Bei Anruf Wein – der Weinpodcast

Weinfreunde.de

Australien: Down Under obenauf

05.08.2025 41 min

Zusammenfassung & Show Notes

Australien ist ein ganzer Weinkontinent. Größer als Europa, aber mit nur etwa 145.000 Hektar Anbaufläche kleiner als die spanische Region La Mancha. In dieser Folge von Bei Anruf Wein reisen Tobias und Michael gedanklich ans andere Ende der Welt und sprechen über Weinregionen, über Cool-Climate und maritimen Einfluss. Sie ordnen die wichtigsten Rebsorten ein und erklären, warum Mourvèdre in Australien Mataro heißt. Außerdem geht es um legendäre Namen wie Penfolds und um die Frage, wie Wasserknappheit und Buschbrände die australische Weinwirtschaft fordern. Ganz egal, ob ihr schon mal australischen Wein im Glas hattet oder nicht: Diese Folge macht definitiv Lust auf Down Under.


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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken

Transkript

Michael
00:00:02
Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:09
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias. Willkommen Bei Anruf Wein. Australien - Das klingt nach Kängurus, Outback und Ozean, aber auch nach Shiraz, Barossa Valley und einer Weintradition, die erstaunlich weit zurückreicht. In dieser Folge reisen Michael und ich gedanklich ans andere Ende der Welt und sprechen über Down Under als Weinkontinent, über klimatische Gegensätze, Herkunftsbezeichnungen, Rebsorten und über große Namen wie Penfolds. Dazu gibt es wie immer persönliche Anekdoten, fundiertes Nerdwissen und den ein oder anderen Tipp fürs eigene Glas. Und falls ihr nach dem Hören der Folge noch etwas Zeit übrig habt, bewertet uns gern auf eurer Podcastplattform und stimmt bei unserer kleinen Umfrage in den Shownotes ab. Thank you, mates! Also bleibt mal dran. Ich ruf den mal an!
Michael
00:01:04
Guten Morgen, Mr. Weinlakei. Ich hoffe, du hast gut geschlafen, bist frischen Mutes und gut vorbereitet für die Bei Anruf Wein-Folge 114. Also, heute nehmen wir unsere Zuhörerinnen und Zuhörer mit in die neue Weinwelt. Und heute entführt der Podcast nach Down Under, in das für uns so, so ferne Australien.
Tobias
00:01:27
Ja okay, aber was? Also ich hätte jetzt eher so ein „Good Day, Mate!" von dir erwartet, so ganz australisch. Ja, aber erst einmal willkommen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. So viel Zeit muss jetzt erst mal sein. Aber Michael, warum „Guten Morgen"? Ja, wir haben jetzt, wenn ich auf die Uhr gucke, späten Nachmittag und du begrüßt mich mit „Guten Morgen". Du hast wahrscheinlich den Wecker heute nicht gehört, ja? Also ich hoffe, du hörst mein Kopfschütteln durchs Telefon. Aber egal.
Michael
00:01:56
Du meins auch.
Tobias
00:01:56
Ja, ja, denn wie - was? Aber egal, zumindest hast du das richtige Thema parat. Und daher würde ich sagen, schlagen wir jetzt direkt den Kurs in Richtung Australien ein. Ja, und bitte jetzt, ohne hier alle in die Irre zu führen.
Michael
00:02:11
Ach, Tobias, glaub mir doch bitte! Ich bin auch am Nachmittag hellwach - versprochen. Aber worauf ich eben mit dem Guten Morgen hinaus wollte, ja, das ist die Zeitverschiebung. Während wir jetzt schon in Echtzeit dem Abend entgegensehen, also schauen wir mal aus dem Fenster, sagt man sich in Australien schon freundlich Guten Morgen. Und zwar das Guten Morgen von morgen, ja? Die sind uns ja im Datum immer voraus. Also noch mal, was ich letztlich sagen wollte: Australien ist verdammt weit weg von Deutschland.
Tobias
00:02:46
Ja, das stimmt. Und wenn wir mal dabei bleiben, Australien ist auch verdammt groß. Ja, das muss man unbedingt vorab abschicken. Die Landmasse von Australien ist größer als die von ganz Europa. Nur mal so zum Vergleich, um sich das besser vorstellen zu können. Entsprechend sind natürlich dort auch die Begrifflichkeiten etwas anders, wenn es um die geografische Herkunft von Wein geht. Da gibt es nämlich ein mehrstufiges System mit geschützten Herkunftsbezeichnungen. Das hört sich jetzt erstmal nicht so ganz ungewöhnlich an. Und diese Bezeichnungen nennen sich „Geographical Indications". Und die werden auch kurz „GIs" genannt. Ja und ja, gut, haben wir andere Assoziationen. Aber egal. Ganz oben steht dort die sogenannte Superzone. Und das ist in der Praxis eigentlich nur eine einzige, nämlich South Eastern Australia. Und die umfasst wiederum gleich mehrere Bundesstaaten. Die zähle ich jetzt auch mal kurz auf. Das ist Victoria, New South Wales, South Australia, Teile von Queensland und sogar Tasmanien. Und darunter folgen dann die Zones, also Zonen im engeren Sinne, die dann meist einem einzelnen Bundesstaat zugeordnet sind. Davon gibt es dann wiederum über 40. Ja, und - Achtung - diese wiederum unterteilen sich in aktuell rund 70 Regions, also Weinregionen. So, und jetzt kommen wir schon zu Namen, die man dann durchaus kennt, wenn man sich schon mal mit Australien beschäftigt hat. Barossa Valley, Eden Valley, Coonawarra oder Margaret River. Ja und könnte natürlich kaum komplizierter sein, manche dieser Region haben dann noch einmal kleinere Einheiten, die sogenannten Subregions, also Unterregion. Und dieses ganze komplexe System existiert, obwohl ja nur eigentlich in einem relativ kleinen Teil von Australien überhaupt Wein angebaut wird.
