten.
Roberto
01:03:29
Das ist eine Steppe, es ist so ein nicht sehr fruchtbares Weideland, wo aber auch kein Wald. nicht viel Wald.
Willy
01:03:38
Nein, waren so an den Rändern von den Gewässern. Wir haben viel Flüße.
Roberto
01:03:45
Entere Rios heißt ja zwischen den Flüssen.
Willy
01:03:47
Zwischen der Flüssen, stimmt, ja. Also Wasser ist Leben und da hat man also sich das angeschaut, wir liegen auf 1210 Meter, also das Klima wäre ähnlicher als, wenn man in eine andere Gegend geht, also man hat Winter, man hat Frost, also für Weizen wäre es optimal.
Roberto
01:04:06
Heute hat es einen neuen Grad, sage ich nur. Wir sind wie am Winter.
Willy
01:04:10
Morgen ist drei vorgesehen.
Roberto
01:04:11
Ah, okay, super.
Willy
01:04:12
Danke, schöne Aussichten. Anderer Punkt, warum man hier ausgewählt hat, dass es eine kleine Stadt in der Nähe wäre, wo man dann einen Anhaltspunkt hat, Nähe von Guarapuaba. Und der Zug der Gleis, also vom Hafen Santos fuhr hier vorbei. Logistikmäßig wäre es geeignet, für das man also alles hertransportiert und später Getreide auch vielleicht forttransportiert wird.
Roberto
01:04:37
Also die Distanz, die dann quasi im vorigen Bundesstaat noch viel zu groß gewesen wäre, die war ja da geringer auch zum Konsumenten. Stimmt.
Willy
01:04:44
Und weil südlich von ganz Brasilien, also die drei Bundesstädte, Paraná, Santa Catarina, Rio Grande do Sul, das ist ja hauptsächlich besiedelt von Europäern, wo dann kurz vor unseren Eltern kamen. Also dann das Arbeitssystem oder das Lebenssystem so ähnlich wäre. Also wäre viel geeigneter, weil man schon deutschstämmige Leute in Guarapuaba hatte. Also der Landwirtschaftssekretär, wo Michael Mohr gefunden hat und sie auch hergebracht hat, der konnte deutsch. Das war dann mal schon ein guter Punkt. Und da hat man gesagt, also es wird hier in Paraná durchgeführt und da das Projekt, also durchgeführt, dass man das durchführen könnte, hat die Schweiz-Europahilfe dann in der Nähe von Linz in Asten eigentlich in Oberösterreich ein Sammelbüro aufgemacht, wo die Leute dann sich einschreiben konnten. Haben Angestellte gehabt, die haben dann das Projekt verbreitet in der ganzen Gegend, da wer möchte nach Brasilien auswandern. Also es gibt ein Projekt, wo dann durchgeführt wird.
Roberto
01:05:55
Das war wieder wie Ulm dann quasi. Die Geschichte, deswegen habe ich gesagt, das war die zweite Einladung und was früher Ulm war, war dann Asten, hast du gesagt, in der Nähe von...
Willy
01:06:04
200 Jahre später.
Roberto
01:06:06
Asten in der Nähe von St. Florian, glaube ich, Berlin ist das in der Nähe. Ja, das stimmt. Und von dort ist man dann quasi wieder aufgehend ins neue Land.
Willy
01:06:14
Ja, da haben sich, man weiß, 1650 Familien eingeschrieben. Also man hat Vorrechte gegeben, bäuerliche Familien.
Roberto
01:06:24
Wiederum. Also man hat wieder getrommelt, Vorrecht für die Bauern.
Willy
01:06:28
Ja, genau. Große Familien. Also umso größer wird eine Chance, dass ausgewählt wird. weil man Arbeitskraft auf dem Land braucht. Man hat kein Kriegsverbrechen haben dürfen, dass man ins Projekt eingeschrieben wird. Und jeder hat einen Kontrakt unterschreiben müssen, dass ein Genoss in einer Genossenschaft ist, also treu an ein Arbeitssystem.
Roberto
01:06:56
Die Agrarität, die dort kopiert wurde.