Michael
00:04:47
Oh je, okay. Also ich finde, das ist jetzt ganz schön viel Input. Lass uns das vielleicht einfach noch mal ein bisschen sortieren und an so einem Beispiel klarmachen. Also worauf muss ich denn...
Tobias
00:04:55
Ja, das ist eine gute Idee.
Michael
00:04:56
...überhaupt achten? Was muss ich mir jetzt merken von dieser Pyramide? Und da kann man ja auf jeden Fall sagen, diese Superzones, die kann man eigentlich direkt wieder vergessen. Ja, die tauchen auf den Etiketten praktisch nie auf.
Tobias
00:05:11
Ja, das stimmt.
Michael
00:05:11
In der Regel ist die Angabe eben dann doch präziser als diese große Zone. Und dann geht es um die Region oder um die „Region". Also zum Beispiel, du hast es ja eben schon gesagt, Barossa Valley, das liegt jetzt im Bundesstaat South Australia. Und genau darum geht es. Es ist ein kleinerer Teil davon. Und die Region auf dem Etikett gibt den besten Hinweis auf die Herkunft. Daran kann man sich jetzt mal orientieren, denn so eine Angabe wie Barossa Valley oder McLaren Vale oder Margaret River, ja, die steht nicht nur für ganz klar umrissene Gebiete, sondern erzählt eben dann oft auch eine stilistische Geschichte. Also die Zonen hingegen, also so Begriffe wie Western Australia oder Far North, die sind eher großflächige Verwaltungsrahmen und sagen für sich genommen erst mal wenig über den Weinstil und damit über den Wein aus.
Tobias
00:06:04
Ja, danke. Sehr, sehr gut erklärt. Und du hast jetzt eben auch mein sozusagen Lieblings-False-Friend angesprochen. Denn - ja, ja, ja - wenn in Bezug auf Wein, also australischen Wein vom Bundesstaat South Australia gesprochen oder geschrieben wird, heißt es dann ganz oft übersetzt „Südaustralien", also Herkunft Südaustralien. Das ist natürlich erstens falsch und zweitens auch, wie soll ich sagen, geographisch irreführend. Weil South Australia ist ein Eigenname und der bezeichnet einfach den Bundesstaat und nicht einfach, wie soll ich sagen, irgendeine Himmelsrichtung. Und ja, und das, was du natürlich über die Herkunftsangabe gesagt hast, zeigt eben auch, wir reden nicht einfach über ein Weinland, sondern über einen ganzen - Achtung, unterstrichen und dreimal Ausrufezeichen - Weinkontinent. Und da gibt es natürlich auch ganz unterschiedliche Klimazonen und vor allem auch viele Weinregionen, die durch ihre Nähe zum Meer oder etwas höherer Lagen diesen Hitzeregionen auch etwas entgegensetzen können. Denn da, wo so wirklich Outback ist, ja, da ist natürlich auch kein Wein. Und außerdem, du musst auch noch mal immer daran denken oder es ist auch noch mal ein guter Hinweis für die Zuhörerinnen und Zuhörer, wir befinden uns in Australien auf der Südhalbkugel. Und dort bedeutet unser heißer, trockener europäischer Süden eher ein Klima, das mäßigend wirkt. Also mit anderen Worten: In Australien ist alles andersherum. Deswegen heißt es ja auch „Down Under". Das heißt, der Süden, wie etwa in South Australia oder Tasmanien, ist das kühlere Australien. Und man kann sich dann vielleicht auch noch merken, wenn man möchte, die Weinregionen liegen alle in einem relativ schmalen Streifen zwischen dem 30. und 40. Breitengrad Süd, was auch ganz gut dann, wenn man es vergleicht, zu anderen Qualitätsweinregionen der Welt passt. Selbst, wenn man das sozusagen auf die nördliche Erdhalbkugel dann überträgt.
Michael
00:08:07
Ja okay, Neue Weinwelt, aber selber Breitengrad.
Tobias
00:08:12
Genau.
Michael
00:08:12
Was man ja auch noch mal sagen muss jetzt bei dieser ganzen Geographie, der überwiegende Großteil der australischen Rebflächen befindet sich dann eben doch im Süden und im Südosten des Landes. Und das sind, eigentlich sind das kleine Flecken auf der Landkarte. Das darf man jetzt auch nicht missverstehen. Auch, wenn wir über große Superzones gesprochen haben, aber im Vergleich zur gesamten, wie auch das genannt, Landmasse, ja, ist das dann immer noch verschwindend gering. Ja, und eben Süden und Südosten, das ist eben auch der Part von Australien, wo die großen Städte wie Brisbane, Sydney, Melbourne oder Adelaide liegen. Also eine wichtige Ausnahme bildet der Bundesstaat Western Australia mit seiner Zone im Südwesten. Ja, also das ist der Unterschied. Da geht es vor allen Dingen um diese Region Margaret River, die ist da ziemlich bekannt.
Tobias
00:09:05
Ja, die kennt man.
Michael
00:09:06
Aber jetzt lassen wir jetzt mal Westen, Osten, Süden, lassen wir jetzt einfach mal außen vor. Entscheidend eigentlich für die Besonderheit einer Region sind ja eher Faktoren wie der Boden - natürlich, klar - aber auch so was wie die Nähe zu einem Fluss, etwa zum Beispiel Murray River oder ein leichtes Plus an Höhenlage, sage ich jetzt mal vorsichtig. Denn ja, in den Adelaide Hills, die heißen dann ja auch noch so, da sind es jetzt gerade mal 400 Meter, die wir da irgendwie vor Augen haben. Im Clare Valley, da geht es dann teils bis knapp 600 Meter hoch. Und da sage jetzt mal, das ist jetzt kein Vergleich zu den Höhenlagen Südamerikas oder Südtirols, oder ja. Aber für Australien reicht das dann eben schon aus, um den Unterschied zu machen.
Tobias
00:09:57
Ja, das stimmt. Und du darfst auch nicht vergessen, was wir dafür in Europa nicht kennen, ist der Einfluss gleich mehrerer Ozeane auf den Weinbau in Australien. Also im Westen, wenn du jetzt mal so den Globus vor Augen hast, ist der Indische Ozean, klar, im Süden und Südosten aber auch das Südpolarmeer, also das Antarktische Eismeer sozusagen. Und dieser maritime Einfluss sorgt gerade in Regionen wie Tasmanien, das eben angesprochene Margaret River oder auch an der Südküste South Australias für angenehm kühle Nächte. Kann man sich kaum vorstellen. Und das resultiert dann eben auch in stabilen Temperaturen tagsüber und eine gute Reife. Das ist dann das, was man im internationalen Sprachgebrauch gerne dann mal als Cool Climate bezeichnet, also kühles Klima. Und das ist im sehr warmen Australien trotzdem natürlich ein relativer Begriff. Aber dieser kühlende Effekt des Meeres reicht oft weit ins Landesinnere hinein. Und das ist gerade für frische Weißweine oder elegante Rotweine ein echter Standortvorteil in so einem heißen Land.
Michael
00:11:08
Ja, ja. Also ich sage jetzt mal, ich war ja gerade in Spanien unterwegs. Unter anderem war ich in dem Anbaugebiet Utiel-Requena. Das liegt so im Hinterland von Valencia, sage ich mal, und da ist das Mittelmeer, ja, das ist ja jetzt auch nicht gerade richtig kühl ist, rund 70 Kilometer Luftlinie von den Weinbergen entfernt. Und trotzdem sorgt das dort für so ein merkliches Abkühlen der Temperaturen während der Nacht. Ich habe das in meinem Wohnmobil direkt gemerkt. Das ist angenehm, das war auch toll. Okay, das ist jetzt auch nicht Australien, aber es ging mir ja nur mal um die allgemeine Vorstellung, also darum, um mal zu erklären, was bringt so ein Meereseffekt eigentlich und wie weit reicht der eigentlich ins Land hinein? Also du weißt schon, was ich meine.
Tobias
00:11:58
Ja, ja, ja und ich finde das, ich finde das klasse, denn du warst ja mit deiner Vino Caravana in Spanien unterwegs. Ja, das muss man den Zuhörerinnen und Zuhörern vielleicht auch mal sagen: Michael hat sich vor kurzem ein Wohnmobil gekauft und rückt damit jetzt den Winzern in aller Welt auf die Pelle, sozusagen. Ja, und ne, aber ganz ernsthaft, ich finde das toll, dann selber mal am eigenen Leib sozusagen diesen Effekt auch zu spüren und zu merken, dass selbst ein 70 Kilometer entferntes Meer diesen kühlenden Effekt bringen kann. Finde ich klasse, denn darüber liest man immer viel, und ja, wenn man das dann, ähnlich wie unser Mistral-Wind im Süden Frankreichs, dann erst mal selber zu spüren bekommt, ist das noch mal eine ganz andere Erfahrung. So.
Michael
00:12:46
Ja, man muss es erfahren.
Tobias
00:12:48
Ja, ja, genau. Mit deinem Wohnmobil. Ist ja klar.
Michael
00:12:52
Ja, ja.
Tobias
00:12:53
Genau. Aber wie ist das eigentlich? Nach Australien hast du es jetzt irgendwie noch nicht geschafft, oder was? Na ja, es ist ja auch egal. Wir im Podcast kehren jetzt auf jeden Fall schnell mal wieder in unser Weinland Australien zurück. Alright, Mate, muss ich da direkt wieder fragen. Wir haben ja jetzt ganz viel von Geografie und Klima schon gesprochen, die unterschiedlichen Bezeichnungen für die geographische Herkunft erklärt oder zumindest versucht, einfach aufzuzählen. Aber was jetzt noch viel mehr hilft, ist auch endlich mal über die Rebsorten zu sprechen. Denn nur so nähern wir uns den konkreten Weinen. Denn diese Rebsorten, die haben vor allem, ich sag mal, ab den 1990-ern den Aufstieg des Weinkontinents Australien erst richtig getragen und fangen damit doch gern mal an, Michael.
Michael
00:13:45
Ja, ja, mache ich doch gerne. Aber Stop! Eins: Also klar, ich bin mit der Vino Caravana noch nicht in Australien gewesen. Aber noch mal nachgefragt: Warst du denn schon da?
Tobias
00:13:55
Nee, das war ich tatsächlich auch noch nicht. Das steht aber ganz klar noch auf meiner Wein-Bucket-List, weil man das natürlich dann auch schön mit Neuseeland verbinden kann oder eigentlich dann auch muss, wenn man schon mal da ist.
Michael
00:14:09
Ja, liegt für uns in der Nähe.