Willy
01:06:58
Auch. Und jede Familie wusste, dass man dann Land bekäme nach Familiegröße mit einer Frist von sechs Jahren zum Abbezahlen. Also das erste ganze Jahr würde dann alles in Gemeinschaftsarbeit gepflanzt. Nach dem zweiten Jahr bekäme man sein Stückfeld. Da hat man ein Jahr, also Frist, Cut, für das man das erste Mal anbaut und dann nochmal fünf Jahre, für das man alles zurückbezahlt und inklusive die Überfahrt. Also das kam auch in die Rechnung rein.
Roberto
01:07:33
Ja, man muss sich, ich habe das ja auf Fotos gesehen, man muss sich das vorstellen, da war nichts. Also man ist da nicht in eine Stadt eingewandert und hat sich dort ein Haus gebaut, sondern da war nichts. Da war gar nichts. Man hat angefangen Straßen zu bauen, man hat angefangen Häuser zu bauen, wobei man nicht gewusst, das hat mich in der Führung sehr interessiert, man hat nicht gewusst, ob man dann in dem Haus, das man baut, auch selber wohnen wird. Deswegen sind alle Häuser gleich gut geworden. Das heißt, ab wann hat denn diese Siedlung, weil du hast jetzt gesagt, sechs Jahre hatte man, um das zurückzuzahlen, hat man das geschafft?
Willy
01:08:09
Praktisch niemand, ne?
Roberto
01:08:11
Gut, also war viel zu kurzfristig. Ab wann hat man gewusst, dass dieses Projekt funktioniert?
Willy
01:08:18
Also 1953 ist das Land verteilt worden, also im März 1953 und dann hat man angefangen und es gab welche Stücke Land, wo dann ein bisschen produktiver war und die Leute hatten schon so manche Ernten durchgeführt. Und andere Familien, die wollten auch nicht aufgeben, die wollten aus Brasilien eine neue Heimat machen und wenn man dann weniger verdient auf dem Land, dann muss man schauen, wo man dann noch auf andere Gelder kommt. Dann sind die praktischen ganzen Jugendlichen hauptsächlich die Mädchen, die fuhren dann nach Sao Paulo, da gibt es also so eine Arbeitsagentur und sie hatten dann so als Dienstmädchen oder Kindermädchen oder in Konditoreien, Hotels gearbeitet, haben das Geld am Vater geschickt, für das er seine Ratte zahlt und in der Erntezeit sind sie immer gekommen. Dass man hilft in der Ernte und das ging bei vielen Familien total daneben oder schief, also die Korrektur vom Boden, also das hat viel zu lange gedauert, für das man gute Ernte hat und da haben viele, viele von Menschen oder den Familien das land zurückgegeben an die genossenschaft und sind dann abgewandert und da hauptsächlich nach deutschland von also wieder zurück nach europa also vorher waren unsere leute ja noch nie in deutschland gewesen aber dann dann gingen viele da baden-württemberg rastatti sogar batenstadt von entre rius weil so viele drückwanderer sind. Und das Programm oder das Projekt fang an schief gehen. Und da sagt die Schweizer Europahilfe, dass die Leute es nicht schafften, das zurückzuzahlen, dass auch schulische Probleme waren. Also der Bundesstaat Paraná hat in jedem Dorf eine Schule bis zur vierten Klasse aufgebaut. Das war aber wenig, weil die Lehrer auch nicht die Kinder verstanden. Umgekehrt. Brasilien war das einzige Land auf der Welt, wo all die Leute auch annehmen, aber es sind ja nur Hebammen mitgekommen, also es war mit dem, Krankenversorgung auch ein Problem und da sah man, dass praktisch 52% der Menschen, weggewandert sind, also das Projekt ging zugrunde und da hat die Schweiz-Europahilfe also einen Strich gemacht und hat gesagt, also die schaffen es nicht, Wenn man das weiter kassiert, da stehen alle. Und dann hat sie gesagt, gut, ihr müsst das Geld nicht uns zurückschicken, ihr müsst es der Genossenschaft Agrarer zahlen mit einer längeren Frist als sechs Jahre. Und dieses Geld darf benutzt werden, für diese soziale Struktur aufzubauen, mit Kranken und...