Tobias
00:14:10
Ja, absolut, absolut. Trotzdem muss ich sagen, richtig kennengelernt habe ich das Weinland Australien vor allem durch ein Weingut, nämlich das Weingut Mollydooker aus dem McLaren Vale. Und das ist jetzt schon fast 20 Jahre her. Nun muss man vielleicht auch noch kurz erklären, Mollydooker ist australisch für einen Linkshänder. Ja, und davon gibt es auf diesem Weingut wohl erstaunlich viele, deswegen haben sie es so genannt. Na ja, und die hatten auf jeden Fall schon zu dieser Zeit total ausgeflippte Etiketten, sehr strange Weinnamen. Und zudem fuhr Robert Parker zu der Zeit total auf die Weine ab. So bin ich dann ehrlich gesagt auch darauf gestoßen, denn da war ich natürlich so als Weinlakai-Blogger mit meinen Empfehlungen total in meiner Paradedisziplin. Und dann war ich auch irgendwann mal auf einer Mollydooker-Weinprobe in den USA, zufälligerweise. Und da stellte der Eigentümer, ein ganz witziger Typ und natürlich Linkshänder, seine Weine vor. So, und nicht nur das, er führte dort auch den von ihm entwickelten Mollydooker Shake vor. Ja, also jetzt kein Milchshake oder sowas. Nein, dafür schüttete er etwas von der mitgebrachten Shiraz-Merlot-Cabernet-Cuvée namens Two Left Feet in ein Glas, schraubte den Schraubverschluss des Weins dann wieder zu und fing ihn dann zum, ich sage mal, Entsetzen aller Teilnehmer heftig an zu schütteln und erklärte, ja, und erklärte, es sei ein von ihm entwickeltes Verfahren, um den Wein auf den Punkt trinkbar zu machen. Also so eine Art Karaffieren mit Hilfe des kleinen Anteils Sauerstoff, der ja jetzt an Stelle des ausgeschütteten Weins in der Flasche war. Das Sensationelle war nur, dass nach 4- bis 5-mal Schütteln einfach die Flasche mit lautem Knall in seinen Händen explodierte und sich alle gefragt haben: Sollte das jetzt so sein? Gehört das dazu? Also das war zumindest nicht nur ein Schock für uns alle, und ihn auch eingeschlossen, ehrlich gesagt, es war aber vor allem auch eine Riesensauerei. Das war in so einem Restaurant, und na ja, er beteuerte dann noch später, dass es ihm das erste Mal passiert ist und dass er sich gar nicht vorstellen kann, woran das jetzt lag. Nun ja, uns Besucher konnte er an diesem Abend zumindest nicht von seinem Mollydooker-Shake überzeugen. Ich habe es aber dann in der Folge tatsächlich auch mal ausprobiert. Und ja, der fängt dann tatsächlich auch ein bisschen an zu schäumen und na ja, also für Freunde, die ein langsames Dekantieren irgendwie eher gerne sehen, ist dieser Shake sicherlich nichts.
Michael
00:16:55
Okay, also ich meine, manchmal hat man ja Respekt vor Wein und manchmal einfach nur Angst. Und ich glaube, das war jetzt so eine Situation, aber ist ja eine tolle, eine explosive Geschichte. Das schreiben wir so in die Shownotes. Ja, Tobias hat eine explosive Geschichte. Höre ich jetzt auch zum ersten Mal, aber ich sage mal gut, dass ihr alle heile geblieben seid. Und noch mal, also ich fahre jetzt nicht extra in die USA, um jetzt australische Weine zu probieren, oder na ja, eben auch nicht. Ich sage jetzt mal, ich suche mir doch jetzt lieber erst mal eine Fährverbindung, die ich dann rüber nach Australien komme mit meinem Wohnmobil. Nein, im Ernst jetzt, wir wollten mit den Rebsorten einsteigen.
Tobias
00:17:39
Ja, ja, das stimmt.
Michael
00:17:40
Da haben wir uns ein bisschen verloren, sorry. Ja, Rebsorten. Das Erste, was man jetzt sagen muss, ist natürlich Shiraz, ja, den wir dann übrigens in Europa ja nur als Syrah kennen. Vor allem von der Rhône aus dem Languedoc, aber auch - sorry Tobias - dann doch noch mal Spanien. Darauf lege ich jetzt Wert. Ja, und über diese eineiigen Zwillinge Shiraz/Syrah haben wir sogar schon eine eigene Folge gemacht, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Könnt ihr mal gerne nachhören.
Tobias
00:18:08
Stimmt.
Michael
00:18:08
Und ja, da haben wir auch, glaube ich, schon was über Australien erzählt, gerade wegen dieser Besonderheit. Aber jetzt noch mal ganz in Kürze die Story. Also den Shiraz, also known as Syrah, ja, brachte vermutlich der Schotte, da wird es jetzt echt bunt, James Busby 1825 nach Australien und baute die Rebsorte auch als Erster in der heutigen Weinregion Hunter Valley an. Ja, das ist so ein bisschen nördlich von Sydney, sage ich jetzt mal, damit man eine Vorstellung gewinnt. Und bis heute, das gehört jetzt zu dieser Geschichte dazu, also genau 200 Jahre später, 1825, 2025, wir können alle rechnen, also bis heute ist der Shiraz einfach auch die Nummer 1 unter den australischen Rebsorten. Rund 27 %, 28 %, ich muss noch mal nachgucken, der 150.000 Hektar in Australien besetzt der Shiraz oder Syrah. Und das in einem insgesamt eh rotweinlastigen Land. Also 60 % erzeugen die Rotwein gegenüber 40 % Weißwein.
Tobias
00:19:19
Tja, dann machen wir mal mit genau dem weiter, dem Weißwein. Denn die am zweitmeisten angebaute Rebe ist Chardonnay. Und die heißt in Australien dann auch einfach so, also nicht irgendwie „Chardonnass" oder „Schirdonay" oder so. Also Chardonnay ist der Weißweinheld in Down Under. Und ja, du findest viele Chardonnay, die natürlich eher auf Frucht setzen, einfach aufgrund des Klimas, manchmal auch ein bisschen Holzeindruck mitbringen. Aber es gibt eben auch ganz finessenreiche Exemplare mit ausreichend Säure. Da denke ich jetzt mal so an Chardonnay aus den Adelaide Hills oder dem Yarra Valley, das ist dann wiederum östlich von Melbourne. Aber eine ähnliche Unterscheidung gibt es ja auch beim Shiraz. Da sind die eher einfachen, unkomplizierten Weine, klar, Massenweine vielleicht teilweise auch. Aber es gibt Shiraz auch absolut vom Allerfeinsten, vor allem eben aus den kühleren Regionen, wie gerade schon die ganze Zeit angesprochen. Und die hören dann bei hochwertigem Shiraz auf so Namen wie Geelong und Heathcote.