Roberto
01:11:13
Das, was gefehlt hat, also das, was du gesagt hast, eigene Schulen. Und das ist ja das Spannende, was man heute sieht, die Genossenschaft Agrarier, und das ist mehr dazu dann im Podcast zum Thema Genossenschaft Agrarier, ist ja viel mehr als eine wirtschaftliche Einkaufs- und Produzenten- und Verkaufsgenossenschaft, sondern es ist ja tatsächlich eine kulturelle, eine soziale Institution, die museen betreibt wie wir heute hier sehen und das war dann ausschlaggebend dass es funktioniert hat das projekt hier oder
Willy
01:11:43
Ja und dann dann fängt es an wieder sich irgendwie stabilisieren mit der zeit konnte man also mit hilfe von deutschland und österreich also die haben thomas mehl oder kalk oder Struktur oder Ingenieure oder Lehrer oder Pfarrer also beigetragen, für das man hier die Struktur irgendwie stärker macht. Und der Kalk und zum Beispiel was von Österreich Schiffe, weil es gekommen ist, das hat geholfen, für das man der Bode besser aufarbeitet. Die Leute bekamen eine schöne Frist, für das das zahlbar ist. Und das Geld musste auch wieder nicht nach Europa geschickt werden. Also man hat lange Unterstützung bekommen zur Strukturisierung der Gemeinde von Entre Rios. Und da hat ein Jugendlicher, der gekommen ist als junger Mann, der hieß Matthias Lee und der hat dann schon Buchalter in São Paulo gelernt. Also der konnte dann schon die Sprache und er war ein Diplomat, also der konnte sprechen, der hatte gute Ideen und hat eine Gemeinschaftskraft gehabt, also die. Unbeschreibbar. Und zu der gleichen Zeit wurde die Genossenschaft übernommen hat und die Banken irgendwie dazu gerufen hat und hat gesagt, hier fehlt nur Geld dafür, dass man das aufbessert, also Finanzierungen und so. Zur gleichen Zeit kamen die Sojabohnen und zur gleichen Zeit die Direktsaat. Und dann ab den 70er Jahren, praktisch 19 oder 18 Jahre nach der Herkunft von den Größen, dann ging das Projekt mal bergauf.
Roberto
01:13:38
Und dann sind wir im Prinzip dort, wo sich die Geschichte der Donausschwaben dann ganz unterein war und ganz stark mit der Geschichte der Agrarier auch vermischt. Und da möchte ich dann überleiten in den nächsten Podcast, also da sind wir jetzt quasi an unserem Ende und an einem neuen Anfang angekommen. Das Einzige, was mich jetzt noch interessiert, warum hat sich Brasilien damals entschieden, entgegen, wie es die USA zum Beispiel gemacht haben, auch ältere Familien ohne Männer etc. aufzunehmen? Was war da der Hintergrund?
Willy
01:14:15
Ja, wenn man liest, was der damalige Gouverneur, Bento Muñoz da Hoxha Neto, wollte, ist, dass man große Familien mitbringt. Also, wenn nur das kleine Ehepaar ist, der bleibt eine Zeit und will dann zurück nach der Familie. Also, wenn die ganze Familie kommt, dann bleiben sie alle da. Das war die Idee dahinter. Und an der Seite, er liest es zu, dass man hier in Brasilien seine Herkunft aber auch schätzt. Also niemand kann von niemandem seine Herkunft nehmen und er sagte damals hier, dass man nicht ein guter Brasilianer sein kann, wenn man seinen Herstamm nicht schätzt. Also man durfte deutsch sein oder Jugoslawer oder Ungar oder Italiener oder egal wo man herkommt. Das wurde sogar unterstützt mit Lehrer und Pfarrer und so.
Roberto
01:15:08
Wie sehr sind die Donausschwaben, die heute kommen würdest du dazu sagen ja Wie Brasilianer und wie viel von der eigenen Identität, die man mitgebracht hat, ist man 50-50, also ein Donau-Schwabe, Europäer und Brasilianer oder ist man eigentlich Brasilianer hier in Brasilien?