Michael
00:20:31
Okay, ich höre schon, es ist nicht das erste Mal. Die ganze Zeit schon höre ich jetzt irgendwie diesen WSET-certified Wine Educator hier raus. Also ich merke schon, du bist jetzt bei den Regionen in Australien voll in deinem Element.
Tobias
00:20:47
Ich sag's dir.
Michael
00:20:47
Ich sage jetzt mal ganz sachlich Danke, im Namen von uns allen jetzt für deine sachliche Einordnung. Ich mache jetzt mal rot weiter bei den Rebsorten und sage einfach mal Cabernet Sauvignon. Ja, und da habe ich jetzt als Erstes so eine Vorstellung vor Augen, so ein dunkler, aber durchaus lebendiger Wein, ja. Etwas reifere, eingekochte Fruchtaromen bringt der vielleicht mit. Und ja nicht so, nicht so fein dann, wie wir das aus dem Bordeaux kennen. Aber apropos Bordeaux: Auch in Australien, da muss ich jetzt auch noch mal zum Cabernet Sauvignon sagen, der wird dann auch gerne in Australien mit Merlot verschnitten. Also, denn Merlot, der liegt direkt nach dem Cabernet Sauvignon meines Wissens direkt auf Platz 4 im Rebsortenspiegel von Terra Australis. Ja, und ich weiß nämlich nicht genau, ob der Cabernet Sauvignon nicht sogar inzwischen den Chardonnay überholt hat, was jetzt diesen Rebsortenspiegel betrifft, und schon die Nummer 2 ist. Aber es ist eigentlich auch egal. Also sagen wir mal so: Über weiße und dunkle Reben betrachtet, interessiert uns das nicht, denn die meistangebaute weiße Rebsorte ist der Chardonnay allemal, ne?
Tobias
00:22:03
Ja, genau. Ja, da müssen wir einfach noch mal unsere Zahlen abgleichen. Macht nicht so den Riesenunterschied. Relativ sicher bin ich mir aber, dass Sauvignon Blanc wiederum die zweitbeliebteste weiße Rebsorte Australiens ist. Das sind Weine, die mit schöner tropischer Frucht daherkommen. Kennt man ja auch tolle Exemplare aus Neuseeland. Die haben eine angenehme Frische und sind dadurch einfach sehr trinkanimierend und dadurch dann häufig auch so ein bisschen eine unbeschwerte, leichtere Alternative zum australischen Chardonnay. Ja, diese Weine waren eine ganze Zeit lang mal außerordentlich angesagt. Das hat ein bisschen nachgelassen, vielleicht bei uns auch in Deutschland, weil wir halt eben diese beiden weißen Rebsorten mittlerweile selbst sehr, sehr gut herstellen. Aber ja, das heißt nichts. Wer jetzt so den Weinkontinent Australien mit dem Glas erkunden will, der sollte eben auch unbedingt bei den weißen Rebsorten mal einen Stopp einlegen, und das dann eben gerne bei Sauvignon Blanc und Chardonnay.
Michael
00:23:05
Ja, ich kann ja jetzt an dieser Stelle nur gestehen, ich habe ihn mal ganz heiß und innig geliebt, also den Sauvignon Blanc aus Australien. Ist jetzt schon lange her, aber wie sagt man immer so schön, ne? Alte Liebe rostet nicht. Und ja, und gerade diese australischen Sauvignon Blanc, die sich, ich sag mal, so ein bisschen mehr im Griff haben und mit exotischer Frucht und Frische dann irgendwie im richtigen Maß daherkommen. Ja, also die würde ich jetzt keinesfalls von der Tischkante stoßen und ist für mich nach wie vor ein Topwein für warme bis heiße Sommertage.
Tobias
00:23:42
Ja, stimmt.
Michael
00:23:44
Dich frage ich gar nicht mehr, Tobias, bei dir weiß ich ja dann eh. Du landest jetzt wieder beim Pinot Noir. Den gibt es ja auch in Australien. So viel zum Cool Climate. Und obwohl, ich muss das jetzt noch mal an der Stelle kurz einwerfen, weil du immer darauf abhebst. Du sprichst ja immer von Australien als Weinkontinent. Also für mich ist es ja nur halb ein Weinkontinent. Klar, es ist ein eigener Kontinent, aber schaut man jetzt mal auf die Rebfläche, ja, machen diese ganzen Zonen und Superzones und Regionen dann eben doch nicht mehr als 150.000 Hektar aus. Das ist in etwa anderthalb Mal so viel wie das Weinland Deutschland oder auch nur 1,5 mal so groß wie die französische Region Bordeaux. Jetzt nur mal in französischen Maßstäben gedacht, ja. Aber ich will dir da nicht in die Parade fahren. Und Tobias, wir kehren doch jetzt noch mal zurück zum Pinot Noir aus Down Under.
Tobias
00:24:44
Ja, ja, den gibt es natürlich. Und natürlich auch wieder nur in den kühleren Regionen. Also das von dir schon genannte Tasmanien und das Eismeer der Antarktis werden zum Beispiel in Sachen Pinot Noir so Hinweise auf Cool Climate. Und das braucht der Pinot Noir, der Spätburgunder eben. Wir hatten es eben schon gesagt: Cool Climate ist in Australien ein ziemlicher Stretch. Ja, denn Australien bleibt halt eben Australien. Aber für diese Maßstäbe ist es halt tatsächlich Cool Climate. Ja, und die Pinots, die aus Australien kommen, die sind dann für mich auch ja ungeheuer Pinot Noir. Ja, also so richtig typisch. Die bringen halt eben vor allem das mit, was man der Rebsorte aromatisch zuschreibt. Diese ganzen Kirschtöne, aber eben auch so ein bisschen diese Walderdbeere, auch was fein Kräuteriges. Ja, und diese Fruchtbetonung weist dann eben doch auf ein wärmeres Klima hin, als wir das beispielsweise in Deutschland oder im Burgund haben.
Michael
00:25:52
Ja, ja, der Weinlakai und der Pinot Noir. Also da müssen wir noch mal eine extra Folge machen, so zu Weihnachten oder so, so eine Erzählstunde, könnte ich mir gut vorstellen.
Tobias
00:25:58
Ja, gerne.
Michael
00:25:59
Aber jetzt mal deine Pinot-Liebe in allen Ehren, Tobias. Wenn wir über Rotwein sprechen, jetzt aus Australien, dann sind es eben nicht die Pinot Noir, die einem ja da als erstes einfallen, sondern ist es tatsächlich dieser reinsortige Shiraz. Ja...
Tobias
00:26:16
Absolut.
Michael
00:26:16
...das ist Australien. Und nicht zu vergessen all die Cuvées, die man dort macht. Also die sind mal gerne so ein bisschen Bordeaux-mäßig. Hatten wir, glaube ich, schon angesprochen. Also so etwas wie Cabernet Sauvignon trifft auf Merlot. Aber es gibt auch regelrechte Rhône-Cuvées, also so etwas wie Shiraz, Grenache und Mataro. Das ist ins Französische übertragen übrigens nichts anderes als die berühmte GSM-Mischung, die wir von der Rhône kennen, also Grenache, Syrah, Mourvèdre, nur dass der Mourvèdre eben in Australien Mataro genannt wird. Ja, also noch mal was anderes zum Syrah, sprich Shiraz. Und ja, da fällt mir gerade ein, haben wir eigentlich schon mal eine eigene Mourvèdre-Folge oder Monastrell-Folge gemacht? Oder ist das zu sehr 2. Reihe? Nee, ne? Also ich stehe ja total auf die Re...
Tobias
00:27:12
Ja, na ja.
Michael
00:27:12
Ne? Okay.
Tobias
00:27:15
Ich bin eher bei der 2. Reihe, aber wer weiß.
Michael
00:27:17
Ja, ich mache mich jetzt gerade mal für die 2. Reihe stark, aber egal. Ja, und was man bei den Cuvées noch sagen muss, dann gibt es so richtige Bordeaux-Rhône-Crossover. Ja, da ist dann Cabernet Sauvignon und der trifft dann auf Shiraz, also Syrah. Lange Rede, kurzer Sinn. Also der reinsortige Shiraz oder aber solche Cuvées, das ist für mich eigentlich australischer Rotwein.
Tobias
00:27:42
Ja, absolut. Und genau so, wie du es jetzt aufgezählt hast, hört es sich für mich auch nach Penfolds an. Ja, jetzt müssen wir doch mal diesen Namen dieses wirklich renommierten australischen Produzenten unbedingt mal nennen. Da geht eigentlich kein Weg dran vorbei, wenn man über Australien spricht, finde ich. Also von meiner persönlichen Story mal abgesehen, ist es wirklich ein deutlich wichtigerer Name als Mollydooker, so schön er auch ist. Da muss ich jetzt direkt noch mal nachfragen: Wann war das jetzt noch mal mit deinem Schotten und dem Syrah, der zum Shiraz wurde? Das hatte ich jetzt schon wieder vergessen. Wann hat er die Reben mitgebracht?
Michael
00:28:19
Ja, das war 1825. Und der Schotte heißt übrigens James Busby. Das wollen wir an der Stelle nicht verschweigen. Habe ich aber, glaube ich, schon mal gesagt.
Tobias
00:28:27
Ja, ja, hast du gesagt.
Michael
00:28:28
Und was man auch sagen muss: Der hat eben nicht nur Syrah-Reben mitgebracht, sondern noch viel mehr.
Tobias
00:28:32
Ja, ja, aber darum - sorry - ging es mir jetzt gar nicht. Mir ging es jetzt um das Stichwort 1825, denn, wissen viele nicht, bereits 1844 gründet der Mediziner Christopher Rawson Penfold das Weingut Penfolds in der Nähe von Adelaide. Ja, und natürlich völlig selbstverständlich, dass Mister Penfold seinen Patienten Wein als Medizin empfohlen hat, ja.
Michael
00:28:58
Gibt es den auf Krankenkasse, so gesetzlich?
Tobias
00:29:00
Total naheliegend. Ja, am besten. Ja, und zunächst erzeugt dann das Weingut eher so was wie Portwein.
Michael
00:29:09
Ah, interessant.
Tobias
00:29:11
Also verstärkten, gespriteten Wein. Gibt es heute auch noch von Penfolds, so eine Art Portwein. Ja, und dann dauert es noch mal, ich glaube, so um die 100 Jahre, bis der aus Österreich stammende Önologe und - Achtung - den Namen haben wir jetzt auch schon mal gehört, Max Schubert nach einer Reise ins, tja, wer hätte es gedacht, Bordeaux, sich dann daran macht, neue Cuvées zu entwickeln, wie den mittlerweile wirklich völlig legendären Grange Bin 95. Aber dann gibt es auch noch ganz viele andere Weine aus dem Hause Penfolds, die man sich unbedingt anschauen und vor allem auch antrinken sollte.
Michael
00:29:49
Ja, schöne Geschichte, Tobias. Und du weißt, ich mag schöne Geschichten und möchte deshalb jetzt die Gelegenheit nutzen, mich hier, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, als echter Klugscheißer zu outen. Der Mann, ich möchte das jetzt weitererzählen an der Stelle. Der Mann, der Max Schubert im Bordelais auf diesen Trichter gebracht hat von den Cuvées, der war Christian Cruse. Und der Name Cruse, ja mit „C" geschrieben, also als Bordeaux-Weinadel deutscher Herkunft, so muss man das jetzt echt sagen, der taucht bereits in irgendeiner unserer Folgen mit Cédric auf. Der hat nämlich auch mal darüber gesprochen. Ich weiß nicht, ob du dich erinnerst.
Tobias
00:30:30
Ja, ja, in einer unserer Bordeaux-Folgen.