Willy
01:15:30
Am Anfang nennen sich alle praktisch Deutsche, ich bin Deutscher und dann fragten sie also, warst du schon mal in Deutschland? Nein, ich war noch nie in Deutschland. Viele wollten also dann die deutsche Staatsbürgerschaft auch noch übernehmen und da haben wir sogar Briefe gekriegt, wo man sagte, also ihr wart sehr gute Deutsche in Jugoslawien, bleibt gute Deutsche in Brasilien. Also man konnte nicht nach Deutschland auswandern. Und da mit der Zeit, weil viele von den Familien, die waren ja verwandt untereinander und da gibt es jetzt die Mischehen und man bringt die neuen Leute dazu und die pflegen und die singen und danzen und musizieren mit uns sehr stolz, weil die sehen, dass man durch diesen großen Schätzen von seiner Herkunft, Also auch was aufbaut und der Zusammenhalt von den Familien. Aber ein Großteil, sie nennen sich Brasilianer.
Roberto
01:16:31
Wird die Donausspraben, so wie es es heute gibt, mit Kultur, Identität, Sprache in 100 Jahren noch so geben?
Willy
01:16:39
Ich meine schon, weil hier in Brasilien, da sieht man, dass ja das ganze Land von Einwanderern aufgebaut ist und dass es in manchen Gemeinden oder was durch den Zweiten Weltkrieg verboten wurde und die möchten das jetzt alles zurück ins Leben wieder rufen. Ein jeder, das zum Tourismus auch Gelder bringt, also wenn da mit einem Dirndl oder Tracht oder Lederhosen im Dorf rumlauft und so. Das bringt Touristen, also das Kulinarische und so. Und die müssen das jetzt wieder frisch ins Leben bringen. Und bei uns ist es der Fall noch nicht, weil wir haben es ja noch nicht verloren. Also man arbeitet tagtäglich, also für das die Jugendlichen dabei bleiben und dass sie die Sprache auch bewahren und dass sie gern ein Dirndl anziehen oder eine Tracht zur Aufführung, so wie ein Traktor treffen oder etwas, dass man Tates mit Deutsch, Musik bereichert und so. Das zeigt irgendwie die Identität von unserer Gemeinde und dass es auch eine große Stärke ist von der Genossenschaft der Agrarier. Und man sieht, dass noch nie so viele Leute in der Kulturstiftung da mitgemacht haben.
Roberto
01:17:53
Also ihr habt einen Zulauf.
Willy
01:17:55
Wir haben einen Zulauf. Also bei uns, für so eine kleine Gemeinde, wir haben 640 Schüler mit Musik, Tanz, Gesang. Und ihr habt das, das ist mal wunderschön. Gut. Man weiß aber auch, dass in anderen Ländern, so wie Deutschland, unsere Kulturgruppe war ja vor zwei Wochen in Europa und der Anhang, mit Deutschland, der hat schon gekappert. Also die Leute leben ja da gemischt in Dörfern und die laufen dann auseinander und die Vereine, die waren ja getragen hauptsächlich von älteren Leuten. Und hier auf der Siedlung Interrius ist die einzige Gemeinde weltweit, wo man aufgebaut hat für eine Gruppe Donauschwaben. Und darum können wir jetzt noch ganz stolz sagen, also mein Enkelkind ist da draußen, wenn du möchtest, sie spricht noch Schwobisch.
Roberto
01:18:44
Würdest du dann die Donausschwaben und hier die Siedlung in Entre Rios, das sind ja fünf Siedlungen eigentlich, die so quasi geplant wurden und quasi verbunden sind. Ist es eine offene Gemeinschaft? Also du sagst, da können Menschen dann auch den Rest von Brasilien zuziehen oder ist es eher eine geschlossene Gemeinschaft?
Willy
01:19:05
Ja, wir haben jetzt ungefähr 12.800 Einwohner in den fünf Dörfern und von denen sind ungefähr 3.000 Donausschwaben.
Roberto
01:19:14
Also ja, offen.
Willy
01:19:15
Es ist eine offene, weil man viel Landwirtschaft hat, weil man viel Industrie hat, weil man die Mischehen hat, also automatisch ist eine Gemeinde wie eine andere, doch das Zentrum von der Industrie oder von der Gemeinschaft wird getragen durch die Genossenschaft Agrarier und die Präger, dass man diese Tradition also schätzt.