Michael
00:30:32
Also Cruse, die kommen irgendwie aus Schleswig-Holstein und dann steigen sie erst in den Weinhandel ein und über die Gewinne im Weinhandel werden sie dann auch zu Weingutsbesitzern. Und das geht dann immer so weiter. Und irgendwann endet, glaube ich, alles total trashy in so einem Weinbetrug. Ja, und das Ganze bricht dann ziemlich zusammen. Ich weiß gar nicht, wann das passiert ist. Muss ich noch mal gucken. Und na ja, also alles weg, außer, ich glaube, Château D'Issan in Margaux, auch keine schlechte Adresse, die hören jetzt bis heute noch auf den Namen Cruse. Mein Gott, da müssen wir jetzt eigentlich Cédrik fragen. Der ist jetzt leider hier nicht zugeschaltet. Schade eigentlich an der Stelle.
Tobias
00:31:15
Ich glaube, er kann es verkraften, nicht schon wieder mit dabei zu sein. Aber immerhin ist er ja, muss man wirklich sagen, unsere Nummer 1 bei den Studiogästen von Bei Anruf Wein und zu Bordeaux, Bordeaux-Cuvée, Geschichte der Weinregion, aber auch zu ihrer Geologie haben wir den guten Cédric allemal schon ausgequetscht, weil er einfach aus der Region stammt. Aber Michael, ich glaube, wir sind durch die Folge Australien jetzt ziemlich gut durchmarschiert. Deswegen sprechen wir jetzt auch schon seit gefühlt 5 Minuten über Bordeaux. Ja, ich würde sagen, jeder kann jetzt noch mal irgendwie was Eigenes ergänzen, außer natürlich Spirituosen und auch Fortified Wines haben wir jetzt ja schon aussortiert, ne? Versteht sich, Michael, ne?
Michael
00:32:01
Ja, aber über das Portweinähnliche wollte ich eigentlich noch mal sprechen.
Tobias
00:32:05
Ne, ne!
Michael
00:32:05
Du bist echt ein Spielverderber. Ne, ich halte mich jetzt mal an die Regeln. Also dann heißt meine Ergänzung Klimawandel und Extrem...
Tobias
00:32:14
Hey, das ist doch mein Thema!
Michael
00:32:15
Ja, nehme ich dir jetzt weg, so als Revanche. Also Klimawandel, der sich äußert in der Form von extremen Wetterereignissen, und das meint so was wie anhaltende Dürren oder Rekordtemperaturen, oder aber genauso irgendwie sintflutartige Regenfälle mit Überschwemmungen, aber auch Buschbrände und Waldfeuer, die öfter einfach auftreten, und all das. Ich weiß nicht, wer die Nachrichten verfolgt hat. Also davon hat Australien in den vergangenen Jahren wahrlich genug gehabt. Und jetzt kommt an der Stelle meine Nerd-Ergänzung. Aufgepasst, Achtung - gibt es ein Feuer und damit auch viel Rauch, ja, in direkter Nähe zu den Weinbergen, wenn der Wind das dann auch noch so reinbläst, kann dieser rauchige Ton, sage ich jetzt mal, seine Duftnote in den Beeren hinterlassen. Also dann gibt es so was wie ein Fumé, wie wir ihn von der Loire kennen, wider Willen. Und für die Winzer ist das tatsächlich ein ganz, ganz großes Unglück. Ich hoffe, du hast jetzt noch was Positives beizutragen, Tobias.
Tobias
00:33:26
Ja, auf jeden Fall. Aber erst mal noch dazu, ist ja wirklich, wirklich abgefahren. Das ist ja dann so eine Art Smoked Wine. Das kennt man ja eigentlich nur irgendwie von Grillgerichten. Und so ein Fumé Blanc von der Loire, der hat ja dann durch diese Feuersteinprägung hoffentlich nicht ganz so eine ausgeprägte Rauchnote. Ne, also da kann ich die Verzweiflung der Winzer durchaus verstehen. Aber ja, auch von mir vielleicht jetzt noch mal was Nerdiges. Ich war mal in so einer Masterclass zum Thema Australien und da wurde dann an einem australischen Rotwein sehr anschaulich erklärt, wie stark der Weinbau dort eben auf künstliche Bewässerung angewiesen ist. Und du hast ja Klimawandel erwähnt. Das wird eher schlimmer als besser. Und was dann letztlich diese künstliche Bewässerung auch für einen Einfluss auf den Geschmack haben kann. Denn viele Regionen werden ja ohne diese Drip Irrigation, also diese Tröpfchenbewässerung, gar nicht in der Lage, dauerhaft Wein überhaupt anzubauen. Denn vor allem junge Reben, die würden ohne Wasserzufuhr schlicht vertrocknen. Die haben noch keine tiefen Wurzeln. Na ja, und in diesem konkreten Beispiel, in dieser Masterclass, ging es um einen Rotwein, der hatte eine spürbare Salznote am Gaumen. Jetzt nicht wirklich unangenehm, das war eher eher spannend und ungewöhnlich. Man kennt das ja teilweise auch von Rieslingen aus Deutschland.
Michael
00:34:47
Ja, da spricht man dann immer von Mineralität dann, ne?