Roberto
01:19:38
Man sieht einfach wieder, was die Idee einer Genossenschaft vom Spektrum rein wirtschaftlich bis hin zu wirklich eigentlich gesellschaftlich, wie groß dieses Spektrum sein kann. Letzte Frage jetzt, sind die Donausschwaben hier in Brasilien auf ihrer, ich habe ja schon gesagt, das ist ja ein reisendes Volk, seid ihr jetzt endgültig angekommen?
Willy
01:20:02
Also man sieht auch, dass in der ganzen Gegend kein Land mehr zum Kaufen ist und dass viele von den Familien, wo dann zwei, drei Kinder haben, also dann schon neue Ländereien suchen. Man hat in den letzten Jahren also 20 Familien verloren, die gingen dann also nach Norden von Brasilien, wo das erste Projekt durchgeführt sollte werden, weil es dann noch billigeres Land gibt, wo man dann frisch aufbauen kann. Und die Struktur von hier unterstützt, führt das, die da ein neues Leben aufzubauen. Also man sieht, dass viele Familien wieder fliehen.
Roberto
01:20:40
Fliehen, also sie sind eng geworden. Aber das Zentrum der Donausschwaben hier in Entre Rios, das ist jetzt ein Ort, der auch bleibt. Also ihr werdet hier nicht weiterziehen, oder? Optimistischerweise, Gedanke.
Willy
01:20:55
Ja, einen großen Teil schon.
Roberto
01:20:57
Also man ist gekommen, um zu bleiben. Ja, sehr schön. Dann würde ich sagen, also ich habe jetzt alle meine Fragen gestellt, habe ich irgendetwas vergessen, was ganz wichtig ist?
Willy
01:21:09
Ich glaube, was wir vorher gesprochen haben, also über die Genossenschaft selbst.
Roberto
01:21:14
Spricht man mit Winfried,
Willy
01:21:17
Wo der Sohn ist vom ehemaligen Präsidenten.
Roberto
01:21:19
Winfried Lee ist auch eigener, genau, der Sohn und inzwischen auch Landwirt da in der Gegend.
Willy
01:21:25
Sein Vater, der war ja auch 28 Jahre Vorsitzender von der Genossenschaft und hat sehr, sehr viel gemacht, für dass man nicht nur eine Industrie und Landwirtschaft ist, dass man eine Gemeinde ist, Dass man zu dem sozialen oder religiösischen oder was, dass das zusammengehört, geschaut hat. Und die neue Generation, wo die Genossenschaft übernommen haben, dann später, also mit Herrn Karl und jetzt Adam Stemmer, also die haben die Idee wirklich abgekauft und sie wollen das weitertragen, dass wir bis in die lange Zukunft, in die 100 Jahre noch die schöne donauschwäbische Siedlung ist und dass man immer Leute mit so super Podcasts aus Österreich gekommen hat. Und es helfen, die Geschichte zu verbreiten.
Roberto
01:22:09
Jetzt wird es Zeit zum Abschalten. Jetzt fangen wir im Podcast zum Loben an. Vielen, vielen Dank für deine Zeit. Also ich glaube, wir haben jetzt eine sehr gute Reise gehabt oder eine Reise gemacht von der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Und ja, ich habe immer noch den Eindruck, es ist etwas, wo man sehr, sehr viel mehr auch über die Geschichte der Donauenspraben selbst hinaus lernen kann, wenn man sich auf das Thema ein bisschen lernen lässt. Also Dankeschön. Auch, dass wir das in diesem tollen Rahmen, also für alle, die auf YouTube reinschauen, in diesem tollen Rahmen auch machen können. Wir sitzen quasi im Museum, im Museum, in der Stube. Also in diesem Sinne, vielen, vielen Dank für deine Zeit und tschüss. Tschüss, vielen Dank. Oder Servus.
Willy
01:22:49
Servus, grüß dich, ja. Wiert euch und schaut rein bei uns auch in die Webseite von Donau-Schwaben-Brasilienischen Kulturstiftung, das heißt donauschwaben.com.br.
Roberto
01:22:59
Wird alles in den Shownotes verlinkt. Ihr müsst euch jetzt dann retten vor lauter Besuchern anstürmen, sobald es auf Sendung geht.

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