Tobias
00:34:50
Ja, genau. Also bei Weißweinen durchaus eine bekannte Geschichte. Und na ja, damals meinte die Referentin, das könnte eben durchaus mit den Böden und der Bewässerungssituation zu tun haben. Also du musst dir vorstellen, in Australien gibt es nämlich auch in manchen Regionen tatsächlich Probleme mit salzhaltigen Böden. Du hast vorhin den Murray River genannt. Auch dort ist das genau das. Und deswegen gibt es auch dieses sehr hochqualitative Salz, was da beim Murray River geschöpft wird. Na ja, aber dort, wo salzhaltige Boden ist und wo dann eben auch viel Wasser durch die Hitze verdunstet, da bleiben Mineralien im Oberboden einfach zurück. Und jetzt muss man sich das so vorstellen: Je mehr Wasser durch die Pflanze quasi gepumpt wird, ja, also je stärker die Rebe Wasser aufnimmt und wiederum verdunstet, desto mehr von diesen Stoffen gelangen letztlich auch in die Beeren, weil die brauchen einfach so viel Wasser, dass die Wassermenge und dadurch halt eben auch die Mineralstoffmenge deutlich höher ist. Und ja, das hinterlässt dann am Gaumen wirklich einen spürbaren Effekt. Und klar muss natürlich auch sein, in einem Land, das unter zunehmender Wasserknappheit leidet, stellt sich dann langfristig schon die Frage, wie tragfähig dieses System überhaupt ist. Ähnliche Probleme kennt man ja auch aus Chile. Ja, und gerade natürlich in den heißen Regionen, wo ohne Bewässerung gar nichts geht, wird das dann in den nächsten Jahren ein zentrales Thema. Auch für den Weinbau gelten eben so Regeln wie Nachhaltigkeit.
Michael
00:36:27
Ja, und vor allen Dingen gilt leider die Regel irgendwie: globaler Klimawandel läuft. Denn der macht dann natürlich auch vor dem für uns so weit entfernten Down Under keinen Halt. Und in den vergangenen Jahren, ich habe es ja eben schon mal angesprochen, haben eben diese Extremwetterereignisse, und das gilt immer so als Indikator für Klimawandel, deutlich zugenommen. Also man denke zum Beispiel nur an diese riesigen Waldbrände, von denen wir auch in den Nachrichten immer gehört haben. Und da geht ja jetzt nicht nur Wildfläche und Farmland, sondern da gehen auch einfach Weinregionen einfach in ihr aschiges Ende über. Da ist dann Ende Gelände. Und ja, es gibt dann eben im Gegensatz zu Europa in Australien noch keine Weinregion, die eben von diesem Klimawandel profitiert. Ja, noch gibt es das nicht, bei uns eben teils schon. Ist noch mal ein wichtiger Unterschied, glaube ich.
Tobias
00:37:29
Ja, absolut. Leider, muss man ja sagen.
Michael
00:37:31
Ja, ja.
Tobias
00:37:31
Aber wir wollen ja jetzt hier die Stimmung auch nicht zu sehr nach unten ziehen. Ich greife jetzt lieber mal das Stichwort „profitieren" auf. Michael, wie wäre es mit unseren Merkpunkten zur heutigen Folge jetzt am Schluss, damit unsere Zuhörerinnen und Zuhörer auf jeden Fall was mit aus dem Podcast nehmen? Mach mal den Anfang, aber lass uns das ganze Thema Regionen vielleicht ein bisschen, bisschen kürzer ausfallen lassen.
Michael
00:37:59
Okay, dann mache ich das mal grob. Südliche Hemisphäre, Neue Weinwelt. Australien ist ein eigener Weinkontinent, wie Tobias sagt, und zählt aber nur realistisch betrachtet überschaubare 145.000 Hektar Anbaufläche.
Tobias
00:38:14
Australien ist weinrechtlich in eine Superzone, über 40 Zonen, rund 70 Weinregion und, wo vorhanden, kleinere Subregionen unterteilt.
Michael
00:38:24
Australien ist Rotweinland. 60 % Rotweine stehen 40 % Weißweine gegenüber. Oft reinsortig ausgebaut, aber gerade bei Rotwein gibt es viele unterschiedliche Cuvées.
Tobias
00:38:39
Internationale Rebsorten geben den Ton an. Shiraz, Cabernet Sauvignon und Merlot bei den Rotwein, und vor allem Chardonnay und Sauvignon Blanc bei den Weißwein.
Michael
00:38:48
Bekannte Weinregion sind Barossa Valley, McLaren Vale und Coonawarra oder Adelaide Hills und Eden Valley.
Tobias
00:38:56
Und Funfact: Syrah heißt in Australien Shiraz und Mourvèdre hört dort auf den Namen Mataro. Zusammen mit Grenache macht Australien also seine ganz eigene GSM Cuvée.
Michael
00:39:08
Ja, GSM Cuvée, super. Okay, also ich hoffe, ihr nehmt jetzt nicht nur unsere Basics mit, sondern habt auch selber Lust auf Australien bekommen. Mein persönlicher Tipp dazu: Ihr könnt ja mal so eine Verkostung oder so einen Abend mit Freunden organisieren, wo so australischer und europäischer Wein aufeinandertreffen. So eine GSM Cuvée wäre ja so ein typisches Ding. Oder auch ein Chardonnay-Vergleich, oder jetzt im Sommer vielleicht doch dann lieber Sauvignon Blanc. Egal, Hauptsache ihr bekommt guten Wein ins Glas und habt Spaß damit.
Tobias
00:39:46
Ja, gutes Stichwort. Hast du mir eigentlich von deinem Vino Caravana-Trip was mitgebracht? Hast du noch gar nicht erzählt. Weil wir beide, ja, du darfst nicht vergessen, wir dürfen ja auch nicht aus der Übung kommen. Gerade jetzt als Certified WSET Educator muss ich auf mein Training achten!
Michael
00:40:04
Ja, ja, ja, da findet sich schon die ein oder andere Flasche, die wir aufmachen können. Sag mir einfach Bescheid, wann du wieder in der Gegend bist, und ich sag mal so, ich bringe eine gute Flasche auf eine richtig gute Temperatur. Und auch versprochen, es wird was Spanisches.
Tobias
00:40:21
Na gut, das passt doch. Dann bringe ich auf jeden Fall einen Australier mit. Ich habe, glaube ich, sogar wirklich noch ein paar Mollydooker-Flaschen. Ja, und dann freue ich mich heute auf unseren nächsten Weinabend und nicht nur auf den Moment, in dem es wieder heißt...
Michael
00:40:34
Oder, oder die Flasche explodiert. Aber auf jeden Fall: Bei Anruf.
Tobias
00:40:40
Wein.